Familieneinfluss und Unternehmenserfolg
Katharine Theresa Wirsching
Familieneinfluss und Unternehmenserfolg
Katharine Theresa Wirsching
Familieneinfluss und UnternehmenserfolgMit einem Geleitwort von Prof. Dr. Erik E. Lehmann
Katharine Theresa WirschingAugsburg, Deutschland
ISBN 978-3-658-18954-9 ISBN 978-3-658-18955-6 (eBook)DOI 10.1007/978-3-658-18955-6
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Dissertation Universität Augsburg, 2015
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Geleitwort
Die ökonomische und gesellschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen ist
in Deutschland unumstritten. Als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bauen
Politik, Investoren und Gewerkschaften vor allem in turbulenten Zeiten auf
deren Beständigkeit und Durchhaltevermögen. Die Orientierung an langfristigen
Zielen und das Festhalten an bestehenden Werten als zentrale Handlungsmaxi-
men sichern deren Bestehen über Generationen hinweg und werden oft als Dif-
ferenzierungsmerkmal gegenüber anderen Unternehmenstypen angesehen.
Die Frage, inwiefern sich diese Unterschiede messen lassen und ob sich tatsäch-
lich ein positiver Zusammenhang zwischen Familieneinfluss und der Unterneh-
mensperformance nachweisen lässt, beschäftigt Wissenschaft und Praxis seit
geraumer Zeit. Im Forschungsfeld Familienunternehmen richtet sich der Blick
vor allem auf die Governance-Strukturen von Familienunternehmen, deren Be-
sonderheit das Zusammenfallen von Eigentum und Management ist. Da die
Dominanz von Familienunternehmen ein weltweit auftretendes Phänomen ist,
interessieren vor allem auch die Rahmenbedingungen, welche einen möglichen
positiven Familieneinfluss bedingen. Katharine Wirsching setzt sich in Ihrer
Arbeit differenziert und unter Verwendung verschiedener quantitativ-
empirischer Methoden mit diesem Unternehmenstypus auseinander. Der erste
Teil des Buches widmet sich der Fragestellung, ob und unter welchen Umstän-
den Familienunternehmen weltweit eine überdurchschnittliche Performance
aufweisen. Mithilfe einer Meta-Analyse werden die Ergebnisse von 167 Studien
quantitativ ausgewertet und relevante Einflussfaktoren hergeleitet, die dann im
weiteren Verlauf der Arbeit zur Untersuchung deutscher Familienunternehmen
herangezogen werden. Unter Verwendung einer Clusteranalyse werden unter-
schiedliche Typen von Familienunternehmen gegeneinander abgegrenzt, die den
Lebenszyklus und damit auch die sich verändernden Governance-Strukturen
miteinbeziehen. Eine abschließende Regressionsanalyse hilft, den Einfluss die-
VI Geleitwort ser Governance-Strukturen auf den Unternehmenserfolg und damit auch die
Heterogenität zwischen Familienunternehmen zu erklären.
Die hohe Relevanz des Themas spiegelt sich auch in der Vielzahl an Publikatio-
nen wider, die in den letzten Jahrzehnten zu diesem Thema erschienen sind.
Nichtsdestotrotz gelingt es Katharine Wirsching mit Ihrer Studie einen bedeu-
tenden Beitrag zu leisten. Besonders die Untersuchung des Zusammenspiels
verschiedener Unternehmenscharakteristika und Führungsstrukturen liefert
interessante Implikationen für Forschung und Praxis. Die Arbeit trägt in überaus
gelungener Weise dazu bei, die Sichtweise auf Familienunternehmen zu verän-
dern sowie das Verständnis über die Art und Weise der Einflussnahme zu ver-
stärken.
Ich wünsche diesem Buch daher eine möglichst weite Verbreitung, eine positive
Würdigung in akademischen Kreisen sowie eine Beachtung der Erkenntnisse in
der unternehmerischen Praxis.
Prof. Dr. Erik E. Lehmann
Vorwort
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwiefern sich
Familieneinfluss in Unternehmen positiv auf deren Erfolg auswirkt. Ich bin
dankbar, dass mich diese spannende und in Deutschland in der Vergangenheit
wie auch in der Zukunft relevante Frage durch die Zeit der Promotion begleitet
hat. Neben einem interessanten Thema waren für mich und meinen persönlichen
Erfolg in den letzten Jahren Weggefährten wichtig, die mich stets im richtigen
Maß gefördert und gefordert, aber vor allem auch unterstützt und angetrieben
haben. Seit Beginn meiner Tätigkeit an seinem Lehrstuhl an der Universität
Augsburg im Jahr 2005 als wissenschaftliche Hilfskraft hat mein Doktorvater,
Professor Erik E. Lehmann, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit dem
Schwerpunkt Unternehmensführung und Organisation, mich zunächst ermuntert
und später bestätigt, dieses Projekt anzugehen. Von Herzen danke ich ihm für
die vielen Chancen und Möglichkeiten, die er mich eröffnet hat, für den Frei-
raum, den er mir bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Arbeit eingeräumt hat,
für seinen wissenschaftlichen Rat und viele ehrliche Gespräche und Diskussio-
nen, die meinen Horizont immer erweitert und meine Arbeit bereichert haben.
Herrn Professor Dr. Daniel Veit, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit
Schwerpunkt Information Systems und Management, danke ich herzlich für die
freundliche und unkomplizierte Zusammenarbeit im Rahmen der Betreuung
meiner Dissertation als Zweitgutachter. Ebenfalls danken möchte ich Herrn
Professor Dr. Wolfgang Schultze, Lehrstuhl für Wirtschaftsprüfung und Con-
trolling, für die Übernahme des Vorsitzes der mündlichen Prüfung.
Meinen Freunden und aktuellen sowie früheren Kollegen gilt besonderer Dank,
da sie mir während der Phase der Promotion stets mit Rat und Tat zur Seite
VIII Vorwort standen. Unsere Gespräche und die freundschaftliche Zusammenarbeit waren
immer eine Hilfe.
Mein abschließender Dank gilt meiner Familie. Meinem Mann danke ich für
seine bedingungslose Unterstützung, Liebe und Geduld, auf die ich mich immer
blind verlassen kann. Die Aufheiterungen und Ablenkungen meines Bruders
und unsere gemeinsamen Unternehmungen waren mir immer eine willkommene
Abwechslung. Ohne die Großzügigkeit und Unterstützung meiner Eltern sowie
den Halt und die Fürsorge, die mir stets sicher waren, wäre vieles nur schwer
möglich gewesen. Euch allen ist diese Arbeit gewidmet.
Katharine Wirsching
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort .................................................................................................................... V
Vorwort ..................................................................................................................... VII
Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................... IX
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ XIII
Tabellenverzeichnis .................................................................................................. XV
Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................... XVII
Anhang .................................................................................................................... XIX
1 Motivation und Zielsetzung .................................................................................... 1
2 Theorien und Konzepte der Familienunternehmung .............................................. 5
2.1 Mikroökonomische Ansätze ............................................................................. 6
2.1.1 Allgemeines neoklassisches Marktmodell ........................................... 6
2.1.2 Die Irrelevanz der Kapitalstruktur nach Modigliani/Miller ................. 9
2.1.3 Das Spulber Modell ............................................................................. 9
2.1.4 Fazit ................................................................................................... 10
2.2 Allgemeine Theorien der Unternehmung ....................................................... 11
2.2.1 Transaktionskostentheorie ................................................................. 13
2.2.2 Prinzipal-Agenten-Theorie ................................................................ 15
2.2.3 Property Rights-Ansatz ...................................................................... 18
2.2.4 Fazit ................................................................................................... 19
2.3 Spezifische Konzepte der Familienunternehmung ......................................... 20
2.3.1 Trennung von Eigentum und Verfügungsgewalt ............................... 22
2.3.2 „Components of Involvement“-Ansatz .............................................. 25
2.3.3 „Essence“-Ansatz .............................................................................. 28
2.3.4 Die F-PEC-Skala ............................................................................... 29
2.3.5 Stewardship-Theorie .......................................................................... 31
2.3.6 Fazit ................................................................................................... 34
2.4 Implikationen für den weiteren Verlauf der Arbeit ........................................ 35
3 Familienunternehmen und deren Performance – eine Meta-Analyse ................... 37
3.1 Familienunternehmen im Fokus der Forschung ............................................. 38
Inhaltsverzeichnis X
3.1.1 Theorie der Familienunternehmung ................................................... 39
3.1.2 Das Definitionsdilemma .................................................................... 40
3.1.3 Performance von Familienunternehmen ............................................ 43
3.2 Theoretische Zusammenhänge und Herleitung der Hypothesen .................... 46
3.2.1 Familieneinfluss und Governance-Strukturen .................................... 46
3.2.1.1 Der Eigentumsanteil als entscheidende Variable ............................... 47
3.2.1.2 Aktiver Familieneinfluss über formelle Governance-Strukturen .......................................................................................... 50
3.2.1.2.1 Familienmanagement als entscheidende Variable ............................. 51
3.2.1.2.2 Einfluss der Familie durch ein Kontrollorgan .................................... 54
3.2.1.3 „Familiness” und familienspezifische Eigenschaften ........................ 55
3.2.2 Gruppierungscharakteristika und deren Einfluss ............................... 56
3.2.2.1 Performancemaß als differenzierendes Charakteristikum .................. 57
3.2.2.1.1 Marktwertbasierte Performancekennzahlen ....................................... 58
3.2.2.1.2 Bilanzielle Performancekennzahlen ................................................... 59
3.2.2.1.3 Wachstumsorientierte Performancekennzahlen ................................. 60
3.2.2.1.4 Selbsteinschätzung der Performance durch das Unternehmen ........... 61
3.2.2.2 Rechtliche und politische Rahmenbedingungen ................................ 62
3.2.2.3 Unternehmensgröße ........................................................................... 63
3.2.2.3.1 Kleine und mittelständische Unternehmen ........................................ 63
3.2.2.3.2 Konzerne und börsennotierte Unternehmen ....................................... 64
3.2.2.4 Publikationsstatus .............................................................................. 66
3.3 Methode und Auswertung .............................................................................. 66
3.3.1 Die Methode der Meta-Analyse ......................................................... 67
3.3.1.1 Publication Bias ................................................................................. 68
3.3.1.2 Korrektur von Artefakten................................................................... 70
3.3.1.3 Die Logik der Gewichtung von Studien ............................................ 70
3.3.1.4 Der Umgang mit und die Beurteilung von Heterogenität .................. 71
3.3.2 Auswertung und Ergebnisse .............................................................. 73
3.3.2.1 Selektion und Kategorisierung der Stichprobe................................... 74
3.3.2.2 Beschreibung der inkludierten Studien .............................................. 78
3.3.2.3 Schätzmodell und Analyse ................................................................. 89
XI Inhaltsverzeichnis
3.3.2.3.1 Untersuchung der Gruppierungscharakteristika bei aggregiertem Familieneinfluss auf ein aggregiertes Performancemaß ................................................................................ 92
3.3.2.3.2 Untersuchung des spezifischen Familieneinflusses auf ein aggregiertes Performancemaß ............................................................ 95
3.3.2.3.3 Untersuchung des spezifischen Familieneinflusses auf spezifische Performancemaße .......................................................... 103
3.3.2.4 Diskussion der Ergebnisse ............................................................... 106
3.4 Zusammenfassung und kritische Würdigung ............................................... 108
4 Beitrag zur wissenschaftlichen Bestimmung und Abgrenzung des Familienunternehmens ....................................................................................... 111
4.1 Bestehende Konstrukte zur Heterogenität von Familienunternehmen .......... 111
4.1.1 Typologie von Dyer (2006): Agency-Perspektive und Resource-Based-View ..................................................................... 112
4.1.2 Governance-Mechanismen in Abhängigkeit von Eigentums- und Management-Struktur nach Nordqvist et al. (2014) .................. 115
4.1.3 Das konzeptionelle und empirische Modell von Westhead und Howorth (2007): Eigentum, Management und Zielsetzung des Familienunternehmens ..................................................................... 117
4.1.4 Kritische Würdigung bestehender Typisierungen ............................ 122
4.2 Theoretisches Konzept ................................................................................. 124
4.3 Methode und Auswertung ............................................................................ 125
4.3.1 Beschreibung des Datensatzes ......................................................... 125
4.3.2 Die Methode der Clusteranalyse ...................................................... 128
4.3.2.1 Auswahl der Variablen .................................................................... 129
4.3.2.2 Identifikation von Ausreißern .......................................................... 130
4.3.2.3 Clusterbildung nach einem agglomerativ hierarchischen Verfahren ......................................................................................... 132
4.3.2.4 Clusterbildung nach einem partitionierenden Verfahren ................. 134
4.3.3 Diskriminanz-Analyse ..................................................................... 134
4.3.4 Beschreibung der Cluster und Diskussion der Ergebnisse ............... 136
4.4 Zusammenfassung und kritische Würdigung ............................................... 142
5 Empirische Überprüfung des Einflusses der identifizierten Familienunternehmenstypen auf die Unternehmensperformance ....................... 145
5.1 Beschreibung der Variablen und deskriptive Statistik .................................. 146
Inhaltsverzeichnis XII
5.2 Ergebnisse der Regressionsanalyse .............................................................. 150
5.3 Interpretation der Ergebnisse und Ausblick ................................................. 154
6 Schlussbetrachtung ............................................................................................. 157
6.1 Zusammenfassung der Ergebnisse ............................................................... 158
6.2 Kritische Würdigung .................................................................................... 160
6.3 Ausblick ....................................................................................................... 161
Literaturverzeichnis .................................................................................................. 163
Anhang ..................................................................................................................... 195
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Das Drei-Kreise-Modell des Familienunternehmens ............................... 21
Abbildung 2: Verteilung der berücksichtigten Studien über die Publikationsjahre ........ 86
Abbildung 3: Funnel Plot zur Identifikation eines möglichen Publication Bias für
alle berücksichtigten Studien auf aggregierter Ebene .............................. 91
Abbildung 4: Das konzeptionelle Familieneinfluss-Diagramm ................................... 118
Abbildung 5: Das empirisch belegte Familieneinfluss-Diagramm .............................. 121
Abbildung 6: Dendrogramm auf Basis des Single-Linkage-Verfahrens unter
Vorgabe einer 6-Cluster-Lösung ............................................................ 131
Abbildung 7: Dendrogramm auf Basis des Ward-Linkage-Verfahrens unter
Vorgabe einer 6-Cluster-Lösung ............................................................ 132
Abbildung 8: Das Familieneinfluss-Diagramm unter Berücksichtigung der 3-
Cluster-Lösung....................................................................................... 138
Abbildung 9: Das Familieneinfluss-Diagramm unter Berücksichtigung der 6-
Cluster-Lösung....................................................................................... 141
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gegenüberstellung der Charakteristika und Annahmen der Prinzipal-
Agenten- und der Stewardship-Theorie ...................................................... 33
Tabelle 2: Zusammenfassung der in den Studien verwendeten Familienvariablen ...... 77
Tabelle 3: Liste aller Studien, die in der Meta-Analyse berücksichtigt wurden ........... 79
Tabelle 4: Ländereinteilung nach dem „Worldwide Governance Indicator
Project“ für das Jahr 2013 ........................................................................... 89
Tabelle 5: Ergebnisse zur Untersuchung des generellen Zusammenhanges
zwischen Familieneinfluss und Unternehmensperformance ....................... 90
Tabelle 6: Ergebnisse zur Untersuchung des Einflusses der moderierenden Effekte
auf die aggregierten Studien ........................................................................ 93
Tabelle 7: Ergebnisse zur Untersuchung des spezifischen Familieneinflusses auf
ein aggregiertes Performancemaß ............................................................... 97
Tabelle 8: Ergebnisse zur Untersuchung des spezifischen Familieneinflusses auf
ein aggregiertes Performancemaß (Fortsetzung) ......................................... 99
Tabelle 9: Ergebnisse zur Untersuchung des spezifischen Familieneinflusses auf
ein aggregiertes Performancemaß (Fortsetzung) ....................................... 102
Tabelle 10: Ergebnisse zur Untersuchung des spezifischen Familieneinflusses auf
die jeweiligen Performancemaße .............................................................. 104
Tabelle 11: Zusammenfassung der Hypothesen ........................................................... 106
Tabelle 12: Deskriptive Statistik der im Cluster-Verfahren verwendeten Variablen ... 127
Tabelle 13: Korrelationsmatrix der im Cluster-Verfahren verwendeten Variablen ...... 129
Tabelle 14: Ergebnisse der Duda/Hart-Regel zur statistischen Überprüfung der
verschiedenen Cluster-Lösungen .............................................................. 133
Tabelle 15: Diskriminanz-Analyse auf Basis der K-Means-3-Cluster-Lösung ............ 135
Tabelle 16: Diskriminanz-Analyse auf Basis der K-Means-6-Cluster-Lösung ............ 136
Tabelle 17: Vergleich der Mittelwerte der auf Basis der K-Means-3-Cluster-Lösung
generierten Familientypen ......................................................................... 137
Tabellenverzeichnis XVI Tabelle 18: Vergleich der Mittelwerte der auf Basis der K-Means-6-Cluster-Lösung
generierten Familientypen ......................................................................... 140
Tabelle 19: Deskriptive Statistik aller in der linearen Regression berücksichtigten
Variablen ................................................................................................... 147
Tabelle 20: Korrelationsmatrix aller in der linearen Regression berücksichtigten
Variablen ................................................................................................... 149
Tabelle 21: Ergebnisse der linearen Regressionsanalyse für die Gesamtstichprobe .... 151
Tabelle 22: Ergebnisse der linearen Regressionsanalyse für die Teilstichprobe
Familienunternehmen ................................................................................ 153
Abkürzungsverzeichnis
bzw. beziehungsweise
CEO Chief Executive Officer
CFO Chief Financial Officer
et al. et alii (und andere)
etc. et cetera
f. folgende (eine)
ff. fortfolgende (mehrere)
F-PEC Skala zur Messung des Familieneinflusses (Power,
Experience, Culture)
FU Familienunternehmen
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Hrsg. Herausgeber
KG Kommanditgesellschaft
KMU kleine und mittelständische Unternehmen
ROA Return on Assets
ROE Return on Equity
ROI Return on Invest
S. Seite
S&P 500 Standard & Poor’s 500 Aktienindex
USA United States of America
vgl. vergleiche
Vol. Volume
VV Vorstandsvorsitzender
VW Volkswagen
Anhang
Anhang 1: Einfluss des Eigentumsanteils auf die Unternehmensperformance ........... 195
Anhang 2: Einfluss des Familienmanagements auf die
Unternehmensperformance ....................................................................... 200
Anhang 3: Einfluss der Familie durch die Mitarbeit in einem Kontrollgremium
auf die Unternehmensperformance ........................................................... 204
Anhang 4: Familienspezifische Charakteristika und Familiness und deren
Einfluss auf die Unternehmensperformance ............................................. 207
Anhang 5: Auswirkungen eines nicht näher definierten Familieneinflusses auf
die Unternehmensperformance ................................................................. 210
Anhang 6: Einfluss der Familie durch die Mitarbeit im Kontrollgremium bei
Verwendung eines marktbasierten Performancemaßes ............................. 213
Anhang 7: Beeinflussung eines marktwertbasierten Performancemaßes bei
Berücksichtigung jeglichen Familieneinflusses ........................................ 216
Anhang 8: Einfluss des Eigentumsanteils auf die Unternehmensperformance ........... 221
Anhang 9: Beeinflussung eines bilanziellen Performancemaßes bei
Berücksichtigung jeglichen Familieneinflusses ........................................ 224
Anhang 10: Beeinflussung eines wachstumsorientierten Performancemaßes bei
Berücksichtigung jeglichen Familieneinflusses ........................................ 229
1 Motivation und Zielsetzung
„Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste,
sondern diejenige, die am besten auf Veränderungen reagiert“ (Charles Robert
Darwin, 1809-1882). In diesem Zitat könnte die Erklärung dafür liegen, dass die
ältesten Unternehmen der Welt Familienunternehmen sind. Nishiyama Onsen
Keiunkan, ein japanisches Kurhotel, wird in der 52. Generation von ein und
derselben Familie geführt und existiert seit nunmehr 1300 Jahren. Auch die
Familie Beretta besitzt ihr Unternehmen, die Fabbrica d’Armi Pietro Beretta, die
sich auf die Herstellung von Schusswaffen spezialisiert hat, seit 1526
(Wirtschaftswoche, 2015a). Doch nicht nur das Alter dieser beispielhaft genann-
ten Unternehmen, vor allem auch die Verbreitung dieser Organisationsform auf
der ganzen Welt rücken das Familienunternehmen in das Interesse einer breiten
Öffentlichkeit.
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat gemeinsam mit der
Stiftung Familienunternehmen auf Basis des Mannheimer Unternehmenspanels
die volkswirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen untersucht: 92%
aller deutschen Unternehmen gelten als familienkontrolliert, sie beschäftigen
60% aller Arbeitnehmer und erwirtschaften 51% des Gesamtumsatzes der deut-
schen Wirtschaft (Gottschalk, Hauer, Niefert, Keese & Licht, 2011, S.16). Auch
in anderen bedeutenden Wirtschaftsnationen haben Familienunternehmen einen
hohen Stellenwert. Unter den 200 umsatzstärksten Unternehmen Indiens wie
auch Südost-Asiens sind jeweils mehr als 100 Familienunternehmen und auch in
den Vereinigten Staaten sind über 30% der besagten Unternehmen Familienun-
ternehmen (The Economist, 2015). Das Beratungsunternehmen McKinsey prog-
nostiziert, dass bis im Jahr 2025 4000 weitere gründer- beziehungsweise fami-
liengeführte Unternehmen ihren Umsatz auf eine Milliarde US-Dollar ausbauen
werden. Da diese Unternehmen größtenteils in Schwellenländern in Asien be-
heimatet sind, werden diese Länder für die Weltwirtschaft dementsprechend an
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017K.T. Wirsching, Familieneinfluss und Unternehmenserfolg,DOI 10.1007/978-3-658-18955-6_1
2 Motivation und Zielsetzung Bedeutung gewinnen (Björnberg, Elstrodt & Pandit, 2014). Vor dem Hinter-
grund der kulturellen Bedeutung der Familie in diesen Ländern scheint es un-
umgänglich, dass auch die Bedeutung des Familienunternehmens stetig zuneh-
men wird.
Demgegenüber steht ein Forschungsfeld „Familienunternehmen“, das in den
letzten drei Jahrzehnten in erster Linie offenbart hat, wie wenig wir über diesen
Unternehmenstypus, seine charakteristischen Eigenschaften und strategischen
Ziele wissen. Auch wenn die Anzahl publizierter Artikel in den letzten Jahren
stetig zugenommen hat (De Massis, Sharma, Chua & Chrisman, 2012, S.4),
herrscht weiterhin wenig Einigkeit in der Frage, was das Familienunternehmen
auszeichnet. Vor allem eine mangelnde theoretische Fundierung, die sich auch
in der geringen Anzahl theoretischer Papiere widerspiegelt, kann dafür verant-
wortlich gemacht werden, dass bis heute keine einheitliche Definition des Fami-
lienunternehmens existiert. Eine einheitliche Theorie der Familienunternehmung
scheint vor diesem Hintergrund in weite Ferne gerückt zu sein. Dieser Miss-
stand schlägt sich auch auf empirische Arbeiten nieder, deren Vergleichbarkeit
aufgrund der Problematik, die sich aus einer uneinheitlichen Abgrenzung und
Operationalisierung des Familienunternehmens ergibt, nur selten gegeben ist.
Vor allen die Heterogenität des Familienunternehmens, das je nach Definition
sowohl den Tante-Emma-Laden um die Ecke als auch den VW-Konzern ein-
schließt, stellt eine große Herausforderung dar. Empirische Ergebnisse werden
folglich von der Definition des Familienunternehmens getrieben. Die Festlegung
von Grenzen (beispielsweise hinsichtlich des Eigentumsanteils oder einer pro-
zentualen Beteiligung der Familie im Management) und die Dichotomisierung
von Beobachtungen haben Auswirkungen auf das Resultat jeder einzelnen Stu-
die. Gerade dann, wenn in Performancestudien der wirtschaftliche Erfolg von
Familien- und Nicht-Familienunternehmen gegenüber gestellt wird, sollte die
zugrunde gelegte Definition bei einer Diskussion der Ergebnisse berücksichtigt
werden.
Die vorliegende Arbeit verfolgt zwei Zielsetzungen, die sich aus dem Definiti-
onsdilemma des Familienunternehmens ergeben: Zunächst soll untersucht wer-
3
den, inwiefern die Bestimmung und Operationalisierung des Familieneinflusses
das Ergebnis von Performancestudien bedingt. Dabei werden sowohl stark ver-
einfachende Definitionen als auch solche, die sich mit dem Kern des Familien-
unternehmens, der sogenannten Familiness, beschäftigen, einbezogen. Der zwei-
te Teil der Arbeit zielt darauf ab, die Heterogenität der Familienunternehmen
mithilfe einer Typologisierung bestimmbar zu machen. Anschließend soll der
Einfluss der einzelnen standardisierten Typen auf den Unternehmenserfolg
überprüft werden. Die übergeordnete Forschungsfrage lautet deshalb, inwiefern
die Definition des Familienunternehmens und Bestimmung des Familieneinflus-
ses den Unternehmenserfolg beeinflussen.
Die Arbeit nähert sich der Beantwortung der Forschungsfrage mit den im Fol-
genden genannten Schritten an. Zunächst werden in Kapitel 2 Theorien und
Konzepte der Familienunternehmung vorgestellt und diskutiert, die sich in der
Literatur als dominante Erklärungsansätze herauskristallisiert haben. Um eine
systematische Vorgehensweise gewährleisten zu können, wurden diese in „mik-
roökonomische Ansätze“, „allgemeine Theorien der Unternehmung“ und „spe-
zifische Konzepte der Familienunternehmung“ gegliedert.
Anschließend dient ein quantitativer Literaturüberblick, der sich ausschließlich
mit Performance-Studien zu Familienunternehmen befasst, einer Annäherung an
die erste Zielsetzung der Arbeit (Kapitel 3). Die Meta-Analyse widmet sich
hierzu den folgenden zwei zentralen Fragen: Erstens soll geklärt werden, wie
sich Familienunternehmen definieren lassen und welche Eigenschaften sie von
anderen Unternehmen abgrenzen. Die zweite Frage baut hierauf auf und be-
schäftigt sich eingehend mit den in der Literatur gängigen Performancemaßen.
Gerade unter Berücksichtigung der jeweiligen Definition des Familienunter-
nehmens liegt nahe, dass sich Performancemaße zur Messung des Unterneh-
menserfolgs hinsichtlich ihrer qualitativen Eignung unterscheiden. Das liegt
zum einen an der oftmals divergierenden Zielsetzung und zum anderen an dem
abweichenden Zeithorizont der verschiedenen Unternehmenstypen.
4 Motivation und Zielsetzung Unter Berücksichtigung der in der Meta-Analyse identifizierten relevanten
Möglichkeiten der Einflussnahme der Familie, welche sich durch die Gover-
nance-Struktur des Unternehmens (mit den Dimensionen Eigentum und Ma-
nagement) beschreiben lassen, wird im Kapitel 4 eine Clusteranalyse durchge-
führt. Hierzu werden mithilfe eines Datensatzes deutscher Familienunternehmen
Beobachtungen aufgrund ihrer charakteristischen Merkmale gruppiert. Dabei
stehen die bereits genannten Kanäle „Management“ und „Eigentum“ im Vor-
dergrund. Die resultierende Clusterlösung soll sowohl auf Basis einer Diskrimi-
nanz-Analyse als auch theoretischen Überlegungen kritisch hinterfragt werden.
Der Einfluss der identifizierten Cluster auf die Unternehmensperformance wird
im Kapitel 5 im Rahmen einer Regressionsanalyse überprüft. Die Heterogenität
zwischen den einzelnen Typen von Familienunternehmen wird folglich genutzt,
um mögliche Einflüsse von Governance-Strukturen auf den Unternehmenserfolg
messbar zu machen.
In einer Schlussbetrachtung (Kapitel 6) werden die Ergebnisse der Arbeit zu-
sammengefasst und kritisch gewürdigt. Dabei werden sowohl Einschränkungen
als auch Implikationen für zukünftige Forschungsarbeiten diskutiert. Ein Aus-
blick schließt die Arbeit ab.
2 Theorien und Konzepte der Familienunternehmung
In diesem Kapitel soll die Frage geklärt werden, warum Unternehmen, insbe-
sondere Familienunternehmen, überhaupt existieren. Darüber hinaus soll über-
prüft werden, welche Aussagen sich über deren Verhalten treffen lassen. Einen
ersten Erklärungsansatz für die Existenz von Familienunternehmen liefert das
Konzept der Pareto-Effizienz (Varian, 2004, S. 14f.). Dieses Konzept unterstellt,
dass eine Organisation genau dann effizient ist, wenn es keine alternative Orga-
nisationsform gibt, die mindestens einen Stakeholder der Organisation besser
stellen kann, ohne einen anderen schlechter zu stellen. Wenn also Familienun-
ternehmen existieren, kann davon ausgegangen werden, dass sie sich in einem
ökonomischen Darwinismus als effiziente Organisationsform durchgesetzt ha-
ben. Gleichzeitig existieren jedoch auch andere Organisationsformen. Es kann
also davon ausgegangen werden, dass all diese Organisationsformen innerhalb
der ihnen gegebenen Rahmenbedingungen und in Ermangelung eines perfekten
Marktes eine beste Antwort darstellen und effizient agieren. Welche Unter-
schiede zwischen Familien- und Nicht-Familienunternehmen bestehen und wie
sich diese aus einer theoretischen Perspektive erklären lassen, soll in den fol-
genden Unterkapiteln erläutert werden.
Zunächst werden mikroökonomische Ansätze und das neoklassische Marktmo-
dell diskutiert, um zu erklären, warum die Organisationsform des Unternehmens
der des Marktes zur Koordination von Aktivitäten überlegen sein kann (Kapitel
2.1). Die anschließende Vorstellung allgemeiner Theorien der Unternehmung
dient der Spezifikation von Marktgegebenheiten und einer detaillierteren Dis-
kussion der beteiligten Akteure und ihrer Zielsetzungen (Kapitel 2.2). Spezifi-
sche Konzepte der Familienunternehmung werden im Kapitel 2.3 behandelt und
heben die Besonderheiten einer Symbiose der beiden Organisationsformen
„Familie“ und „Unternehmen“ hervor.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017K.T. Wirsching, Familieneinfluss und Unternehmenserfolg,DOI 10.1007/978-3-658-18955-6_2
6 Theorien und Konzepte der Familienunternehmung 2.1 Mikroökonomische Ansätze
Trotz zunehmender Kritik stellt die mikroökonomische Theorie das nach wie
vor dominierende Paradigma zur Erklärung von Tauschprozessen und dem
Verhalten der beteiligten Akteure dar. Als Teilbereich der Volkswirtschaftslehre
beschäftigt sie sich allgemein mit der Funktionsweise von Märkten und ihren
zentralen Akteuren, den Unternehmern als Anbietern von Leistungen und Kon-
sumenten oder Haushalten als Nachfragern.
2.1.1 Allgemeines neoklassisches Marktmodell
Unternehmen werden im neoklassischen Marktmodell lediglich durch ihre Pro-
duktionstechnologie beschrieben, welche das Verhältnis von Input- zu Output-
faktoren determiniert (Varian, 2004, S. 326ff.). Durch die Produktionsfunktion
und die gegebene Technologie bestimmt sich wiederum die Kostenfunktion
eines Unternehmens. Das Güterangebot trifft auf die Nachfrage der Haushalte
und der Preismechanismus sorgt für ein Marktgleichgewicht von Angebot und
Nachfrage. In einem friktionslosen Markt existiert ein Gleichgewicht, bei dem
der Marktpreis den Grenzkosten der homogenen Güter entspricht. Marktpreis
und Kosten sind damit interdependent und deterministisch bestimmt, folglich
auch die optimale Produktionsfunktion. Im Marktgleichgewicht kann einzig die
kostenminimale Produktionstechnologie existieren, jede noch so geringfügige
Abweichung führt zu einem Verdrängen durch die Konkurrenz. Unternehmen
bestehen nur aus einer Produktionsfunktion, welche für alle Unternehmen auf
dem Markt identisch ist. Auch Unternehmen sind folglich homogen und iden-
tisch. Ein solches Marktgleichgewicht stellt sich jedoch nur unter bestimmten
Bedingungen ein. Neben der Annahme homogener Anbieter und Nachfrager
wird insbesondere ein bestreitbarer Markt ohne Eintritts- und Austrittsbarrieren
verlangt. Dies setzt wiederum die Abwesenheit von Transaktionskosten jegli-
cher Art voraus.
Unternehmen werden als rein deterministische Einheiten interpretiert, welche
einem gegebenen Marktpreis gegenüberstehen und sich ausschließlich passiv
Mikroökonomische Ansätze 7 und reaktiv verhalten können. Das Verhalten bestimmt sich allein durch die
unterstellte Gewinnfunktion, welche die Unternehmen zwingt, sich gewinnma-
ximal zu verhalten, um nicht vom Markt verdrängt zu werden. Dieses Maximie-
rungskalkül bestimmt konsequenterweise die Grenzen der Unternehmung: Die
Produktion sollte bis zu diesem Optimum erweitert werden, jede weitere produ-
zierte Einheit würde Kosten verursachen, die nicht durch entsprechende Erlöse
gedeckt wären. Ein optimales Gleichgewicht ist erreicht, wenn weder eine Zu-
nahme noch eine Verringerung der Produktionsmenge um eine Einheit zu einem
höheren Gewinn führen würde. Ein ineffizientes Unternehmen wird in einem
vollkommenen und damit bestreitbaren Markt sofort verdrängt. Es wird von
ökonomischem Darwinismus gesprochen, der im Umkehrschluss effiziente
Unternehmen positiv selektiert. In der Konsequenz kann unter den genannten
Marktbedingungen für jedes Unternehmen angenommen werden, dass es effi-
zient ist.
Die klassische mikroökonomische Theorie liefert, trotz ihres Anspruchs eines
umfassenden Gedankengebäudes, weder eine Begründung für die Entstehung
von Unternehmen noch Erklärungsansätze bezüglich deren Größe und Verände-
rung. Vielmehr stellt die zugrundeliegende Produktionstechnologie eine beliebig
skalierbare Einheit ohne Größenvorteile dar. Insofern ist auch die Frage nach
den Eigentümern eines Unternehmens redundant beziehungsweise determinis-
tisch. Der Markt selektiert effiziente Unternehmen und damit eine effiziente
Eigentümerstruktur.
Dem Preismechanismus wird in einfachen mikroökonomischen Modellen die
zentrale Steuerungsfunktion zugeschrieben. Damit einher geht die grundsätzli-
che Idee, dass die Wohlfahrt des Kollektivs maximiert wird, indem jeder einzel-
ne Akteur versucht, seine individuelle Wohlfahrt zu maximieren. Adam Smith
(1776) beschreibt in seinem Werk „The Wealth of Nations“ dieses Zusammen-
spiel; bis heute verbindet man mit seinem Werk die Vorstellung einer unsichtba-
ren Hand, die den Markt steuert und ein Gleichgewicht herbeiführt. Andere
Ökonomen sprechen für Organisationen dieser Epoche nur von Händlern oder
Kaufleuten und beschreiben diese als Vorreiter eines Unternehmens, wie es
8 Theorien und Konzepte der Familienunternehmung heute verstanden wird. Erst eine Trennung der Zielfunktion des Unternehmens
von der ihres Eigentümers führt in diesem Literaturstrang zu einem eigenständi-
gen Unternehmen. Ein einfaches Familienunternehmen, welches der Bestreitung
des Lebensunterhaltes wegen geführt wird, ist demnach kein Unternehmen
(Spulber, 2009, S. 103). Unternehmen im klassischen Sinne mit einer Gewinn-
erzielungsabsicht, die als losgelöst von den Zielen ihres Eigentümers betrachtet
werden kann, bildeten sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
(Chandler, 1977).
Dieses klassische mikroökonomische Unternehmen bezeichnet Hart (2011,
S.102) als Karikatur eines modernen Unternehmens. Dabei streitet er den Nut-
zen dieses vereinfachten Modells jedoch nicht vollständig ab und verweist auf
die Chance, damit Produktionsmöglichkeiten von Unternehmen zu vergleichen.
Wenn die Annahme des vollkommenen Wettbewerbs fällt, kann auch das strate-
gische Verhalten zwischen Unternehmen erklärt werden. Das Unternehmen
bleibt jedoch weiterhin eine „Black Box“, die lediglich durch ihre Produktions-
technologie charakterisiert wird. Sämtliche Eigenschaften und Kennzeichen
eines Unternehmens, welche direkt oder indirekt das Agieren auf Märkten be-
stimmen, bleiben außen vor. Insbesondere die Kapitalstruktur, also das Verhält-
nis von Eigen- zu Fremdkapital, wird als irrelevant betrachtet. Trotz berechtigter
Kritik an der Vereinfachung und Abstraktion dieses Theoriegebäudes zur Erklä-
rung marktlichen Verhaltens lassen sich Aussagen über das Verhalten von
Marktteilnehmern hinreichend genau beschreiben und analysieren. Je geringer
der Einfluss der „Black Box“ auf die strategischen Alternativen der Marktteil-
nehmer, umso weniger restriktiv erweisen sich die Annahmen, und umso näher
rückt die Lebenspraxis an die Beschreibung und die Aussagen der Modellwelt
heran. In weitgehend standardisierten Branchen ähneln sich Unternehmen in
ihrer zugrundeliegenden Produktionstechnologie immer mehr. Der strategische
Aktionsradius durch die „Black Box“ wird immer enger und vom Markt deter-
miniert. In der Folge können sich Unternehmen nur noch entsprechend der
Marktgesetze und -kräfte „verhalten“ und nicht mehr eigenständig „handeln“.
Unternehmen aus der Textil-, Stahl- oder Lebensmittelindustrie mögen hier als
Beispiel dienen.