1S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
Stephan Reiß-Schmidt
Qualitätserwartungen und -sicherungdurch Gender Mainstreaming
Ein Kommentar aus der kommunalen Praxis
2S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
Zielbereiche und strategische Handlungsfelderintegrierter Stadtentwicklung
PROSPERITÄTSchaffung/Sicherung von Arbeitsplätzen
und Einkommendurch Kreativität und Innovation
PROSPERITÄTSchaffung/Sicherung von Arbeitsplätzen
und Einkommendurch Kreativität und Innovation
INTEGRATION LEBENSQUALITÄT Sicherung des sozialen Sicherung der
ökologischen Friedens und des und ästhetischen Qualität räumlichen Ausgleichs der Stadt als Lebensraum
Governance - Kooperation
Wirtschaftsstruktur
Arbeitsmarkt
Soziale und kulturelle Integration
Infrastruktur
Wohnungsmarkt
Räumliche Struktur
Identität
1. Andere Fragen, andere Pläne?
Gender Mainstreaming
3S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
Qualitätserwartungen aus Sicht der integrierten Stadtentwicklung:
1. Stärkung der sozialen Integration verschiedener Gruppen und Lebensstile durch Kommunikationsangebote und Ausgleich von sozial-räumlichen Benachteiligungsmustern (Einkommen, Alter, Geschlecht, Nationalität, Religion...)
– Bereitstellung von bedarfsgerechter, wohnungsnaher kultureller und sozialer Infrastruktur
2. Verbesserte Alltagstauglichkeit von Wohnungen, öffentlichen Räumen, Stadtteilen, Verkehrsinfrastruktur usw., insbesondere für Familien mit Kindern – Reduzierung selektiver Abwanderung, Förderung der Zuwanderung von Familien
3. Förderung bürgerschaftlichen Engagements durch Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, unterstützende Dienstleistungen etc.
4. Nachhaltige Wirtschaftlichkeit durch Dauerhaftigkeit und bessere Anpassbarkeit an geänderte NutzerInnen-Bedürfnisse
2. Qualitätserwartungen
4S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
Qualitätssicherung durch Gender Mainstreaming bedeutet...
regelmäßig auf allen Stufen des Planungs- und Entscheidungs- prozesses die unterschiedlichen Bedürfnisse, Interessen und Lebenslagen von Frauen und Männern unterschiedlicher Altersgruppen sowie die Auswirkung von Planungen und Entscheidungen darauf differenziert zu berücksichtigen, z.B.:
bei der Festlegung von Produkten und Zielen, bei der Datenerhebung und Analyse,bei der Erarbeitung von Konzepten, Strategien und
Plänen, bei der Gestaltung von Prozessen und Arbeitsabläufen,bei Personal- und Organisationsentscheidungen,bei der Budgetierung/Investitionsplanungbei der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit,bei der Evaluierung von Planungen und Maßnahmen.
3. Qualitätssicherung
5S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
Instrumente der Qualitätssicherung:
Aus- und Fortbildung Personalauswahl Interkommunaler/internationaler Erfahrungsaustausch
Geschlechterdifferenzierte Daten und Analysen Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung, Befragungen Wettbewerbe Projektorganisation (Arbeits- und Entscheidungsebene!) Kommissionen, Beiräte
Transparente Darstellung von Zielkonflikten und Abwägungsentscheidungen in allen Planungsdokumenten Evaluierung, Monitoring auf der Grundlage nachvollziehbarer Ziele und Indikatoren
3. Qualitätssicherung
6S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
Beschluss des Münchner Stadtrates zum „Gender Mainstreaming bei der Haushaltskonsolidierung“ vom 27.01.2004:
„Künftig soll schon bei der Formulierung der Ziele und Produkte die Strategie des Gender Mainstreaming / Gender Budgeting einbezogen werden.“
Verstärkte Fortbildung zu Gender Planning/Gender Budgeting für Führungskräfte, Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter
Einbeziehung von Gender-Aspekten in die Auswahl und Fortbildung von Führungskräften, in die Evaluierung von Beurteilungen und in die Kriterien für Zulagen und Prämien
Verbesserung der Datengrundlagen, z.B. durch die „Bürgerinnen- und Bürgerbefragung 2005“
Gender Mainstreaming in München:
4. Erfahrungen aus München
7S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
Gender Mainstreaming in der Münchner Stadt(entwicklungs)planung:
4. Erfahrungen aus München
Initiativen zur rechtlichen Verankerung von Gleichstellungsaspekten im Planungsrecht und in der Planungspraxis, z.B.
- Gründungsmitglied Fachkommission “Frauen in der Stadt” des DST- Publikationen in Fachzeitschriften seit 1992
Verfahrensgrundsätze der Sozialgerechten Bodennutzung, 1994 ff.- Städtebauliche Verträge zur Sicherung der Finanzierung ursächlicher
(sozialer) Infrastruktur aus Bodenwertsteigerungen bei jedem Bebauungsplan
Einbeziehung des Gender Mainstreaming in die Produkte, Ziele und internen Arbeitsanweisungen der (Bauleit)planung, z.B. Beteiligung der Gleichstellungsstelle, Wettbewerbsrichtlinien, Abwägungsgrundsätze/Begründung, Umweltprüfung/Monitoring…
Projekte im Rahmen der Stadtsanierung, z.B. “Mädchen-Frei-Raum im Westend”, Mädchenobjekt „Kunsthand“ im Hasenbergl usw.
8S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
4. Erfahrungen aus München
9S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
Leitbild „Europäische Stadt“: kompakt, urban, grün
Stadtteil- und Quartierszentren
Grüngürtel, Grünzüge, Parks – 42% Freiflächen
Vorrang für die Innenentwicklung an von S-, U- und Trambahn gut erschlossenen Standorten
Dichte und Mischung
4. Erfahrungen aus München
10S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
“Gender-relevante” Strategien der PERSPEKTIVE MÜNCHEN-VEP-NVP:
“kompakt, urban, grün” - “Stadt der (relativ) kurzen Wege” - polyzentrische/wohnungsnahe Infrastruktur- und Einzelhandelsstandorte,
Nutzungsmischung, Dichte und wohnungsnahe Freiräume
Vorrang für die Verkehrsmittel des Umweltverbundes
VEP-Radverkehr: Radverkehr als System, Bike+Ride, Haupt-, Neben- Alternativrouten für unterschiedliche NutzerInnen-Bedürfnisse...
Erhöhung der Stadtverträglichkeit der Hauptverkehrsstraßen, Tempo 30 im Wohnumfeld (80% des Straßennetzes)
Modellprojekte Mobilitätsmanagement, Nahmobilität - weiche Maßnahmen zur stadtverträglichen Mobilität ergänzen Infrastrukturangebote
Qualitätsstandards im Nahverkehrsplan (NVP), z.B.:- Sichere Haltestellenzugänge, breitere Warteflächen,
Witterungsschutz usw. im Rahmen der Trambahnbeschleunigung - Barrierefreie Haltestellen-Zugänge (U-Bahn: fast 100% erreicht)
- Barrierefreie Fahrzeugzugänge (Haltestellenkaps,Niederflurfahrz., Hublifte)
4. Erfahrungen aus München
11S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
Handlungsprogramm „Wohnen in München IV“
Regionales Einzelhandelskonzept
Fortschreibung Zentrenkonzept / Lebensmittel-Nahversorgung
Innenstadtkonzept
Handlungsprogramm Soziodemographischer Wandel
Aktuelle Gender Mainstreaming Pilotprojekte:
4. Erfahrungen aus München
Schrittweise Integration des Gender-Aspektes in die Alltagsarbeit der Stadt(entwicklungs)planung - zunächst in Pilotprojekten
12S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
Globalisierung, Metropolisierung und sozio-demografischer Wandel sind die zentralen Herausforderungen der künftigen Stadtentwicklung. Um sie zu bewältigen, müssen vor allem die Ressourcen „soziale Integration“ und „Wissen und Kreativität“ optimal genutzt werden.
Nur eine „gendergerechte“ Stadtentwicklung leistet Integration und schöpft das kreative Potenzial einer Stadtgesellschaft aus. Deshalb ist Gender Mainstreaming unverzichtbar zur Qualitätssicherung integrierter Stadtentwicklungsplanung und ihrer Umsetzung. Gender Mainstreaming kann nicht auf die Gleichstellungsstellen delegiert werden, sondern muss integraler Bestandteil aller Strategien, Pläne und Projekte sowie ihrer Evaluierung werden. Nur so wird der Nutzen für die beteiligten Akteure und für die Qualität der alltäglichen Umwelt konkret erlebbar und vermittelbar.
Gender Planning/Budgeting lassen sich nicht immer im Konsens umsetzen, denn es geht (auch) um Verteilungskonflikte, die nur politisch entschieden und nicht technokratisch “wegoptimiert” werden können.
5. Fazit
13S. Reiß-Schmidt: Qualitätserwartungen und –sicherung durch Gender MainstreamingExWoSt Abschlussveranstaltung, Köln 23. Mai 2006
„Die Zufriedenheit der ‚Stillen‘ wird durch Gender Mainstreaming zwar erhöht, den ‚Lauten‘ wird aber etwas weggenommen. Wahrscheinlich sind die ‚Stillen‘ numerisch in der Mehrheit, in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden aber die Bedürfnisse der ‚Lauten‘.“
Eva Kail, 2003
5. Fazit
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