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Gesunder Nabel beim Fohlen
Wehrend, 2003
• 60 – 90 cm lang, 2 – 4 cm Durchmesser• Intraumbilikal: 2 Arterien, 1 Vene (2 beim Kalb ), Urachus• Präformierte Riss-Stelle 3 - 5 cm unterhalb der Bauchwand• In der Regel werden Fohlen mit intaktem Nabel geboren• Riss bei Aufstehversuchen von Fohlen oder Stute• Nicht Abnabeln: Blutverlust !• Keine freie Nabelscheide (Nabelstumpf)• Nabel sollte nach 24 Stunden trocken sein• Nabelstumpf fällt frühestens nach 1 Woche ab• unmittelbar p.n.: Nabeldesinfektion, kann wiederholt werden
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Abnabeln
Wehrend, 2003
• In der Regel nicht notwendig !!• Nicht mit „scharfem Schnitt“ oder Abbinden, da Gefäße sich
sonst nicht ins Abdomen zurückziehen – Infektions- und Blutungsgefahr!• Nabel mit einer Hand oberhalb der präformierten Rissstelle erfassen, mit der zweiten Hand ventral davon ruckartig ziehen
Leichte Einziehung im Bereich der präformierten Rissstelle
Abdomen
Nab
elst
rang
3 – 5 cm
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Nabelerkrankungen
Wehrend, 2003
• Bedeutung als lokale Erkrankung und Eintrittspforte für Keime in den Körper Urachus – Harnblase
Nabelarterien – Arteria iliaca internaNabelvene – Leber
• Pathologischer Nabelriss Mangelhafte GefäßretraktionNabelhämatom
• Nabelentzündungen Omphalitis simplexOmphaloarteritisOmphalophlebitisOmphalourachitisNabelabszessKombinationsformen
• Urachusfistel• Hernia umbilicalis (Nabelbruch)
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Omphalitis, Fohlen, Kalb• Vorkommen: Beim Fohlen stellen Nabelinfektionen eine
Seltenheit dar, beim Kalb treten sie häufig auf. • Es besteht die große Gefahr des Aufsteigens von
Infektionen und damit eines septischen Verlaufs.
• Klinik: Hautnabelbereich schmerzhaft, nässend, vermehrt warm, umfangsvermehrt, eventuell Abszedierung, kann sich auf die extraabdominalen Teile des
Nabels beschränken, kann jedoch auch aufsteigen• Omphalophlebitis, -arteritis, Urachitis• Eventuell aufgeschürztes Abdomen, fieberhafte
Störungen des Allgemeinbefindens bis hin zur Septikämie
• Diagnose: Lokalbefund, Sonographie Abdomen
• Differential-D.: Urachusfistel, Nabelhämatom u.a.
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Sonographische Untersuchung
Ausrüstung: Sektorscanner, 5 MHz – 7,5 MHz
Lagerung: Seitenlage halbschräg
Fixation: 1. Person: sitzend mit ausgestreckten BeinenKopf und Schulterbereich des Fohlens auf dem Schoß, Vordergliedmaßen mit Beinen fixieren
2. Person: Fixation der HintergliedmaßenNach einer kurzen Phase der Abwehr werden die Fohlen ruhig.
Vorbereitung: Scheren der Haare, Sedation nicht notwendig
Untersuchungsgang: Blase – kranial zum NabelNabel – kranial zur Leber
Wehrend, 2003
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Sonographische Befunde (Physiologische Befunde)
Blase: Blasenwand als hyperechogene DoppellamelleInnenfläche ist glatt und ebenmäßigHarn ist echofrei – daher dorsale Schallverstärkung
Urachus: Blasenscheitel zipfelig ausgezogen – keine Verbindung zum Nabel, longitudinale Darstellung
Nabelarterien: Beidseitig lateral der Blase, Durchmesser < 1,5 cmdickwandige, echogene Gefäßwandkleines, undeutliches (kein) Lumentransversale Darstellung
Nabelvene: Durchmesser bei 0,5 – 1, 3 cm, echoarmes Lumen, dünne Wand, transversale Darstellung
Leber: im intrathorakalen Teil der BauchhöhleBinnenreflexmuster ist homogen, von mittlerer Echogenität
Wehrend, 2003
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Omphalitis, Fohlen, Kalb
Therapie
Konservative Behandlung
(bei milden und lokalisierten Fällen):
operatives Vorgehen
(bei aufsteigendem Verlauf):
Nabelbereich komplett ausscheren, Abszess spalten, gründliche Reinigung, lokale Salbenbehand-lung, parenterale/ lokale Antibiotika-Injektionen
Großzügige Umschneidung des Nabels und vollständige Entfernung nach Ligieren und Absetzen der intraabdominalen Nabelgefäße vorzugsweise im Gesunden
Prognose: abhängig vom Schweregrad:
bei generalisiertem Verlauf ungünstig bis infaust
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Folgende 5 Folien: Situsbefunde während einer chirurgischen Nabel- und Nabelgefäßextirpation unter Neuroleptanalgesie bei einem Kalb
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Eitrig-käsiger Inhalt in längs eröffnetem Nabelgefäß
Vorzugsweise stumpfes Freipräparieren (per Schere) des
Nabelstumpfes bis tief ins Abdomen
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Vollständig freigelegte, präparierte Nabelgefäße
Abklemmen der Nabelgefäße intraabdominal vorzugsweise im
gesunden Leber-Blasennahen Tei, anschließend Ligieren und Absetzen
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multiple Abszesse auf/in der Leber: Prognose sehr fraglich: Gefahr der
Septikämie oder Bakteriämie
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Bauchdeckenverschluss
Exenterierter Nabel nebst Gefäßstümpfen nach Absetzen:
BU einleiten!
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Urachusfistel, Fohlen• Vorkommen: Der Urachus obliteriert normalerweise direkt nach
dem Riss der Nabelschnur; bleibt er intakt, kommt es zu einer Fistel mit Austritt von Urin aus dem Nabel
• Klinik: 2 Verlaufsformen:• von Geburt an bestehend (selten)• 1. Auftreten erst nach dem Eintrocknen und Abfallen der
Nabelscheide (ab >8. Lebenstag): Abtropfen von Urin vor allem während des Urinabsatzes, feuchter Nabel
• Diagnose: Klinik, sichtbare Fistel, im Zweifelsfall Nabelstumpf sondieren (feiner Fürstenberg-Katheter o. Knopfkanüle)
• Differential-D.: Omphalitis, lokal / systemisch
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Fohlen, 10 Tage alt, Urachusfistel
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Urachusfistel, Fohlen
Therapie
konservative Behandlung: operatives Vorgehen
• Verätzen des Urachus im distalen Teil durch adstringierende
Lösungen (Metakresol, Lugol o.ä.)
• Dosis: 1 bis max. 2 ml mit Zitzenhütchen eingeben
• Bei ausbleibendem Erstbehandlungserfolg bis zu zweimalige Wiederholung
• Umschneiden des Nabels
und vollständige Entfernung
des Hautnabels durch
Absetzen des Nabels im
gesunden, also unver-
ändert erscheinenden Teil im
Abdomen
Prognose: i.d.R. günstig
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Uroperitoneum, Fohlen
• Vorkommen: zu 85- 90% bei Hengstfohlen• Wesen: Hemmungsmissbildung der Harnblase/echte
Harnblasenrupturen, intra natum entstanden Ureterenrupturen / Urachusrupturen oder – abrisse
• Folge: Uroperitoneum (bis zu mehreren Litern Urin in der Bauchhöhle)
• Klinik: Früheste klinische Anzeichen ab 12 h p.n.: Koliken, Kyphose, Tenesmus vesicae urinariae, Harnträufeln oder fehlender Urinabsatz, häufiges Liegen, Wälzen, umfangvermehrtes Abdomen
• Diagnose: Ultraschall, Probepunktion des Abdomens• Differential-D.: Mekoniumobstipation, Meteorismus, Peritonitis…
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Uroperitoneum, Fohlen
• Therapie: OP• unbedingte vorherige Stabilisierung des SBH,• Urin langsam aus dem Abdomen abfließen lassen• anschließend Laparotomie und chirurgischer Verschluss
der Harnblase/des Urachus
• Nachbehandlung: Foley-Katheter über ≥2 Tage legen,
um die Harnblasennaht nicht zu gefährden; systemische Antibiotikagaben über 3 bis 5 Tage
• Prognose: bei frühzeitiger Erkennung: günstig!