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Jahresbericht Klimafonds 2016
Editoral In den vergangenen sieben Jahre konnte der ökumenisch geführte ‚Spezialfonds Klima und
Entwicklung’ (Klimafonds) von Brot für alle und Fastenopfer Gelder generieren, die als
Zusatzfinanzierungen für klimawandel-bezogene Projekte (Anpassung, Verminderung und
Advocacy) von Südpartnern von Fastenopfer und anderen Schweizer Partnerwerken dienten.
Insbesondere ermöglichte er den teilnehmenden Organisationen der Klimatrainings, ihr neu
erlangtes Wissen und die während der Workshops entwickelten lokalen Anpassungsstrategien
in ihrer Arbeit umzusetzen und Klimaprojekte zu planen beziehungsweise bestehende Projekte
um eine Klimakomponente zu erweitern. So entstanden viele durch den Klimafonds finanzierte
Projekte, in denen das von Brot für alle entwickelte und in den Klimatrainings vermittelte
PACDR-Tool (Participatory Assessment of Climate and Disaster Risks) angewendet wurde
und/oder in denen Ergebnisse der PACDR-Analysen umgesetzt wurden.
Auch Dank des Klimafonds haben die meisten Schweizer Partnerwerke die Klimathematik in ihre
Programme und Projekte im Süden integriert, womit der Fonds sein Hauptziel erreicht hat. 2016
konnten weitere fünf Projekte erfolgreich durchgeführt werden, bevor der Fonds Ende des
Jahres auslief.
Administration und Planung Im Juni 2015 wurde die letzte Ausschreibung für die Projekte von 2016 verschickt und das
Auslaufen des Fonds angekündigt. Es gingen insgesamt 13 Anträge ein. Die Klimafonds-
Kommission wählte an ihrer Sitzung vom 10.12.2015 vier neue Projekte aus und bestätigte das
von HEKS bereits im Vorjahr beantragte regionale Projekt, das sich in der Zwischenzeit
konkretisiert hatte.
Finanzen Im Jahr 2015 wurden deutlich weniger Gelder für den Fonds generiert als in den Jahren zuvor.
Die Ursache dafür ist vermutlich, dass gemäss dem Beschluss der letzten Sitzung, den Fonds
Ende 2016 auslaufen zu lassen, keine Werbung mehr dafür gemacht wurde.
An der Sitzung vom 10.12.2015 wurde kommuniziert, dass für die Klimafonds-Projekte im Jahr
2016 noch 86 103,35.- Franken zur Verfügung stehen. Es wurde entschieden, die Projekte von
SECAAR/DM (Traduction de l’outil EPRACC en „EWE“) und MEB (Formation sur le changement
climatique et adaptation du manuel Foundation for Farming en support audio et braille) aus
dem Budget der Klimatrainings zu finanzieren, um insgesamt fünf der beantragten Projekte im
Jahr 2016 durchführen zu können.
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Projektübersicht 2016
Nr Projekt Land Partnerorganisationen Stand 1 Förderung von verbesserten
Öfen für Bauernfamilien
Kolumbien Atuscara, FO Kolumbien ausgeführt
2 Revitalisierung von Quellen und
Schutz von Uferwäldern im
Ökosystem des Cerrado
Brasilien CPT-Piaui, FO Brasilien ausgeführt
3 Klimatrainings, Sensibilisierung,
Saatgutbanken
Südafrika Khanyisa, FO Südafrika ausgeführt
4 Übersetzung und Anpassung
des PACDR-Klimatools von Brot
für alle für lokale Zielgruppen in
Afrika
Benin SEL-Benin, SECCAR ausgeführt
5 Klimawandel und
Agrobiodiversität:
Dokumentarfilm zum Thema
Saatgut
Regional:
Brasilien,
Honduras,
Guatemala,
Kolumbien
HEKS Brasilien mit
Unterstützung von Brot für
alle
und Partner aus insgesamt
8 Ländern
(Ecuador, Brasilien, Costa
Rica, Mexico, Honduras,
Argentinien, Kolumbien
und Guatemala), darunter
Partner von Fastenopfer,
HEKS und Brot für alle
ausgeführt
Der Film wurde im
Mai 2016 erfolgreich
in Mexiko lanciert
und dann in der
ganzen Region
verbreitet.
Die Projekte im Einzelnen
Kolumbien
1. Atuscara, FO Kolumbien: Förderung von effizienteren Öfen für Bauernfamilien
Im Rahmen des Projektes konnten insgesamt 84 ressourceneffiziente Öfen gebaut werden. Dies
brachte eine Vielzahl von Verbesserungen für die Familien mit sich: Personen, die kochen, sind
besser vor dem Rauch und den damit verbundenen Gesundheitsrisiken geschützt. Ausserdem
müssen die Frauen weniger Zeit für das Suchen und Verarbeiten von Brennholz aufwenden, da
die Öfen weniger Holz verbrauchen und Äste verwendet werden, die von den Bäumen fallen.
Sogar die Männer interessieren sich nun für das Zubereiten von Essen mit diesen Öfen.
Natürlich hat die Ersparnis von Biomasse auch eine positive Auswirkung auf die Umwelt und für
den Schutz des globalen Klimas. Es wird jährlich zwischen 50 -70% an Brennholz eingespart. In
vier Baumschulen konnten zudem 500 Bäume gepflanzt werden und so zur Wiederaufforstung
der Region beitragen – ein weiterer Beitrag zum weltweiten Klimaschutz. Ausserdem wurde
eine Klimastation eingerichtet, die ungewöhnliche Klimaereignisse (Hitze, Niederschlag etc.) in
der Region messen kann.
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Die Auswertung soll den Familien helfen, solche Ereignisse besser antizipieren und
dementsprechend besser reagieren und planen zu können. Die Wirksamkeit der Klimastation
kann allerdings erst Ende 2017 evaluiert werden. Atuscara gelang es, einen Bürgermeister für
das Projekt zu interessieren und somit neue Perspektiven für eine finanzielle Unterstützung aus
öffentlicher Hand zu schaffen.
Brasilien
2. CPT-Piaui, FO Brasilien: Revitalisierung von Quellen und Schutz von Uferwäldern im
Ökosystem des Cerrado
Dank des Projektes, das zum Teil von Fastenopfer und zum Teil vom Klimafonds unterstützt
wurde, konnte eine 2015 begonnene Initiative der Landpastorale Piauí zum Schutz und zur
Wiederaufforstung von Quellen fortgesetzt werden. Das Ökosystem des Cerrado im Nordosten
Brasiliens ist durch rapide landwirtschaftliche Industrialisierung bedroht. Ein wichtiges Ziel des
Projektes war es, die Öffentlichkeit und die Regierung zu sensibilisieren, dass die Quellen
revitalisiert und die sie umgebenden Uferwälder erhalten werden müssen. Dazu sollten die
notwendigen Techniken und Vorgehensweisen vermittelt werden..
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Konkret konnten mit der Unterstützung des Klimafonds vier Informationsveranstaltungen an
Schulen und ein Ausbildungsworkshop über das Ökosystem des Cerrado durchgeführt werden.
Ausserdem wurden 5000 Broschüren zur Weiterbildung gedruckt und ein Video („Agua é Vida“)
über die Aufforstung von Quellen produziert. Beides konnte breit gestreut werden, zum Beispiel
bei den Veranstaltungen an Schulen und Universitäten. Das Video wurde auch über Internet
und Fernsehen verbreitet. Diese Aktivitäten haben die Lobby-, Öffentlichkeits- und
Sensibilisierungsarbeit der CPT zur Wiederaufforstung der Quellen im Cerrado bedeutend
unterstützt.
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Südafrika
3. Khanyisa, FO Südafrika : Klima-Analysen, Sensibilisierung, Saatgutbanken
Im Rahmen des Projektes wurden insgesamt acht partizipative Klima-Analysen in vier
verschiedenen Gemeinden durchgeführt (Paterson, Kwanobuhle, Thornhill, Addo und Hankey).
Insgesamt nahmen 156 Kleinbäuerinnen und -bauern teil. Diese sind als Multiplikatoren in ihren
Dörfern aktiv und verbreiten ihr neu erlerntes Wissen über Klimawandel und Adaptions- und
Mitigationsmechanismen weiter. Sie wurden zum einen darin geschult, Lobbyarbeit zu machen,
um von der Regierung mehr Unterstützung zu bekommen. In drei Regionen konnten sie sich die
Unterstützung der Regierung sichern. Zum andern wurden sie in konkreten Anbaumethoden
(Permakultur und Agrarökologie) zur Adaptation und Mitigation geschult. Im Zentrum standen
die Einführung und der Erhalt von lokalem, trockenheitstolerantem Saatgut. In den Gemeinden
Paterson und Addo wurden Saatgutbanken eingerichtet. Eine dritte Saatgutbank konnte
aufgrund von Personalmangel nicht eingerichtet werden. Bereits im Verlauf des Jahres 2016
konnte Khanyisa beobachten, dass die durch das Projekt geschulten Bäuerinnen und Bauern
besser auf die durch den Klimawandel zunehmende Trockenheit reagieren konnten und selbst
unter den schwierigen Bedingungen kleine Überschüsse für den Verkauf produzieren konnten.
Auch die Saatgutbanken konnten hier einen Beitrag leisten.
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Benin
4. SEL-Benin, Mitglied von SECAAR : Übersetzung des PACDR-Klimatools für lokale
Zielgruppen in Afrika
Die Organisation Secaar nahm 2012 an einem von Brot für alle durchgeführten Klimatraining teil
und wurde so mit dem eingangs erwähnten Klima-Tool vertraut gemacht. Seither wendete
Secaar dieses Instrument in seiner Projektarbeit in West- und Zentralafrika an. Die Erfahrung
zeigte, dass es für ihre Zielgruppen hilfreich wäre, ein sprachlich vereinfachtes Instrument zu
haben. Für die Arbeit mit lokalen Partnern und Partnerinnen in Togo und Benin wurde zudem
die Übersetzung in die lokale Sprache Ewé notwendig. In guter Zusammenarbeit mit lokalen
Partnern aus Togo und Klima-Expertinnen und -experten aus der Schweiz und Deutschland
konnte das Projekt zur Überarbeitung des Klimainstruments durchgeführt werden. Der Entwurf
wurde an zwei Testworkshops angewendet und dank dieser Erfahrung nochmals überarbeitet.
Es folgte das Layout und die Übersetzung in Ewé. Die Dokumente sind nun im lokalen Kontext
einfach anzuwenden und stehen den Interessierten zur Verfügung. Die unten stehenden Bilder
zeigen Illustrationen aus der Secaar-Version des PACDR-Tools.
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Regional / Lateinamerika
5. HEKS Brasilien und Partner aus Ecuador, Brasilien, Costa Rica, Mexico, Honduras,
Argentinien, Kolumbien und Guatemala, Brot für alle/HEKS: Dokumentarfilm zum
Thema Saatgut
Die acht teilnehmenden Organisationen erarbeiteten gemeinsam ein Drehbuch und
organisierten dank professioneller Anleitung und Koordination von Radio Mundo Real (Uruguay)
die Aufnahmen in ihrem Land. Radio Mundo Real produzierte dank dieses Materials einen
Dokumentarfilm von knapp 40 Minuten mit dem Originaltitel «Semillas ¿Bien común o
propiedad corporativa?» («Saatgut, Gemeinschaftsgut – oder Firmenbesitz?»).
In diesem Dokumentarfilm ist die «Semilla Criolla» (das kreolische Saatgut) der Hauptdarsteller,
also das heimische Saatgut in den Händen der Dorfgemeinschaften und der indigenen
Bevölkerung. Diejenigen, die dieses bäuerliche, lokale Saatgut in Ecuador, Brasilien, Costa Rica,
Mexiko, Honduras, Argentinien, Kolumbien und Guatemala verteidigen, teilen mit den
Zuzuschauenden ihre Erfahrungen und Kämpfe.
Der Film zeichnet den Parcours des Kampfes um das heimische Saatgut als integralen
Bestandteil der Verteidigung des Territoriums, des Lebens, der Autonomie der Völker, seiner
Geschichte und kulturellen Hintergründe auf. Er zeigt Saatgutmessen, kulturelle Riten und lokale
Erfahrungen in der Rückeroberung und Bewahrung des Saatgutes. Es werden auch Beispiele
vom Kampf gegen das Sortenschutzgesetz UPOV 91, die erzwungene Einführung von
gentechnisch veränderten Pflanzen und deren gravierenden Auswirkungen auf die
Bauernfamilien gezeigt. Im Mittelpunkt steht die Verteidigung des Saatguts als Erbe der
Bevölkerung im Dienste der Menschheit und als Meilenstein auf dem Wege hin zur Erreichung
der Ernährungssouveränität.
Der Film wurde im Mai 2017 an einer regionalen Konferenz in Mexiko vorgestellt und ab dem
15. Juni in allen acht beteiligten Ländern lanciert (online und bei zahlreichen Veranstaltungen).
Seither wird er in den sozialen Netzwerken sehr erfolgreich verbreitet. Er wird demnächst mit
englischen, französischen und portugiesischen Untertiteln versehen werden. Der Film dient zur
Sensibilisierung, Information und Mobilisierung der Öffentlichkeit. Der Film ist im Internet ein
voller Erfolg und wurde bis August 2017 bereits über 43`000 mal im Internet angesehen, täglich
kommen neue Klicks hinzu.
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Die gemeinsame Produktion des Films hat der
regionalen Vernetzung der beteiligten
Organisationen eine sehr gute Dynamik
verliehen. Im Anschluss an die Produktion des
Films wurde ein regionaler Workshop zum
Thema organisiert, der die Vernetzung
nochmals verfestigt hat.
Teilnehmende Organisationen bei dem Projekt
waren Terra de Direitos (Brasilien), Verde
Vegetal (Ecuador), ANAFAE (Honduras), GRAIN
(Mexiko), Acción por la Biodiversidad
(Argentinen), Corporación Grupo Semillas
(Kolumbien), Red de Coordinación en
Biodiversidad (Costa Rica), REDSAG
(Guatemala).
Der Film ist online verfügbar unter:
https://vimeo.com/218841301
Text: Ester Wolf, Julia Jawtusch Brot für alle
Fotos: Die Copyrights liegen bei den jeweiligen Organisationen, die die Projekte durchführten.
Verantwortliche Klimafonds: Julia Jawtusch / Ester Wolf