Planungshilfen fürNagelplatten-Konstruktionen
ho
lzb
au
ha
nd
bu
ch
Re
ihe
1
Te
il 8
F
olg
e 1
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenInhalt
2
Inhaltsverzeichnis
Was sind Nagelplatten-Konstruktionen? . . . . 3
Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Was sind die Vorteile von
Nagelplatten-Konstruktionen? . . . . . . . . . . . . 5
Die Gestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Welche Baustoffe werden verwendet? . . . . . 6
Die Bemessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Die Gebäudeaussteifung . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Transport und Montage . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Detailausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Nagelplatten-Konstruktionen ohne
chemischen Holzschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Korrosionsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Ausschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Checkliste Vorbemessung /
Checkliste Kostenschätzung . . . . . . . . . . . . . 15
Literatur und Normen, Bildnachweis . . . . . . . 16
Impressum:
Herausgeber:
Absatzförderungsfonds der deutschen Forst-
und Holzwirtschaft,
- HOLZABSATZFONDS-
Anstalt des öffentlichen Rechts,
Godesberger Allee 142-148,
D-53175 Bonn
und
DGfH Innovations- und Service GmbH
Postfach 31 01 31,
D-80102 Münchden
www.dgfh.de
in Zusammenarbeit mit der
Gütegemeinschaft Nagelplatte rodukte e.V.
Interessenverband Nagelplatten e.V. (GIN)
Bearbeitung:
Dipl.-Ing. Andreas Müller, Reutlingen
Dr.-Ing. Tobias Wiegand, Wuppertal
Redaktion:
Dipl.-Ing. Ludger Dederich, Bonn
Dipl.-Ing. Martin Fischer, München
Arbeitsgruppe:
Dipl.-Ing. Jürgen Exner, Unseburg
Dipl.-Ing. Torsten Kober, Berlin
Zimmermeister Elmar H. Suckfüll, Nieheim
Dipl.-Ing. Fritz Dorsch, Satteldorf
Dipl.-Ing. Klaus Fritzen, Karlsruhe
Dr.-Ing. Heiner Hartmann, München
Dipl.-Ing. Jochen Meilinger, Dietfurt
Dipl.-Ing. Konrad Meier, Hardegsen
Dipl.-Ing. Vitus Rottmüller, Freising
Gestaltung:
Schöne Aussichten: Oliver Iserloh, Düsseldorf
Technische Anfragen an:
Überregionale Fachberatung
+49 (0) 180 2 46 59 00 (0,06 Euro/Gespräch)
www.informationsdienst-holz.de
Hinweise zu Änderungen,
Ergänzungen und Errata unter:
www.informationsdienst-holz.de
Die technischen Informationen dieser Schrift
entsprechen zum Zeitpunkt der Drucklegung
den anerkannten Regeln der Technik. Eine Haf-
tung für den Inhalt kann trotz sorgfältigster Be-
arbeitung und Korrektur nicht übernommen
werden.
Aktuelle Adresslisten von Herstellern von
NAGELPLATTEN-Konstruktionen:
Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V.
Interessenverband Nagelplatten e.V. (GIN)
Gartenstraße 6
D-37181 Hardegsen
www.nagelplatten.de
+49 (0) 180 5 44 66 75 (12 ct/Min)
+49 (0) 55 05 50 98 61 Fax
holzbau handbuch
Reihe 1: Entwurf und Konstruktion
Teil 8: Bauteile
Folge 1: Planungshilfen für
Nagelplatten-Konstruktionen
Erschienen: 09/2005
ISSN-Nr. 0466-2114
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenWas sind Nagelplatten-Konstruktionen?
3
Bei den NP-Bindern handelt es sich um ebene
Stabtragwerke (meist Fachwerkträger oder
Fachwerkrahmen) aus Vollholzstäben unter
vorwiegend ruhender Beanspruchung. Je nach
allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung sind
freie Stützweiten bis zu 35 m realisierbar. Grö-
ßere Stützweiten bedürfen einer Zustimmung
im Einzelfall. Bei großen NP-Bindern kann es
durch begrenzte Transportabmessungen oder
Fertigungsbedingungen im Werk notwendig
werden, diese in mehreren Teilen vorzufertigen
und erst auf der Baustelle mittels Montagestö-
ßen zu verbinden. Eine Auswahl von Binderfor-
men mit Angabe üblicher Spannweiten enthält
Abb. 4. Aufgrund der großen Flexibilität der
Bauweise sind andere Binderformen problem-
los herstellbar. Besonders wirtschaftliche Kon-
struktionen ergeben sich bei Achsabständen
von 1,00 - 1,25 m; größere Abstände sind aber
möglich. Bei sehr großen Beanspruchungen z.B.
im Bereich von Wechseln oder auch bei sehr
großen Binderabständen können 2 oder 3 Bin-
der nebeneinander angeordnet und kontinu-
ierlich miteinander verbunden werden. Solche
Konstruktionen werden als Mehrfachbinder
bezeichnet.
Nagelplatten (NP) bestehen aus einem 1-2 mm
dicken, feuerverzinkten – bei höheren korrosi-
ven Beanspruchungen auch nichtrostenden –
Stahlblech mit einseitigen nagelförmigen Aus-
stanzungen (siehe Abb. 1). Mit diesen Nagel-
platten werden die Knotenpunkte industriell
gefertigter Holzfachwerke gebildet. Nagelplat-
tenbinder (kurz: NP-Bindern) werden folgen-
dermaßen hergestellt:
• Es werden Nadelholz-Bohlen gleicher Breite
(üblicherweise 4,5 - 8,0 cm) so abgebunden,
dass sich in allen Knoten Stumpfstöße erge-
ben.
• In jedem Fachwerkknoten wie auch an den
Gurtstößen werden im Regelfall im Werk auf
beiden Außenseiten symmetrisch Nagelplat-
ten in das Holz gepresst.
(Siehe Abb. 2 und 3)
Abb. 1:Übliche Nagelplatte
Abb. 2:Aufgetrennter Nagelplattenstoß
Abb. 3:Fachwerkknoten
Was sind Nagelplatten-Konstruktionen?
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenAnwendungsbereichVorteile von Nagelplatten-Konstruktionen
4
4a:Zweigelenkrahmen (Gewerbebau), Imax = 3,5 m x Anzahl der Obergurtfelder
4c:Verdübelte Balken (höher beanspruchte Pfetten und Riegel)
4b:Satteldachbinder (Wohn- und Büro- und Gewerbebauten, Flachdachsanierungen),Imax = 3,5 m x Anzahl der Obergurtfelder
Abb. 4:Gängige statische Systeme,Binderformen und Spannweiten
Anwendungsbereich
Die Nagelplatten-Bauweise ist äußerst flexibel
in Hinblick auf Form und Spannweite der Binder
wie die Beispiele der Abb. 4 zeigen. Sie eignet
sich daher nicht nur für den Einsatz im Woh-
nungsbau, für Dachaufstockungen und für den
Hallenbau, sondern auch für öffentliche Ge-
bäude, Schalungsträger sowie vielfältige ande-
re Bauwerkstypen und Nutzungen (z.B. Kulis-
sen, Tribünen, temporäre Bauten).
Was sind die Vorteile von Nagelplatten-Konstruktionen?Durch den hohen Vorfertigungsgrad, die für die
jeweilige Beanspruchung optimierten Binder
und die schnelle Montage sind NP-Konstrukti-
onen sehr wirtschaftlich. Die witterungsunab-
hängige Vorfertigung im Werk ermöglicht, NP-
Binder termingerecht, passgenau und in gleich-
bleibender Qualität herzustellen. NP-Konstruk-
tionen werden mit prüffähigen statischen Be-
rechnungen und den erforderlichen Unterlagen
für die Montage ausgeliefert. Die Hersteller der
NP-Konstruktionen bieten Unterstützung in
Form von Vorstatiken oder bautechnischer Be-
ratung. Die aus technisch getrockneten Voll-
holzprodukten hergestellten Nagelplatten-Bin-
der werden in sehr kurzer Zeit montiert und
durch das Schließen der Dachhaut von einer
Auffeuchtung durch Niederschläge geschützt.
Dies ist eine Voraussetzung für den Verzicht auf
einen vorbeugenden chemischen Holzschutz
(siehe Seite 14).
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenVorteile von Nagelplatten-Konstruktionen
5
4d:Satteldachbinder mit tief liegendem Untergurt (Gewerbebau) Imax = 3,5 x Anzahl der Obergurtfelder (Gewerbebau)
4e:Pultdachbinder mit einseitigem Dachübestand(Wohn-, Büro- und Gewerbebauten)Imax = 3,5m x Anzahl der Obergurtfelder
4f:Parallelbinder h/l ~ 10 (Gewerbebauten, Flachdachsanierungen, Aussteifungsträger)
4g:Schalungsbinder
4i:Scherenbinder mit eingezogenem Untergurt zur Vergrößerung der Raumhöhe (Lagerhallen, Stallungen, Kirchtürme)
4h:Studiobinder mit und ohne Untergurt(Wohn- und Bürogebäude, Flachdachsanierungen)
4j:weitere übliche Binderformen
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenGestaltungBaustoffe
6
Die Gestaltung
Die flexible Bauart der Binder erlaubt z.B. Kon-
struktionen mit gekrümmten Ober- oder Unter-
gurten, aufgeständerten Lichtbändern oder Bin-
der in radialer Anordnung. Aufgrund ihres fili-
granen Aussehens werden NP-Binder gerne in
sichtbaren Konstruktionen verwendet. Dabei
bietet sich der Einsatz von technisch getrockne-
tem und gehobeltem Holz an. Eine farbliche Be-
handlung der Stäbe und Platten ist aus gestal-
terischen Gründen ebenso möglich wie der Ein-
satz von Nagelplatten aus Edelstahl.
Abb. 11:Produktionshalle, Burg bei Magdeburg
Abb. 5:NP-Konstruktion aus sägerauem, unbehandelten Holz
Abb. 12:Werk- und Verkaufshalle, Pfullingen
Abb. 6:Sporthalle RottenburgNP-Konstruktion mit weiß lasiertem Holz und weißen Nagelplatten
Welche Baustoffe werden verwendet?Es werden ausschließlich mit dem Übereinstim-
mungszeichen (Ü-Zeichen) gekennzeichnete
Bauprodukte verwendet. Das verwendete Na-
delholz (üblicherweise Fichte) muss minde-
stens der Sortierklasse S10 nach DIN 4074-1:
2003-06 entsprechen. Im Bereich der Knoten
dürfen die verwendeten Hölzer keine Baum-
kante aufweisen. Das Holz muss trocken sein.
Genauere Hinweise zur geforderten Holzfeuch-
te in Abhängigkeit der Nutzung enthält die ATV
DIN 18334 (VOB). Es kann sägeraues oder
gehobeltes und gefastes Vollholz verwendet
werden.
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenBaustoffe
7
Plattenbeanspruchungen für die Bemessung
der NP-Konstruktionen. Zudem enthalten die
allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen
Ausführungshinweise zu Begrenzungen der
Spannweite, den Abmessungen der einzelnen
Hölzer und Platten sowie Bemessungslasten
für Transportzustände.
Hier sei besonders auf das
RAL-Gütezeichen RAL GZ 601
„Nagelplattenkonstruktionen“
verwiesen, das durch die GIN e.V.
erteilt wird.
Abb. 14:Studiobinder für ein Hausdach
Abb. 9 und 10:Brückenbau Flughafen Köln/Bonn
Abb. 13:Groblagerhalle
Abb. 7 und 8:Sporthalle Rottenburg
Für Bauteile mit besonders hohen Ansprüchen
an die Optik kann der Einsatz von Konstruk-
tionsvoll- oder Brettschichtholz vereinbart wer-
den. Gekrümmte Stäbe werden immer aus
Brettschichtholz gefertigt.
Nagelplatten müssen über eine allgemeine
bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen In-
stitutes für Bautechnik (DIBt) geregelt sein. In
dieser allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas-
sung werden die Anforderungen an die Nagel-
platte und die Produktüberwachung (für Na-
gelplatten und NP-Binder immer Eigen- und
Fremdüberwachung) festgelegt. Es finden sich
hier die je nach Plattentyp unter Umständen
sehr unterschiedlichen zulässigen Nagel- und
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenBemessung
8
Die Bemessung
Während die Eigenschaften der Nagelplatten
über allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen
geregelt sind, ist das Bemessungsverfahren für
NP-Konstruktionen in DIN 1052-2: 1988-04,
Abschnitt 10 bzw. DIN 1052: 2004-08 Ab-
schnitt 13.2, genormt. Der Hersteller der Binder
liefert prüffähige statische Unterlagen mit der
Bemessung der NP-Binder, ihrer Aussteifung
sowie aller notwendiger Anschlüsse. Die auf
NP-Konstruktionen spezialisierten Tragwerks-
planer der Hersteller verfügen hierfür über
EDV-Programme, mit denen schnell und zuver-
lässig wirtschaftlich optimierte NP-Konstruk-
tionen bemessen werden können. Weiterfüh-
rende Hinweise zur Bemessung von NP-Bin-
dern finden sich in [1].
Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Infor-
mationsbroschüre ist DIN 1052: 2004-08 veröf-
fentlicht. Mit bauaufsichtlicher Einführung die-
ser Bemessungsnorm werden sich neue Mög-
lichkeiten für den Einsatz von NP-Konstruk-
tionen ergeben. So dürfen z. B. künftig Nagel-
platten auch für die Übertragung von Biege-
momenten herangezogen werden. Zudem
erlaubt das sogenannte „genauere Rechen-
verfahren“ für Fachwerkkonstruktionen eine
realitätsnähere Beschreibung beliebigen An-
schlusssituationen. Die Anwendbarkeit der
Abb. 15:Bürogebaude, Werlte
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenBemessung
9
Bemessungsregeln der DIN 1052: 2004-08
und der sich daraus ergebenden Möglichkeiten
sind mit der Aufnahme in die Listen der techni-
schen Baubestimmungen und der Anpassung
der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassun-
gen der Nagelplatten gegeben.
Abb. 18:Bürogebaude, Werlte
Abb. 19:Bürogebaude, Werlte
Abb. 17:Produktion NP-Binder Bürogebaude, Werlte
Abb. 16:Produktion NP-Binder Bürogebaude, Werlte
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenGebäudeaussteifungTransport und Montage
10
Transport und Montage
NP-Binder können in sehr großen Abmessun-
gen produziert werden. Beim Entwurf der Kon-
struktion sollten rechtzeitig sinnvolle Montage-
stöße eingeplant werden, die ein sichereres
Transportieren vom Fertigungstisch bis zur Bau-
stelle gewährleisten. Die Binder können dabei
sowohl vertikal als auch horizontal oder in
Kombination von vertikalen und horizontalen
Montagestößen getrennt werden (siehe Abb.
25).
Die Binderteile werden dann auf der Baustelle
zusammengebaut und montiert. Dazu werden
Laschen aus Baufurniersperrholz, Lochblechen
oder bauaufsichtlich zugelassenen Montage-
stoßplatten verwendet.
Für eine ggf. erforderliche Lagerung der Nagel-
plattenbinder oder Binderteile wie auch für ei-
nen eventuell erforderlichen Zusammenbau
auf der Baustelle, sollte ein ausreichend großer
und ebener Platz vorhanden sein. Aus Trans-
portgründen horizontal geteilte Binder müssen
in jedem Fall in der Ebene der Teilung ausge-
steift werden.
Alle Transport- und Montagezustände werden
vom Hersteller der NP-Binder verantwortlich
nachgewiesen.
Weitere Hinweise finden Sie in [3] sowie in dem
Video „Montage von NP-Konstruktionen“ [4].
Die Gebäudeaussteifung
Aufgrund der geringen Holzbreiten haben NP-
Binder senkrecht zur Binderebene eine geringe
Biegefestigkeit und müssen daher sorgfältig
stabilisiert werden. Dazu werden in der Regel
parallelgurtige Fachwerkbinder in NP-Bauweise
in Ober- und, wenn notwendig, auch in der Un-
tergurtebene angeordnet. Die aussteifenden
Binder in der Obergurtebene werden bündig
mit der Oberkante des Obergurtes montiert, in
der Firstlinie durch ein Druckglied (auch „Druck-
stollen“ genannt) abgestützt und mittels Wind-
rispenbänder zu den Traufen rückverankert.
Alternativ zu dieser Ausführung werden auch
Dachscheiben mit Beplankungen aus Holz-
werkstoffen ausgeführt. Die Verbandsanschlüs-
se sind sorgfältig zu planen, da aufgrund der
geringen Stabbreiten nur wenig Platz für An-
schlüsse vorhanden ist. Reichen die vorhande-
nen Stabbreiten nicht für die erforderlichen Ver-
bindungsmittelabstände im Bereich von Dach-
lattenstößen aussteifender Dachlatten aus,
wird der Querschnitt durch ein Beiholz vergrö-
ßert oder die Lattenstöße werden versetzt. Die
Abb. 20 bis 24 zeigen die Aussteifungskon-
struktionen typischer Dachkonstruktionen.
Häufig werden auch die Giebelwände in NP-
Bauweise erstellt. Diese können Horizontalla-
sten in Wandebene abtragen. Die Hersteller der
NP-Binder weisen i.d.R. die Aussteifung der NP-
Konstruktion eigenverantwortlich nach. Die
Weiterleitung aller Auflagerkräfte in die Unter-
konstruktion ist vom verantwortlichen Trag-
werksplaner nachzuweisen. Weitergehende Er-
läuterungen zur Bemessung der Aussteifungs-
konstruktion von NP-Bauten enthält [2].
Abb. 24:Aussteifungskonstruktion Hallendach
Abb. 20:Binderpaare mitObergurtverband
Abb. 21:Verband in Untergurtebene
Abb. 22:Aussteifungskonstruktion einesGewerbebaus
Abb. 23:Obergurtverbände mitRispenbändern und aussteifen-der Pfettenlage
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenTransport und Montage
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
11
Abb. 27 a - e:· Bindertransport· Abladen auf der Baustelle· Heben der Binder mit Traverse· Versetzen der Binder· Ausrichten der Binder
Abb. 25:Horizontale bzw. vertikale Teilung einesDreieckbinders
Abb. 26:Übliche Transportabmessungen
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenDetailausbildung
12
Abb. 28b: Auflager Satteldachbinderauf einer Unterkonstruktion in Holzrahmenbauweise
Abb. 30: Vordachträger
Abb. 29:verdübelter Balken
Detailausbildung
Abb. 28c: Auflagersituation im Bereich der Dachaussteifung
Legende1 Winkelverbinder (mit Halfenschiene)2 Wind- und Aussteifungsverband3 Futterholz4 Vertikalverband5 Windrispe6 Hinterlüftung7 Feuchtesperre8 Druckstollen9 Stahlteil10 Fuge
Abb. 28a: Auflager Satteldachbinderauf einem Stahlbetonringanker
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenDetailausbildung
13
Abb. 32: Auflager Parallelbinder
Abb. 33:Auflager Studiobinder
Abb. 34:Obergurtauflager
Abb. 35:Walmdachbinderanschluss
Abb. 36:Binderauflager auf einem Ringanker
Abb. 37:Anschlussdetail Überdachung Laderampe,Sehnde
Abb. 38:Überdachung Laderampe, Sehnde
Abb. 31:Firstpunkt
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenHolzschutzBrandschutzAusschreibungKorrosionsschutz
14
NP-Konstruktionen ohne vorbeu-genden chemischen HolzschutzNP-Konstruktionen werden üblicherweise so
konstruiert, dass auf einen vorbeugenden che-
mischen Holzschutz gegen holzzerstörende Pil-
ze und Insekten verzichtet werden kann. Eine
Zuordnung in die Gefährdungsklasse (GK) 0
nach DIN 68800-2: 1996-05 ist prinzipiell mög-
lich, wenn durch „besondere bauliche Maßnah-
men“ sichergestellt ist, dass:
• die Holzfeuchte dauerhaft unter 20 %
liegt und damit ein Pilzbefall ausgeschlossen
werden kann und
• die Holzteile durch eine allseitige Bekleidung
abgedeckt sind, so dass sie für eine Eiablage
durch die Insektenweibchen nicht zugänglich
sind oder
• die Holzbauteile so angeordnet sind, dass sie
von mindestens drei Seiten kontrollierbar
sind und damit ein Insektenbefall frühzeitig
erkannt werden kann.
Genauere Hinweise können [5] und [6] ent-
nommen werden. Reichen baulich-konstruktive
Maßnahmen alleine nicht aus, kann das übli-
cherweise verwendete Fichten- oder Tannen-
holz durch einheimische Hölzer mit höherer
Dauerhaftigkeit ersetzt werden (siehe Tab. 1).
Erst wenn alle baulich-konstruktiven Maßnah-
men ausgeschöpft sind und Hölzer mit höherer
natürlicher Dauerhaftigkeit nicht eingesetzt
werden können, ist der Einsatz eines bauauf-
sichtlich zugelassenen Holzschutzmittels not-
wendig.
BrandschutzNP-Binder werden überwiegend in Dachtrag-
werken eingesetzt. Dort bestehen meist keine
Anforderungen an den Brandschutz. Sollten
doch Anforderungen an den Brandschutz exi-
stieren, so können diese durch individuell zu
planende Maßnahmen wie z.B. geeignete Unter-
decken erfüllt werden. Höhere Feuerwiderstands-
dauern sind z.B. auch durch eine Temperatur-
zonenberechnung im Rahmen eines Brand-
schutzgutachtens nachweisbar.
AusschreibungUnter www.nagelplatten.de können für die
Ausschreibung von NP-Konstruktionen Vorbe-
merkungen und beispielhafte Ausschreibungs-
texte heruntergeladen werden.
KorrosionschutzFür die allermeisten Bauten werden verzinkte
Nagelplatten eingesetzt. Für besonders starke
korrosive Beanspruchungen stehen Nagelplat-
ten aus Edelstahl zur Verfügung. Tab. 2 enthält
Kriterien zur Auswahl.
Tab. 1:Natürlich dauerhafte Hölzer und Holzschutzmittel für höhere Gefährdungsklassen nach DIN 68800-2: 1996-05
Beanspruchung des Holzes Gefährdungsklasse Erforderliche Gleichwertige
nach DIN 68800-2 Prüfprädikate d. Holzart ohne
Holzschutzmittels Holzschutzmittel
Bauteile mit ausreichendem GK 0 - Fichte, Tanne, Kiefer,
konstruktivem Holzschutz Lärche, Douglasie
Bauteile mit der Gefahr eines GK 1 Iv Kiefer, Splintholz-
unkontrollierten Insektenbefalls anteil unter 10%
Bauteile mit der Gefahr eines unkon- GK 2 Iv, P Kiefer, Lärche,
trollierten Insekten- und Pilzbefalles Douglasie: splintfrei
Iv = Insektenvorbeugend; P = Pilzwidrig
In Räumen mit einer relati-
ven Luftfeuchte ≤70% und
überdachten Bauteilen, zu
denen die Außenluft ständig
Zugang hat, bei vergleichs-
weise geringer korrosiver
Beanspruchung 1)
beispielsweise:
• Gedämmte Dächer von
Wohngebäuden und Bauten
vergleichbaren Nutzung
• Gedämmte Hallendächer
über geschlossenen, beheiz-
ten Hallen
• Dachkonstruktionen offener
Hallen
Beidseitig 275 g/m2 mittlere
Mindestzinkauflage
1) Siehe DIN 55928-8, entspricht der Landatmosphärenach DIN 55928-1
Tab. 2:Korrosionsschutz für Nagelplatten gemäß DIN 1052-2: 1988-04 Tab. 1
Bei überdachten Bauteilen,
zu denen die Außenluft
ständig Zugang hat,
bei mittlerer korrosiver
Beanspruchung 2)
beispielsweise:
• Ungedämmte Dächer von
Wohngebäuden
und Bauten vergleichbaren
Nutzung
• Ungedämmte Hallendächer
über geschlossenen, beheiz-
ten Hallen
• Kaltluftställe
Beidseitig 350 g/m2 mittlere
Mindestzinkauflage und ge-
eignete Chromatierung
2) Siehe DIN 55928-8, entspricht der Stadtatmosphärenach DIN 55928-1
Im Freien und in Räumen mit
einer relativen Luftfeuchte >
70%, ferner bei überdachten
Bauteilen, zu denen die
Außenluft ständig Zugang
hat, bei besonders starker
korrosiver Beanspruchung 3)
beispielsweise:
• Warmluftställe
nichtrostende Stähle nach
DIN 17440
3) Siehe DIN 55928-8, entspricht der Industrieatmosphärenach DIN 55928-1
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenCheckliste
15
Checkliste Vorbemessung/Kostenschätzung
In der vorliegenden Checkliste werden die wichtigsten Informationen aufgelistet, die ein Hersteller von NP-Konstruktionen benötigt, um eine
Vorbemessung oder eine Kostenschätzung zu erstellen. Die Checkliste kann und will nicht die individuelle Beratung ersetzen, die Ihnen von den
Herstellern von NP-Konstruktionen geboten wird.
1 Geometrie der Konstruktion / der Binder
1.1 Grundriss · Länge x Breite
· Andere Form? (Plan / Skizze vorhanden?)
1.2 Dachform / Binderform · Satteldach?
· Pultdach?
· Flachdach?
· Studiobinder?
· Scherenbinder?
· Bogenbinder?
· Andere Form? (Plan / Skizze vorhanden?)
· Sind Walme vorgesehen?
1.3 Dachneigung / Binderhöhe · Neigung links?
· Neigung rechts?
alternativ · Binderhöhe von UK Untergurt bis OK First
1.4 Binderabstand · vorzugsweise 1,00m bis 1,25m
1.5 Lage und Größe von Öffnungen und Wechseln · Schornsteine?
· Luken?
1.6 Trauf- und Ortgangdetails · Überstand Obergurt?
· Überstand Untergurt?
1.7 Giebelausführung · Giebelbinder?
· Massive Giebelausführung?
1.8 Anschluss an vorhandene Gebäudeteile
2 Einwirkungen
2.1 Schneelast · Zahlenangabe oder Schneelastzone und Höhe über NN
2.2 Windlast · Zahlenangabe oder Höhe des Gebäudes
· Ist das Gebäude offen?
2.3 Eigengewicht Obergurt · Zahlenangabe oder Dachaufbau
2.4 Eigengewicht Untergurt · Zahlenangabe oder Deckenaufbau
2.5 Sonderlasten / Punktlasten · z.B. im Bereich der unter Punkt 1.5 genannten Öffnungen?
· liegt das Gebäude im Erdbebengebiet? (Bauwerksklasse? Erdbebenzone?)
2.6 Nutzung · ist ein vorbeugender chemischer Holzschutz erforderlich?
· liegen besondere korrosive Beanspruchungen vor?
· Brandschutzanforderungen?
3 Sonstiges
3.1 Anlieferung · Lieferanschrift
· Zufahrtmöglichkeit Baustelle?
· Baustellenkran für das Abladen benutzbar?
3.2 Montage · Montage erwünscht?
· Schutzgerüste / Fangnetze bauseits vorhanden?
· Beschränkungen der Baustelle (Befahrbarkeit von Bodenplatten und Decken?)
· Baustellenkran für die Montage benutzbar?
holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1
Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenGIN e.V.LiteraturNormenBildnachweis
16
Literatur
Zitierte Literatur
[1] Milbrandt, E., Köninger S.:
INFORMATIONSDIENST HOLZ,
holzbau handbuch Reihe 2, Teil 2, Folge 2,
„Verbindungsmittel – Genauere
Nachweise, Sonderbauarten“, EGH (1991)
[2] Brüninghoff, H. et. al.:
INFORMATIONSDIENST HOLZ,
holzbau handbuch Reihe 2, Teil 12, Folge 3,
„Aussteifung von NP-Konstruktionen“,
Arge Holz (1999)
[3] GIN e.V. (Hrsg.):
„Montage-Empfehlungen für das
Transportieren, Lagern, Montieren
und Aussteifen von NP-Bindern“,
GIN e.V. (1995)
[4] Kuhweide, P.:
„Montage von NP-Konstruktionen“,
(Video) GIN e.V. (2000)
[5] Radovic, B.:
INFORMATIONSDIENST HOLZ,
„NP-Konstruktionen ohne chemischen
Holzschutz“, Arge Holz (1998)
[6] Schulze, H.:
INFORMATIONSDIENST HOLZ,
holzbau handbuch Reihe 3, Teil 5, Folge 2,
„Baulicher Holzschutz“, EGH (1997)
Weitere Publikationen:
Haupt, E.:
INFORMATIONSDIENST HOLZ,
„Konstruktionen gestalten:
Bauen mit Nagelplatten“, Arge Holz (1997)
Reuß, Schuster + Partner:
INFORMATIONSDIENST HOLZ,
„Sanieren und Aufstocken von
Flachdächern“, Arge Holz (1995)
Ruske, W.:
INFORMATIONSDIENST HOLZ,
holzbau handbuch Reihe 1, Teil 17, Folge 4,
„Nagelplattenkonstruktionen“,
Arge Holz (1997)
Zitierte Normen:
DIN 1052-1: 1988-04
„Holzbauwerke –
Berechnung und Ausführung“
DIN 1052-2:1988-04
„Holzbauwerke –
Mechanische Verbindungsmittel“
DIN 4074-1: 2003-05
„Sortierung von Holz nach der
Tragfähigkeit – Teil 1: Nadelschnittholz“
DIN 1052: 2004-08
„Entwurf, Berechnung und Bemessung
von Holzbauwerken“
DIN 17440:1996-09
„Nichtrostende Stähle“
DIN 18334: 2005-01
„VOB Verdingungsordnung für
Bauleistungen Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen
für Bauleistungen (ATV) Zimmer- und
Holzbauarbeiten“
DIN 55928-8: 1994-07
„Korrosionsschutz von Stahlbauten durch
Beschichtungen und Überzüge;
Teil 8: Korrosionsschutz von tragenden
dünnwandigen Bauteilen“
DIN 68800-2: 1996-05
„Holzschutz im Hochbau –
Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen
im Hochbau“
H 4
66
Bildnachweis:Umschlag v.l.n.r.Fachmarktzentrum Kronau, Werkfoto BauerAufgetrennter Nagelplattenstoß, GIN e.V.Edeka Weilheim, Werkfoto Merkle und Bauer1 Werkfoto Alpine2, 5 GIN e.V.3, 35 Scherpf6, 7, 8, Ackermann & Raff9, 10, 37, 38 HOLZABSATZFONDS11 Trabert12 Halbe13 Lüttge14 Werkfoto Plocher15 Werkzeichnung Janssen16, 17, 18, 19 Werkfoto Janssen20 Teetz21 Werkfoto Jura22 Werkfoto Bauer23 Werkfoto Opitz26a Werkfoto Bauer26b, c, d e GIN e.V.36 Werkfoto Laumer