Potsdam 15. September 2005 1
Vorbild Amerika?
Erfolge und Probleme der Stiftungsfinanzierung im
amerikanischen Hochschulwesen
Hans N. Weiler
Stanford University
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Übersicht
• Stiftungsfinanzierung im amerikanischen Hochschulwesen – Ein Überblick
• Der Kontext: Stiftungen sind nur ein Teil der Hochschulfinanzierung in den USA
• Stiftungsfinanzierung in den USA: Besondere Merkmale und Probleme
• Mögliche Lehren für Deutschland
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Endowments im amerikanischen Hochschulwesen – Ein Überblick
• Größenordnungen
• Erträge
• Zuwächse
• Verwendung
• Management
Ausgewählte Endowments: Marktwert, Erträge, Zuwächse
Hochschule Marktwert
2004, Mio $
Ertrag
2004 (%)
Zuwachs (%)
2003 > 2004
Harvard 22 144 21,1% 17,5%
Texas 10 337 20,1% 18,7%
Stanford 9 922 18,0% 15,2%
Villanova 207 n/a 18,6%
Calvin C. 61 n/a 20,1%
SF State U 22 n/a 8,5%
Cortland 8 16,3% 14,6%
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Zahl der Hochschul-Endowments über 120 Mio $ (2004)
290
97
47
19
0
50
100
150
200
250
300
>120 Mio > 500 Mio > 1 Mrd > 3 Mrd
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Endowments: Ertrag nach Größe (2004)
0.00%
2.00%
4.00%
6.00%
8.00%
10.00%
12.00%
14.00%
16.00%
18.00%
<25Mio
26-50Mio
51-100Mio
Mittel 101-500Mio
501-1Mrd
>1 Mrd
Ausgewählte Endowments: Marktwert, Erträge, Zuwächse
Hochschule Marktwert
2004, Mio $
Ertrag
2004 (%)
Zuwachs (%)
2003 > 2004
Harvard 22 144 21,1% 17,5%
Texas 10 337 20,1% 18,7%
Stanford 9 922 18,0% 15,2%
Villanova 207 n/a 18,6%
Calvin C. 61 n/a 20,1%
SF State U 22 n/a 8,5%
Cortland 8 16,3% 14,6%
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Endowments: Erträge 1994-2004
-10.00%
-5.00%
0.00%
5.00%
10.00%
15.00%
20.00%
25.00%
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
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Marktwertzuwachs und Erträge(Stanford, 1993/94 – 2003/04)
Jahr Marktwert
(in Mio $)
Nominal-ertrag
Realertrag
(- Inflation)
1993/94 3 035 8,5% 6,5%
1996/97 4 667 23,4% 21,2%
2000/01 8 250 -7,3% -9,6%
2002/03 8 614 8,8% 7,2%
2003/04 9 922 18,0% 15,4%
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Endowmenterträge und Haushalte
Hochschule
Endow-ment ’04 (Mio $)
Ertrag 2004 (Mio $)
Laufender Haushalt (Mio $)
Ertrag als % des Haushalts
Harvard 22 143 4 672 2 600 180%
Texas 10 337 2 078 7 799 27%
Stanford 9 922 1 786 2 716 66%
Brown U 1 647 265 538 49%
Cortland 8 1 77 1,3%
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Hochschulhaushalt: Einnahmen (Stanford, 2005/06)
Einnahmequelle Betrag (Mio $) % der EinnahmenStudierende (Gebühren+Pens.)
513,3 17,6%
Forschungsmittel (direkt & indirekt)
1 086,1 37,2%
Investititonserträge 584,2 20,0%
Klinik 295,4 10,1%Sonstige (Spenden, Patente, Gebühren)
443,4 15,2%
Gesamt 2 922,4 100
Endowments: Anlagen (%)
Anlagen Harvard California Texas Alle
Geldmarkt 2,3 0 3,3 3,7
Aktien 39,6 52,0 46,5 59,9
Beteiligung. 7,7 10,0 8,1 1,3
Hedge/V.C. 11,4 5,0 22,3 8,1
Festverzinsl. 21,6 28,0 11,1 22,1
Immobilien 5,6 5,0 5,6 2,8
Sonstige 11,8 0 3,1 1,6
Ertrag 2004 21,1 14,7 20,1 15,1
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Der Kontext: Stiftungen sind ein wichtiger, aber eben nur ein Teil der Hochschulfinanzierung in den USA
• Spenden
Spendenaufkommen privater und öffentlicher ForschungsuniversitätenKategorie Zahl der
Hoch-schulen
Spenden 2003-04 (Mio $)
Durchschnitt /Hochschule (Mio $)
Differenz gegen Vorjahr
Private Forschungs-universitäten
70 6 768 97 +5,4%
Öffentliche Forschungs-universitäten
136 7 561 56 -5,8%
Alle Forschungs-universitäten
206 14 329 70 -1,0%
Alle
Universitäten
954 19 822 21 k.A.
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Spitzenreiter im Spendenaufkommen, 2002-2003
Hochschule Spendenaufkommen (Mio $)
Harvard 540,3
Stanford 524,2
Cornell 385,9
U of Pennsylvania 332,8
U. of S. California 322,1
Johns Hopkins 311,6
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Spenden für Hochschulen: Wichtigste Spender (2003-2004)
Spender Betrag (Mio $) Anteil (%)
Alumni 6 700 28%
Sonstige Personen 5 200 21%
Unternehmen 4 400 18%
Stiftungen 6 200 25%
Religiöse Organis. 350 1%
Sonstige Organis. 1 550 6%
Gesamt 24 400 100%
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Der Kontext: Stiftungen sind ein wichtiger, aber eben nur ein Teil der Hochschulfinanzierung in den USA
• Spenden
• Forschungsmittel
US-Forschungsförderung: Drittmittel und indirekte Kosten (Overhead)
Hochschule (Top 5)
Drittmittel FY ‘03 (Bund) in Mio $
Zuwachs FY ’02>’03
Over-head %
U Washington 565,6 16,1% 51,6%
Johns Hopkins 525,0 8,3% 64,0%
U Michigan 516,8 16,3% 53,0%
Stanford 483,5 13,3% 56,0%
UCLA 421,2 14,8% 54,5%
Top 100 20 044,7 12,5% 51,8%
Alle 24 734,0 13,1% n/a
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Der Kontext: Stiftungen sind ein wichtiger, aber eben nur ein Teil der Hochschulfinanzierung in den USA
• Spenden
• Forschungsmittel
• Studiengebühren
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Studiengebühren und Studien-förderung, Stanford, 2005/06
In Mio. $
Einnahmen von Studierenden 513,3
Davon Studiengebühren 419,5
Studienförderung (durch die Uni) 142,0
Davon für Sportstipendien 15,1
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Die Finanzkrise der öffentlichen Hochschulen
• Der Anteil des Staatszuschusses an den Hochschulhaushalten sinkt (z.B. Wisconsin: 50 > 27 %)
• Erhöhung der Studiengebühren, vor allem an öffentlichen Hochschulen
• Grössere Abhängigkeit der Hochschulen von alternativen Einkünften
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Erhöhung der Studiengebühren
• Zum Vergleich: Index der Lebens-haltungskosten (CPI) steigt um 3 % (2002-2003)
• Anstieg der Gebühren an privaten Hochschulen: Harvard 5,5%; Dartmouth 4,9%; Brown 4,4%; Stanford 5 %
• Öffentliche Hochschulen: Arizona 39%; Kalifornien 30%; New York State 28 %
• Community Colleges (CA): $11 > $18/Stde
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Der Kontext: Stiftungen sind ein wichtiger, aber eben nur ein Teil der Hochschulfinanzierung in den USA
• Spenden
• Forschungsmittel
• Studiengebühren
• Lizenzen und Patente
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Spitzenreiter im Einkommen aus Lizenzen und Patenten (2003)
Hochschule Einkommen (Mio $)
New York University 85,9
U of California 61,1
Stanford 43,2
U of Wisconsin 37,6
U of Minnesota 37,5
U of Florida 35,2
U of Washington 29,1
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Stiftungsfinanzierung in den USA: Besondere Merkmale und Probleme
• Professionelles Investitionsmanagement
• Stiftungsfinanzierung und Fundraising
• Werterhalt und –zuwachs von Endowments in unsteten Märkten
• Sachgerechte Ausschüttungsstrategien
• Ethische Fragen
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Mögliche Lehren für Deutschland• Grenzen des „Vorbilds USA“
• Auch kleine Stiftungen können von den USA lernen
• Eine radikale Reform der Hochschulfinan-zierung in Deutschland ist nötig und möglich
• In diesem Rahmen wird Stiftungsfinanzierung eigentlich sinnvoll
• Die Vorzüge sind beträchtlich
• Die Voraussetzungen sind erheblich
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Eine Reform der Hochschul-finanzierung in Deutschland (1)
• Staatliche Sockelfinanzierung mit Anpassung für Inflation und Studienplatzbedarf
• Hochschuleigene Endowments aus privaten Spenden zur Profilbildung (mit erheblicher Liberalisierung der rechtlichen Regeln) (cf. 10 Vorschläge des Stifterverbandes)
• Studiengebühren in signifikanter Höhe >>> Stiftung für die Qualität der Lehre mit Mehrheit für Studierende und Absolventen
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Eine Reform der Hochschul-finanzierung in Deutschland (2)
• Eine “Nationalstiftung Wissenschaft” zur Verstetigung der “Exzellenzinitiative”
• Eine Änderung der Forschungsförderung mit Erstattung der tatsächlichen indirekten Kosten von Forschungsprojekten
• Eine intensivere Beteiligung der Hochschulen an der Vermarktung von Patenten und Lizenzen
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Vorzüge eines reformierten Systems
• Dauerhafte Mobilisierung erheblicher zusätzlicher Ressourcen
• Größere Handlungsautonomie von Hochschulen
• Arbeits- und Ressourcenplanung über längere Zeiträume
• Effektivere Einbindung gesellschaftlicher Ressourcen und Interessen
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Voraussetzungen eines reformierten Systems (1)
• Veränderung und Anpassung steuer-, stiftungs- und erbschaftsrechtlicher Regelungen
• Entwicklung und Honorierung eines professionellen Stiftungsmanagements
• Einführung flankierender Elemente– Neue Formen der Forschungsförderung– Angemessene Studiengebühren– Professionelle Einwerbung von Spenden
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Voraussetzungen eines reformierten Systems (2)
• Vor allem: ein grundlegendes Umdenken über das Verhältnis von privatem Vermögen und öffentlichen Gütern