„Bin kein ausgeklügelt Buch, bin ein Mensch mit seinem Widerspruch“
(Angelus Silesius)
I. Das Konzept der Aufklärung
II. Das Verhältnis Arzt-Patient – Dialektik von Paternalismus und Autonomie
III. Dialogphilosophie als Vermittlung
IV. Konklusion bzw. Pointe
Manfred Kanatschnig
I. Das Konzept der Aufklärung
Kants Aufklärungsschrift von 1783
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.“
Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienten.
„Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! - ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Dialektik der Aufklärung
• Technokratie
• Instrumentalisierung des Menschen
• Bürokratie
• Unterschätzung des Emotionalen / Unbewussten
Paradigmen der modernen Medizin
Subjekt Objekt
Individuum Fall
Medizin als Institution
Naturwissenschaft / Technik
Konzept des „informed consent“(informierte Zustimmung)
• (Philosophisches Konzept der Autonomie)
• Juristische Tradition als Ersatz für den Verlust eines „selbstverständlichen“ Ethos
Mensch als Maschine
Statistik
Information
Existenziell
bedrohliche
Situation
Informed consent
Juristischer Formalismus
Informationen vor chirurgischem Eingriff
• 18% der Patienten hatten die wichtigstenTeile der Information verstanden
• 49% konnten sich erinnern, dass einInformationsgespräch stattgefunden hatte, und konnten Fragmente des Gespräches wiedergeben
• 33% geben entweder an, ein solches Gespräch habe nie stattgefunden odersie hatten den Inhalt völlig missverstanden
R. Verres 1997
„Bin kein ausgeklügelt Buch, bin ein Mensch mit seinem Widerspruch“
Der Mensch als Widerspruchswesen
Subjekt + Objekt
Individuum + Fall
Ratio + Emotion
Patient
Arzt
II. Das Verhältnis Arzt-Patient – Dialektik von Paternalismus und Autonomie
Dialektik von Autonomie und Paternalismus
• These
Paternalismus ist die bessere Haltung, weil der Arzt besser weiß, was für den Patienten gut ist.
So ist der Arzt eigentlich verpflichtet, die Verantwortung zu übernehmen.
• Antithese
Der Arzt kann zwar beratende Funktion ausüben,
es muss aber der Patient selbst die Verantwortung für sich übernehmen und die Entscheidung treffen.
Reduktionismus
Paternalismus Autonomie
Patient
Arzt
SubjektObjekt
Subjekt Objekt
Kulturabhängigkeit von Aufklärung
„Self-fulfilling prophecy“
Der „aufgehobene“ Widerspruch
• aufheben = bewahren (wie ein Andenken)
• aufheben = ungültig machen (wie ein Gesetz)
• aufheben = höher heben (Neues ist entstanden)
III. Dialogphilosophie als Vermittlung
Martin Buber
Dialogphilosophie als Vermittlung des Widerspruchs
„Das Grundwort Ich–Du kann nur mit dem ganzen Wesen gesprochen werden. … Ich werde am Du; Ich werdend spreche ich Du. Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“
(M. Buber, Ich und Du)
Ebene 1Metaebene
Ebene 2Orthoebene
ICH – ES
Verantwortung
ICH–DUBeziehung
Begegnung
Vertrauen
Paracelsus
"Die Liebe ist´s, die die Kunst lehrt, und außerhalb von ihr wird kein Arzt geboren"
" Die höchste der Arzneien ist die Liebe“
„Jede Krankheit ist nach Gewicht, Zahl und Maß bestimmbar"
IV. Konklusion bzw. Pointe
Fallbeispiel
Herr Meier wird ungeduldig. Seit 20 Minuten trägt ihm Dr. Sarwald Zahlen vor.
Zu den Risiken der Koronarangiographie:
Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen, Lungenödem, Nierenversagen, Allergischer Schock, Verletzung der Hauptschlagader oder der Herzwände und schließlich der Tod, in immerhin 0,05% der Fälle.
Herr Meier spürt, wie der Druck auf der Brust wieder zunimmt. „Müssen sie mir das alles so genau erzählen?“, fragt er.
Prognose bzw. Prädiktion
Prädiktion Diagnose
E1
E2
Ärztlicher Blick
Falluntersuchung
Therapie
Erfahrung
Aufklärungsgespräch
Diagnose Therapievorschlag
E1Ärztlicher BlickBegegnung
Intuition
FalluntersuchungVertrag
Befinden des Patienten Erfahrung des Arztes
E2