VIII Studium Generale
01. - 04. Mai 2008
Anne Mielich_____________________________
Thema: Die Darstellung von Inzest in der Literatur
Ein Vergleich von 1. Émile Zola: Le docteur Pascal
2. Vladimir Nabokov: Ada or Ardor. A Family Chronicle
Ein paar Fakten zu Le docteur Pascal
- Autor: Émile Zola ( 1840 - 1902)- ist eventuell bekannt als Begründer des Naturalismus- Le docteur Pascal wurde 1893 geschrieben- Deutscher Titel: Doktor Pascal- schließt die 20 Bände umfassende Reihe Les Rougon-Maquart ab- Untertitel: Natur- und Sozialgeschichte einer Familie unter dem
Zweiten Kaiserreich = Romanzyklus, der die Geschichte einer Familie über Generationen in Frankreich nachzeichnet
- Erzählt wird die Liebesgeschichte von Pascal und Clotilde- Er ist Ende 50 und ihr Onkel, sie 20 und seine Nichte- Ort und Zeit: Frankreich um 1870- Inhalt
Ein paar Fakten zu Ada
- Autor: Vladimir Nabokov (1899 – 1977)- Geb. Russe (die meisten Romane , wie auch Ada, sind aber in englisch
geschrieben)- Ist vor allem bekannt durch seinen Roman Lolita- Ada erschien 1969 - Deutscher Titel: Ada oder das Verlangen - Länge ca. 700 Seiten - Erzählt wird die Liebesgeschichte von Ada Veen und Van Veen- offiziell sind beide Cousin und Cousine, eigentlich jedoch Geschwister- Ort und Zeit: fiktionales Amerika am Ende des 19. Jh.- Inhalt
Auszug aus Doktor Pascal
„Ein Schauer ließ ihn erbeben, er kämpfte schon nicht mehr, fortgerissen von dem ewigen Verlangen, in ihr die ganze Zartheit und den ganzen Duft des Weibes in seiner Blüte zu umschlingen und einzuatmen. […] Es war kein Sündenfall […]. Sie stammelte nur noch, er strahlte über ihren gemeinsamen Sieg; und sie umfingen sich von neuem. Die ganze Nacht währte diese Glückseligkeit in dem von Jugend und Leidenschaft durchdufteten glückerfüllten Zimmer. Als der Morgen heraufdämmerte, öffneten sie weit die Fenster, damit der Frühling Einzug halten konnte. Die befruchtete Aprilsonne stieg an einem unendlich weiten, fleckenlos reinen Himmel empor, und die Erde, vom Keimen geschwellt, sang fröhlich ihr Hochzeitslied.“
Auszug aus Ada„Bevor irgend etwas Neues geschah, machte Ada sich auf allen vieren daran, Wolldecke und Kissen neu zu drapieren. Eingeborenen-Mädchen, Kaninchen nachahmend. Er griff und umfasste von hinten ihr heißes kleines Moos, dann raffte er sich ungestüm hoch in die Position eines sandburgenbauenden Jungen; sie aber drehte sich um, naiv bereit, ihn zu umarmen, so wie Julia empfohlenermaßen ihren Romeo empfängt. Zum ersten Male in ihrer Liebesgeschichte stieg der Segen, der Genius lyrischen Sprechens, auf den rauhen Burschen hernieder, er stammelte und stöhnte, während er ihr Gesicht mit zungenfertiger Zärtlichkeit küsste, in drei Sprachen – den drei größten der ganzen Welt – Koseworte ausrufend, auf denen ein Wörterbuch geheimer Diminutiva basieren und durch viele Revisionen bis zur endgültigen Ausgabe 1967 gehen sollte. Als er zu laut wurde, beschwichtigte sie ihn, atmete beschwichtigend in seinen Mund und nun waren ihre vier Gliedmaßen frank und frei um ihn herum, als hätte sie schon jahrelang in all unseren Träumen geliebt – aber ungestüme Leidenschaft (randvoll wie Vans überlaufende Badewanne, während er dies bearbeitet, ein grauer, verschrobener alter Wortmann auf der Kante eines Hotelbettes) überlebte die paar blinden Vorstöße nicht […]“
Grundsätzliche Frage an den Text:
1. Wie wird Inzest in den Romanen dargestellt?(heißt: schön oder schrecklich, als Tabu oder nicht, wenn als Tabu für wen?)
Nochmal der Auszug aus Doktor Pascal:
„Ein Schauer ließ ihn erbeben, er kämpfte schon nicht mehr, fortgerissen von dem ewigen Verlangen, in ihr die ganze Zartheit und den ganzen Duft des Weibes in seiner Blüte zu umschlingen und einzuatmen. […] Es war kein Sündenfall […]. Sie stammelte nur noch, er strahlte über ihren gemeinsamen Sieg; und sie umfingen sich von neuem. Die ganze Nacht währte diese Glückseligkeit in dem von Jugend und Leidenschaft durchdufteten glückerfüllten Zimmer. Als der Morgen heraufdämmerte, öffneten sie weit die Fenster, damit der Frühling Einzug halten konnte. Die befruchtete Aprilsonne stieg an einem unendlich weiten, fleckenlos reinen Himmel empor, und die Erde, vom Keimen geschwellt, sang fröhlich ihr Hochzeitslied.“
Auswertung der Textstelle von Doktor Pascal
„Ein Schauer ließ ihn erbeben, er kämpfte schon nicht mehr, fortgerissen von dem ewigen Verlangen, in ihr die ganze Zartheit und den ganzen Duft des Weibes in seiner Blüte zu umschlingen und einzuatmen. […] Es war kein Sündenfall […]. Sie stammelte nur noch, er strahlte über ihren gemeinsamen Sieg; und sie umfingen sich von neuem. Die ganze Nacht währte diese Glückseligkeit in dem von Jugend und Leidenschaft durchdufteten glückerfüllten Zimmer. Als der Morgen heraufdämmerte, öffneten sie weit die Fenster, damit der Frühling Einzug halten konnte. Die befruchtete Aprilsonne stieg an einem unendlich weiten, fleckenlos reinen Himmel empor, und die Erde, vom Keimen geschwellt, sang fröhlich ihr Hochzeitslied.“
Auswertung der Textstelle von Doktor Pascal
These: Liebesakt wird positiv dargestelltSprachliche Nachweise: Akkumulation von positiv besetzten Nomen: Sieg, Glück,
Leidenschaft, Hochzeitslied Ergänzt durch Adjektive: glückerfüllt, rein, fröhlich „Es war kein Sündenfall“ > hier eindeutige Wertung, dass es sich
beim Vollzug des Geschlechtsaktes um etwas Gutes handelt D.h. beide sind glücklich, lieben sich, genießen den Sex Das Verwandtschaftsverhältnis wird nur zu Beginn (verkürzter
Auszug aus drei Seiten) problematisiert Anschließend keine Problematisierung des Inzests mehr, statt
dessen „Hochzeitslied“
Nochmal der Auszug aus Ada„Bevor irgend etwas Neues geschah, machte Ada sich auf allen vieren daran, Wolldecke und Kissen neu zu drapieren. Eingeborenen-Mädchen, Kaninchen nachahmend. Er griff und umfasste von hinten ihr heißes kleines Moos, dann raffte er sich ungestüm hoch in die Position eines sandburgenbauenden Jungen; sie aber drehte sich um, naiv bereit, ihn zu umarmen, so wie Julia empfohlenermaßen ihren Romeo empfängt. Zum ersten Male in ihrer Liebesgeschichte stieg der Segen, der Genius lyrischen Sprechens, auf den rauhen Burschen hernieder, er stammelte und stöhnte, während er ihr Gesicht mit zungenfertiger Zärtlichkeit küsste, in drei Sprachen – den drei größten der ganzen Welt – Koseworte ausrufend, auf denen ein Wörterbuch geheimer Diminutiva basieren und durch viele Revisionen bis zur endgültigen Ausgabe 1967 gehen sollte. Als er zu laut wurde, beschwichtigte sie ihn, atmete beschwichtigend in seinen Mund und nun waren ihre vier Gliedmaßen frank und frei um ihn herum, als hätte sie schon jahrelang in all unseren Träumen geliebt – aber ungestüme Leidenschaft (randvoll wie Vans überlaufende Badewanne, während er dies bearbeitet, ein grauer, verschrobener alter Wortmann auf der Kante eines Hotelbettes) überlebte die paar blinden Vorstöße nicht […]“
Auswertung der Textstelle von Ada„Er griff und umfasste von hinten ihr heißes kleines Moos, dann raffte er sich ungestüm hoch in die Position eines sandburgenbauenden Jungen; sie aber drehte sich um, naiv bereit, ihn zu umarmen, so wie Julia empfohlenermaßen ihren Romeo empfängt. Zum ersten Male in ihrer Liebesgeschichte stieg der Segen, der Genius lyrischen Sprechens, auf den rauhen Burschen hernieder, er stammelte und stöhnte, während er ihr Gesicht mit zungenfertiger Zärtlichkeit küsste, in drei Sprachen – den drei größten der ganzen Welt – Koseworte ausrufend, auf denen ein Wörterbuch geheimer Diminutiva basieren und durch viele Revisionen bis zur endgültigen Ausgabe 1967 gehen sollte. Als er zu laut wurde, beschwichtigte sie ihn, atmete beschwichtigend in seinen Mund und nun waren ihre vier Gliedmaßen frank und frei um ihn herum, als hätte sie schon jahrelang in all unseren Träumen geliebt – aber ungestüme Leidenschaft […] überlebte die paar blinden Vorstöße nicht […]“
Auswertung der Textstelle von Ada
Auch hier wird der Liebesakt positiv dargestelltSprachliche Nachweise: Vergleich: „wie Julia ihren Romeo empfängt“ > also
Vergleich mit dem bekanntesten und größten Liebespaar in derLiteratur
positiv besetzte Nomen: Segen, Zärtlichkeit, Leidenschaft, Koseworte
„Ihre Liebesgeschichte “ > wiederum Wertung (aber viel subtiler als bei Zola)> hier wird kein schlimmer Inzest erzählt, sondern eine Liebesgeschichte
Wiederum wird also suggeriert: beide sind glücklich, lieben sich, genießen den Sex
Was bedeutet das jetzt?
Zwischenergebnis: Gemeinsamkeit der Romane: - der Inzest wird als etwas Schönes dargestellt- beide Paare führen eine intensive Liebesbeziehung- Beide Paare haben schönen (und häufigen) Sex und möchten ihr ganzes Leben miteinander
verbringen
Weitere Gemeinsamkeiten (nicht in unserer Analyse):- Darstellung des Ortes (private Häuser, Intimität, Schlossähnlichkeit, Paradies…)- Naturliebe und –umgebung- …
Aber: Inzest ist auch ein Tabu in unserer Gesellschaft und normaler Weise sehr negativ besetzt (s. Nachrichten letzte Woche)
Nebenbei: Die Texte sagen nicht, dass Inzest in unserer Welt in Ordnung ist!!! >kein Rede über die Außenwelt, ergo auch nicht Thema der Arbeit!!!!]
Die Texte sagen auch nicht, dass in der fiktionalen Welt alle denken oder davon überzeugt werden, dass Inzest in Ordnung ist ? (im Gegenteil, in beiden Romanen gibt es ja starke Widerstände gegen die jeweilige Beziehung)
Zweite Frage an den Text:
Wie schafft es der Text, uns (also den Leser) davon zu überzeugen, dass diese Inzestbeziehung in der fiktionalen Welt schön/ in Ordnung ist (auch wenn er auch dort nicht von der Mehrheit der fiktionalen Figuren für in Ordnung gehalten wird?)
• Anders gefragt: Wie kann Inzest als etwas Schönes dargestellt werden, obwohl es sich eigentlich um ein Tabu handelt?
• Noch einfacher gefragt: Wieso finden wir es schön, dass zu lesen?
= Frage nach Textstrategien= eigentliche Lit.wissenschaftliche Arbeit
Wieder der Auszug aus Doktor Pascal…
„Ein Schauer ließ ihn erbeben, er kämpfte schon nicht mehr, fortgerissen von dem ewigen Verlangen, in ihr die ganze Zartheit und den ganzen Duft des Weibes in seiner Blüte zu umschlingen und einzuatmen. […] Es war kein Sündenfall […]. Sie stammelte nur noch, er strahlte über ihren gemeinsamen Sieg; und sie umfingen sich von neuem. Die ganze Nacht währte diese Glückseligkeit in dem von Jugend und Leidenschaft durchdufteten glückerfüllten Zimmer. Als der Morgen heraufdämmerte, öffneten sie weit die Fenster, damit der Frühling Einzug halten konnte. Die befruchtete Aprilsonne stieg an einem unendlich weiten, fleckenlos reinen Himmel empor, und die Erde, vom Keimen geschwellt, sang fröhlich ihr Hochzeitslied.“
Sprachliche Mittel in Doktor Pascal…
„Ein Schauer ließ ihn erbeben, er kämpfte schon nicht mehr, fortgerissen von dem ewigen Verlangen, in ihr die ganze Zartheit und den ganzen Duft des Weibes in seiner Blüte zu umschlingen und einzuatmen. […] Es war kein Sündenfall […]. Sie stammelte nur noch, er strahlte über ihren gemeinsamen Sieg; und sie umfingen sich von neuem. Die ganze Nacht währte diese Glückseligkeit in dem von Jugend und Leidenschaft durchdufteten glückerfüllten Zimmer. Als der Morgen heraufdämmerte, öffneten sie weit die Fenster, damit der Frühling Einzug halten konnte. Die befruchtete Aprilsonne stieg an einem unendlich weiten, fleckenlos reinen Himmel empor, und die Erde, vom Keimen geschwellt, sang fröhlich ihr Hochzeitslied.“
Auswertung der sprachlichen Mittel
Beginn des Textes – Beschreibung von Sexualität: - Duft des Weibes, Ihre Blüte umschlingen und einatmen- Er strahlte> Clotilde wird wie eine Pflanze beschrieben, sie duftet, er strahlt, er atmet sie ein > Hier Zusammenführung von Sexualität (Vordergrund) und Natur (Hintergrund)
Dann Naturbeschreibung: - befruchtete Aprilsonne- fleckenlos reiner Himmel- die vom Keimen geschwellte Erde- > Nomen aus dem Bereich der Natur werden mit sexuell konotierten
Adjektiven kombiniert> Hier Zusammenführung von Natur (Vordergrund) und Sexualität (Hintergrund)
Mögliche Interpretation (nach Abgleich mit anderen Textstellen)
Zusammenführung zweier Bereiche (Isotopien): Natur und Sexualität Sexualität wird nicht mehr als Tabu sondern als etwas Natürliches
anerkannt Indem Natur und inzestuöse Sexualität sprachlich untrennbar miteinander
verbunden werden, soll Sexualität als etwas dem Leben Innewohnendes und natürlich Zugehöriges verstanden werden
Die Natur wird personifiziert und legitimiert dann das, was von den Menschen nicht akzeptiert wird> den Inzest
Ergo: es scheint, als sei Inzest zwar kulturell verboten, aber natürlich bzw. in der Natur erlaubt
= eine Legitimationsstrategie durch SpracheSprache schafft Natürlicheit, die eigentlich nicht gegeben istZusätzliches Problem: eigentlich wird der Inzest gar nicht mehr thematisiert
Nochmal der Auszug aus Ada„Bevor irgend etwas Neues geschah, machte Ada sich auf allen vieren daran, Wolldecke und Kissen neu zu drapieren. Eingeborenen-Mädchen, Kaninchen nachahmend. Er griff und umfasste von hinten ihr heißes kleines Moos, dann raffte er sich ungestüm hoch in die Position eines sandburgenbauenden Jungen; sie aber drehte sich um, naiv bereit, ihn zu umarmen, so wie Julia empfohlenermaßen ihren Romeo empfängt. Zum ersten Male in ihrer Liebesgeschichte stieg der Segen, der Genius lyrischen Sprechens, auf den rauhen Burschen hernieder, er stammelte und stöhnte, während er ihr Gesicht mit zungenfertiger Zärtlichkeit küsste, in drei Sprachen – den drei größten der ganzen Welt – Koseworte ausrufend, auf denen ein Wörterbuch geheimer Diminutiva basieren und durch viele Revisionen bis zur endgültigen Ausgabe 1967 gehen sollte. Als er zu laut wurde, beschwichtigte sie ihn, atmete beschwichtigend in seinen Mund und nun waren ihre vier Gliedmaßen frank und frei um ihn herum, als hätte sie schon jahrelang in all unseren Träumen geliebt – aber ungestüme Leidenschaft (randvoll wie Vans überlaufende Badewanne, während er dies bearbeitet, ein grauer, verschrobener alter Wortmann auf der Kante eines Hotelbettes) überlebte die paar blinden Vorstöße nicht […]“
Textstrategien und sprachliche Mittel in Ada„Bevor irgend etwas Neues geschah, machte Ada sich auf allen vieren daran, Wolldecke und Kissen neu zu drapieren. Eingeborenen-Mädchen, Kaninchen nachahmend. Er griff und umfasste von hinten ihr heißes kleines Moos, dann raffte er sich ungestüm hoch in die Position eines sandburgenbauenden Jungen; sie aber drehte sich um, naiv bereit, ihn zu umarmen, so wie Julia empfohlenermaßen ihren Romeo empfängt. Zum ersten Male in ihrer Liebesgeschichte stieg der Segen, der Genius lyrischen Sprechens, auf den rauhen Burschen hernieder, er stammelte und stöhnte, während er ihr Gesicht mit zungenfertiger Zärtlichkeit küsste, in drei Sprachen – den drei größten der ganzen Welt – Koseworte ausrufend, auf denen ein Wörterbuch geheimer Diminutiva basieren und durch viele Revisionen bis zur endgültigen Ausgabe 1967 gehen sollte. Als er zu laut wurde, beschwichtigte sie ihn, atmete beschwichtigend in seinen Mund und nun waren ihre vier Gliedmaßen frank und frei um ihn herum, als hätte sie schon jahrelang in all unseren Träumen geliebt – aber ungestüme Leidenschaft (randvoll wie Vans überlaufende Badewanne, während er dies bearbeitet, ein grauer, verschrobener alter Wortmann auf der Kante eines Hotelbettes) überlebte die paar blinden Vorstöße nicht […]“
Auswertung der sprachlichen Mittel [1]
Erste Erkenntnis: Nicht eine Strategie, sondern mehrere, Komplexität
1. Verbindung von Sex und Literatur/ Sprache- in drei Sprachen – den drei größten der ganzen Welt > welche (Englisch, Französisch und
Russisch, in diesen Sprachen ist das ganze Buch gemacht)- Van spricht Koseworte, später entsteht dazu ein Wörterbuch mit Diminutiven (=
Verniedlichungen), dieses wird 1967 veröffentlicht- So wie Romeo und Julia> anderes Lit. pärchen
> Nach Es wird im Roman häufig, wenn über Sex gesprochen wird, irgendwie Literatur eingebaut
2. Direkte Ansprache an den Leser„als hätte sie in unseren Träumen geliebt“> bezieht den Leser mit in die Geschichte
mit ein> Auch der Leser wird häufig im Roman angesprochen > der Leser soll nicht in der
Geschichte versinken, sondern sich dessen bewusst sein, dass er ein „Leser“ ist
Auswertung der sprachlichen Mittel [2]
3. Aufbrechen des Erzählrahmens„Die Leidenschaft, randvoll wie Vans überlaufene Badewanne, während er
dies bearbeitet, ein grauer, verschrobener alter Wortmann auf der Kante eines Hotelbettes“
Offensichtlich schreibt Van diesen Text als alter („grauer, verschrobener“) Mann
Diese Zeit ist die Jetzt-Zeit im Roman (bearbeitet) der Erzähler ist demnach eigentlich Van, gleichzeitig gibt es jedoch auch
einen auktorialen Erzähler der alles weiß (Sie dachte…), also Dinge, die Van nicht wissen kann
Manchmal schreibt Van aber auch über sich in der dritten Person Demnach (Wechsel auktorial/ personal), unsicheres Erzählen
Fazit: Schon in diesem kleinen Abschnitt sehr viele künstlerische Mittel> Das ganze Buch ist voll davon
Mögliche Interpretation (nach Abgleich mit anderen Textstellen)
• Mehrere Textstrategien: 1) Immer wieder wird über andere Sachen gesprochen (Literatur, Film, Kunst, Philosophie (z.B. ist ein
50 seitiger Aufsatz über Zeit eingeschoben)2) Der Erzähler wechselt ständig (er, ich, wir…) Weitere Strategien, die nicht in dem Auszug erkennbar sind:3) das Gemachte, die eigene Fiktionalität (Ich bin ein Buch!!!) wird ständig betont (Gegensatz
Hineinversetzen in die Geschichte), auch das ganze Setting wirkt verdreht und widersprüchlich4) Es gibt ständig Wortspiele, die Sprachen wechseln permanent ohne Erklärung (russisch, englisch,
französisch)
• These: Legitimation des Inzests durch das Fiktionale = in dem es immer wieder auf seine eigene Fiktionalität verweist (Ich bin fiktiv!)
• Verschiebung in die Kunst, Fiktionalität, Poetizität, • Das was = Inzest wird durch das wie = die komplizierte Machart in den Hintergrund gedrängt = Die
Form überdeckt den Inhalt
> Nabokovs Roman ist nur vordergründig ein Roman über Inzest, eigentlich geht es um das Spiel mit Literatur, die ewig um sich selbst kreist