Bibel Info
Lebendige Bibel Das Wort Gottes begleitet uns im Alltag
Durch die Texte soll ein neuer Zugang zur Bibel erreicht oder einfach nur Interesse am
Bibellesen geweckt werden.
Mit Text 35 wird die Aktion "Lebendige Bibel" vorerst beendet.
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Fragen, Wünsche und Anregungen bitte in den Briefkasten des Pfarramts
oder als E-Mail an: [email protected]
Inhaltsverzeichnis
Bitte auf den entsprechenden Knopf klicken, um direkt zum jeweiligen Beitrag zu gelangen:
Einführung
Was bedeutet das Wort „Bibel“?
Kanon - oder: Warum nur diese Texte und keine anderen?
Bibel - Übersetzungen
Die Septuaginta
Die Vulgata
Wußten Sie schon, daß ...
Die Einteilung der Bibel in Kapitel und Verse
Zur Zählung der Psalmen
Die Bibel im Gottesdienst
Danken
Es gibt viele Gründe, Gott zu danken
Gott, ein oft mißbrauchtes Wort
Der Name Gottes
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Die Neue-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas
Wozu brauchen wir Christen das Alte Testament?
Redewendungen aus der Bibel
Die Namen der Bibel
Ätiologie
Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde
Die Tora I
Die Tora II
Literarische Gattungen
Lebendige Bibel: Shema' Jisra'el
Das Katholische Bibelwerk
Irrtümer der Bibel - Die neuzeitlichen Naturwissenschaften und das AT
Geschichtsschreibung der Bibel – objektiv oder eine Glaubensaussage ?
Gottes Verheißung an Abraham - die Landverheißung
Landnahme
Ein Ausschnitt aus der Geschichte Israels: Saul, der erste König
David, eine geschichtliche Persönlichkeit
Der Glaube an eine Gerechtigkeit
Rache, nach der Bibel betrachtet
Fluch/Verfluchen
Die Bibel - einmal statistisch betrachtet
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Text 1 vom 06. April 2004
Einführung
2003, das ökumenische Jahr der Bibel, mit zahlreichen Veranstaltungen auch in unserer Pfarrei,
ist zu Ende gegangen. Es sollte ein Anstoß sein, sich auch weiterhin mit diesem Urdokument
unseres Glaubens zu beschäftigen. Wir möchten Ihnen als Hilfe Informationen rund um die
Bibel bieten. Sollten Sie Fragen zur Bibel haben, lassen Sie es uns wissen: Zettel in den
Briefkasten des Pfarrbüros oder per e-mail an st-josef-der-arbeiter.waldram@erzbistum-
muenchen.de .
Wir, ein Team des Pfarrgemeinderates, werden uns um Antwort bemühen. Lassen Sie uns aber
auch an Ihrer Beschäftigung mit der Bibel teilhaben. Teilen Sie uns mit, welcher Satz, welches
Buch der Bibel Sie besonders beeindruckt, damit wir auf diesem Weg auch andere Menschen
auf Ihre Entdeckung aufmerksam machen können.
Die Bibel ist für die Juden eine autoritative Sammlung heiliger Schriften in hebräischer
Sprache, zu der die Tora (die fünf Bücher Mose), Prophetenbücher und andere Texte gehören.
Von den Juden der hellenistischen Diaspora wurde sie schon in vorchristlicher Zeit ins
Griechische übersetzt und durch weitere Schriften ergänzt (Septuaginta). In dieser Gestalt ist sie
von der frühen Christenheit übernommen und durch das Neue Testament ergänzt worden.
In der Bibel geht es um die Erfahrungen, die das Volk Israel, beziehungsweise die christliche
Gemeinde, mit dem Handeln Gottes gemacht hat. Die Gemeinde versteht die mit Jesus Christus
gemachten Erfahrungen im Lichte des Alten Testaments, während sie diese wiederum im Lichte
der Christuserfahrung liest. Die so verstandene Bibel wurde die bleibende Grundlage der
christlichen Kirche.
Die Bibel verbindet mit dem Blick in die Vergangenheit eine Intention, die auf die Gegenwart
und Zukunft gerichtet ist. Damit sie nicht ein Mausoleum der Religion, ein Denkmal dafür ist,
dass ein großer Geist da war, der nicht mehr ist (Friedrich Schleiermacher), müssen ihre
Aussagen in Wort und Tat umgesetzt werden, das allerdings mit dem Wissen, dass auch in ihr
unterschiedliche Konzepte miteinander ringen. Als Auslegungshilfen dienen Bekenntnisse,
Traditionen, Dogmen, die allerdings immer wieder der Überprüfung durch die Bibel bedürfen.
Wir werden in der Bibel
gerade so viel finden,
als wir suchen:
Großes und Göttliches,
wenn wir Großes und Göttliches suchen;
Wichtiges und Historisches,
wenn wir Wichtiges und Historisches suchen;
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überhaupt nichts,
wenn wir überhaupt nichts suchen.
Karl Barth
Text 2 vom 07. Mai 2004
Was bedeutet das Wort „Bibel“?
Das Wort „Bibel“ stammt aus der griechischen Sprache. biblia / bibloz (Biblia / Biblos) meint
ursprünglich ein beschriebenes Blatt, eine Buchrolle. Es erinnert an die phönizische Stadt
Byblos, 30km nördlich von Beirut entfernt. Über das Lateinische „biblia / bibliorum“, als
Singular „biblia“ ist es sicher seit dem 12. Jahrhundert, wahrscheinlich schon im 9. Jahrhundert
in Gebrauch und danach in allen modernen Sprachen. Bibel ist der Name für die Gesamtheit der
im Kanon des Alten und Neuen Testaments zusammengefaßten Schriften. Die Bezeichnung
„Heilige Schrift“ oder nur „Schrift(en)“ kommt schon in ihr selbst vor und meint zunächst das
Alte Testament (Joh 2,22; Gal 3,22; 1 Petr 2,6) und kennzeichnet deren einzigartige,
überragende Bedeutung auf Grund ihres göttlich - menschlichen Ursprungs wie ihrer
Bestimmung als Glaubensquelle. Die Bezeichnung „Die Schrift“ betont die Einheit, „Die
Schriften“ die Vielheit. „Heilig“ ist / sind diese Schrift / Schriften insofern, als sie es
wesentlich mit Gott zu tun haben.
Das Wort „Testament“ ist irreführend. Es hat nichts mit einem Erblasser zu tun, nichts mit
einem „Letzten Willen“, es ist die Übersetzung des Hebräischen „berit = Bund; Verfügung“ ins
Griechische „diatheke = Verfügung; Testament“ und wieder ins Lateinische: „testamentum“.
Wir sollten besser sagen der „Erste Bund“, gemeint ist der Sinai-Bund (Ex 19,3 ff), nicht der
Noah- (Gen 9,8 ff) oder Abrahamsbund (Gen 15) und der „Neue Bund“ im Abendmahl Jesu
(vgl. Lk 14,22 ff) gestiftet. Auch „Alt“ und „Neu“ sind keine recht glücklichen Begriffe, der
alte ist durch den neuen nicht abgelöst, der neue nur vom alten her zu verstehen.
Viele haben sich daher die Redeweise „Erster Bund“ und „Zweiter Bund“ oder „Erstes und
Zweites Testament“ angewöhnt, dennoch bleiben die Abkürzungen AT und NT.
Literatur:
Alfred Läpple: Die Bibel – heute / Wenn Steine und Dokumente reden, ISBN 3 – 87 – 501003 –
5
Kleines Stuttgarter Bibel – Lexikon, ISBN 3 – 460 – 30053 - 1
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Text 3 vom 08. Juni 2004
Kanon - oder: Warum nur diese Texte und keine anderen?
Das Wort „Kanon“ (vom hebr. „qané“ = Rohr, Maßstab, vgl. unser „Meter“-maß) bedeutet
Maß, Maßstab, Norm. (Die Redensart: „Das ist unter aller Kanone!“ ist eine Verballhornung
des „sub omnes canones“, „Das ist unter jeder Norm / unter jedem Maßstab“). In unserem
Zusammenhang meint Kanon die Summe aller Schriften / Bücher, die für eine
Glaubensgemeinschaft konstitutiv (wesentlich) sind. Demzufolge gibt es z.B. für die jüdische,
katholische (und orthodoxe) und protestantische Glaubensgemeinschaft einen jeweils
verschiedenen Kanon, d.h. Einteilung und Umfang weichen voneinander ab.
Der Kanon der hebräischen Bibel ist dreigeteilt:
Gesetz (Tora)
Propheten (Nebi‘im)
Schriften (Ketubim)
Nach dem Anfangsbuchstaben der einzelnen Teile wird die gesamte Schrift „TaNaK“ (sprich:
tanách) genannt. Nach einer jüdischen Tradition enthält der TANAK 22 Bücher (das hebräische
Alphabet kennt 22 Buchstaben; zu beachten ist der Symbolwert der Zahlen).
Der hebräische Kanon enthält (unserem gegenüber) einige Bücher nicht:
Baruch
Judit
Tobit
Weisheit
Jesus Sirach
1/2 Makkabäer
Zusätze zu Buch Daniel und Buch Ester
Die eben aufgezählten Bücher fehlen auch in den protestantischen Bibelausgaben, da sie Martin
Luther bei seiner Bibelübersetzung nicht als kanonisch erachtete (Luther beruft sich auf die
„veritas Hebraeica“, d.h. wahr und echt ist nur das Ursprüngliche, also das Hebräische). Er
nennt die Bücher „apokryph“ (verborgen), sie sind nicht für den öffentlichen Gebrauch
bestimmt.
Wir bezeichnen diese Bücher als „deuterokanonisch“, was lediglich eine Unterscheidung, aber
keine Wertung bedeutet.
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Im katholischen Bereich verwendet man die Bezeichnung „apokryph“ für die religiöse Literatur
um die Zeitenwende außerhalb der Bibel (z.B. Äthiopischer Henoch, Buch der Jubiläen,
Thomasevangelium, Jakobusevangelium ...).
Für die katholische Glaubensgemeinschaft gelten alle oben genannten Schriften als kanonisch,
d.h. als „Wort Gottes“ und folglich als unaufgebbare Norm des Glaubens und Lebens. Die
orthodoxe Kirche hat denselben Kanon wie die katholische, rechnet darüber hinaus aber noch
Esra I und das 3. Makkabäerbuch dazu.
Die Frage, warum nur diese Texte als kanonisch gelten, andere hingegen nicht
(Kanongeschichte), ist kaum eindeutig zu beantworten. Feststellen lässt sich, dass der
hebräische Kanon als ganzer gegen Ende des 1. Jh. n.Chr. definitiv festlag, dass der
neutestamentliche um 200 mit wenigen Ausnahmen ebenso feststand (Zeugnisse der
Kirchenväter, durch das sog. Muratorische Fragment, welches wahrscheinlich vor 200 in Rom
entstanden ist - 1740 von einem Gelehrten namens Muratori in Mailand entdeckt). Der volle
Kanon des NT dürfte Mitte / Ende des 4. Jh. n. Chr. feststehen. Die Kanonfrage wurde erst
wieder durch M. Luther aufgerollt, der bestimmte Schriften des Alten Testaments nicht
anerkannte und einige aus dem Neuen Testament eliminieren wollte. Dagegen definierte das
Konzil von Trient im Jahre 1546 feierlich den Bibelkanon der katholischen Kirche.
Literatur:
G. Maier (Hrsg.): Der Kanon der Bibel, Giessen - Basel - Wuppertal 1990.
B. Metzger: Der Kanon des Neuen Testaments, Entstehung, Entwicklung, Bedeutung.
Düsseldorf 1993.
Text 4 vom 25. Juni 2004
Bibel - Übersetzungen
Die Bücher des Alten Testaments wurden in Hebräisch (einige späte Teile in Aramäisch), die
des Neuen Testaments in Griechisch geschrieben. Um die Bibel auch den Menschen anderer
Sprachen zugänglich zu machen, ist sie schon in früher Zeit übersetzt worden. Bis heute wird
sie immer neu - und in immer neue Sprachen - übersetzt (im Jahr 2000 waren es über 2000
Sprachen).
Die Ursprachen der Bibel sind seit vielen Jahrhunderten ausgestorben. Man kann in
Zweifelsfällen also nicht einfach einen Muttersprachler fragen, was denn nun ein bestimmtes
Wort heißt. Man kann auch nicht einfach ein Wörterbuch öffnen, um nachzuschlagen - das
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heißt: man kann natürlich schon, aber woher weiß man, daß derjenige, der das Wörterbuch
geschrieben hat, denn auch wirklich wußte, was die Wörter heißen? Auch er konnte ja keinen
Muttersprachler fragen.
Die Verschiedenheit der Sprachen erlaubt es dem Übersetzer nicht, jeweils einfach ein Wort der
Ursprache durch eines der eigenen Sprache wiederzugeben. Weder der Satzbau noch die
Wortbedeutung stimmen in den verschiedenen Sprachen genau überein. Vielmehr hat jedes
hebräische, aramäische oder griechische Wort seinen eigenen Bedeutungsgehalt; der
Bedeutungsgehalt der in der Übersetzung verwendeten deutschen Wörter ist dagegen meist ein
anderer.
Ein Beispiel dazu: Das hebräische Wort „Schalom“, hat einen wesentlich weiteren
Bedeutungsgehalt als unser deutsches Wort Frieden, mit dem wir „Schalom“ meist
wiedergeben. Schalom kann je nach Zusammenhang auch Wohlbefinden, Unversehrtsein,
Glück, Freundlichkeit, Gedeihen, Fruchtbarkeit, Heil oder allgemein Gutes bedeuten. Eine
einheitliche Übersetzung von „Schalom“ mit „Frieden“ würde dem Original also nicht gerecht.
Der Übersetzer muß sich bei der Übersetzung für eine Entsprechung entscheiden.
Ein weiteres Beispiel: im Deutschen haben wir nur ein Wort für Liebe, im griechischen
mindestens drei. Wollen wir nun die entsprechenden griechischen Wörter im Deutschen
wiedergeben, sind wir auf den Zusammenhang oder auf erläuternde (und damit hinzugefügte)
Wörter angewiesen, um der Bedeutung der ursprünglichen Wörter gerecht zu werden. Auch hier
ist also keine „Eins-zu-Eins-Übersetzung“ möglich; der Übersetzer muß Wörter übertragen, die
es im Deutschen so nicht gibt.
Übersetzen - eine Kreisbewegung
Das Übersetzen alter Texte ist wie eine Katze, die sich in den Schwanz beißt: man hat zuerst
den Text in der Ursprache (z.B. Hebräisch) und versucht, anhand der aus anderen Texten
gewonnen Sprachkenntnisse den Text in eine Zielsprache (z.B. Deutsch) zu übersetzen. Durch
dieses Übersetzen lernt man den Text, die Gedankenwelt des Autors und die ganze Kultur der
Ursprache besser kennen. Wenn wir das Alte Testament lesen, erfahren wir eine ganze Menge
darüber, wie die Menschen damals gedacht haben, und diese Erkenntnis hilft uns dabei, den
Text besser zu verstehen und genauer zu übersetzen. Man muß den Text und seine
Gedankenwelt zunächst verstehen, bevor man ihn richtig übersetzen kann - aber um ihn
verstehen zu können, muß man ihn zuerst übersetzen. Man nennt dies einen „hermeneutischen
Zirkel“ , und es gibt keine Möglichkeit, ihn zu vermeiden.
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Text 5 vom 23. Juli 2004
Die Septuaginta
Die Geschichte der Bibelübersetzung beginnt im 3. vorchristlichen Jahrhundert, als die
griechische Sprache zur Weltsprache emporsteigt. Wahrscheinlich haben die jüdischen
Intellektuellen schon am Anfang dieser Epoche klar gesehen, was die Hellenisierung von ihnen
verlangt: die Übersetzung der hebräischen Bibel ins Griechische. Diese Einsicht von
alexandrinischen Juden ist die Geburtsstunde der griechischen Bibel, der sogenannten
„Septuaginta“. Leider wissen wir über ihre Entstehung nichts Näheres. Nur im Fall des Buches
Jesus Sirach kennen wir den Übersetzer, weil er seiner Übertragung ein persönliches Vorwort
vorausschickt. Darin stellt er sich als Enkel des Gelehrten Jesus Sirach vor, teilt uns das Jahr
seines Übersiedelns von Palästina nach Ägypten mit (132 v. Chr.) und berichtet über seine
mühsame Übersetzungsarbeit. Er bittet um Nachsicht in all den Fällen, wo er trotz seiner
Anstrengung dem Original nicht ganz gerecht geworden sei: „denn, was ursprünglich auf
Hebräisch ausgedrückt ist, behält nicht unbedingt den gleichen Sinn, wenn es in eine andere
Sprache übersetzt wird.“
Man legt sich die Entstehungsgeschichte der Septuaginta so zurecht: Den Ausgangspunkt bildet
die Herstellung einer Übersetzung des Pentateuchs, denn dieser gilt als das nationale und
religiöse Gesetzbuch der Juden. Der griechische Pentateuch entsteht wohl schon in der ersten
Hälfte des 3. Jh. Allmählich übersetzt man alle weiteren Teile der hebräischen Bibel, allerdings
nicht mehr immer so zuverlässig und wörtlich wie den Pentateuch. Im 1. vorchristlichen
Jahrhundert liegt die ganze Septuaginta vor. Woher kommt eigentlich der Name „Septuaginta“?
Das Wort ist lateinisch und bedeutet „siebzig“. Es ist das Stichwort für eine Erzählung über die
Herkunft und Entstehung der griechischen Bibelübersetzung. Die Legende hat folgenden Inhalt:
Der ägyptische König Ptolemäus II. mit dem Beinamen Philadelphos (285-246 v. Chr.) will ein
jüdisches Gesetzbuch in seiner berühmten Bibliothek haben. Aber es gibt keine Übersetzung.
So wendet sich der König an den Hohenpriester in Jerusalem, der ein Übersetzungskomitee von
jüdischen Gelehrten nach Ägypten schickt - 72 Mann. Diese fertigen die Übersetzung an. Die
Arbeitszeit wird mit 72 Tagen angegeben - natürlich eine viel zu kurze Zeit. Noch
unwahrscheinlicher ist ein anderer Zug der Legende: Jeder Gelehrte habe die ganze Bibel für
sich allein übersetzt, und es habe sich 72 mal eine wörtliche Übereinstimmung ergeben, was auf
göttliche Hilfe zurückgeführt wird.
Diese Erzählung ist eine Legende und enthält so viele Übertreibungen, daß ihr historischer Kern
nicht mehr sicher zu erkennen ist. Wollen die alexandrinischen Juden nur ihre gängige
Übersetzung adeln und wohl auch deren angefochtene Autorität sichern? Oder kümmert sich
der Ptolemäerkönig tatsächlich um ein jüdisches Gesetzbuch in griechischer Sprache, um seiner
Verwaltungs- und Gerichtsbürokratie die Aufsicht über die halbautonome jüdische Bevölkerung
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zu ermöglichen? Wie dem auch sei, offenbar liest man schon im 2. vorchristlichen Jahrhundert
in manchen Kreisen den Originaltext nicht mehr. Die Lektüre der offiziellen Übersetzung
genügt völlig.
Die Septuaginta, die der Kirchenlehrer Origenes im 3. Jh. n. Chr. sorgfältig durchsieht und
verbessert, ist heute noch erhalten und wird als offizielle Bibel der griechisch-orthodoxen
Kirche gebraucht. Andere griechische Übersetzungen, die zur Septuaginta in Konkurrenz treten
- Origenes kennt deren fünf! -, können sie nicht verdrängen.
Die Septuaginta beeinflußt in manchen Einzelheiten noch heute die Übersetzung der Bibel. Als
erste Übertragung der hebräischen Bibel in eine nicht-semitische Sprache, ausgeführt von
sachkundigen Gelehrten, ist sie auch für moderne Bibelübersetzer noch hilfreich. Die
Septuaginta überträgt den Gottesnamen Jahwe mit „Herr“ (griech. Kyrios), weil die
zeitgenössischen Juden den Eigennamen Gottes aus Ehrfurcht nicht mehr auszusprechen wagen.
Diese Ersetzung des Gottesnamens durch „der Herr“ geht, von wenigen Übersetzungen unseres
Jahrhunderts abgesehen, in alle späteren Übertragungen des AT ein. Auch die Wiedergabe des
hebräischen Wortes „nawi“ (= Berufener?) durch „Prophet“ bürgert sich seit der Septuaginta
ein.
Literatur:
Biblische Basisbücher 3: Bernd Lang: Ein Buch wie kein anderes / Einführung in die kritische
Lektüre der Bibel; Verlag Katholisches Bibelwerk; ISBN 3 - 460 - 27031 - 4
Text 6 vom 24. August 2004
Die Vulgata
Während für uns die Schöpfer der griechischen Bibel anonym bleiben, kennen wir den Namen
des Vaters der lateinischen Bibel: Hieronymus (350-420 n. Chr.). Streng genommen müssen wir
den gelehrten Heiligen als den Adoptivvater der lateinischen Bibel bezeichnen, denn er beginnt
seine Arbeit an der Bibel nicht als Übersetzer, sondern als Bearbeiter bereits vorhandener
lateinischer Übertragungen. Doch als sein in Betlehem entstandener gründlich revidierter
lateinischer Psalter schon in den 380er Jahren ein Bestseller wird, der, wieder und wieder
abgeschrieben, sich in den lateinisch sprechenden Christengemeinden in aller Welt durchsetzt,
beschließt er, die ganze Bibel neu zu übersetzen und nicht nur bereits bestehende lateinische
Übersetzungen zu revidieren. Solche Korrekturarbeit muß einem echten Gelehrten als
unwürdiges Flickgeschäft erscheinen. Legte Hieronymus bisher die griechische Bibel seiner
Revisionsarbeit zugrunde, so kommt für eine Neuübersetzung nur der hebräische Originaltext in
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Frage. Das bedeutet harte Lernarbeit, denn Hieronymus spricht fließend Griechisch und
Lateinisch, nicht aber Hebräisch. Er verfügt zwar über hebräische Grundkenntnisse, die ihm -
als er Sekretär von Bischof Damasus war - ein konvertierter Jude in Rom beigebracht hat. Aber
nun muß er das Studium der schwierigen „zischenden und keuchenden Wörter“ wieder
aufnehmen. Hieronymus erleichtert sich die Arbeit durch das ständige Konsultieren jüdischer
Gelehrter, mit denen er seine Übertragung durchspricht.
Wie Hieronymus beim NT vorgeht, ist in der Forschung umstritten. Wahrscheinlich fertigt er
keine ganz neue Übersetzung an, sondern begnügt sich mit einer Durchsicht der Evangelien und
übernimmt eine von fremder Hand geschaffene Fassung der übrigen Schriften.
Der Lohn für die mühevolle Arbeit der Übersetzung und der kritischen Durchsicht bleibt zu
Lebzeiten des Heiligen aus. Teils triumphierend, teils bitter muß er feststellen: „In der
Öffentlichkeit greifen sie mein Werk an, und heimlich lesen sie es.“ Es zirkulieren zwar
Abschriften, aber sie verdrängen die geläufigen, heute „altlateinisch“ (vetus latina) genannten
Versionen noch lange nicht. Als Hieronymus 420 n. Chr. stirbt, ist daran noch nicht zu denken.
Erst ganz allmählich kann sich die neue Übertragung durchsetzen. Aber eines Tages siegt die
neue Übersetzung doch. Zur Zeit Karl des Großen ist sie die lateinische Bibel schlechthin, die
Vulgata, d. h. die verbreitete volkstümliche Bibel. Aber das ist fast 400 Jahre nach Hieronymus!
Und kurioserweise enthält die Vulgata des Mittelalters nicht die neue, aus dem Hebräischen
gefertigte Psalmenübersetzung des Hieronymus, sondern seine erste Revision. Die Vulgata
bleibt bis ins 20. Jh. der maßgebliche Bibeltext der katholischen Kirche.
Das 16. Jh. ist ein Zeitalter intensiver Übersetzungsarbeit, denn der Humanismus ruft von der
gängigen Vulgata zu den Urtexten zurück, und die Reformatoren fordern Bibeln in der
Muttersprache der Gläubigen.
Literatur:
Biblische Basisbücher 3: Bernd Lang: Ein Buch wie kein anderes / Einführung in die kritische
Lektüre der Bibel; Verlag Katholisches Bibelwerk; ISBN 3 - 460 - 27031 - 4
Text 7 vom 24. September 2004
Wußten Sie schon, daß ...
die Bibel, die „gantze heilige Schrift: Deudsch“, nicht von Martin Luther auf der Wartburg
übersetzt wurde ?! Auch wenn M. Luther fast ein Jahr lang auf der Wartburg als Junker Jörg vor
den „Kaiserlichen“ und „Altgläubigen“ verborgen lebte, so ist die Bibel viel zu dick und die
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Kunst des Übersetzens zu schwer, um von einem Menschen allein bewältigt zu werden.
Außerdem hatte M. Luther noch ganz andere Sorgen und führte eine umfangreiche
Korrespondenz. Als es in Wittenberg im Winter 1521/22 zu sogenannten Unruhen und
Bilderstürmen kam, hielt er es auf der Wartburg nicht mehr aus. Kurz vor der Passionszeit
kehrte er zurück nach Wittenberg und predigte dann die erste Passionswoche jeden Tag. Was er
von der Wartburg mitbrachte, war jedoch nicht die ganze Bibel!
Am Ende des 14. Jahrhunderts gab es etliche Bibelverdeutschungen, und es sind zur Zeit 14
verschiedene vollständige hochdeutsche Druckbibeln bekannt, deren älteste 1466 von Johann
Mentelin in Straßburg gedruckt wurde. Die Texte sind sprachlich veraltet und sind allesamt
Übersetzungen aus der „Vulgata“, der vom Papst als maßgeblich erklärten lateinischen
Bibelübersetzung, die auf den Kirchenvater Hieronymus zurückgeht (4. Jh. n. Chr.).
Schon während seiner Professorentätigkeit wandte sich Luther dem griechischen Text des
Neuen Testaments und dem hebräischen Text des Alten Testaments zu. Nachdem er gebannt
war, verbrachte er die Zeit vom 4. 5. 1521 bis zum 1. 3. 1522 auf der Wartburg. Martin Luther
besuchte im Dezember 1521 heimlich Wittenberg und sein Kollege Philipp Melanchthon
veranlaßte ihn dann, die Zeit zu nutzen und das Neue Testament zu übersetzen. In nur etwa 11
Wochen übersetzte Luther das Neue Testament, das er dann mit Melanchthon, der Professor für
Griechisch war, nochmals durchging und das erst im September 1522 erschien, doch bereits im
Dezember desselben Jahres mußte eine Neuauflage gedruckt werden. Auf der Wartburg
übersetzte Luther also lediglich das Neue Testament, nicht die Bibel! Es dauerte dann noch 12
volle Jahre, bis das Alte Testament vollständig ins Deutsche übersetzt von M. Luther und seinen
Mitarbeitern (Melanchthon, Bugenhagen, Jonas, Cruciger und dem Hebräisten Aurogallus)
gedruckt werden konnte. Vor allem die Verzögerung der Prophetenübersetzungen veranlaßte
die Stadt Zürich, unter Federführung von Leo Jud, eine eigenständige Übersetzung vorzulegen,
so daß schon im März 1529 die erste vollständige neuhochdeutsche Vollbibel gedruckt wurde
(Zürcher Bibel). 1534 erschien dann die Luther-Vollbibel, die er zeitlebens noch bearbeitete.
Luthers Verdienst liegt nicht so sehr darin, „dem Volk aufs Maul zu schauen“, sondern darin,
daß er als erster konsequent die griechischen und hebräischen Originale und nicht die
lateinische Vulgata zur Grundlage seiner Übersetzung wählte. Auf Luthers Übersetzung folgen
zahlreiche, von seiner Bibel unabhängig ausgearbeitete Übersetzungen. Berühmt sind: die
französische Bibel von Pierre Robert Olivetan (Neuchätel 1535), die englische Bibel von
William Tyndale (Antwerpen 1537, bekannt als „Matthew's Bible“), die spanische Bibel von
Casiodoro de Reina (Basel 1569), die ungarische Bibel von Gáspár Károly (Viszoly 1590).
Diese Übersetzungen sind sehr eng mit der Geschichte der Reformation verbunden und haben in
Deutschland und Ungarn große Bedeutung für die Entwicklung und Verbreitung der modernen
Standardsprache. Wenn Luther in seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“ (1530) schreibt: „uns
ist wohl oft begegnet, daß wir vierzehn Tage, drei vier Wochen haben ein einziges Wort gesucht
und gefragt, haben es dennoch zuweilen nicht gefunden“, dann hängt das nicht nur mit seinen
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mangelnden Kenntnissen der biblischen Grundsprachen, sondern auch mit der damals noch
unentwickelten neuhochdeutschen Standardsprache zusammen, zu deren „Schöpfer“ man
Luther allerdings nicht hochstilisieren sollte. Luther bedient sich der damals schon weit
verbreiteten sächsischen Kanzleisprache.
Das beklagenswerteste Schicksal der Übersetzer des 16. Jh. hat der Engländer William Tyndale.
Als Anhänger der Reformation flieht er 1524 nach Deutschland, läßt seine Übersetzung des NT
in Worms drucken und nach England schmuggeln. Den heimatlosen Übersetzer spüren Agenten
Heinrichs VIII. in Belgien auf, wo er nach siebzehnmonatiger Haft 1536 erdrosselt und
verbrannt wird. Seine Übersetzungsarbeit geht in die „King-James-Bibel“ von 1611 ein, die bis
in unser Jahrhundert gelesen wird.
Quelle:
Pfarrbrief der evang. Kirchengemeinde Berlin - Mariendorf
Text 8 vom 23. Oktober 2004
Die Einteilung der Bibel in Kapitel und Verse
Um sich in der Bibel zurechtzufinden und einzelne Textabschnitte in ihr aufzusuchen, benötigen
wir ein Orientierungssystem. Martin Luther gibt zum Beispiel für die Versuchungsgeschichte
„Matthai IV am Anfang“ an und für den Taufauftrag Jesu „Matthai am Letzten“. Er kannte eine
Einteilung der biblischen Bücher in Kapitel, aber noch keine Verseinteilung.
Ursprünglich jedoch waren alle biblischen Bücher fortlaufend, ohne Absätze, ohne Kapitel und
Verseinteilung und ohne Zwischenüberschriften geschrieben. In den griechischen und
hebräischen Originalhandschriften gibt es großenteils nicht einmal Satzzeichen, oder die
Buchstaben werden zum Teil durchlaufend geschrieben, so daß wir aus dem fortlaufenden
Buchstabenfluß erst Wörter voneinander unterscheiden müssen. Die Einteilung des Bibeltextes
in etwa gleichlange Kapitel und in durchgezählte Sätze („Verse“) begegnet uns in der
gewohnten Weise zuerst in lateinischen und hebräischen Bibeldrucken des 16. Jh. Diese
Gliederung ermöglicht, ein rasches Auffinden von Texten; das ist vor allem für die Arbeit in
den Universitäten und theologischen Hochschulen, aber auch für konfessionelle Dispute und
jüdisch-christliche Auseinandersetzungen wichtig und hilfreich.
Als Schöpfer der Texteinteilung pflegt man anzugeben:
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Stephan Langton (1150-1228): Der in Paris lehrende Theologieprofessor gliedert um 1200 die
lateinische Bibel in Kapitel. Seine Einteilung wird um 1226 in die „Pariser Bibel“
aufgenommen; diese Bibel gilt lange für wissenschaftliche Zwecke als die Normbibel mit dem
maßgeblichen lateinischen Text. Langton stammt aus Lincolnshire (England) und wird später
Erzbischof von Canterbury und Kardinal. Man kennt ihn als Mitverfasser der „Magna Charta“
von 1215, die den britischen Adel und die Kirche vor der Willkür der britischen Krone schützt.
Langtons Sequenz „Veni, Sande Spiritus“ („Komm, Heiliger Geist“) wird heute noch in der
Pfingstliturgie gebraucht.
Isaak Nathan (Lebensdaten unbekannt): Dem provenzalischen Rabbi und Arzt kommt eine
lateinische Wortkonkordanz in die Hand, nach deren Vorbild er zwischen 1438 und 1448 eine
hebräische Wortkonkordanz des AT zusammenstellt. Seine Konkordanz enthält die
Langtonschen Kapitel, aber auch, um Langtons System zu verfeinern, die je Kapitel
durchgezählten Sätze. Rabbi Nathans Konkordanz wird erstmals 1523 in der Druckerei von
Daniel Bomberg in Venedig gedruckt. Dieselbe Druckerei übernimmt zuerst nur die
Kapiteleinteilung (1518), dann auch die Verseinteilung (1547/48) in ihren berühmten Drucken
der hebräischen Bibel. Diese Bibeln werden Rabbinerbibeln genannt, weil sie neben dem
hebräischen Text auch die aramäische Übersetzung und klassische jüdische Kommentare
enthalten.
Santes Pagnini (1470-1541): Der italienische Dominikaner, Novize bei Savonarola, ist einer
der vorzüglichsten christlichen Hebräisten seiner Zeit. Er verfaßt eine vielgebrauchte hebräische
Grammatik und ein hebräisches Wörterbuch. In Lyon fertigt er eine neue lateinische
Bibelübersetzung aus den Ursprachen an; sie wird 1528 gedruckt und enthält Kapitel- und
Verseinteilung. Aus der Pagnini-Bibel übernimmt der Pariser Drucker Robert Estienne die
Gliederung für seine Konkordanz der lateinischen Bibel (1555) und für seine dreibändige
Studienbibel, die auch gelehrte Anmerkungen enthält (Genf 1556/57).
Die Kapiteleinteilung ist in den Bibeln des 16. Jh. durchaus üblich, während sich die
Durchzählung der Verse erst allmählich durchsetzt. So enthält etwa die letzte, von Luther noch
selbst besorgte Ausgabe seiner Bibel aus dem Jahre 1545 nur die Kapitel-, nicht aber die
Verseinteilung. Dagegen enthalten die in Heidelberg gedruckte Lutherbibel von 1568 und die
Vulgata-Ausgabe von Papst Sixtus V. aus dem Jahre 1590 die Kapitel- und Verszählung.
Obwohl sich diese Gliederung der Bibel allmählich durchsetzt, stimmen auch heute noch nicht
alle Bibelausgaben und -übersetzungen in allen Einzelheiten der Zählweise überein, besonders
im Psalter und in einigen deuterokanonischen Büchern (Sirach, Ester, Daniel).
Literatur:
Biblische Basisbücher 3: Bernd Lang: Ein Buch wie kein anderes / Einführung in die kritische
Lektüre der Bibel; Verlag Katholisches Bibelwerk; ISBN 3 -460 - 27031 - 4
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Text 9 vom 19. November 2004
Zur Zählung der Psalmen
Das alttestamentliche Psalmenbuch zählt 150 Lieder, der in einigen Septuagintahandschriften
und syrisch überlieferte Psalm 151 wird nicht zur Sammlung gerechnet. Dabei sind
verschiedene Lieder zu einem Psalm zusammengezogen, z. B. 19, 27 und umgekehrt
Zusammengehöriges in zwei Psalmen zerlegt, z. B. 9 und 10; 42 und 43. In der Septuaginta sind
Psalm 9 und 10 sowie 114 und 115 zu einem Psalm vereinigt, dagegen 116 und 147 in zwei
Psalmen aufgeteilt, so daß ihre Zählung von 9, 22 -146,11 nicht der des hebräischen Textes
entspricht.
Durch die Teilungen bleibt zwar die Gesamtzahl von 150 Psalmen gleich, aber in der
Zitierweise ergibt sich ein heilloses Durcheinander. Dieses Tohuwabohu stört nicht nur den
Gelehrten und den Studenten, der abwechselnd in der Vulgata und in der hebräischen Bibel
liest, sondern auch die Verständigung unter den Konfessionen: Die Protestanten pflegen der
hebräischen Zählweise, die Katholiken der lateinischen zu folgen. Die Anekdote über den
„Rheinbund-Psalm“ vermag die Verwirrung treffend zu erläutern. Nach der Schlacht bei
Austerlitz (5. Dezember 1805) wird der Rheinbund errichtet. Unter den neuen Rheinbundfürsten
will sich der württembergische König Friedrich II. bei Napoleon besonders lieb Kind machen
und ordnet für sein Land einen Dankgottesdienst an. Dabei soll über Psalm 21, Vers 7 und 8,
gepredigt werden.
Als die protestantischen Geistlichen die Bibel aufschlagen, finden sie daselbst geschrieben:
Du setzest ihn zum Segen ewiglich und erfreuest ihn mit den Freuden deines Antlitzes.
Denn der König hofft auf den Herrn und wird durch die Güte des Herrn festbleiben.
Die katholischen Pfarrer aber stellen mit Befremden folgenden Wortlaut fest:
Ich bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und Verachtung des Volkes.
Alle, die mich sehen, spotten meiner, sperren den Mund auf und schütteln den Kopf.
Inzwischen benützen die meisten katholischen Bibelausgaben die hebräische Zählung der
Psalmen, so daß sich solche mißlichen Szenen kaum mehr wiederholen werden. Obwohl die
neueren Kommentare, die hebräischen Psalmen 9 und 10 zusammenfassend, nur 149 Lieder
unterscheiden, denkt niemand an die Einführung einer neuen Zählung. Diese würde die
Verwirrung, die schon groß genug ist, nur noch heilloser machen.
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Da der Einheitsübersetzung der hebräische Text zugrunde liegt, folgt sie auch der hebräischen
Zählung.
So ergibt sich folgende Ordnung für die verschiedenen Psalterzählweisen:
Ps 1 - 9 Zählung gleich
Ps 10 - 113 hebräische Zählung geht um 1 voraus
Ps 114 entspricht dem griechischen Psalm 113
Ps 116 hebräische Zählung entspricht den griechischen Psalmen 114 und 115
Ps 117 - 146 hebräische Zählung geht um 1 voraus
Ps 147 hebräische Zählung entspricht den griechischen Psalmen 146 und 147
Ps 148 - 150 Zählung gleich.
Literatur:
Einheitsübersetzung
Biblische Basisbücher 3: Bernd Lang: Ein Buch wie kein anderes / Einführung in die kritische
Lektüre der Bibel; Verlag Katholisches Bibelwerk; ISBN 3 - 460 - 27031 - 4
Text 10 vom 17. Dezember 2004
Die Bibel im Gottesdienst
Feiern sind im Menschenleben und im Leben einer Gemeinde nicht das Tägliche, es sind die
Ausnahmen, die aus dem Alltäglichen heraustreten. Eine besondere Form von Feiern ist unser
Gottesdienst, in dem vom Lektor und Priester Texte aus der Bibel vorgelesen und in der Predigt
des Gemeindevorstehers gedeutet, erläutert und auf die versammelte und hörende Gemeinde
angewandt werden. Es geht um die Aktualisierung des einmal gesprochenen Wortes in je einer
neuen Lage und an je eine Gemeinde, die sich unter dem Wort Gottes versammelt.
Da, wo an den Sonntagen eine alttestamentliche Lesung vorgesehen ist, wird diese stets am
Anfang erste Lektion genannt, währen die zweite Lesung der Apostelgeschichte, den
Apostelbriefen oder der Offenbarung des Johannes entnommen ist. Das Evangelium wird
entsprechend den drei Lesejahren dem Evangelium von Matthäus, Markus oder Lukas
entnommen, während das Johannesevangelium nur zu besonderen Zeiten zum Vortrag kommt.
Der heilige Bonifatius schrieb einst an seine Benediktinerinnen in England: „Schreibt mir die
Briefe meines Herrn Petrus (die Petrusbriefe) mit goldenen Buchstaben!“ Warum mit goldenen
Buchstaben? Damit die Germanen auf dem Kontinent die Kostbarkeit der Botschaft nicht nur
durch das Hören kennenlernen, sondern auch mit den Augen sehen können.
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Diese Germanen, die sehen müssen, um zu glauben, gibt es auch heute noch. Das Evangeliar
fällt nicht nur durch einen besonders schönen Einband auf, sondern auch durch die Ehrfurcht,
mit dem es in feierlicher Prozession zum Ambo getragen und beweihräuchert wird.
Zum Hören und Sehen gehört das Reagieren. Das Wort kommt auf Ohr und Auge zu, es trifft
das Trommelfell und die Netzhaut, ja es trifft den ganzen Menschen. Schon äußerlich: die
Wellen des Lichtes und der Klang treffen alle Sinne des Menschen, wenn auch nicht alle dafür
in gleicher Weise empfindlich sind. Und die Mitte trifft seine Mitte: das Herz. Das Herz
unterscheidet den Menschen von allen anderen Lebewesen. Das Herz: die tiefe Mitte des
Menschen, der Ort, wo das Entscheidende geschieht. Jeder Mensch hat sein eigenes Herz,
keiner hört wie der andere, keiner reagiert wie der andere. Jeder muß das Gehörte auf seine
Weise aufnehmen. Dazu braucht er unter anderem die Zeit: die Zeit der Lesung, aber auch
einige Zeit danach. Daher ist die Stille einer Besinnungspause nach der Lesung oder Predigt
wichtig. Aus der Stille heraus kann dann die Antwort kommen. Das Wort Gottes hat die Macht,
die verschiedenen Menschen, deren jeder sein eigenes Herz und seine eigene Sprache hat, zur
Gemeinsamkeit, zur Einheit zusammenzuführen. Daß die gemeinsame Antwort auf das Gehörte
Wort für jeden einen anderen Klang, eine andere Farbe hat, macht die Kraft und den Reichtum
der Antwort aus.
Der Lektor schließt die Lesungen mit „Wort des lebendigen Gottes“, die Gläubigen antworten
mit „Dank sei Gott“. Der Priester schließt den Evangeliumstext mit „Evangelium unseres Herrn
Jesus Christus“, worauf die Gemeinde mit „Lob sei dir Christus“, antwortet. Das will sagen: Ich
habe verstanden, ich bin einverstanden - und ich bin froh. Dies drückt sich auch in unserem
Halleluja - Ruf nach der Lesung aus.
Text 11 vom 21. Januar 2005
Danken
Wir haben reichlich zu essen. Die Regale in den Supermärkten quellen über, unsere
Kühlschränke und Gefriertruhen sind gut gefüllt. Das ist keineswegs selbstverständlich. Die
älteren Menschen haben den Hunger am eigenen Leib kennengelernt, und die jüngeren
Menschen können über Fernsehen und Zeitungsberichte aus den Hungergebieten erfahren, wie
schrecklich es ist, wenn der Mensch nichts zu essen hat. Wer einmal gehungert hat, der geht
sorgfältig mit den Gaben um. Er läßt keine Güter verkommen und weiß sich auch zu mäßigen.
Er ist dankbar und vergißt die Hungrigen nicht. Pedro Arrupe hat einmal gesagt: „Wir werden
die tiefste Kraft des Brotes des Lebens so lange nicht in uns erfahren, als wir nicht bereit sind,
denen Brot zu geben, deren Leben bedroht ist.“
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Ein Tischgebet lautet:
Wir wollen danken für unser Brot.
Wir wollen helfen in aller Not.
Wir wollen schaffen,
die Kraft gibst du.
Wir wollen lieben,
Herr, hilf dazu.
Wer zu Tisch betet und dankt, der weiß, daß er nicht alles „machen“ kann und daß nicht alles
selbstverständlich ist. Für ihn haben alle Gaben einen Glanz der Gnade. Mit den Gütern der
Erde nimmt er die Güte Gottes zu sich. So sind Brot und Wein und alles andere nicht nur eine
Speise für den Leib, sondern sie stärken und erfreuen das Herz des Menschen. Wir können noch
soviel essen und trinken, unser Lebenshunger und Lebensdurst lassen sich durch Nahrung und
Speise allein nicht stillen. Im Gegenteil, sie werden immer nur größer.
Unser Lebenshunger und unser Lebensdurst werden dann gestillt, wenn wir die Nahrung zu
einer Speise für Leib, Seele und Herz werden lassen. Das geschieht, wenn wir die Güter der
Erde als einen Ausdruck der Güte Gottes verstehen.
14Du läßt Gras wachsen für das Vieh, auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut, damit er
Brot gewinnt von der Erde
15und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit sein Gesicht von Öl erglänzt und Brot
das Menschenherz stärkt.
27Sie alle warten auf dich, daß du ihnen Speise gibst zur rechten Zeit.
28Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein; öffnest du deine Hand, werden sie satt an Gutem.
Psalm 104
Literatur:
Horst Keil: Dein ist der Tag und dein ist die Nacht / Bilder und Betrachtungen zu den Psalmen.
Quell - Verlag; ISBN3-7918-2011-7
Text 12 vom 18. Februar 2005
Es gibt viele Gründe, Gott zu danken
Eine kleine Auswahl dazu aus der Bibel:
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1. Alles, was wir Gutes haben, ist von Gott empfangen
1 Kor 4,7 Was hast du, das du nicht empfangen hättest?
Lk 16,25 Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, daß du schon zu Lebzeiten
deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes.
Apg 7,53 Ihr habt durch die Anordnung von Engeln das Gesetz empfangen.
2. Dankbarkeit führt zu tieferer Heilserkenntnis
Ps 50,23 Wer Opfer des Lobes bringt, ehrt mich; wer rechtschaffen lebt, dem zeig ich
mein Heil.
3. Undank verfinstert
Röm 1,21 Denn sie haben Gott erkannt, ihn aber nicht als Gott geehrt und ihm nicht
gedankt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit und ihr unverständiges Herz wurde
verfinstert.
4. Die Erkenntnis der Gabe Gottes verpflichtet zum Dank
Röm 1,19 Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar, Gott hat es
ihnen offenbart. (Da jeder wenigstens anfangsweise Gotteserkenntnis hat, ist er auch zum Dank
verpflichtet)
5. Daher Aufforderung zum Dank
Ps 118,1 Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig.
Ps 95,2 Laßt uns mit Lob (Dank) seinem Angesicht nahen, vor ihm jauchzen mit
Liedern!
Eph 5,20 Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi,
unseres Herrn!
Kol 3,15 In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als
Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!
6. Der Weg zum Dankbarwerden führt oft über Leiden
Ps 118,21 Ich danke dir, daß du mich erhört hast; du bist für mich zum Retter
geworden.
Jes 12,1 An jenem Tag wirst du sagen: Ich danke dir, Herr. Du hast mir gezürnt,
doch dein Zorn hat sich gewendet und du hast mich getröstet.
7. Dank für irdische und geistliche Gaben; Dank für den Heilsstand anderer
Lk 17,16 Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. (Der geheilte
Samariter)
1 Kor 15,57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch Jesus Christus,
unseren Herrn.
1 Tim 1,12 Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn.
Phil 1,3 Ich danke meinem Gott jedes Mal, wenn ich an euch denke.
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8. Der rechte Dank führt zum Lobpreis und zum Zeugnis
Ps 9,2 Ich will dir danken, Herr, aus ganzem Herzen, verkünden will ich all deine
Wunder.
Ps 34,2 Ich will den Herrn allezeit preisen; immer sei sein Lob in meinem Mund.
Ps 92,2 Wie schön ist es, dem Herrn zu danken, deinem Namen, du Höchster, zu
singen.
Kol 4,2 Laßt nicht nach im Beten; seid dabei wachsam und dankbar!
1 Thess 5,18 Dankt für alles; denn das will Gott von euch. (Lobt Gott in allen
Lebenslagen)
9. Wofür man danken kann, das ist keine Sünde
1 Tim 4,4 Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts ist verwerflich,
wenn es mit Dank genossen wird.
Literatur:
Friedrich Hauss: Biblische Begriffe / Stichwort - Konkordanz; Hänssler-Verlag, ISBN 3-7751-
3299-6
Text 13 vom 18. März 2005
Gott, ein oft mißbrauchtes Wort
„Gott“ ist ein Wort, das ähnlich wie ein Einkaufswagen in einem Supermarkt mit ganz
unterschiedlichem gefüllt werden kann. Die „Einkaufswagen“ heißen alle „Einkaufswagen“,
aber jeder Käuferin, jede Käufer legt etwas anderes hinein - oder auch nichts. Das Wort heißt
immer nur „Gott“, aber es wurden und werden die unterschiedlichsten und auch die seltsamsten
Vorstellungen hineingepackt: tragende Kraft der Welt, bedrohlicher Alles-Seher, Urgrund des
Seins, Gott-der-Liebe, Gott-ist-tot, Gott Jesu, Lebensquelle, strenger Vater, kosmische Energie,
persönlicher Gott, Fantasie-Erfindung menschlicher Sehnsucht, Gott-für-Volk-und-Vaterland,
unsichtbare Macht, weißbärtiger Alter, Gott-mit-uns-im-Krieg, lieber Gott als eine Art
Kuschelbär und Wundertüte, letzte moralische Instanz, Weltpolizist, höchstes Wesen...
In der Tat: „Gott“ ist ein im Laufe der Jahrhunderte abgegriffenes Wort, ein oft mißbrauchtes
Wort, für viele ein unglaubwürdiges, belächelnswertes, ja abstoßendes Wort, für viele ein
leeres, nichts sagendes, überflüssiges Wort. Und doch: „Gott“ ist das Wort, mit dem sich „seine
letzte Wirklichkeit“ auch heute noch glaubwürdig benennen läßt. Wir müssen es nur mit
glaubwürdigem, zutreffendem Inhalt füllen. Dann kann es für mich das Wort werden, das ich
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mit Leben, Freude, Liebe, Freiheit schlechthin in Verbindung bringe, das zentrale Wort meines
Lebens.
So etwas sagt sich leicht, - doch es ist nicht leicht für jemanden, der bestimmte Vorstellungen
von Gott hat, ungute Erfahrungen gemacht hat, der restlos enttäuscht und verletzt ist. Dessen
Gottesvorstellungen zerbrochen sind. Es ist verständlich, wenn dieser Mensch vorzieht,
zugleich mit seinen alten Gottesvorstellungen jeden Gottesglauben über Bord zu werfen und zu
sagen: Es gibt überhaupt keinen Gott. Richtig allerdings müßte es heißen: Also es gibt den Gott
nicht, den ich mir vorgestellt habe! Doch gibt es vielleicht einen anderen Gott, der größer ist als
das Zerrbild, das ich mir von Gott gemacht habe? Und sich dann auf die Suche nach diesem
Gott zu machen. Von daher wäre die Auflösung alter Gottesvorstellungen eine Chance, zum
„wahren“ Gott zu finden. Auch wenn die Suche nach neuen Gottesvorstellungen anstrengend
sein kann wegen der seelischen Narben und Verletzungen - sie lohnt sich. Es kann der Weg zum
Gott des Lebens sein. Eine reiche Quelle unterschiedlicher Zugänge zu Gott bietet die Bibel.
Beginnen Sie mit ihr Ihre Entdeckungsreise zu Gott. Lassen Sie uns alle an Ihren Entdeckungen
teilhaben!
Gott spricht: Weinend kommen sie und tröstend geleite ich sie. Ich führe sie an Wasser
führende Bäche, auf einen ebenen Weg, wo sie nicht straucheln. Denn ich bin Israels Vater und
Efraim ist mein erstgeborener Sohn.
Jer 31,9
Blick vom Himmel herab und sieh her von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist dein
leidenschaftlicher Eifer und deine Macht, dein großes Mitleid und dein Erbarmen? Halte dich
nicht von uns fern! Du bist doch unser Vater; denn Abraham weiß nichts von uns, Israel will
uns nicht kennen. Du, Herr, bist unser Vater, »Unser Erlöser von jeher« wirst du genannt.
Und doch bist du, Herr, unser Vater. Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, wir alle sind
das Werk deiner Hände. Herr, zürne uns doch nicht allzu sehr, denk nicht für immer an unsere
Schuld! Sieh doch her: Wir alle sind dein Volk.
Jesaja 63,15-16; 64,7-8
Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost.
Jesaja 66,13
Literaturempfehlung:
Uli Heuel: Woran Christen glauben / Das Kennenlern - Buch für Neugierige; ISBN 3-451
-28378-6
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Text 14 vom 15. April 2005
Der Name Gottes
Im Hebräischen gab es ursprünglich nur für die Konsonanten (= Mitlaute) Buchstaben. Daher
wurde der Eigenname des Gottes Israels mit der Konsonantenfolge JHWH wiedergegeben. (Er
übertrifft an Häufigkeit (über 6000-mal) alle anderen Gottesnamen des Alten Testaments.
Außerbiblisch ist er auf dem Meŝastein (9. Jahrhundert vor Christus) und in den Lakisch-
Briefen (um 589 v. Chr.) bezeugt. Trotzdem fehlt im Alten Testament wegen der übertriebenen
Scheu der Juden vor dem Gottesnamen jede sichere Angabe über seine Aussprache. Einen
Einblick in diese wachsende Scheu vermittelt Levitikus 24,16, das auf Blasphemie die
Todesstrafe legt.
Nach dem babylonischen Exil (von der Zerstörung Jerusalems im Jahre 586 v. Chr. bis zur
Rückkehr der Juden nach Jerusalem im Jahre 538 v. Chr.) wurde aus Ehrfurcht dieser heilige
Gottesname nicht mehr ausgesprochen. Man sagte stattdessen: „Adonai“ = „Herr“. Um eine
einheitliche Aussprache bei der Verlesung des heiligen Textes zu sichern, fügten im Mittelalter
jüdische Gelehrte, die Masoreten, zusätzliche Zeichen für die Vokale (= Selbstlaute) hinzu. An
allen Stellen, an denen im hebräischen Text JHWH steht, setzten sie die Vokalzeichen für
„Adonai“ ein. wobei sie nach den Regeln der masoretischen Vokalisation „e“ statt „a“
schrieben, also „jehōwāh“. Dieses Gebilde haben aber einzig die Christen (etwa ab 1100 n.
Chr.), nie die Juden, als „Jehova“ gesprochen: Heute ist eindeutig erwiesen, daß dies ein Irrtum
ist. Die richtige Aussprache muß lauten: „Jahwe“. Daß dies die wirkliche Aussprache von
JHWH ist, überliefern Theodoretus und Klemens von Alexandrien.
Die verschiedenen Bestandteile von zwei Wörtern zu „J-e-h-o-v-a“ zu verschmelzen, käme im
Deutschen etwa folgendem Verfahren gleich: Man nehme von „Basel“ die Konsonanten und
von „Zürich“ die Vokale und gewinne so mit „Büsil“ eine bedeutende Schweizer Stadt. Der
gleiche Unsinn wie „Büsil“ als Stadtname ist „Jehova“ als Gottesname. Er wird auch durch
häufiges Wiederholen nicht richtig. Sicher hatten auch Sie schon Diskussionen mit Mitgliedern
der Zeugen Jehovas. Dabei ist Ihnen sicher die Eigenart der von diesen benutzten Neue-Welt-
Bibelübersetzung aufgefallen, besonders die Manipulation, die die Zeugen Jehovas mit dem
Gottesnamen vornehmen. Sie weigern sich aber, dies in aller Klarheit zuzugeben. Meist
gebrauchen sie ausweichende Formulierungen. Sie unterstellen etwa, keiner wisse ganz genau,
wie der alttestamentliche Gottesname auszusprechen sei. Das ist falsch! Wenn sie aber an vielen
Stellen auch bei der Übersetzung des Neuen Testamentes den Namen „Jehova“ verwenden,
dann wird aus der falschen Aussprache und Schreibweise eine Verfälschung des Textes. Im
ursprünglich griechischen Text des Neuen Testamentes hat dieser Name nämlich niemals
gestanden!
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Wenn wie in der Lutherbibel der Gottesname mit „HERR“ übersetzt wird, wird Gott damit
gleichzeitig auf das „Herr-Sein“ reduziert, es wird nicht deutlich, daß es sich dabei um einen
Namen handelt. In der neuen Bibelübersetzung »Bibel-in-gerechter-Sprache« wird für den
Gottesnamen daher z. T. das Doppelzeichen „GOTT / JHWH“ verwendet.
Um den Namen Gottes nicht leichtfertig, unbedacht auszusprechen, finden wir in
deutschsprachigen Bibeln auch die Schreibweise in Großbuchstaben: „HERR“ oder „Herr“, in
aus jüdischen Quellen stammenden Texten die Schreibweise „G'tt“ für Gott. Wir sollen beim
Lesen bewußt „stolpern“, innehalten und überlegen, ganz nach dem Spruch, der in einem Kurort
an einem Joggingpfad steht:
»Halt ein, bleib stehn, sinn nach, ob deine Richtung stimmt.«
Literatur:
Wolfgang Baur: Die Bibel der Zeugen Jehovas, Informationsheft des Katholischen Bibelwerkes
e. V.
Text 15 vom 13. Mai 2005
Die Neue-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas
In der letzten Ausgabe unserer Information zur Bibel berichteten wir über den Gottesnamen
Jehova. Die Neue-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas (die sich über ihre Übersetzer
ausschweigt und weder Namen noch Qualifikation der Übersetzer nennt) enthält viele
Anpassungen des Bibeltextes an die Lehre der Sekte.
Einige Beispiele dazu:
1. Die Zeugen Jehovas bestreiten die Dreifaltigkeitslehre.
a) Sie bestreiten deshalb auch, daß Jesus Christus und Gott-Vater eins sind.
Bibelstelle Einheitsübersetzung: Neue-Welt-Übersetzung
Joh 1,1 das Wort war Gott das Wort war ein Gott
Inhaltliche Veränderung: Gott und das Wort werden getrennt
b) Die Zeugen Jehovas erkennen deshalb den Heiligen Geist nicht als göttliche Person an.
Bibelstelle Einheitsübersetzung: Neue-Welt-Übersetzung:
1 Tim 4,1 der Geist sagt... die inspirierte Äußerung sagt
Inhaltliche Veränderung: Aus der Person des Hl. Geistes wird ein literarisches Element.
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2. Wo das Neue Testament Jesus Christus als Herrn bezeichnet, setzen die Zeugen Jehovas
den Namen Jehova ein.
Bibelstelle Einheitsübersetzung: Neue-Welt-Übersetzung:
1 Kor 1,30 Wer sich rühmen will, Wer sich rühmt,
der rühme sich des Herrn der rühme sich in Jehova
Inhaltliche Veränderung: Es geht nicht mehr um Christus.
3. Die Zeugen Jehovas verändern bei der Übersetzung den Text entsprechend ihrer
Vorstellung vom Himmel (= „himmlische Regierung“) und vom Ende der Welt.
Bibelstelle Einheitsübersetzung: Neue-Welt-Übersetzung:
Lk 23,43 Jesus antwortete ihm: Und er sprach zu ihm:
Amen ich sage Dir: Wahrlich ich sage Dir heute:
Heute noch wirst du Du wirst mit mir im Paradiese sein,
mit mir im Paradies sein
Inhaltliche Veränderung: Eine dem griechischen Sprachgefühl widersprechende, sachlich
unsinnige Übersetzung wird gewählt, weil die der Lehre der Zeugen Jehovas vom Paradies
entspricht.
4. Die Zeugen Jehovas erkennen die wirkliche Gegenwart Jesu Christi beim
Altarsakrament nicht an.
Bibelstelle Einheitsübersetzung: Neue-Welt-Übersetzung:
Kor 11,24f Das ist mein Leib... Dies bedeutet meinen Leib...
Dieser Kelch ist der Dieser Becher bedeutet den
neue Bund in meinem Blut neuen Bund kraft meines Blutes.
Inhaltliche Veränderung: symbolische Interpretation der Abendmahlshandlung, die nicht dem
Text entspricht.
Literatur:
Wolfgang Baur: Die Bibel der Zeugen Jehovas, Informationsheft des Katholischen Bibelwerkes
e. V.
Text 16 vom 10. Juni 2005
Wozu brauchen wir Christen das Alte Testament?Das Alte Testament - abgelöst durch das Neue Testament?
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Der Sohn eines Bischofs aus Synope am Schwarzen Meer, Marcion, warb im 2. Jh. n. Chr. in
der ganzen Christenheit dafür, man solle doch den Gott des Alten Testamentes verwerfen. Der
Christengemeinde in Rom soll er eine Riesensumme Geldes angeboten haben, wenn sie sich
bereit erkläre, nur noch an den Gott der Liebe zu glauben, den Christus verkündigte. Der Gott,
der nach dem Zeugnis des Alten Testaments (AT) diese Welt voller Unheil schuf, der den
Menschen ein hartes Gesetz auferlegte, um die Übertreter schwer zu strafen, müsse doch ein
wahrer Teufel gewesen sein.
Die Kirche hat damals Marcions Lehre als Ketzerei verworfen und hält bis heute daran fest, daß
der Gott des Alten Testaments der Vater Jesu Christi ist. Aber Marcions Denkweise ist bis heute
anzutreffen. Und gibt das Alte Testament ihr nicht Nahrung?
2 Kön 9f: Im Auftrag des Propheten Elischa, der von Gott dazu bestellt wurde, salbt ein
Prophetenschüler den Frontoffizier Jehu zum König. Jehu aber bahnt sich durch vielfache
Morde den Weg zur Macht. - Soll die blutige Spur des Usurpators als Weg Gottes durch
die Geschichte gelten?
Der evangelische Theologe A. v. Harnack hat in seinem Buch über Marcion noch 1920 dessen
Lehre neu propagiert:
Das Alte Testament im 2. Jh. zu verwerfen, war ein Fehler, den die große Kirche mit
Recht abgelehnt hat; es im 16.Jh. beizubehalten, war ein Schicksal, dem sich die
Reformation noch nicht zu entziehen vermochte; es aber seit dem 19. Jh. als kanonische
Urkunde im Protestantismus noch zu konservieren, ist die Folge einer religiösen und
kirchlichen Lähmung.
Ein so scharfes Urteil findet sich auf katholischer Seite kaum. Aber auch hier lassen sich
Stimmen beibringen, wonach sich im Alten Testament eine „in Christus überwundene,
niedrigere Stufe der Glaubensgeschichte“ spiegele (Holländischer Katechismus 1968).
Die christliche Bezeichnung der heiligen Schriften Israels als „Altes Testament“ ist unglücklich,
auch wenn sie sich auf 2 Kor 3,14 berufen kann; sie weckt den Anschein, als ob es sich um ein
längst überholtes Dokument aus der Vorgeschichte unseres Glaubens handele. Holen wir
Christen es nur aus historischer Neugier hervor? Oder ist es für uns „geltendes Recht“? Weist es
unserem Glauben den Weg? Alt hat in unserer fortschrittsgläubigen Welt mit ihrem
Jugendwahn den Beigeschmack von verbraucht, überholt. Wir sollten uns daher angewöhnen,
statt vom „Alten Testament“ besser vom „Ersten Testament“ zu reden.
Das Alte Testament erzählt nicht nur von der Vorgeschichte unseres Glaubens; es ist seit dem
Kommen Christi nicht überholt. Es weist als weiterhin gültiges Gotteswort, als Zeugnis von der
unaufhebbaren Treue Gottes unserem Glauben den Weg.
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Literatur:
Annemarie Ohler: Grundwissen Altes Testament, Band 1: Pentateuch; Verlag Katholisches
Bibelwerk GmbH, ISBN 3-460-32431-7
Text 17 vom 15. Juli 2005
Redewendungen aus der Bibel
Die Bibel hat nicht nur unseren Glauben geprägt. Viele Bilder und Zitate gingen als „geflügelte
Worte“ in die Alltagssprache ein.
Das ist ja ein Tohuwabohu
Tohu wa bohu heißt auf hebräisch „wüst und leer“. So sah die Erde nach dem ersten
Schöpfungstag anfangs aus (Gen 1,2).
Du suchst wohl einen Sündenbock?
Im Buch Levitikus (3 Mose) ist beschrieben, wie Israel das große Versöhnungsfest begangen
hat: Für alle im Laufe eines Jahres angesammelte Schuld des Volkes werden zwei Böcke
eingesetzt. Der eine wird als Sühnopfer geschlachtet, dem anderen werden durch
Handauflegung die Sünden Israels aufgeladen. Dann wird er im wahrsten Sinne des Wortes
„zum Teufel geschickt“, nämlich zum Wüstendämon Asael (Lev 16).
Der Mensch denkt und Gott lenkt
Lebensweisheit aus dem Buch der Sprichwörter (Spr 16,9).
Jemand die Leviten lesen
Das 3. Buch Mose (Levitikus) enthält umfangreiche Verhaltensregeln. Sie betreffen den
Gottesdienst und die Opfer, die von den Leviten durchgeführt werden, aber auch das Leben in
der menschlichen Gemeinschaft überhaupt (Levitikus).
Von Pontius zu Pilatus gehen
Jesus wurde im Prozeß von Pontius Pilatus, der zunächst keinen Anlaß sieht, Jesus zu
verurteilen, zu Herodes als den für Jesus zuständigen Landesherrn geschickt. Dieser sandte ihn
wieder zu Pilatus zurück (Lk 23).
Du redest wie ein Pharisäer
Die besonders fromme Gruppe der Pharisäer gerät im Neuen Testament in die Kritik, sich selbst
besser hinzustellen, als sie sei (Lk 18,9 - 14).
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Und viele andere:
Etwas ausposaunen (Mt 6,2)
Ein Dorn im Auge (Num 23,55)
Im Dunkeln tappen (Dan 28,23)
Der wahre Jakob (Gen 27,36)
Mit Füßen treten (Sam 2,29)
Gift und Galle (Dtn 32,33)
Auf keinen grünen Zweig kommen (Ijob 15,32)
Jugendsünden (Ps 25,7)
Alles hat seine Zeit (Koh 3,1)
Brief und Siegel (Jer 32,44)
Wolf im Schafpelz (Mt 7,15)
Ein Herz und eine Seele sein (Apg 4,32)
Literatur:
Heribert Steger: 333 biblische Redensarten; Pattloch, ISBN 3 - 629 - 00828 - 3
Stuttgarter kleiner Bibelführer, Katholisches Bibelwerk, ISBN 3 - 460 - 30055 - 8
Text 18 vom 12. August 2005
Die Namen der Bibel
Stellen Sie sich eine große Menschenmenge vor, die gebannt ein Ereignis betrachtet. Rufen Sie
von hinten etwa laut „Hallo“, wird sich kaum jemand umdrehen. Rufen Sie aber einen
bestimmten Namen, etwa Monika oder Fritz, so werden sich bestimmt die Träger dieses
Namens zuwenden. Die Kenntnis des Namens verleiht Ihnen gewissermaßen die Macht, Köpfe
drehen zu lassen. (Und nicht nur das, denken Sie nur an unser deutsches Märchen vom
Rumpelstielzchen.) Deshalb wird in vielen Kulturen der eigene Name nicht ohne weiteres
einem Fremden anvertraut.
Wer die Macht hat, kann Namen vergeben. Wir heutigen Menschen haben die Kunst,
sprechende Namen zu geben, längst verlernt. Unser Stammvater Adam hat sie besessen. Von
ihm lesen wir: „Gott, der Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel
des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und
wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen. Der Mensch gab Namen
allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes.“ So sollte sich der berufene
Herr der Schöpfung in diesem Akte zugleich seiner Machtvollkommenheit bewußt werden und
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sich als der König aller Kreatur legitimieren. Denn das Geheimnis des Namens ist das
Geheimnis der Beherrschung des Genannten. Deshalb fragte Jakob bei seinem Kampf mit Gott:
Nenne mir doch deinen Namen! Jener entgegnete: Was fragst du mich nach meinem Namen?
Und wer die Macht hatte, konnte auch einen Namen ändern. In Gen 35,10.11 finden wir: „Gott
sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob. Dein Name soll jedoch nicht mehr Jakob lauten, sondern
Israel soll dein Name sein.“ Er gab ihm also den Namen Israel. Und Gott sprach zu ihm: Ich bin
Gott, der Allmächtige. Die Eigennamen von Personen, Orten, Lebewesen und Dingen werden in
unseren Bibelübersetzungen in der Lautschrift wiedergegeben. Leider beherrschen nur wenige
Christen die hebräische Sprache, um die Bedeutung der Namen zu verstehen, die von wenigen
Ausnahmen abgesehen meist nicht übersetzt werden. (Beispiel aus der Einheitsübersetzung: Als
Zippora Mose einen Sohn gebar, nannte er ihn Gerschom (Ödland) und sagte: „Gast bin ich im
fremden Land.“ [Ex 2,22]). So lassen auch sonst ganz unbekannte Namensträger Rückschlüsse
auf die familiären oder völkischen Verhältnisse der betreffenden Zeitepoche zu, manche
bezeichnen einen Beruf oder geben die körperliche Verfassung eines Kindes an, auch
Wunschnamen religiöser Art sind nicht selten. So läßt sich Israel als „Gotteskämpfer“,
„Gottesstreiter“, „der mit Gott kämpft“, „Ringer mit Gott“, „der, für den Gott streitet“
übersetzen.
Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die
Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin. Joh 17,26
Daher beuge ich meine Knie vor dem Vater, nach dessen Namen jedes Geschlecht im Himmel
und auf der Erde benannt wird, Eph 3,14.15
Lesen Sie doch einmal das kurze Buch Rut - es hat nur 4 Kapitel - und beachten dabei die
Bedeutung der folgenden Namen:
Elimelech: (Mein) Gott ist König
Noomi: die Liebliche
Mara: die Bittere
Machion: der Kränkliche
Kiljon: der Schwächliche
Rut: die Freundin, Erquickung
Orpa: die den Rücken Kehrende
Boas: in ihm ist Kraft, der Potente
Obed: Diener, Knecht (Gottes)
Text 19 vom 09. September 2005
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Ätiologie
Unter einer Ätiologie versteht man den Versuch, etwa durch Sagen auffälliger
Erscheinungsformen, Bräuche und Namen erklären zu wollen.
Bei Namensätiologien wird etwa der Name einer Person oder eines Ortes von einem ähnlich
klingenden Wort abgeleitet. Dabei kann die Namensgebung samt Erklärung einer Person der
Vorzeit in den Mund gelegt werden. So behauptet etwa Gen 4,25 Eva habe ihren dritten Sohn
Set (hebr.: Set) genannt, weil sie sagte „Gott hat mir einen Namen angesetzt.“ (hebr.: §it).
Ähnlich werden in Gen 29,31-30,24 die Namen der Jakobssöhne begründet. Manchmal wird
keine besondere ausdrückliche Erklärung gegeben, aber aus dem Zusammenhang der Erzählung
wird der Name so gewählt, daß dem Leser oder Hörer der Zusammenhang ohne weiteres
einleuchtet. So wird der erste Mann Adam genannt, wobei ohne weiteres die Bedeutung
„Erdling“ anklingt, weil im Hebräischen das Erdreich, aus dem der Mensch angeblich
genommen wurde, „adämäh“ heißt. Der Sohn des Stammelternpaares, der schon bald dem
Mordanschlag seines Bruders Kain erliegt, heißt Abel (hebr.: haebael = Lufthauch), weil sein
Leben wie ein Windhauch vergeht. Oft genügt zur Erklärung eines Namens dem Erzähler ein
entsprechender ferner Anklang an ein hebräisches Wort. So bringt er z. B. den Namen der Stadt
Babel (babylonisch: bab ili = Gottestor) in Gen 11,9 mit dem hebräischen Wort „bälal“ =
verwirren in Verbindung und versteht ihn als „Wirrsal.“
Ortsätiologien kommen besonders häufig im Buch Josua vor. Sie erklären äußere
Erscheinungsformen gewisser Orte aus einem geschichtlichen Ereignis. So werden die lange
nach der Landnahme Israels in Trümmern liegenden Ruinenstädte von Jericho und Ai in Jos 6
und 7 daraus erklärt, daß dort Josua zwei kanaanäische Städte erobert und total zerstört habe,
obwohl nach den Erkenntnissen der modernen Archäologie jene Ruinenstädte zur Zeit Josuas
schon seit Jahrhunderten Trümmerfelder waren, weil sie unter anderen, Israel unbekannten
Umständen zerstört worden sind.
Eine andere Art Ätiologien dienen zur Erklärung auffallender geologischer Formationen:
Die wegen des hohen Salzgehaltes und umfangreicher Schwefelvorkommen fast jedes Leben
entbehrende Umgebung des Toten Meeres erklärt die Erzählung um Sodom und Gomorra in
Gen 19 aus einem verheerenden Strafgericht, das eine blühende Gegend durch Schwefel- und
Feuerregen für immer verwüstete. In Gen 19,26 wird eine auffallende Salzgesteinformation als
die in Salz verwandelte Frau Lots gedeutet.
Ätiologien zur Erklärung auffallender Erscheinungen in der Natur: Dem Strafurteil über
die Schlange in Gen 3,14f könnte eine doppelte Ätiologie zugrunde liegen: einmal, um das
Kriechen der Schlangen auf ihrem Bauch im Unterschied zum Gehen und Springen der anderen
Tiere mittels der Beine, zum andern das Phänomen, daß Schlangen bei ihrem Auftauchen
besonders Frauen in Schrecken versetzen, zu erklären.
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Literatur:
Josef Scharbert: Die neue Echter - Bibel, Band 5, ISBN 3 - 429 - 00793 - 3
Text 20 vom 07. Oktober 2005
Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde
Betrachtet man den Weltraum mit seinen Milliarden von Galaxien und mitten drin unsere
phantastische Erde, so fangen heute auch die skeptischsten Wissenschaftler an, am Zufall zu
zweifeln. 600 Jahre vor Christus sangen die Juden in der Verbannung in Babylon das großartige
Lied, das beschreibt, wie Gott in einer Woche die Welt erschuf. Sie wollten damit keinen
Bericht abliefern, der naturwissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung der Welt enthält.
Ihnen war es wichtig darzustellen, daß die fast unglaublichen Möglichkeiten unseres Daseins in
einer Umgebung, die alles bereit hält, was wir zum Leben benötigen, von Gott geschaffen
wurde.
Noch heute zählt der jüdische Kalender deshalb die Jahre seit der Schöpfung (auch wenn dies
keine historische Zählung ist). Das Jahr 2004 nach Christus ist in Israel das Jahr 5764 nach der
Schöpfung.
Das Weltbild des Schöpfungsliedes unterscheidet sich stark von unserem heutigen. Drei
Grundaussagen spiegelt dieses Weltbild (Gen 1,1-2,4a):
1. Alle Teile der Schöpfung hängen zusammen. Der Mensch (Adam) mit seinem Blut (Dam)
stammt von der Erde (Adama); das Meer (Majim) liegt unter dem Bogen des Himmels (Scham-
Majim).
2. Schöpfung bedeutet Begrenzung (Wasser und Land; Licht und Dunkel; Mensch und Tier).
Der Mensch muß lernen, mit seinen Grenzen zu leben, dann wird es ihm in der Schöpfung wohl
ergehen.
3. Die bedrohlichen Mächte (Urflut) sind auch in der Schöpfung vorhanden, aber wer dem
Schöpfer vertraut, braucht sich nicht zu fürchten.
Psalm 8
2 Herr, unser Herrscher,
wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde;
über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.
3 Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob,
deinen Gegnern zum Trotz;
deine Feinde und Widersacher müssen verstummen.
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4 Seh ich den Himmel, das Werk deiner Finger,
Mond und Sterne, die du befestigt:
5 Was ist der Mensch, daß du an ihn denkst,
des Menschen Kind, daß du dich seiner annimmst?
6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,
hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.
7 Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände,
hast ihm alles zu Füßen gelegt:
8 All die Schafe, Ziegen und Rinder
und auch die wilden Tiere,
9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer,
alles, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.
10 Herr, unser Herrscher,
wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!
Text 21 vom 04. November 2005
Die Tora I
Der Terminus „Tora“ (hebräisch „torah“) besagt in seiner Grundbedeutung „Lehre,
Unterweisung“. So wird er auch von Rosenzweig/Buber richtig mit „Weisung“ übersetzt. Die
Wiedergabe mit „nomos“ = Gesetz so zuerst in der griechischen Bibel und mit „lex“ in der
lateinischen Bibel erfaßt nur einen Teilaspekt und ist eine zu Mißverständnissen Anlaß gebende
Bedeutungsverengung.
Im speziellen Gebrauch umschreibt der Terminus die fünf Bücher Mose in der Bibel.
Übliche Bezeichnungen:
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In der allgemeinen Bedeutung umschreibt der Begriff Tora das ganze Korpus des traditionellen
jüdischen Gesetzes, das bereits in Spr 8,22ff; Sir 24,1ff.23ff mit der präexistenten Weisheit
Gottes identifiziert wird. Mit Hilfe der Tora hat Jahwe die Welt erschaffen, erhält er die
Weltordnung und den Bestand der Welt, ein Aspekt, den besonders die mittelalterliche Kabbala
betonte. Die Tora wurde Mose am Sinai von Gott offenbart, muß aber nach jüdischer
Auffassung durch die fortwährende Auslegung durch autorisierte Rabbiner (Toralehrer,
Toraschulen) aktualisiert werden. Die Gabe der Tora an Israel konstituierte Israel als das
erwählte Volk Gottes, das in Hoffnung auf die Vollendung der Geschichte durch Gott seine
Tora als Unterpfand der Erlösung Israels und aller Völker einhält und in paradigmatischem
Toragehorsam erfüllt. Das orthodoxe Judentum hält am Grundsatz der Unveränderbarkeit der
Tora fest.
Die Mitte des Judentums ist eine Offenbarung, und diese Offenbarung ist in fünf Schriftrollen =
Büchern niedergeschrieben. Diese Schriftrollen sind das Herz des Judentums. Die gesamte
jüdische Literatur ist nur ein umfassender Kommentar dazu. Stellen Sie sich einen Querschnitt
durch einen Baumstamm vor. Der innerste Ring ist die Tora - die Lehre, die Weisung, das
Gesetz -, und um sie herum schließen sich Ring um Ring die Kommentare und Erörterungen,
wie jede Generation die eigene Lebenserfahrung in die Erfahrungen des Volkes einbringt.
Literatur:
Johann Maier / Peter Schäfer: Kleines Lexikon des Judentums, Kath. Bibelwerk; ISBN 3 - 460 -
32001 - X
Paul-Gerhard Müller: Lexikon exegetischer Fachbegriffe, Kath Bibelwerk, ISBN 3 - 460 -
27011 - X
Lionel Blue: Wie kommt ein Jude in den Himmel? Kösel; ISBN 3 - 466 - 20101 - 2
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Text 22 vom 02. Dezember 2005
Die Tora II
Die Tora ist der Grundstein des jüdischen Glaubens. Sie wird auch als „Pentateuch“ bezeichnet,
da sie aus den 5 Büchern Mose besteht (griech. „penta“ = 5). Der Begriff „Tora“ kommt aus
dem Hebräischen und heißt soviel wie Lehre, Unterweisung, Gesetz.
Inhalt:
1. BERESCHIT - Genesis - das erste Buch Mose
Man unterscheidet zwei Hauptabschnitte:
a) Urgeschichte (Kapitel 1-11)
b) Patriarchengeschichten (Kapitel 12-50)
In der Patriarchengeschichte unterscheidet man
Die Geschichte der Erzväter (Kapitel 12-36) und
Die Geschichte der Söhne Jakobs (Kapitel 37-50)
Die theologische Bedeutung des Buches liegt in seinen Aussagen über Gott als den Schöpfer
der Welt und den Herrn der Geschichte.
2. SCHEMOT - Exodus - das zweite Buch Mose
Das Buch Exodus ist vom Buch Genesis deutlich abgehoben. Es schildert die weiteren
Schicksale der Nachkommen Jakobs, die in Ägypten zu einem großen Volk werden.
Wesentlicher Bestandteil des Buches ist die Schilderung des Auszugs der Israeliten unter
Führung des Mose.
Das Buch ist von großer theologischer Bedeutung wegen der Aussagen über die Erlösung aus
Knechtschaft durch das rettende Eingreifen Gottes, über den Bund zwischen Gott und dem
Volke Israel, über Mose als Führer des Volkes, den Mittler des Bundes
3. WAJIKRA - Leviticus - das dritte Buch Mose
Das Buch trägt den griechischen und lateinischen Titel Levitikus, weil es fast ganz aus
Vorschriften für den Kult für die Priester aus dem Stamme Levi besteht. Wenn auch diese
Vorschriften durch das Neue Testament überholt sind, behält das Buch seine Bedeutung für die
Kenntnis des Judentums und für das Verständnis des Neuen Testaments. Durch die strenge
Befolgung der levitischen Gesetze hat das Judentum bis heute seine Identität bewahrt und ist
nicht im Völkergemisch des Mittelmeerraumes aufgegangen.
4. BEMIDBAR - Numeri - das vierte Buch Mose
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Das Buch trägt in der lateinischen Bibel den Namen Numeri = Zählungen, weil es mit der
Zählung, beziehungsweise Musterung, der wehrfähigen Israeliten beginnt. Die
Geschichtsdarstellung und die Gesetze im Buch Numeri sollen Israel an die verhängnisvollen
Folgen des Murrens gegen Gott, das Aufbegehren gegen Mose und gegen die priesterliche
Kultordnung, des Götzendienstes und des mangelnden Vertrauens gegen den Bundesgott
erinnern.
5. DEBARIM - Deuterononium - das fünfte Buch Mose
Das Buch erzählt von den letzten Lebenstagen des Mose und schließt den Pentateuch ab. Vor
seinem Tod verkündet Mose noch einmal das Gesetz vom Sinai. Deshalb trägt es in der
griechischen und lateinischen Bibel den Namen Deuteronomium = Zweites Gesetz.
Das Buch stellt sich jetzt als eine Sammlung von Mosereden dar, die durch ein
Überschriftensystem in vier Teile gegliedert ist:
1,1- 4,43 „Rede“ des Mose / Rückblick und Mahnung
4,44 – 28,68 „Weisung“ des Mose / Verkündigung des Gesetzes
28,69 – 32,52 „Worte, mit denen der Bund geschlossen wurde“ / letzte Verfügungen des
Mose
33,1 29 „Segen“ des Mose mit angehängtem Bericht über seinen Tod und sein Begräbnis.
Text 23 vom 30. Dezember 2005
Literarische Gattungen
Eine feurige parteipolitische Überzeugungsrede zeigt naturgemäß andere sprachliche
Kennzeichen als ein trockener Börsenbericht, ein sachliches Polizeiprotokoll zeigt eine andere
Form als ein glühender Liebesbrief. Kann man die literarische Gattung eines Textes bestimmen,
so läßt dies Rückschlüsse auf die Aussageabsicht des Autors zu.
Ein Beispiel dafür sind zwei Fabeln in der Bibel:
1. Die Fabel vom Dornbusch, dem König der Bäume
Jotam erzählt sie, um den blutrünstigen Abimelech bloßzustellen:
7Hört auf mich, ihr Bürger von Sichern, damit Gott auf euch hört. 8Einst machten sich die
Bäume auf, um sich einen König zu salben, und sie sagten zum Ölbaum: Sei du unser König!
9Der Ölbaum sagte zu ihnen: Soll ich mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und Menschen
ehrt, und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken? 10Da sagten die Bäume zum
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Feigenbaum: Komm, sei du unser König! 11
Der Feigenbaum sagte zu ihnen: Soll ich meine
Süßigkeit aufgeben und meine guten Früchte und hingehen, um über den anderen Bäumen zu
schwanken? 12
Da sagten die Bäume zum Weinstock: Komm, sei du unser König! 13
Der
Weinstock sagte zu ihnen: Soll ich meinen Most aufgeben, der Götter und Menschen erfreut,
und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken? 14Da sagten alle Bäume zum
Dornenstrauch: Komm, sei du unser König! 15Der Dornenstrauch sagte zu den Bäumen: Wollt
ihr mich wirklich zu eurem König salben? Kommt, findet Schutz in meinem Schatten! Wenn
aber nicht, dann soll vom Dornenstrauch Feuer ausgehen und die Zedern des Libanon fressen.
Richter 9,7-15
2. Eine andere Fabel vom Dornstrauch
Joasch erzählt sie, um Amazja, den König von Juda zu verspotten:
8Damals sandte Amazja Boten an Joasch, den Sohn des Joahas, des Sohnes Jehus, den König
von Israel, und ließ ihm sagen: Komm, wir wollen (im Kampf) einander gegenübertreten. 9Doch
Joasch, der König von Israel ließ dem König Amazja von Juda sagen: Der Dornstrauch auf dem
Libanon ließ der Zeder auf dem Libanon sagen: Gib deine Tochter meinem Sohn zur Frau! Aber
die Tiere des Libanon liefen über den Dornstrauch und zertraten ihn.
2 Könige 14,8-9
Text 24 vom 27. Januar 2006
Lebendige Bibel: Shema' Jisra'el
Ein wichtiger Text der Bibel, nicht nur für das Judentum, ist das Shema' Jisra'el - Höre Israel! -
benannt nach den Anfangsworten aus Dtn 6,4, besteht heute aus drei Bibelabschnitten: Dtn
6,4-9; Dtn 11,13-21 und Num 15,37-41, die von verschiedenen Benediktionen (Preis- und
Dankgebeten) eingerahmt sind. Es war ursprünglich Bestandteil der Tempelliturgie und wird im
Synagogengottesdienst beim täglichen Morgen- und Abendgottesdienst gebetet. Zur Zeit des
Frühjudentums gehörte wahrscheinlich auch der Dekalog zu den Bibelabschnitten des Schema'.
Häufig von jüdischen Märtyrern als Bekenntnis zum einen und einzigen Gott des Judentums
gebetet, ist das Shema' ein verbreitetes Gebet während der Todesstunde geworden.
Gen 6:
»4Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig.
5Darum sollst du den Herrn, deinen Gott,
lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. 6Diese Worte, auf die ich
dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. 7Du sollst sie deinen
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Söhnen wiederholen. Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der
Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst. 8Du sollst sie als Zeichen um
das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf deiner Stirn werden. 9Du sollst sie auf die
Türpfosten deines Hauses und in deine Stadttore schreiben.«
Zum Nachdenken:
Wie gehen wir mit der Verpflichtung um, unseren Glauben an unsere Nachfolger
weiterzugeben ?
Dazu Daten einer Untersuchung von Jürgen Zinnecker, Leiter des Zentrums für Kindheits-,
Jugend- und Biographieforschung, veröffentlicht als Studie „Null Zoff & voll busy“ aus dem
Jahr 2002; zitiert in Rheinischer Merkur 04. 08. 2005:
Religiöse Selbstbilder der jungen Generation
Literatur:
Johann Maier / Peter Schäfer; Kleines Lexikon des Judentums; Katholisches Bibelwerk
Text 25 vom 24. Februar 2006
Das Katholische Bibelwerk
Das Katholische Bibelwerk wurde 1933 als Bibelbewegung aus Laien und Theologen
gegründet. Mit seinen heute etwa 22 000 Mitgliedern versteht es sich als Gemeinschaft von
Menschen, die aus dem Worte Gottes leben und es in der Kirche lebendig erhalten wollen.
Neben der Zentrale in Stuttgart arbeitet in jeder Diözese ein vom jeweiligen Bischof ernannter
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„Diözesanleiter“! Er steht den Mitgliedern in allen Fragen der Bibelarbeit gerne zur Verfügung.
Zeitschriften helfen, miteinander in Kontakt zu bleiben und in der Bibelarbeit immer auf dem
neuesten Stand zu sein:
Bibel heute
ist eine der beiden Mitgliederzeitschriften des Katholischen Bibelwerks und erscheint viermal
jährlich. Jede Ausgabe ist einem bestimmten biblischen Thema gewidmet. „Bibel heute“ ist gut
lesbar, illustriert und praxisnah. Biblische Texte und Themen werden allgemein verständlich für
die Gegenwart erschlossen. Zielgruppe sind alle an der Bibel Interessierte, sowie
Seelsorgerinnen und Seelsorger, Absolventen/Innen von Theologiekursen und Mitglieder von
Bibelkreisen.
Bibel und Kirche
Das Anliegen der Mitgliederzeitschrift „Bibel und Kirche“ ist es, biblische Forschung allgemein
verständlich für die Praxis aufzubereiten und so einem breiteren theologisch vorgebildeten
Publikum zu erschließen. „Bibel und Kirche“ erscheint viermal jährlich. Jedes Heft behandelt
ein zentrales biblisches Thema. Eine „Biblische Bücherschau“ informiert über aktuelle
Neuerscheinungen, über Bücher zum Thema des Heftes und über Arbeitshilfen für die Praxis.
Sie können sich am Leserdiskussionsforum „Zwischenruf“ zu brisanten biblischen und kirchlich
relevanten Themen beteiligen. Außerdem finden Sie aktuelle Informationen über Bibelkurse in
Ihrer Nähe sowie andere interessante Meldungen aus der Welt der Bibel.
Welt und Umwelt der Bibel
informiert wissenschaftlich fundiert, allgemein verständlich und reich bebildert über Themen
rund um die „Welt und Umwelt der Bibel“. Sie werden in die Länder des Vorderen Orients
entführt und lernen deren Religionen und Kulturen kennen. Über die Beschäftigung mit diesen
Kulturen stößt man schnell auf theologische Fragen nach Gott, nach Göttern, nach Kult und
religiösen Vorstellungen. Außerdem bietet Ihnen „Welt und Umwelt der Bibel“ Internetlinks
zum Thema, Büchertipps, Reportagen über den Alltag zur Zeit der Bibel, über Museen mit
biblischen Ausstellungen, Berichte über neue archäologische Ausgrabungen,
Ausstellungshinweise, Leserreisen...
Die Mitgliedschaft hat Vorteile:
• Sie werden über biblische Fortbildungskurse informiert
• Sie können sich in allen Fragen zur Bibel an das Bibelwerk wenden
• Sie erhalten eine qualifizierte Antwort
• Das Bibelwerk bieten Ihnen biblische Fernkurse an
• Das Bibelwerk berät Sie bei der Planung Ihrer Bibelarbeit
• Das Bibelwerk informiert Sie ständig über Neuerscheinungen auf dem Gebiet der
Bibelwissenschaft
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• Sie erhalten Sonderangebote zu Büchern des Verlages Katholisches Bibelwerk
• Sie unterstützen die Verbreitung der Bibel
Sie erreichen das Bibelwerk über:
Post: Katholisches Bibelwerk e. V. Silberburgstr. 121, 70176 Stuttgart
Internet: http://www.bibelwerk.de
E-Mail: [email protected]
Text 26 vom 24. März 2006
Irrtümer der Bibel -
Die neuzeitlichen Naturwissenschaften und das AT
Das Alte Testament ist als Ganzes dem alten Weltbild verhaftet. Die Texte des Alten
Testamentes sprechen in der Sprache des Augenscheins. Und das ist eben nicht die Sprache der
naturwissenschaftlichen Erkenntnis. Die Autoren der Bibel leben eben in einer Zeit, in der man
sich zum Beispiel die Erde als Scheibe vorstellte. Die Welt ist eine Scheibe, die auf Pfeilern
über dem Süßwasserozean ruht. Und dieses Gebilde wiederum wird umspült von einem
gigantischen Salzwasserozean. Über allem wölbt sich der Himmel als Kristallschale, wobei in
diese Schale die Bahnen für die Gestirne eingelassen sind. Dieses Weltbild schlägt natürlich
durch die Schilderungen der alttestamentlichen Verfasser immer wieder durch. Und für viele ist
das mit ein Grund, die Bibel beiseite zu legen.
(Darüber hinaus finden sich natürlich auch eine Fülle ganz handfester Irrtümer. Viel zitiert ist
Lev 11,6: „Ihr sollt für unrein halten den Hasen, weil er zwar wiederkäut, aber keine
gespaltenen Klauen hat.“ Diese Einreihung des Hasen unter die Wiederkäuer ist einer der
bekanntesten Irrtümer im Alten Testament.) Als dann im 16. Jahrhundert das kopernikanische
Weltsystem entwickelt wurde, kam es zu dem bekannten Streit um Galilei, eine Tragödie ganz
eigener Art. In diesem Streit behauptete man nämlich, daß das kopernikanische Weltsystem mit
der Lehre der Bibel unvereinbar sei, weil es dem Weltbild der Bibel nicht entsprach. Dies ist ein
entscheidender Fehler, den man damals machte. Man stellte die Lehre der Bibel mit dem
Weltbild der Bibel auf eine Stufe. Das kopernikanische Weltsystem widersprach dem Weltbild
der Bibel. Das ist aber noch einmal etwas ganz anderes als die Lehre der Bibel, die schon durch
ihre zwei unterschiedlichen Schöpfungsberichte zu erkennen gibt, daß es ihr wesentlich um eine
Glaubensaussage geht - Gott hat die Welt erschaffen - und nicht um eine hieb- und stichfeste
naturwissenschaftliche Erklärung über die Entstehung der Welt. Die Bibel ist schließlich kein
naturwissenschaftliches Buch. Sie ist ein religiöses Buch. Und als solches macht sie zunächst
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einmal keinerlei naturwissenschaftliche Aussagen. Eine Einsicht, die viel zu spät kam. Dies
desavouierte das Alte Testament für viele fortschrittlich eingestellte Menschen.
In den gleichen Zusammenhang gehört das Mißverständnis, daß jeder erzählende Text der Bibel
als historischer Bericht zu verstehen sei. Auch heute findet man aber Bibelausgaben und
Kommentare, bei denen zu jedem Ereignis jeweils angegeben ist, wann das betreffende Ereignis
stattgefunden hat. Die Bibel, besonders das Alte Testament, ist jedoch in keiner Weise mit
einem wissenschaftlichen Geschichtsbuch zu verwechseln. Und das nicht nur deshalb, weil es
zur Zeit seiner Abfassung noch keine Historiographie im modernen Sinne gab, sondern ganz
einfach, weil der Gegenstand der biblischen Offenbarung nicht einfachhin profane Geschichte
ist.
Dort, wo erzählende Texte des AT wirklich Geschichte berichten wollen, dort haben diese
Texte durch die neueren Ausgrabungen eine glänzende Rechtfertigung gefunden. Das heißt aber
umso mehr, daß ich zunächst sehr genau hinschauen muß, was der entsprechende Text denn von
sich aus sagen möchte. Manchmal scheinen zwei Passagen widersprüchlich zu sein, weil die
Übersetzung nicht so genau ist, wie sie sein könnte. Die Kenntnis der ursprünglichen Sprachen
der Bibel kann Leseschwierigkeiten sofort beseitigen, denn sowohl das Griechische, als auch
das Hebräische besitzen - wie alle Sprachen -Besonderheiten, die es schwierig machen, sie ins
Deutsche oder eine andere Sprache zu übertragen. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Bericht
über die Bekehrung des Paulus, wie er in der Apostelgeschichte wiedergegeben wird.
Apostelgeschichte 9,7 besagt: „Seine Begleiter standen sprachlos da; sie hörten zwar die
Stimme, sahen aber niemand.“ Apostelgeschichte 22,9 lautet: „Meine Begleiter sahen zwar das
Licht, die Stimme dessen aber, der zu mir sprach, hörten sie nicht.“ Diese Aussagen scheinen
widersprüchlich, wenn die eine besagt, daß die Begleiter des Paulus eine Stimme hörten,
während der andere Bericht sagt, daß keine Stimme zu hören war. Doch Kenntnis des
Griechischen löst dieses Problem. Wie der Fachmann für Griechisch, W.F. Arndt erklärt:
Die Konstruktion des Verbs hören („akovo“) in beiden Berichten ist nicht dieselbe. In
Apostelgeschichte 9,7 wird es mit dem Genitiv, in Apostelgeschichte 22,9 mit dem Akkusativ
gebraucht. Die Konstruktion mit dem Genitiv besagt einfach, daß man etwas hört oder, daß
gewisse Klänge das Ohr erreichen; damit wird nicht angezeigt, ob eine Person das, was sie hört,
auch versteht oder nicht.
Die Konstruktion mit dem Akkusativ jedoch beschreibt ein Hören, das geistiges Begreifen der
gehörten Mitteilung einschließt. Daraus wird offensichtlich, daß die beiden Passagen einander
nicht widersprechen. Apostelgeschichte 22,9 leugnet nicht, daß die Begleiter des Paulus
irgendwelche Laute hörten; es wird einfach erklärt, daß sie das Gesagte zwar hörten, aber nicht
verstanden. Unsere Sprache ist in diesem Fall einfach nicht so ausdrucksvoll, wie die
griechische.
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(Does the Bible Contradict Itself, S. 13-14).
Text 27 vom 21. April 2006
Geschichtsschreibung der Bibel –
objektiv oder eine Glaubensaussage ?
Auch Herodot wollte die Geschichte der Völker in seinen „Historiae“ beschreiben, obwohl er
dafür kaum schriftliche Quellen zur Verfügung hatte, sondern auf die Mythen und mündlichen
Traditionen angewiesen war, die er sich auf seinen weiten Reisen von Priestern und Weisen
erzählen ließ. Und noch Livius mußte auf Mythen, Sagen und Epen zurückgreifen, wenn er die
Vor- und Frühgeschichte Roms darstellen wollte. So mußten sich auch die
„Geschichtsschreiber“ Israels aus den verschiedenartigen Überlieferungen ihres Volkes und
vielleicht gelegentlich aus Fragmenten epischer Dichtung - so besonders bei der
Sintflutgeschichte, von der Fragmente ihrer babylonischen Vorlage in Palästina gefunden
wurden, - eine Vorstellung davon machen, wie es „im Anfang“ ausgesehen hat und auf der Erde
zuging. Weil gläubige Juden und Christen und auch die Theologen bis in die neueste Zeit herein
Mythen, Sagen und Märchen in ihrem Eigenwert verkannten, ja nicht selten als „Lügen“ und
„Erfindungen der Phantasie“ abwerteten und die Eigenart antiken Geschichtsverständnisses
nicht durchschauten, hat man die biblischen „Geschichtsbücher“ einschließlich Gen 1-11 mit
den Maßstäben objektiver Geschichtsforschung gemessen oder aus einer falsch verstandenen
Inspirationslehre, nach der „Gott nicht lügen kann“, als zuverlässige Geschichtsschreibung
gedeutet. Man gab freilich zu, daß die biblischen „Geschichtsschreiber“ eine bildhafte Sprache
gebrauchten, meinte aber, daß im wesentlichen alles genau so gewesen sein und sich wenigstens
in großen Entwicklungen so abgespielt haben müsse, wie es die Bibel schildert. Wenn „Gott
nicht lügen kann“, dann müssen, so meinte man, auch die in der Bibel erwähnten
Naturphänomene und Naturereignisse streng nach den biblischen Angaben zu erklären sein.
Dann muß die Erde der Mittelpunkt der Welt sein, und dann müssen die Weltelemente, die
Gestirne, die Pflanzen, Tiere und Menschen durch das schöpferische Wort Gottes in der
Reihenfolge entstanden sein, wie es der „erste Schöpfungsbericht“ darstellt, wenn man auch
zugab, daß die dort erwähnten sieben Tage, weil ja bei Gott „tausend Jahre wie ein Tag sind“,
sehr lange Zeiträume sein können. Diese Mißverständnisse waren die Ursache für den immer
mehr sich verbreiternden Graben, der sich in der Neuzeit zwischen der Bibelwissenschaft und
der Theologie überhaupt auf der einen Seite und der sich entwickelnden Geschichts- und
Naturwissenschaft auf der anderen Seite auftat.
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Erst die modernen literaturwissenschaftlichen Methoden der Literarkritik, der Form- und
Gattungskritik, der Überlieferungs- und Redaktionskritik, angewandt auf die biblischen und die
ihnen verwandten altorientalischen Texte, die vergleichende Mythen-, Sagen- und
Märchenforschung und die Erforschung des altorientalischen Weltbildes und des semitischen
Denkens haben uns Märchen, Sagen und Mythen als wertvolle Zeugnisse frühen Denkens,
Weltverständnisses und Erfahrungswissens verstehen gelehrt und uns gezeigt, daß es darin nicht
so sehr um Auffassungen von geschichtlichen Ereignissen, als vielmehr um das Erfassen des
Wesens der Dinge, des Menschen, der Welt und der Beziehungen von Welt und Mensch zur
Gottheit geht. Die Bibel ist ein Glaubensbuch, das die Welt deutet, sie ist kein Lehrbuch im
naturwissenschaftlichen Sinn
Literatur:
J. Scharbert: Die neue Echter Bibel, Kommentar zum AT, Gen 1-11
Text 28 vom 19. Mai 2006
Gottes Verheißung an Abraham - die Landverheißung
Bei der Gotteserscheinung von Sichern wird die Verheißung an Abraham um ein wesentliches
Element erweitert, das künftig nicht mehr fehlen wird: die Verheißung des Landes (Gen 13,14-
15; 15,18-21; 17,8; 26,4; 28,4.13; 35,12) und zahlreicher Nachkommenschaft. Daraus ergibt
sich unter anderem ein geschichtliches Problem.
Aus welcher Zeit stammt die Landverheißung? Wirklich schon aus der Zeit des Abraham? Oder
erst aus der Zeit, da Israel im Land seßhaft geworden war? Der Wortlaut gibt keine Antwort,
denn der ist ziemlich sicher aus der späteren Zeit. Man habe später, so vermuten einige, die
eigene Gegenwart als Prophetie in die Vergangenheit zurückprojiziert. Der historische Abraham
habe als Nomade kaum ans Seßhaftwerden gedacht.
Eine solche Skepsis scheint übertrieben. Zwar haben Nomaden für Seßhafte oft nur Verachtung
übrig; aber es ist keineswegs erwiesen, daß Abraham diese Verachtung geteilt hätte. Zu seiner
Zeit und vorher sind viele Nomaden seßhaft geworden und haben Städte und Reiche in Besitz
genommen, andere blickten mit hungrigen Augen aus der kargen Steppe auf das blühende Land
der Bauern und Städter. Stammvater nicht nur einer großen Familie, sondern eines Reiches zu
werden, hätte schon am natürlichen Erwartungshorizont des Abraham liegen können.
Bemerkenswert wäre dann weniger, daß Abraham glaubte, sein Gott habe ihm ein Land
verheißen; erstaunlich wäre vielmehr, daß seine Leute auf eine solch nachhaltige Weise dieses
Ziel erreichten, daß heute noch die Tagespolitik davon abhängt.
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Das Land Kanaan war den Erzvätern von Gott verheißen und zugeschworen. Daher wird es das
„gelobte“ Land genannt. Es war nicht durch Leistung erworben oder durch Eroberung erbeutet,
sondern durch Gottes ursachlose Bestimmung zugeteilt. Erst auf Grund dieser Zuteilung wurde
es dann in Besitz genommen. Diese Auffassung des Erbes wurzelt in der alttestamentlichen
Erfahrung des die Geschichte des Menschen konkret bestimmenden Gottes, der jedem sein Teil
gibt. Es wird unter Erbteil im Alten Testament wesentlich der Landbesitz verstanden, der ein
bleibender und auf die Sohne zu vererbender Besitz sein soll und geschützt ist durch das
10. Gebot und das Gesetz des Jubeljahres Lev 25, vgl 1 Kön 21,3. In vergeistigter Frömmigkeit
wird Israel als Erbe Gottes bezeichnet (Ps 28, 9), ja Jahwe selbst wird das Erbteil genannt (Ps
16,5).
Im Neuen Testament ist Jesus Christus als der Sohn der Erbe des Weinbergs (Mk 12, 1-12). Die
Seinen sind als in die Sohnschaft Versetzte Miterben Christi. Das Erbe wird ein
eschatologischer Begriff, an dem die Kinder und Söhne des Reichs Anteil haben, eine
Verheißung, die im Hebräerbrief angeschlossen wird an die Verheißung, die den Vätern
geschehen ist und auf die sie warteten durch Glauben und Geduld (Hebr 6, 12) Das
unvergängliche Erbe (1 Petr 1, 3) wird in Offb 21, 7 in dem himmlischen Jerusalem, in dem
neuen Himmel und in der neuen Erde, wo kein Leid und kein Tod mehr ist, dargestellt und den
Überwindern verheißen.
Literatur:
Diego Arenhoevel: Erinnerung an die Väter, Genesis 12-50; Katholisches Bibelwerk
Friedrich Hauss: Konkordanz biblischer Begriffe, Hänssler
Text 29 vom 16. Juni 2006
Landnahme
Die Berichte über die Landnahme erzählen vom Einzug Israels ins Gelobte Land.
Sie gehen von vier Tatsachen aus:
1) Der Besitz des Landes
2) Gliederung in Stämme
3) Erinnerung an Gottes Führung beim Auszug aus Ägypten
4) Historische und geographische Einzelerinnerungen
Die Schreiber der Bibel versuchen, die Landnahme im Rahmen eines Schemas zu schildern. Sie
soll zum Beispiel als Sache aller Stämme dargestellt werden (vgl. Jos 1-12; dagegen Ri 1). Die
verschiedenen Einzelaktionen der Landnahme waren nicht durchweg Eroberungen, sondern
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zum Teil friedliches Einsickern von Nomadenstämmen in schwach besiedelte Gebiete
(Weidewechsel; Ausweitung des Ackerbaus und dabei langsame Änderung der mitgebrachten
Zivilisation). Dicht besiedelte Gebiete wurden zunächst nicht eingenommen (vgl. Ri 1,27-35).
Man muß damit rechnen, daß die Landnahme-Zeit für einige Stämme eine Zeit fronender
Abhängigkeit bedeutete (vgl. Gen 49,14 f). Vielleicht saßen auch schon einige Stämme im Land
und wurden nachträglich in die 12-Stämme-Gemeinschaft aufgenommen. Außerdem gab es
kriegerische Eroberungszüge. Dabei ist zum Beispiel der Bericht über die Eroberung von Ai
eine Ätiologie ohne historische Aussagekraft.
In der Landnahme-Tradition kommt kein Gesamtbild aller Stämme zum Ausdruck: mehr als das
erste Drittel des Buches Josua beruht wohl auf Traditionen des Stammes Benjamin. Auch haben
sich im Land noch Veränderungen ergeben: zum Beispiel wechselte ein Stamm nochmals den
Wohnplatz, ein anderer zerfiel in mehrere Stämme, ein dritter ging in einem anderen Stamm auf
und verschwand also. Um den auffällig konfliktlosen Übergang zur Seßhaftigkeit zu erklären,
der sich sowohl in den Erzvätersagen wie im archäologischen Befund spiegelt, wird in den
letzten Jahren eine ganz andere Erklärung vorgebracht: Nicht Kleinviehzüchtern aus den überall
am Rande des Kulturlandes zwischen dem Zweistromland und Ägypten umherwandernden
Nomaden sei hier der Übergang zur Seßhaftigkeit gelungen. Der Siedlungsaufschwung am
Anfang der Eisenzeit sei vielmehr darauf zurückzuführen, daß die unterdrückte bäuerliche
Unterschicht kanaanäischer Städte den Frondienst verweigert habe und in die Freiheit des
Gebirges ausgewichen sei. Im Widerstand gegen die Herrschaft der Oberschicht sei es ihnen
gelungen, eine neue Form des Miteinanderlebens zu finden: die egalitäre Gesellschaft. Aus der
geschichteten Gesellschaft der Städte seien sie ausgezogen in die neuen Dörfer, in denen jeder
gleich viel galt. Haben bei dieser Theorie moderne utopische Vorstellungen vom Aufstand der
Unterdrückten, der zur idealen Gesellschaftsform führt, Pate gestanden? Eine Gesellschaft, in
der die Familie die größte denkbare Gliederung ist, ist nicht „egalitär“. Auch in den Sippen gibt
es Untergeordnete: Frauen, Kinder, jüngere Söhne, Knechte.
Am meisten spricht gegen diese Theorie, daß im Alten Testament keine Erinnerung an diesen
Aufstand erhalten ist. Ihre Verfechter halten es für möglich, daß in der Königszeit, als in Israel
kanaanäische Lebensform staatlich gefördert wurde, eine solche Erinnerung unterdrückt worden
sei. Doch das Alte Testament gibt manche deutliche Kritik am Königtum wieder, warum sollte
dann gerade ein so überzeugendes geschichtliches Argument zum Schweigen gebracht worden
sein?
Text 30 vom 14. Juli 2006
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Ein Ausschnitt aus der Geschichte Israels:
Saul, der erste König
Spannend ist die Geschichte Israels, wie sie uns die Bibel berichtet. Wir lesen von Kampf, Sieg
und Niederlage, den Wechsel von Aufstieg und Niedergang. Um die Erzählungen aber richtig
zu verstehen, empfiehlt sich, parallel zur Bibel auch einmal ein Buch über die Geschichte
Israels zu lesen, die uns etwa den Hintergrund für die politische Königsmacht des ersten Königs
erschließt.
Das Reich Sauls konnte nicht bestehen. Die Übermacht der hereinbrechenden Seevölker, die
aus dem Norden gekommen sind und seit fast zwei Jahrhunderten versucht haben, im östlichen
Mittelmeerraum Fuß zu fassen, ist groß. Mit der kultischen Demonstration seiner Königswürde
allein konnte Saul die Grenzen des Landes nicht mehr sichern.
Es kommt zum Kampf. Die Philister ziehen von den Küstenstädten aus ins Landesinnere und
haben Israel fast völlig unterworfen. Die Bibel erzählt, daß die Israeliten zu ihrer Ermutigung
die Heilige Lade ins Feldlager überführt haben, um mit Gottes Hilfe den Sieg zu erringen. Doch
sie unterliegen, und das Bundesheiligtum fällt in die Hände der Feinde. Die Philister besetzen
das ganze Land, verbieten den Israeliten das Schmieden, so daß diese weder Waffen noch
Werkzeuge herstellen können. Die Niederlage ist vollkommen. Der Tempel in Silo ist völlig
zerstört worden. (Jeremia 7,12-14 und 26,6-9) Das ist auch archäologisch bewiesen. Saul greift
da und dort im Lande die Besatzungsposten der Philister an. Besonders sein Sohn Jonathan tut
sich bei diesen Guerillakämpfen hervor. Die Macht der Philister wird durch Sauls Kleinkrieg
empfindlich gedämpft. Daher sammeln die Philister alle ihre Kräfte und rücken gegen den
König vor. Ein einziger Angriff genügt, um Saul vernichtend zu schlagen. Er und seine drei
Söhne fallen auf dem Schlachtfeld (1. Samuel 31,2 ff. und 1. Chronik 10,6). Die Israeliten
jenseits des Jordans verlassen angesichts dieser totalen Niederlage ihre Städte und fliehen. Die
Philister besetzen die verwaisten Ansiedlungen und wohnen darin.
Die Sieger schlagen dem Leichnam König Sauls den Kopf ab und führen ihn als Siegestrophäe
durchs Land. Sie legen seine Rüstung in den Tempel der Agerat. Seinen Körper pfählen sie auf
der Mauer der Stadt Beth-Shean. Als die Bevölkerung der Stadt Jabes Kunde von diesen
Ereignissen bekommt, gehen einige Männer des Nachts, um die Leiche des Königs zu bergen.
Sie begraben den König in Jabes unter dem heiligen Baum, wie Debora, die „Amme der
Rebekka“ begraben worden ist, und sie fasten sieben Tage (1. Samuel 31,11 ff.). Bäume stehen
nach matriarchalem Glauben am Tor zum Jenseits. Sie sind der heilige Ort der Göttin, an dem
die Wiedergeburt Ereignis werden wird.
Saul ist Israels König auf der Grenze zwischen Kultkönigtum und politischer Königsmacht.
Noch ist er der archaische Priesterkönig, der den Kult selbst versieht. Er bringt seinem Gott
Brandopfer und Dankopfer dar (1. Samuel 13,9 ff.). Doch der mit dem Königtum rivalisierende
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Anspruch der Priester bestreitet des Königs Kultrecht. Nicht der König darf die heiligen Opfer
darbringen, sondern allein der Priester. Saul wird zum Verworfenen, weil er sich die kultische
Würde angemaßt hat: „Du hast nicht gehalten des Herrn, deines Gottes, Gebot. Er hätte dein
Reich bestätigt über Israel... nun aber wird dein Reich nicht bestehen.“ (1. Samuel 13,13 f.)
Literatur:
Bibel: 1. Samuel 9,2-31,13
Antonius H. J. Gunneweg: Geschichte Israels bis Bar Kochba, Kohlhammer
Martunus Arianus Beek: Geschichte Israels von Abraham bis Bar Kochba, Kohlhammer
Gerda Weiler: Das Matriarchat im Alten Israel
Text 31 vom 11. August 2006
David, eine geschichtliche Persönlichkeit
Nach dem Tod König Sauls schafft David aus dem ohnmächtigen, zersplitterten Stämmebund
den Großstaat Israel, dessen Grenzen er weit über die bisherigen Stammesgebiete ausdehnt. Der
Mythos stellt David in den Mittelpunkt der Geschichte seines Volkes: Doch der Aufstieg zum
König erfolgte in schwieriger Zeit und auf Umwegen.
Herren im Lande waren die Philister. Unter dem Druck der Besatzungsmacht kamen die
gesellschaftlichen Ordnungen ins Wanken. In zermürbendem Kleinkrieg griff die Bevölkerung
immer wieder einzelne Posten der Philister an. Im Gegenzug zerstörten die Soldaten die Felder
der Bauern. Existenzen wurden vernichtet. Entwurzelte Menschen zogen raubend, plündernd
und vagabundierend durchs Land. Im westjordanischen Gebirge sammelte David „eine Schar
abenteuernder Elemente um sich, mit denen er von allerlei Beutezügen lebte... David war damit
zum Condottiere geworden, zum Berufskrieger, dem das Kriegshandwerk zum Lebensinhalt
wurde.“ In der Lutherübersetzung heißt es: „Und es versammelten sich zu ihm allerlei Männer,
die in Not und Schulden und betrübten Herzens waren; und er war ihr Oberster, daß bei
vierhundert Mann bei ihm waren.“ (1. Samuel 22.2)
Ein moderner Theologe übersetzt: „… lauter Männer, die unter Druck standen, sowie allerlei
Männer, denen ein Gläubiger zu schaffen machte, und lauter Verbitterte.“ (Hertzberg) Und er
kommentiert dazu: „… allerlei unzufriedene und verwegene Gesellen, die irgendeinen Grund
haben, den heimatlichen Verhältnissen zu entweichen, und die, um einen Führer wie David
geschart, eine gefährliche Bande bilden konnten.“ Martin Noth, ein großer Exeget, sagt, David
sei kein Eigenname, sondern ein Fremdwort für „Truppenführer“ oder„Befehlshaber“. Davids
wirklicher Name sei unbekannt; erst durch den zum König des Großreiches Israel
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aufgestiegenen „dawidum“ sei „David“ zum Eigennamen geworden. Besonderes
Draufgängertum zeichnet Davids Helden aus. Sie haben sich alle durch riskante Mutproben
bewiesen. Dazu bieten die Plänkeleien mit den philistäischen Posten überall im Lande reichlich
Gelegenheit. Von dem Helden Eleasar wird erzählt: „Da stand er und schlug die Philister, bis
daß seine Hand müde am Schwert erstarrte, und der Herr gab großes Heil zu der Zeit, daß das
Volk umwandte ihm nach, zu rauben.“ (2 Samuel 23.10)
Es mag verständlich sein, daß die unter dem Besatzungsdruck stöhnenden Israeliten dem
Helden nachstürmten, um zu rauben. Sie mögen ihren Raubzug auch als Heil in der Not
empfunden haben. Der biblische Kommentar geht noch ein Stück weiter: „Besonders wichtig
ist, daß... gesagt wird, der Herr habe großes Heil durch diese Taten bewirkt. Damit rücken (die
Helden) in die göttliche Heilsökonomie ein. Es handelt sich ... nicht bloß um tapfere Männer,
„Helden“ im gewöhnlichen Sinn, sondern um Kämpfer im Heiligen Krieg, deren kriegerische
Betätigung besonders gewertet wird.“ Widerstandskampf gegen fremde Willkürmacht wird zu
allen Zeiten ethisch hoch eingestuft. Die Bibel nennt einen Mann namens Benaja, „berühmt
unter den Helden und herrlicher denn dreißig andere“, weil er einen angesehenen Ägypter auf
der Straße überfallen hat: „Er riß dem Ägypter den Spieß aus der Hand und erwürgte ihn mit
seinem eigenen Spieß.“ (2 Samuel 23.21)
Wollen Sie mehr über David wissen, lesen Sie in der Bibel 1 Samuel 16,2 - 1. Könige 2
Literatur:
Antonius H. J. Gunneweg: Geschichte Israels bis Bar Kochba, Kohlhammer
Martinus Arianus Beek: Geschichte Israels von Abraham bis Bar Kochba, Kohlhammer
Gerda Weiler: Das Matriarchat im Alten Israel
Text 32 vom 08. September 2006
Der Glaube an eine Gerechtigkeit
„Ich werde deine Rache an ihnen erleben, denn dir habe ich meine Sache anvertraut.“
(Jer 20,12)
Propheten sind Menschen, die von Gott in besonderer Weise und unmittelbar ergriffen sind. Die
biblischen Traditionen erinnern uns aber bei fast jeder dieser Gestalten nachdrücklich daran,
daß sie Menschen waren, das heißt geplagt von Unsicherheit und Zweifel, Verdruß und Frust,
Überforderung und Depression. So erging es auch Jeremia, von dessen Folterung in Jeremia 20
berichtet wird. Der Abschnitt der heutigen Lesung ist ein Klagepsalm des Propheten, das letzte
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der sog. Bekenntnisse (confessiones), die Jeremias schreckliche Erfahrungen mit den
Machthabern seiner Zeit, vorab König Jojakim, reflektieren dürften. Am liebsten würde er
aufhören, im Namen Gottes Verbrechen und Unterdrückung anzuprangern, denn er trägt nur das
Gespött und den Zorn der Leute davon. Und doch kann er seine Botschaft nicht für sich
behalten, weil es ihn sonst inwendig verbrennt. So tröstet sich Jeremia damit, daß er einen
machtvollen Auftraggeber hat, der Gerechtigkeit herstellen wird. Die Verfolger des Propheten
werden zu Fall kommen, und Jeremia glaubt daran, daß er das noch erlebt. Diesen Glauben an
eine Gerechtigkeit vor dem Tod finden wir auch bei den bedrängten Beterinnen vieler
gewöhnlicher Klagepsalmen. Sie alle vertrauen auf einen Gott, der „das Leben des Armen aus
der Hand der Übeltäter errettet“ (20,13). Von dieser Warte her gesehen ist der Gott des Ersten
Testaments kein rachelüsterner Schläger, sondern der Trost und Beistand derer, die keine
Schlagkraft haben. Und an genau diesen Gott, der eine Gerechtigkeit vor dem Tod will,
glaubten auch Jesus und die frühen christlichen Gemeinden.
Das Griechentum versteht unter Gerechtigkeit Tugendhaftigkeit und schreibt diese
Tugendhaftigkeit der eigenen Leistung des Gerechten zu. Im Alten Testament ist Gott der, der
das Recht setzt und seinem Recht in Urteil und Gericht verbunden bleibt. Gottes Tun ist
fehlerlose Gerechtigkeit (Dtn 32,4). Das Verhältnis Gottes zum Menschen und des Menschen
zu Gott und zu den Menschen wird im Blick auf Gottes Gerechtigkeit und Gericht gesehen. Daß
Gott gerecht ist, ist Glaubensgut und Ausdruck bedingungslosen Vertrauens in den sittlichen
Willen Gottes, kraft dessen Gutes besteht und Normwidriges dem vernichtenden Urteil Gottes
verfallen muß. Gerecht ist der, der vor dem Urteil Gottes bestehen kann. Das Neue Testament
lebt ganz im Begriff der Gerechtigkeit des Alten Testaments, aber es überbietet ihn. Gott ist
gerecht. Offenb 16, 5; 16,7; 19,2. Er erweist sich als gerecht, indem er die Sühnetat des
Opfertodes Jesu Christi vollbringt. Das Neue erweist sich in der absoluten Bindung an den
Sühnetod Christi, in dem sich Gott als den Gerechten erweist. Röm 3, 26; 1 Joh 1, 9.
Literatur:
Silvia Schroer: Glücklich, wer Lust hat an der Weisung JHWHs, Kanisius
Friedrich Hauss: Konkordanz biblischer Begriffe, Hänssler
Text 33 vom 06. Oktober 2006
Rache, nach der Bibel betrachtet
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„Rache“ bezeichnet das Bestreben, sich selber außergerichtlich Recht zu verschaffen, aber auch
die aus diesem Bestreben heraus geschehenden Taten, die sog. Racheakte. Wer Rache übt, übt
Privatbestrafung und reißt Vollmachten irdischer und göttlicher Justiz an sich.
Der Begriff in der Bibel
Menschliche Rache bis hin zur Blutrache ist dem AT wohlbekannt. Das zeigen schon die
ausführlichen Anordnungen über Freistädte, die einem Totschläger bis zur Gerichtsverhandlung
Schutz vor dem Bluträcher gewähren sollen (Num 35,6ff; Dtn 19,1ff). In ihnen wird aber auch
ein entschlossenes Bestreben sichtbar, private Rache einzudämmen und durch das Handeln der
ordentlichen Gerichtsbarkeit zu ersetzen. Ein Rechtsgrundsatz wie das bekannte „Auge um
Auge, Zahn um Zahn...“, (Ex 2,21,23ff; Lev 24,20) gebietet nicht Rache, sondern schränkt sie
vielmehr ein; er stellt eine Verhältnismäßigkeit her zwischen Vergehen und Vergeltung.
Ungezügelter Rachedurst wie der des Kainsnachkommen Lamech (Gen 4,23f) wird durch das
Gotteswort in die Schranken gewiesen. „Die Rache ist mein, ich will vergelten“ (Dtn 35; Röm
12,19). Jesus setzt gegen die schrankenlose Rache die schrankenlose Vergebung. Dem Petrus,
der ihn fragt, ob siebenmaliges Vergeben denn nicht reiche, antwortet er: „Ich sage dir, nicht
siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal“ (Mt 18,21f; vgl. Lk 9,51ff).
Gott beansprucht für sich allein das Recht, Rache auszuüben (Dtn 32,35; Ps 94,1; Nah 1,2; 1
Thes 4,6; Röm 12,19). Sie ist somit etwas Heiliges; wer Gott vorgreifen will, versündigt sich
schwer (1 Sam 24,10ff). Wohl aber kann ein Mensch mit der Vollstreckung der Rache Gottes
beauftragt werden (Dtn 25,17ff; 1 Sam 15,1ff; Ex 32,25ff; Num 25; Apg 5,1-11). Menschen
rufen Gott an mit der Bitte um Rache und stellen damit die Furcht Gottes über das eigene
Gerechtigkeitsverlangen (Ps 7; 43,1; 143,11f; Offb 6,9f). - Sofern die Bibel also von Gottes
Rache spricht, steht die Gewißheit seiner Gerechtigkeit und Treue immer im Hintergrund! Er
eifert für sein Volk; er setzt das Recht dessen durch, der sich selber nicht zum Recht verhelfen
kann oder will.
Der Begriff heute
„Rache ist süß“. Das menschliche Urbedürfnis nach Rache wurzelt zumindest teilweise in dem
Antrieb, sich selbst zu behaupten und durchzusetzen. Dazu kann auch gehören, daß ich mir
„mein Recht“ selbst verschaffe - spontan oder listig planend, gewaltsam oder leise bohrend.
Sehr schnell wird dann die Willkür des einzelnen Gesetz („Sein Gesetzbuch war der Colt...“)
und Gemeinschaft zerstört. An der Erörterung der biblischen Wertung der Rache zeigte sich,
wie ernst diese Gefahr zu nehmen ist. Rache im zwischenmenschlichen Bereich ist
unverantwortliches Handeln und bei uns schon lange durch das Wirken der ordentlichen
Gerichtsbarkeit ersetzt. In unserer Zeit ist auch sehr klar erkannt und vom Gesetzgeber
übernommen worden, daß das Strafrecht sich nicht am Rachegedanken orientieren darf.
Persönlich auf Rache verzichten, ist aber oft schwer. Zu tief sitzt die Angst, daß der als Feigling
oder Schwächling dastehen könnte, der nicht zurückschlägt. Groß ist die Sorge, ich könnte dann
sogar als Schuldiger angesehen und um „meinen Rechtsanspruch“ gebracht werden. Der Glaube
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kann einen Menschen aber dahin bringen, daß er bekennt: „Du führst, Herr, meine Sache und
erlöst mein Leben“ (Kla 3,58). Wenn Gott die Rache für sich reserviert, dürfen wir daraus nicht
einen rachedürstenden Gott machen. Wir sollen darauf vertrauen, daß Gott sich zum Anwalt
derer macht, die im Vertrauen auf ihn Rache ablehnen. Es ist die Gewißheit seiner väterlichen
Fürsorge und Treue, die allein meine Angst, zu kurz zu kommen, überwindet und in
Feindesliebe umwandelt (Jak 5,7; Mt 5,38-48). Wer einem Christen Unrecht tut, greift damit
Gott selber an; also: „Betet für die, die euch verfolgen!“ (Mt 5,44; vgl. Lk 23,34). Der
Teufelskreis von Rache und Vergeltung findet sein Ende an der Feindesliebe, die in der
Nachfolge des Gekreuzigten erbeten und geübt wird von Kindern des treuen Vaters im Himmel,
die selber ja nur aus Gnade und Vergebung leben.
Literatur:
Fritz Grünzweig u. a.: Biblisches Wörterbuch, R. Brockhaus
Text 34 vom 03. November 2006
Fluch / Verfluchen
„Fluch" ist in der Bibel allgemein das „schlechte“, und „böse Wort“, das anderen Menschen
Schaden zufügen soll. Obwohl dabei keine Gewalt angewendet wird, bleibt es nie wirkungslos.
Nach alter Auffassung wirkt der Fluch unwiderruflich, unbedingt und zeitlich unbegrenzt.
In der Bibel ist allerdings immer Gott der Herr des Fluchs und Fluchens. Der Fluch wirkt nur
dann, wenn er es will; er kann einen Fluch aufhalten oder ins Gegenteil wenden (vgl. Num 22-
24). Im Alten Testament gibt es für das „böse Wort“ eine Reihe von unterschiedlichen
Begriffen. Die zwei wichtigsten seien herausgegriffen: Der eine Begriff, „quallel“, steht an
vielen Stellen im Gegensatz zu „ehren“, „anerkennen“, bzw. „Ehre“ und nur selten im
Gegensatz zu segnen. Er bedeutet ursprünglich: „Jemanden geringschätzig behandeln“,
„verächtlich machen“, und zwar durch Beschimpfung, üble Nachrede und Lästerworte (vgl.
Gen 16,4f; 1 Sam 2,30; Ri 9,27). Als der König David vor seinem Sohn Absalom in die Wüste
fliehen muß, kommt Simei, ein Mann aus der Verwandtschaft des toten Saul, auf ihn zu, bewirft
den König mit Steinen und beschimpft ihn: „Hinaus, hinaus, du Bluthund, du ruchloser Mann.“
Durch diese Schimpfreden will er den König wirklich klein machen und dessen Kraft lähmen
(vgl. 2 Sam 16.5-14). Solches Verhalten gegenüber von Gott eingesetzten Respektspersonen ist
im atl. Recht bei Todesstrafe verboten (vgl. Ex 21,17; Ex 20.12; Spr 20,20; Dtn 27,16; Spr
30,17). Unverzeihlich ist erst recht ein solches Verhalten gegenüber Jahwe: „Wer seinen Gott
schmäht, soll seine Sünde tragen, wer den Namen Jahwe lästert, soll getötet werden“ (Lev
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24,15: vgl. 1 Sam 3,13). So wird Gottes Gottsein nicht ernst genommen, seine Ehre in den
Dreck gezogen, sein Ansehen ausgehöhlt. Dies ist deshalb so unerträglich, weil Gott gerade den
Niedrigen und Elenden annimmt, und sich den Verachteten zugewendet hat (vgl. Ex 3,7ff). Der
andere Begriff, „arär“, steht im Gegensatz zu segnen und geht dementsprechend auf zwei
Grundbedeutungen zurück.
Fluchen bedeutet
a) „jemanden aus der Gemeinschaft ausschließen“. Jemand, der sich gemeinschaftsschädigend
verhalten hat, wird mit der Fluchformel „Verflucht bist du“ aus der Gemeinschaft ausgestoßen
(Gen 4,14a; 4,11a; Jos 6,26). Das hatte ursprünglich verheerende Auswirkungen für den
Betroffenen. Er war von jetzt an ohne Schutz, rechtlos, vogelfrei und damit dem Untergang
ausgeliefert. Wer ihn aufnimmt, zieht selbst den Fluch auf sich. Fluch bedeutet
b) die Lebenskraft vermindern, bzw. die Lebensqualität herabsetzen. Das trifft jemanden als
Unglück in seinem Lebensbereich: „Verflucht bist du in deiner Stadt, verflucht auf dem Acker,
verflucht dein Korb und dein Backtrog; verflucht die Frucht deines Leibes und der Ertrag deines
Ackers“ (Dtn 28,16-18); die Wirkungen des Fluches zeigen sich etwa in Dürre, Hunger und
Krankheiten (0ff 28,2).
c) Beide Grundbedeutungen sind in zentralen Abschnitten des AT miteinander verbunden, z. B.
in der Urgeschichte (Gen 3-11). Hier verflucht Jahwe, und zwar zuerst die Schlange „weg von
den Tieren des Feldes“ (3,14). Sie wird aus deren Gemeinschaft ausgeschlossen. Dann wird der
Acker vom Fluch Jahwes getroffen: „Verflucht ist der Acker um deinetwillen“, (um des
Menschen willen; 3.17). Daraufhin trägt er Dornen und Disteln (Minderung der Fruchtbarkeit);
nur mit äußerster Anstrengung wird der Mensch ihm Nahrung abgewinnen. Indirekt trifft also
der Fluch den Menschen. Auch die Vertreibung aus dem Paradies bedeutet Fluch, obwohl das
Wort in diesem Zusammenhang nicht gebraucht wird (3,23f). Jetzt ist der Mensch aus der engen
Lebensgemeinschaft mit Gott ausgeschlossen. Ausgesprochen wird dies auch gegenüber dem
Mörder Kain: „Verflucht bist du von der Ackererde hinweg“ (4,11). Er ist damit nicht nur
isoliert von freien Menschen, geächtet und vogelfrei (V.14b), sondern auch von Gott getrennt
(14a.16) und verstoßen. Mit den anderen Stellen zusammen (vgl. 5,29; 8,21; 9,25) wird hier
beispielhaft gezeigt, daß die ganze Menschheit unter dem Fluch steht. Allerdings ist keiner
unschuldig, im Gegenteil. Obwohl der Mensch mit allem Nötigen und Schönen reichlich
versorgt ist (2,8-25), mißtraut er seinem Schöpfer und will sein wie Gott, d.h., will selbst
entscheiden, was für ihn nützlich und schädlich ist, selbständig sein, selbst bestimmen (3,1-7).
Damit sagt er sich von Gott los, kündigt selbst die Gemeinschaft mit dem gütigen Gott. So
schreibt der Fluch Gottes eigentlich nur fest, was der Mensch von sich aus in die Wege geleitet
hat: Die Trennung vom Schöpfer. Die verheerenden Folgen muß er nun selbst tragen.
d) Nur der Schöpfer selbst kann diesen schlimmen Zustand mildern oder sogar aufheben. Schon
die Urgeschichte berichtet überraschend, daß er wirklich damit begonnen hat. Er schützt z.B.
den Brudermörder Kain vor der Rachgier der anderen (4,15): er bewahrt Noah vor dem
Untergang in der Sintflut (6,5f) und verspricht danach, trotz der Sünde die Erde nicht mehr zu
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verfluchen (8,22, d.h. hier: „vernichten“). Mit der Segensverheißung an Abraham (Gen 12,1-3)
aber kündigt er ganz Neues an. Er will den Fluch aufheben und endlich einmal alle davon
befreien. Das Volk Israel darf im Laufe seiner Geschichte schon die Anfänge erfahren (vgl. z.B.
Num 22-24). Allerdings kann man jetzt nicht einfach drauflossündigen! Gerade weil Gott so
gütig ist, ist der Bruch mit ihm unentschuldbar. Wer ihn links liegen läßt, wer seine Gebote in
den Wind schlägt, wer auf andere Hilfe vertraut, gerät unter die Gewalt seines Fluches:
„Verflucht der Mann, der auf Menschen baut, der sich selbst für seine Stärke hält und dessen
Herz von Jahwe weicht.“ (Jer 17,15). Dies zeigt vor allem das Fünfte Buch Mose (Dtn 27-28):
Die verheerenden Wirkungen des Fluchs bekommt der einzelne (27,15-26) oder das ganze
ungehorsame Volk zu spüren (28,15ff). Dann heißt es: „Ich will es zum Fluch machen, zum
Grauen, zum Hohn und zum Spott unter allen Völkern, wohin ich sie verstoßen werde." (Jer
29.19; Jer 42,18; Jer 44,12).
Literatur:
Fritz Grünzweig u. a.: Biblisches Wörterbuch, R. Brockhaus
Text 35 vom 01. Dezember 2006
Die Bibel - einmal statistisch betrachtet
Die 10 längsten Bücher der Bibel:
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1Zählung nach der revidierten Elberfelder Bibel. Bei anderen Übersetzungen variiert natürlich
die Zahl der Worte. Die Angabe ist also nur ein Annäherungswert.
2Dies bezieht sich nicht auf die Nennung der Verfassernamen, sondern auf Zitate aus den
entsprechenden Büchern.
Quelle:
H. I. Wilmington: Begriffskonkordanz, Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg
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