Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 1
Dr. Judith Kerschbaumer Leiterin des Bereichs Sozialpolitik, ver.di Bundesverwaltung
Die neue Grundrente & Co. – Aktuelles aus der Alterssicherungspolitik
Sozialpolitisches Wochenende im BBZ WannseeBerlin, 1. September 2019
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 2
Aktuelles aus der Sozialpolitik L
Wie funktioniert Rente?ArbN und ArbG zahlen paritätisch 18,6% RV-Beitrag
Durchschnittsverdienst 2019: 38.901 € (mtl. 3.242 €, std. 19,80 €)In den nBL werden die Verdienste um/hochgewertet (2019: 1,0840) und dann mit dem aRw Ost multipliziert
18,6% aus 38.901 € 1 EP
1 EP = 33,05 € West (1.7.19 – 30.6.20) = 31,89 € Ost
(1.7.18 – 30.6.19: West: 32,03; Ost: 30,69)
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 3
Beispiele von Renten:
Anna: 35 Jahre 2.500 € mtl. :rd. 900 € brutto (Zahlbetrag 818 €)
Berta: 40 Jahre 1.500 € mtl. :rd. 610 € brutto (Zahlbetrag 542 €)
Paul: 40 Jahre 4.500 € mtl. rd. 1.830 € brutto (Zahlbetrag 1.630 €)
Standardrente nach 45 Jahren immer Durchschnittsverdienst (2019: 38.901 €): 1.441 € brutto (West)1.282 € (Zahlbetrag)
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 4
Aktuelles aus der Sozialpolitik MmEinige Zahlen
825.000 Ehepaare (1,65 Mio. Menschen) haben ein verfügbares Einkommen von unter 1.500 € (750 €/Pers.). 400.000 Männer und 1,3 Mio. Frauen haben weniger als 1.000 € netto.
Nur Rente(n) aus der GRV: West: 40% der Männer und 55 % der FrauenOst: 84 % der Männer und 86 % der Frauen
19,5 % der Rentnerhaushalte sind von Armut bedroht und müssen von weniger als 999 €/Monat leben, Paare von weniger als 1499 €.
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 5
• Von Brutto zu Netto
EP x aRW = Bruttorente(z.B. 45 x 32,03 € = 1.441 €)
- Beiträge zur KV und PflV= Zahlbetrag(rd. 11 %, ab 1.1.19 rd. 10,5 %)
-Steuern = Nettorente(wenn volle nachgelagerteBesteuerung rd. 110 € Steuern)
Standard-rentner*in mit 45 EP
1.441 €
1.282 €
rd.
1.180 €
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 6
Aktuelles aus der Sozialpolitik MmWelche Abzüge auf Rente und Betriebsrente?
KV PflV Steuer
Gesetzl. Rente ½ von 14,6%+ ZUB
Voll Ansteigend von 2019: 78 % auf volle nachgelagerte Besteuerung ab 2040
Betriebsrente (Ausnahme: Zulagenrente: keine KV und PflV)
Voll (!) Voll ArbGfinanziert: als aufgeschobener Lohn voll nachgelagert zu versteuernArbNfinanziert: wenn steuerfrei in der Ansparphase, dann pflichtig in der Rentenphase
KV: 14,6 % + kassenindividueller Zusatzbeitrag ab 1.1.19 Rentner*in und RV je zur HälftePflV: Rentner*in alleine: 3,05% (Kinderlose: 3,3 %); (andere Werte in Sachsen)
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 7
Der Koalitionsvertrag und seine Rentenpakte
Pakt 1: Herbst 2018
- Mütterrente II- EM-Rente- Stabilisierung Niveau- Ausweitung Midijobs
Rentenkommission
Pakt 2: 2019
- Grundrente- Absicherung
von Selbständigen
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 8
Aktuelles aus der Sozialpolitik Ä
Pakt 1: Rentenrechtliche Bewertung von Kindererziehung:
Mütterrente I – ab 1.7.14
Kinder, die ab 1992 geboren sind: 3 x 1 EPKinder, die vor 1992 geboren sind: 2 x 1 EP
Mütterrente II – ab 1.1.19
Kinder, die vor 1992 geboren sind: 2,5 x 1 EP Probleme:- Immer noch keine Gleichbehandlung unabhängig vom Geburtsjahr- Ost-West - Anrechnung Grundsicherung- systemwidrige Finanzierung aus Beitragsmitteln statt aus Steuern
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 9
Wirkungen der „neuen EM-Rente“
2014 und 2017: Maßnahmen zur Verbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente
Jetzt Gesetz: Vorziehen der 2017 beschlossenen schrittweisen Ausweitung der Zurechnungszeit auf 65 Jahre auf den 1.1.2019 und weitere Verlängerung entsprechend der Anhebung der Regelaltersgrenze
=> Für 2018 begonnene EM-Renten gilt Zurechnungszeit bis 62 J. + 3 Monate, 2019 beginnende EM-Renten gilt Zurechnungszeit bis 65 J. + 8 Monate
Für 2031 beginnende EM-Renten gilt Zurechnungszeit bis 67 Jahre
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 10
Wirkungen der „neuen EM-Rente“
Quelle: DRV Bund
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 11
Aktuelles aus der Sozialpolitik Pakt 1: „Doppelte Haltelinie“: bis 2025 Stabilisierung des Niveaus bei 48 % und Beitragssatzgarantie von 20 %
202048,3%
202547,3%
203045,1%
204042,4%
204542,1%
202018,5%
202520,0%
203021,6%
204022,9%
204523,1%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
40%
43%
46%
49%
52%
55%
58%
61%
64%
67%
70%
2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045
Beitrags-satz
Netto-Renten-niveauvor Steuern
46%
43%
20%
22%
+ 1%-Punkt Niveau kostet 5,5 Mrd. € Rentenmehrausgaben (2016)
+ 1 %-Punkt Beitragssatz bringt 14 Mrd. € Mehreinnahmen
Quelle: DRV Bund
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 12
Der Koalitionsvertrag und seine Rentenpakete
Pakt 1: Herbst 2018
- Mütterrente II- EM-Rente- Stabilisierung Niveau- Ausweitung Midijobs
Rentenkommission
Pakt 2: 2019
- Grundrente- Absicherung
von Selbständigen
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 13
Auszug aus dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD vom 14.3.18 für die 19. Legislaturperiode
Die neue Grundrente (1)
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 14
Die neue Grundrente (2)
Voraussetzungen:
• 35 Jahre Grundrentenzeiten (Pflichtbeiträge, Kindererziehung, Pflege)
• Zuschlag: EP um 2-fache angehoben, auf 0,8 EP/Jahr• keine Bedürfigkeitsprüfung• greift für 3-4 Mio. Menschen, insbes. Frauen
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 15
Zwei weitere begleitende Maßnahmen:
Verbesserungen beim Wohngeld: Wer mindestens 35 Jahre Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung gezahlt haben, soll künftig einen pauschalen Freibetrag von 125 Euro erhalten. Geplant: Anpassung
Einführung eines Freibetrags in der Grundsicherung:in Höhe von 25 Prozent der individuellen Rente, maximal aber aktuell 106 Euro (25 Prozent der Regelbedarfsstufe 1).Bereits geltendes Recht seit 1.1.18: Freibetrag in der bAV und pAV: 100 Euro zzgl. 30 %
Die neue Grundrente (3)
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 16
Aktuelles aus der Sozialpolitik L
Die wesentlichen Stellschrauben in der gesetzlichen Alterssicherung
Rentenniveau
Renteneintrittsalter
Beitragssatz
Versicherter Personenkreis-Erwerbstätigenversicherung
Leistungsumfang
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 17
Aktuelles aus der Sozialpolitik L
Rentenniveau 2019/20: 48,2%; 2025: 48 %, Prognose 2030: 45,4 %
Renteneintrittsalter ab Jhrg. 64 bei 67
Beitragssatz 2019: 18,6 %; 2025: 20 %, Prognose 2030: 21,9 %
Zahlen aus der Julischätzung 2019 von DRV und BMAS
Hinzu kommt eine mögliche Abschwächung der Wirtschaft und das Absinken der Nachhaltigkeitsrücklage von heute rd. 40 Mrd. € auf den gesetzl. Mindestwert von 0,2 Monatsausgaben.
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 18
Aktuelles aus der Sozialpolitik M
ver.di steht zum 2-Säulen-Modell
„…ver.di hat sich seit Jahren konsequent für die Beibehaltung und Stärkung der paritätisch finanzierten GRV in einem umlagefinanzierten, mit solidarischen Umverteilungselementen ausgestatteten System eingesetzt, das – ergänzt um eine betriebliche Altersversorgung –eine lebensstandardsichernde Alterssicherung gewährleistet und damit vor Altersarmut schützt.
Auszug aus dem Leitantrag F001, ver.di-BUKO 15
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 19
Aktuelles aus der Sozialpolitik P
Wer hat heute eine bAV?
2015
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 20
Der Plan: „sowohl als auch“, nicht „entweder oder“
1. Gesetzliche Rente stärken• Rentenniveau stabilisieren und anheben• Arbeitsmarkt in Ordnung bringen (bessere
Erwerbschancen und Löhne, Alg besser absichern)• Mindestsicherungselemente „Grundrente & Co.“• Beitragsbasis erweitern: Erwerbstätigenversicherung
2. Betriebliche Altersversorgung stärken• Niedriglohnbereich: bAV einführen + verbessern unter
Nutzung des BRSG: bAV-Förderbetrag + bAV-Zulagenrente • Verbreitung ausweiten: Allgemeinverbindlicherklärung• In allen Bereichen: bAV stärken
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 21
Die bAV im Niedriglohnbereich – ein Beispiel
Anna, 35 Jahre beschäftigt im Einzelhandel, 27 Std./Woche, 14 €/Std, 2 Kinder 2010 und 2014 geboren(gesamt: 41 Jahre rentenrechtliche Zeiten)
Rente heute: 781 € brutto, nach Abzug KV-/PflV: 695 €Mit neuer Grundrente iHv. 250 €: 1.031 € brutto/ 918 €Mit bAV (Zulagenr.+ bAV-Förderbetr. v. 150 € ): 1.181 € brutto/ 1.068 €
= ein Plus von 400 € brutto jeden Monat
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 22
Aktuelles aus der Sozialpolitik
Teil 1: Verbesserungen für bereits bestehende bAV und für Beschäftigte, die noch keine bAV haben durch:
• Anreize für ArbG, bAV zu finanzieren (arbGfinanzierte bAV)• Freibeträge bei der Anrechnung von Grundsicherung• verbesserte staatliche Zulagenförderung• Verpflichtende Weitergabe der Ersparnis beim ArbG bei arbNfinanzierter bAV (Entgeltumwandlung)
und Teil 2: Sozialpartnermodell/Zielrente• neue, weitere Zusageart für den ArbG, einen Beitrag für die bAV zuzusagen, nur durch TV, Beteiligung an Durchführung und Steuerung,
M
Das Betriebsrentenstärkungsgesetz
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 23
Aktuelles aus der Sozialpolitik MmAktuelle Studie des DIW zu Altersarmut und bAV
„Zur Einkommenssicherung bei einkommensschwachen Haushalten bieten sich vor allem Reformen der kollektiven Alterssicherungssystemen an, da hier gezielt umverteilt werden kann. Das kann innerhalb der gesetzlichen Rente auch in der kurzen Frist erreicht werden. Für die längere Frist wäre zum Beispiel der Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge insbesondere für Personen mit unterdurchschnittlichem Einkommen eine Möglichkeit.“ (DIW Wochenbericht 21+22 vom 29.5.19)
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 24
Aktuelles aus der Sozialpolitik MmRegelungsbedürftig sind:
• Rückkehr zur hälftigen Verbeitragung von bAV in der Krankenversicherung
• Freibetrag statt Freigrenze und Dynamisierung in der KV-/PflV wenn Betriebsrente über Grenzbetrag 155,75 € (Wert 2019; § 226 Abs. 2 SGB V)
• Dynamisierung des Betrages für die Förderberechtigung (2.200 €)
• Gesetzliche Klarstellung für die Weitergabeverpflichtung (15 %)
• Grundrente mit Verbesserungen beim Wohngeld und Freibetrag in der GruSi
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 25
Aktuelles aus der Sozialpolitik MmFilm zu Betriebsrenten (download auf den Seiten von ver.di TV)
Dr. Judith Kerschbaumerver.di-Bundesverwaltung, Leiterin des Bereichs SozialpolitikAugust 2019 / Folie 26
Aktuelles aus der Sozialpolitik
Kontakt:
Dr. Judith Kerschbaumer
Leiterin des Bereichs SozialpolitikRessort 5, ver.di BundesverwaltungPaula-Thiede-Ufer 10, D - 10179 BerlinFon: 0049-30-6956-2148, Fax: [email protected]
L
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit