Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern mit Feld und Waldwirtschaftswegen
Thomas Paulus, GFG mbH MainzWerner Gleim, Gemünden, ehm. RPU Gießen
Fotos: Werner Gleim, Herbert Diehl und Thomas Paulus
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 1
Foto: Heinz Patt
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Allgemeines
3. Hydraulische Berechnung
4. Einbauempfehlungen
5. Ökologische Anforderungen an Kreuzungsbauwerke
6. Beispiele von Kreuzungsbauwerken
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Foto: Heinz Patt
Einführung
In den letzten Jahrhunderten wurden viele Gewässer zur Schaffung von Agrarflächen, zur Nutzung der Wasserkraft und zur Schiffbarmachung begradigt, verlegt, mit Ufersicherungen versehen und aufgestaut.
Dies hat zu einer erheblichen Verarmung des aquatischen und des amphibischen Lebensraumes (wechselfeuchter Uferbereich) geführt. Insbesondere die natürliche Vernetzung der Fließgewässer wurde durch eine große Anzahl von Querbauwerken so stark beeinträchtigt, dass die notwendige Wanderung vieler Arten der Fischfauna und der aquatischen Wirbellosen nicht oder nur noch eingeschränkt möglich ist.
Aber nicht nur die Herstellung von Wehren und Stauanlagen haben die Wanderung im aquatischen Lebensraum unterbunden. Jeder Durchlass und jede Verdolung eines Gewässers kann besonders bei kleinen Gewässern zu einer Unterbrechung der Durchgängigkeit führen.
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Dimensionen der Durchgängigkeit
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Gewässerdynamik mit Prall- und Gleithang
(Foto: Heinz Diehl)
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Gewässerdynamik mit Prall- und Gleithang
(Foto: Heinz Diehl)
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Allgemeines
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Kreuzungsbauwerke
Definition
„Durchlässe sind Kreuzungsbauwerke, die eine erhebliche Einengung im offenen Gewässer verursachen. (DIN 19661, Teil 1)“
„Kreuzungsbauwerke sind Anlagen zur Überwindung eines Hindernisses, die eine besondere konstruktive Ausbildung erfordern.“
„Die häufigsten Kreuzungsbauwerke sind Durchlässe, in denen das Gewässer - meist - durch einen Straßen- oder Bahndamm hindurchgeleitet wird.“
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Foto: Heinz Patt
Kreuzungsbauwerke
• Kreuzungsbauwerke mit einer lichten Weite unter zwei Meter werden als Durchlass, größer zwei Meter als Brücken (DIN 1076) bezeichnet.
• Durchlässe werden aus vorgefertigten Rohren (unterschiedlicher Materialien), Spundwänden mit Stahlbetonplatten, am häufigsten jedoch aus Stahlbetonrohren oder gewellten Stahlblechprofilen oder Betonfertigteilen erstellt.
• Weiterhin gibt es verschiedene Arten von Durchlässen. Beispiel: Rohrdurchlässe, die aus vorgefertigten Rohren aus Beton, Steinzeug oder Kunststoff hergestellt werden. Dabei wird meist der Kreisquerschnitt verwendet, da dieser das günstigste Profil aus Sicht der Statik und Hydraulik darstellt.
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Foto: Heinz Patt
Hydraulische Bemessungsgrundlagen
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Foto: Heinz Patt
Bemessungsgrundsätze
Kreuzungsbauwerke
Kreuzungsbauwerke sind Brücken, Durchlässe und Düker. Um ein Kreuzungsbauwerk planen und hydraulisch bemessen zu können, benötigt man für das zu kreuzende Gewässer folgende Angaben:
• Längsschnitt
• Querprofile oder Regelprofile
• Gefälle
• Bemessungsdurchfluss
• Abflusstiefe beim Bemessungsdurchfluss
• Fließgeschwindigkeit beim Bemessungsdurchfluss
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Bemessungsgrundsätze
1. Eine wichtige Größe für die Bemessung ist weiterhin der zulässige Aufstau.
2. Bei dicht hintereinander liegenden Bauwerken ist zu prüfen, ob sich die Aufstaue überlagern.
3. Der zulässige Aufstau ist im Zusammenhang mit der Häufigkeit des Bemessungshochwassers zu sehen und richtet sich nach der Schadensempfindlichkeit oberhalb des Kreuzungsbauwerkes.
4. Maßgebend für die Stauweite ist u. a. das Gefälle eines Gewässers.
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Abflussvorgänge an Durchlässen
Der Durchlass läuft nicht voll. Es tritt kein Fließwechsel ein. Rückstau ist möglich
Der Durchlass läuft nicht voll. Es tritt Fließwechsel auf. Die Deck-walze verhindert die Auswirkung des Rückstaus
Der Durchlass läuft nicht voll. Tritt nach dem Durchlass Fließwechsel auf, so kann sich der Rückstau nicht auswirken.
Der Durchlass läuft voll. Es tritt kein Fließwechsel ein. Rückstau wirkt sich voll aus.
Aus: Richtlinie für die Anlage von Straßen RAS, Teil Entwässerung RAS-Ew (2005), Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, AG Erd- und Grundbau, FGSV Verlag Köln
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Bemessungsgrundsätze
Berechnungsformel
Aus: Richtlinie für die Anlage von Straßen RAS, Teil Entwässerung RAS-Ew (2005), Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, AG Erd- und Grundbau, FGSV Verlag Köln
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Bemessung von Rohrdurchlässen nach der RAS-Ew
Aufstauberechnung nach der DIN 19661–1
Z = (1,5 x Reibungszahl x L/D) x v²/2g – (I x L)
Reibungszahl bei kb = 1,5 mm > 0,0179
Aufstauberechnung nach RAS - EW
dh= Q²x(8/(9,81xπ²xD^4)x(1,5+19,62xL/ks²x(D/4)^1,333)))
Aus: Richtlinie für die Anlage von Straßen RAS, Teil Entwässerung RAS-Ew (2005), Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, AG Erd- und Grundbau, FGSV Verlag Köln
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Bemessung von Rohrdurchlässen nach der RAS-Ew
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Aus: Richtlinie für die Anlage von Straßen RAS, Teil Entwässerung RAS-Ew (2005), Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, AG Erd- und Grundbau, FGSV Verlag Köln
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Berechnung von kompakten Gerinnen
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Kompaktes Gerinne mit unterschiedlichen Rauheiten. Mit entsprechenden Berechnungsverfahren kann ein „gewichteter“ äquivalenter kst-Wert ermittelt werden. Verfahren nach EINSTEIN/HORTON).Wenn nur eine Rauheit z.B. einem Betonprofil vorliegt, kann die Berechnung in einem Schritt erfolgen.
Quelle: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg Hydraulik naturnaher FließgewässerKarlsruhe 2002
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Berechnung von kompakten Gerinnen
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Beispiel:Q = 3,00 m³/sm =1:3 , kst = 30Energiegefälle 0,003 Sohlbreite: 3,00 mGeschätzte Wassertiefe = 0,64mA = 3,1488 m²V = 0,95774 m/s
Die maßgebliche Wassertiefe muss durch Iteration ermittelt werden oder ergibt sich durch die Bauwerkshöhe.
Quelle: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg Hydraulik naturnaher FließgewässerKarlsruhe 2002
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Sammlung von Rauheitsbeiwerten nach Manning - Strickler
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Natürliche Flüsse
1. kleinere Flüsse mit HW - Abflussbreite < 30 m a) gleichmäßiger gerader Verlauf, kleine Gräben oder tiefe Mulden, bordvollb) gleichmäßig gewunden, einige Mulden und Untiefen 22 - 30 c) mit Stillwasserbereichen, verkrautet, tiefe Mulden 13 - 20 d) sehr verkrautete Bereiche, tiefe Mulden oder Vorländer mit dichtem Baumbestand und Unterholz
2. Gebirgsflüsse, ohne Vegetation im Flussbett, steile Böschungen, Bäume und Gebüsch entlang der Ufer bei HW überschwemmt
a) Boden: Kies, Steinbrocken, einzelne Felsblöckeb) Boden: Steinbrocken mit großen Felsbrocken
Vorländer 1. Wiese
a) kurzes Grasb) hohes Gras
2. Vorland Gestrüpp
a) verstreutes Gestrüpp, dichtes Unkraut 14 - 29 b) mittleres bis dichtes Gestrüpp, im Winter 9 - 22 c) mittleres bis dichtes Gestrüpp, im Sommer 6 - 14
3. Bäume
a) dichte Weiden im Sommer 8 - 13 b) dichter Holzbestand, wenig Unterholz, HW-Stand unter den Zweigen 6 - 10 c) wie b) aber HW-Stand erreicht die Zweige
30 bis 4022 bis 3013 bis 2010
20 – 3515 – 25
30 bis 4020 bis 33
14 bis 299 bis 226 bis 14
8 bis 136 bis 10
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Sammlung von Rauheitsbeiwerten nach Manning - Strickler
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Künstlich hergestellte Gewässer
Ausgekleidete oder erbaute Gewässerprofile1.Kiessohle mit Uferböschungena)Betonb)Steinen in Mörtelc)Bruchsteinen, Schotter, Steinschüttungd)Mit Bewuchs gesichertKünstliche Erdgerinne
1.Gerade und gleichmäßiga)Kies gleichmäßiger Querschnittb)Mit kurzem Gras und einigem Krautbewuchs2. Gewundener Lauf, träge fließenda)Kein Bewuchsb)Mit Gras und einigem Schotterc)Erdboden mit SchotteruferGerinnea)Glatter Beton mit hohen Zementgehaltb)Alter Beton, Bruchsteinmauerwerk
Stollen und Betonrohrleitungena)Zementputz größter Glätteb)Betonstollen von wenig sorgfältiger Ausführungc)Alte, aus Einzelrohren bestehende Betonrohrleitung
40 bis 6040 bis 5030 bis 4020 bis 33
33 bis 4530 bis 45
33 bis 4329 bis 4029 bis 36
10070 bis 8075
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Schleppspannung
• Die Schleppspannung griechischer Formelbuchstabe "Tau" ist eine in hydraulischen Versuchen ermittelte Größe. Die Schleppspannung bezeichnet die Kraft des fließenden Wassers je Flächeneinheit der Gewässersohle, mit der es auf die Sohle wirkt und dort Geschiebe vorwärts bewegt. Anders formuliert, ist sie eine Maß für die Erosionsbeständigkeit von Wasserlaufsohlen.
• Die kritische Schleppspannung, d.h. die Schleppspannung, bei derdas Korn im Gewässerbett sich zu bewegen beginnt, ist abhängig von der Dichte des Korns, dessen Größe und Form sowie von der Art, wie das Korn gelagert und in den Kornverband eingebunden ist. Sie wird, ebenso wie die damit zusammenhängende Größe des Geschiebetriebes, empirisch bestimmt.
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Schleppspannung
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Schleppspannungen
Zum Beispiel: Schneider Bautabellen
SohlenmaterialTau crit in N/m²
feiner Kies Schubspannung 8-10 N/m²
kolloidaler Lehm und Ton Schubspannung 10 bis 12,5 N/m²
Kies Durchmesser d = 5-10 mm
Schubspannung 12,5 N/m²
Kies Durchmesser d = 15 mm
Schubspannung 15-20 N/m²
Geröll Durchmesser d = 50 mm
Schubspannung 30-40 N/m²
Geröll Durchmesser d = 50-100 mm
Schubspannung 40-60 N/m²
grobe Blöcke Schubspannung 240 N/m²
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Kreuzungsbauwerke nach der RAS - EW
Mindestabmessungen von Durchlässen
• In der DIN 19661-1 sind die Mindestabmessungen geregelt. Bei sehr langen Durchlässen sind größere Abmessungen erforderlich.
• Für den Straßenbau werden folgende Mindestabmessungen empfohlen:
A.) Rohrdurchlässe: DN 400 unter Wirtschaftswegen unter Straßen, Überführungsrampen an Bundesfernstraßen u. Ä.
DN 500 längere Durchlässe unter Straßen sowieDurchlässe unter Bundesfernstraßen DN 800
B.) Rechteckdurchlässe (Rahmendurchlässe):begehbare Durchlässe (Regelabmessung)
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Einbauempfehlungen
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Einbaugrundsätze
Rohrdurchlass gemäßRAS - EW
Aus: Richtlinie für die Anlage von Straßen RAS, Teil Entwässerung RAS-Ew (2005), Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, AG Erd- und Grundbau, FGSV Verlag Köln
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Formen von Durchlässen
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Foto: Heinz Patt
Grundsätze zur Gestaltung von Durchlässen Ras – EW
Durchlässe sind grundsätzlich so zu dimensionieren und auszugestalten, dass Tierbewegungen entlang des Gewässerrandes, z. B. durch eine beidseitige Uferrandgestaltung (Trockenberme), möglich bleiben
Aus: Richtlinie für die Anlage von Straßen RAS, Teil Entwässerung RAS-Ew (2005), Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, AG Erd- und Grundbau, FGSV Verlag Köln
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Einbau von Rohrdurchlässen
Substrat
Grafik: Werner Gleim
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Einbau von Rechteckprofilen
SohlsubstratAuflagerLückensystem
Größere und unterschiedliche
Wassertiefe
Grafik: Werner Gleim
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Sohlsubstrat
Durchlass Schnitt
Sohlschwellen zur Schubsicherung
Sohlschwelle
Gründungssohle
Grafik: Werner Gleim
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Foto: Heinz Patt
Abflussvorgänge an Kreuzungsbauwerken
W
WassertiefeWassertiefe
Wassertiefe
Fließwechsel mit hoher Schleppspannung an der
Gewässersohle
! Sohlerosion !
Kst 35 < V
Geringe Schleppspannung
Kst 75 > V
Hohe Schleppspannung
Kst 35 < V
Geringe Schleppspannung
Erosion der Substratauflage
Grafik: Werner Gleim
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Foto: Heinz Patt
Sohlengestaltung
Steinsatz
Beton
Verfüllmaterial
Schemaskizze Steinsatz
Aus: Richtlinie für die Anlage von Straßen RAS, Teil Entwässerung RAS-Ew (2005), Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, AG Erd- und Grundbau, FGSV Verlag Köln
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Folgen der Erosion
Durch Hochwasser zerstörte Brücken und Widerlager
Fotos: Werner Gleim
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Ökologische Anforderungen an Kreuzungsbauwerke
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Foto: Heinz Patt
Durchgängigkeit von Fließgewässern
Der Wiederherstellung der biologischen Durchgängigkeit von Fließgewässern kommt eine herausragende Bedeutung zur Erhaltung und Wiederentwicklung von artenreichen und gewässertypischen Lebensgemeinschaften zu.
Auch die im Jahr 2000 in Kraft getretene Wasserrahmenrichtlinie berücksichtigt den Stellenwert der Durchgängigkeit für die Fließgewässer.
Eine der Qualitätskomponenten für die Einstufung des ökologischen Zustandes der Fließgewässer bildet die Durchgängigkeit.
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Foto: Heinz Patt
Grundsätze zur Herstellung von Kreuzungsbauwerken
• Durchlässe sind so zu gestalten, dass der Eingriff in das Gewässer möglichst gering bleibt. Sie sind daher so zu planen, dass das Gewässer die Straße auf möglichst kurzem Wege kreuzt. Dabei sind hydraulisch nachteilige Verschwenkungen des zu kreuzenden Gewässers nach Möglichkeit zu vermeiden.
• Im Regelfall ist das Profil für das Mittelwasser ungehindert durchzuführen. Der Durchlass soll eine dem Gewässer hydraulisch und ökologisch entsprechende Sohlausbildung aus gleichartigem Sohlsubstrat der angrenzenden Gewässerabschnitte erhalten. Durchlässe sind grundsätzlich so zu dimensionieren und auszugestalten, dass Tierbewegungen entlang des Gewässerrandes, z. B. durch eine beidseitige Uferrandgestaltung (Trockenberme), möglich bleiben.
• Eine Erweiterung des Abflussquerschnittes im Bauwerksbereich ist zu vermeiden (Ablagerungsgefahr). Durchlässe sind im Gefälle des Gewässers zu verlegen. Um eine Belegung mit Sohlsubstrat zu ermöglichen, ist die Sohle von Durchlässen mindestens 10 cm unter die Beckensohle zu legen. Ein- und Auslauf von Durchlässen sind in geeigneter Weise, z. B. durch Steinschüttungen, zu sichern.
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Foto: Heinz Patt
Durchgängigkeit von Fließgewässern
Ausbreitung der Fischfauna
Im Verlauf eines Fließgewässers verändern sich die ökologischen Bedingungen hinsichtlich u. a. Fließgeschwindigkeit, Temperatur, Sauerstoffgehalt fortwährend. Die Wanderbewegungen vieler Fische und Wirbellosen werden wesentlich von diesen unterschiedlichen Lebensbedingungen im Längsverlauf der Gewässer beeinflusst.
Viele Fischarten suchen zum Laichen die Gewässeroberläufe oder Nebenarme auf.
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Foto: Heinz Patt
Durchgängigkeit von Fließgewässern
Ausbreitung wirbelloser Fließgewässerorganismen
Ein Großteil der Organismen des aquatischen Raumes besiedelt die Gewässersohle (Benthal), also das Sohlsubstrat und den sohlnahen Wasserbereich. Den Hauptbestand unter ihnen stellen Insekten dar(z. B. Libellen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen), die als Larven ihr Leben im Wasser verbringen. Weitere typische Besiedler der Gewässersohle sind Muscheln, Schnecken, Krebstiere und Egel.
Ein entscheidender Faktor für die benthale Besiedlung ist die Strukturvielfalt der Gewässersohle. Sie bietet den wirbellosen Fließgewässerorganismen (Zoobenthos) neben strömungsarmen Bereichen ein Lückensystem aus Sohlsubstrat und Gehölzwurzeln, das als Schutzraum wirkt.
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Foto: Heinz Patt
Durchgängigkeit von Fließgewässern
Die Ausbreitung der Wirbellosen kann - mit Ausnahme der geflügelten Insekten, die über den Luftweg neue Lebensräume erschließen können – als Drift oder als Wanderung erfolgen.
Bei der Drift werden die Bodentiere mit der Strömung fluss- bzw. bachabwärts getrieben. Der Prozess der Wanderung ist demgegenüber vorwiegend stromaufwärts gerichtet und liefert damit einen wichtigen Beitrag zur Driftkompensation.
Die Fortbewegung findet im Lückensystem oder an der Oberfläche des Substrates statt.
Einige Arten nutzen auch den strömungsarmen, sohlnahen Bereich, um sich schwimmend fortzubewegen.
Jede Unterbrechung des Lückensystems der Gewässersohle ist als Grenze für die aufwärts gerichtete Wanderung der Wirbellosen zu sehen.
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Foto: Heinz Patt
Grundsätze zur Herstellung von Rohrdurchlässen
Durchwanderbare Durchlässe
• Rohrdurchlässe sind prinzipiell als nachteilig bezüglich der Durchgängigkeit für Fische und Wirbellose zu beurteilen. Sie sollten demzufolge vermieden und gegebenenfalls durch Brücken ersetzt werden.
• Sind in Gewässern mit ständiger Wasserführung dennoch Rohrdurchlässe nötig, ist auf die Einhaltung wichtiger Ausführungsgrundsätze zu achten:
• Der Durchlass sollte möglichst weit gewählt werden (Mindestdurchmesser 800 mm).
• Das Verhältnis von Breite zu Länge des Rohres sollte bei langen Durchlässen 1:10 nicht unterschreiten.
• Die Fließgeschwindigkeit nimmt im Allgemeinen aufgrund der glatten Rohrwände im Durchlass zu. Abhilfe kann geschaffen werden, indem das Rohr mit einem nur geringen Gefälle verlegt wird.
• Es ist auf eine durchgehende Substratauflage zuachten, d. h. das Rohr muss 10-20 cm unter der Gewässersohle liegen.
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Foto: Heinz Patt
Beispiele von Kreuzungsbauwerken
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Kreuzungsbauwerke mit Feld- und Waldwege
StegBrücke
FurtDurchlass
Abbildung: Benjamin Peter, 2010
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je nach Gewässergröße
notwendigin der Regel nicht
Erfordernis einer Absturzsicherung oder andere Verkehrs-sicherungsmaßnahmen
gut bei hoch liegenden
Widerlagern
nur bei Bermen oder Niedrig- und
Mittelwasserbett
gut bei hoch liegenden Widerlagern
sehr gutlandbewohnendeLebewesen
bei Vermeidung von unangedecktenMassivsohlen
bei Vermeidung von unangedecktenMassivsohlen
bei Vermeidung von unangedecktenMassivsohlen
bei Vermeidung von unangedecktenMassivsohlen
für sohl- und lückenraumbe-siedelnde Organismen
gutgutgutsehr gutfür Freiwasser-organismenökologische
Durchgängig-keit bei Einhaltung der hydraulischen Grenzwerte
mäßigmäßiggering bis mäßiggeringUnterhaltungsaufwand
sehr hochhochmäßiggering bis mäßig *)Bauaufwand
mäßiggeringmäßighochÜberlastbarkeit
geringhochmäßigsehr geringTreibgutanfälligkeit
hochhochgeringsehr hochTragfähigkeit
Niedrig- bis Hochwasser
Niedrig- bis Hochwasser
Niedrig- bis Hochwasser
nur Niedrig-wasser, kleine Gewässer od. Hochwasser-
mulden
Funktionsfähigkeit in Bezug zum Abfluss bzw. Gewässertyp
BrückeDurchlassStegFurtBauwerkstyp
*) im Vergleich zu Stegen, Durch-lässen und Brücken höhere Anforderungen an das ausführende Unternehmen (Fachkenntnisse) und die örtliche Bauüberwachung
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Foto: Heinz Patt
Kreuzungsbauwerke mit Straßen - Furt
Fotos: Thomas Paulus
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Foto: Heinz Patt
Kreuzungsbauwerke mit Straßen - Furt
Fotos: Thomas Paulus
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 46
Foto: Heinz Patt
Kreuzungsbauwerke mit Straßen – Furt + Steg
Fotos: Thomas Paulus
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 47
Foto: Heinz Patt
Kreuzungsbauwerke mit Straßen – Furt + Steg
Fotos: Thomas Paulus
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Foto: Heinz Patt
Kreuzungsbauwerke mit Straßen - Furt
Fotos: Thomas Paulus
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Foto: Heinz Patt
Kreuzungsbauwerke mit Straßen - Rohrdurchlass
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
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Foto: Heinz Patt
Durchlässe
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
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Foto: Heinz Patt
Brückenbauwerke
Wasserbau-steineoffenfugig in Beton mit Nachbett-sicherung im Unterwasser
- terrestrische Durchgängig-keit gegeben
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
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Foto: Heinz Patt
Kreuzungsbauwerke - Brücken
Mittelwasserrinne –Wasserbausteine vollständig mit Beton verfugt.
Durch die glatte Sohle kommt es zu keiner Sedimenteab-lagerung
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
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Foto: Heinz Patt
Brückenbauwerke
Fehlende terrestrische Durchgängigkeit
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
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Foto: Heinz Patt
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 55
Foto: Heinz Patt
Kastenprofil
Einbau von Störsteinen. Der Einbau wird bei geringen Abmessungen des Profils bautechnisch schwierig
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
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Foto: Heinz Patt
Kastenprofil
Sohlschwellen
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
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Foto: Heinz Patt
Kreuzungsbauwerke
Unsachgemäß verlegte Rohrdurchlässe
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
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Foto: Heinz Patt
Kreuzungsbauwerke
Doppeldurchlässe neigen zur Verlandung
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
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Foto: Heinz Patt
Rohrdurchlass mit Substratauflage
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
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Foto: Heinz Patt
Rohrdurchlass mit anschließender Sohlenerosion
Rechteckprofil mit nicht ausreichender Nachbettsicherung
Nachbettsicherung bei Durchlässen
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 61
Foto: Heinz Patt
Stahlwellprofile
Mit ausreichender Substratauflage
Nicht fachgerecht eingebauter Durchlass
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 62
Foto: Heinz Patt
Stahlwellprofile
Einbau von Stahlwellprofilen
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 63
Foto: Heinz Patt
Einbau von Stahlwellprofilen
Hamco Dinslaken Bausysteme GmbH
Fotos: Werkfotos
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Foto: Heinz Patt
Gewässerkreuzungen
Maulprofil in Betonbauweise
Überfahrt als Furt
Fotos: LUBW
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 65
Foto: Heinz Patt
Gewässerverrohrungen
Ende eines Baches
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 66
Foto: Heinz Patt
Einbau von Betonfertigteilen
Fotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 67
Foto: Heinz PattFotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
Einbau von Betonfertigteilen
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 68
Foto: Heinz PattFotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
Einbau von Betonfertigteilen
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 69
Foto: Heinz PattFotos: Werner Gleim und Herbert Diehl
Einbau von Betonfertigteilen
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 70
Foto: Heinz PattFotos: Thomas Paulus
Einbau von Betonfertigteilen - Plattenüberfahrten
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 71
Foto: Heinz PattFotos: Thomas Paulus
Einbau von Betonfertigteilen - Plattenüberfahrten
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 72
Foto: Heinz PattFotos: Thomas Paulus
Einbau von Betonfertigteilen - Plattenüberfahrten
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 73
Foto: Heinz PattFoto: Thomas Meuer
Einbau von Betonfertigteilen - Plattenüberfahrten
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 74
Foto: Heinz PattFotos: Thomas Paulus
Einbau von Betonfertigteilen – U-Profil
18. August 2011 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 75
Foto: Heinz PattFotos: Thomas Paulus
Einbau von Betonfertigteilen – U-Profil
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Kreuzungsbauwerke mit Feld- und Waldwirtschaftswegen
Redaktionskommission: Dr.-Ing. Klaus Träbing, Unger-Ingenieure, Homberg/Ohm, (Auftragnehmer ab Juni 2009)Prof. Dr.-Ing. Rolf Johansen und Reinhold Stahlmann, FH Erfurt, Ing.-Büro Johansen & Spundflasch, Oberbösa (Auftragnehmer), bis Dez. 2007Markus Noack, Forstamt AdenauBodo Schmalz, Torsten Heep, Hess. Landesamt für Regionalentwicklung und Landwirtschaft, Wetzlar , ab Jan. 2007Harald Lütkenhaus-Kopp, RPU FrankfurtThomas Buch, RPU FrankfurtAnette Haas, LK Trier-LandRalf Lorig, SGD Süd, KaiserslauternRoland Wirtz, SaarforstIsabell Zech, Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz SaarlandThomas Paulus, GFG mbH
Redaktionssitzung: 13. Januar 2004, 25. Mai 2004, 12. Oktober 2004, 23. Januar 2005, 13. Juli 2005, 27. Februar 2007
Nächste Sitzung: 23. September 2011
Besprechung mit Autor: 8. Juni 2009, 6. Mai 2010, 6. Mai 2011
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18. August 201119.02.2008 | Kreuzungsbauwerke an Fließgewässern 77
Foto: Heinz PattDanke für Ihre Aufmerksamkeit
Grafik: Waldwissen.net