04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.1 Binnenwert des Geldes1.1.1 Handelsvolumen1.1.2 Geldmenge1.1.3 Preisniveau1.1.4 Verkehrsgleichung des Geldes (Fisher) 1.1.5 Kaufkraft
1.2 Geldwertmessung (Verbraucherpreisindex)1.2.1 VPI/ Berechnung / Warenkörbe1.2.2 HVPI1.2.3 Verfahren Indexermittlung1.3 Inflation1.4 Deflation
2. Konjunktur2.1 Begriff Konjunktur2.2 Konjunkturverlauf2.3 Determinanten des Konjunkturverlaufs2.4 Konjunkturindikatoren
Wirtschaftliche Ungleichgewichte und Schwankungen
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 2
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.1 Binnenwert des Geldes1.1.1 Handelsvolumen
Die Summe aller während einer Periode umgesetzten Güter, bewertet zu konstanten Preisen, wird als Handelsvolumen bezeichnet.
Soll man feststellen, ob die umgesetzte, die angebotene und verkaufte Gütermenge im Folgejahr gleich geblieben, gestiegen oder gesunken ist, muss man mit den alten Preisen („konstanten Preisen“) rechnen.
Die Praxis setzt das Handelsvolumen mit dem realen Bruttoinlandsprodukt gleich.
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 3
WirtschaftswachstumBruttoinlandsprodukt preisbereinigt, verkettet *) Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
0,0
1,2 0,8
3,4
2,7
1,0
– 4,7
3,6
– 0,2
4,4
8,2
2,92,6
1,7
71 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 2000 02 04 06 08 2010
– 6
– 4
– 2
0
2
4
6
8
10
*) Die Ergebnisse von 1950 bis 1970 (Früheres Bundesgebiet) sind wegen konzeptioneller und definitorischer Unterschiede nicht voll mit den Ergebnissen von 1971 bis 1991 (Früheres Bundesgebiet) und den Angaben ab 1991 (Deutschland) vergleichbar. Die preisbereinigten Ergebnisse von 1950 bis 1970 (Früheres Bundesgebiet) sind in Preisen von 1991 berechnet. Die Ergebnisse von 1971 bis 1991 (Früheres Bundesgebiet) sowie die Angaben ab 1991 (Deutschland) werden in Preisen des jeweiligen Vorjahres als Kettenindex nachgewiesen.
Durchschnitt1970–1980
Durchschnitt1991–2001
Durchschnitt1980–1991
Durchschnitt1950–1960
Durchschnitt1960–1970
© Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2011;Stand: Februar 2011
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 4
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.1.2 Geldmenge
Beispiel
Annahmen:
Im Jahr 05 betrug das Handelsvolumen (H) 120.000 Euro
das gesamte Handelsvolumen wurde in einem Zuge nachgefragt und gekauft.
Die nachfragewirksame Geldmenge (M) ist dann 120.000 Euro gewesen.
Dies ist nicht die Geldmenge in einer Volkswirtschaft, da die Wirtschaftsubjekte einen Teil ihrer Einnahmen sparen.
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 5
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.1.2 Geldmenge
Unternehmen
UnternehmenPrivate
HaushaltePrivate
Haushalte
120.000 Euro jährlich
Löhne und Gehälter (Einkommen)
120.000 Euro jährlich
Käufe bei Unternehmen (Umsätze)
Gel
dmen
ge =
120
.000
€
Um
lauf
gesc
hwin
digk
eit (
U)
= 1
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 6
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.1.2 Geldmenge
Unternehmen
UnternehmenPrivate
HaushaltePrivate
Haushalte
60.000 Euro im 1. Halbjahr
60.000 Euro im 2. Halbjahr
Löhne und Gehälter (Einkommen)
60.000 Euro im 1. Halbjahr
60.000 Euro im 2. Halbjahr
Käufe bei Unternehmen (Umsätze)
Gel
dmen
ge =
60.
000
€
Um
lauf
gesc
hwin
digk
eit (
U)
= 2
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 7
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.1.2 Geldmenge
Beispiel
Annahmen:
Es entspricht nicht der Wirklichkeit, dass die gesamte Gütermenge eines Jahres auf ein Mal umgesetzt wird.Die Umsätze verteilen sich über das Jahr hinweg.
Werden 12 - mal im Jahr Löhne und Gehälter ausbezahlt und ausgegeben, könnte mit einer Geldmenge von 10.000 Euro ein Handelsvolumen von 120.000 Euro bewegen.
Nachfragewirksame Geldmenge =
Geldmenge (M) * Umlaufgeschwindigkeit (U)
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 8
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.1.3 Preisniveau
Beispiel
Annahmen:
im Jahr 01 ist die nachfragewirksame Geldmenge von 100.000 Euro auf 120.000 Euro gestiegen.
Das Handelsvolumen ist gleich geblieben.
Veränderung des Preisniveaus
120.000 €
100.000 €= 1,2=
Das Preisniveau hat sich gegenüber dem Vorjahr um 20 % (um das 1,2-fache) erhöht.
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 9
Die Entwicklung des Preisniveaus (Höhe der Güterpreise) hängt weitgehend von der Entwicklung der nachfragewirksamen Geldmenge ab.
Steigt die nachfragewirksame Geldmenge schneller als das Handelsvolumen (Menge der zu konstanten Preisen bewerteten Güter - BIP),
steigt in einer freien Marktwirtschaft das Preisniveau.
Steigt die nachfragewirksame Geldmenge im gleichen Maße wie das Handelsvolumen, wird in einer Marktwirtschaft das Preisniveau gleich bleiben.
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.1.3 Preisniveau
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 10
Fischersche Verkehrgleichung: Quantitätsgleichung
Preis-niveau
P
Preis-niveau
P
Handels-volumen
H
Handels-volumen
H
Geldmenge
M
Geldmenge
M
Umlauf-geschwin-
digkeit
U
Umlauf-geschwin-
digkeit
U* = *
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.1.4 Verkehrsgleichung des Geldes
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 11
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.1.5 Kaufkraft
Mit steigendem Preisniveau sinkt die Kaufkraft, mit einer Geldeinheit können weniger Güter gekauft werden als zuvor.
Beispiel
Annahme:
im Jahr 01 steigt die nachfragewirksame Geldmenge von 100.000 € auf 120.000 Euro.Das Handelsvolumen bleibt bei 100.000 Euro konstant.
P = M * U
H= 1,2 = 20 %
120.000 €
100.000 €=
K =H
M * U=
100.000 €
120.000 €
56
=
Es kann nur noch 5/6 der Gütermenge vom Jahresanfang gekauft werden,die Kaufkraft ist um rund 17% gesunken.
= 83 %=P
1
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 12
Umlaufende GeldmengeUmlaufende Geldmenge Wert der Gütermenge
Wert der Gütermenge
Geldmenge
Geldmenge
Umlauf-geschwindigkeit
Umlauf-geschwindigkeit
Handelsvolumen
Handelsvolumen
Preisniveau
Preisniveau
Gesamte Güternachfrage in Euro
Gesamte Güternachfrage in Euro
Gesamtes Güterangebot in Euro
Gesamtes Güterangebot in Euro
=
=
=* *
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 13
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 14
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 15
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 16
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 17
Umlaufende GeldmengeUmlaufende Geldmenge Wert der Gütermenge (Y)
Wert der Gütermenge (Y)
=
Gleichgewicht zwischen Geld- und Gütermenge
Umlaufende GeldmengeUmlaufende Geldmenge Wert der Gütermenge (Y)
Wert der Gütermenge (Y)
>Ungleichgewicht zwischen Geld- und Gütermenge
Die Konsumenten könnten bereit sein, mehr zu bezahlen, um diese veränderte Gütermenge zu erwerben. Die Folge sind Preiserhöhungen, die zu einer Inflation führen können.
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 18
Umlaufende GeldmengeUmlaufende Geldmenge Wert der Gütermenge (Y)
Wert der Gütermenge (Y)
=
Gleichgewicht zwischen Geld- und Gütermenge
Umlaufende GeldmengeUmlaufende Geldmenge Wert der Gütermenge (Y)
Wert der Gütermenge (Y)
<Ungleichgewicht zwischen Geld- und Gütermenge
Für den Kauf der gleich bleibenden Gütermenge steht weniger Geld zur Verfügung. Als Folge dieses Güterüberschusses könnten die Preise sinken. Das kann zu einer Deflation führen.
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 19
verwendete Quellen:
1881 bis 1913: Preisindex für Ernährung (Statistisches Bundesamt - Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich) -> 1881 = 100
1924 - 1948: Preisindex für Lebenshaltung (Statistisches Bundesamt - Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich)
1948 - 2007: Verbraucherpreisindex - berechnet von der Deutschen Bundesbank -> 2005 = 100
Quelle:
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 20
Kaufkraftverlust des Geldes in % nach ... Jahren bei einer Inflationsrate von ... % *)
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 21
Verbraucherpreisindex (VPI)
Was beschreibt der Indikator?
Der Verbraucherpreisindex für Deutschland (VPI) (früher: Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte in Deutschland) misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden.
Mit diesem Index wird die Veränderung der Preise für
Güter des täglichen Bedarfs (z.B. Lebensmittel, Bekleidung),
für Mieten und langlebige Gebrauchsgüter (z.B. Kraftfahrzeuge,Kühlschränke), aber auch
für Dienstleistungen (z.B. Friseur, Reinigung, Versicherungen) umfassend abgebildet
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.2 Geldwertmessung (Verbraucherpreisindex)
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 22
Als Indikator für die Beurteilung der Geldwertstabilität (Stichwort: "Inflationsrate") innerhalb Deutschlands,
zur Wertsicherung wiederkehrender Zahlungen in Preisgleitklauseln
z.b.: zur Berechnung des realen Wachstums ( zur Deflationierung von Wertgrößen in der volkswirtschaftlichenGesamtrechnung )
Zwecke des VPI :
Der VPI gehört zu den Indikatoren des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Welchem Zweck dient der VPI ?
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 23
Gegen Ende des Berichtsmonats schätzt das Statistische Bundesamt eine vorläufige Teuerungsrate auf Grund der Ergebnisse aus sechs Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen).
Etwa zwei Wochen später wird das endgültige Ergebnis mit tief gegliederten Ergebnissen für alle Waren und Dienstleistungen vorgelegt (Veröffentlichungstermin i. d. R. zwischen dem 10. und 15. des Monats, der auf den Berichtsmonat folgt).
Die Pressemitteilungen und der genaue Veröffentlichungskalender sind im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes abrufbar.
Wann wird der Indikator veröffentlicht?
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 24
Der deutsche VPI misst die Preisveränderungen für die Verbrauchsausgaben der privaten Haushalte im Wirtschaftsgebiet sehr zuverlässig.
Auch die Umstellung auf ein aktuelleres Wägungsschema bzw. auf einen aktuelleren Warenkorb alle fünf Jahre beeinflussen die Ergebnisse nur geringfügig (Revisionsdifferenzen).
Die Abweichungen zwischen dem vorläufigen und dem endgültigen Ergebnis liegen maximal bei 0,1 Prozentpunkten.
Wie genau ist der Indikator?
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 25
1.2.1 Zusammensetzung des deutschen Warenkorbes
Bestandteil 1995 2000 200501 Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke 13,1% 10,3% 10,4%
02 Tabakwaren, alkoholische Getränke 4,2% 3,7% 3,9%
03 Bekleidung, Schuhe 6,9% 5,5% 4,9%
04 Wohnung, Wasser, Gas, Brennstoffe 27,5% 30,2% 30,8%
05 Einrichtungsgegenstände 7,1% 6,9% 5,6%
06 Gesundheit, Pflege 3,4% 3,5% 4,0%
07 Verkehr 13,9% 13,9% 13,2%
08 Nachrichtenübermittlung 2,3% 2,5% 3,1%
09 Freizeit, Kultur, Unterhaltung 10,4% 11,0% 11,6%
10 Bildungswesen 0,7% 0,7% 0,7%
11 Hotel, Restaurants 4,1% 4,7% 4,4%
12 Andere Waren und Dienstleistungen 6,1% 7,0% 7,4%
Quelle: Statistisches Bundesamt
2010
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 26
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 27
Das interaktive Preis-Kaleidoskop des Statistischen Bundesamtes
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 28
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.2.3 Indexermittlung
Der Preisindex
Ein Preisindex bezieht sich auf ein Basisjahr, dessen Preisniveau mit 100 % ( 100 „Punkten“) angesetzt wird.
Ein Steigen des Preisniveaus wird durch eine Erhöhung des Prozentsatzes (der „Punkte“),
ein Sinken des Preisniveaus durch eine Verringerung des Prozentsatzes (der „Punkte“) angezeigt.
Beispiel:
Beträgt der Preisindex im aktuellen Jahr 110, so ist das Preisniveau gegenüber dem Basisjahr um 10% gestiegen.
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 29
Wie werden Indexzahlen ermittelt ?
1.500 Euro im Jahr 2003
1.550 Euro im Jahr 2004
= 100 Punkte
= X Punkte
X =100 * 1.550
1.500= 103,3 Punkte
1.500 Euro im Jahr 2003
1.610 Euro im Jahr 2005
= 100 Punkte
= X Punkte
X =100 * 1.610
1.500= 107,3 Punkte
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 30
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.2.3 Geldwertmessung (Verbraucherpreisindex)
Die Preisveränderungsrate
Die Preisveränderungsrate drückt aus, um wie viel Prozent sich das Preisniveau einer Periode gegenüber dem Preisniveau der Vorperiode geändert hat.
Ein Steigen des Preisniveaus wird als Inflationsrate bezeichnet.
Ein Sinken des Preisniveaus wird als Deflationsrate bezeichnet.
Beispiel:
Beträgt der Preisindex im aktuellen Jahr 115,5der des Vorjahres 110,0beträgt die Preisveränderungsrate 5,5 %
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 31
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.2.3 Geldwertmessung (Verbraucherpreisindex)
Entwicklung des Verbraucherpreisindex (VPI) für Deutschland bezogen auf das Basisjahr 2005 :
Jahr 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
VPI 85,6 87,1 88,3 90,0 90,9 91,4 92,7 94,5 95,9 96,9 98,5
2005 2006 2007 2008 2009 2010
100 101,6 103,9 107,0 107,2 108,4
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 32
Die „gefühlte“ Inflation Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass wir Preisänderungen umso stärker wahrnehmen, je häufiger wir ein Produkt kaufen:
Wenn Bier, Brot und Benzin teurer werden, führt das zu einem „Alles-wird-teurer-Gefühl“; wenn dagegen Computer billiger werden, entgeht das weitgehend unserer Wahrnehmung, weil wir höchstens alle paar Jahre mal einen kaufen.
Man nimmt zwar den gleichen Warenkorb wie das Statistische Bundesamt, gewichtet die Güter darin aber anders:
Nicht mit ihrem Anteil an den Gesamtausgaben des Haushalts, sondern mit ihrer Kaufhäufigkeit. Außerdem berücksichtigt man, dass die Menschen dazu neigen, Preiserhöhungen stärker wahrzunehmen als Preissenkungen – ein Phänomen, das Ökonomen „Verlustaversion“ nennen.
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 33
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 34
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.2.3 Geldwertmessung (Verbraucherpreisindex)
Entwicklung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für das Euro-Währungsgebiet bezogen auf das Basisjahr 2005 :
Gesamtindex
2005 100,0
2004 98,1
2003 96,4
2002 95,4
2001 94,1
2000 92,4
1999 91,1
1998 90,5
1997 90,0
1996 88,6
1995 87,6http://www.destatis.de/d_home.htm
Dem HVPI liegt kein Warenkorb zugrundeer wird mit aufwändigen statistischen Methoden errechnet
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 35
Download : 20.09.09
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 36
Reallohn / Nominallohn
Die Entwicklung eines Preisindex sagt über den Lebensstandard z.B. eines Arbeitnehmers nicht viel aus.Die Entwicklung des Nettolohnes ist aussagefähiger.
Den Nettolohn, so wie er in der Lohnabrechnung ausgewiesen wird, wird als Nominallohn bezeichnet.Der Reallohn ist der Nominallohn, verglichen mit der Preissteigerungs-rate.
Steigen Preisniveau und Nominallohn in gleichem Maße, hat sich der Reallohn nicht verändert.
Steigt der Nominallohn stärker als die Preissteigerungsrate steigt die Kaufkraft
Steigen die Preise stärker als der Nettolohn, sinkt die Kaufkraft.
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 37
Kaufkraftzuwachs:
Die Nominallöhne steigen stärker als Preise Die Reallöhne steigen.
LöhneundPreise
Zeit
Nominallöhne
Preise
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 38
LöhneundPreise
Zeit
Nominallöhne
Preise
Kaufkraftschwund:
Die Preise steigen stärker als die Nominallöhne Die Reallöhne sinken.
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 39
http://www.sozialpolitik-aktuell.de
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 40
© GfK GeoMarketing GmbHGeschäftssitz BruchsalAmtsgericht Mannheim, HRB 250872
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 41
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.3 Inflation
Unter Inflation versteht man ein anhaltendes Steigen des Preisniveaus
Einteilung der Inflationsarten
Nach der Erkennbarkeit
Nach der Erkennbarkeit
Nach der SchnelligkeitNach der Schnelligkeit
Nach den Ursachen
Nach den Ursachen
offene Inflationverdeckte Inflationoffene Inflationverdeckte Inflation
schleichende Inflationgaloppierende InflationHyperinflation
schleichende Inflationgaloppierende InflationHyperinflation
NachfrageinflationAngebotsinflationNachfrageinflationAngebotsinflation
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 42
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 43
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.3 Inflation
Nach der Erkennbarkeit
Nach der Erkennbarkeit
Offene Inflation :Das Preisniveau steigt durch die Marktmechanismen ohne staatliche Preisvorgaben.
Verdeckte Inflation :Das Preisniveau wird durch staatliche Eingriffe möglichst konstant gehalten.Schwarze Märkte entstehen, der Staat muss eingreifen.
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 44
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.3 Inflation
Nach der SchnelligkeitNach der Schnelligkeit
schleichende Inflation
galoppierende Inflation
Hyperinflation
Aktuelle Inflationsform;verhältnismäßig niedrige, aber lang anhaltende Preissteigerungen
Die Preissteigerungsrate liegt im Durchschnitt über dem Zins für langfristige Geldanlagen.
Die Preissteigerungsraten liegen über 50%
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 45
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 46
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 47
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.3 Inflation
Einteilung nach den Ursachen Einteilung nach den Ursachen
NachfrageinflationenNachfrageinflationenAngebotsinflationenAngebotsinflationen
Binnen-nachfrage-
inflation
Binnen-nachfrage-
inflation
Außen-nachfrage-
inflation
Außen-nachfrage-
inflation
Import-kosten-inflation
Import-kosten-inflation
Lohn-kosten-inflation
Lohn-kosten-inflation
Rohstoff-kosten-inflation
Rohstoff-kosten-inflation
Steuer-kosten-inflation
Steuer-kosten-inflation
Gewinn-inflationGewinn-inflation
KosteninflationenKosteninflationen
haus-gemachteInflation
haus-gemachteInflation
importierte Inflation
importierte Inflation
hausgemachte Inflationsarten
hausgemachte Inflationsarten
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 48
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.3 Inflation
Schuldner werden begünstigt, Sparer werden geschädigt Schuldner werden begünstigt, Sparer werden geschädigt
Der reale Wert der Kreditaufnahme sinkt.„Gutes“ Geld wird aufgenommen, „schlechtes“ zurückgezahlt
Der reale Wert der Kreditaufnahme sinkt.„Gutes“ Geld wird aufgenommen, „schlechtes“ zurückgezahlt
Eigentümer von Sachvermögen können ihr Vermögen erhaltenEigentümer von Sachvermögen können ihr Vermögen erhalten
„Flucht“ in die Sachwerte„Flucht“ in die Sachwerte
Ausgabensteigerung des StaatesAusgabensteigerung des Staates
Inflationär steigende Steuer-einnahmen führen zu Investitionen, deren Folgekosten zu Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen führen.
Inflationär steigende Steuer-einnahmen führen zu Investitionen, deren Folgekosten zu Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen führen.
Stagnierende KonsumgüternachfrageStagnierende Konsumgüternachfrage
Angst vor der Arbeitslosigkeit erhöht die SparquoteAngst vor der Arbeitslosigkeit erhöht die Sparquote
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 49
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.4 Deflation
Unter einer Deflation versteht man ein anhaltendes Sinken des Preisniveaus, verbunden mit zunehmender Arbeitslosigkeit und einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts.
Im weiteren Zusammenhang kann von einer Depression gesprochen werden.
Ursachen :
Kürzung der Staatsausgaben pessimistische Zukunftserwartungen der Wirtschaftssubjekte
Lohn- und Preisdumping bei nachlassender Nachfrage
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 50
1. Geldwert und Geldwertschwankungen1.4 Deflation
Heutige Depressionen sind von „automatischen Stabilisatoren“in ihrer Entfaltung gehindert.
Institutionelle Starrheiten verhindern ein drastisches Sinken des Preisniveaus :
Mindestlöhne
Einkommens-, gewinnunabhängige Steuern
langfristig vereinbarte Miet- und Pachtzinsen
langfristige Lieferverträge
gesetzlich festgelegte Staatsausgaben usw.
„Moderne“ Deflationen führen deshalb vorrangig zu einem Rückgang der Beschäftigung bei sinkender Inflationsrate
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 51
2. Konjunktur2.1 Begriff Konjunktur
Die in gewisser Regelmäßigkeit auftretenden mehrjährigen Auf- und Abwärtsbewegungen der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten einer Volkswirtschaft werden als Konjunktur bezeichnet.
Messgrößen : reales Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen oder Auslastungsgrad des Produktionspotentials
Konjunktur
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 52
2. Konjunktur2.2 Konjunkturverlauf
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 53
Qu
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43
8
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 54
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 55
ebenso : Hartmann/Härter : Allgemeine Wirtschaftslehre... ; Rinteln 2004 ff., S. 578
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 56
2. Konjunktur2.3 Determinanten des Konjunkturverlaufs
Faktoren, die einen Konjunkturaufschwung auslösen können:
Ausweitung des Geldangebots (Kreditangebots) durch die Zentralbank: Sinkende Zinssätze - steigende Kreditnachfrage
Steigende private und staatliche Investitionsgüternachfrage
Steigende private und staatliche Investitionsgüternachfrage
Steigender Außenbeitrag (Export > Import)
Zahlungsbilanzüberschüsse
Optimistische Zukunftserwartungen der Wirtschaftssubjekte
Positive politische Ereignisse (Beendigungen von Kriegen, Abschluß wichtiger Friedensverträge)
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 57
2. Konjunktur2.4 Konjunkturindikatoren
Die Konjunkturindikatoren sind Messgrößen, die die gegenwärtige Konjunkturphase anzeigen (Konjunkturdiagnose) und Voraussagen über die voraussichtliche Entwicklung zulassen (Konjunkturprognose)
Konjunkturforschung
Aufgabe der Konjunkturforschung ist es, die aktuelle wirtschaftliche Lage zu analysieren ( Konjunkturdiagnose )
und die Entwicklung der nächsten sechs bis zwölf Monate vorauszuschätzen ( Konjunkturprognose )
Konjunkturindikatoren
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 58
K o n j u n k t u r i n d i k a t o r e n indicare = anzeigen,aufdecken
K o n j u n k t u r i n d i k a t o r e n indicare = anzeigen,aufdecken
Einzelhandelsumsätze
Auftragseingänge in der Konsumgüterindustrie
Preisindex für Lebenshaltung
Konjunkturauslastung
Produktion und Beschäftigung
Auftragseingang aus demIn- und Ausland,
Lagerbestände,
Erzeugerpreise
zur Verbrauchskonjunkturzur Verbrauchskonjunktur zur Industriekonjunkturzur Industriekonjunktur
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 59
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 60
K o n j u n k t u r i n d i k a t o r e nK o n j u n k t u r i n d i k a t o r e n
Vorlaufende Merkmale und Reihen,
z.B. :Auftragseingänge, Lagerbestand, Geschäftserwartungen
Vorlaufende Merkmale und Reihen,
z.B. :Auftragseingänge, Lagerbestand, Geschäftserwartungen
Gleichlautende Merkmale und Reihen
z.B.:Produktion, Kapazitätsauslastung, Umsatzzahlen
Gleichlautende Merkmale und Reihen
z.B.:Produktion, Kapazitätsauslastung, Umsatzzahlen
Nachlaufende Merkmale und Reihen,
z.B. Personaleinstellung und -freisetzung, offene Stellen
Nachlaufende Merkmale und Reihen,
z.B. Personaleinstellung und -freisetzung, offene Stellen
Früh-indikatoren
Früh-indikatoren
Gegenwarts-indikatoren
Gegenwarts-indikatoren
Spät-indikatoren
Spät-indikatoren
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 61
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 62
04/11/23 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 63
Quelle:Handelsblatt 12.04.2011