Rhetorik I
Redekunst und Literatur
VORSCHAURhetorik II wird sein:
Redekunst und literarische Kultur am Beispiel von Shakespeare und Tolstoj
(mit Wieland)
NACHTRAGfür Rhetorik II wird gebraucht:
das Ende des Abschnitts Göttert S. 25f
SEMESTERAPPARAT 1080
Was ist Rhetorik?
Ars bene dicendi
Was ist Rhetorik?
Ars bene dicendi
Lektüren für den Rhetorik-Block
• Göttert - Zur Geschichte und Systematik• Aristoteles – Poetik• Quintilian – Ausbildung• Shakespeare – Richard III• Tolstoj – Anna Karenina (Teil 4)
Lektüren für den Rhetorik-Block
• Göttert - Zur Geschichte und Systematik• Quintilian – Ausbildung• Aristoteles – Poetik• Shakespeare – Richard III• Tolstoj – Anna Karenina (Teil 4)
Grundfrage – Was hat Rhetorik mit Literatur zu tun?
• Ideen?
Grundfrage – Was hat Rhetorik mit Literatur zu tun?
• Meine ersten Ideen:1. Der Anfang der systematischen Betrachtung von Sprache
und Genre, letztlich von Literatur2. Feld der Ausarbeitung des Verdachts (auch mit Blick auf
Literatur) als Lüge und Betrug – siehe Platon und die Dichter bzw. Sophisten
3. Feld der Verhandlung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit
4. Spätestens ab Shakespeare: Gegenstand der literarischen Verhandlung, damit eine Variante der poetischen Funktion als Einstellung auf die Botschaft selbst
Grundfrage – Was hat Rhetorik mit Literatur zu tun?
1. Der Anfang der systematischen Betrachtung von Sprache und Genre, letztlich von Literatur
a. Erste systematische Lehre von Figuren und Tropenb. Verbindungen zwischen Poetik und Rhetorik bei
Aristotelesc. Ausweisung der Dichter aus Platons Staat d. Paradigmatische Bedeutung des Übergangs von
Platon zu Aristoteles
Grundfrage – Was hat Rhetorik mit Literatur zu tun?
1. Der Anfang der systematischen Betrachtung von Sprache und Genre, letztlich von Literatur
2. Feld der Ausarbeitung des Verdachts (auch mit Blick auf Literatur) als Lüge und Betrug – siehe Platon und die Dichter bzw. Sophisten
a. Entstehung der Rhetorik als den Anfängen der Politik (als Bereich der Überzeugungskunst)
b. Siehe Götterts historischen Nachvollzug
Grundfrage – Was hat Rhetorik mit Literatur zu tun?
1. Der Anfang der systematischen Betrachtung von Sprache und Genre, letztlich von Literatur2. Feld der Ausarbeitung des Verdachts (auch mit Blick auf Literatur) als Lüge und Betrug – siehe Platon und die
Dichter bzw. Sophisten
3. Feld der Verhandlung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit
a. Die letzte der 5 Phasen der Erstellung der Rede ist „actio“ – Die Lehre vom Vortrag selbst – die Anfänge der Schauspielkunst
b. Die vorletzte der 5 Phasen: memoria (das Merken der Rede) >> Aufschreiben von Versen, mnemotechnisch begründet
c. Die dritte Phase: elocutio. Mündliche Effektivität von „Redeschmuck“, schriftlich festgehalten
Grundfrage – Was hat Rhetorik mit Literatur zu tun?
1. Der Anfang der systematischen Betrachtung von Sprache und Genre, letztlich von Literatur2. Feld der Ausarbeitung des Verdachts (auch mit Blick auf Literatur) als Lüge und Betrug – siehe Platon und
die Dichter bzw. Sophisten3. Feld der Verhandlung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit
4. Spätestens ab Shakespeare: Gegenstand der literarischen Verhandlung
a. Königsdramen bzw. Königstragödien: Vorführapparate der Effektivität von Reden und Schreiben
b. Lear (I:1): „Speak!“ – darauf die ehrliche Cordelia zu King Lear, im Gegensatz zu ihren falschen Schwestern: „nothing, my lord“; Lear zu Cordelia:„nothing will come of nothing“
c. Perfekte Rede aus einem deformierten Leib: Richard III
Versuchsfeld Shakespeareein erster Blick
Now is the winter of our discontentMade glorious summer by this son of York; And all the clouds that lowr‘d upon our houseIn the deep bosom of the ocean buried.
Versuchsfeld Shakespeareein erster Blick
Now is the winter of our discontentMade glorious summer by this son of York; And all the clouds that lowr‘d upon our houseIn the deep bosom of the ocean buried.
Welche Systematiken der Rhetorik können hier nachvollzogen werden?
Versuchsfeld Shakespeareein erster Blick
Now is the winter of our discontentMade glorious summer by this son of York; And all the clouds that lowr‘d upon our houseIn the deep bosom of the ocean buried.
Welche Systematiken der Rhetorik gibt es überhaupt?
Systematiken der RhetorikGöttert: „Grundbegriffe“
• „eine beachtliche Menge von Begriffen und Orientierungsschemata [...], die immer wieder benutzt werden und damit alle Wandlungen überdauerten“ (S. 17)
• Was diese Wandlungen waren, führt er ab S. 75 aus: Sophistik, Platon, Aristoteles, Cicero, Quintilian
• Der „Streit zwischen Rhetorik und Philosophie“
Systematiken der RhetorikGöttert: Geschichte der Rhetorik
Worin besteht der „Streit zwischen Rhetorik und Philosophie“? (S. 93ff.)• Sophistik: Vermarktung und praktische Vermittlung
– Gesprächspartner von Sokrates in Platons Dialogen – Rhetorik an Alexander: Präsentation von „Topoi“, reines Nachschlage
werk >> ARS BENE DICENDI rein TECHNISCH aufgefasst
• Philosophie (als Anti-Rhetorik)– Platon (Redekunst ohne Wahrheit als wertlos)– Stoiker – zwar ein hoher Wahrheitsanspruch, aber zugleich Interesse
an der Sprache >> ARS BENE DICENDI mit Blick auf ETHIK und WAHRHEIT
Geschichte der RhetorikBeispiel Quintilian (erster Abschnitt, erste Annäherung)
Systematiken der RhetorikGöttert: „Grundbegriffe“
• Redegattungen (genera orationis)• Frageweisen (status orationis)• Aufgaben des Redners (officia orationis)• Bearbeitungsphasen der Rede (partes
orationis)
Systematiken der RhetorikGöttert: „Grundbegriffe“
• Redegattungen (genera orationis)
– Gerichtsrede (genus iudicale) - Vergangenheit– Beratungsrede (genus deliberativum) - Zukunft– Lobrede (genus demonstrativum) – Gegenwart
Systematiken der RhetorikGöttert: „Grundbegriffe“
• Redegattungen (genera orationis)
– Gerichtsrede (genus iudicale) - Vergangenheit– Beratungsrede (genus deliberativum) - Zukunft– Lobrede (genus demonstrativum) – Gegenwart
Göttert: Verführung durch die Dreizahl, durch die drei Zeitkategorien; Unbestimmtheit der Lobrede als „Sammelbecken“
Systematiken der RhetorikGöttert: „Grundbegriffe“
• Redegattungen (genera orationis)
• Frageweisen (status orationis)– Vermutungsfrage (status coniecturae)– Definitionsfrage (status finitionis)– Rechtsfrage (status qualitatis)– Verfahrensfrage (status translationis)
• Aufgaben des Redners (officia orationis)• Bearbeitungsphasen der Rede (partes orationis)
Systematiken der RhetorikGöttert: „Grundbegriffe“
• Redegattungen (genera orationis)
• Frageweisen (status orationis)
– Vermutungsfrage (status coniecturae) – ja/nein– Definitionsfrage (status finitionis) - was– Rechtsfrage (status qualitatis) – zu Recht– Verfahrensfrage (status translationis) – ob überhaupt
– FÜR DAS NÄCHSTE MAL: DEN SINN DES WIELAND-BEISPIELS NACHVOLLZIEHEN – DAS AUCH ALS STOFF FÜR DAS THESENPAPIER
Systematiken der RhetorikGöttert: „Grundbegriffe“
• Redegattungen (genera orationis)• Frageweisen (status orationis)
• Aufgaben des Redners (officia orationis)– Einsicht/Logik (Enthymem)– Besänftigung (Ethos)– Erregung (Pathos)
• Bearbeitungsphasen der Rede (partes orationis)
Systematiken der RhetorikGöttert: „Grundbegriffe“
• Redegattungen (genera orationis)• Frageweisen (status orationis)• Aufgaben des Redners (officia orationis)
• Bearbeitungsphasen der Rede (partes orationis)– Inventio– Dispositio– Elocutio– Memoria– Actio
Versuchsfeld Shakespearewenden wir möglichst viel von dem an, was wir bisher
über Rhetorik festgestellt haben(nächste Woche: alles aus der gesamten bisherigen Lehrveranstaltung)
Now is the winter of our discontentMade glorious summer by this son of York; And all the clouds that lowr‘d upon our houseIn the deep bosom of the ocean buried.