Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
AD/HS
„AD/HS in der Schule: Verstehen und richtig „be“handeln
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
Mag. Erika BARKER-BENFIELD
Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin akad.Lese-RechtschreibtherapeutinADHS Elterntrainerin nach Cordula NeuhausNachschulungsleiterin
Praxis für Legasthenie, ADHS und Kinderpsychologie
2345 Brunn am Gebirge, mobil 0664/392 42 20Herzogbergstraße 7 [email protected]
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
ADHS Kernsymptomatik
Impulsivität (mangelnde Verhaltenskontrolle u.
Fähigkeit Belohnung aufzuschieben)
Ablenkbarkeit (mangelnde gleichmäßige Aktivierung
bei hoher Affektlabilität)
Unruhe innere
Getriebenheit
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
AUFMERKSAMKEITS- und KONZENTRATIONSSCHWÄCHE
Probleme begonnene Arbeiten zu Ende zu bringen (Hausaufgaben!)
Mangelnde Fähigkeit zur Daueraufmerksamkeit
Mangelnde Strukturierung (nur sehr oberflächliches wahrnehmen von komplexen Aufgaben wie Textaufgaben) – „Black out“ durch emotionale Steuerungsschwäche bei starkem Druck
extrem leicht ablenkbar (Reizoffen bei Reizfilterschwäche)
viele Flüchtigkeitsfehler / HÜ wird zum Problem Nummer 1(kein Zeitgefühl!)
Probleme verstärkt bei fremdbestimmten Aufgaben (v.a. auffällig bei Schulbeginn)
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
IMPULSIVES VERHALTEN(Impulskontrollschwäche)
folgen der „Spontanidee ihres Gehirns“ (Unfallgefahr!) durch Fehlfunktion im Frontalhirn und mangelnden Abgleich mit den Erfahrungen im Langzeitgedächtnis
„entärgern“ sich“! Schlechte Steuerung der Gefühle (kaum sozial „angepasstes“ Reagieren möglich)
Selbstwertgefühl leidet häufig enorm!!
platzen mit Antworten heraus bevor die Frage zu Ende gestellt wurde - können nicht abwarten („Sprechdurchfall“)
unterbrechen andere häufig (zu kleines Arbeitsgedächtnis)
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
KÖRPERLICHE UNRUHE
Schwierigkeiten sich ruhig zu verhalten, v.a. wenn es nicht neu, spannend und interessant ist („TV und Gameboy Sucht“
motorische Beeinträchtigungen /Feinmotorik/schlechte Schrift
während des Unterrichts aufstehen, „ständiges“ zappeln
wirken häufig wie getrieben; auch schon als Säugling
auch bei ADS oft phasenweise (später „innere Unruhe“)
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
ERSCHEINUNGSBILDmögliche Kombinationen
Auffälligkeiten in allen 3 Kernbereichen
hauptsächlich Aufmerksamkeitsschwächen, aber weniger impulsives und motorisch unruhiges Verhalten („Träumerchen“)
hauptsächlich impulsives, motorisch unruhiges Verhalten, weniger Konzentrationsschwächen
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Vorwiegend aufmerksamkeitsgestörtes Kind „Träumerchen“
Fällt im Kindergartenalter und auch oft später noch kaum oder gar nicht auf!
missmutig, launisch und verstimmt, meist „lieb“hat wenig Ausdauer; kaum Durchhaltevermögen fehlende Planungungeschicktvergesslich und verspätet sich häufig
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
Vorwiegend aufmerksamkeitsgestörtes Kind „Träumerchen“
unkonzentriert, verträumt und viel zu langsamProbleme in der Feinmotorikleicht ablenkbar, vergisst und überhört vielinnerlich und motorisch unruhig, im Denken
langsam und umstellungserschwertzu empfindlich, weint leicht, schnell gekränkt
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
Vorwiegend aufmerksamkeitsgestörtes Kind „Träumerchen“
kann Kritik nicht vertragen, fühlt sich ungeliebt / missverstanden
sitzt stundenlang bei den Hausaufgabenängstlich, traut sich nichts zuin der sozialen Reife zurückLässt sich leicht ärgern, kann sich nicht
entsprechend wehren
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Das hyperaktive Schulkind
motorisch unruhig, zappelig unkonzentriert, kann nicht zuhören, vergisst viel spielt und arbeitet unbeständig – wechselt schnell von einer Tätigkeit zur
nächsten Tätigkeit kann Kraft schlecht dosieren guter Beobachter – kann andere Menschen gut durchschauen nimmt alles wahr und kann schlecht zwischen wichtig und unwichtig
unterscheiden überschätzt sich leicht lernt nicht aus Fehlern fühlt sich schnell ungerecht behandelt laut und geräuschempfindlich zugleich kann nur schwer mit Aufgaben beginnen bzw. sie auch beenden kann Gefahren schlecht einschätzen kommt besser mit älteren oder jüngeren Kindern aus
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Grundsymptomatik
1.Emotionale Probleme
3. Lern- und Leistungsprobleme2.Verhaltensprobleme
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DIAGNOSEFINDUNG
Es gibt keinen ADHS „TEST“, sondern:
Fragebögen (Eltern, Lehrer, andere Bezugspersonen)
Exploration / Familienanamnese
Verhaltensbeobachtung in der Klasse
Testbatterie (Intelligenz, Aufmerksamkeit, Leistung, Befindlichkeit…)
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
DSM IV / ICD X
In den beiden Kriterienkatalogen wird die ADHS Symptomatik nicht umfassend und vollständig beschrieben; es ist eher „eine „Beobachtung von zappeligen 6-12 jährigen Jungen“.
Besonders Barkley und Steinhausen (2004) kritisierten daran, dass die Kinder der Altersklassen darunter als auch darüber (Jugendliche/Erwachsene) damit nicht ausreichend beschrieben werden.
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
DIFFERENTIALDIAGNOSTIK
HochbegabungADS und/oder Asperger Autismusoppositionelles TrotzverhaltenÄngstetraurige Verstimmungemotionale Belastungen
…
bei schulischer Unterforderung entwickeln Hochbegabte oft Schulunlust, aggressives oder depressives Verhalten, psychosomatische Beschwerden oder Leistungsverweigerung
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
N=579MTA, Cooperative Group, 1999
38% Angststörungenaffektive Störungen
40% oppositionelles Trotzverhalten
14% Störung des Sozialverhaltens
11% Ticstörungen
31% keine komorbide Störung
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ADHS - Sprachentwicklung
sehr früh, sehr schnell
„spät angefangen - seitdem nicht mehr aufgehört“
„Sprechdurchfall“ und „Geräuschemachen“
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
Positive Seiten von ADS´lern – Ressourcen
Filterschwäche - Vielfalt Impulsivität – Begeisterungsfähigkeit – HilfsbereitschaftSprunghaftigkeit - kreativem Ideenreichtum –
KontaktfreudeUnruhe - UnermüdlichkeitÜberempfindlichkeit – Sensibilität - GerechtigkeitssinnSozialprobleme - Liebe zu Natur und TierChaos - interessierte Offenheit
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
Was tun … „BEHANDLUNG“
Kinder-/Jugendgruppe (u.a. soziales Kompetenztraining)
Lehrerberatung
Elterntraining (Beziehungsprobleme!) „Balugefühl“ entwickeln, Gesprächführungstechniken
medikamentöse Behandlung
Lese-, Rechtschreib-, Rechentraining
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Kinder- und Jugendgruppen
AufmerksamkeitstrainingStörungsbildteaching (eigenes
Funktionieren verstehen lernen – „Auto ohne Bremsflüssigkeit“)
„Techniken“ (Wut, zuhören lernen, Konflikte vermeiden, HÜ Pläne, Zeiteinteilung,..)
soziales Kompetenztraining
Beispielaus dem Elterntraining
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Gesprächsführungstechniken nach C.Neuhaus
mit „kleinen“ Worten die Situation strukturieren („so, also, Stopp, Hallo,…“)
kurz, knapp, knallig – die 3 „K“beim impulsiven Antworten „Halt´s fest“Teilerfolg „erfreut“ verstärkenbei „unerwünschten“ Kommentaren - Blick
wegnehmen, parallel reden und absolut sachlich bleiben
möglichst sachlich mit freundlichem Gesichtbeim Helfen nicht direkt belehren, sondern
hinführend wichtige Infos betonen…
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Konflikte
… mit anderen Kindern oder zwischen Lehrpersonund Kind, sollten nicht im Klassengesprächgeklärt werden.
Mitschüler kriegen sehr schnell raus, wo bei denADHS-Schülern die Zündschnur hängt. Dassollte jeder Lehrer bei Konflikten stets imHinterkopf haben.
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
10 Regeln der Verhaltensmodifikation (Barkley 97 und Neuhaus 98)1. sofortige Rückmeldung / Konsequenz
2. häufige Rückmeldung / Konsequenz
3. ausreichend wirksame Rückmeldung / Konsequenz
4. HANDELN – nicht liebevolles, moralisierendes, appellierendes Zureden! („Löwenmutter“)
5. Immer erst im grundsätzlichen GesprächPositives vor Negativem benennen
6. Grundsätzlich potentielle Probleme in Betracht ziehen (es kam eine Stimme aus dem Chaos und sprach „ruhig bleiben es könnte schlimmen kommen - ich blieb ruhig und es kam schlimmer“)
7. Nicht an Kleinigkeiten „rummeckern“
8. ADHS ist eine „Schulanpassungsbehinderung“
9. Verhalten der Kinder nicht persönlich nehmen
10. In Vergebung zeigt sich der Meister!
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ADHS -Was kann schon im Kindergarten getan werden?
Ruhe, Regelmäßigkeit (feste Zeiten), Wiederholung, Rituale
Alltagshandlungen (fehlen leider oft im Alltag) :Kochen , Putzen, Abwaschen, Salat machen,Gartenarbeit
Weniger „Fertigspiele“, mehr Bewegungsspiele:„Kaiser wie viel Schritte..?“
Gedichte, Reime und Lieder gemeinsam erlernen
→ Struktur, Struktur, Struktur!
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
Aufmerksamkeit =
selektive Aufmerksamkeit undVigilanz (die allgemeine Aufmerksamkeit - Aktivierung
des Gehirnes)
Die Erhöhung der Vigilanz muss das oberstes Ziel eines jeden Lehrers bei seinen ADHS-Schülern sein.
Dranbleiben...Bei Schülern mit ADHS ist zu berücksichtigen, dass sie die 8-18fache Zeit zur Verautomatisierung einer Fertigkeit oder Regel benötigen (Neuhaus 2003)
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
Tipps für den Umgang in der Klasse
SITZPLATZ: vorne allein an einem Tisch od. neben einem ruhigen Kind, kein ständiger Sitzplatzwechsel! Das Kind kann sich durch seine hohe Ablenkbarkeit nur schwer steuern – auf einem höheren Erregungsniveau als andere Kinder / zappelt daher und stört
KONTAKT: Schulter berühren, aufs Heft zeigen, mit Namen ansprechen
BEWEGUNGSDRANG: Aufgaben geben, „erlaubte Bewegung“ z.B.: Tafel löschen
STRUKTUREN: klar, deutlich, eindeutig, genau und regelmäßige Vorgaben, kurze Zeiteinheiten (wenig Freiarbeit über längere Zeit)
FEEDBACK: direkt, zeitnahe, deutlich bei erwünschtem wie unerwünschtem Verhalten (kleines Arbeitsgedächtnis)
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
KONFLIKTE:mit gutem Zureden ist das ADHS Kind nicht zu motivieren und ständiges Kritisieren provoziert das Kind – Strafandrohungen auf verbale Androhungen des Kindes bringen daher auch nur selten das gewünschte Ziel – besser ist zu ignorieren. Kommt es zum Eklat – Kind aus der Klasse schicken – hat sich das Kind beruhigt ( und das geht meist sehr schnell) normal weitermachen und nicht „nachmoralisieren“.
Trödelt und stört das Kind – Privatverträge anschließen
Ständiges Ermahnen nützt meist nichts – entweder das Kind kräftig in den Unterricht mit einbinden oder ständiges Hineinrufen ignorieren
erlaubte Bewegung einbauen
Nicht persönlich nehmen – gelassen und direktiv reagieren
Mag.Erika Barker-Benfield, Dornbirn 2010
Viel Verständnis, denn:
Kein ADHS Kind ärgert seine Lehrer absichtlich!!!