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„Sommerakademie der Begabtenförderungswerke: Demokratie gestalten!“
Ankündigungstexte der Seminare, die von Montag, dem 31. August bis Samstag, dem 05. September 2020 jeweils von 09.00-12.00 Uhr stattfinden.
Avicenna-Studienwerk
1) Titel des Seminars: Grüner Islam? Zum Verhältnis von Religion und Umwelt
2) Teaser
Worin besteht das Spannungsverhältnis zwischen Umwelt und Religion? Was ist es, was die Welt im
Innersten zusammenhält? Kann Religion einen Beitrag zum Umweltschutz leisten? Und was sind die
Antworten des sogenannten „Grünen Islams“ hierauf? Im interaktiven Seminar möchten wir diesen
zentralen Fragen aus muslimischer Perspektive nachgehen und über das Verständnis vom Menschen
als „Weltbewahrer“ sowie Beschützer von Schöpfung und Umwelt kritisch diskutieren. Im nächsten
Schritt werden Ansätze des „Grünen Islams“ näher beleuchtet und Initiativen und Akteure aus der
muslimischen Community vorgestellt, die sich für den Umweltschutz und Nachhaltigkeit engagieren
und so ihren Beitrag zur Mitgestaltung unserer Demokratie leisten.
3) Ankündigungstext
Umwelt- und Klimazerstörung gehören zu den akuten globalen Herausforderungen, mit denen sich
Verantwortungsträger*innen aus Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft, aber eben
auch Religion beschäftigen. Seit nun einigen Jahrzehnten wird zur Überwindung der ökologischen
Probleme von Vertreter*innen verschiedener Religionsgemeinschaften ein Diskurs der „Öko-
Theologie“ geführt, an dem sich auch Muslim*innen beteiligen. In diesem Kontext haben in den
deutschsprachigen Raum Begriffe wie Grüner Islam, Öko-Islam, Öko-Dschihad, Grüne Moschee, Bio-
Halal etc. Zugang gefunden.
Und Wir haben die Himmel und die Erde und was dazwischen ist, nicht zum Spiel erschaffen.
– Sure 44: Vers 38
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Im Rahmen des Seminars möchten wir uns mit der komplexen thematischen Trias „Religion, Umwelt
und Wissenschaft“ und der Bewegung „Grüner Islam“ befassen. Die zentralen Leitfragen sind:
- Kann Religion einen Beitrag zum Umweltschutz leisten?
- Was sagen die zentralen Quellen der islamischen Theologie über Umweltschutz,
Nachhaltigkeit und Natur?
- Was sind die Charakteristika des „Grünen Islams“?
- Wie bringen sich muslimische Akteur*innen beim Umweltschutz ein?
In den verschiedenen Seminareinheiten werden die Teilnehmenden gemeinsam mit verschiedenen
Expert*innen aus der Wissenschaft und muslimischen Zivilgesellschaft die aufgeworfenen Fragen
interaktiv diskutieren. Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit zentralen Konzepten und
Begriffen werden praktische Fragestellungen diskutiert sowie aktuelle Projekte und
Herausforderungen des „Grünen Islams“ in Deutschland vorgestellt.
Auf der Sommerakademie wird am Freitag, den 04.09.2020 ein gemeinsames Freitagsgebet
angeboten. Gegenstand der Freitagspredigt (Khutba) wird unser Seminarthema sein. Die von einem
Avicenna-Stipendiaten gehaltene Freitagspredigt wird inhaltlich gemeinsam mit den Teilnehmenden
des Seminars vorbereitet, die ihre bis dahin angeeigneten Erkenntnisse einbringen können.
4) Weitere Informationen
Detailliertere Informationen zum Seminar sowie Literaturhinweise werden vorab an die Teilnehmenden
verschickt.
5) Seminarleitung
Yasemin Soylu studierte Ethnologie und Psychologie (B.A.) in Heidelberg und Montréal, Kanada sowie
Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen (M.A.) in Osnabrück. Sie arbeitet bei der
Muslimischen Akademie Heidelberg i. G., und verantwortet dort den Fachbereich „Muslimische
Zivilgesellschaft“. Als politische Bildnerin ist sie seit 2014 u.a. zu den Themen Islam und Muslimisches
Leben in Deutschland, Demokratieförderung, Empowerment, Antidiskriminierung, Flucht und Migration
tätig.
Hakan Tosuner studierte Politik-, Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Frankfurt/M., mit
Aufenthalten in den USA und England. Während seines Studiums war er auf nationaler und
internationaler Ebene in der interkulturellen und -religiösen Jugendarbeit aktiv. Er ist Diversity Trainer
und arbeitete als Tour Guide im Jüdischen Museum Berlin. Nach mehrjährigen professionellen
Tätigkeiten im internationalen kultur- und bildungspolitischen Sektor (DAAD und Fulbright-
Kommission) ist er seit 2013 Geschäftsführer des Avicenna-Studienwerks.
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Cusanuswerk
1) Titel des Seminars: Herausforderung Klimawandel: Forschungsbasierte
Anpassungsstrategien und ihre politische Umsetzung
2) Teaser
„Time for action“, so lautete das Motto der 25. UN-Klimakonferenz im Dezember 2019 in Madrid
angesichts der zeitlich drängenden Herausforderungen, die der Klimawandel für Mensch und Natur
bedeutet. Neben Maßnahmen zum Klimaschutz sind Anpassungsstrategien an nicht mehr reversible
Klimaveränderungen und das Wissen über wirksame Anpassungsmaßnahmen von großer Bedeutung.
Im Seminar wollen wir uns mit Anpassungsstrategien an den Klimawandel näher auseinandersetzen
und die politische Umsetzung geeigneter Maßnahmen diskutieren.
3) Ankündigungstext
„Time for action“, so lautete das Motto der 25. UN-Klimakonferenz im Dezember 2019 in Madrid
angesichts der zeitlich drängenden Herausforderungen, die der Klimawandel für Mensch und Natur
bedeutet. Neben Maßnahmen zum Klimaschutz sind Anpassungsstrategien an nicht mehr reversible
Klimaveränderungen und das Wissen über wirksame Anpassungsmaßnahmen von großer Bedeutung.
Ziel ist es, Schäden von tatsächlichen oder erwarteten Klimaveränderungen gering zu halten sowie
gegebenenfalls entstehende Vorteile zu nutzen. Anpassungen an den Klimawandel sind jedoch nur
begrenzt möglich. Klimaschutz und Klimaadaption müssen stets zusammen gedacht werden. Beides
stellt uns auch vor grundlegende Fragen der globalen Verantwortung und der Gestaltung unserer
Zukunft.
Forschungsbasierte Anpassungsstrategien und die Entwicklung von konkreten Lösungen sind nicht
nur für Entwicklungs- und Schwellenländer äußerst relevant, weil sie von den Folgen, wie z. B. Dürre
und Erdbeben, häufig besonders stark betroffen sind. Auch in Deutschland und Europa werden
klimatische Veränderungen immer spürbarer und es gilt, Transformationsprozesse anzustoßen und
weiterzuentwickeln. Die Bundesregierung hat im Dezember 2008 die „Deutsche Anpassungsstrategie
an den Klimawandel“ beschlossen, die 2011 in einen Aktionsplan mündete. 2009 veröffentlichte die
Europäische Union (EU) das Weißbuch „Anpassung an den Klimawandel: Ein europäischer
Aktionsrahmen“. 2013 stellte die Europäische Kommission die EU Strategie zur Anpassung an den
Klimawandel im Rahmen eines Strategiepaketes vor, um das Reaktionsvermögen gegenüber
aktuellen und künftigen Auswirkungen des Klimawandels auf lokaler, regionaler, nationaler und EU-
Ebene zu gewährleisten. Diese Anpassungsstrategien und ihre Fortentwicklung setzen einen Rahmen
für die Koordinierung von forschungsbasierten Anpassungsmaßnahmen und die Entwicklung und
Bewertung von Instrumenten.
Im Seminar wollen wir uns mit Anpassungsstrategien an den Klimawandel näher auseinandersetzen
und die politische Umsetzung geeigneter Maßnahmen diskutieren. Mit Expertinnen und Experten aus
Wissenschaft, Politik und Kirche werden in Vortrags- und Workshopeinheiten die folgenden
Fragestellungen thematisiert: Wie sehen konkrete und wirksame Maßnahmen zur Anpassung an
Folgen des Klimawandels aus? Wo liegen die Grenzen von Adaption an den Klimawandel? Was sind
Barrieren bei der Umsetzung geeigneter Maßnahmen? Wie fließen neue wissenschaftliche
Erkenntnisse in politische Maßnahmen ein? Welche Bedeutung haben die internationale
wissenschaftliche Zusammenarbeit und die Entwicklungszusammenarbeit für die Anpassung an sich
verändernde Umweltbedingungen?
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4) Weitere Informationen
Die Seminarinhalte werden ggf. an aktuelle Entwicklungen und neue Veröffentlichungen angepasst.
Weitere Informationen zum Seminar und Hinweise zu Literaturempfehlungen werden vorab an die
Teilnehmenden versendet. Es sind ausdrücklich Stipendiatinnen und Stipendiaten aller
Fachrichtungen willkommen.
5) Seminarleitung
Dr. Birgitta Krumrey, Leiterin des Referats Förderung und Netzwerk, Bischöfliche Studienförderung
Cusanuswerk.
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Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk
1) Titel des Seminars: Von Heimatschutz bis Klimaverschwörung. Gefahren an den Rändern
des Umweltaktivismus
2) Teaser
Bezüglich der menschengemachten Klimakrise herrscht Einigkeit. Die Wissenschaft hegt keinen
Zweifel und auch bei den etablierten Parteien besteht Konsens. Nur über die politischen
Schlussfolgerungen wird diskutiert. Doch so groß die Einigkeit im bürgerlichen Lager auch ist, ein
signifikanter Teil der Gesellschaft weigert sich die Fakten anzuerkennen. Klimaleugnung geht mit
einem Misstrauen gegenüber Wissenschaft einher. Der Konsens in der Klimaforschung kann dann
kaum anders als durch eine Verschwörungsideologie erklärt werden.
3) Ankündigungstext
Bezüglich der Klimakrise herrscht wissenschaftlich und politisch so große Einigkeit, wie bei kaum
einem anderen Thema. Sie ist von Menschen gemacht und hat fatale soziale Folgen. Die
Wissenschaft hegt daran keinen Zweifel und auch bei den etablierten Parteien besteht dazu Konsens.
Nur über die politischen Schlussfolgerungen wird diskutiert. Doch so groß die Einigkeit im bürgerlichen
Lager auch ist, ein signifikanter Teil der Gesellschaft weigert sich weiterhin die Fakten zum
Klimawandel anzuerkennen.
Davon zeugen die hohen Wahlergebnisse der AfD, einer Partei, die den menschlichen Einfluss auf
den derzeitigen Klimawandel abstreitet. Klimaleugnung geht zwangsläufig mit einem Misstrauen
gegenüber Wissenschaft einher. Der Konsens in der Klimaforschung kann dann kaum anders als
durch eine Verschwörungsideologie erklärt werden, in der die Wissenschaftler*innen durch versteckte
Interessensgruppen gelenkt werden. Der Schritt zum Antisemitismus ist nicht mehr groß, schließlich
ist der Glaube einer Weltverschwörung Kernelement antisemitischer Ideologie. Es ist daher wenig
überraschend, dass Klimaleugnung vor allem aus dem rechten Lager zu hören ist. Trotz der Leugnung
der menschengemachten Klimakrise haben rechtsradikale Parteien auch das Potenzial des Themas
Umwelt für sich entdeckt. Unter dem Motto „Naturschutz ist Heimatschutz“ versuchen sie gerade auch
junge Leute anzusprechen und von ihrer Ideologie zu überzeugen.
Das Seminar auf der Sommerakademie widmet sich rechten Antworten auf die Klimakrise,
Verschwörungsideologien und Antisemitismus. Wir bearbeiten ein weites Feld, das es zunächst
analytisch genau zu fassen gilt: Wir werden uns mit der Überschneidungsmenge zwischen
wirtschaftsnah-konservativen und rechtspopulistischen Klimapolitiken ebenso befassen, wie mit den
Absurditäten völkisch-nationalistischer Siedlungs- und Ökolandbauprojekte in Ostdeutschland. Wir
schauen uns die Chemtrail-Verschwörung an und widmen uns den historischen Kontinuitäten im
rechtsradikalen Umwelt- und Heimatschutz. Es geht darum, rechte Argumentationsstrategien zu
analysieren, Gegenargumente zu sammeln und unsere Demokratie genauso zu schützen, wie die
Umwelt.
Das Seminar wird in sechs Blöcken zwischen wissenschaftlichen Vorträgen, partizipativen Workshops
und praktischen Inputs von Politik- und Medienvertreter*innen abwechseln. Am Beispiel von
Primärquellen unterschiedlicher rechter Akteur*innen werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten
rechter Positionen und Politiken zur Klimakrise und zum Umweltschutz untersucht.
4) Weitere Informationen
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5) Seminarleitung
N.N.
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Evangelisches Studienwerk Villigst
1) Titel des Seminars: Von Anarchie zu Anpassung: gesellschaftliche Wissens- und
Meinungsbildungsprozesse im Kontext des Klimawandels
2) Teaser
Ziel des Seminars ist eine wissenschafts- und gesellschaftstheoretische Analyse des derzeitigen
Status Quo der internationalen Klimadebatte. Das Lösen kollektiver Handlungsblockaden und die
Erweiterung des Repertoires möglicher Handlungsansätze bedingt die Integration unterschiedlicher
Meinungen, Traditionen und Wissensformen. Die theoretische, methodische und praktische
Umsetzung solch „epistemologischer Integration“ ist jedoch herausfordernd und benötigt
gesellschaftliche Paradigmenwechsel.
3) Ankündigungstext
Die Frage, ob und wie in demokratischen Gesellschaften Konsensus in Hinsicht auf den Klimawandel
hergestellt werden kann, ist derzeit hochaktuell. Diese Beobachtung ist interessant, denn seine
physikalischen Grundprozesse sind der Wissenschaft seit über einem Jahrhundert bekannt, seine
wesentlichen globalen Auswirkungen und Rückkopplungen wurden schon in den 70er-Jahren
herausgearbeitet und seit den 90er-Jahren ist Klimawandel fest im öffentlichen Diskurs verankert.
Dennoch sind wir weit entfernt von einer allgemeinen Akzeptanz seiner Existenz, ganz zu schweigen
von Handlungsstrategien: „Klimawandel-Agnostiker*innen“, unter ihnen renommierte und
einflussreiche Organisationen, stellen die faktische Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse
und die normative Legitimität daraus abgeleiteter Politikberatung erfolgreich in Frage. Dieses Fehlen
eines grundlegenden Konsensus unterminiert gesellschaftliches Vertrauen und kollektive
Handlungsfähigkeit. Gleichzeitig betonen wissenschaftliche Literatur, NGOs und internationale
Organisationen (u.a. IPPC, IPBES, UNFCCC) die Relevanz „nichtwissenschaftlicher“ (lokaler,
traditioneller, indigener) Wissensformen, v.a. in Hinsicht auf Anpassungsstrategien an den
Klimawandel. Die Erosion der Vermittlerfunktion von Massenmedien und Selbstverstärkungseffekte
durch individualisierte Kommunikationsformen („Echokammern“) scheinen zwar einerseits
Meinungsgegensätze zwischen gesellschaftlichen Gruppen zu verstärken, können aber auch zu Erhalt
und Stärkung von alternativem und traditionellem Wissen beitragen.
Daher ist es aus demokratischer, wissenschaftlicher und handlungsorientierter Sicht notwendig,
epistemologische Gräben zwischen gesellschaftlichen Gruppen mit fundamental unterschiedlichen
Ansichten und Perspektiven zu überbrücken. Die theoretische, methodische und praktische
Umsetzung solch „epistemologischer Integration“ ist jedoch herausfordernd und benötigt
gesellschaftliche Paradigmenwechsel.
Ausgehend von einer anthropologischen Definition von „Wissen“, diskutiert dieses Seminar in einem
ersten Abschnitt Wissenschafts- und Gesellschaftstheorien (v.a. Popper, Feyerabend, Lakatos,
Rappaport): Wie strukturieren sich komplexe Gedankengebäude (Paradigmata)? Lassen sie sich
untereinander vergleichen? Welche Kriterien können zur Bewertung herangezogen werden? Was ist
„epistemologischer Fortschritt“? Im zweiten Abschnitt wird das Internet als neuartiges Medium zur
Wissensverbreitung und in Hinsicht auf seinen Einfluss auf öffentliche Meinungsbildung diskutiert. Ein
dritter Abschnitt führt transdisziplinäre und partizipative Kernkonzepte ein und stellt Methoden zur
interkulturellen Wissensintegration zur Debatte, welche ein Arbeitsschwerpunkt des Seminarleiters
sind. Alle Abschnitte werden mit realen Fallbeispielen mit Bezug zu Klimawandel ergänzt, welche
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spezifische Aspekte der erarbeiteten theoretischen Grundlagen illustrieren (Projekte, Initiativen,
Originaldokumente, politische Reden, Ereignisse, etc.).
4) Weitere Informationen
Ein Reader (teils in Englisch) mit Textauszügen und Originaldokumenten, Literaturhinweisen und
Fallbeispielen wird zur Verfügung gestellt. Jede*r Seminarteilnehmer*in ist gebeten, sich im Voraus in
Absprache mit dem Referenten über eines der Fallbeispiele zu informieren und dazu während des
Seminars als Expert*in zu fungieren. Ein*e Tagesreferent*in wird möglicherweise angefragt und ggf.
bekannt gegeben.
5) Seminarleitung
Dr. Martin Hitziger, Umweltwissenschaftler und Entscheidungswissenschaftler, derzeit Associate
Scientific Support Officer der Vereinten Nationen im Sekretariat des Washingtoner
Artenschutzabkommens (CITES). In dieser Position gewinnt Martin Hitziger Einblicke in die
Schnittstelle von Wissenschaft und Umweltpolitik und trägt zur Weiterentwicklung des globalen
Artenschutzes bei. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in transdisziplinärer und
Entwicklungsforschung, v.a. in Lateinamerika. Forschungsschwerpunkte sind die Dokumentation von
ethnobotanischem und ethnomedizinischem Wissen, interkulturell angepasste
Gesundheitsversorgung, indigene Partizipation in Access and Benefit Sharing (ABS) Prozessen,
konzeptuelle Grundlagen und praktische Methoden zur Integration von Wissen und die Evaluation
transdisziplinärer Initiativen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik. Sämtliche Projekte
werden mit lokalen und nationalen Interessengruppen verschiedenster kultureller und institutioneller
Hintergründe entwickelt und durchgeführt. Dr. Martin Hitziger war von 2007-2012 Stipendiat des
Evangelischen Studienwerks Villigst.
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Friedrich-Ebert-Stiftung
1) Titel des Seminars: Der Klimawandel als soziale und demokratische Frage: Wie sieht eine
sozial gerechte Klimapolitik aus?
2) Teaser
Der Klimawandel ist die globale Herausforderung des 21. Jahrhunderts und gleichzeitig die soziale
Frage der Zukunft für demokratische Gesellschaften, da die Erwärmung der Erde neue Ungleichheiten
erschafft. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das Seminar mit folgenden Fragen: Wie übersetzt
man die Erkenntnisse der Klimaforschung in eine nachhaltige und sozial ausgewogene Klimapolitik?
Wie erzeugt man Unterstützung und Verständnis für diese Maßnahmen in der Gesellschaft und beugt
damit Klimaskepsis und Demokratieverdrossenheit vor? Im Seminar werden wir diese Fragen mit
Referent*innen aus der Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik diskutieren.
3) Ankündigungstext
Der Klimawandel ist eine – vielleicht die – zentrale gesellschaftspolitische Zukunftsherausforderung.
Sie nimmt Gestalt an in dem Spannungsfeld von Ökologie, Wissenschaft, Wirtschaft, Sozialstaat und
Demokratie. Wissenschaftliche Erkenntnisse über Ursachen und Wirkungen des Klimawandels
mahnen einen wirtschaftlichen Kurswechsel an – nicht irgendwann, sondern jetzt. Die sozialen
Auswirkungen dieser Neuansätze, aber auch des Klimawandels selbst müssen tragfähig gestaltet
werden. Nicht weniger gewaltig ist die Aufgabe, die längst sichtbar werdenden und durch Klimafragen
sich verstärkenden Interessensgegensätze innerhalb und zwischen Gesellschaften demokratisch zu
entscheiden.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das Seminar mit den Fragen: Wie übersetzt man die
Erkenntnisse der Klimaforschung in eine nachhaltige und sozial ausgewogene Klimapolitik? Wie
erzeugt man Unterstützung und Verständnis für diese Maßnahmen in der Gesellschaft und beugt
damit Klimaskepsis und Demokratieverdrossenheit vor? Wie gehen andere Regionen mit dieser
globalen Herausforderung um und wie gestalten sie eine nachhaltige Klimapolitik, die wirtschaftliche
und soziale Folgen in einem demokratischen Gemeinwesen mitdenkt?
Im Seminar der Friedrich-Ebert-Stiftung werden wir diese Frage mit Referent*innen aus der
Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik diskutieren. An den einzelnen Seminartagen setzen wir uns
mit verschiedenen Themenfeldern und konkreten Beispielen einer nachhaltigen Klimapolitik
auseinander. Ein zentraler Bestandteil des Seminars wird es sein, genügend Raum für den intensiven
Austausch über das eigene Engagement und die Erfahrungen der Teilnehmenden mit diesem Thema
anzubieten.
„The good news is that such transformative change, with social and economic justice for all, promises
far greater human well-being than does business as usual.” (World Scientists’ Warning of a Climate
Emergency, von Ripple et al., in BioScience 2019)
4) Weitere Informationen
Weitere Informationen zum Seminar und Hinweise zu Literaturempfehlungen werden vorab an die
Teilnehmenden versendet.
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5) Seminarleitung
Martin Timpe ist als Trainer und Coach bundesweit in der politischen Erwachsenenbildung tätig. Seine
fachlichen Schwerpunkte sind u.a. „Grundwerte und Grundlagen Sozialer Demokratie“, „Soziale
Gerechtigkeit und Sozialstaat“ sowie „Bildungs- und Wissenschaftspolitik“. Neben verschiedenen
beruflichen Stationen arbeitete der Diplom-Politologe u.a. von 2012-2017 im rheinland-pfälzischen
Bildungs- und Wissenschaftsministerium.
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Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
1) Titel des Seminars: Mit kühlem Kopf ans Klima denken – oder: Wie versachlichen wir eine
hitzige Debatte?
2) Teaser
Wissenschaft beim Wort nehmen und bereit sein umzudenken – das klingt banal und
selbstverständlich? Leider nein, wenn die Fakten anders liegen als erwartet. Wir schauen genau hin
und diskutieren 1. über die Verantwortung der Wissenschaft, Stellung in der Klimadebatte zu beziehen
und 2. über die Wechselwirkungen politischer und ökonomischer Interessen auf die Forschung. Das
Seminar bietet spannende Vorträge und neue Einblicke in Innovationsprojekte.
3) Ankündigungstext
Ja, wir verdanken es den radikalen und kompromisslosen Aktionen von Bewegungen wie Fridays for
Future u.a., wenn wir heute über Parteigrenzen hinweg die Notwendigkeit erkannt haben, auf ganzer
Linie umzudenken. Der Klimaschutz ist kein Hobby und keine Lebenseinstellung, er ist der Benchmark
geworden, an dem sich Fortschritt, Wirtschaft und Demokratie messen lassen müssen.
Die Klimadebatte berührt die Menschen in ihrer Existenz und ist daher wie keine andere geeignet
ideologisiert zu werden. Doch Schuldzuweisungen und soziale Keile in die Gesellschaft zu treiben,
helfen nicht weiter. Das Ergebnis einer einseitigen öffentlichen Rhetorik sind vielmehr Desinformation,
Greenwashing und inhaltsleerer Aktionismus.
Im Seminar der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit diskutieren wir, wie wissenschaftliche
Ergebnisse in den öffentlichen Debatten behandelt werden und erarbeiten gemeinsam eine sachliche
Grundlage für weitere Diskussionen. Der Klimaschutz ist Konsens, die Wege dahin erfordern Offenheit
und Sachverstand.
Welche Möglichkeiten hat die Wissenschaft, sich Gehör zu verschaffen, die öffentliche
Debatte zu lenken und Standpunkte zu generieren?
Welche Verantwortung tragen die Forscherinnen und Forscher, wenn sie ihre Ergebnisse
öffentlich machen?
Und umgekehrt:
Welchen Einfluss hat die Politik auf die Wahrnehmung wissenschaftlicher Erkenntnisse?
Wie definieren nationale und internationale Konflikte, ökonomische Interessen und die Suche
nach politisch einfachen Antworten den Blick auf die Wissenschaft?
Liberale setzen auf starke Investitionen in die Forschung und in die Technologieentwicklung. Der
Aufruf lautet „Innovation statt Verbote“. Gemeint ist die Flucht nach vorn und die Forderung an die
Industriestaaten, ihre Ressourcen so einzusetzen, dass eine lebenswerte Zukunft für alle möglich
wird. Fortschritt, Mobilität und Wohlstand sollen nicht als verzichtbarer Luxus gehandelt werden. Sie
definieren vielmehr die globalen Parameter, innerhalb derer eine weltweite Klimadebatte stattfinden
muss.
Für das Seminarprogramm sind folgende Inhalte geplant:
interdisziplinäre Fachvorträge aus den Umweltwissenschaften,
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eine gemeinsame Analyse der medialen Verbreitung und Meinungsbildung,
evtl. der Besuch eines GreenTech Unternehmens mit der Diskussion um
Investitionsbereitschaft und gesellschaftlicher Akzeptanz,
ein Workshop zur Selbstreflexion, in dem wir uns die Frage stellen, nach welchen
psychologischen Kriterien wir unsere täglichen Entscheidungen treffen - wie wirklich umwelt-
oder klimabewusst handelt jede/r von uns eigentlich?
4) Weitere Informationen
5) Seminarleitung
Patrick Ewerhardt, Max Neumann und Carina van der Linde bilden das stipendiatische Orga-Team.
Sie sind Koordinatoren des stipendiatischen Arbeitskreises Innovation und Umwelt der Friedrich-
Naumann-Stiftung für die Freiheit. Patrick studiert Nanowissenschaften (Master) an der Universität
Hamburg, Max Chemie (Master) an der LMU München und Carina Wirtschaftsingenieurwesen
(Master) an der RWTH Aachen. Sie freuen sich auf den intensiven Austausch mit Stipendiatinnen und
Stipendiaten der anderen Werke.
Dr. Daniela Saccà, Teamleitung Betreuung und Netzwerk, und Claudia Junge, Fachbereich Politische
Bildung, aus der Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit unterstützen vor
Ort das stipendiatische Orga-Team.
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Hanns-Seidel-Stiftung
1) Titel des Seminars: Umweltschutz im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie
2) Teaser
Eine sinnvolle Umweltpolitik darf und kann ihre Belange nicht ohne Rücksicht auf
gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge und Auswirkungen verfolgen. Sie muss vielmehr Ökologie,
Ökonomie und soziale Aspekte im Sinne der Nachhaltigkeit als Ganzes begreifen. Dieses Seminar soll
sowohl das Gesamtthema mittels Referaten und Diskussionen umfassend behandeln wie aber auch
als themenorientiertes Rhetorikseminar dazu beizutragen, dass die wichtigen Themen Umwelt-, Arten-
und Klimaschutz in politischen Diskussionen kenntnisreich, fair und verantwortungsbewusst diskutiert
werden können.
3) Ankündigungstext
Die Anforderungen an eine zukunftsorientiere Umweltpolitik haben sich in den letzten Jahren
grundlegend geändert. Im Mittelpunkt muss künftig statt der isolierten Reparatur von Umweltschäden
eine konsequente Ausrichtung der gesamten Politik am Leitbild der Nachhaltigkeit und der Vorsorge
für die nächsten Generationen stehen.
Die Umweltpolitik darf und kann ihre Belange nicht ohne Rücksicht auf gesamtgesellschaftliche
Zusammenhänge und Auswirkungen verfolgen. Sie muss vielmehr Ökologie, Ökonomie und soziale
Aspekte im Sinne der Nachhaltigkeit als Ganzes begreifen.
Eine sinnvolle Umweltpolitik sollte die Ökologie nicht als unversöhnliche Gegnerin, sondern als
Partnerin einer nachhaltigen, effektiven Entwicklung auf diesem, unserem Planeten betrachten.
Es wird in der Zukunft notwendig sein, soziale und steuerpolitische Reformen mehr als bisher mit
ökologischen Fragen zu verknüpfen. Es ist vermutlich unbestreitbar, dass nachhaltige Finanzen,
Innovationen und Umweltschutz zusammengehören.
Die Regenerationsfähigkeit der Ökosysteme und die Auswirkungen von Produktionsprozessen und
Produkten auf die Umwelt muss dabei politische und wirtschaftliche Entscheidungen mehr als bisher
beeinflussen.
Dies erfordert neben der Setzung sinnvoller rechtlicher Rahmenbedingungen auch neue Wege
insbesondere eines kooperativen Umweltschutzes sowie einer entschlossenen Klimapolitik.
Dieses Seminar soll sowohl das Gesamtthema mittels Referaten und Diskussionen umfassend
behandeln wie aber auch als themenorientiertes Rhetorikseminar dazu beizutragen, dass die
wichtigen Themen Umweltschutz, Artenschutz, Klimaschutz in den politischen Diskussionen
kenntnisreich, fair und verantwortungsbewusst diskutiert werden können.
4) Weitere Informationen
5) Seminarleitung
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Prof. Hans-Peter Niedermeier (geb. 1954) studierte Politikwissenschaft, Geschichte und katholische
Theologie an der LMU München. Er war langjährig Kommunalpolitiker in Lindau (Bodensee). Nach
seinem Studium war er unter anderem als freier Journalist tätig. Hauptberuflich leitet er das Institut für
Begabtenförderung der Hanns-Seidel-Stiftung und arbeitet als Honorarprofessor an der Hochschule
Mittweida und an der Babes Bolyai Universität Klaussenburg.
Co-Dozenten
PD Dr. Johannes Schmitt, MA (geb. 1959) absolvierte sein Magisterstudium in den Fächern
Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Christliche Archäologie an der Universität Erlangen-
Nürnberg und TV-Journalismus an der Hochschule für Philosophie in München. Die Promotion ("Kunst
des Fernsehens?") erfolgte 1990, die Habilitation im Fach Theater- und Medienwissenschaft
("Spielfilme im Vergleich") im Jahr 2002. Bis 1998 war er Leiter des Medienstudios der
Philosophischen Fakultät der Universität Erlangen, zudem begründete er das Stummfilm-Musik-
Festival Erlangen mit. Johannes Schmitt ist seit ca. 15 Jahren in der politischen Bildung tätig. Sein
Forschungsschwerpunkt liegt auf Politischer Kommunikation und Propaganda.
Oliver Groß (geb. 1959) war nach seiner Ausbildung im Handwerk Führungskraft für 300
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Mitglied der Geschäftsleitung eines mittelständischen
Unternehmens. Gleichzeitig machte er eine Ausbildung zum Trainer für wertorientierte Rhetorik und
Kommunikation. Seit über 25 Jahren ist er nun als Autor, Trainer und Mentor in der freien Wirtschaft
tätig und war auch Lehrbeauftragter an der FH Weiden.Oliver Groß entwickelte in dieser Zeit eigene
Lernmodelle in Rhetorik und Mitarbeiterführung. Seine Vision: Eine wertorientierte Rhetorik lässt
Menschen zueinander finden, miteinander reden und füreinander da sein.
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Hans-Böckler-Stiftung
1) Titel des Seminars: Mensch, Technik und Natur – Auf der Suche nach einer Neuen Ethik
2) Teaser
Welche Ethik benötigen wir, um jetzt und in Zukunft Ressourcen zu schonen? Eine Änderung des
Footprints kann nicht nur durch individuelle Verhaltensveränderungen erzeugt werden, viel
nachhaltiger ist eine neue Ethik, die langfristig mit einem veränderten Verhältnis zur Natur und
Technik einhergeht. Die Klimakrise ist ein Anlass, auch soziale Ungerechtigkeiten zu betrachten und
sie mit einer neuen Ethik zu adressieren. Wir möchten das am Beispiel Mobilität praktisch erfahrbar
machen.
3) Ankündigungstext
In der Entwicklung der Menschheit und in ihrem Verhältnis zur Natur scheint etwas grundlegend schief
gelaufen zu sein. Anstatt die Erde und ihre Ressourcen zu bewahren und „den nachfolgenden
Generationen verbessert zu hinterlassen“ (Karl Marx), entwickelte sich mit Beginn der
Industrialisierung vor 200 Jahren eine Form der technischen Aneignung, Beherrschung und
Ausbeutung der Natur, die perspektivisch nicht nur andere Arten und deren Lebensräume gefährdet,
sondern auch den Fortbestand der Menschheit selbst und die Erde insgesamt.
Wie aber konnte es soweit kommen? Das ursprüngliche Bedürfnis des Menschen, die Erde und alles,
was um sie herum geschieht, zu verstehen und rational zu durchdringen, d.h. sie zu kategorisieren
und sich damit intellektuell anzueignen, ging einher mit dem Verlangen der praktischen Aneignung
und Nutzbarmachung für den Menschen – und zwar vermittels der Technik. Die damit verbundene
tendenzielle Aufhebung der Abhängigkeit von der Natur führte jedoch zu einer zunehmenden
Entfremdung von der Natur, die in einer völligen – in Wahrheit aber nur scheinbaren – Abspaltung von
ihr mündete. Der Unterschied zwischen Technik und Kultur auf der einen Seite und Natur auf der
anderen wurde zu einem immer stärkeren Gegensatz. Es ist die Technik, die den Übergang von der
Aneignung zur Beherrschung und Unterwerfung überhaupt ermöglichte. Mit der Frage nach dem
Wesen der Technik stellt sich aber die Frage nach dem Wesen des Menschen.
Die Lösung kann nun nicht in einer irrationalen Verklärung und Re-Mythologisierung der Natur liegen,
und damit in einem Rückfall hinter ein aufklärerisches Bewusstsein, sondern vielmehr im Ringen um
eine Neue Ethik (im Unterschied zur Neuen Mythologie der Frühromantiker) und das „Neudenken der
Idee der Verantwortung“ (Hans Jonas). Es geht um eine neue Synthesis von Technik und Umwelt, von
Vernunft und Natur.
Im Zentrum des Seminars stehen Ursachen und Folgen der sich abzeichnenden, ökologischen
Katastrophe und die Frage nach den Möglichkeiten einer Abwendung in den Bereichen Ökonomie
(degrowth) und Verkehr (mobility justice).
Nach einem philosophischen, anthropologischen und soziologischen Einstieg möchten wir die
Anforderungen an eine Neue Ethik ganz praktisch auf den Bereich Mobilität anwenden. Eine hohe
räumliche und soziale Mobilität ist das Kennzeichen moderner Gesellschaften und wird mit Freiheit
und Selbstverwirklichung assoziiert. Auch hier kann das Rad nicht einfach zurückgedreht werden und
durch technische Lösungen alleine wird die Verkehrswende nicht gelingen, es bedarf weitreichender
Veränderungen. Wie kann eine sozial gerechte und ökologische Transformation dieser Arbeitsplätze
gelingen (just transition)? Wie kann Mobilität so gestaltet werden, dass bestimmte
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Bevölkerungsgruppen nicht benachteiligt bzw. ausgeschlossen werden? Welche Rolle spielen dabei
die Sozialpartner und welche Funktionen kann oder muss der Staat übernehmen?
Im Seminar soll sich ein interdisziplinärer Diskurs zum Thema „Klimawandel, Ethik und
Klimagerechtigkeit“ entfalten. Im Austausch mit Wissenschaftler*innen und anderen Expert*innen
wollen wir uns diesem globalen Thema in umfassender Weise nähern. Am Beispiel der
Automobilbranche wollen wir das Thema Mobilität bei einem PKW-Hersteller vor Ort diskutieren.
4) Weitere Informationen
Zur Vorbereitung stellen wir einen Reader zusammen. Das Seminar beinhaltet eine Exkursion zu
einem Automobilhersteller in der Region.
5) Seminarleitung
Dr. Silke Tönsjost, Leiterin des Referats Alumni und des wissenschaftlichen Nachwuchs in der Hans-
Böckler-Stiftung, Promotion im Fach Ethnologie zum Thema Konsumpräferenzen und Wohlstand.
Besonders interessant findet sie die zugrundeliegenden Werte und Normen, die das menschliche
Konsum- und Wirtschaftshandeln steuern.
Dr. Patrick Tschirner, Referent im Referat Promotionsförderung der Hans-Böckler-Stiftung, Promotion
im Fach Philosophie über die späte Wissenschaftslehre von J.G. Fichte. Ein besonderer
Interessenschwerpunkt ist die Frage nach dem Wesen des Menschen und der Technik.
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Heinrich-Böll-Stiftung
1) Titel des Seminars: Städte begegnen dem Klimawandel – Wege zu einer partizipativen und
zukunftsgerechten Stadtgestaltung
2) Teaser
Der Klimawandel stellt unsere Städte vor ganz neue Herausforderungen: Wie ändert sich damit der
Alltag seiner Bewohner*innen? Gesundheitliche Folgen ebenso wie Auswirkungen auf
Freizeitgestaltung und die tägliche Arbeit stellen allesamt auch die Frage nach einer gerechten
Zukunftsgestaltung. Der Workshop erarbeitet am Beispiel Klimaanpassung Lösungsoptionen und
Formate, die gemeinschaftliche Praktiken partizipativ entwickeln und so auch das Verhältnis von
Wissenschaft und Gesellschaft ein Stück weit neu denken.
3) Ankündigungstext
Der Klimawandel stellt unsere Städte vor ganz neue Herausforderungen: Wie ändert sich der Alltag
seiner Bewohner*innen angesichts immer häufiger werdender Hitzewellen? Wie können sie sich
wappnen gegen Starkregen und Stürme? Gesundheitliche Folgen sind hier nur ein Aspekt unter
vielen, die allesamt auch die Frage nach einer gerechten Zukunftsgestaltung stellen. Sowohl die
Bürger*innen als auch andere Akteure der Stadtgesellschaft sind von den Auswirkungen in ihrer
Freizeit oder bei der Arbeit unterschiedlich stark betroffen. Klimaauswirkungen beeinflussen die
Lebensqualität und den sozialen Zusammenhalt in kleinen und großen Städten.
Auf diese künftigen Herausforderungen müssen Städte sich schon heute aktiv vorbereiten. Immer
mehr Städte wollen hier auch ihre Bürger*innen mitentscheiden lassen und in entsprechende
Planungsprozesse einbinden. Gleichzeitig spielen Anpassungsmaßnahmen in der Nachbarschaft, im
Verein oder in der Familie eine Rolle: alles Bereiche, die durch die Bürger*innen selbst verändert und
gestaltet werden müssen. Aber wie gelingt eine Partizipation, die alle Perspektiven angemessen
berücksichtigt und die auch stillen Gruppen der Stadtbevölkerung Gehör verschafft? Wie lassen sich
gemeinschaftliche Praktiken partizipativ entwickeln, die auch langfristig von der Stadtgesellschaft
getragen werden?
Im Workshop werden wir uns zunächst intensiv mit den vielfältigen Aspekten von Klimaanpassung in
der Stadt im Kontext nachhaltiger Stadtentwicklung auseinandersetzen. Indem wir einen Blick auf die
Situation vor Ort in Heidelberg werfen, machen wir die Folgen für alle erfahrbar und lernen Werkzeuge
und Formate kennen, um mit unterschiedlichen Zielgruppen in den Austausch zu treten. Auf dieser
Basis erarbeiten wir dann für ausgewählte Schwerpunktbereiche mögliche Lösungsoptionen, mit
denen Städte aktiv dem Klimawandel begegnen können. Dabei wollen wir Werkzeuge für reale und
digitale Experimente oder Interventionen einbinden und wenn möglich testen, die auf die
Veränderungen sozialer Praktiken abzielen. Wir konzentrieren uns dabei vor allem auf die Frage, wie
Städte im Einbezug städtischer Akteure und der Stadtgesellschaft in die Entscheidungsfindung neue
Wege beschreiten können, um Menschen darin zu bestärken selbst aktiv zu werden.
Im Verlauf des Workshops geben wir regelmäßig Einblicke in konkrete Projekte, die aufzeigen, wie
Forschung und Praxis bereits aktiv an der Gestaltung nachhaltiger Städte zusammenarbeiten und
neue Wege der Beteiligung beschreiten. Das bietet uns einen guten Anlass, um das Verhältnis von
Wissenschaft und Gesellschaft in der Produktion von Wissen und der Erarbeitung von
Nachhaltigkeitslösungen kritisch zu reflektieren und zu diskutieren.
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4) Weitere Informationen
5) Seminarleitung
Dr. Beatrice Johns Schwerpunktthemen liegen zum einen auf Visionen und Bildern der Zukunft, auf
Erfahrungen und Experimenten, um Zukunft zu gestalten, zum anderen darauf, wie sich digitale
Umfelder als Werkzeuge nutzen lassen, um Lösungen erfahrbar für die Praxis zu machen. Sie
erarbeitete diese Themen 2012-2019 in den Projekten „Global Classroom“ und „Bridging the Great
Divide“ an der Leuphana Universität Lüneburg. Seit Frühjahr 2019 ist sie für die Stadt
Boizenburg/Elbe im Verbundprojekt „GoingVis" tätig. Dort koordiniert sie die lokalen partizipativen
Prozesse zur Klimaanpassung mit dem Namen PLATZ-B. Beatrice Johns promovierte an der
Leuphana Universität zu Darstellungen und Visualisierungen als Werkzeug für die Entwicklung von
Nachhaltigkeitslösungen.
Dr. Annika Weiser studierte Umwelt- und Wirtschaftsrecht sowie Sustainability Science und schloss
2019 ihre Promotion an der Fakultät Nachhaltigkeit zu den Potenzialen strategischer Ansätze im
Wandlungsprozess hin zu einem nachhaltigeren Umgang mit Metallen ab. Im Projekt Zukunftsstadt
Lüneburg 2030+ gestaltete sie den transdisziplinären Arbeitsprozess von Visionen zur Erprobung
konkreter Maßnahmen im Reallabor. Seit Juli 2018 koordiniert sie am Leuphana College das Modul
„Wissenschaft trägt Verantwortung“ und forscht u.a. zu transdisziplinären Arbeits- und Lernprozessen
an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft.
.
19
Konrad-Adenauer-Stiftung
1) Titel des Seminars: Klimakrise – Chance und Bedrohung für die Demokratie
2) Teaser
Ziel des Seminars ist es, den Klimawandel als Krisenphänomen zu betrachten und die sich daraus
ableitbaren Konsequenzen für politische und gesellschaftliche Akteur*innen und deren Handeln zu
analysieren. Dabei werden sowohl die negativen Auswirkungen auf politische Entscheidungsprozesse
und Ergebnisse erarbeitet und diskutiert als auch die positiven Chancen, die jeder Krise innewohnen,
in den Blick genommen.
3) Ankündigungstext
Krisen sind in der Politik Situationen, die fundamentale Bedrohungen für Leib und Leben oder
grundlegende Werte darstellen und deswegen bei den beteiligten Akteur*innen Stress auslösen und
Entscheidungen sowie Handlungen außerhalb des Normalen und Bekannten erfordern. Der
Klimawandel ist für die Menschheit und damit auch für Demokratie und Wissenschaft eine
existenzielle Bedrohung und wird daher auch als Klimakrise („creeping crisis“) verstanden.
Wird der Krise nicht adäquat begegnet, kann sich aus einer situativen Krise auch eine institutionelle
Krise entwickeln, welche die Legitimität der handelnden politischen Akteur*innen und des politischen
Systems in Frage stellt. Krisen sind jedoch auch Kontexte, in denen sich Handlungsspielräume für
Akteur*innen vergrößern und politische Prozesse sich neu ausrichten können – sie haben somit auch
eine positive Seite.
Im Seminar soll geklärt werden, ob der Klimawandel in demokratischen Kontexten bereits politische
Krisensymptome generiert und wenn ja, wie sich diese auf die politischen Prozesse auswirken oder
zukünftig auswirken könnten. Ebenso soll diskutiert werden, ob bzw. inwieweit Demokratien
krisenanfälliger als Autokratien sind und der Klimawandel damit auf globaler Ebene die derzeitige
„Weltunordnung“ weiter verschärft und vielleicht den Westen weiter unter Druck bringt.
Die Gestaltung des Klimawandels hat aber auch eine soziale Dimension. Die Frage, wie Klimapolitik
sozial und wirtschaftlich verträglich gestaltet werden kann, kann ebenso zu einer Frage des
Fortbestands der Demokratie werden. Insofern sind Lösungen, wie wirtschaftliche, ökologische und
soziale Dimensionen gemeinsam berücksichtigt und in einem Ausgleich gestaltet werden können, von
größter Bedeutung.
Weiter soll aus politikwissenschaftlicher Perspektive aufgezeigt und im Seminar diskutiert werden, wie
Krisensituationen die politischen Entscheidungsprozesse formen. Dabei sollen die einzelnen
politischen Akteur*innen (Exekutive, Legislative, Zivilgesellschaft usw.) in den Blick genommen, deren
grundsätzliche Handlungslogiken erörtert und das (potentielle) Krisenverhalten antizipiert werden.
Es sollen aber auch die positiven Seiten der Klimakrise im Seminar in den Blick genommen werden.
So entstehen durch den Klimawandel beträchtliche Transformationspotentiale für Gesellschaft und
Wirtschaft, die vielleicht nur in einer Krisensituation verfügbar werden. Etwa ist am Beispiel von
Fridays for Future zu sehen, dass die Klimakrise große Teile einer Generation an jungen Menschen
für ein gemeinschaftliches Thema politisiert. Diese Politisierung kann und muss als Chance für
Demokratien gesehen werden.
20
4) Weitere Informationen
Methodische Anmerkungen
- Das Seminar sieht eine eigenständige Vorbereitung der Teilnehmer vor (vornehmlich
Textlektüre).
- Eine Sitzung soll von einer Expertin oder einem Experten mit naturwissenschaftlichem
Schwerpunkt geleitet werden, der eine kurze Einführung zum Klimawandel und dessen
naturwissenschaftlichen Grundlagen gibt.
- Eine Sitzung soll von einer Expertin oder einem Experten mit innen- und/oder
wirtschaftspolitischem Schwerpunkt geleitet werden, der einen Überblick über die gesellschafts- sowie
wirtschaftspolitischen Folgen des Klimawandels und eventuelle Adaptionsstrategien gibt.
- Die Sitzungen werden durch verschiedene didaktische Instrumente abwechslungsreich und
interaktiv gestaltet. So sind bspw. kleinere Plan- bzw. Rollenspiele oder Gruppenarbeit fester
Bestandteil des Seminarkonzepts.
5) Seminarleitung
Sven Morgen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl für Internationale
Beziehungen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er forscht und lehrt zu Themen der deutschen
Außen- und Sicherheitspolitik sowie deren Entscheidungsprozessen, politische Strategie und
Klimawandel als Krisenphänomen.
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Rosa-Luxemburg-Stiftung
1) Titel des Seminars: A Planet to Win: Wege aus der Klimakrise
2) Teaser
Wir leben in Zeiten extremer sozialer Verwerfungen und zunehmend irreparabler ökologischer
Schäden. In unserem Seminar werden wir uns mit der globalen Klimakrise und Möglichkeiten ihrer
Bewältigung beschäftigen. Dabei stehen zwei Stränge aktueller Debatten im Mittelpunkt: Diskussionen
um einen Green New Deal, die ausgehend vom politischen Diskurs der USA mittlerweile auch in
Europa Einzug erhalten haben, und geistes- und sozialwissenschaftliche Perspektiven auf
Postwachstum und Degrowth.
3) Ankündigungstext
Die Demokratien des Globalen Nordens befinden sich in einem Dilemma: einerseits sind ihre
politischen und kulturellen Praxen nach wie vor grundsätzlich durch demokratische Teilhabe,
Rechtsstaatlichkeit und den positiven Bezug auf Werte der Aufklärung geprägt, andererseits drohen
autoritäre Staaten wie die Volksrepublik China und Russland ihnen wirtschaftlich und politisch den
Rang abzulaufen. Die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften, die sich
demokratische Prozesse der Willensbildung und Entscheidungsfindung wortwörtlich sparen, ruft in
Erinnerung, dass demokratische Prinzipien und volkswirtschaftliche Effizienz historisch nie
widerspruchsfrei nebeneinander existiert haben. Sie funktionierten in den Kernstaaten des
kapitalistischen Weltsystems nur auf Grundlage globaler Ungleichgewichte, transnationaler
Abhängigkeit und kolonialer Gewalt und werden vor dem Hintergrund des Aufstiegs rechter
Bewegungen auch im sogenannten „Westen“ seit einigen Jahren immer stärker ausgehöhlt.
Die gegenwärtige Weltwirtschaftsordnung verstetigt globale Ungleichgewichte, indem sie eine auf
ungleichem Tausch basierende internationale Arbeitsteilung in verschiedenen Systemen politischer
Kontrolle institutionalisiert. Der Energie- und Ressourcenhunger der entwickelten Industrie- und
Technologienationen befeuert weltweit nicht nur Kriege, sondern ist auch Hauptverursacher des
zerstörerischen Klimawandels, unter dem in erster Linie diejenigen leiden, die am wenigsten zu ihm
beigetragen haben. Dabei wird die „Externalisierung“ der sozialen und ökologischen Kosten unseres
Lebens in Regionen des Globalen Südens (Stephan Lessenich) in den Zentren der kapitalistischen
Weltwirtschaft immer noch gerne geleugnet oder ignoriert. Dies nicht zuletzt, weil brennende
Landstriche und die erzwungene Flucht Hunderttausender sowohl einem ruhigen Gewissen als auch
dem politischen Selbstbild vieler Demokrat*innen entgegenstehen. Dennoch ist klar zu erkennen: Der
Kapitalismus und die neoliberale Globalisierung haben verheerende Folgen und daran trägt
Deutschland als eine ihrer Führungsmächte maßgeblich Verantwortung.
Vor diesem Hintergrund lassen sich die Klimakrise ebenso wie die in den vergangenen Jahrzehnten
massiv verschärften sozialen Ungleichheiten nur angemessen bewältigen, wenn wir Demokratie neu
denken. Sozial-ökologische Transformationskonzepte dürfen nicht ausschließlich bei
umweltfreundlicheren Technologien, sondern müssen viel grundsätzlicher bei unserer Lebensweise
und der Art, wie wir Güter und Macht (re-)produzieren und verteilen, ansetzen. Dies möchten wir in
unserem Seminar gemeinsam mit euch diskutieren. Dazu werden wir uns mit dem Klimawandel und
seinen globalen, aber auch sehr unmittelbaren Auswirkungen am Beispiel der Marshallinseln
beschäftigen. Außerdem betrachten wir Diskussionen um einen möglichen Green New Deal und
fragen nach der Eignung entsprechender Konzepte angesichts der aktuellen Herausforderungen.
Darüber hinaus möchten wir Degrowth als Perspektive der Geistes- und Sozialwissenschaften
kennenlernen und mit euch über Postwachstumsgesellschaften als mögliche Alternativen zum
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globalen Kapitalismus diskutieren. Gemeinsam mit einer Aktivist*in aus der Klimabewegung werden
wir auch einen Blick auf aktuelle Kämpfe für Klimagerechtigkeit werfen.
Als Gesprächspartner*innen konnten wir bislang unter anderem Barbara Muraca (Assistant Professor
für Umweltphilosophie an der University of Oregon), Ines Schwerdtner (Chefredakteurin der deutschen
Ausgabe des Jacobin magazine) und Viviana Uriona (Filmemacherin) gewinnen.
4) Weitere Informationen
Literatur:
Brand, Ulrich; Wissen, Markus: Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur in
Zeiten des globalen Kapitalismus, München, 2017.
Lessenich, Stephan: Grenzen der Demokratie. Teilhabe als Verteilungsproblem, Ditzingen, 2019.
Pettifor, Ann: The Case for the Green New Deal, London/New York, 2019.
Schmelzer, Matthias; Vetter, Andrea: Degrowth/Postwachstum zur Einführung, Hamburg, 2019.
5) Seminarleitung
Nicolas Drexel hat Kultur- und Geschichtswissenschaften studiert. Er ist wissenschaftliche Hilfskraft
am Lehrstuhl für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration der Europa-
Universität Viadrina und in der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung aktiv.
Karina Rosa Frank hat Politikwissenschaft an der Universität Hamburg und Sozialwissenschaften an
der Humboldt-Universität zu Berlin studiert. Sie ist als Referentin in der politischen Bildungsarbeit mit
Jugendlichen und Erwachsenen tätig.
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Stiftung der Deutschen Wirtschaft
1) Titel des Seminars: Klima und Demokratie: Wer gefährdet hier wen?
2) Teaser
Demokratische Entscheidungsprozesse brauchen Zeit. Zeit, um zu informieren, zu überzeugen und
vor allem um Mehrheiten für richtungweisende Entscheidungen zu organisieren. Die
Herausforderungen des Klimawandels lassen bei manchen Menschen Zweifel daran aufkommen, ob
wir diese Zeit noch haben. Rasches Handeln ist erforderlich, um das Überschreiten von Kippunkten zu
verhindern, die für die Menschheit als Ganzes existenzbedrohend werden können. Zugespitzt könnte
die Frage lauten: Kann man noch warten, bis die Politik beim Thema Klimaschutz zu den aus
wissenschaftlicher Sicht gebotenen Maßnahmen findet?
3) Ankündigungstext
Die Erderhitzung droht ein Ausmaß anzunehmen, das zu nicht mehr umkehrbaren Konsequenzen
führt. Polkappenschmelze, auftauender Permafrostboden und steigende Meeresspiegel führen zu sich
selbst verstärkenden Bedrohungsszenarien. Globale Klimaveränderungen, vermehrte
Naturkatastrophen und daraus resultierende Migrationsbewegungen lassen eine für viele Menschen
massiv veränderte Welt entstehen.
„Aber die Staatengemeinschaft hat sich doch bereits auf Ziele verständigt!“ heißt es dann. – Ja, richtig.
Aber Ziele sind noch keine Lösung. Und ob das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5°C – Ziel
überhaupt realistisch ist, scheint nach der letzten Klimakonferenz in Madrid fraglicher denn je.
In Anbetracht dieser Situation wird die Frage laut, ob denn die parlamentarische Demokratie den
Herausforderungen des Klimawandels gewachsen ist. Können die zur Demokratie gehörenden,
langwierigen Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse mit der Dringlichkeit und dem Umfang der
notwendigen Veränderungen Schritt halten?
4) Weitere Informationen
Ablauf:
Herausforderungen des Klimawandels / Wissenschaftskommunikation
An den ersten zwei Tagen des Seminars wollen wir zunächst einmal das Problemfeld abstecken. Was
genau sind die Herausforderungen des Klimawandels, wie hat die Politik in Deutschland und
international bisher darauf reagiert und was wäre aus wissenschaftlicher Perspektive das eigentlich
Gebotene? Dabei sollen auch Fragen der Wissenschaftskommunikation beleuchtet werden, denn das
Problem des Klimawandels ist schon lange bekannt und man fragt sich, warum bisher kaum
Gegenmaßnahmen ergriffen wurden. Selbst der Erfolg der „for-Future-Bewegungen“ ist bisher eher
ein medialer – reale Politikveränderungen über erste richtige Ansätze (Klimapaket der
Bundesregierung) hinaus sind bisher nicht zu verzeichnen. Auf der anderen Seite werden aber auch
die demokratischen Handlungsspielräume kleiner. Denn je mehr Schäden der Klimawandel nach sich
zieht, desto mehr Mittel müssen zu ihrer Beseitigung aufgewendet werden, was wiederum unsere
Handlungs-alternativen reduziert.
Direkte Formen der Demokratie / Bürgerräte
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Am dritten und vierten Tag des Seminars sollen Formen der direkten Demokratie und hier
insbesondere das Instrument der Bürgerräte beleuchtet werden. Wie können Bürger*innen stärker
einbezogen werden, wenn es um die Entscheidung über Zukunftsfragen geht? Aus der
Bürgerbeteiligung im Zusammenhang mit der Errichtung von onshore-Windparks weiß man:
Beteiligung schafft Akzeptanz. Vielleicht lässt sich dieses Prinzip ja auch auf große Fragen übertragen
und Bürger*innen sind dann auch bereit, viel gravierendere Veränderungen mitzutragen, als es die
Politik im Moment zu glauben vermag. Für diesen Programmteil werden wir ein Projektteam aus dem
sdw-Programm „Think Lab 2.0 – Transformation gestalten“ einbinden, das sich genau mit diesem
Thema beschäftigt und die Durchführung eines Bürgerrats plant.
Detaillierte Informationen zu den Seminarinhalten, die in den nächsten Wochen weiter ausformuliert
werden, und Hinweise zur vorbereitenden Lektüre erhalten die Teilnehmer*innen vorab.
5) Seminarleitung
Dr. Anke Bösel, Bereichsleiterin der Studierendenprogramme, Jörg Hülshörster, Projektleiter des
„Think Lab 2.0 – Transformation gestalten“, und Timon Matzura, Mitarbeit im Projekt „Think Lab 2.0 –
Transformation gestalten“, übernehmen als Team der Stiftung der Deutschen Wirtschaft die
Seminarleitung.
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Studienstiftung des deutschen Volkes
1) Titel des Seminars: Klimaschutz – Systemtransformation des Energiesystems und ihre
Trade-Offs
2) Teaser
Die Begrenzung der Erderwärmung in diesem Jahrhundert auf möglichst unter 2°C erfordert eine
Transformation des weltweiten Energiesystems. Dies soll durch eine klimaneutrale Energieversorgung
und negative Emissionen erreicht werden. Die empfohlenen Maßnahmen beinhalten einen Ausbau
von erneuerbaren Energien, eine Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre, die sogenannten
negativen Emissionen, und eine steigende Energieeffizienz. Diese Optionen sind mit teilweise
beträchtlichen Trade-offs verbunden. Welche Handlungsoptionen sind verfügbar und welche Trade-
offs bestehen?
3) Ankündigungstext
Die Anforderungen des 2°-Ziels an die Reduktion von Treibhausgasen sind beträchtlich, wie die
Modellsimulationen im Bericht des Weltklimarates (IPPC) zeigen. Die Arbeitsgruppe wird sich mit den
ökonomischen Aspekten auf dem Weg zu einer klimaneutralen Welt beschäftigen. Der erste Teil
besteht in einer Bestandsaufnahme des heutigen Energiesystems, seiner Dynamik, und den
Anforderungen an die Transformation dieses Systems.
Nach übereinstimmenden Aussagen erfordert die Erreichung des 2°-Ziels negative Emissionen ab
etwa Mitte dieses Jahrhunderts. Die Optionen für negative Emissionen, von denen das Carbon
Capture and Sequestration (CCS) ein wichtiger Teil ist, sind Gegenstand des zweiten Teils.
Bestehende Technologien, neue Ansätze zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre, die
Ressourcenbasis für ihren Einsatz sowie das Risikomanagement dieser Technologien werden erörtert.
Dr. Marcella Dean, Manager Geomechanics and Containment Technologies (angefragt) stellt dar, wie
die Risiken solch neuer Technologie gemanagt werden können.
Die globale Energiewende erfordert wirtschaftliche Anreize, damit sowohl die Wirtschaft als Anbieter
von mehr oder weniger energieintensiven bzw. klimafreundlichen Produkten als auch die
Verbraucher*innen als Konsumenten dieser Produkte ihre Strategien und ihr Verhalten verändern. Im
dritten Teil wird als zentrales Instrument für wirksame Anreize die Bepreisung von Treibhausgasen
(THG) erörtert. Diese findet zunehmend Verbreitung, ist aber noch bei weitem nicht wirksam genug.
Auch die Bundesrepublik Deutschland wird die Bepreisung von CO2 ausweiten. Die Debatte darum
zeigt, dass die Einführung von THG-Preisen neben Aspekten der Effizienz auch Fragen der
Verteilungsgerechtigkeit, sowohl national als auch international, berücksichtigen muss.
Die Klimapolitik kann mit verschiedenen Instrumenten die Wende weg von fossilen Energieträgern und
hin zu erneuerbaren Energien beeinflussen. Steuern oder Abgaben auf CO2-Emissionen, ein
Emissionshandelssystem, Subventionen und Quotenregelungen für den Einsatz emissionsarmer
Energieträger sind die wichtigsten derzeit eingesetzten Instrumente. Häufig werden mehrere dieser
Instrumente gleichzeitig eingesetzt. Die Vor- und Nachteile sowie die damit verbundenen Trade-Offs
der verschiedenen schon umgesetzten und der gerade diskutierten Instrumente werden in diesem Teil
des Seminars besprochen.
Erkenntnisse aus der Klimaforschung müssen jenseits der wissenschaftlichen Publikationen auch in
Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft kommuniziert werden, um zu einer wirksamen Klimapolitik und
erfolgreichem Klimaschutz beitragen zu können. Der Druck, schnell die Energiewende einzuleiten,
wird durch zahllose Studien bestätigt, aber führt dennoch nicht zu den dafür notwendigen
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Maßnahmen. Warum dies so ist und wie die Kommunikation verbessert werden kann, ist Thema des
fünften Tages. Marie-Luise Beck, die Geschäftsführerin des Deutschen Klimakonsortiums (DKK)
diskutiert die Chancen und Herausforderungen einer wirksamen Klimakommunikation.
4) Weitere Informationen
5) Seminarleitung
Prof. Gernot Klepper, Ph.D., forscht am Institut für Weltwirtschaft (IfW), wo er für viele Jahre Leiter des
Forschungsbereichs “Umwelt und natürliche Ressourcen” war. Seit 2014 koordiniert er den Dialog zur
Klimaökonomie im Rahmen des BMBF Förderschwerpunkts „Ökonomie des Klimawandels“. Er ist
Sprecher des Kiel Earth Institutes (https://www.kiel-earth-institute.de/). Gernot Klepper hat
Volkswirtschaftslehre studiert (Universität Heidelberg) und in Agrarökonomie promoviert (University of
Kentucky, USA). Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf den Klimaschutz mit dem
Schwerpunkt auf die Modellierung und Analyse von klimapolitischen Instrumenten. Ein besonderer
Schwerpunkt seiner Arbeit stellt die Erforschung der Rolle der Nutzung natürlicher Ressourcen wie
Land und Wasser für Klimaschutz und Klimawandel dar.
Er ist in viele Beratungs- und Netzwerkaktivitäten involviert: So war er lange Jahre Vorsitzender des
Nationalen Komitees für Global Change Forschung (NKGCF) der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) und Research Fellow des CEPR sowie stellvertretender Vorsitzender des Deutschen
Klimakonsortiums (DKK) (http://www.deutsches-klima-konsortium.de/). Zurzeit ist er unter anderem
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und
Vorsitzender von International Sustainability and Carbon Certification (ISCC e.V.) (https://www.iscc-
system.org/stakeholders/iscc-association/).
Co-Dozentinnen
Marie-Luise Beck ist seit 2012 Geschäftsführerin des Deutschen Klima-Konsortiums. Projekte wie die
Online-Vorlesung zum Klimawandel auf Deutsch und Englisch sowie der K3 Kongress zu
Klimakommunikation entstanden unter ihrer Leitung. Zuvor war sie in dem Projekt „Forschungsforum
Öffentliche Sicherheit“ an der Freien Universität Berlin verantwortlich für den Dialog zwischen
Wissenschaft und Politik. In den Jahren 2000 bis 2009 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin
und Büroleiterin bei verschiedenen Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Dort steuerte sie ab
2007 den Aufbau der Parlamentsinitiative „Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit“, dessen Vorstand sie
heute angehört. Ihr Studium der Biologie, Germanistik und Erziehungswissenschaften absolvierte sie
an der Marburger Philipps-Universität mit dem Abschluss Erstes Staatsexamen.
Dr. Marcella Dean (angefragt) ist bei SHELL Global Solutions als Manager Geomechanics and
Containment Technologies tätig. Sie hat Geophysik studiert und beschäftigt sich seit einigen Jahren
mit der Lagerung von CO2 als einer der Voraussetzungen für negative Technologien. Sie koordiniert
das aus zahlreichen Forschungsinstituten und Unternehmen bestehende Konsortium für das Projekt
DETECT der Europäischen Kommission, das sich mit den Risiken und ihrer Kontrolle bei der
Lagerung von CO2 beschäftigt.