60 Jahre ISAS
Das Titelbild zeigt einen Ausschnitt aus dem Kunstwerk
„Die Tiefe der Dinge“ von Frank Hildebrandt.
60 JahreLeibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS – e.V.
Die Gründung des ISAS
5
Am 6. April 1951 hielt Heinrich Kaiser auf einer Sitzung der Arbeitsgemeinschaft
für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (AGF) in Düsseldorf einen
Vortrag zum Thema „Stand spektralanalytischer Prüfverfahren und Folgerung
für deutsche Verhältnisse“ 1. Der Referent, ein 1932 in Köln
promovierter Physiker, hatte von 1934 bis zum Kriegsende 1945
bei Zeiss in Jena und Dresden auf dem Gebiet der Spektral-
analyse gearbeitet und, wie seine Veröffentlichungen zeigen,
aufmerksam die Fortschritte auf diesem Gebiet in anderen
Ländern, insbesondere in den USA, verfolgt. 2 Nach Ende des
Krieges hatte Heinrich Kaiser 1947 in Bonn habilitiert und war
im gleichen Jahr Leiter des Spektrochemischen Laboratoriums
des soeben gegründeten Staatlichen Materialprüfungsamtes
geworden. Diese Einrichtung war auf Initiative des promovierten Ingenieurs Wilhelm
Bischof geschaffen worden, der zuvor als Abteilungsleiter am Forschungsinstitut der
Vereinigten Stahlwerke AG gearbeitet hatte 3, um Forschung und Entwicklung zur
Verbesserung von Prüfverfahren und Materialqualitäten zu betreiben; wegen der Nähe
zu den schwerindustriellen Unternehmen hatte man sie in Dortmund angesiedelt, auch
wenn die Stadt Aachen nichts unversucht gelassen hatte, Sitz dieser Institution zu
werden, da sich bereits eine Außenstelle der Materialprüfungsanstalt Berlin-Dahlem
an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) befand 4.
In seinem Vortrag berichtete Heinrich Kaiser zunächst über den Stand der spektral-
analytischen Prüfverfahren, durch die mit physikalischen Methoden chemisch-ana-
lytische Aufgaben gelöst werden, also wissenschaftlich zuverlässig, valide und exakt
bestimmt wird, „was für chemische Stoffe, Elemente oder Verbindungen, und in welcher
Menge diese in einer zu untersuchenden Probe vorhanden sind.“ 5 Die Spektrochemie stelle
insofern ein Grenzgebiet dar, das den Chemikern oft ebenso fremd sei wie den
Physikern und sich als eigenständiges wissenschaftliches Fach daher nur schwerlich
behaupten könne, obwohl sie für den Fortschritt in den Industrieländern von großer
Bedeutung sei. In Deutschland seien zwar über die grundlegenden Erkenntnisse
hinaus, die der Chemiker Robert Bunsen und der Physiker Gustav Kirchhoff 1859/60
in Heidelberg gewonnen hatten, auf diesem Gebiet bis Ende der 1930er Jahre rich-
tungsweisende Entdeckungen gemacht worden, etwa im Kaiser-Wilhelm-Institut für
Eisenforschung in Düsseldorf, wie auch leistungsfähige Instrumente und Apparate
Heinrich Kaiser
6
entwickelt worden waren, nicht zuletzt verschiedene Modelle von Spektrographen
bei Zeiss. Spätestens unter den restriktiven Bedingungen des Krieges habe man aber
den Anschluss an die internationale Entwicklung verloren, und durch die Folgen
des Krieges wäre die deutsche Forschung erst recht zurückgeworfen worden, da
es sowohl an Geräten als auch an erfahrenem technischen und wissenschaftlichen
Personal fehlte. In den USA habe man inzwischen spektroanalytische Verfahren
entwickelt, die in kürzester Zeit Ergebnisse liefern, ohne dass die Messgenauigkeit
darunter leidet. Er verwies dabei auf die Universität Michigan, die in Zusammenarbeit
mit Industrielaboratorien, insbesondere mit dem der Ford-Werke in Detroit, 1939 ein
Verfahren entwickelt hatte, mit dem legierte Stähle innerhalb von sechs Minuten
nach Eingang der Proben auf sieben Elemente bestimmt werden konnten; die Kosten
für ein solches spektralanalytisches Laboratorium amortisierten sich in weniger als
zwei Monaten. Mit den „Quantometern“ seien die Schnellverfahren weiter verbessert
worden, und große amerikanische Stahlwerke wie die Bethlehem Steel Company
hätten sich schon ganz auf diese Analyseautomaten umgestellt.
Heinrich Kaiser kann zu dem Schluss: „Man kann nicht sagen, dass es bei uns rosig
aussieht. Es fehlt uns an den modernen Geräten, die uns gestatten würden, in genügend
kurzer Zeit solche Untersuchungen zu machen. In ganz entscheidender Weise fehlen uns
Leute, die über eine breite Kenntnis des ganzen Gebietes verfügen.“ 6 Um diesem Missstand
abzuhelfen, schlug er vor, eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe zu bilden: „Der
Physiker, der die instrumentelle Technik beherrscht, muss vom Chemiker unterstützt werden,
der die Ergebnisse deuten kann. Beide brauchen den Techniker, der die komplizierten Ver-
stärker und Registriergeräte in Ordnung hält und weiterentwickelt.“ 7 Er ließ offen, wo
diese Arbeitsgruppe angesiedelt werden sollte, ob an einem Hochschulinstitut, an
einem der großen Forschungsinstitute oder an einem Materialprüfungsamt, betonte
aber nachdrücklich, „dass man die wissenschaftliche Bearbeitung der analytischen Fragen
mehr als bisher ebenfalls als Grundlagenforschung betrachten muss.“ 8 Der Rückstand könne
in Deutschland nur aufgeholt werden, wenn auf dem Gebiet der Spektrochemie „eine
echte wissenschaftliche Schule als Träger der Überlieferung und des gesamten Erfahrungs-
schatzes“ 9 entstehe.
7
Der Vorschlag von Heinrich Kaiser wurde in der anschließenden Diskussion von allen
Beteiligten begrüßt. Hermann Schenk, Professor für Eisenhüttenkunde an der RWTH
Aachen und zugleich Präsident des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) 10,
unterstrich die enorme wirtschaftliche Bedeutung der Spektrochemie insbesondere
für die Eisen- und Stahlindustrie. Durch den Einsatz schnell arbeitender spektral-
analytischer Verfahren könnte nach seiner Schätzung die Zeit zur Erzeugung von
Siemens-Martin-Stahl um vier Prozent reduziert werden; bei einem mittleren Werk
mit einer Monatsleistung von 25.000 Tonnen könnten auf diese Weise die Kosten
um 50.000 DM gesenkt werden, und zugleich könnte die Produktion nach seiner
Ansicht um ein Prozent gesteigert werden, ohne zusätzliche Brennstoffe einsetzen
und neue Kapazitäten bereitstellen zu müssen, was einer Einsparung von jährlich
4,2 Millionen DM gleichkäme. Wilhelm Bischof, der Leiter des Staatlichen Material-
prüfungsamtes in Dortmund, brachte bei dieser Gelegenheit die eigene Institution als
Sitz der gewünschten Zentralstelle ins Gespräch, gerade wegen ihrer unmittelbaren
Nähe zu drei großen Hüttenwerken.
Nach dem Vortrag von Heinrich Kaiser und der überaus positiven Reaktion auf
seinen Vorschlag wurde die Errichtung eines Instituts für Spektrochemie von der
Landesregierung trotz knapper finanzieller Ressourcen energisch vorangetrieben.
Namentlich der Ministerialdirigent im Ministerium für Wirtschaft und Verkehr, Leo
Brandt, der – auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik selbst ein Mann der angewand-
ten Forschung – die AGF ins Leben gerufen hatte 11, drängte darauf, dass umgehend
einschlägig ausgewiesene Fachwissenschaftler darum gebeten werden, Gutachten
zur Frage der Institutsgründung zu erstellen. Die Experten begrüßten einhellig und
mit großem Nachdruck den Plan, die Forschung auf dem Gebiet der Spektrochemie
im Interesse ihrer technischen Anwendungsmöglichkeiten in der Industrie nach
Kräften zu fördern. Wie ein Gutachter ausführte, spräche alles „zwingend für die
Schaffung einer eigenen Stelle, die unabhängig von kommerziellen Erwägungen und ohne die
Verpflichtung des Lehrbetriebs einer Hochschule die Voraussetzungen schafft, die Spektro-
chemie in allen ihren Bereichen vernünftig und ökonomisch in der Praxis einsetzen zu können.“ 12
8
Gestützt auf die Gutachten wurde noch im Juni 1951 eine Denkschrift verfasst, in
der noch einmal die Notwendigkeit und Bedeutung des geplanten Instituts hervor-
gehoben und in groben Zügen zugleich sein Aufgabenprogramm skizziert wurde:
„Die wirtschaftliche Bedeutung der spektrochemischen Methoden kann kaum überschätzt
werden. […] Obwohl sich die Einsicht, dass die Benutzung spektrochemischer Verfahren
für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit notwendig ist, immer mehr ausbreitet, ist es bisher
nicht gelungen, eine Entwicklung anzustoßen, die geeignet wäre, den technischen Rückstand
aufzuholen. […] Als wirksamstes Mittel, um den Vorsprung einzuholen und die kommende
Entwicklung in wirtschaftlich und technisch vernünftige Bahnen zu lenken, erscheint die Bildung
einer Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern, die – mit modernen Geräten ausgerüstet – das
gesamte Feld der Spektrochemie in systematischem Zusammenhang bearbeiten, und die ihre
Erfahrungen für die Einrichtung von Industrielaboratorien, für die Schulung des Nachwuchses
an Spektrochemikern und für die instrumentelle Weiterentwicklung zur Verfügung stellen.
Dies bedeutet aber die Gründung eines Institutes für angewandte Spektroskopie, das als
Keimzelle für die weitere Entwicklung vom Staat und von der
Wirtschaft gemeinsam getragen werden muss.“ 13
Nur wenige Monate später, am 30. Januar 1952, wurde die
Gesellschaft zur Förderung der Spektrochemie und ange-
wandten Spektroskopie e.V. in Dortmund gegründet. Der
Präsident der IHK zu Dortmund, Eduard Beckhäuser, der
zu der Versammlung eingeladen hatte, begründete diesen
von manchen vielleicht als übereilt angesehenen Schritt
damit, „dass beschleunigt eine Organisation zu schaffen sei, die
die vom Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-West-
falen im Haushaltsplan 1951/52 vorgesehenen und bis zum
31.3.1952 verfügbaren Mittel übernehmen und dem gedachten
Zweck zuführen könne.“ 14 Offenbar war es im Vorfeld zu
heftigen Auseinandersetzungen über den Standort des
geplanten Instituts gekommen, ohne die die Fördergesell-
schaft anscheinend noch schneller ins Leben gerufen
worden wäre, denn neben Dortmund hatte auch die RWTH
Aachen Interesse geäußert, das Institut zu beherbergen.
Niederschrift der Gründungsversammlung am 30. Januar 1952
9
Der Versammlung, die geleitet wurde von Fritz Gummert, Mitglied im Vorstand der
Ruhrgas AG sowie im Vorstand des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft,
lag ein Memorandum zugrunde, das Grundlinien des geplanten Forschungsinstituts
umriss. Seine Aufgabe war es demnach, „Anreiz, Vorbereitung und Hilfe für spektro-
chemische Industrie- und Forschungslaboratorien zu geben, die erst eingerichtet werden
sollen.“ 15 Zu diesem Zweck sollten – der Denkschrift folgend 16 – für die Geräteaus-
stattung finanzielle Mittel in Höhe von mindestens 500.000 DM bereitgestellt werden,
und um sicherzustellen, dass das Institut innerhalb von zwei Jahren soweit ausgebaut
ist, dass es der Industrie darin behilflich sein kann, passende spektrochemische
Laboratorien einzurichten, sollte man sich auf keinen Fall mit zunächst nur einem
Wissenschaftler begnügen, sondern sofort „eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe aus
5 bis 6 Fachleuten verschiedener Richtung“ 17 bilden.
Ausführlich wurde begründet, warum die Wahl des Standortes auf Dortmund und
nicht auf Aachen fallen sollte: Maßgebend seien zwei Gesichtspunkte, nämlich
„Industrienähe und Verbindung mit einer Hochschule“, aber kein Ort in Nordrhein-West-
falen erfülle beide Kriterien. Da eine wesentliche Aufgabe des Instituts darin bestehe,
die Industrie zu beraten, sei die Nähe zur Industrie, die auch einen großen Teil der
laufenden Kosten aufzubringen habe, der wichtigere Gesichtspunkt, und als Stadt
im Ruhrgebiet bot Dortmund dabei die besten Voraussetzungen. Hinzu käme, dass
die Dortmunder Stadtverwaltung angeboten hatte, ein Gebäude zur Verfügung zu
stellen, und ohne diese „Ersparnis von mehr als der Hälfte der veranschlagten Errichtungs-
kosten“ konnte das gesamte Vorhaben nach Ansicht der Verfasser des Memorandums
überhaupt nicht finanziert werden. Mit dem Staatlichen Materialprüfungsamt gab
es zudem vor Ort eine Einrichtung, mit der Synergieeffekte zu erzielen waren. Mit
der Entscheidung für Dortmund sollte im Übrigen kein Präjudiz in der Frage einer
Universitätsgründung am Ort geschaffen werden. Vertreter der Stadt hatten aus-
drücklich betont, „dass ihre Bemühungen, das Institut für Spektrochemie nach Dortmund
zu bekommen, nicht mit dem Plan der Technischen Hochschule in Dortmund zu tun habe“.
Hermann Schenck, Wissenschaftler in Aachen und zugleich einflussreicher Ver-
bandsvertreter, wollte sich damit nicht abfinden. Auf der Gründungsversammlung
der Fördergesellschaft forderte er unbeirrt, „dass nach seiner Meinung die vorgesehenen
Mittel in erster Linie für die TH Aachen zur Verfügung gestellt werden sollten.“ 18 Er wies
10
noch einmal auf die großen Vorteile hin, die damit verbunden seien: „An der TH Aachen
sei eine bestmögliche rationelle Ausnutzung der Instrumente gewährleistet. Durch die engste
Querverbindung zwischen allen Fachrichtungen würde die Arbeitsfähigkeit gehoben. […] Es
sei auch zu erwarten, dass die interessierten Unternehmen der Industrie sich selbst die
teuren Instrumente anschaffen würden und dadurch die Gefahr entstehe, dass das Institut
zu einer Routineeinrichtung herabsinken und veröden werde.“ Leo Brandt verteidigte die
Entscheidung zugunsten von Dortmund damit, „dass auf Westfalen und auf das östliche
Ruhrgebiet Rücksicht zu nehmen sei. Im Übrigen sei die von Herrn Dr. Kaiser entfaltete
starke Initiative ein wesentlicher Gesichtspunkt dafür gewesen, dass man als Standort die
Stadt Dortmund für zweckmäßig ansehe.“ Zwar fehle die direkte Anbindung an eine
Universität, zumal die Landesregierung beschlossen habe, keine weitere Technische
Hochschule in Nordrhein-Westfalen zu errichten, aber deshalb müsse umso mehr
Wert darauf gelegt werden, „dass das zu errichtende Institut den erforderlichen Kontakt zu
der TH Aachen und zu den Universitäten Münster und Bonn herstelle und aufrecht erhalte,
da auch bei diesen auf dem gleichen Gebiet Forschungsarbeit zu leisten sei.“
An der Standortentscheidung, die letztlich die Landesregierung traf, war nichts mehr
zu ändern, und so, wie es im Memorandum definiert war, wurde das Vorhaben auch
umgesetzt. Auf der ersten Mitgliederversammlung der Fördergesellschaft, die einen
Monat später am 3. März 1952 in Dortmund stattfand, wurde als Nachfolger von
Wilhelm Utermann, dem Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund, der das Amt
im Januar vorübergehend übernommen hatte, nachdem Hermann Schenk nicht mehr
zur Verfügung stand, Hugo Krueger vom Vorstand der Harpener Bergbau AG zum
Vorsitzenden gewählt; Schatzmeister wurde Fritz Gummert. Die Fördergesellschaft
beschloss, „das in ihrer Satzung vorgesehene Institut für Spektrochemie sofort zu errichten
und mit dem Aufbau unverzüglich zu beginnen“, 19 um den technisch-methodischen
Rückstand auf diesem Gebiet rasch aufzuholen. Zum Leiter wurde Heinrich Kaiser
bestellt. Durch einen wissenschaftlichen Beirat, dem der Münsteraner Chemiker
Wilhelm Klemm vorstand, sollte „eine enge und ständige Zusammenarbeit des Instituts
mit den Hochschulen und den Forschungsstellen der Industrie“ gewährleistet werden. Man
ging davon aus, dass es „2 - 3 Jahre dauern (wird), bis das Institut vollständig ausgerüstet
und voll im Betrieb sein wird“, und verlor keine Zeit, mit der Arbeit zu beginnen.
11
Da das Institut noch nicht über eigene Räumlichkeiten verfügte, geschweige denn
eine Grundausstattung an spektralanalytischen Instrumenten besaß, nutzte es
zunächst das spektrochemische Laboratorium des Staatlichen Materialprüfungs-
amtes, das selbst provisorisch auf dem Werksgelände der Dortmund-Hörder-Hütten-
union AG in der Alten Radstraße untergebracht war, um so schnell wie möglich tätig
zu werden. Im Juli 1952 wurden von der Dortmund-Hörder-Hüttenunion Räume „im
Obergeschoss des Westflügels unseres Forschungsinstitutes“ einschließlich der Büromöbel,
Geräte und Apparate gemietet. 20 Wichtige Spezialgeräte, wie ein Quarz-Spektrograf
Q 24 von Zeiss und ein Schnellphotometer, die zwar nicht mehr dem neuesten Stand
entsprachen, aber unentbehrlich waren, hatte das Institut schon Ende Mai 1952 vom
Staatlichen Materialprüfungsamt übernommen. 21
Währenddessen wurde an der Marsbruchstraße in Dortmund-Aplerbeck für das
Staatliche Materialprüfungsamt ein neuer Gebäudekomplex errichtet, in dem am
9. April 1953 offiziell auch das ISAS
untergebracht wurde. Auf einer Fläche
von 750 Quadratmeter verfügte das
Institut dort über 23 Räume, darunter
voll eingerichtete Laboratorien für
organisch- und anorganisch-chemische
Arbeiten, Labore mit Klimaanlage und
Absaugvorrichtungen sowie eine gut
ausgestattete feinmechanische Werkstatt. Ausgerüstet war das Institut mit sechs
Spektrographen, verschiedenen Spektrometern, Lichtquellen-, Betrachtungs- und
Auswertungsgeräten.
Bei der feierlichen Einweihung der Institutsräume konnte Leo Brandt darauf hin-
weisen, „dass damit das erste der Institute eröffnet würde, die auf Anregung der Arbeits-
gemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen gegründet worden sind.“ 22 Erst
Monate später, im Juli 1953, wurde nämlich das Forschungsinstitut für Rationalisie-
rung an der RWTH Aachen eröffnet, und im Mai 1957 wurde das Deutsche Woll-
forschungsinstitut eingeweiht, das ebenfalls der RWTH Aachen angegliedert wurde,
um die in der Region konzentrierte Textilindustrie wissenschaftlich zu unterstützen. 23
Das erste Institutsgebäude an der Marsbruchstraße
12
Die Deutsche Forschungs- und
Versuchsanstalt für Luft- und
Raumfahrt konnte ebenso wie die
Kernforschungsanlage Jülich,
gleichermaßen von der Arbeits-
gemeinschaft für Forschung
gefördert, sogar erst ihre Arbeit
offiziell aufnehmen, nachdem die
westlichen Besatzungsmächte
bestehende Beschränkungen
aufgehoben hatten. Leo Brandt
sah im ISAS ein Modell, das auch
für andere Einrichtungen als
Vor bild dienen könne, insofern
anwendungs be zogene wissen-
schaftliche Forschung weder allein dem Staat noch allein der freien Wirtschaft
übertragen werde, sondern Staat und Wirtschaft in der Weise miteinander koope-
rierten, dass die wirtschaftliche Dynamik durch staatliches Handeln gefördert
werde:
„Die Gründung und der Aufbau dieses Institutes sei ein Musterbeispiel dafür, wie auch heute,
im Zeitalter des Verwaltungsstaates, der Unternehmungsgeist einzelner freigemacht werden
könne. Die Behörden hätten in dieser Sache nicht „geregelt“, sondern ermutigt und eine
tragfähige Grundlage gegeben.“ 24
Bericht der Westfälischen Rundschau vom 10.April 1953 über die Eröffnung des Instituts für Spektrochemie und Angewandte Spektroskopie
Die Arbeit des ISAS in den 1950er und 1960er Jahren
14
Mit Ausbruch des Korea-Krieges im Juni 1950 hatte die westdeutsche Wirtschaft
einen spürbaren Aufschwung erlebt. 25 Die durch den Zweiten Weltkrieg zerstörten
Produktionskapazitäten wurden schon bald wiederhergestellt. Die Nachfrage nach
deutschen Investitionsgütern im Ausland stieg kontinuierlich an und stimulierte
insbesondere die Schwerindustrie. Die Stahlproduktion, die 1949 noch bei 9,156
Millionen Tonnen gelegen hatte, belief sich 1952 bereits auf 15,805 Millionen Tonnen.
Die Bundesrepublik kehrte zurück in die Weltwirtschaft und erzielte 1952 erstmals
einen Zahlungsbilanzüberschuss. Der Export von deutschen Erzeugnissen etwa
im Maschinen- und Fahrzeugbau, die wegen ihrer hohen Qualität mehr und mehr
nachgefragt wurden, beflügelte die industrielle Produktion und mit ihr die gesamte
Wirtschaft. Die Arbeitslosigkeit sank, und der Lebensstandard der Bevölkerung
wuchs. Das „Wirtschaftswunder“, das die Bundesrepublik bis Anfang der 1970er
Jahre prägte, nahm seinen Anfang.
Unter diesen Bedingungen kam dem ISAS eine nicht zu unterschätzende Bedeutung
zu. In seiner Selbstdarstellung stellte es die umfassenden Anwendungsmöglichkeiten
der Spektroskopie für eine Vielzahl von Industriezweigen heraus, angefangen beim
Bergbau, der Eisen und Stahl erzeugenden Industrie über die Metall verarbeitende
Industrie, die Elektroindustrie und die chemische Industrie bis zur Nahrungs- und
Genussmittelindustrie, der Landwirtschaft, aber auch der Pharmakologie, der Medizin
oder der Kriminalistik. Mit Nachdruck wurde die Dringlichkeit und zwingende
Notwendigkeit der Arbeit des Instituts angesichts des Rückstands in Deutschland
hervorgehoben:
„Es ist zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie auf dem Weltmarkt notwendig, die
wirksamen Hilfsmittel der Spektrochemie ebenso wie im Ausland in vollem Maße zu ver-
wenden und auszunutzen. Aufgrund von Zahlenangaben über die im Ausland betriebenen
spektrographischen Laboratorien kann man abschätzen, dass in den nächsten Jahren mehrere
hundert spektrographische Einrichtungen der verschiedensten Art in der deutschen Industrie
aufgestellt werden müssten, um auf einen Stand zu kommen, der dem ausländischen in etwa
entspricht. Wir können es uns nicht leisten, unsere Produkte umständlicher, teurer, weniger
oft und weniger genau zu prüfen als unsere Wettbewerber.“ 26
Die Verbindung des Instituts zur Industrie war institutionell durch seinen Träger, die
Fördergesellschaft, gewährleistet. Mitglieder dieses gemeinnützigen Vereins waren
15
neben Einzelpersonen, Körperschaften
des öffentlichen Rechts, wie der Stadt
Dortmund, der IHK zu Dortmund, dem
Ministerium für Wirtschaft und Verkehr
des Landes NRW oder der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster, und
Wirtschaftsverbänden, wie dem VDEh,
zahlreiche Einzelfirmen auch außerhalb
von NRW, um deren Mitgliedschaft man sich besonders bemühte, um „den unmit-
telbaren Einfluss der verschiedenen Industriezweige sicherstellen“ 27 zu können. Für eine
regelmäßige Verbindung zu den Fachleuten an den Universitäten und industriellen
Forschungsanstalten sorgte ein wissenschaftlicher Beirat. Die finanziellen Mittel für
die Ausrüstung und den laufenden Betrieb sollten je zur Hälfte von der öffentlichen
Hand und der Industrie bereitgestellt werden. Allerdings erwartete man, dass „auf
die Dauer für ein Institut, das ausgesprochen wirtschaftsnahe Forschung betreibt, angestrebt
werden (muss), dass die Mittel, die ihm zur Verfügung stehen, in erster Linie aus privaten
Quellen stammen, und zwar entsprechend dem Nutzen, den die verschiedenen Wirtschafts-
zweige von der Arbeit des Instituts erwarten können.“ 28
Das ISAS verstand sich als „Keimzelle für die notwendige weite Verbreitung der Spektro-
chemie in Deutschland“ 29 und hatte – wie in § 4 der Satzung der Fördergesellschaft
festgelegt – im Einzelnen folgende Aufgaben wahrzunehmen:
„ a) Physikalisch-chemische und methodisch-technische Grundlagenforschung auf dem Gebiet
der angewandten Spektroskopie sowie instrumentelle Entwicklungsarbeiten,
b) systematische Sammlung und Ordnung des wissenschaftlichen Materials und der
praktischen Erfahrungen sowie Bildung einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe als
Erfahrungsträger,
c) Zusammenarbeit mit Industrie-, Forschungs- und Hochschul-Laboratorien durch Erfah-
rungsaustausch, Absprache über die Durchführung von Forschungs- und Entwicklungs-
arbeiten, Beratung, praktische Hilfe bei Schwierigkeiten,
d) Sonder-Ausbildung von wissenschaftlichem und technischem Personal für das Gebiet
der angewandten Spektroskopie, Fortbildung des bereits berufstätigen,
e) Zusammenarbeit mit wissenschaftlich technischen Gesellschaften und Fachausschüssen
im In- und Ausland, Unterstützung organisatorischer und literarischer Arbeiten.“
Mitglieder des ISAS e.V.
Auch 60 Jahre nach der Gründung ist die Zusammen-setzung der Mitgliederversammlung des Vereins vielfältig. Aktuell begleiten insgesamt 30 Mitglieder, Unternehmen und öffentliche Körperschaften, die Arbeit des ISAS, zum Teil seit seiner Gründung. Zu den heute noch aktiven Gründungsmitgliedern zählen, neben dem Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Dortmund, der Verein Deutscher Eisen-hütten leute, die Industrie- und Handelskammer zu Dortmund, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster und die ThyssenKrupp Steel AG.
16
In den neu errichteten Räumlichkeiten an der Marsbruchstraße nahm das Institut
im April 1953 seine Arbeit mit insgesamt 25 Mitarbeitern auf. Dazu zählten sieben
Wissenschaftler: Spektroskopiker, organische und anorganische Chemiker sowie
Hochfrequenzphysiker; die übrigen Beschäftigten waren technische Angestellte,
also Ingenieure, Laboranten und Assistenten, sowie Facharbeiter in den Werkstätten,
Lehrlinge, Verwaltungskräfte und sonstige Mitarbeiter. Geplant war, das Personal auf
insgesamt 30 bis 40 Personen aufzustocken und darüber hinaus auch Gastwissenschaftler
aufzunehmen. Mit 34 Beschäftigen war der personelle Aufbau 1955 abgeschlossen,
und damit hatte das Institut eine Größenordnung erreicht, die nach einschlägigen
Berechnungen für außeruniversitäre naturwissenschaftliche Forschungseinrichtungen
personalwirtschaftlich zwar optimal war, aber doch unzureichend, um angesichts
der ständig zunehmenden Verwendung der Spektrochemie in der Industrie seine
Aufgaben voll und ganz erfüllen zu können. 30 1956 wurde daraufhin beschlossen,
das Institut bis zu einer Größenordnung von rund 100 Mitarbeitern auszubauen, das
heißt bis zur nächsten Stufe einer personalwirtschaftlich optimalen Stärke.
Die Räumlichkeiten an der Marsbruchstraße waren dafür viel zu eng, und im
bestehenden Gebäudekomplex konnte sich das Institut nicht weiter ausdehnen, da
das Materialprüfungsamt ebenfalls expandierte und die Räume daher selbst brauchte.
Man beschloss deshalb, ein ganz neues Gebäude an der Ardeystraße zu errichten. 31
Übergangsweise wurde ab August 1957 eine alte Holzbaracke mit einer Fläche von
230 Quadratmeter genutzt. Im August 1958 wurde mit dem Bau begonnen, im Oktober
1960 wurde Richtfest gefeiert und im Herbst 1961 wurde das Gebäude fertiggestellt,
so dass es bezogen werden konnte. Am
3. März 1962, zehn Jahre nach der ersten
Mitgliederversammlung der Förderge-
sellschaft, auf der die Gründung des
Instituts beschlossen worden war, wurde
das neue Gebäude unter Anwesenheit des
Bundesministers für Atomkernenergie,
Siegfried Balke, feierlich übergeben.
Labor im Gebäude Marsbruchstraße
17
Der Neubau, dessen Adresse ab Mitte
1962 Bunsen-Kirchhoff-Straße 11 lautete,
hatte einschließlich aller technischen
Einrichtungen 3,4 Millionen DM gekostet.
Bei einer Nutzfläche von insgesamt
3.222 Quadratmetern betrug seine Arbeits-
fläche 1.900 Quadratmeter und umfasste
neben Arbeitsräumen für wissenschaft-
liche Mitarbeiter, einer Bücherei, Büros,
Werkstätten und Ähnlichem verschiedene
voll klimatisierte physikalische und chemische Laboratorien und elektromagnetisch
abgeschirmte Räume. Zum Zeitpunkt des Einzugs waren mehr als 60 Personen im
Institut tätig, darunter elf nichtplanmäßige Kräfte, fünf Doktoranden und zwei
Praktikanten. 32 Mit etwas mehr als 100 Mitarbeitern erreichte das ISAS im August
1968 die geplante Personalgröße. Zufriedenstellend war die Personalsituation aller-
dings nicht. 33 Dadurch, dass ab 1964 im Institut eine Arbeitsgruppe der Chemischen
Abteilung der Ruhr-Universität Bochum mit bis zu 17 Personen untergebracht war,
war der Ausbau einer eigenen Abteilung für anorganisch-analytische Chemie ver-
hindert worden. Um Personalkosten zu sparen, hatte man darüber hinaus Dokto-
randen als Mitarbeiter eingesetzt in der Hoffnung, die Besten später in den festen
Mitarbeiterstab übernehmen zu können; enttäuscht musste man jedoch feststellen:
„Von einer Auswahl der Besten kann keine Rede sein. Die meisten der nicht ständigen Mit-
arbeiter verlassen das Institut nach Abschluss der Ausbildung und nehmen besser bezahlte
Stellungen an.“ 34 Angesichts des hohen Bedarfs an Fachleuten aus dem Bereich der
Spektrochemie, der von der Industrie, aber auch den Hochschulen und anderen
Forschungseinrichtungen nachgefragt wurde, hatte das Institut schon Mitte der
1960er Jahre darauf gedrängt, dass seinen Wissenschaftlern eine auch finanziell
attraktive Perspektive geboten wird, um sie zu halten.
Entgegen der ursprünglichen Planung musste der allergrößte Teil der Mittel, die
für die Ausrüstung und den laufenden Betrieb des ISAS benötigt wurden, von der
öffentlichen Hand aufgebracht werden. Wie Heinrich Kaiser später betonte, diene
die Forschung der Allgemeinheit, da die Entwicklung der Industriegesellschaften
wesentlich von ihr abhänge, sei privatwirtschaftlich aber unrentabel, da „zwischen der
ISAS City, Bunsen-Kirchhoff-Straße, ca. 1965
18
Grundlagenforschung und ihrer vollen Auswirkung in der Technik im Durchschnitt 30 Jahre“
vergingen und sich der wirtschaftliche Erfolg „auf großen, oft nicht überschaubaren
Umwegen und zum Teil in ganz anderen Wirtschaftszweigen als ursprünglich erwartet“
einstelle. 35 Einen unmit telbaren Nutzen,
etwa an erteilten Patenten gemessen,
könnten naturwissenschaftliche For-
schungseinrichtungen deshalb nur
schwerlich ausweisen. Insofern sei es
Aufgabe des Staates, ausreichende
finanzielle Mittel bereitzustellen. Dritt-
mittel einzuwerben, bot, wie Heinrich
Kaiser an anderer Stelle ausführte, dazu
kaum eine Alternative. Abgesehen vom
schwerfälligen Verfahren sei damit ein Verwaltungsaufwand verbunden, „der in
keiner Weise zu rechtfertigen ist und der vor allem die Arbeitskraft der Institutsdirektoren
von ihrer eigentlichen Aufgabe, Forschung zu lenken und selbst zu betreiben, abzieht.“ 36
Das Land Nordrhein-Westfalen als Sitz des ISAS trug über seine Vorleistungen
hinaus bis Ende der 1970er Jahre die finanzielle Hauptlast. Mit 11,7 Millionen DM,
die es zwischen 1952 und 1968 dafür aufbrachte, belief sich sein Anteil auf annä-
hernd 70 Prozent; etwas mehr als 11 Prozent steuerte die Fördergesellschaft bei, der
Rest stammte aus Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, die von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG), der VW-Stiftung, Industrieunternehmen oder Minis-
terien in Auftrag gegeben worden waren. Dem schrittweisen Ausbau des Instituts
entsprechend stieg das verfügbare Jahresbudget im gleichen Zeitraum absolut von
0,4 Millionen DM auf fast 2,2 Millionen DM.
Im Hinblick auf seine Größenordnung und Gliederung konnte sich das ISAS durch-
aus mit den naturwissenschaftlichen Instituten der Max-Planck-Gesellschaft messen.
Damit untermauerte es seine Forderung nach einer besseren finanziellen Ausstattung,
um sowohl das Personal angemessen bezahlen als auch das wissenschaftliche In-
ventar erhalten und erneuern zu können, denn der Finanzbedarf je Arbeitsgruppe,
eine charakteristische Kennziffer, lag beim ISAS deutlich niedriger als bei den
vergleichbaren Instituten. 37 Selbst bei einem Haushaltsansatz, der den gewünschten
Finanzierung des Instituts
Heute wird das ISAS durch die Bundesrepublik Deutschland und ihre Länder gemeinsam institutionell gefördert. Zuwendungsgeber ist das Land Nordrhein-Westfalen, in dem die Einrichtung ihren Sitz hat. Im Jahr 2011 belief sich sein Etat auf insgesamt rund 14,5 Millionen Euro. Etwa 20 Prozent des Gesamte-tats erwirtschaftete das ISAS dabei aus Drittmitteln, über wiegend wettbewerblich eingeworbene Gelder öffentlicher Fördermittelgeber.
19
Anforderungen Rechnung
trug, belief er sich lediglich
auf 129.000 DM, während er
für die Max-Planck-Gesellschaft
im Durchschnitt mit mindes-
tens 160.000 DM beziffert
wurde. Die Sorgen um eine
ausreichende Finanzierung
des Instituts bestanden jedoch
weiter, und das ISAS sah sich
gezwungen, immer wieder
um staatliche Zuweisungen
nachzusuchen, um mit der
modernen technischen Ent-
wicklung Schrit t halten,
ent sprechende Geräte anschaffen und den wissenschaftlichen Fortschritt voran-
treiben zu können.
Mit seinem Ausbau war das ISAS Ende der 1960er Jahre an eine Grenze gestoßen,
denn: „Ein Institut von etwa 100 Mitarbeitern, gegliedert in mehrere Arbeitsgruppen, ist
gerade noch zu übersehen und kann von den verantwortlichen leitenden Wissenschaftlern
als eine Einheit geführt und auch in den menschlichen Beziehungen zusammengehalten
werden.“ 38 Das Institut gliederte sich in fünf wissenschaftliche Abteilungen: ange-
wandte Physik und Elektronik, Atomspektrochemie, anorganisch-analytische
Chemie, organische oder Molekül-Spektroskopie und Massenspektrometrie. 39
Zu den vordringlichsten Aufgaben zählte es, zunächst die methodisch-theoretischen
Grundlagen für die spektroskopische Praxis in den verschiedenen industriellen
Anwendungsbereichen zu legen. So war es insbesondere erforderlich, Güteziffern
für die unterschiedlichen Analyseverfahren zu bestimmen, um den Praktikern bei
der Lösung ihrer spezifischen Aufgaben objektive, von persönlichen Einstellungen
unabhängige Bewertungsmaßstäbe und Auswahlkriterien an die Hand zu geben. 40
Mit Hilfe mathematisch-statistischer Methoden wurden Begriffe zur Kennzeichnung
von Analyseverfahren wie Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Nachweisgrenze, Empfind-
Near Ambient Pressure XPS, ISAS City
„High-Tech“ für die Analytik
Das ISAS hat seine Infrastruktur deutlich ausgebaut, um auch zukünftig konkurrenzfähig zu bleiben. Neben Investitionen in die Gebäudesubstanz an allen Standorten wurde vor allem die Forschungsausstattung modernisiert. So wurde etwa in 2011 ein „Near Ambient Pressure XPS“ in Betrieb genommen, als eines der wenigen Geräte dieser Art weltweit, das auch im Laborbetrieb genutzt werden kann. Ebenso erfolgte die Ausstattung mit verschiedenen, modernsten Massenspektro-metern sowie die Anschaffung eines NMR. Forscherinnen und Forschern bietet das ISAS somit eine technische Ausstattung auf herausragendem Niveau.
20
lichkeit, Selektivität und Spezifität präzise gefasst und damit zugleich international
vereinheitlicht. 41 Als weiteres praktisches Hilfsmittel, das die spektralanalytische
Arbeit erleichterte, wurde eine systematische Sammlung von Infrarot-Spektren
organischer Verbindungen angelegt, über die neben den Angaben zur Substanz
auch die entsprechende Fachliteratur erschlossen werden konnte. Die Informationen
wurden auf mechanisch auslesbare Randlochkarten aufgebracht, und die Sammlung,
die schließlich 25.000 Spektren umfasste, wurde im Rahmen der Dokumentation
der Molekül-Spektroskopie (DMS) gemeinsam mit englischen Wissenschaftlern
erarbeitet und vervielfältigt. 42
Nach der Einführung des Lasers
als spektro chemische Strahlungs-
quelle war später auch die Heraus-
gabe einer Sammlung von Raman-
Spektren möglich.
Bei seiner Arbeit bediente sich das
ISAS von Anfang an der elektro-
nischen Datenverarbeitung. Maß-
geblichen Anteil daran hatte der
promovierte Mathematiker Hans
Konrad Schuff, den Heinrich
Kaiser darin unterstützte, sich in
den USA gründlich und umfassend
über die umwälzende Entwicklung
auf dem Gebiet der neuartigen
Rechenmaschinen zu informieren. 43
Mit seiner „Übersicht über elek-
tronische Rechenanlagen“, einer Loseblattsammlung zu den Eigenschaften der
einzelnen Geräte, die verfügbar waren, wurde Hans Konrad Schuff zum best-
informierten Experten in Deutschland, der von verschiedenen Seiten um Rat gefragt
wurde. Daraus ergab sich ein neues Tätigkeitsfeld, das den Rahmen des ISAS aller-
dings überstieg, und deshalb nur außerhalb des Instituts bearbeitet werden konnte.
Anfang Dezember 1956 stellte Heinrich Kaiser der Vollversammlung der Dortmun-
der IHK – gleichsam als Spin-Off-Effekt der Arbeit im ISAS – das Konzept einer
Technologietransfer
Schon durch die Anwendungsnähe seiner Forschung hat der Technologietransfer am ISAS eine lange Tradition. In beson-derer Weise gilt dies jedoch für die Atomabsorptionsspektros-kopie, kurz AAS. Ende der 1980er Jahre, zu Beginn noch am „Labor für Spektroskopische Methoden der Stoff analyse“, LSMS, arbeitete die Berliner Arbeitsgruppe um den Physiker Helmut Becker-Roß daran, aus der Einzelelement-AAS eine Methode zu entwickeln, mit der man mehrere Elemente gleichzeitig messen kann – und dies gelang. Die Technologie wurde lizensiert und kam 2004 auf den Markt. Mit fast 1.000 verkauften Lizenzgeräten ist sie „der“ Markterfolg des ISAS in einem hochspezialisierten Technologiefeld.
Der Weg der Lichtstrahlen durch ein AAS
21
„Mathematischen Beratungs- und Programmierungsdienst GmbH“ (mbp) vor,
„dessen Aufgabe darin bestehen soll, elektronische Rechenmaschinen einem größeren Kreis
von Unternehmungen nutzbar zu machen und Fachkräfte heranzubilden.“ 44 Diese Gesell-
schaft, die nur wenige Wochen später, am 26. Februar 1957, von 14 Firmen aus dem
Dortmunder Raum gegründet und von Hans Konrad Schuff geleitet wurde, stellte
„ein Pionierunternehmen der IT-Branche“ 45 dar und entwickelte sich rasch zu einem
Motor des technologischen Wandels in der Region.
Ein wichtiges Untersuchungsfeld, in dem das ISAS tätig wurde, boten die umliegen-
den Hüttenwerke. Schon 1951, noch bevor das Institut gegründet worden war, hatte
man geplant, Massenstähle mit Hilfe eines spektrometrischen Schnellverfahrens auf
Kohlenstoff, Schwefel und Phosphor zu analysieren. 46 Der Vakuumspektrograph, der
zunächst benutzt wurde, erwies sich als zu klein. Deshalb wurde im Herbst 1954
ein größeres Gerät beantragt, das allerdings erst im April 1958 bewilligt wurde. So
wurde ab 1958 auf der Dortmunder Westfalenhütte untersucht, inwieweit durch
die laufende Registrierung von Mangan im Konverterstaub des Thomaswerkes der
Zeitpunkt exakt bestimmt werden kann, an dem der Frischvorgang abgeschlossen
ist und der Konverter zum Abguss umgelegt werden kann. 47 Bislang hatte sich
der Blasemeister auf seine Erfahrung verlassen müssen und sich am Aussehen der
Konverterflamme orientiert. Da es sich bei den Vorgängen im Thomaskonverter um
einen „wilden Prozess“ handele, wie auf einer Besprechung im März 1960 betont wurde,
habe es wenig Zweck, „von einer Theorie auszugehen, man müsse sich im wesentlichen
an die experimentellen Befunde halten.“ 48 Die Erwartungen, den Produktionsprozess
kontinuierlich überwachen und steuern zu können, erfüllten sich jedoch nicht. Wenige
Monate später stellte man fest, „dass man mit der Apparatur in ihrem jetzigen Zustand
den Zeitpunkt für das Umlegen des Konverters etwa mit derselben Sicherheit angeben kann
wie der Blasemeister.“ 49 Trotzdem war man nicht enttäuscht, kam man doch zu dem
Schluss, „dass die Arbeit mit der Apparatur – auch wenn das eigentliche Ziel der Messung
noch nicht erreicht sei – doch schon wertvolle und für die Produktion wichtige Einblicke in
den Konverterprozess geliefert habe.“
Die Kooperation zwischen dem ISAS und den Hüttenwerken intensivierte sich noch,
je mehr sich die Eisen- und Stahlindustrie modernisierte, sei es, dass spezielle
Legierungen hergestellt wurden, sei es, dass die Oberflächen veredelt wurden, oder
22
sei es, dass die elektronische Datenverarbeitung zur Kontrolle des Produktions-
prozesses eingeführt wurde. So fragte der VDEh an, „ob das Institut für Spektrochemie
behilf lich sein könnte, die Natur der Oberf lächenverunreinigungen aufzuklären, die in
manchen Fällen eine Oberflächenveredelung durch Verzinnen oder durch Lackieren ver-
hindern.“ 50 Ebenso starkes Interesse bestand an Analyseverfahren für die Legierungs-
elemente in Stahl, „insbesondere für eine zuverlässige Methode zur Bestimmung von
Vanadium in der Größenordnung von 0,01 %“. 51 Nachdem das ISAS erfahren hatte, dass
Hoesch plane, Elektronenrechner für die Verarbeitung der spektrochemischen Daten
einzusetzen, schlug man dem Leiter der Versuchsanstalt auf der Westfalenhütte vor,
„das Problem der zweckmäßigen Auswertung und Verarbeitung der Messwerte von Grund
auf zu bearbeiten“, da man davon ausging, „dass der Arbeits- und Kapitalaufwand der
meisten Stahlwerkslaboratorien für diese Aufgabe viel zu hoch sei, weil einige grundlegende
Zusammenhänge […] nicht beachtet werden.“ 52
Neben der methodisch-theoretischen Grundlagenforschung und der anwendungs-
bezogenen Entwicklung geeigneter Analyseverfahren wurden instrumentelle
Entwicklungsarbeiten durchgeführt und dadurch die apparativen Möglichkeiten der
Spektroskopie verbessert. Bahnbrechend
war die „Spurenanalyse mittels Atom-
absorption in der Graphitküvette“, so der
Titel des Vortrags, den der ISAS-Mit-
arbeiter Hans Massmann 1965 auf einem
internationalen Symposion in Dresden
hielt. 53 Der Graphitrohrofen, der danach
entwickelt wurde, war so innovativ und
leistungsfähig, dass Hans Massmann
dafür mit dem Preis „Biochemische
Analytik 1974“ ausgezeichnet wurde, da
durch ihn mit bis zu einem Billionstel Gramm die „wohl niedrigste Nachweisgrenze in
der optischen spektrochemischen Analyse“ erreicht werden konnte, wie es in der Begrün-
dung hieß. 54 Selbst kleinste Spuren und Konzentrationen von Stoffen wurden nach-
weisbar, sodass der Weg für neue Anwendungsbereiche der Spektroskopie nicht
zuletzt im Umweltschutz und in der Medizin geebnet wurde.
Hans Massmann bei der Arbeit im Labor
23
Das ISAS pflegte intensive Kontakte zu anderen wissenschaftlichen Einrichtungen. 55
An der nahe gelegenen Universität Münster, mit der 1956 ein Kooperationsvertrag
geschlossen wurde, wurden Lehraufgaben in Form von Vorlesungen und Übungen
übernommen. Darüber hinaus wurden Lehrgänge zur Einführung in die spektro-
chemische Arbeit durchgeführt, an denen auch Studenten anderer Hochschulen
teilnahmen. Promotionen von Mitarbeitern an verschiedenen Universitäten festigten
ebenso das Ansehen als anerkannte Forschungsstätte wie umgekehrt die Berufung
von Wissenschaftlern des ISAS auf Lehrstühle, ganz abgesehen von der Mitarbeit
in nationalen und internationalen Gremien, Kommissionen und Fachausschüssen
sowie der Teilnahme an Kongressen und der Publikation in Fachzeitschriften. Hinzu
kam, dass zahlreiche Chemiker und Physiker nicht zuletzt aus dem Ausland mehrere
Monate oder sogar Jahre als Gastwissenschaftler im ISAS arbeiteten.
Neben der Beratung und praktischen Hilfe für Unternehmen, die sich spektroskopischer
Analyseverfahren bedienten und dazu geeignete Instrumente und Laboreinrichtun-
gen benötigten, bildete das ISAS in mehrwöchigen Kursen auch Fachkräfte aus den
Industrielaboratorien aus und fort. Für halb- oder ganzjährige Ausbildungskurse,
wie von der Industrie gewünscht, fehlten allerdings die räumlichen Voraussetzungen.
Erst durch den Anbau des Institutskomplexes im Jahre 1970, der neben einem Ver-
waltungstrakt und zwei Ausbildungslaboratorien einen Hörsaal für 50 Personen
umfasste, standen entsprechende Unterrichtsräume zur Verfügung. 56
Zeiten des Umbruchs
25
Im November 1975 schied Heinrich Kaiser aus Altersgründen aus dem Institut aus, das
er über 23 Jahre geleitet hatte. Während dieser Zeit hatte das Ruhrgebiet angefangen,
sich tiefgreifend zu wandeln. 57 Die Montanindustrie, die die Region über mehr als ein
Jahrhundert nachhaltig geprägt hatte, verlor ökonomisch zunehmend an Bedeutung.
Der Steinkohlenbergbau, der ab
1958 unter Druck geraten war,
musste seine Förderleistung ab
1965 mehr und mehr einschränken.
Zwischen 1957 und 1974 wurden
im Ruhr-Bergbau insgesamt 76
Schachtanlagen still gelegt; im
gleichen Zeitraum sank die Jahres-
förderung von 123 Millionen Ton-
nen auf 78 Millionen Tonnen, und
die Zahl der Beschäftigten ging
sogar von fast 495.000 auf etwas mehr als 160.000 Personen zurück. Der Einbruch in
der Eisen- und Stahlindustrie erfolgte zwar erst 1975 und mündete anschließend in
einen lang anhaltenden Schrumpfungsprozess, aber durch die technische Entwick-
lung wurden auch hier zahlreiche Arbeitsplätze eingespart und abgebaut. Zugleich
wurde die Rohstahl- und Roheisenerzeugung immer mehr an die Rheinschiene
verlagert, zum Nachteil des östlichen Ruhrgebiets, dem letztlich nur noch die Weiter-
verarbeitung blieb. 58 Mit „Minister Stein“ wurde im März 1987 die letzte Zeche in
Dortmund geschlossen, und mit der Übernahme durch Krupp im Sommer 1992
verlor Hoesch nicht nur seine Eigenständigkeit, sondern in der Folge auch den
größten Teil der noch verbliebenen Arbeitsplätze. Hatte das Unternehmen 1979 noch
rund 30.000 Menschen Arbeit geboten, so waren es 1986 nur noch 18.000, fünf Jahre
später etwas mehr als 14.000 und 1997 schließlich gerade einmal 5.650.
Die Region nahm „Abschied vom Malocher“, von der körperlich schweren, aber geistig
weniger anspruchsvollen Arbeit, die für das alte Ruhrrevier so kennzeichnend war,
und Dortmund entwickelte sich von einer Industriestadt, die auf Kohle, Stahl und
Bier aufbaut, zu einem Dienstleistungs- und Technologiezentrum, das sich allmählich
um die Schlüsselbereiche der Logistik, Informationstechnik und Mikrosystemtechnik
zu gruppieren begann.
Stillgelegte Industrieanlage, Dortmund
26
Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich die Stadt immer wieder vergeblich
darum bemüht, dass vor Ort eine Technische Hochschule errichtet wird. 59 Nach dem
Ende des Zweiten Weltkrieges hatte man einen erneuten Vorstoß unternommen, der
auch von Heinrich Kaiser unterstützt wurde. Aber trotz aller Anstrengungen der
Stadt entschied sich die Landesregierung im Juli 1961 dafür, zuerst in Bochum eine
Universität zu gründen. Nur ein Jahr später, im Juni 1962, beschloss sie dennoch,
neben Aachen in Dortmund eine zweite Technische Hochschule mit Schwerpunkten
in den Natur-, Technik-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zu errichten. Im
Dezember 1968 konnte sie schließlich offiziell eröffnet werden. Mit dieser lang
ersehnten „Investition in Wissen“ war eine wichtige Voraussetzung geschaffen, um
neue, zukunftsweisende Wege zu beschreiten und den anstehenden wirtschaftlichen
Strukturwandel zu bewältigen.
Die Konturen einer postmontanen Wirtschaftsform zeichneten sich Mitte der 1970er
Jahre in Dortmund noch nicht ab. Bis Anfang der 1980er Jahre orientierte man sich
sowohl in der Bundes- als auch in der Landespolitik in erster Linie daran, die für die
Region typischen, unter Anpassungsdruck geratenen Branchen umzustrukturieren
und neu auszurichten, etwa durch neue Nutzungsformen der Kohle oder durch
Neuentwicklungen in der Verfahrenstechnik und bei den Werkstoffeigenschaften
des Stahls. 60 Mit dem „Technologieprogramm Wirtschaft“ von 1978 und dem „Aktions-
programm Ruhr“ von 1979 wurden von der Landesregierung erste Ansätze einer
Forschungs- und Technologiepolitik verfolgt, die auch die Entwicklung neuer, Wachstum
versprechender Branchen in der Region förderte. Die „Nordrhein-Westfalen-Initiative
Zukunftstechnologien“, die unter dem Druck steigender Arbeitslosenzahlen 1984
beschlossen wurde, markiert den Paradigmenwechsel in der Strukturpolitik des
Landes. Danach sollten schwerpunktmäßig die Technologien gefördert werden, die die
internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessern, darunter neben Informations- und
Kommunikationstechnologien nicht zuletzt Umwelt-, Energie-, Bio- und Werkstoff-
technologien. Das sollte einerseits dadurch ermöglicht werden, dass universitäre
und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen auf- und ausgebaut werden, die
anwendungsbezogene Spitzenleistungen erbringen, und andererseits dadurch, dass
der Transfer der wissenschaftlichen, technologieorientierten Forschungsergebnisse in
die wirtschaftliche Nutzung erleichtert und verkürzt wird. Adressaten dieser Politik
waren weniger industrielle Großbetriebe als vielmehr Klein- und Mittelbetriebe. Mit
27
dem Technologiezentrum, das
im Mai 1985 gegründet wurde,
wurde diese politische Leit-
vorstellung in Dortmund schon
früh umgesetzt. 61
In diese Zeit, in der die Umrisse
des Strukturwandels im Ruhr-
gebiet erst allmählich erkenn-
bar wurden, fiel die Suche nach
einem neuen Institutsleiter und
damit auch nach einer Neu-
bestimmung des ISAS. Im
Berufungsverfahren, das Ende
1974 eingeleitet wurde, kam es jedoch zu keinem Konsens, und die Nachfolge von
Heinrich Kaiser blieb offen. Man entschied, sich für eine Lösung der Frage, wie sich
das Institut künftig weiter entwickeln sollte, Zeit zu nehmen, und übertrug die
kommissarische Leitung derweil an einen Abteilungsleiter, den promovierten
Chemiker Wolfgang Riepe.
Parallel zum personellen Wechsel an der Spitze des ISAS wurde die Finanzierung
außeruniversitärer wissenschaftlicher Einrichtungen von überregionaler Bedeutung,
die interdisziplinär anwendungsorientierte Grundlagenforschung betreiben, in der
Bundesrepublik neu geregelt. Die nach einem Evaluierungsverfahren ausgewählten
Einrichtungen unterschiedlicher Fachrichtungen, die erstmals 1977 in einer Liste
auf blauem Papier aufgeführt wurden, wurden danach je zur Hälfte vom Bund und
den Ländern finanziert. Das ISAS, dessen Mittel inzwischen zu 98 Prozent allein
vom Land Nordrhein-Westfalen aufgebracht wurden, 62 war zunächst nicht darunter.
Eine Expertise, die von einer Kommission von vier Hochschullehrern 1976 verfasst
worden war, hatte zwar klar und verständlich dargelegt, was das Institut wissen-
schaftlich leistete, aber die Frage offen gelassen, ob seine Aufnahme in die „Blaue
Liste“ zu befürworten sei. 63 Mit dem Einwand, „dass die Arbeiten des Instituts bereits
an der Universität gemacht würden“, 64 hatte das Bundesministerium für Forschung
und Technologie (BMFT) es anschließend abgelehnt, sich an der Finanzierung des
Die Leibniz-Gemeinschaft
86 selbstständige Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen vereint die Leibniz-Gemein-schaft (WGL) unter ihrem Dach. Die Institute betreiben erkenntnis- und anwendungs-orientierte Grundlagenfor-schung, unterhalten wissen-schaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissens-transfer in Richtung Politik, Wissen schaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Koopera-tionen mit den Hochschulen, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland.
„Flagge gezeigt“ hat das ISAS anlässlich der Abendver-anstaltung zur Sitzung des Verwaltungsausschusses der WGL vor dem ehemaligen „Westfalenstadion“ in Dortmund im April 2012.
28
ISAS zu beteiligen, und stattdessen empfohlen, diese Einrichtung an die Universität
Dortmund anzugliedern.
Dem widersprach das Kuratorium der Fördergesellschaft, das nach Möglichkeiten
suchte, die finanzielle Basis des ISAS langfristig zu sichern. Nach seiner Auffassung
war der Vorschlag des BMFT ungeeignet, „weil das Institut ganz andere Aufgaben als die
Universität zu erfüllen hat und deshalb nicht in die Universitätsstruktur passt“ 65, verband
es doch Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe, indem es Praktikern in der
Industrie forschungsbasierte Dienstleistungen bot. Da eine Anbindung an eine wissen-
schaftliche Dachorganisation wie die Max-Planck- oder die Fraunhofer-Gesellschaft
kaum Aussicht auf Erfolg bot, wie nach ersten Kontaktaufnahmen festgestellt wurde,
mussten die Bemühungen, doch noch in die „Blaue Liste“ aufgenommen zu werden,
intensiviert werden. Um die Bedeutung des ISAS stärker herauszustellen, war es
deshalb notwendig, „den Bedarf der Gesellschaft an analytischen Aufgaben ausführlich zu
begründen“; zudem waren weder „die gesamten Aktivitäten des Instituts“ hinreichend
dargestellt noch „die überregionalen Verknüpfungen“ gebührend deutlich gemacht worden.
Ein zweites Gutachten musste erstellt werden, das erneut die Förderungswürdigkeit
des ISAS im Rahmen der „Blauen Liste“ prüfen sollte, und für diese Aufgabe konnte
die nordrhein-westfälische Landesregierung im März 1977 die DFG gewinnen, die
eine achtköpfige Kommission einberief, um das Institut zu evaluieren. Nach einer
Befragung und Begehung Mitte November 1977 bot sich den Gutachtern
„ein differenziertes Bild. Es sind Arbeitsgruppen im Institut, deren wissenschaftliche Leistung
einem Vergleich auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene jederzeit standhält und die
auch in letzter Zeit wesentliche Impulse für die Praxis gegeben haben. Der größere Teil der
Gruppen am Institut hat eindeutig überregionale Bedeutung, während dies für die anderen
nur eingeschränkt gilt. Dort werden zum Teil Arbeiten ausgeführt, die auch an Hochschulen
vorgenommen werden können bzw. jetzt schon vorgenommen werden. Es wird teilweise
mit veralteten Geräten gearbeitet, sodass es schwierig ist, einen hohen wissenschaftlichen
Standard zu erreichen.“ 66
29
Nach Ansicht der Kommission hatten sich das Spektrum und die Qualität der ana-
lytischen Aufgabenstellungen in den letzten Jahren derart sprunghaft entwickelt,
dass es „zu einem starken Nachholbedarf in der Entwicklung sehr leistungsstarker Routine-
verfahren unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten“ gekommen war. Die Bedeutung des
ISAS war damit gewachsen. Allerdings hatte es versäumt, wie die Gutachter bemän-
gelten, mit den rasanten Veränderungen Schritt zu halten und die verfügbaren
Mittel auf die Bereiche zu konzentrieren, die besonders vielversprechend sind. So
leistungsfähig das Institut im Grunde sei, so hinderlich habe sich letztlich ausgewirkt,
dass ein Institutsleiter fehle, „der das vorhandene Potenzial nützt und es konsequent […]
auf das Ziel orientiert, die noch vielen ungelösten Probleme anzugehen, welche heute von der
Gesetzgebung, der Forschung und der industriellen Praxis an die Analytik gestellt werden.“
Dieser Zustand müsse unbedingt geändert werden.
Als Schwerpunkt für die künftige Arbeit des ISAS wurde der Ausbau im Bereich
der Spurenanalyse empfohlen, speziell der anorganischen Elementanalytik. Auf
diesem Gebiet verfüge das Institut nicht nur über geeignete Voraussetzungen,
sondern gerade diese Forschungsrichtung sei auch besonders förderungswürdig:
„Die Element-Spurenanalytik ist heute wichtiger als je zuvor, insbesondere ist sie aktuell für
Geochemie; Rohstoffbeurteilung; Kontrolle chemischer Produkte; Materialentwicklung und
-herstellung (z. B. Metalle; Halbleiter, Keramik, Glas, Reaktorwerkstoffe, Katalysatoren), für
klinische Analytik, Metabolitenforschung, Ernährung, Umwelt-Kontamination u.v.a. Auf-
gaben aus diesen Bereichen bieten für die Zukunft gute Entwicklungsaussichten.“
Darüber hinaus wurde angeregt, zu einem späteren Zeitpunkt auch den Bereich der
Spurenanalyse organischer Verbindungen auszubauen, der nicht zuletzt für die
Entwicklung der Biotechnologie von Bedeutung ist, und dafür einen zweiten wissen-
schaftlichen Leiter zu berufen.
Nachdrücklich wurde die Möglichkeit, das ISAS in die Universität einzugliedern,
als „unzweckmäßig“ verworfen, denn es „soll gerade nicht Aufgabe des Instituts sein, reine
30
Grundlagenforschung zu betreiben, sondern sich angewandten Problemen und Entwicklungs-
aufgaben zu widmen.“ Die Arbeit, die im ISAS geleistet werde, könne nicht von einer
Hochschule erbracht werden, wie umgekehrt für das ISAS gelte, „dass bei einer Ein-
gliederung die Verbindung zur Industrie, verbunden mit der Einwerbung von Fremdmitteln,
eingeschränkt und damit die Praxisorientierung erheblich leiden würden.“
Angesichts dieses Gutachtens ging die Landesregierung davon aus, dass das Institut
nun in die „Blaue Liste“ aufgenommen wird. 67 Der Bund erhob auch keine grund-
sätzlichen Bedenken mehr, drängte aber darauf, eine externe Arbeitsgruppe einzu-
setzen, damit die künftige Aufgabenstellung des Instituts, seine Organisation und
Struktur einschließlich personeller Fragen konkret geklärt werden, da das Gut-
achten viele Fragen in dieser Hinsicht noch offen gelassen habe. 68 Nachdem das
geschehen war, wurde das ISAS 1980 in die „Blaue Liste“ aufgenommen.
Neuer Aufschwung
32
Im November 1981 übernahm der Chemiker Günther Tölg mit seiner Berufung an
die Universität Dortmund als neuer geschäftsführender Direktor die Leitung des
ISAS. Die Berufungskommission hatte zwar schon im März 1979 ihre Arbeit auf-
genommen, nachdem absehbar war, dass das ISAS in die „Blaue Liste“ aufgenommen
wird, und im April 1980 war der Ruf an Günther Tölg erteilt worden, aber wegen
beamten- und besoldungsrechtlicher Fragen hatte sich das Verfahren länger hin-
gezogen als erwartet. 69
Mit Günther Tölg hatte das ISAS einen ausgewiesenen Experten für anorganische
Analytik, dem vorgesehenen Arbeitsschwerpunkt des Instituts, gewonnen. Seit 1970
war er Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für Metallforschung in Stuttgart und
leitete dort das Laboratorium für Reinstoffanalytik. Diese Funktion behielt er trotz
seines Wechsels nach Dortmund bei, und um die Arbeit beider Einrichtungen
besser zu koordinieren, wurde mit
der Berufung die elfköpfige Arbeits-
gruppe des MPI dem ISAS angeglie-
dert und nach Dortmund verlegt. 70
Dazu mussten allerdings erst die
passenden räumlichen Vorausset-
zungen geschaffen werden. 1982
begann man deshalb, das benachbarte,
leer stehende Gebäude umzubauen,
das die ehemalige Abteilung „Algen-
forschung“ der Gesellschaft für
Strahlen- und Um welt forschung genutzt hatte, in der über Algen als Eiweißlieferan-
ten der Zukunft geforscht worden war. 71 1984 wurde dieser Gebäudeteil fertiggestellt;
damit standen dem Laboratorium für Reinstoffanalytik, der Außenstelle des MPI
für Metallforschung, für seine Arbeit vier Reinstraumlaboratorien und ein Isotopen-
laboratorium zur Verfügung.
Organisatorisch war das ISAS seit 1974 in neun bis zehn wissenschaftliche Arbeits-
gruppen gegliedert, deren Zuschnitt sich im Laufe der Zeit teilweise änderte. 1986
wurde die Struktur umgestellt. Neben dem separat geführten Laboratorium für
Reinstoffanalytik wurden sechs wissenschaftliche Arbeitsgruppen gebildet, von
Gebäude des Laboratoriums für Reinstoffanalytik (LRA)
33
denen jeweils drei zu einer Abteilung zusammengefasst wurden: Elementanalytik
und Molekülanalytik, entsprechend der Empfehlung der DFG-Gutachter. Drei
weitere, infrastrukturelle Gruppen wurden in der Abteilung Zentrale Einrichtungen
gebündelt.
Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt des ISAS unter der Leitung von Günther
Tölg war die Ultraspurenanalyse. 72 Kleinste Mengen von Stoffen im Nano- und
Pikogramm-Bereich, also in einer Größenordnung von einem
Milliardstel (10-9) und einem Billionstel (10-12) Gramm, konnten
mit Hilfe ausgefeilter Methoden, Verfahren und Instrumente,
die im Institut entwickelt, verfeinert und erprobt wurden,
nachgewiesen und in ihrer Zusammensetzung bestimmt
werden. Herkömmliche Techniken und Geräte stießen dabei
an ihre Grenzen. Eine wesentliche Aufgabe des Instituts waren
deshalb apparative Neu- und Weiterentwicklungen, insbeson-
dere durch den Einsatz von Lasern, und da man sich je nach
Problemstellung in der Spurenanalyse, aber auch in anderen Arbeitsfeldern wie der
Mikroverteilungs-, Oberflächen- oder Metabolitenanalyse jeweils spezifischer
spektrometrischer und spektroskopischer Methoden oder besonderer Kombinationen
dieser Methoden beziehungsweise mehrstufiger Verbundverfahren bedienen musste,
erarbeitete das ISAS ein breites Spektrum physikalisch-chemischer Analyseverfahren,
die ebenso nachweisstark wie zuverlässig und zugleich wirtschaftlich waren. Dieses
Multimethodenkonzept, das eine Vielfalt leistungsfähiger Werkzeuge für die Lösung
analytischer Probleme zur Verfügung stellte, wurde zum Kennzeichen des Instituts.
Mit Dieter Klockow, der 1988 ins Direktorium des ISAS berufen wurde, gewann die
Umweltanalytik, für die das ökologisch besonders belastete Ruhrgebiet einen geeig-
neten Standort bot, 73 als Forschungsfeld des Instituts an Bedeutung und ergänzte
die bestehenden Arbeitsschwerpunkte auf sinnvolle Weise. Dieter Klockow, der 1976
den Lehrstuhl für Analytische Chemie an der Universität Dortmund übernommen
hatte, hatte schon seit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere über Luftverun-
reinigungen geforscht und galt als international anerkannter Fachmann auf dem
Gebiet der Atmosphärenanalytik. Sein Arbeitsschwerpunkt erhielt durch die Wieder-
vereinigung Deutschlands im Oktober 1990 unerwarteten Zuwachs, denn eine
Günther Tölg
34
Arbeitsgruppe des Zentralinstituts für Optik und Spektroskopie (ZOS) der Akademie
der Wissenschaften der DDR in Berlin forschte auf einem ganz ähnlichen Gebiet und
bot sich als Kooperationspartner an.
Das ZOS war hervorgegangen aus dem Optischen Laboratorium im Berliner Bezirk
Pankow, das die Akademie der Wissenschaften 1948 übernommen hatte. 1951 war
die in Institut für Optik und Feinmecha-
nik umbenannte Einrichtung nach Berlin-
Adlershof umgezogen, einem Wissen-
schaftszentrum im südöstlichen Bezirk
Treptow-Köpenick, das um die Deutsche
Versuchsanstalt für Luftfahrt entstanden
war, die dort 1912 gegründet worden war
und sich zum Zentrum der Luftfahrt-
forschung entwickelt hatte. 74 Daraus war
1957 das Institut für Optik und Spektro-
skopie hervorgegangen, das nach der Akademiereform 1970 mit anderen physikalisch
ausgerichteten Einrichtungen am Ende zum ZOS mit insgesamt 315 Mitarbeitern,
darunter 150 Wissenschaftler, zusammengelegt worden war. Im November 1990
arbeiteten dort in den verschiedenen Forschungsbereichen 413 Personen, von denen
186 wissenschaftlich ausgebildet waren; das Labor für spektroskopische Methoden
der Stoffanalyse (LSMS) bildete nur einen kleinen Teil und umfasste nicht mehr als
15 Mitarbeiter. 75
Bereits im Juli 1990, während der Verhandlungen über den Einigungsvertrag, war
der Wissenschaftsrat gebeten worden, gutachterlich zu den außeruniversitären
Einrichtungen der DDR Stellung zu nehmen und Lösungsmöglichkeiten für die
Fortführung der Forschungsinstitute zu finden, die wichtige wissenschaftliche
Leistungen erbringen, auf die auch künftig nicht verzichtet werden kann, und die
internationalen Qualitätsmaßstäben genügen. Noch bevor der Wissenschaftsrat
seinen Bericht zum ZOS vorlegte, hatten sich die wissenschaftlichen Leitungen des
ISAS einerseits und des LSMS andererseits verständigt und den Vorschlag gemacht,
das LSMS dem ISAS „als Außenstelle in Berlin wissenschaftlich und organisatorisch anzu-
gliedern.“ 76 Man wies auf den hohen Stellenwert hin, den die moderne Analytik in
ISAS Berlin-Adlershof, Albert-Einstein-Straße
35
Wissenschaft, Technik und Umwelt einnehme, und plädierte nachdrücklich dafür,
die Forschungspotenziale vom ISAS und vom LSMS zusammenzulegen. Den Berliner
Wissenschaftlern sollte die Aufgabe zukommen, „Grundlagenforschung zur Elementar-
analytik mit Zielsetzung auf die Umweltforschung und Umwelttechnik im weitesten Sinne“
zu betreiben. Wegen der starken physikalischen Ausrichtung der Forschung sollte
die Arbeitsgruppe allerdings durch Chemiker mit Erfahrungen in der Ultraspuren-
analyse ergänzt werden.
Der Wissenschaftsrat begrüßte „die Bereitschaft des Instituts für Spektrochemie und
angewandte Spektroskopie (ISAS) in Dortmund, das Labor für spektroskopische Methoden
der Stoffanalyse […] als Außenstelle zu betreuen.“ 77 Bei einer Besprechung erklärten die
Vertreter der beteiligten Bundesländer, des Bundes und des ISAS, die Empfehlung
des Wissenschaftsrates „konstruktiv und zügig umzusetzen.“ 78 Man einigte sich sowohl
auf die finanziellen als auch personellen Bedingungen der Eingliederung des LSMS
in das ISAS, und zum Jahresbeginn 1992 konnte die Berliner Außenstelle mit 17 Mit-
arbeitern, darunter 10 Wissenschaftler, ihre Arbeit aufnehmen. Um sich zu unter-
stützen und gegenseitig zu helfen, hatten Wissenschaftler des ZOS, die angesichts
des politischen Umbruchs anfangs einer ungewissen Zukunft entgegensahen, 1990
die Gesellschaft zur Förderung angewandter Optik, Optoelektronik, Quanten elektronik
und Spektroskopie e.V. gegründet. Maßgeblich Anteil daran hatte der Physiker
Helmut Becker-Roß, der seine verdienstvolle wissenschaftliche Arbeit später im
Rahmen des ISAS fortsetzen konnte.
1992, im 40. Jahr seines Bestehens, präsentierte sich das ISAS als eine wissenschaft-
liche Einrichtung, die einen Beitrag zur Sicherung und Verbesserung der Lebens-
qualität leistet. Anschaulich wurde in der Presse der praktische Nutzen der hoch
komplizierten und für Laien nur schwer verständlichen Forschungsarbeit beschrieben:
„Immer ausgefeilter werden die Nachweismethoden, mit denen die Wissenschaftler des ISAS
helfen, Umweltsündern in der Industrie, Doping-Moglern, Rauschgifthändlern und Kunst-
betrügern das Handwerk zu legen.“ 79 Man wies auf Pestizide in Böden und Wässern
hin, die mit Hilfe analytischer Verfahren aufgespürt werden können, die im ISAS
entwickelt wurden, aber auch auf hochwertige Beschichtungen und Werkstoffe, deren
Qualität durch die Arbeit der Wissenschaftler sichergestellt werde. Positive wie
negative Aspekte der technologischen Entwicklung gehörten gleichermaßen zum
36
Aufgabenspektrum der analytischen Wissenschaften. Insofern sei ihre Forschung
durch eine grundlegende Ambivalenz gekennzeichnet, die sich immer deutlicher
und zugleich auch schroffer zeige, wie Günther Tölg betonte:
„Uns wird immer mehr bewusst, dass wir einerseits für die Existenz der sich exponentiell
vermehrenden Menschheit den technologischen Fortschritt forcieren, andererseits aber auch
die unabdingbar damit verbundenen Risiken für Sicherheit und Gesundheit so klein wie
möglich halten müssen.
Bei der Findung eines ausgewogenen Gleichgewichtes zwischen Fortschritt und Risiko
fällt der Analytischen Chemie im stoff lichen Bereich eine rasch wachsende Aufgabe zu, die
erst wenigen bewusst ist. […] Nur wenn alle die interdisziplinäre, gesellschaftsrelevante
Deutung einer innovativen Analytischen Chemie für unsere Industriegesellschaft möglichst
bald erkennen – sowohl was ihre Rolle für den technologischen Fortschritt als auch für die
Minimierung der damit verbundenen Risiken angeht – haben wir eine gute Chance, unsere
Lebensqualität im substanziellen Bereich zu halten bzw. noch zu verbessern.“ 80
Nach eigenem Selbstverständnis war die Arbeit des ISAS übergeordneten, gesamt-
gesellschaftlichen Interessen verpflichtet. Weder wurden die Gefahren der wirtschaft-
lich-technologischen Entwicklung verabsolutiert, noch wurden ihre Segnungen
unkritisch hingenommen. Dieter Klockow brachte es prägnant auf den Nenner: „Es
ist die ambivalente Aufgabe des Analytikers, nicht den Fortschritt zu bremsen, aber auch
nicht die Augen vor seinen negativen Folgen zu verschließen.“ 81 Die analytischen Wissen-
schaften und mit ihnen das ISAS erfüllten demnach eine wichtige, ja unverzichtbare
Funktion innerhalb einer modernen, hoch technisierten Gesellschaft.
Dieses Bild, das das ISAS lieferte, wurde vom Wissenschaftsrat bestätigt, der 1994
das Institut evaluierte, das seit März 1993 nicht mehr mit der Universität Münster,
sondern durch einen Kooperationsvertrag als An-Institut mit der Universität Dortmund
verbunden war. Die analytisch-chemische Forschung, die dort betrieben wurde, so
war im Gutachten zu lesen, „stellt in ihrer methodischen Breite und Qualität ein Potenzial
dar, das die Bearbeitung vielfältiger Fragestellungen erlaubt, die für Wissenschaft, Gesellschaft
und Industrie von hoher Aktualität und Relevanz sind.“ 82 Der Wissenschaftsrat empfahl
deshalb, „die gemeinsame Förderung des ISAS als Forschungsinstitut der Blauen Liste
37
fortzusetzen, dessen Profil an keiner
anderen Institution in Deutschland
in vergleichbarer Weise vertreten
ist.“ Einige Punkte wurden durch-
aus kritisch gesehen, beeinträchtig-
ten die positive Gesamtbewertung
allerdings nicht, denn trotz der
wachsenden Bedeutung der
Analytischen Chemie „für wirt-
schaftliche, ökologische sowie gesund-
heitspolitische und medizinische
Entscheidungen“ 83 und trotz des
steigenden Bedarfs an Methoden
und Fachkräften war Deutschland im Vergleich zu den USA und Japan im Rückstand
und hatte auf diesem Gebiet einen Nachholbedarf.
Der Wissenschaftsrat bemängelte vor allem, dass das ISAS noch in alten Strukturen
verharre, und erwartete, dass es sich unter den Bedingungen zunehmender Globa-
lisierung den Erfordernissen der wirtschaftlichen Entwicklung stärker öffnen müsse,
um dazu beizutragen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu
sichern. Er empfahl, „in Zukunft vermehrt neue Methoden zu erarbeiten, die Anwendungs-
orientierung der (weiter)entwickelten Methodik stärker zu berücksichtigen und sich auf
besonders zukunftsträchtige Arbeitsfelder zu konzentrieren.“ 84 Er regte an, auf jeden Fall
am Forschungsschwerpunkt Laserspektroskopie festzuhalten und den Bereich der
quantitativen Spurenanalyse auszubauen, enthielt sich jedoch detaillierter Vorschläge
zur inhaltlichen Gestaltung des künftigen Forschungsprogramms, da man dem
neuen Direktor nicht vorgreifen wollte, der die Nachfolge von Günther Tölg, dessen
Ausscheiden unmittelbar bevorstand, antreten werde.
Strukturell gab man zu bedenken, nach Möglichkeit arbeitsgruppenübergreifende,
problemorientierte Projektbereiche zu bilden, statt sich weiterhin nach Arbeitsgruppen
zu gliedern, die nur bedingt flexibel sind, um sich ausreichend auf immer wieder
wandelnde Aufgaben einzustellen, und vorhandene Forschungspotenziale zu wenig
ausschöpfen. Kritisiert wurde deshalb auch die starre Personalstruktur. Unbefristete
Kooperationen
Das ISAS pflegt eine Vielzahl nationaler und internationaler Kooperationen mit Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Insbesondere der Ausbau seiner internationalen Vernetzung ist eines der zentralen Ziele des Instituts. Allerdings legt das ISAS auch auf seine Einbindung in regionale Netzwerke großen Wert. Eng verbunden, nicht zuletzt durch gemeinsame Berufungen, ist das Institut mit der Technischen Universität Dortmund, der Ruhr- Universität Bochum und der Technischen Universität Berlin.
38
Beschäftigungsverhältnisse im wissenschaftlichen Bereich sollten nicht länger der
Regelfall sein, sondern mindestens 30 Prozent der Planstellen sollten danach nur
noch befristet besetzt werden. Zudem wurde der geringe Drittmittel-Anteil moniert,
der insgesamt nur 10 Prozent des Budgets ausmachte; mittelfristig sollten dagegen
20 bis 30 Prozent der Grundfinanzierung von Drittmittelgebern aufgebracht werden,
wobei vor allem die Industrie gewonnen werden sollte, die in den zurückliegenden
Jahren gerade einmal 0,7 Prozent des Gesamtetats beigesteuert hatte. Nach Ansicht des
Wissenschaftsrates fehlte es an Anreizstrukturen, die das Einwerben von Drittmitteln
attraktiv machten, und darüber hinaus „sollte die Möglichkeit, Forschungsprojekte gezielt
durch die Industrie finanzieren zu lassen, beispielsweise im Bereich der Doktoranden stärker
verfolgt werden.“ 85 Mit dem Hinweis auf seinen gemeinnützigen Charakter begründe
das ISAS im Übrigen auch seine „Zurückhaltung in der Patentierung“ und verhindere
„eine wirtschaftliche Verwertung der gewonnenen Erkenntnisse“. 86
Schwierige Jahre
40
Ende 1994 wurde Günther Tölg emeritiert und schied aus dem ISAS aus. Damit
endete zugleich der Kooperationsvertrag mit der Max-Planck-Gesellschaft, und die
Außenstelle des Stuttgarter MPI wurde aufgelöst. Fünf Jahre später verabschiedete
sich auch Dieter Klockow in den Ruhestand. Neu in die Leitung des ISAS war 1997
Kay Niemax berufen worden, ein Experte auf dem Gebiet der Laserspektroskopie,
der bereits zwischen 1985 und 1993 im Institut gearbeitet hatte und anschließend
zur Universität Stuttgart gewechselt war. Ein Nachfolger für Dieter Klockow wurde
zunächst nicht bestimmt, so dass Kay Niemax das ISAS ab 2000 alleine führte.
Das Institut war Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Blaue Liste, einem
freiwilligen Zusammenschluss der außeruniversitären, Bund-Länder-geförderten
Einrichtungen, der 1990 gegründet worden war, um sich in der weiter wachsenden
deutschen Forschungs- und Wissenschaftslandschaft institutsübergreifend besser
behaupten zu können, und sich 1997 in „Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried
Wilhelm Leibniz“ (WGL) umbenannte.
Im ISAS begann sich ein Generations-
wechsel abzuzeichnen. Bereits Mitte
der 1990er Jahre war vom Wissen-
schaftsrat moniert worden, dass ein
Großteil des wissenschaftlichen
Personals älter als 50 Jahre war und
viele schon länger als zwanzig Jahre
im Institut beschäftigt waren, da
fast alle Stellen unbefristet besetzt
waren. 87 „Der extrem hohe Anteil an
Dauerstellen verhindert, dass Innova-
tionen durch von außen kommende
Mitarbeiter in das Institut eingebracht
werden.“ 88 Daran hatte sich bis 2000
kaum etwas geändert, 89 wenngleich
sich im Laufe der Jahre eine wach-
sende Zahl von Doktoranden und
Postdoktoranden im Institut quali-
Wissenschaftlicher Austausch
Im Oktober 1971 gelang es dem ISAS, das „Colloquium Spectro-scopicum Internationale“ nach Deutschland zu holen – zum ersten Mal in der Geschichte dieser prestige trächtigen Kon ferenz. Die Veranstaltung fand in Heidelberg statt, und das ISAS war federführend an der Organisation beteiligt. Thema war die Spektro skopie in allen Ausprägungen, von Atom-, Emissions- und Molekülspektroskopie bis hin zur Röntgen- und Massenspektro-skopie. Diese Konferenz steht stellvertretend für die zahlreichen Tagungen und Konferenzen, die das Institut in den vergangenen 60 Jahren ausgerichtet und organisiert hat. Den Besucherrekord hält bislang das im März 2008 vom ISAS ausgerichtete „Interna-tional Symposium on Microscale Bioseparation“ (msb) in Berlin mit über 500 Teilnehmern.
Das msb 2008 im Henry Ford Bau der Freien Universität Berlin
41
fiziert hatte, wie sich auch ständig ausländische Nachwuchs- und Gastwissen-
schaftler für eine kürzere oder längere Zeit im ISAS aufhielten beziehungsweise
umgekehrt Wissenschaftler des ISAS regelmäßig Universitäten und Forschungsein-
richtungen im Ausland besuchten. Nach wie vor gab es einen festen, alten Mitarbeiter-
stamm, der schon seit vielen Jahren im ISAS tätig war. Allerdings war absehbar, dass
in den kommenden Jahren mehr als ein Drittel der Wissenschaftler in den Ruhestand
gehen würde und ihre Stellen neu besetzt werden könnten. 90
Diese „Umbruchsituation“, 91 in der sich das ISAS befand, fiel zeitlich zusammen mit
einer kritischen Phase des Strukturwandels in Dortmund. Durch die Fusion von
Krupp-Hoesch und Thyssen 1997 geriet der Standort Dortmund in akute Gefahr,
und mit der Stilllegung der Warmbreitbandstraße im März 2001 sowie dem Aus-
laufen der Stahlproduktion nach dem letzten Hochofenabstich auf der Westfalenhütte
und der letzten Charge im Hörder Oxygenstrahlwerk Ende April 2001 verlor Dortmund
die „heiße Seite“ der Eisen- und Stahlindustrie. Die Belegschaft sank auf weniger
als 1.800 Beschäftigte. Übrig blieb nach diesem „Kapazitätsschnitt“ der Weiterver-
arbeitungsbereich, der die Arbeitsplatzverluste zwar nicht auffangen konnte, aber
technologisch hochmodern ist. Seinen Kern bildet neben einer Feuerverzinkungs-
anlage, zu der im Juni 2000 der Grundstein gelegt wurde, das Dortmunder Ober-
flächen-Centrum (DOC), ein Forschungs- und Entwicklungskomplex für die Ober-
flächenveredelung durch metallische oder organische Beschichtung von Feinblechen,
das im Dezember 2000 eingeweiht wurde und in Kooperation mit zwei Fraunhofer-
Instituten betrieben wird. 92
Von 1970 bis 2000 hatte Dortmund rund 52.000 Arbeitsplätzen verloren und damit
fast 20 Prozent seiner Beschäftigungsgrundlage eingebüßt. Die inzwischen einge-
leiteten Maßnahmen hatten mit Unterstützung des Landes zwar vielversprechende
Ansätze für einen Strukturwandel in der Region geschaffen, aber der Beschäftigungs-
effekt war insgesamt gering geblieben, auch wenn im Technologiepark mittlerweile
über 220 Unternehmen mit mehr als 7.300 Mitarbeitern tätig waren. 93 Das „dortmund-
project“, das im Juni 2000 vom Rat der Stadt beschlossen wurde, setzte sich zum Ziel,
innerhalb von zehn Jahren 70.000 Arbeitsplätze zu schaffen, um wieder ein Beschäf-
tigungsniveau zu erreichen, das vor dem Wegbrechen der Montanindustrie bestan-
42
den hatte. 94 Begleitet von der Unternehmensberatung McKinsey war auf Initiative
der ThyssenKrupp Stahl AG die Struktur des Wirtschaftsstandortes Dortmund
untersucht worden, um Potenziale zu ermitteln, deren Dynamik der Stadt eine neue
tragfähige ökonomische Perspektive bieten könnte. Darauf aufbauend hatte man
„reale Visionen“ formuliert, die drei Kompetenzfelder auswiesen, die die Motoren
des Strukturwandels bilden sollten: Logistik, Software und Mikrosystemtechnik.
Das „dortmund-project“ bündelte verschiedene aufeinander abgestimmte Einzelprojekte,
die nicht nur darauf abzielten, die Ansiedlung und den Ausbau von Unternehmen der
New Economy zu fördern, sondern Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten
ebenso umfassten wie die Verbesserung des Images und der Attraktivität der Stadt
durch Hebung der Lebens- und Freizeitqualität. Basis dieser vielfältigen Bemühungen
war die Weiterentwicklung von Wissenschaft und Forschung, und speziell im Netz-
werk „Mikrostrukturtechnik“ spielte das ISAS eine aktive Rolle.
So wurde 1997 im Anschluss an ein Forschungsprojekt die G.A.S. – Gesellschaft für
analytische Sensorsysteme gegründet, um ein Gasmessgerät zu vermarkten, das zuvor
im Institut entwickelt worden war. Das Spin-Off-Unternehmen hatte ökonomisch
Bestand und wurde Teil der lokalen Mikrosystemtechnik-Szene, von der sich einige
Unternehmen und Forschungseinrichtungen speziell aus dem Bereich der Biotech-
nologie, darunter auch das MPI für molekulare Physiologie 95 sowie das ISAS, Ende
2000 im Verein BioIndustry organisierten. 96 Auch die Idee, einen preisgünstigen,
serientauglichen Mikrofluidik-Chip für die Analyse von Lebensmitteln und pharma-
zeutischen Erzeugnissen zu erarbeiten, um ihn anschließend in ein fertigungsreifes
Produkt zu überführen, stammte vom ISAS, das das Projekt – finanziert von der
Firma Merck – in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Mikrostrukturtechnik
der Universität Dortmund durchführte. 97 Nachdem der Chip entwickelt und getestet
worden war, wurde er ab Februar 2000 von microParts, einem Unternehmen, das
seit 1994 mikrotechnische Komponenten herstellte, in großer Stückzahl produziert.
Zur gleichen Zeit, als das „dortmund-project“ ausgearbeitet und schließlich beschlossen
wurde in der Erwartung, vor Ort „eine neue Gründerzeit“ auszulösen, war das ISAS
von einer Kommission des Wissenschaftsrates evaluiert worden, und in einer ersten
43
Stellungnahme kam der zuständige Ausschuss im Januar 2001 zu dem Schluss, eine
Weiterförderung im Rahmen der Blauen Liste nicht zu empfehlen. Begründet wurde
dieses Urteil damit, dass sich das Institut in den letzten fünf Jahren überhaupt nicht
verbessert habe: „Die Qualität der Arbeiten hat in den letzten Jahren erkennbar abgenommen.
Ursache hierfür sind strukturelle Probleme und das Fehlen des bereits 1995 angemahnten
konsistenten Forschungskonzepts und überzeugender Perspektiven für die künftige Ent-
wicklung.“ 98 Von diesem vernichtenden Urteil ausgenommen wurde lediglich der
Berliner Institutsteil, dessen Forschungsleistungen als „überzeugend“ bewertet wur-
den. Damit war das ISAS in Dortmund unmittelbar in seinem Bestand gefährdet,
und das so hoffnungsvoll gestartete „dortmund-project“ drohte einen ersten Rück-
schlag zu erhalten, falls dieser Baustein am örtlichen Wissenschaftsstandort wegfiele.
Seit seiner Evaluierung fünf Jahre zuvor hatte das ISAS den Empfehlungen ent-
sprechend durchaus Konsequenzen gezogen. 1997 hatte es seine Kernkompetenzen
klarer konturiert und neben den Arbeitsgruppen sieben Projektbereiche gebildet, in
denen arbeitsgruppenübergreifende Forschungsprojekte durchgeführt werden
konnten. Zwei dieser Projektbereiche, nämlich „Miniaturisierte Analysensysteme“
sowie „Werkstoffanalytik und technische Projekte“, waren auch von der Gutachter-
kommission des Wissenschaftsrates wegen ihrer überzeugenden Leistungen beson-
ders positiv herausgestellt worden. Von den insgesamt 39 Planstellen von Wissen-
schaftlern waren 1999 zwar nur drei befristet besetzt, aber darüber hinaus sorgten
zahlreiche drittmittelfinanzierte Beschäftigungsverhältnisse und Doktoranden-
stellen, die alle zeitlich befristet waren, für einen laufenden personellen Wechsel,
der innovative Impulse versprach. Der Anteil der eingeworbenen Drittmittel, der
1995 im Gutachten als zu niedrig beanstandet worden war, war angewachsen, wobei
annähernd ein Viertel aus der Industrie stammte. Auch die Patentaktivitäten des
ISAS waren, wenn auch zahlenmäßig gering, gestiegen; wie in einem Sondervotum
festgehalten wurde, war dieser Indikator jedoch nur bedingt aussagekräftig, „denn
reine Patentanmeldungen oder -erteilungen allein sagen noch nichts über den tatsächlichen
Wert einer Innovation aus.“ 99
44
Angesichts dieser Bilanz kam eine Minderheit unter den Gutachtern zu einer abwei-
chenden Bewertung und plädierte für den Verbleib des ISAS in der Blauen Liste.
Nach ihrer Auffassung befand sich das Institut „bezüglich seine wichtigsten Leistungs-
kenndaten (Publikationen, Vorträge mit ganzer oder teilweiser Kostenübernahme, Dritt-
mitteleinwerbungen und Patentanmeldungen) im vorderen Feld aller bis zum 21./22. Februar 2000
positiv evaluierten Blaue Liste Institute.“ 100 Das Fehlen eines überzeugenden Gesamt-
konzepts relativiere sich im Übrigen dadurch, dass die Besetzung der zweiten
Direktorenstelle mit einem renommierten Bioanalytiker noch ausstehe.
Um eine Weiterführung des Instituts zu erreichen, suchte das ISAS sofort nach der
ablehnenden Empfehlung des Wissenschaftsrates das negative Bild zu korrigieren,
das durch das Gutachten entstanden war, und gewann die nordrhein-westfälische
Landesregierung, dem Institut eine zweite Chance zu geben. 101 Trotz ihres negativen
Votums hatten auch die Gutachter „die Einsetzung einer extern besetzten Strukturkom-
mission empfohlen, die sich aus anerkannten Sachverständigen zusammensetzen und ein
innovatives Konzept für die Neustrukturierung des ISAS entwerfen sollte.“ 102 Im März 2001
wurde deshalb ein verdienter und geachteter Chemiker vom Land beauftragt, ein
zukunftsträchtiges, strategisches Konzept für das ISAS zu entwerfen. Auf dieser
Grundlage wurden dann im September 2001 konkrete Forschungsperspektiven für
das ISAS entwickelt, die von einem auf dem Gebiet der biophysikalischen Chemie
ausgewiesenen Wissenschaftler ausgearbeitet wurden, um sie anschließend der
Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung zur
Beratung zu übergeben. 103 Vorgeschlagen wurde in dem Papier insbesondere „die
Fokussierung auf Lebens- und Materialwissenschaften und die Steigerung der Wirtschaft-
lichkeit durch Miniaturisierung im Einsatz analytischer Verfahren.“ 104
Im Februar 2002 bat die Bund-Länder-Kommission den Wissenschaftsrat, zu diesem
Neustrukturierungskonzept für das ISAS, das seit nunmehr einem halben Jahrhundert
bestand, 105 Stellung zu nehmen. Die Arbeitsgruppe, die im Mai 2002 zur Prüfung
eingesetzt wurde, wartete mit ihrer Begutachtung allerdings, bis der neue Direktor
berufen wurde, dessen Stelle im Oktober 2001 ausgeschrieben worden war, nachdem
das zuständige Landesministerium festgestellt hatte, dass „eine besonders dringliche
Maßnahme die Erweiterung der Institutsleitung um einen weiteren Direktor ist, der […]
45
in der Rolle des Hoffnungsträgers überzeugt“. 106 Mit dem Chemiker Andreas Manz,
der Anfang Dezember 2003 offiziell die Leitung des ISAS übernahm, wurde dieser
Wissenschaftler gefunden. Er hatte in verschiedenen Ländern, unter anderem in den
USA und Japan, sowohl in der Industrie als auch an Universitäten gearbeitet, über
Mikrostrukturtechnik habilitiert und anschließend in Kalifornien im Bereich der
„Lab on a Chip“-Technologie geforscht, bevor er nach London auf einen Lehrstuhl
für Analytische Chemie gewechselt war.
Im Oktober 2003 nahm die eingesetzte Arbeitsgruppe zum Neustrukturierungs-
konzept des ISAS gutachterlich Stellung, und Mitte November 2003 nahm der
Wissenschaftsrat den Bericht zustimmend zur Kenntnis. Darin wurde dem ISAS
attestiert, „dass das vorgelegte Konzept einen tragfähigen Rahmen für die Neustrukturierung
des Instituts bildet.“ 107 Man begrüßte, dass sich das ISAS auf Forschungen im Bereich
der Material- und Lebenswissenschaften konzentrieren wollte und die herkömm-
lichen Arbeitsgruppen aufgelöst habe, um sie zu ersetzen durch wenige auf Zeit
angelegte, anwendungsorientierte Projektbereiche in den Kompetenzfeldern: Spek-
troskopische Instrumente und Verfahren, Miniaturisierung von Analysesystemen,
Materialanalytik, Proteomik und Metabolomik; auf längere Sicht sollte in die For-
schung auch die Nanotechnologie einbezogen werden. Zur Überprüfung der eigenen
Leistungsstärke wollte sich das ISAS neben den regelmäßigen Evaluationen durch
den Wissenschaftsrat noch einem Benchmarking-Prozess mit anderen naturwissen-
schaftlichen Forschungseinrichtungen stellen. Allein für die kurze Zeit von 2001 bis
2002 konnte das Institut bereits weitere Fortschritte, gemessen an den Publikationen
oder den Drittmitteleinwerbungen, melden. Um „auch Forschungsansätze aufzugreifen,
deren Erfolgswahrscheinlichkeit sehr unsicher ist“, 108 sollte die Grundfinanzierung durch
Bund und Land aber selbst bei wachsenden Drittmitteleinnahmen auf keinen Fall
angetastet werden. Dadurch, dass neue Mitarbeiter zunächst nur befristet eingestellt
und dabei bevorzugt Nachwuchswissenschaftler oder Wissenschaftler aus dem
Ausland berücksichtigt wurden, hatte sich außerdem die Personalstruktur verbessert.
Nach Ansicht der Gutachter bot das ISAS auf dem Wege, den es neu einzuschlagen
gedachte, „eine gute Chance, international wahrgenommen zu werden, wieder eine heraus-
ragende wissenschaftliche Bedeutung zu gewinnen und darüber hinaus eine koordinierende
46
Rolle für Forschung auf dem Gebiet der chemischen Analytik in Deutschland zu überneh-
men.“ 109 Indem es sich verstärkt den Bereichen der Biochemie und Molekularbiologie
öffnete, hielt es Anschluss an fortgeschrittene, vielversprechende Forschungsrich-
tungen, und mit ihrer Anwendungsorientierung, die nicht zuletzt auf Lizenzierun-
gen, Know-how-Transfer und die Gründung von Spin-Off-Unternehmen ausgerich-
tet war, war es zugleich in der Lage, sich in Netzwerke zu integrieren, wie sie durch
den Technologiepark, das Biomedizinische Zentrum und die MST Factory gebildet
wurden. Das ISAS war insofern „integraler Bestandteil des strategischen Konzeptes der
Stadt Dortmund im Life-Science-Bereich für die Region Östliches Ruhrgebiet“, 110 wie die
Gutachter hervorhoben.
Da die Voraussetzungen für die gemeinsame Förderung erfüllt waren, beschlossen
Bund und Länder am 3. Februar 2004, das ISAS weiterhin zu finanzieren.
Die Neu-ausrichtung zur Life Science
48
Entsprechend seines gewandelten wissenschaftlichen Profils und
seiner internationalen Ausrichtung nannte sich das Institut im
April 2004 um in „ISAS – Institute for Analytical Sciences“. In
Andreas Manz hatte es auch einen Leiter, der das neue Konzept
engagiert umsetzte. In einem Interview, das er im Mai 2004 gab,
bezeichnete er sich schlicht als „Beschleuniger eines Prozesses,
der vorher schon angefangen hat“, und befragt nach der Rolle des
Instituts im Rahmen des „dortmund-projects“ betonte er, „dass
wir sehr aktiv mit Firmen, die auf dem Gebiet der Proteomics und der
Metabolomics tätig sind, zusammen arbeiten werden, sobald die neuen Methoden, die wir
zur Analyse ausarbeiten, wirklich greifen.“ 111 Er teilte das Gründungsfieber, das viele
erfasst hatte, und betrachtete den Standort Dortmund „als sehr guten Nährboden für
Start-ups.“ Nach fast fünfjähriger Tätigkeit schied Andreas Manz Ende Mai 2008 aus
dem ISAS aus. Er hinterließ eine wissenschaftliche Einrichtung, die wieder einen
festen Platz in der deutschen Forschungslandschaft einnahm. Wenn der Senat der
WGL Anfang 2011 feststellte, „dass sich das ISAS durch die konsequente Umsetzung
des Neustrukturierungskonzepts zu einer äußerst erfolgreichen, international sichtbaren
Einrichtung der analytischen Forschung entwickelt hat, die in Europa einzigartig ist“, 112
dann war es zu einem nicht unerheblichen Teil das Verdienst von Andreas Manz.
Sein Nachfolger wurde im Juni 2008 der Physiker Norbert Esser, der an der Techni-
schen Universität Berlin geforscht und seit 2004 die Berliner Außenstelle des ISAS
geleitet hatte. Wenige Monate später, im September 2008, kam der Biochemiker Albert
Sickmann, der nach Studium und Promotion in Bochum ab 2003 eine Arbeitsgruppe
im DFG-Forschungszentrum für experimentelle Biomedizin an der Universität
Würzburg geleitet hatte, ins ISAS, nachdem er gemeinsam mit der Ruhr-Universität
Bochum berufen worden war.
Mit diesem personellen Wechsel ging eine Organisationsreform einher. Inhaltlich
verwandte Projektbereiche wurden in zwei Forschungsbereichen gebündelt. Die
Leitung des Forschungsbereichs „Material- und Grenzflächenanalytik“, dem die
„Entwicklung von Spektroskopieverfahren und -methoden zur Charakterisierung von Materi-
Andreas Manz
49
alien, Grenzflächen, Nanoschichten und kleinsten
Material mengen“ 113 obliegt, übernahm Norbert
Esser, und Albert Sickmann wurde der For-
schungsbereich „Bioanalytik“ übertragen, der
sich „der anwendungsorientierten Entwicklung
von analytischen Strategien, Methoden und
Messprinzipien für die Analyse biologisch und
medizinisch relevanter Moleküle in einfachen
Modellsystemen bis hin zu komplexen biologischen
Systemen“ 114 widmet und die Projektbereiche
Proteomik, Metabolomik und Miniaturisie-
rung umfasst. Seit 2009 stehen beide – gemeinsam mit dem kaufmännischen Leiter
– in einer kollegialen Führung dem ISAS vor, das zugleich in „Leibniz-Institut für
Analytische Wissenschaften – ISAS – e.V.“ umbenannt wurde. Mit dem Neubau auf
dem Dortmunder Campus, der Ende Oktober 2009 feierlich eröffnet wurde, rückte
das ISAS auch räumlich seinen Kooperationspartnern, der Technischen Universität,
den wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem MPI für molekulare Physiologie und
den im Technologiepark angesiedelten Firmen, näher.
Im September und Oktober 2010 wurde das ISAS turnusmäßig evaluiert, und die
Stellungnahme, die der Senat der WGL Mitte März 2011 verabschiedete, bestätigte
den Wissenschaftlern des ISAS, mit der Neuausrichtung ihrer Forschungsarbeit den
richtigen Weg beschritten zu haben, und empfahl Bund und Ländern, das Institut
weiter zu fördern. Nach Auffassung der Bewertungsgruppe hatte sich das ISAS
„zu einer äußerst erfolgreichen Einrichtung der analytischen Forschung in Deutschland
entwickelt, die auch international sichtbar und anerkannt ist. Die darin angestoßene Ergänzung
des klassischen Fachspektrums des ISAS im Bereich der Materialwissenschaften um die
Lebenswissenschaften führte zu überzeugenden Ergebnissen und eröffnet dem Institut eine
ausgezeichnete Perspektive für die Zukunft.“ 115
Der ISAS-Vorstand im Oktober 2010: Albert Sickmann (Mitte), Norbert Esser (rechts) und Jürgen Bethke
50
Besondere Hoffnungen setzte man in den Bereich der Life Science, der ein hohes
Entwicklungspotenzial enthalte und dem eine wachsende Bedeutung zukomme, und
man riet dem ISAS, „zur weiteren Profilschärfung auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften
auf der Basis der hohen methodischen Kompetenz eine noch stärkere Fokussierung auf klar
definierte Zukunftsthemen“ 116 vorzunehmen.
Für diese Aufgabe war das ISAS
mit seinen insgesamt 161 Mit-
arbeitern nach Ansicht der Sach-
verständigen gut gerüstet. Ende
2009 arbeiteten an den Stand-
orten Dortmund und Berlin 78
Wissenschaftler, einschließlich
der 34 Promovenden, die für ihre
Forschungsarbeiten dort vorüber-
gehend tätig waren. Auffallend
war „eine dynamische, engagierte und positive Arbeitsatmosphäre“ 117 unter den Beschäf-
tigten. Der Altersdurchschnitt der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen lag
unter 40 Jahren, und der Anteil der Frauen betrug rund 25 Prozent.
Hervorgehoben wurden auch die intensiven und vielfältigen Kooperationsbezie-
hungen mit universitären und außeruniversitären Instituten und Einrichtungen
im In- und Ausland, zu denen neben dem MPI für molekulare Physiologie, dem
Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung in Münster und der Bundesanstalt
für Materialforschung und -prüfung in Berlin, um nur einige zu nennen, auch die
Dortmunder Elektronenspeicherring-Testanlage (DELTA) und die Berliner Elektronen-
speicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY) zu zählen sind. Sowohl
am Standort Dortmund als auch am Standort Berlin ist das ISAS darüber hinaus in
regionale Kompetenznetzwerke eingebunden, wie OpTecBB in Berlin-Brandenburg
oder BioIndustry im Ruhrgebiet. 118
ISAS Campus, Otto-Hahn-Straße
51
Der Autor
Karl Lauschke ist promovierter Historiker und Privatdozent. Von 2007 bis 2011 war er Vertreter des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der TU Dortmund, zur Zeit ist er Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin. In zahlreichen Veröffent lichungen beschäftigte er sich mit der Regionalgeschichte des Ruhr-gebiets, der Geschichte der industriellen Beziehungen und der Branchen- und Unternehmens geschichte im 20. Jahrhundert.
Karl Lauschke
Kunst zum Jubiläum
53
Zum 60-jährigen Jubiläum hat das ISAS sich auf ein ganz besonderes Projekt eingelassen:
Studenten aus dem Fachbereich Design der FH Dortmund besuchten das Institut,
um sich – im Wortsinn – ein Bild von der Forschung zu machen. Herausgekommen
sind zehn beeindruckende Arbeiten, die das Gesehene, Gehörte, Gelernte auf völlig
verschiedene Weise verarbeiten. Zu sehen sind sie in der Dokumentation „Sehstücke.
Kunstwerke für das ISAS Dortmund“.
Das ISAS hat sich entschlossen, zwei dieser Arbeiten zu erwerben und im Instituts-
gebäude an der Otto-Hahn-Straße zu installieren: „Die Kunst des Sehens“ und „Die
Tiefe der Dinge“ von Frank Hildebrandt. Der junge Künstler nimmt in beiden
Arbeiten Bezug auf ein Zitat von Günter Eich:
„Die Tiefe der Dinge ist ihre Oberfläche.“
Der Hauptgedanke ist, so Hildebrandt, „dass sich in den Dingen, die [am ISAS] analysiert
werden, bereits viele Informationen befinden. Zu Beginn ist der Forscher nicht fähig, diese
zu sehen. Seine Aufgabe ist es Wege zu finden, diese Informationen zu entschlüsseln, um sie
sichtbar zu machen.“
54
Ausgehend von einer anfänglichen „Blindheit“ der Forscher gegenüber ihren
Forschungs objekten nutzt Hildebrandt die Brailleschrift, um das oben genannte
Eich-Zitat „Die Tiefe der Dinge ist ihre Oberfläche“ in einer neuen Form, einem für
Sehende ungewohnten Code aufzuschreiben. Die Schriftzeichen sind zudem nicht
linear angeordnet, sondern im Rundsatz gesetzt, so dass ein kreisförmiges Muster
entsteht. Die Dekodierung der Schriftzeichen spiegelt den Vorgang des Forschens und
Entdeckens: Aus diesem Grundprinzip leitet der Künstler seine beiden Arbeiten ab.
„Die Tiefe der Dinge“ ist eine zwei Mal zwei Meter große Wandinstallation aus
Edelstahlkugeln mit 10 Millimetern Durchmesser, die in die Wand eingelassen sind
und in Braille-Schriftzeichen das zentrale Zitat wiedergeben. Durch die kreisförmige
Anordnung und den Kontrast zwischen den reflektierenden Kugeln und der weißen
Wand „zieht diese Arbeit […] die Blicke auf sich und die vorbeigehenden Menschen in ihren
Bann“, so Hildebrandt. Damit „rückt das Thema des Sehens automatisch in den Vordergrund.
Es kann darüber nachgedacht werden, was das Sehen und Nichtsehen gerade auch für die
Forschung für eine Bedeutung haben.“
55
„Die Kunst des Sehens“ vertieft diesen Grundgedanken noch und stellt zudem einen
starken Bezug zur Forschung am ISAS her, die sich mit den unterschiedlichsten
Materialien und Oberflächen beschäftigt. Die Installation besteht aus sieben quadra-
tischen Platten. Auf allen findet sich das Eich-Zitat in Brailleschrift wieder – es ist
jedoch jeweils mit verschiedenen Materialien umgesetzt. Eine der Platten ist aus
Plexiglas, in das die Botschaft in Form von Löchern eingestanzt ist. Auf einer weiteren
Platte werden die Braille-Zeichen von etwa zehn Zentimeter langen Stücken aus
Wäscheleine dargestellt. Es gibt zwei Platten mit Kupferkugeln und eine weitere mit
nahezu unsichtbaren Silikontupfen, die sich dem Betrachter nur durch Fühlen und
Betasten erschließen. Die sechste Platte ist besonders dicht besetzt mit gelben Kunst-
stoffborsten, so dass die Botschaft kaum noch erkennbar ist. Die siebte und letzte
Platte wiederum ist ein Spiegel, der einen Perspektivwechsel ermöglicht und dem
Betrachter beim Dekodieren von Platte sechs helfen kann. Bei genauer Betrachtung
zeigt sich: „Alle Platten haben den gleichen Inhalt, sagen aber nicht dasselbe aufgrund der
unterschiedlichen Materialien.“
56
Wie schon „Die Tiefe der Dinge“ fordert auch „Die Kunst des Sehens“ den Betrachter
auf, sich mit Sehen und Nichtsehen im Allgemeinen zu beschäftigen und dessen
Bedeutung für die Forschung zu reflektieren. Die verschiedenen Materialien laden
zum Befühlen und Betasten ein und ermöglichen so eine direkte Auseinandersetzung
mit dem Werk. Hildebrandt schreibt dazu:
„Viele Forscher sind fähig, Dinge, die sich hinter der Oberfläche ihrer Erscheinung befinden,
sichtbar zu machen. Durch ihre Messmethoden und analytischen Techniken beherrschen sie
die Kunst des Sehens. So versucht dieses Objekt zu zeigen, dass Kunst analytisch sein kann
und Wissenschaftler künstlerisch.“
Der Künstler
Frank Hildebrandt, geboren 1988 in Frechen, studiert Kommunikationsdesign an der FH Düsseldorf. Seit 2011 besucht er zusätzliche Seminare an der FH Dortmund, unter anderem den Kurs für experimentelle Gestaltung bei Professorin Margareta Hesse, die das Sehstücke-Projekt leitete. Seine Wandinstallationen „Die Tiefe der Dinge“ und „Die Kunst des Sehens“ sind am ISAS Campus in Dortmund ausgestellt.
Frank Hildebrandt
58
AnhangVerweise
1) Heinrich Kaiser, Stand spektralanalytischer Prüfverfahren und Folgerung für deutsche Verhältnisse,
Sonderdruck aus der Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen,
Heft 9, Köln/Opladen o.J. (1952).
2) Heinrich Kaiser, Spektrochemische Schnellanalyse von Stählen in amerikanischen Großbetrieben, in: Zeit-
schrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. 85 (1941), S. 40-43 sowie unter demselben Titel in: Stahl und
Eisen, 61. Jg. (1941), Heft 2, S. 35-41.
3) Manfred Rasch, Industrieforschung im Dritten Reich. Die Kohle- und Eisenforschung GmbH der Vereinigten
Stahlwerke AG 1934 – 1947: Entstehung – Entwicklung – Ende, in: Ottfried Dascher, Christian Kleinschmidt
(Hrsg.), Die Eisen- und Stahlindustrie im Dortmunder Raum. Wirtschaftliche Entwicklung, soziale Strukturen
und technologischer Wandel im 19. und 20. Jahrhundert, Dortmund 1992, S. 375-400.
4) 1947 - 2007. Sechs Jahrzehnte Qualität und Sicherheit, in: check it! Der Newsletter des Materialprüfungsamtes
NRW. Sonderausgabe 60 Jahre MPA NRW, Mai 2007, S. 1-2.
5) Kaiser, Stand spektralanalytischer Prüfverfahren, S. 51.
6) Ebd., S. 82.
7) Ebd., S. 83.
8) Ebd., S. 82.
9) Ebd.
10) Stefan Krebs, Werner Tschacher, Zwischen Markt und Labor: die zwei Gesichter des Hermann Schenck, in:
Helmut Maier, Andreas Zilt, Manfred Rasch (Hrsg.), 150 Jahre Stahlinstitut VDEh 1860 – 2010, Essen 2010,
S. 201-221.
11) Thomas Stamm, Der Wiederaufbau der Forschung, in: Walter Först (Hrsg.), Zwischen Ruhrkontrolle und
Mitbestimmung, Köln 1982, S. 91-118; ders., Leo Brandt, in: ebd., S.178-199; Bernhard Mittermaier,
Bernd-A. Rusinek: Leo Brandt (1908–1971). Ingenieur – Wissenschaftsförderer – Visionär. Wissenschaftliche
Konferenz zum 100. Geburtstag des nordrhein-westfälischen Forschungspolitikers und Gründers des
Forschungszentrums Jülich, Jülich 2009.
12) Errichtung eines Institutes für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie. Überlegungen und Vorschläge,
Düsseldorf, Juni 1951, S. 25.
13) Ebd., S. 5 ff.
14) Niederschrift über die Versammlung zur Gründung der Gesellschaft zur Förderung der Spektrochemie und
angewandte Spektroskopie e.V. am 30.1.1952, ISAS-Archiv.
15) Memorandum, Betr.: Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie, Januar 1952, ISAS-Archiv.
16) Errichtung eines Institutes, S. 12 f.
17) Memorandum.
18) Niederschrift über die Versammlung zur Gründung der Gesellschaft.
19) Institut für Spektrochemie errichtet, 4. März 1952, ISAS-Archiv.
20) Dortmund-Hörder Hüttenunion AG an die Gesellschaft zur Förderung der Spektrochemie und angewandten
Spektroskopie e.V. , Dortmund vom 17. Juli 1952, ISAS-Archiv.
21) Dortmund-Hörder Hüttenunion AG an die Gesellschaft zur Förderung der Spektrochemie und angewandten
Spektroskopie e.V. , Dortmund vom 27. Mai 1952, ISAS-Archiv.
22) Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie in Dortmund eröffnet, Dortmund,
den 9. April 1953, ISAS-Archiv.
23) Stamm, Wiederaufbau der Forschung.
24) Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie in Dortmund eröffnet.
59
25) Werner Abelshauser, Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945, München 2004, S. 154-162 und S. 215-234.
26) Gesellschaft zur Förderung der Spektrochemie und angewandte Spektroskopie e.V., Dortmund (Hrsg.),
Das Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie in Dortmund. Seine Aufgaben und seine
Bedeutung für Industrie und Forschung, Dortmund, September 1952, S. 11.
27) Ebd., S. 13.
28) Heinrich Kaiser, Das Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie zu Dortmund, Dortmund,
Mai 1953, S. 20.
29) Ebd., S. 14.
30) Heinrich Kaiser, Über den Finanzbedarf naturwissenschaftlicher Forschungsinstitute, Dortmund,
30. April 1969, S. 7 und S. 14, ISAS-Archiv.
31) Ders., 15 Jahre Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie in Dortmund, Sonderdruck aus
Jahrbuch 1966, hrsg. v. Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Landesamt für Forschung, Köln/
Opladen o.J., S. 372 ff.
32) Daten über das Institut [1969], ISAS-Archiv.
33) Kaiser, Finanzbedarf, S. 14 f.
34) Ebd., S. 15.
35) Ebd., S. 1.
36) Ders., 15 Jahre Institut, S. 374 f.
37) Ders., Finanzbedarf, S. 7 f. und S. 20.
38) Ebd., S. 16.
39) Ders., 15 Jahre Institut, S. 378 f.
40) Ders., Hermann Specker, Bewertung und Vergleich von Analyseverfahren, Zeitschrift für analytische Chemie,
149. Band (1956), S. 46-66.
41) Ders., Zur Definition von Selektivität, Spezifität und Empfindlichkeit von Analyseverfahren, in: Zeitschrift für
analytische Chemie, 260. Band (1972), S. 252-260.
42) Gerhard Bergmann, Günter Kresze, Kartei zur Dokumentation in der Molekülspektroskopie, in: Angewandte
Chemie, 67. Jg., 1955, Nr. 22, S. 685-694.
43) Hans Pärli, 25 Jahre mbp. 25 Jahre im Dienste des Fortschritts, in: Angewandte Informatik, 24. Jg., Heft 2,
Februar 1982, S. 152 f.
44) Mitteilungen der IHK zu Dortmund, Nr. 12 vom 20. Dezember 1956, S. 506.
45) Karl-Peter Ellerbrock, mbp – ein Pionierunternehmen der IT-Branche, in: Heimat Dortmund: Strukturwandel
in Dortmund, Ausgabe 1+2/2010, S. 35-37.
46) Kaiser, 15 Jahre Institut, S. 375.
47) Aktenvermerk Nr. 3, Betr.: Besprechung über spektrochemische Arbeiten im Thomaswerk der Westfalenhütte
am 28. Oktober 1959, ISAS-Archiv
48) Aktenvermerk Nr. 7, Betr.: Kontinuierliche Überwachung des Thomas-Prozesses – Bericht über die
Besprechung am 15. März 1960, ebd.
49) Aktenvermerk Nr. 8, Betr.: Besprechung am 15. Juli 1960, ebd.
50) Aktenvermerk Nr. 6, Betr.: Besprechung über Oberflächenverunreinigungen an kaltgewalzten Blechen am
17. Februar 1960, ebd.
51) Aktenvermerk Nr. 9, Betr.: Besprechung am 29. November 1960, ebd.
52) Betr.: Besprechung am 13. August 1965, ebd.
53) Kaiser, 15 Jahre Institut, S. 405.
60
54) Zeitungsartikel: Sein Ofen zeigt Blei im Gemüse, ISAS-Archiv.
55) Kaiser, 15 Jahre Institut, S. 380 f.
56) 50 Jahre ISAS – ein Rückblick. Chronik zum 50-jährigen Jubiläum des ISAS, Dortmund, August 2002, S. 6.
57) Stefan Goch, Eine Region im Kampf mit dem Strukturwandel. Bewältigung von Strukturwandel und
Strukturpolitik im Ruhrgebiet, Essen 2002.
58) Gustav Luntowski, Kleine Wirtschaftsgeschichte von Dortmund, Dortmund 1988, S. 139.
59) Gerhard Sollbach, 350 Jahre bis zur Universität, in: Heimat Dortmund: 40 Jahre Universität in Dortmund,
Ausgabe 1/2009, S. 10-16.
60) Franz-Josef Jelich, Strukturkonservatismus und Innovation: Neue Handlungsansätze der Strukturpolitik in
den 1980er und 1990er Jahren, in: Stefan Goch (Hrsg.), Strukturwandel und Strukturpolitik in Nordrhein-
Westfalen, Münster 2004, S. 200-216.
61) Klaus Günzel, Von der Vision zur Realität. TechnologieZentrumDortmund – Motor im Strukturwandel, in:
Heimat Dortmund: Strukturwandel in Dortmund, Ausgabe 1+2/2010, S. 41-43.
62) Wolfgang Riepe, Die Aufgaben des Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie in der Analytik,
in: Compendium 78/79. Ergänzungsband der Zeitschrift Erdöl und Kohle, Erdgas, Petrochemie, S. 1459.
63) Notiz: Besprechung im Düsseldorfer Wissenschaftsministerium am 9. November 1976, ISAS-Archiv.
64) Gesellschaft zur Förderung der Spektrochemie und angewandten Spektroskopie, Niederschrift der
Kuratoriumssitzung am 16. November 1976, ebd.
65) Ebd.
66) Gutachten zum Institut für Spektrochemie und Angewandte Spektroskopie, Dortmund [Dezember 1977],
ISAS-Archiv.
67) Gesellschaft zur Förderung der Spektrochemie und angewandten Spektroskopie, Niederschrift der
Kuratoriumssitzung am 10. Februar 1978, ebd.
68) Schreiben des Ministers für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen an den Vorstand
der Gesellschaft zur Förderung der Spektrochemie und angewandte Spektroskopie vom 22. Mai 1978, ebd.
69) Aktenvermerk des ISAS vom 2. November 1981, ebd.
70) Stellungnahme zum Institut für Spektrochemie und Angewandte Spektroskopie, Dortmund, in: Wissenschafts-
rat, Stellungnahmen zu Naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen der Blauen Liste, Köln 1995, S. 39.
71) Ulrike Thoms, Das Max-Planck-Institut für Ernährungsphysiologie und die Nachkriegskarriere von Heinrich
Kraut, in: Theo Plesser, Hans-Ulrich Thamer (Hrsg.), Arbeit, Leistung und Ernährung. Vom Kaiser-Wilhelm-
Institut für Arbeitsphysiologie in Berlin zum Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie und Leibniz
Institut für Arbeitsforschung in Dortmund, Stuttgart 2012, S. 328.
72) Günther Tölg, Rainer P. H. Garten, Große Angst vor kleinen Mengen – die Bedeutung der Analytischen
Chemie in der modernen Industriegesellschaft am Beispiel der Spurenanalytik der Elemente, in: Angewandte
Chemie, 97. Band, 1985, Heft 6, S. 439-448.
73) Franz-Josef Brüggemeier, Thomas Rommelspacher, Blauer Himmel über der Ruhr. Geschichte der Umwelt im
Ruhrgebiet 1840 - 1990, Essen 1992.
74) Rudi Hinte, Adlershof. Vom Colonistendorf Sueszen Grundt zum Zentrum für Wissenschaft, Wirtschaft und
Medien, 2 Bände, Berlin 2000.
75) Wissenschaftsrat, Stellungnahme zum Zentralinstitut für Optik und Spektroskopie in Berlin-Adlershof.
Entwurf, Köln, 4. Juni 1991, ISAS-Archiv.
76) Vorschlag der wissenschaftlichen Leitungen von ISAS und LSMS, Dortmund, 24. Januar 1991, ebd.
77) Wissenschaftsrat, Stellungnahme zum Zentralinstitut, S. 16.
78) Ergebnisvermerk, Bonn, 28. Juni 1991, ISAS-Archiv.
79) 40 Jahre auf Suche nach dem „Nichts“, Ruhr-Nachrichten vom 16. Juni 1992.
80) Günther Tölg, Brennpunkt Analytische Chemie, in: GIT Labor-Fachzeitschrift, Heft 5, 1992, S. 568 f.
81) 30 Forscher auf der Suche nach dem Nichts, Ruhr-Nachrichten vom 22. März 1992.
61
82) Stellungnahme zum Institut für Spektrochemie und Angewandte Spektroskopie, S. 53.
83) Ebd., S. 52.
84) Ebd., S. 61.
85) Ebd., S. 60.
86) Ebd., S. 58 f.
87) Ebd., S. 44.
88) Ebd., S. 57.
89) Wissenschaftsrat, Wissenschaftspolitische Stellungnahme zum Institut für Spektrochemie und Angewandte
Spektroskopie (ISAS), Dortmund und Berlin, Berlin, 19. Januar 2001, S. 22 f.
90) Ebd., S. 36.
91) Ebd., S. 53.
92) Karl-Ulrich Köhler, Stahltechnologische Innovationen aus Dortmund: Von der Handarbeit zur Hoch-
technologie, in: Karl-Peter Ellerbrock, Gisela Framke, Alfred Heese (Hrsg.), Stahlzeit in Dortmund,
Münster 2005, S. 223-229.
93) M. Jonas, M. Berner, T. Bromberg, A. Kolassa, S. Sözen, Clusterbildung im Feld der Mikrosystemtechnik – das
Beispiel Dortmund, Arbeitspapier 11/2002 des Lehrstuhls Technik und Gesellschaft, Universität Dortmund,
S. 11.
94) Gerhard Langemeyer, Es gibt ein Leben nach Kohle und Stahl, in: Ellerbrock u.a., Stahlzeit, S. 245-250.
95) Cornelia Stolze, Vom Kohlenpott zum Bio-Tech-Standort. Ein Wissenschafts-Feature, in: Plesser, Thamer,
S. 109-125.
96) Jonas u.a., Clusterbildung, S. 31 f.
97) Ebd., S. 35 f.
98) Wissenschaftsrat, Wissenschaftspolitische Stellungnahme, 19. Januar 2001, S. 8.
99) Ebd., S. 66.
100) Ebd., S. 64.
101) Chronologie der Bemühungen um das ISAS [Oktober 2001], ISAS-Archiv.
102) Wissenschaftsrat, Wissenschaftspolitische Stellungnahme, 19. Januar 2001, S. 53 f.
103) Rundschreiben des Vorstands der Gesellschaft zur Förderung der Spektrochemie und angewandten
Spektroskopie vom 10. September 2001, ISAS-Archiv.
104) Chronologie der Bemühungen.
105) Institut für Spektrochemie und angewandten Spektroskopie, ISAS 1952 – 2002. Jubiläumsausgabe, Dortmund,
Februar 2002; 50 Jahre ISAS – ein Rückblick.
106) Chronologie der Bemühungen.
107) Stellungnahme zum Neustrukturierungskonzept des Instituts für Spektrochemie und angewandten
Spektroskopie (ISAS), Dortmund und Berlin, vom 14. November 2003, ISAS-Archiv, S. 15.
108) Ebd., S. 20.
109) Ebd., S. 16.
110) Ebd., S. 10.
111) Pressemitteilung des dortmund-project vom 19. Mai 2004.
112) Stellungnahme zum Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften e.V. (ISAS), Dortmund/Berlin vom
16. März 2011, S. 4.
113) Anlage A, in: ebd., S. A-3.
114) Ebd., S. A-5.
115) Stellungnahme zum Leibniz-Institut, S. 2.
116) Ebd., S. 2 f.
117) Ebd., S. 4.
118) Biomedizin und Biotechnologie in Dortmund, Dortmund, September 2008.
62
Literatur
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– 50 Jahre ISAS – ein Rückblick. Chronik zum 50-jährigen Jubiläum des ISAS, Dortmund, August 2002
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– ders., Spektrochemische Schnellanalyse von Stählen in amerikanischen Großbetrieben, in: Stahl und Eisen,
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– ders., Stand spektralanalytischer Prüfverfahren und Folgerung für deutsche Verhältnisse, Sonderdruck aus der
Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Heft 9, Köln/Opladen
o.J. (1952)
– ders., Das Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie zu Dortmund, Dortmund, Mai 1953
– ders., 15 Jahre Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie in Dortmund, Sonderdruck aus
Jahrbuch 1966, hrsg. v. Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Landesamt für Forschung, Köln/
Opladen o.J., S. 365-425
– ders., Zur Definition von Selektivität, Spezifität und Empfindlichkeit von Analyseverfahren, in: Zeitschrift für
analytische Chemie, 260. Band (1972), S. 252-260
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– Langemeyer, Gerhard, Es gibt ein Leben nach Kohle und Stahl, in: Ellerbrock, Karl-Peter, Framke, Gisela,
Heese, Alfred (Hrsg.), Stahlzeit in Dortmund, Münster 2005, S. 245-250
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Thamer, Hans-Ulrich (Hrsg.), Arbeit, Leistung und Ernährung. Vom Kaiser-Wilhelm-Institut für Arbeitsphy-
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– Thoms, Ulrike, Das Max-Planck-Institut für Ernährungsphysiologie und die Nachkriegskarriere von Heinrich
Kraut, in: Plesser, Theo, Thamer, Hans-Ulrich (Hrsg.), Arbeit, Leistung und Ernährung. Vom Kaiser-Wilhelm-
Institut für Arbeitsphysiologie in Berlin zum Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie und Leibniz
Institut für Arbeitsforschung in Dortmund, Stuttgart 2012, S.295-356
– Tölg, Günther, Garten, Rainer P. H., Große Angst vor kleinen Mengen – die Bedeutung der Analytischen
Chemie in der modernen Industriegesellschaft am Beispiel der Spurenanalytik der Elemente, in: Angewandte
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– ders., Brennpunkt Analytische Chemie, in: GIT Labor-Fachzeitschrift, Heft 5, 1992, S. 568 f.
64
Bildnachweis
Seite 5: Professor Heinrich Kaiser; Quelle: ISAS
Seite 8: Gründungsprotokoll; Quelle: ISAS
Seite 11: Das erste Institutsgebäude; Quelle: ISAS
Seite 12: Zeitungsbericht über die Gründung des ISAS; Quelle: ISAS
Seite 16: Labor in der Marsbruchstraße; Quelle: ISAS
Seite 17: Gebäude an der Bunsen-Kirchhoff-Straße, ca. 1965; Quelle: ISAS
Seite 19: NAP-XPS im ISAS City; Quelle: ISAS
Seite 20: Strahlengang eines Atomabsorptionsspektrometers; Quelle: ISAS/Perkin Elmer
Seite 22: Dr. Hans Massmann im Labor; Quelle: ISAS
Seite 25: Stillgelegte Industrieanlage in Dortmund; Quelle: ISAS
Seite 27: VA-Sitzung in Dortmund, April 2012; Quelle: ISAS
Seite 32: Laboratorium für Reinstoffanalytik; Quelle: ISAS
Seite 33: Professor Günther Tölg; Quelle: ISAS
Seite 34: Gebäude in Berlin-Adlershof; Quelle: ISAS
Seite 37: Mit dem ISAS kooperierende Hochschulen; Quelle: TU Dortmund, RUB, TU Berlin
Seite 40: msb-Tagung 2008 in Berlin; Quelle: ISAS
Seite 48: Professor Andreas Manz; Quelle: ISAS
Seite 49: ISAS-Vorstand, Oktober 2010; Quelle: ISAS
Seite 50: Neubau auf dem Campus der TU Dortmund; Quelle: ISAS
Seite 51: Dr. Karl Lauschke, Historiker; Quelle: Dr. Karl Lauschke
Seite 53 - 57: Ausschnitte aus „Die Kunst des Sehens“ und „Die Tiefe der Dinge“; Quelle: Frank Hildebrandt
Seite 56: Frank Hildebrandt, Designer; Quelle: Frank Hildebrandt
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Danksagung
Der Vorstand des ISAS möchte allen Beteiligten für ihre Mitwirkung an der Realisation dieser Jubiläumsbroschüre
herzlich danken. Unser besonderer Dank gilt Dr. Alex von Bohlen, der das Projekt „Kunst zum Jubiläum“ initiiert und
das Projekt „60 Jahre ISAS“ begleitet hat.
Impressum
Herausgeber:
Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS – e.V.
Postfach 101352 | 44013 Dortmund
Bunsen-Kirchhoff-Str. 11 | 44139 Dortmund
Tel.: +49 231 1392 0
Fax: +49 231 1392 120
http://www.isas.de
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Druck:
WAZ Druck, Duisburg