Tadao Ando
Inhaltsverzeichnis
Japanische Architektur 3
Tadao Ando 4
Andos monistische Architektur / erste Phase 5
- Haus Azuma 6
- Kirche des Lichts 8
Andos dualistische Architektur / zweite Phase 9
- Nakanoshima Projekt II 9
- Times, Kyoto 10
- Haus Koshino 10
Der architektonische Pluralismus Andos / dritte Phase 12
- Naoshima Museum und Hotel 13
- Kindermuseum 14
- Kirche auf dem Wasser 15
Literaturverzeichnis 17
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Japanische Architektur
Grundsätzlich ist festzustellen, dass die japanische Architektur sehr durch die soziokulturelle
Situation des japanischen Kaiserreichs geprägt ist.
Daher existieren Traditionelle und moderne Leitbilder nebeneinander.
Dieses Zusammenspiel von Tradition und Moderne bringt eine äußerst vielfältige, komplexe und
bewegte Architektur mit sich.
Die traditionelle Architektur zeichnet sich vor allem durch seine natürlichen Baumaterialien und
einfach gehaltenen Formen aus, westliche Kulturen bezeichnen dies als „Japonismus“.
Dem Gegenüber steht die moderne Architektur, die durch die Einflüsse aus dem Ausland und
die weltweite Informationsgesellschaft auf Japan einwirkt und zu einer ständigen Äußerung und
Reflexion zwingt.
Gerade von dieser unvergleichlichen Vielfalt und ihren Gegensätzen lebt die Architektur
Japans, hinzu kommt eine hohe Qualität.
Vor allem bei dem Wiederaufbau der Städte nach dem Krieg zeigen sich die unterschiedlichsten
Stilrichtungen der japanischen Architekten, es entstehen bizarre Kulissen durch die
Vermischung von High-Tech mit der traditionellen Architektur.
Auf gewachsene Strukturen wird keine Rücksicht genommen, da es die „Grosstadttradition“ in
Japan nicht gibt.
All diese Faktoren führen zu einem Chaos, was besonders Europäern auf Grund ihrer
Denkweise und Empfindungen schwerfällt zu verstehen und als sinnvolle Ästhetik
anzuerkennen.
Doch für Japan ist dieses Chaos zu diesem Zeitpunkt noch ein raffiniertes Ordnungssystem,
während es Ende der Siebziger Jahre zu einem Umdenken kommt: das Chaos wird verneint.
Eine introvertierte Abkapselung findet statt, die Stadtwüste wird bei Planung ausgeschlossen,
Ando sperrte sich mit Beton aus, Hara baute Häuser ins Haus und verlegte so die Außenwelt
komplett nach innen.
Einerseits bringen die Japaner durch eine wirre Vielfalt an Details und eine Vermischung
verschiedener Architekturkulturen das Chaos in ihre Stadt,
andererseits konzipieren Architekten wie Ando oder Hara Bauten in Ihrer Gesamtheit und
setzen dem Chaos somit unterschiedliche Metaphern entgegen, die sich an Strukturen und
Phänomenen der Natur orientieren.
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Tadao Ando
Tadao Ando, geboren 1941 in Osaka, erlernte den
Beruf des Architekten als Autodidakt, vorwiegend
auf Reisen durch Südamerika, Europa und Afrika.
Er erwarb einen großen Teil seines Wissens auf
diesen Reisen und studierte dabei besonders Le
Corbusier Werke. Seine Karriere begann mit der
Gründung des Büro Tadao Ando Architect &
Associates 1969 in Osaka. Tadao Ando schuf in 20
Jahren über 150 Bauwerke und gewann viele
Architekturpreise. Er lehrte an den Universitäten
Yale (1987), Columbia (1988) und Havard (1990),
auch ganze Generationen von asiatischen
Architekturstudenten beeinflusste er. Tadao Ando
verbindet klassisch moderne Architektur mit fernöstlicher Philosophie. Tadao Ando
Drei Dinge bestimmen Andos Bauten:
- Geometrie-Ordnung
Kreis und andere geometrische Formen sind Andos Formensprache. Beeinflusst durch das
Pantheon, verwendet auch er einfache Formen, die mit meisterhafter Beherrschung von Licht
und Materialien gestaltet werden. Er schafft damit einen transzendenten Raum.
- Einbeziehung der Natur in die Architektur „ ...die Dinge wie Licht und Wind besitzen nur dann eine Bedeutung, wenn man sie in das
Innere des Hauses bringt, so dass sie dort von der Außenwelt isoliert sind. Diese isolierten
Fragmente des Lichts symbolisieren die ganze Welt der Natur. Die Formen die ich geschaffen
habe, verändern sich und gewinnen an Tiefe durch die Elemente Licht und Luft, durch die der
Verlauf der Zeit und der Wandel der Jahreszeiten spürbar werden...“ Tadao Ando in: Philip
Jodidio, Tadao Ando Taschen 1996
- authentische Materialien: Beton Beton wird Andos Markenzeichen, welcher im Konstruktionsraster 90x180cm („tatami“) unterteilt
und jeweils mit 6 Löchern (in denen während der Bauzeit die Verschraubungen der
Schalungsbretter stecken) versehen ist.
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Wie bei Le Corbusier die Zahlenreihen, so gibt es beim Ken die Mattenräume als
Entwurfsprinzip um Proportion und Maßstab zu finden. Die Matte, tatami, hat das Maß
90x180cm.
Andos monistische Architektur / erste Phase
In dieser Kategorie baute Ando hauptsächlich kleinere Wohnhäuser und Kirchen aus der
Frühzeit seiner Laufbahn als Architekt. Einfach, rein, klar und ruhig – in diesen Begriffen lässt
sich der Charakter Andos Frühwerks zusammenfassen.
Tadao Ando arbeitet nach dem Prinzip der Teilung, durch die Unterteilung des Ganzen entsteht
ein einheitlicher Rhythmus. Dieser Rhythmus schließt Naturerscheinungen wie Licht und
Schatten ein. Die Faszinationskraft dieser Architektur liegt in der Intensität ihres Schweigens.
Räumliche Ruhe und Intensität- beides Frucht der Teilung.
Er entdeckt für sich die „Architektur der Negation“:
Diese versteht sich als Architektur des Protestes gegen moderne Architektur, die zum
Instrument von Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit geworden war. Diese Sozialkritik und
seine persönliche Bewegtheit waren Ausgangspunkt seiner Architektur, welche von
handwerklicher Genauigkeit geprägt ist. Des Weiteren sieht Ando die Negation als Methode
eine räumliche Intensität zu erzeugen. Nein sagen bedeutet soziale Unabhängigkeit, es
bedeutet als Individuum zu leben. Gestalten heißt laufend eine Wahl zu treffen; etwas zu
wählen heißt etwas anderes abzulehnen. Doch was verneint Tadao Ando und was gewinnt er
durch diese Negation?
Er negiert das “Außen“ und sucht den Weg nach „Innen“.
Das Außen gilt der korrupten, modernen Gesellschaft und bestimmten modernen Werten wie
z.B. Luxus, der seiner Meinung nach verantwortlich ist für die Schwächung der menschlichen
Körperkraft und Wahrnehmungsfähigkeit. Auch moderne soziale Normen wie Leistungsfähigkeit
und Zweckmäßigkeit lehnt Ando ab, an ihre Stelle setzt er die Natur und die Körperlichkeit des
Menschen.
Die Negation der Form.
Ando konzentriert sich auf den Raum, nicht auf die bauliche Form, also die Schaffung von
Raum durch Negation der Form. Wichtiger als die Form ist für die Architektur der Raum. Die
Negation der Form verlangt das Bauen mit äußerst einfachen Formen - eine radikale Absage
von jeglichen formalen Experimenten. Sein Bauen kreist um die spirituelle, nach innen
gewandte Natur des Raums, visuelles Vergnügen ist nicht sein Ziel. Indem er die Architektur auf
einfachste geometrische Formen reduziert, ist es ihm gelungen, Bauten von eindrücklicher
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optischer Wirkung zu schaffen bei denen er die Tiefe des reinen Raums sucht. Durch diese
Vereinfachung und Rücknahme der Formen, durch gleichartige Materialien und eine monotone
Farbgebung. schafft er Räume der geistigen Disziplin und Poesie. Der Raum wird von Ruhe
und Intensität bestimmt. Es entsteht eine optische und spirituelle Tiefe.
Um seine Architektur der Negation zu vollenden verneint er zuletzt die Säulen und entdeckt für
sich die Mauern: „Architektur der Mauern“:
Umfassungsmauern schirmen den Außenlärm ab, der Raum steht unter dem Gesetz der Stille,
indem nur noch die eigene Stimme hörbar wird. Licht, Schatten und Wind sind die einzigen
Besucher, Gespräche werden zum Selbstgespräch. Die einförmige Betonwand wird zum
Spiegel des eigenen Bewusstseins. Ando benutzt die Mauern um seine Architektur auf reinen
Raum zu reduzieren. Mauern haben auch Einfluss außerhalb des Gebäudes, erscheinen seine
Mauern in der (Stadt)Landschaft wird diese verfremdet und uns somit neu ins Bewusstsein
gebracht. Die Mauer macht aufmerksam auf das was immer da war und unbemerkt blieb.
Haus „Azuma“ – Reihenhaus, Sumiyoshi, Osaka, 1975-76,
Straßenansicht Grundrisse, Schnitt, Isometrie
ieses Projekt ist beispielhaft für Andos Architektur der Negation.
s handelt sich um das erste Projekt das ihm größere Aufmerksamkeit einbrachte, ein
ohnhaus auf kleinem Baugelände (57,3m²), in eine Reihe von schmalen Häusern integriert.
on außen betrachtet ist Andos Stadthaus aus Beton ein einfacher grauer Kubus, ein äußerstes
inimum an notwendiger Form. Aber gerade diese einfache Form zieht das Interesse auf sich,
ie Einfachheit der Betonoberfläche spricht unsere Inneres an. Zur Straße hin öffnet sich das
ach außen völlig abgeschlossene Gebäude durch nur eine Aussparung der
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Frontwand- der Eingang und einziger Hinweis auf das Leben im Inneren. Hohe Betonwände
arkieren die Grundstücksgrenze und schließen die Bewohner in eigene Welt ein, schwarze
chieferböden verstärken den Eindruck der Strenge, der auch von der Fassade ausgestrahlt
ird. Trotz des deutlichen Kontrasts zwischen Andos Betonplatte und ihren Nachbarhäusern
ythmus der traße ber das Innere, lässt man die
ußenwelt hinter sich. In seiner Raumorganisation mittelpunktsbezogen, weist das Gebäude
enen Hof als Zentrum.
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n der japanischen
räumlicher Schnitt
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wird der Rh S nicht gestört. Betritt man a
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einen dreiteiligen -Prinzip der Teilung- Grundriss auf mit einem off
Der Hof fungiert als Drehscheibe und Sammelpunkt des häuslichen Familienlebens und trennt
zugleich den Wohnraum, von Küche, Esszimmer und Badezimmer am anderen Ende de
Erdgeschosses. So führt der Weg von Schlafzimmer zu Bad im Erdgeschoss durch den nach
oben hin geöffneten, der Witterung ausgesetzten Hof. Westliche Besucher seien irritiert, sagt
Ando, die Japaner jedoch seien daran gewöhnt „mit dem Rhythmus der Natur zu leben“. Anders
als in westlichen Kulturen wird die „Welt des Menschen“ und die „Natur“ i
Gesellschaft nicht als getrennt empfunden, sondern als Einheit. Nach traditionellem
japanischem Verständnis ist die Architektur stets Eins mit der Natur und versucht sie zu
erfassen und zu fixieren. Tadao Andos Häuser seien „Werkzeuge zur Aneignung der Natur“.
Regen, Sonnenstrahlen und Schatten dringen in die Stille und geometrische Reinheit des
Innenhofs ein. Die fensterlosen Außenwände schließen die dürre Wüste der Stadt aus und
fangen zugleich die Natur ein und machen sie zu einem unlösbaren Bestandteil im Leben der
Bewohner.
Obwohl konsequent geometrisch im Design, bleibt dieses Haus mit seiner einfachen
Betonfassade und dem offenen Hof eng mit der japanischen Tradition verbunden.
Es birgt trotz allem ein gefährliches potential: der Kasten könnte das Selbst einschließen,
könnte einen zum Gefangenen seines eigenen Bewusstseins machen.
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Kirche des Lichts, Ibaraki, Osaka 1987
Grundriss Innenraum - Perspektive
ei diesem Bauwerk handelt es sich um einen rechteckigen Betonkubus, der in einem Winkel
on 15° von einer freistehenden Mauer durchschnitten wird. Durch diese geteilte Wand ist der
esucher gezwungen sich zu drehen wenn er in die Kapelle eintreten möchte.
er Kubus lässt sich in drei Würfel unterteilen. Nur durch ein Kreuz in der Fassade dringt
ymbolisches Licht ins Innere der Kapelle ein und durchdringt die Dunkelheit. Durch leicht
bsteigende Stufen zum Altar unter dem Kreuz erreicht Tadao Ando eine räumliche Tiefe. Der
infache Charakter des Raumes wird durch preisgünstige Materialien bei Fußboden und
richen.
ls im Laufe der Bauarbeiten die Kirchengemeinde feststellte, dass sie sich kein Dach leisten
en n n hin offenen Bau als fertig betrachten.
Daraufhin spendete die Baugesellschaft das Dac
Außerdem schlug er vor, die kreuzförmige Öf cht mit Glas zu schließen, damit der Wind
- ebenso wie das Licht - frei in den Kirchen ringen könne. Aufgrund der klimatischen
Bedingungen wurde dieser Vorschlag abgel er wird Andos ständiges Bestreben den
urbanen städtischen Raum auszuschließen und gleichzeitig die Elemente der Natur
inzufangen wieder deutlich.
ndo schafft auch hier reinen Raum durch Zurückhaltung. Er verwendet einfachste Formen,
leichartige Materialien und eine monotone Farbgebung. Der reine Raum wird durch Licht und
chatten zu dramatischem Raum, er kommt in Bewegung und gewinnt an Körperlichkeit.
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Andos dualistische Architektur / zweite Phase
eit den Achtzigern finden sich bei Tadao Ando Bauten, die auf der Geometrie der Ellipse
ngelegt sind. Sie bilden den Gegensatz zu der geometrischen Form seiner monistischen
hase, hier basierten die Bauten auf der Kugel oder auf dem Kreis. Das klare Zentrum von
amals, auf das sich alles verdichtet hat, wird nun klar durchschnitten und geteilt. So entsteht
in Bau ohne Mitte, dieser Verlust wird über Polarität kompensiert. Der Raum wird immer von
inem Kraftstrom beherrscht, den zwei einander anziehende und abstoßende Pole erzeugen.
s entsteht ein Wettstreit, den keiner gewinnen kann:
orm gegen Technologie,
lt gegen neu,
egen geschwungene Form,
erade gegen Kurve,
aut)
Grundriss Schnitt
S
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Rechteck g
G
Ziegel gegen Schale,
innere gegen äußere Hülle,
stehen im Kontrast zueinander.
Das Ergebnis ist die Erzeugung fließender Räume, es gibt viele Blicke und Bewegungs-
richtungen, eine Vielfalt von Achsen.
Beispielhaft für Andos dualistischer Architektur ist das
Nakanoshima Projekt II, Kita, Osaka 1988 (nicht geb
Ando hat hier in einer historischen Stadthalle eine eiförmige Schalenkonstruktion eingebaut.
9
Auch der Vergleich von Haus „Azuma“ und Times, Kyoto 1986-90 verdeutlicht dieses
Phänomen Andos dualistische Architektur:
Grundriss Perspektive
t, zeigt sich Times als ein zur Hälfte
resses für Außen, in Times dagegen
aben sich die Mauern geöffnet, Innen und Außen kommunizieren ungehindert.
Innen und A
klare Achse vom Haus Azuma in eine Vi
Haus Koshino, Ashiya, 1983-84
Exemplarisch für diese Zeit ist
s das Haus Koshino, welches
ich aus zwei parallel verlaufenden,
chteckigen Betonkuben unter-
chiedlicher Höhe zusammensetzt. In
öheren Kubus befinden sich
ohnzimmer und eine Küche. Das
ohnzimmer erstreckt sich in seiner
aumhöhe über zwei Geschosse.
Während Haus Azuma ein geschlossener Kubus is
geöffneter Kubus. Azuma fehlt jeder Ausdruck des Inte
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Man erlebt eine Landschaft in der sich ußen durchdringen. Times bricht die eine
elfalt von Achsen und wird zum Bau ohne Mitte.
ebenfall
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Perspektive
10
Der zweite Baukörper beinhaltet sechs identische Räume, die an Corbusiers Mönchszellen im
loster Sainte-Marie-de la Tourette erinnern. In einer zweiten Bauphase wurde drei Jahre
Lichteinfall durch die Fenster des Wohnzimmers.
Dieser Bau teilt sich in zwei sich gegenüberliegende Pole, welche sich gegenseitig stärken.
verschiedene Lichtsituationen des Wohnzimmers
K
später der fächerförmige Anbau in Form einer Ellipse hinzugefügt, in ihm befindet sich ein
Atelier. Ando inszeniert einen einzigartigen
11
Der architektonische Pluralismus Ando hase
s / dritte P
Tadao Ando leitet einen Kurswechsel ein: Architektur der Negation der Negation
Grund für diese Wende ist die Änderung der äußeren Bedingungen seiner Aufträge. Seit 1985
at Ando sich Großprojekten zugewendet, das Privathaus wird abgelöst von öffentlichen
ulturellen Bauten. Des Weiteren verändert sich die Umgebung, die Projekte haben sich aus
em städtischen Umfeld weitestgehend in natürliche Umgebungen verlagert. Dieser neue
ahmen der gestalterischen Planung hat Tadao Ando in eine neue Richtung gelenkt.
Er wendet sich den Regeln der Negation ab. Form, Gestaltung, optische Schönheit, Bild und
Verwendung von Krümmungen und vielfältigen Kantenüberschneidungen, neuartige Öffnungen,
größere Einschnitte und Seitenöffnungen.
Ando bewegt sich von Raum zur Form, von Innen nach Außen.
h
K
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R
optische Gliederung werden aus Ihrer Unterdrückung befreit, der Unterdrücker wird negiert. So
bedeutet die Wiederherstellung der Form z.B., dass das negiert wird, was die Form
unterdrückte: der Raum.
Er wendet seinen Blick vom Inneren des Raums nach Außen.
Reduzierte Ando zuvor die Natur auf Ihre Elemente wie Licht, Schatten, Wind - so begegnet er
nun der der Landschaft, der wirklichen Natur. Die zuvor abstrakte Natur wird von der nun
konkreten Natur abgelöst. Diesen Bezug zur Natur stellt er weitestgehend mit Horizontalen
Elementen her, das Fixieren der Naturelemente in der Vertikalen ist abgelöst.
Er legt mit verschiedenartigen Formelementen schwungvoll architektonische Komplexe auf
großflächigen Landschaftsräumen an. Hierbei zeigt der Grundriss nun eine Vielzahl an weit
verstreuten Polen die mit langen Gängen verbunden sind. Linien schneiden sich jetzt auch im
spitzen Winkel, zuvor wurden nur rechte Winkel benutzt.
An die Stelle der Teilung tritt nun die Komposition, die gebündelte Kraft hat sich aufgelöst.
Die optischen Eigenschaften der Bauten verändern sich – der Raum aus Licht und Schatten
wird Raum aus reinem Licht, an die Stelle von Schwere tritt Leichtigkeit. Größere Lichtmengen
füllen den ganzen Raum aus, symbolisches Licht und dramatische Dunkelheit sind gegangen.
Seine Bauten gewinnen somit an Helligkeit, Leichtigkeit und Tempo, er erreicht dies durch die
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Naoshima Museum und Hotel, 1990-92 und 1994-95
geplan Grundrisse
as Gebäude liegt auf der Insel Naoshima
stufenförmig ansteigender Platz bildet den
Eingangsbereich des Museums. Oberhalb
es Hauptgebäudes sichtbar. Um nicht zu
esenkt, bleiben
zu ordnen und
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in der japanischen Inland-See. Ein
der Stufen werden die Bruchsteinmauern
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sehr in die Landschaft einzugreifen, ist mehr
als die Hälfte des Bauvolumens unter die
Erde verlegt. So ist auch der eigentliche
Museumsbereich unter der Erde, ein zwei
Stockwerke hoher Bau von 50m Länge und
8m Breite. Ando schneidet ein Würfelraster,
Rechtecke und Zylinder direkt in den Hügel,
diese geometrischen Formen sind in das
steile Gelände eing
oberirdisch sichtbar. So durchdringen sich
Bau und Natur nach allen Seiten. Bewegt
man sich durch den komplexen
architektonischen Raum ist man gezwungen ansteigender Platz
sich mit Blicken nach Außen auf die Landschaft zu beziehen um sich neu
orientieren. Aus Andos Architektur des Monologs wurde eine Architektur des Dialogs.
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Kindermuseum, Hyogo 1987-89
geplan
Das Museum, ein multifunktionaler Komplex liegt auf einem Hügel mit Blick auf einen See.
Es macht sich zur Aufgabe Kindern die Kunst nahe zu bringen. Die Anlage setzt sich aus drei
Teilen zusammen. Der eigentliche Museumsteil besteht aus zwei versetzt angeordneten
Baukörpern und beinhaltet zusätzlich Theaterraum, Freilichtbühne, Galerie, Mehrzweckhalle,
Restaurant. Der zweite Teil der Anlage bildet eine Workshopeinheit. Zwischen den beiden
Komplexen befindet sich ein zentraler Platz, ein ummauerter Außenraum mit sechzehn neun
eter hohen, im quadratischen Raster angeordneten Säulen. Sie sollen vor der Waldlandschaft
chte der Architektur von Bäumen inspiriert
orden sind. Die Verbindung zwischen den drei Teilen der Anlage ist ein langer Gang mit
auern die gravierend in die Landschaft einschneiden.
esonders eindrucksvoll ist der Ausblick von der Freilichtbühne des Daches auf den See.
Ein angelegter Teich mit einem Wasserfall zum See stellt eine Verbindung zwischen dem
Bauwerk und der Natur her.
La
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daran erinnern, dass die ersten Säulen in der Geschi
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Ando setzt auch hier seine Architektur mit der Natur in eine besondere Beziehung.
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zentraler Platz mit Säulen angelegter Teich
Kirche auf dem Wasser, Tomamu 1988
Die Kirche liegt auf einer Insel an einem
künstlich angelegten See. Der Grundriss setzt
sich aus zwei sich überlagernden Quadraten
zusammen, das größere öffnet sich zum See
hin. Aus dem See erhebt sich ein g Kreuz roßes
hnlich der Kirche des Lichts schafft Ando auch
ier einen indirekten Zugang um das Betreten der Perspektive
sstseins zu machen. Auf dem kleinen Kubus ist ein gläserner
Raum, indem sich vier Kreuze in einer quadratischen Anordnung befinden.
ndos Weg von „Innen nach Außen“.
s zeigt sich auch hier die abstrakte Natur reduziert auf ihre Elemente, bzw. die Öffnung hin zur
onkreten Natur als Landschaft.
Kirche auf dem Wasser
aus Stahl. Die offene Seite des Kubus lässt sich
mit einer verschiebbaren Glaswand schließen.
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Kapelle zu einem Akt des Bewu
Ein Vergleich der Kirche des Lichts mit der Kirche auf dem Wasser veranschaulicht deutlich
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Kirche des Lichts
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Natur nicht nur eine zusätzliche oder
ich kaum eine Bepflanzung innerhalb seiner
ment in seiner Architektur.
ung zu schaffen wird Tadao A
Festzuhalten bleibt, dass durch das gesamte We
Natur und Architektur stattfindet. Dabei spielt die
dekorative Rolle in seiner Architektur - es findet s
Bauten - die Natur ist vielmehr; sie ist das Hauptele
Vor allem wenn es darum geht Räume der Besinn ndos
rk Tadao Andos eine Konfrontation zwischen
Geschicklichkeit und Fachwissen deutlich.
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Literaturverzeichnis
“, Birkhäuser, 1995 Basel, Bosto
Heneghan Tom, „Tadao Ando, Die Farben des Lichts“,
Jodidio Philip, „Tadao Ando“, Taschen, 2001 Köln
Dal Co Francesco, “Complete Wo haidon Press, 1995 Milano
Drew Philip, “Church on the Water,Church of Light”, Phaidon Press, 1996 London
Frampton Kenneth, “Tadao Ando”, Museum of modern art, 1991 New York
Furuyama Masao, „Ando,Tadao n, Berlin
Phaidon Verlag, 2000 Berlin
rks”, P
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