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IN ZAHLEN Bundesland: Bremen
Einwohnerzahl: 557.464
Bevölkerungsentwicklung: + 1,0 %
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte:
267.500
Arbeitslosenquote: 9,5%
Einzelhandelskaufkraft: 98,3
Einzelhandelszentralität: 115,6
Relevante Shopping-Center: Roland-Center (S), Haven Höövt (S), Hansa-Carré (S), Weserpark (P), Waterfront (P), Dodenhof (P), Ochtum Park (P)
C=City S=Stadtteil P=Peripherie
Die Hansestadt Bremen ist mit ihren gut 550.000 Ein-
wohnern die elftgrößte Stadt im Bundesgebiet und stellt
innerhalb Norddeutschlands die zweite große Metropole
und Hafenstadt dar. Sie fungiert dabei als das maßgebli-
che Oberzentrum im Nordwesten und bildet zusammen mit
der Stadt Bremerhaven das kleinste Bundesland Deutsch-
lands.
Jenseits der großen hanseatischen Tradition vollzieht sich
in Bremen seit Jahren ein bemerkenswerter Strukturwan-
del: Weg vom Schiffbau- und Hafenstandort hin zu einem
zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort. Immer stärker
treten technologieorientierte Branchen, wie z.B. die Luft-
und Raumfahrt oder der Automobilbau, in den Vorder-
grund. Aber auch die logistische Drehscheibenfunktion der
Stadt wird angesichts sehr guter Erreichbarkeitsvorausset-
zungen per Auto, zu Wasser und in der Luft zukunftsorien-
tiert weiterentwickelt. Vor diesem Hintergrund hat sich
Bremen als Standort mit hoher Wirtschaftskompetenz
etabliert, was die Liste namhafter Arbeitgeber wie z.B.
Airbus, BLG Logistics Group, Siemens oder Daimler Benz
unterstreicht. Im Kontext dieser Entwicklungen hat sich die
Situation auf dem Arbeitsmarkt in den letzten Jahren posi-
tiv entwickelt. Dabei rangiert die Bremer Arbeitslosenquo-
te mit knapp 10 % allerdings immer noch über dem bun-
desdeutschen Durchschnitt (5,5 %). Die einzelhandelsre-
levante Kaufkraft erreicht dagegen mit 98,3 nahezu Bun-
desniveau (Bundesdurchschnitt = 100, Angaben der GfK),
fällt aber gegenüber Städten ähnlicher Größenordnung
(104,2) deutlicher ab.
BEDEUTUNG DER STADT ALS EINZELHANDELSSTANDORT
Entsprechend der solitären Großstadtlage wie auch der
oberzentralen Versorgungsfunktion für das ländliche Um-
land fungiert Bremen naturgemäß als die zentrale Ein-
kaufsstadt für den Nordwesten. So reflektiert die City auf
ein Einzugsgebiet in einer Größenordnung von stattlichen
1,1 Millionen Menschen, also in etwa doppelt so viele, wie
in der Hansestadt wohnhaft sind. Die Bewohner dieses
Einzugsgebiets verfügen über eine Einzelhandelskaufkraft
von insgesamt mehr als 6,4 Mrd. Euro p.a. Zudem profi-
tiert die Stadt von der Wachstumsbranche Tourismus.
Zuletzt war in 2016 mit gut 2 Mio. Übernachtungen ein
neuer Rekordwert zu verzeichnen.
0
50
100
150
06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
1A-EINZELHANDELSMIETEN
von 2007 - 2017 in EUR / m²
80-120m² 300-500m²
Quellen: Statistische Landesämter, GfK GeoMarketing GmbH, Bun-
desagentur für Arbeit,
Quelle: COMFORT Research & Consulting
0 10 20 30
Verkaufs-flächen-anteile
Umsatz-anteile
INNENSTADTANTEILE Bremen Ø 500-1 Mio. Einwohner
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EINZUGSGEBIET
75 100 125
Einzelhandels- zentralität
Einzelhandels- kaufkraft
Bremen Ø 500T ≤ 1 Mio. Einwohner
EINZELHANDELSKAUFKRAFT UND -ZENTRALITÄT
Zusätzlich sind nach Angaben der Bremer Tourismus-
Zentrale pro Jahr etwa 40 Millionen Tagestouristen zu
berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund erreicht der
gesamtstädtische Einzelhandel einen Umsatz von über
3,2 Milliarden Euro und es ergibt sich eine Einzelhandels-
zentralität von 115,6, die damit nach Angaben von COM-
FORT auch geringfügig oberhalb des Niveaus gleicher
oder ähnlich großer Städte (115,2) rangiert.
Insgesamt also durchaus gute einzelhandelsrelevante
Rahmenbedingungen, welche allerdings Bremens Innen-
stadt bei Gegenüberstellung vergleichbarer Metropolen,
wie z. B. Hannover, Nürnberg oder Stuttgart, nach wie vor
nicht adäquat ausnutzen kann. Dies ist maßgeblich auf
eine schwach aufgestellte Innenstadt in Relation zum
Einzelhandel im gesamten Stadtgebiet zurückzuführen.
Zwar ist die gesamtstädtische Ausstattung an Einzelhan-
delsflächen in Bremen mit 978.000 m² (= rd. 1,8 m² pro
Einwohner) sogar überdurchschnittlich, jedoch befinden
sich nur rd. 146.000 m² bzw. rd. 15 % davon in der Innen-
stadt. Dieser Wert liegt deutlich unter dem Anteil ver-
gleichbarer leistungsstarker Innenstädte (z.B. Hannover
ca. 39 %, Essen, Leipzig und Dresden (jeweils ca. 22 %),
Dortmund ca. 21 % und Nürnberg ca. 20 %). Bzw. mit
anderen Worten / Zahlen: die Bremer Innenstadt weist
eine zwischen ca. 50.000 m² (Essen und Dortmund) und
120.000 m² (Hannover) kleinere Verkaufsfläche als die
genannten anderen Regional-Metropolen auf.
0 50 100 150 200
MODEZENTRALITÄT Bremen Ø 500-1 Mio. Einwohner
Quelle: COMFORT – Research & Consulting
Quelle: GfK GeoMarketing GmbH
Quelle: COMFORT – Research & Consulting, Kartengrundlage RegioGraph
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MIETPREISANGABE in EUR/m²
Insofern fällt auch die spezifische Zentralität im besonders innenstadtrelevanten Bereich Mode mit 167,2 unter-
durchschnittlich aus, berichtet COMFORT Chefresearcher Olaf Petersen.
Die Ursache für die relativ geringe Innenstadtbedeutung ist in der außerordentlichen Bremer Centerdichte an peri-
pheren Standorten innerhalb und knapp außerhalb der Stadtgrenze zu sehen. Hier locken u.a. Einkaufscenter wie
der Weser-Park, die Waterfront, das Roland-Center oder die „Einkaufsstadt“ Dodenhof in Posthausen sowie Groß-
flächenagglomerationen in Stuhr viele potenzielle Innenstadt-Mieter und ihre Kunden an ihre Standorte.
Es kann von daher nicht verwundern, dass in der Bremer City, mit Blick auf die eigentliche Stadtgröße, nach wie
vor nur eine relativ geringe Anzahl an international erfolgreichen Filialisten ihren Standort haben. Trotz generell
hohem Interesse finden diese angesichts der recht begrenzten Gesamtgröße und Anzahl der Einzelhandelsflä-
chen in den 1A-Lagen Sögestraße und Obernstraße nur selten eine Möglichkeit, adäquate Verkaufsflächen an-
zumieten. „Insbesondere für Mietkonzepte mit Flächenformaten oberhalb ab 400 m² ist in den Bestandsflächen
definitiv ein unzureichendes Angebot vorhanden“, betont COMFORT-Geschäftsführer Frank Reitzig.
1A-LAGE
SÖGESTRASSE
Nach wie vor stärkste Einkaufsstraße mit hohem Filialistenanteil und mittlerem
bis gehobenem Angebot
Passantenfrequenz mit in der Spitze knapp 4.000 Passanten pro Stunde
Zugang zur Katharinenpassage bzw. zum Domshof
Neue Mieter: COS (in Kürze), Mr. Spex, Brax
Mietpreis: ca. 127,- EUR/m² (klein = 80-120 m²),
ca. 82,- EUR/m² (mittel = 300-500 m²)
OBERNSTRASSE
Die breite Einkaufsstraße ist die zweite TOP-Einkaufslage in Bremen
Hohe Passantenfrequenz (gut 4.000 Passanten in der Spitze), geht durch
Straßenbreite etwas unter
Dominierende Karstadt-Immobilie mit ca. 80 m Front zur Obernstraße
Darüber hinaus Standort von Großflächenmietern, wie z.B. Peek &
Cloppenburg, Anson‘s, Marc O´Polo, Zara und H&M
Mietpreis: ca. 115,- EUR/m² (klein), ca. 70,- EUR/m² (mittel)
HUTFILTERSTRASSE
Verlängerung der Obernstraße
Der überwiegend konsumorientierte Mieterbesatz schafft ein weniger
attraktives Erscheinungsbild.
Durch die vorhandenen größeren Immobilien bestehen durchaus
Entwicklungsmöglichkeiten.
Neue Mieter: CCC (in Kürze), Glamour & Style
Mietpreis: ca. 61,- EUR/m² (klein), ca. 30,- EUR/m² (mittel)
LLOYD-PASSAGE
Überdachte Passage als Querverbindung von der Sögestraße zum
Hanseatenhof/Bremer Carree
Karstadt und Galeria Kaufhof mit Saturn sind die wesentlichen Anlieger
Viele kleinere Mietflächen mit ausgeprägter Gastronomienutzung
Hohe Passantenfrequenz
127
80-120 m²
115
80-120 m²
61
80-120 m²
82
300-500 m²
70
300-500 m²
30
300-500 m²
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Jenseits der einzelhandelsbezogenen A-Lagen ist auf eine vielfältige B- und Nebenlagenstruktur mit ganz un-
terschiedlichen Profilnasen hinzuweisen. Zu nennen sind u.a.
der stark tourismusgeprägte Marktplatz mit Umfeld (u.a. Rathaus, Dom, Liebfrauenkirche, Böttchergasse),
der Domshof mit seinem Wochenmarkt (MO - SA bis 14 Uhr)
das wertig geprägte Quartier (mit Domshofpassage und Katharinenpassage) zwischen Domshof und Söge-
straße,
die Event- und Gastro-Meile Schlachte,
das Ansgari-Quartier (mit BID-Initiative) mit Lloydhof und Hanseatenhof,
der dienstleistungsgeprägte Bereich südwestlich von Obern- und Hutfilterstraße mit Langenstraße, Pieperstra-
ße und Martinistraße,
der Bereich Knochenhauerstraße mit neuer Fußgängerzone in einem Teilbereich und deutlich steigender
Gastronomiebedeutung,
das als städtebauliches Kleinod und als Magnet für externe Besucher fungierende Schnoor-Viertel.
Dennoch ist, wie bereits angesprochen, in der Bremer Innenstadt nach wie vor ein deutlicher Mangel an moder-
nen Einzelhandelsflächen zu konstatieren. Eine Stadt mit gut 550.000 Einwohnern könnte viel mehr zugkräftige
Konzepte und neue Labels in ihrem städtebaulich attraktiven Zentrum vertragen. Das ist der Antrieb bzw. die ‚Vi-
sion‘ für eine ganze Reihe von innerstädtischen Retail-Projektentwicklungsideen: qualifizierte neue Flächenange-
bote für modernen Einzelhandel sowie Gastronomie und einzelhandelsnahe Dienstleistungen zu schaffen. Anders
als in vielen anderen Einkaufsstädten, wo in der Regel ein deutlich höherer Wettbewerb bestehender Flächen
gegeben ist und die Mieten eine Abwärtstendenz aufweisen, werden von daher die Mietpreisperspektiven für die
Bremer Innenstadt aktuell tendenziell stabil bewertet. Die letztjährige Eröffnung von Manufactum mit Brot + Butter
-zwischenzeitlich bundesweit als ‚Store of the Year‘ prämiert- verdeutlich hier plakativ, was in Bremen potenziell
eigentlich möglich ist.
Im September 2016 eröffnete Manufactum im Domshof (Außen- und Innenansicht) Quelle: Manufactum
Obernstraße: Bekannte Filialisten bilden den Mieterbesatz
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EINMALIGE CHANCE:
DIVERSE CITY-PROJEKTE MIT MEILENSTEIN-CHARAKTER
Nach dem Misserfolg um eine klassische Shoppingcenter-Planung des Entwicklers Sonae Sierra am
Ansgarikirchhof sind mittlerweile eine ganze Reihe von reizvollen innerstädtischen Entwicklungsmaßnahmen in
der mehr oder wenigen konkreten Planung. Im Zuge einer Realisierung verheißen diese der Bremer Innenstadt
einen echten Entwicklungssprung. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier folgende Planungen benannt:
Karstadt und Breparkhaus Mitte
Bereits seit längerem wird seitens
des Eigentümers der Karstadt-
Immobilie ZECH mit dem Unter-
nehmen Art Invest eine Projektent-
wicklung dahingehend geplant, die
Flächen von Karstadt im westlichen
Abschnitt des Immobilienkomplexes
zu reduzieren. Hier sollen stattdes-
sen Geschäftshausmietflächen zur
Obernstraße wie auch zur Lloyd-
passage entstehen. Im Juli 2017
wurden zusätzliche Pläne des ge-
bürtigen Bremers Kurt Zech veröf-
fentlicht, das Parkhaus Mitte von
der Stadt Bremen zu kaufen und
abzureißen.
Diese Liegenschaft soll unter Einbindung der Galeria Kaufhof als Dreh- und Angelpunkt einer neuen Passagenlö-
sung zwischen Sögestraße und Obernstraße mit neuen Wegeführungen und Fußgängerzonen zwischen Obern-
straße und Knochenhauerstraße, Hanseatenhof und Carl-Ronning-Straße (siehe nachstehende Grafik) fungieren.
Lloydhof
Quelle: Zech-Konzeptstudie lt. Weser-Kurier 13.07.2017
Für die lange Zeit mit hartnäckigem Leerstand ge-
kennzeichnete Passage Lloydhof erfolgt aktuell die
durch die Wirtschaftsförderung Bremen bzw. City-
Initiative Bremen umgesetzte interimistische Nutzung
als „Bremer-Citylabor“, kurz citylab. Dabei sind die
aktuellen Mietverträge bis Mitte 2018 befristet. Ge-
mäß dem Ergebnis einer im 1. Halbjahr 2017 umge-
setzten Ausschreibung des IST-Eigentümers Stadt
Bremen wird die DLH Bremen (hinter der u.a. der
bayerische Entwickler Denkmalneu sowie die Familie
Plattner stehen) den Komplex komplett übernehmen.
Hier ist perspektivisch die Realisierung einer Misch-
nutzung geplant, die unter Einzelhandelsaspekten
eher eine klassische Geschäftshaus-Lösung erwar-
ten lässt - mit dem fortbestehenden Brill-Parkhaus im
Rücken. Insofern stehen hier positive Impulse für das
umliegende Gesamtquartier mit dem Ansgarikirchhof
und dem Hanseatenhof zu erwarten. Bremer citylab
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Positive Impulse für Ansgarikirchhof und Hanseatenhof lassen auch der 2017 erfolgte Verkauf des Bremer
Carrees von der Allianz erwarten. Während Warburg-HIH Invest den voll vermieteten östlichen Abschnitt (u.a. mit
H&M und Rossmann) übernahm, wurde der westliche Abschnitt von Quest Investment Partners übernommen.
Dieser Projektentwickler beabsichtigt, die aktuell leer stehenden rd. 2.900 m² Einzelhandels-/Gastro- sowie
rd. 1.700 m² Bürofläche zügig wieder mit ‚Leben‘ zu füllen.
Kontorhaus am Markt
Nach Refurbishment des 2. Gebäudeteils durch Quest Investment Partners entstehen in 2018 über 3.000 m² neue Einzelhandelsflächen.
Quelle: Quest Investment Partners
Bremer Carree
Jacobs Hof und Kontorhaus am Markt
Das Haus Jacobs bzw. die Hanseatische Projektent-
wicklung (HPE) beschäftigen sich eingehend mit Pro-
jektentwicklungen im absoluten historischen Kerngebiet
der Hansestadt Bremen. In diesem Kontext erfolgt eine
durch einen Architektenwettbewerb unterstützte kom-
plette Neuaufstellung des Johann Jacobs Hauses mit
modernen Retail-Nutzungen in der Obernstraße 18-20.
Im rückwärtigen Bereich - jenseits des mit einer hohen
urbanen Verweilqualität neu zu schaffenden Jacobs
Hofes- soll das historische Gebäude der Stadtwaage
ebenfalls einer nutzungsbezogenen Neuaufstellung,
u.a. mit moderner Gastronomie zugeführt werden. Zu-
dem ist beabsichtigt weitere umliegende Bereiche, wie
z.B. das Kontorhaus am Markt zu entwickeln. Auf diese
Weise sollen ganz konkrete Schritte zur Umsetzung der
laut gültigen Innenstadtkonzept vorgesehenen Stär-
kung der innerstädtischen Querverbindungen zwischen
Schlachte und Obernstraße bzw. zwischen Weser und
City umgesetzt werden. Seitens der Stadt werden in
diesem Kontext auch diverse Maßnahmen zur Vermie-
tung der Trennwirkung der Martinistraße geplant.
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0 10 20 30 40
KAUFPREISFAKTOR
Johann Jacobs Haus: Moderne Geschäftshausplanung Auf der Rückseite geplanter Jacobs Hof zur Stadtwaage
Quelle: Johann Jacobs Haus GmbH & Co. KG
Diverses
Als weitere Planungen seien darüber hinaus die grundlegenden Neustrukturierungen bzw. Projektentwicklungen
der Sparkasse Bremen am Brill bzw. die Neubauten des Geschäftshauses / der Passage am Wall sowie der Neu-
bau des City Gates vor dem Hauptbahnhof angesprochen.
INVESTMENT
Als Investmentstandort ist Bremen als ‚die‘ nordwestdeutsche Metro-
polstadt aktuell sehr gefragt. Dies haben die 2017 gelaufenen Han-
delsimmobilien-Transaktionen eindrücklich dokumentiert: u.a. die
bereits erwähnten Verkäufe des Lloydhofs von der Stadt an die DLH
Bremen sowie des Bremer Carrees von der Allianz an Warburg-HIH
und Quest. Jüngst ging die Meldung über den Verkauf des Sparkas-
sen-Areals am Brill an die internationale Investorengruppe der Brüder
Schapira durch die Presse. Und -ausgehend von den erwähnten
diversen weiteren Planungen- da scheint für die nächste Zeit definitiv
noch einiges ‚in der Pipeline‘ zu sein.
Hieran ändern auch die gestiegenen Kaufpreisfaktoren (vor fünf Jahren noch zwischen dem 17- bis 19-fachen)
nichts, die sich mittlerweile beim 20- bis 22-fach bewegen. Da das Angebot mit der Nachfrage keineswegs Schritt
halten kann, werden die Preise für Spitzenobjekte in den bestehenden Toplagen eher noch weiter zunehmen,
sofern sich die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht deutlich ändern. Gleichwohl handelt es sich hier-
bei im aktuellen deutschen Investmentmarkt um attraktive Renditen. Denn das Preisniveau in den großen
A-Städten (28-fach aufwärts!) liegt erheblich darüber.
20,0 – 22,0
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COMFORT-CITY RANKING 2017
Unter Betrachtung folgender Parametern wird eine Bewertung der Stadt vorgenommen: • Demographie-/(Sozio-)Ökonomie-Ranking: Parameter zu Bevölkerung/Entwicklung, BIP, Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, Tourismus, Einzelhandelskaufkraft • Einzelhandels-Ranking: Parameter zum Einzugsgebiet: Einwohnerzahl und Nachfragevolumen, Einzelhandelszentralität, Modezentralität, Innenstadtumsatz, -
verkaufsfläche, -flachenproduktivität • Standort- und Immobilien-Ranking: Parameter zur Miete von Klein-/mittelgroßen Flächen, Lagen-/Flächenstruktur der Innenstadt, Branchen-/Betreibermix der Innen-
stadt, Mietnachfrage, Nachfrageintensität
Im Ergebnis der zuvor aufgeführten Punkte erreicht Bremen im aktuellen COMFORT-City Ranking 2017 mit 66
Punkten eine insgesamt noch zufriedenstellende IST-Bewertung: Rang 18 unter 70 untersuchten deutschen Städ-
ten. Aus den dargestellten Gründen kann die Hansestadt dabei allerdings nicht mit den anderen Städten in der
Größenordnung zwischen 500.000 und 600.000 Einwohnern (namentlich Hannover, Nürnberg, Dortmund, Essen,
Dresden, Leipzig) mithalten. Lediglich Duisburg (mit einem Scoring von 28) wird klar hinter sich gelassen.
FAZIT UND PERSPEKTIVEN
Unbestritten ist das Potenzial der Bremer Innenstadt als Einkaufsstandort erheblich höher. Angesichts der aufge-
zeigten Größe und Vielfalt der momentan in der Diskussion befindlichen Maßnahmen besteht hier eine einmalige
Chance, die brach liegenden Möglichkeiten -wie aus einem Dornröschenschlaf- endlich ‚wachzuküssen‘: für ei-
nen echten Entwicklungssprung in die Zukunft. Dies setzt allerdings entschlossenes und zügiges Handeln von
allen Beteiligten, sowohl bei den Investoren / Projektentwicklern als auch bei der Stadt voraus. Vor ein paar Jah-
ren schien seinerzeit mit dem geplanten Shoppingcenter bereits ebenfalls ein echter Schritt nach vorn möglich.
Aber Ausschreibung wie auch Sonae Sierra-Planung verloren dann schnell an Momentum und endeten am Ende
lediglich beim Erhalt des wenig befriedigenden Status Quo.
Wenn man sieht, was nunmehr an vielfältigen interessanten Maßnahmen in der Planung ist, die aus COMFORT-
Sicht eine deutlich höhere Attraktivität bzw. Urbanität als ein ‚klassisches‘ Shoppingcenter versprechen, kann man
sagen: Gut so, dass das Center nicht gekommen ist. Dies gilt allerdings nur, wenn den wohlwollenden Worten von
allen Seiten zu den verschiedenen Plänen, nun auch in rascher Folge Taten folgen. Ansonsten wird es nicht den
ersehnten Schub nach vorne geben und mit dem üblichen ‚Klein-Klein‘ der Vergangenheit wird die Bremer City
erneut nicht entscheidend vorwärts kommen.
Demographie / (Sozio-) Ökonomie
Einzelhandel
Standort und Immobilien
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IHRE ANSPRECHPARTNER:
DEFINITIONEN 1A-Einzelhandelsmieten Alle Mietpreisangaben verstehen sich unter folgenden Voraussetzungen: Neuabschlüsse von Mietverträgen in absoluten 1A-Geschäftslagen über fiktive, rein erdgeschossige Verkaufsflächen; idealtypische Ladeneinheit: ebenerdigen, stufenfreien Zugang, bauliche Ausstattung gehobener Art und Güte sowie einen möglichst rechtwinkligen Zuschnitt; Mindestschaufensterfront 6 m bei kleinen bzw. 10 m bei größeren Flächen; in Euro pro m² monatlich, zzgl. gesetzlicher USt. und Nebenkosten.
Kaufpreisfaktoren Die in Bandbreite dargestellten Kaufpreisfaktoren dienen als allgemeine Orientierung für den aktuell erzielbaren Verkaufspreis für Geschäftshäuser (Mietertrag aus Retail > 60 %, aktuelle Miete etwa auf Marktniveau) mit einem gängigen Volumen in der 1A-Lage der jeweiligen Stadt. In technischer Hinsicht stellt der Kaufpreisfaktor den Multiplikator zur Ermittlung des Kaufpreises eines Geschäftshauses ohne Instandhaltungsstau dar, mit dem die jeweiligen Jahresnettomiete multipliziert wird.
Innenstadtanteile Angaben in Prozent. Der Wert zeigt an, welchen Anteil die Innenstadt am Umsatz bzw. an der Verkaufsfläche des gesamten Stadtgebietes hat.
Einzelhandelskaufkraft, Einzelhandelszentralität Die Einzelhandelskaufkraft gibt an, wie hoch das Kaufkraftpotenzial an einem Standort ist. Der Durchschnittswert liegt bundesweit normiert bei 100. Ein Wert über von 100 signalisiert demnach ein überdurchschnittliches Kaufkraftpotenzial des Standortes. Die Einzelhandelszentralität zeigt an, ob an einem Standort per Saldo die Zu- oder Abflüsse der Kaufkraft überwiegen.
Modezentralität Analog zur branchenübergreifenden Zentralitätskennziffer (= Einzelhandelszentralität) beleuchtet die Modezentralität die Situation in einem maßgeblichen Teilsegment, nämlich der innenstädtischen Leitbranche Mode, die sich wiederum aus den beiden Sortimenten Bekleidung/Textilien, Schuhe/Lederwaren zu-sammensetzt.
Einzugsgebiet Kartographische Darstellung des Verflechtungsraums des innerstädtischen Einzelhandels, d.h. jenes Bereiches aus dem regelmäßige Einkaufsbeziehungen zu der jeweiligen City bestehen. In blau ist das jeweilige Stadtgebiet (Zone I) dargestellt, in dem roten Farbton das jeweilige Nah- bzw. Ferneinzugsgebiet (Zone II).
RESEARCH & CONSULTING
OLAF PETERSEN
COMFORT Research & Consulting Telefon: +49 40 300858-22 Mobil: +49 175 7217720 E-Mail: [email protected]
INVESTMENT
THOMAS A. HECKH
COMFORT Hamburg
Telefon: +49 40 300858-17
Mobil: +49 175 7217734
E-Mail: [email protected]
VERMIETUNG
FRANK REITZIG
COMFORT Hamburg
Telefon: +49 40 300858-13
Mobil: +49 175 7217723
E-Mail: [email protected]
Herausgeber: COMFORT Holding GmbH Kaistraße 8A 40221 Düsseldorf
Über die COMFORT-Gruppe Die COMFORT-Gruppe ist seit ihrer Gründung im Jahr 1979 auf die Vermittlung von Waren- und Geschäftshäusern sowie Fachmärkten und Ladenloka-len spezialisiert. Als ausgewiesener Experte für Handelsimmobilien bietet COMFORT sein Know-how auch als Beratungsdienstleistung in Form von Expertisen, Second Opinion-Gutachten oder Due Diligence für Dritte an. Zum ergänzenden Angebot zählen Center-Consulting, Centermanagement und die gesonderte Einheit Luxury Retail. In Deutschland ist der Einzelhandelsspezialist zudem exklusiver Kooperationspartner von Cushman & Wakefield in der Vermietung von Ladenlokalen. Die COMFORT-Gruppe mit Hauptsitz in Düsseldorf unterhält Büros in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Leipzig, München, Wien und Zürich. Weitere Meldungen, Marktberichte, Städtereports u.v.m. finden Sie unter www.comfort.de
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