Einführung des Neugeborenen-Screenings auf Mukoviszidose
(CF-NGS) in Deutschland
Status: 27.09.2016
Das Neugeborenenscreening: Grundlage für ein
längeres und gesünderes Leben kommender CF-Generationen.
Kontakt für Rückfragen:
Dr. Jutta Bend Mukoviszidose Institut gGmbH
In den Dauen 6 53117 Bonn
[email protected] Telefon: 0228 98780-47
CF-NGS – in Kürze • Frühe Diagnose der seltenen Erbkrankheit CF
durch CF-NGS = bessere Prognose für Patienten
=> Einführung des CF-NGS auch in Deutschland
• Für die Einführung des CF-NGS haben sich Patienten- und Ärztevertreter aus dem Mukoviszidose e.V. jahrelang eingesetzt
• Der Beschluss ist seit 1.9.2016 in Kraft
• Keine Kosten: Das CF-NGS gehört zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen
• Empfehlung: Bei einem auffälligen Screening-Ergebnis sollten Eltern sich gleich an ein spezialisiertes Mukoviszidose Zentrum wenden!
• Weitere Informationen und Adressen spezialisierter Zentren unter: www.muko.info/screening
Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF)
• eine der häufigsten, angeborenen und lebensverkürzenden Stoffwechselkrankheiten der weißen Bevölkerung
• Defekt im CFTR-Gen – dadurch Störung des Salz-Wasser-Haushalts
• Ca. 8000 Betroffene in Deutschland
• Wichtigste klinische Kennzeichen: chronischer Husten, schwere Lungenentzündungen, Verdauungsstörungen und Untergewicht
• Diagnose durch Schweißtest (erhöhte Chloridkonzentration im Schweiß)
• Derzeit*:
– weniger als 60% der Betroffenen werden im ersten Lebensjahr diagnostiziert (Median 0,6 Jahre)
– Lebenserwartung ca. 40 Jahre; die Betroffenen sterben im Durchschnitt mit 31,5 Jahren
* Quelle: Qualitätsbericht 2012 des deutschen Mukoviszidose Registers/ Mukoviszidose e.V.
Der Beschluss
• Am 20. August 2015 hat der Gemeinsame Bundesausschuss
(G-BA) die Einführung eines Neugeborenen-Screenings auf Mukoviszidose beschlossen
• Die Nichtbeanstandung durch das Bundesministerium für Gesundheit ist erfolgt (Prüfung nach §94 SGB V)
• Stand: Beschluss ist seit dem 1.9.2016 in Kraft
Alle Dokumente zum Stand des Verfahrens und den Dokumenten (u.a. Text des neugefassten gelben U-Untersuchungs-Heftes und die Elterninformation, die im Beschlusstext enthalten sind): https://www.g-ba.de/informationen/beschluesse/2287/
Stand 27.09.2016
Die Methode
IRT (Immunreaktives
Trypsin)
< 99.Perzentile ≥ 99.Perzentile ≥ 99,9. Perzentile
PAP (Pankreas-
assoziiertes Protein)
Mutations-analyse
(31 Mutationen)
< 87,5.Perzentile ≥ 87,5. Perzentile
Keine Mutation 1 oder 2 Mutationen
Screening unauffällig Screening auffällig
Bestätigungsuntersuchung (Schweißtest)
im zertifizierten Mukoviszidose Zentrum
Fersenblut
Der Gentest: die häufigsten Mutationen in Deutschland (Quelle: Deutsches Mukoviszidose Register)
1.F508del; 2. N1303K; 3. R553X; 4. G542X; 5. G551D;
6. R347P; 7. 3849+10kb C>T; 8. 1717-1G>A;
9. CFTRdele2,3; 10. W1282X; 11. 2789+5G>A;
12. 2183AA>G; 13. R1162X; 14. M1101K; 15. 2143delT;
16. 2184delA; 17. 3272-26A>G; 18. delI507; 19. G85E;
20. 621+1G>T; 21. 3659delC; 22. R334W; 23. 1677delTA;
24. 1078delT; 25. E92X; 26. 3905insT; 27. E60X;
28. I336K; 29. 2184insA; 30. A455E; 31. Y1092X
Arztvorbehalt und Befundübermittlung
Bei auffälligem Ergebnis im
Neugeborenen-Screening
auf Mukoviszidose:
Hebamme/
Entbindungspfleger
Kinderarzt
Arzt/ Geburtsklinik Aufklärung, Durchführung
Screening und Mitteilung
bei auffälligem Screening-
Ergebnis
Information über
die Möglichkeit des
CF-Screenings durch
den Kinderarzt
U2/U3: Kontrolle ob
Screening durch-
geführt wurde und ggf.
Aufklärung, Durchführung
Screening und Mitteilung
bei auffälligem Ergebnis;
Dokumentation im gelben Heft
Screening-Labor
Bestätigungs-
Untersuchung
(Schweißtest) in
Spezialisierter
(zertifizierter)
Mukoviszidose-
Einrichtung
14 Tage
Die Elternaufklärung • Die Aufklärung darf nur durch einen Arzt
erfolgen!
• Ein auffälliges Screeningergebnis wird den Eltern
durch den aufklärenden Arzt mitgeteilt
• Ein unauffälliges Screeningergebnis wird nur auf ausdrückliche Nachfrage mitgeteilt
• Die Ergebnisse aus dem Labor liegen nach ca. 14 Tagen vor
• Die konkreten Laborergebnisse werden nicht mitgeteilt – lediglich ein „auffälliges“ Ergebnis; dies soll dem „Recht auf Nichtwissen“ dienen, so dass kein Rückschluss bei gesunder Trägerschaft möglich ist
• Alle Kinder mit einem auffälligen Screeningergebnis haben ein erhöhtes Risiko für eine Anlageträgerschaft, d.h. sie können Träger des defekten Gens sein und dieses ggf. an ihre Nachkommen weitergeben, auch wenn sie nicht selbst erkrankt sind
Gut betreut im zertifizierten CF-Zentrum
Abklärung durch Schweißtest:
Nur bei 1 von 5 Kindern bestätigt sich die Diagnose Mukoviszidose
Das Screening in Zahlen
• Ca. 680.000 Neugeborene pro Jahr in Deutschland
• Ca. 800 auffällige Screeningergebnisse
• Verteilt auf zertifizierte Mukoviszidose Einrichtungen sind dies 15-20 zusätzliche Schweißtests pro Jahr
=> nur eins von fünf Kindern mit auffälligem Screening-Befund hat tatsächlich CF
Die Kinder mit CF haben durch
die frühe Diagnose
-eine bessere Prognose
-eine höhere Lebenserwartung
Quelle: Dijk et al. 2012, Pediatric Respiratory Reviews
Anforderungen an den Schweißtest • Der Schweißtest steht an erster Stelle der Abklärungsdiagnostik
• Der Schweißtest kann ab dem 3. Lebenstag, optimal ab dem 14. Lebenstag durchgeführt werden (> 3000g; Gestationsalter > 36. SSW)
• Der Schweißtest sollte beim Baby an beiden Armen durchgeführt werden, um die Wahrscheinlichkeit eines aussagekräftigen Schweißtests zu erhöhen
• Es sollte der Chloridwert bestimmt werden
• Das durchführende Zentrum sollte über Erfahrung verfügen (mindestens 50 Schweißtests pro Jahr; mindestens 10 Schweißtests p.a. durch den Untersucher)
Quelle: AWMF-Leitlinie: Diagnose der Mukoviszidose: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/026-023.html
Zusammengefasst:
• Das Screening auf Mukoviszidose erfolgt in der Regel zur gleichen Zeit und aus derselben Blutprobe, welche für das erweiterte Neugeborenen-Screening abgenommen wird. D.h. dass meistens keine zusätzliche Blutprobe erforderlich ist
• Das Screening auf Mukoviszidose muss durch einen Arzt initiiert werden (Arztvorbehalt). Deshalb dürfen Hebammen das Screening auf Mukoviszidose nicht selbst durchführen, sondern informieren über die Möglichkeit der Durchführung beim Kinderarzt
• Die Blutprobe wird auf eine Filterpapierkarte getropft und an ein Labor geschickt
• Bei Auffälligkeiten liegt nach ca. 14 Tagen ein Ergebnis vor
• Der Arzt, der das Screening initiiert hat, informiert die Eltern über ein auffälliges Screening-Ergebnis und die Notwendigkeit sich für die Abklärung an ein spezialisiertes Mukoviszidose Zentrum zu wenden
• Bei U2 und U3 kontrolliert der Kinderarzt, ob ein CF-Screening durchgeführt wurde. Ist dies nicht der Fall, kann er das Screening bis zur 4. Lebenswoche noch nachholen. Ob das Screening durchgeführt wurde, wird im gelben Heft dokumentiert
• Empfehlung: Bestätigungsuntersuchung in einem zertifizierten Mukoviszidose-Zentrum durchführen lassen! Hier ist eine möglichst schnelle Diagnose, kompetente Beratung und im Krankheitsfall bestmögliche Betreuung sicher gestellt. Kontakte unter www.muko.info/screening
Wer wir sind
• Das Mukoviszidose Institut ist eine gemeinnützige Institution und Tochtergesellschaft der deutschen Patientenorganisation Mukoviszidose e.V. mit Sitz in Bonn
• Behandler und Patienten sind gemeinsam im
Mukoviszidose e.V. organisiert
• Die Projektgruppe Neugeborenen-Screening berät den Mukoviszidose e.V. in allen fachlichen Fragen rund um das Screening. In dieser Projektgruppe haben sich die CF-Screening-Experten aus Deutschland und Österreich zusammengefunden:
Dr. Jutta Hammermann, Dr. Olaf Sommerburg,
Dr. Sebastian Schmidt, Prof. Dr. Manfred Ballmann, Dr. Lutz Nährlich, Dr. Thomas Nüßlein, Dr. Hans-Eberhard Heuer, Dr. Helmut Ellemunter, Dr. Ulrike Smrekar
• Weitere Informationen zum Screening inkl. einer FAQ für Ärzte:
www.muko.info/screening