Explosive-stuff law in Germanyunder EU-rules,expecially for pyrotechnicians
Dipl.-Ing. Horst BlachnitzkyRegierung von Oberbayern - Gewerbeaufsichtsamt
Department for explosives
Sprengstoffrecht in Deutschland
incl. EU-Regelungen
beim
Abbrennen von Feuerwerken
Dipl.-Ing. Horst BlachnitzkyRegierung von Oberbayern - Gewerbeaufsichtsamt
Dezernat Sprengen, Steine und Erden
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Inhalt
1. Übersicht Sprengstoffrecht
2. Wichtige Anforderungen für Pyrotechnik
3. Transport auf öffentlichen Straßen
4. Vorschriften Berufsgenossenschaften (BG)
5. Aufgaben Gewerbeaufsichtsamt (GAA)
6. Aufgaben BAM
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1 Übersicht Sprengstoffrecht
• Staatliches Sprengstoffrecht 1. SprengV Begriffe, Feuerwerke, Ausbildung SprengG
Gesetz über explosionsgefährliche Stoffe 2. SprengV Lagerung + SprengLR
• Vorschriften der Berufsgenossenschaften BGR 222 Abbrennen von Großfeuerwerk (Entwurf) BGI 812 Bühnenpyrotechnik
• Weitere wichtig für PyrotechnikADR / GGVSEB, Luftverkehrsrecht, Bundesimmissionsschutzgesetz mit LärmschutzV, Naturschutzgesetz, Waldgesetz, Arbeitsschutzgesetz, Arbeitszeitgesetz, Sonn- und Feiertagsgesetz, Versammlungsstättenverordnung
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1 Übersicht Sprengstoffrecht
In deutsches Sprengstoffrecht
umgesetzte EU-Vorschriften: RL 93/15/EWG … Explosionsstoffe … RL 2004/57/EG … Definition
pyrotechnischer Gegenstände … RL 2005/36/EG … Anerkennung Berufsqualifikationen RL 2006/123/EG … Dienstleistungen im Binnenmarkt RL 2007/23/EG … Inverkehrbringen
pyrotechnischer Gegenstände RL 2008/43/EG … Kennzeichnung und Rückverfolgung
von Explosivstoffen VO (EG) Nr. 1272/2008 …Einstufung, Kennzeichnung …
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2. Wichtige Anforderungen des Sprengstoffrechts
2.1 Definitionen
2.2 Schutzziel
2.3 Persönliche Lizenzen
2.4 Fachkunde
2.5 Verantwortliche Personen
2.6 Lagerung
2.7 Anzeigepflichten
2.8 speziell Pyrotechnik
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2.1 Definitionen:
• Explosionsgefährliche Stoffe (fest oder flüssig)Explosivstoffe:
pyrotechnische Sätze S1+S2, SprengstoffePyrotechnische Gegenstände
Kategorien F1 - F4, T1+T2, P1+P2 (An-)Zündmittel, Fundmunition
• Umgang: Herstellen, Be- und Verarbeiten, Wiedergewinnen, Aufbewahren, Verbringen, Verwenden und Vernichten; Transport, Überlassen und Empfangnahme innerhalb der Betriebsstätte
• Verkehr (Handel) : Inverkehrbringen, Vertreiben, Erwerben, Überlassen
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2.2 Schutzziel (§ 24 SprengG)
• Leben + Gesundheit vonBeschäftigten + Dritten + Sachgüter (Umwelt) schützen
• Regeln der Sicherheitstechnik und Anleitung des Herstellers anwenden
• Gefährdungen beurteilen + Arbeitsablauf regeln• Schutz- und Sicherheitsabstände einhalten • Diebstahlschutz + Brandschutz• Vorsorge- und Überwachungsmaßnahmen• Verhaltensanweisungen festlegen +
Beschäftigte unterweisen
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2.3 Persönliche Lizenzen (§§ 7 – 11, 20, 27, 34 SprengG, §§ 38-40a der 1. SprengV)
• Erlaubnis für Gewerbebetriebe, unbefristet
• Befähigungsschein für verantwortlich tätige Beschäftigte, auf 5 Jahre befristet:gilt nur zusammen mit einer Erlaubnis
Auch für Ausländer aus EU, EWR und CH Voraussetzungen:
Alter > 21 Jahre, persönliche und körperliche Eignung, Zuverlässigkeit, Fachkunde
Erlöschen, wenn Tätigkeit nach 1 Jahr noch nicht bzw. 2 Jahre lang nicht ausgeübt wird
Widerruf durch Behörde, z.B. bei Verurteilung
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2.3 Befähigungsschein und Erlaubnis
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2.3 Kriterien für Zuverlässigkeit (§ 8a SprengG)
• Zuverlässigkeit nicht vorhanden z.B. bei: Straftat > 1 Jahr Freiheitsstrafe Verstöße gegen Waffen- und Sprengstoffrecht
• Eventuell nicht zuverlässig z.B. bei: Straftat > 60 Tagessätze oder wiederholte Geldstrafen Verstöße gegen Natur- und Arbeitsschutzgesetze . Anhaltspunkte für Verfassungsfeindlichkeit,
gegen Frieden und Völkerverständigung
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2.4 Fachkunde (§ 9 SprengG + §§ 29-37 der 1. SprengV)
• Fachkundelehrgänge mit behördlicher Prüfung in Theorie + Praxis
• Grund- und Sonderlehrgänge sowie
Wiederholungslehrgang (alle 5 Jahre)• Alternativ Einzelprüfung vor Behörde
Für Zulassung notwendig: Nachweis der Praxis (mind. 26 Großfeuerwerke) Nachweis der Zuverlässigkeit
(Unbedenklichkeitsbescheinigung
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2.5 Verantwortliche Personen (§§ 19, 21 SprengG)
• Erlaubnisinhaber• Betriebsleiter (Befähigungsschein)• Aufsichtspersonen (Befähigungsschein)
Die Bestellung der verantwortlichen Personen ist dem GAA anzuzeigen
Ebenso die Abbestellung
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2.6 Lagerung (§ 17 SprengG + 2. SprengV + SprengLR)
• Lagergenehmigung erforderlich
Lagergruppen: 1.1 bis 1.4 (2011: + 1.5, 1.6) Verträglichkeitsgruppen: A bis S
• Grundsätzliche Anforderungen: Schutz- und Sicherheitsabstände, Bauweise und Einrichtung, Bauartzulassung, Schutz vor Diebstahl, Brand-, Blitz- und Wasserschutz, Zusammenlagerungsverbote, Maximaltemperaturen, Kennzeichnung, Betriebsvorschriften
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2.6 Vereinfachte Anforderungen für Lagerung kleiner Mengen (Anlagen zur 2. SprengV)
• Mengengrenzen (2011: Brutto- -> Nettoexplosivstoffmasse)• Nur geeignete Räume oder Behältnisse –
nicht in Wohnräumen (SprengLR 410) • Maßnahmen gegen Diebstahl• In Originalverpackung aufbewahren• Keine leichtentzündlichen oder brennbaren Stoffe • Rauchverbot, kein offenes Feuer, Feuerlöscher• Gefahrensymbol „Explosionsgefährlich“
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2.7 Anzeigepflichten (§§ 12, 14, 15, 21, 26, 35 SprengG, § 6 der 1. SprengV)
• Aufnahme, Einstellung oder Änderung eines Betriebes ( -> GAA)
• Bestellung verantwortlicher Personen ( -> GAA)• Abhandenkommen, Diebstahl oder Unfall
(->: GAA, Polizei) • Verlust von Erlaubnis oder Befähigungsschein ( -> GAA)• Jedes Feuerwerk ( -> GAA)
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2.8 speziell für Pyrotechnik
• Keine Erlaubnis oder Befähigungsscheinnötig für Kategorien 1, 2, Anzünder, P1, S1 und T1
• Keine Fachkunde für Kategorie 3, Lizenz aber schon• Keine Verzeichnisführung (anders als Sprengstoffe)• Keine Verbringungsgenehmigung (nach/aus D)
notwendig für pyrotechnische Gegenstände • Keine Baumusterprüfung für Feuerwerke zu
kulturellen, religiösen und traditionellen Zwecken(aber Zustimmung der Behörde)
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2.8 Anzeige von Feuerwerken (§ 23 der 1. SprengV)
• 2 bzw. 4 Wochen vorher ;Ausnahmegenehmigung durch GAA möglich (€)
• Mindestangaben:Name und Anschrift; Erlaubnis; Befähigungsschein Ort, Art, Umfang, Beginn und Ende des Feuerwerksbesonders brandempfindliche Gebäude/Anlagen Sicherungsmaßnahmen, insbesondere Absperrmaßnahmen,
Vorkehrungen zum Schutz der Allgemeinheit Auch bei Vorführung von Effekten auf Bühnen (out-door) Genehmigung bei Vorführung in Theatern (in-door)
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2.8 Sicherheitsmaßnahmen für Großfeuerwerke (neue Technische Regel -> www.bam.de)
• Leitung durch verantwortliche Person• Schutzabstände• Schutz vor Knallwirkung und Brandgefahr• Aufbauplatz absperren (i.d.R. 20 m)• Abbrennzeiten:
Mai - August < 24 Uhr, September - April < 23 Uhr
• Sicherheitsmaßnahmen überprüfen und protokollieren (z.B. Windgeschwindigkeit)
• Versagersuche und –behandlung
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2.8 Schutzabstand für Großfeuerwerke
(neue Technische Regel der BAM)
Herstellerangaben/Gebrauchsanweisungen 20 m bei Bodenfeuerwerk 30 m bei Effekthöhe von < 30 m 50 m bei Effekthöhe von > 30 m 80 % der Steighöhe bei Bomben > 50 mm (mindestens 800 x Kaliber) 100 % der Steighöhe bei Blitzknall-Bomben (mindestens 1000 x Kaliber) 200 m in Abschussrichtung bzw. 125 m in anderen Richtungen bei
steigenden Kronen und Raketen (nicht in Richtung Publikum schießen) Bei Windgeschwindigkeiten von 9 bis 13 m/s Erhöhung
in Windrichtung um 100 %;über 13 m/s nur noch Bodenfeuerwerke
Bei Neigungswinkeln ab 5/11/16° Erhöhung jeweils um 40/60/80 %; bei > 20° Einzelfallbeurteilung
Wenn auf Dach: Schutzabstand + Gebäudehöhe
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3. Transport auf öffentlichen Straßen (GGVSEB / ADR + SprengG)
• Fahrerausbildung (ADR-Schein)• Kennzeichnung mit Gefahrgutklassifikation • Gefahrgutverpackung, Zusammenladeverbote • Unterweisung, 2 kg Feuerlöscher,
Rauchverbot, Ladungssicherung• Überwachung des geparkten Fahrzeugs• Beförderungspapier, Unfallmerkblätter • Ex-Fahrzeug mit Kennzeichnung + besonderer Ausrüstung• Bestellung eines Gefahrgutbeauftragten• Fahrweg- und Tunnelbeschränkungen Teilweise nicht erforderlich, wenn nur „kleine Mengen“
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3. Beispiele für „kleine Mengen“ bei Gefahrguttransport Klasse 1
Stoffbezeichnung
(UN-Nummer)Klassifi-zierung
Faktor Mengengrenze
Schwarzpulver (UN 0027) 1.1 D 50 20 kg netto
Blitzknallbombe (UN 0333) 1.1 G 50 20 kg netto
Feuerwerkskörper (UN 0335) 1.3 G 50 20 kg netto
Feuerwerkskörper (UN 0336) 1.4 G 3 333 kg netto
Pyrotechnischer Gegenstand (UN 0431)
1.4 G 3 333 kg netto
Anzünder (UN 0131) 1.4 S - unbegrenzt
Faktor x Menge <= 1000
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3. EU-weites Verbringen (§ 15 SprengG)
• ADR-Schein (außer < 1000)• Berechtigungsnachweis für Deutschland
= Erlaubnis und Befähigungsschein gültig Identifikations-Nr. (§ 6 Abs. 4 der 1. SprengV)
sowie Lager- und Verträglichkeitszuordnung müssen vorhanden sein
• Verbringungsgenehmigung für Grenze durch BAM erhaltenAusnahme: Keine Verbringungsgenehmigung notwendigbei pyrotechnischen Gegenständen
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4. Vorschriften der Berufsgenossenschaften
BGR 222 Abbrennen von Feuerwerken(in Vorbereitung bzw. TR der BAM)
• Gefährdungsbeurteilung und Unterweisung• Planung und Abbrennplatzbesichtigung• Sicherheitsmaßnahmen am Abbrennplatz• Zusätzliche Maßnahmen bei Schwimmenden Anlagen,
Stegen, Bauwerken etc.• Absuche auf Versager
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5. Aufgaben der Gewerbeaufsicht (§§ 30-33 SprengG und SprengVwV)
• Beratung und Überwachung• Lizenzen: Erlaubnis, Befähigungsschein, Lager,
Unbedenklichkeitsbescheinigung, Fristausnahmen• Meldung der Bestellung von verantwortlichen Personen• Bearbeitung von Feuerwerksanzeigen• Lehrgangszulassungen • Abnahme von Prüfungen in Lehrgängen und
Einzelprüfung, z.B. von Ausländern Infos und Formulare unter:
www.gaa-m.bayern.de/downloads/download.htm
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6. Aufgaben der BAM (§§ 2, 5, 45, 45 SprengG)
• BAM = Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Berlin
• EG-Baumusterprüfbescheinigung als benannte Stelle nach EG-Richtlinien 93/15/EWG sowie 2007/23/EGfür Explosivstoffe (Sprengmittel, Treibmittel)und pyrotechnischen Sätze und Gegenstände;Vergabe von Identifikationsnummern und Festlegung von Verwendungsbestimmungen
Freiversuchsgelände in Horstwalde
• Zulassung von Sprengzubehör, Anzündmitteln und explosionsgefährlichen Stoffen der Chemie
• Zuordnung von Lager- und Verträglichkeits-gruppen der explosionsgefährlichen Stoffe Pyrotechniktest in Horstwalde