Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Epilepsie – Was ist das?
Prof. Dr. med. Helmut BuchnerKlinik für Neurologie und klinische NeurophysiologieRecklinghausen
www.foerderung-neurologie-recklinghausen.de
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Epilepsie – Was ist das?
• 600.000 Anfallserkrankte in Deutschland• Mindestens 5% aller Menschen haben EINEN
Anfall im Leben• 0,5 – 1% haben eine Epilepsie• Nach 1. Anfall haben ca. 30% weitere Anfälle binnen 3 Jahren• Nach 2. Anfall haben ca. 70% weitere Anfälle binnen 5 Jahren
• Erwachsene
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Elektrische Fehlfunktion von Nervenzellen bzw. Verbindungen zwischen Nervenzellen
Hassler 1974
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
• Generalisierte Anfälle – das ganze Hirn betreffend mit Ausbreitung der elektrischen Erregung über das ganze Gehirn
• Fokale Anfälle – bestimmte Teile des Hirns betreffend OHNE Ausbreitung der elektrischen Erregung
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Elektroencephalogramm – EEGMisst die elektrische Aktivität des Gehirns
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Generalisierter Anfall – grand mal
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Einfach fokaler (partieller) Anfall – primäre Hirnfunktionen
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Einfach fokaler (partieller) Anfall – primäre Hirnfunktionen
Zuckungen der linken Hand
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Komplex fokaler (partieller) Anfall – sekundäre Hirnfunktionen
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Komplex fokaler (partieller) Anfall – sekundäre Hirnfunktionen
Absencen - Epilepsie
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Status epileptischer Anfälle
Spontan nicht endende Folge von Anfällen
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Anfälle - Differentialdiagnose
• Ca. 30% aller „Anfälle“ sind psychogener Ursache • Ca. 30% aller Patienten mit epileptischen Anfällen haben
auch psychogene Anfälle
• Synkopen • Hyperventilationstetanien• transitorisch-ischämische Attacken • Migräne • Narkolepsie/Kataplexie • Drop-Attacks• intermittierende Lähmungen
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Anfälle – Ursachen bei Erwachsenen
• Angeboren- Vererbt - teilweise bekannte Genveränderungen- Fehlbildung des Gehirns- Fehlbildung von Gefässen
• Erworben- Hirnverletzung durch:
Unfälle
Blutungen um oder im Gehirn
Schlaganfällen
Hirnentzündungen
• Unklare Ursachen
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
EpilepsieIndividuell angepasste Therapie
Prof. Dr. med. Helmut BuchnerKlinik für Neurologie und klinische NeurophysiologieRecklinghausen
www.foerderung-neurologie-recklinghausen.de
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Anfälle – Behandlungsregeln• Erster Anfall „Gelegenheits Anfall“
- Klarer Zusammenhang mit Anfallsauslösendem Ereignis z.B. Schlafentzug- KEINE Behandlung
• Erster Anfall und Nachweis einer Hirnverletzung- Klarer Zusammenhang mit Hirnverletzung- BEHANDLUNG
• Erster Anfall und Alter über 60 Jahre- BEHANDLUNG
• seltene Anfälle bis zu 1 mal im Jahr- Keine Notwendigkeit zur Behandlung aber nach Absprache
• Wiederholte Anfälle- BEHANDLUNG
• Status zu Beginn der Erkrankung- BEHANDLUNG
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Anfälle – Behandlungsregeln
• Möglichst ein Medikament• regelmäßige KontrolleAnfallskalenderBlutspiegelEEGBeratung !!!
• Auswahl des MedikamentsAlterWirkungErwarteten Nebenwirkungen
• Allgemeine MaßnahmenRegelmäßiger SchlafAlkohol meidenMedikamente NUR nach Absprache mit Arzt
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Therapie der Epilepsie
Warum Antikonvulsiva?
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Behandlungsziele:
Anfallsfreiheit
Anfallshäufigkeit reduzieren
Möglichst wenig Nebenwirkungen
Lebensqualität verbessern
Therapie der Epilepsie
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Goldstandard der Behandlung von
Epilepsien ist die
medikamentöse Dauerbehandlung
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Bei ca. 70% der Epilepsie-Patienten ist miteiner Monotherapie eine befriedigende
Anfallskontrolle zu erzielen – 40-50% bleiben im 1. Jahr ohne Anfälle.
Bei weiteren 10-15% gelingt dies durch eineKombination mit einem zweiten Medikament.
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Art der Epilepsie
Alter
Geschlecht
Begleiterkrankungen (Komorbidität)
Begleitmedikation (Komedikation)
Individueller Lebensplan z.B. Kinderwunsch
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
• „Alte“Antiepileptika– Carbamazepin– Valproinsäure– Phenytoin– (Phenobarbital)– (Primidon)– Clobazam (Frisium®)– Clonazepam (Rivotril®)– Lorazepam (Tavor®)
• „Neue“ Antiepileptika– Lamotrigen (Lamictal®)– Gabapentin– Topiramat (Topamax®)– Oxcarbazepin (Trileptal®)– Levetiracetam (Keppra®)– (Tiagabin)– (Vigabatrin)– (Sultiam)– (Felbamat)
Anfälle - Medikamente
(Xxx) Medikamente nur unter sehr speziellen Bedingungen
• „Neuste“ Antiepileptika– Pregabalin (Lyrica®)– Zonisamid (Zonegran®)– Lacosamide (Vimpat®)– Eslicarbazepinacetat (Zebinix®)
– Weitere in der Zulassung
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Vorteile neuer Antiepileptika?!
Keine bessere Wirksamkeit
bessere Verträglichkeit
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Enzyminduktion
Allergie
Müdigkeit
Haarausfall
Zittern/Ataxie
Kognition
Unerwünschte Nebenwirkungenalter Antiepileptika
• Osteopathie• Gewichtszunahme• Gingiva Hyperplasie• Hepatopathie• Encephalopathie
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Allergie
Müdigkeit
Kognition
Schwindel
Sehstörungen
Unerwünschte Nebenwirkungen neue Antiepileptika
• Psychische Veränderungen
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Charakteristische Nebenwirkungen:
Carbamazepin Allergie, Diarrhoe, Obstipation, Schwindel
Phenytoin Kleinhirnatrophie, Behaarung, Kiefern- schleimhautschwellung, Allergie
Valproat Tremor, Gewichtszunahme, Haarausfall, Übelkeit, Pankreatitis, Osteoporose
Primidon/ Schultersteife, Dupuytren, Sedierung, Phenobarbital Psychose
Ethosuximid Schlafstörungen, Übelkeit, Psychose
Lamotrigen Allergie, Benommenheit
Gabapentin Müdigkeit
Topiramat Konzentrationsstörungen, Nierensteine
Oxcarbamacepin Hyponatriämie
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Therapieempfehlung Fokale Epilepsie
• Carbamazepin• Lamotrigen• Gabapentin• Oxcarbamacepin• Topiramat• Valproinsäure
SANAD (Standard and new antiepileptic drugs) Marson et al Lancet 2007
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Therapieempfehlung generalisierte Epilepsie
• Valproinsäure• Lamotrigen• Topiramat
SANAD (Standard and new antiepileptic drugs) Marson et al Lancet 2007
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Lamotrigen niedrigGabapentin niedrigValproinsäure niedrigLevetiracetam niedrigZonisamid niedrig
Carbamazepin relativ hochPhenytoin relativ hoch
Wechselwirkungsrisiko
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Fokale Anfälle – bekannte Hirnläsion1. Lamotrigen ggf. einleitend mit Levetiracetam
2. Carbamazepin – wenn psychomotorische Unruhe mit behandelt werden soll und Überwachung der NW gesichert
Generalisierte Anfälle1. Valproinsäure – wenn männlich oder „älter“
2. Levetiracetam – wenn psych. NW gut überwacht
„Regeln“ zur Auswahl der Medikamente
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Wie lange behandeln?
• Nachweis einer Hirnverletzung- BEHANDLUNG
• Alter über 60 Jahre- BEHANDLUNG
• Wiederholte Anfälle- BEHANDLUNG
• Status zu Beginn der Erkrankung- BEHANDLUNG
• Anfallsfrei über mehr als 3 Jahre und EEG ohne epilepsietypische Potenziale - Ausschleichen über mindestens 1 Jahr
Anfälle - Medikamente
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Anfallsfreie Wartezeit bis zum Wiedererlangen der Fahrtauglichkeit Gruppe 1
3-6 Monate Nach einem einmaligen provozierten Anfall, wenn die provozierende Bedingung vermeidbar ist
3-6 Monate Nach einem einmaligen Anfall, wenn neurologischer Untersuchungsbefund, Bildgebung und EEG normal sind
6 Monate Nach wiederholten Anfällen im Rahmen einer akuten, symptomatischen Epilepsie, wenn die ursächliche Gehirnerkrankung ausgeheilt ist
12 Monate Nach einem epilepsiechirurgischen Eingriff
12 Monate Bei einfach-fokalen Anfällen, ohne Bewusstseinsstörung und ohne motorische, sensorische oder kognitive Behinderung
12 Monate Wenn das Rezidivrisiko als nicht erhöht eingeschätzt wird
24 Monate Bei jeder anderen Form von Epilepsie, wenn Rezidivrisiko hoch eingeschätzt wird. Das EEG muss nicht normal sein, sollte keine häufigen epilepsie-typischen Potenziale aufweisen
3 Jahre Anfälle nur im Schlaf
Anfälle
Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
Buchner: Epilepsie 2011
Das Epilepsie-Netzwerkwww.epilepsie-online.de
Epilepsie-Netz-Homepagewww.epilepsie-netz.de
Tag der Epilepsie 2004www.tag-der-epilepsie.de
Deutsches Epilepsiemuseumwww.epilepsiemuseum.de
Deutsche Epilepsievereinigung e.V.www.epilepsie.sh
Verein zur Förderung der Neurologie Recklinghausen www.foerderung-neurologie-recklinghausen.de
Alexanderder Große
Caesar Napoleon Van Gogh Dutschke Margot Hemingway
DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR EPILEPTOLOGIEwww.dgfe.info
Stiftung Michaelwww.stiftung-michael.de
Anfälle