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Page 1: Beobachtungen an pleistozänen Sedimenten in der … · Grundmoräne, die durchschnittlich 50 cm mächtig ist. Diese Grundstruktur konnte nun mit fast identischer Schichtfolge und

Osnabrücker naturwiss. Mitt. 4Abb. Osnabrück, Dez. 1984

Beobachtungen an pleistozänen Sedimenten in der Gemeinde Beim

mit 4 Abbildungen

RolfThöle

Kurzfassung: Es werden einige Aufschlüsse auf dem Sonnenkamp in der Gemeinde Beim, 5km östlich Osnabrück, beschrieben. Sie lassen erkennen, daß der drenthestadiale Vorstoß desOsnabrücker Gletschers hier eine lokale West-Ost-Richtung hatte. Zugleich lassen sie das Oszil-lieren einer Eisrandlage vermuten, die mit der Geschiebe-Akkumulation am Gattberg in Verbin-dung steht.

1. Einleitung

Im Zuge der Neubaumaßnahmen am Sonnenkamp in der Gemeinde Beim (Abb. 1 und2) waren einige Profile aufgeschlossen, die im folgenden kurz beschrieben werdensollen. Die Interpretation dieser Profile kann das pleistozäne Geschehen in der Umge-gend von Beim etwas verdeutlichen.Die Gegend von Beim ist von den Ablagerungen der Hauptvereisungszeit desDrenthe-Stadiums geprägt (SERAPHIM1979). Am bekanntesten sind davon als Ero-sionsrückstände der Grundmoräne die Grobgeschiebe-Ansammlungen am Gattberg,die nach SERAPHIM(1972) möglicherweise die Eisrandlage eines einzelnen Vorstoßeswährend des Drenthe-Stadiums markieren. Weitere Zeugen der ehemaligen Verei-sung sind auch die zahlreichen verstreuten Findlinge, von denen der Süntelstein dermarkanteste und größte dieses Gebietes ist (KLASSEN1980).

Abb. 1 Lage des Untersuchungsgebietes

Dr. Rolf Thöle, Rembrandtstr. 15,4513 Beim Maßstab O~~~1 'm o engeres Unlersuchuflgsgebief

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1------4 10m

J,2 ldge der beschriebenen Profile

SONN{NI(AflP

Abb. 2 Lage der beschriebenen Profile

2. Beschreibung und Deutung der Profile

Die Geologische Karte 1:25000 (NUB 1978) weist für das Neubaugebiet am Sonnen-kamp großflächig Gechiebelehm über Schmelzwasserschichten aus Sand, der örtlichkiesig ausgebildet sein kann, aus. Im Bereich der beobachteten Aufschlüsse ist dieKartendarsteIlung allerdings etwas ungenau, denn sie zeigt hier eine ehemalige Sand-grube, die mit Bodenaushub verfüllt ist. Die Aufschlüsse liegen im Randbereich dieserehemaligen Sandgrube. Die Bodenkarte1:25000 (NUB 1976) läßt erkennen, daß hierBraunerden mit mehr oder weniger deutlicher Pseudovergleyung vorkommen.Die beobachteten Aufschlüsse zeigen nun die verwickelte Struktur des Untergrundes,die durch die Belastungen und Verformungen des vorrückenden Eises geschaffenworden ist, wie die Information der Geologischen Karte schon vermuten ließ.Exemplarisch soll hier die Situation an einer Aufschlußwand dargestellt werden (Abb.3). Sie zeigt deutlich die Verformung der ursprünglich flach abgelagerten Schmelz-wassersande zu einer überkippten Falte. Die Sandablagerungen bestehen aus einerunregelmäßigen Wechsellagerung von Mittel- und Grobsanden, in die gelegentlichKiese und feinsandig-schluffig-Iehmige Bänder eingelagert sind. Die Schichtgrenzensind häufig durch Eisenausfällungen nachgezeichnet. In diese gestauchten Sand ab la-gerungen sind Grundmoränenreste eingeknetet bzw. eingeschuppt worden. Überla-gert wird diese Stauchungszone dann von einer stark steinigen sandig-lehmigenGrundmoräne, die durchschnittlich 50 cm mächtig ist.Diese Grundstruktur konnte nun mit fast identischer Schichtfolge und Stauchung anweiteren Stellen beobachtet werden, so daß eine Rekonstruktion der Stauchrichtungmöglich wurde. Da die Vorrückrichtung des Eises senkrecht zur Streichrichtung derFaltung anzunehmen ist; ist das Eis an dieser Stelle aus Westen gekommen.Dieser Befund steht in Übereinstimmung mit den graphischen Angaben von SERAPHIM(1979, Abb. 1 und 1980, Abb. 2), der im Bereich zwischen Teutoburger Wald undWiehengebirge für den .Osnabrücker Gletscher" (SERAPHIM1979) eine im wesentli-chen West-Ost-gerichtete Bewegung annimmt, die erst am Widerlager des "Aue-Hunte-Gletschers" (SERAPHIM1972, 1979) nach Süden umschwenkt. Im Gegensatzhierzu stehen die Angaben von BRÜNING(1980) und HARMS& BRÜNING(1980), die eine

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Abb. 3 Verformung der schluffiq-sandiq-kiesiqen Schmelzwasserablagerungen mit einge-schuppter Grundmoräne; Uberlagerung durch jüngere Grundmoräne (Ap-Horizont)

Abb. 4 Periglaziär-aquatische Verfüllung eines Schmelzwasserabflusses; Überlagerung durchjüngere Grundmoräne (Ap-(Ah-) Horizont)

Diese Abbildung steht leider auf dem Kopf. 29

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generelle Nord-Süd-Richtung der Vergletscherung des Osnabrücker Landesbeschreiben und durch Gletscherschrammen am Piesberg auch belegen. Alle Auto-ren billigen aber dem lokalen Relief eine entscheidende Bedeutung für die Ausgestal-tung der kleinräumigen Bewegungsrichtung des Eises zu, so daß für den Bereich derbeobachteten Profile, der wahrscheinlich im Oszillationsbereich der möglichen Still-standslage am Gattberg liegt, eine West-Ost-Richtung nicht unwahrscheinlich ist.Daß die beschriebenen Stauchungs- und Verwürgungserscheinungen nicht die einzi-gen Reste von Formungsprozessen sind, zeigt die Abb. 4 (vgl. Profil 2 in Abb. 2). Hiersind die gestauchten Ablagerungen der Schmelzwassersande durch einen Schmelz-wasserabfluß senkrecht zum Streichen der Stauchungsfalten ca. 3 m tief angeschnit-ten. Diese Rinne ist anschließend durch periglaziär-aquatische und abluale Akkumu-lationen mit Wechsellagerung von lehmigen, feinsandigen bis grobsandig-feinkiesi-gen Sedimenten wieder verfüllt worden. An der Basis einzelner Sedimentkörper sindhäufig noch Gerölle teils lokaler, teils nordischer Herkunft zu finden.Als Deckschicht breitet sich über alle Strukturen gleichmäßig eine stark steinige, san-dig-lehmige Grundmoräne. Es bestätigt sich somit die Auffassung, daß im Bereich derhier beschriebenen Profile ein Oszillieren der Eisrandlage vorliegt, da ein Eisvorstoß,ein Rückzug mit fluvialer Erosion und ein erneuter Vorstoß beobachtet werdenkonnten.

Schriftenverzeichnis

BRÜNING,U. (1980): Die Saale-eiszeitlichen Sedimente am Piesberg bei Osnabrück. - Osnabrük-ker naturwiss. Mitt. 7, 7-42,18 Abb.; Osnabrück.

HARMS,F.-J. & U. BRÜNING(1980): Gletscherschrammen auf dem Piesberg bei Osnabrück -Osnabrücker naturwiss. Mitt. 7, 43-48, 5 Abb.; Osnabrück.

KLASSEN,H. (1980): Erdgeschichte der Gemeinde Beim -In: SPRANG,I. (Hrsg.): Heimatbuch Beim.S. 47-54, 5 Abb., 1 Taf.; Beim.

Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung (Hrsg.) (1976): Bodenkarten von Nieder-sachsen 1:25000, Grundlagenkarte, BI. 3614 Rulle, bearb. von K.-H. OELKERS& E. NIKLASCH.-Hannover.

Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung (Hrsg.) (1978): Geologische Karte von Nie-dersachsen 1:25000, BI. 3614 Wallenhorst (früher Rulle), bearb. von C. H1NZE& H. MENGELlNG.-Hannover.

SERAPHIM,E. TH. (1972): Wege und Halte des saalezeitlichen Inlandeises zwischen Osning undWeser. - Geol. Jb., A. 3, 85 S., 14Abb., 6 Tab.; Hannover.

- (1979): Zur Inlandvereisung der Westfälischen Bucht im Saale-(Riß-)Glazial. - Münster.Forsch. Geol. Paläon!. 47,1-51,1 Abb., 2 Tab.; Münster.

- (1980): Über einige neuere Ergebnisse zur Vereisungsgeschichte der Westfälischen Buchtund des Unteren Weserberglandes. - Münstersche Geogr. Stud. 36,11-40,9 Abb.; Münster.

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