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Teil II Methoden und Instrumente
5 Kennzahlen
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Kapitel 5: Kennzahlen Kennzahlen sind ein zentrales Instrument zum Führen eines Unternehmens
Kenn Zahl 1. Informationscharakter
Ermöglichen von Urteilen über wichtige Sachverhalte und Zusammenhänge
2. Frühwarnfunktion Frühzeitiges Aufzeigen von Stärken und Schwächen
3. Handlungsorientierung Darstellen entscheidungsorientierter Information, Verdichtung
4. Ganzheitlichkeit und Ausgewogenheit Erfassen aller wesentlichen Aspekte eines Unternehmens
5. Benchmarking-Fähigkeit Die konkreten Ausprägungen der Kennzahlen lassen sich mit anderen Unternehmen der eigenen oder einer anderen Branche vergleichen
1. Messbarkeit Quantitatives Aufzeigen eines Sachverhaltes.
2. Zuordnung zu Zielen Ausrichtung des Unternehmens auf die Ziele, Messen der Zielerreichung, Einleitung von Korrekturmaßnahmen
3. Leichte Verständlichkeit Einfache Darstellung komplexer Sachverhalte ermöglicht schnellen und umfassenden Überblick
4. Skaliert Kennzahlen sind aussagekräftiger, wenn sie als Verhältniszahl von Betriebsgrößen u.ä. abstrahieren
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Kapitel 5: Kennzahlen Mit Kennzahlen die richtigen Dinge messen
3
Take a Risk “Don’t make important what you can measure!”
Success
„Measure what is important!“
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Kapitel 5: Kennzahlen Lange Historie monetärer Kennzahlen in Unternehmen
EVA
Cashflow
ROCE
EBIT EBITDA
Earnings Before Interests, Taxes (Depreciation and Appreciation) Jahresüberschuss vor Zinsen, Steuern (Abschreibungen); bereinigt den Unternehmenserfolg um Finanzierungsformen, Abschreibungs- und Steuereinflüsse
Return On Capital Employed Verhältnis von EBIT zu Anlage- und Umlaufvermögen vermindert um kurzfristige Verbindlichkeiten und liquide Mittel; zeigt die Verzinsung des eingesetzten, gebundenen Kapitals an
Zahlungsmittelüberschuss Jahresüberschuss zzgl. Abschreibungen und Veränderung der langfristigen Rückstellungen; zeigt an, was das Unternehmen tatsächlich an Finanzmittelüberschüssen erwirtschaftet, ohne Berücksichtigung des Aufwandes, der zu keinem Zahlungsmittelabfluss führt
Economic Value Added Verzinsung des eingesetzten Kapitals über die Kapitalkosten hinaus; weist den Wertzuwachs aus, den das Unternehmen in einem Zeitraum erwirtschaftet
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• Earnings Before Interest an Taxes • Betriebsergebnis, Überschuss aus Handelstä<gkeit
EBIT
• Eearnings Before Interest, Taxes, Deprecia<on and Amor<za<on
• Abschreibungseffekte werden bereinigt (hier nur nachrichtlich)
EBITDA
• Earnings Before Taxes • Ergebnis der gewöhnlichen GeschäIstä<gkeit, Überschuss aus Handelstä<gkeit incl. Fremdkapitalkosten
EBT
• Gewinn-‐ bzw. Jahresüberschuss Net Income
Kapitel 5: Kennzahlen Gewinn- und Verlustrechnung enthält wesentliche Erfolgskennzahlen
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Niedriger Rohertrag
Hoher Personalaufwand
Niedriger EBIT
Hoher Zinsaufwand
Nega<ver (!) EBT
Verlust
Kapitel 5: Kennzahlen Mit Kennzahlen die Leistung des eigenen Unternehmens einordnen
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Kapitel 5: Kennzahlen EBIT-Marge
Gewinn- und Verlustrechnung (alle Angaben in Tsd. €) 31.12.2009 31.12.2008 EBIT 86,66 93,88 Umsatz 3.502,85 3.478,21
EBIT-Marge EBIT
Umsatz
2009 2008
EBIT-Marge 2,5% 2,7%
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Kapitel 5: Kennzahlen Liquiditätskennzahlen geben oftmals nur die Zahlungsfähigkeit an einem Zeitpunkt wieder
Zeit-punkt
Liquidität 1. Grades Kasse + Bank +
Wertpapiere des UV Kurzfristige
Verbindlichkeiten
25 – 50%
Liquidität 2. Grades Verfügbare
Zahlungsmittel + Forderungen Kurzfristige
Verbindlichkeiten > 100%
Liquidität 3. Grades Umlaufvermögen
Kurzfristige Verbindlichkeiten
> 200%
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Kapitel 5: Kennzahlen
Dynamischer Verschuldungsgrad zeigt an, in welchem Zeitraum die Verbindlichkeiten durch Free CF zu tilgen wären
Free Cashflow
Cashflow aus operativer Tätigkeit - Auszahlungen für Investitionen in das
Anlagevermögen
Dynamischer Verschuldungsgrad
Nettoverschuldung
Free Cashflow
Guter Wert: <4
Insolvenzgefahr: > 10
Nettoverschuldung
Zinstragendes Fremdkapital - Liquide Mittel - Wertpapiere des Umlaufvermögens
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Grafische Lösung
0
20.000
40.000
60.000
80.000
100.000
120.000
Anfang
sbes
t.
Monat
1
Monat
2
Monat
3
Monat
4
Monat
5
Monat
6
Monat
7
Monat
8
Monat
9
Monat
10
Monat
11
Monat
12
Lagerbest. Umsatz
Ø Lager = Anfangsbestand / 2 = 60.000 Umsatz = 120.000 LUG = 120.000/60.000 = 2,0
LUG = 2,0
Kapitel 5: Kennzahlen
Lagerumschlaggeschwindigkeit
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Kürzere Beschaffungsrhythmen / schnellere Warenwirtschaft
0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
35.000
40.000
Anfang
sbes
t.
Monat
1
Monat
2
Monat
3
Monat
4
Monat
5
Monat
6
Monat
7
Monat
8
Monat
9
Monat
10
Monat
11
Monat
12
Lagerbest. Umsatz
LUG = 8,7
Kapitel 5: Kennzahlen
Lagerumschlaggeschwindigkeit
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Kapitel 5: Kennzahlen Bruttorentabilität verknüpft Handelsspanne und LUG
Bruttorentabilität (in der engl. Literatur „Return on Stock Investment“ = RoStI) Bruttorentabilität = Erzielte Kalkulation (%) x LUG
Rohertrag Wareneinsatz
X 100 X Wareneinsatz
Ø Lager BR = =
Rohertrag Ø Lager
Erzielte Aufschlagsspanne LUG = Bruttorentabilität
Zu berechnen auf der Basis von Nettowerten (ohne UST)
Vgl. Barth, K. et. al.: BWL des Handels, 5. Aufl., S. 411-421
Rohertrag/Wareneinsatz Wareneinsatz/ Ø Lager RoStI
Beispiel 80% 2,0 160%
35% 5,0 175%
30% 3,0 90%
Orientierungswert 150%
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Kapitel 5: Kennzahlen Kennzahlen sollen Entwicklungen möglichst frühzeitig aufzeigen
Unternehmen A Unternehmen B
alle Angaben in Mio. € 2007 2008 2007 2008
Umsatz (Mio. €) 20,0 18,5 20,0 25,0
Jahresüberschuss (Mio. €) 0,4 -0,1 0,4 0,5
Umsatzrendite 2% -0,5% 2% 2%
sehr hochHandlung-smöglichkeiten
TermineinhaltungKennzahl
Kunde bestellt WareKundenverhalten
sehr hochHandlung-smöglichkeiten
TermineinhaltungKennzahl
Kunde bestellt WareKundenverhalten
hochHandlungs-möglichkeiten
KundenzufriedenheitKennzahl
Kunde ist unzufriedenKundenverhalten
hochHandlungs-möglichkeiten
KundenzufriedenheitKennzahl
Kunde ist unzufriedenKundenverhalten
mittel - geringHandlungs-möglichkeiten
KundenbeschwerdenKennzahl
Kunde beschwert sichKundenverhalten
mittel - geringHandlungs-möglichkeiten
KundenbeschwerdenKennzahl
Kunde beschwert sichKundenverhalten
sehr gering, hohe Kosten
Handlungs-möglichkeiten
Umsatz, DBKennzahl
Kunde wandert abKundenverhalten
sehr gering, hohe Kosten
Handlungs-möglichkeiten
Umsatz, DBKennzahl
Kunde wandert abKundenverhalten
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Kapitel 5: Kennzahlen Kennzahlen müssen eine Vielzahl an Anforderungen erfüllen
Entscheidungs- und Handlungsorientierung
Markt-, ziel- und strategiespezifisch
Verdichtung
Frühwarnfunktion
Verständlich
Skaliert und normiert
Wirtschaftlich
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Kapitel 5: Kennzahlen Weniger ist mehr
1. Finanzen
2. Kunde und Markt
3. Prozesse
4. Potenziale
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Kapitel 5: Kennzahlen Weniger ist mehr – Wichtige Marktkennzahlen
Kunden- DB
Markt- anteil
Produkt- DB
Distri- bution Bekannt-
heit
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Kapitel 5: Kennzahlen Weniger ist mehr – Wichtige Prozesskennzahlen
Qualität
Kosten Zeit
Termin- treue
Kunden- Zufrieden-
heit
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Kapitel 5: Kennzahlen Linde misst den Innovationsprozess
Zeit
Durchlaufzeit
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Kapitel 5: Kennzahlen Linde misst den Innovationsprozess
Ein Zustelldienst wirbt mit dem Leistungsversprechen, in Frankfurt die Lieferung 3 Stunden nach Auftragserteilung zuzustellen.
Zustellung nach ... Stunden
Durchschnittswert Zusage erfüllt? Erfüllungsgrad
2,0
2,6
Im Durchschnitt wurde das
Leistungsversprechen eingehalten
ja
58%
Aber bei weniger als 60% der Aufträge konnte die Zusage erfüllt werden.
Knapp 40% der Kunden
sind potenziell unzufrieden.
3,0 ja
3,0 ja
4,0 nein
1,0 ja
1,0 ja
4,0 nein
2,0 ja
3,5 nein
3,5 nein
3,5 nein
1,0 ja
Zeit
Durchlaufzeit
Termin- treue
Extern
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Kapitel 5: Kennzahlen Nur Promotoren helfen einem Unternehmen weiter
Kunden- Zufrieden-
heit
¦ ¦ ¦ ¦ ¦ ¦ ¦ ¦ ¦ ¦
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Kritiker Passiv zufrieden
Promotor
1. Studie von Reichheld über zwei Jahre. Auswertung der Kundenbefragungen von mehr als 400 amerikanischen Unternehmen aus 28 Branchen. Auswertung von 130.000 Befragungen.
2. Ergebnis: Keine andere Größe kann das Wachstum von Unternehmen besser erklären als der Anteil der begeisterten Kunden („Promotoren“) abzgl. des Anteils der kritischen Kunden („Kritiker“).
3. Messung: Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie unser Unternehmen (unseren Web-Shop) an einen Freund oder Kollegen weiterempfehlen werden ?
4. (1 = sehr unwahrscheinlich, 10= sehr wahrscheinlich)
Quelle: Reichheld, F.F.: The one Number you Need to Grow, in: Harvard Business Review, December 2003.
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Kapitel 5: Kennzahlen Weniger ist mehr – Wichtige Fähigkeitskennzahlen
Qualifi- kation
Ab- deckungs-
grad Fluktua-
tion
Krank- heits- rate
…
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Kapitel 5: Kennzahlen Kennzahlen sind gut zu dokumentieren
Level of measuring Group yes Company yes FD (personnel) OthersLevel of reporting Group Management CFO yes Company Management yes Financial Director yes CCObjecitve defined by
How to define objective
Objective's timely horizon
Type of value
Frequency
green
red
Availability
Status
Remarks on objectives, objective setting, measuring and aggregation
Application
Made availabe by … Finance Director Responsible for correctness Finance Director Short name In time
Process KPI #3
Calculation and aggregation
Core activites (for expected deadlines see group finance calendar, tolerance of 1 day):[A] monthly closing sales report (12), intercompany reconciliation (12), financial report (12) with factor 1 =36[B] planning budget (4), forecast (2) with factor 3 = 18[C] statutory closing (2) with factor 9 = 18 Calculation:reaching deadline (time and quality) of every named core activity: 1; not reaching (time or quality): 0(Σ core activities with reached deadline multiplicated with its factor) / (Σ core activities that has to be finished in this period multiplicated with its factor) as a percentage and year to date
100%
< 100%
Example:March year to date, 9 monthly closings in total with 2 failed, 1 statutory closing with 0 failed: (7*1+1*9)/(9*1+1*9)= 89%
yes
reported
whole year, monthly
KPIKey Perfomance Indicator
Be in time with core activities
Ensure scheduling to meet a consolidated picture of the whole group
CFOEnsure a high level of quality for the major roles of finance: reporting, accounting, statutory closingTo assure the finance processes efficiency and to assure that the customers will get the financial information in time and in quality
Percentage
Monthly; year to date
Objective and intention (Description of the objectives for non-project-team-members)
CSFCritical Success Factor
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Kapitel 5: Kennzahlen Zusammenfassung
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Kapitel 5: Kennzahlen Weiterführende Literatur
1. FISCHBACH, S., 2006. Lexikon Wirtschaftsformeln und Kennzahlen. 3. Aufl. Landsberg am Lech: mi-Fachverlag. Als Lexikon aufgemachte Sammlung von Kennzahlen. Eher als schnelles Nachschlagewerk angelegt.
2. PARMENTER, D., 2007. Key Performance Indicators. Developing, Implementing, and Using Winning KPIs. Hoboken: John Wiley & Sons. Praxisorientierter Leitfaden zur Ableitung und Definition von Kennzahlen. Mit einem recht umfangreichen Kennzahlenanhang.
3. TEMPLE, P., 2002. Magische Zahlen. Die 33 entscheidenden Kennzahlen für Manager, Aufsichtsräte und Investoren. Weinheim: Wiley-VCH. Überblick über wesentliche Finanzkennzahlen mit Praxis- und Rechenbeispielen. Gut zum Verständnis der „Finanzklassiker“.
4. Wiehle, U. u.a., 2007. 100 IFRS Kennzahlen. IFRS Financial Ratios. Dictionary Deutsch/Englisch. 3. Aufl. Wiesbaden: cometis. Gut konzipierte Kennzahlensammlung, die gleichzeitig als Deutsch-Englisch-Wörterbuch dient. Jede Kennzahl wird auf 2 Seiten präsentiert. Mit hilfreichen Beispielrechnungen. Aus diesem Verlag sind weitere Kennzahlenführer erschienen.