Ratgeber mit Anleitungenzur gezielten Gymnastik für
Patienten mitSchwindelbeschwerden
Aus dem Patientenservice von
AYamanouchi
Liebe Patientin,lieber Patient,
Schwindel gehört mit zu den häufigstenBeschwerden, über die Patienten in der Sprech-stunde klagen. Sie beschreiben ihn meist mitdem Empfinden, daß sich alles um sie dreht, daßder Boden unter ihren Füßen schwankt oder daßsie meinen, ins Bodenlose zu versinken.
Diese kleine Broschüre wird Sie darüber infor-mieren, wie und warum es zu Schwindelanfällenkommt und was man dagegen tun kann.
Neben der Behandlung mit Medikamenten habensich gezielte gymnastische Übungen bei der Thera-pie des Schwindels bewährt. Deshalb finden Sie amEnde dieses Ratgebers eine Reihe solcher Übungenmit genauen Anleitungen, die Sie - natürlich inAbsprache mit lhrer Arztin/lhrem Arzt - regelmäßigdurchführen sollten.
Wir wünschen lhnen dabei viel Erfolg und vorallem gute Besserung!
lhre Yamanouchi Pharma GmbH
Übrigens: Der Begriff Schwindbl ist auf ein altesdeutsches Wort zurückzuführen, nämlich
,,schwinden". Beim Schwarzwerden vor den Augenschwinden einem die Sinne. Manchmalspricht
man bei Schwindel auch von Vertigo, was nichtsanderes als das lateinische Wort dafür ist.
Schwindel -woher kommt das?
Der Gleichgewichtsapparat im Oht, das Auge sowiedie Muskeln, Sehnen und Gelenke senden ununter-brochen lnformationen an das Gehirn. Dort werdensie zusammengeführt und verarbeitet und vermit-teln das Gefühl von Gleichgewicht.
Schwindel entsteht immer dann, wenn diese ln-formationen nicht übereinstimmen, fehlerhaft sindoder im Gehirn nicht richtig verarbeitet werden.
Deshalb ist Schwindel immer ein Signal, hinterdem sich z.B. Erkrankungen des Ohres oder desAuges, Herzrhythmusstörungen, Durchblutungs-störungen wie zu hoher oder zu niedriger Blut-druck, Halswirbelsäulenbeschwerden oder andereKrankheiten verbergen können.
Vor allem bei älteren Menschen ist die Ursachedes Schwindels häufig eine Durchblutungsstörung:
Das Gleichgewichtszentrum im Gehirn wird dannnicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Etwa 1/3aller älteren Männer und 2/3 aller älteren Frauenleiden unter dieser Form von Schwindel.
Eine ganz andere Ursache hat der weitverbrei-tete, sogenannte Lagerungsschwindel. Er tritt z.B.auf, nachdem man sich im Bett herumgedreht hatund ist nach einer erneuten Lageänderung sofortwieder vorüber. Schuld daran sind winzige Ohrstein-chen, die aus anderen Teilen des lnnenohrs in dieBogengänge des Gleichgewichtsapparates gelangtsind, dort bei plötzlichen Körperdrehungen inBewegung geraten und dadurch einen Schwindel-reiz auslösen. Durch ihr unvermitteltes Auftretenwirkt diese Form des Schwindels auf die meistenPatienten beunruhigend. Sie ist jedoch harmlos undläßt in der Regel im Laufe einiger Monate wiedervollständig nach.
Schwindel kann auch durch ungewohnteäußere Umstände, die das Gleichgewichtssystemüberfordern, ausgelöst werden. Dies ist zumBeispiel der Fall bei Menschen, die auf einemschwankenden Schiff seekrank werden oder dieunter Höhenschwindel leiden.
ln jedem Fall sollte die Ursache des Schwindelsdurch einen Arzt geklärt werden. Oft ist dazu dieZusa m mena rbeit meh rerer Fach bereiche erforder-lich, z.B. Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Neurologie,Augenheilkunde, lnnere Medizin und Orthopädie.Nur wenn die genaue Ursache bekannt ist, kannauch die richtige Behandlung eingeleitet werden.
Schwindel -was kann man dagegen tun?
Für die Behandlung von Schwindelbeschwerdenstehen im wesentlichen zwei Möglichkeiten zurVerfügung:
I MedikamenteI Gymnastische Übungen
Medikamente werden z.B. zur Behandlung desSchwindels bei Durchblutungsstörungen des Gehirns,der sogenannten Verkalkung der Hirngefäße (Zere-
bralsklerose), bei Erkrankungen des Gleichgewichts-apparats im ln nenohr (vestibuläre Erkrankung)und bei funktionellen Störungen der Gefäßnerven(Vasoneurosen) eingesetzt. Damit sie ihre Wirkungoptimal entfalten können, müssen sie genau nachVorschrift angewendet werden.
Zusätzlich sollte man einige Regeln beachten:
Genußmittel wie Alkohol und Nikotin sindnicht empfehlenswert! Sie schaden nur.
Auf Alkohol muß im Zusammenhang mit Medi-kamenten wegen der unkontrollierbaren Wirkungauf Kreislauf und Organe verzichtet werden.
Nikotin kann als Gefäßgift betrachtet werden.Es verengt die Blutgefäße und kann deshalbeventuel I vorhandene Durchblutungsstörungenverstärken.
Deshalb: Alkohol und Nikotin vermeiden!
Während eines Schwindelanfalls ist es meistenssinnvoll, sich hinzulegen. So ist man besser vorunkontrollierbarem Verhalten geschützt. Zu langeBettruhe behindert jedoch die natürlichen Möglich-keiten des Gleichgewichtssystems, sich zu erholen.Jeder hat sicher schon einmal erlebt, daß nachlängerer Bettruhe - z.B. während einer Krankheit -,bei m Auf stehen Schwindel beschwerden auftreten,weil sich der Kreislauf nicht ausreichend oder zulangsam anpaßt.
Deshalb: Bettruhe nicht länger als notwendig!
Daß man bei Schwindel im Straßenverkehrbesonders vorsichtig sein muß, versteht sich vonselbst. Sprechen Sie mit lhrem Arzt darüber; ob undin welchem Umfang lhre Fahrtüchtigkeit als Auto-und Radfahrer bzw. lhre Sicherheit als Fußgängerbeeinträchtigt ist.
Deshalb: Vorsicht im Straßenverkehr!
Gymnastische Übungen sind eine sehr wirksameMaßnahme, um das Gleichgewichtssystem zu trai-nieren und so den Erfolg einer medikamentösenBehandlung zu unterstützen. Die Übungen könnennach Anleitung durch die Arztin/den Arzt zu Hause
du rchgeführt werden. Regelmäßiges Training istdabei oft der Schlüssel zum Erfolg.
Deshalb: Besser täglich 15 Minuten üben,als einmal in der Woche
anderthalb oder zwei Stunden !
Auf den folgenden Seiten finden Sie ein kom-p lettes Tra i n in gsprog ra m m. Mög I icherweise sindnicht alle vorgestellten Übungen für Sie geeignet.Gehen Sie deshalb unbedingt vor Beginn lhresTrainings die Übungen mit lhrer Arztin/lhrem Arztdurch, und kreuzen Sie dieienigen an, die Sie in lhrTrainingsprogramm aufnehmen sollen.
Trainingsprogramm
ln diesem Trainingsprogramm finden Sie
I Übungen im Liegen
I Übungen im Sitzen
I Übungen im Stehen
I Übungen mit einem Partner
Die Übungen sollten wenn möglich zweimaltäglich, und zwar jeweils mit 10 bis 20 Wieder-holungen durchgeführt werden. lm Laufeder Zeit können Sie das Tempo bei der Durch-führung langsam steigern.
Beginnen Sie mit den Übungen im Liegen underweitern Sie lhr tägliches Programm allmählichzunächst um die Übungen im Sitzen und dann umdie im Stehen (sofern sie zu lhrem individuellenTrainingsprogramm gehören).
Die Übungen im Stehen sollten Sie anfangs nurunter Aufsicht durchführen, damit Sie bei plötzlichauftretendem Schwindel nicht stürzen.
Sollten sich wider Erwarten lhre Schwindelbe-schwerden verschlechtern oder Kreislauf problemeauftreten, dann stellen Sie die Übungen bitte sofortein und sprechen zunächst noch einmal mit lhrerArztin/lhrem Arzt darüber.
Wir wünschen lhnen viel Erfolg !
lhre Yamanouchi Pharma GmbH
Übungen im Liegen(Bitte nur die mit lhrer Arztin/lhrem Arzt angekreuzten Übungen durchführen!)
- -
1.Auf dem Rücken
liegend die Augen
in alle Richtungen,
d.h. von rechts
nach links und von
oben nach unten,
bewegen.
2.Auf dem Rücken
liegend den Kopf in
alle Richtungen,
d. h. von rechts
nach links und von
oben nach unten,
bewegen.
2J.Auf dem Rücken
liegend den Arm in
die Höhe strecken
und - zunächst
mit offenen, dann
mit geschlossenen
Augen - zur Nasen
spitze führen.
Auf dem Rücken
liegend die Beine
anziehen und dann
den 0berkörper
nach rechts und
nach links drehen.
Die Beine und den
Kopf dabei in die
gleiche Richtung
beweqen.
trJ.Wie bei (4) be-
schrieben, aber
zusätzlich die
Arme nach oben
strecken und die
Bewegung mit-
machen lassen.
-+-t-//
--:- ;.<:,-/
Übungen im Sitzen(Bitte nur die mit lhrer Arztin/lhrem Arzt angekreuzten Übungen durchführen!)
1.Aufrecht sitzen und
den Zeigefinger vor
dem Gesicht
waagerecht und
senkrecht in alle
Richtungen bewe-
gen und mit den
Augen verfolgen.
2.Aufrecht sitzen und
den Kopf in alle
Richtungen bewe-
gen, d.h. aus der
Ausgangsposition
abwechselnd vor-
wärts und rück-
wärts neigen und
nach rechts und
links drehen.
3,Wie unter (2) be-
schrieben, aber
nicht nur den
Kopf, sondern
den ganzen Ober-
körper bewegen.
Den 0berkörper
diagonal nach
vorne beugen,
d. h. mit der linken
Hand über den
rechten 0berschen-
kel zum Schienbein
fahren und umge-
kehrt; dabei die
Hand mit den
Augen verfolgen.
trJ.Nur bei Lage-
rungsschwindel:Aus der aufrechten
Sitzposition ruckar-
tig nach rechts und
links fallen lassen -durch die heftige
Bewegung können
die 0hrsteinchen
nach und nach aus
den Bogengängen
des Gleichgewichts-
organs hinaus-
befördert werden.
r(N,ff;^l
Übungen im Stehen(Bitte nur die mit lhrer Arztin/lhrem Arzt angekreuzten Übungen durchführen!)
1.
2J.Auf dem Boden
eine Linie mar-
kieren, z.B. mit
Kreppband, und
auf dieser Linie
zuerst vorwärts,
dann rückwärts
entlanggehen.
Auf der gleichen
Linie seitwärts von
rechts nach links
und von links nach
rechts entlang-gehen; dabei die
Beine bei jedem
Schritt jeweils über-
kreuzen.
5.Einen Putz-
schwamm als Ball
bis über Augen-
höhe in die Luft
werfen und in
Höhe des Bauch-
nabels wieder
auffangen.
Abwechselnd die
Beine im Stand
hochziehen;
ggf. mit einer Hand
am Bett oder am
Tisch festhalten.
2.Storchengang
wie bei (1),
aber zusätzlich
beide Arme
waagerecht nach
vorne strecken.
$
Übungen mit einem Partner
1.Vor dem Partner
stehend um die
eigene Achse
drehen, stoppen
und einen
vom Partner
geworfenen Ball
(Putzschwamm)
auffa ngen.
2.Der Partner legt
von hinten seine
Hände auf die
Schultern des
Übenden und führtihn durch den
Raum, zunächst
mit offenen, dann
mit geschlossenen
Augen.
2J.Vor dem Partner
stehend diesem die
Hände reichen und
mit geschlossenen
Augen zunächst
vorwärts und
rückwärts gehen;
anschließend seit-
wärts und dabei
die Beine über-
kreuzen (wie in der
3. und 4. Übung
im Stehen).
Auf einem Bein
vor dem Partner
stehen und trotzseines wechselnden
Drucks gegen die
Hüften versuchen,
das Gleichgewicht
zu halten. Wenn es
die Standfestigkeit
zuläßt, kann der
Druck verstärkt
werden.
5.Mit dem Partner
Hand in Hand spa-
zierengehen und
dabei die Arme
weit nach vorne
und hinten schwin-
gen; auf Tempo-
wechsel und
untersch iedl iche
Bodenbeschaffen-
heit achten.
(Bitte nur die mit lhrer Arztin/lhrem Arzt angekreuzten Übungen durchführen!)
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