PS „Migration in Europa im Vergleich“Dozentin: Dr. Petra BendelReferent: Dominik BauerSS 2004
Arbeitsmigration und Einwanderungssteuerung in DeutschlandDie Situation der Ausländer auf dem deutschen Arbeitsmarkt
12.05.2004
Gliederung
1. Thema Arbeitsmigration
2. Arbeitsmarktentwicklung, Einwanderungsbedarf und Einwanderungssteuerung in Deutschland
3. Die Situation der Ausländer auf dem deutschen Arbeitsmarkt
1. Arbeitsmigration
1. Arbeitsmigration
Definition: „Unter Arbeitsmigration versteht man das Auswandern (von migrare, lat. für Wanderung, Auswanderung) von Menschen aus ihrer Heimat zum Zweck einer Arbeit in einem fremden Land. Dabei ging (und geht auch heute noch) die Wanderung vorwiegend aus industriell unterentwickelteren Ländern in die Industrienationen“.
(Net-Lexikon 2004).
1.1 Die Entwicklung der
Arbeitsmigration
Beginn der Anwerbung in den 50er Jahren Forcierung der Anwerbung wegen Arbeitskräftemangel trotz expandierender Wirtschaft und steigender Nachfrage
Bis Ende 60er Jahre Verträge mit Italien, Spanien, Griechenland, Türkei, Portugal, Tunesien, Marokko und Jugoslawien
Familiennachzug
1973: Anwerbestopp
1983: „Gesetz zur Förderung der Rückkehrbereitschaft von Ausländern“ (1983/84 250.000 meist türkische Rückkehrer)
1964: Ehrung des einmillionsten Gastarbeiters in der BRD
Quelle: bpb (1992)
1.1 Die Entwicklung der Arbeitsmigration
ab 01.01.2000: neues Staatsbürgerschaftsrecht in Kraft (ius solis)
Juni 2002: Zuwanderungsgesetz mit einigen interessanten Ansätzen zur Regelung der Arbeitsmigration
Dezember 2002: Ungültigkeit des Zuwanderungsgesetzes wegen formaler Mängel
Januar 2003: Beschluss des Bundeskabinetts der Einbringung des gescheiterten Entwurfs über Bundesrat erneut ins Gesetzgebungsverfahren
Green-Card Initiative
1.2 Zuwanderungsgesetz und Arbeitsmigration
„Brauchen wir bei hoher Arbeitslosigkeit Arbeitsmigration ?“
„Arbeitsmigration wird nur stattfinden, wenn unabweisbarer Bedarf besteht. Ein Bedarf besteht nur, wenn ein Arbeitsplatz dauerhaft nicht mit Deutschen oder Unionsbürgerinnen und -bürgern besetzt werden kann (Bundesregierung 2003).“
1.2 Zuwanderungsgesetz und Arbeitsmigration
Das Zuwanderungsgesetz sieht außerdem Arbeitsmigration in folgenden Fällen vor:
• für Spitzenkräfte (Deutschland muss seine Position im Internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe verbessern),
• für Selbständige, die mindestens eine Million Euro investieren und mindestens 10 Arbeitsplätze schaffen, und
• um eine offene Stelle zu besetzen, für die kein einheimischer Arbeitnehmer oder keine einheimische Arbeitnehmerin gefunden werden konnte. Die Beschäftigung muss zu gleichen Konditionen und zu gleichem Entgelt wie für Deutsche erfolgen (d.h. kein Lohndumping).
Quelle: Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (2003)
Ausländer im Bundesgebiet seit 1960
8.
Staatsangehörigkeit Ausländer im Bundesgebiet
insgesamt männlich weiblich % 1)
Ausländer insgesamt: 7.296.817 3.959.290 3.337.527 100,0
1. Türkei 1.998.534 1.083.102 915.432 27,4
2. BR Jugoslawien 662.495 366.635 295.860 9,1
3. Italien 619.060 368.576 250.484 8,5
4. Griechenland 365.438 200.741 164.697 5,0
5. Polen 301.366 154.095 147.271 4,1
6. Kroatien 216.827 111.699 105.128 3,0
7. Österreich 187.742 102.605 85.137 2,6
8. Bosnien und Herzegowina 156.294 80.946 75.348 2,2
9. Portugal 133.726 75.952 57.774 1,8
10. Spanien 129.471 67.727 61.744 1,8
11. Großbritannien und Nordirland 115.353 68.993 46.360 1,6
12. USA 113.623 65.130 48.493 1,6
13. Niederlande 110.786 60.056 50.730 1,5
14. Frankreich 110.173 51.212 58.961 1,5
15. Iran 107.927 63.739 44.188 1,5
16. Rumänien 90.094 49.319 40.775 1,2
17. Vietnam 84.138 45.905 38.233 1,2
18. Marokko 80.266 48.696 31.570 1,1
19. Afghanistan 72.199 40.095 32.104 1,0
20. Ungarn 54.437 34.126 20.311 0,8
21. Libanon 51.375 30.205 21.170 0,7
Ausländer nach häufigsten Staatangehörigkeiten
(Stand: 31.12.2000)
Quelle: Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (2003)
Regionale Gliederung
Ins-gesamt
darunter
Griechen-land Italien
Serbien und
MontenegroTürkei
Baden-Württemberg 427 435 29 325 66 295 48 577 102 332Bayern 347 421 20 014 27 362 36 547 78 406Berlin 67 743 1 642 2 304 4 949 22 342 Berlin-West 55 183 1 356 1 873 4 402 19 785 Berlin-Ost 12 560 286 431 547 2 557Brandenburg 7 470 204 237 240 952Bremen 17 344 404 387 938 6 541Hamburg 58 537 1 921 2 033 4 163 15 582Hessen 215 310 10 743 23 678 17 835 55 398Mecklenburg-Vorpommern 3 131 130 131 81 214Niedersachsen 103 308 4 397 7 622 7 731 28 451Nordrhein-Westfalen 458 233 27 759 40 372 35 370 158 995Rheinland-Pfalz 72 416 2 047 7 790 5 498 18 927Saarland 30 478 223 4 918 747 3 026Sachsen 10 517 382 397 399 709Sachsen-Anhalt 4 976 307 186 202 407Schleswig-Holstein 31 427 995 1 086 1 822 9 564Thüringen 4 665 148 272 156 457Deutschland 1 860 411 100 641 185 070 165 255 502 3031 Auswertungen aus der Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit.Revidiertes Ergebnis; Stand: Dezember 2003.
Aktualisiert am 05. März 2004
Quelle: Statistisches Bundesamt (2003)
Ausländische sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 1
am 30.06.2003
Quelle: Statistisches Bundesamt (2003)
1.3 Zusammenfassung
Trotz hoher Arbeitslosigkeit viele Stellen nicht besetzt Überalterung der BevölkerungSprachbarriereIntegrationsschwierigkeitenDiskriminierungHohe Einbürgerungsgebühren
2. Arbeitsmarktentwicklung, Einwanderungsbedarf und Einwanderungssteuerung in Deutschland
2.1 Derzeitige Einwanderungssituation
Zwischen 1990 und 2001 Einwanderung von ca. 4 Mio. Personen (netto)
Seit 1990 vermehrte Beschäftigung von Arbeitskräften aus Mittel- und Osteuropa
Teilweise direkte Steuerung dieser Wanderungen
2.2 Aktuelle Arbeitsmarktentwicklungen
Bis Mitte 2001 vorübergehende pos. Tendenz eines Anstiegs der Erwerbstätigkeit und Arbeitslosenrückgang
Aber: West/Ost-Disparitäten Lücke zwischen Arbeitskräfteangebot und –nachfrage Höhere Arbeitslosigkeit bei Ausländern, Aussiedlern und „geringer“
Qualifizierten SektorenunterschiedePerspektiven: Rückgang des Erwerbspersonenpotentials Leicht expansive Entwicklung der Erwerbstätigkeit Relativ geringfügiger Rückgang der Unterbeschäftigung im Westen Benachteiligung des Ostens
Strukturelle Veränderungen
2.3 Steuerungsmöglichkeiten
Notwendigkeit politischer Maßnahmen!
Qualifizierung und Aktivierung der ArbeitslosenIntegration benachteiligter GruppenErhöhung des SachkapitaleinsatzesArbeitszeitenflexibilisierungFörderung betrieblicher WeiterbildungReform des BildungswesensNotwendigkeit der frühzeitigen Positionierung im Wettbewerb um qualifizierte ArbeitskräfteLängerfristig orientierte Einwanderungspolitik und Nutzung inländischen Arbeitskräftepotentials
3. Die Situation der Ausländer auf dem deutschen Arbeitsmarkt
3.1 Einwanderungspolitik und Arbeitsmarkt
Gastarbeiterbestimmungen der 50er und 60er Jahre
Familiennachzug und Arbeitsplatzbeschaffung für Familienangehörige
Regelungen zur Asylrechtsfrage und zum Zugang zu Arbeit
Regelungen zur Einwanderung von Aussiedlern Rückkehrmaßnahmen Bilaterale Abkommen mit
osteuropäischen Ländern über zeitweilige Anstellung von Arbeitern
3.1 Einwanderungspolitik und Arbeitsmarkt
Einbürgerungsgesetz 1999
„Green-Card-Initiative“ 2000
„Lehmann-Erlass“ 2001
„Süßmuth-Kommission“
Zuwanderungsgesetz 2002 mit konkreten Arbeitsrechtlichen Bestimmungen (Zugang, Zeitverträge, Integrationsmaßnahmen)
3.2 Immigration und Arbeitsmarkt
Allgemeine Angaben zur Arbeitsmarktsituation Zunahme der ausländischen Arbeitssuchenden Zunahme der Ausländer auf dem Arbeitsmarkt Verschlechterung des Zugangs zum Arbeitsmarkt Veränderte ethnische Zusammensetzung Abnahme der Erwerbsbeteiligung um 10% Niedrigere Beschäftigungsquote als die Deutschen Differenzierung nach Alter, Geschlecht und
Staatsangehörigkeit
Datengrundlage: Arbeitnehmerstatistik, Mikrozensus, Arbeitskräfteerhebung, Arbeitslosenstatistiken
3.2 Immigration und Arbeitsmarkt
Unsicherheit der Arbeitsplätze durch strukturelle Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt
Versperren von Berufsfeldern wegen fehlender Qualifikation und wegen Vorurteilen
Bildung als Voraussetzung und Chance
3.2.1 Problem der Arbeitslosigkeit
Enormer Anstieg der Arbeitslosigkeit unter Ausländern
Arbeitslosenrate fast doppelt so hoch im Vergleich zur Gesamtzahl der Arbeitnehmer
Arbeitslosigkeit bei 20% der ausländischen Arbeiter
Hauptursache Mangel an Qualifikationen Im Vergleich zu Deutschen eher jüngere
Generationen betroffen Ca.46% in Kategorie der Langzeitarbeitslosen
Zitat: „[...], they are usually the first fired, but also-till now-often the first re-hired“ (Hönekopp 2003)
3.2.2 Selbstständige Tätigkeit unter
Ausländern
Im Vergleich zur Gesamtbeschäftigung geringerer Anteil, dennoch im Vormarsch
Schaffung weiterer Arbeitsplätze
Erheblicher Beitrag zum Wirtschaftswachstum
Risiko der Rentabilität, Gefahr der Kurzlebigkeit
3.2.3 Regionale Disparitäten
Unterschiedliche Ausländerverteilung
Zunahme der Beschäftigungsquote und Abnahme der Arbeitslosenrate von Nord nach Süd
Notwendigkeit der Nationalitätendifferenzierung
„Wo wäre Deutschland ohne seine Ausländer?“