R14 7. Juni – 9. Juni 2013
Soloy (A) – Alta (B) – Nyland (C) – Honningsvåg (D) – Nordkapp (E)
705 km
Das Nordkapp
Auf geht’s, dieser 14.
Streckenabschnitt bringt uns
endlich zum Nordkapp, aber
es ist noch einmal ein langer,
langer Weg, gut 700
Kilometer. Zunächst
stundenlang auf der E6 an
dem faszinierenden
Panorama der „Lynge
Alpen“ vorbei und dann
durch höchst unwirtliche,
karge und unendlich
weite Felsenlandschaften.
7. Juni 2013, Freitag
Kilometerstand 105834 und nördlich des 69 Breitengrades
Heute morgen zieht der Himmel langsam zu, doch wir frühstücken gegen 10:30h draußen, es
ist überraschenderweise um die 16/17 °C warm, obwohl wir gestern den 69 Breitengrad
überschritten haben.
Ich trage in meinem Logbuch noch den Bericht über die Fahrt von den Lofoten bis hierher
nach Soloy nach. Es war ja recht interessant, wie wir hier gelandet sind. Gestern sind wir
einfach aufs Geratewohl losgefahren. Ich habe im Navi zunächst „Alta“ eingegeben. Alta ist
so gesehen die letzte „große“ Stadt hier oben auf dem Weg zum Nordkapp und wir müssen
auf jeden Fall durch Alta durch.
Es ist jedoch viel zu weit um Alta in einer Tagesetappe ohne Stress zu erreichen und so
überlassen wir es einfach dem Zufall, wo wir übernachten werden.Beim Kilometerstand
105834 tanken wir in Kongsvik an der Best Tankstelle für 873 Kronen 63 Liter Diesel nach.
Es ist besser hier oben immer einen vollen Tank zu haben, denn wir wissen nicht wann und
wo es mal wieder Nachschub geben wird.
Aber der Reihe nach. Die E10 ist auch als „Lofast“ Verbindung von den Lofoten bis zur E6
im Norden bekannt, wie wir nachlesen. Es gibt ungeheuer viele Brücken und Tunnel auf
diesem Weg, die durch
eine bezaubernde, schon
sehr nördlich anmutende
Landschaft führt.
Als ich auf Wikipedia
nachschaue, finde ich
tatsächlich unter dem
Suchbegriff „Lofast“ dann
eine kurze und präzise
Beschreibung und fühle
mich bestätigt in der
Erinnerung, so viele
Brücken und Tunnel noch
nicht gefahren zu sein und
es gab unterwegs auch
keine Fähre.
Aus Wikipedia:
Die Straße Lofast (Norwegisch: Lofotens fastlandsforbindelse) ist Teil der Europastraße 10
und verbindet die Inselgruppe der Lofoten mit dem norwegischen Festland. Durch den Bau
von Tunneln und Brücken kommt diese Verbindung ganz ohne Fähren aus. Die Strecke ist
von Fiskebøl auf Austvågøy bis Gullesfjord auf
Hinnøya, wo die Lofast auf die bisherig schon
bestehende Straßenverbindung Sortland –
Narvik stößt, 51 km lang und durchgehend
zweispurig ausgebaut.
Der Storting hatte 1989 den Bau der Lofast
beschlossen. Baubeginn war 1993, nach
Diskussionen über die Streckenführung (im
Gespräch war unter anderem ein etwa 8 km
langer Tunnel unter dem Hadselfjord zwischen
Melbu und Fiskebøl). Am 19. Dezember 1997
konnte das erste Teilstück der Straße von
Fiskebol bis Myrland für den Verkehr freigeben
werden, am 15. Oktober 1998 folgte die
Raftsundbrua, die Brücke über den bekannten
Raftsund, der die Lofoten von der Inselgruppe der Vesterålen trennt.
„Die Raftsundbrua (deutsch „Raftsundet-Brücke“) ist mit 298 m Stützweite nach der
Stolmabrua, zusammen mit der gleich weiten Sundøybrua, die zweitweitest gespannte
Spannbeton-Balkenbrücke der Welt.
Die am 15. Oktober 1998 dem Verkehr übergebene Straßenbrücke weist zwei Fahrstreifen
sowie auf einer Seite einen Geh- und Radweg auf und überführt die Europastraße 10. Sie
http://de.wikipedia.org/wiki/Europastra%C3%9Fe_10http://de.wikipedia.org/wiki/Inselgruppehttp://de.wikipedia.org/wiki/Lofotenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Norwegenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Tunnelhttp://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCckehttp://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4hrehttp://de.wikipedia.org/wiki/Austv%C3%A5g%C3%B8yhttp://de.wikipedia.org/wiki/Hinn%C3%B8yahttp://de.wikipedia.org/wiki/Sortlandhttp://de.wikipedia.org/wiki/Narvikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Stortinghttp://de.wikipedia.org/wiki/Melbuhttp://de.wikipedia.org/wiki/Raftsundbruahttp://de.wikipedia.org/wiki/Raftsundhttp://de.wikipedia.org/wiki/Vester%C3%A5lenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Sprachehttp://de.wikipedia.org/wiki/Stolmabruahttp://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sund%C3%B8ybrua&action=edit&redlink=1http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCckehttp://de.wikipedia.org/wiki/Europastra%C3%9Fe_10
steht in der Provinz Nordland in Norwegen, etwa 80 km nordwestlich von Narvik, überspannt
den Raftsund und verbindet die Inseln Austvågøy und Hinnøya.“
Nach einer Unterbrechung der Arbeiten bis 2003 wurde die gesamte Verbindung am 1.
Dezember 2007 eröffnet. Sie verkürzt seither die Strecke von Svolvær, dem Hauptort der
Lofoten, nach Narvik von 272 auf 238 km. Die Lofoten sind damit durchgängig ohne
Fährverbindungen bis Å i Lofoten auf der Insel Moskenesøy im Westen in das norwegische
Straßennetz integriert.
Brücken und Tunnel
Für die Lofast wurden zahlreiche Brücken und Tunnels gebaut, fast 30 % der Strecke
verlaufen unterirdisch bzw. submarin. Die wichtigsten Brücken und Tunnel der Lofast sind
(von West nach Ost):
Meerestunnel: Sløverfjordtunnelen (Länge 3340 m) unter dem Sløverfjord zwischen
den Inseln Årnøya und Holdøy - 112 Meter unter dem Meeresspiegel
Tunnel: Falkfjordtunnelen (396 m)
Tunnel: Myrlandstunnelen (1910 m)
Brücke: Raftsundbrua (711 m)
Tunnel: Raftsundtunnelen (1570 m)
Tunnel: Storåtunnelen (210 m)
Tunnel: Ingelsfjordtunnelen (1310 m)
Brücke: Vesterstraumen bru (305 m)
Brücke: Austerstraumen bru (196 m)
Tunnel: Sørdalstunnelen (6338 m)
Wir haben die berühmte Raftsundbrücke nicht fotografiert, sie ist zwar bemerkenswert, aber
dafür fanden wir die
„Tjeldsundbrua“, die in
der Wikipedia
Übersicht garnicht
auftaucht sogar noch
schöner.
Wir kommen durch den
Sordaltunnel, der die
Region Troms und
Nordland verbindet und
mit mehr als 6km der
längste Tunnel auf
dieser Strecke ist.
In Brervik am
…Ofotfjord endet die
E10. Es ist ein ganz kleiner Ort, in dem es aber einen
Rema 1000 und ein Tankstelle gibt. Hier versorgen wir
uns noch mit Proviant und dann geht es rechts ab auf der
E6 wieder nordwärts. Der Verkehr wird dichter.
Es ist kurz nach Mittag und wir halten langsam Ausschau
http://de.wikipedia.org/wiki/Nordland_%28Provinz%29http://de.wikipedia.org/wiki/Norwegenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Narvikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Raftsundhttp://de.wikipedia.org/wiki/Svolv%C3%A6rhttp://de.wikipedia.org/wiki/%C3%85_i_Lofotenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Moskenes%C3%B8yhttp://de.wikipedia.org/wiki/Raftsundbrua
nach einem Stellplatz für die Nacht. Unsere Erfahrung bei der täglichen Suche nach einem
guten Platz sagt uns jedoch, dass wir hier, direkt an der E6 ganz bestimmt keinen für uns
idealen Platz finden werden. Die Campingplätze sind hier nicht besonders schön, dafür aber
richtig teuer und so entschließen wir uns am Nachmittag die E6 zu verlassen und mal wieder
Richtung Küste zu fahren. Auf der Fv84, auf die wir kurzerhand abbiegen, geht es links nach
Tennevoll und weil sich der Name schön und einfach anhört, fahren wir einfach dort hin. Auf
der Straßenkarte sehen wir ja schon dass Tennevoll an einem Fjord liegt.
In Tennevoll selber gibt es keinen Platz direkt am Fjord und so fahren wir die Fv84 weiter bis
nach Soloy. Die Landschaft hier ist übrigens traumhaft schön, viel Grün mit noch mehr
Bächen. Es ähnelt aus meiner Sicht ein wenig dem Harz. Aber das ist nur ein flüchtiger
Eindruck.
Dann in Soloy werden wir fündig … und mal wieder haben wir das Glück des Tüchtigen,
sprich die längere Suche hat sich mal wieder ausgezahlt.
Soloy Camping, und weil es ein wirklich reizender, ruhiger Platz am Fjord ist, hier gleich
auch die Adresse. Liavein 70 in 9357 Tennevoll (Soloy ist so etwas wie ein Ortsteil). Es ist
ein klitzekleiner Campingplatz auf einer Wiese direkt am Wasser.
Ausser uns sehen wir noch drei Wohnwagen mit Vorzelt aus Schweden hier stehen. Das
scheinen Langzeitcamper zu sein. An dem Sanitärgebäude steht noch ein
weiteres Wohnmobil aus England und mehr nicht. Jan Johnson, der
Eigentümer, ein älterer, sehr freundlicher Herr, erklärt mir dass
er überwiegend Schweden als Gäste hat, Kiruna ist ja nur 200
km weit entfernt und der Fisch hier im Fjord lockt natürlich
die Angler und auch den einen oder anderen Vogel.
Dieser Platz ist irgendwie ein Geheimtipp, denn so Jan, es verirren sich nur ganz wenige
Deutsche oder andere Wohmobilfahrer hierher. Er hat überwiegend die Angler als
Saisongäste. Der Blick am Abend auf den Fjord ist in der tiefstehenden Sonne einfach nur
romantisch.
Na, wir sind jedenfalls wieder sehr zufrieden, bauen uns für die Nacht auf und können bei
bestem Wetter auch noch draußen zu Abend essen. Die Sanitäranlagen sind tadellos, wie sich
herausstellt und über eine WLAN Verbindung auf dem Platz komme ich auch ins Internet.
Inklisive Strom zahlen wir dann nur 200 Kronen für die Nacht, ein echtes Schnäppchen.
Am Morgen des 7. Juni stehen wir recht früh auf, machen den obligatorischen Spaziergang
mit Jack um dann in aller Ruhe in der Morgensonne zu frühstücken. Als wir gegen 10:00h
zusammenpacken, zieht dann der Himmel auch wieder zu, aber es sieht nicht nach Regen aus.
Wir haben mal wieder Kontakt mit „Daheim“ und sollen ein Formular, welches ich per mail
bekommen habe, audrucken, ausfüllen und wieder mit der Post zurückschicken. Welch ein
kompliziertes Unterfangen.
Jan, der Campingplatzeigentümer, den ich als erstes frage obe er mir etwas ausdrucken kann
bejaht es zwar, sagt aber er müsse schnell noch etwas anders erledigen. Ich habe aber seine
email-Adresse und so schicke ich per mail schon mal das Formular an ihn. Wir warten und als
er wiederkommt, stelle ich fest, dass sein Deutsch doch nicht so gut ist, wie ich vermutet
habe. Es dauert einige Zeit, bis ich mit Händen und Füßen erkläre, dass ich ihm eine mail
geschickt habe, wo er den Anhang bitte nur ausdrucken solle. Nach einer weiteren guten
Weile und Erklärungen verstehe ich dass sein Drucker defekt ist. Aber er ist sehr hilfsbereit
und schickt uns zu einem Hotel oberhalb des Ortes, nachdem er mit irgendjemandem
telefoniert hat.
Wir sind zwar nicht sehr zuversichtlich, daß unser Wunsch dort angekommen ist, aber
trotzdem fahren wir dort hinauf, es ist ja kein Umweg.
Das Hotel ist ein „Unikat“, das ganze Dach ist zugewachsen und der „Chef“ erklärt uns stolz,
daß es das längste Hotel der Welt mit einem begrünten Dach wäre, auf dem sogar Ziegen
weiden können. In der Tat muß ich drei Aufnahmen machen, um das ganze Hotel als
Panoramabild einzufangen.
Noch mehr überrascht bin ich dann als mir der nette Herr, er ist auch der Eigentümer, erklärt,
daß er alles verstanden hätte und ich einfach über sein WLAN Netz ihm das Formular
rüberschicken sollte. Keine drei Minuten später halte ich zwei Kopien in der Hand und auf
meine Frage, was ich zu zahlen hätte, winkt er auch noch freundlich ab.
Er zeigt mir dann, nicht ohne Stolz, noch bei einem kleinen Rundgang sein
Hotel. Ich bin wieder einmal sehr beieindruckt von der Freundlichkeit der
Menschen hier, verabschiede mich geschwind und dann geht es aber auf
kürzestem Wege wieder zur E6 und somit weiter nordwärts. Unterwegs
sehen wir immer wieder inmitten des prächtigen Grüns, wie sich die Flüsse
bis zum Rand voll mit dem Wasser der Schneeschmelze, ihre Wege in den
Fjord bahnen.
Nach Alta sind es noch mehr
als 400 km und wir sind uns
jetzt schon sicher, dass wir es
heute nicht mehr bis Alta
schaffen werden.
Nach einer guten Stunde
kommen wir auf der E6 an
Andselv vorbei, wo wir zum
wiederholten Male ein
Hinweisschild sehen mit der
Aufschrift „Narvik 1940“.
Es hat augenscheinlich etwas mit dem II. Weltkrieg zu tun und wen es
interessiert, der möge in Wikipedia unter „Narvik 1940“ nachlesen, denn
dabei geht es um die Besetzung Norwegens durch die Deutschen und den
erbitterten Kampf um Narvik, die Hafenstadt, in der das Eisenerz aus
Kiruna verladen werden konnte. Wer als Deutscher zum ersten Mal
Norwegen bereist, sollte sich vorher über die unsäglichen und
verheerenden Kriegsfolgen ein Bild machen, damit man, nicht so wie ich
jetzt, fassungslos nach Erklärungen suchend von dieser Zeit wieder
eingeholt wird. Überall in Norwegen sind uns diese stummen Zeugen aus
der Kriegszeit begegnet.
Heute ist Andselv ein reger Handelsort und wir sehen auch hier des Norwegers liebste
Freizeitgestaltung in Form von Hunderten von Wohnwagen und Wohmobilen, die hier an der
Straße feilgeboten werden.
Einige Kilometer hinter
Andselv kommen wir über
einen großen Fluß, es ist der
Geadggeseatnu, wo wir rechts
einen Parkplatz mit einem
bemerkenswerten Kunstwerk
sehen. Es ist anzunehmen,
dass jeder „Nordkappfahrer“
diesen Parkplatz kennt.
Von Weitem sieht es aus, als wenn
jemand ein „Osterfeuer“ aufgetürmt
hat. Hier machen wir Rast und
bewundern auch die originellen Bänke
und Tische. Ja, Holz gibt es hier
überall ausreichend, da wird nicht
gespart. Diese Tische und Bänke
schleppt so schnell niemand weg.
Nach einer kurzen Pause zieht es uns jedoch weiter
nach Norden, denn wir wollen heute noch einige
Kilometer weiter kommen und wissen auch noch
nicht, wo wir wieder übernachten werden. Auf jeden
Fall nicht direkt an der E6. Die Landschaft ändert sich
wieder und vor uns, in der Ferne taucht eine
„Riesenformation“ von schneebedeckten, zackigen
Berggipfeln auf. Soweit das Auge reicht, von links nach rechts. Was ist das bloß für ein
Massiv? Das sieht ja fast so aus wie die Alpen.
Als ich auf der Straßenkarte nachsehe, finde ich tatsächlich eine Überschrift neben der E6, wo
wir uns gerade befinden.
„LYNGEALPEN“
Es ist eine Region, von der wir vorher noch nie etwas gehört haben. Die
Lynge Alpen, so werden wir noch feststellen, sind eine so großartige,
weitläufige Gebirgslandschaft, dass sie von der Schönheit fast schon mit
den Lofoten konkurrieren können und das will was heißen. Hier irgendwo
in der Gegend werden wir uns für die Nacht einquartieren, das steht schon
fest.
Wo, die Suche kann
beginnen, es ist
Abenteur pur. Immer
wieder, man kann es
nicht oft genug
wiederholen, eine
Nordkappreise kennt nur
ein Motto: „Der Weg ist
das Ziel“.
Die E6 führt jetzt stundenlang am
„Lyngenfjord“ entlang und egal wohin man
jetzt schaut, ob nach vorne oder in den
Rückspiegel, die schneebedeckten, massiven
Gipfel auf der gegenüberliegenden Seite des
Fjordes reißen nicht mehr ab und immer
wieder unsere Frage, wo, ja wo sollen wir
hier übernachten?
Am Nachmittag sind wir am Ka-Fjord angekommen. Dieser Fjord hat auch eine
Kriegsgeschichte, wir wir erst sehr viel später, nämlich auf der Rückfahrt erfahren sollen.
Jetzt aber, zieht es uns am Ka-Fjord erst einmal von der E6 weg in das Landesinnere. Mal
sehen wie weit wir kommen um dort
einen Stellplatz zu finden.
Am Ende des Ka-Fjordes liegt der kleine
Ort Birtavarre. Dort, direkt an der E6
sehen wir auch einen Campingplatz mit
gleichem Namen. Den verschmähen wir
natürlich und machen uns auf der Fv333,
die hier abzweigt, hinein in das Ka-
Fjordtal in dem ein breiter und schneller
Fluß, der Gaivuoneatnu aus den Bergen
kommt. Doch die Fv333 endet im
Nirgendwo. Nur noch Wegweiser mit
Tisch und Bank und es ist ein Wunder,
dass wir ohne Blessuren und Beulen am
Auto dort auch wieder herauskommen.
Wie zum Trost, dass wir weiter nach einem Übernachtungsplatz suchen müssen, sehen wir
neben den vielen kleinen, bunten Blumen,
auch noch zwei süße Lämmer, die uns hier mitten auf der Straße
neugierig begrüßen.
Jack findet sie
ebenso toll und
möchte am
liebsten raus aus
dem Auto und
sofort „Fang mich
doch“ spielen.
Zunächst einmal
folgen wir wieder
der Fv333 bis zum
Ka-Fjord und
sehen vor uns wieder die prächtige und
majestätische Kulisse der Lyngealpen.
Der erste Platz, den wir am Lyngefjord finden ist zwar groß, aber nicht nach unserem
Geschmack. Der Wind geht hier recht stark und so fahren wir weiter, es wird sicher noch
etwas Besseres geben.
Hinter Storslett sehen wir links die Fv323 abzweigen
und fahren ihr hinterher, mal sehen wohin die führt.
Langsam senkt sich auch schon die Sonne und die
Bilder werden immer schöner. Hier werden wir
irgendwo bleiben.
Ja, und dann finden wir ihn auch,
unseren Rast- und
Übernachtungsplatz.
Und weil es wieder einmal ein
bemerkenswerter Stellplatz ist,
hier die Koordinaten: N 69°52’35,196“ und O 21°7’11,605“. Von der E6 aus sind wir auf der
Fv323 noch an die 10km weit auf diese, wie wir später feststellen, Halbinsel gefahren.
Das ist wieder einmal ein Platz, ganz nach unserem Geschmack. Kein Mensch weit und breit,
Strandnähe und Jack kann sich mal wieder so richtig austoben.
Von hier aus kann man sogar die Mitternachtssonne beobachten, wie wir
später feststellen.
Also hat sich die Sucherei wieder gelohnt und wir wollen unseren
gemütlichen Feierabend gerade einläuten, da kommt ein kleines Auto auf
den Parkplatz gefahren. Wir erkennen am Kennzeichen, es kommt aus
Salzburg in Österreich.
Eine Frau in einem Alter, wo andere schon lange das Seniorenheim hüten
steigt vergnügt aus und … es folgt ein Hund, von
ähnlicher Größe wie Jack.
Es dauert garnicht lange und wir unterhalten uns mit der Dame und die beiden Hunde
schließen gleich Freundschaft und fetzen
glücklich am Strand entlang.
Es ist nahezu 20.00h und unsere
„Salzburgerin“ hat sich draußen einen
Tisch aufgestellt, wo sie, wie sie uns
erklärt, fast immer ihr Essen einnimmt.
Wir bewundern die Frau. Ganz alleine
auf sich gestellt ist sie auf dem Wege
zum Nordkapp in diesem kleinen PKW
(Kombi), wo hinter dem Fahrersitz der
Hund seinen Platz hat. Es ist eine 8-
jährige Hündin und nun wissen wir,
wiso Jack sich so gefreut hat.
Die Frau selber, und nun kommt es, ist
71 Jahre alt. Sie „bewohnt“ den Fahrer-
und Beifahrersitz und hinter dem
Beifahrersitz hat sie sich ihr
Schlafquartier eingerichtet. Im
Gegensatz zu uns fährt sie jedoch sehr
viel häufiger einen Campingplatz an,
dies hier ist eher eine Ausnahme und wir
sind umso mehr erfreut, dass uns dieser Zufall zusammengebracht hat.
Und dann, gegen 23:00h kommt plötzlich noch ein „Pferdetransporter mit norwegischem
Kennzwichen auf unseren kleinen Platz. Wir liegen schon in unserem Alkoven und lesen.
Jetzt sollen wir aber wieder einmal gratis einen abendfüllenden Film geboten bekommen.
Zunächst zwängt sich der Pferdetransporter an uns und dem kleinen PKW der Österreicherin
vorbei und kommt dann schon mit quer eingeschlagenen Rädern nach rechts, kurz vor dem
Toilettenhäuschen, zum Stehen. Ich denke mir, dass man über viel Fahrpraxis verfügen
müsste, wenn man jetzt wieder umdrehen wollte.
Weiter geht es also nicht, rückwärts wird es sehr eng, denn das kleine Auto der Salzburgerin,
die sich auch schon zum Schlafen begeben hat, steht sehr dicht und alles ist dort zugezogen.
Wir beobachten weiter und minutenlang geschieht nun überhaupt nichts, außer, dass sich der
Pferdetransporter für uns als umgebautes Wohnmobil entpuppt.
Vorne auf dem Beifahrersitz entdecke ich einen kleinen Jungen so 5-6 Jahre alt. Vom Fahrer
ist noch nichts zu sehen. Dann aber geht plötzlich eine Tür in der Mitte des Wagens auf und
ein Mädchen, wohl an die 16-17 Jahre, steckt den Kopf heraus, klappt eine dreiteilige, recht
breite Treppe heraus und tritt ins Freie.
Sie geht um den Wagen herum, als wenn sie etwas inspizieren wollte. Oben, so fällt uns auf,
hat der LKW noch diese typisch kleinen Fenster mit „Gefängnissgittern“, damit die Pferde
dort früher hinausschauen, aber nicht die Köpfe rausstecken konnten. Von außen sieht das
ganze Gefährt recht betagt und weitgereist aus und ruft auch hier und da nach einem Lackstift.
Das Mädel geht also um das Fahrzeug herum, stellt sich etwas abseits auf und beginnt mit der
Einweisung. Das Fahrzeug soll, so vermute ich, rückwärts hinter dem österreichischen PKW
eingeparkt werden. Doch da, - die kleine Tür springt wieder auf und ein zweites Mädchen, in
ähnlichem Alter, aber mit einem Kopf ohne Hals auf dem rundlichen Körper, klettert äußerst
gemächlich heraus. Gleichzeitig geht die Beifahrertür auf und der kleine Junge kommt auch
heraus, grüne Jacke, schwarze Hose. Drei Kinder, alle stehen nun herum und beratschlagen
irgendetwas. Vielleicht wollen sie ja garnicht hierbleiben. Weiter passiert nichts. Vom Fahrer
immer noch weit und breit nichts zu sehen.
In dem Augenblick jedoch, wo Gerda und ich anfangen Wetten auf die nächste Episode
einzugehen, geht die kleine Tür wieder auf und … wer kommt nun heraus? Es ist noch ein
kleiner Junge, grüne Jacke, schwarze Hose. Nun sind es vier und der Pferdetransporter, als
WoMo umgebaut steht immer noch quer auf dem hinteren Teil des Parkplatzes.
Dann, und damit haben wir wirklich nicht gerechnet, entscheiden sich die Kinder plötzlich zu
einer ganz neuen Aktion und rennen alle, die beiden Kleineren springend wie junge Lämmer,
an den Strand. Vom Fahrer weiter nichts zu sehen. Ich sehe nur eine Hand, die einen „Tablet“
oder ein Mobiltelefon in der Hand hält.
Wir sind wahnsinnig gespannt, wie es weitergeht, ... und dann endlich kommt auch der Fahrer
heraus … es ist zu unserer Überraschung eine Frau, wohl deren Mutter. Die Kinder kommen
zurück und dann schafft die Frau es doch tatsächlich den Wagen ohne große Probleme dort
einzuparken. Hut ab!
Kurz darauf schnappen sich die beiden Mädel dann ein kleines Zelt und verschwinden in
Sichtweise des Fahrzeuges am Strand, wo sie das kleine Zelt für die Nacht aufbauen und dort
auch übernachten. Mittlerweile ist
es nach Mitternacht, aber es wird ja
nicht mehr dunkel.
Die Familie versammelt sich dann
am Strand, es wird ein Feuer
gemacht und gegrillt. Für uns ist
das ganze Spektakel damit zu Ende
denn die Müdigkeit entführt uns in
die Traumwelt mit Blick aufs Meer
8. Juni 2013, Samstag
Kilometerstand 106178 und nördlich des 69 Breitengrades
Am nächsten Morgen, der Pferdetransporter ist schon fort, finden wir zu unserem Entsetzen
all den Unrat und Müll des gestrigen Grillens noch an der Grillstelle liegen. Damit es
hinterher nicht wieder heißt, diese bösen Ausländer, sammeln wir noch den Dreck weg,
Mülltonnen stehen hier ja genug herum.
Es ist eigentlich immer wieder ein Jammer, wenn sich einzelne Bürger dieses großartigen
Landes ihrer schönen Natur und der sauberen Strände nicht bewusst sind. Wir haben es in
Norwegen leider oft genug beobachtet und es soll hier auch gesagt werden. Es sind nicht die
Ausländer und
Wohnmobiltouristen aus ganz
Europa.
Gegen 11:00h, nach einem
ausgiebigen Frühstück fahren
wir los, nicht ohne uns noch
von der netten Salzburgerin zu
verabschieden und ihr eine
gute Weiterreise zu wünschen.
Als ich im Navi noch einmal
Alta eingebe, bekomme ich als
Fahrzeit 2:59h und 187km
angezeigt. Nach 10km sind wir auch wieder auf der E6 und
Gerda läßt unseren Diesel schnurren.
Zwischen Storslett und Badderen passieren wir auf der E6 den
Rastplatz „Gildetun“. Es geht hoch hinauf, bis wir inmitten einer
Schneelandschaft einen der schönsten Aussichtspunkte auf
diesem Sreckenabschnitt
der E6 erreichen.
Man kann hier oben am
Restaurant wohl auch
übernachten, wir aber
genießen diesen Ausblick
auf die Lynge Alpen noch
einmal, bevor wir uns
langsam aber sicher Alta
nähern.
Immer wieder sehen wir
Hinweisschilder auf
Rentiere und Elche, aber nicht ein einziges dieser schönen Exemplare sehen wir hier.
Doch halt, was sind das überall für helle Punkte dort unten im Tal und
auf der anderen Seite? Immer wieder und immer mehr.
Da müssen wir doch wirklich anhalten und
unser Fernglas zu Rate ziehen. Es sind
hunderte, wenn nicht tausend Rentiere, so
weit man sehen kann, aber in sicherer
Entfernung zur befahrenen E6.
Ich komme nicht umhin und stecke das Teleobjektiv an die
Kamera. Es wird etwas besser, aber so
richtig sehen können wir die Tiere
noch nicht. Es wird sicher noch
mehr davon geben, sagen wir uns
und fahren dann erst einmal
weiter.
Dann auf einmal, es ist noch vor
Alta, sehen wir zu unserer großen
Überaschung das Wohnmobil unserer Schweizer aus Bern, die
wir vor mindestens drei bis vier Wochen unten in der Nähe von
Stavanger am Preikestolen getroffen haben.
Das ist wirklich eine der schönsten Begleiterscheinungen auf so einer
Nordkappreise. Immer wieder, nach Wochen, trifft man einzelne
„Mitreisende“ wieder. Wir fühlen uns dann wie eine große Familie.
Der große Treck nach Norden. Kurz wird sich ausgetauscht und wer
weiß schon ob und wo wir uns wieder begegnen.Später machen wir
noch eine kurze Pause an einem Rastplatz, wo, mit schon sehr
nomadischem
Aussehen, die Samen
ihre bunten Stände
betreiben und vor
allem Rentiergeweihe,
Felle und viele andere
typische Souverniers
anbieten. Anschauen kostet ja
nichts, sagen wir uns. Wir haben
auch schon gelernt, dass Torr
Kjott Rentierfleisch bedeutet.
Es ist das wovon sich die
Samen im Wesentlichen ernähren.
Aber zugegeben, hier oben, jenseits des Polarkreises, wäre eine Diskussion über
unsere „vegane“ Ernährungsweise mit größter Sicherheit völlig fehl am Platze.
Hier, kurz vor Alta wird die Besiedlung zusehends dünner, aber dafür lenken besonders die
mächtigen Kiefern, die hier immer wieder am Straßenrand stehen, unsere ungeteilte
Aufmerksamkeit auf sich. Manche Exemplare muss man dann einfach fotografieren, so wie
diesen Baum, wobei ich versuche nicht darüber nachzudenken, in wievielen Fotoalben von
Nordkappfahrern dieser Baum wohl zu Hause ist.
An Alta sind wir, nach einem kurzen Tankstopp (52 ltr, 717 NOK), dann auch schnell vorbei,
ohne in die Stadt hineinzufahren. Wir kommen doch
auf dem Rückweg wieder hier vorbei und dann
können wir uns noch umsehen.
Jetzt ruft das Nordkapp und wir wollen noch gut
100km weiter kommen, denn jetzt, so haben wir
gelesen, kommt der „Schowdown“, es geht in eine
der unwirtlichsten Gegenden Norwegens und selbst
im Sommer kann es hier ganz schön ungemütlich
werden.
Die nächsten 100km sehen wir nur noch die Straße
am Horizont verschwinden. Kein Baum, kein
Strauch, kein Haus … oder?
Wo sollen wir hier übernachten?
In der Tat, kein Haus, aber eine Kirche am Straßenrand, mitten im Fjell im Nirgendwo. Es ist
die berühmte Samenkirche, hinter Alta an der E6. Da müssen wir anhalten und wir überlegen,
ob wir hier unser Nachtlager aufschlagen. Doch irgendwie ist es uns unheimlich, so ganz
allein hier zu stehen, wo man uns von allen Seiten hundert
Kilometer weit entfern beobachten kann. Jack kommt die kleine
Pause gut gelegen und er liest
mal wieder in der lokalen
„Abendzeitung“.
Bis zum Nordkapp sind es noch
gut 170km lesen wir auf einem
Straßenschild, aber auch die werden hier immer seltener.
Gut dass man sich hier nicht verfahren kann. Außer der E6
gibt es keine weitere Straße die hoch zum Nordkapp führt.
Der Verkehr ist hier oben recht spärlich. Eigentlich hatten
wir hier mehr Fahrzeuge, vor allem Wohnmobile erwartet. Wo sind die bloß alle hin fragen
wir uns. Doch zum Nachdenken darüber kommen wir nicht, denn endlich sehen wir sie hier
direkt am Straßenrand, in einem kleinen Birkenwald
stehen und liegen, die Rentiere!
Und dann finden wir auch unseren Übernachtungsplatz. Er liegt zwar direkt neben der E6,
aber durch einige Birken, die hier überall zu finden sind, getrennt. Es gibt eine Toilette und
einen Tisch mit Bänken, sowie einige Feuerstellen, die wohl Camper, die mit einem Zelt hier
vorbeikommen, immer wieder zum Grillen
und Essen kochen benutzen.
Wir aber packen unsere Campingmöbel aus,
die Markise wird rausgedreht und schon sind
wir rundherum zufrieden mit dieser Wahl. Es
dauert manchmal zwanzig Miniten und mehr,
bis hier ein Auto vorbeikommt. In der hellen
Nacht (es ist seit zwei Wochen nicht mehr
dunkel) fahren aber sowieso kaum Fahrzeuge
und so wird es immer ruhiger.
Das einzige, was wir zu hören bekommen ist
etwas Musik aus dem Transistorradio, wie
man die Dinger früher nannte! Dazu
schmeckt dann auch das „Feierabendbier“,
wir haben immer noch Dosen mit Bitburger
im Vorrat.
Ich unternehme mit Jack in dem
angrenzenden Birkenwald, die Birken sind
hier typisch klein und verkrüppelt, eine
ausgedehnte Wanderung entlang eines
Feldweges und wir sind gespannt, wo der uns wohl
hinführen wird.
Die Sonne neigt sich langsam und taucht dabei die
Landschaft in einen weichen, friedlichen Ton, fast
sieht es so aus wie bei Herman Löns in der
Lüneburger Heide. Es sind Postkartenmotive, die man
jetzt überall sieht.
Nach einer halben Stunde und
weiteren Aufnahmen von den
vielen kleinen Pflanzen und
Blumen um uns herum, erreichen
wir auf einmal am Ende dieses
Weges doch tatsächlich einen
Platz an dem zwei Ferienhäuser
stehen. Nicht vorstellbar, hier
ganz weit draußen.
Mittlerweile haben wir den 70.ten Breitengrad überschritten, unsere derzeitige Position lautet
N 70°28’33,936“ und O 24°51’19,566“.
Man beachte auf dem Bild
links mit den Ferienhütten
einmal genau den
Parabolspiegel am Dach des
vorderen Hauses. Es ist ein
Offsetspiegel und der zeigt
hier oben ganz tief in den
Boden, so dass man meinen
könnte, den hat jemand
verbogen oder verstellt.
Aber Nein, hier oben liegt
der Elevationswinkel im
einstelligen Bereich, ich
schätze bei 6-9° höchstens,
sodass die geostationären
Satelliten ganz flach über
dem Horizont zu sehen sind.
Um Mitternacht erleben wir hier oben wieder eine schöne „Mitternachtssonne“ und schlafen
beruhigt, aber erwartungsvoll in den nächsten Tag hinein, denn dann wollen wir endlich am
Nordkapp sein.
9. Juni 2013, Sonntag
Kilometerstand 106465, es gibt um 9:00h Frühstück in der Sonne und noch während wir essen
taucht ein Wohnmobil mit britischem Kennzeichen auf. In der tat sind es Engländer, aus der
Nähe von Cambridge, auch auf dem Weg zum Nordkapp. Mit dem Mann komme ich schnell
ins Gespräch, denn er hat bei Astrium, einem Hersteller von Satelliten gearbeitet. Heute ist er
so wie ich aber auch im Ruhestand.
Gestern hatten wir auch noch Besuch von einem weiteren Schweizer Pärchen, die sich in
Finnland ein Wohnmobil gemietet haben und nun von oben her die Reise runter duch
Norwegen machen. Wir lernen daraus, dass nicht in jedem Wohnmobil mit finnischem,
schwedischen oder norwegischen Kennzeichen auch ein Skandinavier hinter dem Steuer sitzt.
Es ist durchaus häufig, so lernen wir, dass man hier herauffliegt und sich dann hier oben ein
Wohnmobil leiht. Sie sagen es uns und fort sind sie. Na dann gute Fahrt.
Ich gebe in einem einigermaßen ehrfürchtigen Akt unsere nördlichste Zielosition in das Navi
ein, es ist die 71°10‘21“ Floge, die hier oben an nahezu jedem Wohnmobil, ja auch PKWs zu
finden ist. Auch bei uns hinten auf der Box prangt in großen Lettern diese Kombination. Es ist
fast geschafft.
Nach knapp einer Stunde erreichen wir den
Abzweig auf der E6, von wo aus es nach links
auf die E69 zum Nordkapp geht. Von hier aus
sind es noch 128km bis zum Kapp, so sagt uns
das Navi. Der Ort Honningsvag liegt davor, es ist
der einzige Hafen, wo die großen
Kreuzfahrtschiffe festmachen können und die
Touristen dann von dort aus zu tausenden mit
Bussen zum Nordkapp gekarrt werden. Wir
wissen es nur noch nicht, aber wir sollen dieses
Schauspiel noch erleben.
Folgt man von hier aus nach rechts, der E6,
kommt man nicht nur nach Kirkenes, am Rande der russischen Grenze, sondern dort entlang
führt auch der Weg zum „richtigen Nordkapp“, nach Gamvik. Doch dort wollen wir erst
später hin. Erst einmal zum Nordkapp, welches von allen Kreuzfahrttouristen weltweit
besungen wird.
Die E69 führt uns unvermittelt
in eine neue und einzigartige
Landschaft. Es geht immer am
„Porsangerfjord“ entlang und
die Felsen auf der rechten Seite
sind durch die Stürme und das
Nordmeerwasser zu ganz
bizzaren Formationen
ausgewaschen worden. Die
Straße ist aber auch so eng, dass
sich zwei breite Wohnmobile
immer schwertun, wenn sie sich
begegnen, oder, wenn auch
noch Busse kommen!
Die E 69 wäre alleine schon eine Reise wert, denn hier zeigt sich,
kurz vor dem Nordkapp, die nördlichste europäische Landschaft in
ihrer vollkommenen Schönheit. Für viele, die bis hierher viele
tausend Kilometer unterwegs waren, vor allem die Rad- und
Motoradfahrer, werden jetzt für ihre unsäglichen Strapazen
entlohnt.
Es wäre viel zu schade, hier einfach so durchzufahren und so
halten auch wir immer öfter, je näher wir dem Kapp
entgegenkommen an.
Auf den unzähligen Parkplätze, die hinter nahezu jeder Kurve
auftauchen, genießen diese unberührte Natur, die Luft und das
Wasser. Alle Sinne sind an diesem Schauspiel beteiligt und nur
hier wird mir wieder klar, was schon Philosophen vor tausenden von Jahren feststellten.
„Nichts ist im Verstand, was nicht schon vorher in den Sinnen war“
Man kann hunderte von Fotos machen, man kann Bücher schreiben und
Naturdokumentaionen sehen, aber diese Natur kann man mit dem Verstand nur erleben,
verstehen und beschreiben, wenn man hier in Ehrfurcht und Demut einmal im Leben selber
gestanden hat.
Hier werden auch, wie wir sehen, die bekannten Steinmännchen gebaut, denn der
Überlieferung nach, wird man wiederkommen, wenn man auch so ein Steinmännchen gebaut
hat.
Zum anderen schreibt jeder einen geheimen Wunsch auf ein Stück Papier und legt diesen
Zettel unten in das Steinmänchen hinein. Hunderte von kleinen und großen, von dicken und
dünnen, von hohen und niedrigen Steinmännchen sehen wir auf diesem letzten Abscghnitt vor
dem Kapp und in dem tiefen Glauben an die Prophezeiung, bauen wir dann auf der Rückfahrt
hier auch unser Steinmännchen.
Weil die letzten 70-80km auf der E69 von einer so ergreifenden, natürlichen Schönheit sind,
stelle ich hier, ohne Kommentar, noch einige Fotos hinein
… und dann ist es vollbracht, wir sind tatsächlich am Nordkapp angelangt. Wir schreiben den
9. Juni 2013, 14:45h, als wir auf dem teuersten Parkplatz der Welt ankommen.