Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen mit kommunikativer Behinderung (FST) e.V. an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg Leitung: Prof. Dr. Christa Schlenker-Schulte www.fst.uni-halle.de
Behindert und Berechtigt – Was wissen Studierende mit Hörbehinderung über ihre Rechte
und was machen sie daraus?
Fachtagung
Der Beitrag des Rehabilitationsrechts zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention an den Hochschulen
7. bis 8. April 2011 in Halle/Saale
Gesetzeswirkung bei der beruflichen INtegration schwerhöriger, ertaubter und gehörloser Menschen durch Kommunikation und Organisation
Christa Schlenker-SchulteAndreas Weber
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GINKO ist …• ein gemeinsames Projekt der Verbände
Deutscher Gehörlosen-Bund (DGB) e. V.
Deutscher Schwerhörigenbund (DSB) e. V.
und
der Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen
mit kommunikativer Behinderung (FST) e. V.
an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg
• unterstützt von
- der Bundesarbeitsgemeinschaft
Hörbehinderter Studenten und Absolventen (BHSA) e. V. - der Deutschen Cochlear Implant Gesellschaft (DCIG)
• gefördert vom: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)
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Zentrale Fragestellungen: Gesetzeswirkungen
• Kommen die Informationen bei den betroffenen Menschen an?
• Wirkt sich das SGB IX positiv auf den (Arbeits-)Alltag hörbehinderter
Menschen aus – besonders auf dem ersten Arbeitsmarkt?
• Fördern oder hemmen unterstützende Maßnahmen die
Eigeninitiative schwerhöriger, ertaubter und gehörloser Menschen?
• Zentrales Problem: Umsetzung der rechtlichen Möglichkeiten
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Methodik (quantitativ und qualitativ)
Zweistufiges Verfahren
• I. Stufe (quantitativ):
- Befragung von > 5000 Mitgliedern der beteiligten Verbände
mit einem standardisierten Fragebogen,
auch online mit Gebärdensprachfilmen
- Befragung zu Inhalten der aktuellen Gesetzgebung,
der Situation am Arbeitsplatz
• II. Stufe (qualitativ):
- ca. 50 qualitative Interviews: Berufstätige mit Hörschädigung
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Ergebnisse Studierende:
Für diese Präsentation
Fokus auf folgende Fragestellungen:
1. Beschreibung der Stichprobe der Studierenden
2. Welche Gesetze sind bei den Studierenden bekannt?
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Studierende mit Hörbehinderung: Datenbasis
Datenbasis:
• schwerhörige, ertaubte und gehörlose Menschen
• n = 183 Studierende mit Angaben zur Hörschädigung aus dem Projekt GINKO
• 3,4% der Umfrageteilnehmenden der GINKO-Umfrage
Altersverteilung n %
bis 19 Jahre 17 9,3
20 bis 34 Jahre 160 87,4 n=177 Auswertungsstichprobe
35 bis 49 Jahre 4 2,2
50 bis 64 Jahre 2 1,1
Gesamt 183 100,0
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Ergebnisse Studierende
1. Fragestellung:
Beschreibung der Stichprobe der Studierenden,
d. h. welche Menschen haben teilgenommen?
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Ergebnisse Studierende: Angaben zur Person
• Geschlecht
• Hörschädigung:
Zeitpunkt der Hörschädigung
Hörstatus
Schwerbehinderung
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Ergebnisse Studierende: Geschlecht n = 177
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Ergebnisse Studierende: Hörstatus n = 174, %: gültige %
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Ergebnisse Studierende: Hörstatus n = 174, %: gültige %
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Ergebnisse Studierende: Schwerbehinderten-Ausweis
Schwerbehinderten-Ausweis
% n
• ja 92,7 164• keinen Ausweis, aber gleichgestellt 2,8 5 • keinen Ausweis 4,5 8
Gesamt 100,0 177
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Ergebnisse Studierende: Schulbildung
Schulbildung:
• Schulform
• Höchster Schulabschluss
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Ergebnisse Studierende: Schulbildung n = 175 (von 177), %: gültige Prozent
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Ergebnisse Studierende: Schulbildung n = 177
Schulabschluss in %
1,1
13,6 13,6
71,2
0,60
10
20
30
40
50
60
70
80
Hauptschulabschluss,n=2
Mittlere Reife, n=24 Fach-Abitur, n=24 Abitur, n=126 anderer Abschluss,n=1
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Erste Ergebnisse Studierende
2. Fragestellung:
Welche Gesetze sind bei den Studierenden bekannt?
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Ergebnisse Studierende: Kenntnis von Gesetzen n = 177
Gesetze: Ich kenne die wichtigsten Regelungen folgender Gesetze … (in %) (Mehrfachantworten möglich)
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Ergebnisse Studierende: Kenntnis von Gesetzen n = 164
Persönliches Budget:(Statt Dienst- oder Sachleistungen bekommt man von denRehabilitationsträgern ein Budget zur Teilhabe)
Ich bekomme Leistungen als Persönliches Budget!
Stimmt das?
1. Nein, ich kenne das Persönliche Budget nicht 50,6% (n=83)
2. Nein, brauche ich nicht 16,5% (n=27)
3. Nein, aber will ich noch beantragen 15,2% (n=25)
4. Ja, habe ich beantragt, ist aber noch nicht bewilligt 6,1% (n=10)
5. Ja, ist aber nur teilweise bewilligt 2,4% (n=4)
6. Ja, ist vollständig bewilligt 9,1% (n=15)
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Ergebnisse Studierende: § Kommunikation n = 177
Gesetzliche Ansprüche: Kommunikation
Ich kenne dieses Recht…
Ich nutze / bekomme dieses Recht
kenne ich nutze ich
Kommunikations-Hilfe* kann frei gewählt werden 74,0% 24,9%
(n = 131) (n = 44)
Recht, in Deutscher Gebärdensprache oder 79,7% 39,0%
über andere Kommunikations-Hilfen* zu kommunizieren (n = 141) (n = 69)
* Schrift-Dolmetscher, Simultan-Schriftdolmetscher, Oral-Dolmetscher, Kommunikations-Assistent, akustisch-technische Hilfen,
grafische Symbol-Systeme (Hilfen wie in § 3 KHV)
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Ergebnisse Studierende: Kommunikation
Kommunikations-Hilfe am Arbeitsplatz:
Wenn ich brauche, habe ich … (in %)
ja nein brauche n = ich nicht
1. Schrift-Dolmetscher 25,2 39,5 35,4 147
2. Gebärdensprach-Dolmetscher 45,3 22,3 32,4 148
3. Oral-Dolmetscher 4,3 32,6 63,1 141
4. Kommunikations-Assistenten / 13,5 45,4 41,1 141
Technischen Kommunikations-Assistenten
5. Übersetzungs-Dienst beim Telefonieren 27,5 39,4 33,1 142
(z.B. TESS, Tele-Sign)
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Ergebnisse Studierende: § Arbeitsleben n = 177
Gesetzliche Ansprüche: Arbeitsleben
Ich kenne dieses Recht…
Ich nutze / bekomme dieses Recht …
kenne ich nutze ich
• Psychosoziale Hilfen bei behinderungs- 34,5% 1,7%
bedingt auftretenden Konflikten (n = 61) (n = 3)
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Ergebnisse Studierende: § Nachteilsausgleich n = 177
Gesetzliche Ansprüche: Nachteilsausgleich
(Ausgleich der Nachteile der Behinderung)
Ich kenne dieses Recht…
Ich nutze / bekomme dieses Recht …
kenne ich nutze ich
• Prüfungs-Fragen (TOP = textoptimieren, 48,0% 8,5%
dass die Fragen leichter verständlich sind) (n = 85) (n = 15)
• Verlängerung der Prüfungs-Zeit 80,8% 46,3%
(n = 143) (n = 82)
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Ergebnisse Studierende: Recht durchsetzen n = 150, %: gültige Prozent
Klagebereitschaft
Wenn ich mein Recht nicht bekomme:
Ich fordere, klage mein Recht ein (z.B. Arbeitgeber, Gericht)!
Stimmt das?
1. Ja, wenn es sich lohnt (z.B. Aussicht auf Erfolg). 46,7% (n = 70)
2. Ja, aber nur wenn mir jemand hilft (z.B. Anwalt). 24,0% (n = 36)
3. Nein, weil es zu lange dauert. 11,3% (n = 17)
4. Nein, weil ich für mich Nachteile befürchte. 15,3% (n = 27)
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Ergebnisse Studierende:
Fragestellung:
• Recht: Verlängerung der Prüfungszeit
• WER nimmt es in Anspruch?
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Ergebnisse Studierende:
Wer nimmt die Verlängerung der Prüfungszeit in Anspruch?
Von den Personen*, die die Verlängerung nutzen, sind
• n=49 weiblich (61,3%) und n=31 männlich (38,7%);
• n=21 hochgradig schwerhörig (26,3%),
n=32 an Taubheit grenzend schwerhörig (40,0%) und
n=27 gehörlos (33,8%) ;
• n=57 bereit, ihr Recht einzufordern (83,8%),
n=11 nicht bereit, ihr Recht einzufordern (16,2%).
* einbezogen werden Personen, die bei beiden Variablen Angaben machten
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Ergebnisse Studierende:
Was hat einen Einfluss auf die Inanspruchnahme der Verlängerung der
Prüfungszeit?
• Chi-Quadrat-Tests ergaben keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Verlängerung der
Prüfungszeit und Geschlecht bzw. Hörstatus, aber
• Es besteht ein signifikanter Zusammenhang mit der Bereitschaft, sein Recht einzufordern, d.
h. Personen, die bereit sind, ihr Recht einzufordern nehmen die Verlängerung der Prüfungszeit
überzufällig häufiger in Anspruch als diejenigen, die nicht bereit sind, ihr Recht zu fordern.
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Ergebnisse Studierende:
Verlängerung der Prüfungszeit und Absicht, Recht einzufordern:
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Ergebnisse Studierende
Zusammenfassung
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Ergebnisse Studierende: Zusammenfassung
Be-recht-igt sind
• 92,7% Studierende mit Schwerbehindertenausweis und
• 2,8% Studierende, die gleichgestellt sind
Ihr Recht kennen
• SGB IX: 65% der Studierenden,
• UN-Konvention und BGG (Behindertengleichstellungsgesetz) dagegen: nur 32,2% bzw. 31,1% der Studierenden.
Ihr Recht klagen ein
• 46,7% der Studierenden, „wenn es sich lohnt“,
„wenn Aussicht auf Erfolg besteht“
Nachteilsausgleich bei der Prüfung nutzen
• 46,3% (Verlängerung der Prüfungszeit)
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Ausblick
• Sondererhebung des Deutschen Studentenwerks „beeinträchtigt studieren“
(Erhebung ab Mai 2011):
Erfassung der aktuellen Studienbedingungen für Studierende mit Behinderung oder chronischer Krankheit.
• Perspektive BHSA und FST:
„Verbleibsforschung“, Befragungspanel hörbehinderter Studierender,
insbesondere im Hinblick auf den Übergang von der Hochschule in den
Arbeitsmarkt
Literatur: Punch, R. et al. (2007):Carreer and Workplace Experiences of Australian University
Graduates Who Are Deaf or Hard of Hearing. Journal of Deaf Studies and Deaf Education 12 (4): 504-517.
Sackmann, R. (2007): Lebenslaufanalyse und Biographieforschung. VS Verlag.
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GINKO
Wir danken
Prof. Dr. Wolfhard Kothe
und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
Gründungslehrstuhls Zivilrecht II:
Bürgerliches Recht, Deutsches und Europäisches Arbeits-, Unternehmens-
und Sozialrecht der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
für die fachliche Beratung und kollegiale Unterstützung
und
allen schwerhörigen, gehörlosen und ertaubten Menschen
für ihre Teilnahme am GINKO-Projekt.
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GINKO-Team
• Thomas Groß (Dipl.-Pädagoge/Dipl.-Verwaltungswirt)
• Sebastian Günther (wiss. HK, Studiengang Dipl. Soziologie)
• Anna Krause (wiss. HK, Studiengang Sprechwissenschaften)
• Prof. Dr. Christa Schlenker-Schulte
• Sara Lena Schröder (Dipl.-Kauffrau)
• Prof. Dr. Klaus Schulte
• Magdalena Stampfer (wiss. HK, Studiengang Sprechwissenschaften)
• Tina Tannenberg (Kauffrau für Bürokommunikation)
• PD Dr. Andreas Weber, MPH
• Ulrike Weber (Dipl.-Statistikerin)
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Kontakt
Projekt GINKO
Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen
mit kommunikativer Behinderung (FST)
an der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg www.ginko-umfrage.de
Schulstraße 7, 06108 Halle/Saale
Tel.: (03 45) 2 05 65 78 oder 79
Fax: (03 45) 2 05 65 77
E-Mail: [email protected]