Das Magazin.Ausgabe 1/2009
„Aus der Heimstiftung“
Selbstvertrauen stärkenAktivierung im PflegeheimSeiten 4 bis 7
Gott walten lassenLandesbischof July zur JahreslosungSeite 9
Am Leben teilhaben Demenz-Wohnbereich in Vaihingen/EnzSeiten 10 bis 11
,
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 3
Das Magazin „Aus der Heimstiftung“Verantwortlich Wolfgang D. WanningRedaktion Albert ThieleRedaktionssekretariat Jens ZanzingerTelefon (07 11) 6 36 76-122Telefax (07 11) 6 36 [email protected]
Anschrift der Redaktion„Das Magazin. Aus der Heimstiftung“Hackstraße 12, 70190 StuttgartSchlussredaktionSusanne Wetterich Kommunikation, StuttgartGestaltungCD/S Concept & Design Stuttgart GmbHProduktion und DruckHenkel GmbH Druckerei, Stuttgart
Bildnachweise der Ausgabe 1/2009 Schlegel (Seiten 8, 15, 16, 17)
Nachdruck und elektronische Verwendung nur mit schriftlicher Genehmigung. „Das Magazin. Aus der Heimstiftung“ erscheint 4x im Jahr. Aufl age: 20.000
HerausgeberEvangelische Heimstiftung GmbH Stuttgartwww.ev-heimstiftung.de
Der Bezugspreis ist durch den Beitrag abgegolten.
Impressum
Liebe Leserin, lieber Leser,
die neue Pfl egestatistik belegt
es wieder einmal: Immer mehr
Menschen in Deutschland sind
pfl egebedürftig. Am stärksten
steigt der Anteil derer, die in
stationären Pfl egeeinrichtungen
wie der Evangelischen Heimstif-
tung betreut werden.
Viele Menschen, die in unsere
Häuser kommen, leben wieder
auf. Ihre Fähigkeiten zu stärken,
ihnen Mut zu machen und Freu-
de zu geben – das ist neben der
Pfl ege eine wichtige Aufgabe in
unseren Häusern. Unsere Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter und
viele Ehrenamtliche engagieren
sich dafür Tag für Tag. Dafür bin
ich dankbar.
Wolfgang D. Wanning
Hauptgeschäftsführer
Editorial
InhaltDas Magazin. Aus der HeimstiftungNachrichten, Meinungen und Berichte aus der Evangelischen Heimstiftung GmbH Stuttgart und ihren Tochterunternehmen
TitelStützen, halten, Selbstvertrauen
stärken: Dem Angebot der Aktivie-
rung kommt in Pfl egeheimen eine
wachsende Bedeutung zu
Seiten 4 – 7
PorträtDer 91-jährige Bewohner Kurt
Schmidt stellt seine Arbeiten im
Paul-Collmer-Heim aus Seite 8
ImpulsGedanken zur Jahreslosung 2009
von Landesbischof Dr. h.c. Frank
Otfried July Seite 9
PflegebeispielAlltag im beschützenden Wohn-
bereich des Karl-Gerok-Stifts in
Vaihingen/Enz Seiten 10 – 11
Altenhilfe aktuellNeue Pfl egestatistik: Immer mehr
Menschen sind pfl egebedürftig
Seite 12
EhrenamtGerda Schnek leitet zusammen mit
zwei Ehrenamtlichen den „Hauben-
wasen-Chor“ Seite 13
ReportageWie die Bewohner des Michael-
Hörauf-Stifts den siebten Tag der
Woche verbringen Seiten 16 – 17
Aus meinem LebenEva Wonner, Haus an der Metter,
Wohngruppe im Lindenhain, Bietig-
heim-Bissingen Seiten 18 – 19
Aus der HeimstiftungServicemitarbeiterinnen für die
Mobilen Dienste Bad Mergentheim
Seite 14
EHS und Diakoniestationen haben
einen Krankenhaus-Nachsorgedienst
gegründet Seite 15
Zivildienst mit Ausbildung verbinden
Seite 20
Kurzberichte und Informationen
Seiten 22 – 23
Tochterunternehmen Seite 21
Aus den EinrichtungenWissenswertes und Besonderes aus
den EHS-Häusern Seiten 24 – 25
Namen und AnschriftenVerzeichnis der Einrichtungen
Seite 26
Stützen, halten, Selbstvertrauen stärken
Dem Angebot der Aktivierung kommt in Pflegeheimen eine wachsende Bedeutung zu
Titel
In der Lebensgeschichte eines alten Menschen bedeutet der Eintritt in ein Pflegeheim einen großen Einschnitt. Das Angebot der Aktivierung dient der Steigerung der Lebensqualität und hilft neuen Bewohnern, besser zurechtzukom-men. In den Häusern der Evangelischen Heimstiftung (EHS) hat die Aktivierung daher einen hohen Stellenwert. Das Haus im Schelmenholz der EHS in Winnenden mit seinen 147 Bewohnern ist eines der Pioniere in der Entwicklung.
4 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
Titel
Ein Montagvormittag im Haus im
Schelmenholz: Prominente Persön-
lichkeiten sind das Motto, unter das
Waltraud Kischel den Monat gestellt
hat. Zehn Damen sitzen um einen
runden Tisch, ein Herr etwas abseits
im Sessel hört ebenfalls aufmerksam
zu. Jeder hat Teile eines Porträtbildes
vor sich liegen. Sie sollen das Porträt
zusammensetzen und herausfi nden,
um welche Person es sich handelt.
Wer welche Person erraten soll, ist
nicht ganz zufällig. Kischel, im Haus
im Schelmenholz für die Aktivierung
verantwortlich, hat sich dabei etwas
gedacht. Deshalb hat die frühere
Pianistin in der Runde auch einen
Scherenschnitt von Wolfgang Ama-
deus Mozart bekommen. „Ich kenne
seine Stücke“, sagt die zierliche ältere
Dame, nachdem sie das Puzzle gelöst
und die Person herausgefunden hat.
Die Stars der vierziger und fünfziger
Jahre sind allen präsent: „Ihr seid
spitze“ – bei Zitat und Porträtbild
wird ohne Umschweife „Hänschen“
Rosenthal erkannt, und es bereitet
auch keinerlei Schwierigkeiten, bei
der Melodie von „Der Wind hat mir
ein Lied erzählt“ auf Zarah Leander
zu schließen. „Clara Zylinder“ zitiert
eine in der Runde deren früheren
Spitznamen. Das Lied „Lilli Marleen“
singen alle gemeinsam auswendig
und wissen auch, dass nicht Zarah
Leander, sondern Lale Andersen die
berühmte Interpretin war.
Bei „Pfeifen“ schließen alle auf Ilse
Werner, bei „Schlittschuhen“ auf das
deutsche Eislauf-Paar Kilius/Bäumler
und bei „Bergen“ auf Luis Trenker.
Etwas mehr Schwierigkeiten bereitet
Grace Kelly, die eher als Fürstin Gracia
Patricia von Monaco in Erinnerung ist.
Immerhin: Bei „Fußball“ kommt den
Damen nicht nur Uwe Seeler in den
Sinn, sondern auch Michael Ballack.
Gemeinsam werden noch zwei be-
kannte Schlager gesungen, und bei
dem abschließenden Sitztanz, einem
Lied mit rhythmischen Finger-, Fuß-
und Armbewegungen, machen alle
mit, auch die an Demenz erkrankte
Bewohnerin – jeder eben so, wie es
ihr oder ihm möglich ist.
Jeden Monat stellen Waltraut Kischel
und ihre drei Kolleginnen unter ein
bestimmtes Motto: Waren im Januar
Vögel und Blumen im Winter an der
Reihe, ist im März Friedrich Schiller
vorgesehen. „Dabei richten wir uns
nach den jahreszeitlichen Gegeben-
heiten und sind je nach Wetterlage
fl exibel.“ Die Themenstellung ist un-
terschiedlich, aber gleichzeitig wird
darauf geachtet, dass der Wochenab-
lauf klar strukturiert ist. Am Montag
ist der thematische Einstieg vorgese-
hen, dienstags steht Gymnastik im
Mittelpunkt. Mittwochs ist Gedächt-
nistraining, Donnerstag mit Basteln,
Malen oder Backen der Kreativtag.
Zum Wochenausklang am Freitag ste-
hen Spiele auf dem Programm. „Klare
Strukturen sind wichtig, um den Be-
wohnern Sicherheit zu geben“, erklärt
die Pädagogin. Deshalb habe auch
jeder seinen festen Platz am Tisch.
Seit 12 Jahren arbeitet Waltraud Kischel
im Haus im Schelmenholz. Die ausge-
bildete Grund- und Hauptschullehre-
rin mit Weiterbildung zur Fachkraft
für Gerontopsychiatrie zählt neben
der Aktivierung auch die Zusammen-
arbeit mit den Ehrenamtlichen zu
ihren Aufgaben. Mit ihren Kollegin-
nen ist sie außerdem verantwortlich
für die Dekoration im Haus, für die
Feste und die monatlichen Geburts-
tagsfeiern. Sie kümmern sich um Aus-
fl üge, Kaffeestunde, Kinonachmittage
und organisieren Grillfeste mit Ange-
hörigen und Ehrenamtlichen. Sie
koordinieren Sozialpraktikas von
Schülern und bringen unter anderem
die Kinder des Kindergartens zu Auf-
tritten im Pfl egeheim.
Biographiearbeit, Gedächtnistraining,
Körper- und Bewegungstraining,
emotionale Aufmunterung, Sinnes-
wahrnehmung und kreatives Gestal-
ten sind die verschiedenen Bereiche
der Aktivierung. Die Qualifi kationen
der vier Mitarbeiterinnen ergänzen
sich hierin. Eine von ihnen ist ausge-
bildete Kunsterzieherin und leitet die
Malgruppe im Haus. Im Foyer hängen
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 5
Bilder, die Bewohner und Ehrenamt-
liche selbst gemacht haben. „Ich bin
froh, dass wir hier mit den Bewohne-
rinnen und Bewohnern so viel bewe-
gen können“, fasst Kischel zusammen,
und in der Tat: Jeden Tag ist etwas
geboten. Da gibt es „Kraft- und Balan-
ce-Training“, fi nden Klavierkonzerte
statt, gibt es Singnachmittage, tritt
der Posaunenchor auf, trifft man sich
beim „Büchertreff“ in der Bibliothek
oder beim Männerstammtisch und
Kaffeestündle im kleinen Saal.
Dass jede Woche Andacht oder Got-
tesdienst auf dem Programm stehen,
versteht sich von selbst.
Wichtig für Selbstvertrauen
Für Hausdirektorin Sabine Falke
kommt der Aktivierung eine wachsen-
de Bedeutung zu. „Sie trägt wesentlich
dazu bei, dass sich die Bewohner
wohlfühlen.“ Selbstvertrauen, Akzep-
tanz und Auseinandersetzung mit
der gegenwärtigen Situation im Pfl e-
geheim wirken als positive Faktoren
der Passivität, Depression, Isolation
und den Versagensängsten entgegen.
Bewegung und Gedächtnistraining
holen gespeicherte Informationen
spielerisch aus dem Langzeitgedächt-
nis und liefern Anreize, die eigenen
Stärken wahrzunehmen, das Leben
im Pfl egeheim in positiver Haltung zu
erleben und es aktiv mitzugestalten.
In der Gruppe wird das Gemein-
schaftsgefühl gestärkt.
Das Angebot der Aktivierung unter-
stützt daher auch die Erfolge in der
Pfl ege. Deshalb wird auf ein gutes Zu-
sammenspiel zwischen Pfl ege, Haus-
wirtschaft und Aktivierung Wert ge-
legt. „Alle Bereiche stimmen sich auf
einer monatlichen Teambesprechung
für den jeweiligen Wohnbereich ab“,
erläutert die Hausdirektorin. Durch
das gute Zusammenspiel der Bereiche
können in allen eine hohe Qualität
und die optimale Wirkung erzielt
werden. „Ganzheitlicher Ansatz“
nennen das die Fachleute. Er ist auf
das Wohlbefi nden, die Würde und
die Wertschätzung der Bewohner aus-
gerichtet.
Das Angebot orientiert sich an den
jeweiligen Ressourcen der Bewohner.
Trotz aller körperlichen, geistigen und
seelischen Einschränkungen soll ihre
Lebensqualität erhalten werden – so
das Ziel. Um dies zu erreichen, brin-
gen die Mitarbeiterinnen in der Akti-
vierung nicht nur ihre unterschiedli-
chen Qualifi kationen ein. Sie bilden
sich auch regelmäßig fort, um die je-
weils neuesten Erkenntnisse in der
Altenhilfe anzuwenden – bei den
Fachtagen, die die EHS für ihre Mitar-
beiter veranstaltet, und bei weiteren
externen Kursen.
Nachfrage steigt
Sabine Falke stellt fest, dass Aktivie-
rung auch für Besucher und Angehö-
rige wichtig ist und immer häufi ger
danach gefragt wird. Ihr Stellenwert
spiegelt sich in vielen Dingen wider:
Am „Tag der Aktivierung“ können
Bewohner, Angehörige und Besucher
an verschiedenen Stationen im Haus
Einblick in die Arbeit der Aktivierung
gewinnen. Der Garten bietet Mög-
lichkeiten zum Verweilen, Hasen
und Ziegen im Gehege und Fische im
Teich laden zu Beobachtungen ein.
Ob die Ente auch dieses Jahr wieder
brütet, fi ndet das breite Interesse
der Bewohner. „Sie anregen und das
Gemeinschaftsgefühl stärken“, fasst
Falke zusammen. Deshalb wird Wert
darauf gelegt, dass das Haus für
Angehörige und Besucher offen ist.
Für den Erfolg der Arbeit muss man
die Bewohner genau kennen, betont
die Hausdirektorin. „Um die Ressour-
Titel
6 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
Titel
cen des Einzelnen zu wecken, ist es
wichtig, herauszufi nden, wo sie lie-
gen.“ Deshalb werden Informationen
über die Biographie gesammelt. Alle
Ergebnisse werden dokumentiert. „Bei
den Geburtstagsfeiern können wir
viel über den jeweiligen Jubilar er-
fahren“, berichtet sie. „Wir sind froh,
wenn Angehörige sich einbringen,
uns ihr Wissen mitteilen und ihre
Beobachtungen mit uns besprechen.“
Gleichzeitig komme es darauf an,
auf die jeweilige Befi ndlichkeit einzu-
gehen. „Wir beginnen daher immer
morgens beim Frühstück“, sagt
Waltraud Kischel. Bei der täglichen
„Früh-Info“ wird die aktuelle Situa-
tion besprochen. Alle Bereiche sind
dort vertreten.
Neben dem Gruppenangebot werden
Bettlägerige einzeln betreut. Hier geht
es um Gespräche und „basale Stimu-
lation“ die Förderung der Wahrneh-
mung durch verschiedene Aktivitäten
bis hin zum Backen am Bett, um ein
Beispiel dafür zu nennen. So wird es
auch ihnen ermöglicht, zu ihrer Um-
gebung Zugang zu fi nden und eine
bessere Lebensqualität zu erfahren.
Anregungen geben
„An Ressourcen anknüpfen, stützen,
halten und dafür sorgen, dass die
Bewohner Selbstvertrauen und Freude
im Heimalltag gewinnen“, fasst
Waltraut Kischel das Ziel ihrer Arbeit
zusammen. „Wir sehen, dass wir
viel erreichen können“, meint sie ab-
schließend. Als ob sie diese Aussage
unterstreichen wollte, geht die Pianis-
tin, deren Aufgabe es gewesen war,
Mozart zu erraten, nach Abschluss
der Gruppenstunde gemeinsam mit
ihrer Freundin in den Aufenthalts-
raum. Bevor sie in das Haus im
Schelmenholz eingezogen war, war
es ihr so schlecht gegangen, dass sie
mit ihrem geliebten Klavierspiel auf-
gehört hatte. Im Aufenthaltsraum
steht ein Klavier. Sie setzt sich an das
Instrument. Ihr elegantes, gekonntes
Spiel klingt durchs Haus und viele
lauschen. Es ist wie ein kleines Mit-
tagskonzert: Sie spielt Klaviersonaten
von Mozart.
Susanne Wetterich
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 7
Porträt
Ein wunderbares GeschenkDer 91-jährige Bewohner Kurt Schmidt stellt seine Arbeiten im Paul-Collmer-Heim aus
Tischler hat er gelernt und Malen ist seine Leidenschaft: Kurt Schmidt lebt seit sechs Jahren im Paul-Collmer-Heim in Stuttgart. Dort ist nun seine Ausstellung mit kleinen Möbeln, Intarsienarbeiten und Mandala-Bildern zu sehen.
Malen und Zeichnen haben Kurt
Schmidt seit seiner frühen Jugend
begleitet und beglückt. Die Mandala-
Technik hat er sich allerdings erst im
Heim angeeignet. Die Zufriedenheit
und Geborgenheit im Paul-Collmer-
Heim habe es möglich gemacht, solch
schöne Arbeiten mit Liebe und Präzisi-
on zu fertigen, meint sein Sohn Rainer.
1917 in Roßlau an der Elbe geboren,
begann Kurt Schmidt bereits als Her-
anwachsender, Skizzen und Kalender-
blätter zu zeichnen. Nach seiner
Schreinerlehre wurde er zum Arbeits-
dienst eingezogen. In seiner Freizeit
tischlerte er Liebhaber-Stücke mit
Intarsienarbeiten, so einen schönen
Schrank für seine spätere Frau, die er
im Alter von 17 Jahren kennengelernt
und während des Krieges geheiratet
hatte. Bei der Wehrmacht war Kurt
Schmidt als Funker in Holland, auf
dem Balkan und zum Schluss beim
Cockpit-Bau für Flugzeuge bei der Fir-
ma Klemm in Böblingen eingesetzt.
1953 fl oh die mittlerweile vierköpfi ge
Familie mit lediglich zwei Taschen
schwerer wurde, zog er in die Nähe
seines Sohnes in das Paul-Collmer-
Heim in Stuttgart-Untertürkheim um,
das ihm wegen seiner holzgetäfelten
Wände besonders gut gefällt.
Bilder strahlen Liebe aus
Edeltraud Widmaier, die bis vor
einem Jahr die Therapiegruppe im
Paul-Collmer-Heim leitete, berichtet
von den Erfahrungen mit ihrem
„Schüler“: Als er neu ins Paul-Coll-
mer-Heim kam, besuchte er zunächst
die Gruppe „Tonen und Malen“.
Schnell jedoch habe er den Ton
weggelegt und sich mit den Holz-
werkzeugen beschäftigt. Es sei eine
wunderschöne Erfahrung für sie und
alle Mitglieder der Gruppe gewesen,
zu sehen, wie vertraut und routiniert
Kurt Schmidt mit Holz umgeht. Seine
Bilder strahlen viel Liebe aus und
seien ein „wunderbares Geschenk“.
Susanne Wetterich
Gepäck aus der DDR. Die schönen
Möbel mussten zurückbleiben. Über
Berlin kamen die Schmidts nach
Ebhausen bei Nagold, wo sie zunächst
im Bauernhof der Familie Köhler
unterkamen. Hier hatte Kurt Schmidt
bereits während seines Kriegseinsatzes
gewohnt und sich mit der Familie
angefreundet. Als Schreiner konnte
Schmidt bei der Firma Holzapfel in
Ebhausen anfangen, wo er knapp
25 Jahre lang tätig war, zunächst als
Schreiner, dann viele Jahre als Versand-
leiter. Einer seiner größten Aufträge
war, im neu gebauten UNESCO-Ge-
bäude in Paris die Möbel aufzustellen.
Im Ruhestand übernahm Kurt Schmidt
ehrenamtlich die Aufgabe des Kir-
chenpfl egers in Ebhausen. Um die
Renovierung des baufälligen Kirch-
turms fi nanzieren zu helfen, fertigte
er Fußbänke, deren Erlös in den
Kirchturm fl oss.
Nach dem Tod seiner Frau vor elf
Jahren lebte Kurt Schmidt zunächst
allein in seiner Wohnung in Ebhau-
sen. Als es mit dem Gehen immer
8 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
Gedanken zur Jahreslosung 2009 von Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July
„Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“
(Lukas 18,27)
Wer nur den lieben Gott lässt walten
und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten
in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott dem Allerhöchsten traut,
der hat auf keinen Sand gebaut.
Wir kennen die Geschichte, die unserer Jah-
reslosung vorausgeht. Wir nennen sie die
Geschichte vom „reichen Jüngling“. Dieser
reagiert auf die Forderung Jesu, alles weg-
zugeben, mit großer Traurigkeit, denn er ist
sehr reich. Tatsächlich kann Reichtum auch
zur Not werden. Gerade in Zeiten von Ban-
kencrashs, von großen Wertverlusten, von
Misswirtschaft und Fehlspekulationen an der
Börse wird uns bewusst, wie sehr Reichtum
und Sorgen zusammenhängen, wie sehr die
Fragen der Geldvermehrung zu einem Tunnel-
blick und Realitätsverlust führen können.
„Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr,
als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt!“
Jesu harte Reaktion auf die Traurigkeit des
Reichen wird zurechtgerückt durch den Satz
unserer Jahreslosung: „Was bei den Menschen
unmöglich ist, das ist bei Gott möglich!“
Loslassen schmerzt
Weggeben ist schwer. Je reicher jemand ist,
umso schwerer scheint es für ihn zu sein. Es
geht uns aber nicht nur bei materiellem Reich-
tum so, dass das Loslassen schmerzt. Gerade
beim Älterwerden merken wir, wie sehr es
weh tut, Dinge, die zu unserem persönlichen
Reichtum gehören, abzugeben. Ich spüre
selbst, dass mir Dinge, die mir in meiner Ju-
gend selbstverständlich waren, heute schwe-
rer fallen. Auf manche altvertrauten Gewohn-
heiten muss man allmählich ganz verzichten.
Die ersten Zipperlein machen einen Strich
durch manche Rechnung des Lebens. Vieles
geht mir nicht mehr so leicht von der Hand.
Das macht mich traurig. Es zeigt mir Stück um
Stück die Endlichkeit meines Lebens auf.
Wie schwer mag es einem älteren Mensch
fallen, seine vertraute Wohnung aufzugeben
und sein bekanntes Umfeld zu verlassen, um
die „letzte Wohnung“, ein Alten- oder Pfl ege-
heim zu beziehen. Das umfasst die ganze
Traurigkeit, die in dieser letzten Veränderung
des Alltags steckt.
Gott walten lassen
Georg Neumark, der Dichter des Liedes „Wer
nur den lieben Gott lässt walten“, gibt uns
eine Lebensregel auf den Weg, die helfen
kann, das Weggeben frühzeitig einzuüben.
Lass Gott allezeit in deinem Leben walten,
regieren, Verantwortung übernehmen, emp-
fi ehlt er uns. Du musst nicht immer alles
selbst schaffen und selbst erarbeiten. Denn
dann wirst du ganz schnell an Grenzen sto-
ßen, die dir die Unmöglichkeit zeigen, stets
selbst zu erreichen, was du dir vorgenommen
hast. Und diese Grenzen werden wehtun.
Verlass dich in deinem Leben auf Gott. Ihm ist
nichts unmöglich. Aber er wird dir nicht alles
geben, was du willst. Er wird danach schauen,
was du brauchst und was gut für dich ist.
Mantel der Hoffnung
Das bewahrt uns nicht vor der Traurigkeit,
wenn wir wieder etwas loslassen müssen.
Aber es umgibt diese Traurigkeit mit einem
Mantel der Hoffnung und der Gelassenheit.
Es hilft, die neue Situation anzunehmen. Eine
alte Dame in einem Altenheim, die ich kürz-
lich getroffen habe, meinte verschmitzt:
„Ich kann jetzt halt nur noch beten.“ Dieses
„halt“ drückte für mich solche melancholische
Einsicht aus, denn ich spürte, dass sie früher
einmal eine tätige, arbeitsame Frau gewesen
war, immer für andere da und immer bereit,
Aufgaben zu übernehmen. Aber jetzt war
dieser Lebensabschnitt zu Ende gegangen.
Und der verschmitzte Ton ließ mich spüren,
dass sie ihre Situation angenommen hatte,
und ich konnte einen gewissen Stolz auf
die neue Aufgabe, das Beten für andere,
heraushören.
Deshalb rät uns Georg Neumark im letzten
Vers seines Liedes zu einer fröhlichen Zuver-
sicht. Wer zuversichtlich auf Gott vertraut, auf
seinem Weg bleibt, betend mit ihm in Verbin-
dung steht, ihn singend lobt und wer jederzeit
und in jeder Lage das Seine getreu verrichtet,
so gut er es kann, der wird von Gott reich
gesegnet werden. Und der darf immer wieder
erfahren, dass bei Gott vieles möglich ist, von
dem wir nur träumen können. Und wem die
Kraft für eine solche Zuversicht versiegt ist,
der darf dennoch darauf vertrauen, dass er
liebevoll und zärtlich von Gott gehalten ist.
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu.
Denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.
Ihr
Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July
Impuls
Der Autor ist seit 1. September 2005 Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 9
Pflegebeispiel
Wer kommt, ist da und nimmt am Leben teilAlltag im beschützenden Wohnbereich des Karl-Gerok-Stifts in Vaihingen/Enz
Ein Vormittag im Wohnbereich A1 für demenziell Erkrankte bedeutet für den Besucher das Eintauchen in eine völlig andere Welt. Wenn es ihm gelingt, sich auf die besondere Atmosphäre einzulassen, wird er die Welt draußen wenigstens für kurze Zeit mit anderen Augen betrachten.
Auffallend ist der ständige enge Kon-
takt zwischen Betreuern und Betreuten.
Herr S. ist jedes Mal beruhigt, wenn
ihm die Hauswirtschafterin Helga von
Seggern auf sein ständiges Nachfragen
geduldig versichert, dass seine Frau
ganz bestimmt zum Nachmittagskaf-
fee kommen wird; Herr W. genießt es
offensichtlich, am Arm von Monika
Palmer, der Wohnbereichsleiterin, ein
Stück den Flur entlangzuspazieren;
Frau A. wiederholt ständig den Satz
„ich weiß nicht, wo ich bin“, lässt sich
aber mit dem Ausmalen von Vorlagen
von ihrer Angst ablenken; Herrn B.
plagt die Sorge, dass er für etwas nicht
bezahlt hat, und ist erst zufrieden, als
er von einer Praktikantin zu einem
Glas Apfelsaft eingeladen wird.
Neben der ständigen Zugewandtheit,
um den diffusen Ängsten der Bewoh-
ner zu begegnen, lassen die Mitarbei-
ter alle, die es wollen und noch kön-
nen, an ihren täglichen Arbeiten und
an ständig wechselnden Aktivitäten
teilnehmen. Dadurch bleiben vorhan-
dene Fähigkeiten erhalten oder wer-
den verschüttete Kenntnisse wieder
aktiviert. Frau W. steht am Herd und
rührt die Soße für das Mittagessen.
Von ihr weiß man, dass sie vor ihrer
Erkrankung leidenschaftlich gerne
gekocht und gebacken hat, weshalb
sie dabei gezielt mit einbezogen wird.
Biographie ist wichtig
Die Biographie und das Wissen um die
früheren Lebensgewohnheiten und
Vorlieben der Bewohner ermöglichen
es den Betreuern, die demenziell Er-
krankten zu fordern, weil sie wissen,
was sie ihnen zumuten können. Dabei
sind auch die Angehörigen und nahe
stehende Personen eine große Hilfe, sie
kennen die Gewohnheiten am besten
und können so allen Beteiligten vor
allem die Anfangszeit sehr erleichtern.
Aber auch als Besucher sind sie jeder-
zeit gern gesehen. „Wer kommt, ist da
Die lichtdurchfl uteten Räumlichkeiten
umschließen einen Innenhof, der im
Sommer als zusätzlicher Wohnraum
genutzt wird. Alle Bereiche sind mit
Möbeln aus der Erfahrungswelt der
Bewohner ausgestattet und großzügig
angelegt. Trotzdem sind auf engem
Raum mehr als zwanzig Menschen ver-
sammelt, die ganz unterschiedlichen
Beschäftigungen nachgehen. Der
Besucher gewinnt den Eindruck, dass
die Bewohnerinnen und Bewohner
den ständigen Kontakt mit den
Betreuern suchen und brauchen, um
sich geborgen zu fühlen. Sie scheinen
in einer Welt gefangen, die ihnen Angst
macht, sie verunsichert und immer
hilfl oser werden lässt. Deshalb ist jeder
Halt und jede Stütze, die das Pfl ege-
personal anbietet, wie ein Rettungs-
anker gegen den Sog des Vergessens.
Enger Kontakt zu Bewohnern
Die Mitarbeiter wissen, was den ihnen
anvertrauten Menschen gut tut, und
stellen sich voll und ganz auf ihre
Schützlinge ein. „Eine gute Betreuung
Demenzkranker kann nur dann ver-
wirklicht werden, wenn es gelingt,
das Erleben und die Denkvorgänge
zu verstehen und in den Mittelpunkt
aller Bemühungen zu stellen“, heißt
es in dem für diesen Wohnbereich
entwickelten Pfl egekonzept. Diese
Vorgabe wird von allen sehr bewusst
umgesetzt.
10 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
Pflegebeispiel
und nimmt am Leben teil“, damit fasst
die Hausdirektorin Ute von Querfurt
zusammen, was ihre Mitarbeiter be-
wusst jeden Tag neu gestalten.
Kristallisationspunkt Küche
Essen ist eine wichtige Konstante in der
Tagesstruktur, weshalb die von allen
Seiten leicht zugängliche Küche ein
wichtiger Kristallisationspunkt ist. Hier
wird ein Teil der Mahlzeiten mit Hilfe
der Bewohner zubereitet und gemein-
sam gegessen. Heute zieht das Aroma
eines würzigen Hackbratens, den die
hauswirtschaftliche Mitarbeiterin gera-
de aus dem Backofen zieht, durch den
Wohnbereich. „Wenn ich hier bin, sind
die Bewohner meine Familie, alles an-
dere bleibt draußen“, bringt es Helga
von Seggern auf den Punkt. Diese Ein-
stellung teilt sie mit ihrem Team. Den
Pfl egekräften wird ein hohes Maß an
Flexibilität und Einfühlungsvermögen
abverlangt. Sie müssen sich ständig
auf die jeweilige Verfassung der Be-
wohner einstellen, die alle ausgepräg-
ten Verhaltensauffälligkeiten zeigen
und unter einer mittelschweren bis
schweren Demenz leiden. Sie müssen
angemessen reagieren und in jeder
Situation eine Lösung fi nden, die dem
Kranken seine Würde lässt. Diese kon-
tinuierliche Betreuung erfordert ein
vorausschauendes und umsichtiges
Vorgehen, das immer wieder neu über-
dacht und den besonderen Bedürfnis-
sen jedes Einzelnen angepasst werden
muss. Das Team umfasst sechs Fach-
kräfte, davon vier mit gerontopsychia-
trischer Zusatzausbildung, und ebenso
viele Hilfskräfte. Durch ihre Stetigkeit
und Nähe vermitteln sie Sicherheit
und Geborgenheit, die demenziell
Erkrankte in hohem Maß benötigen.
Zahl Demenzkranker nimmt zu
Bedingt durch ihre Krankheit leiden
sie unter Störungen der Gedächtnis-
funktion. Es fällt ihnen schwer, Ent-
scheidungen zu treffen, sich verständ-
lich zu machen und die Anforderun-
gen des alltäglichen Lebens zu bewäl-
tigen. Dieses als Demenz bezeichnete
Krankheitsbild hat sich zum bedeu-
tendsten Gesundheitsproblem in den
alternden Gesellschaften entwickelt.
Studien haben ergeben, dass 2001
weltweit etwa 24 Millionen Menschen
an einer Demenz litten; nach aktuel-
len Schätzungen wird sich diese Zahl
alle zwanzig Jahre verdoppeln, so
dass 2040 mehr als 80 Millionen
Menschen an einer Demenz leiden
werden. Dabei ist die Alzheimer-
krankheit die Ursache für rund drei
Viertel aller Demenzzustände. Es gibt
keine Heilung, die Krankheit schreitet
langsam weiter fort und es müssen
verschiedene Maßnahmen ergriffen
werden, um den Verlauf so günstig
wie möglich zu gestalten. Deshalb
sind beschützende Wohnbereiche wie
in Vaihingen an der Enz ein durch-
dachtes Konzept, um diesen Menschen
einen Freiraum zu schaffen, in dem
sie nach ihren Bedürfnissen leben
und gleichzeitig Nähe, Toleranz und
Gemeinschaft erfahren können.
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 11
Altenhilfe aktuell
Immer mehr Menschen sind pflegebedürftigNeue Pflegestatistik: seit 1999 Anstieg um mehr als 10 Prozent
Die Zahl der Pfl egebedürftigen steigt
weiter an: Im Dezember 2007 waren
nach Mitteilung des Statistischen
Bundesamtes 2,25 Millionen Men-
schen in Deutschland auf regelmäßige
Pfl ege im Sinne des Pfl egeversiche-
rungsgesetzes (SGB XI) angewiesen.
Dies geht aus der aktuellen Pfl egesta-
tistik hervor. Gegenüber 1999, dem
Jahr der ersten Durchführung dieser
Erhebung, hat sich die Zahl der
Pfl egebedürftigen um 230 738 erhöht.
Das sind 11,4 Prozent mehr als noch
vor zehn Jahren.
In Baden-Württemberg stieg die Zahl
der auf Hilfe zur Pfl ege angewiesenen
Menschen laut Statistischem Landes-
amt im gleichen Zeitraum sogar
noch stärker an, nämlich um 26 161
beziehungsweise 12,4 Prozent. Rund
237 000 Menschen im Land waren
Ende 2007 pfl egebedürftig. „Bezogen
auf die gesamte Bevölkerung bedeutet
dies, dass 2,2 Prozent der rund 10,7 Mil-
lionen Bürger des Bundeslandes Leis-
tungen aus der Pfl egekasse erhalten“,
sagte die Präsidentin des Statistischen
Landesamtes, Dr. Carmina Brenner.
Die am 17. Dezember 2008 vom Sta-
tistischen Bundesamt veröffentlichte
„Pfl egestatistik 2007 – Deutschlander-
gebnisse“ basiert auf einer Erhebung,
die alle zwei Jahre zum Stichtag 31. De-
zember gemacht wird. Die Ergebnisse
belegen, dass sich der Trend hin zur
professionellen Betreuung, entweder
im Pfl egeheim oder durch einen
ambulanten Dienst, weiter verstärkt.
Am stärksten stieg der Anteil derer,
die in Pfl egeheimen betreut werden
und die heute insgesamt 32 Prozent
(Baden-Württemberg 35,4 Prozent)
der Pfl egebedürftigen ausmachen.
Gegenüber 1999 erhöhte sich die Zahl
der stationär Betreuten um 136 100
auf 709 311 Menschen im Jahr 2007,
was einer Zunahme um 23,7 Prozent
entspricht. 68 Prozent, also mehr als
zwei Drittel aller 2,25 Millionen Pfl e-
gebedürftigen, leben zu Hause. In den
ländlichen Regionen ist ihr Anteil
deutlich höher als in der Stadt. Von
ihnen wurden 504 232 von ambulan-
ten Pfl egediensten versorgt. Dies sind
88 943 oder 21,4 Prozent mehr als
1999. 1 033 286 Menschen wurden
Ende 2007 ausschließlich von Ange-
hörigen gepfl egt. Die häusliche Form
der Pfl ege ohne Inanspruchnahme
ambulanter Dienste ist damit erstmals
nicht mehr rückläufi g.
Obwohl immer noch fast die Hälfte
der Pfl egebedürftigen (46 Prozent)
allein von ihren Angehörigen gepfl egt
werden, wird eine Betreuung im
Heim oder die Hilfe von ambulanten
Pfl egediensten immer wichtiger:
709 311 Pfl egebedürftige (32 Prozent)
wurden in Pfl egeheimen betreut.
In Baden-Württemberg ist der Trend
zur professionellen Pfl ege im Heim
noch stärker ausgeprägt als im Bun-
desdurchschnitt: Hier leben 35,4 Pro-
zent der Pfl egebedürftigen in einem
Heim. Während sich die Zahl derer,
die einen ambulanten Pfl egedienst in
Anspruch nehmen, seit 1999 um 10,1
Prozent erhöht hat, ist der Anteil der
stationären Pfl ege um 28,1 Prozent
gewachsen. Quelle: Statistisches Bundesamt; Grafik: Ev. Heimstiftung GmbH, Stuttgart
Entwicklung der Zahl Pflegebedürftigerin Baden-Württemberg
65 548 66 97573 762 78 305
83 951
42 408 43 657 47 083 46 39046 684
102 881 100 092 103 339 100 672 106 363
1999 2001 2003 2005 2007
210 837210724(±0 %*)
224184(+6,4%*)
225367(+6,9%*)
+28,1%*
+10,1%*
+3,4%*
* im Verhältnis zur ersten Pflegestatistik 1999zu Hause durch Angehörige ambulant im Heim
236998(+12,4%*)
Pflegebedürftigein Deutschland 2007
Quelle: Statistisches BundesamtGrafik: Ev. Heimstiftung GmbH, Stuttgart
zu Hause durch Angehörigeambulant im Heim
insgesamt 2,24 Miodavon zu Hause 1,54 Mio
709000
1033000
504000
Quelle: Statistisches Bundesamt; Grafik: Ev. Heimstiftung GmbH, Stuttgart
12 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
„Ich sehe, wie die Augen strahlen“Ehrenamtliche leiten den „Haubenwasen-Chor“ in der Alfdorfer Pflegeeinrichtung
Drei Chormitglieder wollten an die-
sem Montagnachmittag bei dem
schönen Wetter lieber spazieren ge-
hen, aber 15 Bewohner des Stiftungs-
hofs im Haubenwasen hatten es sich
nicht nehmen lassen, zur Probe des
„Haubenwasen-Chors“ zu kommen.
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen“
stimmt Gerda Schnek als Erstes an
und alle stimmen ein. EHS-Liederbü-
cher sind in ausreichender Zahl vor-
handen. Die Wangen röten sich: „Es
steht eine Mühle im Schwarzwäldertal“,
„Lilli Marleen“, „Sah ein Knab ein
Röslein stehn“ schallen durchs Haus.
Weitere Bewohner gesellen sich dazu.
„Wir singen hier in wechselnder Be-
setzung“, erzählt Schnek, die gemein-
sam mit Lore Rehberger und Gerda
Jergentz die Gruppe ins Leben geru-
fen hat. Ein bettlägeriger Bewohner
wird kurzerhand mitsamt seinem Bett
dazugeschoben – und verstärkt den
Chor mit sicherer Bassstimme. Auch
Zuhörer fi nden sich ein, die ein paar
Takte mit einstimmen oder die Köpfe
im Takt wiegen. Begonnen hat alles
mit dem ehrenamtlichen Besuchs-
dienst, der mit der Neueröffnung des
Pfl egeheims im Sommer 2005 seine
Arbeit aufgenommen hat. Gerda
Schnek war von Anfang an dabei.
„Ich singe gerne und habe einmal
etwas vorgesungen. Da habe ich fest-
gestellt, dass die Bewohner sofort mit-
gesungen haben und dass sie daran
große Freude hatten. So ist die Idee
mit dem Chor entstanden. Friederike
Elmer, die Leiterin der Hauswirt-
schaft, hat mich darin bestärkt und
mir Mut gemacht.“
Auftritte bei Feiern und Festen
Inzwischen probt der „Haubenwasen-
Chor“ jede Woche im ersten Stock des
Pfl egeheims. Und die Probenarbeit
trägt bereits erste Früchte: „Wir sind
schon beim Sommerfest und bei ver-
schiedenen Veranstaltungen im Haus
aufgetreten“, berichtet Gerda Schnek,
die inzwischen auch selbst eine Map-
pe mit Liedern zusammengestellt hat.
Darin fi nden sich auch anspruchsvol-
le Kanons, die die Sänger mühelos be-
herrschen. „Schön war’s“, sagen alle,
als „Abendstille überall“ als letztes Lied
dieses Probennachmittags verklungen
ist. Und die drei Spaziergängerinnen,
die mittlerweile wieder eingetroffen
sind, schauen fast etwas neidisch.
Susanne Wetterich
Ehrenamt
Dass Singen Freude macht, hat Gerda Schnek bei ihrer ehrenamt-lichen Tätigkeit im Stiftungshof im Haubenwasen in Alfdorf-Pfahlbronn erfahren. Sie hat kurzerhand einen Chor gegründet.
NachgefragtWie sind Sie zu Ihrer ehrenamtlichen
Tätigkeit gekommen?
Es macht mir Freude, mit Menschen,
insbesondere aber mit alten Menschen
umzugehen. Früher habe ich im Rathaus
gearbeitet, heute bin ich im Ruhestand
und im Gemeinderat aktiv. Ich hatte schon
lange Verbindungen zum Pfl egeheim im
Kloster Lorch. Der damalige Heimleiter,
Günther Herrmann, hat mich gebeten,
den Besuchsdienst im neuen Pfahlbronner
Pfl egeheim aufzubauen. Das habe ich
gerne getan.
Wie häufi g kommen Sie in den
Stiftungshof am Haubenwasen?
Ich bin zwei- bis dreimal in der Woche da.
Da kenne ich natürlich alle Bewohner –
und alle kennen mich. Beim Besuchsdienst
kann ich meine Zeit fl exibel einteilen.
Anders ist es beim Chor – da muss man
natürlich regelmäßig montags da sein.
Was bedeutet Ihnen das Ehrenamt?
Wenn wir singen, sehe ich, wie die Augen
strahlen. Ich spüre die Zuneigung der alten
Menschen. Das ist ein großes Geschenk
für mich. Auch die Zusammenarbeit mit
Lore Rehberger und Gerda Jergentz erlebe
ich sehr positiv.
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 13
Doris Pflüger gehört fast schon zur FamilieSeit zwei Jahren sind Servicemitarbeiterinnen für die Mobilen Dienste Bad Mergentheim unterwegs
Doris Pfl üger wird schon sehnsüchtig
erwartet. Freudig wird sie vom Ehe-
paar N. begrüßt. Man kennt sich.
Die Servicemitarbeiterin der Mobilen
Dienste der Evangelischen Heimstif-
tung (EHS) vom Eduard-Mörike-Haus
in Bad Mergentheim wohnt im glei-
chen Dorf. Frau N. hat schon Kaffee
aufgesetzt. Bevor sie Doris Pfl üger mit
ihrem Mann allein lässt, werden
noch die wichtigsten Neuigkeiten
ausgetauscht und Verabredungen ge-
troffen. Wenn Christa N. dringende
Besorgungen zu erledigen hat, ruft sie
beim Mobilen Dienst an und bittet
darum, eine Servicemitarbeiterin vor-
beizuschicken. Aber nicht irgendeine,
es muss Doris Pfl üger sein.
Gemeinsam verbringen Pfl üger und
Herr N. die Zeit mit kurzweiligen Din-
gen: Kartenspielen, Fernsehschauen
oder einfach nur Reden. Der freundli-
che Landwirt genießt diese Stunden.
Er fühlt sich richtig wohl. Doris Pfl üger
gehört fast schon ein wenig zur Familie.
Die Dienstleistung, die Doris Pfl üger
für Herrn N. erbringt, ergänzt die pfl e-
gerische Versorgung durch die Fach-
kräfte der Mobilem Dienste, die den
80-jährigen ehemaligen Landwirt be-
treuen. Der Konkurrenzdruck machte
Silke Breuninger, Leiterin der Mobilen
Dienste, erfi nderisch. Die umtriebige
Pfl egedienstleiterin kam vor zwei Jah-
ren auf die Idee, Leistungen anzubieten,
die über die Pfl ege hinausgehen. Die
Bandbreite dieser so genannten „wei-
chen“ Angebote reicht von der Beglei-
tung beim Restaurant- oder Arztbesuch
bis zum Einkaufsservice. Am meisten
nachgefragt wird aber die gesellschaftli-
che Betreuung wie im Fall von Herrn N.
Pfl üger ist keine ausgebildete Fach-
kraft und kommt nur „auf Anforde-
rung“. Gemeinsam mit ihren drei
Kolleginnen im neuen Service der
Mobilen Dienste wird sie intensiv ge-
schult und weitergebildet. Regelmäßig
treffen sie sich zum Austausch in der
Zentrale der Mobilen Dienste.
Aus der Heimstiftung
Silke Breuninger
Doris Pfl üger (r.) zu Besuch beim Ehepaar N.Beim Spaziergang mit Frau S.
Der Mobile Dienst berechnet 15 Euro
pro Servicestunde. Ein großer Vorteil
für die Mobilen Dienste ist die hohe
Flexibilität und Mobilität. Der Service
kann rund um die Uhr abgerufen
werden, auch sonn- und feiertags. Die
Kunden zahlen alle diese Leistungen
aus der eigenen Tasche. Sie sind nicht
durch pfl egeversicherungsrelevante
Budgets abgedeckt.
So auch nicht der Besuch von Doris
Pfl üger bei Anna S. Die 92-jährige Dame
leistet sich den Luxus, ihren Chihua-
hua Trixi von ihr ausführen zu lassen.
Wenn sich die ältere Dame wohlfühlt,
geht es gemeinsam zum Spaziergang
in den angrenzenden Wald.
Silke Breuninger und Doris Pfl üger
sind erst dann zufrieden, wenn ihre
Kunden zufrieden sind. Dass dies so
ist, erfahren sie jeden Tag. Deshalb
sagen beide unisono: „Uns macht die
Aufgabe Spaß!“
Albert Thiele
14 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
Aus der Heimstiftung
Nach Hause ohne Sorgen – dank DiaNaEHS und Diakoniestationen haben in Stuttgart einen gemeinsamen Krankenhaus-Nachsorgedienst gegründet
Die Liegezeiten im Krankenhaus werden dank des medizinischen Fortschritts, aber auch in Folge der knapper werdenden Mittel im Gesundheitssystem immer kürzer. Der neue Dienst DiaNa kümmert sich jetzt in Stuttgart um Patienten, die sich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus nicht selbst versorgen können.
noch nicht ganz ausgepackt. Dazu
fehlte bisher die Zeit und dem Besu-
cher wird schnell klar, warum: Unab-
lässig geht das Telefon. Eine Dame
soll aus dem Krankenhaus entlassen
werden und erkundigt sich, was sie
tun muss. „Sie können loslassen und
sich auf zu Hause freuen“, erklärt An-
nette Gneuß, „Ihr Hausarzt hat be-
reits den neuen Medikamentenplan,
der Mobile Mittagstisch ist benach-
richtigt, der Pfl egedienst bringt die
erforderlichen Medikamente vorbei
und Ihre Nachbarin hat auch die Hei-
zung aufgedreht, damit es warm ist,
wenn Sie nach Hause kommen.“ Man
spürt richtig die Erleichterung der
Dame am anderen Ende der Leitung.
In einem anderen Fall ist der Medika-
mentenplan aus dem Krankenhaus
noch nicht einge-
troffen. Barbara Not-
tebaum erinnert die
zuständige Klinik-
station daran. Und
schon wieder klin-
gelt das Telefon.
Auch wenn es um
einen Kurzzeitpfl ege-
platz, Tagespfl ege
oder den Umzug in
ein Heim geht, wenn
der Mobile Mittags-
tisch vorübergehend ein warmes
Mittag essen liefern soll, Hilfsmittel
benötigt werden oder auch nur ein
Hausnotrufgerät für mehr Sicherheit
im Alltag angeschafft werden muss –
DiaNa kümmert sich darum. Notte-
baum und Gneuß halten dafür engen
Kontakt zu den Krankenhaus- und
Hausärzten, den Pfl egekräften und
Sozialdiensten in den Kliniken, bei
der EHS und den Diakoniestationen,
zu Sanitätshäusern und Apotheken.
Große Nachfrage
DiaNa war offensichtlich überfällig:
„Die Leute rennen uns die Bude ein“,
berichten die beiden erfahrenen
Pfl egeexpertinnen. Sie koordinieren
derzeit die Krankenhausaufenthalte
der Kunden von sieben Diakoniesta-
tionen des Kirchenkreises mit ihren
22 Pfl egebereichen, der Kurzzeitpfl ege
der Diakoniestationen, der Mobilen
Dienste der EHS mit seinen zwei
Stuttgarter Standorten und der vier
EHS-Pfl egeheime. Der kostenlose
Dienst steht darüber hinaus allen
offen, deren Entlassung aus einer
Stuttgarter Klinik ansteht.
Zu erreichen ist DiaNa unter:
Telefon 07 11/72 07 17 11
E-Mail: [email protected]
Susanne Wetterich
Vor allem ältere Menschen benötigen
nach einem Aufenthalt im Kranken-
haus noch Unterstützung und Pfl ege.
Damit ein reibungsloser Übergang
vom Krankenhaus in die eigene Woh-
nung oder in das Pfl egeheim gewähr-
leistet ist, haben die Evangelische
Heimstiftung (EHS) und die Diakonie-
stationen im Kirchenkreis Stuttgart
gemeinsam die Diakonie Nachsorge
(DiaNa) ins Leben gerufen.
Barbara Nottebaum von der EHS und
Annette Gneuß von den Diakonie-
stationen, beide gelernte Kranken-
schwestern mit langjähriger Erfah-
rung in der Pfl ege, haben im Juli
vergangenen Jahres ihr Büro in der
Hackstraße 12 bezogen. In dem
hellen Raum sind die Umzugskisten
Barbara Nottebaum und Annette Gneuß.
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 15
Der Sonntag ist ein ganz besonderer TagWie die Bewohner des Michael-Hörauf-Stifts den siebten Tag der Woche verbringen
Reportage
Gottesdienst, Hackbraten und Besuch von Angehörigen: Im Michael-Hörauf-Stift in Bad Boll, einer Einrichtung der Evange-lischen Heimstiftung, ist der Sonntag kein Tag wie jeder andere.
Die Glocken des Ulmer Münsters läu-
ten seit einigen Minuten die Gottes-
dienstbesucher zusammen. Das Ge-
läut kommt zwar vom Band – verfehlt
aber seine Wirkung nicht. Manche
sitzen bereits andächtig oder in sich
versunken auf den Stühlen im Fest-
saal, andere beeilen sich, um mit Hilfe
der Ehrenamtlichen noch rechtzeitig
über die Gänge zu gelangen. Zur sa-
kralen Atmosphäre des Raumes trägt
auch das große Holzkreuz bei, das der
Hausmeister gezimmert hat. Auf dem
Altar, einem mit weißem Leinen
überspannten Tisch, brennen zwei
Kerzen. Prädikantin Susanne Banhart,
schieden, darüber trägt sie eine feine
Strickjacke. Sie berichtet, dass auch
ihrem verstorbenen Mann der Got-
tesdienstbesuch immer wichtig ge-
wesen ist. Der heutige Sonntag geht
für sie verheißungsvoll weiter: Nach
dem Gottesdienst gibt es nämlich
Sonntagsbraten, auf den sie sich be-
sonders freut. Und wenn es ihrem
Neffen wieder besser geht, dann
kommt er am Nachmittag sogar
noch auf einen Besuch vorbei.
Was die Gottesdienste angeht, so ist das
Michael-Hörauf-Stift in einer glückli-
chen Lage. „Das Besondere ist, dass
wir das ganze Jahr über mehrere Pfar-
rer und Prädikanten bei uns haben“,
sagt Hausleiterin Gudrun Auracher.
In Boll gebe es viele Pfarrer im Ruhe-
stand, die auch mal kurzfristig ein-
springen würden. Und es gibt seit vie-
len Jahren Ehrenamtliche, die jeden
Bewohner, der am Gottesdienst teil-
nehmen möchte, es aber selbst nicht
schafft, in seinem Zimmer abholen.
die heute die Predigt hält, stellt das
Taufgeschirr aus der Boller Stiftskir-
che darauf. Sie nimmt das Mikro in
die Hand: „Im Namen des Vaters,
des Sohnes und des Heiligen Geistes
heiße ich Sie herzlich willkommen.“
Gott ist als Kind zu den Menschen
gekommen. Darüber will die Prädi-
kantin und Diplom-Religionspädago-
gin heute mit der Gemeinde sprechen.
Die Ehrenamtlichen gehen durch
die Reihen und verteilen Liedzettel.
„Wie schön leuchtet der Morgen-
stern“ singen die mehr als 30 Bewoh-
ner, Angehörigen, Mitarbeiter und
Ehrenamtlichen. „Die Taufe ist das
Zentrum unseres Glaubens und des
Christ-Seins“, fährt Susanne Banhart
fort.
In der zweiten Reihe sitzt Erna Kälbe-
rer. „Es vergeht kein Sonntag, an dem
ich nicht in die Kirche gehe“, sagt die
98-Jährige, als Gudrun Auracher, die
Leiterin des Michael-Hörauf-Stifts, sie
nach dem Gottesdienst in ihr Zimmer
begleitet. So hat es Erna Kälberer im-
mer gehalten und daran hat sich auch
nichts geändert, seit sie im Michael-
Hörauf-Stift ist. Zum Sonntag gehört
für sie besondere Kleidung: „Ich ziehe
immer etwas anderes an als unter der
Woche“, sagt die ältere Dame. Heute
hat sie sich für eine hellgrüne Bluse
zum dunkelgrünen Faltenrock ent-
16 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
Reportage
Für die vier anwesenden Ehrenamtli-
chen, die um die 70 Jahre alt sind, ist
der Gottesdienst an diesem Morgen
keine Zeit, in der sie sich zurückleh-
nen können: Es beginnt damit, dass
sie die Bewohner aus ihren Zimmern
in den Festsaal begleiten. Damit nie-
mand vergessen wird, erhält Wolf-
gang Winter davor für jeden Wohn-
bereich eine Liste mit den Namen der
Bewohner, die am Gottesdienst teil-
nehmen möchten, um damit die Hel-
fer zu koordinieren. Gemeinsam mit
seiner Frau Helga ist er schon seit acht
Jahren im Michael-Hörauf-Stift tätig.
Während des Gottesdiensts kümmern
sich die Ehrenamtlichen nicht nur um
die Liedzettel, sondern gehen auch
durch die Stuhlreihen, um Hände zu
halten oder ein tröstendes Wort zu
spenden. „Ich helfe gerne mit, weil ich
fi nde, dass auch die Bewohner Gottes
Wort hören sollten“, sagt Helga All-
mendinger. Es gebe ihnen Trost und
Kraft, zu spüren, dass Gott bei ihnen
ist. Diese Botschaft mit in die Woche
zu nehmen, sei sehr wichtig. Für
Dietlinde Peppel steht fest, dass auch
sie etwas in die Woche mitnimmt aus
der Zeit, die sie als Ehrenamtliche im
Pfl egeheim verbringt: „Die Bewohner
sind so dankbar für alles, was ihnen
noch möglich ist.“
Prädikantin Susanne Banhart gefällt
an den Gottesdiensten, dass sie so
lebendig sind: „Es kann sein, dass
ein Bewohner plötzlich das Bedürfnis
hat, zu reden, was ich dann irgendwie
in den Ablauf einbinden muss.“ Sie
nimmt es nicht persönlich, wenn
einmal jemand ein Nickerchen hält
und nicht jeder bis zum Ende bleibt.
Wichtig ist ihr, relativ kurz zu predi-
gen und Objekte mitzubringen, an
die die Bewohner mit ihren Lebens-
erfahrungen anknüpfen können.
Ein Stück Braten, dazu Nudeln und
zum Nachtisch ein Eis – das lässt sich
auch Lore Müller schmecken, die bis
vor kurzem in ein Heft mit Kreuz-
worträtseln vertieft war. Sonntag –
damit verbindet sie eine gute Tasse
Kaffee, mehr Ruhe als sonst, lieben
Besuch und gutes Essen. Dann meint
die 74-Jährige: „Hier ist eigentlich
jeden Tag Sonntag.“ Dieser Ansicht
ist sie, seit sie längere Zeit im Kran-
kenhaus verbringen musste und ihr
dort niemand beim Essen geholfen
habe: nicht einmal beim Zerkleinern
der Speisen.
In der Cafeteria, die am Nachmittag
geöffnet hat, haben es sich Brigitte
Werner und Martha Blessing bereits
gemütlich gemacht. Auch sie haben
am Morgen den Gottesdienst besucht.
„Wenn ich es in den Gottesdienst
schaffe, dann gehe ich hin. Manch-
mal schaue ich mir auch eine Predigt
im Fernsehen an – ich kann ja nicht
mehr in eine Kirche außerhalb des
Hauses“, sagt Martha Blessing und
ihre Nebensitzerin fügt hinzu: „Ich
bin sehr dankbar, dass der Sonntag
durch den Gottesdienst hervorgeho-
ben wird. Für mich wird er dadurch
zu einem Tag, an dem man sich be-
sinnt und der im Alltag nicht so ver-
rauscht.“ Sie sind sich einig: Der
Sonntag könne so ein Tag der Stille
sein, der ein Innehalten und schöne
Gespräche ermögliche – da müsse
nicht das volle Programm ablaufen.
Und während sie über den siebten Tag
der Woche nachdenken, sieht es ganz
danach aus, als ob auch dieser Sonn-
tag so ein Tag der Stille ist.
Mylena Baumann
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 17
Aus meinem Leben
nur ihrer wunderbaren Backkünste
wegen, sondern auch ein Stück weit
als Mutterersatz. Ich bin gerne in die
Schule gegangen und unheimlich
gerne Klassensprecherin gewesen.
Menschen um mich herum – was
konnte es Schöneres geben? Dann der
Besuch des dortigen Gymnasiums mit
Abitur und zur Abwechslung mancher
„Ritt übers Eis“: Leidenschaftlich
schnallte ich mir die Kufen unter die
Schuhe und ging Schlittschuhlaufen.
Mit 17 habe ich dabei meinen späte-
ren Mann kennen gelernt und ihn
vier Jahre später Mitte Oktober 1988
geheiratet. Ein Jahr zuvor begann ich
mein Studium an der Ludwigsburger
Fachhochschule und wurde Diplom-
verwaltungswirtin im gehobenen
Dienst. Eine spannende Aufgabe war-
tete auf mich an meiner ersten Stelle
am dortigen Landratsamt: geschiede-
ne Väter „verfolgen“, die ihrer Unter-
haltspfl icht nicht nachkamen. Sehr
spannend war auch eine Radtour mit
meinem Mann in dieser Zeit: Per Tan-
dem ging es von zu Hause bis nach
Flensburg und zurück! Daran denke
ich noch oft und sehr gerne.
Doch dann geschah etwas sehr Trau-
riges: 1992 starb meine über alles ge-
Weitläufige Wiesen- und Seenlandschaften in der alten ostpreußi-schen Heimat liebte Eva Wonner sehr – bis sie dann im Alter von vier Jahren mit Eltern und Geschwistern nach Deutschland übersiedelte. Doch auch im Schwäbischen fühlte sich die kontaktfreudige Frau rasch wohl, war glücklich im Beruf, gründete eine Familie – und dann der Schicksalsschlag: Multiple Sklerose! Doch die lähmende Krank-heit konnte ihr die Freude am Leben nicht nehmen. Eva Wonner hat sogar ein Buch geschrieben und eine Menge zu erzählen. Im Pflege-zentrum an der Metter mit seiner MS-Wohngruppe Haus im Linden-hain in Bietigheim-Bissingen fühlt sie sich sehr wohl.
Auch mit MS ein fröhlicher Mensch
KurzbiographieEva Wonner ist mein Name, geboren
bin ich am 2. Juli 1967 im ostpreußi-
schen Olsztyn (zu deutsch Allenstein).
Es gab noch zwei ältere Geschwister
und eine jüngere Schwester – ausrei-
chend allemal für eine glückliche Ge-
schwisterkindheit in der herrlichen
Seen- und Wälderlandschaft meiner
alten Heimat. Mein Vater war Lager-
verwalter, die Mutter war mit uns ge-
nug beschäftigt. Wir wurden als „die
Deutschen“ nicht sonderlich gemocht
und fühlten uns dort deshalb immer
weniger wohl, sodass meine Eltern
beschlossen, 1971 nach Deutschland
zu gehen. Mit dem Zug ging es über
das Aussiedlungslager Friedland nach
Bietigheim-Bissingen, wo ich auch
bald wieder viele Freunde hatte.
Auch die Uroma war mitgekommen.
Das war wichtig für mich, denn nun
musste auch meine Mutter arbeiten,
damit wir genug zum Leben hatten.
So schätzte ich meine Uroma nicht
Eva Wonner wohnt seit elf Jahren in der MS-Wohngruppe „Haus im Linden-hain“ in Bietigheim-Bissingen.
Mit den Geschwistern in der Kinderzeit um 1970.
Im blauen Müllsack als „Rockerbraut“ bei der Fasnet (Februar 1982).
Beim Abschlussball (1983).
Hochzeit (15. Oktober 1988).
Auf großer Tandemfahrt nach Flensburg (Ende der 80er Jahre).
18 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
Aus meinem Leben
liebte Uroma und ich wollte von die-
sem Ort Bietigheim, der mich doch so
sehr an sie erinnerte, erst mal weg. Und
so trat ich im August 1992 eine Stelle
als Regierungsinspektorin im fränki-
schen Ansbach an, wo ich die Auf-
sicht über die Gesetzlichen Kranken-
kassen hatte – mit eigener Sekretärin.
Es war eine anstrengende Arbeit, bei
der ich viel rumgekommen bin. Der
Tod meiner Uroma lag noch nicht lan-
ge zurück, als sich bei mir eine begin-
nende Multiple Sklerose (MS) bemerk-
bar machte: Erst sah ich Doppelbilder,
dann hatte ich Probleme beim Gehen.
Auch wenn es für mich ein gesund-
heitliches Risiko bedeutete, wollte ich
doch unbedingt ein Kind. Und wie
freute ich mich, dass es klappte! Am
8. Mai 1994 kam unser Sohn Janek
auf die Welt. Gleichwohl wollte ich –
und ging auch alsbald wieder – in
meinen Beruf zurück, zumal ich weit
mehr verdienen konnte als mein
Mann als Radio- und TV-Techniker.
Wir hatten ein altes Bauernhaus er-
worben und uns hergerichtet mit gro-
ßem Grundstück, mit Natur fast wie
in der alten ostpreußischen Heimat.
Doch die MS-Erkrankung zwang
mich schließlich, sie in einem auf
Multiple Sklerose spezialisierten
Pfl egeheim behandeln zu lassen.
Das fand ich in Kiefersfelden an der
österreichischen Grenze. Die drei
Monate dort im Jahr 1997 waren
schrecklich, so weit weg von Kind
und Mann. Zudem verstand mein
Mann meine Situation nicht und war
damit überfordert. Also wollte ich
wieder zu meinen Eltern nach Bietig-
heim, wo ich im Pfl egezentrum an
der Metter eine wohltuende Aufnah-
me fand. Im Frühjahr 1998 konnte
ich dann in die angegliederte Wohn-
gruppe im Lindenhain umziehen,
das speziell für die Pfl ege MS-kranker
Menschen ausgelegt ist.
Mein Mann hat sich dann 2006 von
mir scheiden lassen und meinen
Sohn bei sich. Janek besucht mich ab
und zu, er ist eine ganz große Stütze
für mich, denn er versteht mich.
2004 habe ich, mit Hilfe meiner
Freundin, ein Buch über meine Situa-
tion und Krankheit geschrieben,
denn es war und ist mein größter
Wunsch, davon zu erzählen und auch
davon, dass man mit „MS“ ein glück-
licher Mensch sein kann. Denn das
bin ich hier und freue mich über je-
den Kontakt zu Menschen innerhalb
wie auch außerhalb des Pfl egezent-
rums. Wenn ich noch mehr Kontakte
nach „draußen“ knüpfen könnte,
würde mich das sehr begeistern!
Hier gefällt mir besonders das Ge-
dächtnistraining, an dem ich zwei
Mal im Monat teilnehme.
Welches waren die schönsten Momente in Ihrem Leben?Das war, als ich geheiratet habe und
bald darauf unser Sohn Janek auf die
Welt kam. Aber auch mein FH-Studi-
um zähle ich dazu.
An welche Momente denken Sie nur ungern zurück?Als am 10. Januar 1992 meine Urgroß-
mutter gestorben ist. Und dann die
Diagnose „MS“ ein Jahr darauf mit
den Folgen meiner Krankheit.
Welche Ereignisse und Umstän-de haben Ihr Leben besonders geprägt?Das war natürlich in späteren Jahren
der Ausbruch meiner Krankheit mit
den Lähmungserscheinungen. Aber
ich denke dabei auch an die Jahre da-
vor mit Familienleben und – früher
wie heute – meine Freude am Umgang
mit Menschen um mich herum.
Was sind für Sie die wichtigsten Lebenserfahrungen, die Sie einem jungen Menschen mit auf den Weg geben würden?Lernen, hinter die „Fassade“ eines
Menschen zu schauen! Das halte ich
für das Wichtigste.
Christoph Ludwig
Wir bedanken uns bei Eva Wonner, die
uns freundlicherweise Fotos aus ihrem
privaten Fotoalbum zur Verfügung
gestellt hat.
Eva Wonner mit ihrem Sohn Janek am Einschulungstag (September 2000).
Eva Wonner mit ihrem geliebten Hund (1993).
Eva Wonner am Stehgerät zur Kräftigung der Beinmuskulatur (2007).
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 19
Das Diakonische Werk Württemberg hat ein Modell für den Zivil-dienst entwickelt, an dessen Ende eine abgeschlossene Ausbildung steht. Zivildienstleistende absolvieren ihren neunmonatigen Dienst. Nach drei weiteren Monaten haben sie zudem eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer abgeschlossen. Seit fast einem Jahr wird die Idee ausprobiert.
Zivildienst mit Aus-bildung verbindenRoy Hessler wird in Dornstadt zum Altenpflege-helfer ausgebildet
Roy Hessler nimmt an dem Modell-
projekt des Diakonischen Werks Würt-
temberg teil und lässt sich als „Zivi“
zugleich ausbilden. Am 30. September
2008 stieg der 19-jährige Berliner in
den Zug nach Ulm, um im Betreuungs-
und Pfl egezentrum Dornstadt seinen
Zivildienst zu beginnen. Er hat sich
bewusst für das neue Angebot der
Diakonie entschieden. Der Wechsel
von der Großstadt Berlin ins ländli-
che Dornstadt war für Roy Hessler
kein Problem. „Entweder ich fahre
ins Nichts oder ich fahre ins Glück“,
lautete seine Devise. Es wurde eine
Fahrt ins Glück, bestätigt der junge,
sympathische Zivi. „Die Ausbildung
macht sehr viel Spaß – ich lerne viel
Neues und kann mein Allgemeinwis-
sen erweitern. Irgendwann werde ich
auch einen Beruf in der Pfl ege ausüben.
Es ist eine tolle Idee, dass die Diakonie
dies möglich macht. Es ist für alle gut,
die später in einen pfl egerischen oder
medizinischen Dienst gehen wollen.“
Sein Traumberuf ist und bleibt der
Beruf des Allgemeinmediziners.
Zwei statt drei Jahre
Bis dahin ist es aber noch ein langer
Weg. Jetzt drückt er erst einmal die
Schulbank in der Berufsfachschule
für Altenpfl ege des „Diakonischen
Instituts“, die sich auf dem Gelände
des Pfl egezentrums befi ndet. In meh-
reren Blöcken zu je drei bis sechs
Wochen wird er hier ausgebildet.
Wenn Roy Hessler den Abschluss des
Altenpfl egehelfers geschafft hat, kann
Aus der Heimstiftung
er bei Interesse und Eignung anschlie-
ßend den Beruf des Altenpfl egers er-
lernen. Statt drei Jahre dauert die Aus-
bildung dann nur noch zwei Jahre.
Seine Haupttätigkeit bleibt in erster
Linie aber die eines „Zivi“. Im An-
schluss an die Zivildienstzeit von neun
Monaten schließt er dann mit der Aus-
bildungsstelle einen Ausbildungsver-
trag über drei Monate (Rest-)Ausbil-
dung zum Altenpfl egehelfer ab. Der
neunmonatige Zivildienst wird auf
die einjährige Ausbildung zum Alten-
pfl egehelfer angerechnet. So wird die
Prüfungsvoraussetzung von einem
Jahr Ausbildungszeit durch die letzten
drei Monate Ausbildung erfüllt.
Wenn die Prüfungsnote dann besser
als 2,5 ist, kann sich Roy Hessler zum
Altenpfl eger ausbilden lassen.
Hausdirektor Frank Köhler hat schon
positive Erfahrungen sammeln kön-
nen. Der erste Zivi hat seinen Dienst
in diesem neuen Modell-Projekt
schon erfolgreich beendet. Manuel
Rattka war der erste, der im Oktober
2007 mit der Ausbildung begann.
Jetzt studiert der junge Mann Medi-
zin und ist für Köhler eine willkom-
mene Aushilfe im Pfl egebereich und
der angehende Mediziner kann sich
sein Studium leichter fi nanzieren.
Für Frank Köhler ist das neue Modell
ein gutes Instrument, den Pfl egeberuf
auch für junge Männer attraktiv zu
machen.
Weitere Informationen zu der Ausbil-
dung für Zivis erteilt das Diakonische
Werk Württemberg, Klaus Pertschy,
Telefon 07 11/16 56-427.
Albert Thiele
20 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
Tochterunternehmen
Sandra Bormann, Küchenleitung im Haus an der Metter der EHS in Bietigheim-Bissingen, ist zufrieden. Motiviert und fröhlich geht sie wieder zur Arbeit. Vorher lag die alte Geschirrspülmaschine wie ein Stein auf ihrem Herzen. Die betagte Maschine war in die Jahre ge kommen. Technisch und ökologisch entsprach sie nicht mehr dem Standard moderner Geschirrspülmaschinen. Eine neue Maschine musste her. Die Sucherei ging los.
„Wir sind am Geschirr erstickt!“Neue Bandspülmaschine schont die Umwelt und bietet Einsparpotenziale
Zwei Faktoren kamen den Mitarbei-
tern vom Haus an der Metter dabei
zur Hilfe. Zum einen verfügen die
Fachleute von der Altenhilfe Beratungs
GmbH (ABG) aus Stuttgart, einer
Tochtergesellschaft der Heimstiftung,
über langjährige Erfahrungen mit
Küchenmaschinen aller Art, zum
anderen suchte die Firma Hobart aus
Offenburg Referenzkunden für ihre
neue Bandspülmaschine Premax FTP.
Bei gleicher Leistungskraft verbraucht
sie 180 Liter weniger Wasser und rund
50 Prozent weniger Energie und Che-
mie als herkömmliche Maschinen
vergleichbarer Größe. Auch der CO2-
Ausstoß wird erheblich gesenkt. Ein
dritter, glücklicher Umstand erleich-
terte die Entscheidung für die neue
Maschine. Hobart kooperiert bei ihren
Bandspülmaschinen mit der Spülmit-
telfi rma Ecolab aus Düsseldorf. Ein
Spezial-Gerät, der so genannte Ecolab-
Explorer, protokolliert den Verbrauch
der Spülmaschine an Spülmitteln.
Gemeinsam mit Vertretern beider
Firmen fand im Haus an der Metter
unter der Leitung von Rainer Schmidt,
Leiter Zentraleinkauf der ABG, ein
Workshop statt. Hier wurden das Für
und Wider der Investition auf den
Prüfstand gestellt. Das Ergebnis sprach
für die Anschaffung: Einsparmöglich-
keiten von knapp 15 000 Euro pro Jahr
wurden errechnet.
Seit März 2008 steht die neue Band-
spülmaschine im Haus an der Metter
und sie läuft nach Aussage von Küchen-
leiterin Sandra Bormann „prima“.
Nachdem erste Erfahrungen mit der
neuen Maschine gesammelt waren,
wurde das gesamte System des Ge-
schirrspülens umgestellt. Denn es
stellte sich heraus, dass die Spülma-
schine sehr häufi g ungenutzt im Leer-
lauf stand. Leerlaufzeiten bedeuten
unnötige Kosten. Der Spülplan wurde
geändert: Bisher war von sieben bis
zwanzig Uhr immer mindestens eine
Person mit Arbeiten an der Maschine
beschäftigt, zu Stoßzeiten waren es
zwei. Jetzt läuft das Reinigungsgerät
nur noch zu vier festen Zeiten täglich.
Sandra Bormann ist froh, dass man
sich für den Kauf entschieden hat.
Nach ihren Aussagen spart das Haus
an der Metter nicht nur die im Vor-
feld errechneten 15 000 Euro jährlich,
sondern die Umstellung der Spülorga-
nisation bringt nochmals 5 000 Euro
Einsparung im Jahr. „Früher“, so stellt
die Küchenleiterin zufrieden fest,
„war Spülen eines unserer Hauptge-
schäfte, heute ist es ein Nebenge-
schäft.“ Die neue Be- und Endlade-
technik führe zu einem weiteren posi-
tiven Nebeneffekt: Die Rückenschmer-
zen bei den Mitarbeiterinnen, die
die Maschine bedienen, schwinden.
So laufen jetzt 8753 Geschirr- und
Besteckteile täglich beschwerdefrei
durch die neue Bandspülmaschine.
Albert ThieleDer Ecolab-Explorer protokolliert den Verbrauch an Spülmitteln.
Sandra Bormann kann wieder lachen.
Rückenschonendes Arbeiten an der Maschine.
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 21
22 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
Aus der Heimstiftung
Richtfest in Engelsbrand-SalmbachAm 6. Februar war Richtfest für das Altenpfl egeheim „Haus Talblick“ in Engelsbrand-Salmbach. Nicht mal fünf Monate ist es her, dass der erste Spatenstich erfolgt ist. Im Herbst 2009 soll das neue Heim bezugsfertig sein. Neben 37 Einzelzimmern für pfl egebedürftige Senioren umfasst die Einrichtung auch jeweils sechs betreute Drei-Zimmer-Wohnungen sowie Zwei-Zimmer-Wohnungen, die vermietet werden. Das entstehende Heim tritt als Ersatzneubau die Nachfolge des baulich in die Jahre gekom-menen „Hauses Talblick“ der Familien Eckerle und Grambole in Grunbach an. Betreiber des „Hauses Talblick“ ist die Haus Talblick GmbH, eine Tochtergesellschaft der Evangelischen Heimstiftung. Beim Richtfest (v.l.): Prokurist Ralf Oldendorf, EHS, HD Martina Wagner, EHS, BGM Bastian Rosenau, De-kan Werner Trick, Gerd Reuschle, Firma Epple, Landrat Karl Röckinger, Jürgen Schwefel, Firma Epple.
Haus auf der Waldau: Baubeginn Sommer 2009Mit dem Neubau des Altenpfl egeheims Haus auf der Waldau in Stutt-gart-Degerloch kann noch vor den Sommerferien begonnen werden. Damit startet das 22-Millionen-Projekt nach langjähriger Wartezeit. Die Genehmigung des „Vorzeitigen Maßnahmenbeginns“ durch den Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) traf am Montag, 2. Februar, in der EHS-Hauptverwaltung ein. „Damit können wir, wenn das Haus auch dieses Jahr nicht auf die Förderliste des Landes kommt, anfangen“, sagt EHS-Hauptgeschäftsführer Wolf-gang D. Wanning. „Die Bewohner und ihre Angehörigen und die Mit-
arbeiter des Hauses haben jetzt Sicherheit.“ In Degerloch entsteht ein modernes Pfl egezentrum mit vielfältigen Angeboten für den ganzen Stadtteil und alle Generationen. Ein neues Pfl egeheim mit 100 Plätzen und ein Atriumgebäude mit 50 frei fi nanzierten Plätzen lösen den mitt-lerweile 40 Jahre alten Altbau mit derzeit 143 Plätzen ab. Daneben entstehen ein Gebäude mit 24 Plätzen für „Pfl egewohnen“, eine Mi-schung zwischen Pfl egeheim und Betreutem Wohnen, und 30 Betreute Wohnungen auf der Fläche des alten Pfl egeheims. Die Baugenehmi-gung für das neue Pfl egeheim liegt bereits seit Herbst 2007 vor. Aller-dings konnte mit dem Projekt bisher nicht begonnen werden, da die Zusage des Landes für die 2,43 Millionen Euro Fördermittel für den Ersatzneubau nicht vorlag. Nachdem die Stadt Stuttgart dem Haus auch für 2009 nicht die erforderliche Priorität eingeräumt hatte und mit dem Bau ohne Förderzusage nicht begonnen werden kann, drohte dem Vorhaben das Aus. Zwischen der Sozialverwaltung der Stadt und der EHS wurde daraufhin ein Kompromiss ausgehandelt, der die Unter-stützung der Stadt beim Genehmigungsverfahren für einen „Vorzeiti-gen Maßnahmenbeginn“, die Zusage, das Projekt für das Jahr 2010 auf den ersten Platz der städtischen Prioritätenliste zu setzen, und möglicherweise eine vorgezogene Auszahlung des städtischen Anteils an den Fördermitteln beinhaltete. Dieser Kompromiss war auch von Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster bestätigt worden, der „Vor-zeitige Maßnahmenbeginn“ wurde vom KVJS genehmigt.
Richtfest in BacknangKeine acht Monate nach dem ersten Spatenstich wurde am 27. November im Pfl egeheim Haus am Aspacher Tor Richtfest gefeiert. Im Herbst soll es fertig gestellt sein. Dann stehen im Haus 52 Pfl egeheimplätze zur Verfügung. Zudem sind 16 Wohnungen für Betreutes Wohnen im Bau. Das Investitionsvolumen beträgt zirka 6,9 Millionen Euro. Beim Richtfest (v.l.n.r.).: Architekt Helge Clauß, Pfarrer Tilman Wilborn, Prokurist Ralf Oldendorf, Landrat Johannes Fuchs, RD Karin Stiebler, Wolfgang D. Wanning, OB Dr. Frank Nopper, Martin Brezger, Geschäftsführer Mörk Bau GmbH & Co. KG, Dekan Wolfgang Traub.
Spatenstich in PoppenweilerAm 5. Dezember fand der Spatenstich für das Walter und Emilie Räuchle-Stift in Ludwigsburg-Poppenweiler statt. Die EHS baut hier ein Pfl ege-heim mit 32 Plätzen und drei Betreuten Wohnungen. Das Investitionsvo-lumen beträgt zirka 3,6 Millionen Euro. In unmittelbarer Nachbarschaft ist der Bau weiterer Betreuter Wohnungen durch die Firma Paulus ge-plant. Ein besonderer Dank gilt dem verstorbenen Ehepaar Walter und Emilie Räuchle, das den Bau des nach ihnen benannten Stifts durch eine großzügige Schenkung an die Evangelische Heimstiftung erst ermöglicht hat. Auf dem Foto (v.l.n.r.): RD Walter Kohler, Stadtrat Dr. Eckhart Bohn, Dekan Winfried Speck, Prokurist Ralf Oldendorf, Architekt Michael Kerker, Aufsichtsratsvorsitzender Helmut Mäule, Sozialdezernent Ferdinand Lauten-bacher, OB Werner Spec, Wolfgang D. Wanning, Stadträtin Gisela Fuchs.
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 23
Aus der Heimstiftung
Direktionswechsel in VaihingenAm 28. Januar wurde Hausdirektorin Ute von Querfurth (2.v.r.) verabschiedet. Die Theologin wechselt in den kirchlichen Beratungsdienst nach Stuttgart. Ihr Nachfol-ger wird Martin Walter (2.v.l.), bisher Hausdirektor im Haus am Schlösslesbrunnen in Sersheim. Als ehemaliger Qualitätsmanagementbeauftragter der EHS kennt Diakon Walter das Karl-Gerok-Stift schon sehr gut. Begleitet wird er in seiner neuen, an-spruchsvollen Aufgabe von Regionaldirektor Walter Kohler (1.v.l.). Hauptgeschäftsfüh-rer Wolfgang D. Wanning dankte Frau von Querfurth für ihr außerordentliches Engage-ment und wünschte dem neuen Hausdirektor Gottes Segen bei seiner neuen Aufgabe.
Helmut Mäule feiert 70. GeburtstagDer Aufsichtsratsvorsitzende der Evangelischen Heimstiftung GmbH (EHS), Helmut Mäule, feierte am 31. Januar seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass hatte die EHS zu einem Festakt geladen. Oberkirchenrat Helmut Beck, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, überreichte dem Jubilar für seine Verdienste und sein segensreiches Wirken in zahlrei-chen kirchlichen Werken das Goldene Kronenkreuz der Diakonie. Die Lauda-tio hielt Dr. Albert Sting, ehemaliger Direktor der Karlshöhe Ludwigsburg. Glückwünsche überbrachten der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec und der Sozialdezernent des Landkreises, Ferdinand Lautenbacher. Helmut Mäule ist seit 1994 Mitglied der Mitgliederversammlung der EHS und seit 2000 Aufsichtsratsvorsitzender des größten kirchlichen Altenpfl egeträ-gers in Deutschland. Neben dieser ehrenamtlichen Tätigkeit ist der Jubilar noch in weiteren Institutionen bürgerschaftlich engagiert. Er ist Mitglied im Präsidium der Deutschen Bibelgesellschaft, Stuttgart, Mitglied des Verwal-tungsrates der Karlshöhe, Lud-wigsburg, sowie Mitglied in der Mitgliederversammlung der Dia-konissenanstalt, Stuttgart. Vor seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2000 war Helmut Mäule Mitglied der Geschäftsführung der Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH, Ludwigsburg.
Neues Werkstattgebäude in LeutkirchDie EHS baut im Leutkircher Industriegebiet Nadlerstraße ein Werkstattgebäude, in dem zukünftig zwei Sozialunternehmen aus Isny eine Außenstelle betreiben werden. Die Werkstatt für behin-derte Menschen (WfbM) des Stephanuswerks Isny und die Firma START gGmbH (ein Tochterunternehmen der EHS und angesiedelt im Stephanuswerk Isny) werden sich die Produktionsräume teilen. Die WfbM wird auf diesem Weg die komplette Abteilung Akten-vernichtung nach Leutkirch verlagern. Zudem soll hier dann auch das Angebot im Bereich der Industriemontage ausgebaut werden. In Zukunft gibt es damit für den Raum Leutkirch wohnortnahe Arbeitsplätze für Menschen mit körperlichen oder psychischen Behinderungen. Die START gGmbH wiederum bietet als Integrati-onsfi rma sozialversicherungspfl ichtige Beschäftigungsverhältnisse speziell für Langzeitarbeitslose an. Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage nach solchen Beschäftigungsangeboten gerade aus dem Raum Leutkirch ist die Schaffung einer Außenstelle der bei-den Unternehmen eine notwendig gewordene und sinnvolle Er-gänzung zum allgemeinen Angebotsspektrum für Menschen mit besonderen Vermittlungshemmnissen. Die Lage in direkter Nähe zum Bahnhof und im Industriegebiet selbst ist sowohl für die Be-schäftigten als auch für Kunden aus der Wirtschaft optimal. Insge-samt werden in Leutkirch damit zunächst ca. 30 Arbeitsplätze entstehen. Die Bauphase hat mittlerweile begonnen und dürfte im späten Frühjahr 2009 abgeschlossen sein. Über die Entstehung dieser Arbeitsplätze in Leutkirch freuen sich (auf dem Foto
v.l.n.r.): Marion Natterer (Stadtverwaltung Leutkirch), Dirk Holst (Direktor des Stephanswerks Isny), Elisabeth Rupf-Bolz (START gGmbH), Rolf Jehle (WfbM), Hans-Jörg Henle (OB Leutkirch), Ralf Oldendorf (EHS), Erich Mayer (Bauunternehmer) und Ralf Blum (Architekt, AGB Stuttgart).
Neuer Tarif der Diakonie in WürttembergAm 19. Dezember hat die Arbeitsrechtliche Kommission, die Tarifkommission der Evangelischen Landeskirche und der Diakonie in Württemberg, einstim-mig den neuen Tarif der württembergischen Diakonie verabschiedet. Die Tarifeinigung beinhaltet die Übernahme des TVöD ab Januar 2009. Die im öffentlichen Dienst vereinbarten Tariferhöhungen werden nun umgesetzt. Für das Jahr 2008 wurde bereits ein Einmalbetrag von 750 Euro ausbezahlt. Neben dem TVöD können diakonische Träger in Württemberg gleichberech-tigt auch den Tarif der bundesweiten Diakonie (VR DW EKD) übernehmen, wenn vor Ort eine Dienstvereinbarung mit der Mitarbeitervertretung ge-schlossen wird. Außerdem sieht der Tarif Vereinbarungen zur Bestandssiche-rung diakonischer Einrichtungen vor. Damit soll rechtzeitig auf wirtschaftli-che Schwierigkeiten reagiert werden. Bereits im Juni letzten Jahres haben sich Dienstgeber und Dienstnehmer auf Eckpunkte des neuen Tarifs geeinigt. Die von Mitarbeitern und Dienstgebern paritätisch besetzte Verhandlungs-kommission hat nun ein halbes Jahr intensiv in vielen Detailfragen Kompro-misse erzielt und den Tarifvertrag redaktionell ausformuliert.
24 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009
Wandteppich gespendetAls Vertreter der Kirchen in Vaihingen/Enz übergaben Dekan Hartmut Leins, Pfarrer Ludwig Zuber und Pastor Johannes Browa eine Spende in Höhe von 750 Euro an das Karl-Gerok-Stift. Dieser Betrag kam durch das Opfer des ökumenischen Marktplatzgottesdienstes und durch weitere Beiträge der Vaihinger Gemeinden und des evangelischen Kirchenbezirks zustande. Diese Spende soll den Wandteppich mit biblischen Motiven in der Kapelle des Pfl egeheims mitfi nanzieren. Die Darstellung stammt von Christel Pfl aum aus Bietigheim. Sie zeigt Szenen aus Psalm 23 sowie aus Psalm 1.
SeniorenbegegnungDie ehemaligen Leitungskräfte der Evangelischen Heimstiftung treffen sich jährlich zur Senioren-begegnung im Ferienhotel des Stephanuswerks in Isny. Dieses Jahr fand die Begegnung vom 22. September bis 24. September statt. Fester Tagungsordnungspunkt ist immer der Bericht der Geschäftsführung. Hauptgeschäftsführer Wolfgang D. Wanning legte in seinem Vortrag den Schwerpunkt auf unternehmenspolitische Fragen, Prokurist Ralf Oldendorf berichtete über die um-fangreichen Entwicklungen im Baubereich. Geleitet wurde die Tagung vom Seniorenbeauftragten Heinz Hörning, ehemaliger Heimleiter der Hansegisreute in Heidenheim. Das Foto zeigt ihn bei der Begrüßung von Prokurist Ralf Oldendorf.
Neues Tochterunternehmen Die RTP-(Reha-Therapie-Pfl ege-)GmbH wurde bereits im Jahr 2006 gegründet, um durch Hinzugewinnung neuer Geschäftsfelder im Bereich der ambulanten Therapie ihre Mutter-gesellschaft – die Bad Sebastiansweiler GmbH – bei der wirtschaftlichen Sanierung zu unter-stützen. Die RTP-GmbH ist eine 100-prozenti-ge Tochter der Bad Sebastiansweiler GmbH. Auf Basis des beschlossenen Sanierungskon-zeptes der Bad Sebastiansweiler GmbH ent-steht derzeit ein ambulantes Therapiezentrum auf dem Gelände von Bad Sebastiansweiler, das der RTP-GmbH zur Nutzung zur Verfü-gung gestellt wird. Damit kann die neue Ge-sellschaft ihre Tätigkeit mit Beginn des Jahres 2009 aufnehmen. Die Mitgliedschaft im Dia-konischen Werk Württemberg ist beantragt.
Tastwände für das GeriatriumUm den Bewohnern des Geriatriums im Betreuungs- und Pfl egezentrum Dornstadt eine zusätzliche Be-schäftigungsmöglichkeit zu bieten, entstand die Idee, eine Tastwand zu gestalten. Für die Umsetzung die-ser Idee konnte die Altenpfl egeschule des Diakonischen Instituts gewonnen werden. Aktivierungslehrerin Karin Siegel besuchte gemeinsam mit den Schülern des Lehrgangs 50 das Geriatrium, um sich ein Bild über die Räumlichkeiten zu machen und über die Vorstellungen zu sprechen. Im Unterricht entstand dabei eine Vielzahl an verschiedenen Tafeln, die mit den unterschiedlichsten Farben und Materialien gestaltet wurden. Jeweils fünf dieser Tafeln ergeben die Tastwände die im Eingangsbereich des OG und EG angebracht sind. In einem kleinen feierlichen Rahmen wurden die Wände offi ziell übergeben, so hatte der Lehrgang noch einmal die Möglichkeit, die Tastwände vor Ort zu sehen. Wenngleich auch die meisten Bewohner Unterstützung bei der Erkundung der Wände brauchen, wird sie doch immer wieder gerne besucht. Vielen Dank an Karin Siegel und die Schüler des Lehrgangs 50 der Altenpfl egeschule. Silvia Sonnenburg
75 Jahre HeilbadIm Jahr 1933 wurde aus Sebastians-weiler das anerkannte Heilbad Bad Sebastiansweiler. Grundlage dafür war eine besondere Quelle. „Bad Sebastiansweiler würde es ohne das ortsgebundene Heilmittel nicht ge-ben“, weiß Geschäftsführer Volker Gurski. Das dort geförderte Schwefelwasser ist mit einem Gehalt von 40 Milligramm Schwefel pro Liter eines der stärksten in Europa. Seine heilende Wirkung kann es bei Ge-lenkerkrankungen wie Arthrose und bei Rheuma entfalten. Auch bei Hautkrankheiten wie der Schuppenfl echte ist es wirksam. Vieles hat sich in den vergangenen 75 Jahren geändert. Doch auf eines verweist Gurski mit Nachdruck und Stolz: Das Selbstverständnis und der einst formulierte Leitspruch haben heute noch Gültigkeit. Die Klinik soll „ein Ort der Erho-lung für Leib, Seele und Geist sein“. Zum Jubiläum gab es am Samstag, den 20. September einen Festakt. Ein Programmpunkt innerhalb der Feierlichkeiten war die Grundsteinlegung für das neue Schwefelbad. Die Landtagsabgeordneten Monika Bormann (CDU), Rita Haller-Haid (SPD) und Ilka Neuenhaus (Grüne) griffen zur Maurerkelle und zementierten einen Deckel auf den symbolischen Grundstein, der auf ewig versiegelt die aktuellen Ausgaben des Schwäbischen Tagblatts und des Reutlinger General-Anzeigers, gute Wünsche der Abgeordneten und einen Bibelpsalm enthalten wird.
Aus den Einrichtungen
„Aus der Heimstiftung“ 1/2009 25
Besuch aus Ghana„Eine Hausführung auf Englisch – das ist einmal eine ganz neue Herausforderung“, stellte Hausdirektorin Swantje Popp im Johannes-Sichart-Haus bei einem Besuch von fünf kirchlichen Mitarbeitern der presbyteria-nischen Kirche aus Ghana fest. Die Gruppe, die aus dem Volta-Tal in Ghana Anfang Juli für einige Tage an-gereist war, bestand aus einem Dekan mit seiner Ehefrau, einem Pfarrer, einer Mitarbeiterin der Frauenhilfe und einem Mitarbeiter der Jugendhilfe. Mit unseren Maßstäben ist das Gebiet eines Dekans in Ghana kaum zu vergleichen: 300 Kilometer fährt er vom einen Ende seines Bezirks zum anderen. Eingeladen wurden die Ghanaer durch Dekan Büsing aus Wertheim, der schon vor einigen Monaten dort zu Gast war. Während ihres Aufenthalts im Main-Tauber-Kreis waren die Besucher in zahlreichen kirchlichen und öffentlichen Insti-tutionen zu Gast. Das Johannes-Sichart-Haus besuchten sie insgesamt dreimal. Dort wurden sie mit an ihrem Geschmack orientierten Speisen bewirtet – für die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung auch ein-mal ein neues Geschmackserlebnis. Begeistert waren sie von der besonderen Gestaltung des Demenz-Wohn-bereichs und der technischen Ausstattung einer Pfl egeeinrichtung in Deutschland. Sie schilderten Hausdirek-torin Popp, dass die Zahl der alten Menschen, die in Zukunft in Afrika nicht mehr durch die Familie versorgt werden können, stetig steigt und so ein zunehmender Bedarf an Einrichtungen wie die der EHS besteht.
„König Kunde“ zertifiziertHausdirektor Achim Holl konnte sich mit seinen Angestellten und Bewohnern im Giengener Paul-Gerhardt-Stift über die Zertifi zierung zum Gütesiegel „König Kunde“ freuen. Sie wurde für besondere Leistungen im Bewohner- und Angehörigenservice und der Kunden-orientierung verliehen. Aus dem Abschlussbericht ist zu entnehmen, dass an das Paul-Gerhardt-Stift exzellente 99,33 Prozent der maxima-len Punkteanzahl vergeben wurden. Somit hat die Traditionseinrich-tung der EHS als erstes Pfl egeheim in Deutschland mit Bravour diese begehrte Auszeichnung erreicht. Die Ausbildung von Bereichsleiterin Renate Fischer im Januar dieses Jahres zum Qualitätscoach beim Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbe im Programm „Service-qualität Baden-Württemberg“ bildete die Grundlage für diese positive Entwicklung. Die von ihr erstellten Qualitätsstandards wurden auf alle derzeit 123 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des stationären und ambulanten Dienstes transferiert. Anschließend unterzog sich das Stift einer externen, völlig anonymen Prüfung, ähnlich der Bewer-tung bei Sternerestau-rants. Mit dem heraus-ragenden Ergebnis unterstreicht das Paul-Gerhardt-Stift wieder-um seinen Ruf als das Haus der „Ersten Klasse“ für Senioren.
JahresgedenkgottesdienstOft werden die EHS-Mitarbeiter gefragt, was ein Pfl egeheim der Evangelischen Heimstiftung von anderen nichtkirchlichen Heimen unterscheidet. Die Antwort fällt nicht immer leicht. Meist sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachen. Am 21. November war dieser Unterschied im Karl-Wacker-Heim in Stuttgart-Botnang erfahrbar: Zum ersten Mal hatte das Heim zu einem Jahresgedenkgottesdienst für die verstorbenen Bewohnerinnen und Bewohner geladen. Pfarrer Dr. Karl Hardecker von der evangelischen Kirche und Diakon Heinz Henne von der katholischen Kirche feierten mit Bewohnern und Ange-hörigen einen Gottesdienst zu Ehren der Verstorbenen. Unterstützt und beglei-tet wurden sie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Karl-Wacker-Heims, die für jeden Verstorbenen eine Kerze auf den Altar stellten. Gleichzeitig wurden die Namen der Verstorbenen verlesen. Eine ergreifende und feierliche Szene. Fünf Tage später wurde