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Zwanzig Jahre Bindungsforschung in Bielefeld und Regensburg Gottfried Spangler und Karin Grossmann.

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Zwanzig Jahre Zwanzig Jahre Bindungsforschung in Bindungsforschung in Bielefeld und Regensburg Bielefeld und Regensburg Gottfried Spangler und Karin Grossmann
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Zwanzig Jahre Zwanzig Jahre Bindungsforschung in Bielefeld Bindungsforschung in Bielefeld und Regensburgund Regensburg

Gottfried Spangler und Karin Grossmann

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Barbara Stavrou / Julia Maas 2

EinführungEinführung

Großer Aufschwung der Bindungsforschung in 60er und 70er Jahren

Bindungsforschung in Deutschland zunächst auf eine Arbeitsgruppe beschränkt:

um und unter Klaus Grossmann ab 1974 in Bielefeld, ab 1978 in Regensburg langfristig und fundiert angelegte Längsschnittstudie

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Wie kam Klaus Grossmann zur Wie kam Klaus Grossmann zur Bindungsforschung?Bindungsforschung?

3 Phasen: Psychologiestudium 1957-1961:ganzheitlich orientierte

Denkweise von Kurt Bondy Promotionsstudium in USA: behavioristische Denkweise Habilitationszeit an zoologischen Institut Freiburg, ab 1965:

verhaltensbiologische bzw.evolutionäre Denkweise (Konrad Lorenz)

Weg zur Bindungstheorie, der er sein ganzes Lebenswerk widmete

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Beginn der Bindungsforschung in BielefeldBeginn der Bindungsforschung in Bielefeld

1969 erste große theoretische Schriften von John Bowlby 1973 Klaus Grossmann übernimmt Mary Ainsworth`s Methode

zur Erfassung von Verhaltensbeobachtungen zum Bindungsverhalten eines Kindes

erste Forschungsideen und zur Bielefelder Längsschnittstudie

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Entwicklung der Bielefelder StudieEntwicklung der Bielefelder Studie

Pilotstudien zur methodischen Vorbereitungen

1. Training im St. Franziskus- Krankenhaus Bielefeld

a) erfassen des kindlichen Verhaltensrepertoire

b) erste Erfahrungen mit Beobachtungen unter Alltagsbedingungen (Ainsworth`s Methode)

2. Einführung des „Frühkontakts“ und des „Rooming-in“ zur Untersuchung

1976 Beginn der Bielefelder Stichprobe

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Längsschnittuntersuchung in Bielefeld und Längsschnittuntersuchung in Bielefeld und Regensburg zwischen ca. 1976 und 1995Regensburg zwischen ca. 1976 und 1995

Zwei große Studien:

Bielefeld: ab 1976, erste Datenerhebung im Neugeborenenalter, dann weitere Untersuchungen im Alter von 2, 6, 12, 18, 24 Monaten,dann mit 3, 5, 6, 10 und 16 Jahren

Regensburg I: ab 1980, Kinder 12 Monate alt, dann weitere Untersuchungen im Alter von 18 Monaten, 4, 5, 6, 7, 8 Jahren

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Längsschnittuntersuchung in Bielefeld und Längsschnittuntersuchung in Bielefeld und RegensburgRegensburg

Drei kleine Studien Regensburg II: ab 1983, Kinder 3 Jahre alt, dann weitere

Erhebungen mit 3 1/2 , 6, 7 Jahren

Regensburg III: ab 1983, Beobachtungen im Neugeborenenalter, weitere Erhebungen mit 3, 4, 6, 9, 12, 18, 36 Monaten

( Schwerpunkt = psychobiologischer Aspekt in der Bindungsentwicklung)

Regensburg IV: ab 1993, Kinder ein Jahr alt, Erhebung mit 2 Jahren, weitere im Schulalter geplant

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3 Verhaltensweisen, die erfasst wurden3 Verhaltensweisen, die erfasst wurden

Emotionale Organisation der Kinder und Bindungspräsentation der Eltern

Elterliches Interaktionsverhalten: verschiedene Alterszeitpunkte und Situationen

Individuelle Eigenschaften im Bezug auf intellektuelle und motivationaler Entwicklung und Selbstkonzept

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Epoche IEpoche I

Bindungsentwicklung im ersten LebensjahrBindungsentwicklung im ersten Lebensjahr (ab 1976)(ab 1976)

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EpocheEpoche I

Untersuchungsgegenstand Bielefeld:

Entwicklung individueller Unterschiede in der Bindungsqualität im ersten Lebensjahr und Determinanten

Methode:

Ainsworthsches Vorgehen, zusätzlich ein Ethogramm der Neugeborenen

Ergebnisse:

Hälfte der Kinder unsicher gebunden, großer Teil unsicher- vermeidendes Bindungsmuster (amerik. Untersuchungen: 2/3 sicher-gebunden)

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Eine unabhängige Analyse der Videobänder durch amerikanische Experten brachten identische Befunde

Ungewöhnliche Verteilung der Bindungsmuster entfachte internationale Diskussion

Epoche IEpoche I

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Epoche IEpoche I

Unterschiedliche Erklärungen der Ursachen & Angemessenheit der Bindungsmuster

Hinde: Kulturrelativismus

Bowlby: Vorhersagen bestimmter Beziehungsentwicklungen unabhängig vom kulturellen Mehrheitsverhältnis

Widerspruch forderte weitere Längsschnittstudien heraus

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Epoche IEpoche I

Regensburg IRegensburg I

Ergebnisse:Ergebnisse:Verteilung der Bindungsqualitäten mit internationalen Zahlen vergleichbar: 56 % der Kinder sichere Bindung zur Mutter, 49% zum Vater

Fazit:Fazit:Vermeidende Muster nicht spezifisch „deutsches“ Phänomen, sondern Unterschiede der Verteilung zwischen Stichproben bestehen innerhalb nicht zwischen Kulturen

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Epoche IEpoche I

Befunde über die Bedeutung mütterlicher Feinfühligkeit in Befunde über die Bedeutung mütterlicher Feinfühligkeit in Bielefeld:Bielefeld:

„ Ein feinfühlig liebevoller, behutsamer Umgang einer Mutter mit ihrem Säugling im ersten Lebensjahr scheint zu einer sicheren Bindung des Säuglings an seine Mutter zu führen, unabhängig von den kulturellen Einflüssen und Vorschriften einer Kultur…“

Auch in Regensburg III ging sichere Bindung mit höheren Feinfühligkeit einher, weitere amerikanische Auswertungen belegen dies

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Epoche IEpoche I

Bindungsforscher: Bindungsforscher: Umgang der Eltern - Haupteinfluss auf die EntwicklungUmgang der Eltern - Haupteinfluss auf die Entwicklung

Sehr ungünstige Temperamente einer Mutter erschweren feinfühligen Umgang mit Säugling

In Bielefeld: Säuglinge mit schwierigem Temperament, trotz durchschnittlicher mütterlicher Feinfühligkeit, keine sichere Bindung zur Mutter (Regensburg III weist auch individuelle Dispositionen auf)

Wechselwirkung von kindlichen und mütterlichen Verhalten

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Epoche IEpoche I

Fazit:

Bindungssicherheit durch mütterliche Feinfühligkeit vorhersehbar, Desorganisation in der Bindung spiegelt jedoch Defizite in der Verhaltensorganisation der Neugeborenen wieder

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Epoche IIEpoche II

Auswirkungen der Bindungsqualität im Vorschulalter bzw. Schulalter

(ab ca. 1980)

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Epoche IIEpoche II

Untersuchungsgegenstand:

Frage nach Konsequenzen unterschiedlicher Bindungssicherheit Erkenntnis:

Neben emotionaler Bindungsbeziehung gibt es eine unabhängige Spielbeziehung

kognitive Aspekte nicht von Bindungssicherheit betroffen

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Epoche IIEpoche II

Motivationale Unterschiede bei 2 bis 5-jährigen

Sicher gebundene Kinder zeigen:

Bessere Anstrengungsregulation, ausgeprägtere Sozialkompetenz, mehr emphatische Reaktionen, weniger Aggressivität, effektivere Konfliktlösestrategien, mehr Optimismus, bessere Spielkonzentration

Einfluss der Bindung auf kognitiven Bereich nur, wenn Emotionen relevant werden

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Epoche IIEpoche II

Aushebung der Regensburger Längsschnittstudie III von Aushebung der Regensburger Längsschnittstudie III von Inge Inge LoherLoher 1986 und 1986 und Beate SchildbachBeate Schildbach

Zentrale Frage:

Wirkt sich ein positives sozial- emotionales Klima in der Familie auf Konzentration und Problemlösesituationen aus?

Ergebnis:

3jährige und 6jährige Kinder mit positiven häuslichen Klima bzw. feinfühligem Mutterverhalten -> mehr Konzentration, weniger Belastung und ausweichendes Verhalten

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Epoche IIIEpoche III

Kontinuität individueller Unterschiede in der Kontinuität individueller Unterschiede in der Bindungsqualität (ab ca. 1983)Bindungsqualität (ab ca. 1983)

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Epoche III: Epoche III:

Untersuchungen wesentlicher Fragen der Bindungsforschung:

Zeigen Kinder, welche im ersten Lebensjahr eine sichere Bindung aufweisen, auch später im Verhalten oder in ihren Vorstellungen/Repräsentationen Hinweise auf eine sichere Bindung?

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Test/ Versuche:

Kinder der Bielefelder Gruppe, die inzwischen 6 Jahre alt waren, wurden Bilder mit Trennungsszenen vorgelegt

Ergebnisse:

Sicher gebundene Kinder zeigen emotionale Betroffenheit, aber auch Zuversicht über baldige Rückkehr der Eltern oder anderweitiger Hilfe

Bei unsicher gebundenen Kindern wurden mit Trennung verbundene negative Gefühle oft verleugnet oder sie waren zu überwältigend, um einen Ausweg zu ermöglichen

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Epoche III

Folgen/ Konsequenzen:

1985 Dissertation Ulrike Wartner : Erfassung Bindungsqualität der mittlerweile 6 Jahre alten Kindern aus Regensburg I

der Vergleich mit den Ergebnissen aus Regensburg I weisen auf eine – zumindest das Vorschulalter überdauernde - Kontinuität

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Epoche IIIEpoche III

Parallele Untersuchungen:Betrachtung des Themas Kontinuität aus transgenerationaler Perspektive

Frage:Inwieweit spiegeln sich Bindungspräsentationen von Eltern in ihren Bindungsbeziehungen zu ihren Kindern wieder?

Test/ Versuch:Bindungsinterviews

Ergebnisse:Bindungsqualität der Kinder konnte durch die Bindungsrepräsentation der Mutter vorhergesagt werden

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Epoche IIIEpoche III

Weitere Untersuchungen:Weitere Untersuchungen:

1992 führte Peter Zimmermann in seiner Dissertation an den Bielefelder Jugendlichen, die jetzt 16 Jahre alt waren, das Adult Attachment Interview (AAI) durch dies war international die erste Kontinuitätsüberprüfung von der frühen Kindheit bis zum Jugendalter

Ergebnisse bzw. Konsequenzen:

Vorhersage der Bindungsrepräsentationen von Kindern zu Jugendlichen nicht möglich

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entscheidende Einflussvariante:

Auftreten von kritischen Lebensereignissen

(Krankheit, Scheidungen, Sterbefälle, u.ä.)

Befunde deuten auf ein Entwicklungsmodell hin, dass weniger lineare Stabilität von Verhaltensmustern vorhersagt, als vielmehr die Erforschung vielfältiger Einflussgrößen erforderlich macht

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Epoche IIIEpoche III

Weitere Auswirkungen:Weitere Auswirkungen:

Regensburg

Methode nach Elisabeth Fremmer – Bombik

1993 AAI – Workshop von Mary Main und Erik Hesse

Inhalt des AAI- Workshops:

Einführung der Mainschen Auswertungsmethode

Teilnehmer:

Mitarbeiter Regensburger Forschungsgruppe und weitere europäische Wissenschaftler

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Biologische Grundlagen der Entwicklung Biologische Grundlagen der Entwicklung (ab 1986)(ab 1986)

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Epoche IVEpoche IV

Einführung:

Wintersemester 1985/ 86:

Aufenthalt von Klaus und Karin Großmann im National Institute of Mental Health in Washington/Bethesda bei Steven Suomi

reger Gedankenaustausch mit verschiedenen psychophysiologisch bzw.psychobiologisch orientierten Wissenschaftlern

grundlegende Ideen für Forschungsprojekt, von Gottfried Sprangler: Regensburg III

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Frage:

Inwieweit äußern sich individuelle Unterschiede in der Bindungsqualität in spezifischen physiologischen bzw.biologischen Reaktionen bei der Aktivierung des Bindungsverhaltenssystem – ausgehend von biologischen Grundlagen der Bindung?

Speziell geht es um Angemessenheit der Fremden Situation für Erfassung der unterschiedlichen Bindungsmuster

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Hintergrund:

Kritik von verschiedenen Seiten an Erfassung von Bindungsqualität durch Fremde Situation

Gründe:

Bindungsqualität kann nur sinnvoll in Situationen erhoben werden, in denen es zur Aktivierung des Bindungssystems kommt

Frage:

Inwieweit ist die Fremde Situation dazu geeignet?

Kagan vermutete, die unsicher- vermeidenden Kinder könnten in Fremden Situationen selbstständiger sein.

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Epoche IVEpoche IV

Einfluss aus der vergleichenden Forschung:Einfluss aus der vergleichenden Forschung:

Aus vergleichender Forschung abgeleiteten Modelle über Zusammenspiel zwischen Verhaltenssystemen und physiologischen Reaktionen

Befunde konnten eindeutig im Sinne der Bindungstheorie interpretiert werden:

Eine Aktivierung des Bindungsverhaltenssystems durch Trennung von Bezugsperson erfolgt bei allen Kindern

physiologischer Nachweis: erhöhte Herztätigkeit während Trennung

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Epoche IVEpoche IV

Unterschiede:

bei unsicher gebundenen Kindern

gesteigerte Nebennierenrindenaktivität (Cortisol)

Nebennierenrindenaktivierung:

Aus vergleichenden Forschung ist bekannt, dass eine Nebennierenrindenaktivierung vor allem dann zustande kommt, wenn Verhaltensstrategien zur Bewältigung unangemessen oder nicht verfügbar sind

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erstmals externe Validierung der Fremden Situation und der daraus abgeleiteten Bindungsverhaltensmuster

zur Vertiefung dieser Erkenntnisse: 1991 Stichprobe von über 100 Kindern in Regensburg IV

Ziel :

Replikation der psychobiologischen Befunde zur Fremden Situation, die nach erster Sicht der Daten zumindest teilweise gelang

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Michael Schieche geht in seiner Dissertation über eine Replikation hinaus:

zum einen hat er als einen weiteren biologischen Marker das Immunglobulin A erfasst,

zum anderen untersucht er, inwieweit sich auch in nicht primär trennungsbezogenen- d.h. in nicht bindungssystemsaktivierenden – Situationen ähnliche Zusammenhänge zwischen der Adäquatheit von Bewältigungsstrategien und endokrinen Reaktionen zeigen

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Fazit/ ZusammenfassungFazit/ Zusammenfassung

Forschungspensum von zwei Jahrzehnten: Bielefeld und Regensburg: 5 Längsschnittstudien Untersuchungen an fast 300 Kindern und ihren Familien

= für alle Kinder liegen Beobachtungs- und Testdaten seit früher Kindheit vor, einige Kinder sind heute erwachsen

Insgesamt: 100 000 Minuten Beobachtungsdaten (2/3 Video, 1/3 Protokolle)

60 000 Minuten Interviewdaten, im Rahmen von ca. 130 Diplomarbeiten und 12 abgeschlossenen bzw.5 noch unfertigen Dissertationen und einer Habilitation erhoben/ ausgewertet wurden.

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Eine Zukunftsperspektive:Eine Zukunftsperspektive:

einmalige Chance und Herausforderung für Reanalysen, neue längsschnittlich orientierte

Forschungsfragen, anhand derer eine ganze Lebensspanne umfassende Entwicklungspsychologie Wissen über Kontinuität und Veränderung sowie deren Einflussfaktoren gewonnen werden kann

Bindungsforschung eingebettet in ein wissenschaftliches Kooperationsnetz mit internationaler Verflechtung


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