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Prof. Dr. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität

Integrationskritische Perspektiven für migrationsgesellschaftliche Bildungsarbeit

•  Eine verspätete Migrationsgesellschaft •  Alltagsrassismus und Rassismuskritische Bildung •  Extremismus und Populismus •  Wessen Integration? •  Antimuslimischer Rassismus und Islamfeindlichkeit •  Migrationsgesellschaftliche Bildung •  Aktuelle Herausforderungen

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Eine verspätete Migrationsgesellschaft

•  Arbeitsmigration mit Rückkehroption und die Reduktion der ‚Gastarbeiter‘ auf ihre Arbeitskraft

•  Faktische Einwanderung bei gleichzeitiger politischer Nichtanerkennung

•  Pluralität zwischen Idealisierung und Diffamierung – „Multikulturelle Gesellschaft“

•  Generationendynamik und das Festhalten am „Migrationshintergrund“

•  Unzeitgemäßheit der nationalen Rechtsordnung – „das Recht, Rechte zu haben“ in einer Welt der Migrationen (Benhabib 2008)

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Alltagsrassismus und Rassismuskritische Bildung

•  Unterscheidung von doktrinärem Verfolgungsrassismus und demokratischem Alltagsrassismus

•  Alltagsrassismus im demokratischen Gemeinwesen wahrnehmen und Rassismuserfahrungen anerkennen

•  Institutionellen Rassismus thematisieren, bspw. in der Polizei und in der Schule (Quehl 2009) – Bewusstseinsbildung des pädagogischen Personals

•  Normalisierter Rassismus in der gegenwärtigen Gesellschaft (Mecheril 2007) •  Rassismusignoranz in der demokratischen Öffentlichkeit •  Strukturelle und interaktionelle Diskriminierung als Problem des

bundesdeutschen Bildungssystems anerkennen (Gomolla 2011; Hormel 2011) •  Mehrebenenanalyse verflochtener Diskriminierungspraktiken: „intersections

of oppression“ (Crenshaw 1989; Collins 1993) •  Pädagogik und ihre Institutionen als Teil des Problems erkennen:

„Rassismus bildet“ (Broden/Mecheril 2010) – Pädagogisches Fremdmachen

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Extremismus und Populismus

•  Extremismusbegriff als Distanzierungsformel •  Eingrenzung auf organisierten nationalistischen

Rechtsextremismus •  Populismus als bürgerlicher Extremismus •  Wohlstandsverteidigung und nationale Kulturgemeinschaft •  Herkunftsthematisierungen und Zugehörigkeitsordnungen •  Feindseligkeiten gegenüber fremd gemachten Anderen

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Antimuslimischer Rassismus und Islamfeindlichkeit

•  antimuslimische Ressentiments: Abwehr eigener konservativer, frauenfeindlicher, antimoderner Denkmuster (Leiprecht/Lutz 2009; Rommelspacher 2009))

•  den Islam und die Muslime in Europa fremd machen – Nichtzugehörigkeit hervorheben – Feindseligkeit gegen einen „Anderen im Inneren“ (Shooman 2012)

•  Mangel an Kontextualisierung des politischen Islamismus – Kulturalisierung des Islamismus statt Politisierung – Vernachlässigung des politischen Denkens

•  Verdrängung eigener Gewaltgeschichte und Projektion der Gewaltproblematik auf Muslime

•  Ähnlichkeiten von Islamfeindlichkeit und Islamismus: Vereindeutigung von Zugehörigkeit (national oder religiös begründet); Vorstellung eines Gegensatzes von Islam und Moderne bzw. Islam und Europa; Wunsch nach kulturell-religiöser Homogenität; Abwehr innergesellschaftlicher Pluralität

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Wessen Integration?

•  Versprechen, Drohung und Norm •  „Mit den Widersprüchen wächst die Perfektion, sie zu

integrieren“ (Heydorn 1969) •  Integration als dominanzgesellschaftliches Leitbild und „Bindung an

das Bestehende durch bessere Anpassung“ (Koneffke 1969) •  Integration als gewaltlose Einordnung im Modus der fürsorglichen

Führung •  Integration als Dienstleistung eines aktivierenden Staates •  Reflexion der Geschichte der Assimilation •  Auseinandersetzung mit der Struktur der Institutionen •  Integration in normalisierte Diskriminierungsverhältnisse

unterbrechen

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Migrationsgesellschaftliche Bildung

•  Ressourcen für Orte des Nachdenkens und der kritischen Professionalisierung für das (sozial-)pädagogische Personal

•  Zugehörigkeitsordnungen hinterfragen •  Kritische Auseinandersetzung mit der Illegitimierung von Migration •  Spaltungen einer Gesellschaft auf einem Territorium wahrnehmen

(Terkessidis 2004) – Spaltungen im Sprechen über Migrant_innen verweigern •  Angstthesen zurückweisen – Wessen Ängste werden beachtet? •  Gegenwärtigen migrationsfeindlichen Rassismus, Antiziganismus /Anti-

Romaismus, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus thematisieren •  Bildungsbeteiligung mit Verschiedenheit ermöglichen –

diversitätsreflexive Partizipation statt Integration •  Transformationen für eine solidarische Bildung in globalen

Ungleichheitsverhältnissen www.aufruf-fuer-solidarische-bildung.de

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Aktuelle Herausforderungen

•  Auseinandersetzung mit dem verbreiteten „antipluralistischen Ressentiment“ (Bielefeldt 2007)

•  Rechtspopulismus und autoritäre Bedürfnisse (Nachtwey 2015) •  Antimuslimischer Rassismus: Muslime als homogene und

nichtzugehörige Gruppe •  Besetzungen von Religion als identitärer Kategorie •  Sehnsucht nach einer heilen nationalen Identität •  Anerkennungskämpfe aufgrund institutioneller

Diskriminierungserfahrungen •  Eliten- und Institutionenfeindlichkeit •  autoritär-identitäre Bewegungen: Djihadismus/Salafismus, Neo-

Nationalismus, Kulturrassismus, europäischer Rechtspopulismus •  Akzeptierte Feindseligkeiten (Zick/Klein 2014)


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