Eine Arbeitsgemeinschaft der www.ausblick-zeitschrift.de
Ausblick
27. Jahrgang 3 | 2017
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Nr. 109
Das kostenfreie Magazin für Menschen mit Lust auf Leben
Ausblick • 20172
Ausblick Nr. 109 | 3.2017
Humor Das Titelbild
Bildquellenli. oben (Skulptur): Foto: Dieter Schütz, pixelio.de (K.-H. Seemann: Schwätzweiber, Bietigheim)li. unten: Foto © Monika SternhagenMitte oben: Foto: © Peter GaymannMitte unten (Illustration): Illustration © Beate-M. Dapper re. oben (Clowns): Foto © Kinderklinik im Klinikum Lüneburgre. unten (Darwin): Illustration, Urheber ungekannt, Quelle: wikimedia.org via Univ. Coll. London Digital Collections
Humor ist dAs sAlz des lebensHilke Lamschus, Museumskuratorin Deutsches Salzmuseum
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Postkarten sind ein beliebter Verkaufsartikel im Museumsshop des Deutschen Salzmuse-ums: Ansichtskarten mit Motiven der Stadt, des Museums oder lustige Grußkarten. Eine Karte ist besonders begehrt: Eine etwas verkniffen wirkende alte Dame verkündet darauf eine Lebensweisheit von Karel Capek: „Humor ist das Salz des Lebens und wer gut durch-gesalzen ist, bleibt lange frisch.“ Man möchte es ihr glauben!Salz und Humor werden in volkstümlichen Vorstellungen häufig in Verbindung mit-einander gebracht. So heißt es: „Was wäre eine Suppe ohne Salz – ein Leben ohne Humor? Ziemlich ungenießbar!“ Ein „salzloses“ Leben ist ein verfehltes, unerfülltes oder freudloses Dasein. Man hat den Mann bildlich vor Augen, von dem es heißt: „Er hat kein Körnchen Salz im Leibe. Er ist ein Trauerkloß!“ Wissenschaftlich belegt ist, dass humorvolle Menschen gesünder sind. Sie haben mehr Freude am Leben und sind kreativer. Eine Prise Humor ist für das seelische und körperliche Wohlbefinden genauso entscheidend wie die Prise Salz für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen. – Ein altes russisches Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Ohne Salz ist das Leben nicht süß.“ Das Deutsche Salzmuseum hat es zu seinem Motto gemacht. Neudeutsch übersetzt heißt es:
„Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, dann frag nach Salz und Tequila!“ – Für die Freunde des feinsinnigen Humors hat auch Johann Wolfgang von Goethe eine Weisheit parat: „Ironie ist das Körnchen Salz, das das Aufgetischte überhaupt erst genießbar macht!“– Dass mit Humor auch gewürzt werden kann, zeigen die zahl-reichen Salz- und Pfefferstreuer aus der Sammlung des Deutschen Salzmuseums (s. Bildbeispiel).Humor ist nun einmal das Salz des Lebens. Passen wir auf, dass wir unser Leben nicht „versalzen“, es aber immer ausreichend „durchsalzen!“
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Ausblick • 2017 2017 • Ausblick 3
Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
Liebe Leserinnen und Leser,
Was ist Humor? Ist er womöglich eine Begabung, den alltäglichen Schwie-rigkeiten mit Leichtigkeit und Gelassenheit zu begegnen? Menschen, die andere mit ihrer Heiterkeit anstecken und zum Lachen bringen, werden als humorvoll bezeichnet. Deshalb ist sie eine „kommunikative Fähigkeit und ein soziales Schmiermittel“, wie Michael Titze, Psychotherapeut und Grün-der des Vereins „HumorCare“, sagt. Die Annahme, der Sinn für Humor sei eine Charaktereigenschaft und angeboren, gilt heutzutage als umstritten. Humor lässt sich nicht messen. Unterschiedliche Völker amüsieren sich über unterschiedliche Dinge. Bri-tischer Humor unterscheidet sich erheblich vom tschechischen oder vom finnischen. Frauen lachen über andere Geschichten als Männer. Es gibt zahlreiche Kategorien und eine davon befasst sich mit berufsspezifischen Witzen. Hier ein Beispiel:
Jemand fragt in einer fremden Stadt: „Wo geht’s denn hier zum Bahnhof?“Ein Tiefenpsychologe: „Sie wollen verreisen?“Ein Sozialarbeiter: „Keine Ahnung, aber ich fahre Sie schnell hin.“Ein Philosoph: „Wissen Sie überhaupt, wer Sie sind?“Ein Manager: „Fragen Sie nicht lange, gehen Sie einfach hin.“Ein Priester: „Heiliger Antonius, gerechter Mann, hilf, dass er ihn finden kann. Amen.“
In unseren Artikeln finden Sie viele Aspekte dieses komplexen Themas be-leuchtet. Auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben mit Ihren Beiträgen geholfen, dieses Heft zu füllen. Dafür danken wir. Sollte Ihnen das eine oder andere nicht gefallen, dann tragen Sie es mit Humor!Viel Vergnügen
Ihre
Brigitte Hempel
Editorial
„Der Humor ist
keine Gabe des Geistes.
Er ist eine
Gabe des Herzens.“
Carl Ludwig Börne
(1786 - 1837), deutscher Journa-list, Literatur- und Theaterkritiker
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Ausblick • 20174 Ausblick • 2017
Ausblick Nr. 109 | 3.2017
... den Lüneburger Westbahnhof?
Editorial ..................................................... 3
Lebensmomente ......................................... 5Situationskomik .................................................... 5An der Tankstelle
Besorgte Mütter ....................................................5Ratsch auf dem Viktualienmarkt
Fachgeschäft für neue Ehemänner ..................... 6Eine Frage des Anspruchs
Auch das noch! ...................................................... 7Dinner mit Zicke
Die erste Predigt ................................................... 8Lampenfieber
Das Alter .................................................................9Alt ist, wer ...
Demenz und Humor ........................................... 10Das Herz wird nicht dement
Die verlorene Sohle ............................................ 11Gesichtsmuskeltraining ..................................... 12... im Land des Lächelns
Ein starkes Stück ................................................. 13Rückblick ................................................ 14Das Leben danach ............................................... 14Was kommt in Frankreich nach dem Elysée-Palast?
Pünktlichkeit auf vier Beinen ............................ 15Andere Länder, andere Sitten
Ein Schiff auf Abwegen ...................................... 16Erstaunte Rindviecher
Flüssiggas für JapanNeue Ehemänner im Angebot Freie Republik SchwarzenbergTschechischer Humor
Einblick ................................................... 17Lachen befreit .................................................... 17Ende gut – alles gut
Lachen hilft Heilen ............................................. 18Clowns im Krankenhaus
Freie Republik Schwarzenberg .......................... 19Eine Republik in der Republik?
Der politische Witz ............................................. 20... oder pointiertes Missfallen
Was wäre, wenn ich hundert werde? .............. 21Das Leben viel einfacher?
Durchblick .............................................. 22Tschechischer Humor ......................................... 22Schön schräg ...
Hasselhoff-Krabbe & Trump-Motte ......................... 24Humor im Labor
Neue Wege ans Licht ................................................. 25Leben mal umgekehrt
Mates meets up ... ...................................................... 2530 Jahre Pelikanfütterung
Der berühmte Springfrosch von Calaveras ............. 26Seemannsgarn und Jägerlatein
Leihgaben .................................................................... 27Lebensretter Komma ................................................. 27Rezensionen ............................................ 29Mal mit ERNST – Gesprächige Roboter .............. 30Ausblick Verteiler Impressum ......... 31Kennen Sie ... ......................................... 32... den Lüneburger Westbahnhof?
Kennen Sie ...?
ÜbErblick
Lachen unterstützt die Heilung
Kennen Sie ...
Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
5Ausblick • 2017 2017 • AusblickAusblick • 2017
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situAtionskomikAn der TankstelleMaja Schwaak
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Neulich erlebte ich an der Tankstelle meines Vertrauens nach-stehende, zum Schmunzeln anregende Situation. Zum besseren Verständnis eine kurze Erklärung vorweg: Wer hier seinen Wa-gen waschen lassen will, kauft an der Kasse eine codierte Karte und kann damit erst dann die Waschanlage in Betrieb setzen.Ich gehe nach dem Tanken an die Kasse, um zu bezahlen. Vor mir steht ein Mann und verlangt von der Verkäuferin:
„Einmal Basitsch, bitte.“
„Wie bitte???“ Der Frau stehen mindestens drei Fragezeichen im Gesicht.
„Naja“, so der Kunde, „das steht doch da auf der Preistafel. Ich will mein Auto waschen lassen, und dafür brauche ich Ba-sitsch.“
Jetzt fällt der Groschen bei der Verkäuferin. „Ach so!“, sagt sie, „Sie meinen das Waschprogramm Basic. Ich dachte schon, ich hätte sie rein optisch nicht verstanden.“
Wo gibt's hier Basitsch?
besorgte mütterRatsch auf dem ViktualienmarktMonika Sternhagen
„Griaß di God Frau Sigglhuber! Schauns heit bsonders guat aus. Wos därfs denn sei?“„Servus Frau Kreitmeir, i hätt bittschön a bisserl Lewakaas.“„Und für den Bua a Weißwurscht?“ „Na, heid net.“„Und wie gehts eahna so?"„Bassd scho, Kreitmeirin!“„Moagst a bisserl verzähln, Sigglhuberin?"„Stellns amol vor, mei Bua tut neierdings meditiern!“„Mei, mei, mei – wie mei Bua. Der Hanskaschberl tut aa nix, sitzt oiweis deppert rum!“Schwätzweiber
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Ausblick Nr. 109 | 3.2017
6 Ausblick • 2017
FAcHgescHäFt Für neue eHemännerEine Frage des AnspruchsAutorIn unbekannt; gefunden von Dieter Lache
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In Lüneburg hat kürzlich ein Fachgeschäft für Ehemänner eröffnet, in dem sich Frauen neue Ehemänner aussuchen können. Am Eingang hängt eine Anleitung, die die Regeln erklärt, nach denen hier einge-kauft werden kann:„Das Geschäft darf nur einmal aufgesucht werden. Es gibt 6 Stockwerke mit Männern, deren Eigenschaften von Stock zu Stock besser werden. Sie können sich entweder einen Mann aus dem Stockwerk aussuchen, auf dem Sie sich befinden, oder Sie können ein Stockwerk weiter hoch gehen und sich dort umsehen. Sie können aber nicht zurück auf ein niedrigeres
Stockwerk gehen, das Sie bereits verlassen haben."Eine Frau geht ins Geschäft um sich einen Mann zu su-chen.Im 1. Stock hängt ein Schild: „Diese Männer haben Abeit."Im 2. Stock hängt ein Schild: „Diese Männer haben Arbeit und mögen Kinder."Im 3. Stock hängt ein Schild: „Diese Männer haben Arbeit, mögen Kinder und sehen gut aus."
„Wow", denkt die Frau, fühlt sich aber gezwungen weiter zu gehen. Sie geht zum 4. Stock und liest: „Diese Männer haben Arbeit, mögen Kinder, sehen verdammt gut aus und helfen im Haushalt."„Oh Gott, ich kann kaum widerstehen", denkt sie sich, geht aber dennoch weiter.Im 5. Stock steht zu lesen: „Diese Männer haben Arbeit, mögen Kinder, sehen verdammt gut aus, helfen im Haushalt und haben eine romantische Ader."
Sie ist nahe dran zu bleiben, geht aber dann doch zum 6. Stock weiter. Auf dem Schild steht: „Sie sind die Besucherin Nummer 31.456. Hier gibt es keine Männer. Das Stockwerk existiert nur, um zu zeigen, dass es un-möglich ist, Frauen zufrieden zu stellen. Vielen Dank für Ihren Einkauf im Fachgeschäft für Ehemänner. Auf Wiedersehen."
Gegenüber hat ein Fachgeschäft für Ehefrauen eröffnet. Es hat ebenfalls 6 Stockwerke. Im 1. Stock gibt es Frauen, die Sex lieben. Im 2. Stock gibt es Frauen, die Sex lieben und Geld haben. Der 3. bis 6. Stock wurde noch nie von einem Mann besucht. Könnte es sein, dass Männer bescheidener sind als Frauen oder wissen sie einfach besser, was sie wollen?
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Neue Geschäftsidee?!
Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
7Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
AucH dAs nocH!
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Dinner mit ZickeGabriele Herrmann
„In einer Stunde kommen sie und nach meiner Einschät-zung pünktlich.“„Warum hast du die auch eingeladen: Er ein pedanti-scher Langweiler und sie eine Zicke.“„Das kannst du doch gar nicht sagen, du hast sie bisher nur einmal getroffen.“„Ja, und das hat mir gereicht.“
Ich keifte laut, meine Laune war auf dem Tiefpunkt. Im-merhin war der Tisch gedeckt, ich geduscht, geschminkt und angezogen. Die Suppe – als Vorspeise – schmeckte und die Nachspeise stand ebenfalls bereit. Doch das Schweinefilet musste noch gebraten werden und abkühlen. Die Füllung war nicht fertig und die ge-frorenen Blätterteigscheiben ließen sich nicht trennen. Im Hintergrund jaulten unsere beiden Welpen, die gern noch frische Luft geschnappt hätten. Mein Mann verdünnisierte sich, da er sich dringend um die Getränke kümmern müs-se. Na toll!Jetzt sollte es wirklich schnell gehen. Die vier angebra-tenen Filets stellte ich an die geöffnete Terrassentür, sie mussten mit der Füllung abgekühlt in die Blätterteig-scheiben. Unsere Dackelwelpen sprangen derweil fröhlich in den Garten. Langsam wich meine Wut, ich wurde ruhiger.
Jetzt nur noch das Fleisch einwickeln und ab damit in den Backofen. Doch in der Pfanne an der Terrassentür lagen nur noch zwei Schweinefilets, zwei von vier! Mir blieb fast das Herz stehen. Unter dem Esstisch, verdeckt durch die Tischde-cke, saßen zwei Dackelwelpen … und schmatzten. Ich musste lachen.Der Besuch klingelte pünktlich und auch mein Mann tauchte von seiner Getränkeauswahl wieder auf. Er wun-derte sich über meine gute Laune – zumindest entnahm ich das seinem fragenden Blick. Das Gespräch während der Vorspeise entwickelte sich schleppend. Ob die beiden
wohl ähnlich viel Lust auf diesen ge-meinsamen Abend hatten wie ich?Als ich die Gemüseplatte mit den bei-den gefüllten Blätterteigrollen brach-te, sah mich mein Mann erstaunt an und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Gerade als ich tief Luft holen wollte, um etwas zu erklären, sagte die Zicke mit Blick auf den Hunde-korb: „Als unser Cocker klein war, hat er uns vom Frühstückstisch den gekochten Schinken geklaut und die ganze Familie verdächtigte sich ge-genseitig.“ Der Abend wurde noch sehr fröhlich.
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Sie lieben Schweinefilets
Ausblick Nr. 109 | 3.2017
8 Ausblick • 2017
die erste PredigtLampenfieberAutorIn unbekannt
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Kraft aufbauen – und die Gesundheit kommt zurück!Menschen, die unter Beschwerden am Bewegungsapparat leiden, haben häufig zu schwach ausgeprägte Muskeln. Besonders im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule ist das problematisch. Die Beschwerden wollen einfach nicht weichen, manchmal über Jahre hinweg. Dagegen können Sie etwas tun – jetzt! Mit einem medizinischen Trainingsprogramm an eigens dafür konstruierten Geräten. Regelmäßig durchgeführt, baut sich Ihre Muskulatur wieder auf und verändert sich nachhaltig. Bei REHA Lüneburg erhalten Sie eine individuelle Trai-ningsanalyse und einen ganz persönlichen Trainingsplan nach Ihren Fähigkeiten. Nutzen Sie diese Möglichkeit, für sich und Ihren Körper aktiv zu sein! Denn für Gesundheit ist es nie zu spät!
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Ein Pastor hatte vor seiner ersten Predigt Lampenfieber. Er fragte den Apotheker, was er dagegen tun könne. Dieser riet ihm, vor dem Spiegel zu üben und immer, wenn er das Zittern bekomme, zur Beruhigung einen Schnaps zu trinken. Nachdem der Gottesmann zwanzigmal gezittert hatte, bestieg er die Kanzel. Nach Beendigung der Predigt ver-ließ er diese unter lang anhaltendem Beifall und fragte den Apotheker, was er von seiner pastoralen Rede halte. Der Apotheker lobte den Pastor und erklärte ihm, leider 10 Fehler begangen zu haben:1. Eva habe Adam nicht mit der Pflaume verführt, sondern mit dem Apfel.2. Kain habe Abel nicht mit der MP erschossen, sondern ihn erschlagen.3. Es heiße auch nicht Berghotel, sondern Bergpredigt.4. Jesus sei nicht auf der Kreuzung überfahren, sondern an das Kreuz geschlagen worden.
5. Gott habe seinen Sohn nicht den Eingeborenen, son-dern seinen eingeborenen Sohn geopfert.6. Es sei auch nicht der warmherzige Bernhardiner gewe-sen, sondern der barmherzige Samariter.7. Es heiße nicht: Suchet mich nicht in der Unterführung, sondern Führe uns nicht in Versuchung.8. Dann heiße es nicht: Dem Hammel sein Ding, sondern Dem Himmel sei Dank.9. Es heiße auch nicht: Jesus, meine Kuh frisst nicht, son-dern Jesus, meine Zuversicht.10. Und am Schluss heiße es auch nicht Prost, sondern Amen.
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Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
9Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
dAs AlterAlt ist, wer ...AutorIn unbekannt, gefunden von Beate-M. Dapper
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Es ist seltsam mit dem Alter.Wenn man 13 und noch Kind,
weiß man glasklar, dass das Alter so um 20 rum beginnt!Ist man aber selber 20,
denkt man nicht mehr ganz so steif,glaubt jedoch, so um die 30
sei man für den Sperrmüll reif!
Dreißiger, schon etwas weiserund vom Lebenskampf geprägthaben den Beginn des Alters
auf die 40 festgelegt.Vierziger mit Hang zum Grübeln
sagen dumpf wie ein Fagott,50 sei die Altersgrenze
und von da an sei man Schrott!
Doch die Fünfziger, die Klugen,denken überhaupt nicht dran.
Jung sind alle, die noch lachen!Das Alter fängt mit 60 an.
Hat die 60 man erklommen,hat man noch 10 Jahre Zeit.
Wenn die 70 erst wird kommen,dann ist’s Alter nicht mehr weit.
Mit 70 ist man ganz schön schlau,denn man weiß nun ganz genau:Alt macht nicht die Zahl der Jahre
und auch nicht die grauen Haare.Alt ist, wer den Mut verliert,
sich für nichts mehr interessiert!
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Zeichnung: Peter Wilke
Ausblick Nr. 109 | 3.2017
10 Ausblick • 2017
gelegt sind, während des Lebens gepflegt werden müssen und bei vielen Menschen mit Demenz in unterschiedlicher Weise anzutreffen sind.
Humor ist HerzenssacheJan Wojnar, ein mit Humor ausgestatteter Gerontopsychia-ter aus Hamburg berichtet, dass er eines Tages eine Patien-tin überreden wollte, ihre Medikamente zu nehmen. „Sie schaden mit Sicherheit nicht. Haben Sie kein Vertrauen zu mir?“ „Papperlapapp!“, antwortete ihm diese, „wenn Sie ein echter Arzt wären, würden Sie kranke Menschen be-handeln, anstatt eine gesunde Frau zu belästigen!“
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demenz und HumorDas Herz wird nicht dementKerstin Löding-Blöhs
„Demensch“, so nennt der Cartoonist Peter Gaymann seine frechen Zeichnungen zum Thema Demenz. Der Künstler fin-det: „Auch über die Demenzerkrankung darf man lachen.“Seine Hühner sind legendär und über seine „Paar-Proble-me“ lachen Leserinnen der Zeitschrift „Brigitte“ seit 25 Jah-ren. Peter Gaymann gehört zu den bekanntesten Zeichnern Deutschlands.
Wenn's ernst wird: Humor! Vor fünf Jahren geriet er zufällig an ein Thema, das ihn nicht mehr losgelassen hat: Demenz. „Gerade wenn es ernst wird, darf man den Humor nicht verlieren“, findet Gaymann. Der ganze Küchenschrank voller Post-its – aber wo klebt der richtige Zettel? Es sind Situationen wie diese, die dem Zeichner eingefallen sind, nachdem ihn der Altenforscher Dr. Thomas Klie von der Evangelischen Hochschule in Frei-burg auf das Thema angesprochen hatte. Oder: Sitzen zwei Männer vor ihrem Glas Wein. „Hauptsache gesund“, sagt der erste. Der zweite pflichtet ihm bei: „Alles andere kanns-te vergessen.“Ein bisschen ironischer Abstand schade nicht, findet Gaymann. Er plädiert dafür, bestimmte Situationen mit Demenzerkrankten auch komisch finden zu dürfen. Übel genommen habe ihm das noch niemand, sagt er. Im Ge-genteil: Schon am Tag nach Erscheinen des Kalenders sei die erste Talk-Show-Anfrage gekommen, seitdem reiße die Nachfrage nicht ab. Fünf Kalender, ein Buch und Postkarten belegen: Demenz ist ein Thema, das in der Gesellschaft angekommen ist.
Demenz humoristisch Demenz und Humor, passt das zusammen? Wir sind oft erschüttert über die Auswirkungen der Erkrankung, sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen. Kann man, darf man da lachen? Haben da Heiterkeit und Hu-mor noch Platz? Auf einer Postkarte in meinem Büro steht der Spruch: „Humor ist das Salz in der Suppe des Lebens.“ Heiterkeit und Lachen, Frohsinn und Sinn für Humor sind Fähigkeiten, die einem mehr oder weniger in die Wiege Frau und Jesus Presse
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Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
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Humor ist eine Herzenssache, die nicht kränkend und be-schämend ist, sondern kreativ. Das Herz wird nicht dement. Lachen ist eine kurze, effektive, psychophysiologische Re-aktion, Humor eine Persönlichkeitseigenschaft und hat eine psychosoziale, ansteckende Wirkung. Die alte Volksweisheit „Lachen ist die beste Medizin“ ist nicht aus der Luft gegriffen. Aus Untersuchungen geht her-vor, dass Humor die körperliche und psychische Genesung unterstützt, das Abwehrsystem kräftigt, Selbstvertrauen und Selbstständigkeit fördert, Schmerzen lindert, Angst, Panik, Aggression und depressive Verstimmung verringert.
Das Lachen bleibt ... Der Sinn für Humor bleibt den meisten Erkrankten noch lange erhalten. Herzhaftes Lachen, das zudem ansteckt, ist keine Seltenheit. Gibt es auch noch kein Zaubermittel ge-
gen Demenz, so könnten wir durch die Förderung des Hu-mors bei Demenzkranken und der sie Pflegenden zumin-dest einige Smiley-Strahlen in die Dunkelheit der Situation bringen. Angehörige können lernen, komische Situationen zu erfassen und sich mit Humor gegen die Alltagsschwie-rigkeiten zu wappnen (z. B. täglich Anekdoten lesen, hu-morvolle Videoclips ansehen). Es reicht nicht aus, mit Karl Valentin zu klagen: „Mögen hätten wir schon wollen – aber trauen haben wir uns nicht dürfen!“ Menschen mit Demenz sollten wir nicht ständig nur wie Pflegebedürftige behandeln, sondern wie Men-schen, die auch ein Menschenrecht auf Heiterkeit und Hu-mor haben.
Die Autorin dieses Beitrags, Kerstin Löding-Blöhs, ist die 1.Vorsit-zende der Alzheimer Gesellschaft Lüneburg e.V.
Auf dem Sofa saßen wir zu zweit.(Bis zum nächsten Vortrag war noch Zeit.)Ich las vor, die Freundin hörte zu,Füße hochgelegt, ganz ohne Schuh',um die Beine zu entspannen.Ich trug lesend uns von dannen.
Irgendwann war's dann so weit:Es begann die Vortragszeit.Ohne Eile, ganz in Ruh',schlüpften wir in unsre Schuh'.Meine Freundin, was war das?Die vermisste irgendwas.Etwas, das ihr ziemlich wichtig,denn der Schuh, der saß nicht richtig.Eine Einlegsohle, klein,die war weg - oh wie gemein!
die verlorene soHleBrigitte Abraham
Und wir fingen an zu suchen,überall – tja, Pustekuchen!Auf dem Boden, auf dem Stuhle,in des Sofas tiefster Kuhle, hoben gar die Sitze hoch,rückten ab das Sofa noch.Schon begannen unsre Stunden!Doch das Ding, es blieb ver-schwunden!
Nach dem Vortrag, wie zumeist,war'n wir ganz erfüllt von Geist.Und die Freundin also dannfing auch gleich zu reden an.Und ich hörte, was sie sagte:„Was ich mich im Vortrag fragte,das geht mir nicht aus dem Sinn:Wo ist nur die Sohle hin?“
Innerlich recht amüsiert hab' ich mich jedoch geniert,über diesen Satz zu lachen, denn das war'n sehr ernste Sachen.Diese Sohle nötig, teuer, das Ver-schwinden nicht geheuer!Denn schon oft ist was verschwunden, ward von ihr nicht mehr gefunden.
Als sie abends kam nach Haus,zog sie gleich die Schuhe aus.Und was sah sie nun dabei?In einem Schuh der Sohlen zwei!
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Ausblick Nr. 109 | 3.2017
12 Ausblick • 2017
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gesicHtsmuskeltrAining... im Land des LächelnsPeter Wilke
Japan, 25. Januar 1991, 16:00 UhrWir liegen längsseits mit unserem Gastanker „Chem-trans Christian“ in Mitzushima am Gasterminal. Das Schiff wird von japanischen Behörden einklariert, sämt-liche Sicherheitseinrichtungen laut Checkliste äußerst sorgfältig überprüft und die Ladung aufgemessen. Als alles okay ist, wird die Erlaubnis zum Löschbeginn er-teilt.
18:00 UhrLöschbeginn. Es ist bereits dunkel. Wir beginnen, 10.000m³ Ethylen an Land zu pumpen. Das Flüssiggas hat minus 104 Grad. An Deck patrouillieren ständig zwei Sicherheitsleute mit Gasspürgeräten.
20:00 UhrPlötzlich unverständliches Geschnatter. Minuten später erscheinen zwei ranghohe Angestellte des Terminals. An einer Rohrverbindung sei eine leichte Gasleckage festgestellt worden und das Löschen müsse eingestellt werden. Wir inspizieren die Rohrverbindung und gehen anschließend in mein Büro. Bei Tee, Sandwiches und unentwegt lächelnd verspreche ich, das Leck sofort be-heben zu lassen.
22:00 UhrDie zwei verlassen das Schiff. Mein Puls hat sich be-schleunigt. Ich lockere meine Wangenmuskulatur. In-zwischen wurde die Undichtigkeit durch Vereisung ge-schlossen.
26. Januar, 02:00 UhrGegen Morgen, völlig unerwartet, das gleiche Geschnat-ter. Diesmal erscheinen vier Angestellte: Die Rohrver-bindung leckt erneut. In meinem Büro dann die gleiche Prozedur: Ich versichere bei Tee, Sandwiches und immer lächelnd die umgehende Problembeseitigung.Nach zwei Stunden verlassen die Herren das Schiff. Mei-ne Pulsfrequenz ist weiter gestiegen. Wangenmuskeln
lockern ist angesagt. Mittlerweile wurde das Leck durch zusätzliche Vereisung abgedichtet.
06:00 UhrZu meinem Erschrecken tritt das Malheur zum dritten Mal auf. Infolgedessen erscheinen nun sechs Angestell-te. Mit rasendem Puls und schmerzenden Wangenmus-keln serviere ich, pausenlos lächelnd, das Frühstück. Wie aus weiter Ferne vernehme ich, dass ich die Pier verlassen müsse, um auf Reede die Reparatur auszu-führen!Da erscheint ein rettender Engel. Der Erste Offizier meldet, dass die Ladung bereits komplett gelöscht sei! Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Meine Voraus-berechnung hat sich bewahrheitet. Durch Ausdauer und japanisch-höfliches Verhalten habe ich der Ree-derei Kosten von mindestens 50.000 Dollar für Lotsen, Schlepper und Zeitverzögerungen erspart.
06:15 UhrAm Horizont taucht strahlend die Sonne auf. Nie zuvor habe ich einen so prächtigen Sonnenaufgang erlebt. Noch Tage später schmerzen meine Wangenmuskeln beim Essen. Lächeln ist für die nächste Zeit tabu.
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10.000 m3 Flüssiggas für Japan
Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
13Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
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ein stArkes stück!Vivien Barenschee
Ton in Ton ...
hier sehen mich die Vögel
bestimmt nicht
Foto: © Vivien BarenscheeAnzeige
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Katze im Vogelhaus
Ausblick Nr. 109 | 3.2017
14 Ausblick • 2017
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dAs leben dAnAcHWas kommt in Frankreich nach dem Elysée-Palast?Reinhild Zenz
Um es vorwegzunehmen: Hungerleider sind die Ex-Präsiden-ten nicht. Obwohl Hollande, der ein „normaler“ Präsident sein wollte, zu Beginn seiner Amtszeit die Privilegien der prä-sidialen Ruheständler reduzierte, residieren diese weiterhin auf Staatskosten mit Büro und Personal in Luxusetagen mit Seine-Blick. Er selbst scheint sich noch für kein bestimmtes „Danach“ entschieden zu haben. Hauptsache: Fettnäpfchen vermeiden. Einige Anekdoten zur Erheiterung:
Armand FallièresAnfang des 20. Jh. verzichtete der Präsident Armand Fal-lières, obwohl populär, freiwillig auf die Wiederwahl mit dem Argument, der Posten sei zwar gut dotiert, es gebe jedoch keine weitere Beförderungsmöglichkeit.
Marie-Louise PicardUm die Karriere eines jungen Gastes besorgt zeigte sich die Gemahlin des Präsidenten Loubet. Sie fragte die britische Königin, die mit ihrem ältesten Sohn, dem späteren Geor-ges V., auf Staatsbesuch in Paris weilte: „Und was soll spä-ter einmal aus diesem großen Jungen werden?“
Paul Deschamel Ganze sieben Monate war Präsident Deschamel 1920 im Amt, als er, nur mit dem Pyjama bekleidet, aus einem Zug fiel. Gerüchten zufolge soll er zuvor mit Enten im Elysée-Teich gebadet und offizielle Papiere mit „Vercingetorix“ (sa-genumwobener Gallier) unterschrieben haben.
Félix FaureUnter eindeutigen Umständen verstarb 1899 Präsident Félix Faure zwischen zwei Sitzungen im Blauen Salon des Elysée-Palastes in den Armen seiner Maitresse. „La Pompe Funèbre“, in Anspielung auf die Bezeichnung für Beerdi-gungsinstitute, wurde sie anschließend genannt. Blauäugig stammelte Madame Faure, die treue Gattin, unter Tränen bei der nationalen Trauerfeier: „Er war ein so guter Ehe-mann!“ Ironisch formulierte der Staatsmann Clémenceau vor dem Sarg: „Er hielt sich für Caesar, starb jedoch als Pompejus.“
Tante YvonneÜber die Präsidenten nach General de Gaulle, dessen Frau alle liebevoll „Tante Yvonne“ nannten, braucht man hin-sichtlich „côté coeur“ nur wenige Worte zu verlieren. Sar-
kozy und Hollande schmückten sich wiederholt mit jüngeren Gefährtin-nen. Umso mehr verdient heute die mutige und intelligente Madame Brigitte Macron unsere Achtung, die es wagte, ihren 24 Jahre jünge-ren ehemaligen Schüler Emmanuel zu ehelichen. Als vor wenigen Wo-chen der jüngste Präsident Frank-reichs den Elysée-Palast bezog, machte seine elegante Frau eine gute Figur: „Bon courage!“
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De Gaulle und seine „Tante Yvonne"
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Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
15Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
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PünktlicHkeit AuF vier beinenAndere Länder, andere SittenPeter Wilke
Pünktlichkeit und Ägypten passen nicht zusammen. Mein Schiff erreicht die Reede von Port Said. Laut Infor-mation der Lotsenstation soll der Lotse in einer Stunde das Schiff in den Hafen bringen. Es vergeht eine Stun-de, es vergehen zwei Stunden, dann taucht er auf. Im Hafen habe ich morgens bei einer Reiseagentur ei-nen Bus gemietet, damit die Crew zu den Pyramiden fahren kann. Statt wie angekündigt um 09:00 Uhr, kommt er um 10:00 Uhr. Der Busfahrer kann über-haupt nicht verstehen, warum ich mich beschwere. In Ägypten gilt das Motto: „Wer hastet, stirbt früher.“
Verderbliche WareAn Bord sind 200.000 Kisten Bananen aus Costa Rica. Eine leicht verderbliche Ware, die schnellstens gelöscht werden sollte. Der Empfänger der Ladung sagt, dass er die Lkw für den Abtransport der Früchte am nächs-ten Morgen sehr früh schicken wolle – Inschallah (so Gott will). Damit kommt zum Ausdruck, dass er entwe-der besonders religiös ist oder aber, dass die Lkw am nächsten Morgen vielleicht erst mittags oder nachmit-tags kommen, eben so, wie Gott ihnen die Zeit dafür geben wird. Und so war es dann auch. Die ersten Lkw kamen nachmittags.
Witz wird WirklichkeitOh Wunder, nach der Entladung der Bananen ent-schuldigt sich der Empfänger für den unpünktlichen Abtransport. Auf seine Frage: „Wie kann ich das wie-
der gutmachen?“, meine Antwort: „Ein kleines, wei-ßes Kamel wäre perfekt.“ Er verlässt das Schiff mit der Bemerkung: „In vier Stunden wird Ihr Wunsch erfüllt.“ Ich schmunzle. Doch exakt vier Stunden später möchte mich ein Schiffshändler sprechen. „Ich habe ein Ge-schenk für Sie!“, verkündet er. Erstaunt bitte ich ihn in mein Büro. Erst jetzt bemer-ke ich, was er unter seinem Arm hält: ein Plüschtier, ein weißes Kamel, groß wie ein Schaukelpferd und aus echtem Kamelfell!
Viele Jahre war es bei uns zu Hause DER Anziehungs-punkt für unsere Kinder.
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Ausblick Nr. 109 | 3.2017
16 Ausblick • 2017
Los geht's
Wir passieren mit dem Gastanker „Chemtrans Wega“ Rio Grande do Sul, die südlichste Stadt Brasiliens, überqueren den 290 km langen Lago dos Patos (Lagu-ne der Enten) und erreichen die Großstadt Porto Aleg-re (fröhlicher Hafen).
Hier will ich zum wiederholten Mal einen erfahrenen, ortskundigen Lotsen an Bord nehmen, denn ohne ihn gäbe es keine Chance, die Raffinerie Santa Clara si-cher zu erreichen. Der 90 km lange, sich stark winden-de Fluss Rio Jacui ändert nämlich laufend sein Bett.
Vertrauen
Der Lotse ist an Bord und der letzte Teil der Reise be-ginnt. Vertrauensvoll verlasse ich die Brücke, um im Funkraum nachzuschauen, ob Nachrichten von mei-ner Firma vorliegen. Aus dem großen Fenster blicke ich nach vorne auf den Fluss. Oh je, da stimmt et-was nicht! Ich renne auf die Brücke und sehe, wie das
Schiff sich langsam die Uferböschung hochschiebt. Sofort lege ich den Maschinentelegrafen auf „Stopp“. Vor uns eine aufgescheuchte, laut blökende Kuhher-de. So etwas haben die Rindviecher wohl noch nicht gesehen. Ein Filipino markiert mit einem weißen Putzlappen un-sere Position an einem Bäumchen. Nachdem ich mich mit der Lage vertraut gemacht habe, manövriere ich das Schiff vorsichtig rückwärts aus der Böschung.Es liegt nun wieder in Fahrtrichtung und ich setze die Reise fort. Der zerknirscht wirkende Lotse scheint ein Donnerwetter zu erwarten und gesteht, dass er dieses Revier seit acht Jahren nicht befahren habe. Ansons-ten versehe er seinen Dienst an Land. Heute sei er aus Lotsenmangel und Krankheitsausfall an Bord. Doch was soll’s, das Schiff ist unbeschädigt. Später vertäuen wir es am Terminal, um Ethylen für Rio de Janeiro zu laden. Auf der Rückreise passieren wir die Unfallstelle.
Bis zum nächsten Mal!
Die Kühe stehen träge am Ufer und muhen: „Tschüss!"
ein scHiFF AuF AbwegenErstaunte RindviecherPeter Wilke
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Und weiter geht’s
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Wo geht's nach Santa Clara? Tschüss und bis zum nächsten Mal!
Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
17Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
Einblick
lAcHen beFreitEnde gut – alles gutReinhild Zenz
Lachen kann wie ein Ventil in einer krisenhaften Situ-ation empfunden werden. Der italienische Dichter Bo-caccio etwa lässt seine Novellen von einem Kreis jun-ger Damen und Herren erzählen, die vor der Pest von Florenz aufs Land geflohen sind, also genügend Grund haben, besorgt und bekümmert zu sein.
Die Erzählungen des „Decamerone“ handeln dann aber gerade nicht von der Pest, sondern von ganz anderen hei-teren Gegenständen, die zum Lachen Anlass geben. Der Kontrast zwischen Text und Situation ist für den Autor ein wesentliches Prinzip. Humor kann also helfen, das Gefühl der Unterlegenheit zu überwinden, Gefahren zu verdrän-gen, das Leben bzw. Überleben zu ermöglichen, Freihei-ten zu gewinnen.
Psychologen haben festgestellt, dass es sehr verschiede-ne Arten des Lachens gibt. Seine Skala reicht vom schal-lend ausbrechenden Gelächter bis zum stillen, nach in-nen gewandten Schmunzeln. Es gibt das feine Lächeln, das Sympathielachen oder das Lachen des Geschäfts-mannes, der den Kunden in Kauflaune versetzen will. Wenn einer nicht weiß, warum sein Gegenüber lacht, so fragt er sich, ob dieser ihn an- oder auslacht. Das Lachen kann der Ausdruck eines Gefühls des Triumphes über die Schwäche des anderen sein, aber auch aus einem Gefühl der Minderwertigkeit oder Verlegenheit kommen. Wer hat nicht schon einmal versucht, peinli-che Situationen humorvoll zu überspielen? Grundloses Lachen ist töricht. „Dummheit lacht.“, sagt ein Sprich-wort. Dummengeschichten erwecken anderseits ein Überlegenheitsgefühl beim Zuhörer und dadurch Scha-denfreude: „Dummheit, die man bei andern sieht, wirkt meist erhebend aufs Gemüt.“
Befreiendes Lachen bedeutet dagegen Versöhnung mit dem Widrigen, Gefürchteten. Daher kommt wohl auch, dass man sagt: „Lachen ist gesund.“ Es ist eine gute Be-obachtung des Märchens, dass der junge Mann, der die traurige Prinzessin zum Lachen bringen kann, sie gesund
macht – und mit ihrer Liebe belohnt wird. Offenbar ent-faltet das Lachen eine heilende Wirkung. Lachen macht glücklich; und wer fröhlich ist, lebt länger.
Den verschiedenen Arten des Humors entsprechen also auch seine Motivationen. Er besitzt eine psychosozia-le Komponente, hat viel mit Lebenserfahrung zu tun; er erwartet eine Erwiderung, sucht das Einverständnis des Menschen – auch und gerade mit sich selbst. Man weiß, dass derjenige, der mit sich selbst im Reinen ist, auch schwierigen Lebenslagen Positives abgewinnen kann. Dazu gehört auch, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, sich in einen größeren Zusammenhang einzu-ordnen.
Lebensweisheit, christliche Zuversicht und Einsicht in den natürlichen Kreislauf aller Dinge sprechen aus den letz-ten Worten Martin Luthers. Nüchtern stellte er fest, dass das Leben endlich sei. Er war sich bewusst, seine Lebens-aufgabe erfüllt zu haben: „Ich habe mich ausgepredigt, wie eine Henne mit Eiern ausgelegt.“ Zu etwas Gutem für andere Geschöpfe, selbst für die Nahrung von un-scheinbaren Tierchen, sei er aber immer noch nütze. Hu-morvoll äußerte er: „Wenn ich wieder heim gen Witten-berg komme, so will ich mich alsdann in den Sarg legen und den Maden einen feisten Doktor zu essen geben.“
Wie war das noch? Sacré-Damm … Not-Lekör?
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Ausblick Nr. 109 | 3.2017
18 Ausblick • 2017
Einblick
Antons Operation verlief erfolgreich. Wenn ein Zirkus in der Stadt seine Zelte aufschlägt, nervt er seine Eltern solange, bis sie mit ihm eine
Vorstellung besuchen. Clowns sind jetzt seine Lieb-lingshelden.
Dieses wichtige Projekt wird ausschließlich durch Spenden finanziert. Mit Ihrer Spende sorgen Sie dafür, dass die Clowns Frako und Blumina noch viele Kinder zum Lachen bringen, denn Lachen tut gut.
Sichern Sie Kindern Fröhlichkeit im Krankenhaus und ...
Städtisches Klinikum Lüneburg gemeinnützige GmbHSparkasse LüneburgIBAN: DE97 2405 0110 0065 3476 43BIC: NOLADE21LBGVerwendungszweck: Klinikclowns
Anton, sechs Jahre, muss operiert werden. Seine Mut-ter begleitet ihn ins Krankenhaus. Das findet er toll, aber trotzdem hat er Angst. Plötzlich klopft es an der Tür des Krankenzimmers.
Die Mutter öffnet. Zwei Gestalten mit Weißbemalten Gesichtern und dicken, roten Nasen in bunten Klei-dern stehen im Türrahmen und lachen und lachen. Der Kleine kann nicht anders, er muss mitlachen. Nach dieser Überraschung ist er viel entspannter und lächelt sogar den Arzt an, der ihm Mut macht.
In einigen Ländern Europas gehören Clowns zum festen Bestandteil auf Kinderstationen. Diese segensreiche Einrichtung ist auch in
Deutschland vermehrt anzutreffen. Studien beweisen die angstabbauende und heilsame Wirkung. Der Einsatz der Spaßmacher ist überwiegend durch Fi-nanzierung über Spenden möglich.
Der Mediziner, Moderator, Zauberkünstler, Journalist und Schriftsteller Dr. med. Eckart von Hirschhausen gründete 2008 die „Stif-
tung „Humor Hilft Heilen“. Unter dem Motto: „Wer Schmerzen hat, sollte nicht allein sein und etwas zu lachen haben“, fördert diese Stiftung in über 40 deut-schen Städten durch die Weiterbildung von Ärzten, Pflegekräften und Clowns das therapeutische Lachen in Medizin, Arbeitswelt und Öffentlichkeit.
In der Kinderklinik des Klinikums Lüneburg sorgen der staatlich geprüfte Spaßmacher und gebürtige Pariser Frako und seine Partnerin
Blumia dafür, dass „auch die Seele gesund wird.“ Sie bringen Abwechslung in den Krankenhausalltag. Be-sonders beliebt ist die geheimnisvolle Kofferbox, in der verschieden große Koffer ineinander stecken. Sind alle mit viel Spaß geöffnet, so finden die Kinder darin ei-nen Schmetterling – „den Schmetterling fürs Leben“.
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Clown Frako und seine Partnerin Blumina
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Sie mit!
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Freie rePublik scHwArzenbergEine Republik in der Republik?Brigitte Hempel
Während unserer Wanderung durch das Erzgebirge überqueren wir eine unsichtbare Grenze ohne Wach-posten und Kontrollen und befinden uns in der Freien Republik Schwarzenberg. Sie kennen diese nicht?
Die Bezeichnung ist erst seit 1990 gebräuchlich für ein nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 für 42 Tage unbesetztes deutsches Gebiet im Landkreis Schwarzenberg im Erzgebirge. Warum, wissen Histori-ker auch heute noch nicht.
„Es muss doch irgendjemand kommen, die können uns doch nicht vergessen haben." Der Kommunist Paul Korb ist am Morgen des 9. Mai 1945, wie viele Einwoh-ner von Schwarzenberg in Sachsen, völlig ratlos. Zwar war die Nachricht von der bedingungslosen Kapitula-tion Deutschlands sogar bis ins Erzgebirge vorgedrun-gen. Doch die Sieger zeigten auch in den folgenden Tagen keinerlei Interesse, in den Landkreis Schwarzen-berg einzumarschieren. An dessen westlicher Grenze blieben die Amerikaner stehen, im Osten verharrte die Rote Armee. Schwarzenberg blieb sechs Wochen lang unbesetzt.
Erst am 25. Juni 1945 rückten sowjetische Truppen in die Stadt ein. Um die Versorgung der Stadt sicherzustel-
len und für Recht und Ordnung zu sorgen, übernahmen acht Männer und eine Frau die Macht – ohne Wahl, ohne Legitimation.
Stefan Heym schreibt in seinem Roman „Schwarzen-berg": „Die Macht liegt auf der Straße.“ Heute erin-nern ein Schild an einem Zaun und ein unauffälliger Lehrpfad an die Legende von der „Freien Republik“.
In seiner kleinen Galerie mitten in der Schwarzenber-ger Altstadt präsentiert Bild-hauer Jörg Beier Werke zur unbesetzten Zeit vor 70 Jah-ren. Er hatte bereits 1990 die Idee, das Erbe der Republik Schwarzenberg zu bewah-ren, obwohl es diese Repu-blik in Wirklichkeit nie gege-ben hat.Quelle: wikipedia.org
Hinweis: Die Erinnerungstafel zur „Freien Re-
publik Schwarzenberg“ ist an einem Haus in
der Innenstadt platziert.
Infotafel „Kunst und Kneipe"
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Erinnerungstafel „Freie Republik Schwarzenberg"
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20 Ausblick • 2017
EvolutionDas 1871 im The Hornet magazi-ne veröffentlichte Bild (siehe rechts) ist eine Anspielung auf Darwins Evolu-tionstheorie, über die sich so mancher Zeitgenosse lustig gemacht hat.
NazisWarum haben Nazis immer Sägespäne unter den Fingernä-geln? Weil sie sich so oft am Kopf kratzen!
DDRWarum war es den DDR-Bürgern strengstens verboten, zu-sammen mit Bürgern aus der BRD Alkohol zu trinken? Weil sonst beide die gleiche Fahne gehabt hätten!
GesellschaftEgal wie leer deine Flasche ist, es gibt Fla-schen, die sind Lehrer!
BerlinEgal wie viele Berliner du kennst, John F. sagt, auch er Kenne dy.
In Demokratien gibt es wenig direkte po-litische Witze. Ein Grund hierfür ist das geringe Spannungsverhältnis zwischen Herrschenden und Beherrschten.
Das heißt also: Gute Zeiten sind schlech-te Zeiten für den politischen Witz.
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Darwin als Affe
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der PolitiscHe witz... oder pointiertes MissfallenMaja Schwaak
„Der Witz ist die Waffe der Wehrlosen, so Sigmund Freud, […] ein Florett der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker.“
Es gibt keine Diktatur oder Autokratie, in welcher dieses rhetorische Mittel nicht angewandt würde. In der DDR, ein Beispiel aus unserer Vergangenheit, gab es offiziell keine po-litischen Witze, aber alle kannten sie. Hier waren sie Ventil und Widerstand zugleich. Sie kursierten im Volk und waren nicht kleinzukriegen. Mit dem Fall der Mauer starben sie aus.
Ein politischer Witz, gleichgültig ob erzählt, gezeichnet (Kari-katur), Satire oder Kabarett, kann nur wirken, wenn er auch verstanden wird. Das setzt gleiche Sprache, gemeinsames Wertesystem und inhaltliche Kenntnis voraus. Die meisten ihrer Art stammen aus den dunkelsten Zeiten unserer Ge-schichte, der NS- und SED-Diktatur. Während des Dritten Rei-ches konnten politische Witze relativ gefahrlos erzählt wer-den, die Bestrafung war gering, meistens wurden sie nicht geahndet. In der anfänglich stalinistisch ausgerichteten DDR hingegen gab es durchaus Gefängnisstrafen und Lagerhaft.
Wichtigste Merkmale sind: Angriff auf politische Zustände, Einrichtungen, Politiker, Staat und Gesellschaft. Dazu einige Beispiele:
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Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
21Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
EinblickE
2050: Alles ist hochtechnisiert, ich brauche für jeden zweiten Handgriff Hilfe. Nicht weil ich gebrechlich bin, sondern weil ich alles Mögliche nicht programmieren kann.
Wenn ich zur Hockergymnastik gehe, programmiere ich vorher meinen Herd. Die Suppe ist dann schon warm, wenn ich wiederkomme. Das kann ich! Suppe esse ich am liebsten. Kauen fällt mir zunehmend schwer. Mein implantiertes Gebiss ist prima, aber meine Kiefergelenke knatschen und schmerzen oft.Toll ist, dass ich das Auto noch nutzen kann. Es fährt ja heutzutage selbstständig. Fünf Fahrten hat mir mein Ur-enkel einprogrammiert: Arzt, Supermarkt, Sporthalle, Kurpark und zu meinem Sohn. Diesen Vorteil hatten die Alten früher nicht!Nachmittags spiele ich Karten – virtuell. Alle meine Dop-pelkopfpartner sind tot. Schade, da gibt es nicht mehr das Gelache und Gestreite wie früher.
Die Vögel am Vogelhaus beobachte ich mit Fernglas. Ir-gendwie kann ich nicht mehr so gut sehen.Es ist interessant, die Sozialstrukturen der Vögel zu betrachten. Der Buntspecht ist hier der Kräftigste und Mächtigste.
wAs wäre, wenn icH Hundert werde?Das Leben viel einfacher?Gabriele Bianchi
Vollautomatisiert! Ein Fahrer ist nicht mehr nötig ...
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Musik höre ich über mein Headset. Immer noch die 60er-Jahre-Oldies – alles fertig eingestellt. Junge Leute halten mich deshalb für senil. Wenn die wüssten, was ich man-ches Mal über sie denke ... – lieber nicht!
Wenn ich einmal richtig alt werde – so um die 150 – dann setz ich meine 4D-Brille auf und schau mir die nächsten hundert Jahre an.
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Ausblick Nr. 109 | 3.2017
22 Ausblick • 2017
Einblick
Menschen verschiedener Nationen reagieren unter-schiedlich humorvoll. Ich mag den tschechischen Humor. Auf meinen Reisen in dieses Land lernte ich Werke von drei Schriftstellern näher kennen. Seitdem bin ich ein großer Fan dieser Autoren.
Jaroslav Hašek Jaroslav Hašek wurde auch in Deutschland bekannt durch seine Geschichten „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“.„Disziplin, ihr Heuochsen muß sein, sonst möchtet ihr wie die
Affen auf die Bäume klettern. Aber das Militär wird aus euch Menschen machen, ihr Trotteln.“
In seinem Buch „Schule des Humors“ verwendet er in der Einführung folgende Worte: „Daß dieses Buch kei-ne Widmung trägt, ist einzig und allein die Schuld der Leute, die mir eine zu schäbige Summe angeboten ha-ben, für die ich es nicht widmen sollte. Auf solch nie-derträchtige Vorschläge konnte ich nicht eingehen.“
Karel Čapek„Das Jahr des Gärtners“ ist ein köstliches Werk, das sein Bruder Josef mit lustigen Zeichnungen illustriert hat (siehe Bilderbei-spiele unten). Für jeden Monat des Jahres gibt er spezielle Tipps, dazu noch seine Gedanken über
Botanik, Samen, Boden und den Segen des Regens:
†
Gebet
Herrgott, richte es so ein,daß es täglich von Mitternacht
bis drei Uhr früh regne,aber langsam und warm, weißt du,
damit es einsickern kann;doch soll es dabei nicht auf die Pechnelke,
das Steinkraut, Sonnenröschen,den Lavendel und andere Blumen regnen,
tscHecHiscHer HumorSchön schräg ...Brigitte Hempel
Das Jahr des Gärtners (Beispiele) mit Zeichnungen des Bruders von Karel Čapek: Josef Čapek
Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
23Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
Einblick
die dir in deiner unendlichen Weisheit als trockenliebende Pflanzen bekannt sind –
wenn du willst, schreibe ich es dir auf ein Blatt Papier auf;
ferner soll die Sonne den ganzen Tag über scheinen,aber nicht überallhin (zum Beispiel nicht
auf den Spierstrauch und Enzian,auch auf die Funkie und Rhododendron)
und auch nicht zu stark;dann möge es viel Tau und wenig Wind geben,
genug Regenwürmer, keine Blattläuse, Schnecken und keinen Mehltau,
und einmal in der Wocheverdünnte Jauche und Taubenmist regnen.
Amen
†
„Die klügsten Männer sind jene, die ihrer Frau einre-den können, daß Gartenarbeit schön macht.“
Bohumil HrabalDer Autor vieler tragisch komi-scher, skurriler Geschichten schil-dert in seiner dreiteiligen Famili-enchronik „Das Städtchen am Wasser“ sein Leben, das seiner lebenslustigen, zu allem Scha-
bernack bereiten Mutter und seines „verrückten“ On-kels Pepin.„Das Leben ist zum Verrücktwerden schön. Nicht, dass es so wäre, aber ich sehe es so.“Seine Erkenntnis zum Schluss hat für mich Allgemein-gültigkeit: „Aus dem Leben und aus den Erinnerungen sollte man eigentlich nur das zurückbehalten, was hell ist, was einem Freude macht, was vielleicht nicht ein-mal wahr ist, woran man aber lange geglaubt hat, bis es eintrifft …“
Hinweis für Interessierte: Die Lebensdaten der Schrift-steller: Jaroslav Hašek (1883-1923), Karel Čapek (1890-1938) und Bohumil Hrabal (1913-1997)
Bildnachweise Fotos im Text
Jaroslav Hašek Oktober 1922, Quelle:
Dêjiny Československa via wikimedia.org,
Urheber unbekannt
Karel Čapek, Prag 1939; re-photo by
David Sedlecký, Quelle wikimedia.org
Bohumil Hrabal, 1985, Foto: Hana Hamp-
lová, Quelle wikimedia.org
Ausblick Nr. 109 | 3.2017
24 Ausblick • 2017
durchblick
nach Xi Jinping benannte. Wang schwärmte, der „äußerst seltene“ Käfer ernähre sich von „verrottetem Holz“ und sei damit „ein Gleichnis“ für den Präsidenten. Dieser sei ebenfalls eine „sehr seltene Person, die man nur ein Mal im Jahrhundert findet“. Der Kampf des Präsidenten ge-gen Korruption sei wie das Fressen von Fäulnis und werde langfristig zum Verschwinden von Korruption führen.Chinas Zensoren waren über die Namensgebung jedoch nicht begeistert. Sie gaben folgende Anweisung heraus: „Sofort alle Webseiten im Internet finden und löschen mit dem Artikel 'Entomologen berichten: Wissenschaftler be-nennen eine neue Käferart nach Daddy Xi' sowie damit in Verbindung stehende Informationen!"
Alle relevanten Bei-träge sind deshalb aus den sozialen Medien Chinas gelöscht worden. Doch seinen einmal von einer interna-tionalen Wissen-schaftskommission anerkannten Namen Rhyzodiastes xii hat das Käferchen be-halten.
Eigentlich denkt man, Wissenschaftler seien ziemlich hu-morlose, dröge Typen. Doch wenn Biologen neu entdeck-ten Tierarten einen Namen geben, gibt es manchmal et-was zu schmunzeln, zum Beispiel bei der ...
David-Hasselhoff-Krabbe Als Sänger musikalischer Ohrwürmer ist David Hasselhoff bekannt, auch als berühmtester Bademeister aller Zeiten aus der Fernsehserie „Baywatch". Da zeigte er als männ-liches Markenzeichen seine starke Brustbehaarung. Diese Haarpracht fiel Zoologen der Oxford Universität ein, als sie vor Jahren eine unbekannte Krabbenart mit dichten, lan-gen Haaren auf dem Brustpanzer entdeckten. Sie nannten das kleine Krebstier David-Hasselhoff-Krabbe. – Sie leben 2000 m tief am Grund des Pazifischen Ozeans in der Nähe von sogenannten „Schwarzen Rauchern“. Das sind Mee-resquellen, aus denen heißes, dunkles, mineralhaltiges Wasser strömt. Die kleinen Krebse ernähren sich von Bak-terien. Und die züchten die David-Hasselhoff-Krabben in ihrem Brustpelz wie in einem Viehstall.
Donald-Trump-MotteBei Donald Trump ist es der goldgelbe Kopfschmuck, der ihm die Ehre einbrachte, Namensgeber für eine neu ent-deckte Motte zu sein. Als der kanadische Insektenkund-ler Vazrick Nazari den kleinen Nachtfalter zum ersten Mal unter der Lupe sah, musste er grinsen. Das markanteste Merkmal der Motte war die gelbe, fedrige Haarpracht, die das Tier auf dem Kopf trägt. So heißt der Falter jetzt Neo-palpa donaldtrumpi.
Xi-Jinping-Käfer?Wenig Humor bewies der chinesische Staatspräsident Xi Jinping. Er sei sehr beleidigt, weil ein kleiner neu entdeck-ter Käfer seinen Namen erhalten habe, behaupteten zu-mindest die chinesischen Sicherheitsbeamten. Das kleine Käferchen aus der Familie der Runzelkäfer lebt in verrottendem Holz, das Schleimpilze vorverdaut haben. Eigentlich hatte der chinesische Biologe Wang Cheng-Bin nur Gutes im Sinn, als er die neu entdeckte Käferart
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HAsselHoFF-krAbbe & trumP-motteHumor im LaborFrank Allmer
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25Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
durchblick
Einblick
Das Leben sollte mit dem Tod beginnen. Du liegst unter der Erde, dunkel und muffig, und gräbst dich frei.
Dann kommst du ins Altersheim. Es geht dir von Mo-nat zu Monat besser und du wirst rausgeschmissen, weil du zu jung bist. Dann spielst du ein paar Jahre Golf und beginnst lang-sam zu arbeiten.Nachdem du da durch bist, gehst du zur Uni. Mittlerweile hast du genug Kohle, um das Studentenleben in Saus und Braus zu genießen. Partys, Alkohol, Dro-gen und Sex stehen an oberster Stelle.
neue wege Ans licHtLeben mal umgekehrtAutorIn unbekannt
Nach neun Monaten in der Geärmutter ist das Leben mit dem Orgasmus beendet ... Urh
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Wenn du jung genug bist, wird es Zeit für die Schule. Du wirst von Jahr zu Jahr dümmer, bis du irgendwann raus-fliegst und mit einer riesigen Tüte Süßigkeiten belohnt wirst.Danach spielst du ein paar Jahre im Sandkasten, mit Bau-klötzen und schwimmst neun Monate in der Gebärmut-ter, bis du schließlich dein Leben als Orgasmus beendest.
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mAtes meets uP ...30 Jahre PelikanfütterungPeter Wilke
Am Frühstückstisch morgens in Cairns in Queensland, Australien, stieß ich auf dieses Foto in der Tageszeitung.
Während Peter Lauder mit Hund Rusty und dem Pelikan auf dem Weg zur Esplanade sind, um Pelikane zu füttern, erfüllten sich meine Frau und ich uns einen langgehegten Traum: Eine Fahrt mit dem Big Cat Katamaran zum Great Barrier Reef, um dort schnorchelnd die spektakuläre Unterwasserwelt zu erkunden.
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26 Ausblick • 2017
durchblick
der berüHmte sPringFroscH von cAlAverAsSeemannsgarn oder Jägerlatein?Peter Wilke
de fast traurig: Ich habe keinen Frosch, aber hätte ich einen, würde ich die Wette annehmen."Smiley darauf: Halten sie die Kiste, ich geh einen Frosch holen. Der Kerl nahm die Kiste, legte seine vierzig Dollar ne-ben Smileys und setzte sich und wartete. Als er so da saß, kam ihm eine Idee. Er nahm den Frosch heraus, sperrte ihm das Maul auf, nahm einen Teelöffel und stopfte den Frosch mit Schrotkugeln fast bis zum Kinn voll.Als Smiley mit einem Frosch zurückkam, startete er die Wette: Eins - zwei - drei - los!Er und der Kerl stupsten ihren Frosch an. Der neue hüpfte los, aber Daniel kam nicht vom Fleck; er saß fest am Boden wie ein Amboss. Smiley war erstaunt und verärgert.Der Kerl nahm das Geld und schob ab. Smiley griff Daniel, hob ihn hoch und sagte: Nun brat mir einer ´nen Storch, wenn der nicht fünf Pfund wiegt! Er packte ihn an den Hinterbeinen, schüttelte ihn und der Frosch spuckte zwei Handvoll Schrotkugeln aus.“ So fasst die Wirtin die Story in einer Kurzfassung zusammen.Wieder zu Hause lese ich die lange Originalfassung. Mitreißend finde ich die Erzählweise. Sie ist viel komi-scher als der Inhalt der Geschichte. Sie lebt von Über-treibungen, unserem Seemannsgarn oder Jägerlatein verwandt. Es wird mal prahlerisch, mal untertreibend Unglaubliches berichtet.
Wir sind während unserer Kalifornienrundreise auf dem Weg nach Sacramento, der Hauptstadt des Bundeslan-des mit ihrem Gouverneur Arnold Schwarzenegger.
Heute, am 6. Mai 2010, halten wir für eine Kaffeepause in der ehemaligen Goldgräbersiedlung Angel’s Camp. Bei der Einfahrt in den Ort begrüßt uns ein über die Straße gespanntes Banner: „CALAVERAS COUNTRY FAIR & JUM-PING FROG JUBILEE“ (Landwirtschaftsmesse und Spring-frosch Jubiläum).In einem wunderschönen Café unter deutschstämmiger Leitung erkundige ich mich bei der Wirtin über die Bedeu-tung dieser Jubiläumsveranstaltung. Sie: „Vor 145 Jahren (1865) hörte hier der junge Mark Twa-in in diesem Café vom Barkeeper die Geschichte Jim Smileys und seines Springfrosches, die er später als Kurzgeschichte "Der berühmte Springfrosch der Provinz Calaveras" veröf-fentlichte, sein erstes international bejubeltes Werk. Das war die Basis für diese jährlich zelebrierte Veranstaltung.“Ich: „Worum geht’s in der Geschichte?“Sie: „Der Barkeeper erzählte Mark Twain die Episode des von Wettleidenschaft besessenen Burschen Jim Smiley. Die-ser wettete ständig mit jedermann auf alles, was man sich nur denken kann. Was immer dem anderen recht war, war ihm recht - wenn er nur zu einer Wette kam, ganz gleich wie. Er hatte ungewöhnlich viel Glück. Bei Pferderennen oder bei Hunde-, Katzen- und Hahnenkämpfen wettete er. Dieser Smiley hatte unter anderen eigenartigen Tieren ei-nen dressierten Springfrosch namens Daniel Webster, den Namen eines zeitgenössischen Politikers. Seine besondere
Stärke war das Weitspringen. Smiley hielt das Vieh in einer kleinen Kiste mit Gitter und nahm es manchmal mit in die Stadt. Eines Tages begegnete ihm ein fremder Kerl. Der woll-te wissen, was in der Kiste sei. Smiley leichthin: ein Frosch, der springt weiter als jeder andere Frosch in der Region. Der Frem-
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Willkommen zum Jubiläum
Bereit zum Sprung
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27Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
durchblick
„Die Erwerbung der Bücher geschieht gewöhnlich auf die Weise, daß man beim Buchhaendler ein Buch entdeckt, von dem man sagt: "Das muß ich haben!" Dann trägt man es siegesbewusst nach Hause, laesst es einen Mo-nat lang auf dem Tisch herumliegen, um es zur Hand zu haben, und verborgt es dann meistens an irgend jeman-den, womit das Büchlein spurlos verschwunden ist. Es ist offenbar irgendwo. Ich habe eine riesige Bibliothek, die irgendwo ist.“
Karel Čapek, tschechischer Journalist und Schriftsteller (1890-1938); siehe auch S. 22 f.
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Ausblick Nr. 109 | 3.2017
28 Ausblick • 2017
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29Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
DAS BUCH
„ALTE SCHULE"
WURDE EMPFOHLEN VON
LÜNEBUCH.de
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Thomas Raab
(Hrsg.)
Neue An-thologie des Schwarzen Humors – Marix Verlag
im Verlagshaus
Römerweg
GmbH, ISBN: 978-3-7374-1042-7,Euro
22,--, auch als E-Book erhältlich
Mit zehn Kunstbeiträgen, ausgewählt von
Patricia Grzonka
Über 75 Jahre nach André Bretons Brevier
zum Schwarzen Humor folgt nun die Neue
Anthologie. Thomas Raab, Autor verschiede-
ner Romane und Sachbücher, promovierter
Naturwissenschaftler, ist tief eingetaucht in
die Welt dieser speziellen Gattung. Eine weite
Landschaft aus Literatur und Kunst, aus Fikti-
vem und Realem, geschrieben von Klassikern,
vormodernen und modernen Schriftstellern
finden sich in dieser Sammlung. Böse, bitter,
bissig, aber wichtig ist der Schwarze Humor.
Mit ihm setzen wir uns über Widerstände des
Lebens hinweg. Raab sagt: „Literatur eignet
sich nicht zur Darstellung von Sachverhalten,
wohl aber zur Manipulation des Lesers und
meiner selbst.“
Keine leichte Kost.
. Brigitte Hempel
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Alte SchuleHeyne Verlag,
München 2016,
ISBN: 978-3-453-
27076-3, Euro
14,99; auch als
E-Book erhältlich
Tom Knight, nördlich der 70, fühlt sich fit wie
60. Er negiert seine Knieprobleme und die
anderen Wehwehchen. Über das Internet
lernt er eine 53jährige Altenpflegerin kennen.
Der Haken dabei: Er hat sein Alter mit 59 an-
gegeben. Tom bereitet sich akribisch auf das
Treffen in seiner Wohnung vor. Er hat ge-
kocht, seinen Stock versteckt und sich Viagra
besorgt. Umwerfend komisch schildert der
Autor das total verunglückte Date, denn Fran
ist „not amused“, als sie durch Zufall hinter
seine Schwindelei kommt. – Drei Bewohne-
rinnen werden im Altenheim ermordet. Fran
gerät unter Mordverdacht und muss in Un-
tersuchungshaft. Knight, der sich mit zwie-
lichtigen Subjekten auskennt, versucht ihr
zu helfen; immer in der Hoffnung, sie doch
noch zu erobern. Die Geschichte nimmt ihren
Lauf mit einem überraschenden Ende.
„Alte Schule“ ist der erste Roman des Au-
tors. Mit typisch britischem Humor schildert
er das Geschehen. Das Buch ist amüsant
geschrieben und kein typischer Krimi.
Brigitte Hempel
Jürgen Klein-
dienst & Ingrid
Hantke (Hrsg.)
Zwölf Särge und kein To-ter – 2017 by
Zeitgut Verlag
GmbH, Berlin,
ISBN: 978-3-
86614-263-3, Euro: Euro 10,90
Wieder einmal vermittelt der Verlag mit
diesem Buch, das den Untertitel „Wahre
Geschichten zum Staunen und Schmun-
zeln 1942-2013" trägt, ein Stück Zeitge-
schichte. Humorvolles, Geheimnisvolles,
Merkwürdiges, Mysteriöses und Unglaub-
liches erwarten Sie. Da ist von Poltergeis-
tern und Schlossgespenstern die Rede, von
nächtlichem Spuk, von einer Dorfhexe, von
Doppelgängern, vom großen Glück eines
Lottogewinns und zwei Schifffshavarien.
Ein Pfarrer erzählt von seinen Seelennöten
vor einer Beerdigung, ein anderer wird von
einer durchreisenden Händlerin um 150
DM erleichtert. Als Pfand bleibt ihm ein
Messerkoffer.
Auf 192 Seiten erfahren Sie erstaunliche
und wundersame Geschichten, die das Le-
ben schrieb.
Viel Vergnügen!
. Brigitte Hempel
Ausblick Nr. 109 | 3.2017
30 Ausblick • 2017
mal mit Ernst
gesPräcHige roboterMal mit ERNSTBeate-M. Dapper
Neulich spazierte ich mit meiner Nachbarin Frau Kraat fröhlich schwat-zend die Straße entlang. Wir hatten uns im Supermarkt getroffen und
denselben Heimweg. Ganz Gentleman trug ich ihre Tüte, denn ihr Mann, der sie gewöhnlich begleitete, hatte einen Seminartermin. Plötzlich krachte es genau neben uns auf der vielbefahrenen Universitätsstraße. Frau Kraat er-kannte sofort das Auto ihres Mannes, das mit hohem Tempo am vorderen Wagen elegant vorbeischrammte und nur das Rücklicht wegputzte.
Herr Kraat sprang mit hochrotem Kopf aus dem Wa-gen und sicherte die Unfallstelle. Wir halfen ihm dabei. Schließlich griff er zu seinem Handy, wählte die Num-mer der Polizei, stellte das Gerät auf „laut“ und wartete. Nervlich am Ende stützte er sich auf seine Motorhaube. – Währenddessen stieg auch die Frau aus dem vorderen Wagen und begutachtete mit erschrockenen Augen den Schaden. Derweil meldete sich jemand am Telefon:
„Polizei. Was können wir für Sie tun?“
„Kraat mein Name. Bitte kommen Sie sofort. Hier ist ein Unfall geschehen; auf der Universitätsstraße, Nähe Moschee." Kurze Pause.
Endlich dann die Antwort: „Habe ich Sie richtig ver-standen? – Bart ihr Name; Sie kommen sofort; ha-
ben einen Urknall gesehen; Kunibertstraße, Nähe See?“
Herr Kraat starrte mit großen Augen auf sein Handy. ‚Ist der noch ganz dicht?‘, dachte er und versuchte es noch einmal – unter höchster Anspannung und jetzt auch noch mit dem ehrlichen Bemühen, seine Unge-duld unter Kontrolle zu halten.
„Was bitte? Jetzt hören Sie mal ganz genau zu, junger Mann! – Hier gibt es einen Unfall OHNE Verletzte. Ich bin mit 60 an einem Audi langgerauscht und habe es eilig. Bitte kommen Sie sofort. Ach ja, und das Gan-ze ist in KÖLN auf der UNIVERSITÄTSSTRASSE passiert, nicht auf der Kunibertstraße. HIER GIBT ES KEINEN SEE, sondern eine Moschee!“
ERNST
Intuitiv hielt Herr Kraat die Luft an. Dann fasste die Stimme am anderen Ende der Leitung in aller Ruhe
und mit stoischer Freundlichkeit zusammen:„Habe ich Sie JETZT richtig verstanden? – Es gab einen Unfall ohne Verletzte, sind 60 Jahre alt, haben einen Rausch und wollen nun davoneilen? Herr Bart, rechnen Sie damit, dass wir Ihren Führer-schein vorläufig einziehen, weil Sie erstens schon so alt sind und zweitens Fahrerflucht begehen wollen. Au-ßerdem: Wenden Sie sich das nächste Mal an die ÖRT-LICHE Polizeidienststelle des Unfallortes. Die Vorwahl von MÖLLN ist 04542. HIER sind Sie fälschlicherweise in Köln gelandet. – Moment! Ich verbinde Sie …“
Piep, piep, piep.
Neeeiiiin! – inzwischen hatten Frau Kraat und Frau Schneider, die Fahrzeugführerin des geschädigten
Wagens, die Versicherungsdaten ausgetauscht und sich nett unterhalten. Unterdessen beruhigte ich Herrn Kraat: „Ich habe gelesen, dass die Polizei ein neues Kommu-nikationssystem eingerichtet hat. Mit diesem haben Sie wohl gerade gesprochen. Es heißt Chatbot.“„Was um Himmels willen ist ein Chatbot?“, fragte er. „Ein RoBOTer, der jetzt die Gespräche statt echter Menschen übernimmt – Gesprächige Roboter also!", erklärte ich. Kopfschüttelnd, aber schon deutlich entspannter, grins-te er, bedankte sich und gab seiner Frau einen Kuss. Dann setzte er sich in sein leicht beschädigtes Auto, ließ das Fenster herunter und rief lachend: „So, jetzt muss ich aber zu meinem Seminar mit dem Thema: „Kunden-service leicht gemacht“ …
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Nr. 109 | 3.2017 Ausblick
31Ausblick • 2017 2017 • Ausblick
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HerausgeberAUSBLICK-Redaktion VHS Region Lüneburg
Haagestraße 4, 21335 Lüneburg, Tel.: 04131 | 15 66 [email protected]
Erscheinungsweise4x jährlich; verteilte Auflage: 10.000
RedaktionDr. Brigitte Hempel (Leitung) Tel.: 51 [email protected]
Peter Wilke (stellv. Leitung, Chefredakteur)Beate-M. Dapper, Miriam Katharina Kleck,
Waltraut Peter, Marlis Schömburg, Maja Schwaak, Monika Sternhagen, Reinhild Zenz
SchlusskorrekturMonika Sternhagen & Reinhild Zenz
Layout, Satz & GestaltungBeate-M. Dapper
Internet: www.ausblick-zeitschrift.de Webmaster: Peter Wilke
Druck: v. Stern‘sche Druckerei GmbH & Co KG, Zeppelinstraße 24, 21337 Lüneburg
Verteilung: November-Echo, CB-Funk-Freunde LG
Anzeigen Peter Wilke (verantw.), Tel.: 220 36 86
Dieses Heft enthält Anzeigen der UnternehmenBestattungsinstitut Ahorn Trauerhilfe Lips / Bestattungsinstitut Manfred Imhorst GmbH & Co. KG / Gaststätte „Grüne Stute“ / Gärtnerei und Floristik Koch-Gürtler / Kurzentrum Lüneburg Kurmittel GmbH / LuckyTEXT, Texterei & Lektorat / Lünebuch.de Buchhandlung am Markt / Massagepraxis Ilse Philipp / Museumsstiftung Lüneburg - Deutsches Salzmuseum / REHA LÜNEBURG Konrad-Zuse-Allee 9 / Sandpassage Tschorn GmbH & Co KG / Senioren- und
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ausblick
FAmilieDas Thema für Ausgabe 110
Die Bedeutung der Familie hat sich ge-wandelt. Egal ob Kern-familie, Alleinerziehen-de, Patchwork- oder Regenbogenfamilie, WG, Single mit Kak-
tus, Hund, Katze oder Maus und nicht zu vergessen Haus-, Freundes-, Kollegen- oder Interessengemeinschaft – der Kitt, der sie zusammenhält, ist manchmal Leid, meistens aber Lie-be, Vertrauen, Freude, Respekt. – Über dieses zeitlose, hoch-interessante Thema gibt es viel zu erzählen. Schreiben Sie uns! Wir sind gespannt auf Ihre Beiträge.Redaktionsschluss: 16. Oktober 2017
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Kennen Sie . . .... den Lüneburger Westbahnhof?Waltraut Peter
Haben Sie beim Verlassen des Lüneburger Bahnho-fes schon einmal bewusst dem direkt gegenüber-stehenden Gebäude des Westbahnhofes Beach-tung geschenkt?
1847 erhielt Lüneburg Anschluss an die nordsüdliche Eisenbahnlinie von Harburg nach Lehrte. Die Gleisan-lagen wurden östlich des mittelalterlichen Stadtgebietes gelegt. Das Gebäude des ’Staatsbahnhofes‘ wurde im Jahr darauf fertiggestellt. – Nach vielfältigen Umgestaltungen im Laufe der Jahrzehnte zeugt das heutige Bahnhofsgebäude nur noch wenig von der einstigen Bauform. Der Bahnhofsplatz zwi-schen beiden Gebäuden hat ebenfalls viele Veränderungen über sich ergehen lassen müssen.
1873 erhielt Lüneburg mit der Fertigstellung der Bahnstrecke ab Wittenberge über Dömitz und Lüne-burg nach Buchholz ein zweites Bahnhofsgebäude. Für diese neue Bahntrasse waren umfangreiche Baumaßnahmen nötig. Die drei Ostwälle mit 700 Bäumen mussten abgetragen, der alte Lösegraben zugeschüttet und der Stadtgraben Richtung Innenstadt verlegt werden.
Nach Sprengung der Eisenbahnbrücke bei Dömitz durch deutsche Truppen kurz vor Ende des Zwei-ten Weltkrieges verlor diese Bahnstrecke ihre Bedeutung. Es gibt in Richtung Osten nur noch eine eingleisige Strecke bis Dannenberg. Der Bahnkörper Richtung Buchholz wurde demontiert. Ein bisher kleines Teilstück – ab Vögelser Landwehr bis Mechtersen – ist als Radweg angelegt.
Das ehemalige Empfangsgebäude des Westbahnhofes ist ein verputzter Massivbau in Formen der Neurenaissance. Es hat 1900 qm Grundfläche auf vier Etagen mit einem Souterraingeschoss zur Stra-ße. Die mittige breite Freitreppe zu den drei rundbogigen Eingangsportalen verleiht dem Haus sein imposantes Aussehen. Zur Gleisseite ist eine Bahnsteigüberdachung angebaut.
Mit Einführung der Fahrkartenautomaten verlor der als Denkmal ausgewiesene Westbahnhof an Be-deutung: Die Bahnschalter mussten schließen, der Bahnhof wurde verkauft. Heute ist der Wartesaal als Spielhalle vermietet. Weitere Mieter gibt es offensichtlich derzeit keine. Leider ist das gesamte Gebäude der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.
Von Gleis 1 startet gegenwärtig die Wendlandbahn „erixx“ und von Gleis 2 der Metronom-Regional-zug nach Harburg mit Halt an allen Unterwegsbahnhöfen. Quellen: Lüneburg-Chronik; - Archiv Landeszeitung der Lüneburger Heide; „Baudenkmale in Niedersachsen – Hansestadt Lüneburg“ von Doris Böker,
Archiv Landeszeitung Lüneburg
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