Gesundheitsfördernde Beschäftigung im Gesundheitsfördernde Beschäftigung im Alter: Herausforderungen im BetriebAlter: Herausforderungen im Betrieb
Johannes SiegristHeinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Düsseldorfer Sommeruniversität
18. September 2007
Demographisches Altern:Projizierter Altersaufbauder deutschen Bevölkerung im Jahr 2040
Zwei Bilder von Abraham Lincoln (links 5 Jahre vor seinem Tod; rechts
Totenmaske)
Biologisches AlternBiologisches Altern
Erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten
Einschränkung des physischen Leistungsvermögens und der Beweglichkeit
Verminderte Wahrnehmungsfähigkeit der Sinnesorgane
Verminderte Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung
Gedächtniseinbußen (Kurzzeitgedächtnis)
Verlust zentraler sozialer Rollen
Altern: negative AspekteAltern: negative Aspekte
Freiraum für neue Aktivitäten (persönliche Entwicklung, soziales Engagement)
Erfahrungswissen, Problemlösungskompetenz (‚Altersweisheit‘)
Verstärktes Verantwortungsbewusstsein; Besonnenheit
Fähigkeit, Leistungs- und Verhaltensdefizite auszugleichen (Beispiel Arthur Rubinsteins Klavierspiel im Alter)
Altern: positive AspekteAltern: positive Aspekte
Biologische Dimension • Verschleißtheorie des Alterns • Programmtheorie des Alterns
Psychologische Dimension • Theorie der Verlustregulation • Theorie des Wachstums von Fähigkeiten
Soziologische Dimension • Disengagementtheorie • Aktivitätstheorie
Altern als mehrdimensionaler ProzessAltern als mehrdimensionaler Prozess
eingeschränkter Gesundheitszustand (selbst eingeschätzt)
diagnostizierte chronische Krankheit (incl. Risikofaktoren)
Depressive Störung (Euro-D)
Funktionseinschränkungen im Alltag
Gesundheitszustand der älteren Gesundheitszustand der älteren Bevölkerung (50+) in Westeuropa: Bevölkerung (50+) in Westeuropa:
SHARE Studie 2005 (N=22.000)SHARE Studie 2005 (N=22.000)
Quelle: A. Börsch-Supan et al. (2005).
Männer
39,5%
38,6%
18,0%
9,2%
Frauen
47,5%
48,8%
29,0%
12,5%
Effiziente und zielgerichtete Informationsverarbeitung
Ganzheitliche Problemsicht, sorgfältiges Nachdenken
Lebenserfahrung, Weisheit
Fehlervermeidung, breiteres Problemlösungsrepertoire
Stärkeres Engagement, betriebliche Bindung
Diese Leistungsvorteile werden bei anspruchsvollen Tätigkeiten deutlicher sichtbar und bleiben länger erhalten als bei einfachen Tätigkeiten
Gesund älter werden: Gesellschaftliche Gesund älter werden: Gesellschaftliche Chancen Chancen
Leistungsvorteile älterer BeschäftigterLeistungsvorteile älterer Beschäftigter
Erwerbstätigkeit bei 55- bis unterErwerbstätigkeit bei 55- bis unter65-Jährigen 2001 in Europa65-Jährigen 2001 in Europa
Problem FrühberentungProblem Frühberentung
Weniger als die Hälfte der 55-65-jährigen erwerbsfähigen Bevölkerung ist faktisch noch erwerbstätig (Europa insgesamt)
Frühberentung erfolgte bis vor kurzem mehrheitlich
aus ökonomischen und sozialpolitischen Motiven
Herausforderung: längere Lebensarbeitszeit für einen größeren Teil der Erwerbsbevölkerung
Weitere Determinanten der Frühberentung:- krankheitsbedingte Frühinvaliditätkrankheitsbedingte Frühinvalidität- hohe Arbeitsbelastungenhohe Arbeitsbelastungen
35,5
46
33,8
50,7
23,7
61,4
0
10
20
30
40
50
60
70
80
hoheQualif.
mittl.Qualif.
niedr.Qualif.
hoheQualif.
mittl.Qualif.
niedr.Qualif.
Frauen
Erwerbsquoten der 55-64 -Jährigen Erwerbsquoten der 55-64 -Jährigen nach Qualifikation und Geschlecht, nach Qualifikation und Geschlecht,
Deutschland 2004Deutschland 2004
Quelle: Institut Arbeit und Technik (2005)
Männer
Ziel S
tockh
olm
Einflussfaktoren auf die Einflussfaktoren auf die Frühberentung als Ansatzpunkte Frühberentung als Ansatzpunkte
politischen Handlungsbedarfspolitischen Handlungsbedarfs
Ökonomischer Druck
Sozialpolitische Anreize
Qualität der Arbeit
Invalidität
Frühberentung
Lärm
Physikalische und chemische Noxen
Körperliche Schwerarbeit
Schichtarbeit mit Nachtarbeit
Akkordarbeit
Arbeit, die Ausdauer und Schnelligkeit erfordert
Arbeitsplatz mit Mehrfachbelastungen
Gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen: Schwerpunkt ältere Beschäftigte I
Zunehmende Bedeutung psychischer und sozialer Belastungen in der modernen Arbeitswelt, v.a.
starker Zeitdruck
Arbeitsverdichtung
Über- / Unterforderung
Überstunden / unregelmäßige Arbeitszeiten
Arbeitsplatzunsicherheit
unfreiwilliger Arbeitsplatzwechsel
stagnierende Erwerbseinkommen
Gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen: Schwerpunkt ältere Beschäftigte II
Zunahme der Arbeitsintensität 1990-2000: Ergebnisse einer europäischen Panel-Befragung
40%
50%
60%
70%
1990 1995 2000
Arbeiten unterTermindruck
Zunahme desArbeitstempos
% A
ntw
ort „
Ja“
Quelle: P. Paoli, D. Merllie (2001), Europäische Stiftung zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen, Dublin.
Häufigkeit von Rationalisierungsmaßnahmen (N=22.559 Erwerbstätige; BIBB/IAB-Erhebung 1998/99)
Downsizing:Downsizing:Personalabbau / Entlassungen in den letzten 2 Jahren: 35,2% Ja
Outsourcing:Outsourcing:Auslagerung von Arbeitsbereichen / Vergabe von Aufträgen an Fremdfirmen: 15,1% Ja
Umstrukturierung:Umstrukturierung:Umorganisation / Umstrukturierung von Abteilungen: 35,5% Ja
Quelle: N. Dragano, J. Siegrist (2005), Fehlzeiten-Report (S.167). Heidelberg: Springer.
Arbeitsstress und Gesundheit I
Spektrum von Reaktionen auf eine bedrohliche bedrohliche HerausforderungHerausforderung (Stressor)
1. auf der Ebene der Wahrnehmung und Bewertung:Wahrnehmung und Bewertung: Kontrollierbarkeit und Relevanz des Stressors; Erfolgschancen der Bewältigung
2. auf der Ebene der Emotionen:Emotionen: in Abhängigkeit von 1) u.a. Wut, Angst, Ärger, Hilflosigkeit
3. auf der Ebene physiologischer Reaktionen: physiologischer Reaktionen: Aktivierung von Stressachsen (SAM- / HPA-Achsen)
4. auf der Ebene motorischen Verhaltens:motorischen Verhaltens:Kampf oder Flucht; Unterwerfung, Passivität
Arbeitsstress und Gesundheit II
negative negative EmotionenEmotionen
StressreaktionenStressreaktionenstressassoziierte stressassoziierte ErkrankungenErkrankungen
Bedeutung des Erwerbslebens für stressassoziierte Erkrankungen
Zentralität der BerufsrolleZentralität der Berufsrolle- Erwerbseinkommen- sozialer Status und soziale Identität- Quelle von Erfolgs- / Misserfolgserfahrungen
Leistungsanspruch an ErwerbstätigeLeistungsanspruch an Erwerbstätige- wiederkehrend hohe Anforderungen- Konkurrenzdruck - Qualifikationsdruck und Lernchancen
Lange ExpositionsdauerLange Expositionsdauer- Schichtarbeit, Akkordarbeit- Lärm- Psychomentale und sozioemotionale Stressoren
Funktionen theoretischer Modelle Funktionen theoretischer Modelle in der Arbeitsstressforschung Iin der Arbeitsstressforschung I
Sie isolieren relevante Aspekte der Situation und der Person aus dem komplexen Belastungs-/ Bewältigungsgeschehen am Arbeitsplatz (heuristisch-analytische Funktion)(heuristisch-analytische Funktion)
Sie sind aufgrund der gewählten Abstraktionsebene auf sehr unterschiedliche Arbeitsplätze, Berufsgruppen etc. anwendbar (generalisierende Funktion)(generalisierende Funktion)
Funktionen theoretischer Modelle Funktionen theoretischer Modelle in der Arbeitsstressforschung IIin der Arbeitsstressforschung II
Sie liefern Erklärungen zum Zusammenhang zwischen Arbeitsstress und Gesundheit, die sich anhand der Modelltestung empirisch widerlegen oder bestätigen lassen (Erklärungsfunktion)(Erklärungsfunktion)
Sie bieten Ansatzpunkte für die Entwicklung präventiver Maßnahmen (betriebliches Gesundheitsmanagement)(handlungsanleitende Funktion)(handlungsanleitende Funktion)
Anforderungs-Kontroll-ModellAnforderungs-Kontroll-Modell(R. Karasek & T. Theorell, 1990)(R. Karasek & T. Theorell, 1990)
gering hoch
quantitative Anforderungen
Entscheidungs-spielraum/Kontrolle
hoch
geri
ng
passiv
aktiv
NiedrigerDistress
Hoher Distress
Veraus-gabung
Beloh-nung
- Anforderungen- Verpflichtungen
- Lohn, Gehalt- Aufstiegsmöglichkeiten Arbeitsplatzsicherheit
- Wertschätzung
Erwartung
(‘übersteigerte Verausgabungsneigung‘)
Extrinsische KomponenteExtrinsische Komponente
Intrinsische KomponenteIntrinsische Komponente
Modell beruflicher GratifikationskrisenModell beruflicher Gratifikationskrisen(J. Siegrist, 1996)(J. Siegrist, 1996)
Erwartung
(‘übersteigerte Verausgabungsneigung‘)
Warum werden berufliche Gratifikationskrisen über einen Warum werden berufliche Gratifikationskrisen über einen längeren Zeitraum erfahren?längeren Zeitraum erfahren?
AbhängigkeitAbhängigkeitDer Beschäftigte findet auf dem Arbeitsmarkt keine Alternative und zieht ein unfaires Beschäftigungsverhältnis dem Arbeitsplatzverlust vor.
Strategische EntscheidungStrategische EntscheidungDer Beschäftigte akzeptiert ein Ungleichgewicht aus Verausgabung und Belohnung, um seine zukünftigen Karrierechancen zu verbessern (‚antizipatorisches Investment‘).
Übersteigerte VerausgabungsneigungÜbersteigerte VerausgabungsneigungDer Beschäftigte weist ein motivationales Muster exzessiver Leistungsbereitschaft auf, wodurch die investierte Verausgabung die erhaltene Belohnung häufig übersteigt.
Untersuchung des Gesundheitszustandes ganzer Bevölkerungsgruppen (Betrieb, Kommune etc.)
Sozialepidemiologie:Sozialepidemiologie: Studium gesellschaftlicher Einflüsse (Arbeit, Wohnen, soziale Netzwerke...) auf Gesundheit und Krankheit.
Goldstandard: Goldstandard: Längsschnittstudie bei initial gesunden Bevölkerungsgruppen (Ermittlung relativer Risiken bei Exponierten im Vergleich zu Nicht-Exponierten).
EpidemiologieEpidemiologie
Mortalitätsrisiko (Herz-Kreislauf-Krankheiten) Mortalitätsrisiko (Herz-Kreislauf-Krankheiten) in Abhängigkeit von psychosozialen Arbeitsbelastungenin Abhängigkeit von psychosozialen Arbeitsbelastungen
NNmaxmax=812 (73 Todesfälle); Zeitraum: 25,6 Jahre=812 (73 Todesfälle); Zeitraum: 25,6 Jahre
0,5
1
1,5
2
2,5
1 2 3 1 2 3
Anforderungs-Kontroll-Modell
Quelle: M. Kivimäki et al. (2002), BMJ, 325: 857.
Modell beruflicher Gratifikationskrisen
Terzile (Belastung):1 = keine; 2 = mittlere;3 = hohe
#adj. für Alter, Geschlecht, Berufsgruppe, Rauchen, körperliche Aktivität, systol. Blutdruck, Cholesterin, BMI
**
Haz
ard
rat
io#
Zunahme von Körpergewicht (BMI) (10 Jahre) Zunahme von Körpergewicht (BMI) (10 Jahre) nach Ausmaß beruflicher Stressbelastung (ERI)*nach Ausmaß beruflicher Stressbelastung (ERI)*
N=902 Industriearbeiter in FinnlandN=902 Industriearbeiter in Finnland
24,5
24,75
25
25,25
25,5
BMI
Tertile ERI1 = niedrig; 2 = mittel;3 = hoch
*adj. für Alter, Geschlecht u. Ausgangswert
p = .002
Quelle: M. Kivimäki et al. (2002), BMJ, 325: 857
1 2 3
Mittlerer systolischer Blutdruck (mmHg) bei Männern Mittlerer systolischer Blutdruck (mmHg) bei Männern im Tagesverlauf nach beruflicher Verausgabungsneigung im Tagesverlauf nach beruflicher Verausgabungsneigung
und sozialem Status und sozialem Status
120
125
130
135
140
morg
ens
mitt
ags
nachm
ittag
s
aben
ds
mm
Hg
hoheVerausgabungsneig. /niedrige berufl. Pos.
hoheVerausgabungsneig. /hohe berufl. Pos.
niedrigeVerausgabungsneig. /niedrige berufl. Pos.
niedrigeVerausgabungsneig. /hohe berufl. Pos.
Quelle: Steptoe et al. (2004), Psychosomatic Medicine, 66: 323.
Kontinuierlich registrierter Blutdruck, Kontinuierlich registrierter Blutdruck, Herzfrequenz Herzfrequenz
und Herzfrequenz-Variabilität in und Herzfrequenz-Variabilität in Abhängigkeit von beruflichen Abhängigkeit von beruflichen
GratifikationskrisenGratifikationskrisen
Quelle: Vrijkotte et al. (2000), Hypertension, 35: 880.
berufliche Gratifikationskrise:
nein
ja
Berufliche Gratifikationskrisen und Berufliche Gratifikationskrisen und Auftreten Auftreten
depressiver Störungendepressiver Störungen (GHQ): Whitehall II- (GHQ): Whitehall II-StudStudieie
(N=6110, (N=6110, ZeitraumZeitraum: 5.3 : 5.3 JahreJahre))
0,5
1
1,5
2
2,5
3
kein Stress hoheVerausg.
ODER niedr.Bel.
hoheVerausg. UND
niedr. Bel.
# adjustiert für Alter, Angestelltengrad, Wert GHQ bei Eingangsuntersuchung; Personen im affektiver Störung zu Studienbeginn nicht enthalten
* p < .05
0,5
1
1,5
2
2,5
3
kein Stress hoheVerausg.
ODER niedr.Bel.
hoheVerausg. UND
niedr. Bel.
Männer Frauen
Quelle: S.A. Stansfeld et al. (1999), OEM, 56: 302.
*
*
*
OR#OR#
0,75
1
1,25
1,5
1,75
2
0,75
1
1,25
1,5
1,75
2
Arbeitsstress (berufliche Gratifikationskrise) - Quartile
Arbeitsstress (berufliche Gratifikationskrise) und ärztlich diagnostizierte Depression
2 prospektive Kohortenstudien, Finnland, 2-4 Jahre
1niedrig
Quelle: M. Kivimäki et al. (2007) Occup Environ Health. (Publ. Online)
10 Town-Study (N=18.066) Hospital Personnel-Study (N=4803)
OR#
4hoch
32 1niedrig
4hoch
32
* *
*
OR#
# adj. für Alter, Geschl., berufl. Stellung
Arbeitsstress, SES und Depression (HNR Studie, Basiserhebung, N=1811 Männer und
Frauen zwischen 45-65 Jahre alt)
0
1
2
3
4
5
6
7
8
low ERI / highposition
low ERI / lowposition
high ERI / highposition
high ERI / lowposition
Source: N. Wege et al. (2007), JECH (in press)
Od
ds
rat
io
*
*Synergie index - 1.99 [1.02-3.85]
Berufliche Gratifikationskrisen und neuaufgetretene Alkoholabhängigkeit: Whitehall II-Studie
(odds ratios#; N=7372, follow-up: 5.3 Jahre)
Quelle: J. Head et al. (2004), Occup Environ Med, 61: 219.
0,5
1
1,5
2
kein Stress hoheVerausg.
ODER nied.Bel.
hoheVerausg. UND
niedr. Bel.
# adjustiert für Alter, berufliche Position, GHQ, chronische Erkrankung, Körpergröße, Rauchen, Alkoholkonsum zu t1, negative Affektivität, soziale Unterstützung, soziales Netzwerk, alternatives Arbeitsstressmodell
0,5
1
1,5
2
keine Stress hoheVerausg.
ODER niedr.Bel.
hoheVerausg. UND
niedr. Bel.
FrauenMänner
*
*
Wunsch nach Frühberentung in Wunsch nach Frühberentung in Abhängigkeit Abhängigkeit
von beruflicher Stressbelastung von beruflicher Stressbelastung (Gratifikationskrisen) (Gratifikationskrisen)
SHARE-Projekt in 10 europäischen Ländern, SHARE-Projekt in 10 europäischen Ländern, N=6.244N=6.244
10
%2
0%
30
%4
0%
50
%6
0%
70
%8
0%
Wu
nsc
h n
ach
F
rüh
ber
entu
ng
ES FR IT AT GR DE SE DK CH NL
geringe Stressbelastung
mittlere Stressbelastunghohe Stressbelastung
Quelle: A. Börsch-Supan et al. (2005). SHARE First Results Book. Mannheim.
(N= 298.520 ; BfA, LVA, KnV)
Kontrolle für Alter, Zeit unter Risiko, RV-Träger, Bildung, Einkommen,körperliche Arbeitsbelastungen, Schichtarbeit
Männer Frauen
Quelle: N. Dragano (2006), unveröffentliche Dissertation, Universität Düsseldorf
Effekt (Odds Ratio und 95% KI)
0.79 1.00 1.26 1.58 2.00 2.51
Effekt (Odds Ratio und 95% KI)
0.79 1.00 1.26 1.58 2.00 2.51
Langjährige Arbeit (Ø 16 Jahre) inLangjährige Arbeit (Ø 16 Jahre) in Berufen Berufen mit hoher psychosozialer Belastung und mit hoher psychosozialer Belastung und
Risiko der Erwerbs-Risiko der Erwerbs-unfähigkeit im Alter von 40 bis 59 Jahrenunfähigkeit im Alter von 40 bis 59 Jahren
Baugewerbe
Hotel- und Fachgewerbe
Land- und Forstwirtschaft
Metallerzeugung und - bearbeitung
Branchen mit hoher Branchen mit hoher ArbeitsstressbelastungArbeitsstressbelastung
Verkehrsberufe; Telefon- Verkehrsberufe; Telefon- und Postdienste und Postdienste
Gesundheits- und Gesundheits- und Sozialberufe Sozialberufe
Kraftfahrzeughandel und –reparatur
Textil- und Bekleidungs-, Ernährungsgewerbe
Physische und psychosoziale Arbeitsbelastungen tragen wesentlich zur Krankheitslast incl. Frühberentungsrisiko älterer Beschäftigter bei
Rein rechnerisch entspricht dieser Anteil ~ 20% aller Herzinfarktereignisse ~ 25% aller depressiven Störungen
~ 30% aller musculoskeletalen Erkrankungen
Theoretisch könnte somit eine konsequente betriebliche Gesundheitsförderung die Erwerbsfähigkeit älterer Beschäftigter entscheidend verbessern
FazitFazit
Identifizierung gesundheitsgefährdender Arbeitsbedingungen
GefährdungsbeurteilungGefährdungsbeurteilung Analyse betriebinterner/betriebsärztlicher DatenAnalyse betriebinterner/betriebsärztlicher Daten Mitarbeiterbefragungen Mitarbeiterbefragungen
www.baua.de/de/informationen-fuer-die-Praxis/ Betriebliche GesundheitszirkelBetriebliche Gesundheitszirkel
Intensivierung des Arbeitsschutzes, v.a. bei langjährig/älteren Beschäftigten mobilen Berufsgruppen
prekär Beschäftigten (Zeit-, Leiharbeit etc.)
Maßnahmen zum Erhalt von Maßnahmen zum Erhalt von Gesundheit und Erwerbsfähigkeit bei Gesundheit und Erwerbsfähigkeit bei
älteren Beschäftigten Iälteren Beschäftigten I
Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung vollständige Tätigkeitvollständige Tätigkeit (job enrichment, job enlargement)(job enrichment, job enlargement)
Teamarbeit Teamarbeit (u.a. alters- und qualifikationsgemischte Teams) (u.a. alters- und qualifikationsgemischte Teams)
Job rotation Job rotation (bei langjähriger Exposition) (bei langjähriger Exposition)
Mischarbeitsplätze; Mentorenprogramme Mischarbeitsplätze; Mentorenprogramme
Mitgestaltung von ArbeitszeitenMitgestaltung von Arbeitszeiten
Maßnahmen zum Erhalt von Maßnahmen zum Erhalt von Gesundheit und Erwerbsfähigkeit bei Gesundheit und Erwerbsfähigkeit bei
älteren Beschäftigten IIälteren Beschäftigten II
Gesundheitsfördernde Personalentwicklung
Weiterbildung und altersadäquate PositionswechselWeiterbildung und altersadäquate Positionswechsel LebensarbeitszeitmodelleLebensarbeitszeitmodelle
(Teilzeitarbeitsplätze; ‚Flexicurity‘) (Teilzeitarbeitsplätze; ‚Flexicurity‘) Leistungsabhängige Bezahlung (incl. kompensierende Leistungsabhängige Bezahlung (incl. kompensierende
Lohndifferentiale) Lohndifferentiale) Bonussysteme, Gewinnbeteiligung, Honorierung von Bonussysteme, Gewinnbeteiligung, Honorierung von
BetriebstreueBetriebstreue innerbetrieblicher ‚Achtungsmarkt‘innerbetrieblicher ‚Achtungsmarkt‘ Führungsverhalten von VorgesetztenFührungsverhalten von Vorgesetzten
Maßnahmen zum Erhalt von Maßnahmen zum Erhalt von Gesundheit und Erwerbsfähigkeit bei Gesundheit und Erwerbsfähigkeit bei
älteren Beschäftigten IIIälteren Beschäftigten III
Praktische Folgerungen: Praktische Folgerungen: Stressabbau in der betrieblichen Stressabbau in der betrieblichen
GesundheitsförderungGesundheitsförderung
Die einzelne Person (intrapersonell):Die einzelne Person (intrapersonell):Stressbewältigung als Stärkung individueller Problemlösungskompetenz; Entspannungsverfahren
Die Gruppe (interpersonell):Die Gruppe (interpersonell):Kooperation und Umgang mit Konflikten; Führungsverhalten
Die Organisation (strukturell):Die Organisation (strukturell):Änderungen auf der Ebene der Arbeitsorganisation einschließlich Arbeitszeit sowie der Personalentwicklung
Auswirkungen eines Führungstrainings bei Auswirkungen eines Führungstrainings bei Managern auf Stresshormonausscheidung Managern auf Stresshormonausscheidung und Entscheidungsspielraum bei abhängig und Entscheidungsspielraum bei abhängig
BeschäftigtenBeschäftigten
InterventionsgruppeInterventionsgruppe KontrollgruppeKontrollgruppe
Baseline
387.2387.2
6.06.0
Baseline
390.4
6.2
nach 1 Jahr
345.2345.2
6.16.1
nach 1 Jahr
391.3
5.7
mittl. Kortisol-wert (nmol/l)
mittlerer Entscheidungs-spielraum(range 2-8)
Interaktion Gruppe X Zeit: *p = .05, **p = .02
Quelle: T. Theorell et al. (2001), Psychosom Med, 63: 724-733.
****
**
Auswirkungen einer veränderten Auswirkungen einer veränderten Arbeitsteilung Arbeitsteilung
auf Gesundheit (N=1193 schwedische auf Gesundheit (N=1193 schwedische Angestellte)Angestellte)
A: erhöhte Kontrolle A: erhöhte Kontrolle undund größerer Entscheidungsspielraum größerer Entscheidungsspielraum
B: erhöhte Kontrolle B: erhöhte Kontrolle oderoder größerer Entscheidungsspielraum größerer Entscheidungsspielraum
C: keine VeränderungC: keine Veränderung
Symptome A % B % C % p
Depressivität 13,7 18,4 27,8 ***
Erschöpfung 39,5 51,1 52,4 **
Kopfschmerzen 5,7 9,9 14,3 ***
Magenschmerzen 16,9 21,7 24,4 *
Tablettenkonsum 4,1 6,0 10,2 **
AU-Tage (Ø) 5,0 7,8 10,7 **
Quelle: R.A. Karasek et al. (1990)
1. Arbeitsplatzsicherheit
2. Gezielte (sorgfältige) Personaleinstellungspolitik
3. Dezentrale Entscheidung, verstärkte Teamarbeit
4. Individuelle, leistungsorientierte Bezahlung
5. Systematische und extensive Schulung
6. Abbau von Statusunterschieden zwischen den innerbetrieblichen Positionsgruppen (z.B. Zimmer-größe, Anrede etc.)
7. Offene Informationspolitik (Transparenz), v.a. bezüglich der Betriebsergebnisse
Quelle: J. Pfeffer (1998): The Human Equation: Building Profits by Putting People First. Boston: Harvard Business School.
Sieben Praktiken Sieben Praktiken ökonomisch erfolgreicher Betriebe ökonomisch erfolgreicher Betriebe
(USA)(USA)