Theoretische und handlungspraktische Theoretische und handlungspraktische Grundlagen der RegionalentwicklungGrundlagen der Regionalentwicklung
ThGRE/03/02/01ThGRE/03/02/01
© Peter Weichhart
Modul 0302Modul 0302 Planungstheoretische Voraus-Planungstheoretische Voraus-
setzungen 2: Die „Neue setzungen 2: Die „Neue Regionalplanung“Regionalplanung“
SS2011
290207 VU2 Std., 3 ECTS-Punkte
Dienstag 15:15 -16:45; HS 5A d. Inst. , (MG-S3-NPI) (MG-W3-NPI) (MR3-NPI) (L2-c-zLV) (Td-S1-I.b) (Tef-W-C3) (Rb8)
ThGRE/03/02/02ThGRE/03/02/02
Das „klassische“ System der Regionalplanung
Landesplanung
Orts-/Gemeinde-planung
Regional-planung
Aufgaben der Regional-Aufgaben der Regional-planung:planung:• Koordination, VermittlungKoordination, Vermittlung•Transformation Transformation • InteressensausgleichInteressensausgleich zwischen Landes- und zwischen Landes- und OrtsplanungOrtsplanung
Wirkungsgrad:Wirkungsgrad:• eingeschränkt, “weich”eingeschränkt, “weich”• eher Orientierungshilfe,eher Orientierungshilfe, unverbindlich unverbindlich • geringer Operationalisie-geringer Operationalisie- rungsgradrungsgrad
Methodisch-theo-Methodisch-theo-retische Begründung:retische Begründung:• ““Gegenstromprinzip”Gegenstromprinzip”• hierarchische Struktur hierarchische Struktur politischer und admi-politischer und admi- nistrativer Aufgaben-nistrativer Aufgaben- teilungteilung
Instrumente:Instrumente:• RegionalplanRegionalplan• ExpertenkonzepteExpertenkonzepte
Quelle: P. WEICHHART 1997aQuelle: P. WEICHHART 1997a
ThGRE/03/02/03ThGRE/03/02/03
Ein neues Verständnis von RegionalplanungLandesplanung
Orts-/Gemeinde-planung
Regional-Regional-planungplanung
Aufgaben der Aufgaben der Regionalplanung:Regionalplanung:• Entwicklungsplanung Entwicklungsplanung • Mobilisierung autoch-Mobilisierung autoch- thoner Potentialethoner Potentiale• regionale Identitätregionale Identität• interkommunaleinterkommunale ArbeitsteilungArbeitsteilung• PPPPPP
Wirkungsgrad:Wirkungsgrad:• EffizienzsteigerungEffizienzsteigerung• höhere Verbindlichkeit höhere Verbindlichkeit • hoher Operationalisie-hoher Operationalisie- rungsgradrungsgrad
Begründung:Begründung:• Zunahme der Regio-Zunahme der Regio- nalisierungnalisierung• Wettbewerb der Wettbewerb der RegionenRegionen• interkommunaleinterkommunale Arbeitsteilung Arbeitsteilung • “ “postfordistische postfordistische Formation”Formation”
Neue Instrumente:Neue Instrumente:• RegionalmarketingRegionalmarketing• RegionalkonferenzenRegionalkonferenzen• MediationMediation• “ “Koopkurrenz”Koopkurrenz”• QualifikationQualifikation
Quelle: P. WEICHHART 1997aQuelle: P. WEICHHART 1997a
Ein neues Verständnis von „Region“
ThGRE/03/02/04ThGRE/03/02/04
Regionen müssen gleichsam als „Betriebe“ Regionen müssen gleichsam als „Betriebe“ angesehen werden, die auf einem interna-angesehen werden, die auf einem interna-tionalen Markt miteinander in Konkurrenz tionalen Markt miteinander in Konkurrenz stehenstehen..
Nachfrager nach den Produkten dieser Betriebesind alle Wirtschaftssubjekte, die Standortentschei-dungen zu treffen haben: Betriebe, Institutionen und Privathaushalte.
Mehr Eigenverantwortung für die Regionen
ThGRE/03/02/05ThGRE/03/02/05
Regionalpolitik muss gegenüber der gesamt-staatlichen Ebene aber auch gegenüber derLandespolitik ein höheres Gewicht erhalten.
Zentrale Forderung: Rückstufung der kom-munalen Planungsebene.
Ein Grundaxiom der Raumordnung
ThGRE/03/02/06ThGRE/03/02/06
„„Regionalplanung ... ist immer konstitu-Regionalplanung ... ist immer konstitu-iert aus Eingriffen von Gebietskörper-iert aus Eingriffen von Gebietskörper-schaften in die territorialen Verfügungs-schaften in die territorialen Verfügungs-rechte und in die Handlungsspielräumerechte und in die Handlungsspielräumeder in der Hierarchie nachgeordneten der in der Hierarchie nachgeordneten Gebietskörperschaften bzw. Grundeig-Gebietskörperschaften bzw. Grundeig-ner.“ner.“
(D. BÖKEMANN, 1982, S. 326)(D. BÖKEMANN, 1982, S. 326)
Perspektivenwechsel: Standortprozesse aus der Sicht der handlungstheoretischen Sozialgeographie
ThGRE/03/02/07ThGRE/03/02/07
Welche Typen von Akteuren sind eigentlich am Pro-zess der Standortentwicklung beteiligt?
Standortentwicklung und Raumordnung sindStandortentwicklung und Raumordnung sindErscheinungsformen der „Alltäglichen Regio-Erscheinungsformen der „Alltäglichen Regio-nalisierungen“ im Sinne B. WERLENs.nalisierungen“ im Sinne B. WERLENs.
Welche Akteure wollen im Prozess der Welche Akteure wollen im Prozess der Standortentwicklung welche Intentionen Standortentwicklung welche Intentionen
verwirklichen?verwirklichen?
ThGRE/03/02/08ThGRE/03/02/08
Akteure des Raumordnungsprozesses
GRUNDBESITZER, VER-FÜGUNGSBERECHTIGTE
Bauern, Private
Betriebe, Konzerne
Kapitalgesellschaften
Bauträger
Projektanten
Kirche etc.
„BETROFFENE“
Bürgerinitiativen
NGOs
Anrainer
INTERESSENVER-TRETUNGENSozialpartner
Kammern
Standesver-tretungen
DIENSTLEISTERPRIVATWIRTSCHAFT
Anwälte
Ziviltechniker-Raumplaner
Gutachter
Institute
DIENSTLEISTERVERWALTUNGAmtsleiter, Ge-
meindebedienstete
Bezirkshauptmann,Beamte BH
Fachbeamte Planungsämter
GeschäftsführerRegionalverbände
POLITIK
Parteipolitik KommunalpolitikLandespolitik
MEDIENJournalisten
Herausgeber
ThGRE/03/02/09ThGRE/03/02/09
Primäre Intentionalität der AkteureDIENSTLEISTER
PRIVATWIRTSCHAFT
Aufträge,Aufträge,Wert-Wert-
schöpfungschöpfung
DIENSTLEISTERVERWALTUNG
Verwal-Verwal-tungs-tungs-
vollzug, vollzug, KarriereKarriere
GRUNDBESITZER, VER-FÜGUNGSBERECHTIGTE
Wert-Wert-schöpfung,schöpfung,
VerwertungVerwertung
POLITIK
Wahlerfolg, Macht, GestaltungWahlerfolg, Macht, Gestaltung
INTERESSENVER-INTERESSENVER-TRETUNGENTRETUNGEN
Lobbying,Lobbying,Gruppen-Gruppen-
interesseninteressen
„„BETROFFENEBETROFFENE““
Lebens-Lebens-qualität,qualität,
InteressenInteressen
MEDIENMEDIEN
Auflage,Auflage,ErfolgErfolg
Vom Plan zum Prozess
ThGRE/03/02/10ThGRE/03/02/10
Raumordnungspläne und –programme wer-den häufig als Hemmnisse oder Restriktionenempfunden, die ein reaktionsschnelles Einge-hen auf aktuelle Veränderungen erschweren.
Raumordnungsprogramme sind zu Raumordnungsprogramme sind zu ändernändern,,„„...wenn sich die Planungsvoraussetzungen...wenn sich die Planungsvoraussetzungengeändert haben oder wenn dies ... zur Ver-geändert haben oder wenn dies ... zur Ver-meidung drohender Entwicklungsproblememeidung drohender Entwicklungsproblemeerforderlich ist“ (SROG 98, § 11)erforderlich ist“ (SROG 98, § 11)
„Flexibilisierung“ der Pläne
ThGRE/03/02/11ThGRE/03/02/11
• „Ausnahmeparagraphen“;• „Abweichungsverfahren“;• „Fortschreibung“ (auf der Grundlage der „laufenden Raumbeobachtung“);• „offene“, „kooperative“, „partizipative“ oder „kommunikative“ Planung, „qualitative“ oder „strategische“ Planung.
(Vergl. z. B. B. HEINRICHS, 1999, P. HEALEY, 1996, H. ERNSTE et al., 1998, P. WEICHHART u. N. WEIXLBAUMER,1990, W. BÖRSTINGHAUS u. P. SCHROEDERS, 1993)
Fundamentale Änderung des Selbstverständnisses der Raumordnung
ThGRE/03/02/12ThGRE/03/02/12
• Die Kompetenz für die Findung und Defini- tion von Zielen wird teilweise delegiert;
• erhebliche Ausweitung der Arbeits- und Zu- ständigkeitsbereiche des Planungssystems.
Zielfindung „klassisch“
ThGRE/03/02/13ThGRE/03/02/13
In der klassischen Planungstheorie werden die Zieleder Planung als „gesellschaftspolitisches Datum“ an-gesehen, das von außen vorgegeben wird.
R. GILDENMEISTER, 1973, S. 40
Die Kompetenz der Zielfindung liegt exklusivDie Kompetenz der Zielfindung liegt exklusivin den Händen der gesetzgebenden Körper-in den Händen der gesetzgebenden Körper-schaften (Landtage, Gemeindevertretungen).schaften (Landtage, Gemeindevertretungen).
Instrumentalisierung der Ziele über Planungsrecht,Pläne und Programme.
Einflussnahme nur über gesetzgebende Körperschaf-ten möglich: Interessenvertretungen sind bevorzugt.
ThGRE/03/02/14ThGRE/03/02/14
Zielfindung „neu“
Der „gesellschaftliche Wille“ wird nicht ausschließ-Der „gesellschaftliche Wille“ wird nicht ausschließ-lich über die gewählten Mandatare der gesetzge-lich über die gewählten Mandatare der gesetzge-benden Körperschaften artikuliert, sondern auchbenden Körperschaften artikuliert, sondern auchdurch andere gesellschaftliche Kräfte, vor allemdurch andere gesellschaftliche Kräfte, vor allemunmittelbar Planungsbetroffene, Interessenvertre-unmittelbar Planungsbetroffene, Interessenvertre-tungen, und NGOs. tungen, und NGOs.
Partizipatorische Komponente der Prozess-und Beteiligtenplanung
Ausweitung der Arbeits- und Zuständigkeitsbereiche
ThGRE/03/02/15ThGRE/03/02/15
• Stärkere Verflechtung der Politikfelder, Auf- weichung der Grenzen zur Wirtschafts-, Verkehrs-, Kultur-, Naturschutz- und Sozial- entwicklungsplanung;• Neben den klassischen Agenden des Auf- stellens von Plänen und Programmen sowie aufsichtsbehördlicher Funktionen soll die Raumordnung verschiedene Management- und Koordinationsaufgaben übernehmen.
Fazit:
ThGRE/03/02/16ThGRE/03/02/16
Übergang von der Ordnungs-Übergang von der Ordnungs-planung zur Entwicklungs-planung zur Entwicklungs-
planung.planung.
Freiwillige Selbstbindung
ThGRE/03/02/17ThGRE/03/02/17
„Ergänzend zu den mittel- bis langfristig aus-gerichteten Regionalplänen gewinnen kurz- bis mittelfristig angelegte, auf freiwillige Selbstbindung der Akteure setzende Regio-nale Entwicklungs- und Handlungskonzepte und Operationelle Programme an Bedeutung.“ (Zukünftige Aufgabenstellung ..., 1995, S. 298; Hervorhebungen P. W.).
Legitimierung neuer Aufgaben
ThGRE/03/02/18ThGRE/03/02/18
Diese erweiterten Tätigkeitsfelder der Regio-nalplanung bedürfen einer rechtlichen Legiti-mation. Daher müssen die Landesplanungs-gesetze – anstelle einer Eingrenzung regio-nalplanerischer Regelungsbereiche – Öff-nungsklauseln enthalten, die die Übernahmezusätzlicher, über die Kernaufgaben der Re-gionalplanung hinausgehender raumbezoge-ner Koordinierungsaufgaben ermöglichen.“ (Zukünftige Aufgabenstellung ..., 1995, S. 298; Hervorhebungen P. W.).
„Neue Kompetenzfelder“Diese neuen Kompetenzfelder stehen einerseits in Zusam-menhang mit der gegenwärtigen Umstrukturierung des Pla-nungssystems von der reinen Ordnungsplanung zur erwei-
terten Form einer Entwicklungsplanung und andererseitsmit den besprochenen sozioökonomischen Entwicklungen
des Postfordismus.
Die informellen Instrumente lassen sich nach ihrem Zweckoder ihrer Aufgabensetzung typisieren.
ThGRE/03/02/19ThGRE/03/02/19
Aufgabenbereiche informeller Instrumente
• Konzeptbildung, Konzeptentwicklung
• Information und Bewusstseinsbildung
• Kommunikation
• Integration sektoraler Handlungsfelder
• Entscheidungsfindung
• Implementierung von Innovationen
• Management und Umsetzung• Marketing
ThGRE/03/02/20ThGRE/03/02/20
Region als Ebene der gesellschaftlichen Steuerung
Es geht letztlich darum, die Voraussetzungen für die Aufwer-tung von Regionen als eine bedeutsame politisch-admini-
strative und ökonomische Ebene der gesellschaftlichen Steuerung zu schaffen und den Steuerungsprozess selbst
zu gestalten (vergl. D. FÜRST, 1999, S. 351).
Es handelt sich um Verfahren und Aktionsweisen, mit deren Hilfe eine intermediäre Kooperation zwischen Staat, Kom-
munen und Privaten auf regionaler Ebene hergestellt werden soll.
ThGRE/03/02/21ThGRE/03/02/21
Instrumente• Regionalinitiativen:
Unspezifische Sammelbezeichnung für verschiedenste Formen meist autochthon initiierter Bemühungen zur Entwicklung bestimm-ter Regionen verwendet. Es handelt sich um spontane Initiativen, die von Einzelpersonen, aber besonders auch von Institutionen wie Industrie- und Handelskammern, Vereinen, Kulturinstitutionen, re-gional verankerten Wirtschaftstreibenden oder spontan gebildeten Aktionsgemeinschaften in die Wege geleitet werden und oft eine relativ chaotisch-undeterminierte Entwicklungsdynamik aufweisen. Immer geht es dabei um den Versuch, Entwicklungsprozesse auf regionaler Ebene in Gang zu setzen.
ThGRE/03/02/22ThGRE/03/02/22
Instrumente• Regionalmanagement
In einer allgemeinsten Formulierung könnte man mit „Regionalma-nagement“ jede Form von Aktivitäten bezeichnen, welche „...auf die kollektive Gestaltung von regionalen Entwicklungsprozessen...“ ab-zielen.
• Regionale Entwicklungsagenturen
Unspezifischen Bezeichnung für Organisationen, die in irgendeiner Weise mit Regionalentwicklung zu tun haben.
• Regionalkonferenzen
Neue Entscheidungsstrukturen unter verstärkter Einbindung regionaler Akteure.
ThGRE/03/02/23ThGRE/03/02/23
Instrumente• Städtenetze und das „Netzwerkparadigma“
• Regionale Bildungsinitiativen und „lernende Regionen“
• Stadtmarketing und Regionalmarketing
• Regionale Einzelhandelskonzepte (REHAK)
ThGRE/03/02/24ThGRE/03/02/24