5. HolzBauSpezial Brückenbau 2014
Fahrbahnübergänge und Entwässerung | A. Hemmert-Halswick
1
Fahrbahnübergänge und Entwässerung – Wasserführung auf Holzbrücken –
langfristige Lösungen und Sicherheits-mechanismen
Arnold Hemmert-Halswick
Bundesanstalt für Straßenwesen BASt
DE-Bergisch Gladbach
5. HolzBauSpezial Brückenbau 2014
Fahrbahnübergänge und Entwässerung | A. Hemmert-Halswick
2
5. HolzBauSpezial Brückenbau 2014
Fahrbahnübergänge und Entwässerung | A. Hemmert-Halswick
3
Fahrbahnübergänge und Entwässerung – Wasserführung auf Holzbrücken –
langfristige Lösungen und Sicherheits-mechanismen
1. Anforderungen
Fahrbahnübergänge im Zuge von Bundesfernstraßen in Deutschland sind entsprechend
den Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten
ZTV-ING 8-1 [1], 8-2 [2] und den zugehörigen Technischen Lieferbedingungen TL und
Technischen Prüfvorschriften TP auszuführen. Die ZTV-ING 8-1 mit den TL/TP FÜ [3] be-
handeln Fahrbahnübergänge aus Stahl und Elastomer wie z.B. Lamellenübergänge oder
Fingerübergänge; Fahrbahnübergänge aus Asphalt sind in den ZTV-ING 8-2 mit den zu-
gehörigen TL-BEL-FÜ [4] und TP-BEL-FÜ [5] geregelt. Bei der BASt werden die Fahrüber-
gänge, die entsprechend TL/TP FÜ regelgeprüft oder entsprechend TP-BEL-FÜ geprüft
sind, in der Zusammenstellung der geprüften Stoffe und Stoffsysteme geführt: Sie sind
unter www.bast.de – Qualitätsbewertung – Listen – Brücken- und Ingenieurbau abrufbar.
Die aktuellen ZTV-ING-Teile beziehen sich hinsichtlich der Bemessung auf die DIN EN
1991-2 Lasten auf Brücken, DIN EN 1992-2 Betonbrücken, DIN EN 1993-2 Stahlbrücken
und DIN EN 1994-2 Verbundbrücken einschließlich der zugehörigen NA, soweit im Einzel-
nen nichts anderes geregelt ist.
2. Europa
Durch Beschluss der Europäischen Kommission wurde eine Zulassungsleitlinie ETAG für
Straßenfahrbahnübergänge (RBEJ) [6] erarbeitet, siehe www.eota.com – publications –
ETAG032 (englischsprachig). Die ETAG gliedert sich in acht Teile:
Tabelle 1: ETAG-Teile der ETAG Fahrbahnübergänge für Straßenbrücken
Teil Familien von Fahrbahnübergängen
1 Allgemeines
2 Unterflurfahrbahnübergang
3 Fahrbahnübergang aus flexiblem Belagsmaterial
4 einprofiliger Fahrbahnübergang (Fahrbahnübergang mit einem Dehnprofil)
5 Mattenfahrbahnübergang
6 Fahrbahnübergang mit auskragenden Fingern
7 aufgelagerter Fahrbahnübergang (Finger oder Rollverschluss)
8 mehrprofiliger Fahrbahnübergang (Lamellenfahrbahnübergang)
Die ETAG wurde auf der Basis eines Mandats der Europäischen Kommission nach der
Bauproduktenrichtlinie erarbeitet und bildet die Grundlage für die Erteilung einer ETA =
European Technical Assessment (Beurteilung), vormals Approval (Zulassung).
3. Bauarten
Die Unterflurübergänge stellen eine relativ einfache Bauart dar, die in Deutschland bisher
nicht geregelt war.
Fahrbahnübergänge aus Asphalt haben inzwischen in Deutschland einen Marktanteil von
10% erreicht. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie normalerweise mit der anschlie-
ßenden Straßenoberfläche eine ebene Fläche bilden und deshalb lärmmäßig sehr gut
sind. Allerdings ist der Dehnweg beschränkt; nach aktuellen Regelwerk ZTV-ING 8-2 mit
TL-BEL-FÜ/TP-BEL-FÜ beträgt er nominal maximal 37,5 mm.
http://www.bast.de/http://www.eota.com/
5. HolzBauSpezial Brückenbau 2014
Fahrbahnübergänge und Entwässerung | A. Hemmert-Halswick
4
Abbildung 1: Fahrbahnübergang aus Asphalt
Fahrbahnübergänge mit einem Dehnprofil werden häufig eingesetzt; sie sind für Brücken
bis etwa 60 m vom Dehnweg her geeignet. Im bisherigen Regelwerk ZTV-ING 8-1 sind
sie separat ausgewiesen, siehe www.bast.de – Publikationen – Regelwerke zum Down-
load – Brücken- und Ingenieurbau – Bauausführung. In der Richtzeichnung Übe 1 sind
wesentliche Anforderungen niedergelegt; in Übe 2 ist der Vordruck für ein Einbauproto-
koll zu finden.
Abbildung 2: Richtzeichnungen Übe 1 und Übe 2
http://www.bast.de/
5. HolzBauSpezial Brückenbau 2014
Fahrbahnübergänge und Entwässerung | A. Hemmert-Halswick
5
Fingerübergänge bestehen aus ineinandergreifenden Fingern, sie entwässern nach unten;
das eintretende Wasser muss also von dort abgeführt werden.
Abbildung 3: Fingerübergang
Lamellenfahrbahnübergänge sind die z.Zt. am meisten verwendeten Fahrbahnübergänge.
Sie zeichnen sich durch Wasserdichtheit bei großen möglichen Dehnwegen aus. In der
Nähe von Siedlungen stellt der Lärm bei Überfahrten ein Problem dar; Abhilfe haben die
Lärmminderungsmaßnahmen in Form von Rauten oder Sinusblechen gebracht, die auf
die querorientierten Lamellen aufgebracht wurden.
Abbildung 4: Lamellenübergänge ohne und mit Lärmminderung
5. HolzBauSpezial Brückenbau 2014
Fahrbahnübergänge und Entwässerung | A. Hemmert-Halswick
6
4. Forschung
Die Lamellenübergänge mit den quer zur Fahrtrichtung verlaufenden Lamellen sind be-
sonders lärmerzeugend; durch eine konsequente Änderung der Ausrichtung von „quer“
zu „längs“ wurden die als störend empfundenen Überfahrgeräusche ab rund 1998 redu-
ziert. In den Programmen Leiser Straßenverkehr und Leiser Straßenverkehr 2 ab 2002
wurde versucht, die Lärmeigenschaften der Fahrbahnübergänge weiter zu verbessern.
5. Wasserführung auf Holzbrücken
Die derzeit gebräuchlichen Fahrbahnübergänge für Straßenbrücken lassen sich hinsich-
tlich der Entwässerung in zwei Gruppen unterteilen:
Entwässerung auf die angrenzende Straßenoberfläche,
Aufnahme und Abgabe des eingetretenen Wassers an die Brückenentwässerung.
Die Entwässerung auf die angrenzende Straßenoberfläche macht eine eigene Entwässe-
rung überflüssig; sie setzt voraus, dass die Wasserdichtheit aller angrenzenden Bauteile
gegeben ist. Zu dieser Gruppe gehören die Lamellenübergänge, die Fahrbahnübergänge
mit einem Dehnprofil und die Fahrbahnübergänge aus Asphalt.
Bei den Fingerübergängen ist die Aufnahme und Abgabe des eingetretenen Wassers an
die Brückenentwässerung notwendig.
Damit die Brücke dauerhaft ist, ist es notwendig, dass die Entwässerung funktioniert; es
muss also ein Konzept existieren, was mit dem Wasser passiert; es darf keine undefinier-
ten Stellen geben.
Sicherheitsmechanismen sind z.B. Spülöffnungen, um Verunreinigungen begegnen zu
können. Auch die Brückenprüfung nach DIN 1076 gehört dazu.
In der Richtzeichnung HS 0.1 Planungshinweise zum baulichen Holzschutz und zur Ent-
wässerung von Brückenbauwerken, siehe www.holzbrueckenbau.com - Bemessung, sind
zahlreiche Hinweise zur guten Gestaltung der Entwässerung von Holzbrücken enthalten.
Abbildung 5: Auszug Richtzeichnung HS 0.1
http://www.holzbrueckenbau.com/
5. HolzBauSpezial Brückenbau 2014
Fahrbahnübergänge und Entwässerung | A. Hemmert-Halswick
7
Abbildung 6: Spülöffnung
Abbildung 7: Richtzeichnung H Übe1
5. HolzBauSpezial Brückenbau 2014
Fahrbahnübergänge und Entwässerung | A. Hemmert-Halswick
8
Die Richtzeichnung H Übe 1 skizziert eine Lösung mit einem offenen Bohlenbelag; inwie-
weit damit der Nachweis der Dauerhaftigkeit gelingt, erscheint ungewiss.
Abbildung 8: Richtzeichnung H Übe 2
Die Richtzeichnung H Übe 2 geht konsequent den Weg der Wasserdichtheit; um zu errei-
chen, dass das Wasser zuverlässig abgeleitet wird, ist hier nur noch die Entwässerung
der Fahrbahnoberfläche zu gewährleisten. Bei der Gestaltung der Entwässerung sollte
darauf geachtet werden, dass die Entwässerung zuverlässig funktioniert und nicht häufig,
also z.B. alle drei Monate gewartet werden muss.
Hilfreich ist auch ein Heranziehen von ZTV-ING 8-5 Entwässerungen und der Richtzeich-
nungen Was – Brückenentwässerungen. Dort sind Einzelheiten genannt, um eine zuver-
lässige Wasserabführung zu gewährleisten. Die Richtzeichnung Was 0 Planungshinweise
für Entwässerung von Brückenbauwerken beginnt: „Die rasche und wirkungsvolle Abfüh-
rung des Oberflächenwassers dient der Sicherheit des Verkehrs. Das Funktionieren der
Entwässerung beeinflusst die Lebensdauer und den Unterhaltungsaufwand der Inge-
nieurbauwerke.“ Wenn diese Grundsätze als durchgängiges Konstruktionskonzept ange-
wandt werden, steht einer funktionierenden Entwässerung nichts mehr im Wege.
5. HolzBauSpezial Brückenbau 2014
Fahrbahnübergänge und Entwässerung | A. Hemmert-Halswick
9
Abbildung 9: Abdichtung nach unten bei einem Fingerübergang
Abbildung 10: Entwässerung bei einem Fingerübergang
Die TL/TP FÜ fordern in ihrem Kapitel 5.5 Wasserdichtigkeit:
„(1) Die Wasserdichtigkeit des Fahrbahnübergangs in Lamellenbauweise und der Entwäs-
serung der Fingerübergänge ist nachzuweisen.
(2) Der Nachweis erfolgt zweckmäßig im Versuch durch Aufbringen einer 10 %-igen
NaCl-Lösung auf ein Teilstück eines Fahrbahnübergangs, Stauhöhe mindestens 3 cm über
dessen Höchstpunkt. Dauer des Versuchs: 8 Stunden. Innerhalb dieses Zeitraums darf
keinerlei Feuchtigkeit an die Unterfläche der Dichtungen gelangt sein. Innerhalb des Ver-
suchsbereichs ist in jedem Dichtprofil eine vulkanisierte Stoßstelle vorzusehen. Die
Dichtprofile sind in Richtung der möglichen Verschiebewege – sowohl quer als auch längs
zur Fugenachse – um 20 % über die im Fahrbahnübergang zulässige Bewegung nach
2.2.1.1 hinaus zu dehnen und zu verzerren. Der Versuch zur Wasserdichtigkeit ist danach
5. HolzBauSpezial Brückenbau 2014
Fahrbahnübergänge und Entwässerung | A. Hemmert-Halswick
10
zusätzlich auch für den entspannten Zustand durchzuführen. Innerhalb des Versuchsbe-
reichs muss außerdem ein Schweißstoß des Lamellenprofils liegen.“
Durch diese Anforderungen wird sichergestellt, dass die Dichtprofile ein gewisses Maß an
Sicherheit gegen Wassereintritt bieten. Es ist beim Einbau darauf zu achten, dass die
Profile nicht beschädigt werden.
6. Fazit
Holzbrücken sind geeignet, als Straßenbrücken verwendet zu werden; es muss aber ein
Konzept existieren, die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass sie dauerhaft sind.
Die existierenden Fahrbahnübergänge sind zum großen Teil wasserdicht; für Holzbrücken
sollten sie auf jeden Fall wasserdicht sein.
Es ist eminent wichtig, dafür zu sorgen, dass die Konstruktion funktionieren kann; dies
ist nur möglich, wenn ein lückenloses Konzept existiert, wie das anfallende Wasser abge-
leitet wird.
7. Ausblick
Beim Brückenbau konkurrieren verschiedene Baustoffe miteinander. Inzwischen muss
auch die Nachhaltigkeit gegeben sein, wobei sie noch nicht quantitativ nachgewiesen
wird. Es werden sich die Baustoffe durchsetzen, die auf lange Sicht den Anforderungen
am besten genügen. Dabei müssen die Tragfähigkeit, die Dauerhaftigkeit und die Wirt-
schaftlichkeit gegeben sein.
8. Literatur
[1] ZTV-ING 8-1: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für
Ingenieurbauten; Bauwerksausstattung, Fahrbahnübergänge aus Stahl und aus
Elastomer. www.bast.de – Publikationen – Regelwerke zum Download – Brücken-
und Ingenieurbau – Bauausführung
[2] ZTV-ING 8-2: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für
Ingenieurbauten; Bauwerksausstattung, Fahrbahnübergänge aus Asphalt; FGSV-
Verlag GmbH, Wesselinger Str. 17, 50999 Köln
[3] TL/TP FÜ: Technische Lieferbedingungen und Prüfvorschriften für wasserdichte
Fahrbahnübergänge in Lamellenbauweise und Fingerübergänge mit Entwässerung
von Straßen- und Wegbrücken; www.bast.de – Publikationen – Regelwerke zum
Download – Brücken- und Ingenieurbau – Bauausführung
[4] TL-BEL-FÜ Technische Lieferbedingungen für die Baustoffe zur Herstellung von
Fahrbahnübergängen aus Asphalt; FGSV-Verlag GmbH, Wesselinger Str. 17,
50999 Köln
[5] TP-BEL-FÜ Technische Prüfvorschriften für Fahrbahnübergänge aus Asphalt;
FGSV-Verlag GmbH, Wesselinger Str. 17, 50999 Köln
[6] European Technical Approval Guideline – Road Bridge Expansion Joints ETAG 032
RBEJ - Fahrbahnübergänge für Straßenbrücken siehe www.eota.com – publica-
tions – ETAG032, 2013
http://www.bast.de/http://www.bast.de/http://www.eota.com/