Annemarie List, 11.03.2015
Multimodale Schmerztherapie
„Dem Schmerz begegnen“
Annemarie List
Teamleitung Pflege Station 3b
Annemarie List, 11.03.2015
� seit 01.01.2013 multimodale Schmerztherapie im
Klinikum der Pfeifferschen Stiftungen auf Station 3b
� im Behandlungsturnus von 14 Tagen erfolgt die Betreuung von max. 4
Patienten
Patientenzahlen:
� 2013 insgesamt 86 Patienten
� 2014 insgesamt 94 Patienten
� 2015 bisher 14 Patienten
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Ablauforganisation
� Vorgespräch und Festlegung zur Indikation der stationären Schmerztherapie erfolgt durch Schmerztherapeut in Anästhesiesprechstunde
� Terminierung erfolgt möglichst zeitnah
� stationäre Aufnahme auf Station 3b
� ausführliche pflegerische und ärztliche Anamnese am Aufnahmetag
� Untersuchungen koordinieren (EKG, Labor)
� Anforderung Ergotherapie, Physiotherapie, ggf. Sozialdienst
� Festlegung des individuellen Therapieplans durch Schmerztherapeuten
� tägliche Facharztvisiten, ggf. Änderung des Behandlungsplans
� regelmäßig stattfindende interdisziplinäre Teambesprechungen und Evaluation des Behandlungsplans
� Messung der Schmerzintensität 3x/d mittels NRS
� multiprofessionelle Pflege
� Belastungserprobung in Häuslichkeit am Wochenende möglich
� Entlassung
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NRS – Numerische Rating Skala
� ist eine Selbsteinschätzung zur Beurteilung von Schmerzen
� numerische Skala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (stärkster vorstellbarer Schmerz)
Konsequenz:
� Verlaufskontrolle der Schmerzintensität
� Verabreichen der Bedarfsmedikation
� pflegerische Interventionen anpassen, verändern oder einleiten
Schmerzabfrage
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� nach ausführlicher, pflegerischer Anamnese erfolgt individuelle Pflegeprozessplanung, um pflegerische Maßnahmen zielgerichtet planen, durchführen und evaluieren zu können
� Selbstmanagement stärken, fördern oder unterstützen
� Koordination und Überwachung der Maßnahmen des multiprofessionellen Teams
� Information, Schulung und Beratung im Umgang mit Schmerzmedikamenten
� Durchführung und Kontrolle medikamentöser Behandlung
� Beobachtung schmerzmittelbedingter Nebenwirkungen
� Prävention und Vermeidung schmerzauslösende Vorgehensweisen
� bei instabiler Schmerzsituation den behandelnden Arzt informieren
� multiprofessionelle, schmerzbezogene Dokumentation
� Vitalzeichen messen
� ganzheitliche Krankenbeobachtung
� Entlassungsmanagement
multiprofessionelle Pflege
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Fallbeispiel
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Patientenvorstellung I
Sozialanamnese:
� Geschlecht: männlich
� Alter: 45 Jahre
� Kinder: 2 Kinder -> bereits Opa seit 1 Jahr
� Berufsweg: seit August 2014 Hausmeister
seit Oktober 2014 krank geschrieben
� Familienstand: ledig, lebt mit Lebensgefährtin
� Hobbys: Motorrad fahren
Garten
Vegetative Anamnese:
� Schlaf: Ein- und Durchschlafstörung
� Nicotin: 20 Zigaretten/ Tag
� Appetit: gut, Gewichtszunahme in den letzten 3 Monaten (BMI 26,09)
Annemarie List, 11.03.2015
Patientenvorstellung II
Schmerztherapeutische Anamnese:
� 1985 Motorradunfall
� seit 2004 bestehende Rückenschmerzen, Schmerzen in re. Hüfte und re. Knie
� im gleichen Jahr wurde Patient am Bandscheibenvorfall operiert
� 2011 erfolgte PDI, mit anschließender stationären unimodalen Schmerztherapie
� 2012 stationäre Therapie einer depressiven Störung
� 2012 multimodale Schmerztherapie, mit langfristiger Schmerzlinderung
� seit Ende 2014 klagt Patient wieder über starke, teilweise immobilisierende Schmerzen
� Kontrolle der aktuellen medikamentösen Therapie: Palexia retard 2x100mgAmitryptilin 25 mg zur Nacht
� Pat. ist in ständiger hausärztlicher und fachärztlicher Betreuung
(Neurologe, Neurochirurg, Orthopäde)
Schmerzstärke: NRS 6-8
Schmerzqualität: beängstigend, stechend, kribbelnd
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Fragebogen für Schmerzpatienten:
1. Wo haben Sie den Schmerz?
2. Wo fühlen Sie den Schmerz?
3. Welche Art ist dieser Schmerz?
4. Wie oft haben Sie Schmerzen?
5. Wie lange dauern diese Schmerzen an?
6. Zu welcher Tageszeit sind Ihre Schmerzen am stärksten?
7. Verschlechtern sich Ihre Schmerzen in Abhängigkeit vom Wetter?
8. Können Sie die Schmerzen günstig beeinflussen?
9. Ist Ihr Schlaf vom Schmerz beeinflusst?
10. Womit wurden Ihre Schmerzen behandelt?
11. ……
12. ……
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Festlegung des individuellen Behandlungsplan:
� Schmerztherapeut: Modifikation der medikamentösen Therapie
� Physiotherapie: intensive Krankengymnastik
� Ergotherapie: motorisch- funktionelle Behandlung
� Psychotherapie: Verhaltenstherapien/ Gespräche
Progressive Muskelrelaxation
� Sozialdienst: Anbahnung der weiteren Behandlung-
Weiterbetreuung nach Entlassung
Annemarie List, 11.03.2015
Annemarie List, 11.03.2015
Schmerztherapeut:
� Befundbesprechung und Festlegung der entsprechenden Therapie, ausgehend von der Schmerzanamnese und dem körperlichen Befund
1. Palexia retard 2x100mg
Wirkstoff: Tapentadol
Es ist ein starkes Schmerzmittel, das der Gruppe der Opioide angehört, wird zur Behandlung von starken, chronischen Schmerzen angewendet.
2. Amitriptylin 25mg vorbestehend, auf 50mg erhöhen
Wirkstoff: Amitriptylinhydrochlorid
Es ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Antidepressiva und wird zur
Behandlung von Depressionen (Erkrankungen mit krankhafttraurigen
Verstimmungszuständen) angewendet.
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Physiotherapie
� nach Erhebung des physiotherapeutischen Befundes wurde folgendes Therapieverfahren festgelegt:
Rückenschmerzen, Steilstellung der Wirbelsäule, Instabilitätsgefühl im Bein
1. manuelle Therapie, Triggerpunkttherapie, Schröpfen
2. medizinische Trainingstherapie (Stabilisierungstraining)
3. Krankengymnastik im Wasser
4. Stangerbad (Vollbad- Elektrotherapie im Wasser)
5. Stromanwendungen (mit Voltareneinreibung linke Schulter)
6. Schmerzpunkttherapie (Kombination Ultraschall und Strom)
7. Fangopackung
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Ergotherapie
� nach Erhebung des ergotherapeutischen Befundes wurde folgendes Therapieverfahren festgelegt:
deutliche Einschränkung linker Arm
1. motorisch- funktionelle Behandlung mit
� Muskellockerung: manuelle Therapie mit Vibration, Igelball
� Muskeldehnung: Bewegungsausmaß erhalten bzw. stabilisieren, mit aktiven oder passiven Bewegungsübungen Bsp.: Therapieball PEZZI
� Muskelkräftigung: Modellieren mit Knete verschiedener Stärke
Danyl Sandbox mit Gegenstände
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Psychotherapie
� Nach Erhebung des psychotherapeutischen Befundes und der biografischen Anamnese, resultierte folgendes Therapieverfahren:
Tendenzen sich zu überfordern
Sorgen den Job zu verlieren, frustriert, grübelt
familiäre Belastung
1. Progressives Muskelrelaxation
2. Gruppenpsychotherapie
3. Psychoedukation
4. Aufdeckung von Ressourcen
Annemarie List, 11.03.2015
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Behandlungsergebnisse aus Sicht des Patienten
� Reduktion der Schmerzintensität
� Bessere Beweglichkeit
� Besserer Nachtschlaf
� Schmerzbewältigungsstrategien sind dem Patienten bekannt
� Aufdeckung von Ressourcen
� Pat. fühlt sich ermutigt, positive Ressourcen zu nutzen, um seine Lebensqualität im Alltag zu steigern
� Pat. möchte an familiären, sozialen und beruflichen Lebensumständen arbeiten
� medikamentöse Therapie wurde optimiert, keine Nebenwirkungen
� Pat. möchte in Häuslichkeit Therapien fortsetzen
Annemarie List, 11.03.2015
Herzlichen Dank
für Ihre
Aufmerksamkeit !