Dänemark- Der Schlüssel zu Life-Science von Weltrang
I N N O V A T I N G B E T T E R L I F E
Chefredakteur Healthcare DENMARK, Gerda Marie Rist, [email protected]
Life Science in Denmark, Version 1, April 2019
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Dänemark ist eine Life-Science-NationDie Life-Science-Branche ist einer der wichtigsten Bereiche der dänischen Wirtschaft. Die dänischen
Unternehmen genießen internationale Anerkennung für ihre innovativen Produkte und Leistungen.
Sie sind bei der Entwicklung von Behandlungen für Krankheiten wie Diabetes, affektive Störungen,
Hautkrankheiten und Allergien weltweit führend. Auch bei MedTech-Anwendungen wie Hörgeräten,
medizinischen Einwegprodukten sowie MedTech-Produkten und Zubehör gehören sie zu den global
führenden Unternehmen.
In Dänemark haben forschungsbasier-
te Industriezweige eine lange Tradition,
die über 150 Jahre zurückreicht. Eine
leistungsstarke private und öffentliche
Forschung in Kombination mit einem
eindrucksvollen technologischen Erbe wurden
zur Grundlage eines Life-Science-Clusters von
Weltrang. Es steuert über 17 % zu Dänemarks
gesamtem Warenexport bei. Bis 2025 will
die Life-Science-Branche diesen Exportanteil
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Hinweis: Zahlenangaben zu aktuell gültigen Preisen.
Quelle: The Economic Footprint of the Danish Life Science
Industry (Damvad), Statistic Denmark.
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Warenexporte der Life-Science-Industrie
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Langjährige Tradition für öffentlich-private PartnerschaftenNordic Insulin Laboratory (heute Novo Nordisk) wurde 1923 gegründet. Schon 1932 richtete
das Unternehmen das erste nordische Diabetes-Krankenhaus zur Behandlung dieser Krankheit
ein. Das öffentliche Gesundheitswesen wurde schnell auf das Potential einer möglichen
Zusammenarbeit aufmerksam. In den 70er Jahren wurde dann unter der Bezeichnung „Steno
Diabetes Center“ die öffentlich-private Zusammenarbeit erstmals formell etabliert. Das Steno
Diabetes Center ist nun landesweit in allen fünf Regionen Dänemarks vertreten. Für die dänische Kultur
der öffentlich-privaten Zusammenarbeit und Forschung war dieses Projekt eine wichtige Inspirationsquelle
und eines der Erfolgsgeheimnisse des starken Life-Science-Clusters.
Eine leistungsstarke Grundlage für die digitale Innovation
Die ausgeprägte Kultur der öffentlich-privaten Zusammenarbeit wird auch durch die
einzigartigen Möglichkeiten gefördert, die das dänische Gesundheitswesen der Forschung
bietet. Dänemark führte bereits vor über 40 Jahren elektronische Datenbanken im Gesund-
heitswesen ein. Zu insgesamt 170 klinischen Datenbanken kommt Dänemarks Nationale
Biobank, wo 25 Millionen biologische Proben zur Auswertung miteinander vernetzt sind.
Das dänische System der Sozialversicherungsnummern (eine individuelle Patientenkennung mit der
Bezeichnung CPR) ermöglicht das Zusammenführen spezifischer Patientendaten aus der Forschung
mit einer riesigen Datenbank, in der Informationen über 5,8 Millionen Dänen gespeichert sind.
Dänemark ist generell das am stärksten digitalisierte Land der EU,1 – und die Grundvoraussetzung
dafür ist das große Vertrauen, das die Bürger Dänemarks in ihre Behörden haben. Dies wiederum
hat dazu beigetragen, dass Dänemark heute in Europa das führende Land für klinische Studien
ist2, wenn man die Quote der klinischen Studien pro Einwohner heranzieht.
Das erste nordische Diabetes-Krankenhaus
wurde 1932 in Gentofte gegründet.
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Synergie zwischen öffentlichem Gesundheitswesen und dem Life-Science-Bereich
Dänemark steht vor denselben Herausforderungen wie die meisten anderen Länder auch:
Eine alternde Bevölkerung mit immer mehr chronischen, mit der Lebensweise zusammenhängenden
Krankheiten, was für die öffentlichen Haushalte eine enorme Belastung darstellt. Als Antwort
auf die damit verbundenen Herausforderungen strukturiert Dänemark sein Gesundheitswesen
neu. Im Mittelpunkt stehen dabei eine verbesserte Grundversorgung, die Altenbetreuung und der
Gesundheitszustand der Bevölkerung. Patienten werden in Zukunft mehr Gesundheitsdienstleistungen
der Grundversorgung und ambulanter Einrichtungen in Anspruch nehmen. Krankenhäuser werden dann
nur für umfassendere oder fachärztliche Behandlungen aufgesucht.
Die umfangreiche Transformation des dänischen Gesundheitswesens sorgt für ein höheres Maß an
Synergie mit der Life-Science-Industrie. Denn zu den Grundlagen dieses neuen Gesundheitswesens
gehören Innovation sowie schneller Zugang zu neuen Behandlungen und Medikamenten. Der
Schwerpunkt liegt in der Entwicklung eines am Patienten orientierten Gesundheitswesens, das auf
einer leistungsstarken Grundversorgung aufbaut. Damit steigt der Bedarf an neuen Arzneimitteln und
Innovationen der Industrie. Die öffentlich-private Zusammenarbeit ist deshalb für beide Seiten von
entscheidender Bedeutung: für die Gesundheitsbehörden und für die Life Science Industrie.
1 Europäische Kommission, Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (Digital Economy and Society Index, DESI),
https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/desi.
2 Dänischer Verband der Pharmazeutischen Industrie (Lægemiddelindustriforeningen, LIF), www.clinicaltrials.gov.
Dänemarks Nationale Biobank stellt der
Forschung biologische Proben zur Verfügung.
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Ein einzigartiges Eigentumsmodell im Dienst der Gesellschaft
Viele große dänische Unternehmen werden von einer Stiftung kontrolliert. Es handelt sich um ein
einzigartiges Eigentumsmodell: Der Gründer eines solchen Unternehmens spendet die Mehrheit
der Anteile des Unternehmens einem unabhängigen Rechtsträger: einer Stiftung mit bestimmten
Rechten und Pflichten. Das Vermögen der betreffenden Stiftung gehört fortan keiner Person oder
Rechtsperson und die Stiftung muss einen gemeinnützigen Zweck verfolgen.
Normalerweise behält die Stiftung die Kontrolle über das Unternehmen. 2/3 aller an der dänischen
Börse gelisteten Unternehmen gehören dem genannten Typ an, darunter auch die vier größten Life-
Science-Unternehmen des Landes: Novo Nordisk A/S, LEO Pharma A/S, Lundbeck A/S und Coloplast
A/S. Die Spenden der Stiftungen sind langfristige Investitionen, welche der dänischen Gesellschaft
zugutekommen, insbesondere im Bereich Wissenschaft und Forschung.
Life-Science-Unternehmen deren Eigentümer Stiftungen sind
Der „Technologiepakt“
Der „Technologiepakt“ soll dem Mangel
an Arbeitskräften mit digitalen und
technologischen Kompetenzen begegnen.
Zugleich soll die Initiative junge Menschen
dazu ermuntern, eine Karriere im Life-
Science-Bereich anzustreben. Er wurde
2018 mit großzügiger Unterstützung der
Novo-Nordisk-Stiftung und der Lundbeck-
Stiftung gestartet.
Neues Zentrum für
Hautforschung
An der Universität Kopen-
hagen wurde ein neues
Forschungszentrum für
Hautforschung und Im-
munologie eingerichtet,
das von der LEO-Stiftung
finanziell unterstützt wird.
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Partner in 19 Städten arbeiten zur Gewinnung neuer Erkenntnisse zur städtischen Diabetes zusammen.
Beirut
Johannesburg
Buenos Aires
Kopenhagen
Koriyama
Shanghai
Hangzhou
Xiamen
Leicester Peking TianjinVancouver
Madrid
Rom
Jakarta
Mailand
Houston
Mexiko-Stadt
Mérida
Öffentlich-private Fortschritte bei der personalisierten Medizin
Die dänische Strategie für personalisierte Medizin wird in den kommenden Jahren wesentlich
zur Nachhaltigkeit des dänischen Gesundheitswesens beitragen. Sie basiert auf der Verwendung
genomischer Daten, auf deren Grundlage den Patienten eine zielorientierte und effiziente
medizinische Betreuung geboten werden kann. Eine der ersten Initiativen dieser nationalen Strategie
für personalisierte Medizin war im Mai 2018 die Einrichtung des Nationalen Genom-Zentrums.
Diese Initiative wurde von der Novo-Nordisk-Stiftung mit beachtlichen Mitteln unterstützt.
Solche Projekte sind Beispiele einer klaren Win-win-Situation, bei der die Behörden des öffentlichen
Gesundheitswesens bedeutende Unterstützung durch die Eigentümer von Life-Science-Unternehmen
erhalten, um sich grundlegenden Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung zu stellen.
Die Industrie ihrerseits erhält dadurch hervorragende Rahmenbedingungen für Innovation und Forschung.
Darüber hinaus kommen die Initiativen des dänischen Gesundheitswesens auch anderen Ländern
zugute. Das globale Programm „Cities Changing Diabetes“ geht auf eine Initiative von Novo Nordisk
A/S zurück und ist eine Reaktion auf die dramatische, weltweite Zunahme von Diabetes. Es bietet eine
Partnerschafts-Plattform für die interdisziplinäre und branchenübergreifende Zusammenarbeit gegen
die pandemische Zunahme von Diabetes und Übergewicht. In diesem Bereich leistet die Industrie ihren
Beitrag zur Begrenzung der Kosten, die durch diese Entwicklung auf die Gesellschaft zukommen. Bislang
nehmen weltweit 19 Städte an „Cities Changing Diabetes“ teil.
Cities Changing Diabetes
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Eine führende Life-Science-Nation in Europa – das Wachstumsprogramm für Life-Science
Das Parlament und die Regierung Dänemarks wollen das Land zur führenden Life-Science Nation
in Europa machen, denn die Branche ist für Dänemarks Wirtschaft und Gesundheitswesen
von gleichermaßen großer Bedeutung. Dazu hat die Regierung im Frühjahr 2018 ein
Wachstumsprogramm für den Life-Science-Bereich mit 36 politischen Initiativen vorgelegt. Diese
Initiativen wurden vom Parlament freigegeben und werden gegenwärtig umgesetzt.
Das Wachstumsprogramm wird zur Entwicklung sicherer und wirksamer medizinischer Produkte sowie
hochwertiger Geräte beitragen. Darüber hinaus werden die Rahmenbedingungen für Life-Science-
Unternehmen in Dänemark verbessert.
Dänemark – die TRIAL-NATION
Dänemark liegt in der EU bei der Zahl
klinischer Studien pro Einwohner auf Platz
Nr. 1.
Dänemarks EU-Marktanteil bei Anwen-
dungen für klinische Studien ist von 2015
bis 2017 von 9 % auf 12 % gestiegen.3
Eine dieser Initiativen ist die jüngst gegründete
Organisation Trial Nation. Trial Nation ist eine
öffentlich-private Partnerschaft zwischen der
Industrie und aller dänischen Krankenhäuser. Ihr
Zweck: mehr Forschung und klinische Studien in
Dänemark. Die Initiative zeugt vom Interesse der
Behörden des öffentlichen Gesundheitswesens,
die Forschung in Dänemark anzuregen sowie den
Pharmaunternehmen und Medizintechnik-Firmen
kürzere Produkteinführungszeiten zu ermöglichen.
Gesteigerte
Attraktivität von
F&E in Dänemark
Mehr klinische
Forschung in
Dänemark
Eine hervorragende
Arzneimittelbe-
hörde
Besserer
Zugang zu
hochqualifizierten
Arbeitskräften
Neue Abteilung für Life-Science im Ministerium für
Industrie, Wirtschaft und Finanzen
Mehr Unterneh-
mensgründungen
und digitale
Transformation
Zielgerichtete
Internationalisie-
rungskampagnen
Die Wertschöpfungskette für Life-Science-Wachstum
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Die Trial-Nation-Initiative baut auf bereits erzielten
Erfolgen auf und zieht ausländische Investoren
für klinische Studien in Dänemark an. Das Ökosys-
tem des dänischen Life-Science-Bereichs profi-
tiert erheblich von Investitionen ausländischer
Life-Science-Unternehmen. Ihre Zusammenarbeit
mit lokalen Unternehmen trägt entscheidend
dazu bei, Dänemark zu einer internationalen
Life-Science-Plattform zu machen.
Eine weitere Initiative besteht in der gezielten
Entwicklung hochwertiger Zulassungsverfahren für
Arzneimittel durch die dänische Arzneimittelbehörde
DKMA. Darüber hinaus wird die DKMA ein Pilotpro-
jekt zur Risikoteilung starten. Ziel ist eine schnelle-
re Produkteinführung neuer Arzneimittel und ein
schnellerer Zugang der Patienten zu neuen Behand-
lungen. Wenn die Unternehmen der Branche bei ih-
ren Rückvergütungssätzen das wirtschaftliche Risiko
mittragen, erhalten Sie im Gegenzug höhere Sätze.
Über die vergangenen Jahre hinweg hat die DKMA
ihr für die Zulassung neuer Arzneimittel zuständiges
Personal gezielt aufgestockt. Daraus ging ein
neues Konzept für die wissenschaftliche Beratung
der Branche hervor. In den kommenden Jahren wird
die DKMA ihren Personalstamm um zusätzliche
wissenschaftliche Berater erweitern, und zwar vor
allem im Bereich Datenanalytik. Auch die internatio-
nale Zusammenarbeit soll weiter verstärkt werden.
Die Initiativen der DKMA werden eine schnellere Ein-
führung neuer Produkte durch die Branche bewir-
ken. Denn künftig können schon zu einem früheren
Zeitpunkt Daten aus der Praxis in den hochwertigen
Zulassungs- und Betreuungsprozess einfließen, der
zudem bestens mit medizinischen Einrichtungen
und Behörden anderer Länder vernetzt ist.
3 Dänische Arzneimittelbehörde, Jahresbericht 2017, klinische Studien zu Medikamenten.
• Hochwertige Zulassungen
• Schnellerer Zugang
• Pilotprojekt Risikoverteilung
• Internationale Zusammenarbeit
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Die großen dänischen Pharma- und Medizinunternehmen sind weithin bekannt, denn sie leisten weltweit
ihren Beitrag zum Fortschritt im Gesundheitswesen. Über 200 kleine und mittelständische Betriebe
gehören dem dänischen Life-Science-Cluster ebenso an, wie einige der größten globalen Life-Science-
Unternehmen. Viele von diesen arbeiten in Dänemark mit lokalen Partnern und Konzernunternehmen
zusammen. Das liegt zum Teil an der Tatsache, dass Dänemark als dasjenige Land Europas gilt, in dem
Geschäfte am einfachsten abzuwickeln sind.4
Das Wachstumsprogramm wird die Gründung neuer und das Wachstum bestehender Life-Science-
Unternehmen weiter fördern. Zu den Initiativen des Programms gehört eine Stärkung der Investitionskultur
mit einfacherem Zugang zu Geldmitteln. Dazu werden auch neue Vergünstigungen bei der Investorensteuer
eingeführt. Flexiblere Bestimmungen, bessere Rahmenbedingungen zur Vergütung der Mitarbeiter mit
Optionsscheinen und weitere Initiativen zur Förderung von Life-Science-Unternehmen in Dänemark.
4 Weltbank, Doing Business 2019, www.worldbank.org.
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Die Entwicklung bei Vollzeitkräften im Life-Science-Bereich im Vergleich zu anderen Branchen,
Dänemark 2001–2015
Hochqualifizierte Mitarbeiter – der Schlüssel zum nachhaltigen Wachstum des Clusters
Dank seines starken Life-Science-Clusters hat Dänemark in Europa den dritthöchsten Pro-Kopf-
Anteil an Berufstätigen im Life-Science-Bereich. Mit Initiativen wie einem neuen Besteuerungsmodell
für ausländische Forscher, dem Technologiepakt mit der Industrie und der Förderung von
Neueinschreibungen in Hochschulstudiengänge tragen die Initiativen des Wachstumsprogramms
für Life-Science dazu bei, die zukünftige Verfügbarkeit hochgradig kompetenter Forscher und
Arbeitskräfte für die dänische Life-Science-Branche zu gewährleisten.
Life-Science
Arbeitskräfte Privatwirtschaft insgesamt
Andere Branchen
Quelle: The Economic Footprint of the Danish Life Science Industry (Damvad), Statistic Denmark.
Bildnachweise:
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