IMAGEBILDENDDie neue Tirol-Kampagne: authentisch und unkonventionell
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RIESEN SPIELPLAN 2011
KINDER IM RIESEN Workshops für Kreative von 4 bis 12 Jahren
MUSIK IM RIESEN Alljährliches Kammermusikfestival
FAMILIEN IM RIESEN RIESENTOUR: ein funkelnder Streifzug durch die Wunderkammern für die ganze Familie
CLUBBING IM RIESEN «WILD GLAMOUR» mit internationalen DJs
KULINARIUM IM RIESEN Kulinarisches Angebot im CAFÉ-terraSOMMERTIPP: Picknicks im Park mit vielen Leckereien
WERKSTÄTTE IM RIESEN Für Kristallkünstler von 7 bis 99 Jahren
KUNST IM RIESEN Aktuelle Sonderausstellung: «FAMOS» von den Blue Noses
Alle Informationen und Termine unter:www.kristallwelten.com/riesenspielplan
6112 Wattens, Austria Tel: +43 (0) 5224 51080
3 SAISON
STICHWORT
Etymologiewerben, Verb., „werben, sich bewegen,
tätig sein, etwas zu erlangen suchen“, mhd.
(mittelhochdeutsch) werben, V., „bewegen,
drehen, bemühen“, ahd. (althochdeutsch)
werban, V., „sich drehen, bewegen, leben,
sich bemühen“, as (altsächsisch) hwervan, V.,
„sich wenden, gehen“.
Aus: Köbler, Gerhard, Deutsches
Etymologisches Wörterbuch, 1995
Zitiert
„Schreiben Sie niemals einen Werbetext, den Sie Ihre Fami-lie nicht lesen lassen würden. Sie würden Ihrer eigenen Frau keine Lügen erzählen. Also erzählen Sie meiner Frau auch keine Lügen.“
David Ogilvy, Werbetexter (1911–1999)
„Urlaub ist ein Statussymbol. Man will dazugehören, zei-gen, dass man sich das leisten kann.“
Mag. Klaudia Wolf-Erharter, Psychotherapeutin
„Die Österreicher machen deutlich seltener im eigenen Land Urlaub als die Deut-schen.“
Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher
Leiter der Hamburger Stiftung für
Zukunftsfragen
SO NAH, SO FERN.Anekdotisches
A ls eines der ersten „Werbeplakate“ gilt eine Inschrift aus Pompeji,
die zur Zeit Christus’ verfasst wurde: „Ex hinc viatorriens ante turii
XII inibi. Sarinus Publii camponatur. Ut arires. Vale.“ (Wanderer,
gehe von hier bis zum 12. Turm. Dort hält Sarinus eine Weinstube.
Besuche dieselbe. Lebe wohl.)
Während einer Flugreise wurde der amerikanische Kaugummi-Produzent
Philipp Wrigley von einem Journalisten gefragt: „Herr Wrigley, warum stellen
Sie eigentlich Ihre aufwendige Werbung nicht ein? Alle Welt kauft bereits Ihre
Kaugummis, Sie könnten ein Vermögen einsparen!“ Darauf Wrigley: „Wir haben
schon seit geraumer Zeit unsere Flughöhe von 6000 Metern erreicht. Schlagen Sie
wirklich vor, dass ich jetzt ins Cockpit gehe und den Piloten anweise, die Motoren
abzuschalten, um Treibsto¥ zu sparen?“
So nah, so fernWenig lässt die Nähe gelten,Tausend Reize hat die Ferne:Selbst die lichtesärmsten Welten,Wandelt sie – in helle Sterne.
Theodor Fontane (1819-1898)
Zahlen, bitteMehr als die Hälfte
(51,5 % bzw. 13.023.507
Nächtigungen) der Tirol-
Urlauber stammen aus
Deutschland, 13,4 % aus den
Niederlanden und bereits
auf Platz drei liegen die
Inlandsurlauber (1.747.265
Nächtigungen bzw. 6,9 %).
38,2
40,3
34,3
22,8
22,8
13,7
20,2
Anteil der Befragten in %
zu normal
zu viel
zu ine« zient
zu nervig
zu resistent
zu unglaubwürdig
zu unpersönlich
StatistikWas glauben Sie, ist das Hauptproblem der Werbung heute? (Stand: Januar 2010)
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4 SAISON
EDITORIAL
In Summe und grenzüber-schreitend betrachtet ist der alpine Bergsommer inklusive Tirol mangels fokussier-ter Qualitätsentwicklung, jahrzehntelanger Innova-tions- und (vergleichsweiser) Investitionsschwächen im internationalen Wettbewerb der Reiseziele ordentlich abgedrängt worden.
Allgegenwärtig ist der ge-sellschaftliche Wertewandel nach den Wirtschaftskrisen, der sich in der Sehnsucht nach Naturerlebnissen, steigendem Gesundsheits-bewusstsein oder mehr Authentizität spiegelt.
Den Trend, der endlosen Be-schleunigung und Perfektio-nierung entgegen zu treten, greift die Tirol Werbung auch mit ihrer neuen Kampagne konsequent auf und zeigt Sommerbilder, die zurück zum Wesentlichen führen. Natur ungeschminkt, ohne Make-up.
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Das Gute, so nah
Wenn wir dieser Tage – angesichts
erster wärmender Sonnenstrahlen
und erblühender Natur – unserem
Land mit o¥ enen Augen begegnen, erinnern wir uns
gerne an ein bekanntes Goethe-Zitat: „Willst du im-
mer weiter schweifen? Sieh das Gute liegt so nah!“ Das
dachten sich wohl auch viele Gäste aus aller Welt, die
unser Land insbesondere in den Frühlings-, Sommer-
und Herbstmonaten besuchten. Vom Beginn unserer
touristischen Pionierzeiten Mitte des 19. Jahrhunderts
bis Anfang der 1980er Jahre lag der Sommertourismus
in Tirol weit vor dem Winter. Dem Glück unserer tekto-
nischen Verwerfungen zur unvergleichlich schönen, er-
habenen Alpenlandschaft folgte das „Jahrhundertglück“
Wintertourismus, der sich spätestens Ende der 1980er
Jahren als stärkere, weil exklusivere und umsatzinten-
sivere Jahreshälfte manifestierte. Ergo wird seit mehr
als 30 Jahren landesweit viel mehr ins „Snowbusiness“
investiert – mit beeindruckenden alljährlichen Erfolgen
und dem international vielbeachteten Qualitätsresultat,
nämlich Tirol als Wintersportland bis heute zum Aller-
besten weltweit zu zählen.
Neuer alpiner Bergsommer. Dürfen wir das
auch im Sommerhalbjahr feststellen? Dank zahlreicher
Spitzenbetriebe, vereinzelter starker Destinationsent-
wicklungen und einer nach wie vor sehr faszinierenden
Bergnatur eher ja – immerhin liegt Tirol mit 17 Millionen
Sommernächtigungen weit vor Salzburg und Kärnten
auf Platz eins in Österreich; auch im Wettbewerb der
besten Alpenregionen steht Tirol ganz vorne. Dennoch:
In Summe und grenzüberschreitend betrachtet ist der
alpine Bergsommer inklusive Tirol mangels fokussierter
Qualitätsentwicklung, jahrzehntelanger Innovations-
und (vergleichsweiser) Investitionsschwächen im
internationalen Wettbewerb der Reiseziele ordentlich
abgedrängt worden.
Mit Verweis auf Wirtschaftstheorien, „normalen“
Sättigungsphasen im sogenannten Produkt-Lebens-
zyklus, gepaart mit dem dynamischen und zigfach
angewachsenen globalen Wettbewerb mit tausenden
neuen Anbietern, könnten wir diese Entwicklung einfach
zur Kenntnis nehmen. Viele Branchen sind in solchen
„Ermüdungsphasen“ sehr oft sang- und klanglos unter-
gegangen. Wenn wir dieser Tage aber zum ersten Mal
Richtung Sommersaison durch die Wälder laufen, müde
aber glücklich die erste Wanderung bzw. die erste Radl-
tour genießen – dann wissen wir, dass im neuen alpinen
Bergsommer viel mehr steckt, als bisher erreicht.
Wertewandel. Allgegenwärtig ist der gesellschaftli-
che Wertewandel nach den Wirtschaftskrisen, der sich
in der Sehnsucht nach Naturerlebnissen, steigendem
Gesundsheitsbewusstsein oder mehr Authentizität spie-
gelt. Was braucht es, um dem alpinen Sommerhalbjahr
wieder zu neuen Höhenfl ügen zu verhelfen? Erstens
mutige unternehmerische Investitionen in zeitgemäße
neue „Bergsommer“-Angebotsgestaltungen, ebenso in
regionale Infrastrukturen sowie Erlebnisprogramme, die
unsere Alpenwelt hochwertig in Szene setzen, und be-
kannt erstklassige Dienstleistungen in einer Atmosphäre
guter Gastfreundschaft „Marke Tirol“. Eine komplexe,
aber wichtige Herausforderung bleibt die profi liertere
Weiterentwicklung unserer Urlaubsregionen rund um
ihre machtvolle Bergwelt mit unvergleichlicher Kultur-
landschaft in Richtung der Sehnsuchtsbilder unserer
Wohlstandsgesellschaft voll neuer Lust auf Typisches,
Ursprüngliches, Gesundes und nachhaltigen Lebensstil.
Konkret gesucht werden im Tiroler Bergsommer unver-
wechselbare Wander- & Naturerlebnisse, qualitätsvoller
Genuss von Kultur & Kulinarium, spielerische Familien-
berge, herausfordernde Sportparadiese und erfolgrei-
che Tre¥ punkte für Wirtschafts- & Wissenschaftseliten.
Dieser dauerhafte Prozess der alpinen Erneuerung wird
nur dort besser gelingen, wo die wesentlichen regio-
nalen Entscheidungsträger und Leitbetriebe die Trends
rechtzeitig erkennen und mehrheitlich am selben Seil in
dieselbe Richtung ziehen.
Den Trend, der endlosen Beschleunigung und
Perfektionierung entgegen zu treten, greift die Tirol
Werbung übrigens auch mit ihrer neuen Kampagne
konsequent auf und zeigt Sommerbilder, die zurück
zum Wesentlichen führen. Natur ungeschminkt, ohne
Make-up. Diesen radikalen Zugang spürt der Betrach-
ter ebenso wie die Kraft unseres Landes, das keiner
künstlichen Bildbearbeitung bedarf. Tirol hat sich diese
hochwertigste, weil glaubwürdigste Werbung verdient.
Wer sich an diesen schönen Frühlingstagen in unserem
wundervollen Land im Gebirg bewegt, erfährt Tirol in
komplexen, oft auch exotischen Facetten. Tirol – so
nah, so fern. Das begeistert immer öfter uns selbst,
aber auch unsere Gäste – aus nah und fern! ×
EDITORIAL
J O S EF M A R G R EI T ER , D I R EK TO R T I R O L W ER B U N G
Der Sommer in den Bergen ist mindestens genauso aufregend wie der Winter – da-für sorgen die Tiroler Sommerbahnen:
(Angehende) Actionhelden, große und kleine Familien und Ruhesuchende kommen auf den Gipfeln der Sommerbahnen auf ihre Kosten. Den Blick auf die faszinierende Tiroler Bergwelt gibt es als Bonus.
Paradies für BergfexeDie 17 Tiroler Sommerbahnen haben sich das Gütesiegel „ausgezeichnete österreichische Sommerbahn“ hart verdient. „Durch dieses Gütesiegel ist eine gleichbleibend hohe Quali-tät garantiert“, erklärt Josef Margreiter, Chef der Tirol Werbung. Hohe Investitionen, großer Aufwand und viel Kreativität stecken in den 17 Sommerbahnen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen! Mutige stürzen sich bei den Bergbahnen Serfaus den Berg hinunter – mit dem Serfauser Sauser rast man mit 65 Sachen ins Tal! –, ebenso abenteuerlich geht’s im Sommerfunpark Fiss-Ladis zu: Die Sommerrodelbahn macht nicht nur den Kleinen Spaß! Erholungssuchende genießen den Blick von der Innsbrucker Nordkette, Kin-der werden die Spielstationen im Hexenwasser Hochsöll lieben! Wer am liebsten alle vier Jah-reszeiten gleichzeitig haben möchte, findet auf
dem Hintertuxer Gletscher die passende Her-ausforderung. Romantisch ist’s am Filzalmsee, zu erreichen mit den Bergbahnen Brixen im Thale.
Unvergessliches für die KleinenEin Familien-Paradies haben die Bergbahnen Scheffau mit ihrem KaiserWald geschaffen, auch Ellmis Zauberwelt Ellmau wird die kleinen Bergfexe begeistern – und ist einfach mit den Ellmauer Bergbahnen zu erreichen. Natur pur bieten die Bergbahnen Fieber-brunn und die Tiroler Zugspitzbahn mit ihrem 4-Länder-Fernblick. Faszinierende Aussichten verspricht auch die Gipfelplattform „Top of Tyrol“, auf die die Stubaier Gletscherbahnen entführen. Wanderfans genießen rund um die Bergsta-tion der Rofan Seilbahn Natur pur mit seltenen Pflanzen und scheuen Tieren, Action und Erho-lung bieten der Ahorn und der Penken, die mit den Mayrhofner Bergbahnen erreicht werden.
Natur pur Mehr Natur gefällig? Rauschende Bäche und glasklare Luft hat Osttirol zu bieten – die Li-enzer Bergbahnen bringen Sonnenhungrige in Windeseile zur Sonnenlounge mit der un-vergesslichen Aussicht auf die Dolomiten und den Lienzer Talboden. Kletterfreudige Familien
lieben den Zillertaler Kinderklettergarten – zu erreichen mit der Spieljochbahn.
Die Alpbachtaler Bergbahnen bringen Wande-rer zu schönsten Naturjuwelen, die Kleinen sind im Lauserland und in Juppis Zauberwald gern gesehene Gäste. Bei den Bergbahnen Westen-dorf erschließt sich mitten auf der Choralpe das Alpinolino, ein Entdeckerparadies.
Die 17 SommerbahnenBergbahnen Serfaus, Bergbahnen Fiss-Ladis, Innsbrucker Nordkettenbahnen, Hexenwasser Hochsöll, Hintertuxer Glet-scher, Bergbahnen Brixen im Thale, Berg-bahnen Scheffau, Lienzer Bergbahnen, Bergbahnen Ellmau-Going, Bergbahnen Fieberbrunn, Tiroler Zugspitzbahn, Stu-baier Gletscherbahn, Rofan Seilbahn, Mayrhofner Bergbahnen, Fügen – Berg-bahn Spieljoch, Alpbachtaler Bergbah-nen, Bergbahnen Westendorfwww.sommerbahnen.tirol.at
Gipfelstürmer, aufgepasst!Sportlich und aktiv, familiär und gesellig, naturverbunden und relaxt – ein Tag auf dem Gipfel ist immer spannend! Denn die 17 Tiroler Sommerbahnen können weit mehr als nur auf den Berg fahren.
WERBuNG
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INHALT
IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 2/2011 (63. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20
HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Ste� en Arora, Julia Brugger, Mag. Nina Heizer, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Dr. Michael Riedler • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografi k.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -20, [email protected] • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten
THEMA: SO NAH, SO FERN.
8Die neue KampagneDie Tirol Werbung hat sich bei der neuen Imagekampagne für ein innovatives Konzept entschieden.
12Sein statt ScheinGlaubwürdigkeit spielt in der Werbung eine entscheidende Rolle – auch bei der Mundpropaganda.
16„Das Bebauen muss behutsam sein“Heimat und Tourismus: Altbischof Reinhold Stecher im Interview
20So werben die NachbarnWie inszenieren andere theALPS-Partner ihre Region?
24Ein Rucksack voller ErwartungenWarum im Urlaub oft die eigenen Sehnsüchte und Erwartungen das schwerste Gepäck sind.
26Nahe BergluftDie Stärke des Standorts: Tirols Nähe zu wichtigen touristischen Märkten
MAGAZIN
32Gipfeltre� en der alpinen TouristikerVon 5. bis 7. Juni 2011 tre� en sich bei „theALPS“ alpine Top-Touristiker und internationale Einkäufer.
34Mit Geschichten begeisternDas Tiroler Tourismus.Forum 2011 steht im Zeichen des „Storytellings“.
36Schwanger im HotelAuch in Tirol entdecken Hoteliers schwangere Gäste als Zielgruppe.
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38Green MeetingsDie Nachfrage nach ökologisch und sozial korrekten Kongressen steigt.
40Familienbande2011 ist das Jahr der Jubiläen in Obergurgl – dank der Familie Scheiber.
44Musik als kommunikative KraftEin Gespräch mit dem Kompo-nisten Thomas Larcher, Leiter des Festivals „Musik im Riesen“
46 Aus der Ära der fröhlichen Zecher„Trinkfest“ auf Schloss Ambras
49 Kommentare
50 Nachgefragt
DIE NEUE KAMPAGNE
SO WERBEN DIE NACHBARN
ALTBISCHOF STECHERIM INTERVIEW
AUS DER ÄRA DER FRÖHLICHEN ZECHER
MUSIK ALS KOMMUNIKATIVE
KRAFT
FAMILIENBANDE
SEIN STATT SCHEIN
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8 SAISON
SO NAH, SO FERN.
So nah, so fern.Die Tirol Werbung präsentiert ihre neue Kampagne. Ein Philosoph, sieben Landschaftsfotografen und künstlerische Freiheit brachten ein innovatives Konzept hervor.
VON JULIA BRUGG ER
E ndlich. Der endlosen Be-
schleunigung und Perfek-
tionierung tritt die neue
Kampagne der Tirol Wer-
bung wohltuend entschleunigend und
ungeschönt entgegen. Damit versucht sie
wieder einmal unter die Avantgarde der
Tourismuswerber zu gelangen. Knallige
Farben und aufpolierte, montierte Bilder
lassen den Betrachter heute ebenso kalt
wie schreiende Botschaften in einer lauten
Welt. Es ist Zeit für etwas gänzlich Neues.
Josef Margreiter und sein Team ließen sich
auf einen spannenden Prozess ein. Diesen
Sommer werden die Sujets in Österreich
und Deutschland zu sehen sein.
Zurück zum Wesentlichen. Dem
Philosophen und Werber Wolfgang
Scheppe gelang es, der Tirol Werbung eine
neue Sprache zu geben. Eine Sprache, die
zurückkehrt zum Wesentlichen. Sie schal-
tet all das Unnatürliche und Aufgesetzte
aus. „Ich glaube nämlich, dass nur ein von
manipulativen Absichten freies Bildwissen
ein Verlangen nach der Fremde wecken
kann, das der Überprüfung durch die ei-
gene Erfahrung standhält."
Der Prozess zwischen Werbern
und Fotografen verlief ebenso langwie-
rig wie erfolgreich. Es gab keine genaue
Anweisung, der Weg entstand im Gehen.
Immer wieder wurden Pausen eingelegt,
in denen überlegt und diskutiert wurde.
Das Künstlerteam um Kurator Wolfgang
Scheppe tauschte sich mit den Werbern
aus. Lange Gespräche, Zuhören, Konfl ik-
te zulassen und lösen – dieser Prozess
forderte alle. Und heute sind die Verant-
wortlichen der Tirol Werbung stolz auf das
Ergebnis. Sowohl auf die Bilder, die sie für
die neuen Sujets ausgewählt haben, als
auch auf die Fotos, die in einer Ausstel-
lung durch Österreich und Deutschland
wandern und die kunstvoll in einem Bild-
band gesammelt sind. Alle drei Teile sind
Bestandteil der neuen Kampagne, die auf
www.sightseeing-tirol.at präsentiert wird.
So nah, so fern. „Bergsommer in Tirol
= So nah, so fern“ lautet der Slogan der
neuen Kampagne. „Wir konkurrieren mit
Ferndestinationen. Wir möchten dem
Kunden mit den Sujets bewusst machen,
dass er nicht 12 oder 24 Stunden fl iegen
muss, um Natur und Ruhe zu fi nden“, so
Tirols Werber Josef Margreiter.
Der scheinbare Widerspruch des
Slogans greift einen Zeitgeist auf: kurze
Wege und die Besinnung auf das, was vor
Augen liegt. Er beinhaltet damit die Ab-
kehr von „Schneller, höher, weiter“. Die
Botschaft ist schon älter. Auch Goethe
meinte zu seiner Zeit: „Willst du immer
weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so
nah!“ Die neue Kampagne der Tirol Wer-
bung schlägt diesen Weg ein. „Spritpreise
und Flugreisen machen Reisen teurer. Das
heißt aber nicht, dass man auf Erholung
und Ruhe verzichten muss“, führt Margrei-
ter eine weitere Botschaft des Slogans an.
Getrieben von Sehnsucht suchen schließ-
lich alle im Urlaub dasselbe: Abschalten
vom Alltag. Und dazu muss man in der Tat
nicht immer allzu weit reisen.
„Jeder potenzielle Gast hat ein Bild
von Tirol im Kopf. Da ist die Geierwally, die
Dramatik in den Bergen, saftige Kräuter
oder gesunde Kühe“, erklärt Margreiter.
Auf Grund der Werbung sind all diese Bil-
der im Kopf sehr viel kräftiger als das, was
wir in der Realität sehen. „Das ist o. k. Denn
der Mensch kompensiert die Di£ erenz
mit dem, was er erlebt.“ Deshalb also die
Inszenierung und teilweise Überinszenie-
rung im Tourismus? In der Tirol Werbung
wird jedenfalls erst einmal ruhiger getre-
ten. Die Erholung spiegelt sich in der Ruhe
und Natürlichkeit der Bilder wider. Auch in
der Knappheit des Slogans.
„Die neue Kampagne Sight-_Seeing der Tirol Werbung ist mutig und innovativ. Mit dieser Kampagne stellen wir unser Land auf eine noch nicht da gewesene Weise ins Schaufens-ter, indem wir die Bildsprache in der Tourismuswerbung neu interpretieren. Tirol präsentiert sich echt, ungeschminkt und authentisch. Die Tirol Werbung wird damit ihrer Rolle als Vorreiter in der Tourismuswerbung einmal mehr gerecht.“CLAUDIA KNAB, MARKENMANAGERIN DER TIROL WERBUNG
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www.sight-seeing.tirol.at photos by Andrew Phelps, Monika Höfler
So nah, so fern.
Bergsommer in Tirol =
* Im letzten Sommer schickte die Tirol Werbung sieben internationale Landschaftsfotografen auf die Reise. Das war riskant, weil zeitgenössische Fotografie anders sieht, als das Werbebild. Am Ende aber erschloß „Sight-Seeing“ einen neuen Zugang zum Sehen des Landes im Gebirge.
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DER WERBER UND PHILOSOPH„Mich hat die Frage bewegt, ob eine von Neugier und Reiselust getriebene wörtliche Rede des Bildes, wie sie die zeitgenössi-sche Fotografi e unternimmt, eine Bereitschaft zur Kenntnisnahme auch von Schönheit und Raum-gefühl aufbringen kann, die dem Wahrnehmungsangebot der Tou-rismuswerbung mit seinen Fiktio-nalisierungen eine Alternative bie-tet“, erklärt der Philosoph, Werber und Kurator Wolfgang Scheppe.
BESTANDTEILE DER KAMPAGNE „SO NAH, SO FERN.“• 36 Fotos der Landschaftsfoto-
grafen werden collage-artig zu Sujets verarbeitet. Der Schriftzug „So nah, so fern.“ liegt als knappe und klare Aussage über dem Bild. Die Botschaft regt zum Nachden-ken an.
• Die Ausstellung „Sight-_Seeing“, die bis 19. März in der Galerie FO.KU.S ausgestellt war, wandert durch vier Städte in Deutschland (Berlin, München) und Österreich. Am 28. April wird die Ausstellung im Künstlerhaus in Wien erö£ net.
• Plakate und Inserate mit den Sujets folgen diesen Sommer.
SCHLAGWORTE ZUR NEUEN KAMPAGNE• Sachlich• Realitätsnah• Freier, kreativer Entstehungs-
prozess• Neuer Zugang• Trendwende• Wenig bis keine Bildbearbeitung• Einfach • Anders
„INTELLECTUALS“ ALS VORREITERWas die oberen 10.000 haben, wol-len die unteren Milliarden ebenso. Das wiederholt sich in der Geschichte immer wieder aufs Neue. Ob Ka£ ee, Zucker oder Autos, das Kulturgut der Oberschicht sinkt automatisch – in meist etwas veränderter Form und Qualität – in die unteren Schichten ab. Diesen Mechanismus macht sich die Tirol Werbung zu Nutze. „Unsere Zielgruppe sind die Intellectuals und Modern Performer“, so Claudia Knab, Leiterin des Markenmanagements in der Tirol Werbung. „Der Wunsch nach Bergen und nach Bewegung in unbe-rührter Natur ist bei dieser Gruppe am stärksten ausgeprägt.“ Und der Main-stream orientiert sich bekannterweise an den Trendsettern.
GEWINNSPIELSAISON verlost zehn Exemplare des zur Ausstellung erschienenen Bild-bandes „Sight-_Seeing“.
Einsendungen bis 30. April an: o² [email protected] oder per Post an:target group publishing gmbhKarl-Kapferer-Straße 56020 Innsbruck
Kennwort: „Sight-_Seeing“© S
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Trends setzen. „Unsere letzte Kam-
pagne ‚Augenblicke für immer’ orientierte
sich an der Modewelt. Die polierten Bilder
erzeugten eine stark überhöhte Wirkung“,
erklärt Margreiter. Nachdem die Öster-
reich-, Salzburg- und Südtirol-Werbung
ebenso auf den Zug der starken Bildbe-
arbeitung aufgesprungen sind, ist es für
einen Trendsetter ein Muss, das Gegenteil
zu propagieren.
Die neue Sachlichkeit. Und doch
schlägt die Tirol Werbung diesmal einen
gänzlich anderen Weg ein. Denn in der
Werbewelt ist nichts zufällig. Alles wird
geplant, gebrieft, gecastet. Diesmal folg-
te man einem unkonventionellen und
erfolgversprechenden Weg. Professor
Scheppe und sein Team überzeugten. Kein
Briefi ng, kein Casting, keine Models, keine
Picknick-Decke, die kurz vor dem Klick der
Kamera noch einmal zurechtgezupft wird.
Alles wird aufgenommen, wie es ist. Orte,
Menschen, Farben, Formen. Sie werden
unverändert zum Motiv. Die neue Sach-
lichkeit ist wieder da.
Die Fotografen hatten drei Monate
alle Freiheit, in ganz Tirol ihre Motive zu su-
chen. Und sie wurden fündig. „Im Oktober
sahen wir das Ergebnis. Wir waren über-
rascht, was für gute Bilder rausgekommen
sind“, meint Margreiter. „Es waren auch
Klischeebilder dabei. Das zeigt uns, wie
schön Tirol ohne jegliches Zutun ist.“
Aus einem großen Pool von Fotos
wählte die Tirol Werbung schließlich
36 Bilder aus. Ihre einfache und doch
kunstvolle Bildsprache bringt den Erho-
lungswert von Tirol ins Bewusstsein. Den
Erholungswert der Berge, Täler, Dörfer
und Seen. Die Natur wird zum Werbe-
produkt. Sie braucht kein Make-up. Sie
ist Erholung. Die Menschen im Bild sind
wie zufällig eingefangen – und das sind
sie auch. Die Geschichte soll mehrdi-
mensional werden. Deshalb sind zwei bis
drei Bilder collage-artig angeordnet. Die
Wort-Bild-Komposition bleibt klassisch:
Das Bild erzählt die Geschichte. Die Worte
untermalen, doch regen sie gleichzeitig
auch an, innezuhalten und zu überlegen.
So nah, so fern? Was heißt das eigentlich?
Ein weiterer Zeitgeist wird damit ange-
sprochen: innehalten. ×
JOSEF MARGREITER ÜBER TIROL UND WERBUNG
Tirol ist für mich ... „... Heimat, Kindheitserinnerungen, Geborgenheit, Spielplatz und vor allem auch Sehnsuchtsort. Andererseits ist es nicht richtig, Tirol auf einzelne Klischees zu reduzieren.“
Werbung ist für mich ... „... Kommunikation und vor allem auch Dialog. Werbung, die nur in eine Richtung geht, funktioniert nicht. Wir wollen Geschichten erzählen, die ankommen und inspirieren. Die Lust machen, Tirol zu besuchen.“
Tirol Werbung ist für mich ... „... eine Herausforderung, eine Liebe und vor allem auch Begeisterung für das eigene Land.“
Die neue Kampagne der Tirol Werbung ... „... erzählt Urlaubsgeschichten. Sie entführt den Betrachter zu ei-nem ungeschönten Sehnsuchtsort. Mit dieser Kampagne beschreiten wir neue Wege: Die Fotos der Landschaftsfoto-grafen werden unter dem Moto „Sight-_Seeing“ zeitgleich mit den Bildsujets „So nah, so fern“ in verschiedenen Städten in Deutschland und Österreich ausgestellt werden. Wir haben uns damit entschieden, neue unkonventionelle Wege der Markenkommunikation einzuschlagen.“
Bilder einer Ausstellung. Die im Rahmen von „Sight-_Seeing“ ent-standenen Fotografi en zeichnen ein realistisches Bild von Tirol.
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So nah, So fern.12
W erbung ist überall.
Die Werbedichte war
noch nie so hoch wie
heute. Der Konsu-
ment scheint jedoch keine Lust mehr auf
die Dauerberieselung zu haben: Er ignoriert
Plakatwände, klickt Banner grundsätzlich
nicht an und in den Fernsehwerbepausen
verschwindet er aufs stille Örtchen. Vor
Kaufentscheidungen befragt er lieber sei-
ne Freunde und vertraut ihren Empfehlun-
gen statt geschönten Werbebotschaften.
Glaubwürdige Marketingkonzepte sind
gefragt – auch im Tourismus.
Mundpropaganda als Chance. Eines dieser Konzepte trägt den namen
„Virales Marketing“. Was gefährlich klingt,
ist nichts anderes als eine Werbestra-
tegie, die sich das Mitteilungsbedürfnis
der Konsumenten zunutze macht. Wer
könnte eine Werbebotschaft glaubhafter
verbreiten als der Kunde? Er wird so zum
Werber – innerhalb seines sozialen Um-
felds. social Media und Web 2.0. machen
es möglich, den Erfolg der aktionen zu
messen – und erhöhen außerdem noch
die Reichweite. Mit gezielten aktionen
werden Konsumenten dazu gebracht,
ein Produkt oder auch eine Destination
weiterzuempfehlen bzw. imagespots,
aktionen und Gewinnspiele zu verbreiten.
„Mundpropaganda-sender werden als
neutrale Personen wahrgenommen. sie
haben keinen finanziellen Vorteil durch
ihre Empfehlung. Dazu kommt, dass sich
mündliche Empfehlungen persönlich
auf den Empfänger einstellen. Was bei
anderen Werbekanälen wie Fernsehen
oder Radio nicht der Fall ist“, erklärt Mar-
tin oetting, Gesellschafter und Leiter der
Forschungsabteilung der agentur trnd,
die sich auf Mundpropaganda-Marketing
(Word-of-Mouth-Marketing) spezialisiert
hat. authentizität und Glaubwürdigkeit
stehen bei den ungewöhnlichen Werbe-
konzepten an erster stelle und genau das
ist der schlüssel zum Erfolg.
Der Kunde als Werbeträger. Konkret
funktioniert das so: Trnd verfügt über ein
großes netzwerk. aus diesem werden – je
nach Produkt – Menschen mit passenden
interessen ausgewählt. so kommen bei
einem Fertiggericht beispielsweise Kon-
sumenten infrage, die gerne kochen und
sich für Lebensmittel interessieren. Diesen
werden informationsmaterial und Pro-
duktproben zur Verfügung gestellt – mit
der aufforderung, ihre Erfahrungen auch
ihren Freunden und Bekannten zu erzäh-
len und eventuell auch in ihren Weblogs
oder auf Bewertungsplattformen über ihre
Erfahrungen zu sprechen. Diese Testper-
sonen haben einen ViP-status inne – denn
nur wenn sie sich ernst genommen fühlen,
Sein statt ScheinJe glaubwürdiger eine Werbekampagne ist, umso mehr Wirkung zeigt sie. Auch bei viralem Marketing und Mundpropaganda-Marketing steht Authentizität im Vordergrund.
Von S ylVia a ine t ter
saison
So nah, So fern. 13
Gäste sich vor der Buchung im internet
erkundigen“, sagt oetting. Mehrere Um-
fragen geben ihm Recht: Laut einer studie
des Marktforschers Consline holen 25,4
Prozent vor größeren anschaff ungen
informationen im internet ein. Genutzt
werden Produktbewertungsportale, Fo-
ren und Blogs. Weitere 25 % vertrauen auf
Testmagazine und 19,5 % auf Freunde und
Bekannte (Mehrfachantworten möglich).
Die Reiseplanung bzw. -entschei-
dung ähnelt diesem Muster: Der aDaC hat
für seinen Reisemonitor 2010 erhoben,
dass Konsumenten bei der ersten ide-
ensammlung für ihre Reise dem internet
(28,6 %) und Freunden (28,2 %) vertrauen.
auch bei der konkreten Reisevorberei-
tung liegt das internet (30,2 %) vorne,
der Freundeskreis spielt keine so große
Rolle mehr (9,6 %). stattdessen lassen sich
die Befragten lieber im Reisebüro beraten
(25,9 %) oder lesen Reisekataloge (24,9 %)
und Reiseführer (31,5 %).
Mehr als jeder Vierte ist also bei der
Wahl seiner Urlaubsdestination bzw. der
entsteht Mundpropaganda. auch Kritik am
Produkt wird von den Firmen verwertet –
sie fl ießt in die Qualitätsverbesserung ein.
„Word-of-Mouth-Marketing be-
deutet, bewusst mit Mundpropaganda zu
arbeiten. Mundpropaganda sollte nicht
als Zufall oder Glückssache gesehen,
sondern muss als eigene aufgabe des
Marketings wahrgenommen werden. Es
ist auch entscheidend zu wissen, was
über das Unternehmen oder ein Produkt
gesprochen wird“, sagt oetting.
Doch lässt sich dieses Konzept auch
auf den Tourismus umlegen? „Über jedes
Produkt, über das Leute zu reden bereit
sind, gibt es Mundpropaganda. Die Be-
reitschaft hängt ab von der Häufi gkeit der
Gesprächsanlässe“, erklärt oetting. in der
Hotellerie biete es sich geradezu an, die
Gäste aktiv dazu aufzufordern, das Hotel
nicht nur den Freunden weiterzuempfeh-
len, sondern auch auf einer der internet-
bewertungsplattformen (siehe Kasten) zu
bewerten oder auf ihrer Facebook-seite
zu empfehlen.
Für wirkungsvolle Werbung braucht
es authentische Kommunikation. Mit Gäs-
ten in unmittelbaren Kontakt zu treten,
Fehler einzugestehen und auf Kritik zu
reagieren, gehört dazu. auf den Bewer-
tungsplattformen im internet ist die allge-
meine stimmung der Gäste gut erkennbar.
negative Kritik kann für Qualitätsverbes-
serungen genutzt werden – wer diese
kommuniziert, hat doppelt gewonnen.
Glaubwürdigkeit entsteht erst, wenn man
Kritik zulässt.
Offl ine oder online. offl ine-Mund-
propaganda gilt im Wesentlichen zwar
als wirkungsvoller als Mundpropaganda
übers internet. aus einer studie von trnd
geht auch hervor, dass social-Web-Platt-
formen wie Facebook, Twitter & Co. als
Umgebung für Mundpropaganda relativ
unwichtig seien. aber eben nur relativ.
„Die Verbreitung von Mundpropaganda
übers internet ist abhängig von der Pro-
duktkategorie. Gerade im Tourismus spielt
das internet eine große Rolle, weil viele
ZUR PERSONDr. Martin oetting ist Gesellschafter und For-schungsleiter bei der trnd aG, dem ersten und größten europäischen Word-of-Mouth-Mar-ketingnetzwerk. Er gilt als autorität für social Media, virales Marketing und Mundpropaganda und hat im sommer 2009 neben seiner Tätig-keit bei trnd seine Doktorarbeit zu Word-of-Mouth-Marketing abgeschlossen.
Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut. Fuchsteufelswildkönnte man werden, wenn man sich durch tausende Seiten eines Rechtsratgebers quält. Dabei gehts doch viel einfacher:
Die Rechtsberatung für Tourismusunternehmer - kompetent und kostenlos: Telefon: 05 90 90 5 - 1215 E-Mail: [email protected] Internet: wko.at/tirol
„Über jedes Produkt, über das Leute zu reden bereit sind, gibt es Mund-propaganda.“MaRTin oETTinG, GEsELLsCHaFTER UnD FoRsCHUnGsLEiTER BEi TRnD
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Tin
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inwiefern hat der Kontakt zu einem Unternehmen auf Facebook ihre Meinung bzw. ihr Verhalten beeinfl usst?
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Face
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Use
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neue Marken kennengelernt
33,1 %42,1 %
Marken sind woanders stärker aufgefallen
31,8 %41,3 %
mit einer Marke wurde sich intensiver beschäftigt
29,4 %38 %
image der Marke wurde positiv beeinfl usst
28,3 %38 %
image der Marke wurde negativ beeinfl usst
16,3 %22,9 %
QU
ELL
E:
inn
oFa
CT
aG
Der Klick zum besten HotelBewertungsplattformen im Inter-net spielen eine große Rolle bei der Auswahl des Hotels. Sind diese Webseiten vor Manipulation gefeit?
G erade auf dem Reisesektor gewin-
nen online-Bewertungsplattformen
immer mehr an Bedeutung: Eine Befragung
durch Fast Future Research ergab, dass 74 % der
Befragten künftig vor der Buchung des Urlaubs
eine online-Community befragen wollen. Die
bekanntesten sind Tripadvisor und Holiday-
check. Doch sind alle Bewertungen echt?
Stiftung Warentest „Gut“. 2010 hat stiftung
Warentest Hotelbewertungsplattformen ge-
testet und versucht, gefälschte Bewertungen
zu hinterlassen. Testsieger war Holidaycheck –
obwohl auch dort zwei der fi ngierten Bewer-
tungen nicht aussortiert wurden. Bei Holiday-
check durchlaufen nach eigener aussage alle
Bewertungen – im Winter rund 1500 pro Tag,
im sommer 3000 – eine automatische Prü-
fung. so werden zum Beispiel Bewertungen
auf beleidigende inhalte gescannt. auff ällig
gewordene Bewertungen werden von einem
45-köpfi gen Qualitätsteam untersucht. Doch
die Echtheit aller Einträge kann selbst mit die-
sen Überprüfungen nicht garantiert werden.
Buchen und bewerten. als wesentlich sicherer
gelten Buchungsplattformen (z.B. www.hrs.
com oder www.hotel.de), auf denen Hotels
nur dann bewertet werden können, wenn
auch die Buchung online über die jeweilige
internetseite erfolgte.
Bei genauer Betrachtung der Bewertun-
gen von Tiroler Hotels fällt sowohl bei holiday-
check.com als auch bei tripadvisor.com auf,
dass fast alle der am besten bewerteten Tiroler
Hotels auf ihren internetseiten die Gäste zur
Bewertung auff ordern.
14
Wahl seines Hotel beeinfl usst von den
zahlreichen Bewertungen im internet
– und wird kaum ein Hotel wählen, das
schlechte Bewertungen hat. aber noch
viel weniger wird er eines aussuchen, das
gar nicht vorkommt.
auch social Media biete zahlreiche
kostengünstige Marketingmöglichkeiten
für den Tourismus: „nur ein Facebook-
Profi l anzulegen, ist zu wenig. aber Face-
book ermöglicht es, mit den Gästen in ein
Gespräch zu kommen und sie mitreden
zu lassen. Ein Hotel baut einen neuen
Wellness-Bereich? Eine gute Gelegen-
heit, um die Gäste zu fragen, was sie sich
wünschen!“, gibt oetting anregungen. Die
eifrigsten ideengeber könnte der Hotelier
dann zu einem Vorab-Test einladen – spä-
testens dann ist ihm positive Mundpropa-
ganda sicher.
Negative Mundpropaganda. Man-
che Touristiker fürchten sich vor negativer
Mundpropaganda, wenn sie aktiv fordern,
dass über ihr Unternehmen gesprochen
wird. „negative Mundpropaganda hat man
auch, wenn man nicht damit arbeitet, denn
sie entsteht ja nicht durch das Word-of-
Mouth-Marketing. Wesentlich ist, dass
man Kritik zur Qualitätsverbesserung
einsetzt“, erklärt oetting.
Doch was ist mit dem alten spruch,
dass Gäste ein negatives Erlebnis zehn
Menschen erzählen, ein positives jedoch
nur dreien? Ein Vorurteil? Ja! Befragt nach
der letzten Mundpropaganda-Erfahrung
gaben 89 Prozent an, über ein positives
Erlebnis berichtet zu haben. auch erklär-
ten die Befragten, kaum mehr Menschen
von negativen Erlebnissen zu erzählen als
von positiven.
Eines aber darf man bei der Konzi-
pierung einer Word-of-Mouth-Kampagne
nicht vergessen: „Voraussetzung für den
Erfolg ist, dass das Produkt gut ist“, bringt
es oetting auf den Punkt, „ein schlechtes
Produkt kann man nicht mittels Word-of-
Mouth-Marketing vermarkten.“ ×
„Das stärkste Element in der Werbung ist die Wahrheit.“ WiLLiaM BERnBaCH, aMERiKanisCHER WERBEFaCHMann, 1911-1982
15
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16 saison
so nah, so fern.
„Das Bebauen muss behutsam sein“Altbischof Reinhold Stecher über Tirols Chancen und Herausforderun-gen, Unterschiede zwischen Südtirol und Nordtirol, den Ballermann-Stil und die Entscheidung: Herzinfarkt oder drittes Hotel.
Da s IntervIew führte nIna heIzer .
© g
er
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be
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Heimat als Motiv. Den Blick auf Tirol
verarbeitet Reinhold Stecher auch in seinen Bildern.
17
S AISON: Herr Bischof Stecher, was schätzen Sie an Tirol? dr. reinhoLd sTeCher: es
ist gefährlich, große Worte zu
dieser Frage zu formulieren. ich habe gott
oft gedankt, dass er uns ein so schönes
stück Welt zur heimat geschenkt hat. Und
ich weiß, dass diese gefühle viele Tirole-
rinnen und Tiroler mit mir teilen.
Und was schätzen Sie an der Tiroler Men-talität? An unserer Art? Wenn man ein
Leben lang als seelsorger in einem Land
tätig war, im auf und ab der epochen und
der Jahrzehnte, mit vielen einblicken in
die realitäten des Lebens, dann vermeidet
man ein allzu überzeugtes sich-auf-die-
schulter-Klopfen. so nach der Melodie:
„bisch a Tiroler, bisch a Mensch“. alle
schatten der Konsum-, spaß-, anspruchs-
und Wohlstandsgesellschaft sind auch auf
uns in Tirol gefallen. aber es gibt nicht nur
die schatten. es gibt ein gesundes gefühl
für traditionelle Werte, die man nicht jeder
modernen Tabu-räumaktion opfert, und
doch einen sinn für gesunden Fortschritt.
Man fi ndet inmitten auf den eigenen Vor-
teil bedachter Mentalitäten mit gesundem
egoismus auch sehr viel off enheit für
Menschlichkeit und hilfsbereitschaft.
Mit dieser liebenswerten seite Ti-
rols bin ich in meiner Tätigkeit besonders
konfrontiert worden. ich habe immer
hilfsbereite Menschen und hilfsbereite
organisationen innerhalb und außerhalb
der Kirche erlebt. Und da ich im karitativen
bereich eine erfahrung habe, die über die
Landesgrenzen hinausgeht, weiß ich, dass
dieses helfenwollen in Tirol tatsächlich ei-
nen besonderen, in diesem ausmaß nicht
überall vorhandenen akzent hat.
Was unterscheidet die Nordtiroler von den Südtirolern? das ist nicht leicht zu
beantworten. als ein nordtiroler, der drei
Viertel seiner Wurzeln in südtirol hat, dort
auch viel tätig war und alle Täler und berge
kennt, weiß man natürlich um viele Ver-
bundenheiten. aber die situation südtirols
ist eben seit 90 Jahren eine andere. das hat
sicher auch in den akzenten der Mentalität
spuren hinterlassen. die politisch-nationa-
le auseinandersetzung hat im süden etwas
andere Kanten geschliff en als im norden.
seelsorglich gesehen ist südtirol natürlich
in den gleichen Problemen eines wach-
senden Wohlstandes wie wir.
Wohin führt der Weg dieser beiden be-liebten Urlaubsdestinationen? ich glau-
be, dass das Land im gebirge in süd und
nord klares Wertebewusstsein und eine
wachsende off enheit braucht. in beiden
Teilen macht Fremdenverkehr weltoff e-
ner, und was südtirols nationales Problem
betriff t, so liegt die Zukunft sicher in der
Linie, dass man die rechte der Minder-
heiten wahrt und aufeinander zugeht. Po-
sitive begegnungen von Kulturen hatten
immer Zukunft, gräben haben sie nicht.
Tirol wird von unzähligen Touristen je-des Jahr besucht. Was zieht diese Ihrer Meinung nach Tirol? auf grund meiner
bücher und alpiner Tätigkeiten bin ich mit
sehr vielen Menschen aus der ganzen Welt,
vor allem aber aus dem deutschen sprach-
raum, in beziehung getreten, unter ande-
rem in Form von vielen Tausenden briefen,
die ich erhalten und beantwortet habe. es
mag sicher nur ein ausschnitt unseres gäs-
tepotenzials sein. aber diese erfahrung ist
eindeutig: Man schätzt und liebt das Land
wegen der berge im sommer und Winter,
dem guten ambiente, einer kultivierten
gastlichkeit, einer bewahrten natur. diese
Klientel wendet sich von übertriebenen
erscheinungen an angebot, ausbau und
erschließungen eher befremdet ab.
der ballermann-stil wird seine an-
hänger haben – ich glaube nicht, dass er
die Zukunft ist. in der heiligen schrift heißt
es, gott habe dem Menschen den garten
eden gegeben, damit er ihn bebaue und
behüte. Wenn wir das klassische erho-
lungsland im herzen europas als kleines
Paradies bleiben wollen, dann wird der
akzent mit Zukunft auf dem zweiten
liegen müssen. Und das „bebauen“ muss
behutsam sein.
Es wird viel Geld mit den Touristen ver-dient. Wie gehen die Tiroler mit dieser Einnahmequelle um? Bleiben sie trotz-dem noch authentisch? da bin ich etwas
überfragt. Wie die Tiroler mit dem geld
aus dem Tourismus umgehen, kann ich
schwer einschätzen. Zweifellos ist das
geschäft mit dem gast nicht wegzu-
denken und hat bis in die einst ärmsten
Täler hinein Wohlstand gebracht. geld ist
natürlich auch mit gefahren verbunden.
Man kann und darf nicht alles verkaufen.
Man muss auch im Tourismus die Kultur
der Familie und die intimität des familiären
raums wahren – sonst wird man erleben,
dass eine junge generation ihren Kindern
die belastungen des Turbo-Tourismus
nicht mehr zumuten will. Man muss eine
eigenständige dorfkultur wahren. Und
nicht zuletzt muss ich hier sagen: eine
gesunde religiosität, die um die grenzen
der menschlichen existenz weiß und nicht
alles glück im haben sucht, wird immer
eine hilfe sein, auf dem boden zu bleiben.
Worin liegen die Chancen des Landes?Vielleicht darf ich hier auf eine Chance in
unserem Tourismus hinweisen. ich gehe
von einem kleinen erlebnis aus: in einem
anderssprachigen europäischen Land bin
ich mit dort beheimateten Leuten über
Tourismus ins gespräch gekommen. sie
haben mir gesagt: Wir fahren zum Win-
terurlaub nach Österreich oder in die
schweiz. Wir wollen von den toten al-
penländern, in denen ein paar langweilige
hotelsilos stehen, nichts wissen. Man kann
dort zwar auch ski fahren, aber es ist dann
keine lebendige gemeinde da. bei euch in
Tirol ist das anders. da sind gemeinden
mit ihrem Leben da, ihren strukturen und
organisationen – und keine toten Täler.
Wie kann Tirol sich diese aktiven Gemein-den erhalten? Worauf muss aufgepasst werden? die Chancen unseres Tiroler
Tourismus sehe ich in besonderer Weise
in der Wahrung einer menschlichen Welt,
lebendigen gemeinde. nur unwissende
Leute spotten über Vereine, Musikkapel-
len, schützen, Chöre und bergrettung,
Feuerwehr und Trachtler, sportverein
und Familienmusik. ein hemmungsloses
immer-noch-mehr-haben-Wollen, im-
mer-noch-mehr-Vermarkten kann eben
diese menschliche Welt gefährden. Und
zu dieser menschlichen Welt gehören gut
behandelte und zufriedene Mitarbeiter.
die soziale struktur im Tourismus muss
stimmen. das Klima unserer häuser ist
entscheidend. ich kenne Menschen aus
den ballungszentren Mitteleuropas, die
sich hier an ihrem Urlaubsort mehr zu
„Es gibt ein gesundes Gefühl für traditionelle Werte, die man nicht jeder modernen Tabu-Räumaktion opfert, und doch einen Sinn für gesunden Fortschritt.“
18
IHR GASTRO-PROFI MIT ZUSTELLSERVICE
Q u a l i t ä t e r l e b e n w w w . w e d l . c o m
Immer in Ihrer Nähe!11 Abholgroßmärkte • fl ächendeckende ZustellungIn Tirol: Imst, Innsbruck und Mils bei Hall in Tirol
ZUR PERSONaltbischof dr. reinhold stecher wurde am 22. dezember 1921 in st. Valentin auf der haide in südtirol geboren. er maturierte in innsbruck und besuchte das Priesterseminar in st. Michael in Matrei am brenner und, nach aufl ösung des seminars durch die gestapo, am stift st. ge-org in Kärnten. nach einer Wallfahrt zu einem seiner Lieblingsplätze in Tirol, Maria Waldrast, wurde er 1941 für zwei Monate von der gestapo inhaftiert und zur Wehrmacht mit Fronteinsät-zen in Karelien, Lappland und norwegen ein-gezogen. nach einer Verwundung trat er in das Priesterseminar Canisianum in innsbruck ein und wurde 1947 zum Priester geweiht. im dezember 1980 erfolgte die bischofsernen-nung stechers durch Papst Johannes Paul ii. in der Österreichischen bischofskonferenz war bischof stecher viele Jahre zuständiger refe-ratsbischof für die referate Caritas und Frauen. Zugleich war er Vertreter der Österreichischen bischofskonferenz in der glaubenskommission der deutschen bischofskonferenz. als nachfol-ger von bischof stecher wurde alois Kothgasser im oktober 1997 bestellt. stecher ist bekannt als autor zahlreicher bücher, Maler und begeis-terter bergsteiger und Wanderer.
hause fühlen als in der großstadtstraße.
in diesem humanum des Tourismus liegt
unsere Chance.
Worauf müssen die Tiroler besonders achtgeben? ein wenig habe ich das schon
angedeutet. die wunderbare natur ist
ein Kuchen, an dem man nicht ständig
herunterschneiden kann. ich weiß, dass
im einzelfall vieles zur debatte steht und
dass jede Form sauberer energiegewin-
nung ihren Preis hat. aber in dieser Frage
geht es heute um das Leben. das kann
man nicht von jedem Lift und jedem
Parkplatz behaupten. grenzen werden
immer schmerzlich sein und Widerspruch
hervorrufen. aber wenn sie mich fragen,
worauf wir achtgeben müssen – dann
muss man an diese dinge denken.
Und die Touristiker und Hoteliers? der
Tiroler Touristiker, der ja in einem äußerst
beanspruchenden beruf lebt und hart
gefordert ist, der muss sich vor dem hek-
tischen „immer mehr“ hüten. Wenn der
herzinfarkt kommt, nützt das dritte hotel
auch nichts. alles Wachstum wird heute
wohl eine besondere Wende in richtung
Qualität haben müssen.
Was wünschen Sie dem Land für die Zu-kunft? ich sitze oft auf der nordkette, al-
lein, und schau auf meine stadt und mein
liebes Tirol hinunter. Und als seelsorger
schaut man nicht nur, man denkt an vie-
les und an viele Menschen und betet. ich
weiß nicht, wie die Zukunft sein wird. in
meinem Leben hat sich dieses Land äu-
ßerlich und geistig so viel verändert, dass
mir das Land meiner Kindheit fast wie ein
ferner Traum vorkommt. aber wie immer
die entwicklung sein wird, ich hoff e, dass
die Menschen in Tirol in einem Wertge-
füge bleiben. in einem Ja zur heimat und
hilfsbereitschaft, zu Familie und gemein-
schaft, zu natur und gast. Und im beson-
deren wünsche ich dem Land, dass in ihm
immer wieder ein echtes gottvertrauen
blüht. Wenn ich da droben sitze, kommt
mir das Lied des alpenvereins in den sinn:
„Tirol, Tirol, so schön und weit, blühst du
empor zu ewigkeit ...“
Vielen Dank für das Gespräch. ×
19
SAISON
SO NAH, SO FERN.20
So werben die NachbarnAnlässlich des Starts der neuen Imagekampagne der Tirol Werbung wagt SAISON einen Blick über den Tellerrand: Wie bewerben andere theALPS-Partner ihre Region und welche Strategien stecken dahinter?
VON S TEFFEN AROR A
D ie Ostschweizer Region
graubünden, die Marke deckt
sich nicht mit dem politisch-
geografi schen Kanton und wird daher
kleingeschrieben, nutzt den Steinbock
als Schlüsselbild und Symbol. „Das rührt
daher, dass der gehörnte Alpenbewohner
das Wappentier des Kantons ist und auch
im Autokennzeichen vorkommt. In der
Schweiz verbindet man mit dem Stein-
bock automatisch Graubünden“, erklärt
Brand-Manager Gieri Spescha. Zudem
stehe das Tier stellvertretend für die alpine
Landschaft, so wie etwa das Matterhorn
zum Symbol der Region Wallis wurde.
Selbst im Logo kommt das Wappentier
vor, indem das „ü“ im Wort graubünden
einen lachenden Steinbock symbolisiert.
Lachen ist ein weiteres Stichwort. Denn
auch der Humor kommt in der Kampagne
von graubünden nicht zu kurz. „Das hat
Tradition bei uns. Schon seit den 1980er
Jahren ist immer eine gesunde Prise
Humor und Selbstironie fi xer Bestandteil
unserer Kampagnen. Nicht zuletzt des-
halb, weil das die Bündner Mentalität wi-
derspiegelt“, so Spescha. Dieser pointierte
Witz in der Werbung ist mittlerweile zum
Alleinstellungsmerkmal der Region ge-
worden. Obwohl die Kampagne eigentlich
auf den Schweizer Markt zugeschnitten
ist, haben die dazugehörigen, äußerst lus-
tigen TV-Spots via Internet längst über die
eidgenössischen Grenzen hinaus Kultsta-
tus erlangt. Als Nächstes will graubünden
mit dieser Kampagne den Süddeutschen
Markt bewerben. Allerdings, räumt Brand-
Manager Gieri Spescha ein, prüfe man
noch, ob dazu nicht einige Adaptionen
notwendig sein werden: „Der deutsche
Humor ist eben doch ein anderer als der
Schweizer.“
Seit 2007 wirbt die Region graubün-
den in der Schweiz mit der aktuellen Stein-
bock-Kampagne, im Sommer wie auch
im Winter. Neben der Destination selbst
wird die Marke aber auch für regionale
Produkte, wie etwa das berühmte Bünd-
nerfl eisch, und kulturelle Besonderheiten
genutzt. Dieses Werben auf mehreren
Leistungsebenen, das auch die Bereiche
Transport, Forschung und Wirtschaft im
Allgemeinen umfasst, praktizieren die
Bündner seit nunmehr elf Jahren. ×
graubündenHumoriges mit dem Steinbock
www.graubuenden.ch
© G
RA
UB
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RIS
MU
S
Horny. In der Ostschweiz setzen die Werbefachleute auf das Natursym-bol Steinbock, gespickt mit einer Prise Selbstironie.
SAISON
SO NAH, SO FERN. 21
D ie Region Südtirol nutzt bei ih-
rer Imagekampagne gekonnt
ihre geografi sche Sonderpo-
sition. So werden die Kernmärkte Italien,
Schweiz und Deutschland mit verschie-
denen Imagekampagnen bearbeitet. „Die
Sujets haben immer dasselbe Layout und
auch die Marke ‚Südtirol‘ mitsamt dem
grafi sch stilisierten Gebirgszug ist immer
dieselbe, egal ob im italienisch- oder
deutschsprachigen Raum“, erklärt dazu
Greti Ladurner, Leiterin der Abteilung
Marktmanagement des Südtirol Marke-
ting. Was aber variiert, sind die Werbe-
botschaft sowie das Werbemedium. So
bewirbt sich Südtirol am italienischen
Markt als nördliche und alpine Region.
„Wir setzen dort auf unsere Besonder-
heit, zwar noch Italien zu sein, aber eben
ganz anders“, erklärt Ladurner. So werden
die Italiener mit der exotischen Aussicht
auf Berge, Schnee gelockt. Neben der
Destination bewirbt man in Italien auch
die Südtiroler Produkte. Werbemedium
Nummer eins am italienischen Markt ist
das Fernsehen. „Wir setzen dort in erster
Linie auf TV-Spots“, sagt Ladurner.
Diese Kombination aus Produkt-
und Destinationsmarketing wird auch am
deutschen Markt praktiziert. Allerdings
ist dort das Werbemedium der Wahl das
Internet. Den Deutschen wird Südtirol
ebenfalls als alpine Region nähergebracht.
Aber hier kommt bereits ein Hauch Italien
hinzu. „Wir präsentieren uns als das etwas
bessere Italien, um es salopp zu formulie-
ren“, schmunzelt Ladurner. Ordentlicher,
weniger südländischer, schlichtweg
Südtirol als Kombination aus italieni-
schem Flair und deutscher Gründlichkeit.
Schließlich gibt es noch die Strategie für
den Schweizer Markt. „Mit Hochgebirge
werden wir dort nicht punkten, das ha-
ben die Schweizer selber zur Genüge“,
erklärt Ladurner. Also setzen die Südtiroler
bei den Eidgenossen auf das Image des
südländischen Genusslandes. Statt der
regionalen Produkte wird dort besonders
die Südtiroler Küche hervorgehoben. Als
Werbemedium Nummer eins gelten in der
Schweiz wiederum Printmedien.
Seit 2009 verwenden die Südti-
roler ihre aktuelle Kampagne. Egal wo
geworben wird, es wird stets die deut-
sche Bezeichnung „Südtirol“ verwendet.
„Weil Untersuchungen ergeben haben,
dass mehrsprachige Marken sehr pro-
blematisch sind“, erklärt Ladurner. Wie
in Graubünden werden auch in Südtirol
seit 2005 sowohl die Destination als auch
regionale Produkte mit derselben Marke
beworben – von Äpfeln über Wein bis hin
zur Milch. ×
www.suedtirol.com
Südtirol
Alpin oder mediterran, wie es euch gefällt
NETZWERK THEALPStheALPS ist eine Plattform für gemeinsames touristisches Handeln im europäischen Alpentourismus, Vernetzung und innovatives Denken. Ein Ort der Begeg-nung und des Erlebens für die Top-Touristiker des Alpentourismus und führenden Entscheidungsträger der internationalen Tourismusbranche. Partner des Verbundes sind: Bavarian Alps, Best of the Alps, graubünden, Kärnten, Salzburger Land, Steiermark, Südtirol, Tirol, Vorarlberg und Wallis. Das nächste Tre© en im Rahmen von theALPS fi ndet von 5. bis 7. Juni in Innsbruck statt.
www.the-alps.eu
© S
ÜD
TIR
OL
TO
UR
ISM
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Land & Leute. In Südtirol kann – so das Credo der Werbung – jede Ziel-gruppe etwas für sich entdecken. Am Berg wie am Tisch.
22
D ie Steiermark setzt seit den
späten 1970er-Jahren auf das
„Grüne Herz“. „1995 ist man
aus nicht nachvollziehbaren Gründen
kurzfristig davon abgekommen“, erzählt
Georg Bliem, Geschäftsführer von Stei-
ermark Tourismus, „doch 2004 haben
wir es – übrigens mit Hilfe eines Tirolers
– wiederentdeckt.“ Nicht von ungefähr:
Denn das herzförmige Logo mit dem un-
verwechselbaren Schriftzug wirkt „nach
innen wie nach außen“. Bliem vergleicht
den Wiedererkennungswert und die
Markendurchdringung des Steiermark-
symbols mit dem Tirol-Schriftzug: „Das
war auch ein bisschen unser Vorbild.“
Die grüne Mark nutzt ihr Logo längst auf
vielfältige Weise: Abseits des Tourismus
wird das Herz auch in Wirtschaft und
Industrie verwendet. Es ist das Leitmotiv
der Steiermark-Kampagnen.
In der aktuellen Imagekampagne
spielt das Herz eine besondere Rolle,
wie Bliem erklärt: „Es symbolisiert das
steirische Lebensgefühl. Unsere Markt-
forschung hat ergeben, dass unsere Gäste
genau das erwarten: Die Steirer gelten als
gute Gastgeber, bei denen es menschelt.
Authentizität und Natürlichkeit sind unser
Stempel.“ Neben dem Herz stehen daher
bei den Sujets zur Ski-WM 2013 in Schlad-
ming Menschen im Mittelpunkt: „Nicht
Models, sondern natürliche, steirische
Typen.“ Neu ist die Herz-Glocke. Damit
landeten die Steirer ihren jüngsten Coup.
„Die Glocke ist das steirische Ski-WM-
Pendant zur Vuvuzela der Südafrikaner
während der Fußball-WM“, sagt Bliem.
Steiermark Wo es „herzelt und menschelt“
Was als Gag gedacht war, entwickelte
sich unversehens zum Renner. Am ersten
Verkaufstag im März 2011 gingen 2000
Stück über den Ladentisch. „Wir haben
jetzt eigens eine Mitarbeiterin abstellen
müssen, die sich nur um den Vertrieb der
Herz-Glocken kümmert“, schmunzelt
Bliem.
Inhaltlich transportiert die Stei-
ermark über ihre Imagekampagne drei
Bilder: Wein und Gärten, als Referenz an
die südsteirische Thermen- und Wein-
bauregion. Berge und Wälder, in Hin-
blick auf die obersteirischen Berge. Und
schließlich Kultur und Begegnung, was
wiederum auf die Kulturstadt Graz abzielt.
„Über den dreien steht immer das Herz“,
so Bliem. Ähnlich wie Südtirol nutzt auch
die Steiermark verschiedene Kampagnen
für die verschiedenen Zielmärkte. „Alles
andere wäre heutzutage ein Fehler“, ist
www.steiermark.com
Bliem überzeugt. So habe man heraus-
gefunden, dass ungarische Gäste es gern
gemütlich haben. Während tschechische
Touristen meist Action suchen. Hinsicht-
lich der steirischen Thermenregion wird
ebenfalls zielmarktorientiert unterschie-
den, wie Bliem erklärt: „Österreicher
lieben Thermenurlaub, vor allem Tiroler.
Die bleiben auch eine Woche. Deutschen
ist das aber zu langweilig, die wollen Zu-
satzangebote. Italienern wiederum kön-
nen wir die Thermen nur in Verbindung
mit Kultur, also Graz, schmackhaft ma-
chen. Holländer locken wir mit Thermen
überhaupt nicht hinterm Ofen hervor.“ In
den einzelnen Zielmärkten wird dann ein
Sammelsurium an Werbemitteln einge-
setzt – vom Inserat übers Plakat bis hin
zur bedruckten Straßenbahn oder auch
gezieltem Marketing über Social-Media-
Plattformen. ×
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Grüne Mark. Vom Dachstein bis zur Thermenregion spielen die Werber mit den Trümpfen Herzlichkeit und Authentizität.
E chtes Sommergefühl vermittelt die neue Image-
kampagne von Kärnten. Es dominiert das Element
Wasser in verschiedenen Variationen. Den Betrachter
überkommt sofort die Lust nach Sonne und Strand. Beim Be-
trachten der azurblauen Wasserfl ächen und palmenumrahm-
ten Abendrotszenen wähnt man sich beinah am Mittelmeer.
Das kommt nicht von ungefähr, wie Brand Managerin Barbara
Strobl-Wiedergut erklärt: „Die Marktforschung hat gezeigt, dass
die Berge-Seen-Kombination auf der Südseite der Alpen unsere
Unique Selling Proposition (Alleinstellungsmerkmal, Anm. d.
Red.) ist. Durch die Kombination der Sujets im Wechsel, zum
Beispiel wöchentlich, ergibt sich unsere Werbebotschaft.“
Teilweise spielen die Kärntner mit beinah mediterranen
Klischees, wenn etwa Palmensilhouetten den romantischen
Sonnenuntergang am Seeufer krönen. Die Slogans sind in-
des sehr einfach gehalten. Kärnten setzt auf Schlagworte, die
immer das Wort „Lust“ beinhalten. „Damit soll einerseits das
einzigartige Kärntner Urlaubsgefühl ‚lustvoll leben und gelas-
sen genießen‘ transportiert werden“, sagt Strobl-Wiedergut.
Andererseits stelle dies „die Klammer über den Kärntner Mar-
kendreiklang“ dar: „Seenerlebnis, Natur-Aktiv Park Kärnten
sowie Alpen-Adria Kulturgenuss Kärnten. Auf Basis eines um-
fassenden Marktforschungspaketes hat die Kärnten Werbung
2010 einen Marken-Relaunch durchgeführt. Die Ergebnisse der
Marktforschung haben eindeutig bestätigt, dass das besondere
Kärntner Lebensgefühl „lustvoll leben und gelassen genießen“
die Urlaubsatmosphäre in Kärnten präge, so Brand Managerin
Strobl-Wiedergut: „Dieses einzigartige Urlaubsgefühl wird mit
dem Versprechen ‚Lust am Leben‘ perfekt transportiert sowie
in unseren Bildwelten umgesetzt.“
Im Gegensatz zu Südtirol und Graubünden, die mit ihren
Kampagnen auch regionale Produkte oder andere regionale
Besonderheiten bewerben, setzt Kärnten mit seiner Image-
kampagne „zu 90 Prozent auf regionale Erlebnisräume“. Ein
Urlaubsland als Gesamterlebnis. Die aktuellen Sujets werden
in dieser Form in sämtlichen Zielmärkten eingesetzt. ×
Kärnten – Lust am Leben
www.kaernten.at
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Lustvoll. Jede Menge Wasser, also fast wie am Meer. So präsentiert sich das
südlichste Bundesland in der Werbung.
24 SAISON
SO NAH, SO FERN.
SAISON: Frau Wolf-Erharter, „es gibt nichts Schöneres als das Gefühl aufzubrechen“, hat Peter Handke einmal
gemeint. Was glauben Sie, was treibt die Menschen in die Ferne? KLAUDIA
WOLF-ERHARTER: Grundsätzlich denke
ich schon, dass es die Sehnsucht nach
etwas Neuem ist, die Sehnsucht nach den
eigenen Träumen. Dass man das, was man
sich erträumt, woanders anfassen und
anpacken kann und es nicht nur Traum
bleibt, sondern Wirklichkeit wird. Es ist
auch ein Ausbrechen aus dem Alltagstrott,
aus der eigenen Struktur. Nach dem Mot-
to: Jetzt darf ich mal für zwei Wochen ein
ganz anderer Mensch sein. Da stellt sich
allerdings für mich die Frage, kann ich
das nicht zu Hause auch? Zwei Wochen
im Jahr ist da fast ein bisschen wenig. Für
mich geht es deshalb auch darum, sich zu
fragen: Wie kann ich denn meine Träume
auch in meinem Alltag leben, einbinden,
wie kann ich frei werden in mir? Urlaub
in mir, sozusagen. Wenn man das nur auf
zwei Wochen im Jahr konzentriert, könnte
man sehr schnell enttäuscht werden be-
ziehungsweise ist man nach zwei Wochen
Urlaub schnell wieder vom Arbeitsalltag
überrollt und kann es kaum wahrhaben,
dass man doch gerade noch vor drei Ta-
gen unter Palmen lag.
Glauben Sie, dass das bei vielen Men-schen der Fall ist? Nicht bei allen. Ich
glaube schon, dass sehr viel in diese Ur-
laubszeit hineingepackt wird. Beispiels-
weise geht man Romane kaufen, mit
dem Vorsatz, die lese ich dann im Urlaub.
Urlaub mit einem Rucksack voller Erwartungen
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Warum im Urlaub oft die eigenen Sehnsüchte und Erwartungen das schwerste Gepäck sind, weshalb man auch bei der Urlaubsplanung lieber zu Slow Food, anstatt Fast Food greifen sollte und was das für die Tourismusbranche bedeutet, darüber spricht die Psychotherapeutin und Stressexpertin Klaudia Wolf-Erharter im Interview.
SAISON
SO NAH, SO FERN. 25
Alle fahren, also fahre ich auch, Urlaub ist
ein Statussymbol. Man will dazugehören,
zeigen, dass man sich das leisten kann. Da
haben die meisten noch keine Sekunde
darüber nachgedacht, was sie brauchen,
da zählt nur, dass sie das jetzt auch haben.
Der jährliche Urlaub ans Meer gehört so
dazu wie der Flachbildschirm und der
iPod. Ich glaube, dass die Masse mittler-
weile so ihren Urlaub bucht.
Was bedeutet das für die Tourismus-branche? À la longue könnte es für die
Tourismusbranche zu einer schwierigen
Situation führen, wenn der Urlaub zu
einem beliebigen Produkt wird. Denn ir-
gendwann tritt eine Art Sättigung ein und
das Produkt interessiert mich nicht mehr,
wie das bei jedem anderen Produkt auch
der Fall sein kann. Der Urlaub ist dann
einfach nur eine von vielen Waren, die im
Regal stehen.
Wird der Urlaub für viele statt zum Er-holungsfaktor zu einem zusätzlichen Stresselement? Meist steckt beides drin.
Kurze Zeit komme ich weg von meinem
Alltag und meiner Arbeit. Allein diese Ver-
änderung bringt oft einen Blickwechsel
mit sich, wie man eigentlich lebt. Deshalb
glaube ich, dass es im Urlaub auch immer
zu einer Sequenz kommt, in der ich mich
frage, wo stehe ich in meinem Leben, bin
ich damit zufrieden? Irgendwann kommt
man zu dem Punkt, an dem man Bilanz
zieht. Die Stimmungskurve kann dann oft
nach unten gehen, man wacht ernüchtert
auf, ist oft damit konfrontiert, was man
noch nicht gescha� t oder umgesetzt,
aber schon allzu lange auf der To-do-Liste
stehen hat. Dann geht es aber meist wie-
der aufwärts. Man fasst gute Vorsätze, wie
man es in Zukunft besser machen möchte,
ähnlich wie beim Jahreswechsel.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
ZUR PERSON Mag. Klaudia Wolf-Erharter ist Psychotherapeutin in freier Praxis und Vorstandsmitglied des Tiro-ler Landesverbandes für Psychotherapie (TLP). Zu ihren Schwerpunkten zählen unter anderem die Behandlung von Burnout-Patienten, der Um-gang mit Stress und das Erlernen individueller Entspannungsstrategien. Außerdem bietet sie in ihrer Gemeinschaftspraxis „medisport“ und „psyche&sport“ in Zusammenarbeit mit Dr. Bri-gitte Auer (ÖSV-Teamärztin) ganzheitliche Pro-gramme zur Burnout-Prävention und Gesund-heitsförderung an.
Irgendwann stapeln sich dann die Bücher
und im Urlaub ist es dann auch nicht mög-
lich, die Bücher „abzulesen“, oder man ist
eher der passive Typ und nimmt sich für
den Urlaub etwas Aktives vor. Man plant im
Urlaub oft das, was im Alltag nicht gelingt
oder zu kurz kommt. Das kann teilweise
ernüchternd werden, da dadurch schon
wieder eine Stresskomponente mit in den
Urlaub fährt. Man kommt mit so vielen
Ideen und Erwartungen in den Urlaub, da
macht dann manchmal der Körper nicht
mehr mit.
So wie Sie das beschreiben, klingt es fast ein bisschen so, als würden wir un-ser Leben für den Urlaub aufsparen? Für
später. Das ist ja auch so. Wenn man sich
beispielsweise das Gesundheitssystem
anschaut. Wir schließen zig Zusatzver-
sicherungen ab, damit wir später einmal
unsere Gebrechen bestens versorgt
wissen. Eigentlich gibt es ein eigenes An-
sparsystem für die zukünftige Gesundheit,
Vorsorge etc., aber Gesundheit ist jetzt!
Da müssen wir umdenken und jetzt ge-
sundheitsorientiert leben und handeln.
Warum werden eigentlich so viele Erwar-tungen in die Urlaubszeit hineingepackt?
Weil es dafür im Alltag keinen Platz mehr
gibt. Mittlerweile ist der Leistungsdruck
in der Gesellschaft so hoch, ganz egal
an welcher Arbeitsstelle, quer durch alle
Bereiche. Man darf sich keinen Kranken-
stand mehr leisten, und so weiter. Das
wird gleich alles notiert und interpretiert.
Dadurch entsteht ein permanenter Druck
und das Gefühl von laisser-faire und „jetzt
darf ich einfach nur mal sein“ wird auf die
Urlaubszeit verschoben. Man kann nicht
von 52 Wochen Schwergepäck pro Jahr
in drei Wochen den Rest an Pausen, Spaß,
Erholung, Sport hineinpacken.
Ist da die Enttäuschung nicht schon vorprogrammiert? Ich denke, wenn man
sich wirklich gut mit der Urlaubsplanung
auseinandersetzt, ist die Enttäuschung
nicht so groß. Aber wenn man ganz viele
Kleinigkeiten hineinpackt, wie: da komme
ich jetzt endlich zum Lesen, da komme
ich jetzt endlich zum Sport, oder dazu
wieder ausführlich mit meinem Partner,
meiner Partnerin zu reden, da können wir
endlich bestimmte Dinge planen; dann
kann es schon knapp werden. Das geht
sich einfach nicht alles aus.
Was macht eine gute Urlaubsplanung aus? Ich glaube, dass es zwischen den
Menschen, die gemeinsam auf Urlaub
fahren, einer guten Diskussion bedarf. Auf
was legen wir Wert, was ist uns wichtig?
Wofür wollen wir Geld ausgeben, wofür
nicht? Wichtig wäre, miteinander in Dialog
zu treten und nicht wahllos zu konsumie-
ren. Bei Lebensmitteln überlegen wir uns
ja auch, was wir zu uns nehmen. Nicht Fast
Food, sondern Qualität sollte zählen. Ich
befürchte allerdings, dass viele Menschen
gar nicht mehr erkennen können, was sie
wirklich brauchen.
Gibt es Ratschläge für Reisende, um sich klar zu werden, welcher Urlaub für sie der richtige ist? Gibt es ein paar Fragen, die man sich grundsätzlich stellen sollte? Die
erste Frage ist für mich immer, mit wem
ich auf Urlaub fahren möchte. Will ich al-
lein fahren oder möchte ich mit meinem
Partner/meiner Partnerin fahren? Wieso
will ich mit dieser Person fahren? Was er-
warte ich mir von meinen Mitreisenden?
Wenn ich einen Städteurlaub plane, mit
Kultur, Sightseeing und Shopping, dann
plane ich beispielsweise lieber mit einer
Freundin, die ähnlich tickt.
Was möchte ich im Urlaub? Möchte
ich aktiv sein oder ist mir Ruhe wichtig,
möchte ich Unterhaltung, ist mir egal,
welche und wie viele Menschen um mich
herum sind? Ist mir Kultur wichtig? Interes-
siert mich die Mentalität der Menschen in
meinem Urlaubsland? Nach was ist mir ei-
gentlich? Ich glaube, dass sich das wenige
Menschen fragen. Es läuft mehr so: Es ist
Sommer und da fährt man meist ans Meer.
Es wäre wichtig innezuhalten und auch auf
die Signale des eigenen Körpers zu hören.
Was brauchen mein Körper und mein
Geist? Erholung oder eher Bewegung?
Die Leute folgen also oft mehr dem, was ihnen das Konsumdenken vorgibt, als dem, was sie wirklich wollen? Ganz
sicher. Wenn ich beispielsweise in den
Supermarkt gehe und dann wird mir da
mittlerweile auch ein Urlaub angeboten,
nehme ich den gleich auch noch mit. Da
denke ich nicht mehr nach, sondern da
zählt nur noch das Preisschnäppchen.
„Die Sehnsucht nach etwas Neuem ist die Sehnsucht nach den eigenen Träumen.“KLAUDIA WOLF-ERHARTER
SAISON
SO NAH, SO FERN.26
Nahe BergluftDie Destination Tirol hat die Klippen der Wirtschaftskrise gut umschi� t. Zeit zum Ausruhen sehen Freizeitforscher jedoch nicht. Der Wettbewerb ist härter denn je und Urlaub wird immer mehr zum Luxusgut.
VON JANE K ATHREIN
D as ist Helga. Dass sie heuer
fünfzig wird, sieht man der
drahtigen Hamburgerin
nicht an. Auf das Alter
angesprochen, schmunzelt die gelernte
Krankenschwester dann auch und meint,
sie fühle sich wie mit Anfang vierzig.
Sie kennt sich mit Pilzen aus und mag
klassische Musik. Sie stapft gerne über
Almwiesen. Am liebsten barfuß. Im Ham-
burger Alltag ist dafür wenig Raum und
deshalb zieht es Helga und ihren Mann im
Sommer in die Berge. Kein Hupkonzert,
keine Abgasluft. Stattdessen Sonnenauf-
gänge und Bergluft zum Frühstück. Zwei
Wochen lang die Seele baumeln lassen.
Urlaub in Tirol.
Die Kombination aus Berg- und
Badeurlaub in Tirol zogen 2010 haupt-
sächlich Deutsche und Holländer vor. Im
Durchschnitt war der Tirol-Urlauber zwi-
schen 35 und 50 Jahre alt und verbrachte
elf Tage im Land der Berge. Steht Helga
damit für den typischen Tirol-Urlauber?
„Den gibt es nicht“, winkt Peter Zellmann
vom Institut für Freizeit- und Tourismus-
forschung (ift) in Wien ab. „Wenn es den
typischen Tirol-Gast gäbe, würde das die
Individualität der Urlauber und des Erleb-
nisraums Tirol wahnsinnig schmälern.“
Was Helga und die meisten ande-
ren Tirol-Gäste aber gemeinsam haben,
ist die Sehnsucht nach den Bergen. Wer
in einer eintönigen Landschaft zu Hause
ist, sucht im Urlaub den Gegensatz. In
ihren Urlaubssehnsüchten sind sich dabei
Deutsche und Österreicher ziemlich ähn-
lich. Des Österreichers liebstes Motiv für
eine Inlandsreise war 2010 erstmals der
Aktivurlaub, meldet die Statistik Austria.
Verwandten- und Bekanntenbesuche
sowie Erholung nannten die Befragten als
weitere Motive, die gute Erreichbarkeit des
Urlaubszieles und die geografi sche Nähe
zum Heimatort als Entscheidungshilfe.
Urlaub mit Auto. Der Standortfak-
tor Nähe bei der Urlaubswahl bekommt
weiteren Aufwind durch die wachsende
Bedeutung des Transportmittels Auto.
Die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur
in Tirol macht einen leichten Wechsel zwi-
schen den Skigebieten möglich, die Lage
des Stammquartiers ist damit nicht mehr
so entscheidend. 2004 waren ein Drittel
der Urlauber in Österreich mit dem eige-
nen Fahrzeug unterwegs, 2011 werden es
knapp unter der Hälfte sein. Mit Bus und
Bahn reisen nur vier und zwei Prozent. Sind
Bahn und Bus als Transportmittel dem-
nach uninteressant? Für das Auto sprechen
die Faktoren „Bequemlichkeit und Kosten“,
erläutert Erika Dworak, Tourismusexpertin
vom ÖAMTC und Mitherausgeberin der ift-
Trendstudie. „Der Faktor Umweltfreund-
lichkeit spielt für den Touristen eine viel
geringere Rolle, als uns das die Anbieter
glauben machen wollen“, ist Peter Zell-
mann überzeugt.
Doch die Deutschen kommen
längst nicht mehr so zahlreich. Hartz IV
und die Welle von Kurzarbeit anlässlich der
Finanzkrise stecken noch in den Knochen.
„Die Urlauber bleiben ihren Ge-wohnheiten treu. Das Sicherheits-empfi nden der Urlauber wird von aktuellen Gegebenheiten heuer besonders geprägt werden.“PETER ZELLMANN, INSTITUT FÜR FREIZEIT- UND TOURISMUSFORSCHUNG IN WIEN
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Aktivurlaub. Wandern, Baden und Erho-lung waren im Jahr 2010 die am meisten genannten Gründe für einen Besuch der Destination Tirol. In ihren Urlaubssehn-
süchten sind sich Deutsche und Österreicher ziemlich ähnlich.
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Jeder dritte Deutsche (ebenso wie jeder
dritte Österreicher) wird heuer gar nicht
verreisen. Dr. Ulrich Reinhardt, Professor
am Zentrum für Zukunftsstudien der FH-
Salzburg und wissenschaftlicher Leiter der
Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen,
spricht hinsichtlich der Urlaubsmobilität
von einer „Spaltung der Gesellschaft“.
Urlaub ist längst nicht mehr ein Gut für
alle. Umwälzungen werden vor allem bei
der in Österreich beliebten Zielgruppe
der Kinder erwartet. Österreich, erklärt
der Hamburger Reinhardt provokant, ist
bei Familien nämlich längst nicht mehr so
beliebt, wie die Touristiker meinen. Zumin-
dest beim großen Sommerurlaub stechen
Sonne, Sand und Meer immer häufi ger
die Alpen aus. Ganz so dramatisch sieht
das Freizeitforscher Peter Zellmann nicht,
denn europaweit blieben die Menschen
tendenziell ihren Reisegewohnheiten treu.
Wenn jemand dreimal einen Strandurlaub
im Süden gemacht hat, kommt er gerne
wieder zurück in die Berge.
Reinhardt hingegen sieht auch
den abtrünnigen Österreicher. Dieser sei
nämlich alles andere als ein Patriot, wenn
es um den Urlaub geht. „Die Österreicher
machen deutlich seltener im eigenen Land
Urlaub als die Deutschen.“ Nur noch jede
fünfte Hauptreise führte die Österreicher
2010 zu Zielen in der Heimat.
Nicht ausruhen. Der Vulkanausbruch
in Island und die Wirtschaftskrise hielten
den Tourismus 2010 in Atem. Tirol hat
diese Zeit jedoch gut umschi t. Insbe-
sondere wegen der Rekordauslastung im
Jänner 2011 (6.304.120 Übernachtungen,
5.966.431 waren es 2010) wird die Bran-
che in der heurigen Wintersaison an das
Vorkrisenniveau anschließen können, ist
Matthias Koch, Chef des Fachverbandes
Hotellerie, überzeugt.
Ende gut, alles gut? Die Freizeit-
forscher warnen, sich auf diesen Näch-
tigungszahlen auszuruhen. Reinhardt
geht sogar noch weiter und sieht den
österreichischen Fremdenverkehr als in
die Jahre gekommen an. Das bedeute
Chance ebenso wie Risiko. Die meisten
Touristik-Experten sprechen davon, dass
sich Österreich davon verabschieden
muss, als Zieldestination für alle Schichten
und Altersgruppen attraktiv sein zu wollen.
Stattdessen ist eine schärfere Zielgrup-
penfokussierung angebracht: Österreich
könnte, so Ulrich Reinhardt, das ideale
Senioren-Ziel in Europa sein. Ähnlich sieht
das Harry Gatterer, Geschäftsführer des
Zukunftsinstituts Österreich, der in der Stu-
die „Hotel der Zukunft 2011“ Megatrends
für die Hotellerie zusammengetragen hat.
Einer dieser Megatrends sei die Erweite-
rung von Wellness zu „Medical Wellness“.
Dabei würden Hotels in der Nähe von Spi-
tälern angesiedelt (oder umgekehrt). Das
„Hotel der Zukunft“ baut auf einem Wech-
selspiel von Technik und Bodenständigkeit
auf. Da auch im Urlaub die Welten Freizeit
und Arbeit verschwimmen, werden (freier)
Internetzugang und die virtuelle Hotelin-
formation am Zimmer-iPad vorausgesetzt.
Doch auch wenn das Virtuelle beim
Urlaub immer wichtiger wird, bleiben die
real erlebten Erlebnisse der Schlüssel zu
einer subjektiv als gelungen empfundenen
Reise. „Die Inszenierung des Urlaubsalltags
ist auch für den jungen Menschen wich-
tig, das haben wir bisher unterschätzt“,
gesteht Peter Zellmann. Das Erlebnis zu
inszenieren, davor aber warnt er. Erlebnis
könne man nicht kaufen. Nur die Rahmen-
bedingungen dafür scha en. Und darin
bestehe die Chance für den ländlichen
Raum. „Die Gäste kommen, weil sie das
Tirolerische mögen. Natur und gute Küche
haben andere auch“, gibt Peter Zellmann
zu bedenken und ruft damit die Tiroler
Tourismusorganisationen und Betriebe zu
mehr Selbstbewusstsein auf. Das Angebot
müsse vor Ort entstehen, nur dann sei es
auch überzeugend. „Wer auf den Gast zu-
geht, sich seinen Lebenswelten annähert
und dabei bodenständig bleibt, ist für die
nächsten fünfzehn Jahre gut gerüstet.“ ×
„Die Österreicher machen deutlich seltener im eigenen Land Urlaub als die Deutschen. Aber auch die Deutschen kommen längst nicht mehr so zahlreich, wie wir das von früher gewohnt sind.“ULRICH REINHARDT, PROFESSOR AM ZENTRUM FÜR ZUKUNFTSSTUDIEN DER FH-SALZBURG
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Der Versicherungskunde sieht bei ei-ner Versicherung meistens nur zwei Teile der Leistung – die Prämie, die er zu zahlen hat und die Leistung, die die Versicherung in einem Schadensfall erbringt. Davor und vor allem dazwi-schen liegt jedoch ein umfassender Auf-gabenbereich – die Risikobewertung. Mag. Helmuth Rieder, Geschäftsführer der Hypo Tirol Versicherungsmakler GmbH: „Wir haben uns in den letzten Jahren sehr genau mit dem Thema Risiko befasst – unter anderem auch in Zusammenarbeit mit alpS – und eine „Risikomatrix“ entwickelt, mit der unsere Kunden ihr individuelles Risikopotenzial besser einschätzen und bewerten können. Erst auf der Grundlage einer umfassenden Analy-se können die richtigen Produkte und Vorsorgemaßnahmen ausgewählt werden. Wir gehen seit einigen Jahren den konsequenten Weg, mit unseren Kunden nicht nur über „Versicherung“ im engeren Sinn zu sprechen und mit Produkten bereitzustehen. Vielmehr erfassen wir das Risikopotenzial, das für Unternehmen, Freiberufler und Privatpersonen entsprechend den je-weiligen Voraussetzungen, Tätigkeiten und Gegebenheiten sehr unterschied-lich sein kann, individuell in Form einer Risikomatrix.“
Risiken erkennen – Lösungen findenDie Risikomatrix ist ein Instrument, mit dem sowohl die Analyse als auch die Bewertung der Risiken gemeinsam mit dem Kunden strukturiert durchgeführt wird. Mag. Rieder: „Am wichtigsten ist bei der Risikoanalyse die relevanten Risiken zu erkennen. Das heißt, dieje-nigen Risiken, gegen die sich ein Unter-nehmen oder eine Person tatsächlich schützen kann und soll. Mit der „Risi-komatrix“ haben wir in Zusammenar-beit mit alpS ein Instrument entwickelt, das Risiken ortet und anzeigt.“ Die alpS GmbH ist ein Spin off der Universität Innsbruck, das sich auf der Grundlage von wissenschaftlicher Klimaforschung mit Naturgefahren- und Risikomanage-ment befasst.“
Mehr als eine VersicherungAm Anfang steht die umfassende Risikoanalyse und Risiko-Bewertung: Jedenfalls wenn es nach der Hypo Tirol Versicherungsmakler GmbH geht. Das Tochterunternehmen der Hypo Tirol Bank bietet Tiroler Kunden – vorwiegend im Segment der Firmenkunden und freiberuflich tätigen Kunden – qualifizierte Versicherungsmaklerdienstleistung an. Dabei kommt die Risikomatrix zum Einsatz. Ein Instrument, das gemeinsam mit alpS, Kompetenzzentrum für Natur- und Risikomanagement, entwickelt wurde.
„Mit Hilfe eines umfassenden Fragebogens wird im Rahmen der „Risikomatrix“ eine Risi-kolandschaft erstellt, in der mögliche Schadensfälle dar-gestellt werden. Ziel dabei ist eine Schärfung des Risikobe-wusstseins im Unternehmen.“
werbung
„Die Analyse und Bewertung von Risiken bilden die Grund-lage für alle weiteren Entschei-dungen. Anhand dieser Risi-komatrix können dann die richtigen Produkte und Vor-sorgemaßnahmen ausgewählt werden.“
Mag. Helmuth RiederGeschäftsführer
„Durch die Auseinandersetzung und den Wissensgewinn über mögliche Ge-fahren wird dann ein Risikomanage-mentkonzept entwickelt. In weiterer Folge werden unter Einbeziehung des Know-hows von Netzwerkpartnern die richtigen Versicherungsprodukte aus-gewählt und angeboten. Mag. Helmuth Rieder: „Wie umfassend der Prozess ist, hängt natürlich von der Größe des Un-ternehmens oder der zu versichernden Werte oder Leistungen ab. Die Krux an der Sache bei Versicherungen ist, dass man den Eintritt von Ereignissen ja nicht vorhersehen kann. Daher ist eine Einschätzung von Risiken und ein Frühwarnsystem, das zeigt, wo selber Vorsorge getroffen werden kann, nicht nur sinnvoll, sondern die Grundlage je-den Risikomanagements.“
Gefahren im BlickfeldAus den erkannten Risiken werden be-herrschbare und nicht beherrschbare Risiken gefiltert und dann entspre-chende Lösungen gesucht. Versichert werden müssen vor allem Risiken, die für eine Person oder ein Unternehmen
existenzgefährdend sind. Das sind oft auch Gefahren, die nicht so sehr im Blickfeld stehen. Die Brandschutzver-sicherung steht für die meisten Men-schen außer Frage, weil diese Gefahr für jeden nachvollziehbar ist. Aber auch wirtschaftsrechtliche Risiken können problematisch sein. Ein mittleres Un-ternehmen erweitert zum Beispiel sei-nen Tätigkeitsbereich über Österreich hinaus. Dadurch können schnell neue Risiken entstehen, die im Unternehmen noch gar nicht erfasst wurden. Hier braucht es Experten, die mögliche neue Risikopotenziale prüfen können. Die Risikomatrix der Hypo Tirol Versi-cherungsmakler GmbH unterstützt Unternehmen darin, möglichst alle und vor allem auch bisher unerkannte Risikopotenziale zu Tage zu fördern – finanzielle, operative, strategische und externe Risiken. In vier Arbeitsschritten –Eigeneinschätzung, Workshop, Exper-teneinbindung und jährliches Risikoge-spräch – werden dann die umfassende Risikoanalyse und, daraus abgeleitet, das Konzept erstellt.
HYPO TIROL Versicherungsmakler GmbH Reg Nr 701/9048
Meraner Straße 86020 Innsbruck
www.hypotirol.com
30 MAGAZIN
Preis für INTERSKI-Schulprojekt
Der INTERSKI-Kongress in St. Anton am Arlberg war für eine Projektgruppe der Han-
delsakademie Landeck das ideale Umfeld, um ein innovatives Maturaprojekt zu rea-
lisieren. Vier SchülerInnen planten ein Marketingkonzept für die Social-Media-Kanäle des
Kongresses und setzten dieses auch in die Realität um. Jetzt wurde dieses Maturaprojekt
mit der BTV Marketing Trophy 2011 ausgezeichnet.
Die vier SchülerInnen – Viktoria Waldegger, Thomas Pfeifer, Georgia Rumler und
Patricia Köhle – haben unter Anleitung ihres Professors – Mag. Manfred Prantner – ein
Marketingkonzept präsentiert, wie man vor allem Facebook für die Bewerbung des
INTERSKI-Kongresses nutzen kann bzw. wie man Facebook als Kommunikationsmittel
für INTERSKI International rund um den Kongress nutzt. ×
Die Projektgruppe der HAK Landeck (v. l.): Georgia Rumler, Viktoria Waldegger, Patricia Köhle, Thomas Pfeifer mit ihrem Lehrer Manfred Prantner.
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Tirol punktet am Inlandsmarkt
T irol ist auch im Inland ein beliebtes
Winterreiseziel und konnte bei den
österreichischen Gästen im Februar stark
punkten: Bei den Übernachtungen ver-
zeichnet Tirol ein Plus von 14,9 %, bei den
Ankünften ein Plus von 30,1 %.
Mit knapp über 17,3 Millionen Näch-
tigungen und rund 3,5 Millionen Ankünften
reiht sich die Wintersaison von November
bis Februar 2011 auf Platz vier aller Ergeb-
nisse seit 1984 ein. Durch die ungünstige
Ferienlage und witterungsbedingt rechnet
die Tirol Werbung insgesamt für die heurige
Wintersaison mit einem leichten Minus. ×
Übernachtungen Ankünfte
+14,9%
+30,1%
Abschied von Tirol Werber Uli Moser
T iefe Trauer und Betro£ enheit hat der Tod unseres lieben
Kollegen Uli Moser im Tirol Haus ausgelöst. Uli verunglückte
am 2. April beim Bergsteigen am Südgrat des Schwabenkopfes im
Kaunertal und wurde mit 31 Jahren aus unserer Mitte gerissen.
Vielen war Uli als engagierter Tirol Werber bekannt. Seit 2006 war
Uli im Tirol Haus im Bereich Synergiemarketing und Sponsoring
tätig. Zu seinen Aufgaben gehörte neben der Vermarktung/Ak-
quise und Betreuung der Partner im Rahmen von Tirol:08 auch
der Aufbau der Wirtschaftskooperationen, die Synergiebörse
und das Standortforum. Er gestaltete die Webportale Sport und
Kultur mit und setzte diese um. Sein letztes großes Projekt war der
TirolBerg in Garmisch, den er als Projektleiter zu neuen Höhen
führte und in neuem Glanz erstrahlen ließ.
Energie und Kraft holte sich Uli in der Natur und in den
Bergen. Beim Tourengehen und Bergsteigen konnte er am besten
abschalten. Seine charmante Art, seine Hilfsbereitschaft, seinen
Teamgeist, sein Engagement und nicht zuletzt auch seinen ein-
zigartigen Humor werden wir sehr vermissen.
Uli war ein Tirol Werber mit Herz und ein ganz besonderer
Mensch. Wir denken an dich und tragen dich, lieber Uli, in unseren
Herzen weiter. ×
31
ARCHITEKTONISCH ANDERSWeil die Südtiroler Zeitgenössisches gerne mit den Worten „amol eppas ondorsch“ würdigen, zeigen der Architekt Walter Angonese und der Künstler Manfred Alois Mayr genau dieses „Ande-re“ in Innsbruck: Idee, Raum und Kunst mit Vision.15.4. bis 18.6.2011, aut. architektur und tirol
IN GLAUBENSDINGEN HEITER„Lachen und beten“ nennt sich ein Buch über ein tibetisches Nonnenkloster im Himalaya. In Oetz erzählt die Autorin Christl Finkenstedt von ihrem Aufenthalt bei den Nonnen, die Journalistin Sonja Prieth leiht dem Text ihre radioerprobte Stimme.6.5.2011, 20 h, Rai£ eisensaal, Oetz
IM WEITESTEN SINNE JAZZIGDie Randzonen des Jazz beleuchtet das Imster TschirgArt Jazzfestival. Mit dabei sind der Ko mö-di ant Helge Schneider, Johnny Winter, die Buena-Vista-Musiker Omara Portuondo und Chucho Valdés (Bild) und der Extremgeiger Nigel Kennedy.12.–19.5.2011, Glenthof, Imst
WEITERE VERANSTALTUNGENInnsbruck liest, Verteilung der Gratisbücher 28.4.2011, Rathaus, Stadtbücherei u. a., Innsbruckwww.innsbruck.atKlangspuren barfuß – Kinderprogramm 2.5.–10.10.2011, jeden Montag, 14 h, Klangspuren Schwaz, www.klangspuren.atKRIWET – Yester ’n’ Today, Ausstellung14.5.–3.7.2011, Galerie im Taxispalais, Innsbruckwww.galerieimtaxispalais.atSmooth Jazz in the Cube, Festival20.–22.5.2011, CUBE Biberwier-Lermooswww.cube.smoothjazzfestival.de
KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER
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ST
Erfolgreiche Kombination
D ie Sommerdestination Achensee erhält in einer aktuellen Studie zu „Touris-
mus Benchmarking“ des Schweizer Forschungsinstitutes BAKBASEL Bestno-
ten und belegt Platz eins im internationalen Ranking. Unter 150 Urlaubsregionen
im Alpenraum punktete der Achensee mit seiner Kombination „Berg & See“ und
setzte sich an die Spitzenposition – noch vor klassischen Sommerdestinationen
wie dem Gardasee oder dem Meraner Land. ×
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SE
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OU
RIS
MU
S
D ie Europäische Wandervereinigung
arbeitet an der Entwicklung eines
Europäischen Qualitätssiegels für Wan-
derwege und eines entsprechenden
Prüfverfahrens. Die EWV richtete hierfür
eine Lenkungsgruppe bestehend aus Wan-
derexperten aus Dänemark, Deutschland,
Frankreich, Luxemburg, Österreich und
Tschechien ein.
Als Modellprojekt wählten die Exper-
ten den grenzüberschreitenden Lechweg
aus. Dieser ca. 120 km lange Weitwander-
weg beginnt im Quellgebiet des Lech in
der Gemeinde Lech am Arlberg, erschließt
die Naturparkregion Lechtal-Reutte und
erreicht sein Ziel beim Lechfall in Füssen.
Die Erö£ nung des Lechwegs ist für Herbst
2011 geplant.
Michael Kohler, Geschäftsführer des
TVB Lechtal, sieht in der Zusammenarbeit mit
der EWV eine große Chance für die Natur-
parkregion. „Die Zertifi zierung des Lechwegs
wird einen Qualitätsschub für den gesamten
Tourismus bringen“, so Kohler. ×
„Qualitätsschub“
Die Europäische Wandervereinigung entwickelt anhand des Lech-wegs europaweit gültige Qualitätskriterien für Wanderwege.
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32 SAISON
MAGAZIN
Gipfeltre� en der alpinen Touristiker Von 5. bis 7. Juni 2011 tre en bei der ersten Vollversion von „theALPS“ alpine Top-Touristiker mit internationalen Einkäufern zusammen. Den Rahmen bildet ein stark besetztes Symposium.
D ie neue Tourismusveran-
staltung des Alpenbogens
startet mit „theALPS – Fu-
ture Communication in
Tourism, presented by Google“. Auf den
digitalen Kommunikationsmärkten der
Zukunft lautet das Motto schon längst
„A new way of trading“. Der Auftakt zu
„theALPS“ in den Swarovski Kristallwelten
in Wattens beleuchtet den Paradigmen-
wechsel in der Kommunikation in seinen
Konsequenzen auf den alpinen Tourismus
und präsentiert neue Ansätze für erfolg-
reiches E-Trading im virtuellen Netz.
Für diese Veranstaltung konnten
Top-Referenten des E-Business gewon-
nen werden und mit Google einer der
weltweiten Marktführer als zentraler Part-
ner. Unter anderem werden Arno Ebner,
Vice President für das globale E-Business
(Consumer Goods/B2C) von Swarovski,
der aus Berlin stammende Internet-Pionier
und Querdenker Sascha Lobo sowie Georg
Ziegler, Head of B2B-Marketing der größ-
ten deutschsprachigen Bewertungsplatt-
form HolidayCheck AG, und Karl Pall, Chef
von Google Austria, in dieser Form noch
nie präsentierte Einblicke in die digitale Zu-
kunft geben. Vor allem die Kooperation mit
Google wird den „theALPS“-Teilnehmern
gleichermaßen interessante wie exklusive
Analysen in das Suchverhalten rund um
den Alpenurlaub erö� nen.
Erfahrungs- und Erlebnisraum Alpen. Ebenfalls hochkarätig präsentiert
sich das fachliche Symposium von „the-
ALPS“. Für 2011 wurde das Schwerpunkt-
thema „Erfahrungs- und Erlebnisraum
Alpen“ gewählt, das sich auch in den
Verkaufsräumlichkeiten von „theALPS“
mit speziellen Themeninseln zu den
Kernkompetenzen der Alpen widerspie-
gelt. Um hier eine spannende Mischung
aus Fachinformation und Emotion bieten
zu können, referieren am 6. Juni im Rah-
men des vormittäglichen Symposiums im
Congress Innsbruck Tourismusspezialis-
ten wie Hansruedi Müller („Die inzenierten
Alpen“), Direktor des Forschungsinstituts
für Freizeit und Tourismus an der Univer-
sität Bern. Vorgestellt wird aber etwa auch
die jüngste Grundlagenstudie „Zukunft
Wintersport – Deutschland 2011“ von Ralf
Roth (Deutsche Sporthochschule Köln),
die das Potenzial des alpinen Haupther-
kunfsmarktes Deutschland analysiert.
Den emotionalen Höhepunkt bildet
erwartungsgemäß die Rede von Altbischof
Dr. Reinhold Stecher zum Thema „Werter-
fahrung Alpen“, in der Stecher seine ganz
persönliche Botschaft der Berge dem
Fachpublikum näher bringen wird. Abge-
rundet wird das Symposium durch ein Ex-
pertenpanel des Vereins „Future Mountain
International“. Hier diskutieren prominente
Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft
über „Die Revolution am Berg“.
Award-Verleihung. Viele führende
Tourismusregionen aus dem Alpenbogen
erwarten natürlich mit Spannung, wer den
erstmals zu vergebenden „theALPS Award“
zugesprochen bekommt. Die Fachjury
aus Tourismusexperten und touristischen
Fachjournalisten wird aus einer Short-
List von fünf nominierten Projekten den
Sieger wählen. Das Interesse an diesem
Award ist mit 50 Einreichungen aus allen
Partnerregionen von „theALPS“ sehr groß.
Die Fachjury tritt zum ersten Mal Ende April
zusammen, um eine Auswahl von 15 inter-
nationalen Projekten zu erstellen, welche
in die engere Wahl für die Nominierung
kommen. Die fünf Top-Projekte werden
dann am 6. Juni im Rahmen des Sympo-
siums vorgestellt, der Sieger an diesem
Abend feierlich bekannt gegeben.
Verkaufsraum gut gestartet. Gut
gestartet ist auch der virtuelle Handels-
raum von „theALPS – A new way of tra-
ding“, zu dem sich bereits jetzt führende
alpine Destinationen und Anbieter, aber
auch internationale Vertriebspartner unter
anderem aus Deutschland, der Schweiz,
Italien, den USA und Osteuropa ange-
meldet haben. Ziel dieses neuen interna-
tionalen Markplatzes ist es, die Anbieter
alpiner Best-Of-Angebote mit Einkäufern
der internationalen Tourismuswirtschaft
virtuell zu vernetzen – und das 365 Tage
„theALPS - a new way of trading“ ermög-licht es Verkäufern und Anbietern im Vorfeld der Veranstaltung, sich online mit ihrem persönlichen Profi l zu präsentieren.
33
im Jahr. Diese neuartige Methode der Ver-
netzung ist in Folge auch die Grundlage
für persönliche Gespräche im Rahmen der
Veranstaltung selbst.
Durch den virtuellen Handelsraum
wird gewährleistet, dass man sich bereits im
Vorfeld abstimmen kann. Von 5. bis 7. Juni
sollen dann konkrete Geschäftsabschlüsse
im Vordergrund stehen. „In den ersten Wo-
chen haben sich bereits große Regionen,
Hotels aber auch Einkäufer und Incomer
angemeldet“, erklärt Josef Margreiter, Ge-
schäftsführer der Tirol Werbung, stellvertre-
tend für die Initiatoren von „theALPS“. Die
Einführung dieses virtuellen Handelsraums
als neues E-Business-Tool für die Alpen-
touristiker ist verbunden mit sehr hohem
Servicecharakter für den Erst-User. „Vom
erklärenden Comic bis hin zu einfacher
Bedienerführung und vielen persönlichen
Servicegesprächen stehen hier jedem User
viele helfende Hände zur Seite, die ihm den
Einstieg und die Benutzung dieses neuarti-
gen Tools so einfach wie möglich machen“,
so Margreiter weiter.
Die Handelsplattform im Con-
gress Innsbruck selbst ist ähnlich inno-
vativ gestaltet wie die Online-Plattform
im Vorfeld. Sie bietet unterschiedliche
Themenbereiche, Informations- sowie
Gesprächszonen und Besprechungs-
Lounges. Aussteller und Einkäufer be-
dienen sich unter anderem eines iPads
als Präsentationswerkzeug, das sie vom
Veranstalter zur Verfügung gestellt be-
kommen. Es stehen ökonomisch und
ökologisch sinnvolle Angebote im Vorder-
grund, die nicht nur höchste Qualität in
Service und Infrastruktur zum Ziel haben,
sondern auch das Produkt „Urlaub in den
Europäischen Alpen“ zur unverwechsel-
baren Marke machen sollen. ×
DAS „THEALPS“-NETZWERK WÄCHSTZuletzt wurde auf der Internationalen Tourismus-messe Berlin Graubünden als neue Partnerregion von „theALPS“ vorgestellt – ein weiterer wichtiger Mosaik-Stein in der Entwicklung dieser Lobbying-Veranstaltung, die von Wirtschaftskammer Tirol, Tirol Werbung mit Land Tirol und Tourismusver-band Innsbruck ins Leben gerufen wurde. Aktuell gehören damit neben dem Neuzugang Graubün-den der grenzüberschreitende Marketingverbund „Best of theALPS“ sowie die Regionen Bayern, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Südtirol, Tirol, Vor-arlberg und Wallis zur „theALPS“-Allianz. Aber auch Kooperationsgespräche mit potenziellen Partnern der französischen Alpen sind schon sehr konkret, es besteht großes Interesse bei „theALPS“ in Inns-bruck mit an Bord zu sein.
www.the-alps.eu
„theALPS“ gewinnt bereits im Vorfeld immer mehr an Bedeutung - die Schweizer Region Grau-bünden ist seit kurzem Partner, auch die französischen Alpenregionen bekunden größtes Interesse an der Veranstaltung. V. l.: Christian Schützinger (Vorarlberg Tourismus), Sybille Wiedenmann (Bayern Tourismus), Gaudenz Thoma (Graubünden Ferien), Josef Margreiter (Tirol Werbung).
34 SAISON
MAGAZIN
Mit Geschichten begeisternDas Tiroler Tourismus.Forum 2011 steht im Zeichen eines Themas, das hierzulande oft noch unterschätzt wird: „Story-telling“ im Tourismus. Und natürlich werden wieder die Tirol-Touristica-Preise für herausragende Leistungen vergeben.
VON MICHAEL RIEDLER
Storytelling ist wohl die beste
Marketing-Methode der Welt":
So drücken sich Experten im
Geschichtenerzählen aus. Gro-
ße Konsumgüterkonzerne nützen dieses
Instrument immer stärker und erzählen
Geschichten rund um ihre Produkte und
Angebote. Durch Beispiele und Hinter-
grundstories werden Kunden begeistert.
Sie sollen Sinn und Begeisterung empfi n-
den und weitererzählen können, warum
sie ein Angebot wahrnehmen. „Storytel-
ling“ ist auch Thema des nächsten Tiroler
Tourismus.Forums, das am 28. Juni im
Congress Igls stattfi ndet. Wie jedes Jahr
werden 300 bis 350 Teilnehmer aus der
Tiroler Tourismusbranche erwartet. Mi-
chael Brandl, Prokurist der Tirol Werbung:
„Wir möchten zeigen, dass es heute mehr
denn je darum geht, Geschichten zu er-
zählen. Das ist oft ganz einfach, aber sehr
wirksam.“
Folke Tegettho� kommt. Deshalb
wird „Storytelling“ beim Tourismusforum
auch auf ganz spezielle Art vorgestellt.
Eingeladen ist unter anderem ein ganz
großer Erzähler, ein Mann mit Welt-
ruf: Folke Tegettho� . Der 57-Jährige
ist berühmt vor allem als Erzähler von
Märchen für Erwachsene. Er vereint klas-
sische Elemente mit einem ganz neuen
Märchenstil, der ihn in der deutschspra-
chigen Literaturszene einzigartig macht.
Bisher erschienen 37 Bücher von ihm in 66
Ausgaben in einer Gesamtaufl agenhöhe
von rund 1,4 Millionen Exemplaren. Seine
„Liebesmärchen“, im deutschsprachigen
Raum knapp 300.000-mal verkauft, sind
eines der erfolgreichsten Bücher eines
lebenden österreichischen Autors.
Beim Tourismus.Forum wird es aber
auch eine Gruppe geben, die Geschichten
musikalischer Art auf höchstem Niveau
erzählen wird: die Wiltener Sängerknaben,
deren Top-Niveau über die Grenzen Tirols
hinaus bewundert wird.
Ein Höhepunkt des Tourismus.Fo-
rums ist natürlich wieder die Verleihung
des „Tirol Touristica“ in fünf Kategorien.
Interessantes verspricht die Rede des Lan-
deshauptmannes zur aktuellen Lage des
Tourismus und der Tourismuspolitik im
Land. Und dann geht es zum unterhaltsa-
men Get-together an einem – ho� entlich
schönen – Sommerabend mit Grillspezia-
listen aus Tirol im Park des Congress Igls.
Forum mit Bedeutung. Im Vorjahr
begeisterte Altbischof Reinhold Stecher
beim Tourismus.Forum mit einem viel
beachteten Vortrag zum Generalthema
„Nachhaltigkeit“. Vorbereitet wurde dabei
auch der touristische Schulterschluss der
Alpenländer, konkret: ein internationales
Gipfeltre� en der Tourismusminister in der
Kooperation „theALPS“. Diese alpenländi-
sche Zusammenarbeit erhält heuer von 5.
bis 7. Juni mit der ersten Vollversion der
B2B-Veranstaltung „theALPS – A new Way
of Trading“ in Innsbruck ein konkretes und
modernes Gesicht.
Das Tourismus.Forum hat sich als
der Branchentre� etabliert. „Es ist neben
dem Tourismustag auf der Tourismus-
messe FAFGA wahrscheinlich der wich-
tigste Touristiker-Tre� punkt in Tirol“, sagt
Brandl. Es ist auch eine Gelegenheit für
die Tirol Werbung, sich mit der Tourismus-
wirtschaft intensiv auszutauschen. Das
Tourismus.Forum hat in seiner bisherigen
16-jährigen Geschichte unterschiedlichs-
te Ausprägungen gezeigt. Heute steht der
„Socializing“-Ansatz im Vordergrund. Das
Forum hat also weniger den Charakter
eines Symposiums für die Wissensaneig-
nung, sondern ist eine Plattform für den
Erfahrungsaustausch, die gegenseitige
Impulsgebung, das Netzwerken und den
gegenseitigen Austausch. Und für die Tirol
Werbung ist das Forum nicht zuletzt auch
eine Gelegenheit, ihren Partnern Danke-
schön zu sagen für die gemeinsame Arbeit
der letzten Monate. Anmeldungen unter
www.tourismusforum.tirol.at. ×
Gri� en vergangenes Jahr beim Tourismuspreis „Tirol Touristica“ zu: Johann Hörtnagl (l.), Sepp Rettenbacher, Martin Winderl, Hubert Klingan und Hannes Huter mit LH Günther Platter (3.v.l.) und Tirol-Werber Josef Margreiter (r.).
35
Der „Tirol Touristica” zeichnet
jährlich beim Tiroler Touris-
mus.Forum herausragende
touristische Projekte und bei-
spielhafte Impulse im Tiroler Tourismus
aus. Die Hypo Tirol Landesbank – lang-
jähriger Partner der Tirol Werbung – stiftet
dazu fünf Skulpturen des Tiroler Künstlers
Alois Schild aus Kramsach. Die Skulpturen
mit dem Namen „Setzlinge“ haben bereits
bei der vorjährigen Preisverleihung für viel
Aufmerksamkeit gesorgt.
Mit dem Tirol Touristica will die Tirol
Werbung Innovation und Kreativität aus-
lösen, die touristischen Players in Tirol zu
Netzwerken und Kooperationen anregen,
hervorragende Initiativen vor den Vorhang
holen und die Wettbewerbsfähigkeit Tirols
insgesamt stärken helfen. Teilnahmebe-
rechtigt ist jede Person, die touristische
Projekte in Tirol umgesetzt hat. Einge-
reicht werden dürfen auch verdiente
Persönlichkeiten, die für ihr touristisches
Lebenswerk geehrt werden können. Aus-
gezeichnet werden touristische Projekte
aus dem Bereich Angebotsentwicklung,
Infrastruktur, Marketing und Vertrieb,
Events/Großveranstaltungen und „Per-
sönliches Lebenswerk“.
Expertenjury. Das Fachteam der Ti-
rol Werbung wird bei der Preisvergabe
unterstützt von einer hochkarätigen Ex-
pertenjury. In dieser sitzen Petra Stolba,
Geschäftsführerin der Österreich Wer-
bung, Tourismus-Sektionschefi n Elisa-
beth Udolf-Strobl, Markus Hildmann von
der Hypo Tirol Bank, Hubert Siller, Leiter
des MCI Tourismus, Peter Trost von der
Wirtschaftskammer, Gerhard Föger, Lei-
ter der Tourismusabteilung des Landes
Tirol, Prof. Robert Kaspar, Tourismus-,
Kultur und Eventmarketingexperte an der
Fachhochschule Kufstein, Arno Ritter, Ge-
schäftsführer des Architekturforums Tirol,
Hermann Fercher (Marketingclub Tirol)
und Projektentwickler Helmut Müller.
Gewinner der letzten Jahre waren
u. a. Walter Frenes, Balthasar Hauser, Adi
Werner, Jakob Falkner, Georg Lamp, Hansi
Hinterseer, die Swarovski Kristallwelten,
die Tiroler Festspiele Erl und viele ande-
re. Im Vorjahr wurde der Preis erstmals
in fünf Kategorien vergeben. Preisträger
waren der TVB Stubai mit seinem „Wilde
Wasser Park“, Andreas Jenewein & Martin
Winderl für ihr „Stay.inn Hotel“ in Schwaz,
die Organisation „Urlaub am Bauernhof“,
der Kitzbüheler Skiclub für das Hahnen-
kammrennen und Hubert Klingan für sein
Lebenswerk. ×
www.touristica.tirol.at
Tirol TouristicaDer Preis für die besten Impulse
36
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B lase 64“ am Fuß darf nicht
massiert werden. Auch ande-
re Akupunkturpunkte müssen
in der Schwangerschaft ge-
mieden werden. Darm, Uterus, eigentlich
der ganze Unterleib sollte in Ruhe gelassen
werden. Gott sei Dank weiß Manuela Be-
scheid und widmet sich dafür während der
Shiatsu-Massage vermehrt dem Nacken und
dem immer mehr beanspruchten Kreuz.
Auch bei der Auswahl der Aromaöle muss
auf den sich entwickelnden Embryo und die
latent vorhandene Übelkeit der werdenden
Mutter Rücksicht genommen werden. Das
Dampfbad mit Eukalyptus-Zusatz ist ebenso
tabu wie der Whirlpool. Einmal weil wehen-
fördernd, einmal wegen der doch eventuell
vorhandenen Bakterien. In der Infrarot-
Kabine sollte das Licht auf Blau oder Grün
gestellt werden, diese wirken entspannend.
Von Rot und Gelb ist abzuraten.
Das Abendmenü ist abgestimmt.
Nichts Rohes, kein Frischkäse, ja keine
Mayonnaise. Der werdende Vater genießt
Thunfi sch-Carpaccio und Steak medium
rare, seine Begleiterin bekommt Spargelsa-
lat, wegen der Folsäure, und Fisch, wegen
dem Eiweiß. Alles für den Nachwuchs.
„New Life informiert uns über die neuen
Trends und medizinischen Entwicklungen
und wir können dann gezielt darauf re-
agieren“, sagt Neuner. Die Bandbreite der
buchbaren Möglichkeiten erstreckt sich
vom romantischen Kuschelwochenende
über ein Gourmet-Erlebnis, das Gesund-
heitswochenende bis zum Golfkurs. „Gol-
fen ist bei Schwangeren auch sehr beliebt“,
sagt Neuner. Sie genießen vor allem, dass
sie beraten werden und nicht alle Verbote
und Empfehlungen selber im Kopf haben
müssen.
Auch dass sie beim Wellnessangebot
nicht auf Pedi- und Maniküre beschränkt
sind, freut die Runden. Eigene Massage-
techniken mit Stillkissen zum Lagern oder
auf Schwangere abgestimmte Matratzen
helfen beim Entspannen. Warme Bäder,
Klang- und Akupunktur-Massagen –
ohne „Blase 64“ – werden ebenfalls gern
gebucht. „Entgegen dem Volksmund ist
auch das Saunieren für Mutter und Kind
empfehlenswert. Muskeln werden so ent-
spannt, die Abwehrkräfte gestärkt und eine
schnellere Ausschwemmung von Wasser-
ansammlungen im Gewebe gefördert“,
verspricht New Life.
SAISON
MAGAZIN
Schwanger im HotelEine neue Marketinggruppe kümmert sich um die Bedürfnisse von Schwangeren in Hotels. Einige Tiroler Hotels haben sich dem Trend angeschlossen und Pakete für werdende Mütter in ihr Angebot aufgenommen.
VON NINA HEIZER
Immer mehr Hotels entdecken die Schwan-
geren mit ihren besonderen Bedürfnissen
als Zielgruppe. Auch das Alpenresort
Schwarz in Mieming spezialisiert sich seit
drei Jahren auf die werdenden Mütter. Man
hat das Angebot gut abgestimmt und berät
kompetent, welche Wellnessbehandlungen
unbedenklich oder welche Speisen heikel
sind. „Wir empfehlen den Damen, worauf sie
achtgeben sollen. Unsere Mitarbeiter wer-
den speziell dafür geschult. Jede Frau muss
aber für sich selbst entscheiden, was sie tun
oder essen will“, erklärt Michaela Neuner,
zuständig fürs Marketing des Hotels.
Bäder und Sauna. Das Alpenresort ist
eines von mehr als zwanzig qualifi zierten
Hotels für Schwangere der Angebotsgrup-
pe der „New Life Hotels“. Das „innovative
und einzigartige Konzept“ stellt sich laut
Webpage auf das Bedürfnis nach Harmonie,
Entspannung, Wellness und Urlaub ein. Vom
„reinen Erholungs- und Verwöhnprogramm
über gezielte Informationen zum Thema
Schwangerschaft bis hin zur individuellen
Geburtsvorbereitung bieten die Partnerbe-
triebe für zukünftige Eltern Unterstützung
an“, heißt es.
Das Alpenresort Schwarz in Mieming
37
Wohnbau für alle FälleProfessionell, flexibel und kompetent: Die WE Wohnungseigentum ist Ihr verlässlicher Partner beim Bau eines Personalhauses.
Seit 1954 gilt die WE Wohnungseigentum als die Tiroler Top-Adresse in puncto
Wohnbau. Den steigenden Anforderungen an die Bauträger konnte sie immer
gerecht werden. Die WE ist stets am Puls der Zeit: Neben der Errichtung und
dem Gebäudemanagement von Wohnungen, Reihenhäusern, Gemeindeeinrichtun-
gen, seniorengerechtem Wohnen, Pflegeheimen und Schulen realisiert sie nun auch
schlüsselfertige Dienstnehmerwohnungen für Tiroler Unternehmen.
Gerade im Tourismus ist der Bedarf an angemessenem Wohnraum für Personal
deutlich gestiegen. Motiviertes Personal ist für jeden Betrieb unerlässlich, um erfolg-
reich zu wirtschaften. Ein komfortables Personalhaus, in dem die Mitarbeiter günstig
wohnen und sich wohlfühlen können, ist heutzutage unerlässlich, damit sie dauerhaft
im Unternehmen bleiben.
Die Wohnbauförderung des Landes Tirols unterstützt den Neubau von Dienstneh-
merwohnungen. Das entsprechende Wohnbauförderungsdarlehen für das gesamte
Projekt erleichtert die Finanzierung.
MünsterWeiters wird derzeit ein Dienstnehmer-wohnhaus in Münster erbaut, welches von der Reha Tirol angemietet wird. Insgesamt entstehen hier 36 neue Dienstnehmerwoh-nungen. Fertigstellung September 2011.
JochbergIn nur 5 Monaten entstand ein Wohnhaus mit 23 Dienstnehmerwohnungen – diese stehen nun den Mitarbeitern des Hotels Royal Spa***** zur Verfügung. Die erste Baustufe wurde bereits abgeschlossen, im Zuge der Erweiterung erfolgt derzeit die Errichtung der zweiten Baustufe.
Wohnungseigentum
Tiroler gemeinnützige Wohnbaugesellschaft m. b. H.
Südtiroler Platz 8 · 6020 Innsbruck · Telefon 0512 / 53 93–0
[email protected] · www.we-tirol.at
WERBung
Spezielle Kosmetiklinien, ein Sportangebot
mit leichten Radtouren, Walkingstrecken
und Spazierwegen, eigene Schlafkissen und
Behandlungen, buchbar in der eigenen Sui-
te, runden das Angebot ab. In den privaten
Spa-Suiten können sich die werdenden El-
tern ganz exklusiv verwöhnen lassen. „Man-
che Schwangeren fühlen sich unwohl und
wollen mit dem veränderten Körper nicht
nackt durch die Saunawelten wandeln“, sagt
Neuner, „für diese stehen unsere Suiten mit
eigener Sauna oder Dampfbad zur Verfü-
gung. Das Extra-Bett kann zur Massageliege
umfunktioniert werden.“
Viele Schwangere kämpfen mit dem
Ein- und Durchschlafen. Ein Schlaf-Gesund-
Coach hilft mit Tipps und Empfehlungen für
eine verbesserte Nachtruhe. Für ihn ist „guter
Schlaf die Voraussetzung für ein gesundes
und glückliches Leben“. Der Coach erkennt
innere und äußere Ursachen von Schlafstö-
rungen und hilft, diese zu beseitigen, emp-
fi ehlt Schlaf fördernde Mahlzeiten, warme
Kräuter- oder Salzbäder, Spaziergänge am
Abend und autogenes Training. Ein härter
oder weicher eingestellter Lattenrost beugt
Kreuzschmerzen vor und begünstigt einen
TIROLER „NEW LIFE HOTELS“ • Alpenresort Schwarz, Mieming
www.schwarz.at
• Holzleiten - Natur und Spa Resort, Obsteigwww.holzleiten.at
• Aktiv & Spa Resort Rieser Tirol, Pertisau www.hotel-rieser.com
• Das Theresa - Wellness & Spa Hotel Tirol, Zell im Zillertal www.theresa.at
• www.newlifehotels.com
guten Schlaf. Bestelllisten für Nackenrollen,
größere Kopfkissen oder leichtere Bettde-
cken liegen in den Zimmern auf.
„Genau richtig“. Ob seit dem abge-
stimmten Angebot mehr Schwangere einen
Aufenthalt im Hotel buchen, kann Neuner
nicht bestätigen. „Das wurde in den Jahren
vorher nicht erfasst, daher haben wir keine
Vergleichszahlen. Oft wussten wir ja gar
nicht, dass eine Besucherin schwanger war.
Jetzt achten wir natürlich mehr drauf und
können unser Angebot über die New-Life-
Hotels auch gut kommunizieren.“
Ärzte und Hebammen sprechen sich
jedenfalls für die Marketinggruppe und ihre
Qualitätsstandards aus. Die ehemalige Vize-
präsidentin des Österreichischen Hebam-
men Gremiums (ÖHG), Gerlinde Remsing,
zeigt sich von dem langfristigen Konzept,
der klaren Positionierung, der strengen
Sicherung der Qualitätskriterien und der
laufenden Optimierung des Angebots
überzeugt. Für sie sind Schwangere in den
Partnerhotels „genau richtig“.
Schwangere müssen Regeln ein-
halten, bestimmte Speisen vermeiden
und Risikofaktoren für sich und das Unge-
borene ausschließen. Mit zunehmendem
Umfang nimmt die Belastbarkeit des Kreis-
laufs und der Laune ab. Die Leibesfrucht
wird aktiver und die werdende Mutter
angestrengter. Ein Wellness-Urlaub, bei
dem andere für sie denken und sie mit
spezieller Aufmerksamkeit verwöhnen,
tut ihr und damit auch ihrem Partner gut.
So haben alle drei was davon. Wenn das
keinen Kurzurlaub wert ist. ×
38
vom Catering über die Anreise bis zur
Nächtigung“, fasst Manfred Koblmüller,
Experte für „Sustainable Event Manage-
ment“ am Österreichischen Ökologie-
Institut, zusammen.
Ökosensibilisierte Veranstalter. Treibender Motor für die zunehmenden
ökologischen Bemühungen in der Kon-
gresswelt ist ein anhaltender europäischer
Trend. „Große Veranstalter setzen die
Latte. Sie sind sensibilisiert für ökologisch
und sozial korrekte Veranstaltungen. Sie
möchten ein Gesamtprodukt, das sie öf-
fentlichkeitswirksam als grün vermarkten
können“, erklärt Manfred Koblmüller. Die
grüne Veranstaltung reiht sich damit in
eine gesellschaftlich-ökologisch verant-
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Wir haben zwei Jahre
lang daran gearbeitet,
ein nachhaltiger Ta-
gungsort zu werden“,
erklärt Georg Hechenblaikner, Alpbach-
Geschäftsführer. „Am schwierigsten war
es, externe Partner zu überzeugen. Bei
vertraglich Gebundenen kann man einfach
die Vorgaben machen.“ Die Anstrengung
hat sich gelohnt. Heute ist Alpbach füh-
rend im ökologisch und gesellschaftlich
verträglichen Kongresstourismus – und
ökonomisch erfolgreich. Der Energie-
verbrauch wurde optimiert, das Catering
mit regionalen Produkten bestückt, die
Anreise mit ö� entlichen Verkehrsmitteln
gefördert. Das gesamte Dorf profi tiert
von der Ausrichtung. Der Veranstalter –
das Europäische Forum Alpbach – war
ebenso Triebkraft für diese Entwicklung
wie das kritische Kongresspublikum.
Die Nachfrage ist groß: „Wir haben zwei
Zielgruppen, zum einen den klassischen
Firmenkunden, der Corporate Social Res-
ponsibility umsetzen will, und zum ande-
ren Institutionen“, erklärt Hechenblaikner.
Alpbach erhielt vom Umweltministerium
die Lizenz, mit der es Veranstaltern das
Label „Österreichisches Umweltzeichen
für Green Meetings“ verleihen kann. Das
Europäische Forum Alpbach trägt heuer
zum zweiten Mal dieses Zertifi kat.
Der Vorteil von Alpbach: „Es ist
eine überschaubare Welt. Entscheidun-
gen werden in kleinen Kreisen getro� en.
Veränderungen sind somit leicht möglich,
SAISON
MAGAZIN
Green MeetingsMülltrennung und Sparlampen reichen nicht. Wer eine gesellschaftlich-ökologisch verträgliche Veran-staltung anbieten möchte, der muss mehr leisten. Fest steht: Die Nachfrage nach solchen Events steigt.
VON JULIA BRUGG ER
Ökologisch korrekt. Das Kongresszentrum
Alpbach ist Vorreiter bei „grünen“ Veranstaltungen.
wortliche Unternehmenspolitik ein, auch
CSR (Corporate Social Responsibility)
genannt. Und diese wird zunehmend im
Tourismus ein Thema.
„Österreich und so auch Tirol wirbt
mit gesunden Ressourcen und einer intak-
ten Umwelt. Es gilt als Umweltmusterland“,
so Koblmüller. „Es wäre schädlich, diese
USP zu verspielen.“ Und Glaubwürdigkeit
ist für große Unternehmen und kritische
Bürger heute zentral geworden. Zertifi -
zierung und konsequent professionelle
Umsetzung können so zur halben Miete
für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit
den sensibilisierten Veranstaltern werden.
Umweltzeichen: das Minimum. Die Eintrittsschwelle für die Zertifi zierung
von Meetings ist relativ niedrig, wenn
Umwelt in der Organisation bereits ein
Thema war. Zu dieser Strategie hat sich das
Lebensministerium gemeinsam mit dem
Österreichischen Ökologie-Institut be-
wusst entschieden. „Das Umweltzeichen
dient als Qualitätslabel für eine nachhaltig
ausgerichtete Veranstaltung, ohne Exklu-
sivitätsstatus. Wichtig ist, dass das Zertifi kat
eine Breitenwirkung entfaltet. Das ist nur
mit einer niedrigen Hürde möglich“, so
Koblmüller. Wer mehr möchte, der kann
darüber hinaus Maßnahmen ergreifen.
Biozertifi zierte Caterer gehören ebenso
dazu wie die Konstruktion eines Niedrig-
energie-, Passiv- oder gar Plusenergieko-
ngresshauses.
Die Veranstalter schnaufen den-
noch: „Es ist ein anstrengender Weg, doch
wir schlagen ihn überzeugt ein“, erklärt
Ralph Kerschbaumer, Marketingleiter von
Congress und Messe Innsbruck (cmi). Was
das Kongresszentrum Alpbach seit 2010 er-
folgreich anbietet, versucht man nun auch
in Innsbruck umzusetzen. Im Sommer soll
die Zertifi zierung für das Österreichische
Umweltzeichen abgeschlossen sein. Das
Österreichische Ökologie-Institut greift
den Kandidaten dabei unter die Arme.
Dann kann das cmi seinen Kunden auch
39
das Produkt „umweltfreundliche und ge-
sellschaftlich verträgliche Veranstaltung“
anbieten.
Congress Innsbruck setzt neue Maßstäbe. Ö� entliche Erreichbar-
keit, Energie und Catering sind für Kon-
gresszentren die neuralgischen Punkte.
Einiges wurde und wird im Congress
Innsbruck schon seit einiger Zeit erfüllt:
sparsamer Umgang mit Wasser in den
Toiletten oder regionale Lebensmittel im
Catering. Doch der größte Brocken ist und
bleibt der Energieverbrauch. Die Bilanz
zum Ökologischen Fußabdruck wurde
noch nicht durchgeführt. Fest steht: Ein
Gebäude aus den 70er Jahren ist weit
entfernt von aktuellen Dämmvorgaben,
die Heizung läuft immer noch vorwie-
gend über Erdgas. Auch wenn bereits
Optimierungsmaßnahmen greifen und
der Energieeinsatz sinkt, ist noch viel zu
tun. „Hier ist wichtig, dass weiter Schritt
für Schritt um- und nachgerüstet wird. Der
Technische Leiter des cmi sieht auch ganz
klar Energiee§ zienz als oberste Priorität“,
so Koblmüller. Eine zentrale Vorausset-
zung für das Umweltzeichen wird damit
erfüllt. Und das ökonomische Interesse
des Betreibers wird ebenso gewahrt: Die
Betriebskosten sinken.
Der congresspark igls ist ein Nied-
rigenergiehaus, das zudem Solarenergie
nutzt. Der Glaspalast verfügt über ent-
sprechende Dreifachverglasung. Auch
der Neubau Messe Innsbruck entspricht
den neuesten Baustandards, wobei die
Energieversorgung des Altbestands gleich
mit aufgewertet wird. „Es braucht Trans-
parenz. Ist- und Soll-Verbrauch sollen in
einem ö� entlich sichtbaren Energieaus-
weis präsentiert werden. Das Resultat der
ständigen Optimierung wird damit für
jeden Eventbesucher begreifbar“, fasst
Koblmüller zusammen. Zentral ist zudem,
dass die Gesellschafter Land, Stadt, TVB
sowie WKÖ auf Sanierung und erneuer-
bare Energien drängen. ×
„Große Veranstalter setzen die Latte. Sie sind sensibilisiert für ökologisch und sozial korrekte Veranstaltun-gen. Sie möchten ein Gesamtpro-dukt, das sie ö� entlichkeitswirksam als grün vermarkten können.“
MANFRED KOBLMÜLLER, ÖSTERREICHISCHES ÖKOLOGIE-INSTITUT
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BEKENNTNIS ZU NACHHALTIGKEIT
Auf der heurigen Green Meetings Kon-ferenz in Mainz bekannte sich die Ver-anstaltungsbranche zu Nachhaltigkeit. Organisator der Konferenz war der EVVC, Europäischer Verband der Ver-anstaltungszentren e.V. „Es gibt immer mehr sensibilisierte Veranstalter, die sich ein Gesamtpaket wünschen“, be-stätigt Manfred Koblmüller. Wozu Green Meetings? Konferenzen sind zentraler Bestandteil der Wis-sensgesellschaft. Dieselbe Gesell-schaft weiß um ökologische und ge-sellschaftliche Missstände in der Welt. Green Meetings unterstützen bei der Ökologisierung der Wirtschaft. Ziel ist, den Ressourcenverbrauch zu mini-mieren, Verschmutzung zu vermeiden und gerechte Arbeitsbedingungen zu scha� en.
Nur öko zu sein, ist allerdings zu we-nig. Was zählt, ist die Nachfrage aus dem Eventsektor. Für ein Kongresszen-trum, das im Wettbewerb steht, zählt die Auslastung. Große Veranstalter und politische Institutionen entscheiden mit ihrer Nachfrage mit, wie grün ein Kongress tatsächlich wird. Sie müssen für ihre Veranstaltungen das Zertifi kat als Mindeststandard festmachen. Po-litische Vorgaben und Verpfl ichtungen zu nachhaltiger Entwicklung können das Angebot ebenso verbessern.
GÜTESIEGEL
Das Österreichische Umweltzeichen betri� t die Veranstaltung an sich und auch den Veranstaltungsort. Es gibt Muss-Kriterien und Soll-Kriterien. Be-reiche sind unter anderem: Catering, Mobilität, Abfall- und Energiemanage-ment, Materialeinsatz durch den Ver-anstalter, Information an die Teilneh-merInnen, Side-Events. www.umweltzeichen.at
Green Globe umfasst lediglich Soll-Kri-terien und Managementvorgaben. Aus-gezeichnet wird der Veranstaltungsort, nicht die Veranstaltung an sich. Die Kunden der Eventwirtschaft haben da-mit keinen Kommunikationsvorteil. „Er ist lange nicht so stark wie das Öster-reichische Umweltzeichen. Es ist eine allgemeine Absichtserklärung der Kon-gresszentren, die nicht viel über die tatsächliche Qualität des Events aus-sagt“, relativiert Koblmüller. www.greenglobe.com
Weitere Infos:www.greeneventsaustria.atwww.itc.com
40 SAISON
MAGAZIN
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Diamant der Alpen. Ein Ort ohne Kirche ist wie ein Gott ohne Mensch, war der Pionier Angelus
Scheiber überzeugt. Also baute ihm sein Sohn Alban Scheiber sen. eine Kirche und stellte dane-
ben ein besonderes Hotel. 50 Jahre später läuft der Pistenspaß auf 54 Kilometern und mit mehr als zehn modernen Aufstiegshilfen reibungslos.
2005 und 2006 wurde Hochgurgl zu einem der besten zehn Skigebiete der Welt gekürt und
bezeichnet sich als „Diamant der Alpen“.
41
D er Winter kommt früh und
bleibt lange. Die Hoch-
gurgler überlassen das
weder dem Zufall noch
Gott, schon ab Mitte Oktober spucken
hier die ersten Kanonen weißen Staub als
Grundlage zum steinfreien Pistenspaß.
Und der dauert in Hochgurgl dann auch
bis in den Mai an. „Dort oben hat es so viel
Sonne, da wäre es super zum Skifahren“,
soll Angelus Scheiber häufi g gesagt haben
und ließ dabei den Blick sehnsuchtsvoll
aus seinem Büro im Hotel Edelweiss über
die Hänge der Angerer Alm wandern. Es
gibt Menschen mit einem besonderen
Gespür für die Natur. Angelus Scheiber
war so einer. Ahnen konnte er damals
nicht, dass sich die Angerer Alm zu einem
Ort für gehobenen Skitourismus abseits
der Massen entwickeln würde und heute
einen Vergleich mit St. Moritz oder Lech
nicht zu scheuen braucht.
Bevor seine Vision Gestalt annahm,
wurde ein anderes Jahrhundertprojekt,
bei dem auch Angelus Scheiber die Fäden
zog, Realität: die Timmelsjoch Hochal-
penstraße (siehe Factbox), die nach vier
Jahren Bauzeit 1959 erö¢ net wurde. Die
Voraussetzung für den Ausbau der Ange-
rer Alm zum Hoteldorf Angereralpe war
gescha¢ en. Der Pionier Angelus Schei-
ber träumte von 15 bis 20 Skihütten mit
Übernachtungsmöglichkeit. „Es sollte ein
einfacher Standard sein“, erinnert sich Al-
ban Scheiber sen. an die Pläne des Vaters.
Für Alban Scheiber sen. war jedoch klar:
Ein besonderer Platz wie dieser verdient
ein besonderes Hotel. Jedes Zimmer im
Top Hotel Hochgurgl hatte bereits sein
eigenes Bad, das war in Zeiten der Eta-
gensanitäranlagen außergewöhnlich. Eine
Kirche war von Anfang an Bestandteil der
Pläne für Hochgurgl. „Eine Ortschaft ohne
Kirche ist wie ein Mensch ohne Gott“, war
Angelus Scheiber überzeugt.
An der Grenze. Aller Anfang ist schwer.
Besonders an der Grenze des Dauersied-
lungsraumes. Das wissen die Ötztaler und
deshalb zieht es keinen so richtig hinauf
ins Hochgebirge. Die Angerer Alm gilt
als wild. Kein Wasser. Kein Strom. Keine
Kanalisation. In Hochgurgl (2.150 Höhen-
meter) sind keine historischen Spuren von
menschlicher Besiedlung bekannt, anders
als in Obergurgl (1.930 m) oder Vent (1.900
m). „Ich war nie zimperlich. Ich bin raufge-
gangen und wir haben mit dem Bauen be-
gonnen“, erzählt Alban Scheiber sen., als
wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
Dabei war der Skifahrer und Autorennfah-
rer gerade einmal 23 Jahre alt. Im Sommer
1959 begannen die Arbeiten an den beiden
Hotels Hochgurgl und Angerer Alm und
auch der Skilift auf das große Kar wurde
in Angri¢ genommen. Eineinhalb Jahre
später folgte schon die Erö¢ nung.Was für
eine Leistung, wenn man die technischen
Voraussetzungen dieser Zeit und die un-
wirtlichen Bedingungen an der Grenze des
Dauersiedlungsraumes berücksichtigt.
Die Bauarbeiten wurden durch das
Hochwasser im Sommer 1960 verzögert.
Das Wasser riss im Ötztal zwei Brücken weg
und es dauerte Tage, bis die Straße wieder
befahrbar war. Das Baumaterial wurde bei
Köfels auf Unimogs umgeladen und über
den Berg nach Hochgurgl gebracht. Für
die Grenzbeamten gab es guten Schnaps,
das erleichterte die Zusammenarbeit. „Aus
der Not eine Tugend machen“, nennt Alban
Scheiber sen. das heute. Wer ein Leben im
Hochgebirge erzwingt, muss mit Rück-
schlägen rechnen. Brände zerstörten 1986
die Wurmkogelhütte in 3.082 m und 2009
die Skihütte Kirchenkar in 2.580 m, eine
Lawine fegte 1974 die Wurmkogelhütte
und die Mittelstation weg. Die Scheibers
ließen sich nicht abschütteln, sie bauten
die Kirchenkarhütte, die Wurmkogelhütte
und die Mittelstation wieder auf.
PIONIERLEISTUNGEN WERDEN GEFEIERT2011 ist das Jahr der Jubiläen in Obergurgl, Hochgurgl, Gurgl:
80 Jahre Piccard-Landung. Das Bauerndorf Obergurgl wurde am 27. Mai 1931 weltberühmt. Der Forscher und Abenteurer Auguste Piccard war mit seinem Stratosphärenballon in Augsburg aufgebrochen, um den Ballon-Höhenweltrekord zu brechen. Was ihm schließlich mit 15.785 m gelang. In Obergurgl musste er dabei notlanden. Das Piccard-Denkmal erinnert heute noch an die Landung und Rettung.
50 Jahre Hochgurgl. An der Timmelsjoch-Hochalpenstraße bauten die Gurgler das Ho-teldorf Hochgurgl, das heute den Namen „Dia-mant der Alpen“ trägt.
100 Jahre Skiclub Gurgl. Pioniere des Skisports riefen 1911 den Ski-Club Gurgl ins Leben, der als Motor für Schneesport und Tourismus im hinteren Ötztal gilt. Als Klubabzeichen wählten sie die Silhouette der Eispyramide des „Schalf-kogels“. Mitglieder dieses Skiclubs retteten übri-gens Auguste Piccard.
Als 1964 in der Angerer Alm ein Hal-
lenbad und eine Sauna erö¢ net wurden,
sagten viele Einheimische: „Die sind doch
verrückt.“ Es war Tirols drittes Hallenbad,
im Ötztal das erste und von Beginn an
sehr gefragt. Unterhaltung wird in den
60er und 70er Jahren in Hochgurgl groß-
geschrieben. Bands wie die Starlights, das
Emil Werner Trio oder die Nilsen Brothers
spielten auf. Ihr größter Hit „Aber dich
gibt’s nur einmal für mich“ entstand 1965
in der Kellerbar.
Portion Waghalsigkeit. Es braucht
eine Portion Waghalsigkeit, wenn man
weiterkommen will. Immer einen Schritt
vor seiner Zeit sein. Neuigkeiten als Ers-
ter einsetzen, ja sogar selber entwickeln.
Das hat die Scheibers nicht geschreckt.
Nachdem Martin Scheiber kein Potenzial
Familienbande„Ihr seid doch verrückt“, wurden die Pioniere aus dem hinteren Ötztal vielerorts geschumpfen. Nach 50 Jahren steht Hochgurgl für ein Skiresort, das den Vergleich mit St. Moritz nicht zu scheuen braucht.
VON JANE K ATHREIN
42
TIMMELSJOCH HOCHALPENSTRASSEDer Bau der Timmelsjoch Hochalpenstraße war eine der Voraussetzungen, dass Hochgurgl ent-stehen konnte. Der Ötztaler Tourismuspionier Angelus Scheiber verschrieb sich mit aller Kraft diesem Projekt, das innerhalb von vier Jahren umgesetzt und am 17. Juli 1959 erö¢ net wur-de. Dabei wurde der Weg über das Timmels-joch schon 1241 urkundlich erwähnt. Im 13. Jahrhundert wurde ein Saumweg angelegt, der schon bald ein Handelsweg wurde. Als sicherer Hinweis auf die Begehbarkeit gelten die Schaft-riebe von Schnals und dem Passeier ausgehend ins Ötztal.
Der Verbindungsweg über das Timmelsjoch ist auch Studienobjekt des Historikers und Geographen Kurt Scharr, der an der Leopold-Franzens Universität Innsbruck lehrt. In dem Buch „Leben an der Grenze der Dauersiedlung. Grund und Boden im ‚Ötztaler Gebirgsraum‘ (Ötztal-Schnals-Passeier) vom 13. bis zur Mit-te des 19. Jahrhunderts“, treten die vielfältigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ver-fl echtungen zwischen dem Ötztal, dem Passei-er und Schnalstal zu Tage. Erschienen 2001 im Universitätsverlag Wagner.
SKILEHRER SCHEIBER
Alban Scheiber sen. war nicht nur begeisterter Autorenn-
fahrer, er war auch ein leiden-schaftlicher Skirennläufer, der
sich gerne mit Rennläufern wie Karl Schranz bei internationa-len Meisterschaften duellierte. Ein Talent, das ihm in die Wie-
ge gelegt wurde, Vater Angelus Scheiber war Mitgründer des
„Skiclub Gurgl 1911“.
LAUDA/DUNGL Der dreifache Formel-1-Weltmeister Niki Lauda und Fitness-Papst Willi Dungl waren öfters zu Gast in Hochgurgl. Lauda traf sich im Winter 1981/82 mit McLaren-Chef Ron Dennis im Top Hotel Hoch-gurgl, um den Vertrag für sein Formel-1-Comeback zu unterzeichnen.
MEDITATIONSGURUDer indische Guru Maharishi Mahesh Jogi, Begründer der Transzendenta-len Meditation, lud 1962 zum euro-päischen Meditations-Sommerkurs nach Hochgurgl. 200 Anhänger aus 18 europäischen Nationen füllten einen Monat lang die damals drei Hochgurgler Hotels und lernten die Kunst der Meditation von ihrem Meis-ter. Darunter sollen auch die „Beatles“ gewesen sein. „Sie haben nur Gras gegessen und Wasser getrunken. Den Wein haben wir getrunken“, erinnert sich Alban Scheiber sen.
mehr in dem bestehenden Lift sah, über-
nahmen Alban und Angelus 1967 das Ru-
der und verbesserten den Komfort auf der
langen Schleppliftfahrt. Sessel wurden in
das Zugseil eingehängt. Der Kombilift war
geboren. Mit Arthur Doppelmayer entwi-
ckelte Alban Scheiber sen. Jahre später
das erste Förderband und erreichte damit
eine höhere Fahrgeschwindigkeit und eine
größere Förderkapazität. Mehr Komfort
brachte die 4er-Kabinensesselbahn, die mit
Hauben ausgestattet den Skigast vor Wind
und Schnee schützte und 2008 saß man in
der 8er-Kabinenbahn weltweit erstmals auf
beheizten Flächen. „Man versucht, mit der
Zeit zu gehen“, tut Alban Scheiber sen. das
ab. Als man sich 1997 für eine Verbindung
zwischen den Skigebieten Hochgurgl und
Obergurgl entschloss, ö¢ nete sich Hoch-
gurgl auch den Tagestouristen, die Fahrt
zwischen den Gebieten dauert mit dem
„Top-Express“ nur zehn Minuten.
Bei den Gästen punktet man mit dem
stolperfreien Pistenspaß ohne Wartezeiten
und der persönlichen Betreuung. Früher
kannte der Liftangestellte noch jeden Gast
persönlich, in den Hotels bemüht man sich
auch heute um jeden Einzelnen. Dazu ge-
hört auch das freundliche „Guten Morgen“
und „Good morning“, das Alban Scheiber
sen. auf seiner vormittäglichen Runde
durch die Stockwerke des Hotels nach links
und rechts wirft. Die Gäste mögen das, sie
fühlen sich mittendrin und nicht nur dabei.
85 Prozent kommen eben deswegen Jahr
für Jahr wieder.
Ein hochmodernes Skigebiet, eine
umfangreiche Berggastronomie, ein
5-Sterne-Hotel – ein Einzelner wäre mit
der Fülle an Aufgaben bald überfordert.
Die Zwillinge Attila und Alban Scheiber lei-
ten inzwischen das Familienunternehmen.
Alban sen. redet seinen Söhnen nicht
drein, so wie ihm auch schon Vater An-
gelus freie Hand gelassen hat. „Im Gegen-
teil, wir müssen den Vater immer wieder
einmal bremsen, wenn er sich vor Ideen
überschlägt“, scherzen die Söhne. Wenn
man schon alles erreicht hat, wo will man
dann noch hin? An eine Erweiterung des
Skigebietes ist aus naturschutzrechtlichen
Vorgaben nicht zu denken, weitere Hotels
bauen darf man auch nicht. „Den Stan-
dard halten. Sich um jeden einzelnen Gast
kümmern, das ist Arbeit genug“, beendet
Alban Scheiber sen. das Gespräch, schaut
noch ein paar Mal für Fotos in die Kamera,
um dann geschäftig davonzueilen. ×
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44 SAISON
MAGAZIN
SAISON: Mit Musik im Riesen ha-ben Sie ein Festival in Wattens installiert, das in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich ist:
Es wird von der Firma Swarovski fi nan-ziert und es konzentriert sich ganz auf Kammermusik. Was zeichnet diese Kon-stellation aus? THOMAS LARCHER: Bei der
Finanzierung handelt es sich im Grunde um
klassisches Mäzenatentum, was mir als
künstlerischem Leiter eine gewisse Freiheit
in der Programmierung erö� net. Dadurch
ist es möglich, ein Kammermusikprojekt zu
verwirklichen, das autonom ist, in dem ein
roter Faden über Jahre weitergesponnen
werden kann – und dies in sehr hoher
Qualität. Wenn man Kammermusik in ei-
nem kleinen, für diese Kunst geeigneten
Rahmen präsentiert, kann man einerseits
das Geld nicht hereinspielen. Andererseits
muss man sehr gute Leute einladen – in
diesem Jahr sind das zum Beispiel das
Jerusalem Quartet, das Hagen Quartett,
der Tenor Mark Padmore und der Pianist
Paul Lewis –, sonst kann man den Zuhö-
rern nicht vermitteln, dass das eine sehr
hochstehende, gewachsene Tradition ist.
Im Grunde ist das ein radikales Gegenmo-
dell zur Größe von Sensationsereignissen
– eine Reihe von Konzerten, in der es stark
um Inhalte geht.
Für „Musik im Riesen“ schreiben Sie selbst erstmals einen Liederzyklus in der Besetzung Stimme und Klavier: „A Pad-more Cycle“, den Sie gemeinsam mit dem Tenor Mark Padmore au� ühren. Welche literarischen Quellen verwenden Sie? Der
Liederzyklus beruht auf sehr kurzen Texten
von Alois Hotschnig und Hans Aschenwald,
die ich wahrscheinlich in zwei Blöcken ver-
tonen werde. Einerseits sind es ganz kurze,
signalartige Gedichte oder Gedichtzeilen
Hotschnigs, die in sich sehr abgeschlossen
sind. Denen muss man auch Zeit geben, da-
mit sie erfasst werden können. Andererseits
wähle ich Gedichte von Hans Aschenwald
aus, die durch die Kürze und bestimmte
inhaltliche, sprachliche und thematische
Ähnlichkeiten mit den Hotschnig-Texten
verbunden sind.
Kammermusik wie dieser Liederzyklus spielt, als konzentrierte Form, in Ihrem ei-genen Œuvre eine bedeutende Rolle, aber Sie komponieren genauso für ganz andere Besetzungen. Im April führt zum Beispiel das San Francisco Symphony Orchestra Ihr Orchesterstück „Red and Green“ erstmals auf. Erö� net Ihnen die Komposition für Or-chester größere Möglichkeiten und erar-beiten Sie Ihre Stücke mit den Musikern? Im
kammermusikalischen Kontext arbeite ich
viel mit den Interpreten zusammen, aber bei
Orchestern geht das meistens nicht. Durch
die Größe der Orchester gewinnt man nicht
nur Weite, es kommt auch Limitierung dazu.
Notgedrungen muss man in der Orches-
termusik etwas defensiver schreiben, weil
ausgefallene Spieltechniken nicht voraus-
gesetzt werden können oder im Ensemble
oft weniger Sinn ergeben als bei solistischen
Werken. Orchester haben eine ganz andere
Organisations- und Zeitstruktur, und es gibt
auch Dinge, die einfach nicht machbar sind.
Wenn zwei Musiker zwanzig Meter vonei-
nander entfernt sitzen und einander nicht
spielen hören, können sie musikalisch auch
nicht miteinander kommunizieren.
In der Saison 2011/12 sind Sie Composer in Residence des Mozarteumorchesters Salzburg und im Wiener Konzerthaus. Kann man in so einem Rahmen seine Musik besser vorstellen als in einzelnen Konzerten? Für die Veranstalter oder
Orchester sind solche Residenzen ein
Kommunikationstool, um bestimmte Lini-
en aufzeigen zu können. Aber man kann
natürlich nicht ein ganzes neues Programm
zusammenstellen, sondern muss einen Mix
machen aus bestehenden und einzelnen
neuen Stücken. Aber es wird auch Ver-
mittlungsprogramme geben und in Wien
ein Konzert, auf das ich mich sehr freue. Im
Dezember trete ich gemeinsam mit Kindern
auf, spiele solo und mit ihnen vierhändig
und sie spielen ihre Lieblingsstücke sowie
Klavierstücke aus „Poems – 12 Pieces for
Pianists and Other Children“.
In „Poems“ haben Sie auch eher einfache Stücke komponiert. Worin liegt der Reiz
Musik als kommu nikative KraftSeit 2004 leitet der Pianist und Komponist Thomas Larcher das Festival Musik im Riesen, das von 17. bis 22. Mai 2011 in den Swa-rovski Kristallwelten stattfi ndet. Während dabei die Kammermusik im Mittelpunkt steht, reicht die Bandbreite von Larchers aktuellen Kompositionen vom Soloklavierstück bis zum Orchesterwerk.
DA S INTERVIEW FÜHRTE ES THER PIRCHNER .
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der Einfachheit? Zunächst einmal ist es toll
zu sehen, dass ein Kind diese Stücke spielen
kann. Dazu dürfen solche Kompositionen
nicht zu groß, zu lang oder zu schwer sein,
was die Möglichkeiten ziemlich reduziert.
Man muss sehr genau sein, aber auch sehr
einfallsreich, damit man in der Kleinheit
etwas Gescheites zusammenbringt. Das
ist quasi das Gegenstück zur Komposition
für Orchester: Dort bist du limitiert durch
die Größe und die Organisation dieses
Riesenapparats, beim Kleinen wirst du frei
durch die Reduktion. Für „Poems“ habe ich
wahrscheinlich ungefähr gleich lang ge-
braucht wie für „Red and Green“, obwohl
es 100.000-mal weniger Noten sind. Aber
dadurch sind das auch Lieblingsstücke.
Wenn wir von Einfachheit sprechen, stellt sich auf der anderen Seite auch die Frage nach der Neuen Musik, die ja allgemein als eher sperrig gilt. Ordnen Sie sich in dieser Richtung der zeitgenössischen Musik ein? Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt,
dass ich immer abseits der Neuen Musik
gestanden habe, auch wenn die Techniken
manchmal faszinierend oder hilfreich sind.
Aber durch meine Tätigkeit als Interpret
habe ich auch einen anderen Zugang.
Wenn ich spiele, muss ich die Musik auch
erlebbar machen, sie muss berühren und
nachvollziehbar sein. Es gibt eine gewisse
kommunikative Kraft der Musik, die man
nützen kann.
Nicht nur die Komponisten, auch viele Interpreten sind bestrebt, immer wieder radikal neue Ansätze zu fi nden. Versu-chen Sie auch, die Hörgewohnheiten des Publikums zu durchbrechen? Eigentlich
nicht. Ich versuche es so zu machen, wie ich
es – aus meinem Erfahrungsgrund heraus
– am besten fi nde. Aber ich habe keinen
missionarischen Eifer. Denn selbst Leute, die
viel Musik hören, erleben bekannte Stücke in
einer bestimmten Konzertsituation wieder
neu. Da ist es oft wichtiger, dass sie das
erfassen können und hören. Der Zwang,
gegen das Überlieferte zu spielen, treibt
manchmal seltsame Blüten. Der Kompo-
nist Ernst Krenek hat einmal gesagt, wenn
er eine Bach-Fuge hört, dann weiß er schon,
was das ist, und diese Haltung entspricht
mir sehr.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
ZUR PERSONThomas Larcher, geboren 1963, ist Komponist, Pianist und künstlerischer Leiter des Festivals Musik im Riesen. Er arbeitet(e) mit Komponis-ten und Interpreten wie Claudio Abbado, Pierre Boulez, Heinz Holliger und Matthias Goerne zusammen. Seine jüngsten Werke entstanden u. a. für das San Francisco Symphony Orches-tra, die Kölner Philharmonie und den Pianisten Leif Ove Andsnes. Seinen Liederzyklus „A Pad-more Cycle“ komponierte er für den britischen Tenor Mark Padmore, der diesen gemeinsam mit Larcher am 20. Mai 2011 bei Musik im Rie-sen au� ühren wird. In der Saison 2011/2012 ist Larcher Composer in Residence des Wiener Konzerthauses und des Mozarteumorchesters Salzburg und bei beiden mit mehreren Konzer-ten vertreten.
MUSIK IM RIESEN17.–22. Mai 2011Jerusalem Quartet, Hagen Quartett, Belcea Quartet, Quatuor Diotima, Mark Padmore, Paul Lewis, Thomas Larcher, Lawrence PowerSwarovski Kristallwelten6112 WattensTel. 05224/[email protected]
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46 SAISON
MAGAZIN
Aus der Ära der fröhlichen ZecherVon 1567 bis 1620 wurden auf Schloss Ambras sogenannte Trinkbücher geführt, in denen sich die Gäste des Schlosses nach überstandener Trinkprüfung und Aufnahme ins Heiligtum des Gottes Bacchus verewigten. Sie sind Ausgangspunkt der Ausstel-lung „Trinkfest! Bacchus lädt ein“ von 7. April bis 31. Mai 2011.
VON ES THER PIRCHNER
Theodor Fontane fand 1819
bei seiner Reise durch Tirol,
dass Innsbruck einen „eminent
langweiligen Eindruck“ mache,
Heinrich Heine schimpfte die Stadt 1828
gar „unwohnlich und blöde“ und Adolf
Pichler bescheinigte den Innsbruckern
1879 „gemeine Bosheit, liberal ultramon-
tane Plattheit und jene bürgerlich biedere
Ehrlichkeit, die oft von Gaunerei nicht zu
unterscheiden ist!“ Vielleicht hätten sie sich
besser einen Krug Wein bestellt, er lässt die
Welt und ihre Städte oft rosiger aussehen.
Vielleicht waren die Schriftsteller aber
auch nur um rund dreihundert Jahre zu
spät in die Alpenstadt gereist, denn aus den
Schriften der Besucher im 16. Jahrhundert
ergibt sich ein ganz anderes Bild: Michel de
Montaigne lobte 1580 die Gastlichkeit und
die schönen und unterhaltsamen Anlagen
von Schloss Ambras, und der griechische
Kopist und Herausgeber Nikander von
Korfu ließ 1548 über die Tiroler wissen,
dass sie zwar ein „misstrauisches“, aber
auch ein „schwelgerisches Volk [seien],
denn es erfreut sich an Schwelgereien und
Trinkgelagen, wobei sie durch Gastmähler
und Zutrinken freundlich auch die Leute
aus der Fremde willkommen heißen“.
Gut eingeschenkt. Eigentlich sollte
es einen nicht wundern, schließlich war
die Renaissance eine Epoche, in der
gerne und viel getrunken wurde, und
die fürstlichen Gastgeber ließen sich für
ihre Besucher allerlei Unterhaltungen
einfallen. „Die Deutschen“ galten als „die
Trunksüchtigsten von allen“, an ihren, aber
auch an anderen Höfen waren Trinkspiele
eine weit verbreitete Belustigung. Schon
Maximilian I. ließ seinen Gästen reich-
lich Wein kredenzen und Scherzgefäße
standen an vielen fürstlichen Tafeln in
Verwendung. Vom Hof des bayerischen
Königs Albrecht V. ist eine vergoldete
„Diana auf dem Hirsch“ erhalten, die auf
dem Tisch herumfuhr. Blieb sie vor einem
Gast stehen, musste dieser den mit Wein
gefüllten Tafelaufsatz leeren.
Heitere Feste mit angeheiterten
Gästen waren auch auf Schloss Ambras
üblich. Die wichtigste zeitgenössische
Beschreibung fi ndet sich in den Aufzeich-
nungen von Stephanus Vinandus Pighius,
Sekretär des Herzogs Karl Friedrich von
Jülich, Kleve und Berg. 1574 machte er als
Reisebegleiter des Herzogs auf dem Weg
nach Italien Erzherzog Ferdinand II. seine
Aufwartung und wurde dabei Zeuge der
ausgelassenen Feierlichkeiten am Inns-
brucker Hof. Gewohnheitsmäßig wurden
dort die Besucher – Männer wie Frauen
– dazu genötigt, einen mehr oder weniger
großen Humpen Wein in einem Zug aus-
zutrinken. In speziellen Gläsern schenkte
man den Männern mehr als einen halben
Liter ein, den Frauen ein knappes Viertel,
und wer die Trinkprobe nicht auf Anhieb
bestand, sollte es, nachdem ihm nachge-
schenkt worden war, gleich noch einmal
versuchen. Erst dann durfte er oder sie
ins innerste Heiligtum des Gottes Bac-
chus, in die heute noch im Schlosspark
bestehende Bacchusgrotte, wo munter
weitergefeiert wurde. Begleitet wurde
das nicht ganz bierernst zu nehmende
Ritual von reichlich gewürzten Speisen,
die den Durst anregten, und von der
Ein Prost auf die Kunst. Kuratorin Veronika Sand-bichler lässt alte Ambraser Trinksitten hochleben.
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INFOTrinkfest! Bacchus lädt ein7. April bis 31. Mai 2011tägl. 10 bis 17 h
Kunsthistorisches Museum Schloss AmbrasSchlossstraße 20, 6020 InnsbruckTel. 01/[email protected]
www.khm.at/ambras
Ehre, sich in ein Trinkbuch einzutragen,
das der Erzherzog bereithielt. Die Bücher
zeugen übrigens davon, dass die Tiroler
schon immer ein internationales Publi-
kum schätzten: Neben den Vermerken
der oben genannten Deutschen fi nden
sich auch solche von „Böhmen, Polen,
Italienern, Spaniern und Durchreisenden
aus anderen Ländern“.
Mythische Bilder. Die drei Ambra-
ser Trinkbücher, die Einträge zum Teil im
Original, zum Teil in Abschrift enthalten,
wurden ab 1567 geführt und sind heutigen
Gästebüchern oder Poesiealben ähnlich.
Ein Besucher verewigte sich darin nicht
nur mit dem Datum seines Aufenthalts,
sondern auch mit Angaben zur Person
und einem Spruch: eine Erinnerung für
den Hausherrn daran, wer mit ihm gefei-
ert hatte – und ein Ausgangspunkt für die
Leiterin des Kunsthistorischen Museums
Schloss Ambras und Kuratorin Veronika
Sandbichler, eine Ausstellung rund um
die Trinksitten in der Renaissance zu ge-
stalten.
Neben den Trinkbüchern und der
Bacchusgrotte, die besichtigt werden
kann, sind vor allem die bei den Festen
gebrauchten Utensilien von Interesse:
Gläser in Form eines Fässchens, mit de-
nen den Männern aufgewartet wurde,
und ein Glas in Form einer Muschel, das
den Frauen vorbehalten war, Pläne der
Bacchusgrotte und des vorgelagerten
Felsenkellers, Fresken und Gemälde, die
bacchantische Riten zeigen, sowie Becher
und Straußeneier, die mit mythologischen
Szenen geschmückt sind. Ein ausgefalle-
nes Exponat ist der Fangstuhl, der bei den
Trinkspielen wahrscheinlich Verwendung
fand. Der eiserne, reich verzierte Stuhl ist
mit versteckten Mechanismen versehen,
die beim Niedersetzen ausgelöst wurden.
Arme und Oberschenkel des Sitzenden
wurden mit Greifarmen fi xiert, sodass an
ein Entkommen vom Fest nicht mehr zu
denken war. Glaubt man den Beschrei-
bungen von Stephanus Vinandus Pighius,
dann nahmen die Gäste diese Fesselung
nicht allzu schwer, und schließlich sind
aus den 53 Jahren, in denen die dionysi-
schen Sitten dokumentiert wurden, keine
Klagen bekannt.
Erleuchtete Trinker. Die letzten Ein-
träge in den Trinkbüchern sind von 1620,
was aber nicht bedeutet, dass nicht auch
später noch gefeiert wurde. In bestimmtem
Rahmen sind Trinkspiele bis heute üblich.
Und sogar in der Romantik und im Bieder-
meier, als Heine, Fontane und Pichler die
Langeweile und Blödigkeit beklagten, ließ
sich der eine oder andere von einem guten
Tropfen die Stimmung erhellen. Wie heißt es
bei Nestroy? „Die ganze Stadt ist illuminiert!
Dann illuminier ich mich auch.“ ×
KATERMITTEL AUS DER RENAISSANCEEin Mittel, den Kater zu lindern, aus dem Ambraser Liederbuch (1582):
„Ein köstlich recept, so sich einer des nachts ubertruncken, das einem zu morgens der kop� weh thut, sol er gebrauchen, wie folget.Recipe, das blaw vom himmel. Das rumpel von einer alten brü-cken. Das fett von einer mücken. Ein mäßlein schall aus einer trum-meten. Ein mäßlin kreßblut. Fün� rostige hu� eisen. Neun sensen-spitzen gerieben in einer liedern pfe� ermülen. Der sa� t von einem knebelspies. Das eingeweid von ei-ner alten mistgabel. Ein lot vogel-gesang. Ein lot glockenthon. Ein lot von einer mönchskappen, da zehen mess darüber gehalten sein wor-den. Solches thu alles zusammen in ein glesern mörsel, und zerstos es alles mit einem fuchsschwantz, und thu es in ein tiegel, der von wachs
ist gemacht, und las es ein stund oder drey wol sieden zu einer salben, darnach nim darunter wie folget.
Recipe iiij lot steckenpfe� er, j stück ungebrante aschen ei-ner elen lang, und eines dau-
men dick die lenden damit gerieben. Das ist bewehrt.“
Der Fangstuhl mit verborgenem Festhalte-mechanismus konnte Gäste zum Bleiben bewegen (oben).
Der Kerl hat’s in sich: Das Scherzgefäß kann mit Wein gefüllt werden und gibt beim Ausschen-ken glucksende Geräu-sche von sich (rechts).
den. Solches thu alles zusammen in ein glesern mörsel, und zerstos es alles mit einem fuchsschwantz, und thu es in ein tiegel, der von wachs
ist gemacht, und las es ein stund oder drey wol sieden zu einer salben, darnach nim darunter wie folget.
Recipe iiij lot steckenpfe� er, j
men dick die lenden damit gerieben. Das ist bewehrt.“
verborgenem Festhalte-
und gibt beim Ausschen-
Gefeiert wurde in der Bacchusgrotte
im Schlosspark von Ambras (oben).
Verzeichnis aller Zecher: das
Ambraser Trinkbuch (1567–1620) (rechts)
DER TRACHTENEXPERTE FÜR DAMEN, HERREN & KINDERLeopoldstr. 28, 6020 Innsbruck, Tel.: + 43 512 578691, Fax: 573738
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Fotos: Thomas Bause, Oliver Kurzemann
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49 SAISON
KOMMENTARE
Höchste Zeit für neue Bilder VON ALOIS SCHÖPF
Krank vor Wellness VON ERNS T MOLDEN
Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.
Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien.
U nter dem Titel „Sight-Seeing“ (Verlag Hatje Cantz)
entstand unter der Patronanz der Tirol Werbung
ein Bildband, in dem versucht wird, die Bildbot-
schaften über unser Land abseits der klassischen
Schönheitsikonen wahrheitsnaher und selbstrefl exiver zu formu-
lieren. Wolfgang Scheppe, Bildtheoretiker und Kommunikations-
wissenschaftler, hat dafür sieben zum Teil renommierte Fotogra-
fen ausgewählt, um einen neuen Blick auf unsere touristischen
Schätze zu werfen. Denn die alten Werbe-Ikonen, mit denen bisher
für unser Land geworben wurde, seien, so Scheppe, inzwischen
verbraucht und würden als verlogen empfunden. Zudem reagiere
der Konsument gegenüber den Ausschüttungen der Werbung mit
ihren immer ra� nierteren Bildbearbeitungsverfahren sensibler,
wenn nicht gar allergisch!
Dieser Außenblick Scheppes auf Tirol ist zumindest durch
drei Beobachtungen von innen zu ergänzen: Vor allem durch
unsere Schlager- und Volksmusikbarden, die zum Glück zuneh-
mend weniger, aber immer noch ausreichend durch die Medien-
welt geistern, wie auch durch neue kitschige Heimatfi lme, die in
der Branche unter dem spöttischen Namen „Da-wo-die-Filme“
fi rmieren, aber auch durch eine ins Salontirolerische verkleidete
D er „Spiegel“, jenes Magazin, ohne das ich nun
schon seit vielen Jahren nicht wirklich sein kann,
titelt: „Gesundes Fasten!“ Das ist klar eines jener
„Spiegel“-Cover, die mich noch vor kurzem zu
einem gelangweilten Ächzen getrieben hätten. Aber wie auch
den weihnachtlichen und österlichen Christus-„Spiegel“-Covers
bin ich nun auch den New-Age-Gesundheits-Covers o� ener
gegenüber.
Das hat eindeutig damit zu tun, dass ich älter, mürber, ge-
brechlicher bin als noch vor ein paar Jahren. Nun, da die Welt mich
in meinen besten Jahren sieht, bröckelt es in der Selbstwahrneh-
mung längst. Deshalb lese ich halbesoterische
„Spiegel“-Gesundheits-Versprechungen. Des-
wegen mag ich seit einiger Zeit Thermalbäder.
Und deswegen haben meine Liebste und ich
unlängst etwas für uns entdeckt, was wir einst
als Inbegri� des Uncoolen gesehen hätten, hätten wir es denn
überhaupt wahrgenommen. Ich spreche von der, äh, Wellness.
An einem besonderen energetischen Tiefpunkt des ver-
gangenen Winters begaben wir beide uns nämlich mit einer
gewissen Verstohlenheit ins Seminar- und Wellnesshotel R. in
der Steiermark. Dort hatte sich die Liebste schon zuvor mit ih-
rem Büro zu einer Klausur aufgehalten, war vor lauter Klausieren
aber nicht wirklich zur Nutzung, des, äh, Wellness-Angebots
gekommen. Um mit meiner Liebsten nach einem Jahrzehnt des
Elterntums einmal zu zweit sein zu dürfen, würde ich noch ganz
andere Orte aufsuchen als ein Wellness-Hotel. Ich sagte also laut
Ja zu diesem Plan. Wir lenkten unser Auto durch die tiefwinterli-
Schickimicki-Gesellschaft, die den gemeinen
Bürger an besonders feierlichen Skitagen über
diverse Seitenblicksendungen erreicht, hat das
Tirolertum, wie es sich in der Tracht und in
trachtenähnlichen Gewandungen ausdrückt,
einen Grad der Abgewirtschaftetheit erreicht,
dass es fast schon an Selbstbeschädigung grenzt, sich noch in
ein solch ursprünglich edles Gewand zu hüllen.
Gleichzeitig mit den Ermüdungserscheinungen der Adjus-
tierung durchlebt das Land zugleich eine Krise fast aller seiner po-
litischen Institutionen, wie sie noch vor wenigen
Jahren undenkbar gewesen wäre. Der bäuerlich
designte Friede der Bei-meiner-Ehr-Politik hat
sich in ähnlicher Weise wie die Tracht als ein für
die Zukunft unbrauchbarerer Zauber erwiesen.
Zugleich jedoch kann jedermann, der aufmerksam
durch die Gegend fährt, mit Genugtuung feststellen, dass der
neobarocke alpenländische Baustil kaum noch praktiziert wird
und sich – als steinerner Beweis eines heutigen Lebensstils – im
ö� entlichen und im privaten Wohnungsbau eine Architektur ent-
wickelt hat, die keinen internationalen Vergleich mehr zu scheuen
braucht.
Die Bilder von gestern sind alt geworden, weil sich das
Land, das sie abbilden sollten, verändert hat. Daher ist es tat-
sächlich höchste Zeit für neue Bilder! ×
che und Rosseggersche östliche Steiermark und
erreichten schließlich das R., wo wir zwei Tage
lang die sogenannte Allzeit-Genuss-Pauschale
gebucht hatten.
Was soll ich Ihnen sagen? Wir genosssen.
Wir gingen sofort in die Badeanlage und drif-
teten in einem geheizten Außenbecken durch
riesige Schneewächten, wir lagen in Massage-Becken, bis wir
hungrig waren. Wir aßen ein vielgängiges, aus zahllosen heimi-
schen Bio-Produkten bestehendes Nachtmahl. Wir betrachteten
die Werke aus der Hotel-Bibliothek, die aus Manager-Wellness-
Bänden bestand – mein liebstes Buch trug den schon wieder
himmlisch bescheuerten Titel „Führen, Leisten, Leben“. Wir kehr-
ten am nächsten Morgen in die Badeanlagen zurück, um dann
nach weiterem Essen einen ausgreifenden Spaziergang in den
nachhaltig bewirtschafteten Bio-Landwirtschaften des Hotels zu
machen. Als wir zu unseren Kindern heimkehrten, fühlten wir uns
beinahe zu, äh, well.
Wir arbeiteten also hart und gestresst, bis wir beide wieder
krank wurden. Weil so alt sind wir wieder auch nicht. ×
„Der bäuerlich designte Friede der Bei-meiner-Ehr-Politik hat sich in ähnlicher Weise wie die Tracht als ein für die Zukunft unbrauchbarerer Zauber erwiesen.“
„Nun, da die Welt mich in meinen besten Jahren sieht, bröckelt es in der Selbstwahrnehmung längst.“
© B
ÖH
ME
50 SAISON
NACHGEFRAGT
DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Kaikoura (Neuseeland), Annapolis (USA), Altaussee
DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Gästen aus aller Welt vorzuleben, in welchem gottbegnadeten Land
wir leben dürfen
DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Einfallslosigkeit, schlechte Qualität und mangelnde Wertschätzung
Mitarbeitern und Gästen gegenüber
HOTELIER ZU SEIN, BEDEUTET ... Das ganze Jahr zu leben wie ein Gast (und der ist ja bekanntlich König)
DAS SPANNENDSTE EVENT AM ACHENSEE: Achensee Attack, Karwendelmarsch, Achenseelauf ...
ich kann mich nicht entscheiden!
DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Gastfreundschaft, Qualität, Authentizität
DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Selbstverleugnung und mangelndes Preisbewusstsein
DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Hotelbewertungsplattformen, so diese seriös geführt werden
IN HOTELS ACHTE ICH AUF ... Die 100 kleinen Dinge außerhalb der Standards
QUALITÄT BEDEUTET FÜR MICH ... Bei dem, was man tut, ein gutes Gefühl zu haben –
und unbedingt: Nachhaltigkeit
LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Vor 2 Wochen 4 Tage in Rumänien mit meinen Brüdern
und guten Freunden
MEIN LIEBLINGSPLATZ AM ACHENSEE: Auf dem Segelboot
ICH LERNE VON: Jedermann/frau jederzeit
DAS KÖNNTEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: Öfter und weiter über den Tellerrand schauen
14 FR AG EN A N . . .
Johannes Entner
Johannes Entner ist Hotelier und Obmann des Tourismus-verbandes Achensee.
I NNSBRUCK Tel. 0 512 - 3336-0VOMP Tel. 0 52 42 - 642 00-0WÖRGL Tel. 0 53 32 - 737 11-0
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