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GHIBELLINUM-BCHEREI
SOL INVICTUS
JAHRESLAUF- UND REICHSFEIERN
HERAUSGEGEBEN VON
BERNHARD SCHAUB
SOL INVICTUS
TEXTE FR DIE
JAHRESLAUF- UND REICHSFEIERN
HERAUSGEGEBEN VON
BERNHARD SCHAUB
Alle Rechte fr diese Zusammenstellung
bei Bernhard Schaub
Ghibellinum-Verlag Dornach /Schweiz
2012
VORWORT
Diese Textsammlung hebt aus dem Hort der deutschen Dichtung
das ans Licht, was einer Neugeburt des deutschen Geistes und
Reiches dienen kann. Es handelt sich nicht um eine Anthologie,
sondern um einen sprachlich-geistigen Schulungsweg fr jene, die
den Willen haben zu einem neuen deutschen Adel und zur
knftigen Elite eines starken Europas. Auswahl und Anordnung
folgen einem lockeren, aber erkennbaren rituellen Sinn; dadurch
sind sie Vorlagen sowohl fr die rezitatorische Auffhrung in der
Gemeinschaft als auch fr die meditative Vertiefung des Einzelnen.
Die Worterluterungen am Schluss des Buches sollen das inhaltliche
Verstndnis erleichtern.
Damit die Sprachkunstwerke aus ihrer Verbannung in die Schrift
wieder erlst werden knnen, haben wir eine kleine Wegleitung zur
Sprechkunst angefgt. Unser Buch erfllt seinen Zweck dann, wenn
es als Partitur fr das Hrbarmachen seiner Inhalte betrachtet wird.
Wir verweisen auf das epochale Werk von Dr. J. W. Ernst: Die
musische Kunst Schlssel der Kultur (Malsch 1980).
Es sei im Anschluss an das eben erwhnte Buch darauf
hingewiesen, dass der Sprechschulung eine Krperschulung zur
Seite treten muss, wenn die Bildung ihre kulturstiftende Aufgabe
erfllen soll. In der griechischen Antike gehrte der Pentathlon der Fnfkampf mit Lauf, Sprung, Diskus, Speer und Ringen zu den musischen Knsten, gleichwertig neben Dichtungsprechen und
Tanz. Bevor diese aristokratisch-musische Erziehung in aller
Konsequenz fr die Elite wieder eingefhrt ist, kann von einer
kulturellen Neugeburt Europas keine Rede sein. Solange wird die
Abhngigkeit von Fuball, Bier, Idiotenmusik und elektronischen
Unterhaltungsmitteln andauern. Wir legen also einer knftigen Elite
neben der Sprachgestaltung den griechischen Fnfkampf und den
deutschen Volkstanz ans Herz, den Frauen, statt des Ringens, die
Gymnastik von Hinrich Medau (Deutsche Gymnastik, Stuttgart 1940).
Die Vorbilder fr den neuen Menschentyp haben die Bildhauer
bereits vor uns hingestellt. Wir sprechen von Georg Kolbe, Fritz
Klimsch, Josef Thorak, Win Aaltonen, Richard Scheibe und
anderen.
Zur Krperschulung gehrt, auch wenn es in manchen Ohren
ungewhnlich klingen mag, eine Umstellung in der Ernhrung. Es
ist kein Zufall, dass groe deutsche Staatsmnner wie Rudolf Hess
und Reichsbauernfhrer Richard Walther Darr Frderer des
lebensgesetzlichen biologisch-dynamischen Landbaus waren.
Dritte Stufe nach der Sprech- und Krperschulung ist die
weltanschaulich Bildung. Dafr steht in erster Linie der groe
Erneuerer der arischen Geistestradition, Baron Julius Evola, mit
seinen Hauptschriften: Heidnischer Imperialismus, Grundrisse einer
faschistischen Rassenlehre, Revolte gegen die moderne Welt, Das
Mysterium des Grals, Menschen inmitten von Ruinen.
Im weiteren dient das gesamte Programm des Ghibellinum-Verlags
der politisch-weltanschaulichen Schulung. Nicht zuletzt die
vorliegende Gedichtsammlung.
Der Zyklus unserer Feiern ist ein Radkranz mit acht Speichen. Er
besteht einerseits aus den bekannten Festen, die von jeher zu
Beginn der vier Jahreszeiten begangen wurden: Die Sonnwenden
im Winter und Sommer, die Tagundnachtgleichen im Frhling und
Herbst. Diese vier Speichen des Radkranzes sind durch die Natur
des Sonnenjahres festgelegt. Es sind Jahreslauffeiern.
Die andern vier Speichen bezeichnen geschichtliche und
geistesgeschichtliche Daten. Wir bezeichnen sie hier als Reichs-
Feiern:
Die Zarathustra-Feier vom 30. Januar erinnert mit Reden aus
Nietzsches Zarathustra an die Erneuerung des Deutschen Reiches
im Jahre 1933 und an die Grndung der EUROPISCHEN AKTION im
Jahre 2010.
Es folgt am 9. Mai die Begehung des tiefsten Punktes unserer
Geschichte: die Kapitulation der deutschen Wehrmacht 1945. Wir
weichen der Erinnerung an diese Katastrophe nicht aus, sondern
nehmen sie zum Anlass tiefster Verbundenheit mit dem Geist des
deutschen Volkes und Reiches. Dies nennen wir die Germania-
Feier, in Anlehnung an den Schluss der gleichnamigen Hymne
Friedrich Hlderlins.
Am 8. August fand in Rom seit alters die Feier fr den Sonnengott
Sol im Tempel auf dem Quirinal statt. Im Jahre 274 erhob Kaiser
Aurelian den Kult des Unbesiegbaren Sonnengeistes, Sol Invictus,
zum offiziellen Reichskult. Oft gleichgesetzt mit Helios, Hyperion,
Apollon und Mithras, bedeutet Sol Invictus die unzerstrbare,
siegreiche Macht des Kosmos ber das Chaos. Wir begehen diesen
Tag mit Dichtungen Stefan Georges, weil gerade dieser Dichter
geeignet ist, einer Forderung Evolas Nachdruck zu verleihen: Der
Vereinigung des deutschen und des rmischen Adlers.
brigens fllt der Geburtstag des Sonnengottes (natalis dii solis
invicti), der ebenfalls schon in der Antike gefeiert wurde, mit der
Winter-Sonnenwende bzw. Weihnachten zusammen. Deswegen
erscheint sein Name auch in den Strophen der Winter-Weihe.
Die Totenfeier am 1. November steht im Zeichen der Lyrik Conrad
Ferdinand Meyers, in dessen Dichten und Denken der Tod eine
Mittelpunktstellung eingenommen hat.
Die Jahreslauffeiern sind seit jeher rituell begangen worden. Der
Verfall der bisher in Europa herrschenden Religion und ihrer Kulte
ruft nun danach, neue Formen des Ritus zu begrnden. Wir sind
berzeugt, dass in unserer deutschen Dichtung alles zu finden ist,
was wir brauchen wenn nur ihre Schtze gehoben werden. Der Geist des Volkes und Reiches spricht sich darin aus. Wer Ohren hat
zu hren, der hre.
Weit davon entfernt, alte Kulte oder berhaupt Religion zelebrieren zu wollen, schlieen wir in gewisser Weise durchaus an
die antike Tradition an: Mit dem konsequenten Bestreben nmlich,
die Rezitation, also das Sprechen von Dichtung, wieder zum
Mittelpunkt von Kultus und Kultur zu machen. Die Sprechkunst zu
ihrer frheren Bedeutung zu erheben, ist die wichtigste Aufgabe
beim Bemhen um eine kulturelle Gesundung der europischen
Vlker. Es ist daran zu erinnern, dass der Kern der antiken
Mysterien nichts anderes war als Sprechkunst auf hchstem Niveau.
Sie wirkte mit einer solchen Gewalt, dass sie die entsprechend
Vorbereiteten auf eine andere geistige Erlebnisebene hob.
Im heutigen Zeitalter menschlicher Vereinzelung ist die Neigung
stark, sich fr Feiern an keine festen Vorlagen halten zu wollen,
sondern alles dem persnlichen Geschmack und dem Belieben des
Augenblicks anheim zu stellen. Kultur beruht aber auf
immerwhrender Wiederholung und Vertiefung; erst das gibt Stil.
Ohne behaupten zu wollen, unsere vorliegende Sammlung knne
smtliche Wnsche und Ansprche erfllen, sind wir doch der
Meinung, dass sie sich dazu eignet, in den verschiedensten
Gruppen, an vielen Orten und ber Jahre hinweg aufgefhrt zu
werden. Wenn das eintritt, so lernen Hunderte, spter Tausende
von Menschen diese Sprachkunstwerke kennen und lassen sich
durch sie formen. Das ist Gemeinschaftsbildung in einem hohen
Sinn des Wortes.
Die Texte der Reichsfeiern entstammen ausnahmslos der hchsten
Ebene der deutschen Dichtung. Sie verlangen begabte und
geschulte Chor- und Einzelsprecher. Der Vorwurf, elitr zu sein,
wird ihnen nicht erspart bleiben. Aber das gehrt zum Wesen dieser
Art von Dichtung; und Eliten zu bilden, liegt in unserer Absicht.
Bei den Jahreslauf-Feiern ist hingegen darauf geachtet worden,
dass anspruchsvolle und volksgeme Lyrik gleichermaen
vertreten sind. Es sind brigens hauptschlich Dichter des 20.
Jahrhunderts ausgewhlt. In einem kleinen Kreis knnen die
Feiernden gemeinsam den Sprechchor bilden. Auf diese Weise ist
die ganze Gemeinschaft einbezogen bei jenen Gedichten, die mit
ALLE gekennzeichnet sind. Bei greren Veranstaltungen
bernimmt diesen Part ebenfalls ein Sprechchor. Gebte
Einzelsprecher tragen jene Gedichte vor, die mit dem Vermerk
EINER versehen sind. Manches schlichte und zu Herzen gehende
Gedicht kann, wie im Text vorgesehen, durch KINDER vorgetragen
werden.
Um den rituellen Charakter der Feier nicht zu unterbrechen, sind
die Gedichtberschriften, wenn selbstverstndlich oder
nebenschlich, weggelassen worden. Wo die berschrift steht,
muss sie auch gelesen werden, weil sonst der Inhalt nicht
verstndlich ist.
Der inhaltliche Hhepunkt ist gegen Schluss der Feier erreicht,
wenn der FESTLEITER die vier Weihe-Strophen vortrgt. In ihnen ist
zusammengefasst und erhht, was in Sage und Brauch der
Indogermanen zum geistigen Gehalt der jeweiligen Jahreszeit
berliefert ist.
Kunstgemes Vortragen und aufmerksames Aufnehmen der
Dichtung verlangt nach einem geschlossenen Raum. Die
vorliegenden Rituale eignen sich also nicht fr Freiluft-
Veranstaltungen. Die Feiernden, sofern sie mitsprechen, knnen im
Halbkreis stehen, zum Jahreszeitentisch gewandt. Die Texte
werden, wie gekennzeichnet, von Einzelnen, von Gruppen oder im
ganzen Chor gesprochen. Wo im gedruckten Text die kleine
Sonnenvignette steht, kann whrend der Auffhrung eine
Zwischenmusik erklingen. Diese klassische! Musik soll von Instrumentalisten gespielt werden. Auf Tontrger ist zu verzichten,
ebenso wie auf Mikrophone beim Sprechen. Chorlieder eignen sich
nicht als Zwischenmusik, weil sie eine ganz andere Stimm- und Hr-
Einstellung verlangen als das Sprechen. Die Sprachgestaltung, die
von uns angestrebt wird, soll ja gerade die Musikalitt in die
Sprache zurckholen.
Es ist aber schn, die Auffhrung ausklingen lassen, indem die
Feiernden anschlieend zum drauen vorbereiteten Sonnwendfeuer
oder Maibaum wandern und dort gemeinsam singen. Zum
Abschluss kann jede Feier in ein (Volks-)Tanzfest einmnden.
Der Saal wird der Jahreszeit und dem Inhalt der Feier entsprechend
geschmckt. Kerzen gehren immer dazu. Den Hintergrund bildet
unser goldenes Europakreuz auf blauem Grund.
Bernhard Schaub
HYPERBORER
Jenseits des Nordens, des Eises, des Heute,
jenseits des Todes,
abseits:
unser Leben, unser Glck!
Weder zu Lande
noch zu Wasser
kannst du den Weg
zu den Hyperborern finden.
Von uns wahrsagte so ein weiser Mund.
Nietzsche
ZARATHUSTRA-
FEIER
30. JANUAR
FRIEDRICH NIETZSCHE:
ZWLF REDEN AUS
ALSO SPRACH ZARATHUSTRA
Unbewegt ist meine Seele
und hell wie das Gebirge am Vormittag.
I
Ich lehre euch den bermenschen. Der Mensch ist etwas, das
berwunden werden soll. Was habt ihr getan, ihn zu berwinden?
Alle Wesen bisher schufen etwas ber sich hinaus: und ihr wollt die
Ebbe dieser groen Flut sein und lieber noch zum Tiere
zurckgehn, als den Menschen berwinden?
Was ist der Affe fr den Menschen? Ein Gelchter oder eine
schmerzliche Scham. Und ebendas soll der Mensch fr den
bermenschen sein: ein Gelchter oder eine schmerzliche Scham.
Ihr habt den Weg vom Wurme zum Menschen gemacht, und vieles
ist in euch noch Wurm. Einst wart ihr Affen, und auch jetzt noch ist
der Mensch mehr Affe, als irgendein Affe. Wer aber der Weiseste
von euch ist, der ist auch nur ein Zwiespalt und Zwitter von Pflanze
und Gespenst. Aber heie ich euch zu Gespenstern oder Pflanzen
werden?
Seht, ich lehre euch den bermenschen! Der bermensch ist der
Sinn der Erde. Euer Wille sage: der bermensch sei der Sinn der
Erde! Ich beschwre euch, meine Brder, bleibt der Erde treu und
glaubt denen nicht, welche euch von berirdischen Hoffnungen
reden! Giftmischer sind es, ob sie es wissen oder nicht.
Wahrlich, ein schmutziger Strom ist der Mensch. Man muss schon
ein Meer sein, um einen schmutzigen Strom aufnehmen zu knnen,
ohne unrein zu werden. Seht, ich lehre euch den bermenschen:
der ist dies Meer, in ihm kann eure groe Verachtung untergehn.
Was ist das Grte, das ihr erleben knnt? Das ist Stunde der
groen Verachtung. Die Stunde, in der euch auch euer Glck zum
Ekel wird und ebenso eure Vernunft und eure Tugend.
Der Mensch ist ein Seil, geknpft zwischen Tier und bermensch ein Seil ber einem Abgrunde. Ein gefhrliches Hinber, ein
gefhrliches Auf-dem-Wege, ein gefhrliches Zurckblicken, ein
gefhrliches Schaudern und Stehenbleiben.
Was gro ist am Menschen, das ist, dass er eine Brcke und kein
Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, dass er
ein bergang und ein Untergang ist.
Ich liebe die, welche nicht zu leben wissen, es sei denn als
Untergehende, denn es sind die Hinbergehenden.
Ich liebe die groen Verachtenden, weil sie die groen Verehrenden
sind und Pfeile der Sehnsucht nach dem andern Ufer.
Ich liebe die, welche nicht erst hinter den Sternen einen Grund
suchen, unterzugehen und Opfer zu sein: sondern die sich der Erde
opfern, dass die Erde einst des bermenschen werde.
Ich liebe den, welcher goldne Worte seinen Taten vorauswirft und
immer noch mehr hlt, als er verspricht: denn er will seinen
Untergang.
Ich liebe den, welcher die Zuknftigen rechtfertigt und die
Vergangenen erlst: denn er will an den Gegenwrtigen zugrunde
gehen.
Ich liebe den, welcher seinen Gott zchtigt, weil er seinen Gott
liebt: denn er muss am Zorne seines Gottes zugrunde gehen.
Ich liebe den, dessen Seele tief ist auch in der Verwundung, und der
an einem kleinen Erlebnisse zugrunde gehen kann: so geht er
gerne ber die Brcke.
Ich liebe den, dessen Seele bervoll ist, so dass er sich selber
vergisst, und alle Dinge in ihm sind: so werden alle Dinge sein
Untergang.
Ich liebe den, der freien Geistes und freien Herzens ist: so ist sein
Kopf nur das Eingeweide seines Herzens, sein Herz aber treibt ihn
zum Untergang.
Ich liebe alle die, welche wie schwere Tropfen sind, einzeln fallend
aus der dunklen Wolke, die ber den Menschen hngt: sie
verkndigen, dass der Blitz kommt, und gehn als Verkndiger
zugrunde.
Seht, ich bin ein Verkndiger des Blitzes, und ein schwerer Tropfen
aus der Wolke: dieser Blitz aber heit bermensch .
Also sprach Zarathustra.
II
Es ist an der Zeit, dass der Mensch sich sein Ziel stecke. Es ist an
der Zeit, dass der Mensch den Keim seiner hchsten Hoffnung
pflanze.
Noch ist sein Boden dazu reich genug. Aber dieser Boden wird
einst arm und zahm sein, und kein hoher Baum wird mehr aus ihm
wachsen knnen.
Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch nicht mehr den Pfeil
seiner Sehnsucht ber den Menschen hinaus wirft, und die Sehne
seines Bogens verlernt hat, zu schwirren!
Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen
tanzenden Stern gebren zu knnen. Ich sage euch: ihr habt noch
Chaos in euch.
Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch keinen Stern mehr
gebren wird. Wehe! Es kommt die Zeit des verchtlichsten
Menschen, der sich selber nicht mehr verachten kann.
Seht! Ich zeige euch den letzten Menschen.
Was ist Liebe? Was ist Schpfung? Was ist Sehnsucht? Was ist
Stern? so fragt der letzte Mensch und blinzelt.
Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr hpft der letzte
Mensch, der alles klein macht. Sein Geschlecht ist unaustilgbar wie
der Erdfloh; der letzte Mensch lebt am lngsten.
Wir haben das Glck erfunden sagen die letzten Menschen und blinzeln.
Sie haben die Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben: denn
man braucht Wrme. Man liebt noch den Nachbar und reibt sich an
ihm: denn man braucht Wrme.
Krankwerden und Misstrauen-haben gilt ihnen sndhaft: man geht
achtsam einher. Ein Tor, der noch ber Steine oder Menschen
stolpert!
Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Trume. Und viel
Gift zuletzt, zu einem angenehmen Sterben.
Man arbeitet noch, denn Arbeit ist eine Unterhaltung. Aber man
sorgt, dass die Unterhaltung nicht angreife.
Man wird nicht mehr arm und reich: beides ist zu beschwerlich.
Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? Beides ist zu
beschwerlich.
Kein Hirt und eine Herde! Jeder will das Gleiche, jeder ist gleich:
wer anders fhlt, geht freiwillig ins Irrenhaus.
Ehemals war alle Welt irre sagen die Feinsten und blinzeln.
Man ist klug und wei alles, was geschehn ist: so hat man kein
Ende zu spotten. Man zankt sich noch, aber man vershnt sich bald
sonst verdirbt es den Magen.
Man hat sein Lstchen fr den Tag und sein Lstchen fr die
Nacht: aber man ehrt die Gesundheit.
Wir haben das Glck erfunden sagen die letzten Menschen und blinzeln.
Also sprach Zarathustra.
III
Bleibt mir der Erde treu, meine Brder, mit der Macht eurer
Tugend! Eure schenkende Liebe und eure Erkenntnis diene dem
Sinne der Erde! Also bitte und beschwre ich euch.
Lasst sie nicht davonfliegen vom Irdischen und mit den Flgeln
gegen ewige Wnde schlagen! Ach, es gab immer so viel verflogene
Tugend! Fhrt, gleich mir, die verflogene Tugend zur Erde zurck ja, zurck zu Leib und Leben: dass sie der Erde ihren Sinn gebe,
einen Menschen-Sinn!
Hundertfltig verflog und vergriff sich bisher so Geist wie Tugend.
Ach, in unserm Leibe wohnt jetzt noch all dieser Wahn und
Fehlgriff: Leib und Wille ist er da geworden.
Hundertfltig versuchte und verirrte sich bisher so Geist wie
Tugend. Ja, ein Versuch war der Mensch. Ach, viel Unwissen und
Irrtum ist an uns Leib geworden!
Nicht nur die Vernunft von Jahrtausenden auch ihr Wahnsinn bricht an uns aus. Gefhrlich ist es, Erbe zu sein.
Noch kmpfen wir Schritt um Schritt mit dem Riesen Zufall, und
ber der ganzen Menschheit waltete bisher noch der Unsinn, der
Ohne-Sinn.
Euer Geist und eure Tugend diene dem Sinn der Erde, meine
Brder: und aller Dinge Wert werde neu von euch gesetzt! Darum
sollt ihr Kmpfende sein! Darum sollt ihr Schaffende sein!
Wissend reinigt sich der Leib; mit Wissen versuchend erhht er
sich; dem Erkennenden heiligen sich alle Triebe; dem Erhhten
wird die Seele frhlich.
Arzt, hilf dir selber: so hilfst du auch deinem Kranken noch. Das sei
seine beste Hilfe, dass er den mit Augen sehe, der sich selber heil
macht.
Tausend Pfade gibt es, die noch nie gegangen sind, tausend
Gesundheiten und verborgene Eilande des Lebens. Unerschpft
und unentdeckt ist immer noch Mensch und Menschen-Erde.
Wachet und horcht, ihr Einsamen! Von der Zukunft her kommen
Winde mit heimlichem Flgelschlagen; und an feine Ohren ergeht
gute Botschaft.
Ihr Einsamen von heute, ihr Ausscheidenden, ihr sollt einst ein Volk
sein: aus euch, die ihr euch selber auswhltet, soll ein auserwhltes
Volk erwachsen und aus ihm der bermensch.
Wahrlich, eine Sttte der Genesung soll noch die Erde werden! Und
schon liegt ein neuer Geruch um sie, ein Heilbringender und eine neue Hoffnung!
Und das ist der groe Mittag, da der Mensch auf der Mitte seiner
Bahn steht zwischen Tier und bermensch und seinen Weg zum
Abende als seine hchste Hoffnung feiert: denn es ist der Weg zu
einem neuen Morgen.
Alsda wird sich der Untergehende selber segnen, dass er ein
Hinbergehender sei; und die Sonne seiner Erkenntnis wird ihm im
Mittage stehn.
Tot sind alle Gtter: nun wollen wir, dass der bermensch lebe dies sei einst am groen Mittage unser letzter Wille!
Also sprach Zarathustra.
IV
Von allem Geschriebenen liebe ich nur das, was einer mit seinem
Blute schreibt. Schreibe mit Blut: und du wirst erfahren, dass Blut
Geist ist.
Es ist nicht leicht mglich, fremdes Blut zu verstehen: ich hasse
die lesenden Miggnger. Wer den Leser kennt, der tut nichts
mehr fr den Leser. Noch ein Jahrhundert Leser und der Geist selber wird stinken. Dass jedermann lesen lernen darf, verdirbt
auf die Dauer nicht allein das Schreiben, sondern auch das
Denken.
Einst war der Geist Gott, dann wurde er zum Menschen, und jetzt
wird er gar noch Pbel.
Wer in Blut und Sprchen schreibt, der will nicht gelesen, sondern
auswendig gelernt werden. Im Gebirge ist der nchste Weg von
Gipfel zu Gipfel: aber dazu musst du lange Beine haben. Sprche
sollen Gipfel sein: und die, zu denen gesprochen wird, Groe und
Hochwchsige.
Die Luft dnn und rein, die Gefahr nahe und der Geist voll einer
frhlichen Bosheit: so passt es gut zueinander. Ich will Kobolde
um mich haben, denn ich bin mutig. Mut, der die Gespenster
verscheucht, schafft sich selber Kobolde, der Mut will lachen.
Ich empfinde nicht mehr mit euch: diese Wolke, die ich unter mir
sehe, diese Schwrze und Schwere, ber die ich lache gerade das ist eure Gewitterwolke. Ihr seht nach oben, wenn ihr nach
Erhebung verlangt. Und ich sehe hinab, weil ich erhoben bin.
Wer von euch kann zugleich lachen und erhoben sein? Wer auf
den hchsten Bergen steigt, der lacht ber alle Trauer-Spiele und
Trauer-Ernste. Mutig, unbekmmert, spttisch, gewaltttig so will uns die Weisheit: sie ist ein Weib und liebt immer nur einen
Kriegsmann.
Ihr sagt mir: das Leben ist schwer zu tragen. Aber wozu httet
ihr vormittags euren Stolz und abends eure Ergebung? Das Leben
ist schwer zu tragen: aber so tut mir doch nicht so zrtlich! Wir
sind allesamt hbsche lastbare Esel und Eselinnen. Was haben wir
gemein mit der Rosenknospe, welche zittert, weil ihr ein Tropfen
Tau auf dem Leibe liegt?
Es ist wahr: wir lieben das Leben, nicht, weil wir ans Leben,
sondern weil wir ans Lieben gewhnt sind. Es ist immer etwas
Wahnsinn in der Liebe. Es ist aber immer auch etwas Vernunft im
Wahnsinn.
Und auch mir, der ich dem Leben gut bin, scheinen
Schmetterlinge und Seifenblasen und was ihrer Art unter
Menschen ist, am meisten vom Glcke zu wissen. Diese leichten
trichten zierlichen beweglichen Seelchen flattern zu sehen das verfhrt Zarathustra zu Trnen und Liedern.
Ich wrde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstnde.
Und als ich meinen Teufel sah, da fand ich ihn ernst, grndlich,
tief, feierlich; es war der Geist der Schwere durch ihn fallen alle Dinge.
Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen ttet man. Auf, lasst uns
den Geist der Schwere tten!
Ich habe gehen gelernt: seitdem lasse ich mich laufen. Ich habe
fliegen gelernt: seitdem will ich nicht erst gestoen sein, um von
der Stelle zu kommen. Jetzt bin ich leicht, jetzt fliege ich, jetzt
sehe ich mich unter mir, jetzt tanzt ein Gott durch mich.
Also sprach Zarathustra.
V
Ihr drngt euch um den Nchsten und habt schne Worte dafr.
Aber ich sage euch: eure Nchstenliebe ist eure schlechte Liebe zu
euch selber.
Ihr flchtet zum Nchsten vor euch selber und mchtet euch
daraus eine Tugend machen: aber ich durchschaue euer
Selbstloses. Das Du ist lter als das Ich; das Du ist heilig
gesprochen, aber noch nicht das Ich: so drngt sich der Mensch hin
zum Nchsten.
Rate ich euch zur Nchstenliebe? Lieber noch rate ich euch zur
Nchsten-Flucht und zur Fernsten-Liebe! Hher als die Liebe zum
Nchsten ist die Liebe zum Fernsten und Knftigen; hher noch als
die Liebe zu Menschen ist die Liebe zu Sachen und Gespenstern.
Dies Gespenst, das vor dir herluft, mein Bruder, ist schner als
du; warum gibst du ihm nicht dein Fleisch und seine Knochen?
Aber du frchtest dich und lufst zu deinem Nchsten.
Ihr haltet es mit euch selber nicht aus und liebt euch nicht genug:
nun wollt ihr den Nchsten zur Liebe verfhren und euch mit
seinem Irrtum vergolden.
Ich wollte, ihr hieltet es nicht aus mit allerlei Nchsten und deren
Nachbarn; so msstet ihr aus euch selber euren Freund und sein
berwallendes Herz schaffen.
Ihr ladet euch einen Zeugen ein, wenn ihr von euch gut reden wollt;
und wenn ihr ihn verfhrt habt, gut von euch zu denken, denkt ihr
selber gut von euch.
Nicht nur der lgt, welcher wider sein Wissen redet, sondern erst
recht der, welcher wider sein Nichtwissen redet. Und so redet ihr
von euch im Verkehre und belgt mit euch den Nachbar.
Also spricht der Narr: Der Umgang mit Menschen verdirbt den
Charakter, sonderlich wenn man keinen hat.
Der eine geht zum Nchsten, weil er sich sucht, und der andre, weil
er sich verlieren mchte. Eure schlechte Liebe zu euch selber
macht euch aus der Einsamkeit ein Gefngnis.
Die Zukunft und das Fernste sei dir die Ursache deines Heute: in
deinem Freunde sollst du den bermenschen als deine Ursache
lieben. Meine Brder, zur Nchstenliebe rate ich euch nicht: ich
rate euch zur Fernsten-Liebe.
Also sprach Zarathustra.
VI
Von unsern besten Feinden wollen wir nicht geschont sein, und
auch von denen nicht, welche wir von Grund aus lieben. So lasst
mich denn euch die Wahrheit sagen!
Meine Brder im Kriege! Ich liebe euch von Grund aus, ich bin
und war euresgleichen. Und ich bin auch euer bester Feind. So
lasst mich denn euch die Wahrheit sagen!
Ich wei um den Hass und Neid eures Herzens. Ihr seid nicht gro
genug, um Hass und Neid nicht zu kennen. So seid denn gro
genug, euch ihrer nicht zu schmen! Und wenn ihr nicht Heilige
der Erkenntnis sein knnt, so seid mir wenigstens deren
Kriegsmnner. Das sind die Gefhrten und Vorlufer solcher
Heiligkeit.
Ich sehe viel Soldaten: mchte ich viel Kriegsmnner sehn!
Einform nennt man's, was sie tragen: mge es nicht Ein-form
sein, was sie damit verstecken!
Ihr sollt mir solche sein, deren Auge immer nach einem Feinde
sucht nach eurem Feinde. Und bei einigen von euch gibt es einen Hass auf den ersten Blick.
Euren Feind sollt ihr suchen, euren Krieg sollt ihr fhren, und fr
eure Gedanken! Und wenn euer Gedanke unterliegt, so soll eure
Redlichkeit darber noch Triumph rufen!
Ihr sollt den Frieden lieben als Mittel zu neuen Kriegen. Und den
kurzen Frieden mehr als den langen. Euch rate ich nicht zur
Arbeit, sondern zum Kampfe. Euch rate ich nicht zum Frieden,
sondern zum Siege. Eure Arbeit sei ein Kampf, euer Friede sei ein
Sieg!
Man kann nur schweigen und stillsitzen, wenn man Pfeil und
Bogen hat: sonst schwtzt und zankt man. Euer Friede sei ein
Sieg!
Ihr sagt, die gute Sache sei es, die sogar den Krieg heilige? Ich
sage euch: der gute Krieg ist es, der jede Sache heiligt. Der Krieg
und der Mut haben mehr groe Dinge getan, als die
Nchstenliebe. Nicht euer Mitleiden, sondern eure Tapferkeit
rettete bisher die Verunglckten.
Was ist gut? fragt ihr. Tapfer sein ist gut. Lasst die kleinen
Mdchen reden: gut sein ist, was hbsch zugleich und rhrend
ist.
Man nennt euch herzlos: aber euer Herz ist echt, und ich liebe die
Scham eurer Herzlichkeit. Ihr schmt euch eurer Flut, und andre
schmen sich ihrer Ebbe.
Ihr seid hsslich? Nun wohlan, meine Brder! So nehmt das
Erhabne um euch, den Mantel des Hsslichen!
Ihr drft nur Feinde haben, die zu hassen sind, aber nicht Feinde
zum Verachten. Ihr msst stolz auf euern Feind sein: dann sind
die Erfolge eures Feindes auch eure Erfolge.
Auflehnung das ist die Vornehmheit am Sklaven. Eure Vornehmheit sei Gehorsam! Euer Befehlen selber sei ein
Gehorchen! Einem guten Kriegsmanne klingt du sollst
angenehmer als ich will. Und alles, was euch lieb ist, sollt ihr
euch erst noch befehlen lassen.
Eure Liebe zum Leben sei Liebe zu eurer hchsten Hoffnung: und
eure hchste Hoffnung sei der hchste Gedanke des Lebens!
Euren hchsten Gedanken aber sollt ihr euch von mir befehlen
lassen und er lautet: der Mensch ist etwas, das berwunden werden soll.
So lebt euer Leben des Gehorsams und des Krieges! Was liegt am
Lang-Leben! Welcher Krieger will geschont sein! Ich schone euch
nicht, ich liebe euch von Grund aus, meine Brder im Kriege!
Also sprach Zarathustra.
VII
Viele sterben zu spt, und einige sterben zu frh. Noch klingt
fremd die Lehre: stirb zur rechten Zeit!
Stirb zur rechten Zeit; also lehrt es Zarathustra.
Freilich, wer nie zur rechten Zeit lebt, wie sollte der je zur rechten
Zeit sterben? Mchte er doch nie geboren sein! Also rate ich den berflssigen.
Aber auch die berflssigen tun noch wichtig mit ihrem Sterben,
und auch die hohlste Nuss will noch geknackt sein.
Wichtig nehmen alle das Sterben: aber noch ist der Tod kein Fest.
Noch erlernten die Menschen nicht, wie man die schnsten Feste
weiht.
Den vollbringenden Tod zeige ich euch, der den Lebenden ein
Stachel und ein Gelbnis wird.
Seinen Tod stirbt der Vollbringende, siegreich, umringt von
Hoffenden und Gelobenden.
Also sollte man sterben lernen; und es sollte kein Fest geben, wo
ein solcher Sterbender nicht der Lebenden Schwre weihte!
Also zu sterben ist das Beste; das zweite aber ist: im Kampfe zu
sterben und eine groe Seele zu verschwenden.
Aber dem Kmpfenden gleich verhasst wie dem Sieger ist euer
grinsender Tod, der heranschleicht wie ein Dieb und doch als Herr kommt.
Meinen Tod lobe ich euch, den freien Tod, der mir kommt, weil ich
will.
Und wann werde ich wollen? Wer ein Ziel hat und einen Erben, der will den Tod zur rechten Zeit fr Ziel und Erben.
Und aus Ehrfurcht vor Ziel und Erben wird er keine drren Krnze
mehr im Heiligtum des Lebens aufhngen.
Wahrlich, nicht will ich den Seildrehern gleichen: sie ziehen ihren
Faden in die Lnge und gehen dabei selber immer rckwrts.
Mancher wird auch fr seine Wahrheiten und Siege zu alt; ein
zahnloser Mund hat nicht mehr das Recht zu jeder Wahrheit.
Und jeder, der Ruhm haben will, muss sich beizeiten von der Ehre
verabschieden und die schwere Kunst ben, zur rechten Zeit zu gehn.
Aber im Manne ist mehr Kind als im Jnglinge, und weniger
Schwermut: besser versteht er sich auf Tod und Leben.
Frei zum Tode und frei im Tode, ein heiliger Nein-Sager, wenn es
nicht Zeit mehr ist zum Ja: also versteht er sich auf Tod und Leben.
Dass euer Sterben keine Lsterung sei auf Mensch und Erde, meine
Freunde: das erbitte ich mir von dem Honig eurer Seele.
Also sprach Zarathustra.
VIII
Willst du, mein Bruder, in die Vereinsamung gehen? Willst du den
Weg zu dir selber suchen? Zaudere noch ein wenig und hre
mich.
Wer sucht, der geht leicht selber verloren. Alle Vereinsamung ist
Schuld: also spricht die Herde. Und du gehrtest lange zur
Herde. Die Stimme der Herde wird auch in dir noch tnen. Und
wenn du sagen wirst: ich habe nicht mehr ein Gewissen mit
euch, so wird es eine Klage und ein Schmerz sein.
Siehe, diesen Schmerz selber gebar noch das eine Gewissen: und
dieses Gewissens letzter Schimmer glht noch auf deiner Trbsal.
Aber du willst den Weg deiner Trbsal gehen, welches ist der Weg
zu dir selber? So zeige mir dein Recht und deine Kraft dazu! Bist
du eine neue Kraft und ein neues Recht? Eine erste Bewegung? Ein
aus sich rollendes Rad? Kannst du auch Sterne zwingen, dass sie
um dich sich drehen?
Ach, es gibt so viel Lsternheit nach Hhe! Es gibt so viel
Krmpfe der Ehrgeizigen! Zeige mir, dass du keiner der Lsternen
und Ehrgeizigen bist! Ach, es gibt so viel groe Gedanken, die tun
nicht mehr als ein Blasebalg: sie blasen auf und machen leerer.
Frei nennst du dich? Deinen herrschenden Gedanken will ich
hren und nicht, dass du einem Joche entronnen bist. Bist du ein
solcher, der einem Joche entrinnen durfte? Es gibt manchen, der
seinen letzten Wert wegwarf, als er seine Dienstbarkeit wegwarf.
Frei wovon? Was schiert das Zarathustra? Hell aber soll mir dein
Auge knden: frei wozu? Kannst du dir selber dein Bses und
dein Gutes geben und deinen Willen ber dich aufhngen wie ein
Gesetz? Kannst du dir selber Richter sein und Rcher deines
Gesetzes?
Furchtbar ist das Alleinsein mit dem Richter und Rcher des
eignen Gesetzes. Also wird ein Stern hinausgeworfen in den den
Raum und in den eisigen Atem des Alleinseins.
Heute noch leidest du an den Vielen, du Einer: heute noch hast du
deinen Mut ganz und deine Hoffnungen. Aber einst wird dich die
Einsamkeit mde machen, einst wird dein Stolz sich krmmen
und dein Mut knirschen. Schreien wirst du einst ich bin allein!
Einst wirst du dein Hohes nicht mehr sehn und dein Niedriges
allzunahe; dein Erhabnes selbst wird dich frchten machen wie
ein Gespenst. Schreien wirst du einst: Alles ist falsch! Es gibt
Gefhle, die den Einsamen tten wollen; gelingt es ihnen nicht,
nun, so mssen sie selber sterben! Aber vermagst du das, Mrder
zu sein?
Kennst du, mein Bruder, schon das Wort Verachtung? Und die
Qual deiner Gerechtigkeit, solchen gerecht zu sein, die dich
verachten?
Du zwingst viele, ber dich umzulernen; das rechnen sie dir hart
an. Du kamst ihnen nahe und gingst doch vorber: das verzeihen
sie dir niemals. Du gehst ber sie hinaus: aber je hher du
steigst, um so kleiner sieht dich das Auge des Neides. Am
meisten aber wird der Fliegende gehasst.
Wie wolltet ihr gegen mich gerecht sein! musst du sprechen ich erwhle mir eure Ungerechtigkeit als den mir zugemessnen
Teil. Ungerechtigkeit und Schmutz werfen sie nach dem
Einsamen: aber mein Bruder, wenn du ein Stern sein willst, so
musst du ihnen deshalb nicht weniger leuchten!
Und hte dich vor den Guten und Gerechten! Sie kreuzigen gerne
die, welche sich ihre eigne Tugend erfinden sie hassen den Einsamen.
Hte dich auch vor der heiligen Einfalt! Alles ist ihr unheilig, was
nicht einfltig ist; sie spielt auch gerne mit dem Feuer der Scheiterhaufen.
Und hte dich auch vor den Anfllen deiner Liebe! Zu schnell
streckt der Einsame dem die Hand entgegen, der ihm begegnet.
Manchem Menschen darfst du nicht die Hand geben, sondern nur
die Tatze: und ich will, dass deine Tatze auch Krallen habe.
Aber der schlimmste Feind, dem du begegnen kannst, wirst du
immer dir selber sein; du selber lauerst dir auf in Hhlen und
Wldern. Einsamer, du gehst den Weg zu dir selber! Und an dir
selber fhrt dein Weg vorbei, und an deinen sieben Teufeln!
Ketzer wirst du dir selber sein und Hexe und Wahrsager und Narr
und Zweifler und Unheiliger und Bsewicht. Verbrennen musst du
dich wollen in deiner eignen Flamme: wie wolltest du neu werden,
wenn du nicht erst Asche geworden bist!
Einsamer, du gehst den Weg des Schaffenden: einen Gott willst du
dir schaffen aus deinen sieben Teufeln!
Einsamer, du gehst den Weg des Liebenden: dich selber liebst du
und deshalb verachtest du dich, wie nur Liebende verachten.
Schaffen will der Liebende, weil er verachtet! Was wei der von
Liebe, der nicht gerade verachten musste, was er liebte!
Mit deiner Liebe gehe in deine Vereinsamung und mit deinem
Schaffen, mein Bruder; und spt erst wird die Gerechtigkeit dir
nachhinken. Mit meinen Trnen gehe in deine Vereinsamung,
mein Bruder. Ich liebe den, der ber sich selber hinaus schaffen
will und so zugrunde geht.
Also sprach Zarathustra.
IX
Ich habe eine Frage fr dich allein, mein Bruder: wie ein Senkblei
werfe ich diese Frage in deine Seele, dass ich wisse, wie tief sie
sei.
Du bist jung und wnschest dir Kind und Ehe. Aber ich frage dich:
bist du ein Mensch, der ein Kind sich wnschen darf? Bist du der
Siegreiche, der Selbstbezwinger, der Gebieter der Sinne, der Herr
deiner Tugenden? Also frage ich dich.
Oder redet aus deinem Wunsche das Tier und die Notdurft? Oder
Vereinsamung? Oder Unfriede mit dir?
Ich will, dass dein Sieg und deine Freiheit sich nach einem Kinde
sehne. Lebendige Denkmale sollst du bauen deinem Siege und
deiner Befreiung. ber dich sollst du hinausbauen. Aber erst
musst du mir selber gebaut sein, rechtwinklig an Leib und Seele.
Nicht nur fort sollst du dich pflanzen, sondern hinauf! Dazu helfe
dir der Garten der Ehe! Einen hheren Leib sollst du schaffen,
eine erste Bewegung, ein aus sich rollendes Rad einen Schaffenden sollst du schaffen.
Ehe: so heie ich den Willen zu zweien, das Eine zu schaffen, das
mehr ist, als die es schufen. Ehrfurcht voreinander nenne ich Ehe
als vor den Wollenden eines solchen Willens.
Eure Liebe zum Weibe und des Weibes Liebe zum Manne: ach,
mchte sie doch Mitleiden sein mit leidenden und verhllten
Gttern! Aber zumeist erraten zwei Tiere einander.
Aber auch noch eure beste Liebe ist nur ein verzcktes Gleichnis
und eine schmerzhafte Glut. Eine Fackel ist sie, die euch zu
hheren Wegen leuchten soll. ber euch hinaus sollt ihr einst
lieben! So lernt erst lieben! Und darum musstet ihr den bittern
Kelch eurer Liebe trinken.
Bitternis ist im Kelch auch der besten Liebe: so macht sie
Sehnsucht zum bermenschen, so macht sie Durst dir, dem
Schaffenden!
Durst dem Schaffenden, Pfeil und Sehnsucht dem bermenschen:
sprich, mein Bruder, ist dies dein Wille zur Ehe?
Heilig heit mir solch ein Wille und solche Ehe.
Also sprach Zarathustra.
X
Einst sagte man Gott, wenn man auf ferne Meere blickte; nun
aber lehrte ich euch sagen: bermensch.
Gott ist eine Mutmaung; aber ich will, dass euer Mutmaen nicht
weiter reiche, als euer schaffender Wille.
Knntet ihr einen Gott schaffen? So schweigt mir doch von allen Gttern! Wohl aber knntet ihr den bermenschen schaffen. Nicht
ihr vielleicht selber, meine Brder! Aber zu Vtern und Vorfahren
knntet ihr euch umschaffen des bermenschen: und dies sei
euer bestes Schaffen!
Gott ist eine Mutmaung: aber ich will, dass euer Mutmaen
begrenzt sei in der Denkbarkeit.
Knntet ihr einen Gott denken? Aber dies bedeute euch Wille zur Wahrheit, dass alles verwandelt werde in Menschen-Denkbares,
Menschen-Sichtbares, Menschen-Fhlbares! Eure eignen Sinne
sollt ihr zu Ende denken!
Und was ihr Welt nanntet, das soll erst von euch geschaffen
werden: eure Vernunft, euer Bild, euer Wille, eure Liebe soll es
selber werden! Und wahrlich, zu eurer Seligkeit, ihr Erkennenden!
Und wie wolltet ihr das Leben ertragen ohne diese Hoffnung, ihr
Erkennenden? Weder ins Unbegreifliche drftet ihr eingeboren
sein, noch ins Unvernnftige.
Aber dass ich euch ganz mein Herz offenbare, ihr Freunde: wenn
es Gtter gbe, wie hielte ich's aus, kein Gott zu sein! Also gibt es
keine Gtter.
Schaffen das ist die groe Erlsung vom Leiden, und des Lebens Leichtwerden. Aber dass der Schaffende sei, dazu selber tut Leid
not und viel Verwandelung. Ja, viel bitteres Sterben muss in
eurem Leben sein, ihr Schaffenden! Also seid ihr Frsprecher und
Rechtfertiger aller Vergnglichkeit. Dass der Schaffende selber
das Kind sei, das neu geboren werde, dazu muss er auch die
Gebrerin sein wollen und der Schmerz der Gebrerin.
Wahrlich, durch hundert Seelen ging ich meinen Weg und durch
hundert Wiegen und Geburtswehen. Manchen Abschied nahm ich
schon, ich kenne die herzbrechenden letzten Stunden. Aber so
will's mein schaffender Wille, mein Schicksal. Oder, dass ich's
euch redlicher sage: solches Schicksal gerade will mein Wille.
Alles Fhlende leidet an mir und ist in Gefngnissen: aber mein
Wollen kommt mir stets als mein Befreier und Freudebringer.
Wollen befreit: das ist die wahre Lehre von Wille und Freiheit so lehrt sie euch Zarathustra.
Nicht-mehr-wollen und Nicht-mehr-schtzen und Nicht-mehr-
schaffen! ach, dass diese groe Mdigkeit mir stets fern bleibe!
Auch im Erkennen fhle ich nur meines Willens Zeuge- und
Werde-Lust; und wenn Unschuld in meiner Erkenntnis ist, so
geschieht dies, weil Wille zur Zeugung in ihr ist.
Hinweg von Gott und Gttern lockte mich dieser Wille; was wre
denn zu schaffen, wenn Gtter da wren! Aber zum Menschen treibt er mich stets von neuem, mein inbrnstiger Schaffens-Wille;
so treibt's den Hammer hin zum Steine.
Ach, ihr Menschen, im Steine schlft mir ein Bild, das Bild meiner
Bilder! Ach, dass es im hrtesten, hsslichsten Steine schlafen
muss! Nun wtet mein Hammer grausam gegen sein Gefngnis.
Vom Steine stuben Stcke: was schiert mich das?
Vollenden will ich's: denn ein Schatten kam zu mir aller Dinge Stillstes und Leichtestes kam einst zu mir!
Des bermenschen Schnheit kam zu mir als Schatten. Ach,
meine Brder! Was gehen mich noch die Gtter an!
Also sprach Zarathustra.
XI
Dies ist mein Mitleid mit allem Vergangenen, dass ich sehe: es ist
preisgegeben der Gnade, dem Geiste, dem Wahnsinne jedes Geschlechtes preisgegeben, das kommt und alles, was war, zu
seiner Brcke umdeutet!
Ein groer Gewalt-Herr knnte kommen, ein gewitzter Unhold,
der mit seiner Gnade und Ungnade alles Vergangene zwnge und
zwngte: bis es ihm Brcke wrde und Vorzeichen und Herold
und Hahnenschrei.
Dies aber ist die andre Gefahr und mein andres Mitleiden: Wer
vom Pbel ist, dessen Gedenken geht zurck bis zum Grovater mit dem Grovater aber hrt die Zeit auf.
Also ist alles Vergangene preisgegeben: denn es knnte einmal
kommen, dass der Pbel Herr wrde und in seichten Gewssern
alle Zeit ertrnkte.
Darum, o meine Brder, bedarf es eines neuen Adels, der allem
Pbel und allem Gewalt-Herrischen Widersacher ist und auf neue
Tafeln neu das Wort schreibt: edel.
Vieler Edlen nmlich bedarf es und vielerlei Edlen, dass es Adel
gebe! Oder, wie ich einst im Gleichnis sprach: Das eben ist Gttlichkeit, dass es Gtter, aber keinen Gott gibt.
O meine Brder, ich weihe und weise euch zu einem neuen Adel:
ihr sollt mir Zeuger und Zchter werden und Semnner der
Zukunft
wahrlich nicht zu einem Adel, den ihr kaufen knntet gleich den Krmern und mit Krmer-Golde: denn wenig Wert hat alles, was
seinen Preis hat.
Nicht, woher ihr kommt, mache euch frderhin eure Ehre,
sondern wohin ihr geht! Euer Wille und euer Fu, der ber euch
selbst hinaus will das mache eure neue Ehre!
O meine Brder, nicht zurck soll euer Adel schauen, sondern
hinaus! Vertriebene sollt ihr sein aus allen Vater- und
Urvterlndern!
Eurer Kinder Land sollt ihr lieben: diese Liebe sei euer neuer Adel
das unentdeckte im fernen Meere! Nach ihm heie ich eure Segel suchen und setzen!
Also sprach Zarathustra.
XII
Ich bin ein Wanderer und Bergsteiger, ich liebe die Ebenen nicht
und es scheint, ich kann nicht lange still sitzen.
Und was mir nun auch noch als Schicksal und Erlebnis komme, ein Wandern wird darin sein und ein Bergsteigen: man erlebt
endlich nur noch sich selbst.
Die Zeit ist abgeflossen, wo mir noch Zuflle begegnen durften;
und was knnte jetzt noch zu mir fallen, was nicht schon mein
Eigen wre!
Es kehrt nur zurck, es kommt mir endlich heim mein eigen Selbst, und was von ihm lang in der Fremde war und zerstreut
unter alle Dinge und Zuflle.
Und noch eins wei ich: ich stehe jetzt vor meinem letzten Gipfel
und vor dem, was mir am lngsten aufgespart war. Ach, meinen
hrtesten Weg muss ich hinan! Ach, ich begann meine einsamste
Wanderung!
Wer aber meiner Art ist, der entgeht einer solchen Stunde nicht:
der Stunde, die zu ihm redet: Jetzt erst gehst du deinen Weg der Gre! Gipfel und Abgrund das ist jetzt in Eins beschlossen!
Du gehst deinen Weg der Gre: nun ist deine letzte Zuflucht
worden, was bisher deine letzte Gefahr hie!
Du gehst deinen Weg der Gre: das muss nun dein bester Mut
sein, dass es hinter dir keinen Weg mehr gibt!
Du gehst deinen Weg der Gre: hier soll dir keiner
nachschleichen! Dein Fu selber lschte hinter dir den Weg aus,
und ber ihm steht geschrieben: Unmglichkeit.
Und wenn dir nunmehr alle Leitern fehlen, so musst du verstehen,
noch auf deinen eigenen Kopf zu steigen: wie wolltest du anders
aufwrts steigen?
Auf deinen eigenen Kopf und hinweg ber dein eigenes Herz!
Jetzt muss das Mildeste an dir noch zum Hrtesten werden.
Wer sich stets viel geschont hat, der krnkelt zuletzt an seiner
vielen Schonung. Gelobt sei, was hart macht! Ich lobe das Land
nicht, wo Butter und Honig fliet! Von sich absehn lernen ist ntig, um viel zu sehn: diese Hrte tut jedem Berge-Steigenden not!
Wer aber mit den Augen zudringlich ist als Erkennender, wie
sollte der von allen Dingen mehr als ihre vorderen Grnde sehn!
Du aber, o Zarathustra, wolltest aller Dinge Grund schaun und
Hintergrund: so musst du schon ber dich selber steigen, hinan, hinauf, bis du auch deine Sterne noch unter dir hast!
Ja! Hinab auf mich selber sehn und noch auf meine Sterne: das
erst hiee mir mein Gipfel, das blieb mir noch zurck als mein
letzter Gipfel!
Also sprach Zarathustra.
GERMANIA-FEIER
9. MAI
DICHTUNGEN VON
FRIEDRICH HLDERLIN
DIE EICHBUME
Aus den Grten komm ich zu euch, ihr Shne des Berges!
Aus den Grten, da lebt die Natur geduldig und huslich,
Pflegend und wieder gepflegt mit den fleiigen Menschen zusammen.
Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
In der zahmeren Welt und gehrt nur euch und dem Himmel,
Der euch nhrt und erzog, und der Erde, die euch geboren. Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
Und ihr drngt euch frhlich und frei, aus der krftigen Wurzel,
Untereinander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
Ist euch heiter und gro die sonnige Krone gerichtet.
Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
SELIGES LAND! Kein Hgel in dir wchst ohne den Weinstock,
Nieder ins schwellende Gras regnet im Herbste das Obst.
Frhlich baden im Strome den Fu die glhenden Berge,
Krnze von Zweigen und Moos khlen ihr sonniges Haupt.
Und, wie die Kinder hinauf zur Schulter des herrlichen Ahnherrn,
Steigen am dunklen Gebirg Festen und Htten hinauf.
Friedsam geht aus dem Walde der Hirsch ans freundliche Tagslicht;
Hoch in heiterer Luft siehet der Falke sich um.
Aber unten im Tal, wo die Blume sich nhrt von der Quelle,
Streckt das Drfchen vergngt ber die Wiese sich aus.
Still ists hier: kaum rauschet von fern die geschftige Mhle,
Und vom Berge hinab knarrt das gefesselte Rad.
Lieblich tnt die gehmmerte Sens und die Stimme des Landmanns,
Der am Pfluge dem Stier lenkend die Schritte gebeut,
Lieblich der Mutter Gesang, die im Grase sitzt mit dem Shnlein,
Das die Sonne des Mais schmeichelt in lchelnden Schlaf. Aber drben am See, wo die Ulme das alternde Hoftor
bergrnt und den Zaun wilder Holunder umblht,
Da empfngt mich das Haus und des Gartens heimliches Dunkel,
Wo mit den Pflanzen mich einst liebend mein Vater erzog,
Wo ich froh, wie das Eichhorn, spielt auf den lispelnden sten,
Oder ins duftende Heu trumend die Stirne verbarg.
Heimatliche Natur! Wie bist du treu mir geblieben!
Zrtlichpflegend, wie einst, nimmst du den Flchtling noch auf.
Noch gedeihn die Pfirsiche mir, noch wachsen gefllig
Mir ans Fenster, wie sonst, kstliche Trauben herauf.
Lockend rten sich noch die sen Frchte des Kirschbaums,
Und der pflckenden Hand reichen die Zweige sich selbst.
Schmeichelnd zieht mich, wie sonst, in des Walds unendliche Laube
Aus dem Garten der Pfad, oder hinab an den Bach,
Und die Pfade rtest du mir, es wrmt mich und spielt mir
Um das Auge, wie sonst, Vaterlandssonne! dein Licht.
(Aus: Der Wanderer)
DRIN IN DEN ALPEN ists noch helle Nacht und die Wolke,
Freudiges dichtend, sie deckt drinnen das ghnende Tal.
Dahin, dorthin toset und strzt die scherzende Bergluft,
Schroff durch Tannen herab glnzet und schwindet ein Strahl.
Langsam eilt und kmpft das freudigschauernde Chaos,
Jung an Gestalt, doch stark, feiert es liebenden Streit
Unter den Felsen, es grt und wankt in den ewigen Schranken,
Denn bacchantischer zieht drinnen der Morgen herauf.
Denn es wchst unendlicher dort das Jahr und die heilgen
Stunden, die Tage, sie sind khner geordnet, gemischt.
Dennoch merket die Zeit der Gewittervogel und zwischen
Bergen, hoch in der Luft weilt er und rufet den Tag.
Jetzt auch wachet und schaut in der Tiefe drinnen das Drflein
Furchtlos, Hohem vertraut, unter den Gipfeln hinauf.
Wachstum ahnend, denn schon, wie Blitze, fallen die alten
Wasserquellen, der Grund unter den Strzenden dampft,
Echo tnet umher, und die unermessliche Werkstatt
Reget bei Tag und Nacht, Gaben versendend, den Arm.
Ruhig glnzen indes die silbernen Hhen darber,
Voll mit Rosen ist schon droben der leuchtende Schnee.
Und noch hher hinauf wohnt ber dem Lichte der reine
Selige Gott vom Spiel heiliger Strahlen erfreut.
Stille wohnt er allein und hell erscheinet sein Antlitz,
Der therische scheint Leben zu geben geneigt,
Freude zu schaffen, mit uns, wie oft, wenn, kundig des Maes,
Kundig der Atmenden auch zgernd und schonend der Gott
Wohlgediegenes Glck den Stdten und Husern und milde
Regen, zu ffnen das Land, brtende Wolken, und euch,
Trauteste Lfte, dann euch, sanfte Frhlinge, sendet,
Und mit langsamer Hand Traurige wieder erfreut,
Wenn er die Zeiten erneut, der Schpferische, die stillen
Herzen der alternden Menschen erfrischt und ergreift,
Und hinab in die Tiefe wirkt, und ffnet und aufhellt,
Wie ers liebet, und jetzt wieder ein Leben beginnt,
Anmut blhet, wie einst, und gegenwrtiger Geist kommt,
Und ein freudiger Mut wieder die Fittiche schwellt.
(Aus: Heimkunft)
DIE GTTER
Du stiller Aether! immer bewahrst du schn
Die Seele mir im Schmerz, und es adelt sich
Zur Tapferkeit vor deinen Strahlen,
Helios! oft die emprte Brust mir.
Ihr guten Gtter! arm ist, wer euch nicht kennt,
Im rohen Busen ruhet der Zwist ihm nie,
Und Nacht ist ihm die Welt und keine
Freude gedeihet und kein Gesang ihm.
Nur ihr, mit eurer ewigen Jugend, nhrt
In Herzen, die euch lieben, den Kindersinn,
Und lasst in Sorgen und in Irren
Nimmer den Genius sich vertrauern.
AN DIE PARZEN
Nur Einen Sommer gnnt, ihr Gewaltigen!
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
Dass williger mein Herz, vom sen
Spiele gesttiget, dann mir sterbe.
Die Seele, der im Leben ihr gttlich Recht
Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht;
Doch ist mir einst das Heilige, das am
Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen,
Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt!
Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel
Mich nicht hinab geleitet. Einmal
Lebt ich wie Gtter, und mehr bedarfs nicht.
HYPERIONS SCHICKSALSLIED
Ihr wandelt droben im Licht
Auf weichem Boden, selige Genien!
Glnzende Gtterlfte
Rhren euch leicht,
Wie die Finger der Knstlerin
Heilige Saiten.
Schicksallos, wie der schlafende
Sugling, atmen die Himmlischen;
Keusch bewahrt
In bescheidener Knospe,
Blhet ewig
Ihnen der Geist,
Und die seligen Augen
Blicken in stiller
Ewiger Klarheit.
Doch uns ist gegeben
Auf keiner Sttte zu ruhn,
Es schwinden, es fallen
Die leidenden Menschen
Blindlings von einer
Stunde zur andern,
Wie Wasser von Klippe
Zu Klippe geworfen
Jahr lang ins Ungewisse hinab.
DER BLINDE SNGER
Wo bist du, Jugendliches! das immer mich
Zur Stunde weckt des Morgens, wo bist du, Licht?
Das Herz ist wach, doch baut und hlt in
Heiligem Zauber die Nacht mich immer.
Sonst lauscht ich um die Dmmerung gern, sonst harrt
Ich gerne dein am Hgel und nie umsonst!
Nie tuschten mich, du Holdes, deine
Boten, die Lfte, denn immer kamst du,
Kamst allbeseligend den gewohnten Pfad
Herein in deiner Schne, wo bist du, Licht?
Das Herz ist wieder wach, doch bannt und
Hemmt die unendliche Nacht mich immer.
Mir grnten sonst die Lauben; es leuchteten
Die Blumen wie die eigenen Augen mir;
Nicht ferne war das Angesicht der
Meinen und leuchtete mir, und droben
Und um die Wlder sah ich die Fittiche
Des Himmels wandern, da ich ein Jngling war;
Nun sitz ich still allein, von einer
Stunde zur anderen, und Gestalten
Aus Lieb und Leid der helleren Tage schafft
Zur eignen Freude nun mein Gedanke sich,
Und ferne lausch ich hin, ob nicht ein
Freundlicher Retter vielleicht mir komme.
Dann hr ich oft die Stimme des Donnerers
Am Mittag, wenn der Eherne nahe kommt,
Wenn ihm das Haus bebt und der Boden
Unter ihm drhnt und der Berg es nachhallt.
Den Retter hr ich dann in der Nacht, ich hr
Ihn ttend, den Befreier, belebend ihn,
Den Donnerer vom Untergang zum
Orient eilen, und ihm nach tnt ihr,
Ihm nach, ihr meine Saiten! es lebt mit ihm
Mein Lied, und wie die Quelle dem Strome folgt,
Wohin er denkt, so muss ich fort und
Folge dem Sicheren auf der Irrbahn.
Wohin? Wohin? ich hre dich da und dort,
Du Herrlicher! und rings um die Erde tnts.
Wo endest du? und was, was ist es
ber den Wolken? und o wie wird mir!
Tag, Tag! du ber strzenden Wolken! sei
Willkommen mir! es blhet mein Auge dir,
O Jugendlicht! o Glck! das alte
Wieder! Doch geistiger rinnst du nieder,
Du goldner Quell aus heiligem Kelch! und du,
Du grner Boden! friedliche Wieg! und du,
Haus meiner Vter! und ihr Lieben,
Die mir begegneten einst, o nahet,
O kommt, dass euer, euer die Freude sei,
Ihr alle, dass euch segne der Sehende!
O nehmt, dass ichs ertrage, mir das Leben, das Gttliche, mir vom Herzen!
ERMUNTERUNG
Echo des Himmels! heiliges Herz! warum,
Warum verstummst du unter den Lebenden,
Schlfst, freies! von den Gtterlosen
Ewig hinab in die Nacht verwiesen?
Wacht denn, wie vormals, nimmer des Aethers Licht?
Und blht die alte Mutter, die Erde, nicht?
Und bt der Geist nicht da und dort, nicht
Lchelnd die Liebe das Recht noch immer?
Nur du nicht mehr! doch mahnen die Himmlischen,
Und stillebildend weht, wie ein kahl Gefild,
Der Othem der Natur dich an, der
Alleserheiternde, seelenvolle.
O Hoffnung! bald, bald singen die Haine nicht
Des Lebens Lob allein, denn es ist die Zeit,
Dass aus der Menschen Munde sie, die
Schnere Seele, sich neuverkndet,
Dann lieber im Bunde mit Sterblichen
Das Element sich bildet, und dann erst reich,
Bei frommer Kinder Dank, der Erde
Brust, die unendliche, sich entfaltet
Und unsre Tage wieder wie Blumen sind,
Wo sie, des Himmels Sonne, sich ausgeteilt
Im stillen Wechsel sieht und wieder
Froh in den Frohen das Licht sich findet,
Und er, der sprachlos waltet und unbekannt
Zuknftiges bereitet, der Gott, der Geist
Im Menschenwort, am schnen Tage
Kommenden Jahren, wie einst, sich ausspricht.
HEIDELBERG
Lange lieb ich dich schon, mchte dich, mir zur Lust,
Mutter nennen, und dir schenken ein kunstlos Lied,
Du, der Vaterlandsstdte
Lndlichschnste, so viel ich sah.
Wie der Vogel des Walds ber die Gipfel fliegt,
Schwingt sich ber den Strom, wo er vorbei dir glnzt,
Leicht und krftig die Brcke,
Die von Wagen und Menschen tnt.
Wie von Gttern gesandt, fesselt ein Zauber einst Auf die Brcke mich an, da ich vorber ging,
Und herein in die Berge
Mir die reizende Ferne schien,
Und der Jngling, der Strom, fort in die Ebne zog,
Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schn,
Liebend unterzugehen,
In die Fluten der Zeit sich wirft.
Quellen hattest du ihm, hattest dem Flchtigen
Khle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn
All ihm nach, und es bebte
Aus den Wellen ihr lieblich Bild.
Aber schwer in das Tal hing die gigantische,
Schicksalskundige Burg, nieder bis auf den Grund
Von den Wettern zerrissen;
Doch die ewige Sonne goss
Ihr verjngtes Licht ber das alternde
Riesenbild, und umher grnte lebendiger
Efeu; freundliche Wlder
Rauschten ber die Burg herab.
Struche blhten herab, bis wo im heitern Tal
An den Hgeln gelehnt, oder dem Ufer hold,
Deine frhlichen Gassen
Unter duftenden Grten ruhn.
GESANG DES DEUTSCHEN
O heilig Herz der Vlker, o Vaterland!
Allduldend gleich der schweigenden Mutter Erd Und allverkannt, wenn schon aus deiner
Tiefe die Fremden ihr Bestes haben!
Sie ernten den Gedanken, den Geist von dir,
Sie pflcken gern die Traube, doch hhnen sie
Dich, ungestalte Rebe! dass du
Schwankend den Boden und wild umirrest.
Du Land des hohen ernsteren Genius!
Du Land der Liebe! Bin ich der deine schon,
Oft zrnt ich weinend, dass du immer Blde die eigene Seele leugnest.
Doch magst du manches Schne nicht bergen mir;
Oft stand ich, berschauend das holde Grn,
Den weiten Garten hoch in deinen
Lften auf hellem Gebirg und sah dich.
An deinen Strmen ging ich und dachte dich,
Indes die Tne schchtern die Nachtigall
Auf schwanker Weide sang, und still auf
Dmmerndem Grunde die Welle weilte.
Und an den Ufern sah ich die Stdte blhn,
Die Edlen, wo der Flei in der Werkstatt schweigt,
Die Wissenschaft, wo deine Sonne
Milde dem Knstler zum Ernste leuchtet.
Kennst du Minervas Kinder? Sie whlten sich
Den lbaum frh zum Lieblinge, kennst du sie?
Noch lebt, noch waltet der Athener
Seele, die sinnende, still bei Menschen,
Wenn Platons frommer Garten auch schon nicht mehr
Am alten Strome grnt und der drftge Mann
Die Heldenasche pflgt, und scheu der
Vogel der Nacht auf der Sule trauert.
O heilger Wald! O Attika! traf Er doch
Mit seinem furchtbarn Strahle dich auch, so bald,
Und eilten sie, die dich belebt, die
Flammen entbunden zum ther ber?
Doch wie der Frhling, wandelt der Genius
Von Land zu Land. Und wir? ist denn einer auch
Von unsern Jnglingen, der nicht ein
Ahnden, ein Rtsel der Brust, verschwiege?
Den deutschen Frauen danket! Sie haben uns
Der Gtterbilder freundlichen Geist bewahrt,
Und tglich shnt der holde klare
Friede das bse Gewirre wieder.
Wo sind jetzt Dichter, denen der Gott es gab,
Wie unsern Alten, freudig und fromm zu sein,
Wo Weise, wie die unsren sind? die
Kalten und Khnen, die Unbestechbarn!
Nun! Sei gegrt in deinem Adel, mein Vaterland,
Mit neuem Namen, reifeste Frucht der Zeit!
Du letzte und du erste aller
Musen, Urania, sei gegrt mir!
Noch sumst und schweigst du, sinnest ein freudig Werk,
Das von dir zeuge, sinnest ein neu Gebild,
Das einzig wie du selber, das aus
Liebe geboren und gut, wie du, sei
Wo ist dein Delos, wo dein Olympia,
Dass wir uns alle finden am hchsten Fest? Doch wie errt der Sohn, was du den
Deinen, Unsterbliche, lngst bereitest?
DER TOD FRS VATERLAND
Du kommst, o Schlacht! schon wogen die Jnglinge
Hinab von ihren Hgeln, hinab ins Tal
Wo keck herauf die Wrger dringen,
Sicher der Kunst und des Arms, doch sichrer
Kommt ber sie die Seele der Jnglinge,
Denn die Gerechten schlagen, wie Zauberer,
Und ihre Vaterlandsgesnge
Lhmen die Kniee der Ehrelosen.
O nehmt mich, nehmt mich mit in die Reihen auf,
Damit ich einst nicht sterbe gemeinen Tods!
Umsonst zu sterben, lieb ich nicht, doch
Lieb ich zu fallen am Opferhgel
Frs Vaterland, zu bluten des Herzens Blut
Frs Vaterland und bald ists geschehn! Zu euch Ihr Teuern! Komm ich, die mich leben
Lehrten und sterben, zu euch hinunter!
Wie oft im Lichte drstet ich euch zu sehn, Ihr Helden und ihr Dichter aus alter Zeit!
Nun grt ihr freundlich den geringen
Fremdling und brderlich ists hier unten;
Und Siegesboten kommen herab: die Schlacht
Ist unser! Lebe droben, o Vaterland,
Und zhle nicht die Toten! Dir ist,
Liebes! Nicht einer zu viel gefallen.
RINGSUM RUHET DIE STADT; still wird die erleuchtete Gasse,
Und, mit Fackeln geschmckt, rauschen die Wagen hinweg.
Satt gehn heim von Freuden des Tags zu ruhen die Menschen,
Und Gewinn und Verlust wget ein sinniges Haupt
Wohlzufrieden zu Haus; leer steht von Trauben und Blumen,
Und von Werken der Hand ruht der geschftige Markt.
Aber das Saitenspiel tnt fern aus Grten; vielleicht, dass
Dort ein Liebendes spielt oder ein einsamer Mann
Ferner Freunde gedenkt und der Jugendzeit; und die Brunnen
Immerquillend und frisch rauschen am duftenden Beet.
Still in dmmriger Luft ertnen gelutete Glocken,
Und der Stunden gedenk rufet ein Wchter die Zahl.
Jetzt auch kommet ein Wehn und regt die Gipfel des Hains auf,
Sieh! Und das Schattenbild unserer Erde, der Mond,
Kommet geheim nun auch; die Schwrmerische, die Nacht kommt,
Voll mit Sternen und wohl wenig bekmmert um uns,
Glnzt die Erstaunende dort, die Fremdlingin unter den Menschen,
ber Gebirgeshhn traurig und prchtig herauf.
Wunderbar ist die Gunst der Hocherhabnen und niemand
Wei, von wannen und was einem geschiehet von ihr.
So bewegt sie die Welt und die hoffende Seele der Menschen,
Selbst kein Weiser versteht, was sie bereitet, denn so
Will es der oberste Gott, der sehr dich liebet, und darum
Ist noch lieber, wie sie, dir der besonnene Tag.
Aber zuweilen liebt auch klares Auge den Schatten
Und versuchet zu Lust, eh es die Not ist, den Schlaf,
Oder es blickt auch gern ein treuer Mann in die Nacht hin,
Ja, es ziemet sich, ihr Krnze zu weihn und Gesang,
Weil den Irrenden sie geheiliget ist und den Toten,
Selber aber besteht, ewig, in freiestem Geist.
Aber sie muss uns auch, dass in der zaudernden Weile,
Dass im Finstern fr uns einiges Haltbare sei,
Uns die Vergessenheit und das Heiligtrunkene gnnen,
Gnnen das strmende Wort, das wie die Liebenden sei,
Schlummerlos, und vollern Pokal und khneres Leben,
Heilig Gedchtnis auch, wachend zu bleiben bei Nacht.
Auch verbergen umsonst das Herz im Busen, umsonst nur
Halten den Mut noch wir, Meister und Knaben, denn wer
Mcht es hindern und wer mcht uns die Freude verbieten?
Gttliches Feuer auch treibet, bei Tag und bei Nacht,
Aufzubrechen. So komm! dass wir das Offene schauen,
Dass ein Eigenes wir suchen, so weit es auch ist.
Fest bleibt eins; es sei um Mittag oder es gehe
Bis in die Mitternacht, immer bestehet ein Ma,
Allen gemein, doch jeglichem auch ist eignes beschieden,
Dahin gehet und kommt jeder, wohin er es kann.
Drum! und spotten des Spotts mag gern frohlockender Wahnsinn,
Wenn er in heiliger Nacht pltzlich die Snger ergreift.
Drum an den Isthmos komm! dorthin, wo das offene Meer rauscht
Am Parnass und der Schnee delphische Felsen umglnzt,
Dort ins Land des Olymps, dort auf die Hhen Kithrons,
Unter die Fichten dort, unter die Trauben, von wo
Thebe drunten und Ismenos rauscht im Lande des Kadmos,
Dorther kommt und zurck deutet der kommende Gott.
Seliges Griechenland! du Haus der Himmlischen alle,
Also ist wahr, was einst wir in der Jugend gehrt?
Festlicher Saal! der Boden ist Meer! und Tische die Berge,
Wahrlich zu einzigem Brauche vor alters gebaut!
Aber die Thronen, wo? die Tempel, und wo die Gefe,
Wo mit Nektar gefllt, Gttern zu Lust der Gesang?
Wo, wo leuchten sie denn, die fernhintreffenden Sprche?
Delphi schlummert und wo tnet das groe Geschick?
Wo ist das schnelle? Wo brichts, allgegenwrtigen Glcks voll,
Donnernd aus heiterer Luft ber die Augen herein?
Vater ther! so riefs und flog von Zunge zu Zunge
Tausendfach, es ertrug keiner das Leben allein;
Ausgeteilet erfreut solch Gut, und getauschet mit Fremden
Wirds ein Jubel, es wchst schlafend des Wortes Gewalt:
Vater! heiter! und hallt, so weit es gehet, das uralt
Zeichen, von Eltern geerbt, treffend und schaffend hinab.
Denn so kehren die Himmlischen ein, tiefschrfend gelangt so
Aus den Schatten herab unter die Menschen ihr Tag.
Unempfunden kommen sie erst, es streben entgegen
Ihnen die Kinder, zu hell kommet, zu blendend das Glck,
Und es scheut sie der Mensch, kaum wei zu sagen ein Halbgott,
Wer mit Namen sie sind, die mit den Gaben ihm nahn.
Aber der Mut von ihnen ist gro, es fllen das Herz ihm
Ihre Freuden und kaum wei er zu brauchen das Gut,
Schafft, verschwendet und fast ward ihm Unheiliges heilig,
Das er mit segnender Hand trig und gtig berhrt.
Mglichst dulden die Himmlischen dies; dann aber in Wahrheit
Kommen sie selbst und gewohnt werden die Menschen des Glcks
Und des Tags und zu schaun die Offenbaren, das Antlitz
Derer, welche, schon lngst Eines und Alles genannt,
Tief die verschwiegene Brust mit freier Genge gefllet,
Und zuerst und allein alles Verlangen beglckt.
So ist der Mensch: wenn da ist das Gut, und es sorget mit Gaben
Selber ein Gott fr ihn, kennet und sieht er es nicht.
Tragen muss er, zuvor, nun aber nennt er sein Liebstes,
Nun, nun mssen dafr Worte, wie Blumen, entstehn.
Und nun denkt er zu ehren in Ernst die seligen Gtter,
Wirklich und wahrhaft muss alles verknden ihr Lob.
Nichts darf schauen das Licht, was nicht den Hohen gefllet,
Vor den ther gebhrt Migversuchendes nicht.
Drum in der Gegenwart der Himmlischen wrdig zu stehen,
Richten in herrlichen Ordnungen Vlker sich auf
Untereinander und baun die schnen Tempel und Stdte
Fest und edel, sie gehn ber Gestaden empor Aber wo sind sie? wo blhn die Bekannten, die Kronen des Festes?
Thebe welkt und Athen; rauschen die Waffen nicht mehr
In Olympia, nicht die goldnen Wagen des Kampfspiels,
Und bekrnzen sich denn nimmer die Schiffe Korinths?
Warum schweigen auch sie, die alten heilgen Theater?
Warum freuet sich denn nicht der geweihete Tanz?
Warum zeichnet, wie sonst, die Stirne des Mannes ein Gott nicht,
Drckt den Stempel, wie sonst, nicht dem Getroffenen auf?
Oder er kam auch selbst und nahm des Menschen Gestalt an
Und vollendet und schloss trstend das himmlische Fest.
Aber Freund! wir kommen zu spt. Zwar leben die Gtter,
Aber ber dem Haupt droben in anderer Welt.
Endlos wirken sie da und scheinens wenig zu achten, Ob wir leben, so sehr schonen die Himmlischen uns.
Denn nicht immer vermag ein schwaches Gef sie zu fassen,
Nur zuzeiten ertrgt gttliche Flle der Mensch.
Traum von ihnen ist drauf das Leben. Aber das Irrsal
Hilft, wie Schlummer, und stark machet die Not und die Nacht,
Bis dass Helden genug in der ehernen Wiege gewachsen,
Herzen an Kraft, wie sonst, hnlich den Himmlischen sind.
Donnernd kommen sie drauf. Indessen dnket mir fters
Besser zu schlafen, wie so ohne Genossen zu sein,
So zu harren; und was zu tun indes und zu sagen,
Wei ich nicht, und wozu Dichter in drftiger Zeit.
Aber sie sind, sagst du, wie des Weingotts heilige Priester,
Welche von Lande zu Land zogen in heiliger Nacht.
(Aus: Brot und Wein)
DER RHEIN
Im dunkeln Efeu sa ich, an der Pforte
Des Waldes, eben, da der goldene Mittag,
Den Quell besuchend, herunterkam
Von Treppen des Alpengebirgs,
Das mir die gttlichgebaute,
Die Burg der Himmlischen heit
Nach alter Meinung, wo aber
Geheim noch manches entschieden
Zu Menschen gelanget; von da
Vernahm ich ohne Vermuten
Ein Schicksal, denn noch kaum
War mir im warmen Schatten
Sich manches beredend, die Seele
Italia zu geschweift
Und fernhin an die Ksten Moreas.
Jetzt aber, drin im Gebirg,
Tief unter den silbernen Gipfeln
Und unter frhlichem Grn,
Wo die Wlder schauernd zu ihm,
Und der Felsen Hupter bereinander
Hinabschaun, taglang, dort
Im kltesten Abgrund hrt
Ich um Erlsung jammern
Den Jngling, es hrten ihn, wie er tobt, Und die Mutter Erd anklagt Und den Donnerer, der ihn gezeuget,
Erbarmend die Eltern, doch
Die Sterblichen flohn von dem Ort,
Denn furchtbar war, da lichtlos er
In den Fesseln sich wlzte,
Das Rasen des Halbgotts.
Die Stimme wars des edelsten der Strme,
Des freigeborenen Rheins,
Und anderes hoffte der, als droben von den Brdern,
Dem Tessin und dem Rhodanus,
Er schied und wandern wollt, und ungeduldig ihn
Nach Asia trieb die knigliche Seele.
Doch unverstndig ist
Das Wnschen vor dem Schicksal.
Die Blindesten aber
Sind Gttershne. Denn es kennet der Mensch
Sein Haus, und dem Tier ward, wo
Es bauen solle, doch jenen ist
Der Fehl, dass sie nicht wissen wohin,
In die unerfahrene Seele gegeben.
Ein Rtsel ist Reinentsprungenes. Auch
Der Gesang kaum darf es enthllen. Denn
Wie du anfingst, wirst du bleiben,
Soviel auch wirket die Not
Und die Zucht, das meiste nmlich
Vermag die Geburt
Und der Lichtstrahl, der
Dem Neugebornen begegnet.
Wo aber ist einer,
Um frei zu bleiben
Sein Leben lang, und des Herzens Wunsch
Allein zu erfllen, so
Aus gnstigen Hhn wie der Rhein,
Und so aus heiligem Schoe
Glcklich geboren wie jener?
Drum ist ein Jauchzen sein Wort.
Nicht liebt er, wie andere Kinder,
In Wickelbanden zu weinen;
Denn wo die Ufer zuerst
An die Seit ihm schleichen, die krummen,
Und durstig umwindend ihn,
Den Unbedachten, zu ziehn
Und wohl zu behten begehren
Im eigenen Zahne, lachend
Zerreit er die Schlangen und strzt
Mit der Beut und wenn in der Eil
Ein Grerer ihn nicht zhmt,
Ihn wachsen lsst, wie der Blitz, muss er
Die Erde spalten, und wie Bezauberte fliehn
Die Wlder ihm nach und zusammensinkend die Berge.
Ein Gott will aber sparen den Shnen
Das eilende Leben und lchelt,
Wenn unenthaltsam, aber gehemmt
Von heiligen Alpen, ihm
In der Tiefe, wie jener, zrnen die Strme.
In solcher Esse wird dann
Auch alles Lautre geschmiedet,
Und schn ists, wie er drauf,
Nachdem er die Berge verlassen,
Stillwandelnd sich im deutschen Lande
Begnget und das Sehnen stillt
Im guten Geschfte, wenn er das Land baut,
Der Vater Rhein, und liebe Kinder nhrt
In Stdten, die er gegrndet.
Doch nimmer, nimmer vergisst ers. Denn eher muss die Wohnung vergehn
Und die Satzung und zum Unbild werden
Der Tag der Menschen, ehe vergessen
Ein solcher drfte den Ursprung
Und die reine Stimme der Jugend.
Wer war es, der zuerst
Die Liebesbande verderbt
Und Stricke von ihnen gemacht hat?
Dann haben des eigenen Rechts
Und gewiss des himmlischen Feuers
Gespottet die Trotzigen, dann erst
Die sterblichen Pfade verachtend
Verwegnes erwhlt
Und den Gttern gleich zu werden getrachtet.
Es haben aber an eigner
Unsterblichkeit die Gtter genug, und bedrfen
Die Himmlischen eines Dings,
So sinds Heroen und Menschen
Und Sterbliche sonst. Denn weil
Die Seligsten nichts fhlen von selbst,
Muss wohl, wenn solches zu sagen
Erlaubt ist, in der Gtter Namen
Teilnehmend fhlen ein andrer,
Den brauchen sie; jedoch ihr Gericht
Ist, dass sein eigenes Haus
Zerbreche der und das Liebste
Wie den Feind schelt und sich Vater und Kind
Begrabe unter den Trmmern,
Wenn einer, wie sie, sein will und nicht
Ungleiches dulden, der Schwrmer.
Drum wohl ihm, welcher fand
Ein wohlbeschiedenes Schicksal,
Wo noch der Wanderungen
Und s der Leiden Erinnerung
Aufrauscht am sichern Gestade,
Dass da und dorthin gern
Er sehn mag bis an die Grenzen,
die bei der Geburt ihm Gott
Zum Aufenthalte gezeichnet.
Dann ruht er, seligbescheiden,
Denn alles, was er gewollt,
Das Himmlische, von selber umfngt
Es unbezwungen, lchelnd
Jetzt, da er ruhet, den Khnen.
Halbgtter denk ich jetzt Und kennen muss ich die Teuern,
Weil oft ihr Leben so
Die sehnende Brust mir beweget.
Wem aber, mein Freund, wie dir
Unberwindlich die Seele,
Die starkausdauernde ward,
Und sicherer Sinn
Und se Gabe zu hren,
Zu reden so, dass er aus heiliger Flle
Wie der Weingott, trig gttlich
Und gesetzlos sie, die Sprache der Reinesten, gibt
Verstndlich den Guten, aber mit Recht
Die Ahnungslosen mit Blindheit schlgt
Die entweihenden Knechte, wie nenn ich den Fremden?
Die Shne der Erde sind, wie die Mutter,
Alliebend, so empfangen sie auch
Mhlos, die Glcklichen, alles.
Drum berraschet es auch
Und schrckt den sterblichen Mann,
Wenn er den Himmel, den
Er mit den liebenden Armen
Sich auf die Schultern gehuft,
Und die Last der Freude bedenket;
Dann scheinet ihm oft das Beste,
Fast ganz vergessen da,
Wo der Strahl nicht brennt,
Im Schatten des Walds
Am See in frischer Grne zu sein,
Und sorglosarm an Tnen,
Anfngern gleich, bei Nachtigallen zu lernen.
Und herrlich ists, aus heiligem Schlafe dann
Erstehen und aus des Waldes Khle
Erwachend, abends nun
Dem milderen Licht entgegenzugehn,
Wenn, der die Berge gebaut
Und den Pfad der Strme gezeichnet,
Nachdem er lchelnd auch
Der Menschen geschftiges Leben
Das odemarme, wie Segel
Mit seinen Lften gelenkt hat,
Auch ruht, und zu der Schlerin jetzt,
Der Bildner, Gutes mehr
Denn Bses findend,
Zur heutigen Erde der Tag sich neiget.
Dann feiern das Brautfest Menschen und Gtter,
Es feiern die Lebenden all,
Und ausgeglichen
Ist eine Weile das Schicksal.
Und die Flchtlinge suchen die Herberg,
Und sen Schlummer die Tapfern,
Die Liebenden aber
Sind, was sie waren; sie sind
Zu Hause, wo die Blume sich freuet
Unschdlicher Glut und die finsteren Bume
Der Geist umsuselt, aber die Unvershnten
Sind umgewandelt und eilen
Die Hnde sich ehe zu reichen,
Bevor das freundliche Licht
Hinuntergeht und die Nacht kommt.
Doch einigen eilt
Dies schnell vorber, andere
Behalten es lnger.
Die ewigen Gtter sind
Voll Leben allzeit; bis in den Tod
Kann aber ein Mensch auch
Im Gedchtnis doch das Beste behalten,
Und dann erlebt er das Hchste.
Nun hat ein jeder sein Ma.
Denn schwer ist zu tragen
Das Unglck, aber schwerer das Glck.
Dir mag auf heiem Pfade, unter Tannen oder
Im Dunkel des Eichwalds gehllt
In Stahl, mein Freund! der Gott erscheinen oder
In Wolken du kennst ihn, da du kennest, jugendlich, Des Guten Kraft, und nimmer ist dir
Verborgen das Lcheln des Herrschers
Bei Tage, wenn
Es fieberhaft und angekettet, das
Lebendige, scheinet oder auch
Bei Nacht, wenn alles gemischt
Ist ordnungslos und wiederkehrt
Uralte Verwirrung.
GERMANIEN
Nicht sie, die Seligen, die erschienen sind,
Die Gtterbilder in dem alten Lande,
Sie darf ich ja nicht rufen mehr. Wenn aber,
Ihr heimatlichen Wasser! jetzt mit euch
Des Herzens Liebe klagt, was will es anders,
Das Heiligtrauernde? Denn voll Erwartung liegt
Das Land und als in heien Tagen
Herabgesenkt, umschattet heut,
Ihr Sehnenden! uns ahnungsvoll ein Himmel.
Voll ist er von Verheiungen und scheint
Mir drohend auch, doch will ich bei ihm bleiben,
Und rckwrts soll die Seele mir nicht fliehn
Zu euch, Vergangene! die zu lieb mir sind.
Denn euer schnes Angesicht zu sehn,
Als wrs, wie sonst, ich frcht es, tdlich ists,
Und kaum erlaubt, Gestorbene zu wecken.
Entflohene Gtter! auch ihr, ihr gegenwrtigen, damals
Wahrhaftiger, ihr hattet eure Zeiten!
Nichts leugnen will ich hier und nichts erbitten.
Denn wenn es aus ist, und der Tag erloschen,
Wohl triffts den Priester erst, doch liebend folgt
Der Tempel und das Bild ihm auch und seine Sitte
Zum dunklen Land und keines mag noch scheinen.
Nur als von Grabesflammen, ziehet dann
Ein goldner Rauch, die Sage, drob hinber,
Und dmmert jetzt uns Zweifelnden um das Haupt,
Und keiner wei, wie ihm geschieht. Er fhlt
Die Schatten derer, so gewesen sind,
Die Alten, so die Erde neu besuchen.
Denn die da kommen sollen, drngen uns,
Und lnger sumt von Gttermenschen
Die heilige Schar nicht mehr im blauen Himmel.
Schon grnet ja, im Vorspiel rauerer Zeit
Fr sie erzogen, das Feld, bereitet ist die Gabe
Zum Opfermahl, und Tal und Strme sind
Weitoffen um prophetische Berge,
Dass schauen mag bis in den Orient
Der Mann und ihn von dort der Wandlungen viele bewegen.
Vom ther aber fllt
Das treue Bild und Gttersprche regnen
Unzhlbare von ihm, und es tnt im innersten Haine.
Und der Adler, der vom Indus kommt,
Und ber des Parnassos
Beschneite Gipfel fliegt, hoch ber den Opferhgeln
Italias, und frohe Beute sucht
Dem Vater, nicht wie sonst, gebter im Fluge
Der Alte, jauchzend berschwingt er
Zuletzt die Alpen und sieht die vielgearteten Lnder.
Die Priesterin, die stillste Tochter Gottes,
Sie, die zu gern in tiefer Einfalt schweigt,
Sie suchet er, die offnen Auges schaute,
Als wsste sie es nicht, jngst, da ein Sturm
Toddrohend ber ihrem Haupt ertnte;
Es ahnete das Kind ein Besseres,
Und endlich ward ein Staunen weit im Himmel,
Weil eines gro an Glauben, wie sie selbst,
Die segnende, die Macht der Hhe sei;
Drum sandten sie den Boten, der, sie schnell erkennend,
Denkt lchelnd so: Dich, Unzerbrechliche, muss
Ein ander Wort erprfen und ruft es laut,
Der Jugendliche, nach Germania schauend:
Du bist es, auserwhlt, Alliebend und ein schweres Glck
Bist du zu tragen stark geworden.
Seit damals, da im Walde versteckt und blhendem Mohn
Voll sen Schlummers, Trunkene, meiner du
Nicht achtetest, lang, ehe noch auch Geringere fhlten
Der Jungfrau Stolz und staunten, wes du wrst und woher,
Doch du es selbst nicht wusstest. Ich misskannte dich nicht,
Und heimlich, da du trumtest, lie ich
Am Mittag scheidend dir ein Freundeszeichen,
Die Blume des Mundes zurck und du redetest einsam.
Doch Flle der goldenen Worte sandtest du auch,
Glckselige! mit den Strmen und sie quillen unerschpflich
In die Gegenden all. Denn fast, wie der heiligen,
Die Mutter ist von allem,
Die Verborgene sonst genannt von Menschen,
So ist von Lieben und Leiden
Und voll von Ahnungen dir
Und voll von Frieden der Busen.
O trinke Morgenlfte,
Bis dass du offen bist,
Und nenne, was vor Augen dir ist,
Nicht lnger darf Geheimnis mehr
Das Ungesprochene bleiben,
Nachdem es lange verhllt ist;
Denn Sterblichen geziemet die Scham,
Und so zu reden die meiste Zeit,
Ist weise auch von Gttern.
Wo aber berflssiger, denn lautere Quellen,
Das Gold und ernst geworden ist der Zorn an dem Himmel,
Muss zwischen Tag und Nacht
Einsmals ein Wahres erscheinen.
Dreifach umschreibe du es,
Doch ungesprochen auch, wie es da ist,
Unschuldige, muss es bleiben.
O nenne, Tochter du der heiligen Erd,
Einmal die Mutter. Es rauschen die Wasser am Fels
Und Wetter im Wald und bei dem Namen derselben
Tnt auf aus alter Zeit Vergangengttliches wieder.
Wie anders ists! und rechthin glnzt und spricht
Zuknftiges auch erfreulich aus den Fernen.
Doch in der Mitte der Zeit
Lebt ruhig mit geweihter
Jungfrulicher Erde der ther
Und gerne, zur Erinnerung, sind
Die Unbedrftigen, sie
Gastfreundlich bei den unbedrftgen, Bei deinen Feiertagen,
Germania, wo du Priesterin bist
Und wehrlos Rat gibst rings
Den Knigen und den Vlkern.
SOL INVICTUS
8. AUGUST
GEDICHTE VON
STEFAN GEORGE
Wol ziemt zu schweigen ber gross beginnen
Doch jeder starke drang will kunde geben Taglang ist es mein einziges bestreben
Aufs wort fr unsern neuen weg zu sinnen.
HYPERION
Dem sehnenden war
Der wink genug - und winke sind
Von alters her die sprache der gtter (Hlderlin)
I
Wo an entlegnem gestade
Muss ich vor alters entstammt sein
Brder des volkes?
Dass ich mit euch wol geniessend
Wein und getreid unsres landes
Fremdling euch bleibe?
So wie sich sondert des sohns
Ahnender stolz von geschwistern
Spterer heirat
Selbst unter freundlichesn spielen
Innerlich fern und versichert
Besseren vaters.
Ihr die in sinnen verstrickten
Ihr die in tnen verstrmten
Schlaff dann beim werke:
Klagend an ach welchen wassern
Weinend an ach welchen weiden
Nach welchem glcke! Lernt nicht des tanzenden schritte
Holde gebrde der freude
Roh da ihr schwank seid -
Fruchtbarem bund nicht gefge
Ihr auch zu zweien allein:
Ihr mit dem spiegel.
II
Ahnung gesellt mich zu euch kinder des inselgebiets
Die ihr in anmut die tat bilder in hoheit ersannt
Spartas gebndigten mut Ioniens ssse vermhlt.
Jugendlich tanzt Der den chor helden gestaltend als mann
Lieblichen gastmahls ist herr lenker in staates gefahr
Eifernder stmme bewerb einigte tempel und spiel.
Ihr habt Erlesne des glcks wo ihr auch griffet gesiegt
Die ihr