7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.9 September
1/28
BERLIN
IM SEPTEMBER 1935
NR.
9
5. J A H R G A N G
'
-=J
ZEITSCHRIFT FR DAS GESAMTE GEBIET DES
GAS
UND
LUFTSCHUTZES
DER ZIV ILBEVLKERUNG
MITTEILUNGSBL Tr MTLICHER N CHRICHTEN
Die zivilen Luftschutzbungen
in Ostpreuen am 7 und 8 Mai 1935
& fahrunl en
und
Auswertunl en
Oberstleutnant (E.) T e s c h n e r
Knigsberg
i Pr.
Auf
Anol'dnung
des Re
i ch
s 1u f t f a h r t
min i s t e r i ums
fand
am
7 und 8 Mai
1935
eine
groe Luftschutzbung
in Ostpreuen statt.
Ihr Zweok
sollte
die Erprobung des Zusammen.
wil'kens
des
Flugmelde. und Luftschutzwarn.
dienstes mit dem
zivilen
Luftschutz
unter
mg.
liehst
wirklichkeitsnahen
und ernsHallmigen
Verhltnissen sein. Im Rahmen dieses
Berichts
soll nur auf
den
z i
vii
e n
Luftschutz
eingegangen
werden.
Entsprechend dem Stand
der Organisation
und
der
Ausbildung des
zivilen
Luftschutzes kam
es bei dieser
bung nicht darauf
an,
den Aus.
bildungsstand
im kleinen berprfen - wenn
auch er
nicht
unbeachtet bleiben konnte - der
Schwerpunkt war
vielmehr auf
die Zusammen.
arbeit ,
des
Z'ivilen
Luftschutzes mit
den oben.
genannten anderen
Teilen
des
Luftschutzes
zu
legen.
Das
L u f t k
re
i s
k o m man
d
0
I n K
n i g
sb erg entschlo sich
daher, fr
sieben
gr.
ero und mittlere Stdte Ostpreuens Luftschutz.
bungen
anzuordnen.
cht
weitere
mittlere Stdte
in der
Provinz beteiligten
sich freiwillig. Auf alle
Orte el'folgten
Angriffe
von Flugzcuggeschwa.
dem. Diese 15 und etwa 10 weitere Orte, in denen
erweiterto Selbstschutzbungen
stattfanden,
stan.
den
mit ihren
zustndigen
Luftschutzwarn.
zentralen in
Verbindung.
Alle v,T
arnstellen der
Provinz Ostpreuen waren
besetzt.
Die
Angriffsobjekte,
in
denen innerhalb
der be.
teiligten
Orte
Bombeneinschlge
angenommen
wurden,
waren an Hand der
den
eingesetzten
Flugzeuggeschwadern erteilten Auftrge und nicht
nach dem ,derzeitigen Stand der in ,diesen Ob.
jekten bereits
getroffenen
Luftschutzmanahmen
ausgesucht worden. So befanden sich Privat.
gebude,
Behrdengebude,
Banken, Schulen, an.
dere ffentliche und private Anlagen mller Art,
Warenhuser, KI ankenhuser, Hotels, Hafenan.
lagen, Brcken, Industrieanlagen usw. darunter.
berall
beteiligten
sich auch die Wehrmacht, ,die
Reichsbahn
und Reichspost
an der bung. Die
Schden
traten, der Wirklichkeit entsprechend,
in den einzelnen Orten nicht in einem
lngeren
Zeitabschnitt,
sondern bei jedem Angriff ziem.
lieh gleichzeitig,
d.
h.
innerhalb von etwa
fnf
Minuten, auf. Auf alle
Orte
erfolgte nur e in An.
griff, auf Knigsberg z w e i
Tatschlich wurden einige
Stdte,
insbesondere
Knigsberg,
mehrmals
berflogen. Das ber.
fliegen
auerhalb
der
angegebenen
bungszeiten
sollte fr den zivilen Luftschutz keine
Bedeutung
haben;
es diente der Schulung
des
Flugmelde.
rund
Luftschutzwarndienstes und der el'dgebundenen
Abwehr.
Es fhrte, trotz Orientierung der ma.
gebenden Stellen, worber weiter unten w
sprechen
sein
wird, an einigen Stellen zu .Mi.
verstndnissen,
so da hier und da die Signale
Fliegeralarm zu nichtbeabsichtigten Zeiten ge.
geben
wurden, was
eine gewisse
Unklarheit her.
vorrief.
Bei der A n l ag e der bung waren von
vom.
herein
zwei Punkte zu klren: 1. die
Erstattung
des
Lohn.
und
Arbeitsausfalls
und
2
dio Ge.
heimhaltung
des bungsvorhabens gegenber Be.
hrden und Bevlkerung.
Zu 1
An alle Arbeitgeber und
Behrden er.
ging die Bitte, die
Angehrigen
des zivilen
Luft
.
schutzes
s t i 11 s c h w e i
gen
d fr die Zeit
der
bungen zu
beurlauben,
wenn sie am ersten
bungstage durch Haus. und
Betriebsluftschutz.
leiter erfahren,
da
Luftschutzbungen
stattfinden.
Um
die
bungszeiten abzukrzen, wurden
die
Angehrigen des
zivilen
Luftschutzes nach
erfolg.
tem
Aufruf und
Feststellung
ihrer Anwesenheit
wieder
an ihre
Arbeitsstellen
entlassen mit der
Weisung, sich
am
ersten oder zweiten bungs.
tage z einer bestimmten Zeit
am
Alarmplatz wie.
der einzufinden. Die bungszeiten waren abhn.
gig von den
wahrscheinlichen Angriffszeiten
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Den ~ b e i t s a u s f a l l muten die Arbeitgeber in
Kauf nehmen. Die Frage der Lohnerstattung
sollto in
vertrauensvollem
Zusammengehen
z w i ~
schen Arbeitgebern
und
Arbeitnehmern unter
Vermeidung
von Hrten gegenber
den w i r t ~
schaftlich
Schwcheren
gelst werden.
Zu 2
Die wirklichkeitsnahe Anlage der
bung
verlangte
vllige
Geheimhaltung
des
bungSVOlIhabens. Andererseits war es unter ~
rcksichtigung
des Ausbildungsstandes
bei
der
Masse
der
Bevlkerung notwendig, eine
Orientie-
rung im
groen vorzunehmen. Dieses
geschah
e i n ~
mal
durch
eine
a l l ge
m e in e
Orientierung ber
den gedachten
Verlauf
der
bung, ohne
auf E i n ~
zelheitcn einzugehen, unter Schilderung der w a h r ~
scheinlichen Schwierigkeiten und deren B e s e i t i ~
gung, die
an
rund
6 Spitzen von Behrden
in der
Provinz mit der
Bitte um
weitestgehende V e r b r e i ~
tung
versandt wurde,
und durch
fnf
mehr
oder
wen1gcr
kurze
Artikel in
der gesamten
ostpreu>
ischcn Presse.
Eino
g Q
n
aue re Orientierung nachstehender
Stellen
war
notwendig,
sollten
,die
Vorarbeiten
richti,g
getroffen werden: Regierungsprsidenten,
Ortspolizeiverwalter, Reichsluftschutzbund, W e r k ~
luftschutzvertrauensstellen sowie
die beteiligte
I n ~
dustrio, Fhrungsorgane,
Schadensdarsteller und
Fhrer
von Zuschauern.
Allein die
Anmietung
von Gert, insbesondere von Kraftfahrzeugen,
verlangte
die Sicherstellung des Geforderten
gcnau
auf Tag und
Stunde.
Ferner waren
V c r w a l ~
tungsanordnungen
zu treffen, wie
z
B
die
V e r ~
legung
der
Markttage von
den beiden b u n g s ~
tagen auf
andero
Tage.
Es hat
sich gezeigt,
da
es
zwar
mglich ist,
das
bungsvorhaben selbst und die Darstellung der
Schden
geheimzuhalten; ,die
Stadtteile
aber, die
angegriffen
werden
sollen, v
II
i g
g e h e i m z u h a l ~
ten,
war nicht
durchfhrbar.
Erst mit weiterem
Fortschreiten der Organisation und der
u s b i l ~
dung
wind auch eine ,
derartige Geheimhaltung
mglich sein.
Die
Luftsohutzbung
Ostpreuen bestand
nicht darin, da
an
den
verschiedenen
Orten Ein
zelbungen
abgehalten wurden, vielmehr
waren
alle
Orte
in
den
Gesamtl1ahmen der
bung
e i n ~
bezogen. Die AngriffISzeiten w.urden am ersten
Tage nur den
Angehrigen
des S . ~ und H . ~ D i e n ~
stes
und
den
Luftschutzhauswarten, B e t r i e b s ~ und
Werkluftschutzleitern
bekanntgegeben.
Die bung
begann
damit,
da zunchst auf
Grund
eines
Telegramms aus
Berlin
der
Lu
f t -
s c hu t z auf ge r u f e n wu
I1de
Man
kann
als
E r ~
folg buchen,
da
die fr die
N a c h r i c h t c n b e r m i t t ~
lung
getroffenen
Manahmen sich
durchaus
b e ~
whrt haben,
wenn auch noch
nicht alles so war
wie es htte
sein
mssen,
Kam
es dooh
darauf an'
in
krzester
Frist jedem Ort,
jedem Gemeinde;
vorsteher,
jedem
Bauern auf
dem
Lande
den
u f
ruf
bokanntzugeben.
Die bermittlung
wUl1de dadurch erschwert,
da
infolge des ungewhnlich starken Schneefalls
im Mai einige Tage vor .
der bung
die
F e r n ~
sprechleitungen
an einigen Stellen
gestrt waren
und
deshalb
Boten entsandt werden muten. Aber
auch
solche
Flle
sind
im
Ernstfall denkbar.
Schwierigkeiten bereitet zur Zeit
noch
die
u s ~
gabe des Gerts
und
Materials, die
noch der
bung
bedarf.
Der
Aufruf
erfolgte zu einer Zeit, in
der
viele
L ~ u t e nicht mehr
in
ihren Wohnungen
anwesend,
VIelmehr zu
ihren Arbeitsstellen
,
unterwegs
waren.
Insbesondere
beim
Instandsetzungsdienst
hatten
Hunderte
von
Leuten
sich
bereits
auerhalb
der
Orte
begeben. Familienmitglieder wurden
n a c h ~
gesandt,
um
die
Angehrigen des
zivilen L u f t ~
schutzes in Kenntnis zu setzen. Oft waren aber
auch die
Angehrigen
nicht mehr zu erreichen. Da
der Aufruf zu jeder
a g e s ~
und Nachtzeit erfolgen
kann, mssen in
Zukunft whrend der Arbeitszeit
die
Arbeitgeber,
sobald sie
von
dem Aufruf durch
die Hauswarte usw.
erfahren, das
Personal, das
fr den zivilen
Luftschutz
eingeteilt ist, sofort in
K,
enntnis setzen
und
zu
ihren
L u f t s c h u t z d i e n s t ~
stellen
entlassen. 1
0twendig erscheint
auch die
Klrung
,der Frage, wie
sich
das
Personal
zu
ver
;
halten hat, wenn es zu
Zeiten,
zu
denen
L u f t ~
schutzbungen
stattfinden,
an
Veranstaltungen
a n ~
derer Organisationen
u. .
teilnehmen
soll. Die
zivilen
Luftschutzbungen mssen
allen
anderen
Veranstaltungen, auer solchen
der
militrischen
Stellen, vo r
geh
e n.
In Knigsberg
fand zunchst
eine
ah mon
b
u n g statt. Diese galt in erster Linie
der
E r ~
probung
des fr
diese
bung
besonders
a u s g e b a u ~
ten Leitungsnetzes.
Schden durch
die
a b g e w o r ~
fenen
Bomben waren
,
daher nicht
darzustellen.
Vielmehr
war an jeder
angenommenen S c h a d e n ~
stelle
ein
Posten
hingestellt, der die S
eh ade
n s
m e I
dun
g im
'Wortlaut
chriftlioh auf einem
Zettel bei sich fhrte.
Diese
Schadensmeldung
hatte er
beim
berfliegen seiner
Schadenstelle
,
durch
die angreif.enden Flugzeuge telephonisch an
das zustndige Luftschutzrevier
,durchzugeben.
Wurde er beim fnften Versuch der Durchgabe
wegen ,
dauernder
Besetzung
der
Leitung seinen
Spruch nicht
los, so hatte
er
zum Revier
h i n z u ~
fahren
Gdie
Posten hatten
Fahrrder), die M e l ~
,dung mndlich abzuliefern
und
sofort zu seinem
Standplatz zurckzukehren,
wo
er bis
zum Ende
der
bung
verbleiben
mute. Nach Zerstrung
,
der
Fernsprechleitung, die beim
zweiten
Angriff
angenommen
wurde,
waren
die
Meldunden stets
persnlich
abzuliefern.
>
Die
E r
ku
n
dun
g
der
SchadensteIlen
bestand
darin,
da
die
ausgesandten
Erkunder diese
a u f ~
gestellten und
mit einer
weien
Armbinde k e n n t ~
Hch
gemachten
Posten suchen muten .die den
Erkundern alsdann
den
Sohaden zu schildern
hatten.
Zur Beobachtung
der Flugzeuge
waren an b e i ~
den
bungstagen bei allen LuHschutzrevieren
T u r m b e 0 b
ach
t e r eingesetzt, ,die sich sehr
bewhrt
haben. Die
Leiter der
Befchlstellen
waren ber
die Bewegungen
der
Flugzeuge
s O ~
wie am
zweiten
Tage auch ber die
B o m b e n ~
schden
jederzeit
und schnellstens
orientiert
und konnten
danach ihre
Manahmen v O l \ b e r e i ~
ten.
Vorbedingung ist
jedoch,
da
.die T u r m ~
beobachter
mit der
BefehlsteIle telephonisoh
v e r ~
bunden sind.
Eino
einwandfreie Ermittlung
des Z c i t
be
,d a r f s fr die
Feststellung von S c h a d e n ~
stcllen auf telephonischem Wege
war in
n ~
betrach
t
von Mngeln
im
Fernsprechnetz, i n s ~
besondere
infolge
starker berlastung
desselben,
nicht
mglich.
Rckmeldungen von e i n g e s e t ~ t e h ~
Trupps
kamen sehr
spt
oder berhaupt
nlC
durch,
eine
weitere
Belastung des
F e r n s p r e o h ~
netzes mute nach
Mglichkeit
vermieden w e r ~
den.
Die nach
erfolgter
Warnmeldung F l i e g e r ~
alarm zu
Ende
eingesetzten
Erkunder
haben
ihro
Aufgabe
mit gutem Resultat
in
recht kurZIer
Frist
erfllt.
Vom
zweiten
Angriff
ab t
wie
oben
gesagt, das
Leitungsnetz
als
zersftohrf-
Die Verbindung
zwischen den einzelnen
Be
e
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3/28
stellen
wurde
,darauf
durch
Motorradfahrer,
R a d ~
Fahrer
und
Me\tdegnger sichergestellt.
Besondere
Verzgerungen
dadurch sind nicht festgestellt
worden. Im Gegenteil zeigte sich nioht
nur
bei
der
Rahmenbung, sondern
bei allen bungen,
da
,der
Melder
immer
noch
der sicherste N a o h ~
richtenbermi
ttler
ist
und
auch
bei
U n v e r s e h r t ~
heit der
Leitung von
ihm
viel mehr Gebrauch
gemacht
weI'den mu.
Durch
Melder hat
bei
Leitungsstrungen
auch
die
Zusammenarbeit
mit ,
der
L u f t s c h u t z w a r n ~
zentrale
zu erfolgen.
Eine
enge Zusammenarbeit
zwischen
Luftschutzwarnzentrale und rtlicher
LuftschutzleitJung
durch
eine gegenseitige
O r i e n ~
tierung ist
unerllich.
Vielfach
kamen
Verwechslungen
zwischen dem
telephonisch
durchgegebenen Befehl Fliegeralarm
zu
Ende und der
Anordnung ,
der
Entwarnung
vor,
so da an
einigen Stellen die Sirenen zu
frh
ertnten und
die Bevlkerung zu frh die
Schutzr,ume verlie. Um eine solche V e r w e c h s ~
lung
knftig
zu vermeiden,
schlgt
eine Stelle vor,
statt des telephonisch durchzugebenden Befehls
Fliegeralarm zu
Ende
zu befehlen:
Strungen
beseitigen
und
,den Befehl Fliegeralarm zu
Ende erst durchzugeben, wenn die
Sirenen
tnen
sollen.
Zu diesem Vorschlage wre jedoch folgendes
zu bemerken: Die Angriffe richten sich im a l l g e ~
meinen ,gegen ,ganz bestimmte, eng umgrenzte
Stadtteile. In
,diesen Stadtteilen wird es oft sehr
lange dauern, bis die Schden
so
beseitigt sind,
da
eine Gefahr fr
das
Publikum nicht mehr b e ~
steht. Es entsteht die Frage, ob man so lange
Zeit, also
u.
U. mehrere
Stunden,
in ,der ganzen
Stadt das
e s c h f t s
und Verkehrsleben unter.
brechen soll. Vielmehr mte
das
Sirenensignal
in der
ganzen
Stadt so schnell wie mglich ge.
geben
werden,
also
bald
nach
der erfolgten
Er.
kundung, whrend ,der gefhI'dete
Sta
,
dtteil
und
alle sonstigen Gefahrenstellen abzusperren
wren.
In
dem gefhrdeten Stadtteil sind
dann
o l i z e i ~
streifen einzusetzen, ,die dafr sorgen, da
das
Publikum hier,
auch
nach der Entwarnung,
n
den Schutzrumen verbleibt. Bei der Luftschutz.
bung
Ostpreuen wurde
so verfahren,
und es
hat sich gezeigt, da
dieses Verfahren
bei ge.
ngender
bung des Publikums
,durchfhrbar ist.
Zum
erstenmal wUI'de in groen und kleinen
Stdten
bei Fliegeralarm ,die Bevlkerung
ganzer Stdte
geschlossen in die
Schutzrume
ge.
schickt.
Kein Gebude, keine Anlage
war
aus.
genommen.
In
Geschften wurde
der Betrieb
ebenso
unterbrochen
wie
in
Behrdenhusern,
Schulen, Krankenhusern, Warenhusern, Indu.
strieanlagen, bei
der
Wehrmacht, .der
Post,
Bahn
usw., und
zwar
zu
einer Zeit,
die
nicht
bekannt
war. So wurde
z. B
in Knigsberg
auch eine
Ge.
richtsverhandlung unerwartet
unterbrochen.
Die
Angeklagten wUl. iden abgefhrt, Richter
in
ihren
Amtsroben,
Zeugen und Publikum
begaben
sich
in die Schutzrume.
Die
Straen
leerten
sich
schnell.
Fugnger
suchten ,die
Schutzrume
oder,
wo
solche noch
nicht
eingerichtet waren,
die u n ~
tersten Stockwerke
auf. Es zeigte
sich
aber,
da
viele Neugierige '
aus Fenstern
und Tren und
von
Dchern
auf die Strae
schauten
oder sich
zwischen
Tr
und Angel befanden.
Fahrzeuge
blieben auf
,
der
Strae
stehen, bei
Bferden
und
in
elektrischen Bahnen
v,eI'blieben
gem Anor
.
dnung
Aufsichtspersonen.
Man
kann
sagen,
da
dieser
Fliegeralarm
der grte
Erfolg
der
zivilen
Luft.
schutzbung
war.
Es
wU1 lde
bewiesen, da bei
ntiger bung
die Straen,
je nach
der Gre
der Stadt
und der Strke des
Verkehrs
, in drei
bis
8 Minuten gerumt werden
knnen.
In
vielen
Orten der Provinz
erfolgte
die Warn.
meldung Fliegeralarm , ohne
da
vorher Luft.
gefahr
gegeben war.
Der
Fliegeralarm
wurde
ausgelst: in Knigs.
berg durch
die
eingebauten vorschriftsmigen
Sir
e n e n,
jn
,
den
anderen
Orten
duroh
Be .
he l
f s
mi t tel . Es
zeigte sich,
da
,die behelfIS.
mi,gen
Mittel
aller
Art
nirgends gengend
durchdrangen. Die
Beschaffung
von
Groalarm.
gert ist daher
eine
Kernfrage und kommt
a
uch
fr kleinere
Orte in
Frage.
Eingesetzte
Polizei
sorgte
berall fr Weitergabe
des
Fliegeralarms
und
fr
Rumung der
Straen
in mustergltiger
Weise.
Das Aushngen der
F I i e
ger war
n
f
l ag
gon
untersttzte die Manahmen
,
der
Poli.
zei.
Allerdings
war die
Bedeutung der
Flieger.
warnflaggo
nicht
berall bekannt.
An
mehreren
Stellen wUl'de
sie schon beim
Aufruf
h e r a u s ~
gesteckt und trug
so ,dazu 'bci,
Verwirrung
zu
er.
zeugen.
Whrend der Dauer
des Fliegeralarms
blieben
,die Straen leer,
nur
eilige
P o s t z u s t e l l u n
gen,
Fahrten
zur
Bahn
usw.
waren gestattet.
Zur
Aufrechterhaltung ,des allgemeinen Alarmzustan.
des
bei
bungen ist
erforderlich,
da
auch
w h ~
rend
des
Angriffs bis zur Entwarnung Auf
s i e
h t s
pe r so
n e n
auf der
Strae bleiben.
Nach der E n t
war
nun g setzte das Verkehrs.
und Geschftsleben im allgemeinen in ruhiger
Weise, allerdings
sehr
stark, ein. Es mssen von
vornherein Verkehrskommandos bereit gehalten
werden, die bei 'der Entwarnung sofort an
kehrsreiohe Punkte entsandt
werden
knnen.
Die eingesetzten Flugzeuge hatten
Anweisung,
ber den Orten, die sie angriffen, Leuchtkugeln
abzusohieen;
und
zwar sollten rote Leuchtkugeln
Brandbomben, weie Leuchtkugeln Brisanzbom.
ben, gelbe
und
grne
Leuchtkugeln
Kampfstoff.
bomben darstellen. Die Zeichen waren jedoch
kaum
sichtbar. Diese
Dar s
t e l l
u n g
von
B 0 mb e n a b w r f e n ist daher nicht
zweck.
mig. Bombenabwrfe mssen, sollen
sie
natur.
getreu
wirken, durch Abwrfo kleiner
Gipsbeutel
erfolgen, wie dieses bei anderen bungen bereits
stattgefunden
hat.
Am besten
wrden
Abwrfe
wirken, die in
der
Luft, ohne Personen auf ,der
Erde zu gefhrden, etwa
50-100
m ber ,der E1 Ide
explodieren
und dann
zur
Erde fallen .
Fast
berall zeigte es sich, da die S t
be
auch in kleineren Orten,
zahlenmig zu
stark
sind
und
daher zu schwerfllig
arbeiten.
Unbe.
schftigte
Fachberater
stehen unttig herum, wh.
rend sie
drauen
gute Dienste
leisten
knnten.
Die
Verwendung
der wertvollen
Fachberater
knnte
in Zukunft
so
erfolgen,
da
sie s
elbst
so.
fort
nach dem
Angriff
die Erkundungen im Scha.
densgebiet
vornehmen
und
den
Einsatz der
Krfte
des
und
H
.
Dienstes
an Ort und
Stelle leiten,
whrend ,
der Fhrer
mit
weniger Personal
an der
Zentralstelle so
lange bleibt,
bis
er auf
Grund
der
Erkundungsmeldungen einen vollkommenen b e r ~
blick ber den
Gesamtschadensumfang
in ,der
ganzen
Stadt erhalten
und
seine
Krfte e n t s p r e ~
chend eingesetzt hat.
Dann
verlegt
auch
er seine
Befehlstelle
an
die Hauptschadenstelle
und lt
an der frheren
nur
seinen Vertreter mit M e l d e ~
personal zurck Selbstverstndlich mu
zwischen
der
bodenstndigen
und der AuenbefehlsteIle
eine
stndige, s ie he r
e V.erbindung
bestehen,
sei es
durch
eine
besonders
gelegte
Drahtverbin.
dung oder
durch
Mel,
der
.
In
eini,gen
Orten ~
3
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4/28
gaben sich auch
andere
Befehlstellen, z. B. Luft.
schutzreviere, an die Scha.denstellen, was durch.
aus dem Ernstfall
entsprioht.
Auch wurden an
groen Schadensteilen besondere Befehlstbe ge.
bildet
1
.
An ,der engen Zusammenal'lbeit zwischen rt.
Hcher Luftschutzleitung,
Industrie
und militri.
sohen Dienststellen fehlte es noch. Der rtliche
Luftsohutzleiter mu ber die Lage
bei
der
In.
dustrie stets genau orientiert sein. Das gleiche
gilt fr den Garnisonltesten.
Auf
Ein
z e I
h e
i
te
n beim
Einsatz des
S
und H .Dienstes, Selbstschutzes und Werkluft.
schutzes kann hier nicht eingegangen werden.
Nur
einige Punkte seien
Iwrz
erwhnt:
In
Knigsberg wur,de die Zerstrung einer
B r c k e i n einer Hauptverkehrsstrae ange.
nommen. Diese
Zerstrung
bedingte die Umlei.
tung
,des Verkehrs in dieser Hauptverkehrsader
fr die Dauer von
37:
Stunden,
was
ohne Reibung
durahgefhrt wurde.
ABe Fahrzeuge des S
und
H.
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5/28
fhren, denn sie
knnen nicht
wissen, ob sie
nicht
pltzlioh in
einen
Bezirk, einen Kreis oder eine
Stadt hineinfahren, in
der
eine
Verdunkelungs
.
bung stattfindet. Die
FachveI'lbnde (DDAC. und
NSKK.)
weroen
auf
ihre Organisationen entspre-
chend
e
inzuwirken
haben.
Noch
schleohter war
das
Verhalten
viClier
Radfahrer.
Di
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sten,
weil sie die ganze
Luftschutzarbeit
entschei,
dend
beeinflussen -
drfen nichts
Theater.
miges
an
sich hahen,
drfen nur das
fr
den
Ernstfall
Brauchbare umfassen und mssen
sich
streng
,der jeweiligen AusbHdungsstufe
anpassen.
Auch Kompanien werden nicht
gleich in
kriegsmigen
bungen ,
Gefechtsbungen,
be.
sichtigt, sondern in
der
Einzelausbildung,
dem
Kompanieexerzieren, dem gefechtsmigen Schie.
en
usw.
Es werden
s
tu fe
n w
e is
e Ziele
ge.
setzt,
und ,
der Vorgesetzte berzeugt sich
auf
jeder
Stufe
davon,
da
das Ziel
erreicht
ist.
Er
wrde
vllig falsch handeln,
bei
den Besichtigun.
gen
mehr
sehen zu wollen, als der
Ausbildung
nach
verlangt werden kann, andernfalls wrde er
die
systematische
Ausbildung
untergraben.
Man
kann sagen,
da
die
Ausbildung um
so solider
sein
wird, je mehr
der Vorgesetzte
einfache,
klare
Ziele - Ziele, die
der
Durchschnitt
erreichen
kann -
steckt, und
je starrer er daran festhlt,
nicht weniger
und
nicht
mehr
anzusehen.
Wir
haben
in
der
Front des
Luftschutzes
die
Beobachtung
gemacht, da die
Mnner,
,die
hesich.
tigen, einen
auerordentlichen
Einflu
a u s b e . ~
einen
Einflu,
den sie selbst manchmal kaum
fur
mglich
halten
wrden.
Oft spricht man
noch
nach Monaten im Werk von diesen bungen. Wir
haben es erlebt, wie kleine Tadel den Trupps
so
nahegegangen sind,
da der Besichtigende sich
nacl).trglich veranlat sah,
den
braven
Leuten
einige
Trostworte
zur Aufmunterung zu bermit.
teln. Die Besicht igenden
schreiben
die
Zensuren.
Daher wir,d jedes ihrer Worte
schwer
gewogen.
Loben die Besichtigenden
nur,
so stren sie den
Fortschritt, verlangen
sie aber
stets mehr, als ge.
leistet werden kann,
so stren sie die Freude
an
der AI1beit. Gehen sie in ihren Ansprchen zu
sprunghaft vor, ,dann zerstren sie - und
das
ist
besonders
zu
beachten
- die Sol i d i t t
des
Au f
bau
es.
Die
ZentralstelIen haben im
Riesentempo
ge.
arbeitet,
sie haben die
Front
in Schwung gebracht.
Nun braucht
diese
Zeit
und
bedarf
nicht
immer
neuer geistiger Anreize, sondern ,eier Auf s i e h t.
Darauf
mssen
die
berprfungsbungen abge.
stellt sein. "Kriegsmige bungen im Sinne ge.
fechtsmiger
bungen,
bei
denen
die
taktische
Verwendung und
die berwindung kriegsmiger
Komplikationen in
,
den Vordergrund
treten,
sind
ntig,
aber sie
drfen
auf
der
jetzigen
AusbiI.
dungsstufe nicht
die Regel sein.
Fr berpr
.
fungsbungen empfehlen sich
zur Zeit
dringend
nur
die
schulmigen Vorfhrungen.
Die Einlagen
mssen bewut
so
gehalten
sein,
da
sie zum
schulmigen
Ablauf der
ganzen bung fhren.
Andere
Verfahren
erzeugen
nur
Verwischung des
zur
Zeit
Notwendigen und Verwirrung. Man
braucht
deshalb
keine
Einseitigkeit zu
befrchten,
ein
Blick n ,die zahlreichen
Anweisungen und An.
regungen
der leitenden
Stellen, ein Blick in die
hochstehende Fachliteratur
zeigen genug Ab.
wechslungsmglichkeiten
2
.
Da wir
im Werkluftschutz keine Berufssoldaten
vor uns
haben
- ich meine
damit
Leute. die in
tglicher bung
und
unter dauernder
Aufsicht
stehen- , wirkt sich, wie
bereits
betont, ,
das
Auf.
treten der
Besichtigenden
auerordentlich
stark
und nachhaltig aus. Heit es:
Es werden
nur
krieg mige
bungen
verlangt", so
wird das
Wort kriegsmig
zu einem Signal,
das bis
in
die
fernsten Winkel
dringt. Jeder macht sich dar.
ber
seine
Gedanken.
Wenn diese falsch
sind, so
kommt das
nicht in
wenigen Wochen an das
Ta
.
geslicht - wie
beim
Militr, wo tglich Vor.
6
gesetzte inspizieren
-, sondern unter Umstnden
erst nach
Jahr
und
Tag,
nmlich bei
der nchsten
Besichtigung. Daher
mu unendlich
vorsichtig
mit derartigen Worten
umgegangen werden.
Die Anweisungen
des
Werkluftschutzes
sind
ber jedes
Lob erhaben,
denn
sie
haben den
Be.
weis des Erfolges fr sich.
In
bezug auf
das
Wort
kriegsmig
sind
trotzdem nicht
ganz richtige
Auslegungen aufgetaucht.
Wenn
es in dem Schreiben
einer Werkluft.
schutzstelle hie, da
man
Schaubungen
mehr
mit "Exerzieren",
kriegsmige
bungen
mehr
mit
dem Gefecht
im
Gelnde
vergleichen
knne, und
wenn
hinzugefgt 'Wurde,
da
die
hchste
Stelle mglichst nur kriegsmige
bun'
gen sehen mchte,
dann konnte das von
einem
Teil der
Luftschutzleiter
leicht falsch
verstanden
wer,elen.
Es
konnte
dahin
fhren,
sich
auf
hhere
Dinge
vorzubereiten
als auf das, was logischer.
weise
nach
dem
Stand
eier
Organisation und
eier
Ausbildung
htte getan werden
mssen.
Es
konnte
dazu fhren,
tufen
zu berspringen.
Wenn in der heutigen
Lage nur
k
r i e g
s :
m i g e
bungen gewnscht
werden,
so darf
das
nur heien, ,
da
sich
vom Luftschutzleiter
bis zum
letzten Gefolgsmann
bei
den bungen
jeder so
verhalten
soll, als
wenn
wirklich ein Luft.
angriff
im Gange
wre,
Feuer ausgebrochen wre
oder Gasgefahr bestnde.
Es
wre
falsch,
wenn
das
so verstanden wrde, als ob nur solche bun'
gen
gewnscht
wrden, die -
Gcfechtsbungen
gleich - infolge
komplizierender
Einlagen das
Exerziermige, Schulmige, Schematische weni.
ger
erkennen
lassen.
Die
Schaubung gestattet
einen besonders
gu.
ten Einblick in die
Organisation ,
hie es im glei.
ehen
Schreiben. Nun, dann wre das die Form,
die vorzugsweise fr berprfung
bungen
in
Frage
kme
-
und
nicht
die
kriegsmi
,ge"
bung
im falschverstandenen
Sinne. (Die Bezeich.
nung Schaubung scheint hier in etwas anderem
Sinne gebraucht worden zu sein, als
das
blich
ist, denn die Schaubung braucht
absolut keinen
guten
Einblick
in
die
wir
k
I i ch vo r
h
an .
d en e
Organisation
zu gewhren.
ber
die
Arten
der Luftschutzbungen
geben
einen
genauen
berblick die
Ausfhrungen
des Prsj,dcnten
i.
R. P a
c
t s
eh
im
Standardwerk
K n i p
f
e r
H a m
pe ,
S.
337.)
Es
mag
manchem
Besichtigenden schwerfallen,
immer
dasselbe anzusehen. Aber
jede andere
Me
thode ist
falsch.
Er mu selbst auf
die
Gefahr
hin, fr
stur gehalten
zu
werden,
daran
fest.
halten.
Und wenn er x.mal
dasselbe sagt,
um so
besser Dann
spricht
es
sich
herum und
wird
end
lieh
jedem
klar.
Man verachte
auch das Sc
he
m a nicht Ohne
Beherrschung
von
Schemas ist die Sicherheit in
den hheren Formen
ausgeschlossen.
Unsichtbare
Fden verbinden die
aufgelsten
Teile
nur fr
den,
der das
Schema im
Kopfe
hat. Nur
er kann
frei
und
sinnvoll im
Rahmen
des
Ganzen
handeln.
In
allen Heeren werden
Schema
gebt, weil in
der Stunde der
Gefahr,
der
Auflsung alles Reg
u
lren, nur so ,die
Ordnung gewhrleistet
ist.
e ~
alle
denkbaren
Lagen
schematisch beherrscht,
bel
dem
tritt
auch
das
Wunder
ein:
er braucht
kein
Schema mehr, er
wird
frei
vom
Schema. Aber
dieses Ziel
wird
nicht
ohne schwere
Arbeit
er
reicht.
Unsere jetzige
Lage erfordert jedenfalls
noch
lange ,die
schematisch.schulmige
Ausbil.
2
Grundstzlich
bl.,bt
jedoch di e k r i e g s m i ~ e
hung
mit allen
ihren
Zuflligkeiten das zu erstrebende Endziel der Ausbildung .
D
SchriltltQ.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.9 September
7/28
dung - also erheischt sie auch die O b e r p r f u n g s ~
bung in einer Form, dio zur schulmigen Art
der
Vorfhrung zwingt.
Ieh habe das alles in der Breite behandelt, weil
es m. E.
cntscheidend
wichtig ist fr die gesunde
Weiterentwicklung. Wie sehr unsere Leute g e ~
neigt sind, diese etwas unbequeme Stufe zu b e r ~
springen, zeigte eine krzlich stattgefundene u s ~
einandersetzung zwischen einem Schiedsrichter
lind ei
nem
"'Verkluftsehutzleiter.
Der
S c h i e d s r i c h ~
ter fr die Feuerwehrtrupps bemngelte,
da
beim
Einsatz einer
Spritze
die
nummernmige
E i n t e i ~
lung der
Spritzenleute
ohne zwingenden Anla
nicht eingehalten worden wre. Der W e r k l u f t ~
schutzleiter antwortete sehr temperamentvoll, da
es richtig gewesen wre, ,denn es kme im E r n s t ~
falle be rhaupt
gar
nicht d a r au f an, sondern
nur
,darauf, da der Brand gelscht wrde. Auf
diese
Worte
hin erfolgte l
ebhafte
Zustimmung aus
den Reihen ,der
anwesenden Luftschutz
l
eiter
a n ~
derer
Werke. - Fa s eh Das ist es eben,
was
bekmpft werdon mu.
Wir
wollen
nicht
den
letzten Mann im
Kampf
sehen, wie er - so gut
es
eben
noch
geht
-
sein
Geschtz
bedient,
s o n ~
dern wir wo
ll
en ,die sehulmj,ge
Arbeit
einer sich
streng an das Reglement
ha
l
tenden
G e s e h t z ~
bedienung
sehen
. Der Schiedsrichter verdiente
hehstcs Lob. Ihm war
bewut, was
zu
f o r ~
dern ist.
Wenn
eindeutig feststeht,
w a s
bei den
b e r ~
prlifungsbungcn
verlangt
wird, dann
mu
ebenso
klar in Erscheinung treten,
v o n
wem es
langt
wir,d.
Der
B 0 t r i e b s f h re r
tritt
manchmal zu
wenig in Erscheinung.
Gewi,
er hat mehr S o r ~
gen. Fr ihn ist LU'ftschutz
nur eine
Sache zweiter
Linie,
denn, wenn
der
Betrieb
zum
Erliegen
kommt, ist es mit allem aus, auch mit dem L u f t ~
schutz. Aber
demgegenber bleibt doch bestehen,
da er
auch
die Pflicht hat, fr den Luftschutz zu
sorgen.
Der
Werkluftschutzleiter kann
ohne
den
Betriebsfhrer wenig ausrichten. Der B e t r i e b s ~
fhrer hat das Geld, er gewhrt die Zeit. Sein
Wort
treibt
vorwrts oder
h
lt auf. Dieser t a t ~
schliche
Zustand
wrde verwischt, wenn bei den
Oberprfungsbungcn ,der
Werk
luftschutzlei ter
als allcin vcrantwort licher Mann auftrte. So
ll
die
Form
dem Inhalt gleich sein -
und
das ist im
Dritten Reich Grundsatz - dann ist es auch n o t ~
wendig, ,da zunchst der Betriebsfhrer (oder ein
verantwortlich
zeichnendes
Vorstandsmitglied)
das Wort
ergreift
und in groen Zgen kundtut,
was
im 'Werk fr den Luftschutz getan worden
ist. Diese
Verpflichtung
hebt ,elas V e r a n t w o r t l i c h ~
keitsgefhl.
Die
Klagen einzelner W e r k l u f t s c h u t z ~
leiter, da sie zu wenig Gegenliebe bei ihren Chefs
fnden, werden dann noch seltener sein, als sie es
danken werterweise schon
sind.
Unter den W e r k I u f t
sc
h u t z l e i t e r n h a ~
ben wir hervorragende
Leute
gesehen. Um
gerecht
zu sein,
mssen
wir, die wir seit Anbeginn in allen
Sparten des
Luftschutzes ttig
gewesen sind, s a ~
gen, da es der Werkluftschutz vielleicht am
leichtesten hat,
die Theorie in die
Praxis
u m z u ~
setzen
.
Behrdlicher
Luftschutz und
Selbstschutz
arbeiten
in der Masse
des
Volkes, hngen
von
Umstnden ab, die sie gar nicht
bersehen k n ~
nen
und auf die
sie ohne
Einflu sind, whrend
der
Werk l
uftschutz
es
mit
kleinen "Staaten" zu
tun
hat , in
denen gegebene
Faktoren
und
kannte Komponenten vorhanden sind.
m g e g n
ber
stcht
aber
die
Tatsache,
da
im
behrdlichen
Guftsehutz
bezahlte
Spezialkrfte vorhanden sind,
und
da
der Selbstschutz sich geeignete B e a r b e i ~
ter suchen kann, die entweder ihre ganze r b e i t s ~
kraft
oder einen Teil
davon
frei zur Verfgung
stellen, whrend der Werkluftschutz durchweg
auf die z u
s t
z i ch e
Arbeit
der ausnahmslos
stark angespannten Belegschaft angewiesen ist.
Wenn man dann
sieht, was
in vielen Werken
leistet
wird,
kann
man nur grte Hochachtung
dafr empfinden.
Die
in den
Erfahrungsberichten mehrfach
gesprochene Bemerkung, da vor allem der Geist
der Gefolgschaft vom Wetikluftsehutzleiter a b ~
hnge, hat sich m grten Umfange besttigt.
Dieser Geist ist von grter Bedeutung, und zwar
nicht
nur
fr den Werkluftschutz, sondern fr das
ganze Werk selbst. Um diesen
rechten
Geist zu
erzielen, bedarf es eines energi ehen,
gewandten,
kamemdschaftlichen
Fhrers. F r 0 n t gei s t
Meiner
An
icht nach eignen sich
im
allgemeinen
DirDktoren weniger dazu, nicht
etwa,
da
sie nicht
kameradschaftlichen Geistes
sein knnten, s o n ~
dern weil ihre Stellung im Werk zu viel Z u r c k
haltung erfordert, weil sie naturgem mannigfach
gebunden
sind.
Es
eignen sich
daher
wohl
im
gemeinen
Oberingenieure
und
dergleichen Herren
am besten,
da
ihre Stellung im Werk mehr in der
"F ron
tU
liegt.
Zum Schlu
noch ein
Wort
ber
die G e f
0
I g
sc h a f t e n : Der gute "Ville
ist
wohl berall
handen,
aber ,die u e
r e H a l t
u n g ist doch
recht ungleichmig.
Wir haben keine
B e r u f s s o l
daten,
die im Exerzierdienst
geschult
werden
vor
uns.
Vielfach
stehen
auch
Frauen
in der
F ~ o n t .
Andererseits
mu aber
im Verband und auf
B e ~
fehl gehandelt werden. Befehlsprache, W i e d e r ~
ho lung von Befehlen, Einnehmen einer e n t s p r e ~
chcnden Haltung bei
Erhalt
eines Befehls
oder
Abgabe
einer Meldung, Richtung,
Vordermann
in geschlossener Formation sind unbedingt
notlg. Es war wohl der grte
Irrtum
einer
v e r ~
gangenen
Zeit, da
man
glaubte,
Inhalt
ohne die
entsprechende uere Form schaffen zu knnen.
Der
diensteifrige Mann
zeigt das
auch in seiner
Haltung.
Der Mensch
ist eine Einheit. Deshalb
frbt auch Form auf den Inhalt ab - und deshalb
ist sio wichtig.
bertrcibung
ist aber ,genau
so
fr
dio Sache schdlich wie
Unterlassung
Das R i c h ~
tige auf ,diesem Gebiet kann weniger
instruiert
als erlebt werden.
Daher
sind
oft
kleine bungen
ntig, an die sich gelegentlich kameradschaftliches
Beisammensein anschliet.
Die technischen und vor allem psychologischen
Voraussetzungen fr das Weiterblhen des
Werb
luftschutzes sind gegeben. Die
Praxis
hat
j e d e n
falls gezcigt,
da
diejenigen, die den
Werkluft.
schutz als
selbstndige
Sule
schufen,
richtig
g e ~
sehen
haben. Behrden
und
Selbstschutz
htten
weder
die
Zeit gehabt,
die
Riesenarbeit
noch
mit
bernehmen, noch die Fhigkeit, aus
dem
unter
eigenen Gesetzen und Anschauungen stehenden
Tnctustrieapparat das Beste herauszuholen. Man
kann dic berzoogung hahen, da jede andere
Organisation weniger erreicht htte. Wir knnen
mit
.dem Wort Major vOn D r i n g s
im
Werk
K
nl
p
fc
r
Harn
pe ,
S
258,
schlieen:
"Das Problem, dieser Viclfachheit der W e r k ~
luftschutzarbeiten
in der Praxis Rechnung zu t r a ~
gen, wUl'de
in bcraus geschickt
er Weise
durch
die. Bildung einer unter
Leitung
der
zustndigen
R f l c h s ~ und
rtlichen
Behrden,
aber im
brigen
selbstndig arbeitenden Gruppe
des
zivilen
L u f t ~
schutz
,es - ,des von ,
der
Reichsgruppe Industrie
betreuten Werkluftschutzes
- gelst."
7
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.9 September
8/28
Der Einsatz
der
Instandsetzungstrupps
der
Techni
s
chen
Nothilfe
an
der EinsturzsteIle
am randenburger Tor
Erich
Ha
m p e Stellvertretender Reichsfhrer der Technischen Nothilfe
Allgemeines.
Nach ,
dem
Schlusatz
der Vorlufigen O r t s
anweisung fr
den Luftschutz der
Z i v i l b c v l ~ e ~
l"ung,
Absohnitt
X", ist der
Instandsetzungsdienst
angewiesen, durch
Einsatz bei
Katastrophen
des
tglichen
Lebens, insbesondere bei E x p l o s i o n s ~
und Einsturz un
glcken,
ernstfa
ll
geme
E r f a h r u n ~
gen zu
sammeln. Dementsprechend sind
,
die
Fhrer
des Instandsctzungsdienstes in
den
L u f t ~
schu
t
zorten
gehalt en, alle
Vorbereitungen
zu
treffen, '
um
in solchen Fllen mit ihren Trupps
umgehend
zur Hilfcleistung einsetz,
en
zu
knnen.
In
vielen kleineren Fllen
IU
liben die Einh
eiten
des
Luftschutzdienstes ,
der
Technischen Nothilfe
auf diese
Weise
der
Allgemeinheit
gehoHen.
Es
sind im
Jahre
1934 und im ersten Halbjahr 1935
164
Flle solcher Hilfeleistungen zu verzeichnen.
Zu einem erstmali
gen
Einsatz
von
I n s t a n d
setzungstrupps
zur Hilfeleistung
in
grerem
Ausmae kam es bei dem groen E i n s t u r z ~
unglck an ,
der
Baustelle ,der N a h n
zwischen Potsdamer Platz und
Brandenburger
Tor am
20
August.
ber ,das Einsturzunglck selbst, seine Fo l,gen
und
ber
die
Durchfhrung
der
Rettungsarbeiten
hat
die Presse ausfhrlich berichtet. Von ein er
Beschreibung im einzeln
en
kann daher an dieser
Ste lle abgesehen werden. Es gengt, die V o r
gnge
in
,
ihren Grundzgen
noch ei
nm
al
kurz
darzustellen:
Aus einer zun
chst
nicht erklrbaren Ursache
strzten die Schachtwnde der genannten
grube in einer
Lnge
von etwa
64
m beiderseits
ein. Mit ihncn brachen von beiden Seiten g e w a
ti ge Erdmassen (8000 Kubikmeter) nach. Das g e ~
samte eingebaute
Baumaterial,
178600 kg E i s e n ~
350
Kubikmeter Holzkonstruktion,
strzte
in
die
Schaohtsohle. Auch
ein
Teil dcr an
,
den Rndern
lagernden
Materialien, so allein 60000 kg
R u n d
eisen,
g,Jitt
mit
,
den Erdmasse
n
in
die
Tief
e
Es
bildete sich
ein
Einsturztric
hter,
der die
oben
ange
,
gebene
Lnge,
eine
Breite
von
30 m
und
eine
Tiefe
von etwa
14 m
besa. Er war
mit
einer
unentwirrbaren Masse schwerster Trmmer, dar
'
'
Querschnit t der Ba ugrube
vor
dem
Einsturz.
8
untcr
Straenbahngleisen,
Straenbahnmasten
und
Bumen, durchsetzt.
Un
ter den Er,dmassen waren
die
in dehnung
der
EinbruchsteIJ.e '
waren
hierzu gewaltige Erdmassen
zu bcwegen. Am
Rande
der H e r m a n n
G r i n g
Strae
mute dazu die berhngende B c t o n
Straendecke mi.ttels
Prcluftgert
cn tfern t
,den. A
u erdem
v rur,de es
notwendig,
eHe
S t r a e n
decko in bestimmten Abstnden aufzubrechen,
um hicr mittels ein er Dampframme neue T r g c r
zu se tzen, die dem sc itlichcn Er.dschub W j d c r
s
tand
entgegensetzen
so llten.
In
den
angrenzenden
ste
hengcbli e
benen
Teilen
der
Baugrubo
mute
die Verzimmerung wesent.
lich verstrkt weflden, um cn seitlichen Drcken
gcgeni.iber
standzuhalten.
Bei
der
Tiefe der Grube
hand
clte es sich um eine in vier Stockwcrken
bereinander durchgefhrte Baukonstruktion.
In
diesen vier
Stockwerken
muten gegen die
liche Verschiebung hori.zontale D i a g o n a l v
bu ngen in umfas,
sender
Weisc zustzlich ein.
gefgt wel'den. Gegen das Ste igen des G r u n d ~
wasserspiegels schlie lich muten Hilfsp-umpen
eingebaut und in Betrieb
l
braeht wer,dcn.
Nach
wie
vor
bildete der
in haLber
Hhe
hw
gende schwere
Raupenbagge r einen stndigen Ge
fahrenpunkt. Nachdem die
Sicherungsarbciten
einig,ermaen fortgesoh ri tten w,aren, ging man
,deshalb daran,
den
Bagger abzumontieren. Da
seine schwercn Einzeltci le
jedoch nic
ht mit der
Hand
zu
befrdern waren,
mute am Hange ein
besonders
tragf
es tes Podest ,gebaut und h i e r a ~ f
ein Behelfs
kran
errieh tet wer,den, der dle
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.9 September
9/28
schwe
ren Tei le
b
ern ahm. Zu ,
der
Heraus
holun
g
der schwersten
Tei
le hat es dann
noch
der Auf .
ste
llun g eines g
rofkn DerribKran
es
bedurft
.
ug
um Zug gingen die A ufr umungsarbeiten
vo
r sich . Die Herausbefrderung der
sc
hw eren
Tei le war nicht von Hand aus m glich, sondern
mut
e
durc
h Winden vorg
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.9 September
10/28
In
den
spteren
Tagen ist dann auch ein
stn,
diges
Tageskommando
von zwei
Instandsetzungs
,
trupps auf
der Unglckstelle neben der umfang
,
reichen Nachtarbeit der Technischen Nothilfe,
die laufend anhielt, ttig gewesen. Diesem
Tages
kommando
fiel vornehmlich die Mitwirkung bei
der
Abmontierung des
Raupenbaggers
und
der
Aufstellung eines Hilfskranes sowie des
groen
DerribKranes zu.
Auch das Podest
fr die
Auf
,
stellung des Hilfskranes
wurde
von
Nothelfern
erbau t.
Allmhlich traten
neben
die
technischen
Einzel,
aufgaben Masscnarbeiten, wie
Lastentransporte,
Verlegung
von Gleisanlagen,
Erdbewegungsarbei
,
ten und
tihnliche. Oio i f t e
muten
stndig er '
hht werden
.
Es wurden
jetzt aus den Berliner
Ortsg
ruppen
zu
diesen
Hilfsarbeiten auch
Krfte
herangezogen, die nicht in den
Instandsetzungs
,
dienst eingeteilt waren. Immerhin hat ein groer
Teil der
Instandsetzungstrupps
Gro Bcrlins
Ge,
leg.enhcit zur praktischen Schulung und Er '
probung seiner
Leistungsfhigkeit
gehabt.
Whrend des lOtgigen
Ringens
sind schlielich
tglich in
Tag,
und Nachtschichten,
vornehmlich
in
letzteren,
600 bis 700
Nothelfer
an der Ein '
bruchstelle eingesetzt gewesen. Die Zahl
der
von
den Nothelfern ueleisteten
ArbC'itsstunden be
trug
41573 . '
Erfahrungen.
Einem raschen und damit wirkungsvollen
Ein '
satz der Instand
s
etzungstrupps
stand anfnglich
hindernd
entgegen,
da
bei den fr
die
Ansetzung
der
Arbeiten
in Frage kommenden Stollen b er
Art
und Leistungsfhigkeit
des
Instandsetzung
s,
dienstes
nicht
berall vllige Klarheit
herrscht
e.
Infolgedessen
bedurfte
es
erst
eingohenderer
Auf
,
klrung und des ausdrcklichen
Hinweises,
da
die
Jnstandsetzungstrupps
ber geschulte, teil ;
weise sogar berufsmige r ~ i f t e aus allen Zwei ,
gen des
Handwerkes verfgen und
demzufolge
sehr
wohl in
der
Lage sind, hochwertige Arbeit
zu leisten.
Nachdem
diese
Klrung erfolgt wa r
,
und
nachdem auch die Leistungsfhigkeit d er vef
schiodenen Facharbeiter an Ort und Stelle unter
phot. P .
B. Z.
eweis
.gestell t werden
konnte, war
dann
allel '
dings die Anstellung der
Instandsetzungskrfte zu
teilweise seh r schwierigen
technischen Arbeiten zu be '
obaehten.
Immerhin
drfte
sich jedoch die Notwendig,
keit ergeben haben, fr eine
reehtzeitigo
Aufklrung
ber
Mgliehkeiton
und
Grenzen der
Leistungsfhig
,
ke i t de r Instandsetzungs,
trupps
bei allen
den
Stellen.
die einmal in
die
Lage
konl
men
knnten,
sie
zu
Hilfe
leistungen bei Katastrophen
oder hnlichem
zu
benti
,
gen, zu sorgen.
Durch
eine
derartige Aufklrung
wr.de
erzielt werden, da knftig
Fachkrfte
zu
schwierigen
fachtechnischen Arbeiten
sofort herangezogen
wep
den, whrend ja
fr
Hand
,
langerdienste
meistenteils
gengend anderes Personal
vorhanden
ist.
Uufall.telle
whrend der Bergung.arbeiten
(Bli ck nach Nord en).
ber
,
das
Z
us
m m e n '
wir k e n der einzelnen ein
gesetzten
Teilo
ist
zu S3Jgen
da die
Arbeitskamerad,
schaft
zwischen
den
vep
schiedenen
am
Rettungs
werk
,
beteiligten Formatio
nen
einschlielich
der
bo
denstndigen
Gefolgschaft
geradezu
vorbHdlich zu
nennen
war.
Um das sach,
licho ZU5ammenspiei
und
das
IneinandergreiFen der
verschiedenen Arbeiten
zu
gewhrleisten,
zeigto
sich
sehr
bald die
Notwendi
,g'
keit, eine einheitliche straffe
BefehJspitzc zu schaffen,
wie sie durch bernahme
der Oberleitung
durch
G ~
neralleutnant
D a I u e ,g e \n
Erscheinung trat .
Gemde
fr dio Durchfhrung tech ,
23
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.9 September
11/28
nischer Arbeiten
ist
eine vorausschauendc u f ~
gabenzuteilung, wie sie durch eine ci nh e i t
l i c h e 0 b e r l ei t u n g
ermglicht
wifld,
von
besonderem
Werte,
da auf ,diese
Weise
von
hercin die fr
die
betreffenden u f ~ a b e n b e ~
ntigten
fachkrfte
ausgeslloht und die
crfor
;
derlichen Arbeit
sgerte
nach
Art
und Umfang
bereitgestellt
werden knnen.
Auch fr die einzoln en eingesetzten f o r m a
tionen ze i
gte
es sich als notwendig,
baldmglichst
eine
dauernd
besetzte
B e
feh
Is t
e
II
e zu
e r r i c h ~
ten und
du rch Befehlsflaggen zu kennzeichnen,
um
die
Erreichbarkeit
der
betreffenden
Fhrer
jederzeit
zu gewhrleis ten. In
der
Befehlsteile
selbst konnten, un gest rt durch die ablenkenden
Eindrcke
des Rettungswel'kes, die notwendigen
Anordnungen
getroffen werden. T r o t ~ d e m war es
mglich,
da
der
Fhrer jederzeit
die
Arbeiten
seiner Trupps persnlich in Augenschein nehmen
und
eingreifen
konnte. Dabei
mute, wie dies bei
technischcn
Aufgaben
kaum
jemals
andcrs
scin
wird, den U n t er f h r
e rn in
der Durchfhrung
ihrer
Arbeiten weitgehender Spielraum gelassen
werden. Es konnte festgestellt
werden, da
die
Unterfhrcr
mit
mehr
Ruhe
.
und Umsicht ans
\Verk
gingen,
als man
es sonst bei L u f t s c h u t z
bungen gewhnt ist.
Hier
gab es keine
A n
nahmen ,
sondern
klare
Lagen.
Daraus ergaben
sich zwangslufig d1e
erforderlichen Entschlsse.
m brigen
bieten
so lche
ernstfa ll
migen Lagen
einen
vorzg lich
en Mastab
zur Beurteilung der
Geeignetheit von
Fhrer
und
Mann.
Es soll schlielich noch ' ein Punkt erwhnt
den ,
der auf den
ersten Blick zwar belanglos
e r ~
scheinen mag, aber bei
der Gesamtwirkung
spricht. Es zeigte sich im Laufe
der
Arbeiten als
sehr
nachteilig,
da
die eingesetztcn I n s t a n d ~
setzungstrupps keine
ausreichende
zweckmige
A r b e i t s k l e i d u n g
besaen. Wenn auch ihr
Arbeitscifer
diesen Mangel berwand, so drckt
ein solcher
Nachtei
l doch auf ,die Dauer die A r
beitsleistung herab. Bei
den knappen
Mitteln
der
Tcehnischen Nothilfe
hatte
eine Beschaffung
von
geeignetcm Arbeitszeug
in
den letzten Jahren u n ~
terbleiben
mssen,
woraus
sich
dieser
Notstand
erk lrt.
Immerhin sollte
aber als
Anregung f e s t
gehalt
en werden, da
die
Bereitstellung
a u s r e i
chender und
zweckmiger
Arbeitsk l.eidung e i n ~
schlielich
Schuhwerk)
zur vollstndigcn
A u s
rstung
Ifr
den Ernstfall
gehrt, wenn
man
ein
J-Iehstma von Leistung erzielen will.
Die
vielfachen einzelnen Erfahrungen, die sich in
reichem
Mae
aus diesem
Groeinsatz
fr
den In;
standsctzunJgsdienst
ergeb :..'Tl haben,
lassen sich erst
dann
auswerten, wenn die
Berichte der
eingesetz
,geschn allt werden. Ein Herabgleiten bei dem
schwierigen
BergungsH1anver war auf diese
\Veise
unmglich
gemach t worden. Das geringe
Gewic
ht und die Eigen
art
,der Bauweise der Luft>
sch
ut ztrage gestatteten
clureh
das Gewirr
der
Balken, Eisentrger und so
nstigen
Verstrebungen
leicht hindurchzukommen . .Jegliches J-Ingenblei>
ben
usw. wurde
so verm
ieclen.
Die Toten
wurden
auf
Tragen im Minis ter
ga rt en
vo r
lufig gebettet
mit
weien
Leinen
-
Die UnlaUsteUe whrend der Bergungsa rbeiten (Blick na ch Sde
n
.
phot.
Sennecke.
Ein besonderer
Sanittstr
upp war
im
Hof
des
frheren Tattersalls un tergeb rac
ht
. Diesom Trupp
fiel die Aufgabe zu, die Bergung
der
Leichen aus
der Grube
nach
Freigabe du rch den Gerichtsarz t
und
durch die Kriminalpolizei durchzufhren.
A lle Posten waren doppelt besetzt und konnten
so
regelmig nach mehreren St und
en
abgelst
werden. Wie notwendig es war, in dieser Weise
sorgsam alle Vorbereitungen
bis
ins kleinste zu
treffen geht aus der ve rhltni
smig
hohen Zahl
der ersten
Hilfeleistungen hervor. Wenn man
in
Betracht
zieht, wie au erordentlich schwierig und
gefahr vo ll die B e r g u n g s und Aufrumungsarbei
huser
bergefhrt zu
werden.
tchern zugedeckt
und
rei.eh
mit
Blumen
ge
. .d.c
Trichtertiefe
T
preng-
~ 4>
ladung
e '&
berechnet
fr
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.9 September
17/28
rechnet
und somit q 12 = Q
gesetzt
werden , also
die Einzellast
durch eine verteilte
crsetzt wcrden.
Das Moment ist daher:
M
=
Q (12).
28
Die Belastung
Q
ergibt
sich
aus
der
gesamten
Encrgie
E,
dividiert
durch
T
Eindringun
gs tiefe).
Will man zweifache Sicherheit er
reic
hcn
,
so mu
man
mit
2
~ =
3
rechnen. Die
Plattenhhe
erg
ibt
sich somit aus der Gleichsetzung von
Q
E
14 14
T mit
110
d
2
bzw. 210 \2
Es
ist daher
bei 0,5
v. H.
Bew,e
hrun
g
E =
14.
T .
11
0
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.9 September
18/28
Lost
ein
psychologisches
Problem
im Luftschutz
Dr. Hermann U n ge r im Stabe der Technischen Nothilfe Landesfhrung Bayern
Ein
f
h run g d c r S c h r i f t c i
t un
g.
Obcr di-c
psychologischen W i r k u n g s m g l i c h
keitcn
der
chcmischen Kampfstoffc, also nicht
nur
des
Lostes (Gelbkreuz, Ypcritc odcr Scnfgas),
sind
die
Ansichten ,der Sachverstndigen auf
Grund ihrcr Kricgserfahrungen
nicht
vllig b e r
einstimmend.
Hab e r
l
)
rumt
der
p s y c h o
logischcn Bceindruckung
der
Soldatcn im Weib
kriege durch chemische
Kampfstoffe cinc
a u c r ~
ordentliche Bedeutung ein, indcm er
ausfhrt:
Das Wescntliche
bei den Gaskampfmitteln ist,
da
ihre physiologischo
Wirkung
auf
den MClv
schen
un{;1
die
Sensation,
die sic hcrvorrufen,
sendfach wechscln.
Jede Vernderung
,dcs
drucks,
dcn
ase und
Mund vcrspren,
unruhi
'
gt
.di-c Scele mit ,
der Vorstellung
cincr
geahntcn
Wirkung
und ist ein neuer
Anspruch
an die moralische Widerstandskraft des Sol
daten
in einem Augenblick,
in
dem seine ganze seelische
Leistung
ungetcilt
,
fr seine
Kampfaufgabe
langt
wird. Aus dicsem Gedankengange heraus
kommt
Haber
bei ciner
Gegenberstellung von
Gas und
Brisanz zu dcr Schlufolgerung,
da
zum
Hervorbringen scelischer Erschtterungen
das Gas infolge seiner qua li tativ vcrnderlichen
Wirkungsmg lichkeiten das berlcgencr-c K a m p f
mittel von beiden sei. Sol d a n
2
) ist ,dieser n ~
sicht nicht
bcigetreten
und schreibt: Ein solchcr
Vergleich zwischen Gas
und
Brisanz ist kaum
gngig. Dem Wechsel dcr chcmischen K a m p f
mittcl
steht
der Wcchsel der Materialwirkung
gleichbedeutend zur Seite. ach seincr
Ansicht
bcruht dic psychologische Einwirkun g
dcr
Gasc
auf
zwei
anderen
Faktoren, einma
l
auf
der
phy ischen Beeil1'druckung des Soldaten durch
das stndi.gc Tragen
der
Gasmaske, zum and eren
wal' nach seiner Kriegserfahrung das Gas ,
den
kampfesmden Drckebergern eine gceignetc
Handhabe, sich in
Sicherheit
zu
bringen,
und der
geistige Zusamrmen:bruch war somit led iglich
Fiktion.
H a
n s i a n
3
)
hat ausgefhrt,
da -der
psychologische
Effekt
des chcmischen
K a m p f ~
mittels in dem
Augcnbliok
bedcutungslos wurde,
als der SoLdat auf
Grund
,
des
Besitzes
ei
n
es
sich eren
Gasschutzgertes
und
nicht
zum
w e n i g ~
sten
infolge einer g
rndlich
en Schulung im
G a s ~
schutz,
also einer erworbenen
Gasdisziplin,
j
edes
Unsic
he
rh
eit
sgef
hl s
en thob
en war. Im
weiteren
Verfolg
,dieser These darf demzufol,ge wohl
go
sa.gt werden, da man
auch
,fr das H eimatgebi et
und
fr
den Zivilisten
die
Schreckenswirkung
des
Gases
nicht be rsch tz en soll und
auch
nicht
1
F.
Hab e r
:
Vortrag: Die Chemie
m
Kriege,
1924.
2)
G .
So
l d a 0 :
Der Mensch und
die
Sc hl acht der
Zukunft , 1925 .
3 R. H a n s I i n :
Der
ch
emische
Krieg, 2. Aufl., 1927, S.
38
berschtzen darf. Es
ist
die
Ansicht
aller
rcndcn Fachlcute, da
der
aerochemische Angriff
bci
cincr
Bcvlkerung, die gasgeschtzt und
diszipliniert ist, kaum
Verluste hervorrufcn wird
,
und
da
untcr solchcn Verhltnisscn
der L u f t
angreifer
hchstwahrscheinlich
auf
einen
rcinen
GasangrrH aus
dcr
Luft gcgen
eine
Stadt
im
F e i n
desgebicto von vornhere in verzichten wird. Unter
B c r e ~ s i c h t i g u n g
dieser
heute glti gen n s c h a
ung sl11d naehstehcnde A usfhrungen ber die
psychol.ogische ~ ' i r k u n g von Lost lediglich als
personl1eh Anslchtcn des Verfassers denen ,die
Schrift leitung von Gassc
hut
z und 'Luftsc
hu t
z
nicht beitretcn
kann,
zu werten. Immerhin darf
dio Arbeit, namentlich in
Anbetracht der
o r u n d
stzliehen Bedeutung der G a s s p r ~ un d E n t o i f
t : l n g s t e i t im .Luftsc
hut
z.
als Grund lage fr
cmo Ero rt erung dIenen, zu der die Schrift leitun
n
ihren
Leserkreis hi
ermit
auffordert.
'
Entgiftungsvorfhrungen im
Rahmen
von L u f t
schutzbungcn sind heute in
Deutschland
eine
hufig-o Erschcinung. Unzweifelhaft ist diese
sacho au erordent
li
ch begrenswert, unld als das
Wiehtigsto bei einer solchen bung
ersche
in t cs
mil', da einem kritischen Bcobachter die Mnoel
aufgezcigt wcrden, die immer noch bei
der
p r ~ b
tischcn Durchfhrung derartiger b un gen festzu