As ADHS eng Krankheet?
Europäesch Sensibiliséirungswoch zum Thema ADHS
18.-25.9.2009
Trugbild ADHS
Krankheitsbegriff, Neuro-Biologie,
Differentialdiagnosen und Therapie
Dr. Robert Thill-HeusbourgFacharzt für Neurologie
Zusatzbezeichnung SportmedizinDiplom für Psychotherapeutische Medizin
Der Schein trügt, wenn er falsch ist.
Motto über Dagobert Ducks Schreibtisch
Einleitung
Gesundheitsbegriffe allgemein
Gesundheit ist ein Zustand des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit.
Definition der WHO
Laut verschiedenen Studien geben ca 30% der Fitness-
Studio-Benutzer Besucher in Deutschland den Gebrauch von verbotenen Doping-Substanzen
(Anabolika u.a.) zu.
Marathonläufe werden immerbeliebter, und eine Untersuchungaus der Schweiz zeigt, dassmehr als 30 Prozent der Teilnehmeram Jungfrau-Marathon bereits vordem Start Schmerzmittel eingenommenhatten .
http://www.svl.ch/doping/doping_breiten.html
http://www.sportmedx.ch/index.php?navsc=2_4.
Heftiger Medikamenten-Missbrauch an den Opernhäusern
Tenor Wagenführer: Bei Dopingkontrollen könnte keine Vorstellung mehr zwischen Wien und New York stattfinden
München - Gäbe es "Dopingkontrollen" an den großen Opernhäusern, "könnte nirgendwo zwischen New York und Wien eine Vorstellung stattfinden", erklärte der Tenor Roland Wagenführer dem deutschen Magazin "Focus". Unter Opernsängern soll es schweren Medikamenten-Missbrauch geben kritisiert Wagenführer. Lampenfieber, Leistungsdruck und Konkurrenzkampf führten bei vielen Sängern zu regelmäßigem Konsum von Beruhigungs-und Schlafmitteln sowie von Alkohol. Er kenne "Kollegen, deren Medikamentenkoffer größer ist als der Rest ihres Reisegepäcks", berichtete Wagenführer. (APA/AFP)
13.4.2008
800.000 Deutsche „dopen“ sich regelmäßig für den Jobdpa
Berlin – Die DAK warnt vor verstärktem „Doping am Arbeitsplatz―: In einer Umfrage unter 3.000 Beschäftigten zwischen 20 und 50 Jahren gaben fünf Prozent an, im Büro schon einmal mit Medikamenten ihre Konzentration, Stimmung oder Leistungsfähigkeit verbessert zu haben, heißt es im DAK-Gesundheitsreport 2009, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung wären das rund zwei Millionen Deutsche.
Etwa 800.000 Beschäftigte nehmen demnach regelmäßig und gezielt Psychopharmaka, um der Arbeitsbelastung besser gewachsen zu sein. Der Studie zufolge hält es jeder fünfte Arbeitnehmer für vertretbar, wenn Gesunde Medikamente einnehmen, um im Job leistungsfähiger zu sein.
DAK-Chef Herbert Rebscher sagte, es bestehe die Gefahr, „dass wenigstens ein Teil der Menschen in die Dopingfalle tappen, wie Sportler, die sich für einen Wettkampf fit machen―. Wer glaube, immer perfekt sein zu müssen und verstärkt zur Leistungssteigerung auf Pillen zurückgreift, lebe gefährlich.
Die Krankschreibungen aufgrund von psychischen Problemen sind vergangenen Jahr im Vergleich zu 2007 um 7,9 Prozent gestiegen. Damit waren psychische Erkrankungen bereits der vierthäufigste Grund für eine Krankmeldung. Ein DAK-Versicherter fehlte 2008 im Durchschnitt 11,9 Tage krankheitsbedingt. Der Krankenstand stieg damit im Vergleich zu 2007 leicht um 0,1 Prozent auf 3,3 Prozent an.
Knapp 22 Prozent der Arbeitsausfälle wurden durch Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems verursacht, rund 17 Prozent durch Erkrankungen des Atemsystems und 14,1 Prozent durch Verletzungen. Der Anteil der psychischen Erkrankungen stieg gegenüber 2007 um 7,9 Prozent an.
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/35422/ Politik
Der „innere Mediziner“ Gross, Nestor der inneren Medizin in Deutschland, (Gross/Schölmerich: Das Lehrbuch der inneren Medizin), hat einmal sehr schön gesagt: „Ob jemand gesund ist, hängt davon ab, wie viele Untersuchungen man macht. Macht man fünf Untersuchungen, sind 90 Prozent gesund, macht man zehn Untersuchungen, sind noch 80 Prozent gesund, macht man 20 Untersuchungen, noch 36 Prozent“.
« Ein neues Zeitalter sehen manche Beobachter heraufdämmern: Neuro-Enhancement, das Tunen von Psyche, Gedächtnis und Intellekt, werde bald alltäglich sein. »
Ulrich BahnsenBauteile für die SeeleDie Zeit, Nr.34, 16.8.2007
Offene Fragen:
- Gibt es einen Unterschied zwischen sechs Tassen Kaffee und einer Tablette Modafinil?- Wo hört eine medizinische Leistungsverbesserung bei Patienten auf und fängt Gehirn-Doping bei Gesunden an?
- Unter welchen Bedingungen ist Gehirn-Doping vergleichbar dem Doping im Sport?- Ist Gehirn-Doping eine Privat-Angelegenheit oder soll der Gesetzgeber eingreifen?- Können durch Gehirn-Doping soziale Ungleichheiten entstehen?- Welche Auswirkungen haben solche Substanzen auf unsere persönliche Identität und wie beeinflussen sie unser Zusammenleben?
- Wie sicher sind solche Substanzen bei Langzeitkonsum?- Wie sollen Mediziner auf diese von der Pharmaindustrie mit gewollte Ausweitung desMarktes reagieren?
• Originalquelle: Maher B. Poll results: look who's doping. Nature 2008;452:674-5.
• Literatur: 1. Sahakian B, Morein-Zamir S. Professor's little helper. Nature 2007;450:1157-9.
• Quelle: InFo Neurologie & Psychiatrie 2008;9:16 , Prof. Klaus Lieb, Mainz
KrankheitsbegriffPsychiatrieallgemein
Krankheit : (engl.) disease, illness ; Erkrankung, Nosos, Pathos, Morbus ;
1. Störung der Lebensvorgänge in Organen oder im gesamten Organismus mit der Folge von subjektiv empfundenen bzw. objektiv feststellbaren körperlichen, geistigen bzw. seelischen Veränderungen.
2. In der Rechssprechung des Bundessozialgerichts der Zustand von Regelwidrigkeit im Ablauf der Lebensvorgänge, der Krankenpflege und Therapie erfordert und aus dem eine berufsspezifische erhebliche Arbeits- bzw. Erwerbsunfähigkeit resultiert.
3. Begriffl. Bezeichnung für eine definierbare Einheit typischer ätiologischer, morphologischer , symptomatischer, nosologisch beschreibbarer Erscheinungen, die als eine bestehende Erkrankung verstanden wird.
PschyrembelKlinisches Wörterbuch
Wir sprechen von Krankheit, wenn eine körperliche oder seelische Beeinträchtigung so schwerwiegend ist, dass ein Kind oder Jugendlicher der Bewältigung von alters- und entwicklungsangemessenen Lebensaufgaben nicht nachkommen kann und dadurch seelisches und körperliches Leid von
Behandlungsrelevanz entsteht.
Neben dem subjektiven Leidensdruck können auch der Leidensdruck von Bezugspersonen im familiären und außerfamiliären Umfeld (Kindergarten, Schule, Beruf) Anlass sein, Besonderheiten von Erleben und Verhalten eines Mitmenschen als Störung,Selbst-
oder Fremdgefährdung verstehen zu müssen.
Ist der Geist bloß Biologie?
Ulrich Bahnsen
Bauteile für die SeeleDie Zeit, Nr.34, 16.8.2007
TabuzoneGehirn
Michael Phelps and the Potential of A.D.H.D. I
The New York Times, November 24, 2008, 8:05 pm
• Did swimmer Michael Phelps succeed at the Olympics in spite of having attention deficit hyperactivity disorder — or partly because of it?
• For that reason, some doctors are pushing for a new view that focuses on the potential strengths of the disorder. Dr. Edward M. Hallowell, a psychiatrist and author whose books include ―Driven to Distraction: Recognizing and Coping With Attention Deficit Disorder From Childhood Through Adulthood‖ (Touchstone, 1995), says the current ―deficit-based medical model‖ of the disorder results in low-self esteem.
• ―It‘s not an unmitigated blessing, but neither is it an unmitigated curse, which is usually the way it‘s presented,‖ said Dr. Hallowell, who has the disorder himself. ―I have been treating this condition for 25 years and I know that if you manage it right, this apparent deficit can become an asset. I think of it as a trait and not a disability.‖
• ―We want to tell children, ‗You‘ve got a difference, but not a disease,‘ ‖ he said. ―Michael Phelps is one of any thousands of examples of mega-successful people, C.E.O.s and brain surgeons and famous writers, inventors and entrepreneurs, who have A.D.H.D.‖
Other experts, however, say that while such success stories can be inspiring, parents need to know that their children face real risks. Research shows that children with attention deficit have different brain patterns from other children, and that they are more likely to drop out of school, be involved in car accidents and use illicit drugs.
―This reframing A.D.H.D. as a gift, personally I don‘t think it‘s helpful,‖ said Natalie Knochenhauer, founder of A.D.H.D. Aware, an advocacy group in Doylestown, Pa. ―You can‘t have a disability that needs to be accommodated in the classroom, and also have this special gift. There are a lot of people out there — not only do their kids not have gifts, but their kids are really struggling.‖
Ms. Knochenhauer, who has four children with the disorder, says they too were inspired by the astonishing performance of Mr. Phelps in Beijing. But she added, ―I would argue that Michael Phelps is a great swimmer with A.D.H.D., but he‘s not a great swimmer because he has A.D.H.D.‖
Dr. Koplewicz, of N.Y.U., agreed. ―There are lots of children in the world who have chronic illnesses or disorders like diabetes, allergies or dyslexia who accomplish great things in spite of the fact that they have these disorders,‖ he said. ―I worry when we say A.D.H.D. is a gift, that this minimizes how real it is.‖
• Michael Phelps and the Potential of A.D.H.D. II• The New York Times, November 24, 2008, 8:05 pm
Krankheitsbegriffe
kategorial: krank oder nicht krank
dimensional: Normbeurteilung(wo beginnt das Krankhafte?)
Der Krankheitsbegriff
als
-Schutz-Rechtsquelle
Recht auf Asyl
Asyl ([a‘zy:l] n.; -s,-e) 1 Freistätte, Zufluchts-Ort (für Verfolgte); politisches – Obdach fürpolit. Flüchtlinge; um – bitten, nachsuchen2 Heim, Obdach (für Obdachlose); jmdm. - gewähren [ < grch. Asylon ,,unberaubt,unverletzt‘‘ ; zu a ... ,,nicht‘‘ + sylan,,berauben‘‘]
Schutzvor
Diskriminierung
Schutz vor der Ausgliederung
aus der Gesellschaftaus der Schuleaus der Familie
Rechtauf Differenzierung
in der Gesellschaftin der Schule in der Familie
Recht auf Diagnostik
-psychologisch/psychometrisch-pädagogisch-psycho-motorisch-medizinisch
Rechtauf
Behandlung
Recht auf Kostenübernahme der Behandlung
durch die Krankenkasse
KrankeitsbegriffADHS
Bildunterschrift« Where is my stimulant? » BMJ 2004; 329, 907-908
Use of stimulants for attention deficit hyperactivity disorder
David Coghill
Medienkampagne zu ADHS und/oder Ritalin
anti-psychiatrischeBewegung
Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist im Krankheitskatalog der Weltgesundheitsorganisation (ICD 10 der WHO) eingeordnet und definiert. Als Krankheit definiert haben die betroffenen Menschen fraglos und ohne Gutachtenverfahren Anspruch auf eine durch Krankenkassen finanzierte Diagnostik und auch
Behandlung.
Die von dem Störungsbild betroffenen Kinder und Jugendlichen haben eine hohe Gefährdung in ihrer
sozialen Eingliederung zu scheitern, in Familie, Kindergarten, Schule und Beruf in
Außenseiterpositionen zu geraten, in ihren begabungsadäquat schulischen und beruflichen Ausbildungsgängen zu scheitern; ihr Risiko in
strafrechtliche Konflikte zu geraten und zu Suchtmitteln zu greifen und auch unter weiteren psychischen Störungen zu leiden, ist wesentlich
erhöht.
So ist nur zu gut begründet, die schwere Störung in der Aufmerksamkeitsentwicklung, der Impulskontrolle und der psychomotorischen Steuerung als Krankheit zu begreifen und den betroffenen Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und ihren Familien alle nur möglichen gesundheitlichen Hilfestellungen zu geben.
Introduction à la Loi de 2005 sur l’accessibilité pour les personnes handicapées de l’Ontario (LAPHO)
Qu’entend-on par « handicap »?
La LAPHO utilise la définition du terme « handicap » donnée dans le Code des droits de la personne de l‘Ontario. Cette définition inclut le handicap physique, intellectuel et d‘apprentissage, de même que les troubles du psychisme. Un handicap peut être visible ou invisible.
Qu’entend-on par obstacle?
Un obstacle est toute chose qui empêche une personne handicapée de participer pleinement à la vie de la société en raison de son handicap. Un obstacle peut être visible ou invisible. Citons comme exemple de handicap visible un bâtiment comportant des marches, mais pas de rampe d‘accès. Quant aux obstacles invisibles, il peut s‘agir, par exemple, d‘une politique qui impose un délai de temps pour un test d‘emploi ou pour des possibilités de formation ou de promotion
Neuro-Biologie
Das Gehirn ist ein Organ wie alle anderen Organe auch.
Ursachen (Hypothesen)
Neurobiologische Faktoren
Frontalhirn-Dysfunktion (Inhibition, exekutive Funktionen)
Stammganglien-Dysfunktion (Hyperaktivität)
Neurotransmitter-Ungleichgewicht (Dopamin, Noradrenalin, Serotonin, Glutamat)
Biologische Basis der ADHS
Forschungsergebnisse
NeurogenetikNeuroimagingNeurophysiologieNeuropsychopharmakologie
Behandlungsergebnisse
Dopamin Noradrenalin
Etiologies of ADHDFrom Joel Nigg (2006), What Causes ADHD?
Heritable
LBW
FASD
Lead (high)
Smoking
Perinatal
Other (Toxins)
LBW
FASD
Lead
Smoking
PerinatalOther
Heritable (Genetics)
Genetik
Brustkrebs 0,3Asthma 0,4Schizophrenie 0,7ADHS 0,8
(d.h. wenn beide Eltern ADHS haben, werden 80 % ihrer Kinder ADHS haben)
durchschnittlicher genetischer Beitrag bei ADHS nach Zwillingsstudien
Familiäre Transmission
-Familiäre Häufung
Eltern von ADHS-Kindern haben ein höheres Risiko, an ADHS zu leiden.
Kinder von ADHS-Eltern haben ein höheres Risiko, an ADHS zu leiden (57% erkrankt).
Der adulte ADHS-Typ hat eine hohe Erblichkeit.
-Beteiligung multipler Gene
z.B. Variante des D4 Dopamin-Rezeptor-Gens
-Zusammenspiel genetischer Einflüsse und Umweltfaktoren
„Gene fahren also nicht auf Autopilot, sondern sie gleichen einem Klavier, auf dessen Tasten zahlreiche Signalstoffe spielen. Die Fachleute sprechen von Genregulation. In den letzten Jahren konnte nachgewiesen werden, dass nicht nur Ernährung und Umwelt Einfluss auf die Genregulation haben, sondern auch das, was wir in zwischenmenschlichen Beziehungen erleben. Die stärkste „Droge“ für den Menschen ist der andere Mensch.“
Joachim Bauer, Medizinprofessor am Universitätsklinikum Freiburg mit Forschungsschwerpunkt Neurobiologie und Psychosomatik
(Furche Nr 18/3.5.2007)
Biologische Befunde
Bildgebung
- Reduzierter Glucosemetabolismus präfrontal
- Frontale Störung einschließlich ihrer subkortikalen Verbindungen und rechtshirnige Beteiligung
- Verminderte dopaminerge Aktivität präfrontal
Dopaminerge Funktionsstörung beim Erwachsenen ausschließlich frontal?
Konsequenzen
ADHS
ist keine harmlose Störung
chronische lebenslangeBehinderung
ADHS
-Störung der Wahrnehmung-Störung der sensorischen Integration-Störung der zentralen motorischen Koordination(Feinmotorik, Grobmotorik, Geichgewicht)
ADHS
Konstitutionelle Dysregulation der autonomen Selbststeuerungsprozesse.
Schlaf-Wach-Regulierung
Thermoregulierung
Hunger-Durst-Bedürfnis
Nähe-Distanz-Regulierung
Herz-Kreislauf
"We are talking about a real waste of human resources," Professor Gillberg wrote, appealing for more awareness among teachers of these children and their problems. "Most things in life you can as an adult compensate for, but a ruined self-esteem and a feeling of being useless can never be repaired completely."
Gillberg C, Ekman S. Skolan knäcker 120 000 barn [School ruins 120 000 children].Dagens Nyheter 1997 March 20.
Prädiktoren für persisierende ADHS im Erwachsenenalter sind jüngeres Alter bei Erstuntersuchung, höheres Ausmass an Hyperaktivität, Impulsivität mit Störungen des Sozialverhaltens, familiäre homologe Belastung, psychiatrische Komorbidität und psychosoziale Belastungen
Erwachsene mit ADHD-Viele Erwachsene mit ADS sind in dem Glauben groß geworden, weniger intelligent, weniger kompetent, weniger leistungsfähig und weniger liebenswert zu sein
-Die Wahrscheinlichkeit von multiplen Ko-Morbiditäten ist besonders hoch multi-axiale Diagnostik
-Therapie im Erwachsenen-Alter heißt meistens eine Kombination aus medikamentösen (Antidepressiva, Stimulantien) und psychotherapeutischen Ansätzen
Wahrnehmungsstörungen
Eltern/Lehrer/Ärzte : « Hie kann, mee hie wëllt nët ».Kind : « Ech wëll, mee ech kann nët ».
oder
Eltern/Lehrer/Ärzte : « Hie wëllt, mee hie kann nët ».Kind : « Ech kann, mee ech wëll nët ».
Auch Eltern, Lehrer und Ärzte können an Wahrnehmens-störungen vielfältiger Ätiologie und Ausprägung leiden
Diagnose
Es gibt weder apparative Untersuchungen, noch Labortests oder psychometrische Tests, welche für die Diagnose ADDH spezifisch sind; diese Untersuchungen dienen zur Stützung der klinisch gestellten Diagnose (Psychometrie) bzw. zum Ausschluss anderer Erkrankungen (Labor, EEG, Schädel-CT, Frühe Akustisch Evozierte Potentiale, u.a.)
KOMPLEXITÄT DER DIAGNOSE-FINDUNG
1. alle Symptome sind unspezifisch und, für sich allein genommen, normale Komponenten der menschlichen Natur
2. viele der Einzelsymptome kommen auch bei anderen psychischen und geistigen Störungen vor
3. ADHD ist kein Alles- oder Nichts-Zustand, sondern das extreme Ende einer normalen Kurve
ICD-10 und DSM IV
Alle Symptome müssen folgende Kriterien erfüllen:
- schwerwiegend
- chronisch
- behindernd
- in wechselnden Situationen vorhanden
Diagnostischer Prozess
Lebensgeschichte
Aufmerksamkeit
3 ARTEN DES SCHULVERSAGENS
1. schlechte Noten
2. genügende Noten– inoffiziellesProgramm réduit
3. genügende Noten – Hausaufgaben dauern täglich 4 Stunden
Bei jedem Schulversagen muss das Vorliegen von einer intellektuellen Minder- oder Hochbegabung, ADHS beziehungsweise einer anderen behandlungsrelevanten Krankheit ausgeschlossen werden.
Differentialdiagnose
„Nihil est in intellectu quod non fuerat in sensibus.„
(Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war.)
John Locke (1632-1704)
Die Mutter hat (fast) immer recht (wenn sie sich Sorgen macht)
Der Lehrer hat (fast) immer recht (wenn er sich Sorgen macht)
Der Psychologe…
Der Schein trügt, wenn er falsch ist.
Motto über Dagobert Ducks Schreibtisch
Dieses hintergründige Motto von Dagobert Duck soll uns im Zusammenhang mit ADHS daran erinnern, dass ein Symptom-Muster noch kein hinreichender Beleg für das Vorliegen einer Krankheit ist, da die zugrunde liegenden Definitionen eben keinem kategorialen, sondern einem dimensionalen Krankheitsbegriff entsprechen.
„ ADHD-Muster “
Bei jedem anhaltenden Mißverhältnis zwischen gestelltem Anspruch und
eigenem Leistungs-Potential→ „ erlernte Hilflosigkeit ―
Differentialdiagnosen zu ADHD Störungen mit Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit
- Das " lebhafte " oder " turbulente " Kind
- Angststörungen
- Affektive Störungen
- Anpassungsstörungen
- Schizophrenie
- tiefgreifende Entwicklungsstörungen
- Medikamenten-Nebenwirkung (zB Cortison)
- Medikamenten/Drogen-Missbrauch
- Schilddrüsen-Über/Unterfunktion, GRTH
- Erschöpfungszustände im Rahmen somatischer Erkrankungen
- Epilepsie (Absencen)
OPHTHALMOLOGISCHE ERKRANKUNGEN MIT ASSOZIIERTER AUFMERKSAMKEITSSTÖRUNG
- Sehschwäche
- Schielen
- Hornhautverkrümmungen
- zentrale Sehstörungen
-Gesichtsfelddefekte
HNO-Erkrankungen mit assoziierter Aufmerksamkeitsstörung
- chronische Mittelohr-Entzündungen
- Schwerhörigkeit
- Störungen der auditiven Diskrimination
- zentrale Fehlhörigkeit
- Sprachentwicklungsstörungen
Epilepsie
Im Rahmen einer Vielzahl neurologischer oder psychiatrischer Krankheitsbilder treten ADHS-Symptome auf, die oft in den Hintergrund treten, wenn die Grundkrankheit behandelt wird.
Viele Kinder mit Epilepsie erfüllen einerseits scheinbar alle Kriterien für ADHS und haben andererseits ein deutlich erhöhtes Risiko, an ADHS zu erkranken.
Nur eine differenzierte neurologische und elektroencephalographische Exploration kann die Diagnose einer Absencen-Epilepsie oder einer oft verkannten kognitiven Epilepsie ausschließen.
Absencen :- « Ereignis »-in der 1:1 - Situation unbeeinflusst-manchmal motorische Begleitphänomene-Amnesie-Dauer : Sekunden
Träumerei:- « Zustand »-in der 1:1 - Situation gebessert-keine motorischen Begleitphänomene-keine Amnesie-Dauer : Minuten
Therapie
« Handle stets so, dass Du die Anzahl der Möglichkeiten erweiterst. »
(Ethischer Imperativ systemischen Denkens)
Heinz von Foerster
Was den ADS-Kindern gut tut, schadet allen anderen Kindern nicht.
Hans BiegertBad Boll, 02/03
Therapieziel:
Normalisierung
MEDIKAMENTÖSE BEHANDLUNG
- Substanzen, welche regulierend in das der Störung zugrunde liegende Ungleichgewicht im Stirnhirn eingreifen(" Substitutionsbehandlung ")
- jede Behandlung ist symptomatisch
- keine Heilung, die die Ursache derStörung beseitigt
SUBSTITUTIONS-THERAPIEN
-Diabetes mellitus – Insulin-Diabetes insipidus – Antidiuretisches Hormon-Morbus Parkinson – Dopamin -Morbus Alzheimer – Acetylcholin -Migräne -Serotonin -Depressionen/Schizophrenie–Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, usw.-ADHS- Methylphenidat (Dopamin, Noradrenalin)-ADHS- Atomoxetin (Noradrenalin)
d.h. angenommenen defizienten hormonalen Regelkreisen werden von aussen die fehlenden oder verminderten Hormone bzw. Neurotransmitter zugeführt keine Heilung, aber Funktionsverbesserung
ZNS-Stimulantien
Pharmakologische Wirkung:
- Ausgleich auf Neurotransmitter-Ebene, vor allem Katecholamine betreffend (Mittelhirn-Stammganglien-Frontalhirn)
Pharmakokinetik:
- Dextro-Amphetamin: SPS 2-3 h., HWZ: 4-6 h- Methyl-Phenidat: SPS: 1,5 - 2,5 h., HWZ 2- 3 h.- Pemoline: SPS 2-4 h., HWZ 7-8 h.
Stimulantien-Therapie
Es geht nicht in erster Linie darum, Zeit zu gewinnen, sondern der Zeit mehr Qualität zu geben.
Methylphenidat-Retard-Präparate
Vorteile:
Fluktuationen ↓
Compliance ↑
Nebenwirkungen ↓
Dosis ↓
Einnahmefehler ↓
Mißbrauchsgefahr ↓
Schutz der Privatsphäre in Schule und Beruf ↑
Dosierung von Methylphenidat (Ritalin)
0,3 - 1 mg pro kg Körpergewicht pro Tag in 2-3 Einzeldosen(im Durchschnitt 2-4 Tabletten/Tag)
täglich ohne Unterbrechung
« Je schlechter die Lehrer kooperieren,desto mehr Ritalin brauchen wir. »
Manfred Döpfner2004
Dosierung von Methylphenidat (Concerta, Medikinet retard)
0,3 - 1 mg pro kg Körpergewicht pro Tag in 1 Einzeldosis morgens
täglich ohne Unterbrechung
Resultate:
73-77 % der behandelten Kinder zeigen eine Verbesserung:
- Verhalten und Emotionen
- Wahrnehmung, Lernen, Schulleistungen
- Soziale Interaktionen
„Zënter datt ech Ritalin huelen, kann den Här Lehrer vill besser erklären.―
―Ech huelen dat Medikament, ech mierke keng Wirkung,mee ménger Fra geet et vun Dag zu Dag besser‖
RELATIVE KONTRAINDIKATIONEN ZUR STIMULANTIENTHERAPIE:
- Alter unter 4 Jahren- Tics- Gilles-de-la-Tourette-Syndrom- Psychose- Angststörungen- Epilepsie- Arterieller Hypertonus- Kardiovaskuläre Erkrankungen- Therapie mit MAO-Hemmern
BEENDIGUNG DER STIMULANTIEN-THERAPIE:
- wenn sie nicht länger notwendig scheint
- jährlich für kurze Zeit (Therapiepause: 2-14 Tage)
Atomoxétine efficace dans le cortex préfrontal
Executive function in prefrontal cortex
• Concentration
• Working memory
• Selfcontrol
• Planning of activitiesModulating neurotransmitters are
noradrenaline and dopamine
Biederman and Spencer 1999
Dosierung von Atomoxetine (Strattera)
0,5 - 1 mg pro kg Körpergewicht pro Tag in 1 Einzeldosismorgens oder abends
täglich ohne Unterbrechung
KOMBINATIONSTHERAPIE
Stimulantien-Atomoxetine:
Bei koexistierenden affektiven oder aggressiven/antisozialen Störungen
Stimulantien-Antidepressiva:
Bei sozial hochgradig behindernder Enuresis oder koexistierenden affektiven Störungen
Stimulantien/Clonidin:
Bei ko-assoziierten Verhaltensstörungen bzw. Tic-Störungen mit extremer Hyperaktivität/Impulsivität inklusive Schlafstörungen
KONSEQUENZEN EINER NICHT-BEHANDLUNG
Geringes Selbstwertgefühl ("dummes, schlechtes und/ oder böses Kind")
Schulversagen
Gesellschaftliches/soziales Versagen
Entwicklung von antisozialem/delinquentem Verhalten und Drogen-Missbrauch im späteren Verlauf
UNWIRKSAME THERAPIEN
- Diät
- Kinesiologie
- Horch-Therapie nach Tomatis
- Bachblüten
- u.a.
Nebenwirkungen
Auch Beipackzettel haben Nebenwirkungen
Ein Medikament, von dem behauptet wird, dass es keine Nebenwirkungen habe, ist stark verdächtig darauf, auch keine Hauptwirkung zu haben.
Gustav Kuschinsky
ADHSnichtzubehandelnistsehrteuer.
Nebenwirkungen der Stimulantien-Therapie:
Grosse therapeutische Breite (100 : 1)
Häufige Nebenwirkungen (harmlos, kurzfristig und reversibel):
- Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust, Steigerung der Herzfrequenz, „subdepressive― Verstimmung
Seltene und dosisabhängige Nebenwirkungen:
- Tics- Verhaltens-Rebound-Phänomen- Über-Fokussierung/ Aufmerksamkeitseinengung- Einschränkung pro-sozialen Verhaltens- Psychose- Blutbild-Veränderungen- Leberparenchym-Schädigung (Pemoline-Stimul)
Ritalin- und Suchtentwicklung
In den 60 Jahren Praxis der Stimulantien-Therapie ist kein einziger Fall von Suchtentwicklung beschrieben.
Medikamente führen dann zur Suchtentwicklung, wenn sie ohne ärztliche Aufsicht eingenommen werden, um Änderungen im Leben zu ersetzen oder zu vermeiden anstatt diese zu unterstützen.
Ausnahmen: -möglich bei Fehlindikation-möglich (aber noch nicht bewiesen) bei Beginn im höheren Lebensalter
Risiko/Nutzen-Abwägung spricht trotzdem meistens für die Stimulatien-Therapie
Ritalin ist kein Ersatz für fehlende Entscheidungen, oft aber die neuro-chemische Voraussetzung, welche Verhaltungsänderungen und nicht-medikamentöse Therapiemass-nahmen erst ermöglicht.
das Medikament eröffnet eine Chance, die genutzt werden muß
KONSEQUENZEN EINERNICHT-BEHANDLUNG
-Geringes Selbstwertgefühl („dummes, schlechtes und/oder böses Kind―)
-Schulversagen
-Gesellschaftliches/soziales Versagen
-Entwicklung von antisozialem/delinquentem Verhalten und Drogen-missbrauch im späteren Verlauf(lineare Korrelation zwischen Dauer der Ritalin-Behandlung und demverminderten Risiko einer Suchtentwicklung)
Konzept der „ERLERNTEN HILFLOSIGKEIT“ (Seligman)
generalisierte Erwartung der Nicht-Kontrollierbarkeit von Ereignissen
Einstellung, nichts mehr ändern zu können
Einstellung, nichts mehr ändern zu wollen
Resignation
Depression
Der Spiegel Nr.32, 6.8.2007
Statistische Notizen IAnzahl der mit Stimulantien (Methylphenidat) behandelten Kinder von 1990 bis 1999
Am Beispiel Deutschland:
1990: 1500 Kinder mit Methylphenidat behandelt1999: 42000 Kinder mit Methylphenidat behandelt
X Faktor 28= zwischen 6. und 9. Lebensjahr
-2,4 % der Jungen-0,6 % der Mädchen
Med Line Veröffentlichungen zu ADHD
1970 0,06 % aller Veröffentlichungen2000 1,09 % aller Veröffentlichungen
X Faktor 18nach Lehmkuhl/Remschmidt(Aachen/ 04/02)
Statistische Notizen IIAnzahl der mit Stimulantien (Methylphenidat) behandelten Kinder
Luxemburg (2001)
Schüler-Gesamtzahl zwischen 6. und 19. Lebensjahr: 71 949davon mit Methylphenidat behandelt zwischen dem 5. und 19. Lebensjahr: 774 entspricht 1,1 % der Gesamtzahlentspricht 21,5 % der ADHS-Kinder(nach dem Durchschnittswert epidemiologischer Studien leiden ca. 5 % aller Kinder und Jugendlichen an einer Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitäts-störung)
Deutschland (2000)
Schüler-Gesamtzahl zwischen 6. und 18. Lebensjahr : 10 911 605davon mit Methylphenidat behandelt : 47 333 entspricht 0,4 % der Gesamtzahl entspricht 8,7 % der ADHS-Kinderd.h. nach wie vor inadäquate therapeutische Versorgung (Unterversorgung) der ADHS-Kinder und Jugendlichen
Innerhalb von drei Jahren ist die Verschreibungsrate bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahre von 0,76 Prozent im Jahr 2000 auf 1,3 Prozent im Jahr 2003 angestiegen. Im Jahr 2007 lag die Rate bei 1,35 Prozent.
Ministère de la Santé LuxembourgJuni 2009
Schlussfolgerungen
0-THERAPIEist nicht
0-RISIKO
Die Pharmakotherapie steht bei schwerer ADHS an der Basis der nicht-medikamentösen Therapien und oft macht sie diese erst möglich
(wie auch in anderen Bereichen der Psychiatrie und Neurologie)
Ritalin ist kein Ersatz für fehlende Entscheidungen, oft aber die neuro-chemische Voraussetzung, welche Verhaltungsänderungen und nicht-medikamentöse Therapiemass-nahmen erst ermöglicht.
das Medikament eröffnet eine Chance, die genutzt werden muß
Ritalin ist kein Ersatz für eine korrekte Schulorientierung.
Es gehört nicht zu den Wahlmöglichkeiten der Eltern, sondern zu ihren Pflichten, ihr Kind vor einer gravierenden Fehlentwicklung zu schützen.
Es gehört nicht zu den Wahlmöglichkeiten der Ärzte, Lehrer, Erzieher, Schulpsychologen und Sozialarbeiter, sondern zu ihren Pflichten, sich über ein häufiges Störungsbild und über die Behandlung zu informieren, bevor sie sich als vermeintliche Autoritäten zu Stellungnahmen hinreissen lassen, die das Leben eines Kindes oder Jugendlichen mit ADHS zerstören können.
ps
Wenn Sie den Kindern und Jugendlichen Ritalin verschreiben, nehmen sie dann nicht dadurch Druck weg von der Schule, dass sie sich ändern muss?
F.Khabirpour, CPOS-Direktor13.09.2007
Sollen wir unsere Kinder für den Weg vorbereiten oder den Weg für unsere Kinder?
Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider,er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen, in der Meinung, sie passten heute noch auf mich.
George Bernard Shaw