MÄRZ 2015
www.kunstinvestor.at
März-Auktionen in Österreich- die wilden und die 80er Jahre
Peter Pongratz; Eine Retrospektive- Navratils Künstler Gästebuch
JIM RAKETE- REN HANG- LOVE & LOSS- Die Kammermaler Erzherzog
Johanns- Vienna for Art’s Sake! - "be INVESTOR“; 'Die Übernahmewelle'
06 | KUNST.INVESTOR Editorial
Liebe Leserinnen
und Leser!
So spannend war der Kunstmarkt noch nie: Die Kalender der Sammler und Kunstinvestoren sind voll. Auktionen, Ausstellungen und Previews, ein Termin jagt den nächsten. Und dem Geschäft mit den schönen Dingen mangelt es keineswegs an Härte, ganz im Gegenteil, auf der Suche nach neuen Kunden und Märkten bedarf es Flexibilität und Wandlungsfähigkeit. Der österreichische Kunstmarkt mit seiner prosperierenden Galerieszene boomt und Österreichs Auktionshäuser legen an Internationalität kräftig zu. Die allgemeine Wirtschaftssituation verunsichert den Geldmarkt, doch die Kunst behält ihren Wert, ist nicht vom Ölpreis und taumelnden Finanzmärkten abhängig. Ist nachhaltiges Kunstsammeln Luxus? Etwas Kostspieliges, Verschwenderisches, das man sich, wenn überhaupt, nur zum Vergnügen leisten kann? In der Kunstbranche sind die Fachleute der Überzeugung, dass dem nicht so ist. Vielleicht gerade in der Luxusbranche, die vom Image lebt, ist das Einhalten von diesen Kriterien kein Luxus, sondern beinharte Notwendigkeit. Der Inbegriff des Luxus ist offensichtlich nicht mehr das, was er einmal war. Das sind meine Gedanken, als ich mich mit dem Thema auseinander setzte. Was aber ist dann Luxus? Luxus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „verrenkt“ bzw. im
übertragenen Sinn, abweichend vom Normalen. Heute steht es laut Duden für einen kostspieligen, verschwenderischen, den normalen Rahmen der Lebenshaltung übersteigenden, nicht notwendigen und nur zum Vergnügen betriebenen Aufwand. Wer heute Kunst sammelt, wird nicht mehr wie Orchideenzüchter belächelt. Kunstsammler sind kluge Menschen- halt „Verrenkte“ Weltbürger. Weil es bei allen Dingen des Lebens immer auf den richtigen Mix ankommt, wollen wir Sie nicht nur mit fundierten Hintergrundberichten, präzise recherchierten Topstorys, wichtigen Nachrichten und aktuellen Interviews begeistern. Zusätzlich wollen wir dieses Magazin auch mit dem Sonderteil Geld & Anlage; „be INVESTOR“- ein Styria BörseExpress-Medienprodukt- als moderne Plattform zum Austausch wichtiger Investitionsinformationen anbieten. Die aktuelle Ausgabe des be INVESTOR widmet sich dem Thema; „Die Übernahmewelle“.
Viel Spaß Wünscht Ihnen
Michael Ruben Minassian
Chefredakteur & Herausgeber
IMPRESSUM: Medieneigentümer, Chefredakteur & Herausgeber: Michael Ruben Minassian. Mail: [email protected] , Telefon: +43 1/ 236531318 Verlagsadresse: MN Online & Content GmbH,
1110 Wien, Brehmstrasse 10/4.OG, Geschäftsführung: Markus Bauer, ATU 65091955, FN 330453k, Tel: +43 1/ 91920- 9045, Fax: + 43 1/29 81 298, Website:www.kunstinvestor.at, Cover-Foto : © Martha Jungwirth, Hekate, 1989 Öl auf Karton | MUSA
08 | KUNST.INVESTOR Galerie Steinek
© Matthias Herrmann, Conversation Piece. Old Woman Springs Road. Mojave Desert. 2014
On Photography
'On Photography' zeigt ab 11. März bis 18. April 2015 einen neuen Werkkomplex von Herrmann, der in seiner Privatheit bisheriges übertrifft. Ausschnitthaft kehren Selbstbildnisse vergangener Tage zurück, Motive aus über 20 Jahren werden wieder aufgegriffen und generieren stilllebenartige Arrangements. Die Ambivalenz des Feuers – als Sinnbild des Lebens oder als zerstörendes Element - verortet die Arbeiten irgendwo zwischen Leben und Kampf, Schönheit und Zerfall, Stillleben und Vanitas. Dass es nur eines
einzigen Bildes bedarf, um eine ganze Geschichte zu erzählen, beweist eine zentrale Arbeit in seiner Ausstellung: Ein einsames Haus, mitten in der Einöde der Mojave-Wüste in Nordamerika, dessen Fenster und Türen mit größter Sorgfalt verbarrikadiert wurden. Das Haus tritt in eine scheinbar stille Konversation mit dem Betrachter. Es beflügelt die Phantasie, lässt Fragen nach dem Inhalt zu und ermöglicht dem betrachtenden Subjekt eine ganze eigene (Vor-) Geschichte zu konstruieren. (Foto: Galerie Steinek)
L.U.C Tourbillon QF Fairmined
Die weltweit erste Uhr aus Fairmined-Gold
Anlässlich der Baselworld 2014 stellte Chopard die weltweit erste Uhr vor, die mit Gold aus
südamerikanischen Fairmined-Minen produziert wurde. Mit diesem neuen Modell bekräftigt
Chopard sein Engagement für nachhaltigen Luxus und das 2013 lancierte Projekt The Journey.
Für die L.U.C Tourbillon QF Fairmined, eine elegante Tourbillon-Uhr mit neun Tagen
Gangreserve, haben die Werkstätten von Chopard erstmals Fairmined-Gold eingesetzt. Damit
weitet die Genfer Manufaktur ihr Engagement für faire Beschaffungsprozesse von der Haute
Joaillerie auf die Haute Horlogerie aus. Für den Korpus der Uhr (Gehäuseboden, Gehäuse und
Lünette) wurde ausschließlich Fairmined-Gold verwendet. Das Fairmined-Zertifikat garantiert,
dass das Gold nachhaltig gewonnen wurde und von verantwortungsbewussten Herstellern
stammt, die den Kleinbergbauern einen gerechten Lohn und eine Prämie zahlen. Mit dieser neuen
Uhr zeigt Chopard, dass sich das Genfer Haus langfristig für seine Partnerschaft mit der
südamerikanischen Alliance for Responsible Mining (ARM) engagiert. Die ARM ist eine Bergbau-
NGO, die sich in enger Zusammenarbeit mit Kleinbergbauorganisationen und Experten der
Goldindustrie für die nachhaltige, handwerkliche Gewinnung des Edelmetalls einsetzt.
Chopard und Fairmined-Gold
Seit 2013 unterstützt Chopard die Minengenossenschaft Coodmilla in der kolumbianischen Region
Narino bei ihren Bemühungen, das Fairmined-Zertifikat zu erhalten. Dank der Partnerschaft mit
Chopard kann die Kooperative Aus- und Weiterbildungen finanzieren, in Material investieren und
nach modernen Verfahren arbeiten. Darüber hinaus hat sich Chopard verpflichtet, der
Genossenschaft auch nach Abschluss der Zertifizierung einen Großteil ihrer Produktion
abzukaufen.Der Genfer Juwelier und Uhrenhersteller beabsichtigt zudem, mittelfristig einen
bedeutenden Teil des von ihm verarbeiteten Goldes aus weiteren Fairmined-Quellen zu beziehen.
Daher interessiert sich die Manufaktur auch für andere Kooperativen in Südamerika, die eine
entsprechende Zertifizierung anstreben. Lina Villa, Geschäftsführerin von ARM, sagt: „Die L.U.C
Tourbillon Qualité Fleurier Fairmined ist ein gutes Beispiel für die Entschiedenheit, mit der sich die
Uhren- und Schmuckbranche für eine ethische, nachhaltige und verantwortungsvolle Beschaffung
ihrer Rohmaterialien einsetzt. Mit dem Entschluss, Fairmined-Gold zu verwenden, ist Chopard
richtungsweisend für die gesamte Branche. Wir sind sehr stolz, mit solch hochkarätigen Projekten
den Lebensstandard der Kleinbergbauern nachhaltig verbessern zu können.“
Eine elegante Tourbillon-Uhr
Das Fairmined-Roségold des 43 mm großen Gehäuses der neuen L.U.C Tourbillon Qualité
Fleurier Fairmined wurde sowohl satiniert als auch poliert verarbeitet. Raffinierte Details zeigt auch
das graue, gut ablesbare Zifferblatt der Uhr: Von der Gangreserveanzeige ausgehend ziehen sich
feine, das Licht reflektierende Gravuren wie Sonnenstrahlen über das Zifferblatt, vor dem sich die
im Stil des Art Deco gestalteten Dauphine-Zeiger gut abheben. Die vergoldeten römischen Ziffern
sind von einem konzentrischen Band aus feinen, aufgesetzten Indizes umgeben. Der Sichtboden
aus Saphirglas gibt den Blick frei auf das einzigartige Tourbillon-Uhrwerk L.U.C 02.01-L. An der
bei 12 Uhr angeordneten Gangreserveanzeige ist abzulesen, wie viele der 216 Stunden Reserve
(9 Tage) noch verleiben. Das Gehäuse der Uhr, die in einer limitierten Edition von 25 Stück
produziert wird, ist bis 50 Meter wasserdicht. Gehalten wird es von einem handgenähten
Lederarmband aus CITES-zertifiziertem Alligator, das außen matt-schwarz und auf der fein
geschuppten Innenseite braun ist. Geschlossen wird es mit einer Dornschließe, die wie das
Gehäuse aus 18 Karat Fairmined-Roségold besteht. Darüber hinaus hat sich Chopard verpflichtet,
der Genossenschaft auch nach Abschluss der Zertifizierung einen Großteil ihrer Produktion
abzukaufen. Der Genfer Juwelier und Uhrenhersteller beabsichtigt zudem, mittelfristig einen
bedeutenden Teil des von ihm verarbeiteten Goldes aus weiteren Fairmined-Quellen zu beziehen.
Daher interessiert sich die Manufaktur auch für andere Kooperativen in Südamerika, die eine
entsprechende Zertifizierung anstreben. Lina Villa, Geschäftsführerin von ARM, sagt: „Die L.U.C
Tourbillon Qualité Fleurier Fairmined ist ein gutes Beispiel für die Entschiedenheit, mit der sich die
Uhren- und Schmuckbranche für eine ethische, nachhaltige und verantwortungsvolle Beschaffung
ihrer Rohmaterialien einsetzt. Mit dem Entschluss, Fairmined-Gold zu verwenden, ist Chopard
richtungsweisend für die gesamte Branche. Wir sind sehr stolz, mit solch hochkarätigen Projekten
den Lebensstandard der Kleinbergbauern nachhaltig verbessern zu können.“ Das Fairmined-
Roségold des 43 mm großen Gehäuses der neuen L.U.C Tourbillon Qualité Fleurier Fairmined
wurde sowohl satiniert als auch poliert verarbeitet. Raffinierte Details zeigt auch das graue, gut
ablesbare Zifferblatt der Uhr: Von der Gangreserveanzeige ausgehend ziehen sich feine, das Licht
reflektierende Gravuren wie Sonnenstrahlen über das Zifferblatt, vor dem sich die im Stil des Art
Deco gestalteten Dauphine-Zeiger gut abheben. Die vergoldeten römischen Ziffern sind von
einem konzentrischen Band aus feinen, aufgesetzten Indizes umgeben. Der Sichtboden aus
Saphirglas gibt den Blick frei auf das einzigartige Tourbillon-Uhrwerk L.U.C 02.01-L. An der bei 12
Uhr angeordneten Gangreserveanzeige ist abzulesen, wie viele der 216 Stunden Reserve (9
Tage) noch verleiben. Das Gehäuse der Uhr, die in einer limitierten Edition von 25 Stück
produziert wird, ist bis 50 Meter wasserdicht. Gehalten wird es von einem handgenähten
Lederarmband aus CITES-zertifiziertem Alligator, das außen matt-schwarz und auf der fein
geschuppten Innenseite braun ist. Geschlossen wird es mit einer Dornschließe, die wie das
Gehäuse aus 18 Karat Fairmined-Roségold besteht.
14 | KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘
105. KUNSTAUKTION im Kinsky - 24. März 2015
Kunst der Gegenwart zwischen surrealen Welten und politischer Karikatur
In der ersten großen Jahresauktion für Zeitgenössische
Kunst trumpft das Kinsky einmal mehr mit einem
reichhaltigen Angebot aus dem Fundus Kunst seit
1945! Dabei besticht vor allem das Konvolut an sieben
Arbeiten aus unterschied-lichen Werkphasen von Franz
West! Ungewöhnliche Arbeiten wie das Unikat eines
Lampenschirmes auf Bambus-ständer (€ 10.000 –
20.000), eine Drahtskulptur (€ 25.000 – 50.000) und
weitere große Stand- bzw. Wandobjekte (€35.000 –
70.000; € 15.000 – 30.000) präsentieren die
künstlerische Welt dieses Ausnahmekünstlers in
hervor-ragender Weise! Große Aufmerksamkeit
erhalten werden sicher die Arbeiten von Rudolf Stingel
(€ 25.000 – 50.000), ein in leuchtendes Blau getränkte
Bildskulptur auf Gummibasis, sowie ein hervorragende
Arbeit von 1974 des erst 2012 verstorbenen, abstrakten
US-Expressionisten Paul Jenkins („Phenomena
Saladin’s Robe“; € 15.000 – 30.000). Vom Angebot der
nationalen „Helden“ ist insbesondere auf die
großformatige Arbeit von Hans Staudacher aus dem
Jahr 1959 hinzuweisen, bei der die faszinierend,
experimentelle Werkphase aus der Pariser Zeit
besonders zum Tragen kommt (€ 35.000 – 70.000).
Erwin Bohatsch und Hubert Schmalix haben dieses Mal
zwei hervorragende Werke aus den Jahren 2007 bzw.
2010 für die sozialen Organisationen immohumana und
Wiener Lerntafel zur Verfügung gestellt: Liebhaber der
Skulptur werden in dieser Auktion auf Ihre Kosten
kommen: von Karl Prantl stehen gleich zwei Steine zur
Medidation zur Auswahl: einer aus „Gummerner
Marmor“ (€ 50.000 – 100.000), ein anderer aus
russischem Granit (€ 40.000 – 80.000). Noch nie
konnte am Markt bisher auf eine Variante der „Figur II“
von Fritz Wotruba aus dem Jahr 1961 geboten werden,
wir präsentieren außerdem eine der nur zweimal
ausgeführten Künstlergüsse mit der Nummer EA0 (€
25.000 – 50.000). Es sind aber vor allem zwei
Highlights, die diese 105. Auktion auszeichnen:
zunächst ein Konvolut von 289 politischen Karikaturen
des österreichischen Meisterzeichners Paul Flora,
danach der Nachlass des Wiener Surrealisten und
Ausnahmekünstlers Helmut Leherb. Mit spitzem Bleistift
und noch schärferer Pointe verstand es Paul Flora
(1922 – 2009) wie kein anderer, das allzu Menschliche
und die politischen Untiefen im Besonderen zu Papier
zu bringen. Legendär sind seine Karikaturen, die er für
die Hamburger ZEIT und für die Tiroler Tageszeitung
wöchentlich veröffentlicht hatte. Die Original-
zeichnungen in Bleistift und teilweise Tusche für die
Redaktion der Tiroler Tageszeitung aus den Jahren
1957 – 1965 werden nun aus einer Sammlung
angeboten und in Positionen von je rund 13 Stück zum
Schätzpreis von € 3.500 angeboten. Die Themen rufen
die politisch spannenden Zeiten des Kalten Krieges
hervor, mit den Auseinandersetzungen vor der Teilung
Berlins, den Nahostkonflikt und als bis heute bleibende
Konstante die Querelen der rot-schwarzen Koalition.
Die originalen Zeichnungen werden erstmals am
Kunstmarkt angeboten und ergänzen mit ihren
humorvollen wie geistreichen statements das Werk
dieses bedeutenden Zeichners. Helmut Leherb (1933-
1997) war ein ungewöhnlicher und vielseitiger Künstler,
ein präziser Zeichner und Maler, aber auch einer der
ersten, surrealistischen Installationskünstler. Eine
besondere Auswahl dieser Gruppen präsentiert nach
40 Jahren erstmals der Nachlass mit Graphiken,
Ölbildern und, als kleine Sensation, mit Skulpturen,
bestehend aus mit Vögeln und Perlen bestickten
Modellpuppen, Blumentöpfen aus Keramikköpfen oder
Tische auf Händen und Füßen. Dieses umfangreiche
Konvolut wird nun erstmals zum Verkauf angeboten
und bringt das Werk dieser schillernden
Künstlerpersönlichkeit seit langem wieder auf dem
Markt. Die Preise rangieren zwischen € 3.000 und €
27.000. (Foto: © Auktionshaus im Kinsky)
Download:Online-Katalog(klicke.hier)
15 | KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘
Paul Jenkins, Phenomena Saladin’s Robe, 1974, Acryl auf Leinwand, 152 x 136 cm Schätzpreis € 15.000 -30.000
16 | KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘
Helmut Leherb, Kattowitzer Madonna, Öl auf Leinwand, 93 x 64 cm, Schätzpreis € 20.000 – 40.000
17 | KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘
Helmut Leherb (1933-1997), Le roi c’est moi, Öl auf Leinwand, 101 x 75 cm, Schätzpreis € 20.000 – 40.000
18 | KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘
Rudolf Stingel, Ohne Titel, 1994, Mischtechnik, 33,5 x 23,5 cm, Schätzpreis € 25.000 -50.000
19 | KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘
Paul Flora (1922-2009), Chruschtschows Traum, Tiroler Tageszeitung, 1959 Paul Flora (1922-2009), Koalitionstheater, Tiroler Tageszeitung, 1959
20 | KUNST.INVESTOR Dorotheum
Bruno Zach(Schitomir 1891–1945 Wien), Tischlampe "Reigen",Entwurf um 1930, Ausführung Fa. Argentor, Wien, Bronze bruniert, montiert auf
Onyxsockel, originaler Seidenschirm, in der Plinthe bez. und mit Gießerstempel, Höhe 76 cm, (Schätzwert € 3.000 – 4.000)
JUGENDSTIL & KUNSTHANDWERK DES 20. JAHRHUNDERTS
Die Dorotheum-Auktion „Jugendstil und Kunsthandwerk
des 20. Jahrhunderts“ am 23. März 2015 bietet einen
Querschnitt durch Wiener Porzellan der Zeit (u. a. auch
Goldscheider) und eine Reihe von französischen und
böhmischen Vasen (Lötz, Daum, Gallé, ...). Als
besonders selten bezeichnet Jugendstil-Expertin Julia
Blaha die Keramik-Skulptur eines Trompetenspielers
von Walter Bosse (Schätzwert € 2.000 – 2.500). Zwei
Kleinode erwecken ebenfalls ihre Aufmerksamkeit: die
von Eduard Klabena mit Pavian-Motiven bemalte
Keramik-Schale (Schätzwert € 1.200 – 1.500) und ein
von Otto Prutscher entworfenes Mokkatässchen samt
Untertasse (Schätzwert € 800 – 900). Von Michael
Powolny wird ein Keramikaufsatz mit zwei stehenden
Putten, ein Entwurf um 1907, versteigert (Schätzwert €
1.400 -1.600), für eine Tischlampe aus Bronze von
Bruno Zach mit einem „Reigen“ erwartet sich das
Dorotheum 3.000 bis 4.000 Euro. Die “Kleine
Schalenträgerin“ von Susi Singer aus Keramik, ein
Entwurf von 1922, ausgeführt von der Wiener
Werkstätte, ist mit 1.200 bis 1.400 Euro geschätzt.
(Foto: © Dorotheum)
21 | KUNST.INVESTOR Dorotheum
Eduard Klablena(1881–1933), Schale mit Pavianen,Langenzersdorf um 1918, Keramik, farbig staffiert, Unterseite mit lig. Mgr. EK, Höhe 5,5 cm, Dm. 8,3 cm (Schätzwert € 1.200 – 1.500)
Michael Powolny, Aufsatz mit 2 stehenden Putten, Entwurf um 1907, Ausführung Wiener Keramik, naturweißer Scherben, farbig staffiert, Unterseite mit eingepr. Mgr. MP, Marke WK und Modellnr. 113, Höhe 20 cm (Schätzwert € 1.400 – 1.600)
28 | KUNST.INVESTOR Art Cologne
Deutsche Telekom verleiht zur Messe für die beste Präsentation
den ART COLOGNE Award for NEW POSITIONS 21 junge Talente zeigen frische Arbeiten im Förderprogramm
NEW POSITIONS
Das Förderprogramm der ART COLOGNE (16. bis 19. April), die NEW POSITIONS, gibt jungen Künstlern bereits seit
1980 die Möglichkeit, ihre Werke auf einer 25 Quadratmeter großen Sonderfläche an den Ständen ihrer Galerien zu
präsentieren. Für die diesjährige Messe hat eine Fachjury 21 Positionen ausgewählt. Zusätzlich zur Ausstellungsfläche
wird der beste Teilnehmer während der Messe mit dem ART COLOGNE Award for NEW POSITIONS ausgezeichnet,
der durch die Deutsche Telekom ermöglicht wird. Der Preis im Gesamtwert von 10.000 Euro beinhaltet eine
Einzelausstellung mit begleitendem Katalog in der artothek, Raum für junge Kunst, Köln. Die finanziellen und
administrativen Mittel für die Durchführung des Förderprogramms stellen die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien,
das Land NRW, der Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) sowie die Koelnmesse zur
Verfügung. Die Verleihung des ART COLOGNE Award for NEW POSITIONS findet am Samstag, 18.04.2015 um 17:00
Uhr statt.
Elina Autio (Galerie Anhava, Helsinki) überführt die
Malerei in den Raum, indem sie auf den Wänden
umlaufende pastellfarbene Rohre aus Wellpappe
platziert. Dabei orientiert sie sich am üblichen Maß von
Industrierohren und deren metallenen Befestigungen.
Durch die Anordnung und die Farbigkeit erzeugt sie
einen kinetischen Effekt und lässt Betrachter trotz der
technischen Anmutung in einen sinnlichen Farbraum
eintauchen.
Die Auseinandersetzung mit Raum, Bild und Körper ist
Thema von Alexander Bornschein (Galerie Linn Lühn,
Düsseldorf). Der junge Düsseldorfer experimentiert mit
Siebdrucken, die er auf unterschiedlichste Träger –
Furnierholzblätter, Plexiglas, Fahnenstoff – aufbringt
und teils frei im Raum platziert, wenn er eine
Rückkopplung zwischen Bild und Architektur intendiert.
Carmen Brucic (Galerie Elisabeth und Klaus Thoman,
Wien/Innsbruck) lässt sich bei ihren Fotografien und
fotografischen Installationen von Träumen und
Fantasien leiten. Zeit und Vergänglichkeit spielen
ebenso eine Rolle wie der eigene biographische
Hintergrund. Dabei changieren die von ihr kreierten
Bilder zwischen Fotografie und Film und werden
gelegentlich mit Soundinstallationen gekoppelt.
Der Kubaner Yoan Capote (Ben Brown Fine Arts,
London/Hong Kong) ist Bildhauer, Maler, Zeichner und
Objektkünstler, der zum Teil Alltagsgegenstände ihrer
Funktion enthebt und sie verfremdet. Ein Gitterzaun
wird so verformt, dass menschliche Profile sichtbar
werden, Stuhlbeine werden absurd verlängert, ein
Frauenschuh und ein Männerschuh werden
miteinander verbunden. Die Strukturen des
menschlichen Gehirns bilden die Basis für ein
Labyrinth.Capote schafft humorvolle, irritierende und
paradoxe Bilder, die politisch, sozial oder psychologisch
aufgeladen sind.
Materialbezogen ist die Malerei von Jeff Depner
(Galerie Anke Schmidt, Köln). In den sorgfältig
austarierten abstrakten Kompositionen sind bewusst
die Arbeitsspuren sichtbar. Geometrische Elemente
und architektonische Formen in oft leuchtenden Farben
treten auf. Der Prozess des Konstruierens und
Dekonstruierens bleibt ablesbar.
30 | KUNST.INVESTOR Art Cologne
Die libanesische Künstlerin und Bloggerin Zena el
Khalil (Galerie Giorgio Persano, Turin) nimmt in ihren
Installationen und Videos Bezug auf die Folgen der
Belagerung und Zerstörung ihres Heimatlandes. Die
Kriegserfahrungen prägen auch ihre Bilder, in denen
sie die Schönheit von Ornamenten mit der Gewalt der
Alltagswirklichkeit kombiniert. Jedes ihrer Werke ist
eine mehrfach gebrochene Antwort auf die
Allgegenwart von Gewalt und Bedrohung, dabei spielt
oft auch die private Familiengeschichte mit hinein.
Katelyn Farstad (Galerie Luis Campaña, Berlin)
verwendet banale Alltagsmaterialien, die sie
gelegentlich sogar im Müll aufstöbert. Daraus entstehen
betörend farbenfrohe Objekte und Assemblagen von
großer erzählerischer Kraft.
Helen Feifel (Kadel Willborn, Düsseldorf) ist als Malerin
und Bildhauerin tätig. Gefäße, Masken und abstrakte
Idole baut sie aus den Scherben billiger Porzellane und
Keramiken auf. Der Konstruktion liegen malerische
Kriterien zugrunde. Mit ihren neuen Zeichnungen spielt
sie auf die Stillleben-Malerei des 16. Jahrhunderts an.
In den bemalten Fotografien gehen skulpturale und
malerische Praxis eine raffinierte Verbindung ein.
Im Spannungsfeld zwischen Form und Inhalt,
Gegenständlichkeit und Abstraktion bewegen sich die
Werke des Malers Pius Fox (Galerie Conrads,
Düsseldorf). Der Berliner nutzt die ganze Bandbreite
der Kunstgeschichte als Inspirationsquelle. Erfindung,
Abbildung und Imagination mischen sich auf höchst
subtile Weise in seinem vielseitigen Schaffen.
Komplexe Verfahren liegen den Arbeiten von Sabrina
Fritsch (Van Horn, Düsseldorf) zugrunde. Schicht um
Schicht trägt sie Farbe auf, schleift sie wieder ab und
setzt groben Rupfen vor die Leinwand, dessen
Gitterstrukturen wie Fenster erscheinen. Fritsch
erkundet in ihren Werken das Wesen von Malerei und
deren vielfältige Möglichkeiten im Hinblick auf Material,
Form und Farbe. Die Bilder erzählen vom Malprozess
an sich, Betrachter sind zur Teilhabe an malerischen
Forschungsreisen eingeladen.
Die Arbeiten von Philipp Hamann (M 29 • Richter •
Brückner, Köln) sind stark autobiographisch geprägt
und dienen als Mittel zur Selbsterfahrung. „Wer bin ich
?“ und „Wo komme ich her ?“ sind zentrale Fragen, die
der Medienkünstler in Performances, Video-, Dia- und
Fotoinstallationen umkreist. Auf teils ganz schlichte
Weise entfaltet er komplexe Geschichten, in denen es
um Kindheit und Erwachsenwerden, um Zerbrechen
und Scheitern geht.
Die Suche nach Identität ist das Thema von Alex Lebus
(Galerie Eigen + Art, Berlin/Leipzig). Er bringt Worte
und Zeichen auf Spiegel, Fenster oder Flächen auf,
sodass sich das Abbild des Betrachters mit den
Arbeiten verbindet. Es ergibt sich ein raffiniertes
Wechselspiel aus verschiedenen Ebenen: Wahrheit
und Lüge, Schein und Sein, vorne und hinten, richtig
und falsch herum.
Der Mensch in seiner Verletzlichkeit bewegt den Maler
Reima Nevalainen (Galerie Forsblom, Helsinki).
Verzerrten, skelettartigen oder in Auflösung
befindlichen Körpern sieht man sich auf den
großformatigen Leinwänden des Finnen gegenüber.
Der Vergänglichkeit und Begrenztheit menschlichen
Lebens verleiht er in aufwendigen Mischtechniken, bei
denen gelegentlich auch Sand zum Einsatz kommt,
expressiven Ausdruck.
Vincent Olinet (Galerie Laurent Godin, Paris) probiert
sich in verschiedensten Medien aus und lässt sich
häufig von der Historie oder der Märchenwelt
inspirieren. ‚Young Ruins‘ ist der Titel einer Serie von
Bildern auf Glas, auf denen er die Strukturen von
Stuckmarmor imitiert.
32 | KUNST.INVESTOR Art Cologne
Vincent Olinet (Galerie Laurent Godin, Paris) probiert
sich in verschiedensten Medien aus und lässt sich
häufig von der Historie oder der Märchenwelt
inspirieren. ‚Young Ruins‘ ist der Titel einer Serie von
Bildern auf Glas, auf denen er die Strukturen von
Stuckmarmor imitiert.
Anton Ovidiu (Galerie Christine König, Wien) arbeitet
unter anderem mit Mikrointerventionen im Stadtraum,
die er in Videos und Fotografien festhält. Dafür
entnimmt er etwa aus einer Baustelle eine
Absperrplanke, die er im Atelier zersägt, neu verleimt
und unbrauchbar gemacht wieder an den Standort
zurückstellt, oder er bringt Wandinschriften aus
Marseille auf Häuserwände in Wien auf.
Das Künstlerduo Peles Empire (Galerie Wentrup,
Berlin), bestehend aus Katharina Stöver und Barbara
Wolff, nimmt nicht nur mit seinem Namen Bezug auf
das in den rumänischen Karpaten gelegenen Schloss
Peles. Die Ausstattung der ehemaligen
Sommerresidenz von König Carol I. bietet ihnen auch
das Ausgangsmaterial für ihre künstlerische Arbeit. In
ihren Installationen verdichten sie den schlosseigenen
Mix aus Renaissance- Gotik-, Barock- und Art Déco-
Räumen zu großformatigen Tableaus aus collagierten
Fotokopien. Bestandteile früherer Arbeiten fließen in
neue Installationen ein. Künstlerische Praxis ist das
ständige Kopieren, Collagieren und Neuverbinden, das
sich in skulpturalen Arbeiten fortsetzt.
Der Chinese Ren Ri (Galerie Pearl Lam, Shanghai)
erforscht die Beziehungen zwischen Mensch und Natur.
Für die Serie ‚Yuansu II‘ schuf er Skulpturen mit Hilfe
von Honigbienen. Dafür setzte er die Bienenkönigin in
die Mitte eines transparenten Polyeders, während die
Arbeitsbienen um sie herum bauten. Nach dem
Zufallsprinzip änderte er alle sieben Tage die
Ausrichtung des Polyeders, nicht wissend, wie die
Bienen auf die neue Situation reagieren würden.
Die Libanesin Stéphanie Saadé (Galerie Akinci,
Amsterdam) verwendet für ihre Werke vorzugsweise
vorgefundene Gegenstände, die sie dem gewohnten
Kontext entnimmt und mittels subtiler Eingriffe einem
Bedeutungswandel unterzieht. Die Objekte haben oft
einen Bezug zu ihrer eigenen Biographie.
Diana Sirianni (Philipp von Rosen Galerie, Köln) schafft
vornehmlich aus Holz und Pappe raumgreifende, fragile
Installationen, die als dreidimensionale Collagen
gelesen werden können. Für die Italienerin sind sie
Ausdruck der beständigen Reorganisation der Welt und
ihrer Elemente. Sie selbst greift bei neuen Arbeiten
immer auf Ableitungen, Variablen und Kopien
vorheriger Installationen zurück.
Molly Springfield (Galerie Thomas Zander, Köln) wurde
bekannt mit akribisch nachgezeichneten Fotokopien
literarischer, philosophischer oder fotohistorischer
Bücher. Dabei geben die feinen Graphitzeichnungen
nicht nur den Text, sondern auch Notizen, Knicke und
Unvollkommenheiten, die beim Lesen und Fotokopieren
entstanden sind, wider. Zwei Jahre hat Springfield an
einer 28-teiligen Serie über ein Kapitel aus Marcel
Prousts ‚Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‘
gearbeitet. In ihrer konzeptuellen Herangehensweise
knüpft sie an historische Diskurse über die technische
Reproduzierbarkeit an.
Daniel Turner (Galerie Johann König, Berlin) erzeugt
mit seinen Materialtransformationen unterschiedlichste
Gefühle und erzielt mit minimalen Mitteln großen
Eindruck. Mit Stahlwolle bearbeitet er großflächig
Wände, transparenten Vinyl drapiert er über
Holzrahmen. Bei den skulpturalen Arbeiten greift er auf
vorgefertigte Elemente zurück.
34 | KUNST.INVESTOR Museum Gugging
Navrartils Gästebuch, Franz Gableck, „Modedame“, 1970, Rudolf Limberger, Überzeichnung, undatiert, ©Privatstiftung Künstler aus Gugging
35 | KUNST.INVESTOR Museum Gugging
Navratils Gästebuch, 1990, ©Privatstiftung-Künstler aus Gugging
navratils KÜNSTLER-GÄSTEBUCH.!
DDr. Leo Navratil, Gründer des Gugginger Zentrums für Kunst-Psychotherapie, war ein unermüdlicher Förderer der heute als Vertreter der Art Brut weltberühmten Künstler. Mit vielen verband ihn auch eine sehr persönliche Beziehung. Davon zeugt sein „Gästebuch" aus den 60er und 70er Jahren, dessen Ursprung ein altes Kunstbuch war. In diesem einzigartigen und authentischen Dokument verewigten sich zahlreiche Gugginger Künstler wie Johann Hauser, August Walla,
Oswald Tschirtner oder Rudolf Limberger, aber auch Künstler auf Besuch, wie Alfred Hrdlicka, Franz Ringel oder Arnulf Rainer hinterließen eigene Beiträge und Zeichnungen. Die von Johann Feilacher kuratierter Ausstellung zeigt zum ersten Mal alle Seiten des Gästebuches und es erscheint ein Faksimile dieses historischen Künstlerbuches als Katalog. Eröffnung der zwei Ausstellungen: 18. März um 19.00 Uhr- Dauer der Ausstellung bis 23. August 2015.
(Foto: Museum Gugging)
36 | KUNST.INVESTOR Museum Gugging
Navrartils Gästebuch, Toni Scharf, Sehnsucht, 1971, 3 unbekannte Unterschriften, Franz Kamlander, Rote Kuh, undatiert,
©Privatstiftung Künstler aus Gugging
37 | KUNST.INVESTOR Museum Gugging
Julius Klingebiel Zellenwand rechts©Hans Starosta
julius klingebiel.zelle.!
Parallel zur Ausstellung „navratils Künstler-Gästebuch.!“ zeigt das Museum Gugging die Ausstellung „julius klingebiel.zelle.!“ . Julius Klingebiel (1904 – 1965) verbrachte viele Jahre seines Lebens als Psychiatriepatient im Landesverwahrungshaus in Göttingen. Dort bemalte er unermüdlich die Wände seiner Einzelzelle mit Landschaften, Tieren,
menschlichen Figuren, Wappen und Symbolen. Klingebiels Malerei fasziniert und bewegt bis heute und durch die begehbare Reproduktion seiner Zelle als fotografische Rauminstallation wird seine Kunst auf ganz besondere Art erlebbar gemacht. Dauer der Ausstellung bis 11. Oktober 2015
(Foto: Museum Gugging)
38 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek – „Die 80er Jahre“
Hubert Schmalix, Brunnenfigur, 1981 Öl auf Leinwand | oil on canvas, 95,5 x 80 cm, Foto © MUSA
39 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek– „Die 80er Jahre“
Linda Christanell. Karin Mack, Margot Pilz aus der Fotoinstallation „Wir über uns“, 1982 Schwarzweiß, Foto © MUSA
Die 80er Jahre - Pluralismus an der Schwelle zum Informationszeitalter
Rückblickend auf das vierte Jahrzehnt seiner
Sammlungsgeschichte untersucht das MUSA die
1980er Jahre. Diese Phase der heftig diskutierten
„Postmoderne“ ist vom Erstarken des Kunstmarkts
geprägt, der anfänglich vor allem auf die männlich
dominierte Malerei der „Neuen Wilden“ setzte. Die
große Aufmerksamkeit, die dieser internationalen
Strömung zuteil wurde, lässt leicht übersehen, dass
sich daneben zahlreiche andere Richtungen etablierten.
Die geometrische Abstraktion als „Neue Geometrie“
oder „Neo Geo“ wurde als Gegenentwurf zur
expressiven Grundhaltung der figurativen Malerei
gesehen. Auch Kitsch und Ironie werden als
Antistilmittel häufig eingesetzt. Besonders wichtig
erscheint die Tendenz zur Entmaterialisierung der
Kunst, die unter verschiedenen Zielsetzungen
vorangetrieben wurde. Die Fotografie hat sich erstmals
nach 1945 einen prominenten Platz in der Wiener
Kunst erkämpft, Konzept und neue Medien spielen
ebenso eine wichtige Rolle wie der Computer, der auch
als bildnerisches Mittel seinen Siegeszug beginnt. So
wie in diesen Bereichen waren auch in der Erweiterung
des Wiener Aktionismus viele Künstlerinnen führend
beteiligt. Dieser künstlerische Pluralismus bildet sich
auch in der Sammlung des MUSA ab. Unser Fokus
richtet sich einerseits auf das allgemeine Spektrum der
Kunst dieser Zeit, andererseits aber auch darauf,
wieweit die genannten künstlerischen Phänomene
Eingang in die Sammlung fanden. In den 1980er
Jahren gelang es der Kulturabteilung, eine allmähliche
Professionalisierung im Sammlungsmanagement herbei
zu führen. Die Berufung einer Ankaufsjury, die ab 1986
mehrmals jährlich Empfehlungen für die Ankäufe
abgab, ist ein Meilenstein in der Sammlungsgeschichte
des MUSA. Ausstellungsdauer: 28.4.2015 – 24.10.2015
(Foto: © Museum Startgalerie Artothek)
40 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek– „Die 80er Jahre“
Siegfried Anzinger, Ochs und Vogelspinne, 1986 Eitempera auf Leinwand | egg tempera on canvas, 140 x 100 cm, Foto © MUSA
41 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek– „Die 80er Jahre“
Erwin Wurm, Tänzerin, 1985 Papiermaché, Acryl, Holzsockel | paper-mâché, acrylic, wooden pedestal, 100 x 45 x 45 cm, Foto © MUSA
42 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek– „Die 80er Jahre“
Robert Zahornicky aus der Serie „Puzzle“: Anka H, 1986, Fotocollage (Polaroid SX-70) auf Karton, 65 x 48 cm, Foto © MUSA
43 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek– „Die 80er Jahre“
Dora Maurer, Relatives Quasibild Nr. 4, 1989 Acryl auf Holz | acrylic on wood, 100 x 70 cm, Foto © MUSA
44 | KUNST.INVESTOR Essl Museum – „Die wilden Jahre“
Alois Mosbacher, Kummerkopf, 1983, © Alois Mosbacher, Foto: Im Kinsky
„Die wilden Jahre“
Mit der Ausstellung „Die wilden Jahre“ greift das Essl
Museum einige der zeitgeistigen österreichischen
Malereipositionen der 1980er-Jahre auf, die damals
einen Hype erzeugten und international hoch im Kurs
waren. Gezeigt werden Werke zwischen 1980 und
1985 von Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Herbert
Brandl, Gunter Damisch, Alois Mosbacher, Hubert
Scheibl, Hubert Schmalix und Otto Zitko. Diese
Künstler machten ab Ende der 1970er-Jahre
international auf sich aufmerksam, indem sie auf die
theorielastigen Positionen und Diskurse der 1960er-
und 1970er-Jahre mit einer heftigen, unbekümmerten
zeitgeistigen Malerei geantwortet haben. Sie firmierten
unter dem Namen „Neue Wilde“. Oft noch Studenten,
malten sie ganz frech expressiv und gestisch aus dem
Bauch heraus. Sie „produzierten“ regelrecht ein Bild
nach dem anderen und hatten damit innerhalb
kürzester Zeit den Kunstmarkt erobert. Mit Arbeiten der
Maler Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Herbert
Brandl, Gunter Damisch, Alois Mosbacher, Hubert
Scheibl, Hubert Schmalix und Otto Zitko wird ein
Einblick in einen Teil des österreichischen
Kunstschaffens gegeben, in dem ein Hype um die
Malereien dieser jungen Künstler entstand. Essentielles
Fundament im Werk von Anzinger, Bohatsch,
Mosbacher und Schmalix waren figurative Bildthemen,
die mit expressivem, oft sogar gestischem Pinselstrich
vorgetragen waren. Von arkadischen Szenen über
Mensch- und Naturdarstellungen bis hin zu ich-
bezogenem Leid und Sehnsucht sind Themen dieser
Malerei. Herbert Brandl, Gunter Damisch, Hubert
Scheibl und Otto Zitko entdecken eine abstrakte
Bildsprache für sich, die von den österreichischen
Vertretern der „Wilden“ ebenfalls als Option für das
Wiederaufkommen der Malerei gesehen wurde. Initiiert
durch Star-Kuratoren der 1980er-Jahre wie Harry
Szeemann, Achille Bonito Oliva oder hierzulande
Wilfried Skreiner wurde der Boom um die Werke dieser
jungen Maler von einigen Galerien in Österreich noch
weiter vorangetrieben.
45 | KUNST.INVESTOR Essl Museum – „Die wilden Jahre“
Hubert Schmalix, Nackter Mann, 1982, © Sammlung Essl Privatstiftung, Foto: Franz Schachinger, Wien
Erwin Bohatsch, Das gefundene Herz, 1983, © Sammlung Essl Privatstiftung. Foto Graphisches Atelier Neumann, Wien
46 | KUNST.INVESTOR Essl Museum – „Die wilden Jahre“
Hubert Schmalix, Ohne Titel, 1982, © Sammlung Essl Privatstiftung, Foto: Photoatelier Laut, Wien
47 | KUNST.INVESTOR Essl Museum – „Die wilden Jahre“
Hubert Scheibl, Ohne Titel, 1985, © Sammlung Essl Privatstiftung Foto: Franz Schachinger, Wien
Bald stürzten sich internationale Sammler geradezu auf
die heftig gemalten Bilder und trieben den Hype um sie
dadurch an die Spitze. Die „wilde“ Malerei der frühen
1980er-Jahre war kein rein österreichisches
Phänomen, sondern insbesondere auch in Deutschland
und Italien, der Schweiz, Ungarn, Frankreich oder den
USA gab es zur selben Zeit dieselben Tendenzen einer
Rückkehr zum Tafelbild und ein Abfallen von
theorielastiger Avantgardekunst der 1960er- und
1970er-Jahre. Blieb der Austausch der Künstler
international zwar oftmals eher gering und konzentrierte
sich auf Gruppenausstellungen, verband die
Bewegungen in den Ländern alle die Rückbesinnung
auf Malerei als sinnliches Medium und ein Interesse an
expressiver Malerei. Die Arbeiten der „Neuen Wilden“
versuchen keine Geschichten zu erzählen, doch sind
Figuren und Objekte im Bild oft so zusammengestellt,
dass sie die Vorstellung einer möglichen Handlung
zulassen. Die Maler verstehen es, starke optische
Reize zu erzeugen, mit denen sie die Betrachter in
Bildwelten mit chiffrenartig angelegten Inhalten führen.
Die Kunst der „Neuen Wilden“ ist ein Zeitphänomen,
das etwa 1985 wieder im Abklingen war. Der Hype war
vorbei, die Kunstmarktblase geplatzt und viele Künstler
schlugen dadurch hart auf dem Boden der Tatsachen
auf. Da blieb für viele nur die Flucht nach vorne, um
sich künstlerisch „neu“ zu erfinden. Anders als die
Ausstellung „Neue Wilde – Eine Entwicklung“ im Essl
Museum 2004, die den Schwerpunkt auf die
künstlerische Weiterentwicklung der damaligen
Proponenten legte, widmet sich diese Ausstellung ganz
den heftigen, vom schnellen Malduktus getriebenen
Werken der in der Sammlung vertretenen Künstler
dieser Zeit. Heute werden deren frühe Malereien nur
noch selten gezeigt, sind aber gerade wegen ihrer
kompositorischen und formalen Unmittelbarkeit wieder
spannend zu sehen. . Ausstellung 18.03. – 31.05.2015
(Foto: Essl Museum)
48 | KUNST.INVESTOR Essl Museum
Peter Pongratz, Blumen, 2010, © BILDRECHT, Wien, 2015, Foto: Archiv des Künstlers
Peter Pongratz - Eine Retrospektive
Der österreichische Künstler Peter Pongratz feiert
heuer seinen 75. Geburtstag. Deshalb widmet ihm das
Essl Museum eine große Retrospektive mit allen
Werken der bisherigen Schaffensphasen und auch
neuen, bisher noch nicht gezeigten Arbeiten. Die
Ausstellung zeigt Werkserien des Künstlers von frühen,
phantastisch anmutenden Landschaften über die
Auseinandersetzung mit ozeanischer Kunst bis zu
neuen, figurativ-abstrakten Arbeiten direkt aus dem
Atelier des Künstlers. „Mein Leben ist auf Bildern
aufgebaut – das ist meine Form zu kommunizieren“, so
Peter Pongratz. Akademismen und künstlerischen
Moden misstrauend, hat sich der Künstler einen
kindlichen Blick auf die Welt bewahrt und sucht in
seiner Malerei und Grafik nach einem individuellen und
stark gefühlsbetonten Ausdruck. Pongratz mischt seit
seinen künstlerischen Anfängen in den 1960er Jahren
das Figurale immer wieder mit dem Abstrakten und
wendet sich dabei bewusst gegen die damals
richtungsgebenden Fronten des Informellen oder des
Phantastischen Realismus. Zeit seines Lebens ist er
begeistert von der unverstellten und authentischen
Kunst von Kindern, er beschäftigte sich mit Art brut, ist
fasziniert von den Kulturen Ozeaniens und jener von
Urvölkern. Dabei bezeichnet sich der Künstler selbst als
Vorreiter der „wilden“ Malerei, die dann in den 1980er
Jahren in Österreich, aber etwa auch in Deutschland für
großes Aufsehen sorgt.
49 | KUNST.INVESTOR Essl Museum
Peter Pongratz, Heldenplatz, 1988/89, © BILDRECHT Wien, 2014, Foto: Photoatelier Laut, Wien
Peter Pongratz, Selbstporträt Badend, 2013, © BILDRECHT, Wien, 2015, Foto: Archiv des Künstlers
50 | KUNST.INVESTOR Essl Museum
Peter Pongratz, Arkadien, 2007, © BILDRECHT, Wien, 2015, Foto: Archiv des Künstlers
Peter Pongratz, One Morning in May, 2014, © BILDRECHT, Wien, 2015, Foto: Archiv des Künstlers
51 | KUNST.INVESTOR Essl Museum
Peter Pongratz, Hellhound On My Trail, 2004, © BILDRECHT, Wien, 2015, Foto: Archiv des Künstlers
1966 ging Pongratz von Graz nach Wien und lernte
eine Gruppe von gleichgesinnten, wenn auch sehr
unterschied-lichen MalerInnen kennen: Martha
Jungwirth, Wolfgang Herzig, Kurt Kocherscheidt, Franz
Ringel und Robert Zeppel-Sperl. „Deren
Gemeinsamkeit bestand immerhin darin“, so Pongratz,
„dass sie mit den bis dahin existierenden strengen
Formen des bildnerischen Ausdrucks für ihre viel
reicheren, üppigeren Vorstellungen von Kunst kein
Auslangen mehr finden konnten, die aber aufgrund
ihrer verschiedenen Ansätze in der Lage waren, die
gesamte Bandbreite der notwen-digen Veränderungen
und Erweiterungen für eine offenere Malerei zu zeigen,
die sich ab Mitte der 1960er Jahre abzu-zeichnen
begann“. Otto Breicha ermunterte die Gruppe zu einer
gemeinsamen Präsentation, die als große Ausstellung
der „Wirklichkeiten“ im Mai 1968 in der Wiener
Secession eröffnet wurde und als solche in die
Kunstgeschichte eing-egangen ist. Die Ausstellung im
Essl Museum umfasst rund fünfzig Jahre im Schaffen
dieses außergewöhnlichen Malers und Grafikers und
zeigt – bei gleichbleibendem Grundthema – die große
Bandbreite und Vielfältigkeit seines Schaffens. In nicht
chronologisch angeordneten Themenräumen werden
verschiedene Werkserien vorgestellt. Ausstellung
18.03. – 07.06.2015 (Foto: Essl Museum)
52 | KUNST.INVESTOR Leica Galerie Wien
© Jim Rakete, Klaus Maria Brandauer, 2014
JIM RAKETE
DIE BURG - INNENLEBEN
Jim Rakete ist einer der renommiertesten
Porträtfotografen der Gegenwart. Seit über 40 Jahren
treffen wir in seinen Bildern die Größen der
deutschsprachigen und internationalen Musik- und
Filmszene, die er oft schon zu Beginn ihrer Karriere,
noch vor dem großen Durchbruch, vor seine Kamera
holte. Im Sommer letzten Jahres fotografierte Rakete
das komplette Ensemble des Burgtheaters in
siebenundsiebzig aufeinanderfolgenden
Porträtbegegnungen. Als Ort diente dazu wochenlang
eine abseits gelegene, mit wenigen Requisiten
ausgestattete Probebühne im dritten Rang des
Theaters, nur ein paar Schritte von der Gemäldegalerie
der Burg entfernt. Die dabei entstandenen
siebenundsiebzig Arbeiten sind jetzt erstmals in der
Ausstellung JIM RAKETE. DIE BURG. INNENLEBEN in
der Leica Galerie Wien zu sehen. Die Porträts,
fotografiert mit der Leica M Monochrom, sind ein Blick
in das Innenleben des größten deutschsprachigen
Theaters in Schwarzweiß. Wie bei den Proben zu
einem Kammerspiel begegnet man den
SchauspielerInnen und Schauspielern der Burg auf
Augenhöhe und wie in den besten
Bühneninszenierungen vermischen sich Persönlichkeit
und Rolle der Darstellenden zu einer wahrhaftigen
Performance. „Jim Rakete hat innerhalb von ein paar
Tagen das gesamte Ensemble des Burgtheaters
fotografiert. Einen nach dem anderen.
Rekordverdächtige Akkordkunst... Diese Fotografien
zeigen oft mehr, als derjenige, der sich hat ablichten
lassen, preisgeben wollte. Ein Blick hinter die
Selbstdarstellung.“ Joachim Meyerhoff. Leica Galerie
Wien, Dauer der Ausstellung bis 16.05.2015 (Foto:
Leica Galerie Wien)
53 | KUNST.INVESTOR Leica Galerie Wien
© Jim Rakete, Birgit Minichmayr, 2014
© Jim Rakete, Martin Wuttke, 2014
54 | KUNST.INVESTOR Leica Galerie Wien
© Jim Rakete, Mavie Hörbiger, 2014
55 | KUNST.INVESTOR Leica Galerie Wien
© Jim Rakete, Aenne Schwarz, 2014
56 | KUNST.INVESTOR OstLicht, Galerie für Fotografie
© Ren Hang – OstLicht Galerie für Fotografie
57 | KUNST.INVESTOR OstLicht, Galerie für Fotografie
© Ren Hang – OstLicht Galerie für Fotografie
REN HANG - 任航
Provokant und direkt. Gleichzeitig ästhetisch, humorvoll
und poetisch. Die Fotografien des chinesischen
Künstlers Ren Hang (*1986) faszinieren durch ihre
radikale Bildsprache. OstLicht. Galerie für Fotografie
präsentiert die europaweit bisher umfangreichste
Ausstellung des jungen Shootingstars. Ren Hangs
analoge Fotografien erzählen von mensch-lichen
Emotionen, von Beziehungen und Freundschaften,
genauso wie von Angst und Einsamkeit. Junge Frauen
und Männer – meist Freunde des Künstlers – posieren
nackt in mal verletzlichen, mal expliziten Posen. Ihre
Blicke oft direkt in die Kamera gerichtet, sind die
Modelle immer in einer aktiven Rolle. In den Porträts
vor monochromen Hintergrund, am Dach eines
Hochhauses oder in der Natur, tauchen Tiere wie
Schlangen, Vögel oder Katzen und Blumen als
Requisiten auf. In verrenkten Posen und
ungewöhnlichen Arrangements sind Körper bei Ren
Hang etwas Abstraktes. Der menschliche, nackte
Körper wird zur formbaren Skulptur und somit
entsexualisiert. Dabei schwingt immer ein subtiler
Humor in den Fotografien des Künstlers mit. In Peking
lebend und arbeitend, ist Ren Hang beeinflusst von der
chinesischen Kultur und seinem direkten Umfeld. Seine
Bilder sind auchPorträt seiner eigenen Generation und
von Chinas urbaner Jugendkultur, die sich nach
individueller Ungebundenheit und spiritueller Freiheit
sehnt. Sie reflektieren eine spontane und
freiheitssuchende Lebensweise. Hangs intime
Fotografien fordern moralische und soziale Tabus
Chinas direkt heraus, indem sie den menschlichen
Körper und Sexualität, vor allem auch Homosexualität
erkunden, die in China bis 2001 als Geisteskrankheit
galt. Die regelmäßige Zensur seiner Bilder beeinflusst
seine künstlerische Praxis und die Ästhetik seiner
Fotografien. Sie sind einerseits sorgfältig inszeniert,
andererseits ist ihnen das Momenthafte inhärent, das
seiner – teils unfreiwillig – schnellen Arbeitsweise
entspringt. (OstLicht, Galerie für Fotografie)
58 | KUNST.INVESTOR OstLicht, Galerie für Fotografie
© Ren Hang – OstLicht Galerie für Fotografie
© Ren Hang – OstLicht Galerie für Fotografie
59 | KUNST.INVESTOR OstLicht, Galerie für Fotografie
© Ren Hang – OstLicht Galerie für Fotografie
© Ren Hang – OstLicht Galerie für Fotografie
60 | KUNST.INVESTOR LENTOS Kunstmuseum Linz
Corinne Day, Kate 1990, 2006, © Foto LENTOS
61 | KUNST.INVESTOR LENTOS Kunstmuseum Linz
Mariana Fantich and Dominic Young, Apex Predator male shoes, 2010, © Foto LENTOS
LOVE & LOSS - Mode und Vergänglichkeit In den 1980er Jahren ziehen neue Inhalte und eine revolutionäre Ästhetik in die Welt der westlichen Mode ein. Die Suche nach Authentizität, Melancholie als Haltung sowie kühne Formexperimente waren bis dahin der bildenden Kunst vorbehalten. Nun werden sie in der Mode aufgegriffen. Radikal erfinden Galionsfiguren wie Martin Margiela und Rei Kawakubo den Schönheitsbegriff in der Mode neu. Deformation und Verschleiß werden unter ihren Händen zu aufregenden Stilmitteln. Die heute im Mainstream etablierten zerschlissenen Jeans haben in Entwürfen von Maison Martin Margiela und Comme des Garçons ihre Geburtsstunde erlebt. Mode wird zum Spiegel, in dem der Mensch die eigene Sterblichkeit erblickt. Sie betont
die Spuren der Zeit, preist die Vergänglichkeit und flirtet mit dem Tod. Mit zahlreichen Leihgaben aus internationalen Museen sowie direkt aus Ateliers werden Momente wechselseitiger Inspiration von Mode und Kunst von den 1980er Jahren bis heute gezeigt. Die Ausstellung feiert Schönheit und Abgründiges, poetische Momente und schwarzen Humor. Sie präsentiert ModedesignerInnen gemeinsam mit bildenden KünstlerInnen, High und Street Fashion, Fotografien, Videos, Skulpturen und Installationen. Ein Großteil der Exponate ist zum ersten Mal in Österreich zu sehen. Ausstellungsdauer: 13.3-7.6.2015 (Foto: LENTOS Kunstmuseum Linz)
62 | KUNST.INVESTOR LENTOS Kunstmuseum Linz
Birgit Jürgenssen, Ohne Titel, 1978/79, © Foto LENTOS
63 | KUNST.INVESTOR LENTOS Kunstmuseum Linz
Bernhard Willhelm Collection Women. 2013, © Foto LENTOS
Daniele Tamagni, Vive la sape #2, 2008, © Foto LENTOS
Bösendorfer´s Limitierte Edition "Schönbrunn" aus der Intarsien-Serie erfolgreich ausverkauft
Bösendorfer´s Start in das Jahr 2015, mit dem neuen Modell der limitierten Edition Schönbrunn" wurde bei der Erstpräsentation zur NAMM Show USA ausverkauft. Die Bestellungen erfolgten aus den USA, Kanada, Hong Kong, Japan und China für beide Ausführungen in Schwarz und Weiss. Auf Nachfrage beim Bösendorfer Geschäftsführer Brian Kemble zu diesem Erfolg, äußerte er sich folgend: "Das ist wirklich fantastisch. "Schönbrunn" ist die zweite limitierte Auflage unserer Intarsien-Serie, als Nachfolge für das Modell "Hummingbird" (dt. Kolibri). Unsere Partner sahen den erfolgreichen Verkauf des Modells "Hummingbird" und wünschten eine Fortsetzung dieser Serie. Unser Modell "Schönbrunn" zeigt, dass wir wohl genau den Geschmack unserer Kunden getroffen haben, die schönen Intarsien in Verbindung mit der 186jährigen Tradition unserer handgefertigten Instrumente mit dem berührenden Klang. Die einmaligen Intarsienarbeiten, die aufgrund der Sand-Schattierungs-technik fast dreidimensional wirken, in Kombination mit außergewöhnlicher handwerklicher Exklusivität unterstreichen diesen Erfolg, da nur 9 Besitzer weltweit in diesen Genuss kommen. Wir bemühen uns ständig neue Ideen und Lösungen zu finden, welche Kunden weltweit begeistern für diese einmaligen Instrumente. Ich glaube, das ist uns hier wieder gelungen. Es zeigt uns deutlich, es gibt eine wachsende Nachfrage nach unseren außergewöhnlichen und handgefertigten Instrumenten." der Bösendorfer Geschäftsführer Brian Kemble zu diesem Erfolg.
66 | KUNST.INVESTOR Vienna for Art’s Sake!
Vienna for Art’s Sake! Contemporary Art Show
13 herausragende zeitgenössische Künstler intervenieren im prunkvollen Barockambiente der ehemaligen Residenz des Prinzen Eugen von Savoyen. Die speziell für diesen Ort geplanten und entwickelten Kunstwerke sollen einen neuen Blick auf die Bedeutung zeitgenössischer künstlerischer Produktion werfen und die ungebrochene Kraft von Denkern und Visionären
sichtbar machen. Ausgangspunkt ist die Sammlung Vienna for Art’s Sake! – Archive Austria/Contemporary Art, der österreichische Beitrag für das Projekt Imago Mundi – Luciano Benetton Collection. Die 161 Arbeiten aus dieser Sammlung werden in der Primary Exhibition in der Sala terrena präsentiert.
Die 161 Künstler des Archive Austria Vito + Maria Elena Acconci, Uli Aigner, Gerry Ammann, Elena Ascari, Christian Ludwig Attersee, Alfredo Barsuglia, Friedrich Biedermann, Sabine Bitter & Helmut Weber, Reinhard Blum, Johanna Braun, Gilbert Bretterbauer, Sergej Bugaev Afrika, CHRISTO, Janet Olmsted Cross, Hermann Czech, Gunter Damisch, Matias Del Campo, Delugan Meissl Associated Architects, Hernan Diaz Alonso, Lui Dimanche, Andreas Donhauser, Veronika Drahotova, Georg Driendl, Nathalie Du Pasquier, Heinrich Dunst, Gregor Eichinger, Raha Farazmand, Marina Faust, Didier Faustino, Tone Fink, Heinz Frank, Padhi Frieberger, Gab/Mer: Gabor Bachmann, Gab/Mer: Meral Yasar, Frank O. Gehry, Sara Glaxia, Beka Goedde, Chris Goennawein, Dorothee Golz, Franz Graf, Gregor Graf, Sophie Grell, Harald Gründl - EOOS Design, Helmuth Gsöllpointner, Johann Georg Gsteu, Zaha Hadid, Florian Hafele, Heiri Häfliger, Aglaia Haritz, Zvi Hecker, Kurt Hentschläger, Roger Herman, Yuki Higashino, Benjamin Hirte, Richard Hoeck, Edgar Honetschläger, Michael Höpfner, Fred Jellinek, Magdalena Jetelová, Brookhart Jonquil, Franka Kassner, Milli Kaufmann, Herwig Kempinger, Michael Kienzer, Peter Kogler, Rebecca Kolsrud, Zenita Komad, Elisabeth Kopf, Willi Kopf, Julia Körner, Kasper Kovitz, Elena Kovylina, Brigitte Kowanz, Doris Krüger & Walter Pardeller, Elke Krystufek, Christoph A. Kumpusch, Hans Kupelwieser, Helmut Lang, Sonia Leimer, Andrea Lenardin Madden, Ulrike Lienbacher, Ross Lovegrove, Marko Lulic, Constantin & Clemens Luser, Greg Lynn, Mark
Mack, Sandra Manninger, Luiza Margan, Ewald Maurer, Thom Mayne, mischer’traxler: Katharina Mischer & Thomas Traxler, Rudi Molacek, Julie Monaco, Eric Owen Moss, Otto Muehl, Anca Munteanu Rimnic, Johann Neumeister, Flora Neuwirth, the next ENTERprise: Marie-Therese Harnoncourt & Ernst J. Fuchs, Michael Niemetz, Hermann Nitsch, Oswald Oberhuber, PauHof: Michael Hofstätter & Wolfgang Pauzenberger, Gustav Peichl, Roman Pfeffer, Franz Pomassl, Wolf D. Prix - COOP HIMMELB(L)AU, Carl Pruscha, Stephanie Rauch, Lucas Reiner, Paul Renner, Martyn Reynolds, Franz Riedl, Paul Ritter, Alexis Rochas, David Roth, Charly Roussel, Constanze Ruhm, Peter Sandbichler, Martina Schettina, Alfons Schilling, Kristina Schinegger & Stefan Rutzinger, Eva Schlegel, Hubert Schmalix, Ferdinand Schmatz, Anneliese Schrenk, Vera Sebert, Elfie Semotan, Nicole Six & Paul Petritsch, Kiki Smith, Bernhard Sommer, Marcelo Spina, Beatrice Stähli, Rudi Stanzel, Station Rose: Elisa Rose & Gary Danner, Kamen Stoyanov, Gabriele Sturm, Helmut Swiczinsky, Michael Szivos, Linda Taalman, tat ort: Alexandra Berlinger & Wolfgang Fiel, TEAM[:]niel: Veronika Bayer, Daniel & Claudia Feyerl, Anthony Titus, Iv Toshain, Josef Trattner, Gerhard Treml, Iké Udé, Joep Van Lieshout, Koen Vanmechelen, Manfred Wakolbinger, Martin Walde, Walking Chair: Karl Emilio Pircher & Fidel Peugeot, Adam Wehsely-Swiczinsky, Hans Weigand, Markus Wilfling, Matthew Wilkinson, Hiro Yamagata, Giulio Zanet, Dragan Zivadinov, Heimo Zobernig, Antoinette Zwirchmayr
13 Interventionen – 13 Künstler Vito + Maria Elena Acconci, Zaha Hadid, Magdalena Jetelová, Michael Kienzer, Hans Kupelwieser,Joep Van Lieshout, the next ENTERprise: Marie-Therese Harnoncourt & Ernst J. Fuchs, Hermann Nitsch, Eva Schlegel, Kiki Smith, Iv Toshain, Koen Vanmechelen, Manfred Wakolbinger
68 | KUNST.INVESTOR G2 Kunsthalle Leipzig
Leipzig 2015. Sammlung Hildebrand
Rigo Schmidt, Golden Eye I, 2011, Sammlung Hildebrand, Leipzig
Leipzig- Am 22. März 2015 eröffnet die G2 Kunsthalle in Leipzig mit ihrer ersten Ausstellung ‚Leipzig 2015. Sammlung Hildebrand‘. Im Jubiläumsjahr der Stadt Leipzig zeigt die Eröffnungsausstellung ausgewählte Werke aus der Privatsammlung Hildebrand, die erstmals öffentlich zu sehen sind. Die Präsentation vereint ca. 60 Arbeiten junger, aber auch international renommierter Künstlerinnen und Künstler, die an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studiert haben, darunter wichtige Namen wie Tilo Baumgärtel, Uwe Kowski, Rosa Loy, Neo Rauch, David Schnell oder Matthias Weischer. Ergänzt und in einen breiteren Kontext gesetzt wird die Auswahl durch drei weitere in der Sammlung vertretene zeitgenössische Positionen, die zum Sammelschwerpunkt Leipzig in Beziehung gesetzt werden: Daniel Richter, Ruprecht von Kaufmann und Stephan Balkenhol. Alle ausgestellten Werke sind in den letzten 15 Jahren entstanden und geben einen facettenreichen Einblick in Tendenzen der aktuellen Malerei, die wie keine andere Gattung die
Tradition der Leipziger Hochschule in besonderem Maße geprägt hat. Der Fokus auf die Malerei wird durch Arbeiten aus den Bereichen Skulptur, Fotografie und Zeichnung erweitert.Das neu gegründete G2 verfügt über eine Ausstellungsfläche von mehr als 1000 Quadratmetern im Zentrum Leipzigs, das 2015 sein 1000-jähriges Stadtjubiläum feiert. Der Besucher hat die Möglichkeit, Einblick in eine von privater Kunstleidenschaft geprägte Sammlung zu erhalten und sich einen Eindruck von Formenvielfalt und Themenreichtum der Malerei in Leipzig nach 2000 zu verschaffen. Im G2 werden künftig dauerhaft Teile der umfangreichen Sammlung Hildebrand öffentlich ausgestellt und im Kontext zu anderen Positionen der Gegenwartskunst in mehrmals jährlich wechselnden Ausstellungen gezeigt. Das G2 versteht sich als Institution in Ergänzung zu den Ausstellungsaktivitäten im Bereich der zeitgenössischen Kunst in der Leipziger Innenstadt. (Foto: G2 Kunsthalle Leipzig)
69 | KUNST.INVESTOR Galerie Raum mit Licht
© Diana Artus & Karin Fisslthaler (2014)
The Broken Telephone
Diana Artus und Karin Fisslthaler
Ausgangspunkt der Arbeiten von Diana Artus und Karin
Fisslthaler ist eine Skepsis gegenüber dem
„Wahrheitsgehalt“ von Bildern sowie die Suche nach
multiplen, oftmals verborgenen Bedeutungen im
scheinbar Eindeutigen. Diese Suche vollzieht sich in
einem gemeinsamen medialen Interessenbereich: der
Darstellung des menschlichen Körpers und seiner
Körpersprache, seiner Handlungen, Haltungen und
Gesten sowie der Wechselwirkung zwischen diesen
Bildern und der Verfasstheit des zeitgenössischen
Individuums. Beide Künstlerinnen richten ihren Blick auf
Momente, in denen sich der Körper in seiner
„Verkörperung“ zeigt oder in denen aus Abbildungen
Imaginationen werden – also auf jene Ereignisse, die
sich entlang von Grenzen zwischen Zeigen und
Verbergen, in Erscheinung treten und Verschwinden
bewegen. Das fotografische sowie das gefundene Bild,
entnommen aus unterschiedlichen, oftmals
popkulturellen Kontexten, sind die Ausgangsmaterialien
beider Künstlerinnen, für deren Bearbeitung,
Dekonstruktion und Umdeutung sie jedoch
unterschiedliche, dem jeweiligen Trägermaterial
entsprechende, spezifische Verfahren entwickelt
haben. Vor diesem Hintergrund widmet sich die
gemeinsame Ausstellung dem Thema einer offenen
Korrespondenz über kollektive Bildwelten und
Vorstellungen von dem, was uns umgibt, was uns
verbindet und was uns voneinander trennt. Der
Ausstellungstitel referiert dabei auf das Kinderspiel
„Stille Post“, bei dem die übermittelten Nachrichten
durch kreatives Missverstehen bei der Weitergabe einer
permanenten Bedeutungsverschiebung unterliegen.
Galerie Raum mit Licht - Dauer der Ausstellung bis 8.
Mai 2015(Foto: Galerie Raum mit Licht)
70 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Dresden
Burkhard Held, Claudia III, 2014
True Lies Burkhard Held
Dresden- Die Kunsthalle Dresden präsentiert die
Ausstellung True Lies von Burkhard Held. Die
präsentierten Gemälde sind eine Werkschau seines
Schaffens. gezeigt werden weit über 30 ausgewählte
Werke, die die Themengebiete Landschaft und Florales
umfassen, aber auch seine jüngste bildnerische
Auseinandersetzung mit Szenen und Portraits aus
großen Filmen, als malerische und motivische
Ergänzung. Es wechseln sich schroffe Felsen mit
bizarren Formen ab. In dramatischen Farben gemalt,
stehen sie im Kontrast mit ausgedehnten Weiten.
Burkhard Helds charakteristische Behandlung seiner
Sujets führt zu einem spannungsreichen Wechsel von
Farbfeldern und aufbrechenden Konturen, die auch
seinen Filminterpretationen innewohnen. Vergleichs-
weise feine Linien nehmen dem zunächst massiv und
überlegen angeordneten Gebirge einen Teil der
Massigkeit und lassen es filigran erscheinen. Burkhard
Held, 1953 in Berlin geboren, studierte in den Jahren
1972 - 1978 Malerei bei Professor Dietmar Lemcke an
der Berliner Hochschule der Künste. Nach
anschließendem zweijährigen Arbeitsstipendium in
Spanien ist er seit 1993 Professor an der Universität
der Künste in Berlin. (Foto: Kunsthalle Dresden)
71 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Dresden
Burkhard Held, Close Up (Hand), 2013 - Foto Kunsthalle Dresden
Burkhard Held, Monte Rosa, 2008 - Foto Kunsthalle Dresden
72 | KUNST.INVESTOR RD GALLERY
© Roland Reiter, RINGE RINGE REIER, 2014
GHOST SKIN IN THE FUN HOUSE Unter dem Titel GHOST SKIN IN THE FUN HOUSE präsentiert Raimund Deininger bis 1. April neue Werke des Bildhauers und Musikers Roland Reiter in seiner neu eröffneten Galerie in der Laudongasse. Besonderes Gespür für das Unheimliche zeigt Roland Reiter in seinen Plastiken und teils bewegten Skulpturen. Dabei nutzt er oft organisches Material; Silikone, Wachs
in Verbindung mit Echthaar oder Tierhäuten und
greift immer wieder auf die menschliche Figur zurück. Es sind zum Teil deformierte Körper zusammengeführt mit präparierten Tierkadavern und intime Blicke zwischen Eros und Ekel, die surreale Momente hervorrufen. Geisterhafte Erscheinungen jenseits normativer Vorstellungen, die Wahrnehmung und W irklichkeit herausfordern.
(Foto: Raimund Deininger Gallery)
74 | KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstpreis
Bank Austria Kunstpreis 2014
Jubiläum für Österreichs höchst dotierten Kunstpreis. Der mit insgesamt 218.000 Euro dotierte Bank Austria Kunstpreis wurde heuer zum fünften Mal verliehen und
wird für die komm-enden Jahre modernisiert. Hochkarätige Jury bestätigt herausragende Qualität der Einreichungen.
Heuer feiert der Bank Austria-Kunstpreis mit dem
fünfjährigen Bestehen sein erstes Jubiläum, er ist damit
zum fixen Bestandteil in der heimischen Kulturland-
schaft geworden. Über 1.500 Projekte wurden seit
seiner Gründung im Jahr 2009 für den mit 218.000
Euro höchst dotierten österreichischen Kunst-preis
eingereicht. Der Preis wird in den Kategorien
„International“, „Regional“, „Kulturvermittlung“ und
„Kulturjournalismus“ verliehen, womit vier relevante
Säulen des heimischen Kulturschaffens abgedeckt
sind. Besonders erfreut zeigt sich Cernko über die
durchgehend hohe Qualität der eingereichten Projekte:
„Zahlreiche Projekte konnten durch die Vernetzung von
Wissenschaft und Sozialem überzeugen: Sie sind ein
Beweis für die übergreifende und verbindende Rolle
kulturellen Engagements.“ Erstmals wurden in den drei
Hauptkategorien „International“, „Regional“ und
„Kulturvermittlung“ jeweils zwei Sieger gekürt. Das
Preisgeld in den Kategorien beträgt jeweils 70.000 Euro
und wird zu gleichen Teilen von je 35.000 Euro an
beide Preisträger vergeben. Die Entscheidung der Jury
zeugt von der hohen Qualität der Einreichungen und
von der Attraktivität des heimischen Kulturangebots.
Hochkarätig besetzte, interdisziplinäre Jury wählte
sieben Gewinner In einem mehrstufigen
Bewertungsverfahren wurden die Projekte von einer
hochkarätig besetzten Jury bewertet. Dieser gehörten
Thomas Angyan (Intendant der Gesellschaft der
Musikfreunde in Wien), Ingried Brugger (Direktorin
Bank Austria Kunstforum Wien), Andrea Ecker (Leiterin
der Kunstsektion im Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur), Herbert Föttinger (Direktor Theater in
der Josefstadt), Walter Leiss (Generalsekretär
Österreichischer Gemeindebund),Johanna Rachinger
(Generaldirektorin Österreichische Nationalbibliothek),
Klaus Albrecht Schröder (Direktor Albertina), Thomas
Weninger (Generalsekretär Österreichischer
Städtebund),Willibald Cernko (Vorstandsvorsitzender
Bank Austria) und Anton Kolarik (Head of Identity &
Communications Bank Austria) an.
75 | KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstpreis
Preisträger in der Kategorie „International“ More
OHR Less“ ist ein Forum für die Vermittlung von Ideen
und Visionen im Rahmen wissenschaftlicher Beiträge,
das ein bildungsbewusstes, junges Publikum mit
unterschiedlichen Veranstaltungsformaten während der
Sommermonate anspricht. Der Schwerpunkt liegt auf
Kunstdarbietungen aus den Bereichen Musik,
Wortkunst und Darstellender Kunst. Das Festival
„Vienna Independent Shorts“ widmet sich seit 2004 der
Präsentation des internationalen Kurzfilmschaffens in
Österreich sowie heimischen Produktionen im Ausland.
Jährlich werden Ende Mai in Wien Kurzfilme mit einer
Länge bis zu 30 Minuten in Wettbewerbsprogrammen,
Retrospektiven und Spezialprogrammen präsentiert. Mit
zehn internationalen Partnerfestivals leistet die
österreichische Initiative einen wertvollen Beitrag zum
internationalen Austausch und zur Etablierung
österreichischer Filmkunst auf weltweiten Festivals. Im
Rahmen einer Kooperation im Frühjahr 2014 mit der
Wochenzeitung „Die Zeit“ wurden österreichische
Kurzfilme einem breiten Publikum online kostenlos
zugänglich gemacht.
Preisträger in der Kategorie „Regional“ Das „Kinder-
buchhaus im Schneiderhäusl“ versteht sich als Raum
für künstlerische Nachwuchsförderung, Platz für
Literaturvermittlung und Nährboden für Kultur. Abseits
kultureller Ballungsräume wird im Mostviertel ein stetig
wachsendes Programm geboten, das Kindern und
Erwachsenen den Weg zum Medium Buch ebnet.
Kinder können in über 2.000 ausgewählten Büchern
schmökern. Ausstellungen begleiten das literarische
Angebot und laden die jungen Leseratten dazu ein, sich
selbst künstlerisch zu betätigen. In den Herbst- und
Wintermonaten findet die Lesereihe „Der Ohrensessel –
Vorlesen für Kinder“ statt. Gemeinsam mit der Robert
Bosch Stiftung VivaVostok wird das multinationale
Projekt „Labor: Grenzgänger“ realisiert, bei dem sich
Kinder aus der Region mit Teilnehmern aus Tschechien
und der Slowakei austauschen können. Schulklassen
werden ganzjährig unterschiedliche Workshops
angeboten, die ebenfalls der Literaturvermittlung
dienen. Weitere Informationen auf
http://www.kinderbuchhaus.at. Das Ausstellungsprojekt
„Wächter von Oberwart“ erzählt von den Menschen und
der Geschichte der Stadt. Die sechs Friedhöfe und drei
Totengedenk-stätten fun-gieren dabei als
kosmopolitische Erzählung der Provinz.
76 | KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstpreis
Mit dem Projektnamen wird auch Bezug auf das
Wappen der Stadt genommen, das einen bewaffneten
Krieger in Uniform zeigt. Anhand unterschiedlicher
Biografien von Menschen, die auf den Friedhöfen
begraben sind, sowie wissenschaftlicher Abrisse zur
Vergangenheit und Gegenwart der Oberwarter
Glaubensgemeinschaften wird das wechselhafte
Geschick einer äußerst heterogen zusammengesetzten
Glaubensgemeinschaft aufgerollt. Die Rückbesinnung
auf das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher
Ethnien und Religionen gewinnt vor dem Hintergrund
der rassistisch motivierten Anschläge eine besondere
Bedeutung. Kunstwerke, die im In- und Ausland explizit
für die Ausstellung erarbeitet wurden, runden das
Angebot einer Grenzerfahrung ab, die über die
historische Beschreibung hinausgeht.
Preisträger in der Kategorie „Kulturvermittlung“
Seit 1997 werden die „St. Florianer Brucknertage“
inmitten seiner geistigen Heimat und letzten Ruhestätte
veranstaltet, wobei jedes Jahr nur eine Symphonie im
Mittelpunkt steht, die in mehreren Aufführungsvarianten
dargebracht wird. Die Orgelimprovisation spürt
Bruckner als Organist und Improvisator nach, während
das Spielen seiner Symphonie auf zwei Klavieren eine
zu seiner Zeit gängige Kunstform war. Jazzversionen
von Brucknerwerken spannen den musikalischen
Bogen in die Gegenwart. Das kammermusikalische
Rendezvous mit Bruckners Weggefährten rundet das
Programm ab, dessen Höhepunkt das Symphonie-
konzert darstellt. Seinem Ansatz, der Jugend Möglich-
keiten zu geben, Musik zu erfahren und sich in ihr
auszudrücken, folgen auch die „St. Florianer
Brucknertage“. Die Eröffnung des einwöchigen
Festivals wird von Jugendlichen gestaltet, die
gemeinsam mit Dirigenten die jeweilige Symphonie
erarbeiten. Die Initiative möchte Bruckner aus dem
„sterilen Ghetto“ musealer Klassik-Pflege entreißen und
seine Musik von den vielfältigen Klischees historischer,
religiöser, scholastischer und politischer Vereinnah-
mung befreien. Als Kernprojekt des Vorarlberger
Architektur Instituts wird mit „architekturJETZT“ Kultur
an junge Menschen vermittelt und seit 2008
kontinuierlich weiterentwickelt. Die Plattform„ Unit
Architektur“ auf http://www.unitarchitektur.at ist ein
lernendes System, das als offene Plattform zur
Verfügung steht und Baukultur als
fächerübergreifendes Thema an Schulen vermittelt.
Künftigen Generationen soll das Wissen vermittelt
werden, um Siedlungsräume kompetent und engagiert
zu entwickeln. Die von Pädagogen und Architekten
entwickelte Workshop-Einheit „UNIT“ ist ein
Selbstbildungsregal für den Unterricht und wird von
„MAGAZIN“ ergänzt, einer bunten Sammlung aus
Ergebnissen mit Fotos, Videos, Reportagen, Aufsätzen,
Interviews und Biografien. Facebook ist als Social
Media-Kanal in die Interaktion mit Schulen und
Interessierten integriert und ein Blog steht allen offen,
die sich thematisch mit Architektur befassen möchten.
„Watchdog mit Wirtschafts-Know-how“ als Preisträgerin
in der Kategorie „Kulturjournalismus“. Die Jury zu
Hedwig Kainbergers Auszeichnung: „Hedwig
Kainberger verfügt nicht nur über die exzellenten
Kenntnisse, Vermittlungsansätze und journalistischen
Fähigkeiten, die eine herausragende Kunstkritikerin und
Kulturjournalistin in einer klassischen Definition
ausmachen, sie beweist sich überdies in ihrer wichtigen
Rolle als Watchdog der wirtschaftlichen und politischen
Vorgänge im Zusammenhang mit öffentlichen
Kulturbetrieben. Ob Salzburger Festspiele oder
Österreichische Bundestheater, Kainberger hat auch im
vergangenen Jahr bewiesen, dass in der
Kulturberichterstattung, nicht immer nur Kritik an
einzelnen Personen angebracht ist, sondern vor allem
an Strukturen und an Vorgängen, die mit einer
modernen Good Governance auf Gemeinde-, Landes-
oder Bundesebene nur schwer in Einklang zu bringen
ist.“ „Kultur leistet einen wesentlichen Beitrag für ein
besseres Miteinander. Die Bank Austria ist stolz, den
höchst dotierten Kunstpreis Österreichs bereits zum
fünften Mal zu überreichen und damit herausragende
Projekte auszuzeichnen“, erklärt Bank Austria
Vorstands-vorsitzender Willibald Cernko im Theater in
der Josefstadt. „Wir sind von der gesellschaftlichen
Notwendigkeit einer lebendigen und vielfältigen
Kulturlandschaft überzeugt. Die Qualität der
diesjährigen Einreichungen ist eine Leistungsschau
engagierter Projekte, die Menschen für Kultur
begeistern und wichtige Denkanstöße liefern.“
(Foto: BANK AUSTRIA)
77 | KUNST.INVESTOR ALBERTINA
LEOPOLD KUPELWIESER, ERZHERZOG JOHANN IM ROCK MIT GRÜNEM AUFSCHLAG, 1828 © Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum, Foto: UMJ
VON DER SCHÖNHEIT DER NATUR DIE KAMMERMALER ERZHERZOG JOHANNS
Die Albertina präsentiert ab 27. Februar 150
Meisterwerke der österreichischen Aquarellmalerei des
19. Jahrhunderts. Auftraggeber dafür war Erzherzog
Johann (1782-1859), der mehrere Künstler - unter
ihnen Jakob Gauermann, Matthäus Loder und Thomas
Ender - als „Kammermaler“ in seine Dienste nahm. Ihre
Aufgabe war es, Darstellungen der alpenländischen
Regionen, vor allem des Herzogtums Steiermark,
anzufertigen. So entstand ab 1802 eine höchst
qualitätsvolle Sammlung von annähernd 1500 Blättern.
Sie beinhaltet vor allem Veduten aber auch
Trachtendarstell-ungen und Ansichten von frühen
Industrieanlagen. Von besonderem Reiz sind zusätzlich
die bildlichen Schilderungen von Begebenheiten aus
dem Leben von Erzherzog Johann - allen voran die
berühmte Geschichte seiner Liebe zur Ausseer
Postmeisterstochter Anna Plochl. Die Ausstellung
präsentiert Meisterwerke dieser bedeutenden
Sammlung, die sich bis heute im Besitz der
Nachkommen des Erzherzogs erhalten hat und
erstmals für die Öffentlichkeit bereitgestellt wurde.
Ausstellungsdauer: 27. Februar bis 31. Mai 2015. (Foto:
© Albertina)
78 | KUNST.INVESTOR ALBERTINA
KARL RUSS, LEOBNERINNEN, 1810/11. © Privatbesitz, EJ 68
79 | KUNST.INVESTOR ALBERTINA
MATTHÄUS LODER, ERZHERZOG JOHANN UND ANNA PLOCHL IM BOOT (I.), UM 1824/25, © Privatbesitz, EJ 263
80 | KUNST.INVESTOR Künstlerhaus Wien
SIMON QUENDLER - ESSENZ GOLD
Simon Quendler - zeigt im Wiener Künstlerhaus unter
dem Titel ESSENZ GOLD eine Einzelausstellung.
Parallel dazu wird im Red Carpet Showroom, in der U-
Bahn Station des Wiener Karlsplatz, ein Teilnachbau
des Ateliers des Künstlers gezeigt. Sieht man den
Künstler in seiner Werkstatt beim Arbeiten zu, ist es
schwer vorstellbar, dass am Ende ein klassisches
Gemälde entsteht. Es scheint, als ob man sich an
einem apokalyptischen Filmset, oder in einem Labor
befindet. Zwischen Feuer, Kohle, Bronzegüsse,
Leinwänden, Aschehaufen, Wasserfässern,
ausgestopften Vögeln und Farbbergen entstehen
Werke, die bereits in internationalen Museen,
Auktionshäusern und Galerien zu finden sind. In der
Zeit, wo Simon Quendler eine Leinwand bespannt,
schmelzen neben ihm, im 3000 Grad heißen Hochofen,
Metalle und Erdmaterialien, die anschließend in die
Gemälde einfließen. Lautes Motorengeräusch hallt
durch die Räumlichkeiten - die Motoren werden dazu
verwendet, um das Feuer auf die notwendige
Temperatur zu bringen. "Das Aufbrechen von
Strukturen mittels Verbrennung ist ein essenzieller
Prozess, der uns dem Ursprung näher bringt",
beschreibt Simon Quendler seine Technik. Das
Mischen von Ölen und Farben durch eine
selbstgebaute Zentrifuge erfordert höchste
Konzentration. Aus einem Sammelsurium von
konservierten Farben entstehen so, nach alchemist-
ischem Vorbild, Farbmischungen mit denen gemalt
wird. Dieses extreme Verfahren sorgt dafür, dass sich
Werke teilweise noch während der
Ausstellungseröffnung durch Oxidation verändern und
für neue, unerwartete, scheinbar zufällige
Erscheinungen sorgen. Ohne dem Einfluss des
Künstlers verändert sich, wie durch Geisterhand ein
Objekt und drängt sich in den Vordergrund. Ein 70kg
schwerer Bronze-Fisch, mit Federn statt Flossen - die
Hybris ist ebenfalls in der Werkschau im Wiener
Künstlerhaus zu sehen. Um der Urfarbe einen Schritt
näher zu kommen, werden große Wasserfässer im
Atelier eingelagert, um neue Farbexperimente
voranzutreiben. Für ein Projekt für den Stromerzeuger
"Verbund" lebte Simon Quendler über zwei Monate am
Staubecken der Mur in der Steiermark, um Teilchen
aus dem Wasser zu filtern, die dann für die Farbgebung
relevant wurden. Es geht nicht um die Zerstörung des
Bestehenden, sondern um die Besetzung von
Gewohnheiten mit neuen Materialeigenschaften und
dem kreationistischen Aufbau mittels Malerei. Sie
Suche nach der Urfarbe ist die Suche nach Göttlichkeit
in sich. Kunst soll sich wieder erheben, zu Größerem
führen. Die Ausstellung ESSENZ GOLD trifft in die
Wunden unserer Zeit und besticht durch Ruhe und
Klarheit. Das zentrale Sujet in Simon Quendlers
Schaffen ist und bleibt der Mensch und sein Handeln.
(Foto: Künstlerhaus)