Hegels Reisen und Umzüge1
Inhalt
I. Einleitung .. . ' .......................... ........................................... 227
11. Das Transport- und Verkehrswesen zur Zeit Hegels 229
a) Personenbeförderung - Normale Post - Diligencen -
Extrapost - Hauderer - eigene Wagen 229
b) Warenbeförderung - Post - Fuhrleute - Verpackung 246
c) Preise .......................................... 251
111. Hegels Umzüge
von Tübingen nach Bern - von Bern nach Frankfurt über
Stuttgart - von Frankfurt nach Jena - von Jena nach
Bamberg - von Bamberg nach Nürnberg - von Nürnberg nach
Heidelberg - von Heidelberg nach Berlin ••••••••••.• 253
IV. Fazit .................................................... . _ ................. . " ......... 272
V.. B i b 1 i 0 g rap h i e ...... ...... -........... '........ ........ '. .. .. ., .. .. .. .. .. .. .. .. .. .... 273
1. Für Hinweise sind wir Herrn Dr. Probst vom Fürstlich Thurn und Taxisschen Zentralarchiv in Regensburg, dem Bundespost-Museum in Frankfurt am Hain, dem Stadtarchiv der Stadt Bern und dem PTT-Museum in Bern zu Dank verpflichtet.
226
I. Einleitung
Will man sich eine Vorstellung von dem Umfang von Hegels
Nachlaß und von der Art der in ihm enthaltenen Papiere
und Dokumente machen, so gewinnt die Frage Bedeutung,
welche Motive Hegel bewogen haben können, den Bestand
seiner Papiere zu Lebzeiten zu reduzieren. Neben rein
persönlichen Motiven2 können für eine solche Reduzierung
objektive Zwänge eine Rolle gespielt haben, so etwa der
Zwang, einen Umzug aus finanziellen Gründen nur unter
Mitnahme einer geringen Menge Umzugsgut bestreiten zu
können. In diesem Zusammenhang wird die Frage bedeutsam,
unter welchen Umständen Hegel seine Umzüge durchgeführt
hat, und im besonderen die Frage, ob er bei diesen
Umzügen alle seine Papiere mitführen konnte, oder ob er
etwa angesichts der Kosten und Mühen, die mit ihrem
Transport verbunden gewesen wären, gezwungen war, einen
Teil seiner Papiere vor dem Umzug zu vernichten.
Um zu klären, ob dies ein mögliches oder gar ein zwin
gendes Motiv für die Vernichtung von Papieren sein
konnte, haben wir die folgende Untersuchung über das
Umzugs- und Reisewesen der Zeit um 1800 in Rücksicht auf
mögliche Umstände von Hegels Umzügen angestellt. Von
besonderem Interesse war dabei die Klärung der Frage,
wie jemand von geringem Einkommen sein Hab und Gut, das
er in einigen wenigen Kisten verstaut hatte, bei einem
Umzug über weite Strecken transportieren lassen konnte.
Eine große Erschwerung dieser Untersuchung war, daß es
offenbar keine etablierte verkehrshistorische Forschung
über die Bewegung von Gütern in Hegels Zeit gibt. Wir
konnten deshalb nicht von wissenschaftlichen Veröffent
lichungen auf diesem Gebiet profitieren und mußten
versuchen, aus einzelnen Informationen, die wir aus
2. Man weiß von Goethe, daß er zeit seines Lebens verworfene Manuskripte und private Dokumente und Briefe in fast periodischen Abständen vernichtete. Er führte als Motiv dafür den Wunsch nach Reinheit, mit der man einen neuen Lebensabschnitt beginnen mUsse, an und nannte dies: "die alte Schlangenhaut abstreifen." So vernichtete er 1779 und 1797 große Teile seiner Korrespondenz "aus entschiedener Abneigung gegen Publikation des stillen Gangs freundschaftlicher Mittheilung".
227
Stadtgeschichten, Handelschroniken, Reiseberichten,
Gesetzen und Verordnungen zur Güterbestellung, Briefen
und Berichten von Zeitgenossen Hegels und anderen Quel
len bezogen, ein allgemeines Bild des damaligen Trans
portwesens zu zeichnen. Aus diesem G~unde halten wir es
auch für angebracht, ausführlicher als üblich aus den
herangezogenen Quellen zu zitieren.
Es mag scheinen, daß eine solche Untersuchung eine
Vielzahl von praktischen und sozialen Faktoren zu be
rücksichtigen hat, die heute schlechterdings nicht mehr
zu rekonstruieren sind, da das Wissen um sie, sobald es
obsolet wurde, verlorengegangen ist. Im Falle der Umzüge
Hegels wird eine solche Untersuchung jedoch durch einige
günstige Umstände erleichtert:
Vier der sieben Umzüge Hegels, nämlich die Umzüge von
Tübingen nach Bern, von Bern nach Frankfurt, von Nürn
berg nach Heidelberg und von Heidelberg nach Berlin
wurden von Hegels künftigen Arbeitgebern bezahlt. Für
einen fünften Umzug schließlich, dem Umzug von Bamberg
nach Nürnberg, ist dies, auch wenn es keine verbürgte
Quelle dafür gibt, anzunehmen. Es bleibt also in diesen
fünf Fällen lediglich die Aufgabe, zu prüfen, ob die
Hegel für diese Umzüge zuerkannten Summen so bemessen
waren, daß sie ihm auch erlaubten, alle seine Papiere
mitzunehmen.
Im Falle der Untersuchung der beiden anderen Umzüge
Hegels, nämlich der Umzüge von Frankfurt nach Jena und
von Jena nach Bamberg ist es möglich, sich auf die
Betrachtung von Quellen aus einem eng begrenzten Zeit
raum zu konzentrieren und damit aus der Vielzahl der
vorhandenen Quellen die für diesen Zeitraum repräsenta
tiven gezielt auszuwählen.
228
11. Der Personen- und Warentransport zur Zeit Hegels
a) Der Personentransport
Die Möglichkeiten, die für eine Reise zu Lande zur
Verfügung standen, waren eine Reise zu Fuß, eine Reise
mit der fahrenden Post, mit der Schnellpost, mit der
Extrapost und schließlich mit der eigenen Kutsche und
eigenen Pferden.
Von einer Fußreise abgesehen war eine Reise mit den
Wagen der fahrenden oder ordiniire Post die kostengün
stigste Art des Reisens. 3 Zugleich war sie jedoch auch
die bei weitem anstrengendes te und langsamste.
Von den Postverwaltungen erlassene Vorschriften regelten
die Laufzeiten der Postwagen und die Tarife für die
Personen- und Frachtbeförderung aufs genaueste: die
Postwagen der ordinären Post verkehrten nach einem
festen Fahrplan zu bestimmten Tagen und zu bestimmten
Zeiten auf festgelegten Routen. Die Fahrpläne und Pos
trauten wurden in sogenannten Posttabeiien oder Postzet
tein veröffentlicht. 4
Die Postwagen waren große und schwere, meist ungefeder
te, vierrädrige Wagen, denen vier bis sechs Pferde 5 vorgespannt waren. Auf jeder Poststation wurden diese
3. cf. Reicha~d(1801), p. 118: "Nicht eines jeden Beutel erlaubt dem Passagier mit Extrapost zu reisen, und doch wünscht er, wegen seiner Geschäfte, schnelle Förderung. Die findet· er denn, um ein geringes Geld, auf dem Postwagen, und wenn er gleich nicht immer auf den Punkt bestimmen kann, um die und die Zeit an Ort und Stelle einzutreffen, so wird doch die Differenz nie beträchtlich ausfallen. C ••• ' Da alles auch reguliert ist und seine Tarif hat, so entgeht der Reisende allen Verdrießlichkeiten wegen mehrerer Pferde, höherer Zahlung u.d.gl. denen der Extrapostreisende ausgesetzt ist." 4. Dies geschah durch Anschläge in den Poststationen, aber auch durch Wiedergabe in Jahreskalendern und Zeitungen. 5. Eine drastische Beschreibung eines Postwagens findet sich in John Russells 'Reise durch Deutschland in den Jahren 1820, 1821 und 1822', Leipzig 1825, p. 21 - 24: " ••. das, was die Deutschen einen Postwagen nennen, der durch diese himmlische Gegen sich langsam fortbewegt. So sehr wir uns auch des Lachens nicht erwehren können bei dem Anblick der dürren Klepper, des mit Stricken zusammengeknüpften Geschirrs, und des schleppenden Ganges dieser Maschinen, welche in Frankreich diesen Namen führen, so haben doch die Franzosen ihre weniger rüstigen Nachbarn in Allem übertroffen, was Nettigkeit, Bequemlichkeit und schnelle Abferti-
229
Pferde gegen frische ausgetauscht und wurde Fracht
abgeladen, andere zugeladen.
Die Geschwindigkeit der Postwagen war in der Regel 6 äußerst gering. Das Auf- und Abladen von Fracht und
der Pferdewechsel auf jeder Station, der meist sehr
schlechte Zustand der Straßen und Wege, und schließlich
die starke Beladung der Wagen hatten zur Folge, daß eine
gung betri·ff t. Das deutsche Fuhrwerk hat einige Ähnl ichkei t mit dem französischen, ist aber weit ungeschickter und unbehülflicher eingerichtet. Die Bagage, welche bei weitem den größern Tei I der Last ausmacht, ( ••. ) ist nicht oben, sondern hinten angebracht~ Hinter dem Wagen ragt ein Verdeck über die Achse der Hinterräder hervor, welches eben so lang und breit als das ganze Fuhrwerk ist. Hierin ist eine Festung von Kisten und Kasten, und aller nur ersinnl icher Bagage aufgebaut, die gemeiniglich über die Räder sich erstreckt, und sich weit über die Decke des Wagens emportürmt. Die ganze Last wird so viel wie möglich durch starke Ketten vermehrt) welche dazu dienen soljen, den Festungsbau gegen alle Anfälle von hinten zu sichern; denn die Bedeckung wird gleich ihrem Kameraden in Frankreich sich wohl hUlen, dem Wind und Wetter sich auszusetzen, sondern zieht sich in den Wagen zurück, um daselbst sich ungestört der Ruhe zu überlassen, und überläßt das ganze Gebäude, welches mit so viel Anstrengung und bewundernswürdiger Geschicklichkeit aufgeführt worden ist, gänzlich seinem Schicksal. Sechs Passagiere, falls sich so viele Wagehälse finden lassen, werden inwendig hineingestopft; zwei, weniger glücklich oder beherzt, pflanzen sich in das Wägelchen bei der Bedekkung. ( ••. ) Vor dieser ungeheuren Masse, einem wahl'en Fl ickwerk von Postkutsche und Fuhrmannskarren, sind vier dürre, lumpige Klepper gespannt, und die ganze Maschine treibt nun so auf den schönsten Straßen, ungefähr etwas mehr als drei englische Meilen in einer Stunde, den Aufenthalt unterwegs mit eingeschlossen, fort. Jede Art von Erfrischung wird jedesmal mit wahrer menschenfreundlicher Gemächlichkeit besorgt, und in jeder ansehnlichen Stadt muß eine Lücke in der Bagagenburg gemacht, und dieselbige sodann wieder aufgebaut werden. Eine halbe Tagesreise in einem SIllehen Fuhrwerke ist hinreichend, einem dasselbe auf Lebenslang zu verleiden." Eine ähnliche Beschreibung ·findetsich in Krünitz' Oekonomischtechnologischer Encyklopädie, Bd. 57, unter dem Stichwort 'Kutsche'. 6. cf. ReichardCI801), p. 118: "Reisen mit dem Postwagen oder der Landkutsche sind beschwerlich und angreifend. Das unbequeme, enge Sitzen, oft bey schwüler Luft, das langsame Fortrutschen mit phlegmatischeen oder schlafenden Postillonen, die oft schmuzzige und schlechte Zusammensetzung der bunten Reisegesellschaft, wo man nur dann und wann durch eine angenehme, interessante Bekanntschaft entschädigt wird, sind lauter Dinge, an die sich ein Reisender mit dem Postwagen gewöhnen muß. Dazu kommt der Verlust der Zeit. In allen Städten, Landflecken, Statianen wird abgeladen, aufgeladen, registriert; das nimmt viele Stunden weg. Man muß oft an einem unbedeutenden Orte so liegen bleiben; man muß über das Warten Geld verzehren; man hat zu viel und zu wenig Zeit, denn man kann weder weggehen noch schlafen, weil man am Postwagen bereitstehen und auf seine Sachen Acht haben soll."
230
Reise mit dem Postwagen, auch wenn Tag und Nacht gefah
ren wurde, sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Man rechne
te, die Aufenthalte auf den Poststationen eingeschlos
sen, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit de~ Postwa
gen von nur sieben Kilometern. 7
Ein Fahrgast der ordinären Post mußte sich einige Zeit
vor der Abfahrt des Postwagens in der Posthalterei ein
finden, um vorab die Passagiertaxe zu bezahlen und um 8 sein Gepäck zu deklarieren und aufzugeben. Er erhielt
dann ein großformatiges Blatt, den sogenannten Perso
nenschein, auf dem sein Name, der von ihm belegte Platz
und das Gewicht seines Gepäcks ve~merkt waren. Auf dem
Personenschein waren ferner die umfangreichen Bestimmun
gen aufgezählt, denen sich jeder Postreisende zu unter
werfen hatte. 9
Die Kosten, die fUr eine Fahrt mit dem Postwagen anfie
len, summierten sich aus dem Postgeld, eventuellen
GebUhren fUr überfracht, den Wegegeldern, den Kosten fUr
Pässe und Zölle, den Trinkgeldern, den Zehrkosten und
eventuellen Kosten fUr Reisekleidung.
1. Das Postge I d
Unter dem Postgeld war im Falle der ordinären Post die
Passagiertaxe zu verstehen. Das Postgeld war in jedem
Staat durch die in den Posthäusern angeschlagene, ge-
7. Cf. Rehbein: Zu Wasser und zu Lande (1984) , p.12, allerdings "( ••. ) betrug die Reisegeschwindigkeit einer gewöhnlichen PostkutEa:::he se 1 t.en mehl" als sieben Ki lometer inder Stunde. Ei n Frachtfuhrwerk bewältigte in der Regel gar nur ganze dreißig Kilometer am Tage" • 8. Reichard(1801>: "Wer mit dem Postwagen oder der Landkutsche reisen will, ·muß sich auf dem PostbUreau dazu einschreiben lassen. Das thue man denn immer bey Zeiten, weil die Pl~tze nach der Reihe des Hinschreibens vergeben werden. ( .•• ) Da man Tag und Nacht auf solchen Postwägen fortreiset und aller Witterung ausgesetzt ist, so hat sich ein Reisender dagegen, durch einen zweckmäßigen Anzug, zu verwahren. Ein Schirm gewährt auf den offenen Postwägen, gegen· Sonnenbrand und Regen, einen sehr willkommenen Schutz." 9. AuszUge aus diesen Bestimmungen sind zitiert in: Th.Götze: Mit der Postkutsche. Lauenburgs Post im 17. und 18. Jahrhunde~t. in: Deutsche Postgeschichte, Bd. 2, 1940.
231
druckte Taxe bestimmt. W Die Summe des Postgeldes er
rechnete sich nach der Anzahl der mit dem Postwagen
zurUckgelegten Meilen. Um die Strecke, die ein Fahrgast
bis zu einem bestimmten Ort zurUckzulegen hatte, ermit
teln zu können, verfUgten die Postbediensteten Uber
sogenannte Postkarten, auf denen alle Strecken, auf
denen Postkutschen verkehrten und die Entfernungen
zwischen den einzelnen Stationen auf diesen Strecken
verzeichnet waren. Gerechnet wurde in Posten, einer
Strecke von 2 deutschen Meilen, ungefähr 15 Kilometern.
Durch Meilen-, Halb- und ViertelmeiJens.uJen~ auch
DistanzsMuJen genannt, waren auf jeder Poststrecke die
Entfernungen markiert.
2. Die GebUhren fUr 'Ueberfra·cht'
In den meisten Staaten waren 40 bis 60 Pfund Gepäck
frei." FUr Gepäck~ das dieses Limit Uberschritt~ mußten
dieselben GebUhren wie diejenigen fUr Postpakete ent
richtet werden.
10. Reichard<1€IOO, p. 123: 1IAuf den Reichspostenzahlt man 20 Kreuzer rheinisch; im Preußischen, Schlesischen, Hessischen~ 6 Groschen die Meile; im Sächsischen, Braunschweigischen, Hannöverischen 5 Groschen; in den österreichischen Staaten 22 1/2 Kreuzer ff •
In 'Postrouten durch Deutschland' (1826), p. 103, heißt es: "Das Personengeld beträgt in den sämmtlichen Königl. Preußischen Provinzen auf die MeUe, einschließlich des Postillon-Trinkgeldes, in den Postwagen 6 ggr., in den Postkutschen 8 ggr." 11. Reichard(1801), p. 123: 1IJeder Passagier hat eine bestimmte Zahl Pfunde am Gepäcke frey: gewöhnlich ist dies sein Felleisen. Was darÜber ist. oder was sein Koffer wiegt, bezahlt er nach dem in jedem Lande herkömmlichen Tarif, so und so viel vom Pfund, und nach der Natur' des Gepäckes. Auf den Reichsposten hat der Passagier 40 Pfund, im Preußischen, Hessischen, Hannoverischen, Braunschweigisehen t Oesterreichischen, Hollsteinischen,50 bis 60 und 70 Pfund Gepäcke frey. Im Französischen auf den Deligencen nur 10 Pfund. Ist jedoch das Uebergewicht nicht gar zu beträchtlich, so wird es mit ein paar Pfunden auf und zu, ni~gends allzugenau genommen." Postgeheimnisse(1803), p. 14: ffDieses Uebergewicht, welches ein Reisender auf der ordinären Post, außer der bewilligten Pfundezahl, mit sich führet t heißt in der Postsprache: Ueberfracht und auch das dafür zu erlegende Geld selbst wird Ueberfracht genannt. Fast bei allen Posten wird es jedoch mit dieser Ueberfracht nicht zum strengsten genommen. theils wird auf einige Pfunde, wenn es die Umstände gestatten, nicht geachtet, theils wird auch die Ueberfracht selbst bei den meisten Posten nur nach der geringeren Victualien- und Büchertaxe, welche gewöhnlich 1/4 oder 1/2 geringer ist, als die Taxe für andre Waaren, genommen und bezahlt."
232
Wegen des häufigenUmpackenswares ratsam, nicht zu
viele einzelne GepäckstUcke mit sich zu fUhren.~
3. Die Trinkgelder 13
FUr die Trinkgelder fUr die Postillione, also die Fahrer
der Postwagen, gab es Mindestsätze, die nicht unter
schritten werden durften. 14 Auch die Wagenmeister, das
waren diejenigen Bediensteten der Poststationen, die fUr
die Abfertigung und das Verstauen des Gepäcks zuständig
waren, und die Kofferschieber, die das Gepäck der Rei
senden abholten und zur Poststation brachten, erwar
teten Trinkgelder 15• Die Trinkgelder mußten, da die
Postillons und Wagenmeister von Station zu Station
wechselten, stationsweise gegeben werden. In den meisten
Post- und ReisehandbUchern wird jedem Reisenden empfoh
len, die Trinkgelder i~ eigenen Interesse reichlich zu
12. Postgeheimnisse (1803), p. 22: ftAuSer dem Koffer noch viele andere kleine Packete, Schachteln und dergi. auf der Post bei sich zu fUhren ist nicht rathsam. theils weil diese leicht beschädigt und nicht gut verwahrt werden können, theils auch weil sie gewöhnlich dem Reisenden zur Last sind." 13. in Preußen, Schlesien und den ästerreichischen Staaten war das Trinkgeld der Postillione bereits im Postgeld inbegriffen. 14. Reichardt(1801), p. 122: "Im Reiche ist die Taxe des Trinkgeldes der Postillione bey den Postwagen 6 Kreuzer von der einfachen Station; in Sachsen, Hessen, Braunschweig, Hannover 2 Groschen. In Preußen, Schlesien, den österreichischenStaaten, ist das Trinkgeld schon mit in dem Postgeld inbegriffen." Postgeheimnisse(1803), p. 17f.: ftWenn man grade nicht weiß, wie viel man einem solchen Manne geben muß; so kann man ihm sicher 2 Ggr. bieten und froh seyn, wenn man damit loskömmt." ebda., p. 21: "Kömmt man auf der Reise zu einer andern Poststation, wo die Pferde gewechselt werden; so hat man sich mit dem Postillon, der bis dahin gefahren hat, abzufinden, indem man ihm ein Trinkgeld reichen muß, welches derselbe mit einem gewissen Rechte fordert, und welches gewöhnlich auf eine Station von 2 bis 3 Meilen in 2 Ggr. best.eht. ft 15. cf. Reichard<180U, p. 123: ftDies mag jedoch im Reglement stehen oder nicht, so tut einReisender wohl, gegen diese Leute, die ihm oft reelle Gefälligkeiten erweisen können, sich nie karg finden zu lassen." Pilstgeheimnisse (803), p. 18: "Gewöhn I ich erhäl t der Kofferschieber nach Maaßgabe der Entfernung, woher er die Bagage geholt hat, 2, 3, 4 auch 6 Ggr., der Wagenmeister 2 und der Mann an der Treppe [sc. des Postwagens] 1 ~gr."
233
16 bemessen •
4. Die Wegegelder (Chausseegel~, BrUckengeld, Wasser
geld)
Die Instandhaltung der meisten Straßen und BrUcken war
Sache der Gemeinden, auf deren Gemarkung sie verliefen.
Diese Gemeinden erhoben deshalb von allen Durchfahren
den einen Anteil der Kosten der Instandhaltung der
passierten Wege und BrUcken, das sogenannte Wegegeld
bzw. BrUckengeld. Neben den gewöhnlichen Wegen gab es,
in SUddeutschland weit mehr als in Norddeutschland,
einige wenige Chausseen mit einem festen Unterbau und
Belag, auf denen man wesentlich schneller und komforta
bler als auf nicht ausgebauten Wegen vorankam. Sie wur
den gewöhnlich von den Staaten, durch die sie verliefen
unterhalten. Auch fUr ihre Benutzung wurde Wegeg~ld, das 17 sogenannte Chausseegeld erhoben.
16. Cf'. 'Postgeheimnisse', p. 19: " ••• denn außer dem taxmäßige Passagiergel~e, belaufen sich die Ausgaben an Trinkgeldern fUr Wagenmeister, Kofferschieber, Postillons etc. wohl eben so hoch."
Cf. Reichard (1801>, p. 122f.: "So wie es Uberhaupt Rege 1 tUr den Postwagen-Reisenden seyn muß~ nicht karg oder knickerig gegen die Postillions zu seyn: gewöhnlich giebt man statt 6 Kreuzer, deren 8 bis IO~ statt 2 Groschen, deren 3. Eine Kleinigkeit Uber die Taxe macht sie willig und fördert auch besser auf den Stationen, weil einer es dem andern wieder sagt. Dem Schaffner oder Kondukteur ist man eigentlich nichts schuldig, man giebt ihm aber gern etwas, wenn er sich manierlich und sorgsam beträgt. [m Hannöverischen, Braunschweigischen, Hessischen, Preußischen, muß dem Wagenmeister an den Orten t wo frisch gepackt wird, ein Trinkgeld von ein paar Groschen gezahlt werden." 17. ReichardC1801J, p. 1471.: "Nichts klingt schlimmer in des Reisenden Ohren als die Nachricht: hier hört die Chaussee auf! In Ansehung dieser' Dammwege, hat das sUdl iche Deutschland vor dem nördlichen, wesentliche VorzUge voraus. Man kann im sUdlichen Deut.schland von Frankfurt bis Wien, von da bis Italien und die Schweiz, und aus der Schweiz wieder bis Frankfurt in allenmöglichen Richtungen fahren, ohne andere als Dammwege, d.h. gute Wege anzutreffen: die Bayerischen, Fuldaschen, WUrzburgsehen, Wirtembergischen, Bayereuthschen Chausseen gehören unter die herrlichsten, (wenn sie nicht seitdem durch dia vielen HeerzUge und Kriegsfuhrwerke ruinirt worden sind) und an ihnen schließen sich die Oesterreichischen, Baadenschen, Maynzschen an. Die Kursächsischen, Meiningschen, Weimarschen, Gotha.' schen Chauseen, die seit ei ni gen Jahren in sehr gutem Stande angelegt worden, lassen uns hoffen, daß mit Einschluß der Chauseen, in einigen Hannäverschen und Hessischen Strichen, diese Wohlthat fUr Land und Reisende, in Deutschland
234
FUr die Benutzung von Fähren zum übersetzen Uber FlUsse
oder Seen wurde ebenfalls eine GebUhr erhoben, das
sogenannte Wassergeld oder Fä"hrgeld.
5. Die Kosten von Pässen und Zölle, Mautgeld
6. Die Kosten fUr Unterkunft und Verpflegung, die soge
nannten Zehrungskosten oder Zehrkosten
In den ReisehandbUchern finden sich Schätzungen der fUr
Unterkunft und Verpflegung anfallenden Kosten. So
schreibt H.A.O.Reichard: "Der große Gewinn des Extra
postreisens ist Ersparung der Zeit und der Zehrkosten.
Eben darum sind Reisen mit eigenen Pferden oder Lohnkut
schen langweilig und kostspielig. Die Zehrung in Wirts
häusern beträgt bei 1 Person u. 1 Bedienten: ca. 2 Spe
eiesgulden pro Tag, höchstens 1/2 alten Louis d'Or."W
Dies entsprach einem Betrag von 2 bis 3 schweren Gulden.
Reichard fährt fort: "Bei Reisen in die Schweiz gilt:
Diejenigen, die allein, ohne FUhrer oder ohne einen
Menschen, der die nothwendigsten Sachen trägt, zu Fuß
reisen wollen, dUrfen 2, höchstens 2 1/2 Gulden täglich
re i ehen. ,,19
Goethe rechnete fUr sich 2 TalerfUr Verpflegung und
Übernachtung auf Reisen, was 2 schweren Gulden und 16 20 Kreuzern entsprach.
Die Zehrkosten dUrften also mindestens 2 schwere Gulden
oder 2 leichte Gulden und 24 leichte Kreuzer betragen
haben.
7. Eventuelle Kosten fUr spezielle Reisekleidung und
fUr Reisekoffer
immer ausgebreiteter werden möchte. Wer zahlt nicht die paar Groschen oder Kreuzer gern, sobald man sie nicht fUr blo&eSchlagbäume mit. der Chaussee in petto, sondern fUr eine wirkliche Wegvervollkommnung der Art hingiebt!" H3. 1801, p. 419 19. ebda. 20. CL H.Wolff= Wie Goethe reiste, p. 988
235
Ebensowenig wie es den Autoren der 'Post- und Reise
handbücher' möglich und sinnvoll schien, alle Kosten im 21 voraus genau zu berechnen, ist es heute möglich, alle
Kosten, die bei der Durchführung einer bestimmten Reise
von einem bestimmten Ort zu einem bestimmten anderen Ort
anfielen, zu rekonstruieren. Wir halten es deshalb für
angemessen, die Praxis der Autoren dieser Handbücher
nachzuvollziehen und für alle Umzüge Hegels einzelne
Oberschlagsrechnungen anzustellen. Diese Oberschlags
rechnungen sollen ergänzt werden durch die genaue Angabe
der jeweils zu entrichtenden Passagiertaxe, als Basis
der Gesamtkosten, und der Angabe der Kosten für die Ver
schickung von Paketen auf dieser Strecke, soweit sie
sich eruieren ließen.
Die genannten Oberschlagsrechnungen bestehen zum einen
aus einem Voranschlag der Postgelder mit allen Trink
und Wegegelder, zum anderen aus einem Voranschlag der zu
erwartenden Zehrkosten.
Das wegen seiner Verläßlichkeit sehr geschätzte im Jahre
1801 erschienene Reisehandbuch von H.A.O. Reichard
schätzt die durchschnittlichen Stations- oder Postgelder
einschließlich der Trinkgelder und Wegegelder auf 8 gute
Groschen oder 30 schwere Kreuzer oder 36 leichte Kreuzer
pro Meile~, ein anderes zwei Jahre später erschienenes
Handbuch auf 6 bis 8 Ggr. pro Meile 23• Man darf also
einen Betrag von durchschnittlich 8 guten Groschen pro
Meile annehmen.
21. Cf. 'Die Postgeheimnisse ••• ', p. 19: "Oberhaupt will ich jedem Reisenden den Rat geben, die Reisekosten nicht genau vorher zu bestimmen und festzusetzen. Denn ob gleich bei den Posten alles seine bestimmte Taxe hat; so kännen beim Reisen doch Fälle eintreten, WIJ die Nebenausgaben sich nicht vorher bestimmen lassen. ( .•• ) weil das Fahren mit der Post ..• auch gewöhnlich mit mehr Kosten vernknüpft ist, als man sich einbildet, denn außer dem taxmäßigen Passagiergelde, belaufen sich die Ausgaben an Trinkgeldern für Wagenmeister. Kofferschieber. Postillons etc. wohl eben so hoch, die Zehrungskosten, wozu man oft durch die Reisegesellschaft veranJaßt wird, ungerechnet. n
Cf. F. Sebastian: Thurn und Taxis. 350 Jahre Post, p. 126: "Die Tra.nsi tgebühren heute nachzurechnen und zu kontroll ieren, ist fast unmöglich. Aber erst die Gewichte!" 22. Reichard< 1800, p. 29 23. Postgeheimnisse(1803), p. 19
236
Die Zehrkosten dUrften je nach AnsprUchen und Geldbeutel
eines Reisenden zu bemessen sein. Wir nehmen, wie oben
schon vermerkt, einen Betrag von 2 schweren Gulden als
Schätzwert an. 24
Schnellpost (Geschwindkutschen, Diligencen)
Neben der ordinären Post verkeh~ten auf bestimmten
Strecken auch besondere, ausschließlich der Personenbe
förderung vorbehaltene KutschenT die sogenannte Schnell
post oder Diligence. Bevorzugt wurde die Schnellpost auf
Chauseeneingesetzt. Die Passagiere hatten weniger
Gepäck als mit den normalen Postkutschen frei und fUr
Überfracht wurde ein höherer Zuschlag als gewöhnlich
erhoben. Auch wa~ die Schnellpost teurer als die no~male
fahrende Post.
Extrapost:
In allen ReisehandbUchern wird dringend davon abgeraten,
längere Strecken mit dem eigenen Wagen und eigenen
Pf d .. k I 25 D' Pf d . t er en zuruc zu egen. a eIgene er e mels nur an
das ZurUcklegen kleinerer Strecken gewöhnt und deshalb
den Strapazen einer längeren Reise nicht gewachsen
waren, riskierte man, daß die eigenen Pferde krank
wurden oder lahmten. Es erwies sich zudem, wie in ver
schiedenen Quellen berichtet wird, oft als schwierig und 26 teuer, Futter fUr die Pferde zu besorgen '. Schl.feßI ich
lief man Gefahr, sich in fremden Gegenden zu verirren
oder Umwege zu gehen. Aus a~l diesen GrUnden war es
24. Bei W.Lotz: Verkehrsentwicklung i~ Deutschland seit 1800,p. 21, wird ein überschlag der durchschnittlichen Gesamtkosten pro Meil e wiedergegeben: "Das Reisen war fUr Leute, die nicht zu Fuß wandern wollten, Überaus kostspielig, besonders zu Lande und auf größere EnUerungen. BUsch 2.B. rechnet, daß ein Reisender mit sehr bescheidenen AnsprÜchen, ohne Diener, etwa 1 Rthlr. 12 GI'. pro Meile bracht. 1t Dies entspricht einem Betrag von 2 leichten Gulden. 25. Reichard(1801): "Das Reisen mit eigenen Pferden ist immer kost.bar. Man muß das Futter theuer bezahlen, man muß öftere Mittagshalte und Nachlager machen; der Kutscher weiß den Weg nicht, man muß also oft. Boten nehmen; das Risiko des Krank- oder LahmWerdens der Pferde nicht zu erwähnen; dazu kommen noch die WegBrückengelder u.s.w. 1t
26. Es kam vor, daß die Posthalter der Poststationen keinen Hafer für fremde Pferde abgaben.
237
wesentlich günstiger, etappenweise Postpferde mitsamt
einem Postillion zu mieten. V ~
27. Heinrich von Kielst stellte in einem Brief an seine Schwester Ulrike vom 1.4.1801, in dem es um eine geplante Reise von Berlin nach Paris geht, einen genauen Vergleich der Kosten für eine Fahrt von Berlin nach Paris und zurück mit einem eigenen Wagen und der Kosten dieser Fahrt mit der Extrapost an:
"Ich schreibe Dir hier folgende Berechnung auf, welche du während Deiner Herreise prüfen kannst. 1. Die Pferde sind, da das Frühjahr und der Marsch(denn es rücken von hier einige Regimenter ins Feld) zusammenkommen, sehr theuer und wir können rechnen, daß 2 Pferde jetzt wenigstens 10 Fr.d'or mehr kosten 1 als sie unter günstigeren Umständen gekostet haben würden. Sie sind bei unsrer Rückkehr, wo der Winter (und vielleicht auch der Friede) eintrit, sehr wohlfeil, überdieß auch nach der Wahrscheinl ichkeit schlechter geworden; also kann man rechnen, da·ß wir wenigstens bei ihrem Verkauf 20 Fr.d'or daran verlieren. 2. Sie kosten uns monatlich (mit dem Kutscher) wenigstens 6 Fr.el'or, mach tur 6 Monate 36 Fr.d'or. 3. Man kann Unfälle nach der Wahrscheinlichkeit in anschlag bringen und etwa annehmen t daß von 10 Reisen durch Krankwerden und Fallen der Pferde eine verunglückt. Han müßte also für jede Reise den lOt theil des Pferdepreises in Anschlag bringen, macht, die Pferde zu 50 Fr.d'or gerechnet, 5 Fr.d'or.
Also 20 Fr.d'or 36
5
Summa 61 Fr.d'or. 4. Dagegen kann man rechnen, daß man zwar, durch die Chikane der Postbedienten, der Wagen mag noch so leicht sein, nach der Regel 3 Extr'a-Post-Pferde zu nehmen gezwungen ist; es muß· aber durch Geschicklichkeit oft gelingen, (besonders in Frankreich, wo man, wie ich häufig höre, sehr wohlfeil reisen soll,) mit 2 Pferden wegzukommen; auch kann man gelegentlich mit Bauernpferden reisen. gesetzt nun, man müßte die Hälfte der ganzen Reise nach Paris,das heißt 60 Meilen, 3 Pferde bezahlen, macht (in preuß. Staaten a 12 Gr., in Frankreich aber weit wohlfeiler a 8 Gr., also das Mittel a 10 Gr.) 60x30 = 1800 Gr., zweimal genommen (nämlich hin- und zurück) 3600 Gr. = 150 Rthlr. Gesetzt endlich, man könnte nur das letzte Viertel der Reise mit Bauernpferden a 6 GI'. fahren, macht 30x12x2 = 720 Gr'. = 30 Rthlr.
Also 150 Rthlr. 50 30
230 Rthlr. Gesetzt, da Alles wohlfeil gerechnet, auch das Viergeld für Postillione vergessen ist, die ganze Reise kostete 70 rthlr. mehr, als dieser Anschlag, so würde doch der Betrag nicht größer sein, als 300 Rt.hl r. Dazu kommt, daß wir schneller nach Paris kommen, wo wir uns wohlfeil einmiethen können, also in den Wirthshäusern nicht so viel
238
Dies war auf den meisten von Postwagen der ordinären
Post befahrenen Strecken möglich. Die Einrichtung, daß
man auf Poststationen Postpferde mieten konnte, wurde,
da sie im Gegensatz zur ordinären Post keinen festen
Fahrplänen folgte, Extra-Post genannt. 29 Gemeint war die
Fahrt auf den normalen Postrouten mit einem eigenen oder
einem gemieteten Wagen und mit gemieteten Postpferden
und einem Postillion als Fahrer. Die Pferde wurden von 30 Station zu Station gewechselt. Da das Auf- und Abladen
ausgeben. Endlich ist auch das BetrUgen des Kutschers in einem fremden Lande und der Ärger, dem man auf diese Art ausweicht, in anschlag zu bringen. Willst du doch nicht ohne Bedienung reisen (indem wir, wenn wir auf der Hinreise den brocken besteigen, oder ~ie herrliche Wasserfarth von Mainz nach Coblenz machen t doch Jemanden bei dem Wagen und den Sachen zurücklassen auch in Paris Einen haben müssen, der uns die Stube und Kleider reinigt, Essen holt etc. etc.) so will ich die Hälfte hinzuthun, macht etwa 6 Fr.d'or für jeden, wobei wir, bei der EJ'sparl.lng der Biergelder', nicht viel mehr verl ieren als die Hälfte. " 28. Wolff: Biedermeier: "Mit Postpferden fuhren die, die keine eigenen Pferde hatten, oder solche, die ihre eigenen Pferde schonen wollten. Es war durchaus Sitte, sich, wenn man auch eigne Pferde hatte, der Post zu bedienen - besonders bei schlechtem Wetter und schlechter Straße. n , p. 351
29. In 'Die Postgeheimnisse' (1803), p. 23f., wird folgende Definition der Extra-Post gegeben: "Extra-Post ist dadurch von ordinären Post.en verschieden, daß wie letztere immer an gewissen Tagen und in bestimmter Zeit, es mögen sich Reisende dazu angefunden haben, oder nicht, abgehen oder ankommen, erstere alsdann nur fährt, wenn es von Reisenden besonders verlangt wird und die dabei erforderlichen Kost.en von denselben bezahlt werden. Ordinäre Posten gehen auf Kosten der Landesherren; sie müssen immer zu der einmal bestimmten Zeit abgefertigt. werden, auch wenn einmal kein Passagier sich dazu eingefunden hätte, oder sonst keine Ladung, auch nicht einmal ein Brief vorhanden wäre. Die dabei erforderlichen t einmal festgesetzten Kosten werden aus der Postkasse bestritten. E~tra-Posten gehen aber blas auf Verlangen und zur Bequemlichkeit einzelner Reisenden. Die Postkasse hat gewöhnlich davon keine Einkünfte. Das Extra-Postwesen ist lediglich eine besondere Polizei-Einrichtung eines Landes, worin schon ordinäre Posten sind, wodurch Reisende, welche mit den ordinären Posten nicht reisen wollen und können, auf eine postmäßige Art, von Station zu Station, durch die, für ordinäre Post.en best.immten Pferde und Postil Ions, unter der Direction der Postmeister, für ein landesherrlich bestimmtes Fuhrlohn und für festgesetzt.e Gebühren, fortgeschaft werden." 30. Reichard(1801), p. 12S:"Die bequemste, geschwindeste und angenehmste Art des Reisen ist das Reisen mit Extrapost. Man ist Herr von sich, seiner Zeit, seinem Aufenthalt, und das verdrießlichst.e. was einem begegnen kann, ist allenfalls hier und da die
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von Fracht entfiel, gestattete das Fahren mit der Extra
post eine deutlich höhere Geschwindigkeit~~ als die
ordinären Postwagen. Die Tagesleistung einer Extrapost
Kutsche wird auf 65 bis 85 Kilometer geschätzt.~ Neben Postpferden konnte man fUr das Reisen mit der
Extrapost auch Wagen zu mieten. Doch da gemietete Wagen
wie die Pferde von Station zu Station gewechselt werden
mußten und deshalb auf jeder Station das Gepäck vom
alten auf den neuen Wagen verladen werden mußte, da die
zur VerfUgung stehenden Postwagen meist unbequem und
nicht mit einem ausreichenden Wetterschutz versehen
waren, und da ihre Miete recht teuer war, war es vorzu
ziehen, mit dem eigenen Wagen zu fahren und nur die
Pferde zu mieten.~
Prellerey um ein Pferd mehr, als man nach der Beschaffenheit seines Fuhrwerks benöthigt gewesen wäre. ( ••. ) Man hat entweder seinen eigenen Wagen oder nicht. Im letztern Falle erhält man ihn von Station zu Station vom Postmeister gegen eine bestimmte Vergütung. Diese ist gewöhnlich auf die Meile zu 4 Groschen oder 20 Kreuzern bestimmt. ( ••• ) Allein das lästige und beständige Auf- und Umpacken, un den dadurch verursachten, auf Reisen so hoch in Anschlag zu bringenden Zeitverlust nicht zu erwähnen, so sind auch die Postkaleschen gewöhnlich so schlecht beschaffen, so stoßend, und so wenig vor Wind und Wetter geschirmt, und die Kosten dafür, zumal auf einer weiten Reise, doch immer so beträchtlich, daß der Reisende unendlich an Zeit, Bequemlichkeit und selbst Kostenaufwand gewinnt, wenn er seinen eigenen Wagen bey sich hat." 31. im 'Handbuch für Reisende'(18 •• ), p. 628, heißt es: "Gewöhnlich legt man eine einfache Station in 1 1/2 Stunden zurück. - Das ununterbrochen schnelle Fahren und die Geschwindigkeit, womit man gefördert wird, setzt Reisende im Stande, in einem Tage ohne große MUhe 15 bis 18 deutsche Meilen zurückzuJegen, welches im nördlichen Deutschland ganz unglaublich scheinen muß. Am schnellsten wird man i 11 Ba.yern gefördert und gefahren." Reichard(1801), p. 141, zitiert eine Vorgabe der Preußischen Extrapostverordnung: "Die Meile auf der Chaussee soll in 1 Stunde auf gutem ordinairem Wege in 1 1/4, und auf schlechten Wegen in 1 1/2 Stunden zurückgelegt werden. tl
Wilhelm Heinrich Wackenrodel' berichtet in seinen 'Reisebriefe' über eine Fahrt mit der Extrapost von Erlangen nach Bambert im Jahr 1793, (Berlin: Lambert Schneider, o.D., p. Illf.) folgendes: "Um 8 3/4 a.bends fuhr ich in einer Kalesche ab, um3 1/4 morgens kam ich an. Die Entfernung wird 5 Meilen gerechnet, beträgt aber wohl nur 4." Wackenrodel' hatte also in 6 1/2 Stunden 4 bis 5 Meilen zurückge legt. 32. H.Wolf': Biedermeier ••. , p. 353 33. Reichard <1801>, p.129 - 139, bietet genaue Beschreibungen der gängigen Wagen.
240
Die Menge der Pferde, die man zu mieten hatte, wurde 34 nach dem Gewicht desWagens\, der .Beschaffenhei t der
Wege und dem Zustand der Pferde bemessen.
Wie bei Fahrten mit der ordinären Post fielen Postgel
der, Trinkgelder, Wegegelder und Zehrkosten an. Jedoch
verteilten sich diese Kosten anders als bei Reisen mit
der ordinären Post.
1. Stations- oder Postgeld mit den Trinkgeldern und
Wegegeldern
Es war in jeder Postordnung eine bestimmte Taxe fUr die
Inanspruchnahme eines Extrapostpferdes pro Meile festge-35
legt. Diese Taxe wurde oft vom aktuellen Preis des
34. ReichardCI801)~ p. 140fl.: "In den meisten deutschen Postreglements ist die Anzahl der Pferde bestimmt, welche dem Reisenden, nach VerhäJtniß seines Gepäckes und der Anzahl der Personen, vorgespannt werden sollen. ( .•• ) Im Braunschweigischen soll ein viersitziger Wagen mit 4 Per'sonen, 2 Bedienten und höchstens 300 Pf. Gepäcke, mit 4 Pferden; einer mit 3 Personen, 1 Bedienten und 200 Pfund, mi t 3 Pferde.n; einer mit 2 Pers. 1 Bedient. und 150 Pfund, mit 2 Pferden; eine Halbschaise mit 3 Pers. den Bedient. unbegdffen, und 150 Pfund, mit 2 Pferden gefahren werden." 35. Reichard (1801), p. 29, schätzt das Postgeld "pro Meile bei Extrapost mit 2 Pferden~ 1 Person und 1 Bediensteten auf 1 LaubthaIer, und mit 3 Pferden und 3 Personen auf 1 1/2 Laubthaler." ebda., p. 139: "Das Postgeld wird in Deutschland vor der Abfahrt, und in Ländern, wo ein Unterschied zwischen Conventions- oder Kassengeld und Currentgeld gemacht wird, jederzeit in der erstern Sorte bezahlt. Man zahlt von der Meile fUr jedes Pferd in Kursachsen, Preußen, Hessen 10 Gr., sonst 8, in Hannover und Braunschweig 12 Groschen, sonst 8." in 'Die Postgeheimnisse' (1803), p. 25, heißt es über die Taxe für ein Extrapostpferd: "Diese Taxe ist nicht Uberall und immer gleich, sondern sie wird in den verschiedenen Ländern von den Landesregierungen gewöhnlich nach Maaßgabe der Korn- und Futterungspreise festgesetzt, und da sie ehemals, bei niedrigeren Preisen, vom Pferde auf die Meile 6 - 8 Ggr.[Gute Groschen] betrug; so ist sie hingegen jetzt hir und da auf 10, 12 - 14 und mehrere Ggr. erhöhet. Die Anzeige von der Taxe des Extrapostgeldes und der GebUhren fUr Wagenmeister und PostUlons ist gewöhnlich in den Posthäusern öffentlich angeschlagen." 'Postrouten durch Deutschland' (1826), p. 89ff.: "In Baden, Baiern, Frankfurt am Main, dem Großherzogthum Hessen, Hessen-Homburg und Nassau und im Würtembergischen werden fUr ein Extrapostpferd per einfache Station gewöhnlich, und je nachdem die Fourage [das Pferdefutterl im Preise stehet, 1 fl. 1& kr., 1 fl. 30 kr., 1 fl. 45 kr. bezahlt." Dieselbe Taxe findet sich auch in ~em 'Handbuch fUr Reisende durch das Königreich Bayern't p. 463ff., angegeben.
241
Futters fUr di& Extrapostpferde abhängig gemacht. Sie
war in der Regel deshalb im Winter und im FrUhjahr höher
als im Sommer und Herbst.
2. Trinkgelder.
Wie bei der ordinä~en Post erwarteten die Postillione
bestimmte Trinkgelder. 36 Zusätzlich ·mußte man den Wagen
meistern, die die Wagen inspizierten und bei Bedarf
reparierten, ein Trinkgeld, das sogenannte Schmiergeld, 37 geben. In einzelnen Staaten waren weitere Trinkgelder
zu geben. 38
3. Wegegelder
Wie fUr die ordinären Postwagen wa~en auch fUr alle per
36. Reichard (1801), p. 144f.: "Wer gut schmiert, der fährt auch gut! Diese Wahrheit ist weniger von der Achse, als vielmehr vom Posti! Ion zu verstehen. Unter allen Trinkgel~ern, die ein Reisender auf seinem Wege ausgiebt, ist keines besser angewendet, als das, welches er dem Schwager, (wie der Postillon in Deutschland gewöhnlich genannt wird) in die Hand drückt. Wer hier knickert, ist noch nicht viel gereiset, oder Feind seines eigenen Interesses. ( ..• ) Die meisten Postordnungen regulieren das trinkgeld des Postillons, allein das ist eine Norm, die der Reisende nie, sondern nur ~ann befolgen muß, wenn er Ursache hat, mit seinem Schwager unzufrieden zu sein. (. •• ) Da.s übl iche oder herkämml iche Trinkgeld in Deutschland, ist im Reiche von der 2- oder 3meiliten Station ein Gulden rheinisch, und in Sachsen, Preußen, Hannover etc. ein Conventionsgulden. Sind die Stationen länger, so versteht sich eine billige Erhöhung von selbst. ff 37. Reichard(1801), p. 143: ffDas Schmiergeld ist an vielen Oertern das Accidenz des Wagenmeisters, oft auch des Postmeisters. Im Reiche zahlt man 12 Kreuzer rheinisch, im Oesterreichischen 14 Kreuzer für die Schmiere, und 6, wenn man seine eigene bey sich hat. Jn Kursachsen~ Preußen, Hannover, Hessen etc. zahlt man nicht unter 3 - 4 Groschen. ff 'Postrouten durch Deutschland', p. 89: "Für die Schmierung der Postehaisen oder Postkaleschen sind 12 kr. zu vergüten, und eben so viel fUr die eignen Wagen der Reisenden." In einem erhaltenen Voranschlag einer 1816 von Goethe geplanten Reise von Weimar nach Karlsruhe mit der Extrapost finden sich neben dem Chaussee-und dem Trinkgeld auch zwischen 18 und 24 Kreuzer Schmiergeld pro Poststation veranschlagt. (Cf. H. Wolff: Wie Goethe reiste, p. 987). 38. Reichard(1801), p. 144: ffEs giebt in einigen Ländern, außer dem Schmiergelde, noch Nebenspeesen. Z.B. in Hamburg erhält der Wagenmeister 1 Hark für Bestellung der Extrapostpferde; im Braunschweigischen für die Bestellung von 3 ~ 4 Pferden Z Groschen, von 6 Pferden 6 Groschenff •
242
Extrapost fahrenden Wagen Wegegelder zu entrichten. Es 39 gilt deshalb das schon oben Uber Wegegelder Gesagte •.
4. Die Zehrungskosten
Ein nicht unwesentlicher Vorteil des Reisens mit der
Extrapost war, daß man durch den Gewinn an Zeit auf
einer Reise weniger oft in Wirtshäusern einkehren mußte,
und sich deshalb die Ausgaben fUr Verpflegung und über
nachtung erheblich reduzieren"ließen.~
5. Die Kosten von Pässen und Zölle, ,Mautgeld
In Goethes Nachlaß hat sich der Voranschlag der Kosten
einer im Jahre 1816 geplanten Fahrt mit der Extrapost
von Weimar nach Karlsruhe erhalten. Dieser Voranschlag
bezog sich auf das Postgeld und die Trink- und Wegegel
der bei einer Fahrt mit der eigenen Kutsche und drei
Extrapostpferden. Den Hauptteil der Kosten beanspruchte
das Postgeld mit einem Anteil von ungefähr 70 Prozent,
den Res t die Wege- und Tl' i nkge I der. Im Durchschni t t
waren 0,34 Gulden pro Meile angesetzt. 41
Die Fahrt mit einem Lohnkutscher
In der Regel war es möglich, Fuhrwerke mitsamt einem
Kutscher und den Pferden tUr eine bestimmte Strecke zu
mieten. Die Lohnkutscher, auch Hauderer 42 genannt, waren
39. H.WoIff: Biedermeier ••• , p. 356, gibt folgende Schätzung: "Die Chausee-, Zoll- und Brückengelder müssen die Reisenden zugleich mit dem Extrapost-Geld entrichten; sie betragen je nach der Entfernung und der Zahl der zu passierenden Stellen 1/2 - 2 Thaler." 40. Reichard (1801), p. 419: "Der große Gewinn des Extrapostreisens ist Ersparung der Zeit und der Zehrkosten. Eben darum sind Reisen mit eigenen Pferden oder Lohnkutschen langweilig und kostspielig." 41. Cf. H. Wolff: Wie Goethe reiste, p. 988 42. Die 'Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste' von Ersch und Gruber gibt folgende Erläuterung des Ausdrucks: "Hauderer. So hießen ursprUnglich in östreich leichte offne Wagen, worauf Sitze von Stroh angebracht waren, und eine Decke von geflochtenen Weiden vor Wind und Wetter schützte. In der Folge wurden diese Wagen immer geschmackvoller eingerichtet, und zuletzt selbst in Riemen gehangen: in ersterer Gestalt blieben sie allein dem reichen Bauer. Auch die Fuhrleute wurden Hauderer genannt, und jetzt benennt man sowohl im südlichen als im nördlichen Teutschland
243
vor allem in größeren Städten ansässig, von wo aus sie
bestimmte Strecken, meist die großen und vielbefahrenen
Handelsrouten, bedienten. 43
die Lohnkutscher Hauderer." Im 'Deutschen Wörterbuch' von Jakob und Wilhelm Grimm heißt es entsprechend: "Hauderer 1 m. tohnkutscher , mietsfuhrmann". 43. In P.Holtze: Bilder aus Berlin vor zwei Menschenaltern, in: Schr-Uten des Vereins für die Geschichte Berl in, Heft 35, 1895, p. 80, heißt es: "Während der damals noch stark besuchten Messen in Leipzig und in Frankfurt a.O. machten Hauderer aller Art der Post eine starke, wahrscheinlich auch willkommene Konkurrenz; denn sie verfügte wohl nicht über die genügende Zahl von Postillonen, Pfer~ den und Wagen, um Hunderte von Menschen an einem Tage zu befördern. Diese Hiet.hsfuhrwerke legten die 12 Meilen nach Frankfurt ohne Pferdewechsel in 3/4 Tagen zurück. Nach Leipzig fuhren sie zwei Tage mit Nachtquartier in Wittenberg." Bei Reichard (1801 )., p. 103 - 105: "Bei den Reisen mi t Lohnkutschern trift dasselbe ein 1 was oben von dem Reisen mit eigenen Pferden gesagt ist: daß sie wegen des nothwendigen Haltmachens zu Mittag und Abend, und wegen der dadurch verursachten Zehrungen, Zeit- und Geldsplittrig sind. Unterdessen sind sie doch weniger kostbar als die Reisen mit eigenen Pferden; denn die Lohnkutscher, d.ie eine Straße gemeiniglich mehrmals befahren, sind da schon bekannter, wissen die Gelegenheit besser, <ein großer Vcrtheil), fahren nicht so oft irre wie ganz fremde Kutscher, und die Wirthe, bey denen sie einkehren, verderben es nicht gern mit ihnen durch Uebertheuern ihrer Herrschaften, aus Furcht, um ihre Einkehr zu kommen. ( .•• ) Wer keinen eigenen Wagen hat, und doch mit Familie oder vielem Gepäcke reiset, thut am besten, sich einen Lohnkutscher zu miethen. Es giebt Städte in Deutschland, wo man Lohnkutscher nach allen Gegenden antrifft: in Hamburg, Leipzig, Dresden, Braunschweig, Frankfurt am Main, Gotha, Wirzburg, Bamberg, Nürnberg, im ganzen Reiche und in allen Schweizer-Städten. Im Hannöverschen und Hessisehen hält es aber schwer, andere als Postpferde zu bekommen. Oft kann man mit Lohnkutschern so schnell wie mit Extrapost gefordert werden. Nemlich in Gegenden, wo man fast von Stadt zu Stadt solche Hauderer, wie man sie nennt, bekommen kann, indem entweder die Wirt.he selbst eigene Pferde zur Förderung der Passagiere halten, oder sie doch gleich in der Stadt verschaffen. Z.B. ~uf der Route zwischen Frankfurt und Leipzig .• in Frankfurt, Fulda, Gotha, Weimar. ( ••. ) Hier folgen einige Regeln. Man miethe nie einen Lohnkutscher zu weit, sonst ist er zuletzt so fremd wie wir. Man erkundige sich genau, ob er die Strasse, die man fahren will, schon gereiset ist oder nicht; im letzteren Falle nehme man ihn nicht. Man lasse sich die Zeit des Unterwegesseyn, d.i~ die Tagereisen, Nachtlager, die täglich zurückzulegenden Meilen, angeben und im Accord bestimmen. Man übernehme nie für's Futter zu sorgen, sondern accordire dieses, so wie die SChmier-Weg-Chaussee-Geleite-Gelder, mit in der Hauptsumme ein. ( .•• ) auf großen und besuchten Straßen, in großen Städten, in Bädern, zur Meßzeit, trift man immer Retourkutscher an, mit denen man einen billigen Accord abschließen~ und weil sie lieber den kleinen Gewinn auf ihrer RUckkehr einstecken als leer und ohne Verdienst fahren wollen, für eine Kleinigkeit, oft für das bloße Trinkgeld oder die Zehrung, die Reise nach dieser oder jener Stadt, die auf unserm und des Kutschers Wege liegt, zurücklegen kann."
244
Die Preise fUr die Inanspruchnahme eine~ Hauderers
schwankten in weit größerem Maße als die Preise der
ordinären Post und der Extrapost. Sie waren von den
Preisen der Lebens- und Futtermittel, die abhängig von
der Jahreszeit stark schwankten, von der Witterung, vom
Zustand der Wege, und von den zu entrichtenden Zöllen
und Wegegeldern und vor allem von Angebot und Nachfrage
abhängig U, so daß es fUr beide Seiten mit einem gewis
sen Risiko behaftet war, sich im voraus auf die Bezah
lung eines bestimmten Preises fUr eine Fuhre festzule
gen. Die Preise fUr die Beförderung mußten, wie aus
allen Quellen hervorgeht, von Fall zu Fall ausgehandelt
werden. Vereinzelt waren durch städtische oder ~taatli
ehe Verordnungen Richtp~eise fUr kleinere Fuhren vor ge-45 geben. Es finden sich deshalb fUr die Preise der
Hauderer fUr lange Strecken keine Quellen, die als
repräsentativ gelten können~.
44. J.N.MUller: ?Versuch einer .•• ', empfiehlt, "daß sowohl den Frachtfuhrleuten, als auch den Landkutschern eine bestimmte Taxe gesetzt werde, L •• ) daß man hiebey auf den Preis der Lebensmittel und des Futters, so wie auch auf die guten und bösen Wege, und auf die Sommer- und Wintermonate; desgleichen auf die unterwegs viel oder wenig zu entrichtenden Zölle und Wegegelder Rücksicht nehmen müßte. ( ••. ) Allein eben diese genannten Dinge ändern sich fast jeden Augenblick, und machen daher jede Vorausbestimmung sehr unsicher und ungewiß." 45. Die "Hessen-Hanauische Taxt der Lehnkutschen vom Jahre 1780" lautet etwa wie folgt: ftI. Fuhren zu weiten Reisen bleiben zu gütlicher Übereinkunft ausgesetzt. j I. Fuhren zu kleinen Reisen •• i) Für eine mit vier Pferden bespannte wohlverwahrte viersitzige Kutsche mit geringem, nicht Uber einen Centner schwerem Gepäck a) in einem Tag hin und zurück 4 fl. b) eine Nacht auszubleiben weiter 2 fl. c) mehrere Nächte ausbleiben: nach Vereinbarung. Alles mit Einbegriff des StaUgeldes, Futters und der Zehrung für Kutscher oder Knecht." (nach J.H.L.. Bergius: Sammlung auserlesener teutschen Landesgesetze welche das Policey und Cameralwesen zum Gegenstande haben. 7. Alphabet, 3. Theil, Frankfurt 1785, p. 202ff.) 46. Die folgenden beiden Quellen haben deshalb nur den Wert von Beispielen, die Uber das Preisniveau keine Aussage erlauben. Wilhelm Heinrich Wackenrodel' berichtet über eine Fahrt mit einem Hauderer von Erlangen nach Bayreuth (in: 'Reisebriefe'. Berlin: Lambert Schneider, o.D. p.165.) das folgende: "Mittwoch Mittag, den 14. August 1793 fuhren wir von Erlangen ab.
245
bl Warentransport
Um Waren an einen entfernten Ort transportieren zu
lassen, gab es zum einen die Möglichkeit, diese in einem
Paket wie Briefsendungen mit den Postwagen der ordinären
Post zu verschicken, zum anderen, sie einem Fuhrmann
anzuvertrauen, der Fracht nach diesem Ort oder wenig
stens in dessen Nähe beförderte.
Die Beförderung von Waren mit der Post war direkt mit
der Briefbeförderung verbunden: Briefe und Pakete wurden
gemeinsam mit den Postwagen der normalen fahrenden Post,
die auch Passagiere beförderten, zu einem geringen Teil
auch durch Kuriere transportiert. Sie waren deshalb bei
der Posthalterei, von der die fahrende Post und die
Kuriere abgingen, aufzugeben. Sofern das Frachtaufkommen
es erforderte, verkehrten für die Frachtbeförderung
neben den Wagen der fahrenden Post spezielle Fracht-47 wagen, auch Post.beiwagen genannt.
Ebenso wie das Porto der Briefsendungen war auch das
Porto der Paketsendungen vom deren GewichtW~ von der
zurückzulegenden Entfernung und von deren Inhalt abhän-
wir waren 4 Personen, und bezahlten dem Hauderer (Mietkutscher), der uns mit 2 Pferden rasch und gut fuhr, täglich 5 Gulden. (Es sind in Erlan~en an 12 Hauderer, die Tag fUr Tag Einheimische, Studenten, oder Fremde fahren. Außerdem sind aber noch einige besondere Fuhrleute hier, die Knechte haben. Die Hauderer fahren immer selbst. Die Fuhrleute bringen Reisende oft mehrere Meilen weit. Nach NUrnberg gehen täglich 2 Wagen, außer der ebenfalls täglichen Post." I m Regest eines Br'iefes VIJn Fichte aus Tepl Hz vom 26.8.1809, das sich in einem Autographenkatalog fand, heißt es: "Fichte äussert seine Wünsche über Reisebeförderung nach Berlin und erwähnt dabei die Bedingungen, die die Dresdener Mietkutscher für eine solche Fahrt nach seiner Kenntnis zu stellen pflegten. Sie nähmen etwa 30 Rthlr., wohl preußisch courant, dafUr und verpflegten sich dann selbst." (Katalog NI'. 73 der Autographenhandlung Henrici, Berlin, Auktion vom 17./18.10.1921, NI'. 234) 47. Postgeheimnisse(1803), p. 21 48. 'Die Postgeheimnisse' (1803),p. 42: "Auf den Preußischen und einigen andern ständischen Posten muß fUr jedes Loth, welches ein Brief wiegt, das einfache Porto bezahlt werden, z.B. wenn ein einfacher Brief nach einem gewissen Orte 2 Ggr. kostet; so kostet er, wenn er4 Loth wiegt 4 Ggr. ( .•• ) Bei denta~ischen Reichsposten steigt die Erhöhung des Porto tur solche dicke Briefe von 1 bis 3, von 4 bis 7, von 8 bis 11 Loth etc. welches aber auch bei den folgenden Preußischen Posten der Fall ist."
246
gig. Es gab unterschiedliche Tar·ife fUr den Transport
von Geld und Wertsachen, von Kaufmannswaren, von Manu
skripten und SchI' i ftsätzen 49. und schi i eß }.ich von Vi k
tualien und BUchern. W
Der Preis, der ·fUr die Versendung eines Briefes oder
eines Pakets zu ent~ichten war, galt, wie aus vielen
Quellen hervorgeht, als sehrgering.~ Dies läßt sich
49. In 'Die Postgeheimnisse' (1803), p. 43, heißt es: "Auf den mehrsten Posten müssen auch die Proceßschriften der Advocaten, Gerichte und Partheien, desgleichen die l1anuscipte der Gelehrten und buchhändler gleichfalls hi:iheres Porto tragen. Die sogenannten P~sttaxen geben zwar hiervon keinen Grund an, worauf sie sich aber überhaupt bei ihren Bestimmungen wenig einlassen; die Ursache soll jedoch wahrscheinlich darin liegen, daß gedachte Schriften einen besonderen Werth haben und daher auch von der Post vorziiglich verwahrt und in Aufsicht genommen werden müßten. Ob solches nun wirklich geschieht ( •.• ) bleibt noch problematisch. ( ••• ) Die Hanuscripte der· Ge lehrten müssen frei I ich, als die kostbarsten Erzeugnisse des Menschen, Ausnahmen machen, und es wäre auch wirklich gewissel'maßen wünschenswerth, wenn der verschiedene Werth derselben, schon zur Erleichterung der Critik, durch die Post taxirt würde, oder doch wenigstens schlechte Producteeiniger Scribenten dadurch unterdrückt würden, um die Buchhändler und das Publikum vor größerm Verlust zu verwahren. Dieses würde man unter die noch unbekannten Wohlthaten des Postwesens rechnen können." 50. O.C.Eltester: 'Nachweisung der Ortentfernungen nach den Postkursen, nebst einer allgemeinen Portoberechnung', Berlin 1791, p. 15, findet sich eine Liste~ die zur ttBerechnungdes Paketporto von 1 bis 100 Pfund" dient. Dabei wird, je nach Entfernung, "von dem berechneten Porto gerechnet vom Pfunde Kaufmannswaaren 10 Pfennig, und Victualien 7 und einen halben Pfennig." In Postgeheimnisse (1803), p. 14, ist die Rede von "der geringeren Victualien- und Büchertaxe, welche gewöhnlich 1/4 oder 1/2 geringer ist, ais die Taxe für andre Waaren". In Reichard (1806) finden sich drei Tabellen, in denen die Porti für den Transport von "Geld und Pretiosen", von "kleinen Paketen und Kaufmanns-Waaren" und von "Centner-Gut", jeweils nach Meilen gerechnet, angegeben ist. Bei Th.Götze (1807): 'Mit der Postkutsche .• ', p. 274, heißt es: "( •.• ) wobei Kaufmannsware um 1 Pf. je Pfund teurer berechnet wurde als Viktualien, Bücher und andere Sachen." Cf. E. Sax: Die Verkehrsmittel ••• , Bd. 2, p. 288: "Diese Tarifklassen bestanden über 200 Jahre." 51. cf. 'Die Postgeheimnisse' (1805), p. 39: "Ueber den Preis des Briefporto's, oder der Brieffracht, läßt sich im allgemeinen nichts Bestimmtes sagen. Er beruhet größtentheilsauf Taxen, welche vor langer Zeit eingeführt und die im ganzen ziemlich billig sind, zumal wenn man bedenkt, daß seit jenen Zeiten die Preise und Kosten fast aller andernDinge gestiegen und zum Theil verdoppelt sind. Nur beim Briefporto ist gröstentheils seit der ersten Einrichtung des Post wesens in Deutschland keine Erhöhung vorgenommen,wenigstens nicht bei den Reichsposten. Man kann es wirklich nicht anders, als sehr wohlfeil finden, wenn man einen Brief von Hamburg
247
indirekt auch daraus schließen, daß selbst Waren von
geringem Wert Uber weite Entfernungen mit der Post 52 verschickt wurden. Das Paketporto war entfernungsab-
hängig, es wurde nach der Anzahl derzurUckzulegenden
Stationen berechnet.
Dennoch war der Transport eines Pakets du~ch die Post im
Vergleich mit seinem Transpo~t durch Fuh~leute wesent-:'3 lieh teurer, in der Regel allerdings geschah er auch
wesentlich schneller. Man verfuhr deshalb so, daß man
Waren mit einem geringen Gewicht und leicht verderb
liche Waren mit der Post schickte, alles schwere Trans
portgut aber, sofern es möglich war, mit Fuhrleute.
Es folgen einige Beispiele fUr die Preise rUr den Trans
port eines ein Pfund schweren Pakets Uber eine Strecke
von 1 bis 4 Meilen, also eine Poststation weit:
178354: 1 1/2 Pfennige, Kaufmannsware 2 Pfennige
1779~ 3 Kreuzer
1784W: 2 Pfennige
179157 : 1 1/2 Pfennige
bis Frankfurth am Hayn für 3 Ggr. und von Leipzig bis Hamburg für 2 Ggr. senden kann. so ist verhältnismäßig überall das Porto bei diesen Posten und auch bei denen ständischen Posten, welche mit jenen in Verbindung stehen. Hingegen ist es in einigen Ländern, z.B. im MeckJenburgischen, Preußischen, Oesterreichischen, Hessisehen etc. etwas höher." 52. Catharina Elisabetha Goethe schickte ihrem Sohn Johann Wolfgang, wie sich aus ihren Briefen genau ersehen läßt, regelmäßig Waren, die nur einen geringen Wert gehabt haben können und die sicher auch in Weimar zu erhalten waren. Mit dem Postwagen schickte sie etwa Noten, Türkisches und welsches Korn, Rapunzeln, Bücher, "ein Kistgen Nordamerikanischer Holtzarten", Winterkleidung, "ein Kistgen bepact mit Christgeschenken", und "2 Kistger 12 Pf. Croneburger Castanien", durch einen Fuhrmann, der offenbar regelmäßig nach Weimar fuhr, ebenfalls Kastanien, außerdem Bücherkisten, "eine Kiste mit drey Lüstern", "12 Bouteilien vom alten Tyrannen Blut -und 6 ditto von verschiedenen Sorten", ein Kasten mit Gerät und einer Decke, 50 und wenig später noch einam "30 Bouteillien Spaawasser" fUr eine Trinkkur. (Catharina Elisabetha Goethe: Briefe an ihren Sohn Johann Wolfgang, an Christiane und August von Goethe. Stuttgart: Reclam 1971, passim) 53. Nach einer Auskunft des Bundespost-Museums 54. J.F.T.: Der Postwagen in Deutschland, 1 J. Bd., 1783 55. nach dem Geogr. Hand- und Postbuch, 1779. 56. nach I.F.T.: Der Postwagen in Deutschland, Bd. 11: Die Königliche Preußi sehe Pos t-Ordnung, 1784. 57. nach O.C.Eltester: Nachweisu%~er Ortentfernungen ••• , 1791
1802~: 2 Pfennige
184659 : 3 Pfennige, Kaufmannsware 4 Pfennige
Der Warentransport durch Fuhrleute
Die zweite Möglichkeit die Waren als Beifrachtdurch
Frachtfuhrleute transportie~en zu lassen war deutlich
billiger OO als ein Transport durch die Post.
Die Frachtfuhrleute waren, im Unterschied zu den Lohn
kutschern, den Hauderern, auf die Spedition schwerer
G""t . l' .. t 61 S' . I I ß H u er spezla lSler •.. lewaren In a en grö eren an-
deIsstätten seit dem Mittelalter in ZUnften und lnnungen
organisiert. Der Frachtbeförderung lag stets ein Beför-62 derungsvertrag und eine Frachtrechnung zugrunde.
Auch die Frachtpreise waren jahreszeitlich unterschied
lich. Im Sommer, da Pferde wegen der Ernte und der
Reisesaison knapp waren, wa~en sie in der Regel höher
als im Winter.~ Sie waren im wesentlichen von drei
Faktoren abhängig: von der zurUckzulegenden Entfernung,
vom Gewicht der Sendung und von deren Inhalt. Dazu kamen
Spesen fUr Trinkgelder, Zölle und GebUhren.
58. Kläbe, J.G.A.: Allgemeiner Unterricht zum Gebrauch bei allen Waaren .•• , Dresden 1802, 59. H.Wolff: Die Postkurse zur Zeit des Biedermeier, p. 350 60. Heinrich von Kleist schreibt an Henriette von Schlieben am 29.7.1804: " ... ob sich Gelegenheit fände, diesen meinen Koffer mit einem Frachtwagen [von Dresden 1 nach gu I ben bei Cottbus (. •. ) zu schicken? Wenn dies nicht möglich ist, so bitte ich ihn geradezu dorthin auf die Post zu geben." (KIelst: Briefe, Brief Nr. 76, p. 3111. 61. H. Voelker: Frankfurt am Main. Die Stadt Goethes, p. 128f.: "Nicht minder umfangreich [als der Gtitertransport mit Schiffen] war der Güterverkehr zu Lande. Eine gewichtige Persönlichkeit war der Fuhrmann. Er war Eigentümer des Geschirres, des Wagens und der Pfer'de und betrieb sein Gewerbe mit Hi Ife von Knechten. Er besaß die Fuhrmannsgerechtigkeit, das Recht, auf einer bestimmten Strecke zu fahren. Die Zahl der Fuhrleute in Frankfurt war nicht allzugroß, größer war die Zahl der fremden Fuhrleute. Am bekanntesten war in Frankfurt die Fuhrmannsfamilie Fay, in ihrer Hand lag fast der gesamte Verkehr nach Straßburg und Basel. ( ••. ) Sie hatten häufig 6 bis 8 Wagen, von denen jeder mit 9 Pferden bespannt und schwer beladen war. ( ... ) Von Oberdeutschland bewegten sich ganze Wagenzüge über die Mainbrücke durch die Fahrgasse." 62. Cf. Willy Königs: Im Namen und Geleite Gottes •.. , p. 4: "Nur eine geringe Za.hl von Fuhrmannsbriefen und anderen Transportdokumenten sind überhaupt erhalten." 63. Cf. E. Sax: Die Verkehrsmittel in Volks- und Staatswirtschaft, Bd. 2, 1879, p. 287.
249
Wollte man durch einen Fuhrmann allerdings Waren an
einen abgelegenen oder an einen sehr weit entfernten Ort
transportieren lassen, so war es, wenn dieser Ort nicht
gerade eine Messestadt war, sehr unwahrscheinlich, daß
sich ein Fuhrmann finden ließ, der ein Paket als Bei
fracht direkt an diesen Ort transportieren konnte.~ Man
mußte man deshalb den Weitertransport eines solchen
Paketes von dem Zielortdes Fuhrmannes, der es als
Beifracht beförderte, sicherstellen~
Die Verpackung
Eine grDße Rolle spielte bei jeder FDrm desWarentrans
ports die sorgfältige Verpackung der verschickten Wa-65 ren. Da Pakete z.T. in offenen Wagen transportiert
64. In ihrem Brief an ihren Sohn Johann Wolfgang vom 26.7.1794 spricht Catharina Elisabetha Goethe davon, daß sich die Verschikkung von drei großen Kisten verzögert hat, und sagt: ffder mangel an Fuhrleuten die gerade nach Weimar gehn war die Ursacheff (ebda., p. 56). 65. Reichard (1801), p. 19, gibt folgende Empfehl~ng zur Verpackung von Papieren: "Papiere und Schriften werden am besten verwahrt, wenn man sie aufrollt, in hartes Papier wickelt, und nachdem man ihren Inhalt kurz darauf notiert hat 1 zu unterst in den Koffer legt. ff In 'Postgeheimnisse' (1803) heißt es: ffBei großen Geldversendungen pflegt man das Geld in Fäßer zu thun. Allein es ist nothwendig, das Geld nicht blas in die Fäßer zu schütten, sondern es in Beuteln verwahrt, in die Fäßer zu legen, weil der Fall sehr oft eintritt, daß solche Geldfäßer, wegen ihrer eigenen Schwere aufspringen oder zerbrechen, zumal wenn das dazu genommene Holz schwach oder schadhaft ist. ( .•. ) Beim Verschicken von Waaren in Packeten sind ähnliche Vorsichtsregeln zu beobachten. Hauptsächlich kommt es darauf an, die Waaren gut einzupacken und mit hinlänglicher Emballage zu verwahren, damit sie gegen Näße geschützt sind und nicht durchscheuert und zerschabt werden können. Dieses wird ohnehin in allen Postverordnungen den Absendern zur Pflicht gemacht und die Post kann bei der gegenwärtigen Beschaffenheit der mehrsten Postwagen, nicht alle Packe te gegen Näße und Reiben schützen, zumal da so viele Packete von sehr verschiedener Gestalt und Beschaffenheit zur Post gegeben werden, die also nicht immer paßlich gepackt werden können. ( .•• ) Es kann nicht Statt finden, daß man auf Koffer, oder andre große Packete, welche man mit der Post versenden will, die Briefe selbst nagle oder hefte. Nein; die Briefe und Adressen mUssen besonders und los aufgegeben, und die Koffer, oder Packe te mit einem Zeichen versehen werden. Dieses Zeichen muß man auch auf den Brief machen und zugleich dabei angeben, in welche emballage das Packet geschlagen ist."
250
wurden und da sie oft umgeladen und dabei recht unsanft
behandelt wurden, wurde allgemein empfohlen, Waren zur
Versendung in Wachs tücher zu ~ickeln und sie sodann in 66 Fäßer zu packen • In den großen Handelsstädten gab es
spezielle Handwerker, die für das Verpacken, Wiegen und
Auf- und Abladen der Waren zuständig waren.
c) Preise
Hegel verdiente 1797 als Hofmeister in Frankfurt 400
Reichsgulden, 1807 als Redakteur in Bamberg 1300 Reichs
gulden plus großer Einkünfte aus dem Verkauf von Bü
chern, als Rektorin Nürnberg 1000 Reichsgulden plus
einiger Naturalien, als Professor in Heidelberg 1300
Reichsgulden plus einiger Naturalien und schließlich in
Berlin 2000 Taler jährlich. Die Frage, was es für Haus
lehrer, Lehrer oder Professor damals bedeutete, ein
solches Einkommen zu haben, ist nicht einfach zu beant
worten. Zum einen änderte sich die Preisstruktur außer
ordentlich schnell. Die Preise für einzelne Waren und
Dienstleistungen änderten sich, abhängig von vielen
ökonomischen, politischen und regionalen Faktoren,
rapide und in ganz unterschiedlicher Weise. Zum anderen
ist für die Beurteilung eines bestimmten Einkommens
seine relative Stellung zu allen anderen Einkommen von
wesentlich größerer Bedeutung als seine reine Kaufkraft.
Es ist deshalb sinnlos, MUnzen und ihren Kaufwert in
einen Vergleich zur heutigen Währung bringen zu wollen.
Nur wenige Prozent der Beschäftigten dürften seinerzeit
ein Einkommen erreicht haben, .das dem HegeIschen ent
sprach. Ein einfacher Arbeiter verdiente etwa einen
viertel Gulden täglich, ein einfacher Lehrer 120 bis 160
66. Die Post beförderte alles gemünzte Geld bar in Rollen, da man vom bargeldlosen Geldverkehr, von Wechseln abgesehen, noch weit entfernt war. So reiste Hegel, wie er in einem Brief an Frommann berichtete, im November 1806 Hin Gesellschaft von einem halben Dutzend Geldfäsgern" von Jena nach Bamberg. Ein Teil des Umzugsguts, das von Heidelberg nach Berlin befördert wurde, umfaßte auch Fäßer, in denen Hausrat verpackt war.
251
Gulden j~hrlich bei freier Wohnung und gewissen Natural
zuwendungen, ein Handlungsgehilfe in einem Handelshaus
ungef~hr 400 bis 500 Gulden j~hrlich.~
Die Preise fUr Postdienste, um die es uns hier vor allem
geht, scheinen jedoch, wie oben schon einer Quelle zu
entnehmen war, Uber sehr lange Zeitr~ume stabil geblie-
b . 68 en zu seln.
67. Nach Fritz Verdenhalven: Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet, Neustadt a.A. 1968 68. Der Rezensent von Eggers' Bemerkungen auf einer Reise durch das südliche Deutschland ••• in den Jahren· 1798 und 1799, 1. Bd., in der AU bemerkt.: ftnachS. 130 ist das Postgeld in allen Ländern erhöhet worden, nur in Holstein nicht; im J. 1799 fand es aber Rec. in Holstein von 16 auf 24 Schillinge erhöht, dahingegen es in einigen deutschen Provinzen noch wie vor 50 Jahren bezahlt wurde."
252
111. Hegels Reisen und Ulli~UgG
Von Stuttgart nach Bern im Jahre 1793
Durch einen Pachtvertrag war die württembergische Post
1775 in die Verwaltung von Thurn- und Taxis übergegang
en. In diesem Vertrag war unter anderem festgesetzt
worden, daß die vier Landkutschen dem Fürsten von Thurn
und Taxis überlassen werden sollten. Dazu gehörte auch
die Landkutsche von Stuttgart über Tübingen nach Schaff
hausen. Außer den bestehenden sollten noch wöchentlich
ein bis zwei zusätzliche Geschwindkutschen von Stuttgart
nach Schaffhausen verkehren. 69
70 Wollte man von Stuttgart aus mit dem Postwagen nach
Bern fahren, so war die Route über Schaffhausen die
direkteste. Auf dieser Route mußte man drei verschiedene
Postwagen in Anspruch nehmen: von Stuttgart nach Schaff
hausen die ordinäre Post, von dort nach Brugg die Extra
Post und weiter nach Bern eine Diligence.
71 Die Route von Stuttgart nach Schaffhausen führte über 72 Waldenbuch , Tübingen, Hechingen, Bahlingen, Aldingen,
Tuttlingen, Engen nach Schaffhausen73• Auf ihr verkehr
ten sowohl Thurn- und Taxissche Postwagen als auch
69. Nach Krämer: Beiträge zur Postgeschichte Tübingens, p. 51 70. Wir gehen bei den folgenden überlegungen davon aus, daß Hegel seine. Reise nach Bern in Stuttgart und nicht in Tübingen antrat. Es scheint wahrscheinlich, daß er vor dieser Reise Teile seiner persönlichen Habe, wie etwa Bücher und Manuskripte, in Stuttgart bei seiner Familie deponierte und daß er Wert darauf legte, sich von sei ner Farni I ie zu verabschieden. 71. Die Beschreibung einer Reise mit der Dilligence von Stuttgart über TUbingen und Schaffhausen in die Schweiz im Jahre 1806 findet sich in: 'Briefwechsel und Tagebücher des Fürsten Herrnann von PUckler-Muskau. Hrsg. von Ludmilla Assing. Bd. 2. Reisetagebücher und vermischte Aufsätze. 1. Band. Hamburg 1873, p. 100 - 127. 72. Soweit sie sich ermitteln ließen geben wir alle Ortsnamen in heutiger Schreibung an. 7~3. Nach den PostbUchern von F.M.Diez (1795) und Haysdorf(1794>' H.A.v.Halem nahm bei einer Reise in die Schweiz folgende Route: Stuttgart - Schaffhausen - Zürich - Bern. (Cf. H.A.v.Halem: Blicke auf einen Theil Deutschlands •.. , 1791 und die Rezension dieses Buches in der 'Allgemeinen Literatur-Zeitung')
253
wUrtembergische Landkutschenn . Sie maß ungefähr 18
Meilen oder 9 Posten~. Die gesamten Kosten einer Reise mit dem Postwagen auf
dieser Route lassen sich wie folgt veranschlagen:
Postgeld: 9 Posten ä 20 kr. N
Postillionsgeld ä 6 kr. pro Station77
78 Chausseegeld
180 kr.
54 kr.
ca. 10 kr.
3 fl. 44 kr.
Eine Oberschlagsrechnung fUr alle bei einer Fahrt mit
der ordinären Post auf dieser Strecke entstehenden
P t I d . bt 79 os ge er ergl :
18 Meilen ä 36 kr. = 648 kr. = 10 fl. 48 kr.
Es waren 40 Pf. Gepäck frei, zusätzliches Gepäck kostete
1 1/2 kr. pro PfundOO und Meile. Die Abfahrt des Postwa
gens von Stuttgart erfolgte am Donnerstag Vormittag81•
Der Postwagen erreichte TUbingen am Donnerstag Abend,
Bahlingen am Freitag Vormittag, Schaffhausen am Samstag.
Die Strecke von Schaffhausen nach Brugg war mit der
Extra-Post zurUckzulegen. Sie fUhr te Uber Waldshuth und
Zur zach nach Brugg82 • Die Fahrzeit betrug 10 Stunden.
74. Nach Haysdorf(1794) verkehrten auf dieser Strecke "Kaiserliche Reichs-Postwagen und Landkutschen". 75. Nach F.M.Oiez (1795) und Haysdorf(1794). Beide rechneten für die Strecke 9 Posten = 18 Meilen. 76. errechnet nach der auf allen Reichsposten gültigen Taxe. Man zahlte pro Posten 20 Kreuzer Reichsgeld, zusätzlich 6 Kreuzer Reichsgeld pro Station Trinkgeld für den Postillion. 40 Pfund Gepäck hatte man frei. 77. bei 9 Stationen einschließlich der Abfahrts- und der Ankunftsstation. 78. F.M.Diez(1794), p. 420: "Auf dieser Route ist durchaus Chaussee." 79. Nach Reichar'd (1801). CL p. 236 80. Ein Pfund hatte in Süddeutschland schon damals dasselbe Gewicht wie ein Pfund nach dem heutigen Maßsystem. 81. nach F.M.Diez(1795) 82. in den 'Nachl'h:hten für Reisende in der Schweiz', Bern, Basel
1796 heißt es auf der Seite 41: "Will man von Schaffhausen auf Bern, so nehme man die Extra-Post bis Brugg; dort schreibt man sich in die Diligence ein, welche in der Woche 2mal abfährt: Montags Abends um 4 Uhr, und Donnerstags. Der Postweg von Schaffhausen
254
Die Strecke über Brugg hinaus bis nach Bern war 15 Mei
len lang.~ Die Abfahrt in Schaffhausen erfolgte Montag
und Donnerstag morgens um 8 h. Das Postgeld, zu dem noch
das Trinkgeld des Postillons kam, betrug 13 fl. 20 kr.~ Eine Taxe für übergewicht ist nicht bekannt.
Auf der Strecke von Brugg nach Bern über Arau, Arburg,
Büzberg, und Kirchberg verkehrte eine Diligence, mit
der man in 18 Stunden85 in Bern war. Die Abfahrtszeit
dieser Diligence war auf Montag und Donnerstag abends 4
Uhr OO , ihre Ankunftszeit auf Dienstag und Freitag Mor-87 gens festgelegt. Das Postgeld betrug ausschließlich
dem Postillonsgeld 12 Livres 88, was ungefähr einem 89 Betrag von 4 fl. 90 kr entsprachen.
Somit lassen sich die Kosten einer Reise von Stuttgart
nach Bern wie folgt überschlagen:
gehet über Zurzach, und der Preis bis Brugg ist 13 Gulden 20 Kreuzer Reichsgeld; ( .•. ) (Man rechnet von Schaffhausen auf Brugg 10 Stunden; von Brugg auf Bern 18 Stunden, und zahlt 1 Louis d'or).ff 83. Nach den 'Nachrichten ••. ', p. 11, nach Haysdorf(1794) jedoch, je nach Streckentührung 13,5 oder 12,25 Posten. 84. Cf. die 'Nachrichten für Reisende .•• ' und die 'Instruktionen fUr die Reisenden. in Betreff der Berner Dilligencen von Anno 1794' im Archiv des PTT-Museums Bern, Signatur 'BE 1794 A', wo es heißt: ~Die Abreise von Brugg nach Bern, Montag und Donnerstag Abends. ff 85. Nach den 'Nachrichten für Reisende ••• ', s.o. 86. Nach den 'Nachrichten für Reisende ... ' und der 'Instruction für die Reisenden .•. ' 87. Nach der 'Nachricht wie kÜnftig die Reisenden ••• ' 88. Gemeint sind Französische Livres. Cf. Reichard (1801), p. 245: ~Französisches Geld war von jeher das am meisten kursirende in der Schweiz." 89. ReichsgeJd, nach dem 24-(iuldenfuß. Diese und alle folgenden Umrechnungen und Vergleiche von Währungen, und Maßeinheiten orientieren sich an folgenden übersichten: - Verdenhalven, F.: Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet, Neustadt a.A. 1968 - Reichard, H.A.O.: Der Passagier auf der Reise ••. , 1801, 'Geldkurs und Münzwesen in Deutschland und einigen angränzende Ländern', p. 237ft. ; - Alig. Post- und Reise-Handbuch durch Deutschland ••. , Nürnberg 1805, 'Uebersicht und Berechnung der vorzüglichsten Münzen in EUfopa-. p. 363ft. - Wolff, H.: Wie Goethe reiste •.• , p. 987
255
Postgeld: Stuttgart - Schaffhausen:
Schaffhausen - B~ugg:
Trinkgeld
Brugg - Hern:
Trinkgeld
Zehrgeld für 5 Reisetage
a 2 Gulden 24 kr.
zusammen:
ca. 10 f I • 48 kr.
13 f1. 20 kr.
ca. 1 fl.
11 f1.
ca. 1 f1.
12 f1.
--------------
49 f1. 8 kr.
----------------------------In seinem Brief an von Rütte vom 11.9.179300 bestätigte
Hegel den Empfang eines Wechsel über 5 Louis d'Or und
kündigte zugleich seine Ankunft in Bern für Anfang 91 Oktober an. Da Hegel auch für den Umzug von Hern nach
Frankfurt am Main noch vor Reiseantritt einen festen
Betrag für die entstehenden Reisekosten erwartete und
auch erhielt, kann man vermuten, daß dies auch schon bei
seiner übersiedelung von Tübingen nach Bern der Fall
war, und daß es sich also bei dem empfangenen Betrag von
5 Louis d'Or um einen Abschlag auf die Kosten der Reise
von Tübingen nach Bern handelte. 5 Louis d'Or entspra
chen 55 Gulden. Bezieht man diesen Betrag auf die oben
angestellte überschlagsrechnung, so kann man davon
ausgehen, daß Hegel mit dem ihm gewährten Reisegeld ohne
Schwierigkeiten ausgekommen ist und zudem die Möglich
keit gehabt hat, etwa anfallendes übergepäck zu bezah
len.
Wenn Hegel, wie von ihm angekündigt, "zu Anfang, etwa in 92 den ersten Tagen des folgenden Monats" in Bern ankam,
so muß er am Donnerstag, dem 26.9. oder dem 3.10.1793,
in Stuttgart abgereist und am Dienstag, dem 1.10. oder
dem 8.10.1793 in Bern angekommen sein.
90. Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Bd. 1, Brief NI'. 3. Im folgenden wird nur die Nummer genannt, die Hoffmeister jedem abgedruckten Brief gegeben hat. 91. "Den Wechsel' 5 Louis d'Or habe ich richtig erhalten. ( ... ) Da ich~ ehe ich abreisen kan~ noch von dem herzoglichen Consistorio examiniert werden mus, welches zu Ausgang dieses Monats geschieht, so wird es mir nicht eher möglich seyn, nach Bern zu kommen, als zu Anfang, etwa in den ersten Tagen des folgenden Monats." 92. Brief NI'. 3
256
Von Bern nach Frankfurt/Main Ende 1796/Anfang 1797
Im Juli 1796 waren die französischen Revolutionsheere
in Oberdeutschland eingedrungen und hatten rasch die
Truppen der süddeutschen Fürsten besiegt. Dabei hatten
sie sich auch des Postwesens bemächtigt~, das seitdem
unter französischer Verwaltung stand.
Für den Umzug von Bern nach Frankfurt benutzte Hegel
zunächst die Route, die er auch schon für den Hinweg
benutzt hatte, nämlich die Route von Bern über Brugg und
Schaffhausen nach Stuttgart.
Die Strecke von Bern nach Brugg wurde wie auch schon im
Jahre 1793 von einer Diligence versehen94• Sie benötigte
für das Zurücklegen dieser Strecke 18 Stunden%.
D P t I d f 1 L . d' 0 I' h 11 f I .96 oder as os ge war au OU1S· r, g elC
16 Livres festgesetzt. 30 Pfund Gepäck waren frei. Die
Abfahrt in Bern war laut Fahrplan 12 1/2 nachmittags,
die Ankunft in Brugg 3 h morgens. 'di Den Weg von Brugg nach Schaffhausen konnte man mit
der Extrapost in 10 Stunden zurücklegen. Das Postgeld
93. nach Krämer, p. 49 94. er. die 'lnstruction fUr die Reisenden, in Betreff der Berner Diligencen von Anno 1794': "Diligence nach Brugg. Abfahrt um 12 1/2 Uhr nachmittags. ( •.• ) Ankunft in Brugg 3 Uhr (morgens) ( ••. ) sie fährt wöchentlich zweimal ab, nämlich Sonntag und Donnerstag, und hat auch fünf Plätze, ( ••• ) Bei jeder Station wird dem Postillion 4 Kreutzer bezahlt." 95. auch nach den 'Nachrichten fUr Reisende ••• ', p. 41 96. cf. 'Nachrichten für Reisende •.• ', p. 41 97. cf. die 'lnstruction fUr die Reisenden, in Betreff der Berner Diligencen von Anno 1794': "Noch ist zu bemerken, daß diejenigen Reisenden, so von arugg ihre Reise nach Zürich und Schaffhausen fortzusetzen wünschen, alle Gelegenheit dazu finden, ••. nach Schaffhausen um 13 fl. 20 kr. t wofür sie sich bey Hrn. Joh. Rud. Schmid zum roten Haus in Brugg anzumelden haben." und die 'Nachrichten fUr Reisende in der Schweiz', Bern, Basel 1796, p. 11: "Bern. Reiserouten. W1J I man von Bern über ZUrich nach Schaffhausen gehen; so sind es 16 Meilen. Auch Uber Brugg und Zurzach gehet es leichter, und man kann höchstens 15 Meilen rechnen." p. 12: "Von Bern nach Schaffhausen 28 Stunden, gehet die rechte Seite tiber Sur - Lenzburg - Kayserstuhl. Ueber Brugg ist es JangwUriger; denn oft wird man bey der Ueberschiffung (in der Stille) lange aufgehalten; diese Route ist also gar nicht die vorzüglichste, der Postweg fUhrt dadurch."
257
dafür betrug 13 fl. 20 kr •• Dazu kamen je 24 kr. 'Was
sergeld' für das übersetzen über den Rhein und die
Stille, zusammen 48 kr., und 16 kr. 'Postillions
geld,98. Die gesamten Kosten, ausschließlich der Zehrko
sten beliefen sich also auf 14 Reichsgulden 24 Kreuzer.
Die Extrapost fuhr in Brugg Montag und Donnerstag mor
gens ab. Für die Reise von Schaffhausen nach Stuttgart
mi t der fahrenden Pos t benöt i gte man 30 Stunden99• Di e
Route führte mit den angegebenen Stationen nach Tübingen
und von da über Waldenbuch nach Stuttgart. Die Entferung
wird mit 18100, aber auch 20 Meilen101 angegeben.
Das von Schaffhausen bis nach Frankfurt zu entrichtende
Postgeld belief sich auf 13 fl. 20 kr •. 50 Pf. Gepäck
waren frei. Für übergewichtiges Gepäck wurden pro 100
Pf. 6 fl. 39 kr.l~ berechnet. Die Abfahrt in Schaffhau
sen war auf Mittwoch morgens 7 h, die Ankunft in Stutt
gart auf Freitagl~ festgesetzt. Man benötigte also für
die Reise von Bern nach Stuttgart mit der Diligence und
fahrender Post etwas mehr als zwei volle Reisetage.
Die Route der fahrenden Post von Stuttgart Richtung
Frankfurt führte über Ludwigsburg, Bietigheim, Heil
bronn, Fürfeld, Sinsheim, Mauer, Heidelberg, Weinheim,
Heppenheim und Darmstadt nach Frankfurt. Ihre Entfernung
wurde mit 12 Posten gleich 24 Meil~nW4 angsgeben.l~
98. nach dem 'Fahrplan ••. ' 99. cf. 'Nachrichten fUr Reisende •.• ', 1796 p. 40: "Reiserouten und Reisegelegenheiten. Schaffhausen. ( ••. ) Hingegen ist der gerade Weg auf Stuttgard Uber Engen, Duttlingen, Hechingen, TUbingen, 30 Stunden. ( ••.. ) Nach Mannheim und Frankfurt fUhrt der Postweg gleichfalls Uber Stuttgard. Der deutsche. Kayser I iche PCIstwa.gen, gehet Mi ttwochs frUh um 7 Uhr ab. Man muß sich Dienstags bey Zeiten melden, und die Bagage abgeben. Er ist. zu 8 Personen eingerichtet. Der Passagier hat 50 Pfund frey. Man zahlt nach Stuttgard, wo man Freytags ankommt, fl. 6 4 h. und fUr 100 Pfund Uebergewicht fl. 4. Nach Frankfurt 14 Fl., fUr 100 Pfund [UebergewichtJ: 6 fl. 39 Kr .• Die Ankunft dort ist Montags." 100. nach Haysdorf(1794) 101. nach GUssefeldt(1796) 102. 'Nachrichten fUr Reisende •.. ', p. 40 103. ebda .• p. 41 104. nach Haysdorf(1794); Diez(1795) GUssefeldU1796) rechnet zusammen 13 Posten.
258
Die Abfahrt in Stuttgart war Freitags oder Samstags, die
Ankunft in Frankfurt Montags oder Dienstags.
Somit kann folgende Oberschlagsrechnung über die gesam
ten Kosten einer Reise mit dem Postwagen von Bern nach
Frankfurt am Main angestellt werden:
Postgeld:
Bern - Brugg:
Brugg - Schaffhausen:
Schaffhausen - F~ankfurt:
Zehrkosten für 7 Reisetage
a 2 fl. 24 kr.
11 f I •
14 f1. 24 kr.
14 f I .
16 f I. 48 kr.
56 f I. 12 kr.
Bei den Verhandlungen über Hegels Anstellung im Hause
Gogel in Frankfurt spielte, wie aus dem Briefwechsel
Hegels mit Hölderlin vom Oktober und November 1796
ersichtlich ist, neben der Höhe des zu erwartenden
Gehalts die Erstattung der anfallenden Reisekosten eine
Rolle. Hegel veranschlagte offenbar noch in Bern die
anfallenden Reisekosten auf maximal 10 Karolinsw W6 Ende
November teilte ihm Hölderlin mit, Gogel sei bereit, die
Reisekosten erstatten und ihm dafür, wenn nötig, vorab
einen Wechsel nach Bern zu schicken. W7 10 Karolins
entsprachen dem Wert von 110 Reichsgulden.
105. ReichardC180U, p. 124: "Die Person zahlte noch vor ein paar Jahren von Frankfurt am Main bis Suttgard 5 rthlr.". 106. HIJHmeister-, J.: Briefe von und an Hegel Brief Nr. 19, Hölderlin an Hegel, 24.10.1796 : "Weniger als 400 fl. bekömmst Du schwerlich. Das Reisegeld würde Dir bezahlt werden, wie mir, und Du kannst wohl auf 10 Karolin rechnen." Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Brief Nr. 20, Hegel an Hölderlin, November 1796: ~Wa.s die Reise betrifft, so sehe ich voraus, daß die Kosten derselben nicht über 10 Karol ins kommen werden, ( ••. )". 107. HoHmeister-, J.: Briefe von und an Hegel, Brief Nr. 21 Hölderlin an Hegel, 20.11.1796: ~Du bekommst t wie ich voraus wußte, 400 fI., hast freie Wäsche und Bedienung im Hause, und die Reisekosten will Herr Gogel vergüten, wenn Du hieher kämmst oder, wenn Du es nöthig finden solltest, Dir den Wechsel nach Bern schicken."
259
Zwischen den festgestellten Kosten einer Reise von Bern
nach Frankfurt am Main über Stuttgart106 und den von
Hegel vorab veranschlagten Kosten für diese Reise be
steht also eine erhebliche Differenz. Wenn unsere Bere
chung korrekt ist, so muß man deshalb annehmen, daß
Hegel von vornherein die Mitnahme einer großen Menge
übergepäck nach Frankfurt plante, sei es, daß er etliche
Dinge, die er während seines Berner Aufenthaltes erwor
ben hatte, mitnehmen wollte, sei es, daß er etliches,
das er in Stuttgart deponiert hatte, nach Frankfurt
mitnehmen wollte.
Hegel dürfte, wenn er seine Ankündigung wahr gemacht
hat, Mitte Januar 1797100 in Frankfurt eingetroffen
sein. Es wäre für ihn sicher einfacher und weniger
kostenaufwendig gewesen, von Bern über Basel durch das
Rheintal nach Frankfurt zu reisen, doch wollte er, wie
Rosenkranz berichtet, in Stuttgart seine Familie wieder-110 sehen.
Von Frankfurt am Main nach Jena im Januar 1801
Die Strecke von Frankfurt nach Weimar und von dort
weiter nach Jena war mit einem Postwagen der Thurn- und
Taxissehen Reichspost auf folgendem Kurs zurückzulegen:
Frankfurt, Hanau, Gelnhausen, SaalmUnster, Schlüchtern,
Neuhof, Fulda, Hünfeld,
E f t W • J 111 r ur, elmar, ena .
108. ohne Obergepäck!
Vacha, Burka, Eisenach, Gotha,
Die Entfernung betrug 32 Mei-
109. Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Brief Nr. 20, Hegel an Hölderlin, November 1796: "So leid es mir tut, nicht sogleich mich auf den Weg machen zu können, so ist es mir doch unmöglich, eher als gegen das Ende des Jahres das Haus, in dem ich mich befinde, zu verlassen, und vor der Mitte des Januars in Frankfurt einzutreffen." 110. Rosenkranz: Hegels Leben, p. 80: "Im Herbst 1796 ging er von Bern zunächst nach Stuttgart, die Seinigen wiederzusehen. Dem Bericht seiner Schwester zufolge war er ( .•. ) Im Januar 1797 trat er seine Hofmeistersteile in Frankfurt bei dem Kaufmann Gogel an. 1t
111. nach Jäck: PostKarte von Deutschland ••. (1801) und Postcurs von Deutschland ••. (1801). Das im Jahr 1801 noch gültige 'VerzeichniS Derer bey dem hiesigen Kayserl.Reichs-Erb-General-Obrist-Post-Amt zu Frankfurt am Mayn akommend und abgehenden Posten' von 1794 nennt diese Stationen fUr den ffSächsischen Cours. ( .•. ) Nach Jena,
260
112 len • Naoh Weimar benötigte ein Postwagen nach dem 113 Fahrplan 70 Stunden , also fast drei volle Tage.
Die gesamten Kosten einer Reise mit der Reichspost von
Frankfurt am Main nach Jena können wie folgt überschla
gen werden: 114
für Postgeld:
32 Meilen mal 36 schwere Kreuzer
für Zehrgeld für 3 Tage a 2 fl.
19 fl. 12 kr.
6 f 1.
25 f I. 12 kr.
Es waren 50 - 60 Pf. Gepäck frei, zusätzliches Gepäck
kostete 1 kr. pro 1 Pf. und Meile.
Aus Hegels Brief an Schelling vom 2. November 1800 geht 115 hervor , daß Hegel den Wunsch hatte, sich vor der
Ankunft in Jena "durch einen Aufenthalt an einem dritten
Ort [zu] stärken". In diesem Brief bittet er Schelling,
ihm so bald wie möglich dafür Ratschläge zu geben. Er
hat Bamberg, Erfurt und Eisenach für einen solchen
Aufenthalt ins Auge gefaßt. Wie Karl Rosenkranz 1U be
richtet, ließ Hegel "sich bestimmen, von Frankfurt
sogleich nach Jena zu gehen. ( .•• ) In diese Lage der
Dinge <in Jena) traf Hegel im Januar 1801 ein. ,,117 Hegel
Weimar, Erfurt, Got.ha, Eisenach" usw. Die Abfahrtszeiten waren Montag, Dienstag, Freitags und Samstags um 5 Uhr abends. 112. Jäck(1801) rechnet 33 Meilen; Güssefeldt(1807) und Reichard (1801) rechnen 32, das Allgemeine Post- und Reisehandbuch schließlich 31,5 Meilen. 113. Nach dem 'Verzeichnis derer bei dem hiesigen Kayserl. ReichsErb-General-Obrist-Post-Amt zu Frankfurt am Mayn ankommenden und abgehenden Posten', Frankfurt 1798, Fürstlich Thurn und Taxissches Zentralarchiv Regensburg, 1125, Produkt 56, 'Sächsischer Kurs'. ]0 He)mut. Wolff: Die Post kurse zur Zeit des HBiedermeier H, p. 350, heißt es: "Von Frankfurt am Main nach Leipzig brauchte die ordinäre PI)St. um 1810 82 Stunden (vier Tage und drei Nächte für 390 km!)." 114. nach Reichard(1801) 115. Brief Nr. 29 116. Hegels Leben, p.147f. 117. Rosenkranz gibt weder den Grund für Hegels Meinungsänderung an, noch nennt er die Quelle dafür, daß Hegel "im Januar 1801" in Jena e int.raf. Alle folgenden Biographen Hegels stützen sich ausschließlich auf
261
dürfte also, wenn er mit dem Postwagen nach Jena gereist
ist, die oben beschriebene direkte Route von Frankfurt
nach Jena zurückgelegt haben.
Nach dem Tod seines Vaters im Januar 1799 hatte Hegel
ein beträchtliches Vermögen geerbt. 1Y Man kann deshalb
annehmen, daß es ihm keine Schwierigkeiten bereitete,
den Umzug von Frankfurt nach Jena zu finanzieren und daß
er deshalb nicht aus finanziellen Gründen daran denken
mußte, Teile seiner Papiere vor diesem Umzug zu vernich-
t 119 en.
diese Angaben von Rosenkranz. So heißt es bei Rudolf Haym in 'Hegel und seine Zeit', p. 123: "Es war, wie es scheint, die Antwort Schelling's auf diesen Brief, welche Hegel bestimmte, statt nach Bamberg, unmittelbar nach Jena zu gehen. Im Januar 1801 traf er an letzterem Ort ein." Haym scheint dabei ausschließlich das bei Rosenkranz Angeführte verwertet zu haben. 10 dem genannten Brief an Schelling vom 2. November 1800 ersucht Hegel Schelling "um baldige Antwort." Wenn Schellings Antwort bald erfolgt ist und wenn Hegel kurze Zeit nach Erhalt von Schellings Brief Frankfurt verlassen hat, so muß er sich zwischen seiner Abreise in Frankfurt und seiner Ankunft in Jena im Januar mindestens einen Monat an einem anderen Ort aufgehalten haben. In diesem Falle würde RgJsenkra.nz' Behauptung, daß Hegel sich bestimmen ließ, "von Frankfurt sogleich nach Jena" zu gehen, der Behauptung, daß er im Januar in Jena eintraf widersprechen. Man könnte vermuten, daß Hegel wenn nicht Bamberg, Erfurt oder Elsenach seine Heimatstadt Stuttgart für den geplanten Aufenthalt "an einem dritten Ort" gewählt hat, daß er also über Weihnachten nach Stuttgart gefahren und von dort nach Jena weitergereist ist. Dies ist jedoch unwahrscheinlich, da sein Vater und seine Mutter beide gestorben waren und da er zudem erst im Frühjahr 1799 in Stuttgart gewesen war. Es bleibt festzuhalten, daß ein Aufenthalt Hegel an einem dritten Ort zwische der Abreise von Frankfurt und der Ankunft in Jena nicht ausgeschlossen werden kann, und daß die zitierte Stelle bei Rosenkranz die einzige Quelle für die Annahme ist, daß Hegel bereits im Januar 1801 in Jena eintraf. 118. Cf. Rosenkranz: Hegels Leben, p. 142 119. In Hegels Brief an Mehmel vom 26. August 1801 (Brief Nr. 31) heißt es: "von Herder muß ich den alten Gott vorher zu Handen bekommen, da ich mein EKemp)(ar] noch nicht hier habe". Im darauf folgenden Brief an Mehmel vom 26. März 1802 dann: "ln ein paar Tagen erha) te ich endl ich B.llCh die erste Ausgabe von Herders Gott." Otto Pöggeler hat deshalb in seinem Aufsatz 'Sinclair-HölderlinHegel' (in: Hegel-Studien, Bd. 8, p. 23) folgende Annahme gemacht: "Noch 1801/02 scheint er [Hegel] Bücher - er nennt die 1. Auflage VIJn Herders GIJtt - in Frankfurt gehabt zu haben. (Jedenfalls hatte er sie nicht in Jena.)" Es bleibt festzuhalten, daß ein mögliches Motiv dafür, daß Hegel beinahe ein Jahr nach seinem Umzug von Frankfurt am Main nach Jena noch BUcher in Frankfurt hatte, nicht sein konnte, daß er bei
262
Von Jena nach Bamberg im Jahre 1807
Die fahrende Post hatte auf der Strecke von Jena nach
Bamberg folgende Stationen: Uhlstädt, Saal feld, Greifen
thaI, Judenbach, Coburg, Gleussen, und schließlich
Battelsdorf. Die Entfernung betrug 20 Meilen~O. Das Postgeld läßt sich für diese Zeit nicht nach den
üblichen Posttabellen errechnen, da das gesamte Postwe
sen unter französische Verwaltung gestellt worden
war1ß
, und da aus diesem Grunde etliche alte Postver
ordnungen außer Kraft gesetzt worden waren. Mit der
Auflösung des deutschen Reiches im Jahre 1806 hatte auch
das R . h t f h"" t bestehen. 122 elC spos wesen au ge or zu
Wir müssen uns deshalb mit einer Schätzung der unge
fähren Kosten einer Reise von Jena nach Bamberg begnü
gen. Nach Reichard(1801) betrugen die ungefähren Kosten
einer Reise mit der Reichspost über 20 Meilen:
für Postgeld:
20 Meilen a 36 schwere Kreuzer 123 für Zehrgeld für 2 Tage a 2 fl.
12 f I •
4 f 1.
18 f I •
Bereits im Oktober 1806 war Hegel auf eine Einladung
Niethammers hin schon einmal von Jena nach Bamberg
. t 124 D . R' h B b d t d I gerels. • le else nac am erg auer e ama s, wie
diesem Umzug nicht über ausreichende Mittel verfügte, um auch seine Bücher mit nach Jena zu nehmen und daß er hoffte, in Jena bald das Geld fUr eine Nachsendung seiner BUcher erübrigen zu können, da er, wie gesagt, in dieser Zeit über ein gros ses Vermögen verfügte. Es scheint jedoch möglich, daß Hegel, da seine Aussichten, in Jena eine Anstellung zu erhalten, unbestimmt waren, zunächst Teile seiner Habe in Frankfurt zurückließ und sich diese erst als ein längerer Aufenthalt in Jena gesichert war, nachschicken ließ. 120. Die Neueste PostKarte von Deutschland(1807) und das Allgemine Post- und Reise-Handbuch(1805) geben 19 Meilen an, Güssefeldt(1807) 19,5 Meilen, Reichardt(1801) 20 Meilen. 121. Cf. Französische Sauvegardes für die Posten zur Zeit der Schlacht bei Jena 1806. in: Archiv für Post und Telegraphie, 21. Jg., Berlin 1893. 122. cf. Wolff: Die Postkurse •.• , p. 346 123. Kaisergulden 124. Hegel an Niethammer, 18.10.1806 (Brief Nr. 76) "Montags (20.10.) geht die erste Post, sowohl fahrende als reitende, wieder ab. ( ••• )
263
Hegel Frommann nach Jena berichtetel25 • "2mal 24 Stun
den". Bereits Ende Dezember 1806 muß Hegel allerdings
trotz seines Plans, einen Teil des Winters in Bamberg zu
verbringen, bereits wieder in Jena gewesen sein, da ein
Brief von ihm an Schelling vom 3. Januar 1807 aus Jena
überliefert istl~. Hegel übersiedelte dann Anfang März
nach Bamberg. Am 13. März schrieb Niethammer an Schel
ling, Hegel sei "seit gestern abend wieder hier bei " 127 uns •
Da Hegel in Bamberg ein für seine Verhältnisse außerge
wöhnlich hohes Gehalt erwartete und da die Umzugskosten
gemessen an diesem Gehalt relativ gering waren, ist zu
vermuten, daß er die Kosten des Umzugs von Jena nach
Bamberg nach Zahlung eines Abschlags auf sein Gehalt
leicht tragen konnte. Es scheint auch möglich, daß
Niethammer, der sich für Hegels Anstellung als Redakteur
der 'Bamberger Zeitung' verwendet hatte, Hegel bei der
Finanzierung des Umzuges unterstützte.
Von Bamberg nach Nürnberg im Jahre 1808
Mehrere Faktoren dürften dazu geflihrt haben, daß der
Umzug von Bamberg nach Nürberg für Hegel keine allzu
große Belastung darstellte:
1. Die Entfernung zwischen beiden Städten ist gering.
( •.. ) da ich hier geplUndert bin ( ... ) so denke ich wenigstens einen Teil des Winters dort (in Bamberg) zuzubringen ( ..• ) freilich haben die Kerls meine Papiere wie Lotterielose in Unordnung gebracht, so daß es mich die größte Mühe kosten wird, das Nötige herauszufinden.\t Hegel an Niethammer, 22.10.1806 (Brief Nr. 77) \t( .•• ) sobald ich Geld habe, - und dies wird in wenigen Tagen geschehen - und NB die Postwagen wieder gehen, gedenke ich Ihrer Einladung zu folgen und zu Ihnen zu kommen (. •. )" 125. Hegel an Frommann aus Bamberg, 17.11.1806: \tAuf der Reise bin ich jedesmal beim Umpacken an die Vorsichtigkeit Ihres Leipziger Komissärs erinnert worden, denn ich reiste in Gesellschaft von einem halben Dutzend Geldfä5sern, denen 50 wenig etwas begegnete als mir. ( •.. ) Die Wege sind die eines Gebirgslandes, aber unendlich besser als z.B. die von Jena nach Leipzig. ( ..• ) Sagen Sie Herrn und Mde Seebeck, daß ich mich unterwegs ihrer aufs dankbarste erinnert habe - (ich habe 2mal 24 Stunden darauf zugebracht)". 126. Brief NI'. 82 127. Schelling: Briefe. Hrsg. von M. Fuhrmans, Bd. I, p. 379
264
Eine Chausseel~ führte von Bamberg über Forchheim und
Erlangen nach Nürnberg. Man rechnete für die Strecke 8
M • I 129 elen . 130 2. Wie aus den Nürnberger Schul akten hervorgeht ,
bekamen sowohl Hegel Nachfolger im Amt des Rektors des
Egidiengymnasiums Johann Adam Götz als auch sein Kollege
Pfaff beim Antritt ihrer Stelle ein Aversum auf die zu
erwartenden Umzugskosten. Auch wenn sich Entsprechendes
nicht in Hegels Dienstakten findet, liegt es doch nahe
anzunehmen, daß auch ihm die Kosten seines Umzugs von
Bamberg nach Nürnberg erstattet wurden.
3. Es kommt hinzu, daß Hegel durch die sehr gut bezahlte
Tätigkeit als Redakteur der Bamberger Zeitung ein gewis
ses Vermögen angehäuft hatte, und deshalb leicht in der
Lage gewesen sein dürfte, auch Dinge, deren Mitnahme von
einer eventuellen Erstattung der Umzugskosten nicht
betroffen war, mitzunehmen.
Hegel dürfte sich, auch um seinen ganzen Hausrat mit
nehmen zu können, einen Fuhrmann angeheuert haben, da
die Strecke recht kurz war und durch etliche Fuhrleute
bedient wurde. Rosenkranz lM berichtet, daß er "im Laufe
des Novembers 1808" von Bamberg nach Nürnberg reiste.
Von Nürnberg nach Heidelberg im Jahre 1816
Ein wichtiger Gegenstand der Verhandlungen Hegels mit
dem Badischen Innenministerium über seine Anstellung in
Heidelberg war, wie aus Hegels Korrespondenz mit Daub
und Paulus vom Sommer 1816 hervorgeht, die Erstattung 132
der Umzugskosten.
128. Nach der Neuesten Postkarte von Deutschland(1807) war diese Route Chaussee 129. in der Postkarte von Güssefeldt(1807) werden 7 1/2, bei Reichardt(1801) und bei Diez(1809), p. 85, 8 Meilen Entfernung für diese Strecke angegeben. 130. Bayerisches Hauptstaatsarchiv, M Inn 19 547/111, Produkt 129, M Inn 19 623, M Inn 19 625 131. Hegels Leben, p. 247 132. Hegel an Pau}us, 20.7.1816: tt( ••• ) nämlich wieviel ich Reisegeld fordern dürfte." (Brief Nr. 273)
265
Paulus, der einige Jahre zuvor ebenfalls von Nürnberg 133 nach Heidelberg umgezogen war, berichtete Hegel :
"Für Reisekosten akkordierte ich 500 f. Ich verlor dabei sehr wegen der vielen BUchel'. auch ists nötig, wenn man die Aversen annimmt, daß man sich Freiheit von Zoll und Akzise bei der Einfuhr bedinge. Sonst kostet auch dies wieder. Berechnet man aber die Auslagen, so ist's leichter abgeta.n."
Schließlich bestätigte Daub Hegel in einem Brief vom 134 13. August :
"Statt eines Aversums für die Zugkosten kann ohne Anstand der Ersatz des wirklichen Betrages zugesichert werden."
In Hegels Ernennungsurkunde zum Professor in Heidelberg,
die vom 19.8.1816~5 datiert ist, heißt es dann:
" •.• mit einem, von nächstfolgenden 23. Oktober anfangenden jähr I ic;hen Gehal t VIJn Fünfzehn Hundert Gulden, in Geld, nebst Vergütung der Zugskosten von Nürnberg nach Heidelberg t goädigst zu ernennen. ( ••• )
Auch ist die Universitäts-Rezeptur durch die ökonomieKornission zur Besoldungs-AuszahlP,ig und der zu bescheinigenden Zugskosten anzuweisen."
Für den Umzug nahm man die Dienste eines Lohnkutschers
in Anspruch. Hegel berichtet darüber in einem Brief an
133. Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Brief NI'. 276 134. Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Brief NI'. 285 Weitehin sind folgende Briefe in diesem Zusammenhang von Bedeutung: Daub an Hegel am 30.7.: (Brief NI'. 277) "Für die Zugskosten hierher wird Ihnen, wie mir gechrieben worden, entweder ein billiges aversum bewilligt, oder, wenn Sie es lieber wünschen, könnten Ihnen die wirklichen Auslagen dafür ersetzt werden." Hegel an Daub am 6.8.: (Brief Nr. 279) "Wegen der Zugkosten würde ich in Verlegenheit sein, wie ich das Aversum vorschlagen sollte. Da Sie bemerken, daß mir die wirklichen Auslagen dafür ersetzt werden könnten, so würde ich dieses vorziehen und Sie gehorsamst ersuchen, den Antrag hierauf zu stellen." Hegel an Paulus am 8.8: (Brief NI'. 281) "Wegen der Zugkosten habe ich gleichfalls von Ihrer Erfahrung mich leiten lassen." 135. Lebensdokument NI'. 94 136. In den Akten der Universität Heidelberg im Badischen Landesarchiv in Karlsruhe findet sich die Bescheinigung über die Umzugskosten nicht.
266
Paulus vom 13.10.1~: "Schon war der Kutscher auf den 11ten bestellt, und in dem Augenblicke, worin ich dies schreibe, wären wir Ihnen C •. ) bei weitem näher als Nürnberg, wo wir noch stecken, ( .•• ) Meine Frau, durch die Anstrengung des Einpackens angegriffen, hat eine frühzeitige Niederkunft gemacht. ( ... ) Herrn Oswald habe ich gleichfalls darüber geschrieben u. ihn um Besorgenlassen der Abladung und Bergung sowie Bestreitung kleiner Ausgaben ersucht. e ••• ' Die Fracht hat der Fuhrmann hier zu erheben. Wir wollten an demselben Tag mit dem Wagen eintreffen~ ( .•. ) - ausgepackt soll nichts werden. ( ••• ) Was möchte nun der terminus rigorosus sein, der mir nicht nachteilig wäre? Frühestens könnte meine Frau den 21. oder 22. abreisen, und wir den 24. oder 25. eintreffen. Dies würde etwas spät sein. Sehe ich in etlichen Tagen voraus, daß meine Frau bis dahin nicht mitkann, so reise ich frUher allein, ohne Ihre Antwort abzuwarten."
Der Umzug Hegels und seiner Familie von NUrnberg nach
Heidelberg dUrfte also folgenden Verlauf genommen haben:
Da Hegels Frau kurz vor dem vorgesehenen Umzugs tag eine
FrUhgeburt erlitt, war es nicht möglich, daß Hegel und
seine Frau zusammen mit dem Lohnkutscher nach Heidelberg
reisten. Der Kutscher wurde deshalb alleine von NUrn
berg nach Heidelberg geschickt und Hegel fuhr, da sein
baldiges Erscheinen in Heidelberg erwUnscht war, einige
Tage später ohne seine Frau mit der Postkutsche mit
einem Umweg Uber WUrzburg nach Heidelberg, wo er am 19.
Oktober wenige Tage nach dem Kutscher eintrafl~. Seine
Frau reiste in Begleitung ihrer Mutter nach und trafen
sm 17. November in Heidelberg ein.l~
137. (Brief Nr. 310) Entsprechend heißt es auch in Hegels Brief an Niethammer vom 10.10. (Brief NI'. 309): "Die erfreuliche Aussicht, Sie ( .•• ) auf unserer Reise, die auf den I1ten festgesetzt war und die uns somit den 13ten nach Weinsberg geführt, daselbst anzutreffen, ist seit vorgestern leider zunichte geworden." 138. Cf. Rosenkranz: Hegels Leben, p. 299: "Durch eine unzeitige Niederkunft erkrankt, ward Hegel's Frau zunächst in Nürnberg noch zurückgehalten und er mußte allein reisen. Unterwegs besuchte er in Würzburg, das ihm außerordentlich gefiel, einen alten Freund Lichtenthaler. Am 19. Oktober traf er in Heidelberg ein." 139. Tagebucheintrag Sulpiz Boisserees am 17.11.1816 (Tagebücher, Bd. 1, p. 369): "Hegels Frau mit ihrer Mutter, Frau v. Tucher, gekommen."
267
Da Hegel sämtliche anfallenden Umzugskosten ersetzt
bekam und da er dies bereits einige Zeit vor dem Umzug
wußte, dürfte er sich nicht veranlaßt gesehen haben, vor
diesem Umzug Manuskripte auszusondern und zu vernichten,
um die Kosten dieses Umzugs gering zu halten.
Von Heidelberg nach Berlin im Jahre 1818
Auch für seine Anstellung in Berlin machte Hegel die
Erstattung der entstehenden Umzugskosten zur Bedingung.
In einem Brief Hegels an Altenstein vom 24. Januar 1818
h . ßt 140 e 1 es:
"Indem Euer Excellenz zugleich die Zusicherung einer angemessenen Entschädigung der Kosten der Reise hinzufügen ( ••• ) daß ich soeben erst eine neue häusliche Einrichtung mit großem Verluste machen zu müssen im Falle gewesen und nach kurzem Zwischenraume einen abermaligen Aufwand dieser Art bevorstehend haben sollte. Dieser Umstand legt mir auf ( ••• ) sogleich eine Summe namhaft zu machen, daher, wenn ich dieselbe jedoch nur nach der von hiesiger Regierung zugestandenen Entschädigung und der gräßern Entfernung bei einem bevorstehenden Umzuge nach Berlin bemesse, Euer Excellenz um gnädige Aussetzung von 200 Friedrichs d'Or gehorsamst zu ersuchen."
Das Preussische Kultusministerium sicherte Hegel darauf
hin in einem Schreiben vom 16. März 18181Ü zu, seine
Anstellung
"( .•. ) mit einem Gehalte yon zweitausend Talern jährlich und Zusicherung einer Summe von eintausend Talern als Vergütung der Reise-, Umzugs- und Einrichtungskosten zu genehm i gen (. •. )".
Hegel hat wohl von vornherein geplant, die Reise von
Heidelberg nach Berlin mit der eigenen Kutsche und mit
gemieteten Extrapostpferden durchzuführen. Dafür spricht
eine Bemerkung in einem Brief, den Hegel nach der An
kunft in Berlin an Frommann richtete. Darin heißt es:
"Ihr guter Rat mit den Mietpferden hat mir auf der 142
ganzen Route mit zwei Pferden durchgeholfen."
Da abzusehen war, daß eine Kutsche nicht die vier Perso
nen der Familie und dazu noch sämtliches Umzugsgut würde
140. Brief Nr. 328 141. Hoffmeister, J.: Briefe von und an Hegel, Brief NI'. 331 142. Brief NI'. 351
268
transportieren können, schickte Hegel vorab einige
'Effecten', d.h. Umzugsgutl~, mit der Post von Heidel
berg nach Berlin. Dieses in Koffern und Kisten verpackte
Umzugsgut ist in Briefen Hegels an das Preußische Kul
tusministerium, von dem er sich Zollfreiheit für alle
Umzugsgüter erbat, genau aufgeführt. 1U Es handelte sich
143. Mit ' Effekten' sind in diesem Fall Umzugsgüter gemeint. Cf. Krüni tz, Bd. 10, p. 110: . "Effecten~ Fr. Effets, ein Theil des wirklichen Vermögens einer Privatperson, es möge in beweglichen oder unbewetlichen Gütern bestehen. 1nsbesondere das Vermögen eines Kaufmanns an Waaren, Activschulden und Gütern." Der Begriff findet sich in dieser Bedeutung auch in den Briefen Nr. 310, 345 und 559. 144. Dies geht aus folgenden Briefen hervor: Hegel an das Preussische Kultusministerium, 10.9.1818 (Brief Nr. 345) : "In dem ministeriellen Erlasse vom 16ten März d.J. ( ••. ) ist mir die impostfreie Einbringung meiner Effekten mit der Weisung gnädigst zugestanden worden, daß ich beizeiten eine Eingabe der Zahl der Kolli, worin sie verpackt sind, einzusenden habe. Indem ich dieser Weisung nicht eher Folge leisten konnte als nach geschehener Verpackung, nehme ich nun die Freiheit, die Liste der bereits auch von hier a.bgegangenen hier zu verze lehnen:
1 Faß Bettung und Hausgeräte n. 1, wiegt 336 Pf. 1 dito n. 2, wiegt 264 Pf. 1 Kiste Bücher n. 3, wiegt 586 1/2 Pf. 1 Kiste Bücher n. 4, wiegt 382 Pf. 1 Koffre Kleidung und Weißzeug n. 5, wiegt 172 Pf.
und beizufügen, daß ich 1 Faß mit Betten und Hausgeräte pp. n. 6 von derzeit noch unbestimmtem Gewichte,
abzusenden auf den Tag meiner Abreise von hier, die ich den 18ten oder 19ten dieses [Monats) bewerkstelligen werde, anstehen lassen, auch einen Teil der Effekten in einem Reisekoffre mit mir nehmen muß." Hegel an das Preussische Kultusministerium, aus Frankfurt, 19.9.1818 (Brief Nr. 348) "( .•. ) nehme ich gehorsamst die Freiheit, anzuzeigen, daß ich mich bei Verpackung meiner letzten Effekten genötigt gesehen, außer den bereits am 9ten Sept. angezeigten Kolli und Koffre noch ein Kistchen mit Kleidungsstücken und Geräte[nl, dessen Gewicht sich auf circa 50 Pf. belaufen wird, und mit PHE n. 7 gezeichnet werden soll, besorgen zu lassen und daher das Königliche Ministerium gehorsamst zu ersuchen, daß dasselbe die bereits für die andern Colli erbetene Veranstaltung treffen möge, damit die mir gnädigst zugesh:::herte impostfreie Einbringung meiner Effekten ihre Wirkung erhalte." Preußisches Kultusministerium an Hegel, 30.9.l818(Entwurf) (Brief Nr. 349) "Euer Wohlgeboren übersende ich anliegend ergebenst den für die impostfreie Einbringung Ihrer Effekten von dem Königl. Finanzministerium ausgestellten Freipaß. Der Minister pp. Altenstein"
269
im einzelnen um
drei Fässer, eine Kiste und einen Koffer mit Betten,
Weißzeug, Kleidung und Hausgeräten, mit einem Gewicht
von zusammen mehr als 822 Pfund, und
zwei Kisten mit Büchern mit einem Gewicht von zusammen
968 Pfund.
Das vorweg nach Berlin geschickte Umzugsgut bestand also
zur einen Hälfte aus Hausrat und zur anderen Hälfte aus
Büchern.
Es ist auffallend, daß Hegel keine Manuskripte aufge
führt hat. Entweder hat er also auch Manuskripte in den
vorab weggeschickten Kisten, Fässern und Koffern ver
packt, hat sie jedoch nicht deklariert. Dafür könnte
sprechen, daß er sich vom Preußischen Innenministerium
erbat, "zu bewirken, daß die von mir ankommenden Kolli
bis zu meinem Eintreffen unerbrochen niede~gelegt ( ••• ) 145 werden" • Oder Hegel hat seine sämtlichen Manuskripte
während der Reise nach Berlin mit der Extrapost mitge
führt. Daß er seine Manuskripte vor oder nach dem Umzug
in Behältnissen, die nicht in seinen Briefen an das
Preußische Innenministerium aufgefüh~t sind, nach Berlin
geschickt hat, scheint jedoch weniger wahrscheinlich, da
er diese Behältnisse nicht unter Aufsicht hatte, da er
keine Garantie dafür hatte, daß sie ohne seine Erlaubnis
nicht geöffnet wurden und da er in diesem für sie wohl
hätte Zoll entrichten müssen.
Hegel dürfte die Route von Heidelberg über Frankfurt am
Main, Jena, Weißenburg und Leipzig nach Berlin genommen 146 haben • Am 19. September 1818 traf man in Frankfurt am
145. Brief Nr. 345 146. Die genaue Route dürfte nach den Poststationen die folgende gewesen sein: Heidelberg, Weinheim, Heppenheim, Darmstadt, Frankfurt, Hanau, Gelnhausen, Saalmünster, Schlüchtern, Neuhof, Fulda, Hünfeld, Vacha, Berka, Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar, Jena, Naumburg, Weißenfels, Leipzig, Düben, Wittenberg, Jüterbock, Potsdam, Berlin. (Nach der Postkarte von Deutschland .•. () und der PostKarte von Deutschland(1820). Die ungefähre Entfernung dürfte 76 Meilen betragen haben. (Die PostKarte von Deutschland .•• (ca. 1820) rechnet 38,5 Meilen, das Allgemeine Post- und Reisehandbuch(1816}· 37,75 Posten, die Postrouten durch Deutschland 38,75 Posten und schließlich J.G.Fick (1820) 38 Posten.)
270
Main einl~, dUrfte also am 17. oder 18. September Hei
delberg verlassen haben, am 23. September erreichte man
Jena, wo man im Hause Frommann einen Rasttag einleg-146 te , war am 25. in Weißenfels, am 26. in Leipzig, am
27. in Wittenberg und wenig später schließlich in Ber
linl~. Am 4. Oktober forderte Hegel das Preußische
Kultusministerium auf, die Auszahlung der Umzugskosten-
t tt f -- 10(} ers a ung zu ver ugen •
147. Hegels Brief an das Preußische Kultusministerium vom 19. September 1818 (Brief Nr. 348) stammt aus Frankfurt. 146. Immanuel Hegel schreibt in seinen 'Erinnerungen aus meinem Leben', p. 5f.: " ( ..• ) und schon im Jahre 1818 folgte er [sc. mein Vater] dem Ruf als Fichte's Nachfolger an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Bei dem Umzug dorthin wurde ein Rasttag in Jena gemacht und ich erinnere mich, daß mein Geburtstag am 24. September 1818 im Hause des befreundeten Buchhändlers Frommann gefeiert wurde." 149. Hegel an Frommann, 7.10.1818 (Brief Nr. 351>: " ( •.• ) Sie zu benachrichtigen, daß wir glücklich hier angekommen, und vornehmlich unsern herzlichen Dank für die Aufnahme zu machen, die wir bei Ihnen, theurer Freund, gefunden. Dieser gemütliche und heitre Ruhepunkt war es vornehmlich, der uns für die übrige Reise gestärkt hat. In Weißenfels sind wir von Ihnen aus übernachtet, von da bald in Leipzig eingetroffen, des andern Tags um 10 Uhr abgereist und noch bis Wittenberg gelangt, von da konnten wir auch erst um 8 Uhr wegkommen und erreichten auf lauter vortrefflicher Chaussee bei guter Zeit Berlin. Ihr guter Rat mit den Mietpferden hat mir auf der ganzen Route mit zwei Pferden durchgeholfen. Seit vorgestern sind wir in unserer eigenen Wohnung, ( ... ) Die Kinder haben die Reise gut ausgehalten. ( •.• ) Alex. Bohn hat uns in Leipzig besucht; Ludwig hat ihn aufgespürt und ist gar stattlich von ihm traktiert worden. ( ..• ) Einen Brief an Mde Bahn, den ich in Jena hätte abgeben sollen, - vom guten Wagen, - schicke ich hier nachträglich." 150. Hegel an das Preußische Kultusministerium, 4.10.1818 (Brief Nr. 350) : "Die Königliche Redantur der Hauptkasse der hiesigen Königl. wissenschaftlichen Institute hat mir gestern zu erkennen gegeben, daß sie vom Königl. Ministerium zur Einnahme der mir gnädigst bewilligten Reise-, Umzugs- und Einrichtungskosten, ingleichen meiner Besoldung vom 1. Jul. - 2. Dez. d.J. bereits vom 25sten Mai beauftragt, jedoch für die Auszahlung dieses Betrags an mich auf weitere gnäd[ige) Verfügung gewiesen worden."
271
IV. Fazit
Nach dieser Untersuchung aller Umzüge Hegels läßt sich
feststellen:
- Bei fünf Umzügen Hegels, nämlich den Umzügen von
Tübingen nach Bern, von Bern nach Frankfurt, von Bamberg
nach Nürnberg, von Nürnberg nach Heidelberg und von
Heidelberg nach Berlin, mußte Hegel sich in keiner Weise
um die Finanzierung dieser Umzüge sorgen. Die Vernich
tung von Papieren vor diesen Umzügen aus finanziellen
Gründen kann damit weitestgehend ausgeschlossen werden.
- Für HegelsUmzug von Jena nach Bamberg kann angenommen
werden, daß Hegel sich die Mittel für einen Transport
auch größerer Mengen von Manuskripten leicht hätte
beschaffen können.
- Auch für den Umzug von Frankfurt am Main nach Jena
scheint es schließlich nicht wahrscheinlich, daß für
Hegel hohe Transportkosten ein zwingendes Motiv für eine
Vernichtung von Papieren gebildet haben können. Wie im
zweiten Teil dieser Untersuchung dargestellt, war es, da
die Transportkosten gemessen an den normalen Lebenshal
tungskosten relativ gering waren, gang und gäbe auch
Güter von eher geringem Wert über große Strecken zu
verschicken. Zudem verfügte Hegel während der Zeit des
Umzugs von Frankfurt nach Jena über ein beträchtliches
Vermögen.
Es kann also mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlos
sen werden, daß Hegel vor Umzügen aus finanziellen
Gründen gezwungen war, Teile seiner Papiere zu vernich
ten. Eine mögliche Aussonderung von Papieren muß des
halb, wenn sie stattgefunden hat, andere als finanzielle
Motive gehabt haben.
272
V. Bibliographiel~um Umzugswesen und zur Verkehrsgeschicht.e etc.
1. Topographie, Geographie, Statistik
a) Atlanten, Karten, Pläne, Lexika, allgemeine Literatur
Büsching, Anton Friedrich: Erdbeschreibung. 11 Bde. Hamburg 1754 - 1792
Cha.mphm und Baumann: Karte von Europa, mi t Beyfügung der Straßen, nach den neuesten politischen Verhältnis-sen. Leipzig 1810
Chauchard, C.A.: A General Map of the Empire of Germany, Holland, the Netherlands, Switzerland, the Grisons, ltaly. Corsica, and Sardinia. London: Stockdale 1800
Crome: Geographisch-statistische Darstellung der Staatskräfte von den sämmtlichen zum deutschen Staatenbunde gehörigen Ländern. 4 Teile. Leipzig 1828
Gradmann, Robert: Sü~deutschland. 2 Bde. Stuttgart 1931, 1961 (= Bibliothek länderkundlicher Handbücher)
Grellmann, Heinrich Moritz Gottlieb: Historisch-statistisches Handbuch von Deutschland. 2 Theile. Gattingen 1801 - 1803
Hock, Johann Danie I Al bert: Po li ti sehe, statistische und geographische Tabellen. Amberg 1805
Hock, Johann Daniel Albert und Winkopp, P.A.(Hrsg.): Magazin fUr Geschichte, Statistik, Literatur und Topographie der sämtlichen deutschen geistlichen Staaten. 2 Bde. Zürich 1791 - 1792
Lüdtke, Gerhard u. Mackensen, Lutz: Deutscher Kulturatlas. Berlin 1928 - 1938
151. Da wir uns bei dieser Untersuchung hauptsächlich auf zeitgenössische Reisehandbücher und Reiseberichte stutzen, haben wir, um deren Quellenwert einschätzen zu können, versucht, Rezensionen dieser Schriften zu ermitteln. Solche Rezensionen sind im folgenden immer dort angeführt, wo sie eine Aussage über die Zuverlässigkeit und Vollständigkeit der gebotenen Berichte enthalten.
273
Pölitz, earl Heinrich Ludwig: Teutschland in geographisch-statistischer Beziehung seit den letzten 1000 Jahr-en. Leipzig 1814
b) Topographie und Geographie einzelner Städte und Regionen
Tübingen~
Roder, Philipp Ludwig Hermann: Geographie und Statistik Württembergs. 2 Teile. Laybacb/Ulm 1788/1804
Bern, Kanton Bern, Schweiz: Coxe, W.: Briefe über den natürlichen, bürgerlichen und politischen Zustand der Schweiz. 3 Bde. Zürich: Drell, FUßli u. Cie. 1781 - 1792
Faesi, J.G.: Genaue und vollständige Staats- und Erdbeschreibung der- ganzen Helvetischen Eidgenossenschaft, derselben gemeinen Herrschaften und zugewandten Orten. 4 Bde. Zürich: Drell und Geßner 1765 - 1768
Meiners, Christoph: Briefe über die Schweiz in 6 Theilen. Berlin: Spener 1790152 , 1791 - 17922
Frankfurt/M., Hessen: Belli-Gontard, Maria: Leben in Frankfurt am Main. Auszüge der Frage- und Anzeigungs-Nachrichten (des Intelligenz-Blattes) von ihrer entstehung an im Jahre 1722 bis 1821. 10 Tle. in 2 Bdn. Fra.nkfurt./M. 1850 - 1851
Fichard, J.C.v., gen. Baur von Eyseneck: Die Entstehung der Reichsstadt Frankfurt, und der Verhältnisse ihrer Bewohner. Frankfurt/M.: Andreä 1819
Voelker, Heinrich (Hrsg.): Frankfurt am Main. Die Stadt Goethes. Frankfurt/M. 1932
152. in der Rezension des dritten Teils in der ALZ vom März 1792, p. 569 - 574, heißt es: "Die Fortsetzung eines Werks, über dessen vorzüglichen Wert unter den vielen Schweizerreisebeschreibungen des vorigen Jahrzehnts die allgemeine Stimme des Publikums längst entschieden hat. ft
274
Bamberg und Nürnberg. Bayern: Daisenberger, J.M.: Geogr. HancHexikon vom ..• Kgr. Baiern, Augsburg und Regensburg. 0.0. Selbstverlag 1811 Götz, Wilhelm: Geographisch-Historisches Handbuch von Bayern. München 1903
Riedl t A.v.: Reise Atlas von Bajern oder Geogr.-geometr. Darstellung aller bajerischen Haupt- und Landstraßen mit den daranliegenden Ortschaften und Gegenden. 2 Bde. München: Verlag des Verfassers 1796 - 1806
Neues Ta.schenbuch von Nürnberg. Enthäl t eine topographisch-statistische Beschreibung der Stadt. 2 Bde. NUrnberg: Riegel und Wießner 1819 - 1822
Heidelberg. Baden: Geographisch statistisch, topographische Beschreibung von dem Kurfürstenthum Baden. 4 Teile. Karlsruhe: Ch.F.Müller 1804
Berlin: Leonhardi: Erdbeschreibung von Preußen. 7 Teile. Halle 1791
2. Verkehrswesen:
a) Bibliographien:
Müller, W.: Schrifttum zur Verkehrsgeschichte Frankens und der angrenzenden Gebiete. (= Nürnberger Forschungen Bd. 9:1 Nürnberg 1965
Verzeichnis der an der Hochschule für Verkehrswesen 'Friedrich List' eingereichten Diplomarbeiten, 1964 zusammengestellt von der Hochschulbibliothek. Dresden 1964
b) Allgemeine Literatur
Als die Schranken fielen. Der deutsche Zollverein. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz zur 150. Wiederkehr der Gründung des deutschen 201 !vereins 1834. Katalog' iS3 Mainz: von Hase und Koehler 1984
Feuchtinger, Max Erich: Der Verkehr im Wandel der Zeiten seit. d •• lahre 1000. Dissertation. Stuttgart 1937
153. cf. Gotta, F.: Mit Peitschenknall in eine neue Zeit. Am 1. Januar vor 150 Jahren wurde der Deutsche Zollverein Wirklichkeit. in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.1983, p. 13
275
Fischer, F.C.J.: Geschichte des deutschen Handels und der Schiffahrt, Erfindungen, KUnste etc .•• 4 Teile. Hannover 1785 - 1792
Gül ieh 1 Gustav 'Ion: Geschichtl iehe Darstell ung des Handels, der Gewerbe und des Ackerbaus der bedeutendsten handel treibenden Sta.aten unserer Zeit. 2 Bde. Jena: Frommann 1830
Griept W. und Jäger, W. (Hrsg.): Reisen im 18. Jahrhundert. Neue Untersuchungen. (= Neue Bremer Beiträge, Band 3) Heidelberg: Winter 1987
Heeren: Ideen über die Politik, den Verkehr und den Hande1 der vornehmsten Völker der alten Welt. Göttingen 1815
Lotz, W.: Die Verkehrsentwicklung in Deutschland von 1800 - 1900. (= Aus Natur- und Geisteswelt, Bd. 15) Leipzig 1920
Perrot, H.: Zur Geschichte des Verkehrswesens. Rostock 1871
Sax, E.: Die Verkehrsmittel in Volks- und Staatswirtschaft. 2 Bde. Wien 1878 - 1879
Schadendorf, Wulf: Zu Pferde, zu Wagen, zu Fuß. 1000 Jahre Reisen. München 1958
Schedei, Joh. ehr.: Hist. Handbuch fUr Kaufleute oder darstellendes Gemälde des Handels und Verkehrs, die jetzt Europa mit den übrigen Weltteilen unterhält. Lübeck 1793
Staedler, A.: Verkehrsleben im Zeitalter Goethes. in: Deutsche Verkehrszeitung, 1932, Ausgabe A, p. 245ff.
Weis9 t Alfred: Vom Wildpfad zur Motorstraße. StreifzUge durch die Geschichte des Verkehrs. Berl in 1933
Wolff, Theo: Vom Ochsenwagen zum Automobil. Geschichte der Wagenfahrzeuge und des Fahrwesens von ältester bis neuester Zeit. Leipzig 1909
c) Literatur zum Verkehrswesen in einzelnen Regionen, Städten etc.
Tübingen, Würtemberg: Beiträge zu den ältesten Wegen und Strassen, Posten und Poststrassen. in: Blätt.er des Schwäbischen Albvereins 15, p. 189 -192, und 17, p. 215
276
Haas, F.: Beiträge zur Geschichte des Altwürttembergisehen Verkehrswesens. Stuttgart: Kohlhammer 1918 Pfaff t Kar): Beiträge zur Geschichte des Strassenbaus, des Post- und Botenwesens in Würtemberg. in: WUrtembergische Jahrbücher 1859, 2, p. 89 - 129
Frankfurt, Hessen: Dietz t A.: Frankfurter Handelsgeschichte. Bd. 3, Frankfurt/M. 1910
Bamberg und NUrnberg. Bayern: Hald, Karl: Alt-Nürnbergs Verkehrswesen seit Mitte des 14. Jahrhunderts. Nürnberg 1929
Karzendorfer. Adalf: Bayerischer Verkehrsgeschichteatlas. in: Al"chi'! fUr PIJst.geschichte in Ba.yern, Jg. 1931
Nürnberger, G.A.: Sammlung einiger nürnbergischen Handelsgewohnheit.en ••• Nürnberg 1846
Baden: Löffler, K.: Geschichte des Verkehrs in Baden von der Römerzeit bis 1872. Heidelberg: Winter 1910
3. Transport-, Fracht- und Speditionswesen
a) Bibliographie:
Das Schrifttum des Speditionswesens und benachbarter Gebiete. Verein deutscher Spediteure, Anlage zum Gesi::häftsbericht 1929/30.
b) Allgemeine Literatur:
Biedermann. K.: Deutschland im 18. Jahrhundert. Bd. 2 Leipzig 1867, Aalen 1969
Bleibtreu: Lehrbuch der Handelswissenschaft. Karlsruhe 1830
BUsch t J.G.: Sämtliche Schriften Uber die Handlung, Bd. 5. Hambul"g 1826
Ersch, J.S. und Gruber, J.G.: Allg. Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Ber 1 in 1818 -Artikel 'Hauderer' in der Il. Section, 3. Theil.
Franek, Fritz: Gütertransport und Spedition im Wandel der Jahrhunderte. Wien 1961
277
Gerstner, F.A.: Zwei Abhandlungen über Frachtwagen und Straßen. Prag: Calve 1813
Hald, Karl: Zur Geschichte des Spediteur-Rechts. in: Speditions- und Schiffahrts-Zeitung, 1928, p. 859
Handwärterbucb der Staatswissenschaft, hrsg. von L. Elster, Bd. 8. 1928 Artikel 'Transportwesen'
Herfeldt, Johann von: Die Transportwissenschaft oder Versuch das Transportwesen nach edlen Zweigen, in Rücksicht auf Gesetzgebung, Einrichtung und Verwaltung, als eine eigene Wissenschaft darzustellen. Frankfurt/M. 1834
Körner~ K.: Die Entwicklungsgeschichte des Speditionsgeschäfts. in: Speditit:ms- und Schiffahrts-Zeitung, 1927, p. 345
Kröncke, R.K.: Versuch einer Theorie des Fuhrwerks, mit Anwendung auf den Straßenbau. Gießen: Ferber 1811
Krünitz, J.G.: Qekonomisch-technologische Encyklopädie. 242 Bde. Berlin 1782 - 1834 Artikel 'Brief' in Bd. 6, p. 658 - 704 ~Effekten' in Bd. 10, p. 110 'Fuhre', 'Fuhr-Mann'etc. in Bd. 15, p. 425ff.; • Haudern' in Bd. 22, 1781, p. 261; 'Koffer' in Bd. 42, p. 366 - 377 ·Kutsche' in Bd. 57, 1792, p. 234 - 610; 'Post' in den Bdn. 115 u. 116; ·Reise' in Bd. 122; 'Spedition' in Bd. 157, 1833, p. 43 - 56; 'Transport· in Bd. 187, 1845, p. 1 - 50.
Meyer, E.: Frachtbuch für Kaufleute und Spediteure. Weimar 1801
Müller, J.N.: Vom Fuhrwesen'2 Gijttingen 1787, Leipzig 1801
Müller: Geschichte des modernen Speditionswesens. Wien 1912
Mjjnt.eJ'~ C. E.: r.as Frachtfahrer-Recht. 2 Tei le. Hannover 1798
PIJppe. J .H.M.: Die Fuhrwerke, ihJ'e verschiedenen Arten, ihr Bau nach den besten Grundsätzen und neuesten Erfahrungen nebst mancherlei Einrichtungen derselben zur Kraftersparniß, Sicherheit und Bequemlichkeit. Stuttgart.: Hoffmann 1828
278
Preißler, J.: Noth- und Hilfebüchlein für Fuhrleute zu Hause und auf der Reise. Nebst einem Anhang, enthaltend das Nöthigste über Straßen-, Fuhrmanns- und Frachtrecht. IlJl\enau: Voigt 1825
Real, J.: Die Transportmittel der alten Zeit bis zum Aufkommmen der ersten Eisenbahnen. in: Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Geldern, 20, o.J.
Rössier, H. und Günther, F.: Sachwörterbuch zur deutschen Geschichte, Münc:hen 1958 Artikel 'Transport'
Der Spediteur. Darstellung seiner Geschäftsführung, seiner Rechte und Pflichten. Nürnberg 1841
Taschenbuch für Fuhrleute und Kutscher. Stuttgart: Cotta 1892
Thö}: Das Transportgewerbe. Leipzig 1880
Vadnai~ E.: Die Geschichte des Speditionsgeschäftes. Von den Uranfangen bis zu seiner heutigen Gestaltung. Budapest 1925
Wengier, F.A.: Beitrage zu der Lehre vom Speditionsgeschäfte für Juristen und Kaufleute. Chemnitz 1860
Zangen, C.G.v.: Kurze Erörterung der Frage: Was für eine Klage wider einen Fuhrmann statt finde, welchem die zum Transport und (zur) Ablieferung bedungenen Sachen weggekommen? 154 Gießen: Heyer 1798
c) Literatur zum Transport- und Speditionswesen in einzelnen Regionen, Städten etc.
Bolte~ J.H.: Anleitung zur Kenntniß des öffentlichen Geschäftsgangs in den Preußischen Staaten. Berl in: Hei nburg 1784~ 1804, 1805, p. 244 - 252: 'Beförderungsmittel des Handelsverkehrs'
Kjjnigs~ WU ly: im Na.men und Geleite Gottes. Eine Studie über Fuhrmannsbriefe des 18. und 19. Jahrhunderts. Nürnberg 1967
154. Rezension in der ALZ vom März 1799, p. 655f.
279
Rauers, F.: Bremer Handelsgeschichte im 19. Jahrhundert. Bremer Handelsstatistik vor dem Beginn der öffentlichen administrativen Statistik in der ersten Hälfte des 19. J ahI' hundel'ts. Bremen 1913
Rotb. J.F.: Geschichte des Nürnbergisches Handels. Tei I 4 155 Leipzig 1802
4. Postwesen
a) Bibliographien:
Schrifttum über das deutsche Postwesen, 0.0., o.D.
Wolpert, H.: Schriften über das deutsche Postwesen. Münc:hen 1937
Wolpert, H.: Bibliographie der würtembergischen Postgeschichte 1563 - 1953. Ein Versuch. in: Archiv für deutsche Postgeschichte 1954, Heft 2, p. 34 - 51; 1955, Heft 1, p. 40 - 50
b) Allgemeine Literatur
Aus der Geschichte der Post. München 1924
Baedecker, Dietrich: Zur Geschichte des Reisehandbuchs. in: Wagner, Karl: Georgraphische Ausstellung des deutschen Buchgewerbevereins. Leipzig 1921
Cotta, : Fragment über das neuere deutsche und ältere, besonders römische Postwesen. Wetzlar 1786
Geschichte der deutschen Post. Teil 1 (19. Jahrhundert). R.v.Deckers Verlag 1928
Handwtirtel'buch des Postwesens. Berlin 1927
Kla.gen von zwey Reisenden über das Postwesen in einigen Deutschen Gegenden. in: Schlcizer's Sta.atsanzeiger, 4. Heft, p. 229
155. rezensiert in der ALZ vom Juli 1803, p. 172 - 173. Dort heißt es: " .•• es gibt der Angaben viele, die nicht nur bisher weniger bekannt sind, sondern auch für das größere Publikum nicht unbedeutend sind. ( ... ) Die Berichtigung einiger unbedeutender Fehler, auch einige Ergänzungen ••. schließen den letzten Band dieses für den Ausländer nicht unwichtigen, für den Einheimischen aber fast unentbehrlichen Werks."
280
Piendl, M.: Thurn und Taxis 1517 - 1867. Zur Geschichte des fürstlichen Ha.uses und der Thurn und Taxisschen Post. (= Archiv fUr deutsche Postgeschichtel/67) Frankfurt/M.: Gesellschaft fUr deutsche Postgeschichte 1967
Pütter, J.S.: El·jjrteJ·IJngen des deutschen 5taats- und FUrstenrechts. 1. Heft: Vom Reichspostwesen. GiltUngen: Vandenhoeck und Ruprecht 1790 cf. dazu: Ober das Taxissche Postwesen gegen Putter. Hildburghausen 1792
Radclw~ Hans: Handwörterbuch des P'JS t.wesens. 2. Auf I. Frankfurt/M. 1953 - 1956
Reinbold, P.F.C.: Ober das PIJst.wesen und die Art und Einrichtung desselben in Hinsicht auf das allgemeine Best.e, den Nutzen und die
1.equemJichkeit des Publikums.
Göttingen: Dieterich 1803
Sebastian, F.: Thurn und Taxis. 350 Jahre Post. Hannover: Wilkens 1948
Stephan, H.v. und Sautter, K.v.: Geschichte der deutschen Post. Teil 1. Geschichte der preußischen Post. Nach authentischen Quellen bis 1859 bearbeitet. Neubearbeit.et bis 1868. Berlin: R.v.Decker 1859, 1928
Ober das Geheimnis der Posten. Frankfurt/M. 1788
Vom deutschen Postwesen. in: Gothaische Handlungszeitung, 1794, p. 329
Wolff. HelJmut.h: Die Postkurse zur Zeit des 'Biedermei-er' . in: wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-LutherUniversität Halle Wittenberg, Ges.-Sprachw., Jahrg. V, Heft 3, p. 345 - 358, Ha 1I e 195.6
c) Das Postwesen in einzelnen Regionen, Städten etc.
TUbingen. Würt.emberg: Boxler, F.: Eine Reise durch 3 Jahrhunderte. in: Postgeschichtliche Blätter aus WUrtemberg, 1964, p. 11 - 14
156. rezensiert in der ALZ vom November 1803, p. 213f.: "Diese Schrift enthält zwar nichts, was nicht schon kundigen Postofficianten bekannt und in den Ländern, wo ein regelmäßiges Postwesen eingerichtet ist, ausgeführt wäre; sie kann jedoch den Vorgesetzten der PDstdirektorlen und Regierungsglieder, welche Postsachen zu behandeln haben, in vielen Fällen Auskunft geben •.. "
281
Die württ. Post vor 100 Jahren. :in: Schwäbische Chronik, 1906, NI'. 3, p. 5
Krämer: Beiträge zur Postgeschichte Tübingens. :in: Archiv tür Post und Telegraphie, 50. Jg., Berlin 1922
Reisen und Wandern in Württemberg vor 120 Jahren. in: Schwäbische Chronik, 1922, Nr. 45, p. 7f.
Rübsam: Alte Verodrungen Uber die Beobachtung des Postgeheimnisses im Württembergischen. :in: All'dliv tür- PIJSt und Telegraphie, 1893, No. 16
(Schaufelin, W.F.L.:) Württembergisches Chaussee-GeldsBüchlein. Zur Belehrung fUr inn- und ausländische Passagiere, ingleichen für Güter- und Landfuhrleute, welche sich der durch das Herzogthum WUrttemberg chausseemäßig angelegten Haupt-Post- und Kommerzialrouten bedienen. Stuttgart: Mäutler 1791
Scholl(e), F.A.: Das württembergische Postwesen, eine systematische Darstellung der Organisation der wUrtt. Postanstalt .•• , nebst einer Sammlung der auf das Postwesen sh:h beziehenden Gesetze, Verordnungen und Norma lien' so wie einer Geschichte des württ. Postinstituts. Stuttgart: Metzler 1838
Wolpert, H.: Zeittafel zur Geschichte des würtembergisehen Post- und Fernmeldewesens. in: Archiv für deutsche Postgeschichte, 1953, p. 69 -7·3; 1954, p. ~36 - 41
Schweiz: Das schweizerische Postwesen bis zum Jahre 1812. Zotingen 1912
Hanse}ma.rm t F.: Das F'ost- und Ordinarienwesen in Schaffhausen bis 1848. Sehaffhausen 1918
Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Artikel 'Fischer'sche Post' und ·Postwesen l
Jezler, R.: Das Post-Patent des Stadtstaates Schaffhausen die Post-Regale des Kantons Schaffhausen und Nicolaus Klingenfuss, Wiederbegründer des Schaffhauser Postwesens. Sehaffhausen: Selbstverlag 1978
Mosel', M.: Das Schaffhauser Postwesen. Tha.yugen 1949
282
Jena, Weimar: Französische Sauvegardes fUr die Posten zur Zeit der Schlacht bei Jena 1806. in: Archiv fUr Post und Telegraphie, 21. Jg., 1893, p. 404 - 407
Bamberg und Nürnberg. Bayern: Hart, A.: Die Übernahme der Taxis'schen Reichsposten in Bayern durch den Staat. München 1925
Heidelberg. Baden: Englram, M.: Das Postwesen in der Rheinpfalz seit 1816. Speyer: Privatdruck 1913 Verordnungen über den Postverkehr im Großherzogtum Baden. in: Die Sammler-lupe, 29, 1974, p. 691 - 694
Weidlich, Hans A.: Thurn- und Taxissehe Lehnspost in Baden. in: Die Sammler lupe, 29, 1974, p. 288 - 289
Berlin, Preußen: Matt.hias, W.H.: Dar'stellung des Post.wesens in den Königlich preußischen Staaten. 3 Teile. Berlin 1812 - 1817
Holtze, : Bilder aus Berlin vor zwei Menschenaltern. in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlin, Heft. 35, 1895, p. 67ft.
d) 'Post- und Reise-Bücher', Reisehandbücher, Postroutenverzeichnissse. Pos~ucher, Post verzeichnisse, Postreisebestimmungen etc.
vor 1790: Privilegirtes geographisches Hand- und Postbuch, oder geographisches Hand- und Postbuch .•• lngl. dem gesammten Publikum nöthigen und nützlichen Postcours und Speditionsnachrichten in 3 Theilen. Wien 1779
Neues Hand- und Reisebuch zur Unterweisung nützlicher Kenntnisse für Reisende. Nijrd l i ngen 1780
157. Geordnet nach dem Jahr des Erscheinens der ersten Ausgabe. Alle folgenden Ausgaben sind zusammen mit der ersten Ausgabe verzei I::hnet. Um den Quellenwert der Post- und Reisehandbücher beurteilen zu können, haben wir Rezensionen von ihnen zu ermitteln versucht. SIJfern sich Rezensionen finden ließen, sind diese im folgenden mit auf geführt.
283
Haubold: Topographisches Reise-, Post- und ZeitungsLexikon von Deutschland •.• 2 Teile. Leipzig 1782
Reichard. H.A.O.: Umständliche Nachrichten von dem Postwesen eiI5bger Länder, und der Art sie zu bereisen. Leipzig 1785
Neue Reisebemerkungen in und über Deutschland. Halle 1786 - 1791
Posttabelle, oder Verzeichniß der Poststraßen von Deutschland, und einigen andern Ländern, aus den besten Postcharten zusammengetragen. Frankfurt/M. 1786
Heidegger, Heinrich: Handbuch für Reisende durch die Schweiz. Zürich: Drell, Gessner, FUssli 1787 - 1790, 1791, 1796
Heidegger, Heinrich: Ueber das Reisen durch die Schweiz, oder kurze Anleitung für Ausländer, welche sich mit Zeit- und Kostensparung einige der merkwürdigsten AlpGegenden bereisen wollen. Bey trag zum Handbuch für Reisende. Zürich: Drell, Gessner, FUssli 1787, 17911W
Eltester, O.C.: Nachweisung der Ortentfernung nach den Postkursen, nebst einer allgemeinen Portoberechnung von Berlin ab auf alle Handlungsplätze Deutschlands, und auf die vornehmsten Städte in Europ~. 1.798. 3160 Berlin: Selbstverlag 1789, 17910,
1790: Diez 1 r.M.: Allgemeines Post-Lauf- und Strasenbuch durch das ganze Heilige Römische Reich u. einige angränzende Länder ••• Frankfurt/M. 1790, 1791, 1795, 1809
158. cf. Baedecker: Zur Geschichte des Reisehandbuchs .•. , p. 21: "Den praktischen Bedürfnissen einer schneller lebenden Zeit entsprachen elie Reisehandbücher des Gothaischen Kriegsrats H.A.O. Reichard (1751 - 1828), eines vielgereisten und noch mehr belesenen Mannes: Handbuch fUr Reisende, Der Passagier auf der Reise in Deutschland und einigen angränzenden Ländern (1801, ••• 19. Auflage 1861). Die französische Obersetzung des Passagiers wurde in den napoleonischen Kriegen von vielen Offizieren der französischen Armeeen benutzt." 159. in der Rezension der zweiten Auflage dieses Buches in der ALZ vom November 1792, p. 299 - 303, heißt es: "Der Verfasser ••. verdient, sowohl für die äußerst mühevolle Einrichtung, als auch für die in dieser Ausgabe angebrachten Verbesserungen dieses Handbuches von jedem Reisenden wahren Dank, indem dasselbe, ungeachtet seiner fast unvermeidlichen Mängel, jedem, der die Schweiz besuchen will, fast unentbehrlich ist. ff
160. Der Rezensent in der ALZ vom Dezember 1790; p. 718 - 720, lobt die große Zuverlässigkeit der Nachrichten in diesem Buch.
284
1791: Elwe~ J.B. und Langeveld, D.M.: Volkomen reis-atlas van geheel Duitschland ••• Benevens eene zo beknopte als volledige'Geographische beschrijving van het gantsehe Duitsche Rijk. Amst.e:rda.m: EI we 1791
Gilbert, L.W.: Handbuch für Reisende durch Deutschland .•. , 3 Tei le. Leipzig 1791 - 1795
Le guide des VoyageHns en Suisse. Paris und Genf 1791
Post-Tabellen oder VerzeichniS derer Post~Strassen von Deutschland und einigen anderen Ländern. Frankfurt/H. 1792
Taschenbuch für Kaufleute, welche die Leipziger Messe besuchen. Bremen 1792
1793: Allgemeiner Wegweiser oder Post- und Reisebuch durch Deutschland, Italien, Frankreich, die Schweiz und andere angränzende Länder' 2 Nürnberg 1793, 1801
Ebel, J.G.: Anleitung auf die nützl ichste und genußvollste Art in der Schweiz zu reisen. 21~eile. Zürich: Orell, Gessner. Füssli 1793
Güssefeld, F.L.: Wegweiser durch ganz Deutschland .•• Nürnberg 1793
Reichard, H.A.O.: Guide des voyageurs en Europe. 2 Bde. Weimar 1793, 1802, 1805, 1807, 1810, 1813,1818, 1819, 1828
1794: Alig. Post- und Reisebuch. nebst einer richtigen Anzeige aller in ganz Europa gangbaren Münzsorte, Gewichte und Eil enmassfs ••• Wien 1794
161. Rezension in der ALZ vom Januar 1792, p. 130 - 134. Der Rezensent "wünscht gar sehr, daß die Distanzen besser und sicherer angegeben wären". "Sollte jed dieser Gudie du Voyageur, ••• ins Deutsche übersetzt, oder, welches er immerhin verdient, von Reisenden gebraucht werden; so hofft Rec. durch die Anzeige einiger eingeschlichenen Fehler, nichts überflüssiges zu thun." 162. Rezension in der ALZ vom Oktober 1794, p. 221ff.
285
Erhardt. F.G.: Nachweisung der Ortentfernungen nach den Postkursen nebst einer allg. Portoberechnung von Leipzig ab. auf alle Handlungsplätze Deutschlands ••• Dresden: Churfürstl. Hofbuchdruck 1794
Itinerarisches Handbuch oder ausführliche Anleitung die merkwürdigsten Länder Europas zu bereisen, nebst einer Obersicht der gewöhnlichen Reiserouten und Postcourse. BeI' lin 1794
Sammlung verschiedener Postrouten für Reisende von der Residenzstadt München. MUnc:hen: Fr'anz Seraph HUbschmann 1794
1795: Almanach ZtH' KenntnU~. der Pr'eue.. Staaten für Reisende und Einheimische. Berlin: Spener o.J. (1795)
Post- und Reise-Geographie von ganz Sachsen und dessen angr-änzenden Ländern. Leipzig: Schladebach 1795
1796: Allgemeines Post- und Reisebuch von Deutschland und Einigen Angrenzenden Ländern. Frankfurt/M.: Streng 1796 Lenz. A.: Neu bearbeitetes Post und Reisebuch ••• Wien 1796, 1810
Leonhardi: Handbuch fUr Reisende durch die sächsischen Lande mit einer Landeharte. Le i pd g 1796
Nachrichten für Reisende in der Schweiz. Bern. Basel. ZUrich. Schaffhausen, St. Gallen 1796
Riedl. A.v.: Reise Atlas von Bajern •.• München: Selbstverlag 1796
Tägliches Taschenbuch für alle Stände für das Jahr 1796. Gotha: Ettinger 1796 p. ~i - 69: Poshouten; p. 70 - 74 Post-Nachrichten
1797: Grüner, Christoph Siegmund: Reisen im Vaterlande. 3 Teile. Kijnigsberg und Leipzig 1797
Schwarzrock. Joseph: Postwagens Reisebuch. Kla.genfur't 1797
1798: Postbuch von Deutschland und etlichen andern Ländern. Braunschweig: Schräder 1798
286
Verzeichnis der Poststrassen, auf welchen man von Stuttgart aus nach den merkwUrdigsten Städten Deutschlands und der angränzenden Länder kommt. St.uttgal't.: Ebner 1798
1799: Tägliches Taschenbuch fUr alle Stände für das Jahr 1799. Gotha 1799 p. 2 - 77: 772 Postrouten
1800: Fick, J.C.: Taschenbuch für Reisende jeder Gattung durch Deutschland auf das JarrlSt800. Erlangen: Wal t.her 1800
Handbuch für Reisende mit Anzeige der vorzüglichen Reisel'lluten. Leipzig 1800
Tägliches Taschenbuch fUr alle Stände auf das Jahr 1800. Gotha 1800
1801: Krebel, G.F.: Die vornehmsten europäischen Reisen. 4 Bde. 16 LUneburg 1801
Reichard, H.A.O.: Der Passagier auf der Reise in Deutschlan~ und ~i~~gen angränzenden Ländern. 1801, 1804 t 1806
1802: Da LlJca' 50 neuestes Reisebuch. Entha.J tend die Postcourse nach den vftffinehmsten Städten und Handelplätzen ... Wien: 1802
163. Der Rezensent der ALZ vom Juni 1800, p. 711f., schreibt: "Die Nachrichten von etwa 200 deutschen Städten nehmen hier, wie in der frÜhern Ausgabe, den grHßern Teil des Werkchens ein, und sind so brauchbar, daß der Reisende schwerlich irgendwo so viel Unterricht auf einem so kleinen Raume finden wird. Aber der Verbesserungen ungeachtet finden sich auch in dieser neuen Ausgabe Irrungen in Menge." Die Ausgabe von 1809 befand sich in Hegels Besitz. Cf. Verzeichniß der von dem Professor Herrn Dr. Hegel und dem 01'. Herrn Seebeck hinterlassenen BUcher-Sammlungen •.. , Berlin 1832, Sectio I, VI. Vermischte Schriften, NI'. 1539. 164. Rezension in der (Jenaischen) ALZ vom Dezember 1807, p. 1207f., Der Rezensent hält Kritik nur "hier und da im Detail" für nötig. 165. 1n der- Rezension in der ALZ vom JuI i 1803, p. 79f., heißt es: "Wenn dies eine verbesserte Auflage ist, so möchte Rec. wohl die erste sehen, die doch noch mehr Fehler haben muß, als die gegenwärtige, in der sich hin und wieder unverzeihliche Nachlässigkeiten finden. Niemand wird Rec. zumuthen, so ein Werk ganz zu lesen •.• "
287
Kläbe, J.G.A.: Allgemeiner Unterricht zum Gebrauch bei allen Wa.aren, .•• Hit Nachrichten für Reisende, wodurch es zugleich als Post- und Refsebuch zu gebrauchen ist. Dresden: Hilscher 1802, 1809
1803: BeckeJ'1 ICA.: Ne\S~s Post- und Reise-Taschenbuch. Jena: Stahl 1803
Lantier, E.-F.: Les voyageurs en Suisse. 3 Bde. Paris: Buisson 1803
CRaabe1 A.H.:) Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermffi}den. Leipzig 1803
1804: Tägliches Taschenbuch für alle Stände auf das Schaltjahr 1804. GIltha. HW4
1805: Bischof, J.: Allgemeines Po.st- und Reise-Handbuch durch Deutschland, Frankreich, Holland, Helvetien, Italien und andere a.ngrenzende Lib~der. Nürnberg: 1805, 1816
Nouveau Voyage dans le Nord et le Midi de J'Allemagne. Paris-Nurembourg 1805
Post U. Reise-Handbuch Hit Nachrichten tiber Volksmenge, Sehenswürdigkeiten .•. Leipzig: Leo 1805
166. In der Rezension in der ALZ vom September 1803, p. 688, wird betont, daß dieses Postbuch in "dem, was sich bloß auf Jena bezieht, die Sachsen-Weimarsche. und die Kurftirstlich-Sächsische Postordnung" sehr tauglich, sonst aber zweifelhaft und veraltet ist. 167. In der Rezension in der ALZ vom Januar 1803, p. 39f. heißt es: "Die Klagen Klagen und Beschwerden über Postwesen und Postbedienstet.e, und die Verdrüs 1 ichkeiten, Zänkereyen und Streiti gkeiten zwischen den Post-Officianten, den Reisenden und denen, welche mit der Pelst et.was versenden oder empfangen, wiederholen sich bis zum Ekel. Es war daher ein nützliches Unternehmen, das Publicum tiber die die Verfahrungsweise zu belehren, so wie es in der vorliegenden Schrift unter dem angeblichen Druckorte, höchstwahrscheinlich selbst aus der Feder eines grtindlich unterrichteten Post-Officianten, jedoch mit Unparteylichkeit, ausgeführt worden." 168. 1n der' Rezens ion der ersten Au f I age von 1805 inder ALZ vom November 1807, p. 942 - 944, wird anerkannt, daß die Angaben in diesem Buch ~vollständiger, umfassender, richtiger und zweckmäßiger" als in dem herangezogenen von Dietz sind, es wird aber betont, daß ffdennoch dieses Werk nichts weniger als vollendet ist. Viele Angaben sind nicht bloß unrichtig, sondern auch unvollständig."
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Taschenbuch fUr Fremde in Leipzig .•• nebst einem Anhange, we I ehe r Pos t - und Re i se routen von Le ipz i g ... ent hä I t. Leipzig: Weigl 1805
1806: Jäger, H.A. und Dietze, K.E.: Das neueste und vollständigste Post- und Reise-Handbuch durch ganz Deutschland ••• Leipzig o.J. (1806)
Reiehard, H.A.O.: Kleiner deutscher Städte-Atlas. Enthaltend die Grundrisse von dreissig Städten. Nebst einem Textet als Beilage die Posteinrichtungen betr. Hamburg 1806
1807: Engel mann, J.B.: Taschenbuch für Reisende durch Deutschland und die angränzenden Provin~n (Länder). Frankfurt/M.: Wilmans 1807. 1821
1813: Kleines Reistasehenbuch oder die Post- und Reiserouten durch Deutschland nach Frankreich, Holland, Preußen, ltaJien und die Schweiz. Leipzig: Hinrichs 1813
1818: Taschenbuch für Reisende durch Deutschland. Berlin: Schlesinger 1818
Heidemann, [.W.: Handbuch der Post-Geographie von Deutschland. Ersther Theil, diejenigen Länder enthaltend. in welchen Fürstl. Thurn- und Taxis'sche Posten sich befinden. Sondershausen : VI)! gt 1822
1819: Postkalender der Preußischen Staaten nebst Anliegern fUr das Jahr 1819. Berlin: Dümmler 1819
1820: Fick, J.G.: Neues Handbuch tUr Reisende jeder Gattung. NUrnberg: Campe 1820
1821: Handbuch für Reisende durch das Königreich Bayern. 4 Bde. Münc:hen 1821
169. Rezensiert in der (Jenaischen> ALZ, 1807, p. 1091f .• Nach Meinung des Rezensenten "hat Hr. E., was er hier liefert, aus andern BUchern weder zweckmäßig noch richtig abgeschrieben. Die Postrouten sind weder vollständig noch richtig. ( .•• ) Eine Menge Namen ist ganz entstellt."
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Postrouten durch Teutschland und die angrenzenden Länder. Frankfurt/M.: Wilmans 1821
1826: PI)SlrclUten durch Deut.schland und die angränzenden Länder. Fra.nkfud.: Wi Imans 18263
e) Postkarten (in der Reihenfolge ihres Erscheinens):
1786: Nouvelle earte Geographique des Postes d'Allemagne et des provinces limitrophes ••. Nurnberg: Homan 1786
1793: Cart.es des Postes d'Allgemagneet des Etats voisins. o. O. 1793
1794: Neue Geographische Garte der Kayserlichen Reichs- und angrenzenden Posten. Augsburg: Haysdorf 1794
1795: Diez, f.N.: Neue Post.karte von Teutschland, zum allgemeinen Postbuch von Teutschland. Frankfurt!H. 1795
1796: Gussefeldt, F.L.: Neue und vollständige Postearte durch ganz Deutschland und die benachbarten Länder nach den bewährtesten Nachrichten. Weimar: Geographisches Institut 1796
P')slkarte dur.;-h ganz Deutsch land. Wien 1796
1800:... Diezsch, W.: Neue Post Karte von Deutschland und dessen angrenzenden Ländern.
1801 : Matthias, W.H.: Post Karte von Deutschland und dessen angrenzen~en Ländern in Absicht der Post-Course in den Preussischen Staaten berichtigt im August 1801 von ..• Berlin: Jäck 1801
Pi)stcurs lIon Deutschla.nd. o. O. 1801
1803: Neueste Post Karte von Deutschland. Augsburg: Walch 1803
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1805: Pongratz, J.: Neueste Allgemeine Postkarte durch Europäischen Staaten .•. Wien: Moll 18G5 t 1807
Neue Postkarte von Deutschland nebst angrenzenden Län-dern.
1807: Güssefeldt, F.L.: Posteharte von Teutschland neu entworfen und berichtigt. Weimar: Geographisches Institut 1807
Neueste PostKarte von Deutschland. Augsburg: KB Kriegsministerium 1807
1813: Weiland, C.F.: Allgemeine Post Charte von Teutschland in 50 kleinen Sektionen .•. Weimar: Geographisches Institut 1813
1814: Knittel, Johann Ernst: Neueste Post Karte von Deutschland und den angrenzenden Ländern. NUrnberg: Friedrich Campe 1814
1816: Post Karte von Deutschland. Nürnberg: Steinsehe Buchhandlung 1816
GUssefeldt. Fr/rr': Die Königreiche Preußen und Polen. Nürnberg 1816
1818: Pflummern. L. Baron von: Postkarte von Deutschland und den angrenzenden Ländern. NUrnberg: Schneider und Weigel 1818
1819: Streit, F.W.: Charte von Teutschland nebst Angabe aller Poststraßen und Stationen nach den neuesten Begränzungen entliof foen und geze iffinet. .. 0.0.: Hinrichs 1819
Postkarte von Deutschland und den angrenzenden Laendern. Wien: Molla o.J.
170. Diese Karte befand sich in Hegels Besitz. Cf. Verzeichniß der von dem Professor Herrn Dr. Hegel und dem Dr. Herrn Seebeck hinter~assenen BUcher-Sammlungen .••• Berlin 1832, Sectio I, VII. Landkarten, Nr. 41. 171. Auch diese Karte befand sich in Hegels Besitz. Cf. Verzeichniß der von dem Professor Herrn Dr. Hegel und dem Dr. Herrn Seebeck hinterlassenen Bücher-Sammlungen ••. , Berlin 1832, Sectio I, VII. Landkarten, Nr. 10.
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f) Berichte über Reisen mit der Post.
Kleist, H.v.: Brief vom 1.4.1801 an Ulrike von Kleistin
Lichtenberg, G.C.: Vermischte Schriften nach dessen Tilde. Bd. 1, p. 85 - 92
Weiße, C.F.: Briefwechsel der Familie des Kinderfreun-des, Tei J 8 173 Reutlingen 1792
5. Reiseberichte
a) Bibliographien Beckmann, J.: Litteratur der älteren Reisebeschreibungen. 2 Bde. Göttingen 1807 - 1809
Fordham, H.G.: Les guides routi~res, itinerarires et cartes routitres de l'Europe 1500 - 1850. Lilie 1926
b) Allgemeine Literatur: Heilbronn, Ernst: Deutschlandreisen in alter Zeit. Frankfurt1M. 1934
Handbuch für junge Reisende des Handelsstandes. Darmstadt 1808
Schedel: Der Kaufmann auf Reisen. Leipzig 1784
c) Reiseberichte: Abegg, J.F.: Reisetagebuch von 1798. Frankfurt/H.: Insel 1976
Baader, K.A.: Reisen durch verschiedene Gegenden Deutschlands in Briefen. 2 Bde. Augsburg 1808
DibdLn, T.F.: A Bibliographical Antiquarian and Picturesque Tour in France and Germany. 3 Bde. Londcm: Pa.yne and Foss 1821
Eggers, C.U.D.: Bemerkungen auf einer Reise durch das sUdliche Deutschland, den Elsass und die Schweiz in den Jahren 1798 und 1799. ~. 4 Kilpenhagen: Prost 1803
172. enthält die Berechnung der Kosten einer Reise mit der Extra-Post von Berlin nach Paris 173. enthält auf den Seiten 151 - 156 und 174 - 195 die Beschreibung einer Reise mit der Post. 174. Rezension in der (Jenaischen) ALZ vom Dezember 1807, p. 1177 -1189.
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Gley, G.: Voyage en Allemagne et en Pologne. Paris: Gide 1816
Halem, H.A.v.: Blicke auf einen Theil Deutschlands, der Schweiz und Frankreichs, bey einer Reise vom Jahre 1790. 2 Teile. Hamburg: Bohn 1791
Heß, J~L.v.: DurchflUge durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich. 4 Bde. Hamburg 1793 - 1797
Heß, J.L.v.: Fortgesetzte Durchflüge durch Deutschland, die Niederlande .••• 3 Bde. Hamburg 1798 - 1800
Huber, H.: Wie Goethe reiste. in: Blätter für Literatur, Belehrung und Unterhaltung; Wochenschrift der Bayer. Staatszeitung, 1931, Nr. 22, p. 168ft.
Lavater, J.C.: Tagebuch seiner Reise durch das südliche Deutschland nach Kopenhagen.
Lijwentha.l, Max: Skizzen a.us dem Tagebuch einer Reise durch Frankreich, Großbritanien und Deutschland. 2 Bde. Wien: Wallishauser 1825
Maschek, F.: Goethes Reisen. Reichenber'g 1887
Meermann, J.: Reise durch Preussen, Oesterreich, Sicilien und einige an jene Monarchie grenzende Länder ..• 2 Bde. Braunschweig: Schulbuchhandlung 1794
Nicolai, F.: Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781. 12 Bde. 1783 - 1796 cf. Friedrich Micolai: Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781. in: Tübinger Blätter, 17, 1922 - 1924, p. 3 - 12
Pückler-Muskau, H.v.: Briefwechsel und Tagebücher. Bd. 2: Reisetagebücher und vermischte Aufsätze. Hrsg. von L. Assing Hamburg 187·;3
Reindl, J.: Goethes Reisen mit dem Postwagen in Bayern. in: Archiv für Postgeschichte in Bayern, Jg. 8, 1932, p. 116ft.
(Röder, P.L.H.:) Reisen durch das südliche Teutschland und einen Thei! von Italien. 3 Bde. Leipzig und Klagenfurt: Crusius und Walliser 1789 - 1791
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Rotenstein, G.E.v.: Lustreisen durch Bayern, Württemberg~ ffa[z~ Sachsen, Brandenburg .•• in den Jahren 1784 - 1791. 3 Teile Leipzig 1792 - 1793
Russe!l, J.: Reise durch Deutschland in den Jahren 1820, 1821 und 1822. Leipzig 1825
Varnhagen vO~5Ense, K.A.: Tagebücher, Bd. 3. Leipzig 1861
Vulpius, W.: Goethe in Thüringen. 1955
Wackenroder, Wilhelm Heinrich: Reisebriefe. Berlin: Lambert Schneider o.D.
Wahl ~ Ha.ns: GI)ethes Sl~hweizerreisen. Gotha 1920
Wigand~ J.H.: Meine Reise von Hamburg tiber Berlin, Leipzig usw. nach Heidelberg. Frankfurt/M. 1815
Witt, B.: Goethe als Tourist. in: Reise und Verkehrs-Zeitschrift, 1932, Nr. 6, p. 20ff.
Wolff, Hellmuth: Wie Goethe reiste. in: wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-LutherUniversität Halle Wittenberg. Ges.-Sprachw., Jahrg. V, Heft 6, p. 967 - 1014, Halle 1956
175. p. 202f. über eine Reise mit Extrapostpferden.
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Arbeitsergebnisse des Projekts 'Idealismusforschung' - Aufklärung der
Geschichte von Hegels Nachlaß
He 68/11-3
Inhalt
I. Dokumente zur Geschichte des Nachlasses
von G.W.F.Hegel ................................... 1
von Eduard Gans ................................... 153
von Karl Ludwig Michelet ..••••....••••.•.... 165
von Karl Rosenkranz ..•.•..•.•••...•...•.•... lS8
von Johannes Schulze ....••••..•.•..•••••••.. 174
Weitere Dokumente zur Geschichte von Hegels
Nachlaß und der Nachlässe seiner Schüler ......• 178
Die Erscheinungsdaten der einzelnen Bände der
'Freundesvereinsausgabe' und die Rezensionen
dieser Ausgaben ................................. 199
Die Nachkommen Hegels ..••.•••.••••.••••••••••.• 209
Zur Textgesta 1 tung .••...•...••••••..•...••..•.. 217
Personenregister .................. " .................. 219
I I. Untersuchungen zu Hege 1 s Umzügen •.•...•........ 226
erstellt von Stephan Saur