Das Leben leben
Exoskelettales Gangtraining bei Querschnittgelähmten
Querschnittlähmungen
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Querschnittlähmungen sind Folge einer durch angeborene Fehlbildungen, durch eine Erkrankung oder durch Unfälle hervorgerufene unvollständige oder vollständige Schädigung des Rückenmark‐Querschnittes.
Betroffen sind nicht nur die Motorik sondern auch Tiefensensibilität, Schmerz‐, Temperaturempfinden, Lagesinn sowie die Funktionen des unwillkürlichen Nervensystems einschließlich der Blase und des Darms.
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Statistik
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Daten aus 21 Querschnittgelähmtenzentren Deutschlands aus 2015
ca. 100.000 Querschnittgelähmte in Deutschland ca. 2,5 Querschnittgelähmte pro 100.000 Einwohner pro Jahr
2054 frische Fälle 2015• 67% männlich, 33% weiblich, 0,3% Kinder (0‐14 Jahre)• 60% Paraplegiker und 40% Tetraplegiker• 49% Unfälle und 51% Erkrankungen
Klassifikation
American Spinal Injury Association
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ASIA EErholung: normale Motorik und Sensibilität. Pathologische Reflexe können persistieren
Fußgänger ohne Hilfsmittel
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Klassifikation
ASIA D
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Fußgänger meist an HilfsmittelnGgf. + Orthesen
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Inkomplett. Gebrauchsmotorik: Restmotorik erlaubt den Gebrauch der Extremitäten mit oder ohne Unterstützung
ASIA C
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RollstuhlfahrerGehen nur an Hilfsmittelnmeist mit zusätzlichen Orthesen und nur für kurze Strecken
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Inkomplett. Keine Gebrauchsmotorik: Restmotorik unterhalb der Verletzung, die aber nicht den Gebrauch der Extremitäten erlaubt
ASIA A und B
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Rollstuhlfahrer
Hoher Tetraplegiker
Tiefer Paraplegiker
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Keine motorische Funktion, bei B Erhaltene Sensibilität
Rollstuhlfahrer also ASIA A‐C sub C5 bis sub L4
Gehen beidieser QuerschnittlähmungWunsch oder Wirklichkeit
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«Reciprocating Gait Orthosis»: seit über 30 Jahren
Geschichte
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Neue Technologien – Exoskelette
REX von Ekso von HAL von ReWalk von Rex Bionics Ekso Bionics Cyberdyne Argo Medical
Technologies
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ExoskeletteRewalkRumpf in Orthese nicht fixiert – aktive Rumpfkontrolle notwendig!Aufstehen und Gehen an Unterarmstützen – Armkraft und –beweglichkeiterforderlich!
Therapie‐ und Hilfsmittel für komplette Paraplegiker
EksoRumpf mit fixiert, Gehen mit Gehwagen/Gehbock/UnterarmstützenRestmuskelfunktion kann mit Hilfe des „Variable Assist“ genutzt werden
Therapiemittel für komplette und inkomplette Para‐ und Tetraplegiker, Gehhilfen müssen sicher genutzt werden können
HALMyoelektrische Potenziale von Oberflächenelektroden mit PC verbunden, koordiniert SchrittzyklusKeine fixierte Extension von Hüft‐ und Kniegelenken – hoher Kraftaufwand! Daher Nutzung v.a. im Laufband oder am hohen Gehwagen
Therapiemittel für inkomplette Paraplegiker mit mindestens Kraftgrad 3 der Hüftbeuger, ‐strecker und Kniestrecker
im deutschsprachigen Raum ‐ BG‐Universitätsklinikum Bergmannsheil (2013) HAL und Plastizität‐ Zentrum für Rehabilitationsmedizin Hamburg / Querschnittgelähmtenzentrum
Vergleich: EKSO von Ekso Bionics und ReWalk von Argo Medical (2013)‐ BG Klinikum Bergmannstrost Halle/ Querschnittgelähmtenzentrum
Vergleich der Exoskelette Ekso, ReWalk und HAL (2013)‐ Zentrum für Rückenmarkverletzte BG Unfallklinik Murnau (2013)
Anwendungserprobung mit dem Exoskelett „ReWalkTM“‐ Schweizer Paraplegiker‐Zentrum, Nottwill (2016)
Der Einfluss eines Gehtrainings mit einem robotergestützten Exoskelett auf die Spastik bei Personen mit einer Querschnittlähmung
international‐ 14 prospective Studien (8 zu ReWalk, 3 zu Ekso, 2 zu Indego und eine zu
einem nicht spezifizierten Exoskelett) ‐Medical Devices: Evidence and Research 2016
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Studien
‐ 76 % der Patienten sind in der Lage, ohne persönliche Assistenz zu gehen
‐ Spastikreduktion bei 38 % der Patienten
‐ bei 61 % regelmäßigere Darmtätigkeit
‐ mittlere Gehstrecke beim 6‐Minuten‐Gehtest betrug 98 Meter
‐ subjektive Anstrengungsempfinden entspricht dem eines Gesunden beim Gehen mit einer Geschwindigkeit von 5 km/h
‐ Anwendung ist sicher (Stürze bei 4,4%, Frakturen bei 3,4% ‐ alles unter der 1. Generation der Exoskelette)
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Studienergebnisse
‐ Kommunikation auf „Augenhöhe“‐ Höhere Mobilität im Alltag ‐ Verringerung der Spastik ‐ Verbesserte Orthostase‐Mehr Gelenkbeweglichkeit ‐ Besserer Schlaf ‐ Bessere körperliche Konstitution ‐ aerobes Training steigert die Muskelmasse undreduziert die Fettmasse ‐ Besseres Gleichgewicht im Sitzen und damit auch mehr Unabhängigkeit bei ADL –durch höhere Rumpfmuskelstärke‐ Osteoporoseprophylaxe ‐ zyklische Druckbelastung erhält die Mineraliendichte derKnochen‐ Verbesserte geistige Gesundheit (Vitalität, Teilnahme am gesellschaftlichen Leben,emotionales Wohlbefinden)‐ Verbesserung der Blasenfunktion und reduziertes Risiko von Harnwegsinfekten‐ Verbesserung der Verdauung und der Darmentleeerung‐ Dekubitusprophylaxe – durch komplette Druckentlastung der Haut an Rücken, Gesäßund Beinen und Förderung der Durchblutung der Haut
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Positive Effekte
Kosten
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Nachteil
1. Komplette oder Inkomplette Querschnittlähmung sub Th1
2. Regelmäßige Anwendung von RGO oder Fähigkeit, mit einer Stehhilfe zu stehen
3. Größe ca. 160 bis 190 cm
4. Gewicht <100 kg
5. Ausreichend Rumpfstabilität, um Transfers in und aus dem Rollstuhl durchzuführen
6. Minimale Spastik der unteren Extremitäten
7. Ausreichende Mobilität der unteren Extremitäten, um gehen zu können, z.B. können
die Knöchel die Neutral‐Null‐Stellung erreichen
8. Uneingeschränkte Hand und Stützfunktion für den Umgang mit Unterarmgehstützen
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Einschlusskriterien Rewalk
Sören B, 29 Jahre
Sturz aus dem 6. Stock beim Fenster putzen am 23.03.2011
dislozierte L3‐Berstungsfraktur
Frakturen mit Beteiligung von Thorax, Lumbosakralgegend, Becken und Extremitäten
Folgen:
komplette Querschnittlähmung sub L3 ASIA C
Harnblasen‐ und Darmlähmung
Arthrodesen beider Sprunggelenke
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Fallbericht ‐ Sören
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Fallbericht ‐ Sören
Läuft nach kurzer „Einlaufphase“ allein mit dem Rewalk auf schnellster Geschwindigkeit auch im Außenbereich, Aussagen S. interessantes Gangbild, bisschen laut und ungewöhnlich, hat aber was vom normalen Gehen, Ich hab noch nicht verstanden, warum es so anstrengend ist und ich immer schwitzen muss, vermutlich wegen Rumpfmuskulaturgut für Oberschenkelmuskulatur, Gleichgewicht ist gebessertandere Sicht auf die Welt, kann geradeaus guckenkeine Änderung Blase/Darm
Fazit: Rewalk als Therapiemittel hat für Pat. positive Effekte
Nutzung im Alltag realistisch
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Fallbericht ‐ Sören
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
2017.10.2016 Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V. ‐ Digitale Hilfsmittel