Analysen | Informationen | Hintergründe | Juli 2013
Mittelfristige Wachstumsperspektiven
Europa braucht einen starken deutschen Mittelstand 1
Euro/US-Dollar-Wechselkurs
Einschätzungen und Risiken 5
Investorenbefragung
Breites Interesse an Investments im deutschen Mittelstand 9
BDI-Mittelstandspanel
Zunehmende Investitionsaktivitäten in der Industrie 13
Jahresabschlüsse 2012 börsennotierter Mittelstandsfirmen
Solide Finanzen, weiterhin gute Ertragskraft 17
Impressum 23
ISSN 2194-833X
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
Auch Europa braucht starken deutschen Mittelstand als Wachstumslokomotive
von Dr. Kurt Demmer, Chefvolkswirt der IKB
Deutschland als Wachstumsanker der Euro-Zone
Deutschland wird weltweit bewundert, weil sich die Realwirtschaft, vor allem der Industriesektor, trotz anhaltender Finanzmarktkrise und eines fragilen konjunkturellen Umfelds so robust entwickelt hat. Vom kranken Mann Europas hat sich unsere Volkswirtschaft phasenweise zur Wachs-tumslokomotive gewandelt, derzeit bildet sie zumindest einen Wachs-tumsanker. Damit gibt sie der gesamten Euro-Zone in ihrem strukturellen Anpassungsprozess Halt.
Aber die Krise in den südlichen Euro-Mitgliedsländern kann nur durch die Wiedergewinnung einer höheren Wachstumsdynamik in ganz Europa überwunden werden – mit Deutschland als Vorreiter. Dies gilt nicht nur im fiskalischen Sinne, um mit wieder stärker fließenden Steuereinnah-men Haushaltslücken schließen zu können. Noch viel mehr ist der ar-beitsmarktpolitische Effekt von Bedeutung. Die Bevölkerung in den Kri-senländern und vor allem deren junge Bürger müssen wieder mehr Per-spektive für eine gute wirtschaftliche Zukunft bekommen. Und dies wird umso eher gelingen, je früher Deutschland als stärkste Volkswirtschaft der Euro-Zone wieder mehr Fahrt aufnimmt.
Denn es wird oft übersehen, wie sehr andere europäische Länder durch einen länderübergreifenden Lieferverbund von deutschen Exporterfolgen in Übersee profitieren. Jeder exportierte Euro zieht beispielsweise in der Chemie, in der Metall- und Automobilindustrie mittlerweile 35 bis 40 Cent an importierten Vorleistungen nach sich. Deswegen steigen auch die deutschen Importe seit etlichen Jahren quasi parallel zu den Exporten an. Von diesen intensiven Lieferverflechtungen mögen zwar die südeu-ropäischen Problemländer unmittelbar weniger profitieren als Länder wie etwa Slowakei und Tschechien. Aber indirekt lassen sich durchaus posi-tive Effekte erwarten, wenn zum Beispiel Familien aus Mittelosteuropa dank ihrer guten Einkommensverhältnisse in Griechenland Urlaub ma-chen können.
Die inländische Beschäftigung nimmt weiter zu, …
Wie sind jedoch die Chancen, dass sich Deutschland wieder zur wirkli-chen Wachstumslokomotive für ganz Europa entwickelt? Betrachtet man die Verfassung der deutschen Wirtschaft realistisch, so ist derzeit nur die Arbeitsmarktsituation wirklich gut. Obwohl die Kapazitätsauslastung in der Industrie mit derzeit durchschnittlich rd. 82 % deutlich unter den in den Boomzeiten von 2006 bis 2008 gemessenen Höchstständen von 87 bis 89 % liegt, ist die Zahl der Beschäftigten weiter angestiegen und be-wegt sich inzwischen auf einem Niveau, das in den letzten zehn Jahren nur im Sommer 2008 phasenweise übertroffen wurde. Die Unternehmen halten mehrheitlich ihre Belegschaft, weil sie darauf vertrauen, dank der Reformen der Agenda 2010 zur Not flexibel mit Anpassungsmaßnahmen reagieren zu können. Hinzu kommt natürlich auch der beginnende Ein-
Europäische Länder profitieren
von engem Lieferverbund mit
Deutschland.
Parallel zu den deutschen Expor-
ten wachsen auch die Importe.
Trotz schwächerer Kapazitätsaus-
lastung schaffen deutsche Unter-
nehmen weiterhin neue Arbeits-
plätze.
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fluss der demografischen Entwicklung, der sich in einem zunehmenden Wettbewerb um fähige Mitarbeiter niederschlägt. In punkto Beschäfti-gung ist Deutschland sicherlich „spitze“.
… aber beim Wirtschaftswachstum verdient Deutschland allenfalls die Note befriedigend Die Wachstumsperformance Deutschlands ist dagegen – auf längere Sicht betrachtet – bestenfalls mit dem Prädikat befriedigend zu klassifi-zieren. Denn nach dem Internet-Hype zu Beginn des letzten Jahrzehnts haben wir nur in der Periode von 2006 bis Herbst 2008 ein wirklich kräf-tiges Wirtschaftswachstum erreicht. Die guten Werte der Jahre 2010 und 2011 sind eher dem Aufholprozess geschuldet. Seit dem Herbst 2011 dümpelt die deutsche Wirtschaft mit knapp positiven, bisweilen auch negativen Zuwachsraten dahin, wie schon in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts.
Die Absatzchancen der Industrie litten zuletzt und leiden derzeit noch immer unter der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung nicht nur in Europa, sondern auch in unseren Hauptabsatzmärkten außerhalb Europas. So ist für China noch nicht sicher, wie viel konjunkturelle Dynamik in der nahen Zukunft zu erwarten ist. Zum Glück aber mehren sich die An-zeichen, dass die Weltwirtschaft in den kommenden Jahren wieder stär-ker wächst. Eigentlich sollte damit die deutsche Exportindustrie auch in Deutschland für eine Wachstumsbeschleunigung sorgen. Können wir auf Sicht beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) tatsächlich wieder die „2 vor dem Komma“ erreichen?
Entscheidend ist dafür die unternehmerische Investitionstätigkeit, und hier gibt es durchaus positive Signale. In den letzten Jahren hatten sich die deutschen Unternehmen mit der Anschaffung neuer Maschinen, Nutzfahrzeugen etc. zurückgehalten. Das Niveau der Ausrüstungsinvesti-tionen hat in Deutschland noch immer nicht den Wert von 2007 und 2008 erreicht. Ausschlaggebend hierfür war vor allem, dass niemand wusste, wohin in Sachen Euro die Reise geht, welche Wachstumsumbrüche zum Beispiel durch die von manchen Auguren propagierte Wiedereinführung der D-Mark zu erwarten gewesen wären.
Ein wirklich kräftiges Wirtschafts-
wachstum wurde nur in der Perio-
de 2006 bis 2008 erreicht.
Entscheidend für eine Belebung
des Wachstums sind Investitionen
– und hier sind durchaus positive
Signale zu erkennen.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
Trendwende bei den Investitionen deutet sich an
Eine gewisse Trendwende deuten jedoch die Daten der Volkswirtschaft-lichen Gesamtrechnung für das erste Quartal 2013 an. Und auch aus den jüngsten Ergebnissen des BDI-Mittelstandspanels lässt sich quasi zwi-schen den Zeilen eine höhere Investitionsbereitschaft erkennen (siehe den Beitrag auf S. 13ff.). Denn bei der Frage nach den Investitionsmotiven ist bemerkenswert, dass die Unternehmen wieder mehr auf den Ausbau von Kapazitäten setzen. Dies fügt sich mit der Tatsache zusammen, dass Be-legschaften trotz derzeit nicht voll ausgelasteter Kapazitäten gehalten und sogar aufgebaut werden.
Dabei stehen die Unternehmen aber mehr und mehr vor einer besonderen Herausforderung. Denn zunehmend sehen sich auch mittelständische Firmen gezwungen, wesentlich umfangreichere Fertigungskapazitäten als bislang in den globalen Wachstumsmärkten aufzubauen. Ausschlagge-bend hierfür sind vor allem steigende Local-Content-Erfordernisse, auf die sie sich als Lieferanten großer Abnehmer einstellen müssen.
Besonders deutlich zeichnet sich dieser Prozess in der Automobilindust-rie ab. Deutsche Hersteller bauen in China oder im NAFTA-Raum neue Werke auf und haben zusichern müssen, zwei Drittel bis drei Viertel ihrer Zulieferteile vor Ort zu beziehen. Dies kann ohne Qualitätsrisiken nur gelingen, wenn bisherige Lieferanten diesen Schritt ins Ausland nachvollziehen. Auch im Maschinenbau oder in der Elektrotechnik ver-stärkt sich dieser Trend. Es geht hier aber nicht um Verlagerung, sondern um den Aufbau zusätzlicher Kapazitäten – das unternehmerische Wachs-tum vollzieht sich außerhalb der deutschen Grenzen; das Gravitations-zentrum der Unternehmen verlagert sich ein Stück weit ins Ausland.
Dabei haben die Unternehmen vergleichsweise größere Investitionsvo-lumina als bislang zu bewältigen – und damit höhere Investitionsrisiken zu tragen. Daher müssen sie auch über die notwendige finanzielle Kraft verfügen, um ihre grundsätzlich vorhandene Investitionsbereitschaft auf die Straße bringen zu können. In den vergangenen Jahren konnten sie ihre Investitionen weitgehend aus dem eigenen Cashflow finanzieren. Dies wird bei dem qualitativen Sprung, vor dem sich viele jetzt sehen, nicht mehr so einfach darstellbar sein. Die Unternehmen werden wieder verstärkt auf externe Finanzierungen durch Banken oder über den Kapi-talmarkt angewiesen sein. Damit stellt sich aber aus Sicht der Financiers die Frage nach der finanziellen Stabilität der Firmen.
Politik darf – auch im Interesse Europas – dem deutschen Mittel-stand nicht schaden Derzeit stellt sich diese exzellent dar, sogar besser als im Boomjahr 2007, wie die jüngsten Ergebnisse des BDI-Mittelstandspanels zeigen (siehe hierzu S. 16). Aber etliche im Wahlkampf propagierte „Gesetzesände-rungen“ würden den Mittelstand gravierend schwächen. Die Unterneh-men haben den tiefen Einbruch im Jahr 2009 nur deswegen ziemlich unbeschadet überstanden, weil sie ihre Finanzkraft in den letzten zehn Jahren erheblich gestärkt hatten. Das Festhalten an der Belegschaft trotz durchwachsener Auftragslage, das wir momentan wieder beobachten, belastet aber ihre Produktivität, damit auch die Erträge und somit letzt-
Zunehmend sehen sich die Un-
ternehmen veranlasst, auch im
Ausland zu investieren.
Es werden wieder vermehrt Erwei-
terungsinvestitionen geplant.
Die derzeit sehr hohe finanzielle
Stabilität der Unternehmen …
… könnte durch einige im Wahl-
kampf angekündigte „Reform-
maßnahmen“ stark beeinträchtigt
werden.
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lich die finanzielle Substanz. Dies alles verkennt, wer Gewinne höher besteuern, Vermögenssubstanz abziehen und durch das Zurückdrehen von Arbeitsmarktreformen die Fähigkeit der Betriebe, in volatilen Märk-ten kostenmäßig zu atmen, beschneiden will.
Wenn all dies zusammenkommen sollte, wird die Industrie Mühe haben, in den vor uns liegenden Jahren denselben Dampf als Wachstumsloko-motive zu entfalten wie in den Jahren des Aufschwungs. BIP-Wachstumsraten mit der „2 vor dem Komma“ sind dann nicht zu errei-chen. Damit würden aber auch die positiven Wachstumsimpulse für un-sere europäischen Nachbarländer ausbleiben. Wer dem deutschen Mittel-stand schadet, schadet letztlich auch ganz Europa und wäre mit dafür verantwortlich, wenn sich die Euro-Krise noch längere Zeit hinzieht.
Mit einem florierenden Unternehmenssektor und einem stabilen Ar-beitsmarkt kann sich der Staat dagegen über hohe Steuereinnahmen auf Gewinne und über Ausgaben kauffreudiger Verbraucher freuen. So ent-steht Wachstum – aber nicht dadurch, dass man den Unternehmern sozu-sagen Knüppel zwischen die Beine wirft.
Wer dem deutschen Mittelstand
schadet, schadet letztlich auch
Europa.
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Einschätzungen und Risiken zum Euro/Dollar-Wechselkurs
Die Entwicklung des Euro/Dollar-Wechselkurses lässt sich vor allem durch das Zinsdifferential zwischen den US-amerikanischen und den deutschen Langfristzinsen erklären. Die Differenz zwischen den beiden Zinsen ist wiederum stark abhängig vom Konjunkturverlauf beiderseits des Atlantiks und natürlich von der Geldpolitik.
Im Folgenden erläutern wir auf Basis einer empirischen Analyse unsere Einschätzung und Prognose zum Euro/Dollar-Kurs und zeigen Kursreak-tionen auf, die sich aus den Abwärtsrisiken der Konjunktur des Euro-Raums ergeben. Als Ergebnis bleibt bereits festzuhalten: Angesichts der erhöhten Volatilität – auch verursacht durch das derzeit breite Spekt-rum an Notenbanksignalen – bleibt das EUR/USD-Wechselkursrisiko generell hoch.
Mögliche Wende der Fed-Politik erzeugt Unruhe auf den Märkten
Die US-Notenbank hat seit Mitte Mai für viele Turbulenzen auf den Märkten gesorgt. Was sich als erste Andeutung einer Wende in der Geld-politik angebahnt hatte, ist schnell zu einer deutlichen Korrektur am lan-gen Ende der US-amerikanischen, aber auch der deutschen Zinskurve geworden (s. das nachfolgende Schaubild).
Inzwischen ist die Fed etwas zurückgerudert, obwohl sie mit der eigentli-chen Beendigung des Aufkaufprogramms noch gar nicht angefangen hat. Die letzten Wochen haben erneut gezeigt, wie stark die Fed vor allem die Zinsmärkte durch ihre Geldpolitik beeinflusst. Eine ultimative Normali-sierung der Geldpolitik wird somit zu deutlichen Korrekturen führen. Dies ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum die Fed ihre Aussagen in jüngster Zeit etwas relativiert und dadurch das lange Ende der Zinskurve wieder etwas eingefangen hat.
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Jan. 13 Feb. 13 Mrz. 13 Apr. 13 Mai. 13 Jun. 13 Jul. 13
Deutschland USA
in %
Quellen: Bloomberg; IKB
Rendite auf 10-jährige Staatsanleihen Deutschland und USA
Fed-Ankündigung zur Normalisie-
rung der Geldpolitik erzeugte hefti-
ge Reaktionen an den Zinsmärk-
ten.
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Treiber des Euro/US-Dollar-Wechselkurses: Zinsdifferential zwischen US- und deutschen Langfristzinsen Eine Anhebung der US-Langfristzinsen um 100 bp führt zu einem An-stieg deutscher Langfristzinsen um rund 60 bp. So zumindest lautet die Erkenntnis aus einem ökonometrischen Modell, welches die deutschen Langfristzinsen unter anderem als eine Funktion der US-Zinsen, aber auch des EZB-Leitzinses und der Inflation darstellt. Das Ergebnis ist ersichtlich: Steigen die US-Zinsen, weitet sich das Zinsdifferential aus. Daraus resultiert wiederum eine Aufwertung des US-Dollar zum Euro. Denn das Zinsdifferential zwischen US- und deutschen Langfristzinsen ist eine entscheidende Größe für die Bestimmung des EUR/USD-Wechselkurses. Erholt sich die USA, steigen die US-Zinsen und der US-Dollar wertet anfangs auf. Zieht die Konjunktur der Euro-Zone nach, steigen die deutschen Zinsen, getrieben durch die Geldpolitik der EZB und durch Inflationserwartungen, weiter an, was das Zinsdifferential wieder einengt und den Euro aufwerten lässt.
Aktuell ist das Zinsdifferential auf rund 100 bp ausgeweitet – den höchs-ten Stand seit über sechs Jahren. Sollte sich die US-Konjunktur weiter erholen, die Euro-Zone jedoch in 2014 noch keine deutliche Besserung zeigen, wäre von einer weiteren Ausweitung auszugehen, was ein nen-nenswertes Aufwertungspotenzial des US-Dollar zum Euro bedeuten würde.
Erholung der Euro-Zone in 2014 sollte den Euro-Kurs stärken, …
Aktuelle Konsensprognosen lassen einen Wachstumsunterschied zwi-schen den USA und der Euro-Zone von 2,4 Prozentpunkten in 2013 und 1,7 Prozentpunkten in 2014 erwarten. Der Grund, warum sich das Wachstumsdifferential in 2014 trotz eines BIP-Wachstums in der Euro-Zone von rund 1,0 % nicht nennenswert reduzieren dürfte, liegt in der erwarteten Beschleunigung des US-Wachstums auf rund 2,7 %. Die Er-holung der Euro-Zone sollte allerdings die Risikoprämien südeuropäi-scher Länder weiter einengen, was dem Euro zusätzlich Auftrieb ver-schaffen würde. Außerdem sollte sich wegen des sinkenden Risikos der Euro-Zone und damit tendenziell steigender deutscher Zinsen das Zins-differential zu den USA etwas einengen. Vor diesem Hintergrund erwar-tet die IKB auch weiterhin, dass der US-Dollar nach einer kurzfristigen Aufwertung vor allem gegenüber dem Euro im Jahr 2014 tendenziell abwerten wird. Das relative Risikobild sollte 2014 – basierend auf den Wachstumsannahmen – für die Euro-Zone sprechen.
… doch Abwärtsrisiken bleiben bestehen
Sicherlich besteht auch weiterhin das Risiko, dass die Euro-Zone dem globalen Konjunkturzyklus hinterherläuft. Eine solche Entwicklung wür-de für ein anhaltend großes Zinsdifferential und ebenfalls für relativ hohe Risikoprämien in Südeuropa sprechen, wenngleich das OMT-Programm der EZB eine erneute deutliche Ausweitung der Risikoprämien verhin-dert.
Ein US-Zinsanstieg führt zur Aus-
weitung des Zinsdifferentials und
damit zur US-Dollar-Aufwertung
gegenüber dem Euro.
US-Konjunkturerholung stärkt ten-
denziell den US-Dollar.
Konjunkturerholung im Euro-Raum
mit Einengung des Zinsdifferentials
wird den Euro-Kurs festigen.
Das Risiko, dass die Euro-Zone
der Weltkonjunktur hinterherläuft,
ist allerdings gegeben…
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2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Basisszenario Alterna tives Szenario
bps
Quellen: Bloomberg; IKB
Simulation
Langfristzinsdifferential zwischen den USA und Deutschland
Das Schaubild oben veranschaulicht das Zinsdifferential zwischen den USA und Deutschland für zwei verschiedene Szenarien: die Grunderwar-tung sowie das alternative Szenario einer erneuten konjunkturellen Ent-täuschung in der Euro-Zone. Die daraus resultierenden Fair-Value-Prog-nosen für den EUR/USD-Wechselkurs sind im Schaubild auf S. 8 darge-stellt. So ist ersichtlich, dass eine weitere Ausweitung des Zinsdifferenti-als in Verbindung mit einer anhaltenden Unsicherheit rund um die kon-junkturelle Erholung der Euro-Zone und damit auch ihren ultimativen Erhalt zu einer deutlichen Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro führt.
IKB Wechselkurs-Prognosen für ausgewählte Länder
15. Juli in 3M in 6M in 12M Ende 2014
EUR-USD 1,31 1,25 1,23 1,30 1,39
EUR-GBP 0,87 0,84 0,85 0,88 0,91
EUR-JPY 130 128 131 138 141
EUR-CHF 1,24 1,23 1,24 1,27 1,32
EUR-HUF 292 295 290 279 274
EUR-CZK 26,0 26,2 26,2 26,0 25,5
EUR-TRY 2,53 2,48 2,42 2,35 2,40
EUR-PLN 4,29 4,23 4,19 4,10 4,01
EUR-RUB 42,5 41,7 41,7 41,8 42,6
EUR-MXN 16,6 16,2 16,2 17,3 18,6
EUR-ZAR 12,9 12,8 12,7 12,5 13,0
EUR-CNY 8,01 7,79 7,52 7,81 8,14
Quellen: Bloomberg; IKB
… mit entsprechenden Auswirkun-
gen auf die Wechselkursentwick-
lung.
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Basisszenario Alternatives Szenario
Simulation
in US-$ je Euro
Quellen: Bloomberg; IKB
Szenarien für den EURO/US-$ Wechselkurs
Kurzfristige Euro-Aufwertung eher unwahrscheinlich
Könnte sich das Zinsdifferential womöglich deutlich schneller schließen und somit das Risiko einer kurzfristigen Abwertung mindern? Fed-Chairman Bernanke betont gegenüber den Märkten immer wieder, dass die Beendigung des Aufkaufprogramms keine Veränderung der Leitzin-sen bedeutet und dass eine Drosselung der Aufkäufe in den nächsten Monaten auch nur dann stattfindet, wenn die konjunkturelle Erholung weiter voranschreitet bzw. die Wirtschaft jeden Monat auch weiterhin eine hohe Anzahl an neuen Stellen dazugewinnt.
Die Frage ist allerdings, ob die US-Zinsen selbst mit einer verzögerten Exit-Strategie erneut auf ihr niedriges Niveau vom Mai fallen würden. Solange die beabsichtigte Beendigung des Aufkaufprogramms über einen absehbaren Zeitraum nicht gänzlich vom Tisch ist, kann nicht mit fallen-den US-Zinsen gerechnet werden und eine kurzfristige Euro-Aufwertung wäre damit auch eher unwahrscheinlich.
Grundsätzlich gilt es festzuhalten, dass Wechselkursrisiken bestehen bleiben. Zu beachten sind hierbei vor allem die mit der Euro-Zone ver-bundenen Unsicherheiten und die anhaltende hohe Kursvolatilität – ver-ursacht durch das breite Spektrum an Notenbanksignalen.
Dr. Klaus Bauknecht [email protected]
Fazit:
Die sich festigende US-Konjunktur in Kombination mit einer US-Notenbank, die eine Normalisierung der Geldpolitik in Aussicht stellt, hat das Zinsdifferential zwi-schen den US- und deut-schen Langfristzinsen seit Mai deutlich ansteigen las-sen, was dem US-Dollar Auf-trieb verschaffen sollte. Mit einer nur zögerlich nachzie-henden konjunkturellen Erho-lung in der Euro-Zone dürfte sich somit eine kurzfristige Aufwertung abzeichnen. Lie-fert die Euro-Zone eine über-zeugende Stabilisierung der Konjunktur in 2014, deuten die Treiber des EUR/USD-Wechselkurses im nächsten Jahr jedoch eher auf eine tendenzielle Aufwertung des Euro hin. Hierbei sind aller-dings die weiterhin beste-henden Abwärtsrisiken für die Erholung der Euro-Zone zu beachten – ebenso wie mögliche heftige Marktreak-tionen infolge einer Ände-rung der Geldpolitik. Ange-sichts der erhöhten Volatilität – auch verursacht durch Notenbanksignale – bleibt das EUR/USD-Wechselkurs-risiko allerdings generell eher hoch.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
Breites Interesse an Investments im deutschen Mittelstand
Ergebnisse einer Befragung von Investoren anlässlich der German Credit Conference 2013 in Düsseldorf
Am 15. und 16. Mai 2013 wiederholte sich zum ersten Mal die von der IKB Deutsche Industriebank AG (IKB) organisierte German Credit Con-ference (GCC) in Düsseldorf. Die diesjährige Konferenz bot rund 20 Unternehmen eine Plattform, sich einem Kreis von über 100 interessier-ten Investoren im Rahmen von Unternehmenspräsentationen und Ein-zelmeetings vorzustellen. Die deutschen wie auch internationalen Inves-toren stammten aus den Bereichen Banken, Versicherungen, Vermögens-verwalter/Asset Manager und Family Offices. Zu den präsentierenden Unternehmen zählten namhafte börsennotierte und nicht gelistete Unter-nehmen des gehobenen Mittelstands.
Ergänzt wurden die Unternehmenspräsentationen und -gespräche um eine Podiumsdiskussion zum Thema „Unternehmensanleihen – eine neue Finanzierungsform für den Mittelstand“ mit Vertretern von Ratingagen-turen (Standard & Poor‘s und Euler Hermes), der Deutsche Börse AG sowie der Kanzlei Hogan Lovells. Die große Zahl an Teilnehmern bei der diesjährigen Veranstaltung spiegelt die etablierte Kapitalmarktplattform der IKB und deren breiten Zugang zu Unternehmen des Mittelstands wider.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die teilnehmenden Investoren zu ausgewählten Themen befragt. Es wurden insgesamt 28 Fragebögen ausgefüllt (gegenüber 19 im Jahr zuvor). 67 % der Teilnehmer gehörten den Sektoren „Deutsche Geschäftsbanken“, „Sparkassen“, „Vermögens-verwalter“ und „Tochtergesellschaften oder Filialen eines ausländischen Institutes“ an. 2012 entstammten nur 42 % der Teilnehmer diesen vier Sektoren. Die Ergebnisse vermitteln mittelständischen Unternehmen, die sich für Kapitalmarktfinanzierungen interessieren, einen interessanten Einblick in die Erwartungen, Präferenzen und Entscheidungskriterien potenzieller Investoren.
Auf Investorenseite großes Interesse an Schuldscheindarlehen und Anleihen Ein Anteil von 36 % der befragten Teilnehmer interessiert sich vor allem für Schuldscheindarlehen, gefolgt von Mittelstandsanleihen mit 25 % sowie hochverzinslichen Anleihen (sogenannten High Yield Bonds) mit 17 %. Gerade Sparkassen haben einen klaren Fokus auf Schuldscheindar- lehen. Dies ist nicht zuletzt auf die besondere Ausgestaltung dieses In-struments als wertpapierähnlicher, abtretbarer Kredit zurückzuführen, der sich aufgrund der mittlerweile standardisierten Dokumentation als „Kre-ditersatz“ bei den Sparkassen und Volksbanken etabliert hat.
Auch Tochtergesellschaften oder Filialen ausländischer Institute legen gemäß dem Feedback der Investoren den Fokus auf Schuldscheindarle-hen. Vermögensverwalter konzentrieren sich dagegen hauptsächlich auf höher verzinsliche Instrumente wie Mittelstandsanleihen sowie High Yield Bonds und nehmen auf der anderen Seite ein höheres Risiko in
German Credit Conference in
Düsseldorf – ein Treffen von In-
vestoren und kapitalmarktorien-
tierten Unternehmen.
Eine Befragung im Kreis der
Investoren gibt Einblick in deren
Erwartungen, Präferenzen und
Entscheidungskriterien.
Vor allem Sparkassen sind in
hohem Maße an Schuldschein-
darlehen interessiert.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
Kauf. Deutsche Geschäftsbanken decken schließlich die gesamte Band-breite von Fixed-Income-Instrumenten ab und bekunden somit Interesse für sämtliche der vorgestellten Finanzierungsformen.
Wachsendes Anlagevolumen und Präferenz für tendenziell kürzere Laufzeiten Ein überwältigender Anteil von 83 % der befragten Investoren plant ein gegenüber dem Vorjahr höheres Anlagevolumen. Im Rahmen der letzt-jährigen Befragung gingen 78 % der teilnehmenden Investoren von ei-nem erhöhten Anlagevolumen aus. Dies zeugt von einem generell expan-siveren Investitionsverhalten, das zu einem Großteil sicherlich dem bes-seren Marktumfeld geschuldet ist.
Generell ist darüber hinaus zu konstatieren, dass sich die Investoren ten-denziell mit kürzeren Laufzeiten wohler fühlen. 17 % der befragten In-vestoren haben eine Präferenz für Laufzeiten bis einschließlich drei Jahre (11 % in 2012). Dagegen können sich nur noch 24 % der an der Befra-gung teilnehmenden Investoren Laufzeiten vorstellen, die über sieben Jahre hinausgehen. Im Rahmen der im Jahr 2012 durchgeführten Erhe-bung hielten dies noch 36 % für denkbar. Hier spiegeln sich Zinserwar-tungen der Marktteilnehmer wider, die aufgrund zu erwartender steigen-der Zinsen am langen Ende eher vorsichtig geworden sind.
Ein Anteil von 32 % der Befragten (36 % in 2012) hat eine Präferenz für Laufzeiten von bis zu fünf Jahren und ist daher mit großer Wahrschein-lichkeit dem Schuldscheindarlehen- und Anleihensegment zuzuordnen, in dem sich diese Laufzeiten mittlerweile etabliert haben. Dem Fokusbe-reich von Laufzeiten bis zu sieben Jahren sind größtenteils Investoren von Schuldscheindarlehen, aber auch Private Placements zuzuordnen. Ein Anteil von 22 % entfiel auf diese Laufzeitenspanne (14 % im Jahr 2012).
Investments in mittelständische Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes stark gefragt Die Befragung verdeutlicht darüber hinaus ein großes Interesse der In-vestoren an Mittelständlern aus den klassischen Industrien des Verarbei-tenden Gewerbes. So entfällt ein Anteil von 14 % auf Industrial Goods and Services. Weitere 8 % investieren gerne in Unternehmen aus dem Bereich Automotive and Parts, gefolgt von 7 %, die gute Erfahrungen mit deutschen Mittelständlern aus dem Technologiebereich gemacht haben (s. das Schaubild auf S. 11).
Demgegenüber stehen 14 % der Befragten dem Bereich Health Care po-sitiv gegenüber, der ebenfalls von einer Vielzahl erfolgreicher deutscher Mittelstandsunternehmen verkörpert wird. Ebenso interessant erscheint 10 % der Investoren ein Investment im Sektor Food and Beverages, der eine weitere Säule des deutschen Mittelstands darstellt.
Die Erkenntnisse decken sich weitgehend mit den Ergebnissen des Vor-jahrs, wobei der Sektor Industrial Goods and Services 2012 allerdings
Immer weniger Investoren wollen
sich auf lange Fristen binden. Nur
noch ein Viertel hat Interesse an
Laufzeiten von über sieben Jah-
ren.
Unternehmen aus klassischen
Branchen des Verarbeitenden
Gewerbes stehen bei den Inves-
toren besonders im Fokus.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
nur von 9 % der Befragten genannt wurde. Nachgelassen hat das Interes-se offensichtlich in Bezug auf die Telekommunikationsbranche. Drück-ten im Jahr 2012 noch 5 % der befragten Investoren ihr Interesse an die-ser Industrie aus, ist es 2013 nur noch 1 %. Darüber hinaus fallen Immo-biliengesellschaften, Medien und Finanzdienstleister nicht in den Investi-tionsschwerpunkt der GCC-Investoren. Dies ist größtenteils der Tatsache geschuldet, dass Schuldscheindarlehen traditionell weniger von Emitten-ten aus den genannten Bereichen kommen.
0% 5% 10% 15% 20%
Industr ial Goods & Services
Health Care
Food & Beverages
Automotive & Parts
Technology
Chemicals
Construction & Materials
Utili ties
Basic Ressources
Oil & Gas
Personal & Househo ld Goods
Retail
Real Estate
Media
Insurance
Banks
Financial Services
Telecommunicati ons
Sonstige
Travel & Leisure
2013 2012
Klassische Industriesektoren stoßen bei Investoren auf hohes Interesse
Nennungen in %
Quelle: IKB-Investorenbefragung 2013
Angemessenes Pricing und Branchenzugehörigkeit als wesentliche Kriterien einer Investitionsentscheidung Eine angemessene Konditionengestaltung sowie die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Sektor sind die wesentlichen Kriterien, anhand derer die von der IKB befragten Investoren Investitionsentscheidungen treffen. Das Ergebnis ist relativ konsistent mit der im letzten Jahr durchgeführten Befragung.
Etwa 25 % der Teilnehmer führen ein adäquates Pricing als wichtigstes Kriterium an (19 % in 2012), gefolgt von der Branche mit 19 % auf Platz 2 (21 % im Jahr 2012). Auf Platz 3 rangiert das jeweilige Kundenre-nommee mit 10 %. Bei der Befragung im Jahr 2012 fanden noch 16 % der Investoren, dass das Ansehen des Emittenten eine wichtige Rolle spielt (s. das Schaubild auf S.12).
Auf den weiteren Plätzen folgen die Unternehmensgröße sowie die Fun-gibilität des Investments mit jeweils 8 % und eine bestehende Geschäfts-beziehung sowie eine regionale Verbindung mit jeweils 6 %. Eine wich-tige Erkenntnis ist die Tatsache, dass nur 4 % der Investoren ein Rating
Das Rating einer internationalen
Agentur wird nur von wenigen
Investoren verlangt.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
einer internationalen Agentur fordern. Dies verdeutlicht die zwischen-zeitliche Etablierung von deutschen Ratingagenturen im Mittelstands-segment. Die Gesellschaftsform fällt mit 1 % schließlich nicht ins Ge-wicht.
0% 10% 20% 30%
Konditionen/Pricing
Branche/Sektor
Renommee Unternehmen
Unternehmensgröße
(Erwartete) Fungibili tät
Bestehende Geschäftsbeziehung
Regionaler Aspekt
Rating "Big 3"
Gesellschaftsform
Sonstige
2013 2012
Pricing und Branchenzugehörigkeit als w ichtigste Entscheidungskriterien
Nennungen in %
Quelle: IKB-Investorenbefragung 2013
Mangelnde Bonität sowie fehlende Transparenz als wesentliche Gründe für das Scheitern einer Investitionszusage Wichtigstes Kriterium für die Absage einer Beteiligung von Investoren an Finanzierungsvorhaben sind nach wie vor Bonitätsgründe. Ein Anteil von 28 % der Investoren führt dies als zentrales Argument an (Vorjahr: 27 %). Einhergehend mit der Bonität sind darüber hinaus unterschiedli-che Auffassungen zwischen Emittenten und Investoren hinsichtlich des Pricing zu konstatieren. 20 % der Befragten sehen hier einen kritischen Make-or-Break-Grund. Zurückzuführen sind diese Resultate zu einem Großteil auf eine fehlende Transparenz der Emittenten, die von 23 % der Investoren als Absagegrund angesehen wird (Vorjahr: 18 %). Auf den Plätzen folgen Emissionsvolumen, fehlendes Rating mit jeweils 8 % sowie Laufzeit und Sonstige mit jeweils 6 %.
Tilo Kraus und Dominik Eisenkopf Capital Markets Service & Derivates [email protected]; [email protected]
Fazit:
Anlässlich ihrer Veranstaltung „German Credit Conference“ im Mai 2013 führte die IKB im Kreis der anwesenden Inves-toren eine Befragung durch. Im Mittelpunkt standen dabei die Anlagepräferenzen und die Kriterien, die bei der Ent-scheidung über ein Invest-ment maßgeblich sind. Die Investoren gehen mehrheit-lich von einem wachsenden Anlagevolumen aus. Sie las-sen ein hohes Interesse an Schuldscheindarlehen und an Mittelstandsanleihen erken-nen. Stark gefragt sind In-vestments in mittelständische Unternehmen aus den klassi-schen Industriebranchen. Da-bei gibt es eine Präferenz für tendenziell kürzere Laufzei-ten. Die meisten Investoren bevorzugen Laufzeiten von bis zu fünf, maximal sieben Jahren. Das Interesse an längeren Laufzeiten ist er-kennbar gesunken. Bei der Entscheidung über ein In-vestment spielen die Kriterien „Angemessenes Pricing“ und „Branchenzugehörigkeit“ die wichtigste Rolle. Kommt eine Investitionszusage nicht zu-stande, so liegt dies nach den Angaben der Investoren vor allem an einer mangelnden Bonität und der fehlenden Transparenz.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
Investitionsbereitschaft der mittelständischen Industriefirmen nimmt zu Ergebnisse der Frühjahrsbefragung 2013 des BDI-Mittelstandspanels
In halbjährlichem Abstand werden mittelständische Industriefirmen im Auftrag von BDI, IKB und Ernst & Young zu ihrer wirtschaftlichen La-ge, ihren Geschäftsaussichten sowie zu ihren Geschäftsstrategien befragt („BDI-Mittelstandspanel“). Die wichtigsten Ergebnisse der im Mai d. J. abgeschlossenen Frühjahrsumfrage 2013, an der sich rd. 950 Firmen beteiligt haben, werden im Folgenden präsentiert.
Angesichts der allgemeinen Konjunkturschwäche kann es nicht überra-schen, dass die Industriefirmen in diesem Frühjahr ihre Geschäftslage schlechter einschätzen als im letzten Herbst. Aber die Stimmungseintrü-bung hält sich in Grenzen. Denn immer noch fast 40 % der Firmen sehen sich in einer guten oder sehr guten Situation. Was die weiteren Aussich-ten betrifft, sind sich Unternehmer und Manager offenbar noch recht unsicher. Zwar bessert sich das Urteil mit Blick auf den diesjährigen Herbst. Aber für das Frühjahr 2014 sind die Firmen in Summe wieder pessimistischer. Die Irritationen, die von der immer noch schwelenden Euro-Schuldenkrise ausgehen, belasten weiterhin die Geschäftstätigkeit und erschweren die Planungen.
Zunehmende Investitionsaktivitäten im industriellen Mittelstand Allerdings kann man aus einigen anderen Ergebnissen der Umfrage durchaus eine größere Zuversicht auf mittlere Sicht herauslesen. Bemer-kenswert ist beispielsweise, dass im letzten Jahr vor allem viele der grö-ßeren Mittelstandsfirmen ihre Investitionsausgaben trotz ungünstiger Konjunktur erhöht haben. Auch blieb die Anzahl der Investoren auf hohem Niveau: Von den Firmen mit mehr als 100 Beschäftigten haben weit mehr als 90 % Investitionsmaßnahmen durchgeführt (s. das Schau-bild unten). Insgesamt lag das Investitionsvolumen der Industrieunter-nehmen 2012 höher als im Jahr zuvor. Und es gibt gute Gründe, dass es
27,5
42,1
42,3
50,0
50,0
42,1
17,9
13,5
11,1
14,3
30,4
40,0
44,2
38,9
35,7
0 20 40 60 80 100
1 bis 19
20 bis 99
100 bis 249
250 bis 499
500 und mehr
gestiegen gleich geblieben gesunkenInvestitionen sind im Vergleich zum Vorjahr...
Anzahl der Beschäftigten
Entwicklung der Unternehmensinvestitionen im Jahr 2012
Werte hochgerechnet, Zahlen in Klammern: Veränderung ggb. dem Vorjahr in ProzentpunktenQuelle: BDI-Mittelstandspanel Frühjahr 2013
Anteile in % AnteilinvestierenderUnternehmen
56,3 (+ 0,5)
84,3 (- 4,4)
92,2 (- 3,0)
91,7 (- 4,5)
94,4 (- 5,6)
Das BDI-Mittelstandspanel ge-
währt Einblicke in die geschäftli-
che Lage und die Zukunftspläne
mittelständischer Industriefirmen.
Steigende Investitionsausgaben
lassen darauf schließen, dass die
industriellen Unternehmen mit viel
Optimismus in die weitere Zukunft
schauen.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
33,2
38,6
32,4
28,3
30,0
28,4
33,5
26,6
19,9
20,7
24,3
21,7
22,1
21,2
25,4
27,4
34,4
34,8
37,1
36,8
32,8
14,8
14,1
12,6
12,6
11,1
12,7
12,5
0 20 40 60 80 100
2007
2008
2009
2010*
2011
2012
2013
Kapazitätserweiterung Rationalisierung/Kostensenkung
Ersatzanschaffung Sonstiges
Verteilung des Investitionsvolumens nach Investitionszielen
* geschätzte Werte auf Basis der Planungen in 2009; Werte hochgerechnetQuelle: BDI-Mittelstandspanel Frühjahr 2013
Anteile in %
auch 2013 zu einer erneuten Ausweitung kommt. Denn schließlich pla-nen die Industrieunternehmen erstmals seit der großen Finanz- und Wirt-schaftskrise von 2009, nun wieder in größerem Umfang Erweiterungsin-vestitionen durchzuführen (s. das Schaubild oben). Bislang hatten über mehrere Jahre hinweg Ersatzanschaffungen und Rationalisierungsmaß-nahmen im Vordergrund gestanden.
Mehr Investitionen im Ausland Dass im Rahmen unseres Panels die Angaben der industriellen Unter-nehmen eine verstärkte Investitionsaktivität schon im letzten Jahr erken-nen lassen, mag auf den ersten Blick überraschen. Schließlich weist die amtliche Statistik für 2012 bei den gesamtwirtschaftlichen Investitionen in Deutschland ein Minus aus. Die Erklärung für diesen scheinbaren Wi-derspruch liegt in der zunehmenden Auslandsorientierung namentlich der größeren Mittelständler. Viele von ihnen haben zuletzt vermehrt in wich-tigen ausländischen Wachstumsmärkten Standorte eingerichtet oder aus-gebaut. Sie wollen (und müssen) vor Ort präsent sein, um an der nachhal-tig steigenden Nachfrage partizipieren zu können. Die Erkenntnis wächst, dass Zukunftsmärkte wie etwa China nicht nur über den Export bedient werden können.
Fließen größere Teile des Investitionsbudgets ins Ausland, so ist dies in aller Regel nicht als Entscheidung gegen den Standort Deutschland zu werten. Denn nicht Verlagerung ist das Motiv, sondern Aufbau zusätzli-cher Kapazitäten. Bezeichnend ist, dass die Industrieunternehmen 2012 ihre inländische Belegschaft erhöht haben – und auch für 2013 ist auf Basis der Panel-Ergebnisse eine Zunahme der Beschäftigten an den deut-schen Standorten zu erwarten. Der Beschäftigungsaufbau geht dabei vor allem wiederum auf das Konto der größeren, auslandsorientierten Mittel-standsfirmen. Deren Geschäftsausweitung im Ausland macht zusätzliche Arbeitsplätze auch in den Stammwerken erforderlich, etwa in Bereichen wie Forschung, Entwicklung, Controlling oder Marketing.
Für 2013 sind erstmals wieder
vermehrt Erweiterungs-
investitionen geplant.
Größere Mittelstandsunterneh-
men investieren nicht nur im In-
land, sondern zunehmend auch
an ausländischen Standorten.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
Keine Probleme mit der Finanzierung Die Finanzierung ihrer Investitionen ist für die Industrieunternehmen derzeit kein großes Problem. In der Befragung geben die meisten Firmen an, dass sich ihre Finanzierungsbedingungen gegenüber dem Vorjahr nicht verändert haben. Immerhin jedes vierte Unternehmen sieht sich sogar in einer besseren Situation als im Frühjahr 2012 (s. das nachfol-gende Schaubild). Auch der Ausblick ist positiv, da nur relativ wenige Firmen eine Verschlechterung ihrer Finanzierungslage erwarten.
6,9 12,4 26,9 26,1 27,0 23,4
53,963,7
63,3 62,4 58,2 62,6
39,223,8
9,8 11,6 14,8 14,0
-32,3 -11,4
17,1 14,5 12,2 9,4
Frühjahr2009
Frühjahr2010
Frühjahr2011
Frühjahr2012
Frühjahr2013
AussichtenHerbst 2013
negativ unverändert positiv
Entwicklung der Finanzierungsbedingungen im Zeitverlauf
Quelle: BDI Mittelstandspanel Frühjahr 2013 Werte hochgerechnet
Beurteilungssaldo (Anteil der Positiv-Meldungen minus Anteil Negativ-Meldungen in Prozentpunkten)
Anteile in %
Hierbei spielt eine Rolle, dass die Firmen über eine gute Ertragskraft und damit über einen komfortablen Selbstfinanzierungsspielraum verfügen. Auch im letzten Jahr bewegten sich trotz schwacher Konjunktur die Ren-diten auf hohem Niveau. Insgesamt ergibt sich daher für 2012 erneut ein positives Ertragsprofil (s. das folgende Schaubild): Fast die Hälfte der Firmen erzielte eine Umsatzrendite vor Steuern von mehr als 5 %; weni-ger als jedes zehnte Unternehmen musste einen Verlust hinnehmen – dies ist sogar ein leicht besseres Gesamtbild als in den Vorkrisenjahren 2007 und 2008. Damit werden die Ergebnisse, die wir für einen Kreis von größeren börsennotierten Mittelständlern ermittelt haben (s. den Beitrag auf S. 17), für die gesamte Breite des industriellen Mittelstands bestätigt.
8,9
10,7
22,4
13,0
6,0
7,4
45,0
47,2
50,6
49,6
48,3
44,7
22,2
19,9
14,4
17,7
23,2
25,7
23,9
22,2
12,6
19,7
22,5
22,2
0 20 40 60 80 100
2007
2008
2009
2010
2011
2012
< 0 % 0 - 4,9 % 5 - 9,9 % >10 %
Die Umsatzrendite betrug...
Verteilung der Umsatzrendite im Zeitverlauf
Werte hochgerechnetQuelle: BDI-Mittelstandspanel Frühjahr 2013
Anteil der Firmen mit einer Umsatzrendite von ... %, in %
Ein günstiges Finanzierungsum-
feld stützt die Investitionsbereit-
schaft der Unternehmen.
Dank guter Ertragskraft verfügen
viele Firmen über einen breiten
Selbstfinanzierungsspielraum.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
Solide Kapitalstrukturen Die gute Ertragslage erlaubt es mithin den Unternehmen, weiterhin In-vestitionen in größerem Umfang aus dem Cashflow zu finanzieren. Dies findet seinen Niederschlag auch in der Entwicklung der Eigenkapitalquo-ten. Der Trend zu einer verbesserten Eigenkapitalausstattung ist ungebro-chen (s. das nachfolgende Schaubild). Die Firmen erkennen, wie wichtig es ist, über eine solide finanzielle Basis zu verfügen, um die Risiken ab-zudecken, die sich aus dem zunehmenden internationalen Wettbewerb und der wachsenden Volatilität der Märkte ergeben. Auch dürfte hier eine Rolle spielen, dass viele Firmen bestrebt sind, angesichts der Ent-wicklungen im Bankensektor die Abhängigkeit von der Kreditfinanzie-rung zu reduzieren.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
2007 2010 2011 2012
< 10 % 10 bis 20 % 20 % und mehr
Verteilung der Eigenkapitalquote im Zeitverlauf
Werte hochgerechnetQuelle: BDI-Mittelstandspanel Frühjahr 2013
Anteile in %
angestrebteEigenkapital-
quoteEigenkapitalquote
Angesichts ihrer guten Ertragskraft und solider Finanzierungsstrukturen sind die Firmen in einer sehr guten Ausgangslage, um die Absatzchancen zu nutzen, die aus der fortschreitenden Globalisierung erwachsen. Die Ausweitung der Investitionen und der Belegschaften in einem schwachen Konjunkturumfeld sind nun ein deutlicher Beleg dafür, dass sie diese Herausforderung tatsächlich annehmen. Gleichzeitig sind sie bestrebt, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Jeweils mehr als drei Viertel der Firmen sind derzeit damit befasst oder planen, innovative Produkte oder Produktionsverfahren zu entwickeln, die Servicequalität zu erhöhen und ihre Fachkräfte zu sichern und weiter zu qualifizieren. Alles in allem gibt unsere Umfrage Anlass zu der Erwartung, dass der industrielle Mittel-stand in Zukunft seine hervorragende Position auf den Märkten behaup-ten kann.
Dr. Kurt Demmer und Dr. Günter Kann
[email protected] [email protected]
Fazit:
Im Rahmen der Frühjahrsbe-fragung 2013 des BDI-Mittelstandspanels machten die Industriefirmen u. a. auch Angaben zu ihren Investiti-onsaktivitäten. Dabei ist be-sonders hervorzuheben, dass sie 2012 die Investitionsaus-gaben trotz der schwachen Konjunktur weiter erhöht ha-ben. Zudem planen sie für 2013 erstmals wieder ver-mehrt Erweiterungsmaßnah-men. Daraus ist durchaus eine gewisse Zuversicht ab-zulesen, was die mittelfristi-gen Geschäftsperspektiven betrifft. Primär in den großen Schwellenländern eröffnen sich gute Absatzchancen, weshalb insbesondere größe-re Mittelständler nun auch dort verstärkt investieren. Das günstige Finanzierungs-umfeld stützt die Investitions-bereitschaft der Firmen. Dank der weiterhin guten Ertrags-lage besteht ein breiter Selbstfinanzierungsspiel-raum.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
Jahresabschlüsse 2012 mittelständischer Börsenunterneh-
men: Solide Finanzen, weiterhin gute Ertragskraft
Wenngleich sich im letzten Jahr die Konjunktur in Deutschland und erst recht im europäischen Umfeld im Zuge der Staatsschuldenkrise deutlich abschwächte, können die meisten Unternehmen aus dem oberen Segment des deutschen Mittelstands mit dem Geschäftsjahr 2012 durchaus zufrie-den sein. Dies ergibt sich aus einer IKB-Auswertung der Jahresabschlüs-se 2012 von gut 125 börsennotierten Mittelstandsfirmen aus Industrie und Dienstleistungsgewerbe mit jährlichen Umsätzen zwischen 50 Mio. € und 3 Mrd. €.
Vier von zehn Unternehmen mit Umsatzeinbußen
Die Konjunkturflaute hat im Kreis der untersuchten Firmen zwar Spuren hinterlassen. So musste jedes vierte Unternehmen 2012 einen Erlösrück-gang hinnehmen. Doch im Durchschnitt erhöhte sich der Umsatz noch einmal um ca. 4 %. (+12 % waren es im Jahr zuvor gewesen). Maßge-bend dafür war, dass viele der Unternehmen ihren Absatz im Ausland, und vor allem in Märkten außerhalb Europas, steigern konnten. Sie haben ihre internationale Ausrichtung weiter verstärkt und profitieren von der anhaltenden Wachstumsdynamik in den aufstrebenden großen Schwel-lenländern. Der durchschnittliche Anteil der im Ausland erzielten Erlöse am Gesamtumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr von 62,5 % auf 64 %.
Ertrags- und Cashflow-Kennziffern im Überblick
in % des Umsatzes
Kennziffer 2011 2012
EBITDA 12,1 11,4
EBIT 8,0 6,9
EAT 4,7 3,9
Operativer Cashflow 7,5 8,2
Free Cashflow 1,8 2,2
Quelle: IKB-Auswertung der Abschlüsse von ca. 125 börsennotierten Mittelstandsunternehmen
Unter den erschwerten Rahmenbedingungen konnte das hohe Ertragsni-veau der beiden Vorjahre nicht ganz gehalten werden. Bei knapp der Hälfte der Firmen war der operative Ertrag 2012 rückläufig. Das EBIT in Relation zum Umsatz sank im Durchschnitt um etwa 1 Prozentpunkt auf rd. 7 % (s. die Tabelle oben). In ähnlicher Größenordnung gingen auch EBITDA und EAT zurück.
Trotz schwächerer Renditen bleibt das Ertragsbild insgesamt positiv
Dennoch zeigt sich über die gesamte Breite des Firmenkreises hinweg immer noch ein recht positives Ertragsbild, auch wenn man in einem längerfristigen Vergleich das Vorkrisenjahr 2008 mit einblendet. Wie im
In die aktuelle IKB-Auswertung
wurden die Jahresabschlüsse
2012 von gut 125 börsennotierten
Mittelstandsunternehmen ein-
bezogen.
Differenzierte Umsatzentwicklung,
leicht rückläufige Erträge.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
Ein Blick auf die Auslandsaktivitäten der Unternehmen Im Zuge der fortschreitenden Globalisierung sind die deutschen Mittelständler ge-fordert, ihre internationale Orientierung weiter auszubauen. Dabei kommt ihnen zugute, dass sie schon seit Langem im Ausland aktiv sind. So erzielt der von uns untersuchte Firmenkreis bereits heute im Durchschnitt fast zwei Drittel seiner Um-sätze außerhalb Deutschlands – Tendenz steigend. In der Vergangenheit stand dabei der Export im Vordergrund; nun aber wird es zunehmend erforderlich, zumindest in sehr bedeutenden Märkten (wie insbesondere in den großen Schwellenländern) auch mit eigenen Standorten präsent zu sein. Vor allem mittelständische Unternehmen haben hier sicherlich noch einen gewissen Nachholbedarf. Aber unsere Auswertung zeigt, dass viele von ihnen auch heute schon recht gut im Ausland etabliert sind. So beschäftigen von den Firmen, die Angaben zur In- und Auslandsbeschäftigung ma-chen, etwa 40 % aktuell eine höhere Zahl von Mitarbeitern im Ausland als im Inland. Auch die Verteilung der langfristigen Vermögenswerte auf In- und Ausland lässt darauf schließen, dass eine ganze Reihe von größeren mittelständischen Firmen inzwischen über gut ausgebaute ausländische Standorte verfügt (s. das Schaubild), wenn auch die „Internationalität“ hier erwartungsgemäß noch weniger ausgeprägt ist als beim Umsatz. Hinter den Vermögenspositionen stehen teils eigene Niederlassun-gen, teils auch übernommene vor Ort tätige Firmen. Nach wie vor dürfte der größere Teil dieser Aktiva auf Europa und Nordamerika entfallen. Aber die Investitionen in den Schwellenländern nehmen derzeit überproportional zu.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0 20 40 60 80 100
Langf ristige Vermögenswerte im Ausland
Auslandsumsatz
Viele Mittelständler sind bereits stark im Ausland etabliert
Auslandsanteile am Umsatz und an den langf ristigen Vermögenswerten in %
Quelle: IKB-Auswertung der Abschlüsse börsennotierter Mittelstandsunternehmen
Vorjahr meldete 2012 nur etwa jedes zehnte Unternehmen einen Jahres-verlust; fast zwei Fünftel der Firmen erzielten ein Nachsteuer-Ergebnis von mehr als 5 % (s. das Schaubild auf der nächsten Seite). Insgesamt erweist sich die Ertragskraft der erfassten Mittelständler als recht stabil; allein das Krisenjahr 2009 sorgte für eine größere Abweichung vom übli-chen Muster.
Fast zwei Fünftel der Firmen mit
einer Nachsteuer-Rendite von
über 5 %.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
2008 2009 2010 2011 2012
negativ 0 - 5 5-10 mehr als 10
Quelle: IKB-Auswertung der Abschlüsse von ca. 125 börsennotierten Mittelstandsunternehmen
EAT in % des Umsatzes
Streuung der Ergebnisse: Weiterhin positives Gesamtbild
Jahresergebnis nach Steuern (EAT); Anteile
Insgesamt nur schwacher Anstieg der Bilanzsumme
In sehr unterschiedlichem Umfang haben die mittelständischen Unter-nehmen 2012 Maßnahmen zur Ausweitung ihrer geschäftlichen Aktivitä-ten durchgeführt. Angesichts der unsicheren konjunkturellen Situation überwog jedoch ein eher vorsichtiges Agieren. Die Bilanzsumme ist bei fast 40 % der Firmen sogar gesunken; im Vorjahr war dies bei weniger als 20 % der Fall (s. das nachfolgende Schaubild). Im Durchschnitt ergibt sich für die gesamten Aktiva und Passiva indes noch ein moderater An-stieg von knapp 2,5 % (nach rd. 7,5 % im Jahr zuvor).
0% 20% 40% 60% 80% 100%
2012
2011
2012
2011
2012
2011
2012
2011
2012
2011
2012
2011
gestiegen/konstant gesunken
??????????????
Quelle: IKB-Auswertung der Abschlüsse von ca. 125 börsennotierten Mittelstandsunternehmen
??????????????
Quelle: IKB-Auswertung der Abschlüsse von ca. 125 börsennotierten Mittelstandsunternehmen
Unternehmen reagieren auf Konjunkturschwäche
Quelle: IKB-Auswertung der Abschlüsse von ca. 125 börsennotierten Mittelstandsunternehmen
Anteile der Unternehmen, bei denen die jeweilige Position gestiegen/konstant geblieben bzw. gesunken ist
Bilanz-summe
Eigenkapital-quote
Inv estitionen
FuE-Ausgaben
FreeCashf low
Beschäf tigte
Einsparungen beim Working Capital standen bei vielen Firmen auf der Agenda ebenso wie eine Begrenzung der Investitionen. Insgesamt gese-hen, hat die Bereitschaft zu investieren, gegenüber 2011 erkennbar nachgelassen (s. nochmals das Schaubild oben). Gleichwohl haben im-mer noch mehr als 60 % der erfassten Unternehmen ihre Sachinvestitio-nen gegenüber dem Vorjahr erhöht oder zumindest konstant gehalten. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf Projekten im Ausland. Viele der größeren Mittelständler sehen sich veranlasst, Standorte in wichtigen Wachstumsmärkten einzurichten.
Die Bilanzsumme stieg im Durch-
schnitt nur um knapp 2,5 %. Bei
fast 40 % der Firmen war sie
rückläufig.
Trotz Konjunkturschwäche hat die
Mehrzahl der Unternehmen 2012
ihre Investitionsausgaben erhöht.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
Insgesamt blieb die Investitionsquote konstant; d.h. die Investitionen in das Sach- und immaterielle Vermögen sind im Durchschnitt parallel zum (moderat wachsenden) Umsatz angestiegen.
Auch bei den Forschungs- und Entwicklungsausgaben wurden partiell Einsparungen vorgenommen. Allerdings blieb die Innovationsneigung auch im schwachen Konjunkturumfeld nach wie vor sehr hoch – haben doch mehr als 70 % der Unternehmen 2012 ihre Ausgaben in diesem Bereich angehoben. Insgesamt hat sich die FuE-Quote (FuE-Ausgaben in Relation zum Umsatz) – auf einem Niveau von knapp unterhalb 5 % – sogar leicht erhöht. Hier zeigt sich, dass ein innovatives Produktangebot in den Zukunftsstrategien der Unternehmen eine ganz zentrale Rolle spielt.
Relativ schwach blieben 2012 die Beteiligungsinvestitionen. Zwar haben einige Unternehmen, nicht zuletzt im Ausland, Akquisitionen getätigt. Aber insgesamt war hier eine stärkere Zurückhaltung zu spüren als bei den Sachinvestitionen.
Dass die Unternehmen im letzten Jahr bei der Umsetzung ihrer Strategien etwas verhaltener agiert haben, lässt sich auch an der Entwicklung der Zahl der Beschäftigten ablesen. War hier 2011 noch ein Plus von rd. 8 % zu verzeichnen, so haben die Firmen 2012 ihre Mitarbeiterschaft im Durchschnitt „nur“ um rd. 4 % erhöht – auch dies ist allerdings bemer-kenswert angesichts des unsicheren konjunkturellen Umfelds. Bei den Firmen, die in ihren Berichten Angaben zur Entwicklung der In- und Auslandsbeschäftigung machen, war der Zuwachs im Ausland etwas stärker als im Inland. Beachtung verdient aber die Tatsache, dass drei Viertel dieser Unternehmen auch im Inland neue Arbeitsplätze geschaf-fen haben. Wenn die Unternehmen ihren Fokus verstärkt auf wachsende Auslandsmärkte legen, so profitiert davon auch der Standort Deutschland (s. dazu auch S. 14).
Steigende Cashflows als Zeichen einer vorsichtigen Investitionspolitik Die alles in allem doch eher vorsichtige Ausgabenpolitik der Unterneh-men spiegelt sich auch in der Entwicklung der Cashflow-Kennziffern wider. In Relation zum Umsatz zeigen der operative Cashflow (der Ver-änderungen im Umlaufvermögen mit erfasst) ebenso wie der Free Cash-flow (der zusätzlich Sach- und Beteiligungsinvestitionen in Abzug bringt) eine steigende Tendenz, nachdem beide Kennziffern im Vorjahr rückläufig gewesen waren. Bei den meisten Firmen lag, in Relation zum Umsatz betrachtet, der operative Cashflow über den Investitionen in das Sach- und immaterielle Vermögen (s. das Schaubild auf der nachfolgen-den Seite). Der Free Cashflow war im Durchschnitt – und bei mehr als zwei Dritteln der Firmen – positiv: d. h. die Unternehmen haben in Summe die Spielräume, die sich durch den laufenden Mittelzufluss erge-ben haben, nicht vollends für investive Ausgaben genutzt. Dazu passt, dass die liquiden Mittel auf einem Durchschnittsniveau von etwa 12 % der Bilanzsumme leicht zugenommen haben. Mehr als jedes zweite Un-ternehmen hat seinen Cashbestand aufgestockt.
Der Free Cashflow war in Relation
zum Umsatz bei mehr als zwei
Dritteln der Firmen positiv.
Erneut wurde die Zahl der Beschäf-
tigten angehoben.
Auch ihre FuE-Aktivitäten haben die
meisten Firmen 2012 ausgeweitet.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
-10
-5
0
5
10
15
20
25
0 5 10 15 20 25
Cashf low-Quote
Inv estitionsquote
Vorsichtige Ausgabenpolitik
Cashf low und Inv estitionen 2012; in % des Umsatzes
Quelle: IKB-Auswertung der Abschlüsse von ca. 125 börsennotierten Mittelstandsunternehmen
Weitere Verbesserung der Eigenkapitalquote
Nicht zuletzt dank der nur geringen Bilanzsummen-Ausweitung ist die Eigenkapitalquote erneut – um annähernd 1 Prozentpunkt – angestiegen und erreicht nun im Durchschnitt der Firmen gut 47 %. Fast zwei Drittel der Unternehmen (im mehrjährigen Vergleich ein recht hoher Wert) ha-ben ihre Quote erhöhen können.
Noch besser aber als der Durchschnittswert dokumentiert die Streuung der Eigenkapitalquoten die finanzielle Stabilität, die heute den gehobenen deutschen Mittelstand auszeichnet. Fast zwei Drittel der von uns erfass-ten Unternehmen haben aktuell eine Eigenkapitalquote von über 40 %; nur jedes siebte Unternehmen liegt unter 30 % (s. das Schaubild).
Der Anteil der Finanzverbindlichkeiten (Bankkredite, Anleihen) an der Bilanzsumme blieb im Durchschnitt stabil bei ca. 17 %. Fast jedes zweite der erfassten Unternehmen hat 2012 seine Finanzschulden reduziert. Die Firmen stehen in sehr unterschiedlichem Maße gegenüber externen Kre-ditgebern im Obligo – bei vielen liegt die entsprechende Quote deutlich über 40 %, andere sind komplett oder nahezu schuldenfrei. Bei immerhin mehr als einem Drittel machen die Finanzverbindlichkeiten weniger als
Eigenkapitalquote stieg im Durch-
schnitt auf über 47 %.
Fast jedes zweite Unternehmen hat
2012 seine Finanzverbindlichkeiten
gesenkt.
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IKB-UnternehmerThemen Juli 2013
10 % der Bilanzsumme aus. Es ist davon auszugehen, dass eine breite Mehrheit der Unternehmen ihre Kreditfinanzierungsspielräume derzeit nicht voll ausgeschöpft hat.
Breite Handlungsspielräume für künftige Investitionen
Insgesamt vermitteln die Zahlen den Eindruck, dass die größeren Mittel-ständler mehrheitlich nach wie vor in guter Verfassung sind – und in einer guten Ausgangslage, um ihre hervorragende Stellung auf den inter-nationalen Märkten weiter auszubauen. Die Ertragssituation hat sich im konjunkturschwachen Jahr 2012 nicht wesentlich verschlechtert; die fi-nanziellen Strukturen konnten sogar noch einmal verbessert werden.
Vor diesem Hintergrund haben die meisten Firmen auch 2012 ihre Aus-gaben für Forschung und Entwicklung ausgeweitet – gerade hierin liegt der Schlüssel für künftige Markterfolge. Ihre Investitionsaktivitäten ha-ben die Unternehmen im letzten Jahr zwar teilweise etwas zurückgefah-ren, aber offensichtlich sind wichtige Zukunftsprojekte wie geplant um-gesetzt worden. Dabei spielten auch Investitionen an ausländischen Standorten eine bedeutende Rolle. Dass die Unternehmen parallel dazu ihre Belegschaften im Ausland stärker aufgestockt haben als die im In-land, lässt erkennen, wie sehr sie bestrebt sind, ihre Präsenz in wichtigen Wachstumsmärkten zu erhöhen. Eine forcierte Internationalisierungsstra-tegie wird in Zukunft noch erhebliche Investitionen erfordern – die fi-nanzielle Basis dazu ist bei den meisten Firmen gegeben, da sie über eine recht komfortable Eigenkapitalausstattung und über ungenutzte Fremdfi-nanzierungsspielräume verfügen.
Dr. Günter Kann und Ralf Heidrich [email protected] [email protected]
Fazit:
Eine Auswertung der Jahres-abschlüsse 2012 von gut 125 börsennotierten Mittelstands-unternehmen zeigt, dass das letzte Geschäftsjahr unge-achtet der konjunkturellen Abschwächung für die Mehr-zahl der Firmen noch recht positiv verlaufen ist. Die durchschnittlichen Erträge waren zwar in Relation zum Umsatz leicht rückläufig, blie-ben jedoch insgesamt auf relativ hohem Niveau. In Re-aktion auf die ungünstigeren wirtschaftlichen Rahmenbe-dingungen haben die Unter-nehmen ihre Aktivitäten zum Ausbau ihres Geschäftes etwas gedrosselt. Gleichwohl wurden wichtige Investitions-projekte realisiert. Auch ha-ben die meisten Firmen er-neut ihre FuE-Ausgaben ausgeweitet. Dank der vor-sichtigen Ausgabenpolitik hat sich die finanzielle Lage der Unternehmen weiter stabili-siert. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote ist auf über 47 % angestiegen; vielfach konnten die Finanzverbind-lichkeiten merklich abgebaut werden. Die liquiden Mittel nahmen auf einem Niveau von etwa 12 % der Bilanz-summe leicht zu.
IKB Deutsche Industriebank AG
www.ikb.de
Düsseldorf
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Telefon +49 30 31009-9005
Telefax +49 30 31009-8005
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80335 München
Telefon +49 89 54512-9821
Telefax +49 89 54512-8821
Stuttgart
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Löffelstraße 4
70597 Stuttgart
Telefon +49 711 22305-9776
Telefax +49 711 22305-8776
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United Kingdom
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Redaktion: Ralf Heidrich und Dr. Günter Kann
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ISSN 2194-833X