Geschäftsstelle PBS
Speichergasse 31
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Tel. +41 (0)31 328 05 45
Fax +41 (0)31 328 05 49
Tätigkeitsbericht Explorer Belt Schweiz
Explorer Belt Schweiz
Lukas Müller / Fläisch
Annick Vollmar / Tartaruga
Regula Wiesner / Gurami
Husmann Jacqueline / Flipper
Schwarz Simon Aurel / Cariño
Büeler Michael / Sony
Version 5.2
Luzern, 17.01.2011
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 2/25
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 3
Organisation 4
Leitungsteam 4
Verein Explorer Belt Schweiz 4
Kommunikation 5
Sicherheit 7
Statuskonzept 9
Entwicklung 10
Entstehung 10
Umsetzung Schweiz 11
Aussichten 12
Arbeitsform 14
Projektelemente (Mittel) 14
Reise 14
Aufgabenteilung 14
Wanderung 14
Teamprojekt 15
Sozialeinsatz 15
Tagebuch 15
Pädagogische Grundlagen (Beziehungen) 16
Persönlichkeit 16
Fachkompetenz 16
Methodenkompetenz 16
Sozialkompetenz 16
Eigenkompetenz 17
Körper 17
Mitmenschen 18
Umwelt 19
Spiritualität 20
Lernen durch Situation (Methoden) 21
persönlicher Fortschritt 21
Gesetz und Versprechen 22
Ritual und Traditionen 22
Leben in der Gruppe 23
Mitbestimmen und Verantwortung tragen 23
Draussen leben 24
Spielen 24
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 3/25
Einleitung
Lord Baden Powel, der Gründer der Pfadibewegung, praktizierte mit seinen Boy Scouts eine Expeditionsform,
welche Knaben und junge Männer anregen sollte, neue Gegenden auf eigene Faust zu entdecken. Diese
Möglichkeit wurde von vielen erwachsenen Pfadern aufgenommen und in zahlreichen eindrücklichen
Reiseerlebnissen festgehalten. 1955 wurde Lord Baden Powels Idee vom englischen Pfadfinderverband als
Pfadiarbeitsform der Roverstufe definiert.
In ein fremdes Land zu reisen, dieses mit dem Rucksack zu durchwandern und sich auf die lokalen
Gegebenheiten einzulassen, war 1960 noch viel schwieriger als heute. Die Roverarbeitsform motivierte aber
bereits zu dieser Zeit, sich der Entdeckerherausforderung zu stellen. Doch die Herausforderungen haben sich
im Laufe der Zeit stark geändert. So sind es selten noch Bahnbillet oder Zollposten der Nachbarländer welche
die gesuchte Herausforderung bilden. Das Grundbedürfnis nach dem Weltenentdecken blieb aber auch über
die Jahre in unserer Gesellschaft bestehen.
Wir betrachten unsere Welt im Wandel der Globalisierung. Geldwährungen, Schilder und Reiseorganisationen
werden vereinheitlicht. Die Sprache Englisch ist der Grundtenor und günstige Fluggesellschaften sowie das
Internet erschliessen entfernte Reiseziele auch für unerfahrene Personen. Diese gesellschaftspolitischen
Vereinfachungen verdrängen aber die ursprüngliche Reiseform keinesfalls. Mit dem Backpacker-Konzept reist
heute eine Vielzahl von Personen durch die Welt und entdeckt fremde Kulturen sowie Flora und Fauna
vertiefter, als dies andere Reiseformen zulassen.
Verliert die Explorer Belt-Expedition mit der gesellschaftlichen Entwicklung somit seinen Stellenwert? Oder
kann die Pfadibewegung ihr ursprüngliches Image von Gesellschaftsfreiheit, Naturkenntnis und Abenteuer
entsprechend den zeitlichen Entwicklungen anpassen…
Dieses Dokument umschreibt die Arbeitsform des Explorer Belts Schweiz im Jahr 2010. Es soll als
Gedankenanstoss für die weiteren Entwicklungsschwerpunkte des Bundes und der Pfadibewegung Schweiz
dienen. Es wurde daher darauf geachtet, den nachfolgenden Inhalt möglichst objektiv und nicht wertend zu
formulieren.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 4/25
Organisation
Leitungsteam
Die administrativen Arbeiten, die für eine Explorer Belt Organisation anfallen, werden im Leitungsteam auf
sechs verschiedene Ressorts aufgeteilt. Dabei übernimmt je ein Leiter die Verantwortung über die
entsprechenden Pendenzen und erarbeitet diese mit einer hohen Selbstautonomie. Die Explorer Belt Leitung
trifft sich regelmässig, gleicht die Arbeit ab und fällt grössere Entscheidungen für das weitere Vorgehen.
Die nachfolgenden Ressorts wurden für den Explorer Belt 2011 definiert und die zugehörigen Tätigkeiten je mit
einem Pflichtenheft festgehalten:
- Information
- Finanzen
- Reise
- Routen
- Sicherheit
Jedes Leitungsmitglied übernimmt die Betreuung von maximal vier, ausnahmsweise fünf, Teilnehmerteams. Im
Vorfeld des Explorer Belts findet mindestens eine Betreuer-Sitzung statt. An dieser Sitzungen wird die
Vorbereitung, die Ideen für das Sozial- und Teamprojekt sowie die Teamaufgabe besprochen. Bei Teams mit
klassischer Variante wird zusätzlich noch die Trekkingroute besprochen. Sollte das Leitungsteam im Verbund
entscheiden, dass die Vorbereitung mangelhaft ist und dem Team die Eigenverantwortung nicht zugetraut
wird, kann die Teilnahme verweigert werden.
Verein Explorer Belt Schweiz
Seit dem 06.12.2009 besteht der Verein "Explorer Belt Schweiz" nach Schweizerischem Recht mit Sitz in Basel.
Zweck des Vereines ist die jährliche Durchführung des Anlasses "Explorer Belt" für Schweizer Rover. Der Verein
ist politisch und konfessionell neutral. In den Statuten besteht kein Zusammenhang zwischen der
Pfadibewegung Schweiz und dem Verein Explorer Belt Schweiz.
Der Verein wurde gegründet um eine kontinuierliche Qualitätssicherung des Projektes zu garantieren. Der
Verein entscheidet über Destinationswahl, Leitungsteam und genehmigt das jährliche Projektbudget. Die
Roverstufenverantwortlichen der Pfadibewegung Schweiz, sowie auf Wunsch die Leitung der
Programmkommission haben Einsitz im Verein. Die ausführenden Mitglieder der Explorer Belt Leitung sind
ebenfalls Mitglied und bleiben dies im Normalfall auch nach ihrer aktiven Leitungstätigkeit. Der Verein selber
hat keine operative Tätigkeit, übernimmt aber die Rechtsverantwortung für alle Zahlungen über 500.- CHF. Der
Verein tagt einmal Jährlich im Herbst über die oben genannten Punkte.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 5/25
Kommunikation
Aufgrund der hohen Verbindungskosten des Satellitentelefonnetzes Iridium©, wird die Kommunikation
zwischen Team, Koordinationsstelle und der Leitung in klaren Schemen geführt. Der Informationsaustausch
zwischen den weiteren Organen ist im Sicherheitskonzept festgehalten.
Combox
Die Explorer Belt Combox ist eine kommerzielle Nummer mit Sprachbox, welche nach einer Erkennungsansage,
von den Teams täglich, mit nachfolgenden Informationen besprochen wird:
Teamnummer Status Koordinaten weitere Angaben
Die Combox wird von der Koordinationsstelle in der Schweiz abgehört und direkt in eine vorbereitet Tabelle
übertragen. Neben den Routen und dem Teambefinden werden auf dieser Tabelle zudem die politischen und
klimatischen Entwicklungen nachgetragen und zusammengefasst an das Leitungsteam vor Ort weitergegeben.
Satellitentelefon
Sofern die Destination keine ausreichende Netzabdeckung für Mobilfunkgeräte aufweist, wird vom
Leitungsteam über einen Drittanbieter jedem Team ein Satellitentelefon zur Verfügung gestellt. Diese Telefone
sind für den Ausseneinsatz konzipiert und werden in Schutzhülle und mit Notfallakkumulator an die Teams
abgegeben. Sollte während dem Hike ein Gerät verloren gehen, ist das Team gezwungen den Explorer Belt
umgehend abzubrechen und schnellstmöglich die Explorer Belt Leitung zu informieren.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 6/25
Kontakt von Drittpersonen
Während dem Explorer Belt übernimmt die Geschäftsstelle der Pfadibewegung Schweiz den Kontakt zu
Dritten. Über ein vereinbartes Zeitfenster hat die Geschäftsstelle die Möglichkeit das Leitungsteam direkt zu
erreichen. Dieses wiederum nimmt die Information oder den Kontaktwunsch von Dritten auf und gibt ihn, je
nach Situation, an das betroffene Team weiter. Mit diesem System kann eine Verbindung mit jedem Team
innert einem Tag hergestellt werden (je nach Zeitverschiebung).
Webkarte
Die Teamposition wird mit Hilfe einer gängigen Webkarte auf der Internetseite der Pfadibewegung Schweiz
publiziert. Somit können Interessierte den aktuellen Stand und die Ausführung der Orientierungsaufgabe
verfolgen. Es werden zudem weitere Teaminformationen, wie erreichte Etappenziele und das weitere
Vorgehen, auf geschalten. Natürlich nur sofern diese keine persönlichen Inhalt aufweisen.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 7/25
Sicherheit
Das Sicherheitsdispositiv wurde anfangs 2009 grundlegend neu überarbeitet. Den Teilnehmenden soll
weiterhin einen möglichst hohen Entscheidungsfreiraum geboten werden, weshalb auf Verhaltensregeln
verzichtet wird. Die Rover haben sicherheitsrelevante Informationen im Vorfeld des Explorer Belts selber zu
erarbeiten. Zudem kontaktiert das Leitungsteam zur Vorbereitung und Information die Botschaften und/oder
die Pfadiverbände des Ziellandes
Die aktiven Sicherheitselemente bestehen aus einem täglichen, klar strukturierten Informationsaustausch
zwischen einer Schnittstelle in der Schweiz, den teilnehmenden Teams und dem Leitungsteam vor Ort (siehe
Abschnitt: Organisation / Statuskonzept S.9) sowie nachfolgenden Sicherheitsorganen. Alle Organe erhalten
vor Projektstart ein ausführliches Sicherheitskonzept, die Routenplanung der einzelnen Teams und weitere
sicherheitsrelevante Unterlagen. Die Teams erhalten ein versiegeltes Couvert mit Karten, Routen und GPS -
Koordinaten der nächsten Städte.
Rettungsorganisation
Das Leitungsteam organisiert eine Rettungsinstitution, welche fähig ist, jeden Punkt im Hikegebiet der
Delegation schnellstmöglich zu erreichen. Dafür ist in den meisten Fällen ein Helikopter nötig. Nach
Möglichkeit wird eine Zusammenarbeit mit lokalen Rettungsorganisationen angestrebt. Steht keine private
Organisation mit den entsprechenden Mittel oder der geforderten 24h Erreichbarkeit zur Verfügung, wird
allenfalls auch das Militär um Mithilfe angefragt. Die bei einer Bergung anfallenden Kosten werden immer von
dem verunfallten Teilnehmenden getragen, welcher das Kostenrisiko mit einer persönlichen Reiseversicherung
abdecken kann.
Kommunikationsstelle Destination
Die Kommunikationsstelle vor Ort ist nach Möglichkeit eine lokale Rettungsinstitution oder Mitarbeitende
eines Konsulates, welche die Landessprache und das Englisch beherrscht. In einem Notfall ist diese Stelle die
erste Ansprechperson für die Teams. Sie übernimmt die Situationsaufnahme nach definiertem Schema, und
leitet den Notruf an den entsprechenden Rettungsdienst weiter. Diese Stelle koordiniert die weitere
Behandlung des Verunfallten. Je nach Reisedestination kann dies zum Beispiel die Spitalzuweisung oder die
Sicherstellung eines Sofortkredites sein.
Explorer Belt Leitungsteam
Das Leitungsteam ist während dem Explorer Belt ebenfalls im Hikegebiet unterwegs. Die Leitung erhält jeweils
am Abend die aktuellen Teammeldungen und fällt anschliessend vor Ort weitere Entscheide.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 8/25
Koordinationsstelle Schweiz
Die Koordinationsstelle in der Schweiz wird bei einem Notfall vom verunfallten Team, nach dem erfolgten
Notruf an die Kommunikationsstelle vor Ort, direkt kontaktiert. Sie stellt daraufhin den Informationsaustausch
in der Schweiz sicher. Dies beinhaltet die Orientierung des PBS Krisenteams und des Leitungsteams. Die
Koordinationsstelle der Schweiz ist während dem Projekt 24h erreichbar. Vorzugsweise übernimmt ein
Mitglied des Explorer Belt Vereines die Funktion der Schweizer Koordinationsstelle.
Krisenteam Pfadibewegung Schweiz
Das Krisenteam wird von der Pfadibewegung Schweiz zur Verfügung gestellt und übernimmt im Krisenfall die
Hauptkoordination. Das Team umfasst zwei Personen für die Koordination sowie weitere Stellen für
Medienarbeit und rechtliche Fragen.
Das Leitungsteam erstellt im Vorfeld ein detailliertes Sicherheitskonzept für die interne Kommunikation
zwischen Rettungsorganisation, Botschaft, Krisenstelle und der Delegation. In diesem Dokument ist das
Vorgehen für die jeweiligen Organe beschrieben und alle entsprechenden Kontaktinformationen sind
enthalten. Für die teilnehmenden Teams wird ein wasserfestes Notfallblatt in ihrer Muttersprache
ausgearbeitet, welches die Vorgehensweise in einem Krisenfall aufzeigt und die wichtigsten Kontaktstellen
enthält
Von den Teams wird täglich (möglichst gegen Abend) eine Positions- und Statusmeldung gefordert. Sollte eine
entsprechende Meldung ausbleiben, kann das Leitungsteam dies als Anlass nehmen, um eine Bergung
einzuleiten. Bei diesem Szenario würde die Rettungsorganisation, die zuletzt genannte GPS-Koordinate
anfliegen und anschliessend das Gelände nach der theoretisch geplanten Route absuchen, wobei der
Suchradius kontinuierlich erhöht wird, bis das Team gefunden ist. Wird eine solche Rettung ausgelöst, gehen
die anfallenden Kosten zu Lasten des gesuchten Teams
Helikopter
Spital Reiseagent
Team
Projektteam Weitere Teams
PBS Mediensprecher PBS Krisenteam
Notfallkontakt TN
PBS Geschäftsstelle
24h erreichbar
24h erreichbar
Kom.Stelle
CH Korrd.Stelle
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 9/25
Statuskonzept
Das Statuskonzept ist eine eingeführte Kommunikationsrichtlinie, die den Austausch zwischen einem Team,
der Schweizer Korrespondenz und der Explorer Belt Leitung vereinfacht. Dabei wird die Teamsituation in eine
der nachfolgenden Statusfelder eingeteilt. Die Teams geben die Statusmeldung täglich nach einer, im Vorfeld
abgesprochenen, Vorgehensweise durch. Im Normalfall spricht jedes Team seine Koordinaten mit Status auf
die eingerichtete Explorer Belt Combox. Ebenfalls sind die Teams angehalten ihr Satellitentelefon für ein
Zeitfenster von einer Stunde pro Tag einzuschalten, damit sie vom Leitungsteam erreicht werden können. Die
Teams sind sich zudem bewusst, welche Reaktion mit welcher Statusmeldung ausgelöst wird. Alle Meldungen
werden von der Koordinationsstelle in der Schweiz und vom Leitungsteam chronologisch dokumentiert.
gut
Läuft alles nach Plan und ohne grösseren Schwierigkeiten entspricht dies dem Status „gut“. Es sind keine
Handlungen vom Leitungsteam zu erwarten.
leicht
Bei Verletzungen oder starken Ermüdungserscheinungen sind die Teams angehalten, einen eintägigen Rast
einzulegen. Das Leitungsteam kontaktiert in einem solchen Fall das Team und lässt sich den Umstand genauer
erläutern.
mittel
Hält eine Ermüdungserscheinung an oder ist innert drei Tagen eine medizinische Versorgung erforderlich, sind
die Teilnehmer aufgefordert das Couvert mit den Notfallkoordinaten der nächsten Städte zu öffnen und diese
autonom anzulaufen. Dabei spricht das Team die genauen Entscheidungen, wie gewählte Route und Zielstadt
auf die Combox. Die Leitung nimmt in diesem Fall mit dem Team Kontakt auf und organisiert, mit Hilfe der
Koordinationsstelle in der Schweiz, die benötigen Transportleistungen für das Team.
schwer
In einem Notfall wird umgehend die Kommunikationsstelle vor Ort informiert. Je nach Organisation und
Sprache des Rettungsdienstes kann dieser allenfalls auch direkt alarmiert werden. In einem zweiten Schritt
geht die Meldung mit allen Details und den bereits getroffenen Massnahmen an die Koordinationsstellen in
der Schweiz. Das betroffene Team lässt in einem Notfall das Satellitentelefon durchgehend eingeschaltet
(Energiereserve für drei Tage) und ist somit für Rettungsdienst, Krisenteam und die Koordinationsstellen über
die erhaltene Telefonliste direkt ansprechbar.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 10/25
Entwicklung
Entstehung
1866 Lord Baden Powell, der Gründer der Pfadibewegung, hat zu seiner Zeit bereits mit seinen älteren Brüdern
waghalsige Unternehmungen durchgeführt. Sei dies zu Wasser, mit Pferden oder weite Strecken zu Fuss.
1907 Nach der Gründung der ersten Pfadiabteilung , übernahm er die Erkundungsform, welche er in der
Jugend erlebt hatte, als Ausbildungsprozess für die älteren Pfader. Traditionsgemäss übergab Lord Baden
Powell seinen Pfadern vor der Abreise jeweils ein Stück Brot und einen Apfel und wünschte ihnen mit dem
Pfadigruss eine gute Fahrt (mündlich überliefert). Diese Tradition ist heute erhalten, weshalb beim Explorer
Belt Schweiz nach dem Aussetzen ein Paket mit Brot, Apfel und den ersten Wegangaben übergeben wird.
1945 Die Arbeitsform der Entdeckungsreisen wurde erstmals dokumentiert und als Explorer Belt Expedition für
Erwachsene angeboten. Auf Grund der erfahrenen Zielgruppe, beschränkte sich das Konzept darauf den
englischen Pfadern den Anstoss zu geben unbekannte Länder, nach dem damaligen Pfadigedanken (gute Tat /
sorge zur Umwelt / sportliche Betätigung) zu bereisen. Ein zuständiger Experte beurteilte nach der Reise das
Tagebuch des Pfaders. Hatte er die Grundgedanken eingehalten, durfte er den begehrten Explorer - Gurt
tragen.
1955 Aldo Scarpa / Kaag brachte die Idee der Rovermethodik in die Schweiz und übernahm die Stelle des
prüfenden Explorer Belt Verantwortlichen in der Schweiz. Die Arbeitsform findet in dieser Zeit auch in anderen
Ländern Anwendung. Neben der Schweiz führen auch die Pfadis von Deutschland, Irland, Finnland, Schweden,
Norwegen, Polen einen Explorer Belt durch. Alle Länder nach dem gleichen Grundgedanken, mit dem gleichen
Logo und demselben Gurt.
2006 Der damalige Explorer Belt Verantwortliche, Markus Bühlmann / Jojo, entwirft die Idee "lost in paradise".
Die Teams planen dabei ihre Route nicht mehr selber, sondern werden in der Natur ausgesetzt und versuchen
mit verschiedenen Orientierungsmitteln ihre Etappenziele zu erreichen.
2009 Ein neues vierköpfiges Team übernimmt die, nun aufwändiger gewordene, Aufgabe der Explorer Belt
Organisation. Dies hat zur Folge, dass bei der Pfadibewegung Schweiz intern heftige Fragen um Sinn und
Sicherheit entstehen. Um das Projekt weiter durchführen zu können, entwickelt das Leitungsteam ein neues
Sicherheitskonzept, bei welchem alle Teams mit Satellitentelefon und GPS ausgerüstet werden und täglich ihre
Position mit Statusmeldung auf eine Combox sprechen. Da die damalige Destination Grönland über keine
Strassen verfügt, wurde das "Aussetzten" mit Hilfe eines kleineren Forschungsbootes umgesetzt. Der für die
Teams eindrucksvolle Transport mit einem ungewohnten Verkehrsmittel wird nach der Auswertung als
elementares und weiter einzusetzendes Projektelement festgehalten.
2010 In Zusammenarbeit mit der Rechtsstelle der PBS wird der Verein Explorer Belt Schweiz gegründet und ein
entsprechender Haftungsausschluss formuliert. Aufgrund einer Teilnahmemöglichkeit an einer
Präventionskampagne des Bundes wird dieser Tätigkeitsbericht erarbeitet.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 11/25
Umsetzung Schweiz
Die Umsetzung in der Schweiz weicht mit den Entwicklungen von der international verbreiteten
Arbeitsmethodik in den vergangenen Jahren ab. Es besteht ein Austausch mit der internationalen
Roververbindung "the Rover Company", doch werden die weiterentwickelten Explorer Belt Methoden auf
Grund des höheren Administrationsaufwandes für das Leitungsteam und der allenfalls daraus resultierender
Konsumhaltung der teilnehmenden Teams gemieden.
Die Methode "lost in paradise" entwickelt ebenfalls einen ganz anderen Anspruch an die jeweilige
Reisedestination. Da die Teams ihren Standort nicht kennen und nach örtlichen Gegebenheiten ihre Route
festlegen, sollte die Wanderregion in kurzer Distanz möglichst abwechslungsreich sein und auf Grund des
Expeditionscharakters unkonventionelle Kulturen und Topografien aufweisen.
Im internationalen Vergleich setzt der Explorer Belt Schweiz eine neue Richtung an. Mit unkonventionellen
Destinationen und Reisemitteln unterstreicht die Entwicklung den Expeditionscharakter des ursprünglichen
Ausbildungskonzeptes von Lord Baden Powell, in entsprechend angepasster Form und für die heutige Zeit
ausgelegt.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 12/25
Aussichten
Nehmen wir als Gedankenspiel an, dass sich die Gesellschaft permanent und analog der Geschichte
weiterentwickelt. Definieren wir die industrielle Revolution als Entwicklung im Energiesektor und die aktuellen
Ereignissen als Revolution im Kommunikationssektor, so kann die Annahme definiert werden, dass die
kommende Zeit, in Folge von einfacherer Kommunikation, eine sozikulturelle Veränderung hervorrufen
könnte. Lassen wir diese These so stehen, aber gehen wir von einer gut vernetzten und sicheren Gesellschaft
aus. (nicht belegt)
Die authentischen Kernbedürfnisse, auf welchen die Explorer Belt Methodik aufbaut (Selbstfindung /
Entscheidungskompetenz / Körpererfahrung / Soziale Integration / geistige Gedankenanstösse (siehe
Abschnitt: Pädagogische Grundlagen S.16)) sind zeitunabhängig und dürften in dieser Form auch in Zukunft
bestehen. Dem Wandel unterworfen sollten sich aber die Mittel dynamisch weiter entwickeln.
Beispielsweise wird das klassische Tagebuch von Fotoalben konkurrenzziert und der Dia-Abend von animierten
Video-Slides verdrängt. Diese Entwicklungen sind aber nicht negativ zu werten, sondern vielmehr als Zeitgeist
aufzufassen und für die bestehenden Methodiken einzusetzen. Da die heterogenen Teams aufgefordert
werden sich in einem Projekt fachlich zu vertiefen, ist der Explorer Belt am Puls neuer Entwicklungen.
Im gleichen Sinne ist wohl das Mittel zur Kommunikation der gesellschaftlichen Anerkennung anzupassen.
Diashows und Auszeichnungsemblems könnten daher zu Eintragungen auf den Social-Plattformen wechseln.
Die publizierten Angaben erfolgen schneller, weshalb die Statusmeldungen allenfalls bereits während der
Unternehmungen publiziert werden möchten. Einen ersten Schritt in diesen aktuellen Informationsaustausch
konnte seit 2009 mit dem täglich aktualisierten Kartenausschnitt gemacht werden.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 13/25
Die stärkste Bedeutung dürfte in Zukunft dem Umgang mit der eigenen Sicherheit zukommen. Die darin
enthaltene Eigenverantwortung, erzeugt Selbstbestätigung und Freiheit. Dieses Element könnte durch unser
immer sicherer werdendes Umfeld, schwieriger erlangt werden. Für die persönliche Entwicklung jedes
einzelnen dürfte es daher schwierig werden den richtigen Umgang mit Entscheidungen zu erlernen die direkt
unsere Existenz betreffen.
Die Pfadi hat 1945 eine Lernmethodik aufgegriffen, welche Teilnehmenden aus Verhaltensbildern riss und
verlernte Herausforderungen im natürlichen Umfeld ermöglichte. Heute leben wir sicher, geplant und im
gewohnten Alltag. Vieleicht schafft es die Explorer Belt Methodik ein kleine Brücke zu unserer ursprünglichen
Eigenheiten auf zu bauen, mit welchen Erkenntnisse wir in Zukunft einfacher über unsere grundlegenden
Herausforderungen gehen können....
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 14/25
Arbeitsform
Projektelemente (Mittel)
Reise
Der Explorer Belt ist im Prinzip nur eine unkonventionelle Reiseform in einem unbekannten Land. Die
Elemente, welche bei einer Auslandsreise generell zu Eindrücken führen, werden auch bei dem Explorer Belt
Projekt eingesetzt. Die Leitung übernimmt ein Grossteil der herkömmlichen Reiseorganisation, jedoch haben
die Teilnehmenden sich auch mit den örtlichen Transportmittel, Unterkünften und Zollbestimmungen im
Vorfeld auseinander zusetzten. Im Vorprogramm erhalten die Rover genügend Möglichkeiten die örtliche
Kultur zu entdecken und sich langsam an die neuen kulturellen und klimatischen Verhältnisse anzupassen. Die
Reise ist beim Explorer Belt das einzige Mittel, bei welchem eine Auseinandersetzung in Grossgruppe entsteht.
Was von den sozial starken Rovern auf der Wanderung oft vermisst wird. Diese Zeit hat grössten Teil jedoch
organisationstechnischen Charakter und sollte daher nicht allzu stark als Mittel bewerten werden.
Aufgabenteilung
Das Mittel der Projektmitarbeit entstand ursprünglich aus der Ableitung von dem „klassischen“ Explorer Belt
(siehe Abschnitt: Entwicklung / Entstehung S.10), bei welchem die Teams ihren gesamten Explorer Belt“ selber
geplant haben. Um nun die interessanten Auseinandersetzungen, welche in den Vorbereitungsphasen
entstehen, nicht gänzlich zu verlieren, teilt die Leitung bei dem Vortreffen im Frühling jedem Team eine
zusätzliche organisatorische Aufgabe zu. Da die Teams die Aufgabe meistens nach ihren Stärken auswählen,
suggeriert dies weniger den persönlichen Fortschritt in der Ausarbeitung, als vielmehr in der Vermittlung und
dem Austausch in der Delegation.
Beispiel Aufgaben: Nachtreffen Vorbereiten / Informationen über die Tierwelt erarbeiten / Wegmarkierungen
basteln / Apotheken organisieren
Wanderung
Die Wanderung durch unterschiedliche Geländeformen stellt das Hauptmittel des Explorer Belts dar. Die
sportliche Leistung in Kombination mit fachlichem Orientierungsgeschick und dem Austausch im Team, bietet
eine enorme Grundlage für den persönlichen Fortschritt. Die Auseinandersetzung mit seinen persönlichen
Eigenschaften wird durch die unterschiedlichen Herausforderungen natürlich suggeriert. Das dabei
entstehende Spiel mit eigenen Vorsätzen wird eindrücklich von der Umgebung (Team / Natur) reflektiert
(Reklamation – Lob / einfacher Weg – anstrengender Weg). Dass die kulturellen Aspekte und die fachliche
Herausforderung nicht untergehen, besteht seit geraumer Zeit zudem die Arbeitsmethodik des Teamprojektes
und des Sozialeinsatzes.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 15/25
Teamprojekt
Das vom Team gewählte Projekt soll ein Element darstellen, welches die Gruppe auf ihrem Weg begleitet, als
Lückenfüller dienen kann und kreative Verknüpfungen fördert. Es sollte dabei etwas Neues entstehen, das zum
Team passt und allenfalls von der PBS (Pfadibewegung Schweiz) für den weiteren Gebrauch verwendet werden
kann. Das Teamprojekt gewinnt und fällt mit der Entscheidung in der Vorbereitung. Es zeigt sich bereits im
Vorfeld wie stark die Ambitionen verteilt sind und ob die Annahme von Herausforderung dem Teamcharakter
entspricht. Aus diesem Grunde ist bei diesem Mittel auch eine nahe Betreuung durch einen objektiven Coach
nötig. Das Teamprojekt soll alle Teammitglieder fördern, aber nicht überfordern.
Beispiel: Das Team 25 nimmt ein kleines Legomännchen mit und kreiert anhand der aktuellen Umgebung eine
Geschichte (Team), welche sie mit einer hochwertigen Spiegelreflexkamera (Fäger) aufnehmen und in einem
Kinderbuch gestalterische zusammenfassen (Batilda).
Sozialeinsatz
Der Sozialeinsatz ist ein traditionelles Instrument der Pfadi. In der Romandie ist für diese Aktivität auch das
Wort „Service“ gebräuchlich, welches den Inhalt besser beschreibt. Der „Service“ hat auch heute noch, für
Pfadis auf der ganzen Welt, einen wertvollen Inhalt und ist fester Bestandteil von Pfadiaktivitäten. Der Service
ist jedoch nicht eine gratis erbrachte Leistung, sondern vielmehr ein Mittel um mit Menschen in Kontakt zu
kommen. Mit dieser Methode soll den Teilnehmenden die Kultur und die Lebensbedingungen der örtlichen
Bevölkerung entdecken, sie kritisch hinterfragen und auch zu schätzen lernen. Wichtig ist, dass der Erfolg eines
Sozialeinsatzes nicht an der Leistung der Kraft gemessen wird, sondern die Menge an neuem, nutzbarem
Wissensaustausch zwischen Helfer und Geholfenem zählt.
Beispiel Kraftaufwand (negativ): Das Team sammelt alleine eine riesen Menge Abfall und entsorgt diese
fachgerecht.
Beispiel Austausch (positiv): Das Team hilft einer Fischerfamilie beim Neuanstrich seiner Boote. Dabei sammelt
das Team die fast leeren Farbendosen zusammen, anstatt sie ins Meer zu werfen.
Tagebuch
Das Tagebuch ist ein historisches Element, welches in seiner aktuellen Form vorwiegend der eigenen Reflexion
dient. Mittels Niederschrift der aktuellen Tagesereignisse und Gedanken erhalten die Teilnehmenden einen
transparenteren Überblick über Entscheide mit ihren Folgen, und beginnen allenfalls die Erlebnisse zu
abstrahieren oder Analogien zu suchen.
Das Tagebuch sollte anhand dieser Gründe jeweils direkt in der Unternehmung geführt werden. Es sollte für
den Betreuer (siehe Abschnitt: Organisation / Leitungsteam S.4) nicht rein geschrieben werden und wird
ausschliesslich dem Leistungsteam zur Einsicht vorgelegt. Im Einverständnis des Teams werden allenfalls
Inhalte für Berichte oder Auswertungen verwendet.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 16/25
Pädagogische Grundlagen (Beziehungen)
Die Arbeitsform Explorer Belt fördert die Teilnehmer nach den pädagogischen Grundlagen der Pfadibewegung
Schweiz. Dabei wird die Grundlage der Bedürfnisse in fünf Bereiche eingeteilt, welche nachfolgend im Bezug
auf den Explorer Belt eingehender erläutert werden.
Persönlichkeit
Die persönliche Entwicklung kann in die vier Teilkompetenzen Fach-, Methode-, Sozial- und Eigenkompetenz
eingeteilt werden (vgl. http://www.bmbf.de/bildungsstandards.pdf). Da die Persönlichkeitsbildung beim
Explorer Belt eine zentrale Rolle einnimmt, wird sie nachfolgend eingehender beschrieben.
Fachkompetenz
Die fachlichen Inhalte basieren beim Explorer Belt vorwiegend auf der Orientierungstechniken (Kompass /
Karte / GPS / Pedometer) und den organisatorischen Fähigkeiten im Bereich Reise und Material. Als
unterstützendes Element der bildenden Fachkompetenz dient zudem das geforderte Teamprojektes, bei
welchem die Teilnehmenden in ihrer Gruppe einen persönlichen Schwerpunkt festlegen.
Beispielsituation: Das Team04 setzt sich mit Geschichten von Kanada auseinander. Auf ihrer Route notieren sie
sich historische Geschichten der Bevölkerung und besuchen die entsprechenden Plätze. Die Erkenntnis wird
anschliessen in einem Dokument zusammengefasst und veröffentlicht.
Methodenkompetenz
Die Vorgehensweise wird in fast allen Projektelementen gefördert. Dabei werden vor allem die
wiederkehrenden Tätigkeiten und die Auseinandersetzung mit der Umsetzungsmethodik geschult.
Beispielsituation: Das Team17 baut jeden Morgen das Leichtbautrekkingzelt ab. Der Zeitaufwand reduziert sich
dabei täglich.
Sozialkompetenz
Die Sozialkompetenz wird vorwiegend mit der Teilnahme als Team gefördert. Die gemeinsame, immer
wiederkehrende Entscheidungsfindung widerspiegelt anschaulich verschiedenste Gesellschaftssituationen.
Durch die langsame Fortbewegungsart entsteht genügend Spielraum, um Entscheidungen und Gefühle selber
zu analysieren.
Beispielsituation: Strolch und Obelix vom Team03 überreden Mogli den linken Weg aus dem Dorf zu nehmen.
Nach drei Stunden steht das Team vor einem Abhang und muss umkehren... Mogli kann sich nur widerwillig
eine Bemerkung verkneifen.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 17/25
Eigenkompetenz
Die Eigenkompetenz wird ebenfalls mit dem Alltagsleben auf der Unternehmung gefördert. Persönliche
Angewohnheiten müssen auf Grund von äusseren Einflüssen oder anderen Einstellungen der Teammitglieder
angepasst werden. Die Einhaltung der persönlichen Zielsetzung wird durch elementar spürbare Rückmeldung
belohnt.
Beispielsituation: Momo ist ein gemütlicher Typ und sich gewohnt länger zu schlafen und langsam aufzustehen,
wodurch sie immer die Letzte vom Team ist. Die Mittagssonne ist in Armenien jedoch so heiss, dass das
Wandern sehr unangenehm wird. Sie setzt sich daher selbst zum Ziel um 06:00 bereits marschbereit zu sein…
Körper
Die Erfahrung mit dem eigenen Körper ist immens. Auch wenn das Bedürfnis der meisten Teilnehmer nicht bei
einer sportlichen Leistung liegt, so spüren diese den eigenen Körper infolge der geforderten Leistungsgrenze
von 180 Leistungskilometern stark. Die beanspruchten Belastungszonen weisen mit der Zeit
Ermüdungserscheinungen auf und der leistungsangepassten Nahrungsaufnahme kommt eine wichtige
Bedeutung zu. Interessant ist in dieser Beziehung ebenfalls die Auseinandersetzung des Körperbefindens im
Team.
Beispielsituation: Mirage hat sich wirklich über die Einladung der kleinen Bauerfamilie gefreut. Der Vater Albert
war unglaublich gastfreundlich und hat ihm immer wieder vom selbstgebrannten Schnaps aufgefüllt. Nun
kämpft er sich mühsam hinter seinem Teamkollegen her…
Beispielsituation: Zecke hat seit einigen Tagen Mühe mit der Verdauung. Er folgt dem Team erschöpft und
spürt, wie er bei der erreichten Wasserstelle durch die Wasseraufnahme neue Vitalität erhält.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 18/25
Mitmenschen
Die Beziehungen zu den Mitmenschen wird stark im, für die Wanderung zusammengestellten, Team gelebt.
Einen anderen Aspekt bietet das Mittel des Sozialeinsatzes (siehe Abschnitt: Projektelemente / Sozialeinsatz
S.15), bei welchem eine Interaktion mit der örtlichen Bevölkerung aufgebaut werden. Für die Explorer Belt
Destinationen werden unkonventionelle Länder bevorzugt, bei welchen sich die Teilnehmenden für die
Kommunikation nicht nur auf die Sprache verlassen können. Da der Kontakt für das Sozialprojekt, die
Weginformationen oder das Essen jedoch gesucht werden muss, setzen sich auch zurückhaltende
Teilnehmende mit der Kontaktaufnahme auseinander. Bei abgelegenen Siedlungen kann zudem eine hohe
Gastfreundlichkeit üblich sein, durch welche auch ohne gemeinsame Sprache längere Interaktionen entstehen
können. Dabei wird deutlich, wie viel auch durch nonverbale Kommunikation vermittelt werden kann.
Neben persönlichen Erfahrungen nehmen die Teilnehmenden auch Strukturen und Eigenheiten der
Bevölkerung auf. Unterschiedliche Haltungen zu Männer und Frauen, die Reaktion auf die Uniform und
Bemerkungen über die eigenen, unangebrachten Haltungen regen zum Nachdenken über sich selbst und die
Gesellschaft an.
Beispielsituation: Die Delegation besucht zusammen das armenische Kloster Khor Virab. Die Frauen werden
aufgefordert ein Kopftuch aufzusetzen, da sie ja den Männern unterstellt sind. Bei der Rückfahrt entstehen
verschiedene Diskussionen um das Rollenbild der Frau…
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 19/25
Umwelt
Die Umwelt wird durch die langsame Fortbewegungsart intensiv wahrgenommen. Abhängig vom Interesse der
Teilnehmenden, können verschiedene Vegetationsarten begutachtet werden. Aber unabhängig von der
persönlichen Naturverbundenheit, haben sich alle Teilnehmende auf die Tierwelt vorzubereiten und auch
während der Wanderung auf diese zu achten. Den Wegen von Kuhherden kann gefolgt werden, der richtige
Umgang mit streunenden Hunden oder Bären soll gelernt sein. Der Bezug zur Umweltproblematik entsteht
interessanterweise bei den meisten Explorer Belts automatisch, denn die Bewohner von abgelegenen
Siedlungen pflegen nicht den gleichen Umgang zur Natur wie wir ihn erlernt haben.
Beispielsituation: Die im Vorfeld von einem Team erarbeitete Information war klar: Bei dichtem Fichtenwald
mit zugänglichen Wasserstellen darauf achten, dass man Bären nicht überrascht. Daher Bärenglocke montieren
und nach Möglichkeiten mit dem Wind gehen.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 20/25
Spiritualität
Die Spiritualität steht allgemein für die Vorstellung einer geistigen Verbindung zum Transzendenten (vgl.
Psychologie der Spiritualität. ISBN 3621276157). Der Verein Explorer Belt Schweiz distanziert sich in dieser
Formulierung von der spezifischen Auffassung im religiösen Sinn. Im Zusammenhang mit der
gesellschaftsnahen Pfadi, kann aber auch einfach von tieferen Fragen über das Leben gesprochen werden. Je
nach Teilnehmende stützen sich solche Diskussionen auf Grundlage der Bibel, der Philosophie oder neuartigen
Glaubensrichtungen.
Durch die vorhandene Zeit und vielleicht auch durch berührende Weitblicke, welche je nach Gelände und
Klima entstehen können, unterstützt die Methodik des Explorer Belts die drei philosophischen Grundfragen
woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen (nach Immanuel Kant 1724-1804). Vorteilhaft gestaltet
sich die Möglichkeit, die Überlegungen am Abend mit den Teampartnern zu formulieren und abzugleichen.
Wobei man bei den Wanderungen durch den Tag automatisch wieder Zeit für die eigenen Gedanken erhält.
Beispielsituation: Der Weg ist das Ziel - Ziel ist eine neue Erfahrung - Erfahrungen zeigen uns den Weg (Team07
- Explorer Belt 2005 Finnland)
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 21/25
Lernen durch Situation (Methoden)
Lernen durch Erleben. Das Abenteuerprojekt Explorer Belt bietet die Möglichkeit sich in einem ungewohnten
Umfeld mit seiner eigenen Person auseinander zu setzten, wobei die zu lernenden Prozesse vom
Teilnehmenden auf natürliche Art selber definiert werden. Durch das Leben im Team und in der Natur wird der
Rover zur Reflektion angeregt, wodurch es ihm wiederum ermöglicht wird, seinen persönlichen Fortschritt
eindrücklich zu erleben. Die Pfadibewegung Schweiz unterteilt die pfaditypischen Tätigkeiten in sieben
Methoden, unter denen auch der Explorer Belt betrachtet werden kann.
persönlicher Fortschritt
Der persönliche Fortschritt ist das Kernelement des Explorer Belts und formuliert den Lernprozess einer
Person, sich seinen Eigenschaften bewusst zu werden und diese mit all ihren Schwächen und Stärken zu
akzeptieren. Diese „Eigenerkenntnis“ ist Grundlage einer freien Lebensgestaltung in unserer Gesellschaft, da
die Person ihre Eigenschaften besser einbringen und entsprechend umsetzten kann (vgl. Gerd Mietzel: Wege
in die Entwicklungspsychologie. ISBN 9783621273763). (siehe auch Abschnitt: Pädagogische Grundlagen /
Eigenkompetenz S.17).
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 22/25
Gesetz und Versprechen
Da der Explorer Belt aus dem Ausbildungsprogramm des Pfadigründers Lord Baden Powell stammt (siehe
Abschnitt: Entwicklung / Entstehung S.10), bringt dies Richtlinien und Werte mit, welche auch in aktueller Zeit
noch angewandt werden. Da Lord Baden Powell bei seiner Afrikareisen um 1880 mit dem Leid von
Kulturkonflikten in Kontakt kam, hatte er den ursprünglichen Gedanken, dass junge Leute einfacher
aufeinander zugehen, als dies gesittete ältere Personen tun (aus: Der Wolf, der nie schläft. Das abenteuerliche
Leben des Lord Baden-Powell. ISBN: 3451204533). Damit die Kulturen jedoch nicht verletzt werden, gab er
seinen Rovern einige Verhaltensrichtlinien mit auf die Expedition, sowie die Auflage, sich offen und
rücksichtsvoll neuen Kulturen und der Natur gegenüber zu verhalten.
Beispielsituation: Die Teilnehmenden verpflichten sich in der Vorbereitung, den Pfadigedanke zu wahren und
der örtlichen Kultur und Natur rücksichtsvoll und mit Interesse zu begegnen.
Ritual und Traditionen
Traditionell wurden hauptsächlich zwei Riten überliefert. Einerseits übergibt das Explorer Belt Leitungsteam
den startenden Teilnehmern beim Aussetzpunkt Apfel und Brot und wünscht mit der linken Hand eine gute
Reise, wie dies wahrscheinlich in ähnlicher Form bereits Lord Baden Powell um 1900 bei Expeditionen seiner
Boy-Scouts gemacht hatte (nicht belegt).
Anderseits stellt das unveränderte Anerkennungszeichen in Form eines Pfadigurtes die Werte und Achtung des
Pfadigedankens dar. Das silberne oder goldene Koppelschloss wird von einer Windrose mit integrierter Pfadi-
Lilie geziert, welche für uns Weltoffenheit, Gesellschaftsverantwortung und Naturverbundenheit symbolisiert.
Beispielsituation: Kaufleuten Zürich 03:00; es wird getanzt, gefeiert und beobachtet. Eintritt ab 20 Jahren.
Ethna an diesem Abend dreimal auf den, locker in der Hüfte getragenen, Explorer Belt Gurt angesprochen...
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 23/25
Leben in der Gruppe
Auf der Roverstufe weisen aktive Pfader und Pfadessen, wie sie bei der Explorer Belt Teilnahme anzutreffen
sind, oft einen ausgeprägten Sinn für das Leben in der Kleingruppe auf. Da die Anmeldung seit 2009 nur noch
in festen Zweiergruppen erwünscht ist und die gemeinsame Delegationszeit verhältnismässig kurz ausfällt,
beschränkt sich die soziale Auseinandersetzung auf den meist gut bekannten Teampartner.
Diese permanente duale Interaktion und die Abhängigkeit vom Teampartner fordern den Umgang aber auf
eine ganz unkonventionelle Weise. Entgegen dem Einzeltourismus mit hoher Eigenauseinandersetzung
entsteht beim Explorer Belt vermehrt auch eine teamspezifische Empathieschulung. Erkennt ein Teilnehmer
die Stärken seines Partners, verlässt er sich vermehrt auf diese, was interessanterweise zu einer autonomen
Rollenteilung und/oder gegenseitiger Wertschätzung führen kann.
Beispielsituation: Tschälensch war schon immer ein wenig der Draufgänger im Team - Genesis eher der Denker.
Als Tschälensch von seiner Idee, den Fluss bereits hier zu durchqueren, spricht, reicht ein Blick von Genesis...
Mitbestimmen und Verantwortung tragen
Die Organisation des Explorer Belts sollte nach ursprünglichem Konzept ganz von den Teilnehmenden
ausgeführt werden. In Folge einer stärkeren Gewichtung der persönlichen Auseinandersetzung auf Grund der
Orientierungsaufgaben, wurde diese Tätigkeiten immer mehr an das Leitungsteam abgegeben. Das Konzept
sieht aber nach wie vor eine Organisationsintegration der Teams vor, wobei ihnen jedoch beim Erarbeiten der
Dokumente und Informationen nur einen begrenzten Teil der Verantwortung übergeben werden kann.
Beispielsituation: Tate stellt eine Liste mit den wichtigsten Arzneimittel für die Kaukasus Region zusammen und
fragt renommierte Firmen nach Muster für die ganze Delegation an.
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 24/25
Draussen leben
Das Leben in der Natur ist das Kernelement der Rovermethodik Explorer Belt. Die Natur in ihrer vollen Form
bildet hier den Schulungsraum. Dabei entdecken die Teilnehmenden in allen drei Stufen, der Vorbereitung,
Durchführung und Auswertung, die Eigenheiten der erlebten Flora und Fauna. Dies geht über die richtige
Einschätzung des Wetters, die spürbaren Elemente wie Bodenuntergrund und Dickicht, bis zur heilenden
Wirkung gewisser Pflanzenarten. Aus dieser Methodik entstehen unzählige Erfahrungen, welche später bei
Pfadierlebnissen auf Abteilungsebene weitergegeben werden und so den Nutzen von Naturkenntnissen
nachhaltig unterstreichen.
Beispielsituation: Seit vier Stunden watet das Team17 durch den Morast. Wobei Tewa herausgefunden hat,
dass die mit Farn bewachsenen Hügeln beim Betreten - entgegen den anderen Pflanzeninseln - nicht
untergehen...
Spielen
Die methodische Auseinandersetzung mit Spielformen wird in der Regel zum Zeitvertreib eingesetzt, oder
bietet je nach Reisedestination eine Kontaktmöglichkeit mit der örtlichen Bevölkerung. Grundsätzlich wird im
Konzept Explorer Belt keine Spielform explizit angewandt. Die situationserzwungenen Tätigkeitspausen und
neue Umgebungsformen fördern jedoch die kreative Interaktion, was oft ins Spielen übergehen kann. Zudem
ist auch der Zeitvertreib mit bekannten Spielformen, wie Jassen oder Wanderspielen nicht zu unterschätzen.
Beispielsituation: Team05 hat sich nach drei Tagen ein Schachbrett aus Steinen und Papier gebastelt und
versucht so dem Regentag, welcher ein Weitergehen mühsam gestaltet, vorübergehend im Zelt zu trotzen...
Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 25/25
Pfadibewegung Schweiz
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