SchaffhausenSMARTE KIDS Regierungsrat Amsler nennt die Gründe
WIE FERIEN Der Nordzipfel der Schweiz hat mediterranen Charme
KULTUR Anker, Raussmüller und Stars in Town
10. Juni 2013
MIT WETTBEWERB
Gewinnen Sie Festivaltickets
in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsförderung Kanton Schaffhausen
«Schaffhausen – das kleine Paradies»
JULIA FLÜCKIGER
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JULIA FLÜCKIGERS HEIMAT
SPITZEN-WEINE
Inhalt03 Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel04 Julia Flückiger Die Vize-Miss-Schweiz in «ihrer» Stadt10 Die Besten im Pisa-Test Christian Amsler erklärt12 Sport ist Trumpf Giorgio Behr Sportfan und Arena-Bauer16 Blauburgunder und mehr Stefan Gysel und Michael Fuchs20 Die Prager-Dynastie Linda und Verena im Güterhof22 Hier muss man hin Restaurants mit dem gewissen Etwas24 Uhr zum Vererben IWC-Boss Georges Kern im Interview28 So sind sie, die Schaffhauser Essay von Peter Hartmeier32 Hier wohnt sichs am schönsten Ernst Landolt weiss warum34 Erster Platz für den Platz Das Open-Air «Stars in Town»38 Albert Anker berührt Ausstellung im Allerheiligen40 Rein mit der Kunst Die Sammlung Raussmüller42 Ausspannen, bitte Erholen in Schaffhausens Regionen47 Wettbewerb Festival-Tickets zu gewinnen
Schaffhausen erscheint als Beilage der Schweizer Illustrierten Nr. 24 am 10. Juni 2013Redaktion Schweizer Illustrierte, 8008 Zürich, Dufourstrasse 23, Tel. 044 259 63 63, Fax 044 259 86 22, [email protected] Internet www.schweizer-illustrierte.ch, www.online-kiosk.chGeschäftsführer Zeitschriften Urs Heller Chefredaktor Stefan Regez Stv. Chefredaktor Ueli Walther Head of Marketing Thomas Passen Bildchef a. i. Ulli Glantz Textchef Jan Morgenthaler Redaktion Monique Ryser (Leitung), Max Fischer, Caroline-Micaela Hauger, Elsbeth Hobmeier, Zeno van Essel Bildredaktion Roger Hofstetter, Fabienne Hubler Layout / Pro duk tion Claudia Friedrich (Leitung), Doris Wüthrich (techn. Leitung), Martina Mayer-Müller Korrek torat Name Vorname Marketing und Ver-kauf Verena Baumann Produktionsleiter Roland Winkler Verlag und Druck Swissprinters AG, Zofingen
Veranstalter Da kommt eine Adresser hin, wenn nötig Geschäftsführer Name und so, wenn nötig Koordination Magazin Name Vorname, wenn nötig
Impressum
Schaffhausen, das ist die Region in der Wohnen, Ar-
beiten und Erholung dicht beieinander liegen. Ob wir
zum Arbeitsplatz oder zur Schule gehen; eine Behör-
de aufsuchen oder einkaufen. Oder ob wir uns am
Rhein, in der lieblichen Landschaft des Reiats, auf
dem Randen oder in den sanft geschwungenen Reb-
bergen im Klettgau erholen wollen. Alles ist nah.
Schaffhausen ist deshalb ideal für Familien.
Die Lebensqualität ist einer der wesentlichen Gründe,
weshalb es Menschen und Unternehmen in unseren
Kanton zieht. Schaffhausen war und ist der Ort, wo
Wirtschaftspioniere wie Johann Conrad Fischer (Ge-
org Fischer) oder Florentine Ariosto Jones (IWC),
weltbekannte Unternehmen gründen. Die Region
Schaffhausen bietet attraktive Arbeitsplätzen in klei-
nen und mittleren Unternehmen, aber auch in inter-
nationalen Konzernen.
Wer in der Region Schaffhausen wohnt, geniesst die
Vorzüge einer lebenswerten Umgebung, profitiert von
attraktivem, preiswerten Wohnraum und ist dennoch
rasch in der Grossagglomeration Zürich oder am Flug-
hafen Zürich. Ich lade Sie ein, «unser kleines Para-
dies» kennen zu lernen – mit diesem Sonderheft oder
noch besser vor Ort. Vielleicht werden Sie dann eben-
falls sagen: «I found my piece of paradise!» (Ich habe
mein kleines Paradies gefunden), so wie dies der Lei-
ter einer amerikanischen Firma, welche sich in Schaff-
hausen niedergelassen hat, kürzlich gegenüber mir
bestätigte.
«Ich habe es gefunden!»
Rosmarie Widmer GyselRegierungspräsidentinKanton Schaffhausen
HOTSPOTS
4 5SCHAFFHAUSENSCHAFFHAUSEN
Ein Gefühl wie Ferien hat JULIA FLÜCKIGER, wenn sie durch die Altstadtgassen Schaffhausens schlendert.
Die Vize-Miss-Schweiz von 2011, die mit ihrer Schönheit für Schlagzeilen sorgte und durch ihre Cleverness auffiel,
studiert in Zürich, lebt aber bei ihrem Opa in Stein am Rhein.
«Das ist mein Paradies»
MEDITERRANES FLAIR Der nördlichste Zipfel der Schweiz überrascht mit südlichem Charme. Schönstes Beispiel: Julia Flückiger.
6 7SCHAFFHAUSENSCHAFFHAUSEN
TEXT MONIQUE RYSER FOTOS NICOLE BÖKHAUS
Okay, das Wasser ist
noch kalt. 11,5 Grad
zeigt der Thermometer
in der Rhybadi in
Schaffhausen an. Aber
hierhin kommt man sowieso nicht zum
Ausdauerschwimmen. Das 1870 gebau-
te Flussbad ist eines der schönsten Bä-
der der Schweiz und eines der seltenen
Kastenbäder. Man kann sich hier sicher
in die durch Pfähle abgetrennten Fluten
des klaren Rheins stürzen. «Vierzehn
Tage Sonnenschein, und die Tempera-
tur steigt locker auf 20 Grad», sagt Bert
Schneider, seit 29 Jahren Betriebsleiter
der Badi. Das sei dann sehr angenehm,
um sich abzukühlen und sich hinunter-
treiben zu lassen. Julia Flückiger steckt
vorsichtig einen Fuss ins Wasser. «Hey!
Seht mal! Da drehen Fische ihre Run-
den!» ruft sie und zeigt auf die grossen
Barsche. Jetzt haben sie noch Ruhe, im
Hochsommer werden ihnen die Schaff-
hauserinnen und Schaffhauser den
Raum streitig machen. Für 3 Franken
pro Erwachsenen, 1.50 Franken für Kin-
der ist das Bad aber auch ein Geheim-
tipp für Touristen, die sich in die Zeiten
der Belle Époque zurückversetzen
möchten und mit einem Bad im Rhein
in die Lebensader des Kantons Schaff-
hausen eintauchen.
Von der Rheinstrasse gehts durch
eine Reihe Fabrikbauten, welche die in-
dustrielle Geschichte der Stadt doku-
mentieren – und wo heute Kunst ausge-
stellt und in Clubs getanzt wird – zurück
in die Stadt. Die Gelateria El Bertin
lockt mit über 20 Sorten selbstgemach-
tem, jeden Tag frisch zubereitetem Eis.
Die lange Schlange vor dem Geschäft
zeigt: Julia hat auf ihrem Rundgang ei-
nen der Hotspots der über 1000-jährigen
Stadt Schaffhausen angepeilt. Die Stu-
dentin der Psychologie wird überall er-
kannt und gegrüsst. Man kennt sich in
Schaffhausen. «Als ich bei der Miss-
Schweiz-Wahl kandidierte, gab es zuerst
nur verhaltene Reaktionen», so die
25-Jährige. «Klar, Schaffhausen als klei-
ner Kanton stellt nicht so häufig Kandi-
datinnen wie Zürich oder Bern. Aber als
die Leute dann sahen, dass ich ihnen
keine Schande mache, bekam ich sehr
viele positive Reaktionen», erinnert
sich «Miss Clever». Und seit sie an
der Bildungsmesse in Zürich als Bil-
dungsbotschafterin auftrat, ist sie
sowieso zum Stolz des ganzen Kantons
geworden.
«Ja, da möchte man nochmals 20
sein», murmelt plötzlich ein Passant
und blickt Julia nach, die sich auf den
Weg zum Kloster Allerheiligen macht.
«Ein wunderbarer Ort», schwärmt sie.
«Da müssen wir unbedingt hin.» Der
Kreuzgang ist der grösste seiner Art in
der Schweiz. Im Innenhof unterbricht
Schaffhausen bietet, was das Herz begehrt. Ich liebe diese Stadt ganz einfach
JULIA FLÜCKIGER
HISTORISCHE BADEANSTALTDas Kastenbad im Rhein ist eine Rarität. Julia Flückiger testet die Temperatur – noch ists ein wenig zu kalt.
DER BADEMEISTERBert Schneider leitet die Rhybadi.
8 9SCHAFFHAUSEN SCHAFFHAUSEN
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GRÖSSTER KREUZGANGJulia Flückiger besucht den Kreuzgang des Klosters Allerheiligen, wenn sie die Ruhe geniessen und sich erholen will.
HIER IST DAHEIM Julia mit ihrem Opa Fritz Flückiger in Stein am Rhein, wo die beiden wohnen.
SO GÄRTNERTEN DIE MÖNCHE Der mittelalterliche Heilkräutergarten in der Klosteranlage Allerheiligen.
Hier kann ich entschleunigen und die Ruhe geniessen.
Eine Oase mitten in der historischen Altstadt
JULIA FLÜCKIGER
nur Vogelgezwitscher die Stille, und der
Wind weht würzige Düfte aus dem an-
grenzenden mittelalterlichen Kräuter-
garten. Das Kloster, das heute das Mu-
seum Allerheiligen beherbergt, wurde
1049 gegründet. Das dazugehörige
Münster ist eine eindrucksvolle Basili-
ka und der ursprünglichste romanische
Kirchenbau der Schweiz. Die einstige
Benediktinerabtei Allerheiligen mit der
um 1106 geweihten Klosterkirche und
dem Münsterturm zählt zu den wenigen
gut erhaltenen romanischen Klosteran-
lagen der Schweiz. Im Kräutergarten
mit einer Davidstatue von Karl Geiser
fühlt man sich definitiv in südlichen Ge-
filden. «Da versteht man doch, weshalb
ich immer hierher nach Schaffhausen
zurückkomme», so Julia, die im vierten
Jahr ihres Studiums gerade mitten im
Prüfungsstress ist. Zwar übernachtet
sie unter der Woche ein-, zweimal bei ih-
rem Freund Ronny in Schwerzenbach,
sonst kehrt sie aber immer nach Stein
am Rhein zurück. Im Haus ihres Opas
ist sie aufgewachsen, und die beiden
verbindet eine enge Beziehung, noch
mehr, seit seine Frau gestorben ist. «Sie
haben zu mir geschaut, jetzt schaue ich
zu ihm.»
Julia führt uns zurück in die histori-
sche Altstadt. Auf fallen sofort die vie-
len Erker, über 170 an der Zahl, und die
kostbar bemalten Häuserfassaden, zum
Beispiel die des Hauses zum Ritter. In
der verkehrsfreien Altstadt sind neben
bekannten Marken viele kleine Läden
mit originellem Handwerk, modernem
Design und feinsten Köstlichkeiten zu
finden, etwa das typische Gebäck
Schaffhauserzungen. Jeden Samstag
findet ein Wochenmarkt in der Vorder-
gasse statt – hier trifft man «ganz Schaff-
hausen». Zum Kafi verabredet man sich
im Café Vordergässli, oder im «Mohre-
joggeli» am Fronwagplatz. Der Mohren-
brunnen ist nur einer von vielen Platz-
brunnen, die das Bild der Altstadt
prägen. Beim Tellbrunnen in der Vor-
dergasse zeigt Julia auf drei Fenster:
«Hier kommt das neue Ballettstudio
hin», freut sie sich. Seit über 20 Jahren
geht sie ins Ballett, dreimal wöchent-
lich. Nie käme es ihr in den Sinn, eine
anderer Ballettschule als die von Fran-
ziska Looser-Weilemann zu suchen.
«Das ist wie meine Familie.» Und dann
erwähnt sie noch ihre Coiffeuse Sabina
Wegberg, die vier Salons betreibt. «Sie
könnte die Welt erobern, aber sie bleibt
in Schaffhausen. Wir sind eben so.» Ist
es Zeit für einen Apéro, geht es hinun-
ter an den Rhein in den «Güterhof».
«Das ist der absolute In-Place», weiss
Julia Flückiger. Falls man dabei die
Zeit vergisst, wird man spätestens um
21 Uhr gemahnt. Dann läutet das Mu-
notglöcklein. ----------Wer nicht Julia als Stadtführerin hat: www.einkleinesparadies.ch
RUNDFAHRT MIT ZUGDer City Train führt von der Schifflände in Schaffhausen zum Rheinfall. Lokführer Bruno Tanner macht auf dem Herren-acker einen Stopp für Julia.
HAUS ZUM RITTERDas reich bemalte Bürgerhaus an der Vordergasse gehört zu den schönsten seiner Art. Unter ande-rem sind Szenen aus der Odyssee zu sehen.
GAR NICHT PROVINZIELLJulia Flückiger in einem der Coiffeursalons «ihrer» Hair-stylistin Sabina Wegberg (l.). «Q» Coiffure wird von Alessandra Rivero de la Hera (r.) geleitet.
STADT AM WASSERDer Rhein stand am Anfang der Stadt, und er prägt Schaffhausen bis heute.
10 11SCHAFFHAUSEN SCHAFFHAUSEN
Im Pisa-Test steht Schaffhausen immer an der Spitze. Das habe seine guten Gründe, sagt Regierungsrat CHRISTIAN AMSLER,
Erziehungsdirektor des Kantons. «Bei uns sind die Schülerinnen und Schüler viel in der Schule, und die Klassen sind klein.»
«Wir haben smarte Kids»
TEXT MONIQUE RYSER FOTOS NICOLE BÖKHAUS
Rang 1 in Naturwissenschaf-
ten, Rang 2 beim Lesen,
Rang 3 in Mathematik: Das
waren die Resultate des
Kantons Schaffhausen bei
einem Vergleich von 13 Kantonen nach
den Regeln des Pisa-Tests. Das freut
den zuständigen Regierungsrat Christi-
an Amsler. Auch deshalb, weil er vor
seiner Wahl in die Kantonsregierung
2009 als Prorektor an der Pädagogi-
schen Hochschule Schaffhausen tätig
und damit für Lehrerbildung zuständig
war. Amsler ist zudem Präsident der
Deutschschweizer Erziehungsdirekto-
renkonferenz (D-EDK) und leitet die
Steuergruppe des Projekts Lehrplan 21.
Für den 49-Jährigen sind die guten Re-
sultate der Schaffhauser kein Zufall,
sondern haben System.
Herr Amsler, wieso sind die Kinder in Schaffhausen so clever?Schaffhauser Kids sind halt einfach
smart. Im Ernst: Wir haben eine hohe
Stundendotation, das heisst, unsere
Kinder verbringen mehr Zeit als im
schweizerischen Durchschnitt in der
Schule. Zudem haben wir kleine Klas-
sen, das fördert das Vermitteln der nöti-
gen Bildung ebenfalls.
Also reicht es, die Kinder einfach länger in die Schule zu schicken?Die Anzahl Schulstunden ist wichtig,
aber das allein würde wohl nicht ausrei-
chen. Wir haben auch sogenannten
Halbklassenunterricht, bei dem die
Schülerinnen und Schüler in noch klei-
neren Gruppen arbeiten und die Lehre-
rinnen und Lehrer noch mehr Zeit für
das einzelne Kind aufwenden können.
Das ist nicht zu unterschätzen.
Nehmen wir als Beispiel die Lesefähig-
keit. Warum ist Schaffhausen hier bei allen Pisa-Tests immer vorn?In diesem Bereich haben wir einen Vor-
teil: Die Nähe zur deutschen Grenze
hilft, von klein auf mit der Standard-
sprache Hochdeutsch aufzuwachsen.
Die Kinder lernen das im Alltag und
empfinden Deutsch nicht als zusätz-
liche Sprache, die sie erlernen müssen.
Schaffhausen gehörte auch zu den ersten Kantonen, die Versuche mit Frühenglisch machten. Ein Erfolg?Durch und durch, wir haben nur positi-
ve Erfahrungen gemacht. Englisch wird
bei uns als erste Fremdsprache gelehrt.
Das hilft übrigens auch dem Franzö-
sisch; eine Nationalfondsstudie hat er-
geben, dass die nachfolgenden Spra-
chen einfacher zu erlernen sind.
Gibt es weitere Gründe für die guten Pisa-Platzierungen?O ja! Da ist die schöne Umgebung,
MIT LEIB UND SEELE DABEIChristian Amsler leitet als Regierungsrat im Kanton Schaff- hausen das Erziehungsdepartement.
Internationaler Kanton, internationale Schule
Kleine Klassen und eine familiäre Atmo-sphäre: Das offeriert die Internationale Schule in Schaffhausen (ISSH). In Eng-lisch werden Kinder von drei Jahren bis zur Maturitätsreife, dem International Baccalaureate, unterrichtet. Über 200 Kinder besuchen die in einem histori-schen Gebäude untergebrachte Privat-schule. «Each mind has its own method» ist das Motto der Schule, die individuell auf die Schülerinnen und Schüler eingeht. Eine aktive Elternvereinigung gehört ebenso zur Schule wie Tagesstrukturen und ausserschulische Aktivitäten. www.issh.ch
in der die Kinder im Kanton Schaffhau-
sen aufwachsen. Hier haben Familien
wahre Lebensqualität. Es ist überschau-
bar, die Kinder können in unberührter
Natur leben. Zudem gibt es noch so et-
was wie soziale Kontrolle im besten
Sinn, man schaut zueinander. Familien
sind uns wichtig auf allen Ebenen der
Politik. Zudem haben wir attraktive
Sportangebote, kulturelle Institutionen
und Veranstaltungen.
Sie sind auch zuständig für die Jugend-politik. Was wird da genau getan?Der Kanton Schaff hausen hat eine
Jugendbeauftragte und eine Jugend-
kommission, welche die Gemeinden
und Verbände der Jugendarbeit ver-
netzen und bedarfs gerecht mit Informa-
tion und Beratung unterstützten. Dem
Kanton Schaff hausen ist es ein An-
liegen, eine aktive Jugendpolitik zu
gestalten und damit auch die Ressour-
cen der Jugendlichen zu fördern.
Die Jugend ist unsere Zukunft.
Auch Familienpolitik gehört in Ihr Departement.Der Kanton Schaffhausen ist ein attrak-
tives Lebenszentrum für junge Leute
und für Familien mit Kindern. Uns geht
es darum, den veränderten Ansprüchen
und Vorstellungen einer neuen Genera-
tion in Bezug auf die Lebensgestaltung
und die Form des Zusammenlebens ge-
recht zu werden. Als Rahmenbedingun-
gen für eine optimale Vereinbarkeit von
Beruf und Familie fördern wir bedarfs-
gerechte Tagesstrukturen und andere
Massnahmen, die Familien begünstigen.
In der Agglomeration von Zürich ent-
steht viel Druck für die Familien: teure
Mieten, grosse Schulklassen, immer
mehr Menschen auf engerem Raum –
Schaffhausen ist dazu die ideale Alter-
native.
1312 SCHAFFHAUSENSCHAFFHAUSEN
TEXT MAX FISCHER FOTOS RAJA LÄUBLI
Orange ist bekannt als
Kraftspender. Es re-
präsentiert vitale Stär-
ke. Und steht für ju-
gendlich und lebendig.
All das strahlt Giorgio Behr aus, wenn
er im orangen Fanpulli in seiner BBC-
Arena den Kadetten zujubelt. Sogar
zwei Stunden vor einem entscheiden-
den Playoff-Spiel ist es in der Arena fast
unmöglich, in Ruhe ein paar Worte mit
ihm zu wechseln. Da ruft einer «Hoi, Gi-
orgio!», dort steckt ein anderer die
Hand hin – und auch der langjährige
UBS-Chefökonom und Handballfan
Klaus Wellershoff trägt Orange und
grüsst vertraut.
«Ich habe selber in der Nati A ge-
spielt. Handball, der Sport generell ist
eine Lebensschule», sagt Behr. Als
Spielertrainer brachte er die Kadetten
bis in die Nationalliga B. Als Präsident
formte er sie zu einem der zwanzig bes-
ten Vereine Europas. Die Spiele in der
Champions League bieten Handball
vom Feinsten.
Das Pièce de Résistance ist die BBC-
Arena. Wenn für viele die Region Schaff-
hausen ein kleines Paradies ist, dann ist
die Halle ihr grosses Schmuckstück.
«Arena, nicht Halle», korrigiert Behr.
«Es ist ein zweckmässiges Bijou», freut
er sich. Sie bietet 3500 Zuschauern
Platz. Der Komplex mit 4-Sterne-Hotel,
Sportsbar, Wellness-Bereich, sportme-
dizinischer Abteilung, drei Grossraum-
hallen und dem Campus der Suisse
Handball Academy zählt zu den gröss-
ten Handball-Zentren in Europa. Im In-
nern lassen Hightech-Features das Herz
jedes Zuschauers höher schlagen: Drei
Deckenkameras liefern über 22 Bild-
schirme perfektes Inhouse-TV. Gekos-
tet hat die Arena 25 Millionen, 22 davon
steuerte Behr bei. Das erklärt auch,
weshalb die Sportstätte ohne viele bü-
rokratischen Hürden in der Rekordzeit
von zwölf Monaten gebaut werden
konnte. «Die Arena ist eine Herzblut-
Angelegenheit», sagt Behr. Er will
dem Verein, dem Handballsport etwas
zurückgeben. Und mit der Handball
Academy will er es Jugendlichen er-
möglichen, Spitzensport und Beruf
miteinander zu verbinden. «Hier kön-
nen sie die Kantonsschule besuchen
oder eine Berufslehre abschliessen und
sich parallel dazu zum Spitzenhandbal-
ler ausbilden lassen», schwärmt Behr.
Während des Spiels spürt man, was
der ehemalige Professor für Rechnungs-
legung, Unternehmer und Handballfan
Behr mit Herzblut meint. Jede Aktion
kommentiert er. Wenn die Schiedsrich-
ter überlange Ballpassagen der Gegner
nicht abpfeifen, ruft er lauthals: «Zeit-
spiel! Zeitspiel!» Und spitzbübisch freut
er sich, wenn zum Siebenmeter für die
eigene Mannschaft gepfiffen wird und
aus den Lautsprechern Ennio Morrico-
nes «Spiel mir das Lied vom Tod» er-
tönt. «Die Choreografie wird immer
wichtiger, die Leute wollen es, das ge-
hört heute dazu – ein bisschen Show
muss sein.»
Das passt eigentlich gar nicht zum
oft als unnahbaren und berechnenden
Financier beschriebenen Behr. Das hän-
ge mit seinen Engagements bei Georg
Fischer und Sia Abrasives zusammen,
sagt er. Gewisse Kreise hätten in den
Medien wüste Schlammschlachten
BALLSICHERUnternehmer, Mäzen und Kadet-ten-Präsident Giorgio Behr vor der BBC-Arena in Schaffhausen.
GIORGIO BEHR ist Unternehmer, doch der reichste Schaffhauser engagiert sich mit Herzblut
und Millionen für Handballer, Bahnen und Behinderte.
Der Macher
14 SCHAFFHAUSEN
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Wer viel Geld hat, hat auch
eine grosse soziale Verantwortung
GIORGIO BEHR
angezettelt. Heute würden ihm viele der
damaligen Kritiker Recht geben.
Er selber sieht sich als Unterneh-
mer, der etwas bewegen will. Viele at-
testieren ihm, ein Macher zu sein. «Ich
kann gut organisieren und komme mit
allen klar: Ob Büezer, Behinderte, Aka-
demiker, Sportler, Arme oder Reiche.»
Behrs BBC-Konglomerat besteht
aus sechs Geschäftsbereichen. Sie sind
so clever aufgestellt, dass sie unter-
schiedlichen Wirtschaftszyklen folgen.
Konjunkturelle Schwankungen können
auf diese Weise bestens abgefedert wer-
den. Behr bestreitet überhaupt nicht,
dass es unter dem Strich immer (auch)
um Geld geht. Doch der erfolgreiche
Unternehmer will nicht einfach nur
Geld vermehren. «Wer viel Geld hat, hat
auch eine grosse soziale Verantwor-
tung», ist er überzeugt. Ein gescheiter
Kopf habe ihm vor Jahren gesagt: «Erst
wenn du Geld hast, kannst du sozial
handeln. Ohne Geld kannst du nur sozi-
al reden.»
Bei ihm ist das kein Lippenbekennt-
nis. In Schaffhausen hat er ein Haus für
geistig Behinderte initiiert, das ihnen
begleitetes Wohnen ermöglicht. In
Buchberg/Rüdlingen rettete er ein his-
torisches Restaurant vor der Spekulati-
on. «Und sehr am Herzen liegt mir die
Museumsbahn in Stein am Rhein», hält
er fest. Das sei die letzte grenzüber-
schreitende und die einzige Dampfbahn
der Schweiz. Mit seinem ältesten Sohn,
der geistig behindert ist, teilt Giorgio
Behr das Hobby Eisenbahn. «Jedes Wo-
chenende sind wir mit dem Zug irgend-
wo in der Schweiz unterwegs.»
Aber Behr ist alles andere als ein So-
zialromantiker. Vor zwei Jahren sorgte
er mit der Wirtschaftsförderung und
dem futuristischen Projekt «Waldstadt»
für Aufregung. Eine Stadt im Wald, auf
dem Gebiet der drei Gemeinden Neu-
hausen, Beringen und Schaffhausen, da-
mit liessen sich viele Probleme auf ei-
nen Schlag lösen: Zersiedelung,
Mehrwertabschöpfung, Energie oder
Eigentumsfragen. Diskussionen gab es
vor allem, weil dafür ein Quadratkilo-
meter Wald abgeholzt würde. Doch
Behr beschwichtigt: «Was wir über 30
Jahre abholzen, wächst in der Schweiz
in einem Jahr nach.» Er ist eben ein
Macher mit Visionen und Herzblut.
Und Orange steht auch für Optimismus
und Kreativität.
Ein sportlicher Kanton Zahlreiche Schaffhauser Sportvereine
machen immer wieder in den höchsten Schweizer Spielklassen von sich reden: die Handballer von Kadetten Schaff-hausen, die Volleyballerinnen des VC Kanti oder der Tischtennisclub Neuhausen am Rheinfall – und der FC Schaffhausen spielt wieder in der Challenge League, die Damen des FC Neunkirch (Nati A).
Auch Aktivsportler kommen auf ihre Kosten: Auf dem Rhein treffen Ruderer und Gummiboot-Kapitäne auf Taucher, Schwimmer auf Kanu- oder Weidling-fahrer, Familien auf verliebte Pärchen. Biker erkunden das dichte Radwegnetz und packende Trails, Wanderer erholen sich auf dem Randen. Geritten wird im Reiat, geklettert in Europas grösster Indoor-Anlage Aranea, Golf wird in der direkten Nachbarschaft gespielt – und im Winter lockt die Randen-Loipe. PS: Tarzan würde sich heimisch fühlen – im Seilpark am Rheinfall.
HANDBALLVERRÜCKT Familie Behr: Dominik, Jean-Marc, Giorgio, Anne-Marie und Pascal (v. l.).
ZURÜCK IN DER CHALLENGE LEAGUE Mit zwei Treffern gegen YF Juventus schoss Patrick Rossini den FC Schaffhausen wieder in die zweitoberste Spielklasse.
BBC-ARENA Eines der modernsten Handball-Zentren Europas.
16 SCHAFFHAUSEN 17SCHAFFHAUSEN
TEXT ELSBETH HOBMEIER FOTOS MICHAEL KESSLER
Ihre Positionen sind unterschied-
lich. Der eine produziert und ver-
marktet im traditionellen Famili-
enunternehmen als Selbstkelterer
die eigenen («aagne») Weine.
Der andere führt als Kellermeister eine
erfolgreiche Genossenschaft, die Trau-
ben aus 16 Gemeinden kauft und zu
60 verschiedenen Weinen verarbeitet.
Beide haben Erfolg, beide sind Aushän-
geschilder des Blauburgunderlands
Schaffhausen.
Stefan Gysel, Sie holten den prestige-trächtigen Titel «Winzer des Jahres». Was machen Sie anders als Ihre Eltern? Eigentlich nichts. Im Gegenteil: Unser
Betrieb ist generationenübergreifend.
Meine Frau und ich konnten Bestehen-
des übernehmen und weiterführen,
aber auch vieles aus- und aufbauen. Die
ganze Familie hat über Jahre diese
Erfolge erschaffen, nicht ich allein. Dies
habe ich auch bei der Ehrung als «Win-
zer des Jahres»betont, wohl nicht ganz
im Sinn der Jury, die mich als Einzel-
person ehrte.
Michael Fuchs, Sie sind seit 18 Jahren Kellermeister einer der besten Genos-senschaften des Landes. Wie erklären Sie Ihren Erfolg?In den 90er-Jahren machte GVS grosse
Mengen Wein und kaufte auch Jung-
wein aus anderen Regionen ein. Ich be-
gann, bewusst verschiedene Weinstile
auszubauen, der ganze Betrieb wurde
modernisiert. Wir bleiben ein Weinhan-
delshaus, aber setzen genauso bewusst
auf unsere Schaffhauser Weine. Dieses
Nebeneinander ist bereichernd. Man
hat die Konkurrenz praktisch im Haus
und wird nicht betriebsblind, sondern
merkt, wenn man an der eigenen Stilis-
tik etwas ändern sollte.
Das Blauburgunderland reicht von Trasa-dingen bis Stein am Rhein und von Alt-dorf bis Buchberg. Wo sind die besten Lagen?Gysel: Die Frage ist nicht mehr die der
besten Lage, sondern die: Was machen
wir daraus, und wie vermarkten wir sie?
Die heutigen, jüngeren Käufer orientie-
ren sich weniger nach Lagen als nach ei-
nem Betrieb oder einer Person. Deshalb
nennen wir unseren Wein «Aagne», den
Eigenen. Ich halte wenig vom Dörfli-
geist, die Gemeindegrenzen gehen oft
quer durch den Rebberg, der eine Stock
steht in Hallau, der nächste in Oberhal-
lau. Ich will nicht sechs Pinot noir aus
verschiedenen Gemeinden im Sorti-
ment, sondern kombiniere die Eigen-
schaften jeder einzelnen Lage.
Fuchs: Unsere Kellerei legt noch Wert
auf die einzelnen Lagen und betont sie
entsprechend. Früher hatte GVS fast
nur Riesling×Sylvaner und Blauburgun-
der. Heute sind wir breiter gefächert,
aber versuchen bewusst, passende Reb-
sorten an der für sie richtigen Lage zu
pflanzen.
Das heisst was?Fuchs: Einem Pinot blanc passt der
schwere Gächlinger Boden, ein Seyval
blanc gedeiht besser auf steinigem Ter-
roir. Generell gesehen, sind die süd-
westlich ausgerichteten Rebberge mit
einer guten Neigung und einem schüt-
zenden Waldsaum die besten. Solche
KRÄFTEMESSEN DER FREUNDEKellermeister Michael Fuchs (l.) von der Weinkellerei GVS und Winzer Stefan Gysel Saxer vom Weingut Aagne.
Was ist das Geheimnis des Schaffhauser Weins? Das fragten wir STEFAN GYSEL, Winzer des Jahres, und MICHAEL FUCHS,
preisgekrönter Kellermeister. (K)ein Streitgespräch.
Ein starker Auftritt
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18 SCHAFFHAUSEN
Ecken gibt es in fast jeder Gemeinde.
Ein grosser Vorteil ist die Wärmereflek-
tion des Rheins. Und das trockene Wet-
ter im Regenschatten des Schwarz-
walds.
Gysel: Der Schaffhauser Wein hat sich
weiterentwickelt, das einstige Sorten-
verzeichnis war sehr einengend. Heute
haben wir gleich lange Spiesse wie die
übrige Schweiz. Die Erträge wurden zu-
gunsten der Qualität drastisch gesenkt.
Und das Klima erwärmt sich zuneh-
mend. Das gibt Rebsorten eine Chance,
an die man früher gar nicht zu denken
wagte.
Welche Sorte ist Ihr Liebling?Fuchs: Eine wichtige Rolle spielt bei
uns der unkomplizierte Cabernet Dorsa
als Gegenspieler des Pinot noir. Wenn
man ein Faible hat für eine bestimmte
Sorte, gelingt sie auch. Besonders
am Herzen liegen mir neben dem Pinot
noir frische, fruchtige Weissweine:
Riesling×Sylvaner, Chardonnay und
Pinot blanc.
Gysel: Mein Liebling? Schwierig … ich
mag die traditionellen Sorten Ries-
ling×Sylvaner und Pinot und versuche,
sie zeitgemäss als modernen Wein zu
keltern. Freude macht mir auch unser
Sauvignon blanc. Aber ich passe auf,
dass wir nicht zu einem Gemischtwa-
renladen mit «ein bisschen von allem»
verkommen.
Trotz dieser Vielfalt positioniert sich Schaffhausen als Blauburgunderland.
Schränkt Sie das ein?Gysel: Gutes Marketing ist, wenn man
überhaupt von uns hört. Blauburgunder
ist nach wie vor unsere Kernkompe-
tenz. Diesen Auftritt und die klare Posi-
tionierung finde ich gut. Seien wir ehr-
lich: Kein Fachname würde jedem
Betrieb und Sortenspektrum gerecht.
Fuchs: Der Pinot ist sicher unsere wich-
tigste Rebsorte und zudem die an-
spruchsvollste. An ihr lernt man ein Le-
ben lang. Die Winzer einer kleinen
Region müssen gebündelt auftreten, der
Begriff Blauburgunderland als gemein-
samer Nenner ist ideal.
Gysel: Um gut dazustehen, braucht es
die kleinen Weinbauern genauso wie die
grossen Betriebe. Einst war der billige
Hallauer schweizweit unser Markenzei-
chen. Heute sind wir das Mauerblüm-
chen-Image los, die gehobene Gastrono-
mie hat uns entdeckt, an Banketten
werden hiesige Weine ausgeschenkt.
Wie schätzen Sie das heutige Ansehen der Schaffhauser Weine ein?Fuchs: Schaffhausen hat viel erreicht
und gilt gar als Vorbild für die deutsch-
sprachige Schweiz. In der Westschweiz
ist es schwieriger, dort herrscht eine ei-
gene Weinkultur. Aber grössere Städte
bergen für uns viel Potenzial. Gute Gas-
tronomen sollten gute Schweizer Weine
auf der Karte führen. Dies bedingt inno-
vatives Denken, weder Wirt noch Win-
zer dürfen stehen bleiben.
Gysel: Wein ist ein Verdrängungsmarkt.
Der Schweizer Wein sollte durch eine
Dachwerbung im ganzen Land zum The-
ma werden. Essen und Trinken sind
wichtige Bereiche, gute Beratung des
Kunden und des Gasts ist entscheidend.
Heute sind wir das Mauerblümchen-Image definitiv los. Die gehobene Gastronomie hat uns entdeckt STEFAN GYSEL
EINE REGION, 16 WINZER im Blauburgunderland: Hinten (v. l.) Stefan Gysel, Michael Balmer, Sebastian Gerner, Thomas Wettach, Thomas Meier, Daniel Walter. Mitte Christoph Stoll, Thomas Stamm, Peter Rahm, Michael Fuchs, Stefan Schlatter, Fernando Gianini. Vorn (v. l.) Andreas Florin, Matthias Richli, Markus Hedinger, Michael Meyer.
Die Wahlheimat des BlauburgundersAn drei von vier Rebstöcken des Kantons Schaffhausen wächst die Blauburgunder-traube (Pinot noir), die Königin aller Reben. Sie stellt hohe Ansprüche an die Lage und das Können des Winzers. Die Kalk -stein böden und das eher kühle Klima der Schaffhauser «Wahlheimat» behagen ihr bestens, und wurde unter dem Namen Blauburgunderland bekannt.Hauptort des Schaffhauser Blauburgunder-lands ist Hallau. Es ist ein Ort der Superlati-ve. Er produziert die Hälfte des gesamten Weinvolumens des Kantons und ist die grösste Rebbaugemeinde der deutsch-sprachigen Schweiz. Seine Region, der Klettgau, das bedeutendste zusammen-hängende Rebbaugebiet.20 von 34 Gemeinden produzieren Wein.
Im Klettgau, dem Reiat, in Stein am Rhein sowie den Enklaven Buchberg und Rüdlingen sind 500 Hektaren Rebland be-wirtschaftet. 380 Hektar davon mit Blaubur-gunder, in die restliche Fläche teilen sich Riesling×Sylvaner (Müller-Thurgau), Pinot blanc, Pinot gris, Chardonnay, Sauvignon blanc, Kerner, Regent, Dornfelder, Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Dorsa. Von den 500 Winzern sind nur 17 grössere Selbstkelterer. Viele Weinbauern liefern ihre Ernte in die drei Grosskellereien GVS, Rahm und Volg. Diese stellen neben reichlichen Mengen breiter AOC-Weine auch Spitzen-produkte wie «Réserve du Patron» (Rahm), «Octavia» (GVS) oder «Hallauer Barrique» (Volg) her. www.blauburgunderland.sh
Rimuss kennt jeder Brauerei FalkenÜber sieben Millionen Flaschen Wein und Traubensaft werden jährlich von der Rimuss- und Wein-kellerei Rahm AG in Hallau ausgeliefert. Damit gehört Rimuss zu den grössten Kelle-reien der Schweiz. Das 1945 gegründete Familienunternehmen ist im Laufe von drei Generationen zu einer bedeutenden Firma gewachsen, welche heute um die 40 eigene Spezialitäten entwi-
ckelt, produziert und vermarktet. Flagg-schiffe sind der alkoholfreie perlende Rimuss (in den Varianten Party, Rosé, Champion, Litchi-Perl sowie – speziell für Erwachsene – Rimuss Seco) sowie der 1990 lancierte Weincocktail FRIZZ. «Mit Rimuss stossed alli aa» ist in der Schweiz zum Kultspruch geworden.www.rimuss.ch
Seit 1799 wird in Schaff-hausen das Falkenbier gebraut. Seine Geburts-stunde schlug bereits 150 Jahre zuvor, doch erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Bier gewerblich gebraut und vermarktet. Weil die Zapfhahnen im Wirtshaus Falken in der Schaffhauser Altstadt stan-den, hatte es auch bald den noch heute gültigen Na-men. Die Brauerei Falken zählt heute zu den fünf grössten unabhängigen Bierproduzenten der Schweiz. Ihr Slogan:
«Freiheit, Unabhängigkeit und Stolz auf ein wirklich gutes Bier.» Am beliebtesten sind Lager hell und dunkel und das Spezli Edelfalke. Die Palette ergänzen Spezial-biere wie Eidgenoss, Weizen, Schwarzbier, Zwickel und First Cool. Falken hat auch das erste alkoholfreie Weizenbier (Bild) auf den Schweizer Markt gebracht. www.falken.ch
Rebberge vor der Berggkirche St.Othmar in Wilchingen
20 SCHAFFHAUSEN
Bei VERENA und LINDA PRAGER bleibt keiner draussen vor der Tür. Ihr «Güterhof» ist täglich offen. Bis spätnachts. Das ehemalige Lagerhaus ist heute die grösste Eventlocation der Region.
Hier ist niemals Ruhetag
TEXT ELSBETH HOBMEIER FOTOS NICOLE BÖKHAUS
Kaum zu glauben, dass die-
ses Schmuckstück von ei-
nem Gebäude mit dem
riesigen Innenraum, mit
der prächtigen Terrasse
direkt am Rhein über 50 Jahre unge-
nutzt vor sich hin dümpelte. Hätten
nicht Mutter Verena und Tochter Linda
Prager mit ihrem Konzept den Investor
Kornhaus Liegenschaften AG überzeu-
gen können, wäre der Güterhof wohl
noch immer eine Gerümpelkammer.
Vorstellen kann sich das heute niemand
GÜTERHOF-TERRASSE AM RHEIN Mittags und abends speist man à la carte, Snacks und Drinks gibts immer. AUSZEIWCH STORY GROSSDREI GENERATIONEN PRAGER Linda Prager, hier mit ihrem Baby Johnny, führt die Geschäfte des Güterhofs, ihre Mutter Verena Prager ist Pächterin und Investorin.
mehr. Kein zufälliger Stadtbummler und
schon gar kein Schaffhauser, keine
Schaffhauserin. Fremd oder einhei-
misch, sehr jung oder sehr alt: Sie alle
sitzen, essen, tanzen, relaxen einträch-
tig unter der 226-jährigen Balkendecke,
zu (fast) jeder Tages- und Nachtzeit.
Seit fünf Jahren pulsiert das Leben im
historischen Gebäude.
Wo einst Salz, Getreide und Roh-
stoffe gelagert wurden – der Rheinfall
unterbrach die Handelsroute, die Güter
mussten um- oder zwischengelagert
werden –, geniesst und feiert man heu-
te. Der Güterhof wurde zu einem multi-
kulturellen Treffpunkt mit einer kreati-
ven Küche. Sie mixt frech regionale
Spezialitäten und internationale Gerich-
te, und zwar vor den Augen der Gäste,
die den Köchen in der offenen Küche
bei der Arbeit zusehen. Zuschauen kann
man auch dem Japaner mit Schaffhau-
ser Wurzeln an der Sushibar. Die Sushi
à discrétion am Dienstag sind zum nicht
mehr so ganz geheimen Geheimtipp
avanciert. Und man ist dabei, bequem in
die Loungesessel gefläzt, wenn die
Schönen und ihre Bewunderer sich an
der Bar treffen. Gegen Ende Woche geht
ohnehin die Post ab, mit DJs, Livebands,
Tanz-Shows. Für eine Beach-Party las-
sen die Pragers auch mal einige Kubik
Sand ankarren für den Platz vor dem
Güterhof … «Wir können auf unseren
700 Quadratmetern ganz grosse Events
mit bis zu tausend Gästen auf die Beine
stellen», umreisst Linda Prager die vie-
len Möglichkeiten. Und ihre Mutter Ve-
rena, die erfahrene Gastronomin, er-
gänzt: «Wir sind so eingerichtet, dass es
auch beim grössten Ansturm am frühen
Morgen noch genügend Eiswürfel für
die Drinks hat.»
Verena und Linda Prager führten
zuvor die wenige Meter Rhein-aufwärts
gelegene Kulturgaststätte Sommerlust;
diese haben sie nun an junge Nachfol-
ger verpachtet. Das Thema Gastrono-
mie haben sie quasi im Blut, war der be-
rühmte Mövenpick-Gründer und
Weinkenner Ueli Prager doch ihr Vater
beziehungsweise Grossvater. «Wir bei-
de sind ein tolles Team», betonen Mut-
ter und Tochter. Während der Babypau-
se von Linda kürzlich übernahm Verena
Prager das tägliche Geschäft, «jetzt
werde ich mich wieder mehr um Projek-
te kümmern können», freut sie sich. An
neuen Ideen mangelt es nicht. So propa-
gieren sie gern die einheimischen
Schaffhauser Weine – die Hausmarke
Güterhof Weiss und Güterhof Rot
kommt von GVS Schachenmann. Und
das urchige «Fonduehüsli», das sie im
Januar und Februar als Gebäude ins Ge-
bäude stellten, entwickelte sich sofort
zum Hit bei einheimischen Firmen und
ausländischen Touristen. Es ist im
nächsten Winter wieder da. ----------Infos zum Restaurant Güterhof Gastronomie am Rhein, Freier Platz 10, 8200 Schaffhausen, Tel. 052 630 40 40, www.gueterhof.ch
22 SCHAFFHAUSEN
Foto
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Die SCHAFFHAUSER GASTRONOMIE ist eine Reise wert. Von gemütlicher Beiz bis Sternerestaurant bietet sie alles. Wir picken vier gute Adressen heraus. TEXT ELSBETH HOBMEIER
Gut essen, schön trinke n – geniessen
«BAD OSTER-FINGEN» Michael Meyer, Koch und Winzer
«WII AM RII» Gabi Winzeler und Ueli Münger.
«FISCHERZUNFT»André Jaeger, 19 GaultMillau- Punkte.
SIBLINGER «RANDENHAUS» Geniessen mit Weitblick und Feriengefühl.
Die weltbesten Spätzli und der berühmte Zwaa
Hoteldirektor und Oberschwester
Yin und Yang. Interpre-tiert von André Jaeger
Randen – nahe der Natur, dem Spargel, dem Wild
Gut versteckt im Wangental residierte im Mittelalter der Abt von Rheinau. Das trutzige Gemäuer von Bad Oster-fingen ist heute eines der romantischsten Restaurants weitherum. Den Sommer geniesst man im lauschigen Kastanien-garten, bei kühlem Wetter wärmt der ur-alte Ofen im Säli. Reh und Kalb stammen aus der Gegend. Ein absolutes Muss sind die wunderbaren frisch geschabten goldgelben Spätzli mit Brösmeli; sie allein sind schon die Reise wert. Michael Meyer ist nicht nur Koch, sondern auch Winzer: Seine Badreben-Weine sind herrlich. Und der Zwaa, rar und berühmt, ein Gedicht.
Restaurant Bad Osterfingen 8218 Osterfingen, Tel. 052 681 21 21, Ruhetage Montag, Dienstag. www.badosterfingen.ch
Es war einmal eine uralte Beiz. Die war zu haben. Ueli Münger wollte sie. Beistand in der Küche tat jedoch not. Oberschwes-ter Gabi Winzeler hörte davon, kam, sah und eroberte den Herd. Statt Kranken steht sie jetzt Menschen mit gesundem Appetit bei. Gabi kocht, Ueli kocht und serviert. Man isst, was auf den Tisch kommt. Was, steht auf der grossen Schie-fertafel. Alles frisch zubereitet, alles selber gemacht. Sogar die Pommes frites. Man trinkt die Flaschen leer, die auf dem Büffet stehen. Man duzt sich. Man schmökert in den Stapeln von Kochbüchern. «Läbeskultur» ist das Motto im «Wii am Rii». Das Leben kann so schön sein.
Wii am Rii Fischerhäuserstr. 57, 8200 Schaffhausen, Tel. 079 259 92 47, offen Mi bis Sa ab 17 Uhr. Ferien 7. 7. bis 6. 8. www.wiiamrii.ch
Er ist einer der ganz grossen Schweizer Chefs. Seine Küche ist ein Hohelied auf das perfekte Zusammenspiel der Aromen und Gewürze. Der weit gereiste André Jaeger hat bereits vor 30 Jahren die Fusion von asiatischer und europäischer Kochkunst nach Schaffhausen gebracht. In der «Fischerzunft» direkt am Rhein ta-felt man auf höchstem Niveau. Und trinkt dazu die besten Weine – unter den 840 Positionen der Weinkarte findet sich auch Hervorragendes aus dem Blauburgunder-land. Übrigens: in der Vinopium-Lounge kann man auch nur bei einem Glas Wein – oder einem Kännchen Tee – plaudern.
Fischerzunft Rheinquai 8, 8200 Schaffhau-sen, Tel. 052 632 05 05, Ruhetage Montag, Dienstag. www.fischerzunft.ch
Mitten herrlicher Natur, auf 840 Metern über Meer, liegt das Siblinger Randen-haus. Auch das kulinarische Angebot bietet grossartige Aussichten in Form von hochstehender, natürlicher und regionaler Küche. Viele der Produkte stammen direkt vom Randen und teilweise aus Bioanbau. Die Wildspezialitäten von Gilde-Koch Claude Tappolet sind
legendär. Dazu trinkt man Schaffhauser Blauburgunder. Und wer einfach nie mehr weg möchte, der verweilt in einem der modernen Gästezimmer. Mit Möbeln aus Ahornholz. Natürlich vom Randen.
Restaurant Randenhaus 8225 Siblingen, Tel. 052 685 27 37, Ruhetage Montag, Dienstag. www.randenhaus.ch
25SCHAFFHAUSEN
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WC
TEXT MAX FISCHER
Schaffhausen ist klein und
verträumt. Für Glamour und
Stars sorgen hingegen IWC
und ihr Chef Georges Kern.
Der jüngste Coup: Die Uh-
renmanufaktur arbeitet mit zwei promi-
nenten Markenbotschaftern zusammen:
mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg
vom Mercedes AMG Petronas Formula
One Team. Die beiden Partner verfolgen
das gleiche Ziel: die Grenzen der Mecha-
nik und Spitzentechnologie neu auszu-
loten. «Lewis und Nico sind zwei her-
ausragende Persönlichkeiten, die jeden
Tag daran arbeiten, besser zu werden
und das Beste aus ihren Autos heraus-
zuholen», sagt Georges Kern. Beide
Fahrer streben auf «unnachahmliche
Weise nach Perfektion». Genau das
strebt Kern mit seinen Uhren an.
Nicht nur die Formel 1 fasziniert ihn.
Der Sport generell und dessen Möglich-
keiten liegen dem Hobby-Velofahrer am
Herzen. Deshalb unterstützt er auch die
Laureus-Stiftung. «Die Idee, den Sport
als Instrument für gesellschaftliche Ver-
änderung einzusetzen, ist genial, weil
Sport eine universelle Sprache ist, die
jeder Mensch, unabhängig von seiner
Herkunft oder Bildung, versteht.» Die
im Jahr 2000 gegründete Stiftung setzt
auf den Sport als Mittel zur Verbesse-
rung der gesellschaftlichen Verhältnis-
WICHTIGSTER BOTSCHAFTER Georges Kern und seine IWC-Kunden aus Sport, Film und Gesellschaft tragen den Charme und die Attraktivität von Schaffhausen in die weite Welt hinaus.
Für IWC-CEO GEORGES KERN ist Schaffhausen der beste Platz in der Schweiz. Lebensqualität und Anziehungskraft sind an keinem andern Ort so hoch wie hier. Und der Charme des kleinen Paradieses verzaubert Stars und Celebrities von Hollywood bis Formel 1.
Der Mann mit Ta ktgefühlse. Sie hat bis heute umgerechnet rund
75 Millionen Franken gesammelt. Damit
unterstützt sie weltweit mehr als 140
Programme, die 1,5 Millionen Kindern
und jungen Menschen ein besseres
Leben ermöglichen.
Wie jedes Jahr bringt IWC im Rahmen
ihrer Partnerschaft mit der Stiftung
«Laureus Sports For Good» auch 2013
eine auf 1000 Stück begrenzte Sonder-
Edition heraus. Heuer war es die Portu-
gieser Yacht Club Chronograph, die bei
den Laureus World Sports Awards in
Rio de Janeiro lanciert wurde. Ein Teil
des Erlöses kommt sportbezogenen
Projekten zugute.
Alle, die ihn kennen, bestätigen: Geor-
ges Kern weiss, wie Menschen, Märkte
und Uhren funktionieren.
Schaffhausen und Luxusindustrie – Georges Kern, das passt zusammen wie der Teufel und das Weihwasser.Da kennen Sie Schaffhausen nicht.
Aber ehrlich: Weltgewandte Persönlich-keiten und Prominente aus Wirtschaft, Sport und Gesellschaft zählen zu Ihren Kunden. Ausser den Schweizern wissen sie doch nicht, wo Schaffhausen liegt.Im Gegenteil. Mit jeder Uhr, die unsere
Manufaktur hier in Schaffhausen ver-
lässt, senden wir einen Botschafter die-
ser Stadt in die Welt. Dass nicht Genf,
Paris, Mailand oder New York auf den
Zifferblättern steht, macht gerade den
Charme aus. Und viele unserer Kunden
besuchen uns hier am Hauptsitz. So
wird demnächst Aloe Blacc – der hier
am Festival «Stars in Town» auftritt –
unsere Manufaktur besichtigen. Das
verleiht der Marke Glaubwürdigkeit …
… und auch Bodenständigkeit.Dafür steht IWC. Gerade in wirtschaft-
lich schwierigen Zeiten und in Krisen
suchen unsere Kunden nach reellen
Werten. Da spielen die Marke, aber
auch der Standort eine grosse Rolle.
Ein Ort, an dem die Welt noch in Ord-nung ist.Das hat viel mit Verlässlichkeit und Ver-
trauen zu tun.
Konkret: Welche Vorteile bringt Ihnen der Standort Schaffhausen?Die Lebensqualität in Schaffhausen ist
unvorstellbar hoch. Die Anziehungs-
kraft ist aufgrund von Qualität und Kos-
tenstruktur enorm.
Das ist ein wichtiger Trumpf für gute Mitarbeitende.Zumal sie weniger für Mieten und für
das Alltagsleben bezahlen als an andern
Standorten. Zudem sind die Transport-
wege kurz, in 45 Minuten bin ich in Zü-
rich und in einer halben Stunde am
Flughafen. Und auch das steuerliche
Umfeld ist attraktiv. Die Behörden ar-
beiten flexibel und lösungsorientiert.
Das Gesamtpaket stimmt – es gibt in der
Schweiz nichts Besseres. Schaffhausen
wird noch einen Boom erleben.
Der Grund für den Ausbau von IWC?Hier wurde IWC gegründet, in Schaff-
hausen haben wir unsere Wurzeln. Das
macht unsere Eigenständigkeit aus. Wir
sind die einzige Luxus-Uhrenmarke, die
in der Deutschschweiz angesiedelt ist.
Es ist wichtig, dass wir unseren Stand-
ort nicht nur verteidigen, sondern auch
weiterentwickeln.
Sie schaffen eine neue Manufaktur.Anfang nächstes Jahr legen wir los. Sie
ist so geplant, dass wir das Wachstum
in den kommenden zehn Jahren bewäl-
tigen können.
Alle reden von Sparen und Krise. Sie von Wachstum. Sind Sie ein Optimist?Wir sind heute eine Marke mit globaler
Ausstrahlung. Ich komme gerade aus
China zurück. Ein Land, in dem heute
mehr als 1,6 Milliarden Menschen leben
und das Potenzial entsprechend gross
ist. Wir sprechen hier nur von Schang-
hai und Peking. Dort aber schiessen Mil-
lionenstädte aus dem Boden. Diese
Menschen ...
… wollen irgendwann mal eine Uhr.Das hoffen wir. Und dann kommen In-
dien, Brasilien, Indonesien und Malay-
sia hinzu. Diese Länder haben eine ext-
rem junge Bevölkerungsschicht. Immer
mehr Menschen aus diesen Regionen
werden in die Mittelschicht aufsteigen.
Davon können auch wir profitieren.
Langfristig mache ich mir deshalb auf-
grund der wirtschaftlichen Potenz die-
In Schaffhausen wurde IWC
gegründet, hier haben wir unsere
Wurzeln GEORGES KERN
26 SCHAFFHAUSEN
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ser Länder und der demografischen
Struktur keine Sorgen.
Kurzfristig … … wird es Dellen geben.
In Schaffhausen sind IWC und Georg Fi-scher traditionelle Industriebetriebe.Gott sei Dank hat sich die Schweiz nie
deindustrialisiert. Im Gegenteil: Die
Qualität der Industrie und die Innovati-
onskraft erhöhen die Chancen, Krisen
zu überwinden und den Werkplatz zu
stärken. Das beste Beispiel ist die Uh-
renindustrie.
Sie lag in den 70er-Jahren am Boden.Und heute hat sie wieder den gleichen
Stand der Beschäftigung wie damals.
Das gibt es weder in der Textil- noch der
Auto-, noch der Maschinenindustrie.
Sie setzen auf die Industrie.Ich glaube nicht, dass die Schweiz aus-
schliesslich von der Finanzbranche leben
sollte oder muss. Ich bin aber auch über-
zeugt, dass es in ganz Europa zu einem
Wiedererstarken der Industrie kommt.
Vor allem im Süden, in Portugal oder Spa-
nien. Heute ist China genauso teuer wie
der Rest der Welt, wegen der Kosten muss
man nicht dort pro duzieren.
Haben Sie keine Angst, dass Ihnen die
Chinesen mit ihren Billig-Versionen von Grandes Complications das Leben schwer machen?Konkurrenz gibt es in allen Regionen,
allen Branchen und allen Preiskategori-
en. Wenn wir die Hausaufgaben ma-
chen, müssen wir keine Angst vor Kon-
kurrenz haben.
Trotzdem sind Sie ein Pechvogel!Wie kommen Sie denn darauf?
Sie haben einen tollen Job im kleinen Pa-radies Schaffhausen – aber Sie sind fast immer unterwegs.Wenn ich hier bin, geniesse ich die Zeit
mit meiner Familie und mit meinen
Kumpels auf Velotouren. Im Ernst: Die
Vielfliegerei hat einen grossen Vorteil.
Da bin ich aber gespannt.Ich bin ein riesiger Filmfan. Und auf
meinen langen Flugreisen schaue ich
mir den einen oder andern Film an.
Ihr aktueller Favorit?Am Sonntag reise ich nach London zur
Premiere von «World War Z» mit Brad
Pitt. Regisseur Marc Forster hat mich
eingeladen – ich freue mich riesig darauf.
Normalerweise ist es umgekehrt. Wenn
Kern und IWC rufen, kommen die Stars
in Scharen. Wie dieses Jahr in Cannes.
Im Hotel Du Cap-Eden-Roc lud die
Schaffhauser Manufaktur zum all jähr-
lichen Filmmaker Dinner an der Côte
d’Azur. «Hier trifft sich das Who is who
der internationalen Filmindustrie und
somit viele Freunde von IWC Schaff-
hausen», so Kern.
Die Parallelen zwischen dem Filmhand-
werk und der Uhrmacherkunst sind
IWCs Motivation, die Filmindustrie und
Nachwuchstalente zu fördern: «Wie im
Räderwerk einer Uhr spielen in einem
Film unzählige Sequenzen ineinander,
bis das grosse Ganze einer Meisterleis-
tung gleichkommt», erklärt Kern.
«Technik, Innovation, Inspiration und
die Liebe zum Detail spielen sowohl in
der Uhrmacherei als auch im Filmschaf-
fen eine bedeutende Rolle.»
IWC ist offizielle Partnerin des Dubai In-
ternational Film Festival, Sponsorin des
Beijing International Film Festival so-
wie Official Festival-Time Partner des
Tribeca Film Festival in New York. Ob
Cannes und die Filmgrössen oder Mon-
te Carlo und die Formel-1-Stars: Geor-
ges Kern ist der Schaffhauser Botschaf-
ter in der Welt der Celebrities.
Konkurrenz gibt es überall. Wenn
wir die Hausauf gaben machen, müssen
wir keine Angst haben
GEORGES KERN
SCHAFFHAUSEN IN CANNES Georges Kern in Begleitung der Stars Naomi Watts und Christoph Waltz sowie Filmproduzent Harvey Weinstein (r.) kurz vor dem legendären IWC-Event.
28 29SCHAFFHAUSENSCHAFFHAUSEN
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Scha
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sen
TEXT PETER HARTMEIER
Schaffhauser Männer auferle-
gen sich in zwei Situationen
Zurückhaltung. Sie lächeln
versonnen, wenn sie von aus-
wärtigen Freunden aufgefor-
dert werden, ihnen die «Verlobungs-
bucht» zwischen Schaffhausen und Stein
am Rhein zu zeigen, und sie schweigen
nachdenklich, wenn man sie auf ihre
IWC-Uhr am Handgelenk anspricht. Mit
der «Verlobungsbucht» verbinden sich
Erinnerungen an ungestüme Nächte in ju-
gendlicher Zweisamkeit am Rhein, und
mit der IWC-Uhr werden Familientraditi-
onen enthüllt: Der Vater vererbt die IWC
jeweils seinem Sohn oder seiner Tochter
– ohne gross darüber zu reden.
Über materielle Dinge spricht man
in Schaffhausen nämlich nicht so gern.
Und Demonstrationen von Besitztum gel-
ten ohnehin als unfein. Trotzdem sind die
Fragen auswärtiger Freunde nach Rhein
und IWC berechtigt. Rhein und IWC sind
zwei von verschiedenen Schaffhauser
Identitätsmerkmalen: unberührte Natur
und erfolgreiche Wirtschaft. Beide Identi-
tätsmerkmale haben mit dem von den
Einheimischen kritisch beurteilten Mar-
keting-Slogan «Kleines Paradies» nichts
zu tun. Tatsache ist aber, dass Rhein und
IWC entscheidend zur Identität beitragen:
Natur und Industrie sind in Schaffhausen
über eine lange Epoche zu einer idealty-
pischen Symbiose verwachsen. Seit Jahr-
zehnten verteidigen die Schaffhauser ih-
ren Rhein, ihren Rheinfall und ihre Wälder
auf dem Jura-Ausläufer Randen – früher
militärisch und seit einigen Jahrzehnten
ökologisch. Genauso stolz sind sie auf
ihre Industrie, ihre Arbeitsplätze und jene
Unternehmen, die sich in den letzten Jah-
ren neu angesiedelt haben. Die Balance
zwischen hart erarbeitetem internationa-
lem wirtschaftlichem Erfolg und bewuss-
ter lokaler Bewahrung der freien Natur
zeichnet Landschaft und Mentalität der
Schaffhauser aus – und dies seit Jahrhun-
derten.
Die Wirtschaftsregion Schaffhau-
sen wäre ohne den Fluss nicht denkbar.
Im 19. Jahrhundert reichten die bestehen-
den Wasserkraftanlagen für den weiteren
Aufbau von Schaffhausen zur Industrie-
stadt nicht mehr aus. Der geniale Indust-
rielle Heinrich Moser realisierte deshalb
mit seinem Privatvermögen zwischen
1863 und 1866 den Moser-Damm, um
die Wasserkraft für die Energiegewin-
nung zu nutzen – erbaut von 600 Arbei-
tern, eine für die damalige Zeit giganti-
sche Baustelle.
Nach der Fertigstellung des Mo -
ser-Damms stand plötzlich genügend
Energie zur Verfügung, um neue Fabriken
zu gründen und bestehende zu vergrös-
sern. «Die fortschrittliche Nutzung der
Wasserkraft in Schaffhausen hat 1868
unse ren amerikanischen Gründer F. A.
Jones dazu bewegt, hier am Rheinufer un-
sere Manufaktur aufzubauen. Von diesem
Standort am Rande der Altstadt aus tra-
gen wir bis heute den Namen Schaffhau-
sen in alle Welt. Von Hongkong über Du-
bai bis nach New York erfreuen sich
Uhrenliebhaber an unseren exklusiven
Zeitmessern. Auf deren Zifferblättern
steht IWC Schaffhausen, und darauf sind
wir stolz. Damit geben wir dem Ort, der
unsere Entwicklung stets mitgetragen
hat, ein Dankeschön zurück.» So begeis-
tert berichtet Georg Kern, CEO der IWC,
über Schaffhausen. Zu den Nutzern der
Wasserkraft gehörten auch die Stahlwer-
ke Georg Fischer, die Anfang des 19. Jahr-
hunderts im vor der Stadt gelegenen Müh-
DER MOSER-DAMM1866 wurde der von Heinrich Moser gebaute Staudamm über den Rhein vollendet. Es war der grösste seiner Zeit.
Schaffhauser lieben Konflikte – aber es gibt einen Moment, in dem sie auf HARMONIE achten.
Wirtschaftswunderland zwischen Hightech
und Handorgel
lental ihren Anfang nahmen. Der CEO
von Georg Fischer, Yves Serra, ein viel-
sprachiger Kosmopolit und Ingenieur,
schreibt heute neue Kapitel in der langen
Industriegeschichte: «Schaffhausen ist
für Georg Fischer als Produktions-, aber
auch als Forschungs- und Holding-Stand-
ort von zentraler Bedeutung. Die Region
überzeugt durch die Nähe zu einem inter-
nationalen Flughafen, nahegelegenen
Forschungs- und Bildungsinstitutionen
wie die ETH Zürich und kurzen politi-
schen Entscheidungswegen.»
Serra gibt als Person insofern ein
typisches Beispiel ab, als der Wirtschafts-
standort Schaffhausen seit Beginn von
profilierten Menschen aus aller Welt ge-
prägt war: von Deutschen aus der
unmittelbaren Nachbarschaft bis zum
amerikanischen Gründer der IWC. Des-
halb muss auch der Aufbau einer mittler-
weile florierenden International School of
Schaffhausen für die Kinder vielsprachi-
ger Familien vor diesem Hintergrund ge-
sehen werden. Schaffhausen bietet heute
für eine globalisiert denkende und woh-
nende Clientèle eine Alternative zum
nahe gelegenen Zürich. Der unglück-
licherweise erst halbherzig umgesetzte
Halbstundentakt der SBB – er endet be-
reits um 22 Uhr – ist immerhin ein An-
fang, um Schaffhausen noch näher an Zü-
rich anzubinden und damit attraktiver für
Zuzüger zu werden: Tausende von Schaff-
hausern lieben ihren Wohnort, möchten
aber niemals auf berufliche Karrieren im
Finanzzentrum und regelmässige Ausflü-
ge in das Kultur- und Gesellschaftsleben
am Zürichsee verzichten. Diese doppelte
Eigenart, in Schaffhausen verwurzelt zu
sein und nach Zürich zu blicken, hat übri-
gens auch umgekehrte Auswirkungen. So
lohnt es sich, am Samstagmorgen am le-
gendären Gemüsemarkt in der Altstadt
von Schaffhausen diskret umherzubli-
cken, wenn man diese oder jene Promi-
nenz aus Zürich bei ihren regelmässigen
Ausflügen beobachten möchte. Die Ge-
müsehändler schätzen die Clientèle von
der Limmat ganz besonders – aber auch
sie schweigen diskret, wenn man sie auf
ihre Kunden anspricht.
Die viel gerühmten Pioniere der
Wirtschaft und Technik hätten ihre erfolg-
reichen Unternehmen ohne eine enga-
gierte Arbeiterschaft nie aufbauen kön-
nen. Entsprechend entwickelte sich im
Lauf des 20. Jahrhunderts eine starke So-
zialdemokratie mit einem Exponenten,
der durchaus das Label «historisch»
verdient: Walter Bringolf (1895–1981)
mutierte während seiner Karriere vom
Kommunisten zum respektierten Stadt -
prä si den ten und Nationalrat. Aus dieser
aufregenden Zeit geblieben ist die Lust an
politischen Streitereien – auch wenn sich
die parteipolitischen Gewichte verscho-
ben haben: Auf der linken Seite finden
sich die interessantesten Talente nicht
mehr in der SP, sondern auf der «Alterna-
tiven Liste», und auf der rechten Seite
muss sich die Grand Old Party FDP von
der SVP dominieren lassen. Letztere wagt
Natur und Industrie sind in Schaffhausen zu
einer idealtypischen Symbiose
verwachsen PETER HARTMEIER
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zudem das Experiment, den Manager-
Feind Thomas Minder im Ständerat
als zusätzlichen Koalitionspartner einzu-
binden.
Interessanterweise bleibt die
grundsätzlich wirtschaftsfreundliche
Haltung der Behörden trotz all der Verän-
derungen konstant. Erkundigt man sich
beim Generalmanager der Cilag AG, Clau-
dio Cescato, nach seinen Erfahrungen,
vernimmt man nur positive Urteile. Der
Johnson+Johnson-Manager hebt nicht
nur die attraktiven steuerlichen Rahmen-
bedingungen hervor, sondern auch den
Zugang zu qualifizierten Fachkräften:
«Das ist für uns als Technologie-intensive
Branche wichtig.» Dieselbe Erfahrung
macht der KMU-Unternehmer Andreas
Stamm, dessen Firma in der Kunststoff-
branche als Zulieferer von technischen
Kleinstteilen tätig ist; Stamm positioniert
Schaffhausen mitten in den Industriegür-
tel Europas, der von Köln und Stuttgart
über Zürich bis nach Oberitalien reiche.
Wörtlich: «Unsere Firma ist wie die Made
im Speck mittendrin und doch peripher
zu den grossen Zentren wie Stuttgart oder
Zürich. Dies bietet uns grosse Vorteile.
Wir haben tiefere Lohn- und Kostenstruk-
turen, wir rekrutieren unsere Mitarbei-
tenden aus der unmittelbaren Umgebung
und haben Zugang zu hervorragend aus-
gebildeten Fachleuten aus grenznahen
Gebieten.»
Auch Stamm lobt seine Erfahrun-
gen mit den Behörden, merkt aber kri-
tisch an: «Der Selbsterhaltungstrieb unse-
rer Räte und Behörden auf nationaler
Ebene ist dermassen ausgeprägt, dass der
unablässige Fluss an neuen Gesetzen,
Verordnungen und Reglementen für ein
KMU nicht mehr zu bewältigen ist.» Indi-
rekt singt der Familienunternehmer da-
mit das Lied der kleinen politischen Ein-
heit, die sich auf unternehmerische
Freiheiten weniger hemmend auswirkt
als grosse Administrationen. Der Verleger
der «Schaffhauser Nachrichten», Norbert
Neininger, teilt diese Einschätzung: «Kur-
ze Wege und der direkte Dialog mit den
Behörden (manche nennen es Filz) gehö-
ren hier zu den Vorteilen. Wir müssen aber
aufpassen, dass die Balance zwischen den
schnell wachsenden Unternehmen und
der Bevölkerung stimmt.» Damit die Ba-
lance stimmt, wollen die Schaffhauser
ihre Natur erhalten. Der rührige Wirt-
PETER HARTMEIER Der Berater und Publizist ist Partner von Lemongrass Communications AG in Zürich. Er wohnt in Schaff hausen und war u. a. Kommunikationschef von UBS Schweiz und Chefredaktor des «TagesAnzeigers».
Für einige Minuten klingen die
Schaffhauser harmonisch – beim
Singen PETER HARTMEIER
schaftsförderer Thomas Holen stein pro-
pagiert in Schaffhausen deshalb nicht nur
die Rahmenbedingungen für Neuansied-
lungen von Firmen, sondern auch «die un-
üblich weiten Landschaften, ein Bike- und
Wanderparadies, mit einem hervorragen-
den eigenen Wein». Über die Balance wird
auch wegen eines spektakulären Projekts
diskutiert. Einer der profiliertesten und
umstrittensten Köpfe der Region, der glei-
chermassen als Unternehmer, Professor
und Handball-Förderer bekannte Giorgio
Behr, schlägt vor, hundert Hektaren Wald
abzuholzen und als Bauland einzuzonen.
So würde Wohnraum für Zuwanderer ge-
schaffen und die sich beschleunigende
Überalterung des Kantons gebremst. Er
erhielt Lob von weit weg: Der frühere
SPS-Präsident und heutige Walliser Hote-
lier Peter Bodenmann beurteilt das Pro-
jekt als vorbildliches Instrument gegen
die Zersiedelung der Schweiz. In den
kleinräumigen Schaffhauser Verhältnis-
sen, wo jeder jeden kennt, wird denn auch
heftig gestritten über die Idee.
Wenn sich einmal jährlich die Mit-
glieder des Lions- und des Rotary-Clubs in
einem Fussballmatch messen, greift der
langjährige Vorstandsvorsitzende der
Hartmann-Gruppe («Schaffhauser Wat-
te»), Rinaldo Riguzzi, im Anschluss an das
Derby zu seiner Handorgel, um den Chor
der Spieler zu begleiten. Für einige weni-
ge Minuten klingen die Schaffhauser dann
wenigstens beim Singen stimmig – sonst
mögen sie nämlich Dissonanzen. Von har-
monischem Paradies also keine Spur.
32 33SCHAFFHAUSENSCHAFFHAUSEN
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TEXT MAX FISCHERZürich liegt nah. Weshalb wählt eine Firma gerade Schaffhausen als ihren Standort?Die Rahmenbedingungen in unserer
grünen Region am Rhein sind für die
Wirtschaft ausgezeichnet.
Die Unternehmen kommen wohl kaum wegen der Naturschönheiten.Tiefe Unternehmenssteuern, gut qualifi-
zierte Fachkräfte, moderate Immobili-
enpreise und wenig staatliche Bürokra-
tie tragen neben anderen Vorteilen zur
hohen Attraktivität der Wirtschaftsregi-
on Schaffhausen bei. Zudem verfügen
wir über gute Verkehrsanbindungen so-
wohl auf der Strasse als auch auf der
Schiene. Und wir befinden uns nahe am
internationalen Flughafen Zürich.
Schaffhausen hat eine Reihe von Top-Firmen angelockt.Der Kanton verfügt über eine hochpro-
fessionelle, auf die Ansiedlung von Top-
Firmen spezialisierte Wirtschaftsförde-
rungsorganisation. Dass die Region für
die Niederlassung von Firmen interes-
punkto Bildung, Sport und Kultur über-
durchschnittlich viel zu bieten. So hat
beispielsweise unsere International
School of Schaffhausen einen her -
vor ragenden Ruf. Die charmante,
überschaubare Hauptstadt Schaff-
hausen, der majestätische Rhein und
die einzigartig schöne Landschaft mit
den intakten Dörfern sorgen für
eine hochstehende Lebensqualität.
Die Leute hier sind sich einig: Es ist
wunderbar, in dem kleinen Paradies
zu wohnen.
Fakt ist aber auch: Der Kanton ist überaltert und in den roten Zahlen. Wie kommt er aus der Misere?Von Misere würde ich nicht sprechen.
Tatsache ist, dass die Regierung des
Kantons Schaffhausen mit Hochdruck
daran arbeitet, den Finanzhaushalt
rasch wieder ins Lot zu bringen.
In einem ersten Schritt wurde ein um-
fassendes Massnahmenpaket zur Ent-
lastung des Staatshaushalts lanciert.
Mit einer professionellen Imagekam-
pagne und einem gezielten Wohnort-
Als Volkswirtschaftsdirektor von Schaffhausen will Regierungsrat ERNST LANDOLT Firmen und damit Arbeitsplätze ansiedeln.
Aber auch Familien sollen von der Region überzeugt werden.
«Hier wohnen ist wunderbar»
MUT HABENSVP-Regierungsrat Ernst Landolt ist überzeugt: «Visionen müssen erlaubt sein, auch wenn sie unrealis-tisch erscheinen.»
Von Schaffhausen aus werden Grosskonzerne gesteuertSchaffhausen – eine dynamische Wirt-schaftsregion im Herzen Europas. Attrak-tiv für international tätige Konzerne und Schweizer Unternehmen. Verkehrstech-nisch zentral gelegen und erschlosse mit der Nähe zu Zürich und dem Flughafen. Mehr noch: Das Steuerklima ist attraktiv, das Bildungs angebot vielfältig und hoch-
stehend, die Betriebs- und Lebenshal-tungskosten sind günstig – und die Lebens qualität ist überdurchschnittlich.
Diese Firmen mit Schweizer Wurzeln haben neben zahlreichen anderen einen Sitz in Schaffhausen: ABB, Bosch, Ci-lag, Georg Fischer, IVF Hartmann,
IWC, SIG, Unilever (ehemals Knorr)
Diese internationalen Konzerne haben im kleinen Paradies Schaff-hausen Headquarters eröffnet: Cabot, Citrix, John Deere, DSM, Garmin, Groupon, Kennametal, Rieker, Sourcefire, Tyco, Unilever, Werner
sant ist, hat sich mittlerweile herumge-
sprochen. Bekannte internationale Kon-
zerne wie Unilever, John Deere, Tyco
und andere mehr sind wichtige Bot-
schafter.
Was macht Schaffhausen besser?Wir haben ein attraktives Gesamtan-
gebot.
Das sagen andere auch.Die kurzen, unkomplizierten Wege
zu Politik und Verwaltung werden von
der Wirtschaft ausserordentlich ge-
schätzt. Und Schaffhausen hat auch
marketing streben wir eine ausgegliche-
ne Bevölkerungsstruktur an. Ziel ist
es, dass vermehrt junge Leute und
Familien im Kanton Schaffhausen
Wohnsitz nehmen. Dabei sind wir auf
ein gewisses Mass an Zuwanderung an-
gewiesen.
Wie gross soll Schaffhausen werden?Das von der Schaffhauser Regierung
vorgesehene durchschnittliche jährli-
che Bevölkerungswachstum von 0,5
bis 0,8 Prozent ist nötig, um die künfti-
gen strukturellen und finanziellen
Herausforderungen des Kantons zu
meistern. Lässt sich diese Entwicklung
realisieren, würden bis im Jahr 2030
Moderate Immobilienpreise, wenig staatliche Bürokratie und
intakte Natur: ein kleines Paradies
ERNST LANDOLT
maximal 90 000 Menschen im Kanton
Schaffhausen leben.
Hat es Platz für all diese Menschen? Zum Glück ja! Die bestehenden Bau-
landreserven im Kanton Schaffhausen
würden für 150 000 Einwohner aus-
reichen. Wichtig ist, dass die Bauzonen
dort angeboten werden, wo die grösste
Nachfrage besteht. Und das ist vor al-
lem in Stadtnähe und in den städtischen
Zentren.
Ist das Projekt Waldstadt eine unrealis-tische Zukunftsvision?Visionen müssen erlaubt sein, auch
wenn sie auf den ersten Blick als unre-
alistisch erscheinen. Eine davon steckt
im Schaffhauser Gedankenexperiment,
in Stadtnähe einen Quadratkilometer
Wald oder Kulturland als Bauland
einzuzonen und die gleich grosse Flä-
che anderswo als raumplanerische
Kompensation aus der Bauzone zu
entlassen. Ob auf dem besagten
neuen Quadratkilometer Bauland eine
Waldstadt entsteht oder neue Wohn-
fläche aus Kulturland gewonnen würde,
bleibt sekundär. Wichtig ist, dass wir
mit Blick in die Zukunft möglichst viele
Lösungsansätze diskutieren und nicht
jede Vision allein aus Angst vor heute
bestehenden Gesetzen sofort im Keim
ersticken.
34 35SCHAFFHAUSENSCHAFFHAUSEN
Das Schaffhauser Festival STARS IN TOWN hat sich zu einem der beliebtesten Open Airs entwickelt. Kein Wunder, bei diesen Stars und diesem Platz – der Piazza Grande der Deutschschweiz. Vom 7. bis 10. August ist es wieder so weit.
Einzigartiges Am bienteTEXT ZENO VAN ESSEL
Ein Platz wie gemacht für ein
Musikfestival unter freiem
Himmel: Der Herrenacker
im Zentrum der historischen
Altstadt von Schaffhausen
ist von ehrwürdigen Gebäuden gerahmt
und hat eine leichte Neigung gegen
Osten, wo die Bühne steht. «Nicht nur
die Konzertbesucher haben so alle
einen guten Blick auf die Bühne, auch
HIER HAT MUSIK IHREN PLATZDer Herrenacker ist der ideale Ort für das Festival Stars in Town.
die Musiker haben eine bessere Sicht
und sehen für einmal nicht nur ein
Meer von Köpfen, sondern Reihen von
Besuchern», erklärt Thomas Hauser,
Medienverantwortlicher des Festivals
Stars in Town, einer Perle des Schwei-
zer Festivalsommers. Neben Weltstars
wie Ka tie Melua, Jamie Cullum und
Aloe Blacc stehen unter anderem
Deutschlands Rocklieblinge Silber-
mond und die Schweizer Abräumer
77 Bombay Street, Patent Ochsner und
Seven auf dem Programm. Katie Melua
wird neben ihren Welthits «Nine Million
Bicycles» und «If You Were A Sailboat»
die Lieder ihres aktuellen Albums
«Secret Symphony» präsentieren. Jazz-
Wunder Jamie Cullum zeigt sich mit
dem Repertoire seines jüngsten Werks
«Momentum» erfrischend neu von
seiner poppigen und rockigen Seite.
Und Silbermond verzaubern den Schaff-
hauser Herrenacker mit ihrem leicht
melancholischen und dennoch leiden-
schaftlichen Deutschrock und bewei-
sen, dass «Ja» längst nicht der einzige
hitverdächtige Titel ihrer neuen CD
«Himmel auf» ist.
Auch die Schweiz ist am Stars
in Town prominent vertreten. Für
Feststimmung sorgen die vier Bündner
Buebe von 77 Bombay Street, die
für den Auftritt in Schaffhausen u
36 SCHAFFHAUSEN
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Familien und junge Bands haben ihr eigenes Fest
Für die kleinen Gäste findet am Samstag, 10. August von 10 bis 14 Uhr das beliebte Family Festival statt. Weitere Informationen unter: www.starsintown.ch
Gemeinsam mit dem Klingen Open Air Stein am Rhein organisiert das Festival Stars in Town einen Band-Contest, bei dem ein Auftritt auf der Festivalbühne zu gewinnen ist. Die Bands, die sich auf www.klingenstars.ch durch Online- Voting oder Jury-Ernennung qualifizie-ren, messen sich im Finale am Freitag, 26. Juli 2013 am Klingen Open Air Stein am Rhein. Die Siegerband gewinnt einen Auftritt auf der grossen Bühne am Stars in Town und spielt am Samstag, 10. Au-gust 2013 vor bis 5000 Leuten im Vorpro-gramm von The Straits, Patent Ochnsner und Mike & the Mechanics. Registrierung und Voting auf www.klingenstars.ch
extra ihre Deutschland-Tour unter-
brechen. «Ist doch klar», sagt Sänger
Matt Buchli und lacht. «Wir Ostschwei-
zer müssen zusammenhalten.» Für
Gegengewicht sorgen die Berner
Haudegen von Patent Ochsner mit
ihrem charismatischen Anführer Büne
Huber. Mit ihrem poetischen, mit
Wortkünstlereien durchsetzten Berner
Rock sorgen sie für romantische Open-
Air-Stimmung in der Innenstadt. Auch
Nostalgiker kommen am Stars in Town
auf ihre Kosten: Mit Mike & the Mecha-
nics kommt ein gross artiger Hitmacher
nach Schaffhausen: Mike Rutherford,
Gründungsmitglied der Kult-Rockband
Genesis, spielt seine unvergessenen
Pop-Hymnen «All I need is a miracle»,
«The Living Years», «Over my shoulder»
und viele mehr. Nicht weniger promi-
nent ist das Gastspiel von The Straits;
das ist die Band von Alan Clark, seines
Zeichens Ex-Mitglied der berühmten
Dire Straits. Zwar nicht mehr zusam-
men mit Mitkämpfer Mark Knopfler,
dafür begleitet von exzellenten Musi-
kern lässt er glorreiche 80er-Jahre-
Hits wie «Money for Nothing» oder
«Brothers in Arms» aufleben. Erwäh-
nenswert auch die Acts, die jeweils im
Vor programm der Grossen zu sehen
sind. Allen voran dürfte der Aargauer
Funk-und-Soul-König Seven ein High-
light werden. Aber auch die spektakulä-
re Formation 2Cellos, die virtuos Rock-
Klassiker auf den klassischen Streich-
instrumenten intoniert, Aloe Blacc,
Lissie und Luxuslärm sind live Spitze.
Doch das sei nicht alles, was aus
dem Schaffhauser Musikfestival etwas
ganz Besonderes macht. «Über 400 frei-
willige Helferinnen und Helfer aus
SILBERMOND Die Band um die stimmgewaltige Stefanie Kloss ist auf die Charts abonniert.
KATIE MELUA Schaffhausen ist einzi-ger Konzertort in der Deutschschweiz.
JAMIE CULLUM Er bringt sein Piano zum Glühen und die Fans zur Ekstase.
Schaffhausen stellen den Betrieb sicher
und leisten über 10 000 Arbeitsstunden.
Wir arbeiten nur mit lokalen Betrieben,
sowohl beim Essen als auch bei
den Marktständen. Das ganze Festival
wird von Schaffhausern gemacht», sagt
Hauser, der nach einem beruflichen
Ausflug nach Bern ebenfalls wieder
in seiner Heimatstadt gelandet ist.
Viele Heimweh-Schaffhauser kommen
für die vier Tage zurück in ihre Stadt,
und die auftretenden Künstler sind alle
rundum begeistert. Im nahe gelegenen
Stadt theater werden für sie Garderoben
eingerichtet – ein Luxus für ein Open
Air! ----------Stars in Town, 7. 8. Jamie Cullum, Aloe Blacc, Seven; 8. 8. Katie Melua, Lissie, 2Cellos; 9. 8. Silbermond, 77 Bombay Street, Luxuslärm; 10. 8. Mike & the Mechanics, Patent Ochsner, The Straits; 10. 8. Family Festival, Late NightsInfos: www.starsintown.ch
Kultursommer Die Veranstaltungen des Kultursommers vom 6. bis 28. Juli finden im Zirkuszelt auf dem Herrenacker statt. Im Programm: Musik, Theater, Texte, Perfor-mances. Den Eröffnungsabend am 6. Juli bestreitet mit Witz und Komik das Duo schön&gut (Anna-Katharina Rickert und Ralf Schlatter, Bild). Parallel wird im ehemaligen Hotel Restaurant Tanne die Sommertheater-produktion 2013 gespielt. Unter der künstleri-schen Leitung von Benno Muheim, Katrin Sauter und Karin Bucher erarbeiten die 19 Amateurspielerinnen und -spieler einen thea-tralen Rundgang. wwww.sommertheater.ch
Schaffhausen hat ein reiches KULTURANGEBOT. Bereits 30-jährig ist der Kultursommer, der sein Programm mit dem Duo schön&gut eröffnet. Auch Liebhaber von Bällen und Museen werden fündig.
Alles schön und gutWortkünstler Anna-Katharina Rickert und Ralf Schlatter sind schön&gut.
Munotbälle Zwischen Ende Juni und Ende August finden auf der Munotzinne seit über 100 Jahren die Munotbälle statt. Kernstück ist seit 1886 die Française, auch Quadrille genannt. Dieser Tanzreigen wird an jedem Ball zweimal aufgeführt. Um den Munotbällen die spezielle Ambiance zu verleihen, gilt Tenue munotgemäss festlich.www.munot.ch
Museum Lindwurm Bürger liche Wohnkultur und Landwirtschaft im 19. Jahr-hundert ist das Thema des Museums Lindwurm in Stein am Rhein. Lebens-
und Arbeitswelten von Herrschaften und Bediensteten werden auf sanfte Art museal inszeniert, ohne die denkmal geschützte Bausubstanz zu beeinträchtigen. Puppen-freunde staunen in der erweiterten Sonder-ausstellung Sasha Morgenthaler. www.museum-lindwurm.ch
Bachfest 2014 findet das nächste Mal das zweijährliche Bachfest statt. 1946, ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Welt-kriegs, wude die Internationale Bachgesell-schaft als Versöhnungszeichen gegründet. www.bachfest.ch
38 39SCHAFFHAUSENSCHAFFHAUSEN
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Albert Anker und der REALISMUS IN DER SCHWEIZ im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen ist das Kultur-Highlight des Sommers. Die Werke des Berner Malers berühren bis heute.
Albert Anker und seine ZeitTEXT CAROLINE MICAELA HAUGER
Albert Ankers Kinderbil
der, seine Stillleben und
präzisen Abbildungen
des Landlebens gehören
zum Schweizer Kultur
erbe. Dem Künstler, der am 1. April 1831
in Ins als Sohn eines Tierarztes zur Welt
kam, genügten Pinsel und Stift, um sich
in die Herzen seiner Fans zu malen. An
ker besass den Blick fürs Atmosphäri
sche, liebevoll mit Details angereichert.
DER MALKASTEN DES KÜNSTLERS Auch Albert Ankers Mal-Utensilien und seine Requisiten sind in der Ausstel-lung zu sehen.
KÜHE MIT HIR-TIN AM SEE, 1884Rudolf Kollers grossformatiges Ölgemälde zeigt das Ufer beim Gut des Malers am Zürichhorn.
MANN DER SCHÖNEN
KÜNSTE Jezler ist Direktor
am Schaffhauser Museum zu
Allerheiligen.
SCHREIBUNTER-RICHT Ankers Werk gewinnt am Pariser Salon 1866 eine Goldmedaille.
Zum Beispiel die Milchkanne eines
kleinen Mädchens, die er auf einem
seiner eindrücklichen Gemälde ver
ewigt hat. Mittels Videoinstallation
werden die Besucher in das pul sierende
Paris der Umbruchzeit katapultiert.
Als Sahnehäubchen vereint: Haupt
werke wie «Die Kinderkrippe» oder
«Die Ziviltrauung». Gewichtige Leih
gaben ergänzen die zum Teil selten
gezeigten eigenen Bestände des
Museums. Man lernt Albert Anker
als aufgeklärten Bürger kennen, der
den Wandel der Zeit aus der Sicht der
Dorfbewohner von Ins aufmerksam
verfolgt und für die Nachwelt auf
berührende Art und Weise dokumen
tiert hat.
Zahlen und FaktenDas Museum zu Allerheiligen liegt in der Altstadt von Schaffhausen und vereinigt Kunst, Archäologie, Geschichte und Naturkunde unter einem Dach.
Öffnungszeiten Di bis So 11 bis 17 Uhr Eintritt Erwachsene 18 Fr., Kinder
6 bis 16 Jahre 9 Fr., Kombiticket Sammlung zu Allerheiligen/Hallen für Neue Kunst 20 Fr.
Weitere Ausstellungen «Vom Teufels-zeug zum Nationalvergnügen» Schaff-hauser Spielkarten, bis 24. November. «Auslese», Hauptwerke aus der Samm-lung der Vereinigung Schaffhauser Kunstfreunde, bis 5. Januar 2014
Adresse Klosterstrasse 16 8200 Schaffhausen Tel. 052 - 633 07 77 www.allerheiligen.ch
Landschaftsbilder sind in seinem Œuv
re eher selten anzutreffen. «Ich würde
sie gern malen, doch sie bringen leider
zu wenig Geld.»
Das Museum zu Allerheiligen in
Schaffhausen widmet dem malenden
Chronisten bis 1. September die
Ausstellung «Albert Anker und der
Realismus in der Schweiz». 70 Original
bilder, Aquarelle und Zeichnungen
Ankers werden auf 600 Quadratmeter
Fläche gemeinsam mit Werken seiner
Herr Jezler, warum berühren die Bilder von Albert Anker bis heute? Anker komponiert seine Gemälde nach Kriterien, die heute noch für die Regisseure grosser Filme gültig sind. Ob traurig oder fröhlich, seine Bilder sind in der Aussage klar und zeigen feinste psychische Regungen der dargestellten Personen.Was war Anker für ein Mensch?Während seiner Hauptschaffenszeit lebte er drei Jahrzehnte in Paris und verbrachte die Sommerzeit in Ins bei Bern. Er führte sowohl ein urbanes als auch ein ländliches Leben. Er stammt aus einer Tierärzte-Dynastie, war politisch ein fortschrittlicher, liberaler Demokrat.Weshalb ist Anker der prominenteste Vertreter des Schweizer Realismus?Er pflegt eine Sachlichkeit und meidet das geschwätzig Genrehafte. Die Härte des Lebens klingt oft an. Anker zeigt aber Lösungen. Er sucht und stellt das Gute im Menschen dar.Wie bedeutsam sind die Werke, die gezeigt werden?Die Ausstellung umfasst 270 Exponate, darunter 70 Werke von Albert Anker. Die Kinderkrippe, die Ziviltrauung, der Quack-salber sowie sechs seiner berührendsten Doppelbildnisse sind im Original zu sehen. Daneben meisterhafte Stillleben, Porträts, Landschaftsstudien und Fayencen.Welches ist Ihr ganz persönliches Lieblingsbild?Das Bild zeigt ein etwa achtjähriges Mäd-chen, das vom kleinen Bruder bei den Schulaufgaben gestört wird. Das Mädchen wehrt sanft ab, konzentriert sich auf die Arbeit und muss zugleich lächeln. Ein Wimpernschlag im Leben zweier Menschen, auf feinste Weise verewigt.Sie zeigen Ankers Werk im Kontext des damaligen Kunstbetriebs. Welche Schweizer Maler waren im 19. Jahrhun-dert ebenfalls erfolgreich?Darunter fallen heute noch bekannte Künstler wie Rudolf Koller, Robert Zünd oder Alex-andre Calame, aber auch die nahezu verges-senen Vertreter des Schweizer Realismus Benjamin Vautier oder Berthe Delorme.
SMALLTALK MIT
Peter Jezler
Zeitgenossen Zünd, Calame, Koller,
Weckesser, Grob und Hodler präsen
tiert. Die Schau in den Räumen eines
ehemaligen Benediktinerklosters
vermittelt in zwölf sorgfältig gestalte
ten Kabinetten einen weiten Blick auf
den kulturellen und historischen
Kontext der damaligen Zeit und zeigt
die Maltechnik des Künstlers. Seine
Pigmentfarben, die Malpalette oder
die Pinsel können ebenso bestaunt
werden wie die originalen Requisiten.
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Seit 29 Jahren schreiben die Hallen für Neue Kunst in Schaffhausen KUNSTGESCHICHTE. Zu verdanken ist der starke Auftritt dem Sammlerpaar Urs und Christel Raussmüller.
Spektakulär: Hallen für Neue KunstTEXT CAROLINE MICAELA HAUGER
Auf einem Spaziergang
entdeckte Kunstsammler
Urs Raussmüller vor
über 30 Jahren die leer
stehende Kammgarnfab-
rik in Schaffhausen. «Ich fand, was ich
schon lange suchte.» Die Absicht des
Zürchers, der in Basel lebt: Raumfüllen-
de Objektkunst präsentieren, die an Ort
und Stelle entstehen kann und hier auch
WAND- ZEICHNUNGDas 1994 realisierte «Wall Drawing #746» des US- Künstlers Sol LeWitt ist ein Meisterwerk der minimalistischen Konzeptkunst.
SINNLICHE ERFAHRUNG Die vergängliche Installation «Früchte-Insel erwartet den September» von Mario Merz ist vom 14. September bis 6. Oktober in den Hallen für Neue Kunst erlebbar.
SAMMLERPAAR RAUSSMÜLLER mit dem Glas-Iglu von Mario Merz.
KUNST UND ARCHITEKTURWerkgruppe des US-Konzeptkünstlers Bruce Nauman. Er arbeitet mit unterschiedlichsten Medien: von Installa-tionen, Videos und Plastiken über Foto-grafien bis Neon.
Zusammenarbeit. Die Sammlung um-
fasst Bruce Naumans architektonische
Skulpturen, und auch grossformatige
Werkgruppen der Pioniere von Minimal
Art, Arte povera, Land-Art und Konzept-
kunst werden präsentiert. Darunter
Künstler wie Mario Merz, Richard Long,
Sol LeWitt oder Robert Ryman.
Kuratoren der höchsten Liga wie
der Direktor des Guggenheim Museum
New York reisten in die Munotstadt und
sind vom «Modell Schaffhausen» und
der Verbindung von Kunst und Archi-
tektur begeistert. Sir Nicholas Serota
von der Tate Gallery of Modern Art in
London lobte die Hallen als «ideales
Beispiel, wie den Bedürfnissen der
Künstler auf höchstem Niveau Rech-
nung getragen wird». Kunsträume sind
Denkräume. «Kunst hat viel mit mir sel-
ber zu tun und ist ein kreativer Akt», be-
tont Urs Raussmüller. Er bestätigt da-
mit Beuys’ These, wonach Kunst
Kreativität bedeutet und unser wich-
tigstes Kapital bleibt.
Die hohe Qualität der Werke und
die Atmosphäre des Ausstellungsortes
haben die Hallen für Neue Kunst als In-
spirationsort etabliert. Sie stellen in
Form und Inhalt eine Einheit dar, wer-
den von der Stadt und dem Kanton
Schaffhausen unterstützt und sind das
wichtigste Projekt der Raussmüller
Collection.
für die Nachwelt erhalten bleibt. Heute
zählen die Hallen für Neue Kunst welt-
weit zu den führenden Institutionen für
die Kunst der Umbruchszeit nach 1965.
Urs und Christel Raussmüller
zeigen auf 5500 Quadratmetern europä-
ische und amerikanische Hauptwerke
der Neuen Kunst. Aktionskünstler Jo-
seph Beuys legte mit seiner Rauminstal-
lation «Das Kapital Raum 1970–1977»
den Grundstein zur erfolgreichen
Zahlen und Fakten
Die Hallen für Neue Kunst befinden sich direkt am Rheinufer in Schaffhausen.
Öffnungszeiten Samstag 15 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr
Eintritte Erwachsene 14 Fr., Kinder un-ter 12 Jahren bezahlen nichts. Kombiticket Hallen für Neue Kunst / Museum zu Allerheiligen: 20 Fr.
Adresse Baumgartenstrasse 23, 8200 Schaffhausen, Tel. 052 625 2515 www.raussmueller.org
42 43SCHAFFHAUSENSCHAFFHAUSEN
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TEXT MONIQUE RYSER FOTOS NICOLE BÖKHAUS
Die erste Fahrt am Morgen
macht Thomas Mändli
allein. Er setzt sich ins
Boot, startet den Motor
und führt das flache
Schiff langsam ins Rheinfallbecken, ge-
nau zur Mitte hin. Auf der Oberfläche
schäumt das Wasser, doch was ihn inte-
ressiert, ist nicht sichtbar. Es sind die
Strömungen des Wassers, das heute mit
einer Menge von 550 000 Litern pro
Sekunde den 23 Meter hohen Rheinfall
herunterbraust.
Mändli ist konzentriert. Die Hände
am Steuerrad erspüren, wo der Fluss
das Boot hintreiben will. Und der fest
im Boot verankerte Sitz gibt weitere In-
formationen. «Wir haben einen einge-
bauten Popometer», meint er schel-
misch. «Wir spüren den Fluss und
wissen, wann man fahren darf und wann
nicht.» Nur er und Deniz Tanrikut dürfen
den Felsen mitten im Rheinfall ansteu-
NATURGEWALTDer Rheinfall ist 150 Meter breit und 23 Meter hoch.
LIEBT SEINEN BERUFThomas Mändli auf dem neusten der 12 Boote, die alle selbst gebaut werden.
ern. Der Felsen ist der Rest der ursprüng-
lich steil abfallenden Kalksteinflanke,
über die sich der Rhein vor 15 000 Jahren
einen neuen Weg gesucht und das Natur-
spektakel geschaffen hat. Die sechs Qua-
dratmeter auf der Spitze des Felsens
werden jährlich von Tausenden von Tou-
risten besucht, die sich mitten im Rhein-
fall von der Kraft des Flusses faszinieren
lassen.
Thomas Mändli ist bereits in der fünf-
ten Generation der Schiffer vom Rhein-
fall. Sein Ururgrossvater startete mit ei-
nem Weidling in den Diensten des
Schlosses Laufen auf der Zürcher Seite
des Rheins, um die Gäste ans andere
Ufer zum ehemaligen Zollhaus Schlöss-
chen Wörth im schaffhausischen Neu-
hausen zu fahren. Hier ist heute der
Schiffsbetrieb der Mändlis angesiedelt.
Aus dem einen Weidling sind 12 Boote
geworden – alle selber gebaut. «Mein Va-
ter hat mich und meinen Bruder nicht ge-
zwungen, den Betrieb zu übernehmen.
Ich lernte Automechaniker, merkte aber
bald, dass mir die Schifffahrt fehlt. Als
Bub war ich viel auf dem Wasser.» Ganz
natürlich habe sich ergeben, dass sein
Bruder sich um den Schiffbau kümmere
und er sich ums Fahren. Die Schiffe
haben keinen Kiel und sind extrem flach.
Das neuste strahlt pink und hat am Heck
einen Fisch montiert. «Das ist unser
sprechendes Boot mit Audioguide in
14 Sprachen. Auf einer halbstündigen
Fahrt werden Daten und Fakten zum
Rheinfall und dazu Geschichten und
Sagen erzählt», sagt der 40-jährige Mänd-
li stolz. Er treffe hier die ganze Welt,
schwärmt er, und habe den schönsten
Beruf überhaupt.
Neben seiner Frau, die den Betrieb
administrativ leitet, arbeiten bei Rhyfall-
Mändli sechs Leute das ganze Jahr, in der
Sommersaison kommen 33 Teilzeitange-
stellte dazu. «Wir sind wie eine Familie,
und das merken die Gäste auch.»
Mändli führt das Boot vom brausen-
den Wasserfall weg den Rhein hinunter.
Aus schäumendem Gischt wird ruhiges
Gewässer. Er stellt den Motor ab. Stille.
Das Boot treibt dahin, keine Menschen-
seele weit und breit. «Die Flussland-
schaft und die Stille hier sind der Grund,
weshalb man Schaffhausen das kleine
Paradies nennt», erklärt Mändli. Und
fragt: «Spüren Sie es?»
Bereits in fünfter Generation führen Mit-glieder der FAMILIE MÄNDLI Gäste aus aller Welt zum Rheinfall. Der grösste Wasserfall Europas ist eine Naturgewalt. Um hier zu arbeiten, braucht es ein ganz spezielles Messgerät: den Popometer.
Eine Familien-Affäre
Rundfahrten und Fährbetrieb
Nebst dem Fährbetrieb zwischen Schlössli Wörth und Schloss Laufen bietet RhyfallMändli den Gästen verschiedene Fahrten an. Spektakulär ist die Felsenfahrt
von 30 Minuten mit Zwischenhalt auf dem Felsen. Die kleine Rundfahrt dauert 15 Minuten, die AudioguideTour 30 Minuten – dabei erfährt man, warum man an nebligen Tagen manchmal Schreie hört. Die Preise liegen zwischen 6 und 10 Franken für Erwachsene, für Kinder zwischen 3 und 5 Franken (Rabatt für Gruppen).
4544 SCHAFFHAUSENSCHAFFHAUSEN
Wer einmal hier heimisch ist, geht nie mehr weg. PROMINENTE verraten, warum sie Schaffhausen lieben und wo ihre Lieblingsplätze sind. An einem Wochenende lassen sich die unterschiedlichen Facetten des Kantons erkunden und erleben. Gute Erholung!
Die Entdeckung der Langsamkeit
----------Matthias Ackeret, Journalist und Publizist Schaffhausen ist ein eigener Kontinent. Das mag hoch
gegriffen klingen, ist deswegen aber nicht falsch. Vielleicht hängt dies mit der geografischen Lage zusammen, vielleicht mit der Tatsache, dass die Schaffhauser noch nie einen Bundesrat stellten. In einer solchen Situation ist man auf sich selbst angewiesen und muss seine Energie aus sich selbst ziehen. Wer durch Schaffhausen schlendert, spürt dieses Selbstbewusstsein bei jedem Schritt. Sobald der Schaffhauser aber ausserhalb von Schaffhausen ist, fühlt er sich verloren und hat Heimweh nach Schaffhausen.
----------Monique Bourquin, CFO Unilever D-A-CH, VR Emmi Ich liebe Schaffhausen,
weil es sich hier nach einer anstrengenden Arbeitswoche wunderbar abschalten lässt: Einkaufen im Städtchen und danach am Rhein auftanken.Praktisch ist die Nähe zu Zürich und zum Flughafen. Mein Lieblingsplatz liegt vor der Kirche Buchberg. Dort geniesst man eine atemberaubende Weitsicht. Den Auswärtigen empfehle ich folgenden Wochenendausflug: eine Schifffahrt nach Stein am Rhein, Besichtigung von Schaffhausen mit Munot. Besuch des Rheinfalls und des Kletterparks, MountainbikeTour in der Umgebung.
----------Hans-Jürg Fehr, SP-NationalratDie Hallen für Neue Kunst in der ehemaligen
Kamm garnspinnerei sind einmalig, die auf drei Geschossen ausgestellten Werke allesamt Weltklasse. Das beweisen allein schon die archaischen Installationen von Mario Merz und das berühmte «Kapital» von Joseph Beuys. Eine vergleichbare Präsentation in dieser Dichte und Qualität gibt es nur noch in Beacon/New York.
----------Fredi Gmür, CEO, Schweizer Jugend-herbergen Was wir einst als Oase der
Naherholung kennen lernten, ist zwischenzeitlich unsere geliebte Heimat geworden. Hallau im Blauburgunderland lädt geradezu ein zu ausgedehnten Spaziergängen oder Kutschenfahrten durch die Rebberge, immer mit Blick auf die hoch über dem Dorf thronende Bergkirche St. Moritz. Und als krönender Abschluss dann ein Besuch des Weinbaumuseums und der Vinothek, wo all die Köstlichkeiten unsere Winzer kredenzt werden. Ein wahres Paradies ist unser Hallau, mitten im Klettgau, vor den Toren Zürichs.
----------Michael Stäuble, F1-Kommentator Obwohl ich beruflich schon seit Jahrzehnten sehr viel und
auf der ganzen Welt unterwegs bin, reise ich immer noch gern, auch privat. Dabei habe ich viele wunderschöne Orte gesehen, doch am wohlsten fühle ich mich in Schaffhausen. Mein Lebensmittelpunkt hat sich seit meiner Geburt um ganze zehn Kilometer nach Osten verschoben, von Schaffhausen nach Diessenhofen. Hier habe ich meine Wurzeln wie die Bäume in den Wäldern des Randen und des Reiat, mit dem Rhein als Lebensader. Vielleicht ist es gerade der Gegensatz zum lauten und dynamischen Rennsport, den ich an Schaffhausen liebe: Ruhe, Natur, Gemütlichkeit, Freunde, einfach alles, was man braucht, um das Leben zu geniessen.
----------Thomas Hurter, SVP-Nationalrat Warum ich Schaffhausen liebe? Klein, aber fein.
Einmalig sind der Munot, die Quadrille, rechtsrheinisch echt schweizerisch, der Randen, IWC, Stadt der Erker, industrielle Vergangenheit mit Pionieren wie Johann Conrad Fischer, Neher, AmslerLaffon. Und das empfehle ich für einen Wochenendausflug: Stein am Rhein, Bad Osterfingen, Hallauer Bergkirche. Nicht zu vergessen der Rheinfall, Stein am Rhein, Altstadt von Schaffhausen.
Der Rhein ver bindet die Menschen und die drei Kantonsteile von Schaffhausen
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Einmal ausspannen, bitte! Das geht ganz einfach: Am Freitagabend mit dem Zug mit leichtem Gepäck nach Stein am Rhein fahren. Die Übernachtung auf Samstag im Hotel Chlosterhof buchen. Davor unbedingt durch das mittelalterliche Stein am Rhein flanieren und von der Burg Hohenklingen aus das umwerfende Panorama geniessen. Am folgenden Morgen mit dem Schiff nach Schaffhausen: Einkaufsbummel in der Altstadt und Spaziergang auf den Munot. Dann gemütlich mit dem Bus ins Weindorf Trasadingen, wo man die Nacht im Weinfass des «Fasstasti-schen Hotels» verbringt. Am nächsten Morgen pedalt man mit gemieteten Bikes durch die Rebberge an den Rhein-fall. Dort umsteigen ins Kajak und selbst bis nach Rheinau fahren. Das Schiff führt bequem weiter nach Rüdlingen zur Erkundungstour durch die Naturschutz-gebiete um Rhein und Thur. Und von dort kehrt man erholt nach Hause zurück. ----------www.schaffhauserland.ch
SCHAFFHAUSER WOCHENENDE
Himmlisch
Umwerfendes Panorama Von der Burg Hohenklingen blickt man auf das Städt-chen Stein am Rhein, den Untersee und bei schönem Wetter bis in die Alpen.
Blick von Buchberg Stille geniessen über den Reben.
Rebberge und Wälder Fahrt nach Buchberg/Rüdlingen
Europas schönste Flusslandschaft Mit dem Schiff nach Schaffhausen
Grösster Wasserfall Europas Bis zu 700 000 Liter Wasser pro Sekunde
Die Bühne mitten in der Schaffhauser Innenstadt macht das Open Air «Stars in Town» einmalig. GEWINNEN SIE TICKETS für einen der hochkarätig besetzten Konzertabende.
Gewinnen Sie Tickets für
«Stars in Town»! Mi 7. August Jamie Cullum, Seven, Aloe Blacc Do 8. August Katie Melua, Lissie, 2Cellos Fr 9. August Silbermond, 77 Bombay Street, Luxuslärm Sa 10. August Mike & the Mechanics,
Patent Ochsner, The Straits Sa 10. August 10 bis 14 Uhr: Family Festival
Das Programm MitmachenBei welchem Konzert möchten Sie dabei sein? Klicken Sie auf der Website www.einkleinesparadies.ch an, für welchen Tag und für welche Konzerte Sie Tickets gewinnen möchten. Sie haben die Qual der Wahl, da jedes Konzert mit Weltstars lockt. Die Tickets werden unter den Teilnehmenden ausgelost. Anmeldeschluss ist der 15. Juli 2013.
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