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Der HautarztZeitschrift für Dermatologie, Venerologie und verwandte Gebiete

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Hautarzt 2012 · 63:693–703 · DOI 10.1007/s00105-012-2354-7

© Springer-Verlag 2012

A. Altenburg · C.K. Micheli · C. Maldini · A. Mahr · M. Puttkammer · C.C. Zouboulis

Klinik und Therapie chronisch rezidivierender Aphthen

C.C. Zouboulis

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Hautarzt 2012 · 63:693–703DOI 10.1007/s00105-012-2354-7Online publiziert: 8. September 2012© Springer-Verlag 2012

A. Altenburg1 · C.K. Micheli1 · C. Maldini2 · A. Mahr2 · M. Puttkammer3 · C.C. Zouboulis1

1 Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie/Immunologisches 

Zentrum, Städtisches Klinikum Dessau, Dessau2 Klinik für Innere Medizin, Hospital Saint-Louis, Universität Paris, Paris3 Apotheke im Städtischen Klinikum Dessau, Dessau

Klinik und Therapie chronisch rezidivierender Aphthen

Schubweise auftretende „idiopathi­sche“ Aphthen sind der häufigste entzündliche Läsionstyp der Mund­schleimhaut. Es wird geschätzt, dass 2–10 % der Bevölkerung betrof­fen sind [7]. Eine Untersuchung von 40.693 Schulkindern in den USA er­gab eine Punktprävalenz von 1,23 % und eine Lebenszeitprävalenz der Kinder von 36,5 % [13]. Für die ha­bituellen Aphthen ist das über Jah­re rezidivierende Auftreten einzelner oder mehrerer hochschmerzhafter, fi­brinbelegter Ulzerationen mit hyper­ämischem Randsaum an der oralen Schleimhaut, seltener an der genita­len Schleimhaut kennzeichnend. Die Diagnose beruht auf der klinischen Symptomatik und dem Krankheits­verlauf. In der Regel ist die Progno­se der chronisch rezidivierenden Aph­those gut, und nach mehreren Jahren ist eine spontane Remission möglich.

Ätiopathogenese

Die Ätiologie der benignen Aphthosen ist nicht geklärt. Die Entstehung von re-zidivierenden Aphthen kann durch kon-ditionierende Grunderkrankungen wie Anämie, zyklische Neutropenie, Folsäu-re-, Eisen-, Vitamin-B3-Mangel (Pellag-ra) oder eine familiäre selektive Vitamin-B12-Resorptionsstörung begünstigt wer-den (. Tab. 1). Die entsprechende Subs-titution reduziert in der Regel die Schwe-

re der Erkrankung. Lokale Traumatisie-rungen wie Bissverletzung, Zähneputzen, Druck durch zahnärztliche Instrumen-te oder Nüsse sind variable Auslösefak-toren [1]. Erbliche Faktoren scheinen eine besondere Rolle zu spielen: Die Familien-anamnese ist mit 40 % hoch [8]. Bei 2 be-troffenen Elternteilen betrug die Wahr-scheinlichkeit für das Kind 90 % gegen-über 20 % bei nichtbetroffenen Eltern [15]. Eine Konsistenz assoziierter HLA-Haplotypen existiert aber nicht.

Differenzialdiagnosen

Aphthen sind nosologisch klar definiert, aber von heterogenen ähnlichen (apht-hoiden) Erosionen und Ulzera oft schwer zu unterscheiden. Differenzialdiagnos-tisch davon abgegrenzt werden müssen Erkrankungen, die das klinische Bild ha-bitueller Aphthen imitieren können, wie der Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, der Morbus Reiter, eine Schleimhautbetei-ligung bei systemischem Lupus erythema-todes, das MAGIC-Syndrom, das Erythe-ma exsudativum multiforme inklusive das Stevens-Johnson-Syndrom, bullöse Auto-immunerkrankungen, Syphilis und Virus-infektionen (. Tab. 1)

Klinische Formen

Kleine orale Aphthen vom Minor- oder Mikulicz-Typ unter 1 cm Durchmesser (zumeist zwischen 2 und 5 mm) heilen

in der Regel nach 4 bis 14 Tagen. Sie ma-chen 80–90 % aller rezidivierenden Aph-then aus. Die typischen klinischen Stadien sind in . Tab. 2 dargestellt. Narben bil-den sich nur in etwa 8 % der Fälle. Bei der Minor-Form zeigen sich zumeist nur bis zu 5 Läsionen gleichzeitig an der Muko-sa der Lippen, der Wangen, der Sulci, der Zunge oder am Mundboden (. Abb. 1a). Große orale Aphthen vom Major-Typ prä-sentieren sich in der Regel mit 10–30 mm Durchmesser, sind oft tiefer und können zwischen 10 Tagen und 6 Wochen oder selten länger andauern (. Abb. 1b). Die schmerzhaften Läsionen treten im vorde-ren Mundbereich, aber auch am weichen Gaumen, den Kieferwinkeln, der hinteren Rachenwand und am Pharynx bzw. La-rynx in Erscheinung. In etwa 64 % kön-nen Narben entstehen. Aphthen der Ma-jorvariante sind auch als Sutton-Ulzera oder Periadenitis mucosa necrotica re-currens (Sutton 1911) bekannt. Sie machen etwa 10 % der benignen rezidivierenden Aphthen aus. Die selteneren herpetiform gruppierten, sehr kleinen oralen Aphthen (Cooke) von jeweils 1–2 mm Durchmes-ser (. Abb. 1c) gelten als hochschmerz-haft und können 7 bis 10 Tage persistie-ren [2]. Sie können in einer Anzahl von bis zu 100 auftreten, zu größeren erosiven Plaques konfluieren und bei etwa 32 % der Patienten narbig abheilen. Herpetiforme Aphthen sind in höchstens 5 % der benig-nen Aphthosen zu finden. Die 3 morpho-

Leitthema

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logischen Varianten können gelegentlich gleichzeitig auftreten [7].

D Eine andere Klassifikation berücksichtigt den Verlauf und unterscheidet eine einfache von einer komplexen Aphthose.

Die einfache rezidivierende Aphthose geht mit 3 bis 6 Episoden im Jahr, wenigen schnell heilenden, gering schmerzhaften und auf die Mundhöhle beschränkten Lä-sionen einher. Bei der komplexen Aphtho-se entstehen einige bis viele hochschmerz-hafte, nur langsam heilende aphthöse Lä-sionen. Die Patienten mit komplexer rezi-divierender Aphthose leiden entweder zur Hälfte der Zeit oder sogar kontinuierlich an Aphthen und/oder sowohl an oralen als auch genitalen aphthösen Ulzera und/oder an großen Schmerzen und Auswir-kungen auf den Gesamtorganismus, z. B. deutlicher Gewichtsabnahme [5]. Genita-le aphthöse Ulzera können auch perige-nital im Bereich des Skrotums, der Vulva, des Anus, des Perineums und der Ingui-nalregion auftreten (. Abb. 1d,e). Eine sog. primäre oder idiopathische kom-plexe Aphthose tritt ohne identifizierba-re Ursachen in Erscheinung. Manche Au-toren unterscheiden davon eine sekundä-re komplexe Aphthose, der verschiede-ne Ursachen zugrunde liegen können wie Mangelzustände, benigne familiäre Neu-tropenie oder der Morbus Adamantiades-Behçet (MAB; [5]).

Die Unterscheidung von oralen Aph-then der chronisch rezidivierenden Aph-those von denjenigen bei MAB, einer chronisch rezidivierende Systemvaskuli-tis, ist außerordentlich schwierig.

D Bei zeitlicher Zunahme der Häufung und des Schweregrades der Aphthen-schübe sollte an das Vorliegen eines MAB gedacht werden.

Nach einer Schätzung von Baccaglini et al. [5] verbirgt sich in 10 % aller Fälle hinter einer komplexen Aphthose in Westeuro-pa und Nordamerika ein MAB, während die Wahrscheinlichkeit im östlichen Mit-telmeerraum, Mittleren Osten und Asien deutlich höher ist.

Im Gegensatz zur benignen rezidivie-renden Aphthose ist der MAB in Deutsch-

land sehr selten mit einer Prävalenz von 0,9 pro 100.000 Einwohner und nur 0,4 pro 100.000 Einwohner deutscher Ab-stammung. Vornehmlich beginnt eine chronisch rezidivierende Aphthose vor allem im Kindesalter und etwas weniger häufig bis zum 3. Lebensjahrzehnt, MAB dagegen mehrheitlich im 3. Lebensjahr-zehnt. Beide Erkrankungen können aller-dings in jedem Lebensalter beginnen. Im Rahmen des MAB stellen orale Aphthen mit 98,5 % der Patienten die häufigste Ma-nifestation dar, und genitale aphthöse Ul-zera treten in 64,7 % auf [3]. In 84,5 % be-ginnt MAB mit rezidivierenden oralen Aphthen und verläuft dann durchschnitt-lich über 2,3 Jahre monosymptomatisch unter dem Bild einer oralen Aphtho-se. In 3,5 % kann der MAB mit Genital-ulzera als Erstsymptom über einen Zeit-raum von durchschnittlich 3,5 Jahren an-dauern, bis weitere Symptome hinzukom-men. Die Vollerkrankung des MAB liegt erst 3,0 Jahre nach Erstmanifestation mit oraler Aphthose bzw. 5,3 Jahre nach Be-ginn mit Genitalulzera vor.

Uneinheitliche Diagnosekriterien er-schweren die Diagnose des MAB und sei-ne Abgrenzung zur chronisch rezidivie-renden Aphthose [4]. Nach den Kriterien der International Study Group for Behçet’s Disease gilt die orale Aphthose mit min-destens 3 Aphthenschüben im Jahr zuzüg-lich mindestens 2 weiterer Symptome als obligat. Diese Kriterien hatten in Deutsch-land eine Sensitivität von nur 72,5 % und werden aufgrund einer recht hohen Spe-zifität vor allem zur Patientenauswahl für Studien herangezogen (. Tab. 3). Bei an-deren Diagnosekriterien, z. B. denjenigen von Mason und Barnes (1969), dem „Clas-sification-And-Regression-Tree“ (1993), der in einem Kollektiv von 1993 Patien-ten und 1515 Kontrollpatienten im Iran eine hohe Sensitivität und Spezifität auf-wies (. Abb. 2), oder den „New Interna-tional Criteria of Behçet’s Disease“ (2010) bleiben die orale und genitale Aphthose Hauptsymptome, sind aber nicht obligat [4]. Die neuesten diagnostischen „New International Criteria of Behçet’s Disease“ wurden auf epidemiologischer Grundla-ge unter Mitwirkung von 27 Ländern er-arbeitet und trafen auf 88,6 % der MAB-Patienten in Deutschland zu (. Tab. 4, [3, 23]).

Tab. 1  Konditionierende Grunderkran-kungen und Differenzialdiagnosen der Aphthen

Hämatologische Ursachen

Eisenmangelanämie

Folsäuremangel

Vitamin-B1-, B2-, B6-, B12-Mangela

Zyklische Neutropenie

Agranulozytose

Gastrointestinale, mukokutane Syndrome

Colitis ulcerosa

Morbus Crohn

Zöliakie

Infektionskrankheiten

Herpes-simplex-Infektion und Zoster

Infektiöse Mononukleose

Hand-Fuß-Mund-Erkrankung

Herpangina Zahorsky

HIV-Infektion

Syphilis

Tuberkulose

Akute nekrotisierende ulzerierende Gingivitis

Hefepilzinfektionen

Reaktive Veränderungen

Morsicatio buccalis

Toxisch irritative Kontaktstomatitis

Traumatisches, eosinophiles Ulkus

Maligne Erkrankungen

Oralkarzinome

Leukämien

Non-Hodgkin-Lymphome

Mukokutane Erkrankungen des rheumati-schen Formenkreises

Lupus erythematodes

„Sweet syndrome“

Morbus Reiter

MAGIC-Syndrom („mouth and genital ulcers with inflamed cartilage“)

Sarkoidose

Bullöse und lichenoide Dermatosen

Erythema exsudativum multiforme und Va-rianten inklusive Stevens-Johnson-Syndrom und toxisch epidermale Nekrolyse

Bullöse Autoimmunerkrankungen: Pemphi-gus vulgaris, vernarbendes Schleimhaut-pemphigoid, Epidermolysis bullosa aquisita, lineare IgA-Dermatose

Lichen planus mucosae

Weitere Stomatopathien

Allergische Kontaktstomatitis

Medikamentöse ulzerative Stomatitis

Stomatitis geographica

PFAPA-Syndrom (periodisches Fieber, aphthöse Stomatitis, Pharyngitis, zervikale Adenitis)aIn Fallserien war Vitamin B12-Mangel assoziiert mit chronisch rezidivierenden Aphthen.

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Leitthema

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Allein die „bipolare“ Aphthose kann nach den letzten beiden genannten dia-gnostischen Kriterien somit unter be-stimmten Voraussetzungen zur Diagnose eines MAB Anlass geben, jedoch müssen dabei explizit alle anderen Differenzial-diagnosen und konditionierenden Fak-toren berücksichtigt werden. Letzteres ist umso wichtiger, um die bipolare Aphthose im Rahmen des MAB von einer komple-xen Aphthose anderer Ursache, die eben-falls mit oralen und genitalen aphthösen Ulzera einhergehen kann, unterscheiden zu können. Nach unseren eigenen Erfah-rungen treten in der Regel neben einer bi-polaren Aphthose ein oder mehrere wei-tere typische Symptome auf, welche die Diagnose eines MAB im Verlauf unter-mauern [4]. Eine positive Familienana-mnese in 12,4 % und das Vorliegen von HLA-B5 sind zusätzlich hinweisend auf einen MAB, werden aber im Rahmen der Diagnose nicht als Kriterium berücksich-tigt. Das relative Risiko der HLA-B5-posi-tiven Individuen für MAB ist sowohl bei Deutschen (6,6-fach) als auch bei Türken (5,8-fach) erhöht [3].

Histopathologie

Die Histologie zeigt eine Schleimhautepi-thelnekrose mit fibrinösem, von neutro-philen Granulozyten durchsetztem Be-lag und einem unspezifischen akuten ent-zündlichen Infiltrat, das anfangs neutro-phile Granulozyten mit Leukozytoklasie enthält, später mehr lymphohistiozytären Charakter trägt.

Therapie

Im Folgenden wird eine Übersicht der unterschiedlichen Behandlungsmög-lichkeiten oraler Aphthen gegeben, die sich nach der individuellen Schwere der Erkrankung, d. h. der Frequenz und Schmerzintensität, und dem jeweiligen Ansprechen der Therapeutika richten. Es existieren einige kontrollierte Studien, aber aufgrund von methodischen Ein-schränkungen wie geringer Probengrö-ßen, lediglich Eigenangaben der Patien-ten mit Dokumentationsbögen, unklaren Angaben zur jeweiligen Randomisierung, inkompletter oder fehlender Verblindung oder ungenauen Angaben zur Art des Pla-

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cebos wird in der Regel nur ein Evidenzle-vel (EL) 2B erreicht [1, 5, 6].

Diätetische und allgemeine Maßnahmen

Nahrungsmittel, von denen eine Mehr-heit der Erkrankten immer wieder be-richtet, dass sie neue Aphthen hervorru-

fen bzw. ihr Auftreten begünstigen, soll-ten insbesondere bei anamnestischem Zusammenhang gemieden werden. Al-lerdings fehlen hierzu aussagekräftige Studien. Im Allgemeinen kann dem Pa-tienten empfohlen werden, harte Speisen (z. B. Zwieback, hartes Toastbrot), alle Ar-ten von Nüssen wie Walnüsse, Haselnüsse usw. einschließlich Nussschokolade, saure

und salzige Speisen wie Obstsäfte, Zitrus-früchte und Tomaten, Gewürze und stark gewürzte Speisen wie Pfeffer, Paprika und Curry sowie alkoholische oder CO2-halti-ge Getränke zu meiden. Die Verwendung Natriumlaurylsulfat (SLS)-freier Zahn-pflegeprodukte einschließlich einer SLS-freien Zahnpasta ist vorteilhaft [19].

Topische Therapie

LokalanästhetikaEine zufriedenstellende Schmerzlinde-rung ist häufig durch die lokale Applika-tion von Anästhetika zu erreichen. Lido-cain ist als 2 %iges Gel oder als Spray, Poli-docanol als Paste, Benzocain in Form von Lutschpastillen einsetzbar. Als Kombina-tionspräparat steht z. B. ein Pumpspray mit Tetracain 0,5 % und Polidocanol 0,1 % zur Verfügung. Als fertige Mundspülung ist eine Lösung mit Benzocain und Ce-tylpyridiniumchlorid erhältlich. Auch können Anästhetika enthaltende Lösun-gen vorsichtig direkt auf die Läsionen ge-pinselt werden (z. B. Lidocain 2 % oder Tetracain in für die Mundschleimhaut vorgesehenen Präparaten; [1]).

Abb. 1 9 a Minor-Aphthen, b Major-Aphthen, c herpe-tiforme Aphthen, d geni-tale Aphthen, e genitales aphthöses Skrotalulkus, Pa-tient mit Morbus Adman-tiades-Behçet

rezidivierende orale Aphthen

rezidivierende Genitalulzera

rezidivierende Genitalulzera

+

+

+

+

+

+

+

––

–+

Augenbeteiligung*

Augenbeteiligung*

MAB

MAB MAB

MAB

MAB

NMAB

NMAB NMAB

NMAB

Pathergietest

Pathergietest

Hautmanifestation**

Abb. 2 8 Binärer Diagnosebaum des Morbus Adamantiades-Behçet. (Adaptiert nach [4])

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Leitthema

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Antiseptische/antiphlogistische TherapeutikaFür Chlorhexidin-Mundspülungen, aber auch für Kamillenextrakt konnte in nicht randomisierten Studien die günstige Be-einflussung der Inzidenz, Dauer und Schwere der Ulzerationen beobachtet werden (EL 3; [1, 6]).

Mittels Triclosan in Mundspülungen (0,15 % Triclosan in Ethanol und in Zink-sulfat) wurden Anzahl und Schmerzen oraler Aphthen reduziert und die Aph-then-freien Intervalle verlängert (EL 2B). Zu einer signifikant stärkeren Schmerz-linderung kam es zwischen 2 und 6 h nach 3 % Diclofenac in 2,5 %igem Hyalu-ron-Gel im Vergleich mit 3 %igem Lido-cain-Gel (EL 2B; . Tab. 5).

KauterisierungDie lokale Ätztherapie mit Wasserstoff-peroxidlösung 0,5 % oder mit Silberni-tratlösung 1–2 % stellt eine altbewährte Methode zur Schmerzlinderung dar. Be-reits 1 Tag nach der Kauterisierung mit einem Silbernitratstift wurde zwar eine signifikante Schmerzabnahme, aber kei-ne Verkürzung der Dauer einzelner Aph-then beobachtet (EL 2B). Eine sofortige Schmerzabnahme oraler Aphthen über 4 bis 7 Tage lang wurde nach jeweils 1 Sit-zung mit dem CO2- oder Nd:YAG-Laser beobachtet (EL 2B; . Tab. 5).

Lokale Tetracyclin-BehandlungIn einer placebokontrollierten, nicht ran-domisierten und nicht verblindeten Stu-die wurde mit Tetracyclin 250 mg in 5 ml Wasser 4-mal täglich über 5 Ta-ge der Mund über 2 min ausgespült und die Suspension anschließend geschluckt, woraufhin sich die Frequenz, Größe und der Schmerz oraler Aphthen signifi-kant verringerte (. Tab. 5). Für eine to-pisch angewendete Mundspülung mit 2,5 % Chlortetracyclin konnte ein signi-fikantes Ansprechen in Bezug auf Dauer und Schmerzhaftigkeit der Läsionen ge-zeigt werden (EL 2B; . Tab. 5). Bezüg-lich der Schmerzreduktion erwies sich eine 0,2 %ige Minocyclin-Mundspülung gegenüber einer 0,25 %igen Tetracyc-lin-Mundspülung als überlegen (EL 2B; . Tab. 5).

Um Stabilitätsproblemen von Tetra-cyclin in wässriger Lösung aus dem We-

Zusammenfassung · Abstract

Hautarzt 2012 · 63:693–703   DOI 10.1007/s00105-012-2354-7© Springer-Verlag 2012

A. Altenburg · C.K. Micheli · C. Maldini · A. Mahr · M. Puttkammer · C.C. Zouboulis

Klinik und Therapie chronisch rezidivierender Aphthen

ZusammenfassungChronisch rezidivierende Aphthen sind die häufigsten entzündlichen Läsionen der Mundschleimhaut mit bis zu 10 % in der Be-völkerung und höherer Prävalenz bei Kin-dern. Anamnese, klinische Morphe, Prädilek-tionsstellen und ein phasenhafter Ablauf sind hilfreich, um Erkrankungen, die aphthenähn-lich imponieren können, zu unterscheiden. Konditionierende Grunderkrankungen soll-ten ausgeschlossen werden. Die Therapie soll die Schmerzhaftigkeit und die funktionellen Beeinträchtigungen sowie die Frequenz und den Schweregrad der Rezidive reduzieren. Bei leichteren Verlaufsformen stehen sympto-matisch wirkende Lokalpräparate zur Verfü-gung. Bei schweren Verläufen einer Aphtho-

se der Majorform oder bei Systembeteiligung kommen ebenfalls lokale Maßnahmen neben einer systemischen Therapie in Betracht, z. B. mit Colchicin, Pentoxifyllin oder Prednisolon. Im Rahmen des Morbus Admantiades-Behçet kann durch systemische Applikation immun-modulatorisch wirksamer Medikamente das Auftreten neuer Aphthen vermieden werden. Die Arbeit gibt einen Überblick über Erschei-nungs- und Verlaufsformen, Differenzialdiag-nosen und an Studien orientierten Therapie-möglichkeiten der Aphthen.

SchlüsselwörterChronisch rezidivierende Aphthen ·  Prävalenz · Therapie · Lokal · Systemisch

Clinical aspects and treatment of recurrent aphthous ulcers

AbstractRecurrent aphthous ulcers are the most com-mon inflammatory lesions of the oral muco-sa, occurring in up to 10 % of the population and even more common in children. The his-tory, morphological characteristics, predilec-tion sides and typical stages of aphthae help to distinguish them from other diseases that may exhibit aphthous-like lesions. Underly-ing diseases should be excluded. The main goals of therapy are to minimize pain and functional disabilities as well as decrease fre-quency and severity of recurrences. Topical symptomatic relief is the standard of care for simple cases of recurrent aphthosis. In cases of major aphthosis or systemic involvement, 

topical therapies are still useful but should be combined with systemic therapy, such as colchicine, pentoxifylline or prednisolone. In case of Adamantiades-Behçet disease, sys-temic immunomodulatory drugs can inhib-it the development of new lesions. This over-view summarizes morphological and presen-tation forms of aphthae, differential diagno-ses and evidence-based therapeutic possi-bilities.

KeywordsRecurrent aphthous ulceration · Prevalence · Therapy · Topical · Systemic

ge zu gehen, kann die erforderliche Men-ge pro Anwendung als abgeteiltes Pulver zur Verfügung gestellt werden. Wir emp-fehlen hierzu abgefüllte Einzeldosen von 250 mg Tetracyclinhydrochlorid in Ge-fäßen oder Hartkapseln, die vor der An-wendung mit jeweils 5 ml Trinkwasser vom Patienten selbst zur Mundspülung zubereitet werden müssen. Aufgrund des sauren pH-Wertes kann es zu einem kurz dauernden Schleimhautbrennen kom-men. Eine chemische Stabilisierung lässt sich durch die Neutralisation des Tetracy-clinhydrochlorid und gezielte Fällung als Base erreichen. Eine solche in der Herstel-lung recht anspruchsvolle Rezeptur wurde von Altenburg et al. [1] dargestellt. Sie be-

wirkte bei unseren Patienten ebenso wie die jeweils frisch mit gereinigtem Wasser zubereitete 5 %ige Tetracyclinhydrochlo-rid-Lösung eine rasche Abheilung einer gegenüber Lokalsteroiden therapieresis-tenten aphthösen Stomatitis.

Lokale KortikosteroideBei ausbleibendem Therapieerfolg unter einer kombinierten lokalanästhetischen/antiphlogistischen Behandlung sind loka-le Kortikosteroide einsetzbar.

D Lokale Kortikosteroide hemmen die Entzündungsreaktion und können die Aphthendauer verkürzen.

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Gängig ist die 1- bis 2-mal tägliche An-wendung einer Mundheilpaste mit Pred-nisolon im Mundbereich. Auch die Kom-bination eines lokalen Anästhetikums tagsüber (z. B. Lidocain in Gel) mit einer Triamcinolon-Haftsalbe zur Nacht hat sich bewährt [22]. Eine Betamethason-Lösung kann als Mundspülung verwen-det werden. In Studien war eine Triam-cinolon-Salbe Phenytoin-Sirup über-legen (EL 2B; . Tab. 5). Dexametha-son-Paste bewirkte eine schnellere Ab-heilung als Triamcinolon-Paste und eine vergleichbare Schmerzreduktion (EL 2B; . Tab. 5). An ein gehäuftes Auftreten lo-kaler Hefepilzinfektionen unter kontinu-ierlicher Anwendung von Lokalsteroiden sollte gedacht werden [20]. Bei besonders schmerzhaften tiefen Aphthen sind intra-fokale Infiltrationen mit einer Triamcino-lon-Kristallsuspension 0,1–0,5 ml pro Lä-sion möglich. Für die lokale Behandlung genitaler Aphthen hat sich die Kombina-tion fluorierter Kortikosteroide und Anti-septika in einer Cremegrundlage als ge-eignet erwiesen (EL IV; [6]).

Weitere lokaltherapeutische BehandlungsansätzeEine Creme mit 5 % 5-Aminosalicylsäure bewirkte in einer doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie eine Schmerzreduk-tion und eine verkürzte Dauer bis zur Ab-heilung oraler Aphthen (EL 2B; . Tab. 5). Eine 5 %ige Amlexanox-Paste bzw. Am-lexanox 2 mg Tabletten führten, ange-wendet im Prodromalstadium, zur Ab-nahme von Anzahl, Größe und Schmer-zen (EL 2B; . Tab. 5). Die Anwendung einer Mundspülung mit den Enzymen Amylo glukosidase und Glukoseoxida-se reduzierte die Aphthenschübe und die Schmerzsymptomatik (EL 2B; . Tab. 5). Eine Assoziation zwischen Rauchen und Abnahme der Rezidivhäufigkeit oraler Aphthen wurde beobachtet. Sowohl An-zahl und Frequenz der Läsionen scheint während Phasen des Rauchens gegen-über abstinenten Phasen abzunehmen, und experimentelle Daten konnten anti-inflammatorische Effekte von Nikotin und Biochanin A auf Keratinozyten be-legen [1, 6]. Nikotinpflaster können ver-

mutlich den Effekt des lokal einwirkenden Zigarettenrauches nicht imitieren (eige-ne Daten, nicht publiziert). In einer sehr kleinen Vorstudie mit 3 Patienten konnte eine komplette Remission rezidivierender Aphthen unter Anwendung von Nikotin-kautabletten gezeigt werden [6], allerdings stehen größere Studien zur Wirkung von Nikotinkautabletten aus (EL IV). In loka-ler Applikationsform erwiesen sich we-der Ciclosporin A (70 mg/g in Oralpaste) noch Interferon-α-2c (als Gel) gegen ora-le Aphthen als erfolgreich [6].

Systemische Therapie

ColchicinColchicin (0,5–2 mg/Tag) zeigt bei der Mehrzahl der Patienten mit habituellen Aphthen ein Ansprechen. Wir empfehlen einen Therapieversuch über 6 Wochen in einer Dosierung von 1–2 mg/Tag peroral und eine anschließende Dauertherapie je nach Verträglichkeit und Schwere der Aphthose. In einer größeren offenen Stu-die von Fontes et al. [11] konnte Colchi-cin bei Patienten mit chronisch rezidivie-renden Aphthen in 63 % der Fälle die Be-schwerdesymptomatik über einen Zeit-raum von 3 Monaten und bei 37 % über einen Zeitraum von mehreren Jahren deutlich verbessern. In neueren kontrol-lierten Studien führte Colchicin 1–2 mg/Tag zu signifikant weniger oralen und ge-nitalen aphthösen Ulzera bei Patienten mit MAB (EL 2B; . Tab. 6). Nach einem anfänglichen Therapieerfolg rezidivieren die Aphthen häufig nach dem Absetzen der Behandlung. Für empfängnisverhü-tende Maßnahmen bei Frauen bis 3 Mo-nate und bei Männern bis 6 Monate nach Absetzen der Therapie sollte gesorgt wer-den. In schweren, gegenüber einer Mono-therapie mit Colchicin resistenten Fällen sind Kombinationstherapien mit Pentoxi-fyllin, Benzathin-Penicillin, Prednisolon, aber auch mit Immunsuppressiva mög-lich. Bei MAB-Patienten war die Thera-pie von Colchicin in Kombination mit Pe-nicillin-G-Benzathin gegenüber genitalen aphthösen Ulzera derjenigen mit Colchi-cin alleine überlegen (EL 2B; . Tab. 6).

PentoxifyllinIn Fallberichten und nicht kontrollier-ten, älteren Studien wurden Pentoxifyl-

Tab. 2  Phasen der oralen Aphthose (Minor-Aphthen)

Prodromalstadium: Kribbeln, Spannungsgefühl, Brennen, Rauigkeit 24 h

Präulzeröse Phase: inflammatorisches Erythem oder indurierte Papel 1 bis 3 Tage

Ulzeratives Stadium: fibrinbelegte Ulzeration mit aufgeworfenem erythe-matösem Rand

1 bis 16 Tage

Abheilungsphase 4 Tage bis 1 Monat

Tab. 3  Kriterien der International Study Group for Behçet’s Disease (1990)

Obligates Symptoma: Rezidivierende orale Aphthen (mindestens 3-mal jährlich)

Plus mindestens 2 der folgenden Kriterien:

– Genitalulzera

– Augenbeteiligung (Iritis, Uveitis, retinale Vaskulitis)

–  Hautveränderungen (Erythema nodosum, Follikulitis, sterile Pusteln, aphthöse Ulzerationen der Haut)

– Positiver PathergietestaSteht im Widerspruch zur Internationalen Klassifikation (. Tab. 4) und . Tab. 2, die auf der rechten Seite die Diagnose auch ermöglicht, wenn keine rezidivierenden Aphthen vorkommen.

Tab. 4  „International Criteria for Behcet’s Disease“ (2010; [3, 23])

Rezidivierende orale Aphthen 2

Hautmanifestationen (Papulopusteln, Erythema nodosum, Thrombophlebitis) 1

Gefäßbeteiligung (arterielle oder venöse Thrombosen, Aneurysmen) 1

Rezidivierende genitale Ulzerationen 2

Augenbeteiligung (Hypopyon-Iritis, Uveitis) 2

ZNS-Beteiligung 1

Positiver Pathergie-Test 1

MAB: 4 oder mehr Punkte  MAB Morbus Adamantiades-Behçet.

698 |  Der Hautarzt 9 · 2012

Leitthema

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lin (300 mg 1- bis 3-mal/Tag) und Oxy-pentoxifyllin (400 mg 3-mal/Tag) gegen orale Aphthen z. B. bei Kindern als wirk-sam angesehen. Ansprechraten betrugen zwischen 36 und 50 % [1]. In einer neu-eren, kontrollierten Studie konnte aber mit Pentoxifyllin (400 mg 3-mal/Tag) le-diglich eine Reduktion der Aphthengrö-ße (p=0,05) ohne andere statistisch signi-fikante Änderungen in Bezug auf Schmer-zen oder Aphthenanzahl erreicht werden (EL 2B; . Tab. 6).

Systemische KortikosteroideSystemische Kortikosteroide können bei ausbleibendem Therapieerfolg von Col-chicin oder auch Pentoxifyllin eingesetzt werden. Prednisolon bzw. Prednisolon-Äquivalente (10–30 mg/Tag) werden wäh-rend eines Schubs nur kurzfristig (bis zu 1 Monat) mit dem Ziel eingesetzt, die Aph-thendauer zu verkürzen. In einer kleinen kontrollierten Studie führte eine niedri-ge Prednisolon-Dosis von 5 mg/Tag über 3 Monate zu einer mit Colchicin 0,5 mg/Tag vergleichbaren, deutlichen Verringe-rung von Schmerz, Anzahl und Größe der oralen Aphthen bei weniger Nebenwir-kungen als mit Colchicin, das mit Magen-beschwerden in 47,1 % einherging (EL 2B; . Tab. 6, [20]). Prednison (25 mg in ab-steigender Dosierung über 2 Monate) war in einer Vergleichsstudie bei oraler Aph-those effektiver als der Leukotrieninhibi-tor Montelukast (EL 2B; . Tab. 6).

RebamipidRebamipid, ein Aminosäurederivat des 3(1H)Quinolinons, dient zur Behandlung gastroduodenaler Ulzera und der Gastri-tis und ist in Deutschland nicht zugelas-sen. In einer doppelblinden, placebokon-trollierten Studie bei Patienten mit MAB wurden bei guter Verträglichkeit die ora-len Aphthen und damit verbundenen Schmerzen nach 3 Monaten günstig be-einflusst (EL 2B; . Tab. 6).

SucralfatSucralfat findet bei Ulzera des Magens und des Zwölffingerdarms als Antazidum Anwendung. Sucralfat-Suspension er-wies sich in Studien als wirksam bei ora-ler Aphthose und auch bei Genitalulzera bei MAB hinsichtlich Dauer und Schmer-zen der Läsionen (EL 2B; . Tab. 6).

DapsonAuch Dapson verringerte signifikant die Anzahl und Größe oraler und genitaler aphthöser Ulzerationen bei MAB (EL 2B; . Tab. 6).

Antimetaboliten: Azathioprin und MethotrexatAzathioprin konnte in einer placebokon-trollierten Studie Frequenz und Schwe-re orogenitaler Aphthen im Rahmen des MAB, für dessen Behandlung es in Deutschland zugelassen ist, bessern (EL 2A; . Tab. 6). In Fallserien war Methotrexat in einer Dosierung von 7,5–20 mg 1-mal wö-chentlich bei schwerer orogenitaler Aph-those wirksam (EL V; [1]).

Ciclosporin AInsgesamt sind mehr als 350 MAB-Patien-ten mit einer breiten Dosisspanne von Cic-losporin A mit 1–10 mg/kg KG/Tag und einer divergierenden Anwendungszeit von 1 bis 77 Monaten dokumentiert [21]. In einer kontrollierten Studie konnten von einer Therapie mit Ciclosporin A bis zu 70 % der Patienten mit MAB in Bezug auf orale Aph-then profitieren (EL 2B; . Tab. 6, [14]). Cic-losporin A ist bei MAB in Deutschland zu-gelassen, allerdings betrifft die zugelassene Indikation nur die Uveitis.

ThalidomidThalidomid gilt als wirksam gegen oroge-nitale aphthöse Ulzerationen. In älteren, offenen oder retrospektiven Studien wur-den initiale Dosen von 100–300 mg/Tag auf 50 mg/Tag reduziert oder die Therapie nach 3 Monaten eingestellt, um eine sen-sorische Neuropathie zu vermeiden [1]. In einer kleinen Studie wurde es in einer Dosis von 100 mg/Tag von 8 Patienten mit chronisch rezidivierender Aphthose für eine mittlere Zeit von knapp 5 Monaten gut vertragen [6]. Die einzige randomi-sierte, doppelblinde, placebokontrollier-te Studie wurde bei MAB durchgeführt (EL 2B; . Tab. 6). Bei 4 Patienten ent-wickelte sich dabei eine Polyneuropathie. Thalidomid sollte allenfalls in Ausnah-mefällen Anwendung finden. Aufgrund der Teratogenität ist es in der Schwanger-schaft absolut kontraindiziert. Nach Ab-setzung kommt es zu raschen Rezidiven.

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Tab. 5  Topische symptomatische Therapie oraler Aphthen (Effektivität durch randomisierte, kontrollierte Studien belegt)

Wirkstoff Dosierung Günstige Wir-kung

Kontrolle Anzahl Pro-banden

Studiendauer Literatur

Diclofenac 3 % in 2,5 % Hya-luron-Gel

200 μl 1-malig Rezidivierende orale Aphthen

2,5 % Hyalurongel, 2 % Lidocain-Lösung

60 8 h Saxen et al., 1997 [1]

Triclosan 0,15 % in 7,8 % w/w Ethanol/0,4 % w/w Zinksulfat, Triclosan 0,15 % in 15,6 % w/w Ethanol/0,4 % w/w Zinksulphat

10 ml für 30 s 2-mal täglich

Rezidivierende orale Aphthen

Kommerziell erhältliche Fluorid enthaltende Mund-spüllösung, Triclosan 0,15 % in Propylenglycol

30 6 Wochen (mit jedem Präparat)

Skaare et al., 1996 [5]

Silbernitratstift 1-malig Rezidivierende orale Aphthen

Placebostift, zuvor 2 % Li-docain-Lösung in Placebo- und Silbernitratgruppe

85 7 Tage Alidae et al., 2005 [5]

CO2-Laser (2–5 mW) 1-malig Rezidivierende orale Aphthen

Inaktiver Laser 15 4 Tage Zand et al., 2009 [5]

Nd:YAG-Laser 1-malig Rezidivierende orale Aphthen

Triamcinolon 0,1 % in Oral-paste (Orabase)

14 (Laser) und 14 (Triamcino-lon)

7 Tage Arabaci et al., 2009 [5]

Nd:YAG-Laser 1-malig Rezidivierende orale Aphthen

Triamcinolon 0,1 % in Oral-paste (Orabase)

10 (Laser) und 10 (Triamcino-lon)

7 Tage Tezel et al., 2009 [5]

5 % Tetracyclin-Lösung Topisch und syste-misch: 5 ml 4-mal täglich für 2 min im Mund spülen, dann schlucken

Rezidivierende orale Aphthen

Placebolösung 35 (nicht rando-misiert)

20 Wochen Graykowsky und King-man, 1978 [6]

Chlortetracyclin 2,5 % in wässriger Lösung

4-mal täglich Rezidivierende orale Aphthen

Placebolösung, enzymhal-tige Zahnpasta

57 4 Tage Be-handlung, 1 Woche Pause, 4 Tage Behandlung

Henricsson und Axell, 1985 [1, 6]

Minocyclin 0,2 % in wäss-riger Lösung

5 ml 4-mal täglich Rezidivierende orale Aphthen

Tetracyclin 0,25 % in wäss-riger Lösung 

16–17 10 Tage, dann Crossover

Gorsky et al., 2007 [5]

Minocyclin 0,2 % in wäss-riger Lösung

5 ml 4-mal täglich Rezidivierende orale Aphthen

Placebolösung 37–38 10 Tage Gorsky et al., 2008 [5]

5-Aminosalicysäure 5 % in Creme

3-mal täglich Rezidivierende orale Aphthen

Placebocreme 22 14 Tage Collier et al., 1992 [1, 6]

Amlexanox 5 % in Paste 2-mal täglich Rezidivierende orale Aphthen

Placebopaste 32 4 Tage Greer et al., 1993 [1]

Amlexanox 2 mg (Pflaster) 4-mal täglich Rezidivierende orale Aphthen

Placebopflaster 26 (Amlexanox) und 26 (Placebo)

4 Tage Murray et al., 2006 [5]

Amlexanox 2 mg (Hafttab-letten)

4-mal täglich auf 1 Aphthe über 5 Tage

Rezidivierende orale Aphthen

Placebotablette 104 (Amlexa-nox) und 108 (Placebo)

6 Tage Liu et al., 2006 [5]

Triamcinolonacetonid 0,1 % in Haftsalbe

3-mal täglich Orale Aphthen bei MAB

Phenytoin-Sirup als Mund-spülung für 4–5 min 3-mal täglich

30 (Triamcinolo-nacetonid) und 30 (Phenytoin)

7 Tage Fani et al., 2012 [10]

Dexamethason 0,1 % in Mundhaftpaste (Dexamu-cobase)

4-mal täglich Rezidivierende orale Aphthen

Triamcinolonacetonid 0,1 % in Mundhaftsalbe

53 (Dexametha-son) und 37 (Triamcinolon)

14 Tage Al-Na’mah et al., 2009 [5]

Zahnpasta mit Amyloclosi-dase und Glukoseoxidase vs. 2,5 % Tetracyclin-Lösung

Zahnpasta 2-mal täglich, Tetracyclin-Lösung 5 ml 4-mal täglich für 1 min im Mund spülen

Rezidivierende orale Aphthen

Placebozahnpasta bzw. Placebomundspülung

57 10 Wochen, danach Cross-over

Henricsson et al., 1985 [1, 6]

Sucralfat 3-mal täglich Orale und genitale Ulzera bei MAB

Placebolösung 40 3 Monate Alpsoy et al., 1999 [6]

MAB Morbus Admantiades-Behçet.

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Leitthema

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Tab. 6  Systemische, symptomatische Therapie oraler Aphthen (Effektivität durch randomisierte, kontrollierte Studien belegt)

Wirkstoff Dosierung Günstige Wirkung Kontrolle Anzahl Probanden Studien-dauer

Literatur

Colchicin 1 mg/Tag p.o. Orale und genitale Ulzera bei MAB

Placebo 169 4 Monate, dann Crossover

Davatchi et al., 2009 [5]

Colchicin 1–2 mg/Tag p.o. Orale und genitale Ulzera bei MAB

Placebo 50 (48 % Frauen) 24 Wochen Yurkadul et al., 2001 [6]

Benzathin-Penicillin plus Colchicin

Benzathin-Penicillin 1,2 Mio. i.E./Monat i.m. plus Colchicin 1–1,5 mg/Tag p.o.

Genitale Ulzera bei MAB Colchicin 154 24 Monate Calgüneri et al., 1996 [6]

Pentoxifyllin 400 mg/Tag p.o. Rezidivierende orale Aph-then

Placebo 14 (Pentoxifyllin) und 16 (Placebo)

2 Monate Thornhill et al., 2007 [5]

Prednison vs. Montelukast

Prednison 25 mg 15 Tage, 12,5 mg 15 Tage, 6,25 mg 15 Tage, 6,25 mg jeden 2. Tag 15 Tage p.o., Monteku-last 10 g 1 Monat und jeden 2. Tag 1 Monat p.o.

Rezidivierende orale Aph-then, Prednison effektiver als Montekulast bezüglich Schmerz und Abheilung, beide effektiver als Placebo

Zellulosepla-cebo

20 (Prednison) und 20 (Montekulast) und 20 (Placebo)

2 Mona-te plus 2 Monate Follow-up

Femiano et al., 2010 [5]

Prednisolon vs. Colchicin

Prednisolon 5 mg/Tag p.o., Colchicin 0,5 mg/Tag p.o.

Rezidivierende orale Aph-then, kein Unterschied in der Wirksamkeit

– 17 (Prednisolon) und 17 (Colchicin)

3 Monate Pakfetrat et al., 2010 [17]

Rebamipid 300 mg/Tag p.o. Orale Aphthen bei MAB Placebo 35 12 bis 24 Wochen

Matsuda et al., 2003 [6]

Sucralfat 4-mal täglich (Einzeldosis 1 g)

Rezidivierende orale Aph-then

Placebolö-sung und Ant-azidumlösung

21 2 Jahre Rattan et al., 1994 [6]

Dapson 100 mg/Tag p.o. Orale und genitale Ulzera bei MAB

Placebo 20 3 Monate Sharquie et al., 2002 [6]

Zinksulfat vs. Dapson

Zinksulfat 300 mg/Tag p.o., Dapson 100 mg/Tag p.o.

Rezidivierende orale Aphthen, Zinksulfat und Dapson: kleinere Größe und Anzahl gegenüber Placebo

Placebo 15 (Dapson) und 15 (Zinksulfat) und 15 (Placebo)

3 Monate Sharquie et al., 2008 [5]

Azathioprin 2,5 mg/kg KG/Tag p.o. Orale und genitale Ulzera bei MAB

Placebo 73 (nur Männer) 2 Jahre Yazici et al., 1990 [6]

Ciclosporin A Ciclosporin A 10 mg/kg KG/Tag p.o., Colchicin 1 mg/Tag p.o.

Orale Aphthen bei MAB Colchicin 47 (Ciclosporin A) und 49 (Colchicin)

16 Wochen Masuda et al., 1989 [14]

Thalidomide 100 mg/Tag oder 300 mg/Tag p.o.

Orale und genitale Ulzera bei MAB (gleiche Effektivität bei 100 und 300 mg/Tag)

Placebo 96 (nur Männer) 24 Wochen Hamuryudan et al., 1998 [6]

Interferon-α-2a 6 Mio. i.E. 3-mal wöchent-lich s.c.

Orale und genitale Ulzera bei MAB

Placebo 50 (38 % Frauen) 3 Monate Alpsoy et al., 2002 [6]

Interferon-α-2b plus Colchicin plus Benzathin-Penicillin

Interferon-α-2b 3 Mio. i.E. je-den 2. Tag, Colchicin 1,5 mg/Tag p.o., Benzathin-Penicillin 1,2 Mio. I.E. alle 3 Wochen

Orale und genitale Ulzera bei MAB

Colchicin plus Benzathin-Penicillin

65 (Interferon-α-2b, Colchicin und Ben-zathin-Penicillin) und 65 (Colchicin und Benzathin-Penicillin)

1 Jahr Demiroglu et al., 2000 [9]

Etanercept 25 mg 2-mal wöchentlich s.c.

Orale Aphthen bei MAB Placebo 40 (nur Männer) 4 Wochen Melikoglu et al., 2005 [6]

Doxycyclin 40 mg/Tag p.o. Rezidivierende orale Aph-then

Placebo 25 (Doxycyclin) und 25 (Placebo)

2 Monate Preshaw et al., 2007 [5]

Clofazimin Clofazimin 100 mg/Tag p.o. Rezidivierende orale Aph-then

Placebo und Colchicin 0,5 mg/Tag

23 (Clofazimin) und 23 (Colchicin) und 20 (Placebo)

6 Monate De Abreu et al., 2009 [5]

Kameldorndestil-lat (iranische Her-stellung mittels Hitzeverfahren)

Mundspülung 40 ml 1 min 4-mal täglich, dann Schlu-cken

Rezidivierende orale Aph-then

Placebo 49 (Kameldorndestil-lat) und 44 (Placebo)

2 Wochen Pourahmad et al., 2010 [5]

MAB Morbus Admantiades-Behçet, KG Körpergewicht.

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Interferon-αInterferon-α kann komplette oder partiel-le Remissionen rezidivierender orogeni-taler aphthöser Läsionen im Rahmen des MAB mit einer Besserung innerhalb von 1 bis 4 Monaten bewirken [6]. Es wird aber bisher nicht zur Behandlung der benig-nen Aphthose verabreicht. Intermediäre Dosen verringerten signifikant Schmerz, Dauer und Frequenz der oralen Ulzera-tionen (EL 2B; . Tab. 6). Wir empfehlen eine niedrige Erhaltungsdosis von 3-mal 106 i.E./3-mal pro Woche nach 6 Monaten bei Patienten mit MAB. Eine Kombina-tion mit Kortikosteroiden sowie Colchicin oder Benzathin-Penicillin ist möglich [9].

BiologicsNach Studienergebnissen scheint Etaner-cept orale Aphthen, hingegen nicht genita-le aphthöse Ulzerationen bei MAB günstig zu beeinflussen (EL 2B; . Tab. 6). Inflixi-mab war bei schweren, therapierefraktären oralen und genitalen aphthösen Ulzeratio-nen bei MAB-Patienten in Fallserien wirk-sam. Über eine Abheilung nach wenigen Tagen und rezidivfreie Intervalle von 6 bis 8 Wochen wurde berichtet (EL IV; [6, 12]). Adalimumab induzierte eine komplette Remission in 2 resistenten Fällen von re-zidivierender oraler Aphthose nach der ersten Injektion (EL V; [18]). Der Mangel an größeren Studien und die möglichen Nebenwirkungen limitieren die Verwen-dung von TNF-α-Antagonisten.

Weitere systemische BehandlungsansätzeZinksulfat 300 mg/Tag verringerte An-zahl und Größe chronisch rezidivieren-der oraler Aphthen im Vergleich zu Place-bo (EL 2B; . Tab. 6). Doxycyclin (40 mg/Tag) verlängerte in einer kontrollierten Studie die aphthenfreien Intervalle bei chronisch rezidivierender oraler Aphthose (EL 2B; . Tab. 6). Clofazimin und Kamel-dorndestillat zeigten in kontrollierten Stu-dien eine Besserung bezüglich Anzahl und Dauer (Clofazimin) bzw. der Größe und Schmerzen oraler Aphthen (Kameldorn-destillat; EL 2B; . Tab. 6). Bei prämens-truell auftretenden Aphthen kann 1-mal jährlich subkutan verabreichtes Testoste-ron in Einzelfällen Erfolg zeigen [16]. Auch können östrogenbetonte Kontrazeptiva

verwendet werden (EL V; [22]). Ein Effekt ist erst nach 3 bis 6 Monaten zu erwarten.

Fazit für die Praxis

F  Rezidivierende orale Aphthen stellen die häufigste entzündliche Läsionsart der Mundschleimhaut dar und sind im Kindesalter häufiger als in der er-wachsenen Bevölkerung anzutreffen.

F  Die Diagnose kann in der Regel an-hand der typischen Klinik gestellt werden. Eine Biopsie ist insbesondere bei persistierenden oder untypischen Läsionen wichtig.

F  Die chronisch rezidivierende Aphtho-se tritt in 3 klinisch morphologischen Erscheinungsformen (Minor-, Ma-jor- und herpetiforme Aphthen) und 2 Verlaufsformen (einfache und kom-plexe Aphthose) auf.

F  An konditionierende Faktoren und Er-krankungen, die das klinische Bild ha-bitueller Aphthen imitieren können, muss gedacht werden.

F  Die differenzialdiagnostische Unter-scheidung von der bipolaren Aphthose im Rahmen des MAB, die von manchen Autoren den sekundären komplexen Aphthosen zugerechnet wird, erfolgt anhand von Symptomkonstellationen.

F  Die Therapie chronisch rezidivieren-der Aphthen erfolgt symptomatisch und vorrangig topisch, bei andauern-der schwerer Beeinträchtigung auch systemisch mit Colchicin, Pentoxifyllin oder Prednisolon, wobei eine Kombi-nationstherapie möglich ist.

F  Systemtherapien mit anderen Im-munsuppressiva sollten auf thera-pieresistente und besonders schwe-re oder systemische Formen der Aph-those beschränkt bleiben.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. C.C. ZouboulisKlinik für Dermatologie, Venerologie und  Allergologie/Immunologisches Zentrum,  Städtisches Klinikum DessauAuenweg 38, 06847 [email protected]

Interessenkonflikt.  Der korrespondierende Autor gibt für sich und seine Koautoren an, dass kein Interes-senkonflikt besteht.

Literatur

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17.  Pakfetrat A, Mansourian A, Momen-Heravi F et al (2010). Comparison of colchicine versus predni-solone in recurrent aphthous stomatitis: a doub-le-blind randomized clinical trial. Clin Invest Med 33:E189–195

702 |  Der Hautarzt 9 · 2012

Leitthema

Page 12: Der Hautarzt - Städtisches Klinikum Dessau · Erythema exsudativum multiforme und Va-rianten inklusive Stevens-Johnson-Syndrom und toxisch epidermale Nekrolyse ...

18.  Sánchez-Cano D, Callejas-Rubio JL, Ruiz-Villaverde R, Ortego-Centeno N (2009) Recalcitrant, recurrent aphthous stomatitis successfully treated with ada-limumab. J Eur Acad Dermatol Venereol 23:206

19.  Shim Y, Choi JH, Ahn HJ, Kwon JS (2012). Effect of sodium lauryl sulfate on recurrent aphthous sto-matitis: a randomized controlled clinical trial. Oral Dis [Epub ahead of print]

20.  Vincent SD, Lilly GE (1992) Clinical, historic, and therpeutic features of aphthous stomatitis. Litera-ture review and open clinical trial employing ste-roids. Oral Surg Oral Med Oral Pathol 74:79–86

21.  Zouboulis, CC (2003) Morbus Adamantiades-Beh-çet. In: Mrowietz U (Hrsg) Ciclosporin in der Der-matologie. Thieme, Stuttgart, S 38–51

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23.  Zouboulis CC (2012) Adamantiades-Behçet di-sease. In: Goldsmith LA, Katz SI, Gilchrest BA et al (Hrsg) Fitzpatrick’s dermatology in general me-dicine, 8. Aufl. McGraw Hill, New York Chicago, S 2033–2042

Neue Empfehlungen der Ständigen Impfkommission

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat 

ihre Impfempfehlungen neu abgefasst und 

im Epidemiologischen Bulletin 30/2012 des 

RKI veröffentlicht. Neben Änderungen bei der 

Meningokokken- und der Mumps-Impfung 

hat die STIKO erstmals die Empfehlungen 

zu Nachholimpfungen bei unvollständigem 

oder unbekanntem Impfstatus umfassend 

dargestellt. 

Die neuen Hinweise zu Nachholimpfungen 

sollen Ärzten im Praxisalltag eine Hilfestel-

lung geben, welche Impfungen bei unvoll-

ständig geimpften Patienten erforderlich sind, 

um den altersentsprechend empfohlenen 

Impfschutz zu erreichen. Die STIKO erläutert 

zum Beispiel das Vorgehen bei fehlender 

Impfdokumentation, die Indikationen für die 

„serologische Titerbestimmung“, die nur in 

Ausnahmefällen sinnvoll ist, und die Frage zu-

sätzlich verabreichter Impfdosen, wenn etwa 

in einem Kombinationsimpfstoff nicht alle 

enthaltenen Komponenten erforderlich sind. 

Außerdem werden erstmals altersabhängige 

Empfehlungen für die Durchführung von 

Nachholimpfungen formuliert. Erwachsene 

z.B. sollten bei unzureichendem Impfschutz 

gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten oder 

Polio entsprechende Nachholimpfungen 

erhalten. Bei einer anstehenden Tetanus-Auf-

frischimpfung sollte der Kombinationsimpf-

stoff gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis 

verwendet werden. Dies wird bei unfall- oder 

verletzungsbedingten Tetanus-Impfungen 

noch nicht ausreichend berücksichtigt. Die 

STIKO erinnert auch daran, dass nach 1970 

geborene Erwachsene, die in der Kindheit 

nicht oder nur einmal gegen Masern geimpft 

worden sind oder deren Impfstatus unbe-

kannt ist, eine einmalige Masern-Impfung 

vorzugsweise mit einem Masern-Mumps-Rö-

teln-Impfstoff erhalten sollten.

Eine Änderung betrifft die 4-valenten Kon-

jugatimpfstoffe gegen Meningokokken der 

Typen A, C, W-135 und Y. Diese werden von 

der STIKO für Personen mit erhöhtem Risiko 

für schwere Meningokokken-Erkrankungen 

und für Reisende in Länder mit hohem In-

fektionsrisiko empfohlen. Die STIKO hat in 

ihren Empfehlungen die Erweiterung der 

Zulassung dieser Impfstoffe auf Kinder ab 1 

Jahr berücksichtigt, statt bisher ab 11 Jahren. 

Die Empfehlung der routinemäßigen Imp-

Fachnachrichten

fung aller Kinder im 2. Lebensjahr mit einem 

Konjugatimpfstoff gegen Meningokokken C 

bleibt unverändert bestehen.

Zudem hat die STIKO eine Erweiterung der 

beruflichen Indikation der Mumps-Imp-

fung beschlossen. Die Empfehlung wurde 

ausgeweitet auf Personen, die in Gesund-

heitsdienstberufen in der unmittelbaren 

Patientenversorgung, in Gemeinschaftsein-

richtungen oder Ausbildungseinrichtungen 

tätig sind. 

Ein umfassendes Informationsangebot bietet 

www.stiko.de. Hier steht die STIKO-Empfeh-

lung auch auf englisch zur Verfügung. Den 

aktuellen Impfkalender in 15 Sprachen hat 

das RKI auf seinen Internetseiten zur Unter-

stützung der Beratungstätigkeit der Ärzte 

publiziert. Ebenso stehen Vorlagen für Einwil-

ligungserklärungen in die Masern-, Mumps-, 

Röteln- und Varizellenimpfung in 15 Sprachen 

zur Verfügung.

Quelle: Robert Koch-Institut, Berlin,

www.rki.de

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