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InsaiterInsaiter
H E R B S T 2
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SOMMERNACHTSKONZERT AUF STIFT MELK
DER ZITHERNACHWUCHS - UPDATE
DIE RETTUNG DES DONAUWALZERS
Notenauszug „MASQUERADE SUITE“
ZISTERZIENSERSTIFT MELK
TREMBLAZZ BEIM FWF SOMMERFEST
INSAITER 03 / 2013
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INHALTSVERZEICHNIS
Leitartikel ................................................................ 2
Sommernachtskonzert auf Stift Melk ............... 3
Tremblazz beim FWF Sommerfest ..................... 5
Werkbearbeitung „Masquerade Suite“ ............. 7
Der Zithernachwuchs—Update ......................... 13
Zisterzienserstift Zwettl ..................................... 14
Chronik: Die Rettung des Donauwalzers ....... 16
Ankündigungen & Termine .............................. 19
Impressum ............................................................. 20
Liebe Leser!
Der Insaiter ist das Informations-
medium des Wiener Zitheren-
sembles - Hannelore Laister. Die
Zeitschrift wurde von den Mitglie-
dern des Ensembles gegründet,
um unsere Aktivitäten einem brei-
ten Publikum zugänglich zu ma-
chen und größere Resonanz in der
Öffentlichkeit zu finden.
Wir möchten uns damit aber auch
der öffentlichen Kritik stellen. Wir
sind für Rückmeldungen zu unse-
ren Konzerten und Aktivitäten
dankbar.
Die Zeitung erscheint vierteljähr-
lich und ist für alle aktiven und
unterstützenden Mitglieder kos-
tenlos. Auch interessierte Nicht-
mitglieder können die Zeitschrift
selbstverständlich – gegen einen
Unkostenbeitrag von € 6,- / Ausga-
be bzw. € 20,- für ein Jahresabon-
nement abonnieren.
Für alle Anfragen, Informationen
und Rückmeldungen schreiben Sie
uns bitte an:
(oder per Briefpost an die Adresse
des Vereins lt. Impressum).
Wir freuen uns auf zahlreiche
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Restliche: Mitglieder des WZE
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Sommernachtskonzert auf Stift Melk Am 9. August 2013 gastierte das Wiener Zitherensemble zum zweiten Mal im Stift
Melk, als Teil des Sommerkonzertzyklus im Gartenpavillon des Stiftes. An dieser Stel-
le nochmals herzlichen Dank an Pater Martin zur fürsorglichen Betreuung des ge-
samten Teams. Die Wetterprognosen sollten sich an diesem Tag leider erfüllen, wäh-
rend zu Beginn der Vorbereitungen und Proben noch die Sonne lachte, stellten sich
pünktlich wie vorhergesagt am späteren Nachmittag Gewitterwolken und starke Re-
genfälle ein. Die phantasievollen Rokoko-Fresken im Inneren des Pavillons trösteten
jedoch über die nassen Außenbedingungen hinweg und das Konzert war bis auf den
letzten Platz ausverkauft. Das breit gefächerte Programm von klassischen bis moder-
nen Stücken fand großen Anklang beim Publikum und wurde mit lang anhaltendem
Beifall bedacht.
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Im Gedenken J.S. Bachs
(F.G. Knotzinger) Wiener Zitherensemble
J.S. Bach / Fuge, BWV 1000
(S. Hörandner) Stephan Hörandner
Antonio Vivaldi / Sonate F-Dur
(F.G. Knotzinger) Wiener Zitherensemble
Evaristo F.Dall‘Abaco / Sonata op.1/Nr. 4
(F.G. Knotzinger) Wiener Zitherquartett
G.F. Händel / Wassermusik, HWV 349
(S. Hörandner) Wiener Zitherquartett
Georg Bizet / Carmen Phantasie
(G. Last) Barbara Laister-Ebner,
Monika Kutter
Astor Piazzolla / Escualo
(Monika Kutter) Wiener Zitherensemble
PAUSE
Erich Benedini / Waltz in Minor
(G. Last) Wiener Zitherensemble
Alan Silvestri / Feather Theme
(Monika Kutter) Wiener Zitherensemble
Ron Goodwin / Miss Marple
(Monika Kutter) Wiener Zitherensemble
Jimmy Forrest / Night Train
(Monika Kutter) Wiener Zitherensemble
Anonym / Debiasi Tanz
Barbara Laister-Ebner, Monika Kutter
Karl Hodina / Vogerl am Bam
Barbara Laister-Ebner, Monika Kutter
F. von Suppé / Leichte Kavallerie
Wiener Zitherquartett
Johann Schrammel / Wien bleibt Wien
Wiener Zitherquartett
C.M. Ziehrer / Weaner Madln
(H. Pröll) Wiener Zitherensemble
Zugabe: Anton Karas / Harry Lime Thema
(Monika Kutter) Wiener Zitherensemble
Programm Stift Melk
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Der FWF - Fonds zur Förderung der wissenschaft-
lichen Forschung - ist Österreichs zentrale Einrich-
tung zur Förderung der Grundlagenforschung. Er
ist allen Wissenschaften in gleicher Weise ver-
pflichtet und orientiert sich in seiner Tätigkeit aus-
schließlich an den Maßstäben der internationalen
Scientific Community.
Am 15. Juni gab die Internationale START-/
Wittgenstein-Jury Förderungsempfehlungen zu
den diesjährigen Auszeichnungen ab. Der Wittgen-
stein-Preis ist Österreichs höchstdotierter und
prestigeträchtigster Wissenschaftspreis, der seit
1996 durch den FWF vergeben wird. Die START-
Auszeichnung ist die höchstdotierte und aner-
kannteste FWF-Förderung für Nachwuchsforsche-
rInnen, die aufgrund ihrer bisher geleisteten wis-
senschaftlichen Arbeit die Chance erhalten sollen,
in den nächsten sechs Jahren finanziell weitgehend
abgesichert, ihre Forschungsarbeiten zu planen,
eine eigene Arbeitsgruppe auf- bzw. auszubauen
und diese eigenverantwortlich zu leiten. Die Ent-
scheidungen wurden auf einer Pressekonferenz
am 17. Juni bekanntgegeben, die Auszeichnungen
am selben Abend im Rahmen des FWF Sommer-
fests verliehen.
Bei tropischen Temperaturen fand sich die Crème
de la Crème der heimischen Wissenschaftselite im
Palais Clam-Gallas in der Währingerstrasse in
Wien ein, um die Preisträgerin des Wittgenstein-
preises, Ulrike Diebold, Professorin für Oberflä-
chenphysik an der Technischen Universität Wien,
und die neun START – Projektleiterinnen zu ehren,
aber auch den Präsidenten des FWF, Christoph
Kratky, nach 8 Jahren im Amt in die Pension zu
verabschieden.
tremblazz trembl‘N dAs
FWF Sommerfest
Als Überbringer der Auszeichnungen gab sich
Wissenschafts- und Forschungsminister Karlheinz
Töchterle die Ehre.
Die musikalische Rahmengestaltung der Preisver-
leihung durften die Tremblazz, bestehend aus Bar-
bara Laister-Ebner und Monika Kutter an den Zi-
thern und Christina Bachler mit ihrer Stimme, ges-
talten.
Das Sommerfest des FWF ist neben der zentralen
Preisverleihung auch in vielerlei anderer Hinsicht
FWF Präsident Christoph Kratky, Wittgenstein Preisträgerin Ulrike Diebold, BM Karlheinz Töchterle
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A B O
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tionen. Schicken Sie bitte den folgenden Abschnitt an die Insaiter Redaktion
(Adresse lt. Impressum), oder bestellen Sie bequem per e-mail an: insai-
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ein erwähnenswertes Event. Die Organisatoren ha-
ben sich neben einer aufwendigen Gartengestal-
tung noch so einiges einfallen lassen. So wurde
man gleich beim Betreten des Gartens von Panto-
mimen, Akrobaten und Feuerschluckern empfan-
gen.
Oliver Maar an seinen Drehorgeln verlieh der Ver-
anstaltung auch akustisch einen wunderbaren Ein-
klang auf den bevorstehenden Höhepunkt des
Abends, der dann von den Tremblazz mit
sommerlichen Klängen eingeleitet und begleitet
wurde. Das überschwängliche Buffet und die bis
in die Nacht andauernden sommerlichen Tempera-
turen luden danach noch lange zum Verweilen ein.
Alles in allem ein wunderbarer Abend.
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Aram Ilyich Khachaturian
(* 24. Mai (jul)/6. Juni 1903 (greg.) in Tiflis; †1. Mai
1978 in Moskau)
...war ein sowjetisch- armenischer Komponist.
Seine Kompositionen sind beeinflusst von der ar-
menischen und kaukasischen Volksmusik . Er war
einer der wichtigsten sowjetischen Komponisten
der 1930er bis 50er Jahre. Eine Auswahl seiner
Werke wurde im Jahr 2013 zum Weltdokumenten-
erbe erklärt.
Aram Ilyich Khachaturian wuchs in Tiflis als Sohn
einer armen Buchbinderfamilie auf und war schon
früh von der armenischen, georgischen und aser-
baidschanischen Musik seiner Umgebung faszi-
niert. Während seiner Schulzeit spielte er Tenor-
horn. Er erlernte die russische Sprache und ging
1922 nach Moskau, um dort Biologie zu studieren.
Bereits nach wenigen Monaten wechselte er jedoch
an das „Musikpädagogische Gnessin-Institut“ und
schrieb sich dort für das Instrument Cello ein.
Nach drei Jahren wechselte er in die Kompositi-
onsklasse und 1926 ging bereits seine erste Kom-
position in Druck. Dann wechselte er an das Mos-
kauer Konservatorium und lernte dort bei Nikolai
Mjaskowski und Michail Gnessin . 1933 beendete
er sein Studium im Alter von 30 Jahren und heira-
tete seine Kommilitonin.
Sein Stil ging von der russischen Musik des 19.
Jahrhunderts und vom französischen Impressio-
nismus aus und lehnte sich stark an die armeni-
sche Volksmusik an. Durch den persönlichen Stil,
den er daraus entwickelte, gewann er für die Mu-
sik Armeniens große Bedeutung.
Werkbearbeitung
Walzer aus der Masquerade Suite von Aram Ilyich Khachaturian
Am 18. Mai 2014 (siehe Ankündigungen) steht also wieder ein großes Konzert in der Burg in Perchtoldsdorf auf unserem Konzertplan. So wie beim letzten Konzert in der Burg nehme ich auch diesmal dieses Konzert zum Anlass einige neue Bearbeitungen zu machen, die uns dann die nächsten Jahre auf unseren Konzerten begleiten wer-den. Das erste Werk ist schon vollbracht und soll nun hier kurz vorgestellt werden, in-klusive kurze Notenprobe. Es handelt sich um den Walzer aus der Masquerade Suite von Aram Ilyich Khachaturian.
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Die Schauspielmusik zu Maskerade schrieb Kha-
chaturian 1941 für eine Produktion des gleichna-
migen Stückes des russischen Schriftstellers Mi-
khail Lermontov. Es hatte am 21. Juni 1941 im
Vakhtangov Theater in Moskau Premiere. Besser
bekannt ist dieses Werk allerdings in der Form ei-
ner 5-sätzigen Suite.
Speziell das Walzer Thema bereitete Khachaturian
einige Schwierigkeiten. Die Heldin des Stückes Ni-
na beschreibt das Thema des Walzers im Stück mit
den Worten: „Wie schön dieser neue Walzer
ist!...etwas zwischen Trauer und Freude hat mein
Herz ergriffen.“ Diese Worte hatten den Kompo-
nisten veranlasst eine Thema zu schreiben, das es
als schön und neu empfand. Sein früherer Lehrer,
Nikolai Myaskovsky, versuchte ihm zu helfen, in-
dem er ihm zahlreiche Romanzen und Walzer aus
der Zeit Lermontov's zukommen ließ.
Das Studium dieser Arbeiten half ihm dabei den
richtigen Stil und die melodische Inspiration zu
finden, ohne die er nach eigenen Worten, das
zweite Thema des Walzers nicht gefunden hätte,
das sich wie ein magischer Schlüssel verhielt. Der
Rest des Walzers flog im dann förmlich zu.
1944 erweiterte Khachaturian dann diese Schau-
spielmusik zu einer 5-sätzigen Suite
Walzer
Nocturne
Mazurka
Romance
Galop
Viel Spaß mit der kurzen Notenprobe auf den fol-
genden Seiten.
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Zur Erinnerung: in der letzten Ausgabe des In-saiter wurde Johanna Florentina Ebner vorge-stellt, geboren am 15.Mai 2013, siehe rechts. Die Redaktion ging damals davon aus, dass bis zu den ersten Tönen auf der Zither wohl noch eine gewisse Zeit vergehen wird…. Wir revidieren diese Annahme wieder, siehe Foto unten!
DER Z ITHERNACHWUCHS — UPDATE
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der Zisterzienser im Nordwald. Mönche aus Stift
Heiligenkreuz errichten am Kamp die ersten Klos-
tergebäude und beginnen das klösterliche Leben.
1159 konnte die erste Klosterkirche geweiht wer-
den.
Die romanische Kirche wurde im 14. Jh., einer Zeit
kultureller Blüte, durch einen gotischen Kirchen-
bau ersetzt. Im Zuge der politischen Verhältnisse
(Kriege und Reformation) des 15. und 16. Jh. kam
es zum Niedergang des Klosters. Ab Mitte des 16.
Jh. setzte jedoch eine Periode der Erneuerung ein,
das Kloster gelangte unter der Regierung tüchtiger
Äbte, die die religiösen und wirtschaftlichen Ver-
hältnisse ordneten, zu neuer Blüte. Vor allem die
Barockzeit ist es, in der die Stiftsgebäude unter Abt
Melchior Zaunagg vollkommen umgestaltet wer-
den. Die Kirche wird fertiggestellt und im Innern
Z isterzienser nennen sich die Mönche und
Nonnen, die in der Tradition der Gründer des
Kloster Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung
und der Arbeit führen wollen. Der Zisterzienseror-
den entstand durch Reformen aus der Tradition
der Benediktinermönche. Die verschiedenen Zwei-
ge der Zisterzienser, die sich dem geistlichen Erbe
des Mutterklosters Cîteaux verpflichtet wissen, bil-
den die "Familia Cisterciensis".
Im Lauf der Jahrhunderte entwickelten sich die
Zisterzienser in Österreich zu einem Priesterorden.
Heute wirken die Zwettler Mönche in erster Linie
als Seelsorger und nehmen den Bildungsauftrag
im Schulunterricht und in der Erwachsenenbil-
dung wahr. 1138 legte Hadmar I. von Kuenring
mit seiner Stiftung den Grund für die Ansiedlung
STIFT ZWETTL Zur Einstimmung auf unseren Auftritt im Zisterzienserstift Zwettl bringen wir hier einen kurzen Über-blick zu Geschichte und Architektur des Stiftes.
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kostbar ausgestattet. Mit dem Kirchturm erhält das
Stift sein unverkennbares Wahrzeichen. Joseph
Munggenast und Paul Troger gestalten den baro-
cken Bibliothekssaal.
Gegen Ende des 18. Jh. erfolgt unter politischem
Druck eine weitgehende Veränderung des klöster-
lichen Leben, die Mönche wenden sich vermehrt
der Seelsorge in den anvertrauten 15 Pfarren zu.
Im 20. Jh. übersteht das Stift die beiden Weltkriege
und die NS-Zeit unbeschadet. Mit der Gründung
des Bildungshauses in den 1920er-Jahren und der
HLUW Yspertal als “Projekt für die Zukunft” ent-
standen neue Arbeitsfelder in der Seelsorge. Um-
fangreiche Renovierungsarbeiten die mit der Kir-
chenrenovierung 2013 ihren Abschluss finden las-
sen das Stift heute in neuem Glanz erstrahlen.
(Quelle: www.stift-zwettl.at)
Fotos (v.l.n.r.): Stiftskirche, Kreuzgang, Cellarium,
Detail Kreuzgang
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JOHANN STRAUSS ENTSCHULDIGT SICH oder WIE ICH DEN DONAUWALZER RETTETE
Man führte mich durch lange, dunkle Gänge,
ehe wir vor einem kahlen Raum Halt machten.
Eine schwere Eisentür wird aufgesperrt, wir tre-
ten ein. Und stehen vor einem grauen Panzer-
schrank. In diesem liegen sie: die Originalnoten
des Donauwalzers, eigenhändig niedergeschrie-
ben von Johann Strauß.
Der Ausflug durch die geheimnisvollen Gänge
und Schächte des Wiener Musikvereinsgebäudes
fand kurz vor Weihnachten des Jahres 2006 statt.
Und der Mann, der die Noten von Österreichs
heimlicher Nationalhymne aus dem Safe holte
und mir für ein paar Minuten anvertraute, heißt
Josef Laister und (war) Präsident des Wiener
Männergesang-Vereins, in dessen Eigentum sich
der Walzer „An der schönen, blauen Donau“ be-
findet.
Herr Kommerzialrat Josef Laister hatte mich we-
nige Tage davor auf die dramatische Situation
der Besitzverhältnisse des Donauwalzers hinge-
wiesen.
Der Wiener Männergesang-Verein steckt seit
längerem schon in einer schweren Finanzkrise.
Man hat alles versucht, die Probleme zu lösen,
sowohl Republik Österreich als auch Stadt Wien
darauf aufmerksam gemacht, dass sich der Chor
nicht mehr selbst erhalten könnte. Doch man sei
auf taube Ohren gestoßen.
Wenn nicht bald etwas geschieht, müsse der
Verein seinen bei weitem wertvollsten Besitz
verkaufen. Den Donauwalzer.
„Was kann ich für Sie tun, Herr Laister?“
„Machen Sie die Öffentlichkeit auf die Situation
aufmerksam! Es gibt genügend Interessenten für
diese Noten, aber wenn sie einmal verkauft sind,
haben wir jede Kontrolle über sie verloren. Dann
haben wir keinen Einfluss mehr darauf, in wes-
sen Besitz sie vielleicht einmal gelangen. Bleibt
die Partitur in Österreich oder würde sie auf
dunklen Wegen ins Ausland geraten?
Wir wissen es nicht.“
Und dann erzählte mir Herr Laister die Ge-
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schichte des von ihm verwalteten Heiligtums.
Und damit die Geschichte jener Melodie, mit der
Johann Strauß wie mit keiner anderen die Tiefen
der österreichischen Seele erfasst hat.
“Wiener seid froh! Oho, wieso? No-so blickt nur
um, I bitte warum? Ein Schimmer des Lichts,
wir seh`n noch nichts…“
„Noch nichts zu seh´n“ war damals auch vom
weltweiten Erfolg, den der Walzer dereinst fei-
ern sollte – allerdings erst ab dem Jahre 1890, als
ihn ein Oberlandesgerichtsrat namens Franz von
Gernerth mit den neuen Worten „Donau, so
blau“ versah. Damit wurde das Werk zum gro-
ßen musikalischen Wurf des „Walzerkönigs“
und zur Jahrhundert-Melodie.
Und das, obwohl sich die Wiener auch über den
neuen Text, im Besonderen über die Zeile
„Donau so blau“, mokierten. Mit vollem Recht
sogar, wie die Farbabstimmung des Stroms in
einer 1935 ganzjährig entnommenen Wasserpro-
be belegt: Die Donau bei Wien ist „ sechs Tage
im Jahr braun, 55 Tage lehmgelb, 38 schmutzig-
grün, 49 hellgrün – aber niemals blau, nicht an
einem einzigen Tag! „
Was der künftigen Popularität des Wassers na-
türlich keine Abbruch tat. Auch Johann Strauß
konnte diese nicht erahnen. Als er die Noten,
unmittelbar nach der Uraufführung, dem Män-
nergesang-Verein als Geschenk überließ. Seither
befinden sie sich im Besitz des Chors – wie übri-
Der 42-jährige „Walzerkönig“ hatte sie in seiner
Wohnung in der Praterstraße komponiert und
dann dem Wiener Männergesangverein gewid-
met, dessen Chormitglieder das Musikstück am
15. Februar 1867 im Zuge einer „Faschings-
Liedtafel“ im Ballsaal des Wiener Dianabades
zur Uraufführung brachten. Damals freilich
noch mit einem ziemlich holprigen Text den der
Wiener Polizeibeamte Josef Weyl verfasst hatte:
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gens auch Originalnoten von Richard Wagner,
Franz Liszt, Johannes Brahms, Anton Bruckner
und Richard Strauss, die alle im Auftrag des
Männergesang-Vereins komponiert hatten.
Doch während der Wert dieser Noten nur weni-
ge Tausend Euro beträgt, wäre eine Versteige-
rung des Donauwalzers bis zu einer Million
bringen und somit die Finanzkrise lösen.
Der Wiener Männergesang-Verein zählt zu den
ältesten und traditionsreichsten Chören der
Welt. 1843 gegründet, spielten seine bis zu
fünfhundert Sängern im Kulturleben der Mo-
narchie eine bedeutende Rolle. Es gehörte zu
Lebzeiten von Johann Strauß zur Tradition des
Vereins alljährlich im Fasching einen Lieder-
abend zu veranstalten.
Der Donauwalzer wurde unter der Leitung des
Chormeisters Rudolf Weinwurm uraufgeführt,
dessen Name übrigens in riesigen Lettern auf
dem Plakat stand. Und winzig klein darunter:
„Johann Strauß, k.k. Hofballmusik-Director“.
Ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu kön-
nen, als ich die Noten im Musikvereinsgebäude
für ein paar Minuten in Händen hielt. Findet
sich doch auf Seite 1 des Klavierauszuges die an
Chor, Musiker und Kopisten gerichtete hand-
schriftliche Bemerkung:“ Bitte ob der schlechten
und unsauberen Schrift um Verzeihung – ich
musste binnen weniger Minuten damit fertig
werden. Johann Strauß“.
Bescheidener geht’s nicht. Johann Strauß ent-
schuldigt sich für den Donauwalzer!
Am 24. Dezember 2006 veröffentliche ich unter
dem Titel „Rettet den Donauwalzer!“ einen Arti-
kel im Kurier, der die verantwortlichen Kultur-
politiker aufforderte, es nicht zuzulassen, dass
ein Stück nationaler Identität für immer verloren
gehen könnte.
Das Echo war immerhin so groß, dass mir im
Jahr darauf vom Wiener Männergesang-Verein
die „Schubert-Medaille in Gold“ verliehen wur-
de – die höchste Auszeichnung, die der Chor zu
vergeben hat. Wie Präsident Laister erklär-
te ,hätte der Artikel „eine Lawine von Nachfra-
gen losgelöst“. Es gab kaum eine Zeitung in Eu-
ropa, die den Bericht vom drohenden Verkauf
nicht zitierte hätte, und im Internet wurden
14200 Einträge zum „Verkauf des Donauwal-
zers“ registriert“. Herr Laister erhielt Interview-
anfragen aus aller Welt. Ein Interessent aus Ja-
pan ließ sogar wissen, dass er den Donauwalzer
unter allen Umständen kaufen würde, „und
wenn Sie Noten allein nicht hergeben , dann
kaufen wir den ganzen Männergesang-Verein“.
Vor allem konnten Republik und Stadt Wien
nun nicht mehr tatenlos zusehen, dass die Parti-
tur eines Tages vielleicht in falsche Hände gelan-
gen würde. Am 15. Februar 2007, dem 140. Ge-
burtstag des Donauwalzers, wurde eine Privat-
stiftung gegründet, mit dem Ziel, die Original-
noten des Donauwalzers im Besitz des Männer-
gesang-Vereines belassen zu können.
In diesem befinden sie sich heute noch. Sie la-
gern im Safe des Raumes, indem ich sie für we-
nigen Minuten in Händen halten durfte. Und
dort werden sie hoffentlich für alle Zeiten blei-
ben.
Aus: „Unter uns gesagt“ von Georg MARKUS
PS: „Kommerzialrat Josef Laister“ ist mein Mann
(für alle die dies noch nicht wissen ) und dem Wiener
Männergesangverein geht es nach dem Austritt mei-
nes Mannes noch immer nicht gut.
Hannelore Laister
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Ankündigungen
8. November 2013, 19 Uhr
Unsagbar, Wien, Kaiserstr. 76
Zipegewo präsentieren: Opus "Dunkler Dämon"
...und andere Werke des jungen österreichischen
Dichters Andreas Thürnbeck
Lesung mit Zither und Band mit Werken von Soul bis Pop
7. & 8. Dezember 2013
Stift Zwettl, Festsaal und Cellarium
Wiener Zitherensemble
Unser erstes Adventkonzert im heurigen Jahr
findet am 7. Dezember um 16 Uhr im Festsaal von Stift Zwettl statt.
Am 8. Dezember um 10:30 Uhr folgt die musikalische Gestaltung der
Vormittagsmesse im Cellarium von Stift Zwettl
13. Dezember 2013, 19 Uhr
Adventkonzert in der Pfarrkirche Kagran,
Wiener Zitherensemble
St. Wendelinplatz, 1220 Wien
Nachdem der Auftritt des Wiener Zitherensembles anlässlich der
„Langen Nacht der Kirchen 2013“ in der Pfarrkirche St.Georg
sehr großen Gefallen fand, wurden wir wieder eingeladen,
um ein Adventkonzert zu spielen.
18. Mai 2014, 19 Uhr
Burg Perchtoldsdorf, Neuer Burgsaal
Wiener Zitherensemble
Schon jetzt kündigen wir unser erstes Konzert 2014
im Neuen Burgsaal der Burg Perchtoldsdorf an.
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Impressum:
Medieninhaber, Verleger, Herausgeber:
Wiener Zitherensemble—Hannelore Laister.
Adresse: Josef Deyl Gasse 9, A-2380 Perchtoldsdorf.
Redaktion: Stephan Hörandner, Monika Kutter,
Barbara Laister-Ebner, Hannelore Laister,
Christian Steger
Layout: Christian Steger