Digitales Lernen: Mythen und Prinzipien von
erfolgreichen Blended Learning in der
Hochschullehre
Tanja Jadin
6. Tag der Lehre, 8.5.2018, FH OÖ
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Die unendlichen Weiten an digitalen
Medien und dazugehörige Mythen
Can Stock Photo / fgnopporn
#1 Unsere Lernenden sind Digital Natives
#2 Es gibt verschiedene Lerntypen
#3 Die neuen Medien sind per se lern- und
motivationsförderlich
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#1 Unsere Lernenden sind Digital Natives
canstockphoto
Lernen mit digitalen Medien aus
Studierendenperspektive
Sonderauswertung aus dem CHE Hochschulranking für die deutschen Hochschulen
(Studie von Persike & Friedrich, 2016)
Befragung: 27.000 Studierende, 153 Hochschulen, 11 Fächer
Zentrale Ergebnisse:
Nur 21% der Studierende nutzen eine breite Palette an digitalen Medien im
Rahmen ihres Studiums
Der Begriff „Digital Native“ ist somit nicht haltbar
Große Unterschiede zwischen den Fächern.
Nutzung hängt von der Lernkultur und der Integration digitaler Medien in der
Lehre ab.
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https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/lernen-digitale-medien-studierendenperspektive
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https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/lernen-digitale-medien-studierendenperspektivePersike & Friedrich, 2016
Weitere
Literaturempfehlung:
Schulmeister, R. (2009).
Gibt es eine „Net
Generation“? Erweiterte
Version 3.0
http://epub.sub.uni-
hamburg.de/epub/volltext
e/2013/19651/pdf/schulm
eister_net_generation_v3.
#2 Es gibt verschiedene
Lerntypen
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Lerntyp gehört zu einer von sieben
Neuromythen (Macdonald et al., 2017)
Der Glaube an die grobe Unterteilung in Lernstil und Lerntyp ist
sehr hartnäckig, jedoch gibt es dafür keine empirischen Belege.
Macdonald et al. (2017): Befragung unter drei Gruppen
(educators, high neuroscience exposure und the general public),
Ergebnis: 7 Neuromythen, unter anderem auf den ersten beiden
Plätzen: Lerntypen
Gutes Youtube Video dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=sIv9rz2NTUk
Macdonald, K., Germine, L., Anderson, A., Christodoulou, J., & McGrath, L. M. (2017). Dispelling the myth:
Training in education or neuroscience decreases but does not eliminate beliefs in neuromyths. Frontiers in
psychology, 8, 1314.
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Jedoch: Belege für Multimediales LernenKognitionspsychologische Grundlage:
Die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses ist begrenzt.
Duale Codierung von Informationen, d.h. getrennte Verarbeitung von
textueller und bildlicher Information (dual coding theory, Paivio).
Modalitätsspezifische Verarbeitung von Information im
Arbeitsgedächtnis; auditiv und visuell (Dual-mode, Baddeley).
Aktive Informationsverarbeitung durch bestimmte Prozesse wie
selektieren, organisieren und integrieren.
Aufbau eines mentalen Modells bzw. Verknüpfung mit bestehendem
Vorwissen.
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Jadin, T. (2013). Multimedia und Gedächtnis. In Ebner, M. & Schön, S (Hrsg.), Lehrbuch für Lernen und Lehren mit
Technologien: 2. Auflage. https://l3t.tugraz.at/index.php/LehrbuchEbner10/article/view/51
Es gibt unterschiedliche
Lernstrategien, Lernorientierungen,
Lernpräferenzen
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Kognitive Strategien
Metakognitive Strategien
Ressourcenbezogene Strategien
(Wild & Schiefele, 1994)
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http://www.flickr.com/photos/51035718466@N01/5533140316/
#3 Die neuen Medien sind per se
lern- und motivationsförderlich
Verwendung von Laptop
> Methode: 2 Experimente
> Experiment 1: Multitasking am Laptop. Alle Studierende verwendeten einen Laptop,
die Hälfte schrieb am Laptop mit (primary task), die andere Hälfte bekam noch eine
zweite ablenkende Aufgabe während der Vorlesung dazu (secundary task).
> Teilnehmer/innen: 44 Studierende, 25 Frauen, M = 18,9 Jahre, 20 Teilnehmer/innen
pro Bedingung (mit/ohne Multitasking)
> Durchführung: 45-minütige Vorlesung zu Meteorologie, Multitasking Bedingung: 12
Aufgaben z.B. „What is on Channel 3 tonight at 10pm?“, Wissenstest mit 20 Fakten-
und 20 Verständnisfragen
> Ergebnisse: Studierende in der „Multitask-Bedingung“ erzielten geringere Testwerte
beim Wissenstest (11% geringer). Die Notizen waren bei den „Multitasker“ von
schlechterer Qualität als von jenen aus der Nicht-Multitasking Bedingung.
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Studie „Laptop multitasking hinders classroom learning for both
users and nearby peers“ (Sana, Weston & Cepeda, 2013)
Verwendung von Laptop
> Methode: 2 Experimente
> Experiment 2: Eine Gruppe machte am Block Notizen, die andere Gruppe der
Teilnehmer/innen wurden im Raum so platziert, dass diese entweder genau vor
einem Studierenden saßen (also Laptop im Blick) oder an einem Platz, wo andere
Studierende nicht auf den Laptop sahen
> Teilnehmer/innen: 38 Studierende (19 pro Bedingung), 26 Frauen, 20,3 Jahre
> Durchführung: Probanden saßen entweder hinter zwei Studierende, die am Laptop
mitschrieben (in view of a multitasking peer) oder hinter zwei Studierende, welche
sich handschriftlich Notizen machten (not in view of a multitasking peer)
> Ergebnisse: Studierende, welche andere Studierende mit dem Laptop im Blick
hatten, erzielten schlechtere Testergebnisse als jene, die nicht durch andere
Laptopuser abgelenkt wurden (17% geringer). Jedoch gab es keine Unterschiede
bzgl. der Qualität der Notizen.
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Studie „Laptop multitasking hinders classroom learning for both
users and nearby peers“ (Sana, Weston & Cepeda, 2013)
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Vermeide Multitasking und Ablenkung:
Aufmerksamkeit und Konzentration auf
wesentliche Lerninhalte
Can Stock Photo / alphaspirit
Didaktik first!
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Lernziel-kompetenz-
orientiert
Lernergebnisse transferieren
Lernprozess gestalten und
fördern
Lernunter-stützung geben
Lernen
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Unterstützende
Lernmedien
Blended Learning Mix (nicht nur rein virtuell und face-to-face)
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Blended Learning als didaktischer Medien-Mix
um Lernprozesse zu gestalten und zu
unterstützen
Blended Learning Mix: eine beispielhafte
Zusammensetzung (inkl. Präsenz und/oder virtuell)
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Lernsetting gestalten: z.B. Projekt-Problembasiertes
Lernen
Relevante Lerninhalte vermitteln
Lernressourcen zur Verfügung stellen
Lerntransfer durch authentische Problemstellung
Reflektion und Diskussion durch Zwischenpräsentation
ILV: E-Learning Konzeption, Umsetzung, Qualitätssicherung (6.Sem., BA
Kommunikation, Wissen, Medien)
Zentrale Bestandteile
Lernsetting: Workshop, projektbasiertes Lernen, Konzept inkl. Mockups
Neue Lerninhalte vermitteln: neue Inhalte werden in der LVA inkl. Folien
präsentiert (kurze Inputs mit anschließender Übung)
„Alte Lerninhalte“: Zusammenfassung und Wiederholung (z.T.
Selbststudium):
Für das Kapitel Evaluation: kahoot https://kahoot.com/
Für das Kapitel Didaktik: https://www.learningsnacks.de/#/welcome?userid=4022
Podcasts zu lernpsychologische Grundlagen
Lernressourcen: Folien, Infografiken, Literatur, Übungsblätter
Reflektion, Diskussion: angeleitete Übungen um das Konzept erstellen zu
können (Scaffolding), Coaching, Zwischenpräsentation
Blended Learning Mix: LVA Beispiel
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Auf in die Zukunft!Mit dem Studiengang Kommunikation, Wissen, Medien
FH-Prof. Mag. Dr. Tanja Jadin
Studiengang Kommunikation, Wissen, Medien
FH OÖ, Fakultät für Informatik, Medien und Kommunikation