S C H L O S S P A R K
U N T E R M E R Z B A C H
HISTORISCHE ANALYSE
DOKUMENTATION
DENKMALBEWERTUNG
Auftraggeberin Auftragnehmerin
VBG
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Deelbögenkamp 4 Bughofer Str. 2, 96050 Bamberg
22281 Hamburg www.gartenarchitektin.info
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 2
Inhaltsverzeichnis
Seite
1 Einleitung 4
2 Historische Analyse und Dokumentation
2.1 Quellenlage 6
2.1.1 Literaturliste und schriftliche Quellen 7
2.1.2 Liste verbrannter Gartenpläne 9
2.2 Besitzverhältnisse
2.2.1 Die Familie Rotenhan / Rottenhan 11
2.2.2 Die Besitzer ab 1905 30
2.3 Historische Abbildungen und Fotos
2.3.1 Uraufnahme 1849 35
2.3.1.1 Beschreibung Schlosspark 37
2.3.1.2 Anbindungen an die Kulturlandschaft 41
2.3.2 Gemälde Ferdinand von Rayski 1838 42
2.3.3 Gemälde O. Reiss 1841 44
2.3.4 Gemälde Russam 1842 46
2.3.5 Zeichnungen der Gräfin Louise von Rottenhan um 1850 48
2.3.6 Zeichnung Orangerie und Landschaft, nach 1816 50
2.3.7 1 - 15 Fotografien, Postkarten, amtliches Kataster 54
2.4 Historische schriftliche Quellen
2.4.1 Die Gartenrechnungen des 19. Jahrhundert 77
2.4.2 Beschreibung Pfarrer H. W. Teicher, 1898 86
2.4.3 Beschreibungen Heller (1828), Freiherr vom Stein 87
(um 1820), Heringen (um 1840)
2.4.4 Beschreibung Kunstdenkmäler des Königsreichs 88
Bayern, 1916
2.4.5 Eintrag in die Bayerische Denkmalliste 89
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SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 3
2.5 Die Beteiligung Carl Eduard Petzolds
2.5.1 Zur Person Petzolds 90
2.5.2 Die Gartentheorien Petzolds 96
2.5.3 Die Bedeutung Petzolds als Gartenkünstler 103
2.6 Geschichte und Entwicklung des Parks
2.6.1 Zeittafel 105
2.6.2 Der Park im 18. Jahrhundert 107
2.6.3 Der Park im 19. Jahrhundert 110
2.6.4 Veränderungen bis zur Gegenwart 112
3 Gartenhistorische Einordnung, Denkmalbewertung
3.1 Der barocke Garten 115
3.2 Der Landschaftspark 124
3.3 Die Veränderungen bis zur Gegenwart 129
4 Überlagerungen Uraufnahme - Bestandsplan und
Anlagengenetische Karte - Uraufnahme
Gartendenkmalpflegerischer Leitzustand
4.1 Überlagerungen
4.1.1 Uraufnahme - Bestandsplan 131
4.1.2 Anlagengenetische Karte - Uraufnahme 132
4.2 Gartendenkmalpflegerischer Leitzustand 134
Digitaler Anhang
- Dubler, Marion: Schlosspark Untermerzbach - Historische Analyse und Dokumentation,
Denkmalbewertung, Anlagengenetische Karte und Gartendenkmalpflegerischer Zustand, Mai
2013, 136 Seiten, PDF-Datei
- Uraufnahme NW09522_18411_1849_a_ und NW09523_18411_1849_b als jpg-Datei
- Bestandsanalyse Büro Kaiser, unvollendetes Manuskript (Word-Datei)
- Bestandspläne Büro Kaiser, 5 PDF-Dateien
- Baumkataster Büro Kaiser, 835 Word-Dateien
- Liste der von den Pallottinern an das Staatsarchiv übergebenen Unterlagen aus dem Schloss
(Quelle: Gemeinde Untermerzbach)
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 18
Abb. 7: Stammtafel Generation 10 - 18
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 19
zu Ziffer 1 Lutz von Rotenhan zu Untermerzbach
* 1498, ���� 1554
verh. mit Anna von Stein zum Altenstein, ���� nach 1535
(nach Rotenhan, Gottfried)
- empfängt 1512 als Würzburger Lehen Güter zu Untermerzbach, die er
von seinem Vater geerbt hat;
- wohnt ab 1. Juni 1524 in Untermerzbach
- erhält aufgrund des im Hochstift Würzburg gültigen Entschädigungs-
vertrags nach dem Bauernkrieg eine Entschädigung von 746 fl.
Bauherr des Schlosses
Kunstdenkmäler, S. 204 ff):
Inschrift auf einer Sandsteinplatte an der Frontseite des nördlichen
Turms zwischen Erd- und Obergeschoss (aus "Die Kunstdenkmäler",
1916, gesamte Beschreibung s. Kap. 2.4.4):
Liebe wo … nachkomen … lasen zugedeck sein … Warub …thettn dan
mir vil mißgönnen. wirs euch nit woltn sparn. manche nacht in grosen
gfarn. Habe nemliche wir got erkent. Ich hoff es wert zum glück gewent.
Euch zu nutz und sondern eren. Durch gnad des almächtige unsers
herrn. den wolt ir euch alle lieb laßn sein. drewlich mit vleiß alzeit be-
warn fein. dan wir mit groser mühe und kost haben erhoben. das wer-
den euch ewere nachkomen loben. und halt ob dem armen auch eben.
so wirt euch gott glück und ehr geben. anfang diß bawß 1 5 34 End dis
bawß … (nicht ausfüllt). H. ca. 1,5 m
"Oben in Relief das Rotenhanwappen zwischen zwei Pilastern mit vier
Ahnenwappen, von denen die beiden oberen den Rotenhan und Alten-
stein (Kunz II. von Rotenhan und Anna von Stein von Altenstein)".
Anmerkung der Verf.: Kunz II. ist gleichzusetzen mit Lutz; lt. Martin Lor-
ber, Heraldiker aus Bamberg, ist das Wappen unten links das derer
"von Redwitz" (die Mutter von Lutz war Ursula von Redwitz), das Wap-
pen unten rechts (eine Gürtelschnalle) dürfte das der "von Wallenrodt"
(auch "von Wallenrode") sein; vermutlich stammte die Mutter von Anna
von Stein zu Altenstein aus dieser Familie.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 20
Abb. 8
Wappen am nördli-
chen Schlossturm
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 21
Wolff von Rotenhan
* unbekannt, ���� 1571
verh. mit Amalie Fuchs von Burgpreppach
(nach Rotenhan, Gottfried)
- Wolff ist das einzige Kind des Lutz
- erhält 1556 als Erbe die Lehensgüter Untermerzbach
- 1561 bis 1564 Amtmann zu Wallburg
- 1565 Bischof Veit bestellt ihn zum bischöflichen Rat
Veit Ulrich von Rotenhan
* unbekannt, ���� 1631
verh. mit Barbara von Heldritt (3. Ehe)
Georg Wolf von Rotenhan
* 1615, ���� 1695
verh. mit Margarethe Susanne von Neuhausen
Fürstlich-bambergischer Landhofmeister, Amtmann zu Ebern und
Schmachtenberg; tritt zum katholischen Glauben über
Joachim Ignaz von Rotenhan
* 1662, ���� 1736
verh. mit Maria Amalia Truchsess von Wetzhausen (2. Ehe)
Bamberger Hofrat, Geheimer Rat und Landrichter; Bauherr des Palais
in der heutigen Kapuzinerstraße 25; in seine Zeit fällt der Bau der Si-
multankirche in Untermerzbach (1700); Förderer der Englischen Fräu-
lein, Bamberg
Abb. 9
Halbfigurenbildnisse
Freiherr Joachim Ig-
naz von Rotenhan und
seine Gemahlin Ama-
lie, geb.
Truchsess von Wetz-
hausen, Öl auf Lein-
wand, um 1720/30,
Quelle: Kunstdenkmä-
ler von Oberfranken,
Stadt Bamberg, Innere
Inselstadt, S. 448;
Besitzer: Maria-Ward-
Institut (Englische
Fräulein), Bamberg
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HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 22
zu Ziffer 2 Johann Karl Alexander von Rotenhan
* 1710, ���� 1777 (lt. Weitensfelder ist das Sterbejahr 1791)
verh. mit Maria Juliana Marschall von Ostheim (2. Ehe, Tochter des
Ernst Friedrich Marschall von Ostheim)
- fürstbischöflicher Hofrat und Oberamtmann zu Zeil (1733), Geheimrat
und Hofkammerpräsident (1746), Obersthofmeister und erster Minister
(1761), s. Schmidt S. 13
- wird 1771 durch Kaiser Joseph II. von Habsburg-Lothringen in den
Reichsfreiherrenstand und
- 1774 in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben
- legt sich zur Unterscheidung von den anderen Familienzweigen ein
zweites "t" in seinem Namen zu
- Großgrundbesitzer und Förderer der wirtschaftlichen Entwicklung
Westböhmens
- kaufte 1771 für seinen Sohn Heinrich Franz die Herrschaft Rothenhaus
mit Schloss, sowie das Gut Sporitz, das Eisenwerk Kallich, die Bergstäd-
te Platten und Sankt Katharinenberg sowie mehrere Ortschaften im Erz-
gebirge in Böhmen; zur Linderung der Armut und der Hungersnot förder-
te er die Absatzmöglichkeiten der dort hergestellten Waren (in Heimar-
beit fabrizierte Klöppelspitzen, Christbaumschmuck und Krippenfiguren
sowie Handwebereien und Erzeugnisse der Eisenproduktion); diese Un-
ternehmungen kosteten die Untermerzbacher Linie enormes Geld (Wei-
tensfelder S. 95: Die Herrschaft Rothenhaus kostete 1 Million Gulden
Wiener Währung).
- Heinrich Franz ließ am Schloss Rothenhaus einen englischen Garten
anlegen; dazu orderte er Pappeln von Untermerzbach nach Rothenhaus
liefern (Weitensfelder S. 97)
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 23
Friedrich Christoph von Rottenhan
* 1749, ���� 1789
verh. mit Dorette Henriette von Lichtenstein
- da seine beiden älteren Halbbrüder nicht in Untermerzbach weilen
(Heinrich Franz ist in Österreich und Böhmen, Heinrich Karl wird Dom-
kanoniker in Würzburg) übernimmt er die Schlossgüter Untermerzbach;
lt. Teicher: Inschrift auf Tafel an der Brücke über den Merzenbach (s.
Kap. 2.4.2)
zu Ziffer 3 Karl Julius Heinrich von Rottenhan
* 1791, ���� 1847
verh. mit Luise Henriette Gräfin von Wallmoden-Gimborn
* 1797, ���� 1851
- In seine Zeit fällt der Kontakt zu Karl Eduard Petzold
- Sie beauftragen den Maler Ferdinand v. Rayski mit der Erstellung
zweier Porträts und eines Gartenbildes (s. Kap. 2.3.2). Von Rayski plat-
ziert rechts vom Grafen einen Stein, auf dem ein Gartenplan und ein
Buch liegen. Vom Gartenplan sind das Stück mit dem südlichen Linden-
saal und ein bogig geführter Weg zu sehen. Damit wird der Graf als Neu-
bzw. Umgestalter des Schlossparks ausgewiesen.
Luise (Louise) Henriette war die Tochter des Reichgrafen Johann Ludwig
von Wallmoden-Gimborn, einem unehelichen Sohn des englischen Kö-
nigs. Sie war eine sehr gebildete Frau und interessierte sich, wie ihr Va-
ter, für die Gestaltung von Gärten. Ferdinand von Rayski stellte sie auf
seinem Porträt mit einer Blume in der Hand dar und platzierte sie neben
einem Blütengebilde (Rosengesteck oder Rosenstrauch?). Luise trat
1827 der Praktischen Gartenbau-Gesellschaft Bayern bei (Schmidt S.
25).
Leider bleiben die Bilder bisher verschollen. Entsprechende Anfragen bei
Freiherrn von Thüngen und der Guttenbergschen Gesamtverwaltung
blieben ohne Ergebnis.
� Gemälde Graf Karl Julius Heinrich (Ferdinand von Rayski)
� Gemälde Gräfin Luise Henriette (Ferdinand von Rayski)
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HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 24
Bildbeschreibung von Maräuschlein:
457.* Carl Graf von Rottenhan (Abb. 55). Kniestück leicht nach rechts gewandt, Blick auf den Beschauer gerichtet. Vor braunem nach links hellerem und in Wolkenbildung übergehenden Grund […] Rechts neben ihm ein Strauch, links auf dem Stein der Gar-tenplan zu Schloß Merzbach, darauf ein braunes Buch und ein vom Rahmen abgeschnittener Zylinder. […] Sig.: Bez. unten links gelb "Rayski 1838" (verschlungenes Monogramm und Namenszug, Jahreszahl und Mühlstein). Auf der Rückseite des Bil-des: "Carl Julius Graf von Rottenhan". Mat.: Öl auf leinwand. M.: 1,266 : 0.972 m. Entstg.: 1838 für den Dargestellten in Merzbach gemalt. Zu-stand: Oben ein 4 cm langer Riß in der Leinwand. Rhm.: Eichenholz-rahmen. Bes.: Dr. Karl-Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg, Salz-burg, Franken. Erwb.: Seit der Entstehung im Besitz der Familie. Pers.: Carl Graf von Rottenhan, geb. Bamberg 19.7.1791, gest. Merzbach 5.7.1847, K. u. K. Kämmerer, verm. Nassau a. L. mit Luise Gräfin von Wallmoden-Gimborn.
Abb. 10
Ferdinand von
Rayski, 1838
Carl Graf von Rot-
tenhan
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 25
Bildbeschreibung von Maräuschlein:
713.* Luise Gräfin von Rottenhan geb. Gräfin von Wallmoden-Gimborn (Abb. 56). Kniestück nach links gewandt, Blick auf den Beschauer gerichtet. Vor-wiegend in braunen und grauen Farben gehalten, […] Gegenstück zu 457. Sig.: Bez. unten links gelb "Rayski 1838" (verschlungenes Monogramm und Namenszug, Jahreszahl und Mühlstein). Auf der Rückseite des Bil-des "Luise Henriette Graefinn v. Rottenhan, geb. Gräfin v. Wallmoden-Gimborn". Mat.: Öl auf leinwand. M.: 1,266 : 0,972 m. Entstg.: 1838 für die Dargestellte in Merzbach gemalt. Zustand: Sprüngig. Rhm.: Eichen-holzrahmen. Bes.: Dr. Karl-Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg, Salzburg, Franken. Erwb.: Seit der Entstehung im Besitz der Familie. Pers. Luisen Gräfin von Wallmoden-Gimborn, geb. Hannover 24.7.1796, gest. Koburg 15.4.1851, verm. Nassau a. L. 27.6.1818 mit Carl Graf von Rottenhan.
Abb. 11
Ferdinand von
Rayski, 1838
Luise Gräfin von
Rottenhan
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HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 26
Besitzungen Carl Graf von Rottenhan (nach Habermehl)
Hs. Nr. 59 Graf von Rottenhan, Maximilian (Gutsbesitzer)
Wohnhaus, Keller, Pferdestallung, Hofraum
Hs. Nr. 75 Graf von Rottenhan, Maximilian (Gutsbesitzer)
Wohnhaus, Chaisenremise, Pferdestallung, Schweine-
ställe, Backofen, Hofraum
Hs. Nr. 80a Graf von Rottenhan, Maximilian (Gutsbesitzer)
Wohnhaus, Wagenhalle, Schweinställe, Stadel, Hofraum
Hs. Nr. 96 Graf von Rottenhan, Maximilian (Gutsbesitzer)
Wohnhaus, Keller, Schweineställe, Backofen, Stadel,
Hofraum
Hs. Nr. 97 Graf von Rottenhan, Maximilian (Gutsbesitzer)
Wohnhaus, Glashaus, Stadel, Hofraum
Hs. Nr. 99 Graf von Rottenhan, Maximilian (Gutsbesitzer)
Das Schloß
Abb. 12
Uraufnahme 1849
Gräfliche Besitzun-
gen (dunkel einge-
färbt; Dubler 2013);
Beschreibung Urauf-
nahme s. Kap. 2.3.1
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 27
zu Ziffer 4 Maximilian von Rottenhan
* 1820, ���� 1886
verh. mit Theresia Freiin von Boineburg-Lengsfeld
* 1834, ���� 1884
- in seine Zeit fallen die meisten der erhaltenen Gartenrechnungen aus
dem Staatsarchiv Würzburg
- sein Sohn Karl Friedrich (* 1857) verstirbt als Kind im Alter von 11 Jah-
ren an Diphtherie
- in einem bereits 1850 geschlossenen Familienvertrag mit der Rent-
weinsdorfer Linie wurde festgesetzt, dass im Falle eines Ausbleibens ei-
nes männlichen Erben die Untermerzbacher Güter an die Rentweinsdor-
fer Linie übergehen solle; Graf Maximilian unterzeichnet diesen Vertrag
aber nie, da er befürchtete, durch seine hohe Verschuldung bei Eintra-
gung gegenseitiger Erbansprüche nicht mehr neue Schuldverbindlichkei-
ten eingehen zu können (Rotenhan, Siegfried, S. 149 ff).
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 28
Abb. 13
Maximilian von Rot-
tenhan
(Quelle: Rotenhan,
Siegfried)
Abb. 14
Luise von Rottenhan
(Quelle: Rotenhan,
Siegfried)
Abb. 15
Totenzettel Therese
von Rottenhan
(Quelle: Internet
www.uni-
wuerzburg.de)
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 29
zu Ziffer 5 Maria Anna Natalie von Rottenhan
* 1860, ���� 1945
verh. mit Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (2. Ehe)
und Luise (Lissy) Marianne von Rottenhan
* 1875, ���� 1966
verh. mit Gisbert Freiherr von Ritter zu Groenesteyn (2. Ehe)
- sind letzte Besitzerinnen des Untermerzbacher Schlosses aus der Fa-
milie von Rottenhan
- nach dem Tod des Grafen Maximilian im Jahr 1886 setzte eine Jahr-
zehnte andauernde gerichtliche Auseinandersetzung der Rentweinsdor-
fer Linie mit den beiden erbberechtigten Töchtern des Grafen ein, die
diese Auseinandersetzung schließlich gewannen und die Untermerzba-
cher Güter im Jahr 1910 an den Privatmann Christian Werner verkauften
(s. auch Besitzverhältnisse Kap. 2.2.2).
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 30
2.2.2 Die Besitzer nach 1905 Grundbuchblatt Nr. 262 fol. 589 bis 596, Nr. 358 und 388 (Staatsar-
chiv Würzburg)
am 15. Okt. 1906
von Herget, Franz, groß[---], Gutsbesitzer u. Rittmeister a. D., u. dessen
Gattin von Herget, Ebba, geb. von Hagemeister, auf Schloß Offenstetten
bei Abendsberg, in allgemeiner auf Katzen-Ellenbogen [---] begründeter
Gütergemeinschaft lebend, […]
am 4. Nov. 1907
von Herget, Ebba […]
am 14. März 1908
Schroeder, Wilhelm, Dr. med., Rittergutsbesitzer in [---]
am 11. Juni 1910
Werner, Christian, Rittergutsbesitzer in Nürnberg […]
zur Person Christian Werner s. u.
am 17. Aug. 1910
Werner, Margareta, geb. Lang, Frau des Christian Werner, ist Miteigen-
tümerin kraft allgemeiner Gütergemeinschaft […]
am 14. August 1918
Diroll Adam, herzogl. gräfl. Hofsteinmetzmeister in Burgberg bei Lichten-
fels a. M. zur Person Adam Diroll s. u.
am [--]. August 1918
Diroll, Adam, herzogl. gräfl. Hofsteinmetzmeister in Burgberg bei Lichten-
fels
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 31
am 17. Mai 1922
Diroll Kunigunde, geb. Dietz, Frau von Adam Diroll, ist Miteigentümerin
[…]
Telefonische Auskunft Pater Werner Weicht vom 04.03.2013
Am 22. Oktober 1921 erwarb Pater Johannes Weber für die St. Paulus
GmbH das Untermerzbacher Schloss vom Steinbruchbesitzer Adam Di-
roll in Burgberg. Zum Schloss mit Nebengebäuden gehörten eine Reihe
von Grundstücken, so die Lindenanlage, ein Baumgarten, ein Backofen,
eine Waldung mit Fichten, der Schlossgarten sowie ein Küchen- und
Obstgarten.
Kaufpreis: 400.000 Mark
Zur Person Christian Werner
Christian Werner stammte aus Nürnberg. Er war vom 11. Juni 1910 bis
zum 14. August 1918 Besitzer des Schlosses und der Gärtnerei, für das
Jahr 1908 ist im Wohnungsbogen der Gemeinde für das Anwesen Nr. 59
eine Mietwohnung im Parterre eingetragen, deren Vermieter Christian
Werner war (Quelle: Gemeindearchiv Untermerzbach, III. Akten, Nr. 50b)
Offenbar war er in der Region sehr verwurzelt, denn er ließ zur Eröffnung
der Lokalbahn Breitengüßbach - Dietersdorf eine Münze prägen (s. Abb.
16 und 17). Die Münze befindet sich im Eigentum der Gemeinde Unter-
merzbach.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 32
Abb. 16
Medaille Vorderseite, In-
schrift:
CHRISTIAN WERNER
SEINEN LIEBEN
UNTERMERZBACHERN
HEILIGERDORFERN
NEBST UMGEB.
GEWIDMET
Abb. 17
Medaille Rückseite, In-
schrift:
ZUR ERINNERUNG AN
DIE ERÖFFNUNG DER
LOKALBAHN
BREITENGÜSSBACH -
DIETERSDORF AM 30.
SEPT. 1913
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 33
Zur Person Adam Diroll
Quellen: Dippold und Wikipedia
Adam Diroll (1875-1941) und sein Bruder Hans Diroll waren Söhne des
Jakob Diroll, der in Kleinziegenfeld einen Steinbruch erschlossen hatte
(sog. Dirollscher Steinbruch), in dem der sog. Kleinziegenfelder Dolomit
gewonnen wurde. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1898 übernahmen
die Brüder zunächst gemeinsam das Unternehmen, 1910 trennten sie
das Unternehmen. Während Adam das Bauunternehmen weiter führte,
übernahm Hans die Steinbrüche und die Steinwerkstätten. Die Gebrüder
Diroll waren äußerst erfolgreiche Geschäftsleute im Lichtenfelser Raum.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 34
2.3 Historische Abbildungen und Fotos
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 35
2.3.1 Uraufnahme 1849
Die Uraufnahme für den Ort Untermerzbach besteht aus 2 Teilen: NW
09522 und NW 09523. Die Gesamte montierte Aufnahme befindet sich
im digitalen Anhang.
Abb. 18
Uraufnahme 1849
NW 09522 und 23
montiert
Ausschnitt Schlosspark
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 36
Interpretation der verwendeten Signaturen und Darstellungen
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 37
2.3.1.1 Beschreibung Schlosspark
Schloss (Nr. 99) und Schlossgarten liegen südlich der Mühle (wohl äl-
tester Siedlungskern) am südwestlichen Rand des Dorfes Untermerz-
bach.
Der Schlosspark wird wie folgt umgrenzt:
- im Süden durch den Schlossweg
- im Osten (südlicher Abschnitt) durch die Schlossgasse
- im Osten (nördlicher Abschnitt) uneinheitlich durch die benachbarten
Kleingrundstücke
- im Norden durch den Merzenbach (die Grenze verläuft am jenseitigen
Ufer, sodass dieser Bachabschnitt dem Schlossgrundstück zugeschrie-
ben wird)
- im Westen (nördliches Drittel) in einem leichten Innenbogen von
Nordwest nach Südwest führend
- im Westen (südliche Zweidrittel-Länge) in mehreren unregelmäßigen
Bögen (Einbuchtungen in den steilen Hangbereich)
Eine Ummauerung ist nicht zu erkennen, lediglich ein Stück Zaun in
gebogenem Verlauf in der nordöstlichen Grundstücksecke zum Nach-
bargrundstück Nr. 67.
Das Schloss ist etwa mittig des Grundstücks an dessen westlichen
Rand gerückt, längsachsig um etwa 20 Grad aus der Nord-West-Achse
Richtung Westen gedreht. Dadurch wendet sich der Bau der Schenke-
nau und der Ortschaft Gleussen zu. Das Schloss ist an den westlichen
Rand eines Plateaus (Gesamtlänge ca. dreimal die Länge des
Schlossbaus) und zusätzlich auf einem Podest platziert, das im Norden,
Osten und Süden wenig hervortritt. Der dadurch entstandene Höhenun-
terschied zum Plateau wird auf der Westseite durch 3 Stufenanlagen,
auf der dem Garten zugewandten Ostseite durch eine breite, axiale, am
Ende nach außen schwingende Treppenanlage überwunden. Nördlich
und südlich des Schlosses ist auf dem Plateau je ein Lindensaal ange-
ordnet mit je sechs (Nord-Süd-Richtung) zu sieben Reihen (West-Ost-
Richtung).
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 38
Das Plateau wird im Osten von einer Stützmauer begrenzt, die Teil ei-
ner orthogonal zum Schloss ausgerichteten 2-stufigen Terrassenanlage
ist.
Der Stützmauer vorgesetzt ist eine zweiarmige, dreiläufige Treppe, die
zur unteren Terrasse führt. Die beiden unteren Podeste enden etwa in
Flucht zu den Innenkanten der schräg eingestellten Türme des
Schlossbaus. Dem Nordabschnitt dieser unteren Terrasse fehlt die
stützende untere Mauer.
Von der unteren Terrasse führt wiederum eine vorgelagerte zweiarmi-
ge, dreiläufige Treppe zum Gartenniveau mit gemeinsamem unterem
Treppenpodest.
Im Süden der unteren Terrasse führt ein Weg in einem Bogen zurück
auf das Plateau und umschreibt einem Aussichtsplatz, der vom Plateau
aus zugänglich ist und an diesem Richtung Süden anschließt. Im Nor-
den der unteren Terrasse (wie erwähnt fehlt hier die Stützmauer) führt
ein hangparalleler Weg zur Verlängerung der Schlosszufahrt Richtung
Norden bzw. Nordwesten. Diese geht über in einen geschwungenen
Rundweg, der nördlich des Teichs und im Osten und Süden entlang der
Schlossparkgrenzen und im Westen nahe der Unteren Stützmauer ver-
läuft und so eine große Wiesenfläche umschreibt. Ein Querweg verbin-
det den unteren Antritt der Treppe zur Terrasse mit einer Toranlage an
der Schlossgasse im Osten. Vor diesem Tor weitet sich der Weg zu ei-
nem Vorplatz. Das Schlosstor liegt nicht orthogonal zur Terrassenanla-
ge.
Der Rundweg weitet sich in der äußersten Süd-Ost-Ecke zu einem
Sitzplatz mit einer Tisch-Bank-Kombination erweitert (im Plan als "Lui-
senplätzchen" bezeichnet), mit Blickrichtung nach Nordwesten zur Ter-
rassenanlage und zum Schloss. Ein Abkürzungsweg schneidet diesen
Weg zum "Luisenplätzchen" ab, sodass eine Vegetationsfläche in Drei-
eckform entsteht.
Etwa auf halbem Weg zwischen "Luisenplätzchen" und Schlosstor be-
findet sich ein weiterer, sehr viel kleinerer Sitzplatz ohne erkennbare
Möblierung, mit Blickrichtung West auf den südlichen Lindensaal.
Westlich des "Luisenplätzchens" deutet eine kleine, hufeisenförmige
Signatur möglicherweise eine Grotte an.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 39
Im weiteren Verlauf schwingt dieser Weg Richtung Nordwesten und
trifft südöstlich unterhalb des Lindensaals auf einen Baumplatz in Form
einer Ellipse, der mit sieben einzelnen Bäumen (möglicherweise Lin-
den) umstellt ist.
Er übernimmt eine Art Verteilerfunktion, denn von ihm aus führt sowohl
der Rundweg Richtung Norden als auch ein weiterer Weg Richtung
Südwesten entlang des Böschungsfußes, wo nach einer erneuten Tei-
lung des Weges zum einen der Anschluss an den Arbeitszugang für die
Gärtner hergestellt wird (gegenüber befindet sich Gebäude Nr. 97, die
sog. Orangerie mit Gärtnereiflächen) und zum anderen ein Weg Rich-
tung Norden den Südabschnitt des Plateaus mit Lindensaal anbindet.
In der äußersten Nord-West-Ecke des Parks schließt an den Rundweg
ein halbkreisförmiger Platz mit Brunnenstube an, vom dem aus ein
schmaler Weg zunächst zur Brücke über den Merzenbach und im wei-
tern Verlauf auf das im Westen benachbarte, zum Schloss gehörende
Grundstück der sog. Schlosswiesen (Nr. 99) führt.
Die Bepflanzung ist mit den gängigen Signaturen in Vogelperspektive
dargestellt, die eine gute Differenzierung zulassen. In der Wiese ste-
hende Einzelbäume sind klar unterschieden in Laub- und Nadelbäume.
Vereinzelt vorkommende Gehölzgruppen in der Wiese sind laubtragend
verzeichnet. Eine gestrichelte Linie trennt geschlossene Baum- und
Strauchpflanzungen von der Wiesenfläche. Innerhalb dieser Pflanzun-
gen wird ebenfalls zwischen Laub- und Nadelbaum unterschieden, wo-
bei eine deutliche Verdichtung von Nadelbäumen am westlichen
Grundstückshang zu erkennen ist. Die Gehölzpflanzung konzentriert
sich im Wesentlichen auf die Randbereiche und wechselt nur ab und an
auf die Innenseite des Weges zur Wiese hin. Am südlichen Wegab-
schnitt ist sie jedoch großflächig ausgespart, sodass vom Schlossweg
aus der Blick auf das Schloss teilweise freigegeben wird.
Ebenso frei von Weg begleitende Pflanzflächen sind der Abschnitt zwi-
schen nördlichem Lindengang und dem See sowie die Flächen am äu-
ßersten Nordrand des Parks zwischen See und Bach.
Hier wird die verwendete Signatur von im Verband stehender Einzel-
bäume als Baumgarten (also Obstbäume) interpretiert.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 40
Die in fast gleichmäßigen Abständen entlang der Grundstücksgrenze
zwischen südlichem Lindensaal und Schlosstoranlage sowie zwischen
Bachlauf und Hangkante im Westen verwendete kreisförmige Signatur
mit einseitigem Schatten kann im weitesten Sinn als Hecke gedeutet
werden.
Grün dargestellte Beete in Form von unterschiedlich großen Ellipsen
und Kreisen zeigen Schmuckbeete im Park an. Sie finden sich gehäuft
am Weg zwischen nördlichem Lindengang und See und am "Lui-
senplätzchen". Besonders akzentuiert wird dieser Platz durch ein
Schmuckbeet in Form eines großen "L" (das für "Luise" Gräfin von Rot-
tenahn steht, mehr dazu s. Kap. 2.6.3 und 3).
Weitere langgezogene Beete (geschnittene Hecken oder ebenfalls
Schmuckbeete) befinden sich vor den Balustraden des Plateaus und
auf der unteren Terrasse. Auf dieser ist noch in der Darstellung zwi-
schen Pflanzfläche (Beige mit Struktur) und Wegefläche (rein Beige)
unterschieden. Diese Pflanzflächen sind geschwungen oder in Form
von Ellipsen und haben zusätzlich in hellgrüner Farbe eingetragene
Schmuckbeete. Auf dem südlichen Abschnitt der unteren Terrasse ist in
einer Pflanznische eine Bank (oder ein Tisch) positioniert.
Die Hangkante der steilen Böschung westlich des Schlosses ist gestri-
chelt angedeutet. Ansonsten ist das Geländerelief nicht erkennbar dar-
gestellt.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 41
2.3.1.2 Anbindung an die Kulturlandschaft
Als Anbindung an die den Schlosspark umgebende Kulturlandschaft
kann eine Allee interpretiert werden, die an der nordwestlichen Grenze
des Parks ansetzt und Richtung Nordwesten verläuft. Sie markiert ver-
mutlich einen Geländeversatz, der auf dem Luftbild Abb. 44 zu sehen
ist. Als markanter Einzelbaum und damit als eine Art Geländemarke ist
die heute noch existierende sog. Hunneneiche eingetragen (Verlänge-
rung des Schlosswegs Richtung Südwesten, neben Grundstück Nr. 83).
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 42
2.3.2 Gemälde Ferdinand von Rayski, 1838
Das Gemälde ist mit Blick von der südöstlichen Ecke des Schlossparks
("Luisenplätzchen") Richtung Nordwesten entstanden. Im Vordergrund
ist die Wiese des Landschaftsgartens dargestellt, umrahmt mit blühen-
den Sträuchern (am linken Bildrand) und Strauchwerk und Bäumen (ho-
rizontale Bildmitte, jeweils von links und rechts entlang der unteren Ter-
rasse).
Die zweistufige Terrassenanlage mit den beiden Treppen und dem dar-
über stehenden Schloss sind als Hauptattraktion etwa mittig des Bildes
gesetzt. Links und rechts des Schlosses ist der südliche bzw. der nörd-
liche Lindensaal zu sehen. Die Balustrade der Terrassenmauern ist mit
Vasen gekrönt. Ein Schatten im unteren Bereich zwischen den Treppen
lässt eine Nische in der Mauer erahnen. Vor dieser befindet sich ein
Beet mit flacherer Bepflanzung und einem jüngeren Baum. In Richtung
Beet und Treppenanlagen bewegt sich ein Jäger mit Hund von der Mit-
te zum rechten Bildrand. In dessen Hintergrund ist geschlossener Be-
stand an Baum- und Strauchgruppen dargestellt.
Am linken, mittleren Bildrand zeigt Rayski vier Personen, die auf einem
Aussichtspunkt stehen. Links eine erwachsene Person, die rücklings an
das Geländer gelehnt sich gestikulierend kleineren Personen zuwendet.
Möglich, dass Rayski hier die Kinder des Grafen darstellt. An dieser
Stelle ist der Blick frei von jeglichen hohen Pflanzen, sodass die Details
des Aussichtsplatzes erkennbar sind (Pfosten und Geländer).
Die auf dem Katasterplan von 1849 und auf der Darstellung von Rus-
sam (s. Kap. 2.3.4) bereits dichten Fichtenbestände hinter dem Schloss
wurden vom Künstler nicht darstellt. Auch beim Aussichtspunkt legte
Rayski auf die Darstellung der Personen großen Wert und lässt den
Blick vom "Luisenplätzchen" aus frei. Dies entsprach vermutlich nicht
der Wirklichkeit und ist als künstlerische Gestaltung zu interpretieren.
Auffällig ist auch das Fehlen der Vasen auf der unteren Balustrade.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 43
Text Maräuschlein: 126. *Schloß Merzbach (Tafel IX)
Auf einer gestuften, durch Treppen unterbrochenen Terrasse steht das Schloß mit
gelblichweißen Mauern und rotem Dach. Rechts und links Baumgruppen. Im Vor-
dergrund ein Rasen, links Andeutung von blühendem Gesträuch. Der Himmel in
dunkelblauen bis hellblaugelbgrünen Farben. Fünf Staffagefiguren, vier links oben
auf der Terrasse, die fünfte, ein Jäger mit seinem Hund, auf dem Rasen.
Rhm: Goldrahmen mit aufgetragener roter Farbe aus der Zeit. Bes.: Dietz Freiherr
von Thüngen, Thüngen, Franken. Erwb.: Seit der Entstehung im Besitz der Familie.
Abb. 19
Blickrichtung und
Standort des Künstlers,
eingetragen in die Ur-
aufnahme
Abb. 20
Ferdinand von Rayski,
Schloß Merzbach (W.-V.
126)", 1838
Öl auf Leinwand M:
0,244 x 0,338 m; Quelle:
Maräuschlein, Tafel IX
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 44
2.3.3 Aquarell O. Reiss, 1841
Die Blickrichtung von Südosten nach Nordwesten ist identisch zu der
des Gemäldes von F. v. Rayski, doch steht der Betrachter noch weiter
Richtung Südosten, wodurch die Bepflanzung des "Luisenplätzchens"
dargestellt werden konnte. Wie bei Rayski bilden Schloss und Terras-
senanlage den Mittelpunkt des Bildes. Links und rechts vom Schloss
sind die Lindensäle in vollem Laub zu erkennen, in unterschiedlichen
Wuchshöhen, was auf einen unregelmäßigen Schnitt schließen lässt.
Die rahmende Bepflanzung besteht aus teils hochgewachsenen Bäu-
men, am linken Bildrand als Koniferen gezeichnet. Die Balustraden der
Terrassenanlage sind durchgehend mit Vasen geschmückt.
Die untere Terrasse ist bepflanzt. Von links und von rechts zieht sich
entlang der unteren Terrassenmauer Bewuchs Richtung Mitte, beste-
hend aus Sträuchern und niedrigen Bäumen. Auf der Wiese vor der
Treppenanlage stehen zwei Einzelbäume; der näher der Treppe gele-
gene ist kleinkronig, der weiter entfernte nahezu ausgewachsene ähnelt
im Habitus dem einer Birke. Auf dem Weg entlang des "Luisenplätz-
chens", in der vorderen Mitte des Bildes, wandelt ein Staffage-Paar in
Biedermeierkleidung mit einem Jungen und einem angeleinten Hund.
Das Schmuckbeet in der Mitte kann als das gepflanzte "L" aus der Ur-
aufnahme interpretiert werden.
Im Unterschied zu Rayski deutet Reiss die Hintergrundpflanzung aus
Nadelhölzern jeweils links und rechts des Schlosses zart an.
Dieses Aquarell ist in den "Altfränkischen Bildern" 1951 in schwarz-
weiß erstmals publiziert. Die Beschreibung durch den Autor W. W. En-
gel s. nächste Seite.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 45
Ihr Schöpfer, der graphische Künstler O. Reiß aus Coburg ist bisher eine schatten-
hafte Gestalt, für die jegliche Lebensangaben fehlen; man kennt von ihm bisher nur
drei Stahlstiche und eine Zeichnung von Coburg und Umgebung. Jetzt liegen nun
gleich fünf signierte Aquarelle für die rotenhanischen Schlösser Rentweinsdorf, Ey-
richshof und Untermerzbach vor - Blätter, die hier erstmals veröffentlicht werden.
Und weiter über das Untermerzbach betreffende Aquarell:
Auch hier hat Reiß, von Osten her stehend, mit zarter Hand ein zierliches Gesamt-
bild der Erscheinung gezeichnet.
Abb. 21
Blickrichtung und
Standort des Künstlers,
eingetragen in die Ur-
aufnahme
Abb. 22
O. Reiss
Aquarell, 1841
Quelle: Rotenhan, Bitha
Anmerkung: Bitha v. Ro-
tenhan kürzt den Vor-
namen wohl fälschli-
cherweise mit "P" ab.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 46
2.3.4 Gemälde Russam, 1842
Der Blick auf Untermerzbach, Schloss und Park richtet sich von Nord-
osten Richtung Südwesten. Dargestellt sind im Vordergrund Personen
in ländlicher Kleidung, die sich auf einem Hohlweg befinden (heutige
Kellergasse), die Bildmitte wird in ganzer Breite von den Häusern des
Dorfes Untermerzbach eingenommen. Darüber steht das Schloss und
am Horizont sind die dahinter liegenden Anhöhen sowie eine Richtung
Südwesten führende Straße zu sehen.
Das Schloss selbst ist umgeben von dichtem Baumbestand, der unter-
schieden werden kann in die beiden Lindensäle sowie in den Hinter-
grundbewuchs des Schlosses, der einen deutlichen Anteil an Nadelge-
hölzen aufweist. Bei dem hervorgehobenen, rundkronigen Baum im lin-
ken Abschnitt könnte es sich um die heute noch existierende, auf ein
Alter von ca. 300-400 Jahren geschätzte Hunneneiche auf der Anhöhe
südwestlich des Schlosses handeln. Die dem Schloss vorgelagerte Ter-
rassenanlage ist bis auf die südliche, obere Mauer durch Bewuchs ver-
deckt. Die Balustrade ist mit Vasen verziert. Vom Schlosspark selbst
sind rundkronig und säulenförmig wachsende Bäume zu erkennen.
Auffällig ist die gehäufte Darstellung von säulenförmigen Bäumen, die
nicht zwingend den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen muss,
sondern eher die favorisierte Baumform des Malers zu sein scheint.
Dies wird besonders deutlich an einem säulenförmiger Einzelbaum zwi-
schen Schloss und Kirche, der vom Künstler wohl als Spannung erzeu-
gendes, vertikales Element gesetzt wurde.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 47
Abb. 23
Blickrichtung und
Standort des Künstlers,
eingetragen in die Ur-
aufnahme
Abb. 24
Aquarell, Signatur:
"Russam pinx. May
1842", Quelle:
Rotenhan, Bitha
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 48
2.3.5 Zeichnungen der Luise Gräfin von Rottenhan, um 1850
Die beiden Tuschezeichnungen stammen von der Hand der Gräfin Lui-
se von Rottenhan (1796-1851) und werden auf die Zeit um 1850 datiert.
Die Gräfin hat für das Anfertigen der Zeichnungen zwei unterschiedli-
chen Positionen eingenommen: In Zeichnung 1 (Abb. 25) erfasst ihr
Blick am rechten Bildrand die Ortschaft Gleussen, links liegt Unter-
merzbach mit dem Schloss am linken Bildrand, das vor einen dichten
Gehölzbestand gestellt ist. Zum Schloss führt ein mit einer einseitigen
Baumreihe bepflanzter Weg. Vor dem Schloss sind die Terrassen an-
gedeutet, davor breitet sich die Wiese des Schlossparks aus. Sie ist
umgeben von Baum- und Strauchpflanzung. Im Vordergrund rechts im
Bild hat sich unter einem Baum ein Wanderer auf einem Stein nieder-
gelassen, zu seinen Füßen liegt ein Hund.
Zeichnung 2 (Abb. 26) ist aus weiterer Entfernung als Zeichnung 1 ent-
standen, erkennbar an dem deutlich kleiner dargestellten Schloss und
an der am rechten Bildrand gezeichneten Ortschaft Lahm (Schloss und
Kirche). Links der Bildmitte ist wiederum die Ortschaft Gleussen zu se-
hen. Das Schloss ist vor einen dichten Nadelholzbestand gesetzt. Vom
Park sind die Wiese und eine rahmende Bepflanzung zu erkennen. Der
Vordergrund der Zeichnung wird bestimmt durch einen Bauern, der ei-
nen mit Heu beladenen Ochsenkarren führt. Rechts ist der Eingang zu
einem Felsenkeller zu sehen.
Abb. 25 und 26
(s. nachfolgende Seite)
Rückseite: Handschriftli-
cher Vermerk: Unter-
merzbach um 1850;
rechte untere Ecke Auf-
kleber mit handschriftli-
chem Vermerk: Zeich-
nung Louise Gräfin von
Rottenhan, um 1850,
überreicht von Eleonore
Freifrau von Rotenhan
am 14.03.2006
Besitz: Gemeinde Un-
termerzbach
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 49
(Abb. 25 und 26)
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 50
2.3.6 Zeichnung Landschaft und Orangerie, undat. (nach 1816)
Der unbekannte Künstler befand sich vermutlich auf der Anhöhe süd-
westlich des Schlosses (unter der Hunneneiche?) mit Blick Richtung
Nordosten bis Osten. Dargestellt sind die Landschaft, einzelne Gebäu-
de und Ansiedlungen. Die Horizontlinie verläuft ungefähr in Bildmitte.
Mittig im Vordergrund steht eine Orangerie (Baubeschreibung s. am
Ende des Textes). Hinter einer Fachwerkscheune mit hölzernem Giebel
am linken Bildrand ist das Schloss in äußerst zurückgenommener Dar-
stellung zu sehen. Nach rechts (also nach Osten) erstreckt sich der
Schlosspark, gezeichnet als eine dicht mit Großbäumen gefüllte Fläche.
Dahinter liegt der Ort Untermerzbach, von dem aus eine mit Alleebäu-
men gesäumte Straße nach Osten führt. Vor der den Abschluss bilden-
den Hügelkette liegen (von links nach rechts) die Ansiedlungen Tru-
schenhof, Schenkenau, Gleussen und Kaltenbrunn. Oberhalb von Kal-
tenbrunn ist als äußerster Blickpunkt Kloster Banz zu sehen.
Beschreibung der Orangerie: Sie ist nach Süden orientiert und besteht
aus einem großen, verglasten Mittelteil, und symmetrisch je links und
rechts angeordneten, eingeschossigen und aus Steinen gemauerten
Anbauten. Sie werden durch ein Walmdach integriert und treten durch
einen Vorsprung mit Satteldach (Firstrichtung quer zum Walmdach) in
Richtung Süden hervor. Insgesamt sind 3 Schornsteine zu sehen, je ei-
ner im Bereich der seitlichen anbauten und einer in der Mitte der Oran-
gerie. Es handelt sich bei dem Gebäude um einen Zweckbau ohne re-
präsentativen Charakter.
Anmerkung: Eine Bauinschrift an der ehemaligen Orangerie zeigt die
Zahl 1816.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 51
Abb. 27
Blick von Hunneneiche
Richtung Nordost, mit
Orangerie im Vorder-
grund
Besitz: Staatsbibliothek
Bamberg
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 52
Abb. 28
wie Abb. 27,
jedoch beschriftet von
der Verfasserin
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 53
2.3.7 Fotografien, Postkarten, amtliches Kataster
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 54
2.3.7.1 Foto Apotheker Franz Gros, um 1905
Die Aufnahme wurde in der laubfreien Zeit angefertigt. Der Fotograf
stand in der östlichen Ecke des Schlossparks (vor dem "Luisenplätz-
chen") mit Blickrichtung Nordwest. Abgebildet ist die Terrassenanlage
(der äußerste südliche Teil ist abgeschnitten) mit dem darüber stehen-
den Schloss. Die Terrassenmauern sind ohne Bewuchs.
Erkennbare Vegetationselemente:
- großer Baum in Einzelstellung diesseits des Mittelwegs (Gattung nicht
erkennbar)
- dicht (mit Sträuchern) besetzter Pflanzstreifen vor der unteren südli-
chen Terrasse
- südlicher Lindengang mit erkennbaren Schnittstellen
- Baumspitzen der Fichten hinter dem Lindengang
Abb. 29
Foto um 1905,
Apotheker Franz Gros
Quelle:
Kreisheimatpfleger Gün-
ter Lipp
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 55
2.3.7.2 Foto Arthur Wünschen, um 1910
Die Aufnahme wurde in der laubtragenden Zeit angefertigt. Der Foto-
graf stand mit Blickrichtung Nordwest auf der südlichen Wiesenfläche.
Abgebildet sind der mittlere Teil der Terrassenanlage und das Erdge-
schoss des nordöstlichen Teils des Schlosses.
Erkennbare Vegetationselemente:
- Teil einer großen Baumkrone am rechten Bildrand (Gattung nicht er-
kennbar)
- dichter Bewuchs der oberen Terrassenmauern und der Vasen (Efeu?)
- Baumspitzen der Fichten rechts vom Schloss
- rechts davon zwei Kronen des nördlichen Lindengangs
- Vasen der unteren Terrasse wohl bepflanzt
Abb. 30
Arthur Wünschen, um
1910
Quelle: Bayerisches
Landesamt für Denk-
malpflege
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 56
2.3.7.3 Foto, um 1916
Die Aufnahme wurde in der laubtragenden Zeit angefertigt. Der Foto-
graf stand auf der Unteren Terrasse mit Blickrichtung Südwest. Abge-
bildet sind die südliche obere und die obere mittige Treppe sowie die
Obere Nische.
Abgebildete Personen:
- auf die obere Balustrade gelehnter Mann, links davon kleiner Junge
- rechts davon 3 größere Jungen
- auf der mittleren Terrasse, an die Kante der Nische gelehnt, ein grö-
ßerer Junge.
Alle Kinder tragen Hüte mit breiten Krempen.
Erkennbare Vegetationselemente:
- nördliche Exemplare des südlichen Lindengangs
Es ist möglich, dass es sich bei den abgebildeten Personen um die
Familienmitglieder einer der Vorbesitzer handelt (Franz Herget, Besit-
zer 1906 bis 1908, Dr. Wilhelm Schroeder, Besitzer von 1908 bis 1910,
Adam Diroll, Besitzer von 1910 bis 1918).
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 57
Abb. 31
Foto, um 1916, evtl.
ehemals Privatbesitz,
heute Bayerisches Lan-
desamt für Denkmal-
pflege
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 58
2.3.7.4 2 Fotos, um 1916
Die Aufnahmen wurden in der laubtragenden Zeit angefertigt. Der Fo-
tograf stand unmittelbar südlich des Mittelwegs mit Blickrichtung West.
Abgebildet sind die mittlere Terrassenanlage und das Schloss (ortho-
gonal).
Beide Aufnahmen wurden am selben Tag wie Abb. 31 wohl unmittelbar
hintereinander fotografiert. Es wechseln lediglich die posierenden Per-
sonen.
Abgebildete Personen:
- auf die untere Balustrade gelehnte Frau (rechts) sowie ein Junge
- auf der oberen Balustrade sitzend ein lesender Junge und links da-
von, auf der Balustrade sitzend, ein kleinerer Junge.
Die beiden älteren Jungen tragen Hüte mit breiten Krempen.
Erkennbare Vegetationselemente:
- nördliche untere Terrassenmauer bewachsen (Efeu?)
- Vasen der unteren Terrasse wohl bepflanzt
- dichter Bewuchs der oberen Terrassenmauern und der Vasen (Efeu?)
- auf der obersten Terrasse, vor dem Schloss, in wohl gleichmäßigen
Abständen stehende Yucca-Palmen (vermutlich in Töpfen)
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 59
Abb. 32
Foto, evtl. ehemals Pri-
vatbesitz, heute Bayeri-
sches Landesamt für
Denkmalpflege
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 60
Abb. 33
Foto, um 1916, evtl.
ehemals Privatbesitz,
heute Bayerisches Lan-
desamt für Denkmal-
pflege
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 61
2.3.7.5 2 Postkarten, um 1908
Die Aufnahme wurde in der laubfreien Zeit angefertigt. Der Fotograf
muss sich in der Krone eines der Großbäume am östlichen Rand des
Parks befunden haben, Blickrichtung West auf das Schloss mit davor
liegender Terrassenanlage. Von dieser sind die unteren Treppenanla-
gen ganz, die oberen im Anschnitt zu sehen.
Erkennbare Vegetationselemente:
- Teil einer großen Baumkrone am linken Bildrand (Gattung nicht er-
kennbar)
- dichter Bewuchs der oberen Terrassenmauer und der Vasen sowie
der nördlichen Unteren Terrassenmauer. Da die Aufnahme in der laub-
freien Zeit gemacht wurde, handelte es sich um eine immergrüne
Pflanzenart (Efeu?)
- Fichten rechts vom Schloss
Abgebildete Personen:
- insgesamt sind 11 männliche und 2 weibliche erwachsene Personen
zu erkennen
- einige der Männer tragen Jägerkleidung und/oder ein Gewehr, ein
Mann führt einen Hund
- eine Kutsche mit Kutscher ist vor der Treppenanlage des Schlosses
vorgefahren
Vermutlich handelte es sich bei der Gruppe um eine Jagdgesellschaft.
Erkennbare Ausstattungselemente:
- großer Steintisch auf der nördlichen, unteren Terrasse; die Füße des
Tisches sind möglicherweise mit natürlichen Tuffsteinen versteift (ver-
ziert)
1908 war Dr. Wilhelm Schroeder Eigentümer des Schlosses.
Über die Nutzung als "Ferienheim des Bayerischen Jünglingsbundes
e.V. Sommer 1911" (Abb. 35) konnte nichts in Erfahrung gebracht wer-
den. In diesem Jahr war das Schloss Eigentum von Adam Diroll.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 62
Abb. 34
Postkarte, Fotografie
1908 gelaufen
(Internetbestellung),
Abbildung vergrößert
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 63
Abb. 35
Postkarte, Fotografie
Quelle: Gemeinde Un-
termerzbach
Abbildung vergrößert
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 64
2.3.7.6 Postkarte "Herz-Jesu-Heim" undatiert
Die Aufnahme wurde in der laubfreien Zeit angefertigt. Der Fotograf
stand orthogonal zur Terrassenanlage und zum Schloss. Vor der un-
teren Terrasse sind je links und rechts ein neu gepflanzter Baum zu
erkennen.
Weitere erkennbare Vegetationselemente:
- großkronige Bäume links und rechts im Anschnitt, Vordergrund
- Fichtenkronen rechts hinter dem Schloss
Abb. 36
Postkarte, Aufschrift:
"Herz-Jesu-Heim, Un-
termerzbach, Ufr.-
Cleriker-Noviziat der
Herz-Jesu-Provinz der
Pallottiner"
gelaufen,
Datum unbekannt, In-
ternetbestellung
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 65
2.3.7.7 Postkarte, Luftaufnahme 1943
Die Fliegeraufnahme wurde von Nordost Richtung Südwest angefertigt.
Hinter dem Schloss sind die Nadelgehölze als große Bäume erkennbar.
Der südliche Lindensaal scheint in der Höhe relativ gleichmäßig be-
schnitten. Die östlichen und die nördlichen Parkabschnitte sind dicht mit
Großbäumen bewachsen. Entlang des Schlossweges ist eine Baumrei-
he erkennbar.
Abb. 37
Postkarte, Fliegerauf-
nahme, 1943, Quelle:
Gemeinde Untermerz-
bach
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 66
2.3.7.8 Postkarte, Luftaufnahme
Möglich, dass die Aufnahme beim gleichen Flug entstanden ist wie die
der Abb. 37.
Der Schlosspark ist nur in Teilen abgebildet.
Erkennbare Vegetationselemente:
- südliche Lindensaal, ganz zu sehen, mit nahezu gleich großen Kronen
- Fichtenbestand hinter dem Schloss
- nördlicher Lindensaal, Kronen deutlich größer, zum Teil durch davor
stehende Baumkronen verdeckt
- Einzelbäume in Reihe, rechts, entlang des Mittelwegs, darunter wohl
die heute noch existierende Platane
- Säuleneiche (heute noch existierend) links des Mittelwegs
- dichter Pflanzstreifen entlang südlicher unterer Terrassenmauer
- kreisrunde Pflanzfläche innerhalb der südlichen Schlosswiese (keine
Interpretation möglich)
Weiterhin erkennbar: runder heller Fleck auf Schlosswiese (keine
Interpretation möglich)
Abb. 38
Postkarte "Schloss Un-
termerzbach, Herz-
Jesuheim", "Original
Fliegeraufnahme"
Quelle: Gemeinde Un-
termerzbach
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 67
2.3.7.9 Postkarte, 1947
Der Fotograf befand sich wenige Schritte neben der Straße von
Kaltenbrunn nach Untermerzbach, Blick Richtung Westen. Die
Aufnahme wurde in der laubtragenden Zeit angefertigt.
Erkennbare Vegetationselemente:
- Nadelgehölzbestand hinder dem Schloss
- einzelne Nadelgehölze im Park
- dichter Gehölzbestand entlang Ost- und Westseite des Parks
- Baumreihe entlang Schlossweg
Abb. 39
Postkarte "Gruß aus Un-
termerzbach", 1947,
Quelle Gemeinde
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 68
2.3.7.10 2 Fotos von Gundermann, nach 1954, vor 1963
Die Aufnahmen wurden vermutlich im zeitigen Frühjahr mit wenigen
Minuten Abstand angefertigt, denn die Linden des südlichen Linden-
saals tragen bereits Blätter (s. Abb. 40), während die der Säuleneiche
(s. Abb. 41, Astwerk am linken Bildrand) noch fehlen. Der Fotograf
stand südlich des Mittelwegs und östlich der Säuleneiche. Das Foto
wurde nach 1954 aufgenommen, da das Dach der in diesem Jahr fertig
gestellten Kapelle zu sehen ist, und vor 1964, da der nördliche Anbau
noch fehlt.
Erkennbare Vegetationselemente Abb. 40 (von links nach rechts):
- 3 Exemplare des südlichen Lindensaals, Knoten des Schnittes gut er-
kennbar
- Laubbäume hinter der Kapelle
- Kronen des nördlichen Lindensaals (teilweise)
- dahinter große Kiefer
- je 1 Konifere (Omorika-Fichten?) links und rechts neben der untersten
Treppe
- laubtragende Heckenpflanzen entlang unterster südlicher Terrassen-
mauer
- mehrstämmiger großer Laubbaum vor unterster nördlicher Terras-
senmauer
Erkennbare Vegetationselemente Abb. 41 (zusätzlich zu den in Abb. 40
beschriebenen)
- am linken Bildrand im Anschnitt Krone der heute noch existierenden
Säuleneiche
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 69
Abb. 40 und 41
2 Fotos, Fotograf Gun-
dermann (Vorname un-
bekannt), Bayerisches
Landesamt für Denk-
malpflege
Aufnahmezeitpunkt kurz
hintereinander
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 70
Abb. 41
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 71
2.3.7.11 Foto nach 1954 und vor 1964
Das Foto für in der laubtragenden Zeit angefertigt. Die Datierung erfolg-
te über den ähnlichen Zustand der Vegetation wie bei den Gunder-
mann-Aufnahmen.
Erkennbare Vegetationselemente (von links nach rechts):
- Exemplare des südlichen Lindensaals, Kronen etwas höher als bei
Gundermann
- Kronen des nördlichen Lindensaals
- dahinter große Kiefer
- je 1 Konifere (Omorika-Fichten?) links und rechts neben der untersten
Treppe
- laubtragende Heckenpflanzen entlang unterster südlicher Terrassen-
mauer
- mehrstämmiger Laubbaum vor unterster nördlicher Terrassenmauer
- heute noch existierende Säuleneiche (rechter Bildrand)
Abb. 42
Foto, Fotograf unbe-
kannt, Quelle: Internet
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 72
2.3.7.12 Luftbild, 1960
Die Luftaufnahme wurde in der laubtragenden Zeit angefertigt,
Flugrichtung von Ost nach West. Der Schlosspark ist dicht mit
Großbäumen besetzt. Auffallend ist, dass die Nadelholzbestände hinter
dem Schloss Anpflanzungen mit Laubgehölzen gewichen sind. Gründe
hierfür sind nicht bekannt, doch kann angenommen werden, dass die
Nadelbäume (Fichten?) ihr natürliches Alter erreicht hatten und gefällt
werden mussten oder Sturmschäden zum Opfer fielen.
Abb. 43
Luftaufnahme, 1960,
Quelle: Gemeinde Un-
termerzbach
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 73
2.3.7.13 Luftbild, 1961
Die Luftaufnahme wurde in der laubtragenden Zeit angefertigt,
Flugrichtung von West nach Ost. Zu sehen ist der nördliche Teil des
Schlossparks, dessen Baumkronen so dicht stehen, dass der darunter
liegende Teich nicht erkennbar ist. Recht ist im Anschnitt der Nordturm
des Schlosses zu sehen.
Am rechten Bildrand ist im nach Norden (links) abfallenden Gelände
außerhalb des Schlossparks ein Geländeversatz zu erkennen. Möglich,
dass sich hier die auf der Uraufnahme eingetragene Allee befand (s.
dazu auch Kapitel 2.3.1.2 Anbindung an die Kulturlandschaft).
Abb. 44
Luftaufnahme, 1960,
Quelle: Gemeinde Un-
termerzbach
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 74
2.3.7.14 Foto untere Terrasse, 1974
Das Foto zeigt die untere Terrasse ab der Mitte Richtung Süden.
Zu erkennen sind ein zwischen den unteren Podesten der Treppe
gelegenens, mittiges Blumenbeet, das symmetirsch einen Innen-
schwung aufweist und mit Blumerabatten geschmückt ist. Zwischen der
südlichen Treppe und der Balustrade auf der unteren Terrasse befindet
sich eine geradlinig angelegte, mit Kantensteinen eingefasste Rasen-
fläche, deren Querseiten mit je einer Blumenrabatte geschmückt sind.
Der Aussichtsplatz südlich des Lindengangs ist am rechten Bildrand zu
sehen. Offenbar überspannte 1974 eine gebogene Dachkonstruktion
den Sitzplatz an dieser Stelle.
Links im Bild eingroeßr Nadelbaum (Omorika-Fichte?).
Abb. 45
Blick auf die Untere Ter-
rassenmitte, Richtung
Süden
Quelle:
Sayn-Wittgenstein,
Franz Prinz zu,
1974
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 75
2.3.7.15 Amtl. Kataster 18.02.2013
Abb. 46
Amtl. Kataster
18.02.2013
Die Wegeführung entspricht der Uraufnahme.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 89
2.4.5 Eintrag in die Bayerische Denk-malliste
D-6-74-210-12 Schloßweg 2; Schloßstraße 12; Schloßstraße 20;
Im Schloßgarten. Schloss, dreigeschossiger Mansardwalmdachbau
mit zwei schräggestellten Ecktürmen und Sandsteingliederungen, im
Kern 1534; klassizistischer Umbau 1750/51; Terrassen und Treppen
mit Balusterbrüstungen und Futtermauern, Sandstein, um 1760; Park,
seit 1726, Umgestaltung zum Landschaftspark mit Bepflanzungen und
Wegen, seit 1789 und frühes 19. Jh., 1838 von Eduard Petzold; im
Park: Parktor mit zwei Fußgängertoren, genutete Pfeiler mit Aufsätzen
und schmiedeeisernen Torflügeln, historistisch-spätbarock, um 1905;
Kapelle, kleiner Saalbau mit eingezogener Apsis, Satteldach und
Dachreiter mit Pyramidendach, 1935; Obelisk mit figürlicher Darstel-
lung, Sandstein, bez. 1938, Stiftung der Novizen; runder Keller; klas-
sizistischer Pfeiler aus Schmiedeeisen, um 1760.
Abb. 53
Auszug aus der Denk-
malliste
Quelle: Bayerisches
Landesamt für Denk-
malpflege
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 90
2.5 Die Beteiligung Eduard Petzolds
Abb. 54
Carl Eduard Adolph
Petzold, gezeichnet
am 15. Sept. 1846
von seinem Freund
Friedrich Preller d.
Ä. (Rohde S. 5)
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 91
Auf Seite 42 seiner "Erinnerungen aus meinem Leben", 1890 erschie-
nen, erwähnt Petzold seine Arbeit für den Schlosspark Untermerzbach
wie folgt:
"Während dieser Zeit entwarf ich auch die Pläne bei dem Schlosse
Maerzbach bei Coburg, im Itzgrund gelegen und dem Grafen R o t e n
h a n gehörig."
In der Liste von Petzolds Werkverzeichnis (s. Rohde S. 261) nimmt der
Plan von Untermerzbach die vierte Position ein (nach Park Carolath,
1834, Park Matzdorf, 1835 und Park Möstchen, 1838).
Da sämtliche Pläne des Schlossgartens 1923 und 1939 von den Pallot-
tinern an das Staatsarchiv Würzburg abgegeben wurden, wo sie 1945
verbrannten (s. dazu Kap. 2.4.1) ist dieser Eintrag in Petzolds Auf-
zeichnungen der bisher einzige Nachweis für seine Planung für den
Schlosspark Untermerzbach.
Die Uraufnahme von 1849 weist eine besonders detailliert dargestellte
Gartengestaltung auf. Es ist anzunehmen, dass diese auf der Basis ei-
nes von Petzold gezeichneten Entwurfs entstanden ist.
Der Kontakt zwischen Petzold und Karl Julius Graf von Rottenhan kam
über dessen Verwandtschaft in Rentweinsdorf zustande. Der dortige
Stammhalter Hermann Freiherr von Rotenhan ehelichte im Jahr 1830
Marline Riedesel Freiin zu Eisenbach, die Tochter des Georg Carl
Riedesel, Landmarschall des Großherzogtums Sachsen-Weimar-
Eisenach. Dieser hatte Petzold bereits bei seinen Besuchen in Wörlitz
kennen- und schätzen gelernt und ihn von 1838 bis 1840 für seinen
Besitz in Neuenhof an der Werra verpflichtet. In dieser Zeit hat Petzold
Hermann von Rotenhan kennengelernt, über den er in seinen Er-
innerungen schreibt (S. 43): "Außer anderen bedeutenden Männern,
welche sich für Landschaftsgärtnerei interessierten und öfter nach
Neuenhof kamen, befand sich auch der Schwiegersohn des Herr
Landmarschalls, Freiherr von Rotenhan, Präsident der zweiten Kammer
des Königreichs Bayern, dem ich mehrere schätzenswerthe Empfeh-
lungen zu danken habe, […]." Eine dieser Empfehlungen muss die
Vermittlung nach Untermerzbach gewesen sein.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 92
Petzold hatte sich bei der Vertragsgestaltung mit seinem neuen Dienst-
herrn Landmarschall Riedesel freie Zeit für Bildungsreisen und freibe-
rufliche Tätigkeiten einräumen lassen. Dies, so war er der Meinung,
würde ihn in seinem Wissen und Können stetig voran bringen (Rohde,
S. 4). Bei der Vertragsverlängerung im Jahr 1840 um weitere drei Jahre
handelte er sogar sechs Monate Urlaub pro Jahr aus. Er organisierte
diese Reisen vollständig durch, um möglichst viele anerkannte Kollegen
kontaktieren zu können und für sich einen hohen Wirkungsgrad hin-
sichtlich seiner Weiterbildung zu erreichen (Rohde S. 5).
Die beiden Familien in Rentweinsdorf und Untermerzbach pflegten zur
damaligen Zeit einen regen Kontakt, wie Schmidt in seinem Aufsatz (S.
21) vermerkt. Julius von Rotenhan schreibt über diese Beziehung (S.
639): "ein besonders lebhafter und geistig fördernder Verkehr bestand
mit den Verwandten in Merzbach, wo die geistreiche Cousine Gräfin
Louise von Rottenhan mit ihrem edeln und biederen Gatten für Her-
mann und seine Familie ein sehr anziehender und bildender Umgang
war. Hier trafen Sie oft mit den überaus interessanten Verwandten der
Gräfin zusammen, so mit dem Schwager derselben, dem berühmten
früheren preußischen Minister von Stein […] Es bildete sich […] immer
mehr der innigste Verkehr mit den Verwandten in Merzbach“.
Schmidt dazu:
Er selbst (Hermann von Rotenhan, d. Verf.) beauftragte Petzold 1856
mit der Umgestaltung des 1854 an seine Frau gefallenen Besitzes
Buchwald in Schlesien. Dieses war ab 1785 von Friedrich Wilhelm Graf
von Reden zu einem sentimentalen Landschaftsgarten im Sinne einer
„ornamental farm“ umgestaltet worden, und Teil einer über Jahrzehnte
von den bedeutendsten Gartenkünstlern mitgestalteten Landschaft von
zahlreichen, ineinander übergehenden Schlossgärten, […]. Hermann
von Rotenhan nannte Buchwald den „schönsten und reizendsten Fleck
des deutschen Vaterlandes“ und verstarb dort 1858.
Zur weiteren Diskussion und Interpretation s. Kap. 3.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 93
2.5.1 Zur Person Petzolds
Abb. 55 bis 57
Tabellarischer Lebens-
lauf aus Rohde
(S. 35-37)
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Abb. 56
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Abb. 57
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HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 96
2.5.2 Die Gartentheorien Petzolds Carl Eduard Petzold hat uns nicht nur zahlreiche Gartenanlagen hinter-
lassen, sondern auch ein umfangreiches Werk von rund 30 Publikatio-
nen. Mit diesen Lehrmeinungen und praktischen Anleitungen hat er
maßgeblich die Entwicklung des klassischen Landschaftsgartens beein-
flusst. Lt. Rohde hat Petzold dazu die bekanntesten zeitgenössischen
Gartentheoretiker Deutschlands und Englands ausführlich rezipiert. Sei-
ne formulierten Gartentheorien lassen bei der Bewertung seiner Arbeiten
eine Fülle von Rückschlüssen zu.
Basis aller seiner Gestaltungsprinzipien waren die von der Natur vorge-
gebenen Landschaftsmotive. Schon früh lernte er, wie er sich ausdrück-
te, deshalb "das Sehen" in der Natur. Er empfahl - so Rohde (S. 39 ff) -
einem Landschaftsgärtner daher "durch Beobachten und Zeichnen cha-
rakteristische Natur-Scenen in sich aufzunehmen" um sie entsprechend
nach seiner individuellen Auffassung "zu komponieren" und unter Be-
rücksichtigung des gegebenen Terrains künstlerisch zu realisieren. Roh-
de weiter: Petzold empfahl übrigens, um korrekte Definitionen bemüht,
das englische Wort "Park" anstelle des deutschen Begriffs "Landschafts-
garten" zu verwenden, weil die Engländer ihre Parkareale sehr ausdehn-
ten, indem sie ganze Fluren einbezogen.
Die Kenntnisse der Natur, ihrer Perspektiven, der sanften Übergänge, ih-
rer Ausgewogenheit bei den Farben und Formen hielt er für unabdingbar
bei der Gestaltung eines Parks. Deren Unterschiedlichkeit und deren
Wirkung auf das menschliche Gemüt suchte er in seinen Werken zu be-
rücksichtigen und umzusetzen. So war er beispielsweise der Ansicht, die
Eiche und die Buche, solitär oder als Wald gesetzt, riefen eine feierliche
Stimmung hervor, die Zitterpappel in Kombination mit der Eiche sei ein
Symbol für Schwäche und Kraft und ein mit Efeu umwachsender Eichen-
stamm Sinnbild für Freundschaft und Liebe. Nadelgehölze dagegen
stimmten melancholisch.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 97
Den von Landbewohnern in der Nähe ihrer Dörfer gesetzten Baumarten
wie Linde, Nussbaum und Kastanie schrieb er idyllische Wirkung zu
(Rohde S. 41).
Aus den Aussagen in Petzolds erstem Handbuch (erschienen 1849)
entwickelte Petzold lt. Rohde (s. 42) acht Grundsätze zur praktischen
Anwendung. In verkürzter Form werden sie wie folgt wiedergegeben:
1. Die Form einer Landschaft werde durch das Terrain […] und durch die
Pflanzenformen der Bäume und ihre Stellung bestimmt.
2. Der besondere Charakter einer Landschaft werde durch die Eigenart
der Baumarten definiert. […] c) Nadelhölzer und Hängebäume könnten
das Gefühl der wehmütigen Trauer in uns hervorrufen […]
3. Heterogene Formen und Farben in unterschiedlicher Zusammenstel-
lung […] könnten den eigentümlichen Charakter der Baumarten abmil-
dern.
4. Der Charakter, den die verschienen Baumarten auf die Gegend aus-
üben, könne verändert werden durch ihre Anordnung und die Linien des
Terrains.
5. Steife, schwere Formen, die als Solitäre nicht malerisch wirken, eige-
nen sich am besten zu Massenpflanzungen, leichte Formen dagegen zu
Gruppierungen.
6. […] "Düstere Terrains" oder Felsen könnten durch leichtere Pflanzun-
gen lichter gemacht werden. Umgekehrt könne man "lichtreichen" Orten
durch schwere Baumformen "mehr Konsistenz" verleihen.
7. Die "schwereren Formen" […] haben meist eine dunkle, leichtere eine
helle Färbung. Die dunkle Farbe bilde einen guten Hintergrund, wenn
"sie mehr in Masse" erscheine. Sie böte aber auch einen guten Vorder-
grund, wenn sie "durch Anbringung einzelnen Schattenpunkte auf dem
hellen Hintergrunde" wirke.
8. Aus diesen Grundsätzen folge, dass sich die Regeln der Komposition
durch Formen und Farbe ergeben.
1853 erschien Petzolds "Farbenlehre der Landschaft. Seit seiner Lehr-
zeit hatte er sich mit diesem Thema befasst, stellte nun seine Ergebnisse
zusammen und leitete aus ihnen Regeln für Kontrastierungen, Schattie-
rungen und Farbzusammenstellungen ab.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 98
Auf S. 44 beispielsweise empfiehlt er "[…] Nadel-Hölzer pflanzt man gern
in die Umgebung der Gebäude, weil sie zu der gewöhnlich hellen Farbe
der letzteren angenehm constrastieren […]". Bei der Zusammensetzung
von Bäumen in gebrochenen Farben müsse man, um "höchsten Kon-
trast" zu erzielen, auf die Grundfarben zurückgehen. Zu Grün passen al-
so alle Abstufungen der Komplementärfarbe Rot, wie Rotbraun usw.
(Rohde S. 49).
Petzold zur Verwendung und Gruppierung von Pflanzen
Für Petzold war die richtige Verwendung der Pflanzen die eigentliche
Kunst des Landschaftsgärtners. Seine Vorstellungen hat er sehr diffe-
renziert und ausführlich zu Papier gebracht. Nachfolgend seien nur die
wichtigsten in aller Kürze formuliert (Rohde S. 104 ff):
1. Geschlossene Pflanzungen
Darunter verstand Petzold Pflanzungen, die als Deck-, Saum- oder Gür-
telpflanzungen verwendet werden sollten. Eine Regel dafür sei, dunkel-
laubige Gehölze als Hintergrund oder im Kern einer solchen Anpflanzung
zu verwenden und mit helllaubigen Gehölzen den Übergang zum Rasen
zu gestalten. Dabei warnte er vor Überhäufungen solchen Stilelemente.
2. Ungeschlossene Pflanzungen
Das sind Solitärbäume, Gruppen und sog. "Klumps". Letztere bezeichne-
te er als "interimistische Pflanzungen", die später mithilfe der Axt zur Bil-
dung von Gruppen dienen sollen. Für diese Pflanzungen sei allgemein
der unterschiedliche Habitus eines Baumes von eminenter künstlerischer
Bedeutung. Seine Art, aus dem Boden zu wachsen, die Kronenform und
der Kronenaufbau, die Lichtdurchlässigkeit der Krone, die Festigkeit der
Blätter, die Farbe des Laubes, die Herbstfärbung - all das könne sich der
Gärtner zunutze machen und gestalterisch entsprechend einsetzen.
3. Bepflanzung entlang der Wege
Für die Bepflanzung der Wege schlug er vor, diese erst nach deren Fer-
tigstellung vorzunehmen, um zu erreichen, dass die Pflanzungen den
Vordergrund für Aussichten und Ansichten bilden können.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 99
Dabei sei es von Vorteil, "wenn sie [die Aussichten, d. Verf.] unter dem
ausgebreiteten Laubdache grosser Bäume gesehen werde;" der Charak-
ter des Bildes wird sich ganz anders gestalten, je nachdem dies unter
den Zweigen von Eichen, von Platanen oder Akazien geschieht oder wir
es zwischen dunklen Nadelhölzern oder Laubmassen genießen."
Petzold zur Wirkung von Baumgruppierungen:
Abb. 58
Rohde S. 71, Abb. 21
Große Schattenmas-
sen geben dem Bild
Ruhe (Petzold 1849,
Fig. 4, S. 15)
Abb. 59
Rohde S. 72, Abb. 22
Leicht verteilte Grup-
pierungen tragen da-
gegen das Gepräge
eines heiteren Charak-
ters und wirken bei
denjenigen mit Schat-
tenmassen vermittelnd
(Petzold 1849, Fig. 5,
S. 15)
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 100
Petzold zur Gestalt und zur Führung von Wegen in Parks
(Rohde S. 99 ff)
Zweck, Führung, Gestalt und Ausführung von Wegen sollen "den Besuch
seiner schönsten Partien und Fernsichten" ermöglichen und "diese zu
einem harmonischen Ganzen" zusammenfügen. Durch Anpflanzungen
müssten Biegungen und Krümmungen erkennbar für den Besucher "mo-
tiviert" werden, wobei Art und Weise der Krümmungen durch die Breite
eines Weges vorgegeben sei. So genüge bei einem breiteren Weg eine
einfachere Biegung.
Auch das Material der Deckschichten solle sorgfältig ausgewählt werden.
Je näher die Wege am Gebäude verliefen, umso qualitätvoller solle der
Belag ausfallen. Abzulehnen seien dagegen allzu helle oder dunkle Far-
ben des Wegebelags.
Petzold zur Verwendung von Wasser in Parks
(Rohde S. 96 ff, Petzold S. 117 ff)
"Wasser" - Petzold - "ist die Seele der Landschaft". Er unterschied, wie
vor ihm schon der Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz von Hirschfeld
(1742-92) zwischen See, Teich und Weiher als stehende und Strom,
Fluss und Bach als fließende Gewässer, die lt. Hirschfeld jeweils andere
Empfindungen beim Betrachter hervorriefen. Petzold stellte dazu Gestal-
tungsprinzipien zusammen. Der Teich etwa zeige "den Charakter der
Ruhe und Abgeschlossenheit", sei "von schattigen Ufern umgeben" sei-
ne Linien seien "einfacher" gehalten. "Der Reiz einer kleinen Wasserflä-
che beruhe vorzüglich auf einer schönen Spiegelung."
Petzold weiter über Tiere im und auf dem Wasser: "Besonders sollte der
Schwan nicht fehlen; die Anmuth seiner Gestalt und seiner Bewegungen,
wie das reine Weiss seines Gefieders, machen ihn gleich geeignet, eine
Zierde des Wassers zu sein".
Petzold zur Pflege von Beständen
(Petzold S. 173)
"Die Axt kommt zur Anwendung da, wo der Gartenkünstler schon vor-
handene Waldbestände in Parkanlagen verwandeln oder lange Zeit hin-
durch vernachlässigte frühere Gartenparthien erneuern soll; ferner da,
wo die neuangelegte Pflanzung die bezweckte Ausdehnung erreicht hat,
die weitere Vergrößerung ihre Wirkung beeinträchtigen würde und auch
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 101
das Gedeihen der einzelnen Bäume und Sträucher nachtheilige über-
handnehmende Dichtigkeit ihr Durchlichten nöthig macht.
Die Axt, wenn sie mit Geschmack und mit Kenntnis geführt wird, kann oft
in einem Monat mehr Wirkung, mehr schöne Naturscenen hervorbringen,
als dies junge Pflanzungen in fünfzig und mehr Jahren im Stande sind."
1856 veröffentlichte Petzold ein "Reglement" für die kontinuierliche
Pflege und die Unterhaltung von Landschaftsgärten. Rohde schreibt
dazu (S. 259):
"Angeregt durch Pücklers "Andeutungen zur Landschaftsgärtnreei" und
durch das Vorbild der Tätigkeit Rehders, entwickelte Petzold meisterliche
Fähigkeiten der Parkregeneration und der Bildung neuer Anlagen aus
altem Bestand."
Abb. 60
Rohde Abb. 41:
Anlage im Park zu
Weimar mit übergrei-
fender Vegetation
(Petzold 1862, Tafel
VIII) mit originalen
Anmerkungen Pet-
zolds für die Nachher-
Abbildung: "schneiden,
stutzen, auslichten"
usw.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 102
Die "Handschrift" Petzolds bei der Anlage von Landschaftsgärten
(Rohde S. 259 ff.)
"Petzold erstrebte Weiträumigkeit nach dem Vorbild der Natur. Wäh-
rend seiner gesamten Tätigkeit blieb er dem "landschaftlichen Stil"
verpflichtet. Es ging ihm immer um ein angemessenes, ausgewoge-
nes Raumkonzept, das er mit "Gleichgewicht" oder "versteckter Sym-
metrie" umschrieb. […] Eine wesentliche Grundlage seiner gestalteri-
schen Qualitäten bildete seine enorme Pflanzenkenntnis. […] Ein wei-
teres Merkmal der ihm eigenen "landschaftlichen " Gestaltung zeigt
die Anwendung von Sichtachsen, die nicht, wie sonst üblich - meist
vom Schloss aus - tortenartig ausgehen, sondern auch von den
Rundwegen immer wieder in die Landschaft führen, wodurch sich eine
netzartige, erlebnisreiche "Galerie" von Bildern ergab bzw. ergeben
sollte. Das für Petzold typische Erschließungssystem ist weitmaschig,
aber - anders als etwa bei Lenné oder Meyer - durch eine auffällige
Zurückhaltung hinsichtlich der Anzahl der Wege gekennzeichnet.
Wie Pückler strebte Petzold, wenn sich die Möglichkeit bot, nach An-
lagen im Sinne einer ornamented farm, indem er die Wirtschafts- und
Ackerflächen des gesamten Gutes durch wegbegleitende Pflanzungen
rahmte. […]
Abb. 61
Carl Eduard Adolph
Petzold, 1890, im Kreis
seiner Gärtner im
Schlosspark Twickel
(NL)
(Rohde S. 201)
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 103
2.5.3 Die Bedeutung Petzolds als Gartenkünstler
Rohde, Michael: "Petzold Carl Eduard Adolph", in: Neue Deutsche Bio-
graphie, 20 (2001), S. 276 f. (Onlinefassung)
"Petzold gehört neben Gustav Meyer (1816-77) zu den bedeutendsten,
weit über die Grenzen Deutschlands bekannten und tätigen Gartenkünst-
lers des späten 19. Jh. Größten Einfluß übte er - ähnlich wie zuvor Da-
niel Marot (1655-1752) - auf die Gartenkunst der Niederlande aus. In
seinem durchweg dem "landschaftlichen Stil" verpflichteten Anlagen ging
es ihm immer um ein ausgewogenes, dabei gestalterisch und funktional
differenziertes Raumkonzept. Auf der Grundlage seiner enormen Pflan-
zenkenntnisse setzte er die Palette der Vegetation weitaus reichhaltiger
und nuancierter ein als z. B. Fürst Pückler. Den "Pleasureground" legte
P. - anders als Meyer - großzügig rund um das Haus. Sichtachsen soll-
ten vom Gebäude aus, vor allem aber von den Rundwegen - auch in
Verbindung mit der Landschaft - "Bildergalerien" ergeben. Das für P. ty-
pische Erschließungssystem ist weitmaschig und - anders als etwa bei
Lenné oder Heinrich Siesmayer (1817-1900), mit denen er zuweilen in
Konkurrenz stand - durch eine reduzierte Anzahl der Wege gekenn-
zeichnet. Wie Pückler strebte P. möglichst nach Anlagen im Sinne einer
"ornamented farm" und setzte sich für Maßnahmen der Landesverschö-
nerung ein. […]
Von seinen rund 30 Schriften wurden besonders die beiden Auflagen
seiner "Landschaftsgärtnerei" (1862, 1888) weit verbreitet. P. erschloß
die Grundlagen der Farben- und Perspektivlehre für die Landschafts-
gärtnerei und formulierter als erster Deutscher Gartenkünstler denkmal-
pflegerische Ansätze, z. B. im Hinblick auf die Bewahrung alter Alleen
und Gärten im symmetrischen Stil".
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 104
2.6 Geschichte und Entwicklung des Parks
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 105
2.6.1 Zeittafel (nach Schmidt)
1534 Beginn des Schlossbaus nach der Zerstörung 1525 (der Standort
des alten zerstörten Schlosses ist nicht belegt, s. Schmidt S. 5)
lt. Inschrift der Tafel Nordturm durch Lutz (Kunz II.) von Rotenhan
(1498 - ?); Allianzwappen mit seiner Frau Anna geb. Stein zu Alten-
stein
1726 Nennung des Schlossgärtners Petrus Paulus Widerauf in Unter-
merzbach (Kirchbucheintrag in Kaltenbrunn, Verheiratung Wideraufs)
um 1750 Umgestaltung des Schlosses im klassizistischen Stil (Datierung an-
hand der Stuckierungen im 1. OG, vermutetes Musikzimmer)
1789 "Plan des Hochgräflich Rottenhanschen Lustschlosses und Gartens
zu Merzbach in Franken", "aufgemessen und (in Farbe) gezeichnet
durch Lorenz Müller, Gärtner"; dieser Plan verbrannte im Jahr 1945
(s. Kap. 2.3)
um 1790 Umbauten (Datierung anhand von Kamineinfassungen in den Turm-
zimmern sowie anhand der Formensprache der Treppenbrüstungen
im Treppenhaus); Beteiligung des Georg Joseph Mutschele an den
Umbauten im Innern
1790 - 92 Lieferung von 59 Urnen durch Georg Joseph Mutschele für die Ba-
lustrade (Trost, S. 340)
1816 Datierung Orangerie
1828 "Schloss auf dem Berge, mit einem in neueren Geschmack angeleg-
ten Garten…", Reisebericht Heller, Joseph
1838 "Während dieser Zeit entwarf ich auch die Pläne bei dem Schlosse
Maerzbach bei Coburg, im Itzgrund gelegen und dem Grafen Roten-
han gehörig." Petzold, Erinnerungen aus meinem Leben, S. 42
1838 Ferdinand von Rayski, Ölgemälde, Blick vom "Luisenplätzchen"
Richtung Schloss
1841 P. Reiss; Aquarell, Blick vom "Luisenplätzchen" Richtung Schloss
1842 Russam, Blick von der Kellerstraße Richtung Schloss
1846 - 56 Gartenrechnungen (Staatsarchiv Würzburg)
1849 Farbige Uraufnahme
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
HISTORISCHE ANALYSE UND DOKUMENTATION 106
1862 Sanierung der Terrassenmauer (Datierung Scheitelstein südliche Ni-
sche auf der oberen Terrasse)
1874 - 85 Gartenrechnungen (Staatsarchiv Würzburg)
1886 Tod Maximilian von Rottenhan, die Linie erlischt im Mannesstamm
15.10.1906 Erwerb durch Franz von Herget
14.03.1908 Erwerb durch Dr. Wilhelm Schroeder
11.06.1910 Erwerb durch Christian Werner
14.08.1918 Erwerb durch Adam Diroll
22.10.1922 Erwerb durch die Pallottiner
1928 * große Umfassungsmauer, in drei Bauabschnitten errichtet
1934 Erster Anbau
1935 * Bau der Kapelle im Garten anlässlich der 100-Jahr-Feier des Or-
dens
1940 * Besetzung des Schlosses durch die NSDAP
1945 * Rückkehr der Pallottiner
1954 * Bau der Hauskapelle Richtung Süden
1963 * Vollendung des Erweiterungsanbaus Richtung Norden (sog. Hoch-
schulgebäude)
1965 * Generalssanierung der Fassade
1990/92 * Dachstuhl- und Innensanierung
2009 Erwerb durch die Amiticia Untermerzbach GmbH
19.11.2010 Grundsteinlegung Neubau Hotel, Architekt: Hermann Thoma , Zeu-
lenroda)
alle mit * gekennzeichneten Angaben entstammen einer Zeittafel des Büros Knoll & Konopatz-
ki, aufgestellt auf der Basis der um 2005 aktuellen Internetseite des Pallottinerordens (tel. Aus-
kunft Andreas Konopatzki, Februar 2013)
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 114
3 Gartenhistorische Einordnung Denkmalbewertung
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 115
3.1 Der barocke Garten
Aufgrund der dürftigen Quellenlage ist es zur Beurteilung der barocken
Gartenelemente notwendig, die gesellschaftliche Stellung der einzelnen
Familienmitglieder zu eruieren und zeitgleiche Gartenschöpfungen aus
dem näheren Umfeld sowie die Gemälde aus dem 19. Jahrhundert zu
betrachten, um daraus und anhand der verbliebenen Gartenstrukturen
die entsprechenden Rückschlüsse zu ziehen. Am Ende dieser Ausfüh-
rungen steht der Vergleich mit Vorbildern, die die Gartenkunst maßgeb-
lich beeinflusst haben.
Die Gestalt barocker Gartenanlagen basierte auf der Achsensymmetrie,
die sich aus der des Schlosses heraus entwickelte und mit ihm in unmit-
telbarem Bezug stand. Ein strenges, geometrisches Ordnungssystem
durchzog Schlossgebäude und Parkanlage. Der Garten diente dazu, das
Schloss in seiner Wirkung zu erhöhen. Wichtigstes Element war die Mit-
telachse, die sich aus dem Gebäude heraus im Garten fortsetzte, über
die meist unterschiedlichen Gartenebenen erstreckte und dem Garten
die angestrebte Weite verleihen sollte. Da sowohl Schloss als auch Gar-
ten im Barock zu Repräsentationszwecken dienten, bildeten sie eine in-
haltliche und gestalterische Einheit.
Für den Adel waren die Bauambitionen ihrer Fürsten beispielgebend. Sie
ahmten diese bei ihrer Bautätigkeit im Stil der jeweiligen Epoche nach.
Kamen sie gar durch ihre Aufgaben bei Hof mit den fürstlichen Baumeis-
tern und Künstlern in Kontakt, holten sie sich deren Rat für ihre eigenen
Bauaufgaben ein oder vergaben entsprechende Aufträge.
Die Terrassenanlage
Die Terrassenanlage war und ist zweifellos das dominierende Element
des Gartens. Bisher konnte die exakte Bauzeit nicht nachgewiesen wer-
den, sodass man sich lediglich auf die Spanne zwischen der ersten Er-
wähnung eines Gärtners (1726) und der durch ihre Gestaltung datierba-
ren, erhaltene Architekturelemente am Schloss festlegen kann (1750, s.
Schmidt S. 6). Zieht man den Vergleich der Architektursprache mit ande-
ren hangabstützenden Mauern dieser Art, die in dieser Zeit im Wirkungs-
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DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 116
bereich der Familie Rotenhan errichtet wurden, so wird diese zeitliche
Einordnung noch verfestigt.
Abb. 62
Blick auf die südliche
Terrassenanlage des
Böttingerhauses (er-
baut ab 1705), mit Ba-
lustrade und Treppe
Foto Arnold Kreisel,
2000
Abb. 63
Burgebrach,
Amtsschloss des Klos-
ters Ebrach, erbaut
1720-1728
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 117
Abb. 64
Kloster St. Michael,
Bamberg
Mauer zwischen obe-
rem Abtsgarten und
Plateaugarten, erbaut
1713/1714
Als identisches Vorbild für die doppelte Terrassenanlage mit vorgelager-
ten, auf die Mittelachse zulaufenden Stufenanlagen von Untermerzbach
können diese Beispiele nicht herangezogen werden. Schmidt (s. S. 9)
vergleicht sie mit der Treppenanlage im Schlossgarten der Favorite in
Mainz (erbaut ab 1700) durch Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn
(1655-1729), wobei auch hier lediglich die unteren Treppen denen in Un-
termerzbach ähneln. Zudem liegen ihre Antritte durch die Einschreibung
einer großen Grotte weit auseinander.
Weiter vergleicht Schmidt die Treppenanlagen mit italienischen Vorbil-
dern wie der Terrasse unterhalb des "Teatro" an der Villa Mondragone in
Frascati (besser bekannt als Villa Borghese). Die Villa zählte zu den
größten Landhäusern nahe Rom. Sie wurde im Jahr 1613 vom Papstnef-
fen Scipio Borghese käuflich erworben, in den Jahren 1616-1618 baulich
stark erweitert und mit den entsprechend repräsentativen Gartenanlagen
versehen.
Abb. 65
Schloss Favorite
Mainz (erbaut um
1720), Thetisgrotte
Stich von Salomon
Kleiner (1700-1760)
Quelle: wikipedia.org
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
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Es kann vermutet werden, dass Johann Karl Alexander von Rotenhan
während seiner Italienreise im Jahr 1730 dieser Anlage einen Besuch
abgestattet hat und diesen Stil an seinem Schloss in Untermerzbach
umsetzen ließ. Damit folgt die Kreation der Terrassenanlage einem gro-
ßen Vorbild. Eine Verdoppelung der Anlage von Frascati war durch den
großen Niveauunterschied zwischen Schloss und Garten in Untermerz-
bach bedingt. Die Positionierung des Schlossbaus auf eine kleine "Ter-
rasse auf der Terrasse" kann als architektonischer "Kniff" bezeichnet
werden, das den massiven "Sockel", auf dem das Schloss nun erscheint,
noch in seiner Wirkung stark erhöht. Schloss und Terrassenanlage konn-
ten so in ihrer Einheit ein weithin sichtbares, imposantes Bild abgeben.
Schmidt vermutet weiter, dass die Treppenanlage von Untermerzbach
Ende des 18. Jahrhunderts im oberen Bereich geändert worden sei, da
sich stilistische Unterschiede an den Balustern erkennen lassen. Dies
könnte bedeuten, dass die beiden oberen Treppen ebenso, wie die bei-
den unteren, ursprünglich nach innen zur Mitte hin orientiert waren.
(Weiterführende Untersuchungen lagen zum Zeitpunkt der Ausarbeitung
nicht vor; Beschreibung der Balustrade durch Schmidt s. übernächste
Seite).
Abb. 66
Stich von Giovan Bat-
tista Falda (1640-
1678)
Quelle: Internet, villa-
mondragone.it
Angabe des Künstlers:
Gothein, S. 344
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 119
Abb. 67 und 68
Villa Mondragone,
Teatro mit Terrassen-
anlage
Quelle: Internet, villa-
mondragone.it
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 121
Die Lindensäle
Lindensäle und Lindengänge gehörten zum Grundrepertoire eines baro-
cken Gartens. Das Spenden von Schatten war ihre vorrangige Funktion,
doch wurden sie innerhalb eines Schlossparks oft als eigenes, prägen-
des Gestaltungselement angewandt. Man setzte sie als einfache, in
Form geschnittene Allee (Lindengang), flächig oder gar als ganzes Quar-
tier (Lindensaal) ein.
Um ein möglichst geschlossenes Laubdach zu erhalten, mussten ihre
Kronen schirmförmig geschnitten und gezogen werden. Das konnte mit
dem sog. Kandelaberschnitt erzielt werden; dabei entnimmt man dem
Baum den Mitteltrieb und zieht die austreibenden Augen an dieser Stelle
rings um den Stamm zu "Kandelaber-Armen", deren Austriebe wiederum
durch ständigen Schnitt kurz gehalten wurden.
Die ursprüngliche Fläche der beiden Lindensäle im Schlosspark Unter-
merzbach zeichnen sich durch ihre im Vergleich zum Schlossbau relativ
große Ausdehnung aus. Man kann sie durchaus als grüne "Baukörper"
bezeichnen, die im Sommer zum Aufenthalt im schützenden Schatten
dienten. Vom unteren Gartenniveau betrachtet bildeten sie überdies ei-
nen symmetrischen "Rahmen" für den Schlossbau und eine grüne "Kro-
ne" der Terrassenanlage.
Das Alter der heute noch vorhandenen Linden (im Norden sind das 10
Stück, im Süden 25 Stück) ist uneinheitlich. Durch das Fehlen der Be-
standsanalyse zum Zeitpunkt dieser Ausarbeitung kann nur eine unge-
fähre Einschätzung der Menge und des Alters der ältesten Exemplare
vorgenommen werden. Möglich, dass sich im südlichen Lindensaal noch
Bäume aus dem 18. Jahrhundert befinden. Insgesamt kann anhand von
Inaugenscheinnahme festgestellt werden, dass die Lindensäle durch
Nachpflanzen und Schnittmaßnahmen zwar nicht durchgehend konse-
quent, jedoch immer wieder geschnitten und Abgänge durch Nachpflan-
zungen an gleicher Stelle ergänzt wurden. Die verbliebenen Reste der
Lindensäle sind daher in ihrer Anordnung und Schnittführung Zeugnisse
barocker Gartenkunst im Schlosspark Untermerzbach und in ihrer Ge-
samtheit hoch zu bewerten.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 122
Vergleichend soll an dieser Stelle der Umgang mit den Lindensälen im
Park von Schloss Seehof angeführt werden (s. Abb. 69 und 70). Auch
hier sind die Einzelexemplare unterschiedlichen Alters, die Linden be-
kommen jedoch durch regelmäßige Schnittmaßnahmen und Pflege ein
möglichst einheitliches Kronendach. Im Unterschied zu früheren Maß-
nahmen, bei denen zur Erreichung eines "harmonischen" Erscheinungs-
bilds rigoros ganze Alleen oder Bosketts gerodet und durch gleich große
neue Bäume ersetzt worden sind, wurde dieser in Seehof praktizierte
Umgang mit dem Altbestand ab den 1980er Jahren richtungweisend in
der Gartendenkmalpflege und führte zu einem großen Umdenken. Inzwi-
schen ist der längstmögliche Erhalt der Bestände oberstes Gebot.
Maßnahmen zur Verkehrssicherheit und Normen für die Kontrolle der
Bäume sind in der Baumkontrollrichtlinie der Forschungsgesellschaft
Landschaftsentwicklung, Landschaftsbau e. V. (FLL) formuliert.
Zusammenfassende denkmalpflegerische Bewertung des Barock-
gartens
Durch die Umgestaltung am Ende des 18. Jahrhunderts sind im heutigen
Garten unterhalb der Terrassenanlage obertägig keine Reste eines ba-
rocken Gartens zu finden. Betrachtet man jedoch den großen Aufwand,
der für die Untermerzbacher Terrassenanlage betrieben werden musste,
kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Existenz eines solchen
Gartens ausgehen, wobei er vermutlich kleiner war als der heutige
Schlosspark. Die hohe gesellschaftliche Stellung des Grafen spricht
ebenfalls für eine repräsentative Gartenanlage.
Umso größer ist der historische Wert der verbliebenen Gartenelemente
aus dieser Zeit. Die Terrassenanlage und die Lindensäle sind ausrei-
chend dokumentierte, qualitätvolle und in großen Teilen auch authenti-
sche Zeugnisse der Gestaltungsphase des 18. Jahrhunderts. Die am
Ende des barocken Zeitalters stehende Beauftragung des hochrangigen
Künstlers Mutschele untermauert die Bedeutung und den Wert der Ter-
rassenanlage.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 123
Abb. 69 und 70
Lindensäle Schloss-
park Seehof
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 124
3.2 Der Landschaftspark
Legende Farbgebung Anpflanzungen
gelb = Lindensäle; dunkelgrün = vorwiegend Nadelgehölze; mittelgrün =
Nadel- und Laubgehölze; hellgrün = Baumgarten; blau = Hecke (?),
violett = Baumreihe; roter Kreis = Hunneneiche
Abb. 71
Uraufnahme 1849
Nachkolorierung
der wichtigsten
Parkstrukturen
(Dubler, 2013)
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 125
Zur Zeit der Uraufnahme im Jahr 1849 zeigt sich der Park, unter Belas-
sung nahezu aller schlossnahen Elemente der barocken Anlage, im Stil
eines klassischen Landschaftsgartens. Die vor allem im Bereich des
"Luisenplätzchens" ungewöhnlich differenzierte Darstellung lässt darauf
schließen, dass dem amtlichen Planzeichner ein professioneller Garten-
plan als Vorlage für seine Zeichnung zur Verfügung stand. Möglich, dass
es sich dabei um den Gartenplan und Entwurf von Petzold handelte.
Da durch Vergleiche mit anderen barocken Terrassenanlagen von einer
zwingend notwendigen Symmetrie auch bei den Mauern und Treppen
ausgegangen werden kann, liegt der Schluss nahe, dass bei der Umges-
taltung des barocken Gartens in einen Landschaftsgarten der nördliche
Teil der unteren Terrassenmauer "geopfert" wurde, um hier eine sanfte
Verbindung zwischen Barockanlage und landschaftlicher Gestaltung zu
schaffen.
Die Attraktionen im neuen Park sind auf insgesamt vier Stellen verteilt:
der neue Aussichtsplatz am Rand des südlichen Lindensaals, der süd-
östlich davon am Hangfuß gelegene Baumplatz, das "Luisenplätzchen"
in der äußersten Süd-Ost-Ecke und der Teich im nördlichen Abschnitt.
Das Wegesystem erschließt in harmonischer und in sich logischer Art
den vermutlich im Zuge der Umgestaltung vergrößerten Schlosspark.
Keiner der Wege weist unmotivierte Biegungen auf. Vielmehr entspricht
die Führung der Wege der Art, wie sie ein Spaziergänger in Muße "natür-
lich" gehen würde. Dem äußeren Weg kommt durch die geringe Aus-
dehnung des Parks eine Doppelfunktion zu, denn zusätzlich zu seiner
Aufgabe der Erschießung der Attraktionen kann er als sog. "belt walk" (=
Gürtelweg) bezeichnet werden. Damit wird im Englischen Landschafts-
park der Rundweg am äußeren Rand bezeichnet, von dem aus der Blick
auf die unterschiedlichen Landschaftsbilder innerhalb, aber auch außer-
halb des Parks möglich ist. Beim Beschreiten dieses Wegs ergeben sich
demzufolge unterschiedlichste Sichtverbindungen und damit sich ab-
wechselnde Bildergalerien.
Durch die Anordnung von Baum- und Strauchgruppen entlang dieser
Wege erreichte man zusätzliche Effekte: gab es beidseitig des Weges
Bepflanzung auch mit höheren Baumgruppen, so konnte je nach Tages-
zeit ein Stück als sog. "Schattengang" genutzt werden; lag eine Bepflan-
zung nur an einer Seite vor, Richtung Parkgrenze, so bot diese Bepflan-
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 126
zung Schutz nach außen, gab aber den Blick ins Parkinnere frei; verlief
der Weg in einer reinen Rasenfläche, konnte der Spaziergänger im Licht
der Sonne und ungehinderten Blick auf die Parkabschnitte richten.
In eben dieser abwechslungsreichen Art stellt sich die Bepflanzung auf
der Uraufnahme des Schlossparks Untermerzbach dar.
Die geschlossene Gürtelpflanzung entlang der östlichen, aber auch in
Teilabschnitten südlichen Schlossparkgrenze, enthält im Kern Nadelge-
hölze, deren dunkle Wirkung Richtung Rasen durch davor gesetzte
Laubgehölze gemildert wurde, um so einen sanften Übergang zu be-
werkstelligen. Das Motiv der dunkel wirkenden Nadelbäume wiederholte
sich bei den Klumps, wo der unterschiedliche Habitus der Bäume, also
ihr Wuchs, ihre Kronenform und ihre Lichtdurchlässigkeit, Wirkung auf
das Ensemble entfalten konnte. Dies alles entspricht Petzolds formulier-
ten Leitsätzen hinsichtlich der Verwendung und Gruppierung von Pflan-
zen (s. Kap. 2.5.2).
Am nordöstlichen Parkrand, dort, wo die Parzellen der kleinteiligen Be-
bauung des Dorfs in den Park hinein ragen, ist zudem eine Besonderheit
der Bepflanzung erkennbar: diese ist hier an mindestens drei Stellen
ausgespart. Damit rückt die Kleinbebauung ab und an ins Blickfeld. De-
ren Existenz wird somit zur Schaffung eines idyllischen Bildes genutzt.
Im weiteren Verlauf des Weges steigert sich diese dörfliche Idylle durch
ein Baumfeld zwischen Teich und Bachrand.
Wasser an sich wird im Englischen Landschaftsgarten als ein wichtiger
Stimmungsträger eingesetzt. Ist ein Teich, wie in Untermerzbach, in ein
sanftes Geländerelief eingebettet und rückt er dadurch erst relativ spät in
das Blickfeld des Spaziergängers, wird diese Wirkung durch den Überra-
schungseffekt erhöht. Wichtiges Stilelement ist zudem die kalkulierte
Spiegelung, die wiederum ein eigenes, stimmungsgebendes "Bild" ent-
stehen lässt. Als Vervollkommnung des Geschaffenen schlägt Petzold in
seinen Gartentheorien das Besetzen einer ruhenden Wasserfläche mit
Schwänen vor (s. Kap. 2.5.2). Lt. den Gartenrechnungen aus dem Jahr
1884 gab es auf dem Teich im Untermerzbacher Schlosspark selbstver-
ständlich ein Schwanenhäuschen.
Das wichtigste Element der erwähnten Bildergalerie ist der Blick vom
"Luisenplätzchen" auf das Schloss. Von dieser Stelle aus erscheint das
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 127
helle Schloss vor dunkler Nadelgehölzkulisse über der massiven Terras-
senanlage in fast majestätischer Manier (damit folgt der Entwurf der Gar-
tentheorie Petzolds, der für die Hinterpflanzung von Gebäuden wegen
der besseren Kontrastierung dunkle Nadelgehölze empfiehlt, s. Kap
2.5.2). Um diesen Anblick nicht zu stören springt die Bepflanzung am
Rand des Weges unterhalb der unteren Terrasse im Süden deutlich zu-
rück, während sie im Norden beidseitig des Weges angelegt ist. Als Be-
weis dafür können neben der Uraufnahme die beiden Gemälde von
Rayski und Reiss herangezogen werden.
Mit der Ausschmückung des "Luisenplätzchens" in Form eines bepflanz-
ten "L" folgt der Gartenkünstler dem berühmten Vorbild im Muskauer
Park, wo Fürst Hermann von Pückler die Initialen "H" und "S" als Pflanz-
beet gestalten ließ (s. Abb. 72).
Abb. 72
Park Schloss Muskau,
"Karte der Blumengär-
ten Nähe des Schlos-
ses"
Pückler, S. 14
Das "H" steht für
"Hermann", das "S"
könnte für "Semilasso"
stehen, einem Pseu-
donym Pücklers
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 128
Zusammenfassende denkmalpflegerische Bewertung des Land-
schaftsparks
Als Petzold mit der Planung für den Schlosspark in Untermerkbach be-
auftragt wurde, existierte bereits ein Englischer Landschaftsgarten, über
dessen gestalterische Art und Güte nichts überliefert ist. Petzolds Aufga-
be bestand wohl darin, dem Park die Qualität eines klassischen Land-
schaftsparks zu verleihen. Wie man Petzolds Äußerungen in seinen Le-
benserinnerungen entnehmen kann, hatte er schon in seiner Lehrzeit
und seinen ersten Jahren nach deren Abschluss seine ihm eigene Linie
und gestalterische Befähigung gefunden. Dies spiegelt sich auch in dem
Vertrauen wider, das sein einstiger Lehrherr ihm entgegenbrachte, indem
er seinem Lehrling die Weiterführung eigener Planungen anvertraute.
Petzolds Leitlinien und -ideen finden sich in den Bereichen Wegefüh-
rung, Anordnung von Anpflanzungen und Parkfunktionen deutlich in der
Uraufnahme wieder. Uraufnahme und Bestand decken sich in hohem
Maße. Der landschaftlich gestaltete Teil des Schlossparks Untermerz-
bach kann demzufolge als hochwertiger Vertreter dieses Gartentypus
bezeichnet werden.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 134
4.2 Gartendenkmalpflegerischer Leit-zustand
Wie die Überlagerungen der Uraufnahme mit dem Bestandsplan (letzte-
rer wurde vom Büro Kaiser im März 2013 angefertigt, s. digitaler Anhang)
und der Anlagengenetische Karte zeigen, haben sich im Schlosspark von
Untermerzbach bis heute zwei in sich abgeschlossene Gestaltungspha-
sen nebeneinander erhalten. Im Einzelnen sind das die noch vorhande-
nen Strukturen des Barock (Terrassenanlage und Reste der Lindensäle)
und der daran anschließende Landschaftspark (Schlosspark südlich,
nördlich und östlich der Terrassenanlage) mit seiner Wegeführung, dem
Teich und den Pflanzstrukturen. Die 1935 eingefügte kleine Kapelle zog
keine großen Veränderungen in diesem Parkabschnitt nach sich. Ihre
Hinzufügung und die damit verbundenen Neuerungen hinsichtlich der
Wegeanbindung können im weitesten Sinn ebenfalls als "künstlerisch"
und erhaltenswert betrachtet werden. Da Petzold und sein Vorgänger die
wichtigsten barocken Strukturen beließen, ist der heutige Bestand des
Schlossparks als letzte gesamtkünstlerische Behandlung zu werten. Der
überkommene Zustand wird folglich als geschichtlich gewachsene, seit
1849 nicht grundsätzlich veränderte Konzeption betrachtet.
Als historisches, gartendenkmalpflegerisches
Leitbild wird daher die in der Uraufnahme fest-
gehaltene Struktur formuliert. Sie ist gestalteri-
sches Prinzip für jedes weitere Handeln. Maß-
nahmen an Wegen, Sitzplätzen und Baum- und
Strauchpflanzungen, Rekonstruktionen und Er-
gänzungen können sich ausschließlich an den
in der Uraufnahme erkennbaren Gartenelemen-
ten orientieren.
Dies betrifft, wie die historische Analyse und Dokumentation zeigen, vor
allem die Rekonstruktion des "Luisenplätzchens", dessen Lage und Aus-
richtung sich ausschließlich an der in der in der Uraufnahme dokumen-
tierten orientieren kann.
SCHLOSSPARK UNTERMERZBACH
DENKMALBEW ERTUNG | LEITZUSTAND 136
- Bei der Weiterentwicklung der geschlossenen Gehölzbestände ist auf
die Verjüngung mit den gleichen, in der Oberschicht vorkommenden Gat-
tungen zu achten.
- Unterhalb des nördlichen Anschlussweges an die Terrassenanlage
konnte bei einer Begehung des Parks im Februar 2013 eine Fläche fest-
gestellt werden, auf der sich das ehemals gärtnerisch eingebrachte La-
mium (Taubnessel) ausgewildert hat. Solche Flächen gehören zum wert-
vollen Pflanzenbestand in einem historischen Garten, sollen erhalten
werden und nicht durch neue Bodendeckerstauden ersetzt werden.
- Die durch Inaugenscheinnahme erkennbar sanft gestaltete Gelände-
modellierung scheint seit 1849 unverändert zu sein (die vorliegende Be-
standserhebung macht dazu keine Aussagen); ihre Unversehrtheit ist
daher ebenfalls als Leitzustand für sämtliches diesbezügliches Handeln
formuliert. Veränderungen des Reliefs lässt ein gartendenkmalpflegeri-
sches Leitbild nicht zu.
- Der Blick vom "Luisenplätzchen" auf das Schloss muss als wichtigster
Innensichtbezug frei gehalten werden.
Bamberg, 8. Mai 2013
Marion Dubler | Landschaftsarchitektin